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Samstag, 11. Januar 2025

Die 3 K der Woche (7): Kinder, Kirche, Kranksein

Gott zum Gruße, großgünstiger Leser! Um gleich vorweg das dritte K aus der Überschrift aufzulösen: Die zurückliegende Woche war stark davon geprägt, dass meine Liebste krankgeschrieben war (und immer noch ist). Dadurch musste sie zwar einerseits nicht zur Arbeit, aber andererseits ging es ihr während eines Großteils der Woche so schlecht, dass sie am liebsten den ganzen Tag im Bett bleiben und in Ruhe gelassen werden wollte. Ein Ergebnis davon war, dass ich noch mehr mit den Kindern beschäftigt war als in einer normalen Schul- und Arbeitswoche, und eigentlich ist es erstaunlich, was ich trotzdem noch so alles geschafft habe. Zum Beispiel habe ich zwei Beiträge für die Tagespost verfasst: einen Essay für die Familienseite, dessen Veröffentlichungstermin allerdings noch nicht feststeht, und einen Kommentar für die Online-Ausgabe, der bereits gestern veröffentlicht wurde. Wenn ich's mir recht überlege, habe ich da nun keine besonders gute Ausrede mehr, warum ich nicht jede Woche so produktiv sein könnte. Werde diesbezüglich wohl mal in mich gehen müssen. – Nun aber mal zu den Top-Themen der zurückliegenden Woche! 

Heilige Drei Könige in Wartestellung (in St. Joseph Siemensstadt) 


Abenteuer Krippenpilgern 

Wie bereits erwähnt, hat mich in diesem (Kirchen-)Jahr der Ehrgeiz gepackt, zu versuchen, bei der "Krippenpilgerweg"-Aktion der Pfarrei Heilige Familie Spandau-Havelland tatsächlich alle acht Stempel zusammenzubringen – wofür es erforderlich wäre, an allen acht Kirchenstandorten dieser flächenmäßig sehr großen Pfarrei die Weihnachtskrippe zu besuchen. Der Anfang war leicht gemacht, denn wie schon berichtet war ich am Sonntag in der Weihnachtsoktav, dem Fest der Heiligen Familie, in St. Joseph Siemensstadt und am Silvesterabend in St. Stephanus Haselhorst in der Messe und holte mir dort natürlich auch gleich die jeweiligen Stempel für den Krippenpilgerpass – in St. Joseph stellte der Stempel stimmigerweise Josef dar, in St. Stephanus einen Esel

Danach wurde es natürlich schwieriger. Wie schon erwähnt, ging direkt nach Neujahr die Schule wieder los, und meine Liebste ging wieder zur Arbeit, obwohl sie sich schon an Silvester ziemlich krank gefühlt hatte; ab Freitag ließ sie sich aber doch krankschreiben, und da ich mir sagte, das Beste wäre wohl, ihr möglichst viel Ruhe zu verschaffen, überredete ich meinen Jüngsten, nachdem wir die Große zur Schule gebracht hatten, zu einem Regionalbahn-Ausflug – nach Dallgow-Döberitz. Da waren wir ja im Februar letzten Jahres schon einmal gewesen und kannten uns daher schon einigermaßen aus. Wir steuerten also direkt die Kapelle des Caritas-Seniorenzentrums St. Johannes der Täufer an; der dort hinterlegte Stempel für den Krippenpilgerpass stellte den Stern von Betlehem dar. 

Im Übrigen forderte ein kleines Hinweisschild den geneigten Besucher auf, sich auch die Krippe im Foyer des Seniorenzentrums anzuschauen, also taten wir das. Einen weiteren Stempel gab's dort allerdings nicht

Auf den ausdrücklichen Wunsch des Knaben hin gingen wir dann noch ein wenig in Dallgow-Döberitz spazieren, ehe wir mit der Regionalbahn nach Spandau fuhren. Dort nahmen wir beim Edeka-Bäcker in den Spandau Arcaden einen kleinen Mittagssnack zu uns und machten uns dann auf den Weg in die Altstadt. Dabei überraschten uns die ersten Schneeflocken des Jahres, aber nicht lange darauf schlief mein Jüngster im Kinderwagen ein. – Auf dem Weg zur Kirche St. Marien am Behnitz kamen wir an der evangelischen Nikolaikirche, der Wiege der Reformation in der Mark Brandenburg, vorbei, und da ich sah, dass sie zur Besichtigung geöffnet war, ging ich kurzerhand hinein. Eine Krippe gab es auch dort zu sehen, an der Krippenpilgeraktion mit den Stempeln nimmt die Nikolaikirche allerdings, trotz der im Allgemeinen sehr guten ökumenischen Beziehungen in Spandau, nicht teil. (Dafür erfuhr ich durch einen Aushang im Eingangsbereich der Kirche, dass es morgen in der ebenfalls evangelischen St.-Petrus-Kirche am anderen Ufer der Havel einen Familiengottesdienst mit den Sternsingern gibt. Auch interessant.) 


In der schönen alten, 2003 renovierten Kirche St. Marien am Behnitz hielt ich mich, da dee Knabe sehr ausdauernd Mittagsschlaf hielt, rund eine Stunde auf und betete dort still die Sext und einen Rosenkranz. Der hier erhältliche Krippenstempel zeigte übrigens einen Engel

Für Samstag hatten wir eigentlich einen Museumsbesuch zusammen mit den Omas angedacht, aber da meine Liebste ja nun krank war und ich mich ebenfalls recht angeschlagen fühlte, disponierten wir um, in der Form, dass die Omas die Kinder bei uns abholten und mit ihnen ein paar Stunden lang in Tegel etwas unternahmen, damit wir Eltern uns in dieser Zeit ein bisschen ausruhen konnten. Derweil machte ich mir Gedanken, wie ich wohl an den Krippenpilgerstempel aus Falkensee herankommen könnte: Wie vorige Woche bereits angedeutet, genügt es schließlich nicht, irgendwann vor dem Ende der liturgischen Weihnachtszeit alle acht Kirchenstandorte der Großpfarrei zu besuchen; man muss dabei ja auch noch die Öffnungszeiten der Kirchen beachten. Und damit sieht's in Falkensee wirklich mau aus. Außerhalb der Gottesdienstzeiten ist die Kirche dort offenbar gar nicht geöffnet, und neben zwei Sonntagsmessen (eine am Vorabend, eine am Sonntagvormittag) gibt es da nur einmal pro Woche, nämlich dienstags, eine Werktagsmesse. Im Prinzip wäre ich geneigt zu sagen, es sei typisch für "liberale" Kirchengemeinden, dass in ihren Kirchen außer der Sonntagsmesse nichts los ist (kaum Werktagsmessen, keine Andachten oder Gebetskreise, keine Anbetung, keine Möglichkeit zur individuellen Einkehr), und es sei doch sonderbar, dass die Leute, die in solchen Gemeinden den Ton angeben, sich einbilden, sie stünden für die Zukunft der Kirche; auf die Großpfarrei Heilige Familie Spandau-Havelland bezogen muss man allerdings zugeben, dass es in St. Stephanus Haselhorst auch nicht besser aussieht, und das kann man nicht darauf zurückführen, dass die Gemeinde da besonders liberal wäre. 

Wie dem auch sei: Dem Übersichtsplan über die Öffnungszeiten der Kirchen in der Großpfarrei entnahm ich, dass die Kirche St. Konrad in Falkensee an diesem Samstag immerhin eine Stunde vor der Vorabendmesse zwecks Beichtgelegenheit geöffnet sein würde, also sagte ich mir, vielleicht würden sich die Kinder ja am Nachmittag zu einem Ausflug nach Falkensee überreden lassen. Nachdem die Omas die Kinder wieder zu Hause abgeliefert hatten, musste ich allerdings zunächst mal etwas einkaufen gehen, und als ich vom Einkaufen zurückkam, saßen die Kinder vor dem Fernseher (oder, richtiger gesagt, vor dem Computerbildschirm; einen Fernseher im eigentlichen Sinne haben wir gar nicht) und guckten "Paw Patrol – Der Mighty Kinofilm". Ich stellte fest, dass es, wenn der Film zu Ende wäre, schon ein bisschen spät sein würde, um noch nach Falkensee aufzubrechen, machte den Kindern aber trotzdem diesen Vorschlag; die Große sagte "Okay", der Kleine zeigte zunächst keine eindeutige Reaktion, aber als der Film dann zu Ende war, erklärten beide Kinder, sie wollten nicht nochmal raus. Da war ich natürlich sauer, denn hätten sie das gleich gesagt, hätte ich mir vielleicht überlegt, allein zu fahren. Sie gegen ihren Willen mitzuschleifen, schien mir aber auch nicht praktikabel – wenngleich ich einigermaßen überzeugt bin, dass sie bei diesem Abendausflug mehr Spaß gehabt hätten als damit, die Zeit bis zum Schlafengehen irgendwie zu Hause zu verdaddeln. Na ja, selbst schuld. 

