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Donnerstag, 31. August 2023

Ansichten aus Wolkenkuckucksheim #45

Sagen wir's, wie es ist, Freunde: Die zurückliegende Woche hat mich ziemlich geschlaucht. Dabei war gar nichts "Besonderes los", außer dass meine Liebste wieder arbeiten geht, unser Jüngster darüber ziemlich sauer (und entsprechend launisch und unausgeglichen) ist und das Tochterkind kurz vor der Einschulung steht. In summa hatte ich alle Hände voll zu tun mit dem Versuch, den Bedürfnissen aller Familienmitglieder gerecht zu werden, und wenig Zeit für meine eigenen. Habe dieses Wochenbriefing daher nur mit Ach und Krach fertig bekommen und dabei (wieder einmal) einige der sonst üblichen Rubriken eingespart. Dafür, dass der Artikel trotzdem nicht signifikant kürzer geworden ist als sonst, ist hauptsächlich meine Auseinandersetzung mit der "Humanae vitae"-Debatte beim Katholikentag 1968 (im Rahmen der Rubrik "Was ich gerade lese") verantwortlich... aber seht selbst! 



Spandau oder Synodalien 

Mal wieder ein "Remix" aus zwei regelmäßigen Rubriken. Vorige Woche hatte ich angekündigt, mich in der Rubrik "Neues aus Synodalien" mit den Äußerungen des Augsburger Bischofs Meier zum Thema "Gott geht die Synodalen Wege mit" zu befassen, habe nun aber festgestellt dass ich darauf schlichtweg keinen Bock habe. Zugleich hat sich mir wieder einmal gezeigt, dass Spandau und "Synodalien" manchmal gar nicht so weit auseinander liegen, wie man das hoffen oder wünschen könnte; aber mal der Reihe nach: 

Zur Sonntagsmesse in St. Joseph Siemensstadt schafften wir es diesmal pünktlich, und zu meiner Freude zelebrierte diesmal wieder der für Siemensstadt und Haselhorst sozusagen "zuständige" Pfarrvikar, also derjenige, der bis zur Pfarreienfusion hier Pfarrer gewesen war. Seine Predigt war, wie ich im Grunde nicht anders erwartet hatte, brillant; sie drehte sich wesentlich um die Frage, was es mit den Schlüsseln des Himmelreiches auf sich hat und was es bedeutet, dass Jesus sie Petrus, "also der Kirche", anvertraut. Ersteres erläuterte er unter Rückgriff auf die jüdische Tradition, letzteres, indem er die Schatzkammern des Himmels, die mit diesen Schlüsseln geöffnet werden können, zu den Sakramenten der Kirche in Beziehung setzte. Meine Leser mögen mir verzeihen, dass ich mir nicht zutraue, diese Passagen der Predigt präziser und detaillierter wiederzugeben; bemerkenswert fand ich jedenfalls, dass es dem konzentrierten und schlüssigen Eindruck, den diese Predigt machte, keinerlei Anbruch tat, dass der Pfarrvikar auch Anmerkungen über seinen Urlaub, über Begegnungen mit Verwandten oder über anstehende Verwaltungsstrukturreformen im Erzbistum in sie einflocht: Man hätte das leicht als nicht zum Thema gehörende Abschweifungen empfinden können, aber das war ganz und gar nicht der Fall. Zu dieser Art vermeintlicher Randbemerkungen gehörte es auch, dass der Pfarrvikar erwähnte, er habe im Urlaub Bonhoeffer gelesen, und dabei sei ihm aufgefallen, dass das, was Bonhoeffer über die "billige Gnade" sagt – den Versuch, die Rechtfertigung des Sünders dadurch zu erreichen, dass man die Sünde rechtfertigt –"viel damit zu tun hat, was beim Synodalen Weg passiert": Da werde vielfach in einer Weise argumentiert, "als ob es keinen Gott gäbe, der im Leben der Menschen wirkt und sie verwandeln kann". 

Übrigens lag in der Kirchenbank, in der ich mich mit meiner Familie niedergelassen hatte, ein Exemplar des ersten gemeinsamen Pfarrbriefs der Großpfarrei Heilige Familie; demnächst kommt schon der zweite heraus, aber trotzdem hatte ich die Erstausgabe bisher nicht zu Gesicht bekommen. Das Heft hat ein Oberthema, nämlich "Wandel", und auf dem Titelbild prangt der aus Scrabble-Spielsteinen zusammengesetzte Schriftzug "Time for Change". Auf der Umschlag-Innenseite erwartet den geneigten Leser ein "Impuls" in metrisch holprigen und unbeholfen gereimten Versen: 

"Ich stehe hier vor euch, mit diesem Thema im Blick, 
vom Wandel der Kirche, erzähl ich euch nun Stück für Stück." 
Wandert das Auge des Lesers daraufhin zum unteren Seitenrand, findet sich dort die Information: 
"Dieser Text wurde von ChatGPT auf die Frage: 'Schreibe einen Poetry-Slam zum Thema Wandel in der Kirche' geschrieben." 

Mal ehrlich, das ist doch schon nicht mehr parodierbar. ChatGPT und Poetry-Slam, das kommt dabei heraus, wenn eine Pfarrbriefredaktion partout zeigen will, dass sie auf der Höhe der Zeit ist. Dass das Ergebnis formal wie inhaltlich etwa so überzeugend geraten ist wie ein Geburtstagsgedicht in der "Familienanzeigen"-Rubrik der Kreiszeitung Wesermarsch, hat mit Blick auf Debatten über die Gefahren künstlicher Intelligenz für die Menschheit durchaus auch was Beruhigendes. 

Nicht so lustig ist indes, dass dieser "Impuls" durchaus bezeichnend ist für eine kirchenpolitische Schlagseite, die sich auch in anderen Beiträgen ausdrückt; so in einem Leitartikel unter der Überschrift "Auf neuen Wegen" (S. 4) und einem drei Seiten langen, wohlwollend-unkritischen Bericht über das "Gespräch mit Generalvikar Manfred Kollig über Chancen durch den Synodalen Weg" Ende April in Falkensee (S. 6ff.), auf dessen letzter Seite groß, zentral und in Farbe das Logo des Synodalen Wegs prangt. Zwar setzt das Grußwort des Pfarrers, in dem dieser das Stichwort "Wandel" aufgreift, aber dezidiert in eine andere Richtung auslegt ("Wenn wir katholische Christen 'Wandlung' hören, sind wir schnell beim Geheimnis der Eucharistie. Im Zentrum der Messe geschieht diese Wandlung. Das eucharistische Mysterium sagt uns, dass es eine neue Wirklichkeit hinter dem Sichtbaren gibt. Jesus ist da! Auch in uns verändert sich dann etwas. Gott berührt unsere Herzen und lässt uns die neue Wirklichkeit erkennen. Die Wandlung ist erst vollendet, wenn in unserem Leben Gott einen entscheidenden Platz eingenommen hat", S. 3), einen gewissen Kontrapunkt, und einen (inhaltlich aber eher wenig ergiebigen) Beitrag über den "Neokatechumenalen Weg" gibt es auch (S. 18), aber am Gesamteindruck ändert das nur wenig. Dazu möchte ich anmerken, dass ich eine solche Ausrichtung im Pfarrbrief dieser Pfarrei nun wirklich nicht erwartet hätte – auch dann nicht, wenn man in Betracht zieht, dass die Gemeinde in Siemensstadt, so wie ich sie bisher kennengelernt habe, vielleicht nicht unbedingt repräsentativ für die Gesamtpfarrei ist. Erhellend ist allerdings ein Blick ins Impressum: Von den sieben dort genannten Redaktionsmitgliedern sind mir drei namentlich bekannt, und dabei handelt es sich um einen Vertreter der Gruppe "Synodale Gemeinde/Maria 2.0", der die Veranstaltung mit dem Generalvikar in Falkensee moderiert hat (und den Bericht darüber geschrieben hat – gilt so etwas nicht als Interessenkonflikt?), eine pastorale Mitarbeiterin der Pfarrei, die bei der besagten Veranstaltung als entschiedene Verfechterin von Positionen des Synodalen Wegs, insbedondere in der Frage der "Segensfeiern für Paare, die sich lieben", hervorgetreten ist; und schließlich der als Verfasser kritischer Kommentare zu meinem Blog (und anderen) recht aktive "Egidius". Ich würde sagen, die Tendenz wird deutlich. 

Nun muss man allerdings zugeben, dass über Wochen, wenn nicht über Monate hinweg per Aushang und Vermeldungen nach Leuten gesucht worden ist, die Interesse haben, in der Pfarrbriefredaktion mitzuarbeiten, und ich habe mehr als einmal erwogen, mich da zu melden – was letztlich daran gescheitert ist, dass ich fand, ich hätte auch so schon mehr als genug zu tun. Nun frage ich mich natürlich, ob ich das nicht doch hätte tun sollen – und ob ich damit womöglich Schlimmeres hätte verhüten können. Aber ehrlich gesagt glaube ich's nicht. Wenn ich mir nur mal vorstelle, ich sitze in einer Redaktionskonferenz, und da kommt jemand mit diesem ChatGPT-Poetry-Slam-Dingens an: Da sehe ich mich ein fassungsloses Gesicht machen und sagen "Das kann man doch nicht bringen"; und wenn dann ein anderes Redaktionsmitglied in aller Unschuld fragt "Wieso denn nicht?", dann kommen mir verschiedene Szenarien in den Sinn, von denen das harmloseste wäre, dass ich ohne ein weiteres Wort vom Tisch aufstehe und den Raum verlasse. – Im Ernst: Die Rolle des einsamen Störenfrieds im Team habe ich in meinem Leben schon oft genug gespielt, im kirchlichen Bereich wie auch in ganz anderen Kontexten; das brauche ich nicht nochmal. 

