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Samstag, 12. April 2025

Die 3 K der Woche (20): Kinder, Kirche, Klarschiffmachen

Puh, das war eine anstrengende Woche! Abgesehen von den üblichen Aktivitäten in Sachen Kinder und Kirche waren wir in nahezu jeder "freien" Minute damit beschäftigt, unsere Wohnung zu entrümpeln und zu putzen, was dringend mal nötig war; Zeit zum Durchatmen blieb da kaum, aber es hatte durchaus auch etwas Befriedigendes, auf diese Weise mal zu sehen, was man alles schaffen kann, wenn's nötig ist. 

Derweil hat in der Pfarrei, in der wir ab Herbst unser "Pfarrhausfamilien"-Projekt realisieren zu können hoffen, gestern der Kirchenvorstand getagt, und nun hoffen wir, in Kürze Näheres darüber zu erfahren, wie es dort weitergeht... 

Beim Aufräumen gefunden. Echt wahr.

Fünfter Fastensonntag in Siemensstadt 

Nachdem wir am Samstag einen Großkampftag in Sachen Frühjahrsputz gehabt hatten, entschieden wir uns am Sonntag gegen die Option "Gottesdienst-Double-Feature in Haselhorst" und gingen lieber "ganz normal" in St. Joseph Siemensstadt in die Messe. Dort waren zwei der vordersten Bankreihen mit "Reserviert"-Schildern versehen – und zwar, wie sich zeigte, für einige erwachsene Taufbewerber und ihre Angehörigen. Der Pfarrvikar, der die Messe zelebrierte, erklärte in seinen Begrüßungsworten, der fünfte Fastensonntag sei traditionell "der Sonntag, an dem den Taufbewerbern das Glaubensbekenntnis und Vaterunser übergeben wird. Und wir haben die Freude, dass einige Taufbewerber unserer Pfarrei hier sind und auch jemand, der konvertiert." Zu einem späteren Zeitpunkt im Verlauf der Messe betonte er: "Taufbewerber zu haben, ist eine Gnade für die ganze Gemeinde." 

Dass die Fastenzeit "ihren Ursprung in der Zeit der Taufvorbereitung, des Katechumenates" habe und dass die Evangelien in dieser Zeit daher alle einen Bezug zur Taufe hätten, hatte der Pfarrvikar in den vergangenen Wochen schon mindestens einmal hervorgehoben und wiederholte es an diesem Sonntag nochmals. Wie mein kundiger Stammleser Imrahil in einem Kommentar zu meinem Wochenbriefing vom 29. März angemerkt hat, gibt es in der Leseordnung für die Fastenzeit die Sonderregelung, dass vom dritten bis zum fünften Fastensonntag die Texte des Lesejahrs A auch in anderen Jahren zum Einsatz kommen können, "besonders wenn es in der Pfarrei Katechumenen gibt"; und so gab es in dieser Sonntagsmesse statt des Evangeliums von der verhinderten Steinigung der Ehebrecherin (Johannes 8,2-11) jenes von der Auferweckung des Lazarus (Johannes 11,1-45). Zu diesem Evangelium hatte der Pfarrvikar wieder einmal allerlei Interessantes, Anregendes und auch Überraschendes zu sagen; besonders sprach mich an, was er über Marta, die Schwester des Lazarus sagte, die er als "eine sehr kluge Frau, strategisch denkend" beschrieb: 

"Sie weiß, wie man Männer um den Finger wickelt. Und mit ihrer Intelligenz läuft sie immer Jesus voraus und weiß alles besser: Was Er zu tun hat und wie das Leben sein soll. – Jeder von uns ist so: Wir haben immer gute Vorschläge an den lieben Gott, was Er tun soll, was Er unterlassen soll, wann die Sachen rechtzeitig sind und so weiter." 

Das ist wohl mal wieder ein Anlass, sich selbst an die Nase zu fassen. Geht mir in letzter Zeit öfter so. (Siehe auch das Vorschaubild weiter oben.) 


Ein paar Gedanken über gute und schlechte Predigten 

Dass die Sonntagsmesse wieder von demjenigen Priester gehalten wurde, den ich nun schon wiederholt als "meine[n] Lieblings-Prediger unter den örtlichen Geistlichen" gewürdigt habe, hat mich übrigens veranlasst, einmal grundsätzlich darüber zu reflektieren, warum ich die Predigten dieses Pfarrvikars regelmäßig so viel besser finde als die meisten anderen Predigten, die ich so zu hören bekomme. Konkret dazu veranlasst haben mich zwei Folgen einer Predigtreihe von Abt Nikodemus Schnabel OSB, die meine Liebste sich im Rahmen einer "Fastenchallenge" auf der Hallow-App angehört hat und die ich auszugsweise mitgehört habe. Abt Nikodemus von der Dormitio-Abtei in Jerusalem hatte ja im vergangenen Jahr bei der zentralen Fronleichnamsfeier des Erzbistums Berlin gepredigt, und ich bin durchaus der Meinung, dass er "eigentlich ein Guter" ist; es ist also keineswegs persönlich gemeint, dass seine Fastenpredigten hier als Negativbeispiel herhalten müssen. Das möchte ich auch deshalb betonen, weil ich es so bezeichnend dafür finde, wie verbreitet eine bestimmte Art des schlechten Predigens ist, auch unter "eigentlich guten" Leuten. Nicht umsonst merkte ich vor ein paar Wochen an, man könne "zuweilen den Eindruck haben [...], im Theologiestudium müsse es einen Pflichtkurs 'Langweilig predigen' geben". Dass dieser Predigtstil so unausrottbar scheint, wirkt umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass seine wesentlichen Stilmittel schon in den 1970er Jahren von Otto Waalkes (in "Das Wort zum Montag") zielsicher persifliert wurden: der übertriebene Einsatz von Kunstpausen, oft mitten im Satz; anekdotische Abschweifungen; banale rhetorische Fragen ("Und sollte nicht auch einer von uns...? Oder morgen...?") – und so weiter; du kennst es selber, Leser. "Ihm ist mal wieder der Rasierpinsel ins Klo gefallen", murmle ich manchmal (oder denke es zumindest), wenn jemand so predigt. Die Predigten von Abt Nikodemus gehören in dieser Hinsicht beiweitem nicht zu den schlimmsten; gleichwohl fand ich das, was ich von ihm auf der Hallow-App hörte, unerträglich langatmig, gestelzt und schwammig – und gerade dieser Umstand brachte mich darauf, mich zu fragen: Wie schafft es eigentlich der Pfarrvikar von St. Joseph Siemensstadt/St. Stephanus Haselhorst, in zehn Minuten – wo er dann vielleicht noch fünf Minuten für die Erstkommunionkinder vorne dranhängt, aber dann ist er immer noch nur bei 15 – mehr Substanz 'rüberzubringen als andere in 20 oder mehr Minuten? Und da dämmerte mir: Sicherlich nicht der einzige, aber doch ein nicht unwichtiger Grund dafür ist, dass er dieses ganze gefühlige Geschwalle einfach weglässt. Da kann man mal sehen, wie viel Zeit bei anderen Predigern nur dafür draufgeht. Den ultimativen Gegenentwurf zu den Predigten des Siemensstädter Pfarrvikars stellen in dieser Hinsicht die Sonntagsimpulse auf der Instagram-Präsenz der Pfarrei St. Klara Reinickendorf-Süd dar, die ein aus der Gemeinde von St. Rita stammender Theologiestudent verantwortet. Der junge Mann macht es umgekehrt, er lässt die Substanz weg und beschränkt sich aufs Geschwalle, allenfalls noch garniert mit ein bisschen Trivia-Wissen über Kirchengeschichte, Liturgie und frommes Brauchtum. Ehrlich gesagt waren es genau diese Instagram-Impulse, die mich auf die Idee gebracht haben, es müsse im Theologiestudium einen Pflichtkurs "Langweilig predigen" geben; anders konnte ich mir nämlich nicht erklären, dass ein so junger Mann schon sämtliche Stilmittel der "Rasierpinsel im Klo"-Predigtschule verinnerlicht hat, bis hin zu den affektierten Grimassen, die er dabei schneidet, und den Schmatzgeräuschen, mit denen er zuweilen seine Sprechpausen überbrückt. Man könnte diese Instagram-Videos geradezu als Anschauungsbeispiele dafür verwenden, wie man nicht predigen sollte; aber für diesen Zweck würde ich dann doch lieber Ottos "Wort zum Montag" empfehlen, das ist wenigstens lustig

Was derweil die Predigten des Siemensstädter Pfarrvikars angeht, kann ich mir durchaus vorstellen, dass nicht jeder so begeistert von ihnen ist wie ich. Wenn es an diesen etwas zu kritisieren gibt, dann wohl am ehesten, dass sie, eben weil sie so konzentriert sind, auch dem Hörer einiges an Konzentration abverlangen. Ich fühle mich da manchmal an meinen alten Theatergeschichts-Professor Joachim Fiebach erinnert, der in seinen Vorlesungen ein enormes Wissen 'rüberbrachte, sich dabei aber eher wenig Mühe gab, seine Zuhörer "mitzunehmen". Okay, ganz so "schlimm" wie bei Professor Fiebach, der seine Vorlesungen im Sitzen hielt und dabei sein Manuskript auf dem Schoß hatte, ist es bei diesem Prediger dann doch nicht. Wer sich ein genaueres Bild machen will, dem empfehle ich den YouTube-Kanal von St. Joseph Siemensstadt... 