Die nächste Gelegenheit, sich in Falkensee den Krippenpilgerstempel zu holen, wäre am Dienstag früh gewesen, aber dafür hätten wir erheblich früher aufstehen müssen. Somit blieb es erst einmal dabei, dass wir mit Stand von heute morgen lediglich vier von acht Stempeln in unserem Krippenpilgerpass hatten; allerdings habe ich mir einen Masterplan zurechtgelegt, der es uns ermöglichen soll, heute Nachmittag bzw. Abend noch drei weitere Stempel zu erbeuten und den letzten dann noch fehlenden – nämlich eben den aus Falkensee – eventuell morgen; ob das alles so geklappt haben wird, wie ich es mir vorgestellt habe, erfahrt ihr im nächsten Wochenbriefing... 


Heilige Drei Könige in dreierlei Gestalt 

Nun aber mal zurück zur chronologischen Reihenfolge: Am Sonntag nach dem Frühstück schnappte ich mir die Kinder und fuhr mit ihnen nach Siemensstadt zur Messe, während meine Liebste zu Hause blieb, um sich auszukurieren. Wie sich zeigte – und wie man sich aus kalendarischen Gründen vielleicht hätte denken können –, wurde in St. Joseph Siemensstadt allerdings nicht die Messe vom 2. Sonntag der Weihnachtszeit gefeiert, sondern stattdessen eine vorgezogene Messe zum Dreikönigstag, und zwar im Familiengottesdienst-Stil: mit großem Einzug der Sternsingerkinder, mit NGL, ohne Antwortpsalm und 2. Lesung, und statt Predigt gab es einen Vortrag über die Arbeit des Kindermissionswerks. Im Großen und Ganzen war das nicht unbedingt dazu geeignet, meine Vorbehalte gegen die Sternsingerei nach Art des Kindermissionswerks abzubauen; allerdings teilte mir meine Tochter – von sich aus und ohne dass ich sie auch nur fragend angesehen hätte – mit, nächstes Jahr wolle sie auch bei den Sternsingern mitmachen, unter der Voraussetzung, dass ich als Betreuer dabei bin. Na dann. 

Richtig interessant wurde es dann nach dem Schlussegen: Schon im Vorfeld hatte ich dem Terminkalender der Gemeinde entnommen, dass es im Anschluss an die Messe ein "Dreikönigsspiel" geben solle, und ich hatte mich schon gefragt, ob das wohl von den Sternsingerkindern aufgeführt werden würde. Die Antwort lautete: mitneffen, bzw. –nichten. Vielmehr kamen drei ausgewachsene Männer als Heilige Drei Könige kostümiert den Mittelgang entlang – wie ich hörte, handelte es sich wohl um Seminaristen vom neokatechumenalen Priesterseminar Redemptoris Mater


Kann es sein, dass Weibsvolk anwesend ist? 

Zwar muss ich sagen, dass ich mir unter einem "Dreikönigsspiel" eigentlich etwas anderes vorgestellt hätte – sagen wir: etwas Szenischeres; tatsächlich handelte es sich in der Hauptsache um einen Monolog eines der Heiligen Drei Könige, zuweilen aufgelockert durch Interaktion mit den anwesenden Kindern, woran sich auch meine Kinder engagiert beteiligten –, aber als Zeichen gegen die Monopolisierung des Dreikönigsbrauchtums durch das Kindermissionswerk fand ich diese Aktion allemal recht ermutigend, und dazu gab's viel Musik: deutsche und polnische Weihbachtslieder im Wechsel mit einigen Liedern im charakteristischen Stil des Neokatechumenalen Wegs – monotones Gitarrengeschrammel und repetitive Texte, nein, ich meine das nicht (ab-)wertend, sondern rein deskriptiv. Spannend fand ich, dass auf dem ausgeteilten Liederzettel auch ein Lied vertreten war, das ich von einer der drei beim Advents-Flohmarkt in der Gemeinde auf dem Weg gekauften Kinder-Lobpreis-CDs kannte: "Königskind" von Peter Menger. Gesungen wurde es dann aber leider doch nicht – schade eigentlich. 

Ein weiteres Highlight dieser Messe mit anschließendem Dreikönigsspiel war es schließlich, dass die Heiligen Drei Könige – die echten! – dabei auch körperlich anwesend waren, nämlich in Form einer Reliquie. Der Pfarrvikar spendete zum Abschluss des Gottesdienstes Familien, die dies wünschten, einen Einzelsegen mit dieser Reliquie; das nahmen wir natürlich gern in Anspruch. Im Übrigen nahmen wir uns ein Schraubglas voll Weihwasser und einen "20+C+M+B+25"-Türaufkleber aus der Kirche mit, um damit, wie schon im vorigen Jahr, bei uns zu Hause eine Wohnungssegnungs-Andacht zu feiern. Dazu kamen wir allerdings erst am Mittwochabend. (Den Andachtstext, den wir hierfür verwendeten, hatte ich letztes Jahr im Internet entdeckt, und ich möchte nicht die Gelegenheit versäumen, ihn erneut wärmstens zu empfehlen.) 

Nachdem wir das Hochfest der Erscheinung des Herrn nun also schon am Sonntag "vorgefeiert" hatten, erübrigte sich wohl die Notwendigkeit, am Montag erneut in eine Messe zu gehen; aber was war eigentlich mit der Sonntagspflicht? Na, ich schätze, wenn man eine kranke Ehefrau zu Hause hat, selbst gesundheitlich auch nicht hundertprozentig auf dem Posten ist und bei alledem zwei Kinder in noch nicht sonntagspflichtigem Alter zu betreuen hat, bekommt man da wohl mildernde Umstände. – Theoretisch hätte es auch am Montag allerlei Möglichkeiten für eine die Themenbereiche Kinder und Kirche miteinander verbindende Tagesgestaltung gegeben; so hätte man z.B. um 15 Uhr in St. Joseph Tegel zu einem weiteren Sternsingergottesdienst mit anschließendem "Neujahrs-Umtrunk" im Gemeindehaus gehen können und/oder um 18 Uhr zum "Tschai am Lagerfeuer" mit den DPSG-Pfadfindern in Spandau. Wären noch Ferien gewesen und/oder meine Liebste nicht krank gewesen, hätten wir wohl die eine oder andere dieser Veranstaltungen "mitgenommen", aber so passte das alles nicht so richtig in den Tagesablauf. Immerhin schaffte ich es aber, gegen Mittag mit dem Jüngsten in St. Joseph Tegel die erste "Beten mit Musik"-Andacht des neuen Kalenderjahres abzuhalten – zugleich die erste, die ich fast zur Gänze mit Liedern von den beim Advents-Flohmarkt in der Gemeinde auf dem Weg erworbenen Kinder-Lobpreis-CDs bestritt. Tags darauf hielten wir am selben Ort gleich noch eine weitere Lobpreisandacht ab, und am Donnerstag noch eine, die allerdings etwas kürzer ausfiel, da wir direkt im Anschluss die Große von der Schule abholen mussten. In dieser Hinsicht hat das Jahr also gut begonnen... 


Neues aus Synodalien: Wer hat Angst vor ZIMZUM? 

Dass das vom Gebetshaus Augsburg in Zusammenarbeit mit Campus für Christus ausgerichtete Jugendfestival ZIMZUM, das vom vorletzten Freitag bis zum vergangenen Montag in der Messe Augsburg stattfand, unter verschärfter Beobachtung der postchristlichen Unglaubenswächter im institutionellen Apparat der Kirche stand, hatte sich ja schon länger abgezeichnet; wobei es mir erwähnenswert scheint, dass häretisch.de im Vorfeld überhaupt nicht über das Festival berichtete und lediglich im Nachgang einen etwas miesepetrigen Artikel brachte, in dem vor allem beklagt wurde, dass beim ZIMZUM keine Pressevertreter zugelassen waren. 