Natürlich könnte man sagen, gerade unter den Bedingungen des "Schmutzigen Schismas" könne man es sich eigentlich nicht erlauben, ein potentiell so einflussreiches Medium wie den Pfarrbrief quasi kampflos in Feindeshand fallen zu lassen. Aber ich fürchte wirklich, der Zug ist abgefahren, die Redaktion hat sich jetzt gefunden und wird sich von ihrem Kurs nicht mehr abbringen lassen. Vielleicht irre ich mich; wie schon gesagt, dürfte in Kürze die zweite Nummer erscheinen, lassen wir uns also mal überraschen, wie die aussehen wird. Wenn es aber tatsächlich so weitergeht, wie es zu befürchten ist, dann muss man sich schon überlegen, wie man darauf reagiert. Ein bisschen regt sich bei mir ja schon die Lust, die "Lebendigen Steine" wiederzubeleben... 


Was ich gerade lese 
  • zu Studienzwecken: Georg Scherer, "Ehe auf dem Prüfstand"; Gusti Gebhardt, "Familie in der Zerreißprobe". Vorträge beim Forum II "Ehe und Familie" beim 82. Deutschen Katholikentag in Essen 1968 
Ich hatte ja bereits angekündigt, dass ich zu Georg Scherers Kritik an der Enzyklika "Humanae vitae" noch etwas sagen wollte, und zwar konkret dazu, "was ich an diesen Einwänden schwach, kurzsichtig, widersprüchlich und zum Teil greifbar unehrlich finde". Insgesamt ist das ein sehr weites Feld, das es möglicherweise verdient, im Rahmen eines eigenständigen Artikels, wenn nicht sogar einer Artikelserie, behandelt zu werden (Näheres dazu s. unter "Blogvorschau"); hier und jetzt will ich daher versuchen, mich auf einige Schlaglichter zu beschränken. – 

Seine Ausführungen zum Thema "Geburtenregelung" leitet Scherer mit der Feststellung ein, man müsse hierbei "zwei Fragenkomplexe sorgfältig unterscheiden: 1. die Verantwortung der Eltern bezüglich der Zahl ihrer Kinder und der zeitlichen Folge der Geburten, 2. die Frage nach den sittlich erlaubten Methoden der Empfängnisregelung". – "Hinsichtlich des ersten Fragekreises", so meint er, habe sich in der katholischen Kirche in jüngster Zeit "die Einsicht immer mehr durchgesetzt, dass es unter den Lebensbedingungen der modernen Gesellschaft ernsthafte Gründe gibt, welche die Geburtenregelung für die Ehepaare zur Pflicht machen können" (S. 258). Man beachte: Wenn man sich erst einmal ethisch berechtigt zu etwas fühlt, ist der Weg meist nicht mehr weit, sich dazu auch verpflichtet zu fühlen. Interessant ist übrigens nicht zuletzt der Hinweis auf die "Lebensbedingungen der modernen Gesellschaft": Heißt das, in der vormodernen Gesellschaft waren die Lebensbedingungen für kinderreiche Familien besser als heute? Das Faszinierende ist, dass da tatsächlich was dran sein könnte; aber da müsste man sich doch eigentlich fragen: Was ist das für 1 Fortschritt? 

Was demgegenüber "die umstrittene Methodenwahl" angeht, meint Scherer, diese sei "von ungleich geringerer ethischer Bedeutung": "Im Vergleich zu dem Gewicht der Entscheidung, ob ein Mensch, eine einmalige Person zum Sein gelangt oder nicht, erscheint die Frage nach den Methoden der Empfängnisverhütung geradezu als Nebensache". Dies untermauert er mit einem Musterbeispiel für "whataboutism", indem er beklagt: "Die Welt von heute steht wahrhaftig im Zeichen größerer Sorgen. Es ist eine Welt, durch die das unheimliche Wort vom Tode Gottes geht; eine Welt, in der nicht nur Hunger und ABC-Waffen die Fundamente unseres Daseins bedrohen, sondern der Mensch auch am Sinn dieses Daseins zu verzweifeln droht; eine Welt auch, in der Unfreiheit, Gewalt und ideologisch getarnte Machtvergötzung weithin herrschen. Muss man nicht befürchten, dass wir Christen für diese Welt unglaubwürdig werden, wenn sie uns in endloser Auseinandersetzung um einen Punkt von sekundärer Bedeutung verstrickt sieht?" – Dazu möchte ich anmerken, dass es nicht besonders glaubwürdig wirkt, eine Frage vorneweg für eigentlich unwichtig zu erklären und dann doch fast die Hälfte seiner Redezeit auf ebendiese Frage zu verwenden. 

Gleichzeitig erwecken Scherers Ausführungen aber auch den Eindruck, dass er tatsächlich nicht begreift, dass es zwischen einer Form der Empfängnisregelung, die auf dem natürlichen Fruchtbarkeitszyklus der Frau basiert, und einem manipulativen Eingriff in ebendiesen natürlichen Zyklus einen qualitativen Unterschied gibt – weshalb der Hl. Papst Paul VI. in "Humanae vitae" das eine gutheißt und das andere nicht. Dass man diesen qualitativen Unterschied nicht verstehen und trotzdem Philosophie lehren kann, finde ich offen gestanden bedenklich. – Ich habe allerdings auch schon Leute erlebt – gerade solche, die ihrem Selbstverständnis nach ausgesprochen konservativ (im CDU/CSU-Sinne) waren –, die ethische Bedenken gegenüber Genmanipulation an Pflanzen und Tieren mit dem Einwand entkräften zu können glaubten, Zuchtwahl sei schließlich auch eine Form von Genmanipulation und werde von der Menschheit schließlich schon seit Jahrtausenden praktiziert. Ich sag mal: Wer diesen qualitativen Unterschied nicht intuitiv begreift, dem wird man ihn auch nur mit erheblicher Mühe verständlich machen können. 

Dass Scherer somit einen entscheidenden Punkt der Enzyklika "Humanae vitae" gedanklich nicht nachvollziehen kann, wirkt umso tragikomischer, als er anschließend selbst Fakten aus der Biologie anführt, die ihn, wenn er mal drüber nachdächte, eines Besseren belehren könnten: 
"Die menschliche Sexualität ist [...] nicht an Brut- und Laichzeiten gebunden [...]. Auch gibt es beim Menschen keine Zuordnung von Paarungsbereitschaft und Empfängnisfähigkeit, wie sie sich bei vielen Tieren findet. Man muss auch beachten, dass die Eizelle nach dem Follikelsprung nur etwa drei Stunden befruchtungsfähig bleibt. Man hat ausgerechnet, dass die Frau nur etwa 39 Stunden im Jahr empfangen kann, was [...] ein ungeheures Missverhältnis zu ihrer Kopulationsfähigkeit darstellt". 

Sollte man nicht meinen, dass diese Fakten eher für die Auffassung sprechen, die vom Papst empfohlene Methode der natürlichen Empfängnisregelung durch Zyklusbeobachtung sei der Natur der menschlichen Sexualität angemessen, als dagegen? Als Argumente dafür, die menschliche Fruchtbarkeit durch künstliche Maßnahmen noch weiter einzuschränken, leuchten sie mir jedenfalls nicht ein. 

Übrigens räumt Scherer ein, "das Prinzip, dass der Mensch nicht willkürlich über seinen Organismus verfügen darf", sei "grundsätzlich anzuerkennen": "Es hat in einer Zeit, in welcher der Mensch über die biologischen Strukturen seiner selbst immer mehr Macht gewinnt, große Bedeutung. Es muss zum Schutz der Würde der menschlichen Person beachten werden". Dieser Grundsatz erfährt jedoch sogleich eine Einschränkung: Es gebe "Eingriffe in den Organismus des Menschen, welche im Dienst des Wohles der Person stehen und darum berechtigt sind". Hier sehen wir Relativismus live in Aktion: Ein ethischer Grundsatz wird "grundsätzlich" (!) anerkannt, aber dann schafft man sich ein Schlupfloch, eine Ausflucht, die einem in letzter Konsequenz ermöglicht, alles zu tun, was man will; genauer: alles, wovon man meint, dass es einem nützt. Ein perfekter Zirkelschluss ist es, wenn Scherer hinzufügt, dass "Eingriffe in den Organismus des Menschen [...] im Dienst des Wohles der Person stehen" könnten, werde "[g]erade an der Empfängnisregelung [...] deutlich"; damit setzt er gerade das voraus, was er eigentlich beweisen müsste. Ein gravierender Schwachpunkt seiner Argumentation zeigt sich darin, dass er den Einsatz empfängnisverhütender Mittel explizit nur dann für legitim erklärt, "wenn ernsthafte Gründe die Unfruchtbarkeit der ehelichen Geschlechtsgemeinschaft fordern"; gegen Ende seines Vortrags bekräftigt er das nochmals: "Die Eheleute dürfen das sexuelle Geschehen nicht ohne ernsten Grund, der ihre Verantwortung anruft, seiner natürlichen Frucht berauben". Hält er das ernsthaft für eine realistische Option: katholischen Ehepaaren die Pille zu erlauben,  aber gleichzeitig von ihnen zu verlangen, sie nur im Ausnahmefall – nur dann, wenn sie es nach gründlicher Abwägung als wirklich notwendig einschätzen – zu benutzen? Ich würde sagen, das beweist wenig Einsicht in die Wirkungsweise hormoneller Verhütung – und erst recht in die Schwäche der menschlichen Natur, die dazu neigt, die Ausnahme früher oder später zur Regel zu machen. 