Return of the Büchereiprojekt 

Bei unserem großen und eigentlich längst überfälligen Frühjahrsputz hatten wir unter anderem natürlich auch den Gedanken im Hinterkopf, dass wir womöglich demnächst umziehen werden, und nahmen dies zum Anlass, uns von Dingen zu trennen, die wir nicht unbedingt in unseren nächsten Lebensabschnitt mitnehmen wollen. Das betraf nicht zuletzt Bücher, die wir aller Voraussicht nach ohnehin nie (oder nie wieder) lesen werden; wir verteilten eine recht stattliche Anzahl davon auf die umliegenden Büchertelefonzellen und gewannen dadurch einiges an Platz in unseren zuvor ziemlich überquellenden Regalen, und beim Sortieren der Bücher fielen mir einige Bände in die Hand, die eigentlich mal Spenden für unser Büchereiprojekt gewesen waren. Nun steht der Gedanke an eine Wiederbelebung des Büchereiprojekts im Rahmen des Projekts "Pfarrhausfamilie" natürlich ohnehin auf der Agenda; daher fand ich, es biete sich an, die für dieses Projekt vorgesehenen bzw. geeigneten Bücher – sei es, dass sie explizit dafür gespendet worden waren, dass ich sie aus Büchertelefonzellen akquiriert hatte oder dass sie zwar aus unseren privaten Beständen stammten, aber inhaltlich ins Konzept einer "Jüngerschaftsbibliothek" passen – von vornherein für diesen Zweck beiseitezulegen. 

– Dazu ist zu sagen, dass in unserem Vorratskammerregal ohnehin bereits vier oder fünf Kisten mit Büchereiprojekt-Büchern lagerten. Dabei handelte es sich um Bücher, die in Herz Jesu Tegel im Büchereiregal gestanden hatten, als wir noch in dieser Pfarrei aktiv waren. Als es dann im Lokalausschuss eine Debatte darüber gab, ob, in welcher Form und von wem die von uns begonnenen Projekte in der Gemeinde ohne uns weitergeführt werden würden, und sich dabei abzeichnete, dass es für das Büchereiprojekt an diesem Ort, gelinde gesagt, keine günstige Perspektive gab, brachte ich diejenigen Bücher, von denen ich fand, sie seien zu schade, um bei einer Liquidierung des Projekts irgendwie "unter die Räder zu kommen", in Sicherheit. Jetzt, im Zuge der Aufräumaktion in unserer Wohnung, kamen nochmals zwei solche Kisten hinzu. 

Indes haben sich bei dieser Aktion durchaus auch einige Bücher angefunden, von denen ich zwar finde, dass sie einen Platz im Büchereiprojekt verdienen, die ich aber vorerst noch nicht in eine Kiste verpacken mochte, sondern bis auf Weiteres lieber griffbereit im Regal aufbewahre. Dazu gehören der YouCat, der YouCat for Kids und das YouCat Jugendgebetbuch (s.u. "Geistlicher Impuls der Woche"), Fr. James Mallons "Divine Renovation – Wenn Gott sein Haus saniert", aber auch meine stattliche, fünf Bände umfassende Sammlung ausgewählter Schriften von Dorothy Day sowie Thomas Mertons "Der Berg der sieben Stufen", ein Buch, von dem ich glaube, dass es enorm interessant ist, aber noch nie einen Blick hineingeworfen habe. Ein anderes Buch, das mir beim Aufräumen in die Hände gefallen ist, habe ich sofort angefangen zu lesen, nämlich "Die rastlosen Reisen des frommen Chaoten" von Adrian Plass; ich hatte gar nicht gewusst (bzw. hatte offenbar vergessen), dass wir das haben. Der Titel-Unterzeile zufolge handelt es sich dabei um "Das garantiert letzte Tagebuch eines begnadeten, internationalen, christlichen Redners"; inhaltlich wie konzeptionell ist es damit eine Fortsetzung von Plass' bahnbrechendem Erstlingswerk "Tagebuch eines frommen Chaoten", allerdings mit einer Handlungsprämisse, die ich zunächst mit Skepsis betrachtet habe: Es ist ja von vornherein eine Gratwanderung, wenn jemand unter seinem realen Namen ein fiktives Tagebuch schreibt, aber in den "Rastlosen Reisen" wird die fiktionale Identifikation von Autor und Ich-Erzähler insofern auf die Spitze getrieben, als die Handlung sich wesentlich darum dreht, dass der Protagonist Adrian sich dank des Erfolgs seiner ersten drei Bücher zu einem gefragten Vortragsredner entwickelt. Man kann da, wenn man will, vielleicht Vergleiche zu Karl Mays "Satan und Ischariot" anstellen, aber mir ist diese Art zu schreiben eigentlich eine Spur zu selbstreferentiell. Was indes, wie ich bald feststellen durfte, letztlich nichts daran ändert, dass das Buch einfach gut ist – und mich in gewisser Hinsicht auch ganz persönlich anspricht. In dem Maße nämlich, wie der gute Adrian mehr und mehr Anfragen für Vorträge und ähnliche Auftritte bekommt, wird er einerseits von einer Art impostor syndrome gepeinigt und fragt sich "Was erwarten all diese Leute eigentlich von mir, ich bin doch nur ein ganz normaler Typ und habe gar nichts Besonderes zu sagen", andererseits verspürt er aber auch den Wunsch nach Größe und hadert mit seiner Berufung, weil er lieber eine spektakulärere, knalligere hätte – die Gabe der Krankenheilung zum Beispiel. Kurz und gut, ich kann mit diesem Buch einiges anfangen und freue mich, es gefunden zu haben; und wenn ich es ausgelesen habe, kommt es auf jeden Fall in die Büchereikiste. 


Vermischtes aus der religiösen Frühförderung 

Als ich Mitte März schrieb, die Eltern-Kind-Gruppe in der Gemeinde auf dem Weg – bzw. die "Rumpelberggruppe", wie mein Jüngster sie nennt – finde "ab kommender Woche" zweimal wöchentlich, dienstags und freitags, statt, war das ein wenig voreilig: Tatsächlich ist das erst seit April der Fall, aber seither bin ich mit meinem Jüngsten bei allen vier Terminen gewesen. Die Absichtserklärung des Jüngsten, an "jedem Schultag, außer Montag" eine "Beten mit Musik"-Andacht abzuhalten – womit ich theoretisch sehr einverstanden gewesen wäre – konnten wir indes nicht umsetzen, dafür gab es in dieser Woche zu viel anderes zu tun. Wir schafften daher "nur" zwei Andachten, am Dienstag und am Freitag, jeweils nach der Rumpelberggruppe; die Andacht am Dienstag verschlief der Knabe zudem. 

Lustig war jedenfalls, dass wir am Dienstag, als wir vom Rumpelberg herabkamen und uns als nächstes auf den Weg zum "Beten mit Musik" machen wollten, dem nigerianischen Pfarrvikar der Pfarrei St. Klara begegneten, der offenbar gerade auf dem Weg zum Einkaufen war; er richtete einige freundliche Worte an uns und verabschiedete sich mit "Bis morgen!", woraus ich (zu Recht) folgerte, dass er am Mittwoch in Heiligensee die Messe zelebrieren würde. Da gingen wir natürlich hin; bemerkenswert fand ich an dieser Messe besonders zwei Details: zum einen, dass der Pfarrvikar sich durch die 1. Lesung (Daniel 3,14-21.49a.91-92.95, die drei Jünglinge im Feuerofen) spontan zu einem gesungenen Antwortvers ("Herr, du bist König über alle Welt", Nr. 52.1 im Gotteslob) inspirieren ließ; und zum anderen den Einleitungstext zu den Fürbitten, welcher lautete: "Standhaft im Feuerofen der Passion, mutig das tägliche Kreuz auf die Schulter nehmen – das ist nicht leicht. Aber es ist der einzige Weg aus der Angst in die Freude, aus der Knechtschaft in die Freiheit. In der Eucharistie lädt Christus uns ein, den Weg mit Ihm zu gehen." (Eine Quelle für diesen Text habe ich nicht ausfindig machen können. Vielleicht gibt es ja unter den Lesern jemanden, der mehr weiß?) – Das anschließende Gemeindefrühstück fiel diesmal besonders üppig aus, da ein Mitglied des "harten Kerns" der Gemeinde, ein pensionierter Lehrer, seinen 88. Geburtstag feierte. Am Rande wurde mein Jüngster, nicht zum ersten Mal, von einer älteren Frau dafür gelobt, wie gut er sich im Gottesdienst benommen habe – dabei hatte ich das gar nicht unbedingt so empfunden, aber genau deshalb ist solches Feedback so wertvoll. 

Am Nachmittag stand ich vor der Herausforderung, allein mit den Kindern zum JAM zu gehen – das zum letzten Mal vor Ostern stattfand –, da meine Liebste nach Unterrichtsschluss noch eine Dienstberatung hatte, von der nicht abzusehen war, wie lange sie dauern würde. Ob die Schulfreundin unserer Großen, die schon öfter dabeigewesen war, auch diesmal wieder mitwollte, stand zu Beginn des Tages noch nicht fest, war aber wahrscheinlich. Als ich dann in der Schule ankam, um das Tochterkind und gegebenenfalls ihre Freundin abzuholen, kam mir zuerst eine andere Freundin meiner Tochter entgegen und fragte mich ganz aufgeregt, ob sie diesmal auch zum JAM mitkommen dürfe ("und was ist das eigentlich genau?"). Ich lachte leise in mich hinein. Okay, Gott, dachte ich. Ich bin zwar schon die ganze Woche unausgeschlafen und total K.O., aber mit sowas kriegst du mich IMMER, egal wie's mir grad geht. Und weißt du was? Irgendwie find' ich's GUT. – Nach kurzer elektronischer Rücksprache mit den betreffenden Eltern brach ich also mit drei aufgeregt schnatternden Grundschülerinnen und einem launischen Vierjährigen, der wieder einmal keinen Mittagsschlaf gehabt hatte, zum JAM auf; der Weg war etwas anstrengend, aber dann wurde es eigentlich ganz gut. Zuerst durften die Kinder Ostereier bemalen... 