Recht neutral bis wohlwollend berichtete derweil die Augsburger Allgemeine – immerhin bringt so ein Event ja ein paar Tausend Besucher und damit auch Geld in die Stadt –; dafür zog diese Berichterstattung aber auch die Aufmerksamkeit von kirchenfernen und allgemein religionsskeptischen Leuten auf sich, die in den Sozialen Netzwerken Kommentare wie diesen hinterließen: 

"Selig sind die Armen im Geiste, denn sie können ins abergläubische Augsburg pilgern, wo man sogar das schlechteste Märtyrer-Märchen aller Zeiten als bare Münze der Stadtgeschichte verkauft. Der #niewiederCSU gefällt das, diese Sorte Tourist*innen melkt sich fast von selbst und der unselige Fugger rollt vor Lachen auf dem Boden seines Sarkophags." 

Der Witz an der Sache ist, dass es annähernd gleichlautende Kommentare wohl auch gegeben hätte, wenn der Katholikentag oder sonst irgendein Event des linksliberal-postchristlichen Funktionärskatholizismus in Augsburg stattgefunden hätte: Aus der Distanz verschwimmen die Unterschiede. Das gehört zu den Absurditäten des innerkirchlichen Lagerdenkens: Das von teilweise bis in die Zeit der sogenannten Aufklärung (Stichwort "Priestertrug"), wenn nicht sogar bis in die Reformationszeit zurückreichenden Vorurteilen, Missverständnissen und Schwarzen Legenden geprägte Kirchen(zerr)bild, das sich in Kommentaren wie dem oben zitierten ausspricht, unterscheidet sich nicht unbedingt wesentlich davon, wie z.B. viele Verfechter der Agenda des Synodalen Weges die "vorkonziliare" Kirche sehen oder wie sie ihre, wie sie meinen, "fundamentalistischen" oder "reaktionären" Kontrahenten im innerkirchlichen Richtungsstreit beurteilen; aber dass sie aus dem Blickwinkel der Kirchenfernen selbst mit in diesen Topf geworfen werden, schmerzt natürlich und verstärkt das Abgrenzungsbedürfnis. Wobei ich mich manchmal an dem Gedanken erheitere, so ein "progressiver Katholik" würde einem meiner atheistischen oder agnostischen Freunde – zum Beispiel dem, bei dem wir an Weihnachten zum Gänseessen eingeladen waren – ausführlich auseinandersetzen, dass und warum er ja gar nicht so sei, und mein Freund würde trocken erwidern: "Aber wenn du das alles gar nicht glaubst und gar nicht praktizierst, wieso nennst du dich dann katholisch?" 

Kommen wir nach diesem kleinen Exkurs aber mal zurück zu den Reaktionen auf das ZIMZUM-Festival. Wie praktisch immer, wenn Johannes Hartl und/oder das Gebetshaus Augsburg irgendwo mitmischen, meldeten sich natürlich auch diesmal wieder sowohl Katholiken, denen das alles zu evangelikal ist, als auch Evangelikale, denen das alles zu katholisch ist, in den Sozialen Netzwerken zu Wort; auf der Facebook-Seite von idea wurde insbesondere der Name des Festivals kritisiert, denn Zimzum sei ein Begriff bzw. Konzept aus der Kabbala und somit esoterisch, unbiblisch und geradezu antichristlich. – Aber diese Rubrik meines Wochenbriefings heißt ja nicht umsonst "Neues aus Synodalien", also interessiere ich mich hier vorrangig für die Reaktionen der eingangs schon angesprochenen "postchristlichen Unglaubenswächter im institutionellen Apparat der Kirche". Auch wenn die im Grunde nicht weniger vorhersehbar sind. 

Die Münsteraner Bistumszeitung Kirche + Leben, mit deren ideologischer Ausrichtung wir ja schon so unsere Erfahrungen gemacht haben, veröffentlichte am Tag vor dem Festivalstart einen Artikel des frischgebackenen "Newsroom"-Redakteurs Louis Berger, der "Viele Fragen an ein frommes Festival" zu stellen verspricht – allerdings nur für Abonnenten zugänglich ist. (Dass die Online-Ausgabe von Kirche + Leben, immerhin ein im Wesentlichen kirchensteuerfinanziertes Medium, neuerdings praktisch ihren gesamten Content hinter einer Paywall verbirgt, ist indes ein Thema für sich.) Der junge Herr Berger war, bevor er bei Kirche + Leben landete, u.a. Praktikant beim Publik Forum und der taz, und wem das zu seiner Einordnung noch nicht genügt, der kann sich ja mal seinen Account auf der App formerly known as Twitter ansehen. Mal wieder so ein Fall, wo ich geneigt bin zu sagen: Wäre er eine fiktive Figur, würde man ihn übertrieben klischeehaft finden. 

Dann doch lieber wieder zu Horse & Hound, da weiß man, was man hat. Auf der Instagram-Präsenz dieser hier schon mehrfach gewürdigten Publikation herrschte während der vier Festivaltage ein regelrechtes Dauerfeuer an Polemik gegen das ZIMZUM-Festival, größtenteils allerdings in "Story"-Form, was bedeutet, dass die einzelnen Beiträge nur für begrenzte Zeit sichtbar blieben. Es kann also sein, dass ich gar nicht alles mitgekriegt habe, was da veröffentlicht wurde; was ich aber sagen kann, ist, dass da kein noch so plumper Versuch ausgelassen wurde, das Festival und seine Veranstalter irgendwie in ein schlechtes Licht zu rücken. Beispielsweise wurde recht suggestiv gefragt, ob beim ZIMZUM-Festival "wohl Rechtsradikale erwünscht" seien – und als Indiz dafür wurde angeführt, die in der Werbung für das Festival verwendete Schriftart sehe rechts aus. Damit griff Horse & Hound auf einige Kommentare zurück, die bereits Mitte Oktober auf der Facebook-Seite des Gebetshauses Augsburg hinterlassen wurden: "Könnt ihr nicht bitte einen anderen Schriftstil wählen?", fragte da etwa ein Augsburger Methodistenpastor. "Dieser erinnert an eine unrühmlich deutsche Vergangenheit. Die möchte ich eigentlich in christlichen Verlautbarungen und Posts nicht sehen." Und ein freievangelischer Pastor und Coach, den ich schon in der Frühzeit meines Blogs mal am Wickel hatte, urteilte, der Schriftzug gehe "halt Richtung Runenschrift" – womit er einmal mehr beweist, dass er keine Ahnung hat, wovon er redet; vermutlich meinte er Fraktur. Tatsächlich handelt es sich bei der ZIMZUM-Schrifttype um eine sogenannte gebrochene Schrift, bei der die Buchstaben keine Rundbögen, sondern Ecken und Kanten haben; wer meint, das sehe "rechts aus", wird sich wahrscheinlich wundern zu erfahren, dass z.B. die Schwabacher Schrift, auf die dieses Merkmal ebenfalls zutrifft, von den Nazis als "Judenlettern" diffamiert und 1941 verboten wurde. Horse & Hound jedenfalls schaltete sich in die Debatte ein, um den zitierten Bedenkenträgern zu versichern, die Wahl dieser Schriftart sei "wahrlich kein Versehen", sondern vielmehr "Fischen am rechten Rand". Gibt es in der Kommunikationspsychologie eigentlich einen Fachbegriff dafür, die eigenen Assoziationen jemand anderem als Absicht zu unterstellen? 

Dass das Gebetshaus Augsburg sich (verständlicherweise, wie ich finde) zu diesem ganzen Quatsch nicht äußerte, verunsicherte eine andere Facebook-Nutzerin offenbar zutiefst: "Sympathisiert Ihr neuerdings mit rechten Gruppen? Denn wenn Ihr nicht sympathisiert, dann ist es auch kein Problem, das klar zu stellen. Ich bin über Euer Schweigen zutiefst erschrocken! [...] Das hat schon einmal in der deutschen Geschichte zur Katastrophe geführt. Reden ist Gold! Mir geht es hier um Klarstellung. Positioniert Euch bitte!" Da sieht man mal, was derart manipulative Unterstellungen bei schlichten Gemütern anrichten. 