Es geht aber noch blöder: Nach Prof. Scherer spricht Dr. Gusti Gerhardt, Erziehungsberaterin aus Frankfurt am Main; und ich mache mich durchaus darauf gefasst, dass manche Leser mir angesichts meines Urteils über ihre Ausführungen strukturelle Misogynie unterstellen werden. (Möglicherweise ist da sogar was dran, aber, #sorrynotsorry: Wer heißt denn bitte ernsthaft Gusti?) – Mit dem konkreten Inhalt der Enzyklika "Humanae vitae" befasst Frau Dr. Gebhardts sich in ihrem Vortrag kaum; ihr geht es vielmehr um deren Auswirkungen auf den Familienfrieden – wobei sie skurrilerweise zu unterstellen scheint, Empfängnisverhütung wäre den Katholiken erlaubt gewesen, bis Papst Paul VI. sie ihnen plötzlich und unerwartet verbot (sie spricht explizit vom "Problem der neu in Frage gestellten Erlaubtheit der Geburtenkontrolle"). – Tatsächlich scheinen das bis heute ziemlich viele Leute zu glauben, aber ich hätte doch gedacht, zumindest damals hätten die Leute mitkriegen können, dass das nicht stimmt. – Wenn die Referentin sodann auf die Bedeutung dieser Frage für die "Familie als Wirtschaftsgemeinschaft" zu sprechen kommt, ahnt man schon, das kann nur unappetitlich werden: "Haben die Kinder selber, hat die Gesellschaft nicht ein Recht, von den Eltern Rechenschaft darüber zu fordern, ob dem verursachten Leben [!] auch menschliche Entwicklungschancen geboten werden?" – Natürlich, wir kennen diese Argumentation, sie wird heute sowohl zur Rechtfertigung von Abtreibung eingesetzt als auch dazu, dass junge Erwachsene ihre Eltern dafür verklagen, dass sie sie gezeugt und geboren haben. Gustel setzt noch einen drauf: "Leidet die Freude am Kind und zum Kind nicht gerade dann, wenn jedes neue Kind eine kaum zu rechtfertigende Belastung, auch für die bereits vorhandenen Geschwister, bedeutet?" – Man darf daran erinnern, dass Frau Dr. Gebhardt diesen Vortrag in einer historisch singulären Prosperitätsphase der Bundesrepublik hält; was für wirtschaftliche Verhältnisse mag sie da im Auge haben, wenn sie mit solcher Selbstverständlichkeit davon spricht, dass Kinder eine Belastung darstellen? Besonders widerwärtig erscheint es mir, die "bereits vorhandenen" Kinder als Argument gegen weitere vorzuschieben, was letztlich bedeutet: ihnen Geschwister vorzuenthalten unter dem Vorwand, es wäre zu ihrem eigenen Besten. 

Nur am Rande sei erwähnt, dass Frau Dr  Gebhardt im Zusammenhang damit, welche Belastungen es für Eheleute mit sich bringt, Kinder zu haben, auch ein Thema anschneidet, das, wie regelmäßige "Huhn meets Ei"-Leser wissen werden, geradezu ein "pet peeve" von mir ist: "Oft scheitert schon der gemeinsame Theaterbesuch, ja der gemeinsame Kirchgang daran, dass kein Babysitter zu bekommen ist. Es gibt Familien, die jahrelang nur in den Kindergottesdienst kommen". – Ich muss sagen, ich finde es ausgesprochen frappierend, dass die Auffassung, Familien könnten mit ihren kleinen Kindern "nur in den Kindergottesdienst" (sofern es einen gibt), aber jedenfalls nicht in den normalen Gemeindegottesdienst gehen, in Deutschland offenbar schon 1968 so verbreitet war, dass Frau Dr. Gebhardt sie hier als derart selbsterklärend behandeln kann. 

Damit aber für diesmal genug vom Katholikentag 1968! Mehr zum Thema dieser beiden Vorträge, wie gesagt, gegebenenfalls mal an anderer Stelle. 
  • als Bettlektüre: Robert Louis Stevenson, Die Schatzinsel. Aus dem Englischen von Karl Lerbs. Frankfurt a.M./Leipzig: Insel, 1999 
Ich freu mich: Nachdem wir innerhalb von drei Abenden ein Buch aus einer weiteren Reihe der "Sternenschweif"- und "Sternenfohlen"-Schöpferin Linda Chapman, nämlich "Stardust" (wo es zur Abwechslung mal nicht um Einhörner, sondern um Elfen geht), durchgelesen haben, hat das Tochterkind sich unter vier von mir vorgeschlagenen Büchern für den Abenteuer-Klassiker "Die Schatzinsel" entschieden. Ich hatte Anfangs durchaus die Befürchtung, das Buch könne sprachlich zu anspruchsvoll für eine Noch-nicht-ganz-Sechsjährige sein, und obendrein vielleicht inhaltlich etwas zu schaurig, aber tatsächlich gefällt es meiner Tochter ausgesprochen gut, und ich habe erheblichen Spaß beim Vorlesen. 


Aus dem Stundenbuch 
Lebt als Kinder des Lichts! Das Licht bringt lauter Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit hervor. Prüft, was dem Herrn gefällt, und habt nichts gemein mit den Werken der Finsternis, die keine Frucht bringen, sondern deckt sie auf! Denn man muss sich schämen, von dem, was sie heimlich tun, auch nur zu reden. 
Alles, was aufgedeckt ist, wird vom Licht erleuchtet. Alles Erleuchtete aber ist Licht. Deshalb heißt es: Wach auf, du Schläfer, und steh auf von den Toten und Christus wird dein Licht sein. Achtet also sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt, nicht töricht, sondern klug. Nutzt die Zeit; denn diese Tage sind böse. 

Ohrwurm der Woche 

Kansas: Point of Know Return 


Eins vorweg: Ja, der Titel schreibt sich tatsächlich so. Soll wohl irgendwie ein cleveres Wortspiel sein. – Aber nun mal der Reihe nach: Vorige Woche hatte ich angekündigt, "zum Ausgleich" für den in Teilen der Medienlandschaft als rechtspopulistische Propaganda verschrienen Folksong "Rich Men North of Richmond" werde ich in dieser Folge der "Ohrwurm"-Rubrik mal ein bisschen Prog-Rock präsentieren. Für diese Musikrichtung bin ich nicht gerade ein ausgewiesener Experte, habe aber zugleich den Eindruck, dass selbst eingefleischte Prog-Rock-Fans – und vielleicht sogar gerade diese – sich ausgesprochen uneinig sind, was zu diesem Genre zu zählen ist und was nicht. Während die einen es für unstrittig halten, dass Pink Floyd die bedeutendste Prog-Rock-Band aller Zeiten sei, lassen andere die Musik dieser Gruppe nur mit eineinhalb zugedrückten Augen überhaupt als Prog-Rock gelten. Was derweil die Gruppe Kansas angeht, ist zumindest die deutschsprachige Wikipedia überzeugt, diese gelte "als wichtigster amerikanischer Vertreter des klassischen Progressive Rock der 1970er Jahre" – während die sonstigen Hauptvertreter des Genres nämlich durchweg britische Bands sind. Durch diesen Umstand könnte man sich mal wieder in allen möglichen gängigen Vorurteilen über "die Amis" bestätigt fühlen, denn ich möchte mal behaupten, verglichen mit (beispielsweise) King Crimson oder Emerson, Lake & Palmer klingt Kansas doch sehr gefällig, um nicht zu sagen harmlos. Ich erinnere mich lebhaft, wie ich im Zuge meiner Tätigkeit als DJ mal ein Stück aus "Pictures at an Exhibition" von Emerson, Lake & Palmer auflegte, woraufhin ein Mädchen zu mir ans Pult kam und sagte: "Eigentlich gefällt mir ja alles echt gut, was du hier heute Abend spielst, aber das ist mir jetzt doch ein bisschen zu psychedelisch." Ich sag mal: Das wär' mir mit Kansas nicht passiert. Aber spricht das nun unbedingt gegen diese Band? Ist es nicht eher eine fragwürdige Manie der modernen bzw. postmodernen Kunstkritik, das Schöne pauschal für banal zu halten? – Wie dem auch sei, ich habe mich kürzlich mal kreuzbund quer durch das Œuvre von Kansas durchgehört, und nachdem ich bisher glaubte, von dieser Gruppe nur "Carry on Wayward Son" und "Dust in the Wind" zu kennen, habe ich dabei festgestellt, dass ich durchaus noch mehr Stücke kannte, nur bisher nicht wusste, von wem die sind. So zum Beispiel eben "Point of Know Return". Ohrwurmpotential hat die Nummer ja wohl reichlich. Und ist das Video nicht herrlich cheesy


Blogvorschau

Die erste schlechte Nachricht lautet: Zu einer Blog-Rundschau, wie ich sie vorige Woche hier eingeführt habe, fehlte mir diese Woche die Zeit. Die zweite: Mit "Shopping-Queens und Horsefluencerinnen" komme ich nicht so richtig voran. Ich bin aber halbwegs optimistisch, dass ich ab nächster Woche, wenn meine Große in der Schule ist, tagsüber etwas mehr Muße zum konzentrierten Arbeiten haben werde. Und ein paar gute Nachrichten gibt es auch: Mein erster Artikel über die "Lola"-Buchreihe, "Von der Freiheit einer Zehnjährigen" (über den Band "Lola in geheimer Mission"), hat inzwischen genug Aufrufe generiert, dass ich finde, es lohnt sich, diese Reihe fortzusetzen; daher werde ich demnächst einen Artikel über den Band "Lola macht Schlagzeilen" (Arbeitstitel: "Komm, wir machen eine Zeitung") in Angriff nehmen. An dem Dossier "Warum eigentlich 'Punkpastoral'?" arbeite ich nebenbei auch weiter; das ist zwar ein großer Brocken, aber mit ein bisschen Glück bekomme ich den Artikel pünktlich zum 12jährigen Bestehen meines Blogs (Stichtag: 27. September) fertig. Und wie oben schon angedeutet, hat mich meine Auseinandersetzung mit dem Forum II "Ehe und Familie" des Essener Katholikentags zu einem vierten Themenvorschlag für die nächste Publikums-Umfrage angeregt; ich nenne ihn "Der Pillenpapst und die B-Bombe" (wobei "B" für "Bevölkerung" steht, wie in "Bevölkerungsexplosion"). Somit kann die Umfrage am kommenden Wochenende starten... um teilzunehmen, folgt mir auf Facebook und/oder auf der App Formerly Known As Twitter, falls Ihr es nicht sowieso schon tut...! 