Dieses Ei wurde von einer JAM-Mitarbeiterin gestaltet. 

...dann folgten die Begrüßung und diesmal nur ein Lobpreislied (der besonders beliebte "Adler-Song"), ehe die Kinder nach Altersgruppen aufgeteilt wurden. Da der unter Mittagsschlafmangel und Mamivermissung leidende Jüngste sich unter keinen Umständen von mir trennen wollte, kam ich mit zur Katechese für die "Minis" (bis 5 Jahre), wo die Auferstehung Jesu mit Hilfe von Puppen dargestellt wurde, die eine gewisse Ähnlichkeit mit den berüchtigten "Egli-Figuren" hatten, aber keine waren. 

Nach dem katechetischen Teil gab es dann –für alle Kinder gemeinsam – ein großes Geländespiel im Garten, das an den Strategiespiel-Klassiker "Die Siedler von Catan" angelehnt war, und zum Schluss, wie immer, Abendbrot. Ich bin recht zuversichtlich, dass es allen Kindern gut gefallen hat, auch dem Mädchen, das zum ersten Mal dabei war. 

Am Donnerstag stand dann in St. Joseph Siemensstadt der Kinderkreuzweg an; gerade noch rechtzeitig am Mittwoch gegen Mittag hatte ich meine Textbeiträge für diese Andacht vervollständigt, nachdem ich am Morgen noch fast vom Schlag gerührt worden wäre, weil ich dachte, infolge von Datenverlust auf meinem Mobilgerät müsste ich noch einmal von vorne anfangen (tatsächlich war es aber gar kein Datenverlust, sondern ich hatte einfach nur im falschen Verzeichnis gesucht). – Wir hatten die Kreuzwegandacht dieses Jahr bewusst nicht in die Karwoche gelegt, sondern in die Woche davor, weil wir hofften, in einer Schulwoche würden mehr Kinder kommen als in den Ferien; und diese Kalkulation ging offenbar auf: Zwölf Kinder nahmen teil, dazu sieben Erwachsene (die Mitwirkenden nicht eingerechnet). Meine eigene Familie schaffte es leider nicht, dabei zu sein: Theoretisch hätte es gerade so klappen können oder sollen, dass meine Liebste nach der Arbeit unsere Große von der Schule abholte, dann den Jüngsten, der inzwischen von Bloggerkollegin Claudia auf dem Spielplatz beaufsichtigt worden war, aufgabelte und mit beiden Kindern nach Siemensstadt fuhr, aber verspätete und ausfallende S-Bahnen machten diesem Plan einen Strich durch die Rechnung, und als es sich abzeichnete, dass sie es nicht annähernd pünktlich schaffen würden, blieben sie lieber gleich in Tegel. 

Wie schon einmal erwähnt, war mir bei der Vorbereitung des diesjährigen Kinderkreuzwegs die Aufgabe zugefallen, für die einzelnen Stationen (wir machten wieder sieben, aber teilweise andere als im Vorjahr) Bibeltexte auszuwählen und jeweils ein kurzes Abschlussgebet zu formulieren, während der Gemeindereferent die Gesamtleitung innehatte und einführende und betrachtende Texte zu den Kreuzwegstationen beisteuerte. Ursprünglich hatte er die Idee gehabt, bei der Betrachtung mit Gesten und "körperlichem Nachspüren" zu arbeiten, hatte dann aber doch Zweifel an diesem Konzept bekommen und lieber wieder auf Bildbetrachtungen zurückgegriffen, allerdings mit anderen Bildern als im vorigen Jahr. 

Meine eigenen Textbeiträge zu diesem Kreuzweg würde ich nicht unbedingt als bahnbrechende Leistungen betrachten, aber mit ein paar Abschnitten bin ich doch ausreichend zufrieden, um sie hier mitzuteilen. In erster Linie gilt das für das Abschlussgebet zur Station "Veronika reicht Jesus das Schweißtuch"

V: Herr Jesus Christus, in dir hat Gott ein menschliches Gesicht bekommen. Du schaust uns an, und du willst, dass wir dein Gesicht auch in unserem Nächsten erkennen, in den Menschen, die unsere Hilfe, unseren Beistand und unseren Trost nötig haben. Wir bitten dich: 

A: Hab Erbarmen mit uns und mit der ganzen Welt. 

Und trotz meiner vielfach dokumentierten Abneigung gegen Moralismus in der Kinderkatechese ersparte ich den teilnehmenden Kindern auch nicht ein strenges Sätzchen wie dies – zur Station "Jesus fällt unter dem Kreuz"

Es sind auch unsere Sünden, die dein Kreuz so schwer machen, nicht nur die der anderen, wie wir uns gern einreden würden. 

Insgesamt, denke ich, können wir mit dieser Andacht recht zufrieden sein. Derweil steht natürlich die Frage im Raum, ob ich nächstes Jahr an einem anderen Ort einen Kinderkreuzweg gestalten werde – und/oder auch einen für Erwachsene... 


Noch mehr Neues vom Schulkind 

Die letzte Schulwoche vor den Osterferien verlief für unser Tochterkind größtenteils "ganz normal", aber am letzten Tag, also gestern, gab es ein Schulfest inklusive Talentshow – zuletzt hatte es eine Veranstaltung in dieser Form dort vor den Sommerferien gegeben. Wie seinerzeit schon geschildert, hatte unser Tochterkind dabei zwar selbst nichts aufgeführt, aber bei zwei Tanznummern im Zuschauerraum mitgetanzt, und ich hatte mir gedacht: Vielleicht traut sie sich ja beim nächsten Mal auf die Bühne. Das war jedoch nicht der Fall – aber okay, sie hatte ja neulich erst eine Rolle bei "Peter Pan" gehabt. Ähnlich wie beim letzten Mal bestand das Programm wieder zu einem großen Teil aus Tanznummern, es gab aber auch Gymnastik- und Ballett-Vorführungen und einen Auftritt von drei Mädchen, die Witze erzählten. Über zwei Beiträge, die einigermaßen aus dem Rahmen des sonstigen Programms fielen, möchte ich ein paar Sätze mehr verlieren: zum einen eine Präsentation zum Thema Veganismus, zum zweiten der Auftritt einer Band. Die Veganismus-Präsentation – dargeboten von drei Mädchen, die bei der "Peter Pan"-Aufführung wichtige Rollen gespielt hatten und auch in mehreren Tanzdarbietungen ihre Bühnenpräsenz unter Beweis stellten – krankte daran, dass es keinen Beamer gab und die Mädchen den gesamten Text daher vorlesen mussten, dabei aber sehr nervös waren und, da sie nicht so recht mit ihren Mikrofonen klarkamen, teilweise kaum zu verstehen waren; noch mehr aber daran, dass sie zu großen Teilen aus ermüdenden Aufzählungen unsortiert wirkender Fakten bzw. Beispiele bestand; die Argumente für Veganismus, die vorgebracht wurden, wirkten zum Teil unzureichend durchdacht, zum Teil widersprüchlich und zum Teil so, als hätten die Mädchen sie selbst nicht ganz verstanden – was meine Liebste zu der Bemerkung veranlasste, das argumentative Niveau des Vortrags erinnere sie an den Evolutions-Vortrag beim JAM-Elterncafé vor einigen Wochen. Natürlich macht es einen Unterschied, ob so ein Vortrag von Mädchen im Alter zwischen (geschätzt) 11 und 14 Jahren gehalten wird, deren Eifer und Engagement gerade in Kombination mit der Unbeholfenheit der Umsetzung doch irgendwie sympathisch 'rüberkommt, oder von einer gestandenen Frau um die 60, die noch dazu ihre Brötchen als Grundschullehrerin verdient. Andererseits boten so manche fragwürdige Thesen der Veganismus-Präsentation, etwa zum Stichwort "Speziesismus", durchaus Anlass zu kritischen Reflexionen über das Ausmaß an ideologischer Beeinflussung, dem die Kinder selbst an einer so freien Schule, die mit Slogans wie "Mein Kopf gehört mir, ich entscheide selbst, was hineinkommt" wirbt, ausgesetzt sind. – Die Band, bestehend aus einem Lehrer als Leadsänger und -gitarrist sowie zwei älteren Schülern an Bass und Schlagzeug, spielte "In Bloom" von Nirvana, "Misirlou" (ursprünglich ein traditionelles Lied aus dem östlichen Mittelmeerraum, bekannt geworden v.a. in Gestalt einer Surfrock-Version von Dick Dale, die an markanter Stelle im Soundtrack von "Pulp Fiction" vorkommt), "Aerials" von System Of A Down (mit einem weiteren Lehrer als Gastsänger) und zu guter Letzt "Dani California" von den Red Hot Chili Peppers, und sie waren echt gut. Aus meiner Sicht ein Highlight des Programms. 

Im Ganzen würde ich diese Talentshow einmal mehr als ein gutes Anschauungsbeispiel für die Vorzüge und die Mängel dieser Schule betrachten: Der Gesamteindruck ist sehr gemischt, und dasselbe gilt in letzter Zeit auch für unseren allgemeinen Eindruck davon, was unsere Tochter an dieser Schule lernt und nicht lernt, wie sie mit den Abläufen und den Regeln klarkommt und wie die Zeit, die sie in der Schule verbringt, ihr Sozialverhalten prägt. Zu all diesen Punkten gibt es Positives und weniger Positives festzustellen – aber jetzt sind ja erst mal Ferien, und ich bin gespannt, wie es dem Kind bekommt, mal zwei Wochen aus der Schule raus zu sein...