Aber das mal nur nebenbei; spannender und zugleich auch bezeichnender ist die Auseinandersetzung um den Themenbereich "Liebe, Sex und Zärtlichkeit" (wie die entsprechende Rubrik früher in der BRAVO hieß oder vielleicht auch immer noch heißt. So kreidet Horse & Hound es dem Festival an, dass dort ein Workshop über die "Theologie des Leibes" des Hl. Johannes Paul II. und einer über Natürliche Empfängnisregelung angeboten wurde; der ebenfalls auf dem Festival vertretenen Initiative "free!ndeed" wird vorgeworfen, sie male "das Schreckensbild einer nach Pornographie und Selbstbefriedigung süchtigen Jugend an die Wand" – wobei die Frage, inwieweit dieses "Schreckensbild" eine Basis in der Realität haben könnte, sicherheitshalber gar nicht erst in den Blick genommen wird. – Einigermaßen lustig ist indes, dass Horse & Hound-Vodkaster Halagan in Hinblick auf das Thema Natürliche Empfängnisregelung Widerspruch seitens einiger "weiblich gelesene[r] Personen" erntete und daraufhin prompt in die Defensive ging: "Ich möchte hier keiner Person vorschreiben, wie sie/er/xier [!] verhütet und auch nicht ein Fass aufmachen über die kirchliche Sexualmoral und auch keinen belehrenden Ton anschlagen und was weiß ich..." Ich muss sagen, es hat mich amüsiert, den Herrn Halagan zur Abwechslung mal so kleinlaut zu erleben, aber es ist natürlich folgerichtig, dass er sich aus intersektionalistischen Gründen keinesfalls dem Verdacht aussetzen darf, er wolle "weiblich gelesene Personen" irgendwie von oben herab belehren. Dass ich der Meinung bin, jemand, der sich so geläufig und unkritisch der Sprache der Genderideologie bedient, habe im kirchlichen Dienst absolut nichts verloren, sei nur nebenbei angemerkt, das wird hier niemanden überraschen; viel interessanter finde ich die Aussage, er wolle kein "Fass aufmachen über die kirchliche Sexualmoral". Was denn sonst?, möchte man fragen. Lassen wir mal beiseite, dass ich den Begriff "kirchliche Sexualmoral" selbst nicht so besonders mag, nicht nur, weil er vom vornherein nach etwas Verstaubtem, Engen und Freudlosen klingt, sondern auch, weil ich finde, dass er zu kurz greift – weil es in der kirchlichen Lehre zur menschlichen Sexualität um mehr geht als um Moral; letztlich geht es um Fragen des Menschenbildes. Aber lassen wir das, wie gesagt, hier und jetzt mal beiseite und fragen: Wenn Halagan nicht über die "kirchliche Sexualmoral" reden will, was hat es dann für einen Sinn, die auf dem ZIMZUM-Festival artikulierten Positionen zu Sexualität, Empfängnisverhütung, Pornographie usw. zu skandalisieren? Man könnte natürlich sagen: Gerade wenn er dieses "Fass aufmachen" wollte, müsste er zugeben, dass die von ihm attackierten Positionen ganz und gar auf dem Boden der kirchlichen Sexuallehre stehen und dass es folglich offenbarer Unsinn ist, einem christlichen Festival diese Positionen zum Vorwurf zu machen. Vergessen wir aber nicht, dass die "kirchliche Sexualmoral" zu den Dingen gehört, die der Synodale Weg unbedingt loswerden wollte; und in klassischer Berufsrevolutionärs-Manier behandelt Horse & Hound-Halagan diese kirchliche Lehre so, als wäre sie bereits abgeschafft. Wer dennoch an ihr festhält bzw. sich positiv zu ihr bekennt, erscheint aus dieser Perspektive als ein gefährlicher Konterrevolutionär, den es zu bekämpfen gilt. 

Jedenfalls ist es angesichts der Propaganda-Maschinerie, die gegen das ZIMZUM-Festival aufgefahren wurde, kaum verwunderlich, dass in den Sozialen Netzwerken Stimmen laut wurden, sie sich fragten, warum so eine Veranstaltung eigentlich nicht verboten wird. "Wer genehmigt eigentlich solche Veranstaltungen?", wurde da etwa gefragt. "Es ist schon bedenklich, dass hier das Bistum Augsburg nicht gegensteuern, sich zumindest dazu äußert..." – "[J]edes Kind, dass dieser 'Evangelikalisierung' anheim fällt, ist definitiv eines zu viel", urteilte eine Facebook-Nutzerin, die sich auf ihrem Profil als "christlich * feministisch * vegan" beschreibt; und ein anderer Diskussionsteilnehmer meinte: "Nennen wir es beim Namen: Es handelt sich um einen Fundamentalistenkongress. Wie heißt eigentlich das 'christliche' Pendant zu 'Islamismus'?" 

Wer zum Ausgleich etwas Positives über das ZIMZUM-Festival lesen möchte, und zwar aus der Perspektive von Leuten, die tatsächlich dabei waren, wird z.B. bei der Tagespost fündig; auf Facebook berichtete ein mir bekannter Priester, er habe während des Festivals zehn Stunden lang Beichte gehört, was ja auch eine bemerkenswerte Information ist. Und die Initiative Maria 1.0, die mit einem Infostand auf dem Festival vertreten war, berichtet auf Instagram, man habe "ein tolles Wochenende erlebt": "Die Teilnehmer waren offen und interessiert an Gesprächen über den katholischen Glauben. Besonders mit Nicht-Katholiken konnten wir tolle Gespräche führen und Vorurteile über die katholische Kirche abbauen. [...] Auch mit katholischen Glaubensgeschwistern hatten wir anregende Gespräche etwa zur Berufung der Frau oder den Aufgaben der Priester." – In einem inzwischen anscheinend wieder gelöschten Kommentar bezeichnete ein "üblicher Verdächtiger" aus dem postchristlich-progressiven Lager es übrigens als "nicht wirklich überraschend", dass Maria 1.0 beim ZIMZUM-Festival präsent war; da muss ich sagen, da hat er mir etwas voraus – mich hat es nämlich sehr wohl überrascht, ich hätte gedacht, für Maria 1.0 wäre diese Veranstaltung zu popkulturell und in ästhetischer Hinsicht nicht konservativ genug. Aber das nur nebenbei; das eigentlich Interessante an diesem Kommentar war, dass sein Verfasser hinzufügte: "Was wohl Maria, die Mutter Jesu, dazu sagen würde? Erfreut wäre sie sicher nicht." – Zugegeben, Äußerungen nach dem Muster "Wenn Jesus (oder in diesem Fall eben Maria) heute leben würde [!], dann..." begegnen einem ja durchaus öfter; aber ich frage mich dabei immer: Glauben die das eigentlich echt? Ist diesen Leuten tatsächlich nicht klar, dass bis vor ein paar Jahrzehnten (von Jahrhunderten oder Jahrtausenden ganz zu schweigen) buchstäblich kein Mensch in der Geschichte des Christentums das geglaubt hat, was sie heute als angeblich "christlich" propagieren?

Bei der ganzen Aufregung um das ZIMZUM-Festival ein bisschen untergegangen ist übrigens, dass knapp eine Woche vorher in Köln, auf Einladung von Kardinal Woelki, die von der Fellowship of Catholic University Students (FOCUS) ausgerichtete SEEK-Konferenz stattfand; mit dabei war u.a. Bischof Oster aus Passau. Dazu wird evtl. im nächsten Wochenbriefing noch etwas zu sagen sein... 


Geistlicher Impuls der Woche 

Gütiger Gott, wir gehen durch eine Welt voll Zwielicht und Schatten. Lass dein Licht in unseren Herzen aufstrahlen und führe uns durch das Dunkel dieses Lebens in deine unvergängliche Klarheit. Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn und Gott, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. Amen. 