Donnerstag, 24. August 2023

Ansichten aus Wolkenkuckucksheim #44

Grüß Gott, Leser! So allmählich hat der Alltag uns wieder: In Berlin und Brandenburg sind zwar die Sommerferien noch nicht vorbei, aber trotzdem muss meine Liebste bereits seit gestern wieder zur Arbeit: Vorbereitungswoche. Ihre letzten freien Tage hat sie noch ausgiebig genutzt, um mit den Kindern baden zu gehen oder Ausflüge zu unternehmen, derweil ich meist zu Hause blieb; man könnte also denken, ich hätte reichlich Zeit und Muße zum Bloggen gehabt, aber tatsächlich habe ich diese Zeit größtenteils in die Recherche für ein neulich schon mal andeutungsweise erwähntes Buchprojekt und zum Teil auch in Tätigkeiten im Haushalt gesteckt. Und seit gestern bin ich aus genannten Gründen tagsüber wieder hauptsächlich mit den Kindern beschäftigt. Besonders Spannendes erlebt habe ich in den zurückliegenden Tagen folglich nicht, aber das ist zur Abwechslung auch mal okay – die Ferien waren schließlich ereignisreich genug. Und wenn (falls!) das Wochenbriefing dadurch etwas kürzer ausfällt als sonst, dürfte das zumindest einem Teil meiner Leser auch ganz recht sein. 



Was vom Sonntag übrig blieb 

Am Sonntag wurde in Berlin die "äußere Feier" des Hochfests Mariä Himmelfahrt nachgeholt, aber unserem Weg zur Messe in St. Joseph Siemensstadt stellten sich einmal mehr allerlei Komplikationen entgegen. Den Bus, den wir eigentlich hätten nehmen wollen, verpassten wir knapp, aber auch mit dem nächsten hätten wir es theoretisch noch pünktlich zur Messe schaffen können – vorausgesetzt, wir würden nicht, wie sonst meist, beim Umsteigen in Haselhorst den Anschluss verpassen. Tatsächlich erreichte der Bus die Umstiegshaltestelle diesmal sogar pünktlich, aber dann erfuhren wir, dass der Anschlussbus dort gar nicht fuhr, weil eine Kreuzung auf dem Weg wegen Bauarbeiten gesperrt war. Da blieb uns also nichts anderes übrig, als rund zweieinhalb Kilometer zu Fuß zu gehen. Wir erreichten die Kirche kurz vor dem Ende der Predigt, über die ich diesmal folgerichtig nichts anzumerken habe. Zelebriert wurde die Messe übrigens von unserem aus Mexiko stammenden Vikar, damit hatten wir also seit unserer Rückkehr aus dem Urlaub jeden Sonntag einen anderen Priester. Bin ja mal gespannt, ob dieses Rotationsverfahren sich auch nach dem Ende des "Ferienzelebrationsplans" so fortsetzt...

Währenddessen in Tegel  

Am vorletzten Freitag, dem 11. August, war der Gedenktag der Hl. Klara von Assisi, und tags darauf wurde das erste Patronatsfest der zum Jahresbeginn gegründeten Großpfarrei St. Klara Reinickendorf-Süd gefeiert, zu der die Ortsteile Tegel, Reinickendorf, Borsigwalde und Heiligensee gehören. Wie das Datum zeigt, hätte ich darüber theoretisch schon letzte Woche schreiben können, aber ich habe erst jetzt die Fotos auf der Facebook-Seite des Erzbistums gesehen. Im Text des Beitrags heißt es: 
"Pfarrer [Name der Redaktion bekannt] zelebrierte die Heilige Messe zusammen mit dem Pastoralteam und Patres des Augustinerordens in der Kirche St. Rita. Gemeindekirchenmusiker Matthias Golla und die Band Rita(r)dando gestalteten den Gottesdienst musikalisch."

Auffallend abwesend waren hingegen, wie die Fotos verraten, Gemeindemitglieder. Muss man sich mal vorstellen, da treibt man so einen Aufwand, um das erste Patronatsfest der neuen Großpfarrei zu einem fetten Event zu machen, und dann kommen so ungefähr drei Leute. Okay, das ist jetzt über- bzw. untertrieben, aber ein von der Empore herab aufgenommenes Foto zeigt sehr spärlich besetzte Bankreihen, und auf allen acht Fotos zusammen habe ich, die Geistlichen der Pfarrei nicht mitgerechnet, mit Mühe zwei mir bekannte Gesichter entdeckt, eine Frau aus Herz Jesu Tegel und eine aus St. Joseph Tegel. Den Satz "Anschließend saßen viele Gläubige aus allen Gemeinden der neuen Pfarrei noch lange bei Fingerfood, Knabbereien und Getränken im Klostergarten und weiteren Räumen zusammen und ließen den Abend bei angeregten Gesprächen ausklingen" glaube ich daher auch nicht so richtig. – Ich möchte dazu anmerken, dass mich die mangelnde Resonanz, auf die dieses Patronatsfest bei den Gemeindemitgliedern gestoßen ist, zwar vielleicht in diesem Ausmaß, aber nicht grundsätzlich überrascht. Schon als ich noch im Pfarrgemeinderat war, fand ich die Bemühungen, im Zuge des "Pastoralen Prozesses" ein "Wir-Gefühl" für die künftige Großpfarrei gewissermaßen in der Retorte zu züchten, einigermaßen tragikomisch. So etwas kann man nicht machen, so etwas muss wachsen – und im Raum Reinickendorf-Süd wächst da nicht besonders viel, trotz der relativ großen räumlichen Nähe und guten Verkehrsanbindung der einzelnen Kirchenstandorte untereinander und obwohl alle Gemeindeteile der Großpfarrei schon seit 2016 oder so denselben Pfarrer haben. Wobei – diese Spitze kann ich mir jetzt nicht verkneifen – "obwohl" in diesem Fall wohl nicht ganz die richtige Konjunktion ist. – Ich halte im Allgemeinen wenig davon, strukturelle Probleme zu personalisieren, und gerade angesichts der persönlichen Konflikte, die meine Familie und ich mit diesem Geistlichen gehabt haben, sollte ich mich umso mehr hüten, ihm persönlich die Schuld an allem möglichen zuzuschreiben, was in seiner Pfarrei im Argen liegt; ich bin sogar überzeugt, dass zu einem gewissen Grad dieser Pfarrer deshalb so ist, wie er ist, weil die Gemeinde so ist, wie sie ist. Aber so viel kann man wohl allemal sagen, dass es nicht gerade sein Charisma ist, Leute zusammenzubringen; schon an den einzelnen Gemeindestandorten nicht, und dass das dann auf der Ebene der Gesamtpfarrei erst recht nicht klappt, braucht einen wohl nicht zu wundern. 

– Für die Rubrik "Neues aus Synodalien" ist mir zunächst gar nichts eingefallen, womit ich an den fulminanten Beitrag von letzter Woche (so viel Eigenlob muss sein) anknüpfen könnte; als ich dann auf die Idee kam, ich könnte etwas über die Äußerungen des Augsburger Bischofs Meier zum Thema "Gott geht die Synodalen Wege mit" usw. schreiben, stellte ich aber fest: Das krieg' ich so auf die Schnelle nicht mehr hin, das wird bis nächste Woche warten müssen. Dafür habe ich aber "Altes aus Synodalien" im Angebot, nämlich im Rahmen der Rubrik 


Was ich gerade lese 

Ich habe nämlich wieder einmal einige Zeit und Mühe darauf verwendet, den Dokumentationsband zum 82. Deutschen Katholikentag in Essen im Jahr 1968 durchzuarbeiten, und ich finde, dass das eine ausgezeichnete Quelle ist, um den Wurzeln des Synodalen Wegs nachzuspüren. Tatsächlich reichen diese Wurzeln zweifellos noch tiefer, denn die Leute, die bei diesem Katholikentag das Wort führten, waren ja nicht plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht, und die Vorstellungen, die sie vertraten, auch nicht. In jedem Fall ist es aber sehr auffällig, wie erpicht einige Leute anno 1968 darauf sind, die nachkonziliare Umbruchsituation dazu zu nutzen, in der Kirche keinen Stein auf dem anderen zu lassen; und man kann schon irgendwie verstehen, dass nicht wenige der Überlebenden der sogenannten Konzilsgeneration heute so enttäuscht bis verbittert darüber sind, dass die damaligen "Reform"-Ideen bis heute nicht umgesetzt worden sind, und dass sie den Synodalen Weg als eine Art späte Rache empfinden. 

Im Moment habe ich das Forum II, "Ehe und Familie", am Wickel, das stark von der Debatte über die Enzyklika "Humanae vitae" geprägt war. Das Forum beginnt mit einem Vortrag von Georg Scherer (1928-2012), Professor für Philosophie an der Pädagogischen Hochschule Ruhr und Direktor der Katholischen Akademie "Die Wolfsburg" in Mülheim/Ruhr, mit dem Titel "Ehe auf dem Prüfstand". Über Scherer verrät schon Tante Wikipedia, er sei beim Katholikentag 1968 in Essen "als Kritiker der Enzyklika Humanae Vitae" hervorgetreten; genauer gesagt ist das das einzige, was man dort überhaupt über Scherers Anschauungen oder Positionen erfährt – wir erleben hier also offenbar seine 15 Minuten Ruhm mit. 