Kein Kommentar 

In der Gebetsstätte Marienfried bei Pfaffenhofen an der Roth im bayerischen Landkreis Neu-Ulm findet am 24. Mai eine "Männerkonferenz" unter dem Motto "Gottessöhne sind wir!" statt, unter der Leitung von Pater Paulus von den Franziskanern der Erneuerung, der sich schon seit Jahren intensiv dem Thema Männerapostolat widmet. Auf Facebook bin ich nun über folgende Kritik an der Veranstaltungsankündigung gestolpert: 

"Wenn sich das geschlechterneutral an Menschen als Kinder G'ttes [sic] richten würde, wäre es besser. Die Zeiten in denen nur von Söhnen und Jüngern die Rede war, sollten wir so langsam hinter uns gelassen haben." 


Geistlicher Impuls der Woche 

O Gott, voll Freude komme ich jeden Abend zu Dir, um Dir zu danken für die Gnaden, die Du mir hast zuteil werden lassen. Ich bitte um Vergebung für die Fehler, die ich begangen habe während des Tages, der nun vergeht wie ein Traum. 

Jesus, wie glücklich wäre ich, wenn ich immer treu gewesen wäre, doch leider bin ich am Abend oft traurig, denn ich fühle, dass ich Deinen Gnaden hätte besser entsprechen können. 

Doch ich verliere nicht den Mut, weil ich mein Elend sehe, sondern ich komme voll Vertrauen zu Dir, denn ich denke, dass nicht die Gesunden den Arzt brauchen, sondern die Kranken. Daher flehe ich Dich an, mich zu heilen und mir zu verzeihen. 

Und morgen werde ich mit Hilfe Deiner Gnade ein neues Leben beginnen, in dem jeder Augenblick ein Zeichen der Liebe und der Dankbarkeit sein soll. Und nachdem ich Abend für Abend vor Deinen Altar getreten bin, wird eines Tages der letzte Abend meines Lebens kommen. Dann wird für mich der ewige Tag beginnen, der keinen Abend mehr kennt, dann werde ich an Deinem göttlichen Herzen ausruhen von allen Kämpfen dieses Herzens. 

(Thérèse von Lisieux: Ich verliere nicht den Mut. Ein Fundstück aus dem beim Aufräumen wiedergefundenen "YouCat Jugendgebetbuch"...) 


Ohrwurm der Woche 

O.K.: Okay! 

Dieses Synthi-Pop-Artefakt aus den späten 80ern habe ich gestern meinen Kindern vorgespielt, um ihnen die Erkenntnis nahe zu bringen, das Allerschönste, was Füße tun könnten, sei Tanzen. Und ehe ich's mich versah, musste ich ihnen erklären, was es mit dem Wunder von Bern ("Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen – Rahn schießt – Toooor!") auf sich hat. Man sieht, diese Nummer ist randvoll mit popkulturellen und zeitgeschichtlichen Referenzen, und davon abgesehen macht sie einfach Spaß. 


Vorschau / Ausblick 

Heute bin ich so ziemlich den halben Tag beim Jugendeinkehrtag im Gemeindehaus von Maria, Hilfe der Christen in Spandau, und wenn dieses Wochenbriefing nicht ganz pünktlich erscheinen sollte, dann liegt das daran, dass ich dort zu eingespannt bin, um nebenbei einen Blogartikel fertigzustellen. Morgen ist Palmsonntag, und wir haben geplant, zu diesem Anlass zum Achor-Hof zu fahren, wo Dybo – pardon: Prälat Stefan Dybowski – eine Messe feiert und anschließend das Hofcafé geöffnet ist; nicht zuletzt hoffen wir dort ein paar Gespräche führen zu können, die uns in Hinblick auf unser "Pfarrhausfamilien"-Projekt möglicherweise weiterhelfen. Und dann ist Karwoche! Die Kinder haben in den Ferien einen Schwimmkurs, am Gründonnerstag wird die Messe vom Letzten Abendmahl für die gesamte Pfarrei Heilige Familie Spandau-Havelland, wie schon vor zwei Jahren, zentral in Maria, Hilfe der Christen gefeiert, zur Karfreitagsliturgie wollen wir dann, wie in den letzten Jahren, in St. Joseph Siemensstadt gehen – und zur Osternacht ebenso, aber das ist dann schon ein Thema für das übernächste Wochenbriefing. 


Samstag, 5. April 2025

Die 3 K der Woche (19): Kinder, Kirche, Komplikationen

Ostern rückt immer näher, Freunde; und so langsam scheint sich hier in Berlin auch das Wetter auf Frühling eingependelt zu haben (auch wenn meine Wetter-App für dieses Wochenende allen Ernstes Nachtfrost ankündigt). Ob dies unser letzter Frühling in Berlin-Tegel sein wird, ist derweil weiterhin ungeklärt; ich hatte eigentlich gehofft, es würde zu dieser Frage etwas Neues zu berichten geben, aber das ist bisher nicht der Fall. Na, hoffen wir mal auf nächste Woche... 

Goodbye Tegel? Es ist noch in der Schwebe. 

Noch mehr Neues vom Schulkind 

Aus chronologischen Gründen steht dieses Thema diesmal ganz vorn, denn zunächst einmal muss ich ein paar Sätze zu der "Peter Pan"-Schulaufführung am vergangenen Samstag loswerden, an der mein Tochterkind mitwirkte. Gesamturteil vorweg: Es war toll! Und nun ein bisschen genauer: Das Stück war so konzipiert, dass sehr viele Kinder, auch und gerade aus den untersten Jahrgangsstufen, dabei mitspielen konnten, ohne dass ihnen große schauspielerische Leistungen abverlangt wurden – denn ein großer Teil der Rollen gruppierte sich in drei "Teams", wenn man das so nennen möchte – die Feen, die Verlorenen Kinder und die "Nimmerländys" (im Original "Piccaninnies"; "Indianer" wollte man sie wohl aus Gründen der political correctness nicht nennen). Innerhalb dieser Gruppen hatten meist nur jeweils ein bis zwei Darsteller signifikant mehr zu tun als im Pulk über die Bühne zu tänzeln, zu hopsen oder zu galoppieren. Kann man sich mal merken, diese Methode. – Die betont dusslig agierenden Piraten wurden größtenteils von Lehrkräften der Schule gespielt, der Darsteller des Käpt'n Hook war gleichzeitig der Regisseur. Sehr beeindruckt war ich von der Darstellerin der Titelrolle, einer vielleicht zwölf- oder 13jährigen Schülerin: Ich möchte sagen, ihre Darstellung war nicht nur im Rahmen dessen, was man von Schultheater erwarten kann, sehr gut, sondern ging eigentlich sogar darüber hinaus. 

Was indes unsere Tochter in ihrer Rolle als Mond betrifft, hatte sie zwar – anders als in ihrer Rolle als "Engel 2" beim Krippenspiel – keinen Text, dafür aber erheblich mehr Bühnenzeit, da sie in allen Szenen, die nachts spielten, im Hintergrund auf einem Podest saß oder hockte; in einer Szene tanzte sie mit der Darstellerin der Sonne, um den Übergang von der Nacht zum Tag darzustellen. 

Der Saal war übrigens rappelvoll, und die Vorstellung dauerte einschließlich diverser Umbaupausen und Musikeinlagen rund eineinhalb Stunden. Zur Community Networking Night im Baumhaus schafften wir es danach leider nicht mehr: Zeit wäre zwar an und für sich noch genug gewesen, aber meine Schwiegermütter, die auch zur "Peter Pan"-Aufführung gekommen waren, wollten anschließend noch mit uns essen gehen, auf dem Weg dorthin kriegten sich dann aber unsere Kinder, die beide schon den ganzen Tag total aufgekratzt gewesen waren, wegen jeder Kleinigkeit lautstark in die Haare, was schließlich dazu führte, dass nur das Tochterkind mit den Omas Essen ging und meine Liebste mit dem Jüngsten nach Hause fuhr; derweil fand ich, allein ins Baumhaus zu gehen wäre auch nicht so recht zweckmäßig, und entschied mich schließlich ebenfalls dafür, nach Hause zu gehen. (Sollte es nächsten Monat aus irgendwelchen unvorhersehbaren Gründen wieder nicht klappen mit einem gemeinsamen Baumhaus-Besuch, behalte ich mir dann aber doch vor, lieber allein hinzufahren als gar nicht. Es gäbe dort schließlich Dinge zu besprechen. Aber dazu zu gegebener Zeit mehr.) 

Am Montag brachte ich meine Große dann morgens nicht wie sonst zur Schule, sondern stattdessen zu ihrer Schulfahrt. Genauer gesagt brachte ich sie nur bis zu einer Bushaltestelle, an der sie auf eine Gruppe von Mitschülern und Lehrkräften traf, die ebenfalls gerade auf dem Weg zur Schulfahrt waren; weiter wollte sie sich dann nicht mehr von mir begleiten lassen und war so aufgeregt und voller Vorfreude, dass sie sif die väterlichen Ermahnungen und guten Wünsche, die ich ihr noch mit auf den Weg geben wollte, nur mit "Ja ja" antwortete. Eigentlich gab es ja auch gar keinen Grund zu der Annahme, es könnte irgendwelche Probleme geben; schließlich hatte sie schon letztes Jahr, als sie noch ein Jahr jünger gewesen war, an so einer Schulfahrt teilgenommen und da hatte alles gut geklappt. Diesmal jedoch rief sie schon am ersten Abend, oder besser gesagt mitten in der Nacht, zu Hause an und wollte abgeholt werden. Offenbar hatte es ausgerechnet mit ihren besten Freundinnen Streit gegeben. Glücklicherweise war der Ort der Schulfahrt nicht sehr viel weiter von unserem Zuhause entfernt als die Schule selbst, aber so mitten in der Nacht war die Abholung dann doch ein kleines Abenteuer. Besonders der Rückweg: Laut Google Maps hätte der kürzeste Weg zu einer Bushaltestelle, von der aus wir ohne Umsteigen fast bis vor unsere Haustür hätten fahren können, mitten durch den Wald geführt – aber meine Tochter sagte, sie habe Angst vor Wildschweinen, und im nächsten Moment hörten wir tatsächlich ein Grunzen aus dem Wald... Da kehrten wir doch lieber um und nahmen eine andere Busverbindung. 