(Tagesgebet vom Mittwoch der 2. Woche der Weihnachtszeit) 


Ohrwurm der Woche 

Fury in the Slaughterhouse: Won't Forget These Days 

Wir schreiben das Jahr 2025, und mein 30jähriges Abi-Nachtreffen rückt näher; zur Einstimmung auf dieses Ereignis, und auch mit Blick darauf, dass ich mich bereit erklärt habe, bei der Jubiläumsparty ein bisschen Musik aufzulegen, habe ich schon vor längerer Zeit angefangen, eine "Abi 95 Top 100"-Hitliste zu erstellen. Den hier als "Ohrwurm der Woche" ausgewählten Song hatte ich dabei, ehrlich gesagt, zunächst gar nicht auf dem Schirm und erinnerte mich erst an ihn, als ein früherer Mitschüler ihn auf Facebook postete. Daraufhin räumte ich dem Song dann aber sogleich einen Platz in den Top 10 ein. Ich hatte tatsächlich vergessen, wie gut der ist, und ich schätze, das hat seinen Grund: Die Gruppe Fury in the Slaughterhouse kommt aus Hannover, und der Prophet gilt nun mal nichts im eigenen Land. Natürlich hat man die damals gehört und fand sie auch gut, war aber doch insgeheim so halbwegs überzeugt, dass das mehr mit Lokalpatriotismus zu tun habe als mit der tatsächlichen Qualität der Musik und dass diese Band einfach nicht in derselben Liga spiele wie die britischen Gruppen, an denen sie sich stilistisch orientierte. Okay, letzteres stimmt wohl auch im Großen und Ganzen. Aber zumindest dieser eine Song ist ein Juwel, und zwar nicht nur wegen der Jugenderinnerungen, die da dranhängen. (Das aber natürlich auch.) 


Vorschau / Ausblick 

Wenn dieses Wochenbriefing nicht, wie sonst üblich, pünktlich um 18 Uhr online gehen sollte, dann wird das damit zu tun haben, dass wir in der Vorabendmesse in der Spandauer Pfarrkirche Maria, Hilfe der Christen sind und anschließend am Neujahrsempfang der Pfarrei Heilige Familie teilnehmen. Auch wenn das im vorigen Jahr ja kein so sehr erfreuliches Erlebnis war. Zu berichten geben dürfte es darüber im nächsten Wochenbriefing allemal so einiges; außerdem muss ich natürlich auflösen, was aus meinem Masterplan zur Vervollständigung des Krippenpilgerpasses geworden ist. Und dann ist die Weihnachtszeit vorbei und die Zeit im Jahreskreis beginnt – und gleichzeitig gehen in der kommenden Woche auch JAM und die "Rumpelberggruppe" wieder los. Für Freitag ist zudem das erste Treffen des KiWoGo-Arbeitskreises in diesem Kalenderjahr angesetzt: Es gilt die Kinderwortgottesdienste bis März zu planen, und ein neuer Kinderkreuzweg soll ebenfalls bereits ins Auge gefasst werden. 

Davon abgesehen steht zu erwarten, dass ich zum Thema meines weiter oben schon erwähnten Tagespost-Online-Kommentars, "Wem gehört das Dreikönigssingen?", noch mehr werde sagen müssen: Wer mich kennt, weiß wohl, dass dieses Thema ein "pet peeve" von mir ist; auf das Feedback zu meinem sehr kurz gefassten Beitrag für die Tagespost wäre Manches zu erwidern; und zu dem konkreten Fall der Mutter aus Vechta, gegen die nun wegen Betrugs ermittelt wird, hoffe ich auch noch Genaueres in Erfahrung bringen zu können. Ob das ein Thema für das nächste Wochenbriefing wird oder eher für einen eigenständigen Artikel (oder mehrere?), muss sich noch zeigen... 


Samstag, 4. Januar 2025

Die 3 K der Woche (6): Kinder, Kirche, Knallkörper

Frohes Neues Jahr, Leser! Die wichtigste Information zuerst: Wir haben die Berliner Silvesternacht allesamt unbeschadet überlebt. Falls jemand von euch gelesen hat, dass durch die Explosion einer sogenannten Kugelbombe (das ist, zum besseren Verständnis, eine Art von Feuerwerkskörper, die für den privaten Gebrauch eigentlich nicht zugelassen ist) im Ortsteil Tegel ein siebenjähriges Kind (anderswo las man fälschlich "Kleinkind") lebensgefährlich verletzt worden sei, möchte ich festhalten: Das war nicht unsere Tochter, und nach allem, was ich weiß, auch kein Kind, das wir kennen (etwa vom Spielplatz oder so). Die Explosion ereignete sich im Bottroper Weg, das ist eine ganz andere Ecke von Tegel als die, wo wir wohnen. Und zum Zeitpunkt des Zwischenfalls, gegen 0:30 Uhr, waren unsere Kinder längst im Bett. Zwischen 21 und 21:30 Uhr war ich zwar mit ihnen draußen unterwegs, um ein bisschen Feuerwerk zu gucken, aber dabei begegnete uns nichts Gefährliches. Vom zeitweiligen Ausfall der Wasserversorgung in Teilen Berlins am Silvesterabend infolge eines Wasserrohrbruchs in der Seestraße im Ortsteil Wedding waren wir ebenfalls nur marginal betroffen, zwei oder drei Stunden lang floss das Leitungswasser bei uns nur spärlich, ohne aber ganz zu versiegen; das war auch schon alles. Man sieht, wir haben Grund, Gott für einen glücklichen Start ins Neue Jahr zu danken, wollen aber auch nicht vergessen, derer im Gebet zu gedenken, denen es nicht so gut ergangen ist. 

Was es über die zurückliegende Woche ansonsten zu berichten gibt, erfahrt ihr nach diesem liebevoll ausgewählten Vorschaubild: 


Der Weihnachtsbaum und die Volkskirche 

Am Wochenende "zwischen den Feiertagen" klagten beide Kinder über Bauchschmerzen, hatten Durchfall und mussten sich je einmal übergeben; ob das ein Magen-Darm-Virus war oder sie sich lediglich bei der weihnachtlichen Schlemmerei den Magen verdorben hatten, sei mal dahingestellt. Jedenfalls war der Kleine, wie es so seine Art ist, schon nach kurzer Zeit wieder putzmunter, die Große hingegen war den ganzen Samstag ziemlich matt, weshalb wir beschlossen, sie am Sonntag lieber erst mal ausschlafen zu lassen. Bezüglich der Frage, wer mit ihr Hause bleiben und wer in die Kirche gehen sollte, zogen wir verschiedene Varianten in Betracht, aber am Ende war es doch wieder ich, der die Familie in der Messe zum Fest der Heiligen Familie (ausgerechnet!) vertrat. 

Ich fuhr also nach St. Joseph Siemensstadt, wo die Messe wieder einmal vom Spandauer Krankenhausseelsorger zelebriert wurde – über den ich mich in der Vergangenheit ja schon ein paarmal recht kritisch geäußert habe. Aber diesmal hatte ich in Bezug auf diesen Geistlichen eine Art Aha-Erlebnis; und das lag nicht vorrangig an seiner Predigt, obwohl diese ziemlich sicher die beste war, die ich bisher von ihm gehört habe. Was mir wesentlich mehr zu denken gab, war eine Bemerkung in den Begrüßungsworten des Zelebranten, im Zusammenhang mit dem Hinweis, im liturgischen Jahr habe die Weihnachtszeit gerade erst begonnen. "Jetzt fliegen allenthalben, weil Silvester vor der Tür steht, die Weihnachtsbäume in Berlin aus den Fenstern", merkte er an und fügte mahnend hinzu: "Machen Sie das nicht – Sie sind treue Katholiken!" 

Bemerkenswert daran fand ich gar nicht mal so sehr die (wohl auch nicht ganz ohne Augenzwinkern zu betrachtende) Auffassung, es sei ein Maßstab für treues Katholischsein, wie lange man seinen Weihnachtsbaum in der Wohnung stehen lässt (an dieser Stelle ein Geständnis: Wir haben gar keinen!), sondern vielmehr überhaupt die Tatsache, dass der Zelebrant die anwesende Gemeinde als "treue Katholiken" anredete. Mir fiel nämlich auf, diese Formulierung von diesem Priester schon öfter gehört zu haben, und zwar mit Bezug darauf, dass die Hörer seiner Worte sich dadurch auszeichnen, dass sie noch zur Kirche gehen. Mich hatte die Art und Weise, wie er das betonte, immer irgendwie zwiespältig berührt, ohne dass ich hätte sagen können, wieso eigentlich; aber jetzt fing ich langsam an, dahinterzukommen. Tatsächlich fiel das Stichwort "treu" nämlich bereits wenige Sätze später erneut: "Behalten Sie die Gnade und die Freude der heiligen Tage in sich, bewahren sie in Ihrem Herzen, und wir feiern sie treu und tapfer weiter, auch wenn viele unserer Zeitgenossen sagen, Weihnachten ist jetzt passé." Damit nicht genug, fiel auch noch in der Predigt der Satz "Es feiern zwar alle Menschen Weihnachten, und wir feiern es auch treu in der Kirche." 