Interessant an Scherers Vortrag ist, dass er – wie man etwa an seinen wiederholten Beteuerungen ablesen kann "Sexualität will von Liebe umgriffen sein, Liebe und Sexualität gehören zusammen, sie dürfen nicht heillos auseinandergerissen werden" –, eine aus heutiger Sicht, aber wohl auch angesichts des damaligen Stands der sexuellen Revolution noch vergleichsweise konservative Sexualmoral vertritt; was aber, wenn es um konkrete praktische Fragen geht, letztlich folgenlos bleibt: einerseits dank einer allzu offenen Flanke zum Relativismus, andererseits, weil er, wie es scheint, die Dynamik der sexuellen Revolution völlig unterschätzt. Aus heutiger Sicht wirkt es ausgesprochen frappierend und fast schon tragikomisch, dass der Hl. Papst Paul VI., ganz im Gegensatz zur zeitgenössischen Wahrnehmung, einen nüchterneren und realistischereren Blick auf die menschliche Sexualität bewies als viele seiner sich progressiv wähnenden Kritiker. Wenn Scherer etwa meint, es wäre "schlimm, wenn man Untreue und verantwortungslosen Sexualkonsum nicht durch ein Ethos der persönlichen Bindung und Liebe, sondern durch die Angst vor unerwünschten Folgen überwinden wollte", dann erinnert das schon sehr an Hegels "Desto schlimmer für die Tatsachen!". – Ich schätze, ich werde nächste Woche noch einmal auf Scherers Vortrag zurückkommen müssen, um genauer darauf einzugehen, welche Einwände er gegen "Humanae vitae" vorbringt und was ich an diesen Einwänden schwach, kurzsichtig, widersprüchlich und zum Teil greifbar unehrlich finde. - - -

Beim Thema Gutenachtlektüre stehe ich derweil vor der Herausforderung, den Schluss von Kiera Stewarts "Dumme Ideen für einen guten Sommer" zu würdigen, ohne allzu viel zu "spoilern". Verraten kann ich aber auf jeden Fall, dass meine bereits angedeutete Befürchtung, das Ende des Buches könnte mir nicht gefallen, sich so ungefähr an Kapitel 20 (insgesamt hat das Buch 27 Kapitel recht unterschiedlicher Länge) deutlich intensivierte, aber dann kriegte das Buch doch noch die Kurve. In den letzten beiden Kapiteln habe ich vor Rührung tatsächlich ein paar Tränchen verdrückt. 

Zum Inhaltlichen nur soviel: Schon recht früh im Laufe der Lektüre hatte ich den Eindruck, ein wesentliches Motiv dieses Buches sei ein Mehrgenerationen-Mutter-Tochter-Konflikt, in der Form, dass sich in dem Konflikt zwischen der Protagonistin und ihrer Mutter der Konflikt zwischen Mutter und Großmutter spiegelt; und tatsächlich hat dieses Motiv zum Ende hin an Bedeutung und Klarheit gewonnen. In dieser Hinsicht hat die Personenkonstellation des Buches Ähnlichkeit mit der des Films "Ruby taucht ab" – mit dem nicht unwesentlichen Unterschied, dass in "Dumme Ideen für einen guten Sommer" die Großmutter tot ist. Allerdings ist sie dank der Tatsache, dass ein Großteil der Handlung sich in ihrem Haus abspielt, das ihre Hinterbliebenen entrümpeln und renovieren müssen (eine brillante Metapher, wie ich finde), dennoch ausgesprochen präsent. Der "Love Interest" der Protagonistin, Mitchell, hat mit Connor aus "Ruby taucht ab" immerhin die mähnenartige Haarpracht gemeinsam, umd zeitweilig könnte man sogar argwöhnen, die supercoole Cousine Rae übernähme den Part der fiesen Meerjungfrau. Aber – so viel Spoilern sei mir erlaubt – dazu kommt es dann doch nicht. 

Übrigens finde ich, dass das Buch falsch vermarktet wird – nämlich, wie eine oberflächliche Google-Abfrage zeigt, als "Gute-Laune-Buch" und "leichte Sommer(ferien)lektüre". Für mein Empfinden wird diese Kategorisierung dem Buch nicht gerecht, dafür ist es – trotz der humorvollen Erzählweise – zu ernst. Die Protagonistin ringt mit ihren Ängsten, ihrem Selbstbild, ihrer Stellung im Beziehungsgeflecht ihrer Familie; dieser Konflikt wird in einer Weise ausagiert, die teilweise durchaus eine gewisse Komik hat, aber das ändert nichts daran, dass es für die Protagonistin ein existentieller Konflikt ist. 
Ein Detail gibt es am Ende des Buches übrigens doch, mit dem ich unzufrieden bin. Im letzten Kapitel erstellt Protagonistin Edie eine Liste mit Vorsätzen für die Zeit nach den Sommerferien, und dazu gehört, dass sie ihre "Eltern um ein richtiges Smartphone bitten" will (nachdem diese ihr bisher nur ein nicht-internetfähiges Handy "für Notfälle" bewilligt haben). Nöööt! Ich bin dagegen. Das Mädel ist noch nicht mal dreizehn. – Natürlich, man könnte sagen "Aber deswegen kann sie es sich doch trotzdem wünschen"; aber auch das erscheint mir im Kontext der Romanhandlung nicht recht plausibel: Im Laufe des Sommers hat Edie sich mehr und mehr darüber geärgert, dass ihre Cousine Rae ständig am Smartphone hängt und Pläne für gemeinsame Unternehmungen danach beurteilt, wie viele "Likes" man dafür auf Instagram einheimsen kann – und am Ende zieht sie daraus die Konsequenz, dass sie auch so ein Teil haben will? Nee, nee, das überzeugt mich nicht. – Auf meinen Gesamteindruck von diesem Buch hat dieses Detail jedoch keine allzu gravierenden Auswirkungen. Alles in allem habe ich keine Bedenken, es neben der "Lola"-Reihe und Natalie Standifords "Ein Baum voller Geheimnisse" zu den besten zeitgenössischen (d.h. im 21. Jahrhundert entstandenen) Kinder- und Jugendbüchern zu zählen, die ich kenne. Demnächst wird dann mal wieder ein Trip in die Bücherei fällig... 


Aus dem Stundenbuch 
Ihr wart tot infolge eurer Verfehlungen und Sünden. Ihr wart einst darin gefangen, wie es der Art dieser Welt entspricht, unter der Herrschaft jenes Geistes, der im Bereich der Lüfte regiert und jetzt noch in den Ungehorsamen wirksam ist. Zu ihnen gehörten auch wir alle einmal, als wir noch von den Begierden unseres Fleisches beherrscht wurden. Wir folgten dem, was das Fleisch und der böse Sinn uns eingaben, und waren von Natur aus Kinder des Zorns wie die anderen. Gott aber, der voll Erbarmen ist, hat uns, die wir infolge unserer Sünden tot waren, in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat, zusammen mit Christus wieder lebendig gemacht. Aus Gnade seid ihr gerettet. Er hat uns mit Christus Jesus auferweckt und uns zusammen mit ihm einen Platz im Himmel gegeben. 
Dadurch, dass er in Christus Jesus gütig an uns handelte, wollte er den kommenden Zeiten den überfließenden Reichtum seiner Gnade zeigen. Denn aus Gnade seid ihr durch den Glauben gerettet, nicht aus eigener Kraft - Gott hat es geschenkt -, nicht aufgrund eurer Werke, damit keiner sich rühmen kann. Seine Geschöpfe sind wir, in Christus Jesus dazu geschaffen, in unserem Leben die guten Werke zu tun, die Gott für uns im Voraus bereitet hat. 
(Epheser 2,1-10)
 
Ohrwurm der Woche 

Oliver Anthony: Rich Men North of Richmond 

Okay, ich habe wirklich lange mit mir gerungen, ob ich diesen Song in dieser Rubrik bringe. Ich hatte durchaus ein paar andere in der engeren Auswahl, die folglich wohl in den nächsten Wochen drankommen werden. Aber mal ehrlich, wenn ich mich dagegen entschieden hätte, diesen Song – die aktuelle Nummer 1 der US-amerikanischen Charts, das muss man sich mal vorstellen! – hier zu würdigen, dann doch nur aus der Befürchtung heraus, irgendwelche Leute würden das zum Anlass nehmen, mich in die sprichwörtliche rechte Ecke zu stellen; und das fand ich letztlich doch albern. Die Unterstellung "rechter" Tendenzen lauert heutzutage ja sowieso hinter jeder Ecke: Sogar ein alter Freund von mir, den ich in den "Nuller Jahren" in einer linksalternativen Kneipe beim Dominospielen kennengelernt habe, gilt heute wegen seiner unorthodoxen Ansichten zu Corona, Gender und dem Ukraine-Krieg in Teilen seines Bekanntenkreises als "rechtsoffen", dabei ist er der orthodoxeste Marxist, den ich kenne. Was hat das mit "Rich Men North of Richmond" zu tun? – Einiges. Man kann sagen, der Text des Liedes gehört dem in der US-amerikanischen Literatur enorm traditionsreichen Genre der Jeremiade an, es ist eine Klage über den allgemeinen Zustand der Welt und der Gesellschaft, aber ein zentrales Thema des Songs ist, dass die Regierung ("nördlich von Richmond" liegt Washington, D.C.) nichts für die Arbeiterklasse tue. Es kommt mir noch gar nicht so lange her vor, dass das ein klassisches linkes Thema gewesen wäre, aber heute gilt es seltsamerweise als rechtes Thema. Besondere Empörung hat eine Textstelle ausgelöst, in der es um übergewichtige Sozialhilfeempfänger geht ("If you’re 5 ft 3 and you’re 300 pounds / taxes ought not to pay for your bags of fudge rounds"): Na klar, Missbrauch von Sozialleistungen ist ein "right-wing talking point", und "fatphobic" ist es außerdem. Ich muss sagen, ich finde das Ausmaß, in dem dieses Verspaar die Debatte über den Song dominiert, einigermaßen grotesk, aber es ist offenbar einfacher, sich darüber aufzuregen, als sich mit den anderen Aussagen des Texts zu befasssen. 