Wäre es heller gewesen, wäre mir wahrscheinlich auch dieses Warnschild aufgefallen.

Noch auf dem Heimweg teilte meine Tochter mir mit, sie wolle zwar weiter an der Lernreise teilnehmen, aber nicht mehr dort übernachten. Das bedeutete für mich, dass ich sie an den nächsten Tagen (bis einschließlich Donnerstag) jeweils morgens hinbringen und abends abholen musste, was natürlich erheblich mehr Aufwand bedeutete, als ich eigentlich für diese Woche auf dem Zettel gehabt hatte. Ungelegen kam das auch insofern, als wir just am Montag mit dem schon ziemlich überfälligen Frühjahrsputz unserer Wohnung begonnen hatten und es, auch wenn das vielleicht fies klingt, dafür ausgesprochen praktisch gewesen wäre, wenn das Kind während dieser Zeit "aus dem Weg" gewesen wäre. Letzten Endes klappte aber auch so alles recht gut; dennoch scheint mir der gescheiterte Übernachtungsversuch ein Indiz (und durchaus nicht das erste oder einzige) dafür zu sein, dass unsere Große und ihre drei besten Schulfreundinnen in jüngster Zeit nicht mehr ganz so sehr ein Herz und eine Seele sind wie noch im ersten Schuljahr. Das ist zwar einerseits schade, könnte aber andererseits zu der Einsicht Beitrages, dass ein Umzug und Schulwechsel nicht unbedingt ein Weltuntergang wäre... 


Schwarzer Gürtel in KiWoGo 

Am 4. Sonntag der Fastenzeit (Laetare) stand in St. Joseph Siemensstadt der letzte Kinderwortgottesdienst vor Ostern auf dem Programm, der dritte im laufenden Kalenderjahr; das Evangelium vom Tag war Lukas 15,1-3.11-32, das Gleichnis vom Verlorenen Sohn; und da das ja nun wirklich ein Klassiker der Kinderkatechese ist, hatte der Gemeindereferent die Idee gehabt, statt das Gleichnis selbst nachzuerzählen, könnte man dies den Erstkommunionkindern überlassen – die die Geschichte nämlich schon aus der Vorbereitung auf die Erstbeichte kannten – und dies lediglich ein wenig anleiten und unterstützen, z.B. durch Visualisierung

Unterschätzt hatte er dabei allerdings den Umstand, dass viele Kinder eher schüchtern sind und ungern vor Publikum sprechen, und so musste er die Nacherzählung zum größten Teil doch selbst übernehmen; er gestaltete sie sehr lebhaft und eindringlich, aber dadurch nahm sie auch recht viel Zeit in Anspruch, und die anschließende Auslegung geriet etwas holprig und fragmentarisch, da wir schon ziemlich bald das Signal von der Küsterin bekamen, in die Kirche zurückzukehren. Meine Mitwirkung an diesem KiWoGo beschränkte sich auf ein Lied zum Anfang ("Alles was ich hab", mal wieder) und ein Gebet zum Abschluss. 

Zelebriert wurde die Messe übrigens vom leitenden Pfarrer der Großpfarrei Heilige Familie Spandau-Havelland, stilecht in Rosa gewandet; und musikalisch mitgestaltet wurde sie von einem vom hauptamtlichen Kirchenmusiker der Pfarrei geleiteten Knabenchor, u.a. mit lateinischen Messgesängen aus der Ersten Choralmesse ("Missa Mundi")

Für weitere Kinderwortgottesdienste im Zeitraum zwischen Oster- und Sommerferien sind bisher noch keine Termine festgelegt worden, aber ich schätze mal, zwei oder drei kommen bestimmt noch. Zuerst einmal steht aber noch der Kinderkreuzweg an – und dann der Jugendeinkehrtag, der sich zwar an ein etwas älteres Zielpublikum richtet als der Kinderwortgottesdienst, aber grundsätzlich – so möchte ich behaupten – ähnliche "Skills" auf Seiten der Leitung erfordert. Für die Gestaltung und Durchführung dieses Einkehrtags hat der Gemeindereferent sich ein Team von drei handverlesenen Mitarbeitern zusammengestellt, und am Dienstag hätte es ein Vorbereitungstreffen mit diesem Team geben sollen; aber mit dem Hausputz und dem Abholen der Großen von ihrer Schulfahrt (s.o.) war ich derart eingespannt, dass ich mich genötigt sah, meine Teilnahme abzusagen. Wie sich zeigte, war dann aber auch eins der beiden anderen Mitglieder der Vorbereitungsgruppe verhindert, mit dem Ergebnis, dass der Termin auf den gestrigen Freitag verlegt wurde. Da konnte der junge Mann, der schon den Termin am Dienstag hatte platzen lassen, zwar abermals nicht, aber immerhin waren wir so zu dritt und hatten ein recht produktives Treffen in netter Atmosphäre. Das Konzept für den Jugendeinkehrtag gefällt mir jedenfalls ausgesprochen gut, es umfasst meditative und kreative Auseinandersetzung mit einem Bibeltext (Lukas 5,17-26, die Heilung eines Gelähmten), Lobpreis (hier konnte ich ganze drei Liedvorschläge einbringen, nämlich "Jesus, Erlöser der Welt", "So groß ist der Herr" und "So bist nur Du", welch letzteres ich, wenn ich bis dahin noch ein bisschen übe, eventuell selbst auf der Gitarre werde begleiten dürfen), eine gestaltete Eucharistische Anbetung und gemeinsames Kochen und Essen. Ich bin gespannt und freu mich drauf! 

Das Vorbereitungstreffen fand im Gemeindesaal von St. Stephanus statt, unter den Augen der derzeit aus dem Kirchenraum ausgelagerten Heiligenfiguren.


Ein kleiner Rückblick auf den März 

Ein Viertel des Kalenderjahres ist schon wieder rum; halten wir also mal kurz inne und schauen uns an, was der Monat März so gebracht hat, auch (aber nicht nur) im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum des Vorjahres. 

Auf meinem Blog sind im März des laufenden Jahres sieben neue Artikel erschienen, das sind zwei weniger als im März letzten Jahres; dafür lagen die Zugriffszahlen auf meinen Blog aber signifikant höher als im Vorjahresvergleichszeitraum (wenn auch niedriger als im Februar), und was die Gesamtzahl der im ersten Quartal erschienenen Blogartikel betrifft, liegt das laufende Jahr mit 23 Artikeln weiterhin klar in Führung gegenüber dem Vorjahr – da waren es 19. Prinzipiell ähnlich sieht es mit meinen Beiträgen für die Tagespost aus: Da ist im März '25, ebenso wie im März '24, nur ein neuer hinzugekommen, aber im Quartalsvergleich steht es 5:2, und mein erster Beitrag für den Monat April ist auch schon fertig

Und sonst so? Ein großes Thema März 2024 war die Visitation der Pfarrei Heilige Familie Spandau-Havelland durch Erzbischof Koch; dagegen war das dominierende Thema im März 2025 unser Projekt "Pfarrhausfamilie" – zu dem sich indes auch Anfang April noch nicht mehr sagen lässt als "Wir haben da was in Aussicht, aber hundertprozentig spruchreif ist es noch nicht". Außerdem hatten wir im März zwei Kinderwortgottesdienste in St. Joseph Siemensstadt (zum Ausgleich dazu, dass es im Februar keinen gab); die Gesamtzahl der Kinderwortgottesdienste im ersten Quartal 2025 liegt damit ebenso wie im Vorjahresvergleichszeitraum bei drei. 

Lobpreisandachten ("Beten mit Musik") in St. Joseph Tegel habe ich im vergangenen Monat ganze acht abgehalten, das scheint mir recht rekordverdächtig; im gesamten ersten Quartal 2025 waren es somit stolze 18. Übrigens hat auch der April in dieser Hinsicht sehr gut angefangen, denn an den ersten vier Tagen des neuen Monats, also von Dienstag bis Freitag, hatten wir tatsächlich jeden Tag eine solche Andacht. Am Mittwoch hatten wir dabei, wie neulich schon mal, ungewöhnlich viel "Publikum": Als wir die Kirche betraten, war der ältere Mann wieder da, den wir knapp zwei Wochen zuvor schon einmal dort angetroffen hatten; wir warteten wieder, bis er sein stilles Gebet beendet hatte, aber als er eigentlich schon an der Tür war, wurde er anscheinend doch neugierig, was wir vorhatten, wandte sich noch einmal um und blieb ungefähr bis zum ersten Lied. Außerdem kamen die Handwerker, die – immer noch oder wieder – im Außenbereich der Kirche irgend etwas reparieren, ein paarmal kurz herein, und einmal tauchte im Glaseinsatz der Sakristeitür ein Gesicht auf – wahrscheinlich die Blumenfrau, sagte ich mir –, verschwand aber gleich wieder. Nicht unerwähnt lassen möchte ich auch, dass der Knabe mich bereits auf dem Weg zur Mittwochs-Andacht mit einigen recht detaillierten Fragen zu einigen Liedtexten überrascht hatte: So wollte er wissen, wieso es in "dem Lied mit der Burg" ("So hoch der Himmel ist" von Johannes Hartl & Friends) erst "seine Burg" und ein paar Verse später dann "meine Burg" heiße; und wie der Vers "Sei du mein Zuhause" in dem Lied "Bei dir such ich Schutz" von Mire Buthmann zu verstehen sei. Ich muss sagen, ich war recht beeindruckt, dass mein gerade vierjähriger Sohn bei den Liedtexten so genau hinhört und sich solche Gedanken darüber macht. – Am Donnerstag schlief er hingegen wieder einmal auf dem Weg zur Kirche ein, was mich erneut nicht davon abhielt, die Andacht abzuhalten – und das war auch gut so (s.u. "Geistlicher Impuls der Woche"). – Am Freitag kam auch das Tochterkind mit zum "Beten mit Musik", da ihre Schulfahrt bereits beendet war. Insgesamt muss ich sagen: An der Vorstellung, ab Herbst (vielleicht, wenn alles gut geht) direkt auf einem Kirchengrundstück zu wohnen und idealerweise einen Schlüssel für die Kirche zu haben, gefällt mir die Aussicht, solche Lobpreisandachten wirklich jeden Tag (oder sogar mehrmals täglich, z.B. morgens und abends) abhalten zu können, besonders gut. 