Soweit, so gut; worin bestand nun aber das oben angedeutete "Aha-Erlebnis"? – Einfach ausgedrückt darin, dass mir plötzlich dämmerte, wie diese Betonung der Treue der Kirchgänger mit manchen anderen Bemerkungen zusammenpasst, die dieser Geistliche gelegentlich fallen lässt und die darauf schließen lassen, dass er bei der Gemeinde kein besonders ausgeprägtes religiöses Interesse voraussetzt und das auch ganz in Ordnung findet. So zum Beispiel, wenn er davon ausgeht, die Gemeinde lege Wert darauf, dass die Sonntagsmesse nicht zu lange dauere, damit das Mittagessen pünktlich auf den Tisch komme. Der gemeinsame Nenner – so jedenfalls meine Theorie – ist hier ein zugrundeliegendes Verständnis von praktiziertem Katholizismus, das seinen Platz eigentlich in der alten Volkskirche hat und hatte: die Vorstellung, dass die Leute treu ihre religiösen Pflichten erfüllen, wohl auch über das im strikten Sinne verpflichtend Gebotene hinaus das althergebrachte religiöse Brauchtum beachten und ein gewisses Maß an religiöser Praxis, wie z.B. Tisch- und/oder Abendgebete, selbstverständlich in ihren Alltag integrieren, das alles nicht unbedingt mit Freude und Begeisterung (Überschwang und Eifer sind dieser Form von Religiosität eher fremd oder sogar suspekt), aber verlässlich und konsequent und mit einem gewissen Stolz, ja auch mit einem gewissen Identitätsbewusstsein (Wir sind die Leute, die diese Dinge tun, d.h. die religiöse Praxis definiert, wer wir sind). Ich stelle mir vor – könnte mich aber natürlich irren –, dass diese Auffassung davon, was es bedeute, ein praktizierender Katholik zu sein, früher™️ tatsächlich der Normalfall unter den regelmäßigen Kirchgängern war und es vielleicht sogar auch heute noch ist, nur dass das früher™️ 40-60% der nominellen Kirchenmitglieder waren und heute vielleicht noch 6-9% sind. Letzteres weiß der Krankenhausseelsorger natürlich auch, und da wird es nun interessant. Was ich seit dem vergangenen Sonntag glaube verstanden zu haben, ist, dass dieser Priester die kleine Schar, die von der alten Volkskirche übrig geblieben ist, gewissermaßen als den "heiligen Rest" der Kirche betrachtet, den es zu erhalten gelte; und deshalb bemüht er sich, diesen bei der Stange zu halten, indem er die Gemeindemitglieder permanent für ihre Treue lobt (womit er diese Treue natürlich gleichzeitig auch einfordert) und ansonsten bestrebt ist, keine allzu hohen Ansprüche an sie zu stellen. Das ist nun offensichtlich ganz und gar nicht mein Ansatz – was wohl einigermaßen erklärt, dass ich mit diesem Geistlichen nicht so ganz warm werde –, aber es ist immerhin ein Ansatz, den ich gedanklich nachvollziehen kann. Bisher hätte ich den Spandauer Krankenhausseelsorger eher als "ein bisschen zu liberal für meinen Geschmack" eingeordnet, fand aber immer, diese Einschätzung gehe nicht so richtig auf. Jetzt bin ich geneigt zu sagen, die hier skizzierte Position ist eine ausgesprochen konservative. Was mich einmal mehr daran erinnert, dass ich meinen Lesern eigentlich immer noch eine Fortsetzung zu meinem mittlerweile schon fast fünfeinhalb Jahre alten Artikel "Kirche wozu? Oder: Lagerdenken gibt's nur bei den anderen!" schuldig bin... 

(Wenn ich so auf die Überschrift zurückblicke, die ich diesem Abschnitt gegeben habe, scheint mir übrigens, ich habe mir eine Gelegenheit entgehen lassen, die metaphorische Beziehung zwischen dem Weihnachtsbaum und der Volkskirche breiter auszumalen. Also in dem Sinne, dass der Weihnachtsbaum, den man auch dann noch in der Guten Stube stehen lässt, wenn er schon rapide seine Nadeln verliert, eine Metapher für den Zustand der Volkskirche sei. Aber das kann der geneigte Leser ja selbst weiterdenken. Wer dem System Volkskirche freundlicher gesonnen ist als ich es bin, mag vielleicht sogar Bezüge zu Jesaja 42,3 – "Das geknickte Rohr zerbricht er nicht und den glimmenden Docht löscht er nicht aus" – herstellen.) 

Über die Predigt sollte ich aber wohl auch noch ein paar Worte verlieren: Sie war theologisch vergleichsweise anspruchsvoll, da sie sich um die von den frühkirchlichen Konzilien verkündeten christologischen Dogmen drehte; und sie war von dem Bestreben geprägt, nicht nur zu erläutern, was diese Dogmen aussagen, sondern auch zu vermitteln, warum das wichtig ist – dass diese Lehraussagen nicht abgehobene theologische Spekulation, sondern relevant für unseren Glauben und unser Heil sind. Gegenüber dem, was an dieser Predigt gut war, fiel es auch nicht sonderlich ins Gewicht, dass der Prediger das 1. Konzil von Nizäa, das sich heuer zum 1700. Mal jährt, mit dem Konzil von Ephesus verwechselte, das mehr als 100 Jahre später stattfand, und "Chalcedon" etwas eigenwillig aussprach. 


Krippenpilgern in Spandau und Havelland 

Wie schon zum vorigen Weihnachtsfest gibt es in der Großpfarrei Heilige Familie Spandau-Havelland auch diesmal wieder einen "Krippenpilgerweg"; dabei geht es – da zitiere ich mich der Einfachheit halber mal selbst – darum, "in allen Kirchen der Großpfarrei die Krippe zu besuchen; einschließlich der Kapelle des St.-Elisabeth-Seniorenheims sind das acht, und bei jeder Krippe findet der geneigte Krippenpilger einen Stempel in Gestalt einer Krippenfigur, sodass er sich in seinem Pilgerpass eine Krippenszene zusammenstempeln kann." 

Was diesmal neu ist – oder sagen wir: Falls es das in der vorigen Weihnachtszeit auch schon gab, ist es mir entgangen –, ist, dass drei Termine für "Gemeinsames Pilgern" zu den verschiedenen Kirchenstandorten angesetzt wurden: ein Termin für Haselhorst und Siemensstadt (den wir allerdings bereits verpasst haben), einer für Dallgow-Döberitz und Falkensee (der ist heute – und, wenn dieses Wochenbriefing online geht, ebenfalls schon vorbei) und einer für Hakenfelde und Spandau. An einigen Standorten bieten außerdem verschiedene Gruppen und Verbände eigene Veranstaltungen im Zusammenhang mit dem Krippenpilgerweg an, die sich etwa "Krippencafè", "Frühschoppen" oder auch "Weihnachtliche Texte und Musik" nennen. Aber auch unabhängig davon habe ich dieses Jahr durchaus den Ehrgeiz, "das Bild voll zu kriegen"; ob das klappt, wird indes nicht zuletzt auch von den Öffnungszeiten der betreffenden Kirchen abhängen. Genaueres dazu gibt's im nächsten Wochenbriefing...! 


Update zum Friedenslicht 

Nachdem wir uns in einer Laterne das Friedenslicht aus Betlehem mit nach Hause genommen hatten, stellte sich unvermeidlicherweise die Frage: Was machen wir jetzt damit? Ehe die Minions-Kerze, die ich am Stephanustag in St. Stephanus am dort ausgestellten Friedenslicht entzündet hatte, ganz heruntergebrannt war, ging ich am Freitag der Weihnachtsoktav bei dm nach Grablichtern mit möglichst langer Brenndauer gucken; allerdings stellte ich fest, dass alle dort erhältlichen Grabkerzen den Hinweis trugen, man solle sie nur im Freien verwenden. Eine plausible Begründung dafür fand ich nirgends, auch nicht im Internet – giftig sollen die Kerzen wohl nicht sein, allenfalls könnte man den Warnhinweis dahingehend verstehen, dass man Kerzen in Innenräumen ohnehin nicht unbeaufsichtigt brennen lassen sollte (außer in Kirchen, offenbar), und wenn so ein Grablicht umkippt, stellt die Plastikhülle wohl noch ein zusätzliches Brandrisiko dar (aber deswegen stellt man die Kerze ja auch nicht einfach so auf den Tisch, sondern in einer Laterne) –; andererseits haben wir aber in unserer Wohnung ohnehin keinen so richtig sinnvollen Platz für die Laterne, daher kam ich auf die Idee, sie in den kleinen Vorgarten zu stellen. Auch wenn der streng genommen nicht zu unserer Wohnung gehört, d.h. wir zahlen keine Miete für die Nutzung des Gartens, aber er liegt nun mal direkt vor den Fenstern unserer Wohnung und wird meines Wissens auch nicht von irgendwelchen anderen Hausbewohnern genutzt. 