Mir geht's aber gar nicht so sehr um die politischen Implikationen der message des Songs, sondern vielmehr um die erstaunliche Tatsache, dass ein bis vor Kurzem völlig Unbekannter, der nicht einmal einen Plattenvertrag hat – ein bärtiger Typ mit einer Resonatorgitarre, der zum Singen in den Wald geht – die gesamte Popmusik-Industrie besiegt und aus dem Nichts die Spitze der Charts erobert, vorbei an all den millionenschweren Superstars mit ihrem glattpolierten Sound, ihren Designer-Outfits und üppigen Werbeetats. Davon abgesehen gefällt mir der Song einfach, er klingt kraftvoll, roh und erdig, durchaus ähnlich wie John Mellencamps Album "Trouble No More" von 2003, das seinerzeit – wegen des Songs "To Washington" – ebenfalls eine politische Kontroverse auslöste, aber von der anderen Seite her. Also, hört euch "Rich Men North of Richmond" an und genießt es, oder lasst es halt bleiben; nächste Woche gibt's hier zum Ausgleich Prog-Rock... 


Blogrundschau 

Richtig gelesen: Ich habe den Titel dieser Rubrik leicht abgewandelt, mindesten für diesmal. In Sachen "Vorschau" für meinen eigenen Blog habe ich nämlich wieder einmal nicht sonderlich viel zu bieten. Mit "Shopping-Queens und Horsefluencerinnen" bin ich in den letzten Tagen nicht weiter gekommen, mit dem Dossier "Warum eigentlich 'Punkpastoral'?" auch nicht, und die angekündigte Abstimmung über neue Artikelthemen verschiebe ich daher nochmals um eine Woche. Zum Ausgleich schaue ich ein bisschen in die Runde und frage: Was schreibt denn die befreundete und verbündete Bloggerwelt so? Und guck an, "Katholisch ohne Furcht und Tadel" hat gerade einen richtigen Lauf: Vorgestern erschien dort, veranlasst durch ein "von der Bildzeitung ausgeschlachtete[s] Porno-Skandälchen in Köln", ein Artikel, der sich mit der Ansicht auseinandersetzt, "[d]ie Kirche müsse von ihrem moralischen Ross herunter"; und gestern kam direkt noch einer zum Selbstbestimmungsgesetz hinterher. Beide sind ausgesprochen lesenswert; hier ein paar schöne Kostproben, zunächst aus "Weniger Moral?!"

"Als jemand, der Lumen Gentium leidenschaftlich liebt, werde ich wahrscheinlich bis an mein Lebensende gegen die Einstellung kämpfen, 'die Kirche' , das seien die da oben, und die Gläubigen, das sei jemand anders. Wir sind Kirche. Das ist nicht nur Theorie. [...] Ich finde es wirklich spannend, dass das Zweite Vatikanische Konzil gerade unter reformbewegten Gläubigen und Priestern so wenig verinnerlicht ist, dass ein Priester unironisch impliziert, die Kirche, das seien primär die Priester." 

Und dann aus "Selbstbestimmung – Wo ist das Problem?"

"[W]ir erleben gerade die Umkehr der Bemühungen der Emanzipation: Früher wollte man, dass Mädchen auch in Rollen respektiert werden, die Jungen zugeschrieben werden. Mittlerweile heißt es [...], [w]enn ein Kind 'untypisches' Verhalten zeigt, Obacht, vielleicht ist das Geschlecht gar nicht echt! Geschlechtsidentitätsstörung ist eine seltene Erkrankung. Sie lauert nicht in den Stöckelschuhen von Mama und wird nicht von Baggern und Puppen übertragen." 

Im Prinzip hätte ich nach diesen Funden durchaus Lust, mich auch noch auf weiteren Blogs umzuschauen, aber die Deadline naht, also lasse ich es für diesmal dabei. Ich könnte mir aber gut vorstellen, die Ausweitung der "Blogvorschau" zur "Blogrundschau" auch zukünftig beizubehalten... 



Samstag, 19. August 2023

Ansichten aus Wolkenkuckucksheim #43

Herzlich willkommen zum diesmal leicht verspäteten Wochenbriefing! Zu den Gründen für die Verspätung habe ich mich ja unlängst schon geäußert; also beginnen wir, auch wenn es nicht der chronologischen Reihenfolge entspricht, gleich mal mit dem... 


Top-Thema: Superhelden-Kinderbibelwoche in Haselhorst 

Dieses Bild wurde im Laufe der Kinderbibelwoche von den Teilnehmern gemeinschaftlich ausgemalt. 

Wie regelmäßige Leser meiner Wochenbriefings wissen dürften, gehe ich mit meiner Familie schon seit längerer Zeit recht regelmäßig in der EFG The Rock Christuskirche, die in Haselhorst schräg gegenüber der katholischen Kirche St. Stephanus liegt, zum JAM – das ist ein Akronym für "Jungschar am Mittwoch" und bezeichnet ein offenes Angebot für Kinder bis 12 Jahren; offen insofern, als die teilnehmenden Kinder bzw. deren Eltern nicht unbedingt zur Gemeinde gehören müssen. Der typische Ablauf eines JAM-Nachmittags umfasst ca. eine Stunde Zeit für freies Spiel (im Garten, sofern das Wetter es zulässt), ein paar angeleitete Gruppenspiele, Lobpreis mit Bewegungsliedern, eine Katechese zu einem biblischen Thema und zu guter Letzt ein gemeinsames Abendessen. Parallel dazu findet ein "Elterncafé" statt, das zumeist ebenfalls ein "thematisches Element" enthält. – In den Schulferien findet dieses Programm nicht statt, aber dafür gibt es einmal im Jahr, gegen Ende der Sommerferien, eben die Kinderbibelwoche. Tatsächlich verdanken wir unseren ersten Kontakt mit dieser Gemeinde der Kinderbibelwoche vor zwei Jahren: Die fand nämlich gerade statt, als meine Liebste in einem der Nachbarhäuser ein über Internet gebraucht gekauftes Steckenpferd abholte, und aufmerksam wurde sie auf die Veranstaltung, weil es da eine Hüpfburg gab. Auf den ersten Blick war das die Hauptattraktion. Im vorigen Jahr nahmen unsere Kinder dann erstmals am gesamten Programm der Kinderbibelwoche teil, und das war so super, dass es für uns außer Frage stand, auch dieses Jahr wieder mit dabei sein zu wollen. 

Der Ablauf der einzelnen Tage der Kinderbibelwoche ist dem JAM-Programm prinzipiell ähnlich, aber es gibt ein paar Extras – nicht nur die Hüpfburg. Die Kinder können bei einer Vielzahl von Sport-, Geschicklichkeits- und Quizspielen oder Bastelaufgaben Punkte sammeln, jeden Tag gibt es ein großes Geländespiel, und die ganze Woche steht unter einem Oberthema – das in diesem Jahr "Superhelden" lautete. 








Dieses Oberthema prägte auch die Katechesen an den vier Tagen der Kinderbibelwoche, die, vereinfacht dargestellt, nach dem folgenden Schema aufgebaut waren: Zunächst wird das Wissen der Kinder über einen bestimmten Superhelden (am ersten Tag Superman, am zweiten Batman, dann Ladybug*, zuletzt Spider-Man) abgefragt und gegebenenfalls ergänzt, und dann gibt es aus einem "Superbuch" (der Bibel, natürlich) eine Geschichte über Jesus (die Stillung des Sturms, Jesus und Zachäus, die Heilung der zehn Aussätzigen, das Gleichnis vom Verlorenen Sohn), die zeigen soll, dass Jesus noch mehr, Größeres und Besseres vollbringen kann als jeder Superheld. Das mag in dieser Zusammenfassung ein bisschen simpel gestrickt wirken (und wäre dem einen oder anderen bestimmt auch zu "fundamentalistisch"), aber ich fand's in der Umsetzung sehr gelungen – und machte mir eifrig Notizen, schließlich soll ich ab Herbst im Kinderwortgottesdienst-Team von St. Joseph Siemensstadt mitarbeiten... 



Beim abschließenden Lobpreis setzte sich Spider-Man persönlich ans Schlagzeug. 

Hervorheben möchte ich noch, dass die gesamte Aktion für die Teilnehmer kostenlos war, einschließlich des Essens (es gab jeden Tag erst Kuchen und später Abendbrot, am letzten Tag ein großes Grillbüffet) und einschließlich der Preise, die alle Kinder (es waren über 40) für die Teilnahme an den Spielen erhielten. Ein bisschen angeben muss ich auch noch: Unser Tochterkind sammelte im Laufe der vier Tage stolze 188 Punkte und erreichte damit den 17. Platz von allen Teilnehmern – ein sehr beachtliches Ergebnis, wie ich finde. 

(* Denjenigen Lesern, denen Ladybug kein Begriff ist, sei gesagt, dass es mir bis vor Kurzem ähnlich ging. Ich kannte die Heldin der französischen Serie "Miraculous – Geschichten von Ladybug und Cat Noir" zunächst als Überraschungsei-Figur, dann sah ich, als ich mir mit meiner Tochter den DreamWorks-Film "Ruby taucht ab" im Kino anschaute, den Trailer zum neuen "Ladybug und Cat Noir"-Film, und schließlich kaufte meine Liebste dem Tochterkind auf dessen ausdrücklichen Wunsch im Supermarkt ein Miraculous-Comicheft, das ich dem Kinde dann vorlesen durfte. Mein Eindruck ist, dass diese Serie ziemlich eindeutig auf – vorrangig weibliche – Tweens zugeschnitten ist: Das Leben der Protagonistin, solange sie nicht in ihre Superheldinnen-Rolle schlüpft, scheint wesentlich geprägt von vor- oder frühpubertärem Liebes- und Freundschaftskummer, Klamotten und Bügelperlen. Von daher würde ich erst einmal denken, Ladybug in einem Atemzug mit Superman, Batman und Spider-Man zu nennen, wäre ein klassischer Fall von "Welches Element passt nicht in die Reihe?"; aber nochmals drüber nachgedacht, leuchtet es schon ein, dass man bei der Zielgruppe der Kinderbibelwoche einen hohen Bekanntheitsgrad dieser Serie voraussetzen kann. Und nicht nur das: Ein zentrales Handlungselement der Serie Miraculous besteht darin, dass der Hauptbösewicht die negativen Gefühle von Jugendlichen wittert und sie dazu nutzt, diese Jugendlichen in Monster zu verwandeln. Wie man dieses Motiv katechetisch nutzen kann, dürfte auf der Hand liegen...) 