Als wir am Freitag nach St. Joseph Tegel kamen, war dort das Kreuz im Altarraum bereits verhüllt.

 

Kein Mittwoch wie jeder andere 

Bedingt dadurch, dass ich unsere Große diese Woche, wie oben geschildert, morgens nicht zur Schule, sondern zu ihrer Lernreise bringen musste, schafften der Jüngste und ich es an diesem Mittwoch nicht zur Messe in Heiligensee (die, wie der Wochenplan der Pfarrei verriet, von Pater Mephisto zelebriert wurde); zum JAM am Nachmittag gingen wir aber, wenn auch ohne das Tochterkind. Erst als wir dort ankamen, wurde mir bewusst, dass ich somit keinen Vorwand hatte, zur Katechese für die "Kids" zu gehen statt zum Elterncafé; was letztendlich aber gar nicht schlimm war, denn beim Elterncafé war es diesmal recht interessant: Eine der Frauen aus der Leiterinnengruppe setzte eine lockere Themenreihe "Was gehört zum christlichen Leben?" fort, und zwar mit dem Thema "Bibellesen". Dabei fiel es auf, dass diese Themenreihe auch und nicht zule0tzt für ein Publikum konzipiert war, das gerade erst dabei ist, den christlichen Glauben für sich zu entdecken, oder jedenfalls noch relativ "neu im Christentum" ist. Einige Wortmeldungen von Teilnehmern ließen darauf schließen, dass dies auf die Anwesenden tatsächlich in größerem Ausmaß zutraf, als ich das in dieser Runde erwartet hätte; jedenfalls gab es ein paar Leute am Tisch, die zu erkennen gaben, dass sie mit dem Bibellesen eher wenig Erfahrung haben und/oder sich schwer damit tun. Die Argumente, die die Gesprächsleiterin dafür verbrachte, dass es gut und wichtig sei, in der Bibel zu lesen, waren nicht gerade überraschend; der eigentlich interessanteste Teil dieser Elterncafé-"Sitzung" war ein Erfahrungsaustausch darüber, wie die Bibel zuweilen unmittelbar zum Leser zu "sprechen" scheint und konkrete Antworten auf genau die Fragen gibt, die den Leser gerade bewegen. Dazu hatten auch meine Liebste und ich einiges beizusteuern, und dabei fiel mir auf, dass wir derartige Erfahrungen hauptsächlich, oder jedenfalls zu einem auffallend großen Teil, im Zusammenhang mit dem Stundengebet gemacht haben. Was mich wiederum auf den Gedanken brachte, es sei doch eigentlich schade, dass die Freikirchen eine Praxis wie das Stundengebet, in dem Gebet und Bibellektüre eine Einheit bilden, nicht kennen. Diesen Gedanken könnte man wohl noch allgemeiner fassen und weiterspinnen – und sich fragen: Wie kann es sein, dass die evangelikalen Freikirchen – zumindest hierzulande – trotz ihrer eher dürftigen Spiritualität und Theologie mehr Glaubenseifer, mehr Engagement und nicht zuletzt mehr Bekehrungen hervorbringen als "wir", obwohl "wir", also die katholische Kirche, eigentlich die viel besseren Voraussetzungen haben? Im Grunde lässt sich das nur dadurch erklären, dass die katholische Kirche – wie gesagt: zumindest hierzulande – von dem Schatz an Gnadenmitteln, über den sie verfügt, zu wenig oder nicht den richtigen Gebrauch macht. 

Vom JAM aus machten sich diesmal meine Liebste und unser Jüngster auf den Weg, um das Tochterkind abzuholen; derweil fuhr ich nach Hause, um an einer Online-Themenkonferenz für die Familienseiten der Tagespost teilzunehmen. Nun will ich hier zwar keine Interna aus dieser Konferenz ausplaudern, aber ein paar allgemeine Eindrücke darf ich wohl doch mitteilen. Dazu gehört zunächst einmal, dass ich es ausgesprochen interessant fand, mal einen Eindruck davon zu bekommen, was das so für Leute sind, die für die Familienseiten der Tagespost schreiben. Da waren einige dabei, bei denen ich mir gut vorstellen könnte, sie mal "privat" zu kontaktieren, so zwecks Erfahrungsaustausch in Sachen "Catholic Parenting". – Davon abgesehen war ich zunächst eigentlich gar nicht davon ausgegangen, dass ich inhaltlich besonders viel zu dieser Konferenz würde beizutragen haben, fand es dann aber doch ein bisschen schade, dass ich nach der ausführlichen Vorstellungsrunde überhaupt nicht mehr zu Wort kam – was nicht zuletzt an meinen mangelnden Zoom-Kenntnissen lag: Irgendwie gibt es da die Möglichkeit, mittels eines gelben Handsymbols eine Wortmeldung anzumelden, aber ich kriegte nicht raus, wie das ging. So richtig schlimm war das aber auch wiederum nicht. 

Ich schätze mal, ich verrate kein großes Geheimnis, wenn ich sage: Ein Thema, das viele Teilnehmer dieser Online-Konferenz bewegte, war die Frage "Was für ein Publikum wollen wir erreichen, und was für ein Publikum erreichen wir tatsächlich?". Was ich dazu vielleicht gern beigesteuert hätte, wäre die Einschätzung, dass es diesbezüglich erhebliche Unterschiede zwischen den Lesern der Print- und der Online-Ausgabe gibt: Es gilt weithin als unstrittig, dass die ersteren, besonders die Abonnenten, zum allergrößten Teil fromm katholisch und bürgerlich-konservativ sind; hingegen habe ich den Eindruck, dass das Publikum der Online-Ausgabe erheblich bunter gemischt ist, bis hin zu ausgesprochenen "Hate-Readern", die auf Facebook jeden Artikel kommentieren, natürlich alles ganz furchtbar und verkehrt finden, damit aber immerhin für Traffic sorgen. Das soll nun natürlich kein Aufruf sein, "Trolle zu füttern", aber ich wollt's halt mal erwähnt haben. 


Weiteres Feedback zur Eucharistischen Anbetung im Gebetshaus Augsburg 

Wie ich erst mit ein paar Tagen Verspätung registriert habe, hat am vorletzten Freitag auch die deutschsprachige Ausgabe der Catholic News Agency (CNA) die Nachricht aufgegriffen, dass es im Gebetshaus Augsburg neuerdings einen besonderen Raum für Eucharistische Anbetung gibt. Der Nachrichtenartikel selbst ist unspektakulär und geht inhaltlich kaum über das hinaus, was man früher schon woanders gelesen hat; bemerkenswert sind hingegen die Leserreaktionen auf Facebook. – Grundsätzlich kommen Angriffe gegen das Gebetshaus Augsburg ja zumeist aus mindestens einer von drei Richtungen: von der PUU-Fraktion ("postchristlich-undogmatische Universalisten"), die bei "Bewegungen, die vermehrt auf Frömmigkeit setzen" (so Gabriele Höfling auf häretisch.de), stets die Gefahr von Fundamentalismus und geistlichem Missbrauch wittern; von Hardcore-Evangelikalen, die – wie unlängst erwähnt – im Gebetshaus "eine Tarnorganisation der katholischen Kirche" sehen, "die bibeltreue Christen in die Fänge des Vatikan locken will"; und zu guter Letzt von Katholiken mit einem mehr oder weniger ausgeprägten Hang zum Traditionalismus, denen das Gebetshaus nicht katholisch genug ist. Und aus der letztgenannten Richtung meldeten sich bei CNA Deutsch so einige zu Wort. "Was hat das Allerheiligste in Hartls Discotempel mit fragwürdig ökumenistischer und schwarmgeistig-charismatischer Ausrichtung zu suchen?", fragte da ein Nutzer mit dem Schriftzug "Latin Mass Matters" im Profilbild; mehrere andere äußerten, das Allerheiligste Altarsakrament dürfe "nur in der Römisch-Katholischen Kirche, und dort im Tabernakel, aufbewahrt und verehrt" und keinesfalls "für die Ökumene missbraucht" (!) bzw. "zweckentfremdet" werden, denn: "Ökumene ist nicht katholisch." – "Was Bischof Bertram veranstaltet dient höchstens dazu, der allgemeinen X-Beliebigkeit und Verfügbarkeit einen Weg zu eröffnen, welcher dazu geeignet ist, die Bedeutung, die Würde und die Heiligkeit des Allerheiligsten, die Gegenwart unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus, nach und nach bedeutungslos werden zu lassen", orakelt einer, und unter dem Nutzernamen einer italienischen Heiligen aus dem 15. Jahrhundert, nach der eine Kirche in Berlin-Reinickendorf benannt ist, heißt es kämpferisch: "Wir konservativen Katholiken, und ich denke, dass [sic] werden alle [!] so sehen wie ich auch, werden nicht stillschweigend zuschauen, wie der katholische Glaube verwässert wird." – "Hier kommentieren einige, die im Wortsinn päpstlicher als der Papst sind", merkte ein befreundeter "Netzkatholik" zu diesen und ähnlichen Wortmeldungen an. 