Ein paar Tage lang brannte die Kerze tadellos und unbehelligt im Vorgarten, aber als ich am Silvestermorgen aufwachte, hatte ich den Eindruck, sie sei schon fast ganz heruntergebrannt und kurz vor dem Erlöschen. Also ging ich schnell noch einmal zu dm, um ein neues Grablicht zu besorgen, und dazu eine Packung extralange Kaminzündhölzer, um damit die Flamme von der alten zur neuen Kerze zu übertragen (Anzünddochte, wie sie in der Kirche verwendet werden, scheint es tatsächlich nur im Versandhandel für Kirchenbedarf zu geben, was ich ja irgendwie auch cool finde). Damit legte ich eine echte Punktlandung hin, denn nachdem die Flamme der heruntergebrannten Kerze das Zündholz entflammt hatte, erlosch sie endgültig. 

Die neue Kerze jedenfalls überstand die Silvesternacht unbeschadet und hielt wiederum mehrere Tage; als ich das Licht jedoch heute früh abermals auf eine neue Kerze übertragen wollte, ging es aber doch aus. Ich schätze, ich könnte heute oder morgen nochmals mit der Laterne in eine Kirche gehen, in der das Friedenslicht aus Betlehem noch brennt, und meine Kerze dort erneut entzünden; aber wahrscheinlich lasse ich's bleiben. Es ist ja eigentlich, wie schon letzte Woche festgestellt, nur eine erfundene Tradition und sollte daher wohl nicht übertrieben ernst genommen werden... 

(Aber es war schön, solange es gedauert hat.) 

Nachtrag zum Krippenspiel: Hilfe, die Herdmanns kommen 

Was ich eigentlich schon vorige Woche im Zusammenhang mit dem Thema Krippenspiel hatte erwähnen wollen, aus Platzgründen dann aber doch erst mal weggelassen habe, ist der Umstand, dass unsere Große von ihrer Patentante – Bloggerkollegin Claudia – das Buch "Hilfe, die Herdmanns kommen" von Barbara Robinson zu Weihnachten geschenkt bekommen hat, das wir daraufhin direkt auf die Gutenachtlektüre-Liste gesetzt und an zwei Abenden durchgelesen haben. Wer das Buch nicht kennt, dem sei erklärt, dass es darin auch um ein Krippenspiel geht, und zwar, dem Originaltitel zufolge, um "Das beste Krippenspiel aller Zeiten". Mir war die Geschichte, und auch der Titel der deutschen Buchausgabe, geläufig, weil in der Vorweihnachtszeit 2023 beim JAM eine Nacherzählung davon vorkam; nicht ganz sicher bin ich mir (und war ich mir da schon nicht), ob ich die Geschichte schon "von früher her" kannte oder in der Erinnerung mit anderen humorvollen Krippenspiel-Geschichten, die ich als Kind gehört oder gelesen habe, durcheinanderbringe. Jedenfalls geht es in "Hilfe, die Herdmanns kommen" darum, dass sechs Geschwister, die, da ihr Vater die Familie schon vor Jahren verlassen hat und die Mutter den ganzen Tag in der Fabrik arbeitet, recht zügellos aufwachsen und dafür berüchtigt sind, zu klauen, zu rauchen und andere Kinder zu verprügeln, zum Schrecken der ganzen Gemeinde sämtliche Hauptrollen im traditionellen Sonntagsschul-Krippenspiel für sich reklamieren. Der Witz an der Geschichte ist natürlich, dass die sechs Herdmann-Kinder, die die Weihnachtsgeschichte zuvor noch nie gehört haben, spontan von dieser Story gefesselt sind und einen viel umittelbareren, authentischeren Zugang dazu haben als die Kinder aus den braven Christenfamilien, die das alles in- und auswendig kennen und sich gerade darum kaum einmal ernsthaft Gedanken darüber machen; und gerade durch diese unkonventionelle Perspektive der Herdmann-Kinder auf das Geschehen im Stall von Betlehem wird das Krippenspiel dank ihrer Mitwirkung zum "besten aller Zeiten"

Wie man mittels einer Google-Abfrage unschwer feststellen kann, erfreut sich die Geschichte von den Herdmann-Kindern, die das Krippenspiel aufmischen, innerhalb wie außerhalb christlicher Kreise großer Beliebtheit, und das allein ist ja schon mal eine bemerkenswerte Leistung. Unter einem explizit christlichen Blickwinkel betrachtet, sind wohl vor allem zwei Aspekte der Story bemerkenswert: einerseits, dass das Evangelium von der Geburt Jesu eine so starke Ausstrahlung hat, dass es selbst die "schlimmen" Herdmann-Kinder unmittelbar im seinen Bann zieht; andererseits und vor allem aber, dass, wie oben schon angedeutet, der "fremde Blick" dieser Kinder auf die biblische Weihnachtsgeschichte es auch den gut christlich erzogenen übrigen Mitwirkenden und Zuschauern des Krippenspiels ermöglicht, diese vermeintlich so durch und durch bekannte biblische Erzählung neu und bewusster wahrzunehmen. Letzteres scheint gerade im evangelikalen Christentum ein brisantes Thema zu sein, denn auf einer vergleichbaren Prämisse baut ja z.B. auch die beliebte Kinderbuchreihe "Der Schlunz" auf (die ich indes bisher nur vom Hörensagen kenne). Was sicherlich auch irgendwo mit hineinspielt, ist die Frage, ob man, um ein guter Christ zu sein, auch gute Manieren und einen adretten Haarschnitt braucht. Und das scheint ja, durchaus konfessionsübergreifend, immer noch und immer wieder eine recht kontroverse Frage zu sein. 


Predigtnotizen zum Jahreswechsel 

Zur Jahresschlussmesse in St. Stephanus Haselhorst am Silvesterabend ging ich wiederum allein, da die Magenbeschwerden, die am Wochenende die Kinder geplagt hatten, nun offenbar bei meiner Liebsten angekommen waren und die Kinder lieber bei ihr bleiben wollten. Die Messe wurde vom "örtlich zuständigen" Pfarrvikar zelebriert, und ebenso wie im Jahr zuvor an gleicher Stelle gab es wieder eine ausgesprochen anregende Predigt zum Jahresschluss und zum Ausblick auf das Neue Jahr. Er begann mit der Feststellung, grundsätzlich gebe es zwei Möglichkeiten, wie man auf das zu Ende gehende Jahr zurückblicken könne: entweder "mit Dankbarkeit und mit Hoffnung auf 2025", oder mit "Murren". – "Maria hat im Stall auch zwei Möglichkeiten. Entweder sie schaut auf den Stall; dann würde sie feststellen, es ist absolut ungenügend und es gibt hundert Gründe zu murren – vom Geruch über die Decke, über die Kälte und so weiter. Oder sie schaut auf das Kind; und dann ist Dankbarkeit und Hoffnung da." Ebenso sei es auch "eine Frage unseres Blickes auf unser Leben, wie wir unser Leben sehen": "ob wir nur auf den Stall, die äußeren Bedingungen schauen oder ob es ein inneres Leben gibt in unserem Herzen, das Christus ist, der uns entgegenkommt." 