Was sonst so los war und ansteht 

Am vorletzten Freitag fuhren wir im Rahmen der Aktion "Ferienunterhaltung für die Kinder prima selbermachen" zum Flughafen BER, um auf der Besucherterrasse Flugzeugen beim Starten und Landen zuzusehen. Von der Idee her nicht schlecht, aber die Umsetzung krankte daran, dass die Kinder in etwas, nun ja, schwieriger Stimmung waren und sich häufig lautstark und zuweilen auch handgreiflich stritten. Was uns allerdings nicht davon abhielt, die Gelegenheit zu nutzen, auch dem Raum der Stille des Flughafens BER einen Besuch abzustatten. — Ich sag mal so: Eine gewisse Toleranz für moderne Sakralarchitektur sollte man schon mitbringen, um diesen Raum würdigen zu können: 





Und hilfreich wäre es sicherlich auch, den Raum nicht in Begleitung von Kindern zu besuchen, die gerade, wie es in Gisbert Haefs' kongenialer Übersetzung von Rudyard Kiplings "Genau-so-Geschichten" heißt, "sehr unstill" sind. – Aber ohne Flachs, ich wäre durchaus gerne länger dort geblieben. Na, vielleicht ein andermal. 

Die Sonntagsmesse in St. Joseph Siemensstadt hielt diesmal der leitende Pfarrer der Großpfarrei Heilige Familie, und wenn sich (oder mich) jemand fragt, was ich wohl diesmal an der Predigt auszusetzen gehabt haben mag, lautet die Antwort: nüscht. Es war eine Predigt, die ich als im guten Sinne "ganz normal" bezeichnen würde, oder vielleicht würde ich mir auch nur wünschen, diese Art zu predigen wäre normal. Eine Predigt, die, ganz ohne einen originellen "induktiven Einstieg", ohne überraschenden "Twist", ohne provokante Thesen oder aktuelle Bezüge zu Themen aus der gestrigen Tagesschau, einfach von den Schrifttexten des Tages ausgeht und herausarbeitet, was der gemeinsame Nenner zwischen der Lesung aus dem Alten Testament (1 Kön 19,9-13, Gott offenbart sich dem Propheten Elija im Säuseln des Windes) und dem Evangelium (Mt 14,22-33, Jesus geht auf dem Wasser) ist: die Erfahrung der Gegenwart Gottes. Der einzige "aktuelle Bezug" war ein Hinweis auf die Fernsehserie The Chosen, aber das war eher eine Randbemerkung. Gerade da ich ja noch einen Blogartikel zum Thema "Predigt als Information und 'call to action'" in der Pipeline habe, hat diese Predigt mich dazu gebracht, darüber zu sinnieren, ob es nicht ein ziemlich armseliges Verständnis von Aktualität ist, anzunehmen, eine Predigt hätte den Leuten nur dann "etwas zu sagen", wenn sie auf irgendwelche politischen oder gesellschaftlichen Tagesthemen (pun intended) Bezug nimmt; und ob eine Predigt darüber, wie sich Gott den Menschen offenbart, den einzelnen Hörer nicht viel unmittelbarer persönlich angeht als eine über den Ukraine-Krieg oder Fridays for Future. Na, das muss wohl noch vertieft werden. 

Im Übrigen wirft das Ende der Sommerferiensaison schon sehr deutlich seine Schatten voraus – und droht mit Arbeit: Ich habe in der zurückliegenden Woche schon Anfragen bekommen, wann es denn mit der Garten-AG in St. Stephanus losgehe, für die ich so mehr oder weniger unfreiwillig die Koordination übernommen habe; das Gemeindefest am 10. September will vorbereitet werden; und darüber hinaus stehen noch einige Termine für die Wichtelgruppe und für den Arbeitskreis Kinderwortgottesdienste in meinem Kalender. Aber noch nicht nächste Woche. Mehr zu diesen Themen also zu gegebener Zeit... 

In der Rubrik Währenddessen in Tegel gibt es wieder einmal nichts Neues; hingegen gibt es Anzeichen dafür, dass es zukünftig im (unregelmäßigen) Wechsel mit dieser eine Rubrik Währenddessen in Hermsdorf geben könnte. Lesern, die sich im Nordwesten Berlins nicht so auskennen, sei gesagt, das Hermsdorf ein Nachbar-Ortsteil von Tegel ist; dazwischen liegt das Tegeler Fließ, wo die Wasserbüffel grasen. Meine Liebste hat vor unserer Heirat einige Jahre in einer Einzimmerwohnung in Hermsdorf gewohnt, hat es in dieser Zeit aber ähnlich konsequent vermieden, dort zur Kirche zu gehen, wie sie jetzt die Tegeler Pfarrkirche meidet – allerdings aus anderen Gründen. Wie ich nicht nur von meiner Liebsten, sondern auch von mehreren anderen Personen gehört habe, ist die Hermsdorfer Gemeinde (oder war es zumindest noch in den "Zehner Jahren") ein Hort des linksliberalen "Boomer Catholicism", nicht zuletzt weil sie, ähnlich wie St. Willehad in Nordenham, rund ein Vierteljahrhundert lang von einem Pfarrer mit einigermaßen – gelinde gesagt – heterodoxen Anschauungen geprägt wurde. Nun bekommt sie allerdings mit Wirkung zum 1. Oktober einen neuen Pfarrer, und den kennen meine Liebste und ich: Er war Kaplan in Tegel, als wir in die dortige Gemeinde kamen, und solange er dort war, hat er unsere Initiativen stets unterstützt und gefördert, auch dann, wenn sie nicht unbedingt sein Stil waren (er ist zwar ungefähr in unserem Alter, aber man darf wohl behaupten, dass er in ästhetischen Fragen erheblich konservativer ist als wir). Also kurz und gut, wir kennen ihn nicht nur  sondern schätzen und mögen ihn auch, und daher habe ich durchaus nicht die Absicht, seine zukünftige Pfarrstelle schon im Voraus mit negativen Erwartungen zu befrachten; aber ich kann doch nicht so ganz den Gedanken unterdrücken: Dieser Pfarrer in dieser Gemeinde, das wird... interessant. Ich werde das im Auge behalten. 


Neues aus Synodalien 

Zum vorige Woche thematisierten "Fundamentalismus"-Vorwurf, den die Vorsitzende des Bundesverbands der Gemeindereferent*innen [sic], Regina Nagel, gegen den Weltjugendtag erhoben hat, gibt es noch etwas nachzutragen: Nachdem ihr "Standpunkt"-Beitrag zahlreiche, weit überwiegend kritische Kommentare auf der Facebook-Seite von häretisch.de geerntet hatte, meldete sich Frau Nagel dort zu Wort, um ihre Wortwahl zu begründen – d.h., um zu erläutern was sie "mit 'fundamentalistisch' meine": 

"Gemeint habe ich damit Gruppierungen und Bewegungen, die man auch mit 'streng katholisch und lehramtstreu' beschreiben könnte. Der Begriff 'fundamentalistisch' dafür ist nicht neu. Eine ganze Reihe von Theolog*innen verwenden ihn schon seit mindestens 20 Jahren im Hinblick auf innerkatholische Richtungen." 

So, tun sie das. Na wie schön. Ich will mich hier gar nicht damit aufhalten, diese Verwendung des Begriffs "fundamentalistisch" anhand der Begriffsgeschichte zu problematisieren – das habe ich schließlich schon vor wenn auch nicht 20, so doch immerhin fast neun Jahren ausführlich getan –, sondern will lediglich anmerken: Ist es nicht bemerkenswert, dass innerhalb einer Kirche diejenigen Leute, die tatsächlich ernsthaft an das glauben, was diese Kirche lehrt, so sehr als Randgruppe wahrgenommen werden, dass man einen speziellen Namen für sie braucht? Noch dazu einen offenkundig abwertend gemeinten? Das kommt mir ein bisschen so vor, als würden in einem Veganer-Verein diejenigen Mitglieder, die sich nicht nur Veganer nennen, sondern tatsächlich keine tierischen Produkte konsumieren, von den anderen Mitgliedern als "Grünzeugfresser" beschimpft. 

Dazu scheint es mir recht gut zu passen, dass der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck vor "'religiös-reaktionäre[n] Bewegungen' in der Kirche" warnt; so jedenfalls fasst CNA Deutsch ein Interview zusammen, das Overbeck der Münsteraner Bistumszeitung Kirche + Leben gegeben hat und in dem er von innerkirchlichen Strömungen spricht, die "andere religiöse Deutungen als 'Häresien' abqualifizieren und sich im Besitz der einen absoluten Wahrheit wähnen". Dabei handle es sich um "[i]n dieser Dimension [...] recht neue Phänomene", die "[i]n gewisser Weise [...] in der Tat das religiöse Äquivalent zur neuen politischen Rechten" bildeten, "mit nicht selten direkten Verbindungen". 