Insgesamt überwiegen indes auch auf der Facebook-Seite von CNA Deutsch die positiven Reaktionen zum Thema "Eucharistische Anbetung im Gebetshaus Augsburg"; dennoch geben die zitierten Stellungnahmen mir zu denken, und dies in mehrfacher Hinsicht. Zum einen scheint mir, dass die Sorte von Hardcore-Katholinen, die hier zu Wort kommt, weitgehend unter dem Radar der öffentlichen kirchenpolitischen Debatten existiert: "PUU"-Sprachrohre wie Horse & Hound, die gute alte Eule oder auch "Fundi-Watch" schießen sich bevorzugt auf charismatische Initiativen wie eben das Gebetshaus Augsburg ein und nehmen die – sagen wir mal – "ultrakonservativen" Katholiken, die diese genauso wenig leiden können wie sie selbst, bestenfalls am Rande wahr. Möglicherweise liegt das daran, dass die diese als weniger attraktiv und darum als in ihrem Sinne weniger "gefährlich" einschätzen; und an dieser Einschätzung könnte ja durchaus etwas dran sein. 

Der zweite Aspekt, der mir auffällig erscheint, ist, dass ich kritische Stimmen zum Thema "Eucharistische Anbetung im Gebetshaus Augsburg" bisher praktisch ausschließlich von konservativ-katholischer Seite wahrgenommen habe. Okay, zum Teil mag das an meiner persönlichen Filterblase liegen. Zudem leuchtet es mir auch ein, dass die "PUU"-Fraktion bei allem, was sie dem Gebetshaus in Sachen Fundamentalismus, geistlichem Missbrauch und schnöder Geldmacherei vorwirft bzw. unterstellt, keinen Anlass sieht, besonders auf die Pauke zu hauen, wenn dort etwas vergleichsweise "Normalkatholisches" stattfindet. (Wobei ich mir andererseits gar nicht so sicher bin, wie "normalkatholisch" die Eucharistische Anbetung heutzutage und hierzulande tatsächlich noch ist. Man hört und liest immer mal wieder, sogar in den "Urworten des Evangeliums", diese Praxis sei vielerorts mehr oder weniger in Vergessenheit geraten, und wie ich schon mal erwähnt habe, kannte ich sie als Kind auch nicht, trotz meines doch recht ausgeprägt "kirchennahen" Aufwachsens.) Was mich jedoch vor allem wundert, ist, dass man von den Hardcore-Evangelikalen so wenig hört; genauer: dass es im medialen (und v.a. "sozialmedialen") Echo auf das Thema "Eucharistische Anbetung im Gebetshaus Augsburg" so gar keine Rolle zu spielen scheint, dass diese Anbetungspraxis aus der Sicht von Konfessionen, die nicht an die Realpräsenz glauben, eigentlich eine ungeheure Provokation darstellen müsste: dass da Leute etwas anbeten, was in der Wahrnehmung derer, die nicht an die Realpräsenz Christi in der Eucharistie glauben, lediglich ein Stück Gebäck ist. Da wundert es mich dann schon, dass aus der hardcore-evangelikalen Ecke noch niemand empört "Götzendienst!" gerufen hat – bzw. wenn doch, habe ich das zumindest noch nicht mitgekriegt. (Vielleicht liegt das auch daran, dass, soweit ich sehe, idea noch nicht über dieses Thema berichtet hat... Die werden schon wissen, warum nicht.) 


Neue Rubrik: Kein Kommentar 

Regina Nagel, Vorsitzende des Bundesverbands der Gemeindereferent*innen (sic) und unerschrockene Kämpferin gegen "katholischen Fundamentalismus" (oder was sie dafür hält), ist seit März Mitglied bei den "Omas gegen Rechts". "Es ist eine der Formen von Vernetzung, die es heute braucht", erklärt sie auf Facebook


Kurz vor Redaktionsschluss... 

...ereilte mich dann noch die Nachricht, dass ein neuer Pfarrer für Brake/Unterweser gefunden wurde – der zusätzlich auch die Nachfolge von Karl Jasbinschek als Pfarrer von St. Willehad Nordenham/Butjadingen/Stadland antreten soll, wenn dieser in absehbarer Zeit in den Ruhestand eintritt. Man sehe es mir nach, dass ich eine eingehendere Auseinandersetzung mit dieser Neuigkeit auf einen späteren Artikel werde verschieben müssen; hier nur mal schnell ein paar Fakten: Der neue Mann heißt Christian Fechtenkötter, ist 56 Jahre alt, ehemaliger Benediktinermönch, gelernter Bürokaufmann und war zuletzt, bzw. ist derzeit noch, Kaplan in Bocholt. Alles Weitere, wie gesagt, später... 


Geistlicher Impuls der Woche 

Werft eure Zuversicht nicht weg, die großen Lohn mit sich bringt. Was ihr braucht, ist Ausdauer, damit ihr den Willen Gottes erfüllen könnt und so das verheißene Gut erlangt.

(Hebräer 10,35f.

– Dies war die Kurzlesung zur Non vom Donnerstag. Wäre ich, wie ich es eigentlich beabsichtigt hätte, zu einer früheren Uhrzeit mit dem Jüngsten "Beten mit Musik" gegangen und hätte folgerichtig die Texte einer anderen Hore gebetet, hätte ich diese Lesung gar nicht zu Gesicht gekriegt. Das ist wieder einmal etwas, was man – in der aktuellen Phase der Unsicherheit, wie es mit dem Projekt "Pfarrhausfamilie" weitergeht; nachdem ich seit Montag vergeblich darauf gewartet hatte, etwas von der Verwaltungsleitung der betreffenden Pfarrei zu hören, hatte sich allmählich ein gewisser Pessimismus in mir breitzumachen begonnen – als ein Zeichen ansehen kann. Ich tue es jedenfalls. 


Ohrwurm der Woche 

Lick the Tins: Can't Help Falling in Love 

Platz 35 in meinen "Abi 95 Top 100". Diese Irish-Folk-inspirierte Coverversion einer alten Elvis-Schnulze habe ich ursprünglich als Abspannmusik des Films "Ist sie nicht wunderbar?" kennengelernt, und den Film habe ich geliebt. Nicht zuletzt wegen seiner Filmmusik übrigens. Er lief eines Abends auf Sat 1, und zum Unverständnis meiner Familie, die ihn bestenfalls mittelmäßig fand, war ich so begeistert, dass ich die Wiederholung am folgenden Tag auf VHS aufzeichnete und mir den Film in der Folgezeit wieder und wieder ansah. Autobiographisch ist das für mich vor allem deshalb von Belang, weil der Film "Ist sie nicht wunderbar?" mich dazu inspiriert hat, mir von dem Geld, das ich mir im darauffolgenden Sommer bei einem Ferienjob verdiente, ein Schlagzeug zu kaufen. Auch wenn ich es beim Schlagzeugspielen nie zu besonders beachtlichen technischen Fertigkeiten brachte und es nach einigen Jahren wieder aufgab, würde ich doch sagen, dass diese Entscheidung eine bedeutende Weichenstellung für mein weiteres Leben war. 

Aber auch ohne diese "Backstory" ist das Lied einfach schön. Es als eine Coverversion zu bezeichnen, die "besser als das Original" sei, wird ihm im Grunde nicht gerecht: Es ist eine völlig eigenständige Interpretation. 


Vorschau / Ausblick 

Bei uns zu Hause ist weiterhin Frühjahrsputz angesagt, gleichzeitig ist mal wieder Gorkistraßenfest, und obendrein ist unser Jüngster heute Nachmittag zur Geburtstagsfeier eines Freundes eingeladen, den er beim Kinderfasching in St. Bernhard kennengelernt hat und der seinerseits auch schon bei seinem Geburtstag war; und freundlicherweise darf auch die große Schwester zur Geburtstagsparty mitkommen. Davon abgesehen ist heute Abend Nightfever in der Rosenkranzbasilika, und da wollte ich ja eigentlich schon lange mal wieder hin; aber ob das heute was wird, halte ich dann doch eher für fraglich. Morgen ist der 5. Sonntag der Fastenzeit – und zugleich der erste Sonntag im Monat, was theoretisch mal wieder ein Anlass für ein "Gottesdienst-Double-Feature in Haselhorst" sein könnte; aber auch hier steht die Frage im Raum, ob uns das an genau diesem Wochenende nicht zu zeitaufwändig ist. – Und dann steht uns schon die letzte Schul- und Arbeitswoche vor den Osterferien bevor! Am Donnerstag ist in St. Joseph Siemensstadt der Kinderkreuzweg, den ich zusammen mit dem Gemeindereferenten erarbeitet habe; tags darauf, am Freitag, ist an der Schule des Tochterkindes ein Schulfest inklusive Talentshow. Und dann steht – am Samstag – auch schon der Jugendeinkehrtag im Gemeindehaus von Maria, Hilfe der Christen in Spandau an. Darüber werde ich aber wohl erst im übernächsten Wochenbriefing berichten können. 