Mit Blick auf das Motto des Heiligen Jahres 2025, "Pilger der Hoffnung", führte der Pfarrvikar aus: "Es gibt eine Hoffnung, die uns bewegt und die uns verwandelt. Was ist diese Hoffnung? Die Hoffnung ist die lebendige und persönliche Begegnung mit Christus." Und weiter: "Ein Grund für die Hoffnung ist, dass Christus, dieses Kind, uns Sein Leben geschenkt hat. Das heißt, dass Er uns das Evangelium verkündet hat, uns geheilt hat durch Sein Wort und die Sakramente, dass Er den Tod besiegt hat und auf uns wartet vom Himmel her. Das heißt, die Hoffnung, die das Christentum gibt, ist nicht eine vergängliche Hoffnung der Welt. Jeder hofft, dass er mehr Geld hat, jeder hofft, dass er gesund bleibt, aber wir wissen alle in der Tiefe, dass am Ende all das nicht trägt. Eine wirkliche Hoffnung muss mit der Unendlichkeit zu tun haben, muss mit der Ewigkeit zu tun haben." 

Ebenso wie im Vorjahr betrachtete der Prediger den Stall von Betlehem auch als ein Bild für die Pfarrei – und nahm dies zum Anlass, zu betonen, man solle "nicht bei den äußeren Strukturen stehenbleiben, wo man immer feststellen kann, wie windschief es ist und dass nichts funktioniert"; vielmehr gelte es, "einzutreten in die Freude der inneren Beziehungen". – "Man kann an den Strukturen 'rumbasteln, das wird nie jemanden glücklich machen. Die Strukturen sind wackelig und nicht von Gott für die Ewigkeit geschaffen. Was für die Ewigkeit ist, sind die Beziehungen der Liebe im Stall, und das ist das Entscheidende." In diesem Zusammenhang ging der Pfarrvikar auch auf ein paar statistische Daten zur Gemeindeentwicklung in Siemensstadt und Haselhorst ein – wie viele Taufen es im zurückliegenden Jahr gegeben hat, wie viele Firmungen, wie viele Kinder zur Erstkommunion gegangen sind; aber auch, wie viele Menschen aus der Kirche ausgetreten sind ("Haben wir die gesucht, wie Gott uns gesucht hat, als Er Kind geworden ist?"). Rechnet man die Zahl der Taufen gegen die Zahl der Verstorbenen und der Austritte auf, kommt man auf ein Minus von rund 200 Personen; allerdings sind in diese Rechnung die Neuzugezogenen nicht einbezogen, und angesichts der aktuellen Wohnungsbauprojekte auf dem Gartenfeld und in der sogenannten "Siemensstadt 2.0" halte ich es für wahrscheinlich, dass die Gemeinde tatsächlich sogar wächst. Man muss halt was draus machen. In diesem Sinne äußerte der Pfarrvikar die Hoffnung, "dass das Jahr 2025 uns helfen soll, die Freude zu entdecken, indem wir wieder die Menschen suchen. Die Atmosphäre des Stalles muss stimmen. Und ich glaub, dass das auch ein Element der Hoffnung sein kann, zu sehen, dass Gott die Menschen bewegt, nicht wir. Gott hat keinen vergessen." 


Geistlicher Impuls der Woche 

Christus Jesus ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung. Denn in ihm wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten; alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen.

Er ist vor aller Schöpfung, in ihm hat alles Bestand. Er ist das Haupt des Leibes, der Leib aber ist die Kirche. Er ist der Ursprung, der Erstgeborene der Toten; so hat er in allem den Vorrang. Denn Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm wohnen, um durch ihn alles zu versöhnen. Alles im Himmel und auf Erden wollte er zu Christus führen, der Friede gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut. Auch ihr standet ihm einst fremd und feindlich gegenüber; denn euer Sinn trieb euch zu bösen Taten. Jetzt aber hat er euch durch den Tod seines sterblichen Leibes versöhnt, um euch heilig, untadelig und schuldlos vor sich treten zu lassen. 

(Kolosser 1,15-22


Ohrwurm der Woche 

DIKKA feat. Siggi: Superpapa 

Die Kinder haben zu Weihnachten einen "Galakto Player" geschenkt bekommen – ein im wahrsten Sinne des Wortes kinderleicht zu bedienendes tragbares Audiosystem, das vom Prinzip her der vermutlich bekannteren, aber auch wesentlich teureren Toniebox ähnelt. Dazu gab's einige Hörspiele, einmal "Musik zum Einschlafen und Träumen" – und das Album "Oh Yeah!" von DIKKA. Unter diesem Pseudonym macht der Berliner Rapper Simon Müller-Lerch HipHop für Kinder, und zwar im Nashornkostüm; und sein Debütalbum "Oh Yeah!" von 2021 gibt's nicht nur auf CD, als mp3-Download und tatsächlich auch auf Vinyl, sondern eben auch als Galakto-Token. Das läuft jetzt seit Weihnachten bei uns rauf und runter – aber ich find's ehrlich gesagt gar nicht übel, und wenn's den Erwachsenen doch mal zu bunt wird, kann man an den Galakto-Player auch Kopfhörer anschließen. – Die Texte auf dem Album "Oh Yeah!" sind, wie es ja irgendwie auch dem Charakter des HipHop-Genres entspricht, ausgesprochen "autonomieorientiert" ("Kann ich allein") oder sogar offen rebellisch ("Ich geh' nicht ins Bett"); da ist es aus Elternsicht umso erfrischender, dass mit "Superpapa" auch ein sehr wertschätzender Song über Väter auf dem Tonträger enthalten ist (das Pendant "Supermama" ist auf dem dritten DIKKA-Album "Die tollsten Tage mit DIKKA" erschienen). Betrachtet man den Katalog der Eigenschaften und Fähigkeiten, die dem "Superpapa" in diesem Song zugeschrieben werden, so kommt man nicht umhin, festzustellen, dass damit ein ganz schön hoher Anspruch an Väter formuliert wird; aber meine Kinder finden, das Lied passt zu mir, und das ist dann ja doch recht schmeichelhaft. 


Vorschau / Ausblick 

Die Weihnachtszeit geht in eine weitere Woche, und ebenso wie letztes Jahr um diese Zeit haben wir erneut – infolge der Tatsache, dass wir in Tegel wohnen, aber in Siemensstadt und Haselhorst in die Kirche gehen – ein Sternsingerproblem: Die Siemensstädter Sternsinger kommen nicht bis zu uns, und uns für den Besuch der Tegeler Sternsinger anzumelden, haben wir verschmäht. Man könnte meinen, das sei kein so schlimmer Verlust, da mein Unbehagen an der – wie ich es schon letztes Jahr formulierte – "ungeistlichen, NGO-mäßigen Ausrichtung des Kindermissionswerks" sowieso von Jahr zu Jahr schlimmer wird; aber eigentlich betrachte ich das als das eigentliche Problem. Aber okay, ich muss hier wohl nicht wiederholen, was ich mehr oder weniger "alle Jahre wieder" zu diesem Thema schreibe. Solange ich keine eigene Guerilla-Sternsingertruppe aufgestellt bekomme (2026/27 vielleicht?), werden wir uns wohl wieder wie im vorigen Jahr mit einer selbstgemachten Wohnungssegnung behelfen; dafür müssen wir uns nur noch den aktuellen Türaufkleber und Weihwasser besorgen. Ein Problem ganz anderer Art ergibt sich dadurch, dass der Dreikönigstag – oder richtiger gesagt, das Hochfest Erscheinung des Herrn – heuer auf einen Montag fällt und obendrein keine Ferien mehr sind, dieser Tag aber trotzdem ein gebotener Feiertag ist. Als Lösung bietet sich eine Abendmesse in St. Joseph Siemensstadt an, schade ist nur, dass diese terminlich mit einer Veranstaltung der DPSG-Pfadfinder im Rahmen des Krippenpilgerwegs ("Tschai am Lagerfeuer") kollidiert. Sagen wir's geradeheraus: Fürs Bloggen wär's schon extrem praktisch, wenn ich die Gabe der Bilokation hätte. 

Was auch noch in die Rubrik "Ausblick" gehört, ist die Tatsache, dass in Augsburg derzeit (und noch bis Montag) das ZIMZUM-Festival stattfindet. Daran, dass ich darüber nicht aus eigener Anschauung werde berichten können, könnte nicht einmal die Gabe der Bilokation etwas ändern, denn für dieses Event bin ich schlichtweg zu alt; aber im Netz ein paar Reaktionen und Meinungen zu diesem Festival sammeln kann ich allemal und denke, dass das ein spannendes Thema fürs nächste Wochenbriefing werden dürfte. Der diesjährige Neujahrsempfang der Pfarrei Heilige Familie Spandau-Havelland wird hingegen erst in der übernächsten Folge thematisiert werden können; der findet nämlich am nächsten Samstag statt...