Mein erster Gedanke, als ich diese Äußerungen las, lautete: Wenn man sich nicht vorstellen kann, dass Leute wirklich an Gott glauben, liegt es natürlich nahe, diesen Leuten irgendwelche anderen Motive zu unterstellen, zum Beispiel eben politische. Schaut man sich das Original-Interview allerdings im Zusammenhang an, dann stellt man fest, dass es darin eigentlich vorrangig um "[d]as Erstarken der AfD und damit rechtsradikaler, rassistischer und antidemokratischer Positionen in Deutschland" geht (es ist Bestandteil einer Themenwoche "Rechtsruck in Deutschland – Was unsere Gesellschaft jetzt braucht") und dass der Interviewer dem Bischof die Querverbindung zwischen der Neuen Rechten und bestimmten Strömungen in der Kirche geradezu in den Mund legt, indem er ganz am Ende des Interviews fragt: 
"Auch in der katholischen Kirche gibt es deutliche restaurative Tendenzen mit einem Hang zu einem klar konservativ-abgrenzenden Profil, Experten sprechen auch hier von einem Rechtsruck. Wie bewerten Sie diese Entwicklung?" 
Nun gut, könnte man sagen, was soll man als Bischof auf sowas schon erwidern. Seine Antwort passt allerdings schon recht gut dazu, dass er zuvor die Rolle der Kirche als "ein gesellschaftlicher Akteur unter vielen" beschrieben und erklärt hat, ihre Aufgabe sei es, "im Chor derer mitzuwirken, die entschieden für unsere liberale Demokratie eintreten". Wenn er dies mit den Worten untermauert 
"Denn es geht um Rechtsstaatlichkeit, um Freiheit, Gleichheit und Würde aller Menschen als Personen, um soziale Marktwirtschaft und letztlich auch immer wieder um die Meinungs- und Religionsfreiheit aller", 
dann erinnert mich das schon irgendwie an eine Szene aus dem Lutheran Satire-Video "I'm a Christian But I'm Totally Not...", in der der Charakter "Trevor" eine Reihe wohl- bzw. hohlklingender progressiver Phrasen zum Thema "Worum es beim Christsein geht" mit einem entnervten "Isn't it about JESUS?!?!" unterbricht. (Ich kann dieses Video übrigens nicht g'nug empfehlen.) 

Weiteres zum Thema "Neue Rechte in der Kirche" gibt es von "Zdk"-Präsidentin Irme Stetter-Karp: Diese will, wie das Domradio berichtet, "Mitgliedern der AfD den Zugang zu kirchlichen Laien-Ämtern erschweren". Nun ist erfahrungsgemäß schwierig, solche Äußerungen zu kritisieren, ohne sich dem Verdacht auszusetzen, selbst mit der AfD zu sympathisieren (was ich dezidiert nicht tue); aber wenn man sich Frau Stetter-Karps Wortmeldung genauer ansieht, drängt sich der Eindruck auf, dass es ihr im Grunde gar nicht so sehr um die AfD geht. Wenn sie annerkt, "dass es in konservativen Kreisen innerhalb der katholischen Kirche durchaus Überschneidungen mit AfD-Positionen gebe" – das sei "leider nicht zu übersehen" –, und präzisiert, "[g]erade in familienpolitischen Fragen habe es schon in den ersten Jahren der Partei ein 'Einfallstor' gegeben"; zudem seien "restaurative Positionen" in der Kirche in jüngster Zeit "lauter und schriller geworden", dann zielt das offenkundig darauf ab  bestimmte Positionen im innerkirchlichen Diskurs – die sie als "Zementierung des Althergebrachten" und "Verweigerung, sich Fragen der Zeit ernsthaft zu stellen" beschreibt – dadurch zu delegitimieren, dass sie sie assoziativ in die Nähe von AfD-Positionen und "Hetze von rechts" rückt. Ein plumper Trick, aber die Erfahrung zeigt, dass so etwas bei nicht wenigen im Grunde gutwilligen Leuten durchaus verfängt. Auch wenn ihre Forderung, bei Bewerbern um kirchliche Mandate "ein Bekenntnis zu christlichen Werten und zur freiheitlich demokratischen Grundordnung gezielt abzuprüfen" (Hervorhebung von mir), ja schon rein sprachlich ausgesprochen schauderhaft ist. 

Beim "Abprüfen" des Bekenntnisses zur "freiheitlich demokratischen Grundordnung" –zur "FDGO", wie weiland Franz-Josef Strauß sie gern nannte – fällt mir übrigens der "Radikalenerlass" der 70er Jahre ein, der verhindern sollte, dass beispielsweise Mitglieder der DKP oder maoistischer "K-Gruppen" Lehrer wurden; und wer einen Eindruck davon bekommen möchte, was für einen Aufschrei das seinerzeit unter Feingeistern und Intellektuellen auslöste, der schaue sich nur mal das Gedicht "Artikel 3 (3)" von Alfred Andersch an. Okay, zugegeben, das Gedicht empfanden damals sogar tendenziell Gleichgesinnte als ziemlich over the top. Außerdem richtete sich der "Radikalenerlass" ja de facto vorrangig gegen Linke und nicht gegen Rechte, und das kann man ja (angeblich) nicht vergleichen. – 

Wenn man übrigens anstelle eines Gummibegriffs wie "christliche Werte" von einem konkret in der Lehre der Kirche verankerten Menschenbild spräche (aber das wäre wohl schon wieder "Zementierung des Althergebrachten", nicht wahr?), dann müsste man sich wohl fragen, ob nicht auch noch ganz andere parteipolitische Präferenzen als nur die für die AfD Zweifel an der Eignung für ein kirchliches Amt wecken müssten. Aber will man ernsthaft die Parteizugehörigkeit zum Kriterium machen, nachdem man gerade erst abgefeiert hat, dass die Übereinstimmung der persönlichen Lebensführung mit der kirchlichen Lehre kein Kriterium für eine Beschäftigung im kirchlichen Dienst mehr sein soll? – Wie, das kann man nicht vergleichen? Was ist denn bitte aus "Das Private ist politisch" geworden? Und müssen wir uns darauf einstellen, dass es bald die nächste #OutinChurch-Kampagne gibt, aber diesmal von rechts? Na, das muss alles noch zu Ende gedacht werden. 


Aus dem Stundenbuch 
Wenn die heiligen Väter und Lehrer die Aufnahme der Gottesmutter in den Himmel mit einem Festtag begingen, richteten sie Homilien und Reden an das Volk und sprachen von ihrer Aufnahme wie von einer bekannten und anerkannten Tatsache. Sie erklärten sie ausführlicher, legten ihren Sinn und ihre Wirklichkeit vertieft vor. Vor allem rückten sie ins rechte Licht, dass dieses Fest nicht nur daran erinnert, dass es bei Maria keine Verwesung des entseelten Leibes gab, sondern dass sie im Triumph dem Tod entrissen wurde und wie ihr Sohn in die Herrlichkeit des Himmels einging. 
All diese Äußerungen und Überlegungen der Väter gründen in der Heiligen Schrift als ihrem letzten Fundament. Diese stellt uns die erhabene Gottesmutter in ihrer innigen Verbindung mit dem göttlichen Sohn vor Augen, an dessen Geschick sie immer teilhat.
Vor allem ist es bemerkenswert, dass die heiligen Väter vom zweiten Jahrhundert an die heilige Jungfrau als zweite Eva dem neuen Adam gegenüberstellen. Wenn sie ihm auch untergeordnet ist, so ist sie ihm doch aufs engste verbunden im Kampf gegen den Feind aus der Welt des Todes, dem Kampf, der im Protoevangelium vorgebildet ist und zu dem vollen Sieg führen wird über Sünde und Tod, die nach den Schriften des Heidenapostels eng zusammenhängen. Wie die ruhmreiche Auferstehung Christi ein wesentlicher Teil dieses Sieges ist und sein letztes Siegesdenkmal, so muss auch der Kampf, den die heilige Jungfrau zusammen mit ihrem Sohn führt, in der Verherrlichung des jungfräulichen Leibes seinen Abschluss finden, wie der Apostel ruft: "Wenn dieses Sterbliche mit Unsterblichkeit bekleidet wird, dann erfüllt sich das Wort der Schrift: Verschlungen ist der Tod vom Sieg." 

Ohrwurm der Woche 

Mike Müllerbauer: Vorwärts 


Zur Kinderbibelwoche gehört natürlich Kinder-Lobpreis mit Bewegungsliedern. Das "Vorwärts"-Lied war einer der Hits der diesjährigen Kinderbibelwoche; hier hören wir es in einer schön gradlinigen Straßenmusik-Version ohne unnötigen Firlefanz. 

Blogvorschau 

Erst einmal eine gute Nachricht: Meine Liebste ist endlich mal dazu gekommen, ihren lange geplanten und angekündigten Artikel über "Kinder in der Kirche" zu schreiben und auf "Wandern im Wellenwind" zu veröffentlichen. Und es ist ein "Rant" geworden, der sich gewaschen hat. Knackig, energiegeladen und voll zwischen die Hörner – so könnte ich gar nicht schreiben, auch wenn ich's versuchte; umso mehr freue ich mich, dass sie es tut. Ich hoffe, da kommt in absehbarer Zeit noch mehr... 

Inzwischen habe ich fleißig an dem letzten noch von der Publikums-Umfrage von Ende Mai [!] "übriggebliebenen" Artikelthema "Shopping-Queens und Horsefluencerinnen" gearbeitet, aber fertig geworden bin ich damit noch nicht. Ich wage auch noch nicht fest zu versprechen, dass ich ihn im Laufe der kommenden Woche fertig bekommen werde. Trotzdem, und auch trotz der Tatsache, dass ja noch einige Artikelserien (darunter nicht zuletzt die eingekerkerte Nonne...!) auf Fortsetzung warten, denke ich, nächstes Wochenende ist es mal wieder Zeit für eine neue Artikelthemen-Umfrage. Ins Rennen zu schicken gedenke ich dabei die unlängst schon mal skizzierten Themen: 

  • "Predigt als Information und 'call to action'" 
  • "'Zeitgemäße' oder 'überzeitliche' Liturgie?")
  • "Die Rosenstolz-Verschwörung" 

...und ein viertes noch zu benennendes Thema; dafür nehme ich gern noch Vorschläge entgegen.