Samstag, 29. März 2025

Die 3 K der Woche (18): Kinder, Kirche, Kompetenzen

Willkommen zu einem thematisch ausgesprochen bunten Wochenbriefing, Leser! Derzeit herrscht bei mir wahrhaftig kein Mangel an "Stoff zum Bloggen"; tatsächlich konnte ich aus Zeit- und Platzgründen gar nicht alles in diesem Artikel unterbringen, was ich gern thematisiert hätte, aber Manches davon wird sich wohl nachholen lassen. Ein schönes Fotomotiv fürs Vorschaubild ist mir in der zurückliegenden Woche hingegen nicht über den Weg gelaufen, daher habe ich auf mein Archiv zurückgegriffen: 

Dritter Fastensonntag in Siemensstadt 

Am Sonntag fuhren wir erneut nach St. Joseph Siemensstadt zur Messe, die wieder von dem Pfarrvikar zelebriert wurde, den ich vorige Woche als "meine[n] Lieblings-Prediger unter den örtlichen Geistlichen" gewürdigt hatte. Die Erstkommunionkinder waren diesmal wieder (etwas) zahlreicher vertreten, und so war der erste Teil der Predigt, ungefähr fünf Minuten, wieder speziell an sie gerichtet. Als Evangelium wäre in Lesejahr C eigentlich Lukas 13,1-9 an der Reihe gewesen, das Massaker an den Galiläern, der Einsturz des Turms von Schiloach und das Gleichnis vom Feigenbaum; und ich hatte mich schon auf eine Predigt zum Gleichnis vom Feigenbaum gefreut, da ich dieses als einen zentralen Text zum Thema Gemeindeerneuerung betrachte. Der Pfarrvikar entschied sich jedoch stattdessen für das Evangelium aus Lesejahr A, die Begegnung Jesu mit der Samariterin am Jakobsbrunnen (Kurzfassung: Johannes 4,5-15.19b-26.39a.40-42). Meine Enttäuschung darüber hielt indes nicht lange vor, denn auch zu dieser Perikope hatte der Pfarrvikar manches zu sagen, was man als Impuls für unsere aktuellen Pläne in Sachen "Pfarrhausfamilie" auffassen konnte. Zunächst einmal: Jesus geht "nach Samarien, er bleibt nicht im frommen Judäa", sondern geht bewusst dorthin, wo er weiß, dass er im Grunde unerwünscht ist. Sodann: Was die Juden von den Samaritern trennt – nicht das, was sie in ihrem Glauben voneinander unterscheidet, aber was den alltäglichen Umgang miteinander be- oder sogar verhindert – ist eine "Mauer von Nebensächlichkeiten"; "deswegen müssen wir in der Kirche aufpassen: Was ist wichtig und was ist nicht wichtig." Und weiter: 

"Wir sind gewohnt, von einer Volkskirche zu kommen, wo alles perfekt ist, alles wunderbar – obwohl es nicht stimmt – und sozusagen hinter unseren Mauern zu bleiben. Denn es ist viel einfacher, sich hinter der Fassade zu verstecken, als sich auszusetzen." 

In diesem Zusammenhang erwähnte der Pfarrvikar auch, es gebe in der Spandauer Pfarrei in dieser Osterzeit "eine ganze Menge von Erwachsenentaufen", "auch viele Jugendliche": "Wir leben in einer spannenden Zeit." Auch für das nächste Jahr gebe es schon jetzt sechs oder sieben Anmeldungen zum Taufkurs: 

"Das heißt, wir haben Leute, die nach der Taufe fragen, und wir in der Kirche müssen eine Sprache lernen und eine Form lernen, mit den Leuten zu reden außerhalb unserer Schablonen. Das war schon immer das Problem der Kirche." 

Die Predigt endete mit dem Aufruf, die Fastenzeit vor Ostern als eine "Verlobungszeit" aufzufassen, in der es darum gehe, "die Tiefe Seiner Liebe zu verstehen und zu verstehen, zu welcher Schönheit und Größe Er uns beruft." – 

Übrigens erfuhr ich vom Gemeindereferenten, dass er für den Samstag vor Palmsonntag einen Einkehrtag für Jugendliche plant; er deutete an, ich könnte mich da, wie man so sagt, "einbringen", zum Beispiel was die musikalische Gestaltung angeht. "Solange du noch hier bist, muss ich das ja ausnutzen", merkte er augenzwinkernd an. – Ich signalisierte Interesse und erhielt am nächsten Tag einen Konzeptentwurf für den Jugendeinkehrtag per Mail; sieht schon mal recht vielversprechend aus, finde ich. Mehr dazu zu gegebener Zeit! 


Währenddessen in Reinickendorf-Süd 

Vergangenen Samstag, während meine Liebste mit den Kindern im Zoo war, nahm ich – wie ich es schon öfter getan hatte, wenn ich samstags vormittags "frei hatte" – in Herz Jesu Tegel an der Rosenkranzandacht der Legio Mariae teil. Anschließend warf ich noch einen Blick auf das Büchertauschregal im Vorraum der Besuchertoilette – und entdeckte dort zu meinem Ärger dieses Schild: 

Regelmäßige Leser werden wissen, dass ich dieses Büchertauschregal immer erwähne, wenn es darum geht, welche bleibenden Früchte das Engagement hervorgebracht hat, das meine Liebste und ich fünf Jahre lang in die Tegeler Gemeinde investiert haben. Und jetzt fahren die Spießer aus dem Förderverein das auch noch an die Wand – und noch nicht mal aus böser Absicht, sondern einfach, weil ihnen das grundsätzliche Verständnis für Graswurzelarbeit abgeht. Echt, ich könnt' mich schon wieder aufregen. 

Am Mittwoch wurde die reguläre Werktagsmesse in Heiligensee als Requiem für ein verstorbenes Gemeindemitglied gefeiert, und tatsächlich handelte es sich dabei um jemanden, den ich gekannt hatte – hauptsächlich daher, dass er zu der Zeit, als ich in Herz Jesu Tegel aktiv war, dort zeitweilig ehrenamtlich im Pfarrbüro aushalf. Die Nachricht von seinem Tod hatte mich ziemlich überrascht, da ich ihn noch vor ein paar Wochen beim Gemeindefrühstück in Heiligensee gesehen hatte und er mir ausgesprochen gesund und munter vorgekommen war, mehr als einige andere Leute aus der Stammbesetzung dieser Veranstaltung. Aber mit dem Sterben ist es wohl wie mit vielen Dingen, es trifft nicht immer die, von denen man es erwarten würde. Wie ich im Zuge des Requiems erfuhr, war der Verstorbene 95 Jahre alt gewesen – ich hätte ihn mindestens zehn Jahre jünger geschätzt –, und sein Tod war tatsächlich ganz plötzlich und unerwartet gekommen. Die kleine Kirche war jedenfalls voll: Neben zahlreichen Familienangehörigen des Verstorbenen waren auch einige Ehrenamtliche aus der Tegeler Gemeinde gekommen, ein Enkel des Verstorbenen ministrierte, ein Organist und ein kleiner Chor gestalteten die Messe musikalisch. Zelebriert wurde das Requiem vom Pfarrer, der auch eine kurze Predigt hielt – wobei er allerdings betonte, die eigentliche Gedenkansprache für den Verstorbenen werde Pater Mephisto bei der Beerdigung halten. Die Predigt des Pfarrers stellte demgegenüber einem Versuch dar, etwas zu den Lesungstexten vom Tag (1. Lesung: Deuteronomium 4,1.5-9; Evangelium: Matthäus 5,17-19) zu sagen und dabei gleichzeitig einen Bezug zur Persönlichkeit des Verstorbenen herzustellen. Als Aufhänger nutzte er dabei die Tatsache, dass der Verstorbene das vom Jesuitenorden geführte Canisius-Kolleg besucht hatte – ebenso wie er selbst ein paar Jahrzehnte später auch; womit es dem Pfarrer wieder einmal gelang, nicht zuletzt sich selbst zum Thema seiner Predigt zu machen. Der "jesuitischen Erziehung", die sie beide genossen hätte, sage man ja so Manches nach, meinte er: "eine gewisse Schläue, auch eine gewisse Freiheit, aber natürlich durchaus auch das Ernstnehmen dessen, was hier in der Bibel steht". So möchte er sich selbst gern sehen, der Pfarrer von St. Klara; ich sag mal lieber nicht viel dazu, nur dies: Sein Problem ist, dass er sich mit diesem Anspruch permanent selbst überfordert, nicht zuletzt deshalb, weil er leider nicht so intelligent ist, wie er gern wäre. Was er in knapp sechs Minuten über "das Gesetz und die Propheten" auszuführen versuchte – angefangen davon, der Lehre Jesu die starre Gesetzlichkeit der Pharisäer gegenüberzustellen, was ja geradezu ein locus classicus des liberalen Christentums ist, über Fachsimpeleien zu verschiedenen Übersetzungsmöglichkeiten von Schlüsselbegriffen des hebräischen bzw. griechischen Urtexts bis hin zum schon fast zwanghaften Ausweichen auf politische Themen (so verwies er zum Stichwort "Gesetz" einerseits auf "kleinkarierte" EU-Verordnungen, betonte aber andererseits, "wie ein Rechtsstaat auch helfen kann, den Menschen wirklich Recht zu verschaffen" – und "wir haben genug Beispiele in der Geschichte, in der Gegenwart, wo der Rechtsstaat mit Füßen getreten wird") – ist im Grunde ein sehr illustratives Beispiel dafür, aber das nun im einzelnen zu analysieren, habe ich hier nicht die Zeit und den Platz. Vielleicht ein andermal. 

Das Gemeindefrühstück fiel wegen der Beerdigung aus; statt zum Friedhof mitzugehen, machten mein Jüngster und ich lieber eine Snackpause beim Bäcker. 

Nach Reinickendorf-Süd gehören auch unsere "Beten mit Musik"-Andachten in St. Joseph Tegel, und davon hatten wir in der zurückliegenden Woche zwei, am Dienstag und am Freitag. Am Dienstag war das Hochfest der Verkündigung des Herrn, da wollte ich unbedingt eine Andacht abhalten und ließ mich auch dadurch, dass das einzige dafür in Frage kommende Zeitfenster ausgerechnet in die Mittagsschlafzeit des Knaben fiel, nicht davon abhalten; tatsächlich schlief er wieder einmal auf dem Weg zur Kirche ein und wachte auch von der Musik nicht auf. Dafür war er aber am Freitag umso engagierter bei der Sache, tanzte vor dem Altar wie weiland König David vor der Bundeslade und benutzte einen Lolli als Mikrofon-Attrappe; eigentlich hätte man das filmen sollen, aber mit meinem Handy kann ich nicht gleichzeitig Musik abspielen und Videos aufnehmen. 


Neues vom Schulkind 

Die Frage, wie zufrieden wir mit der freien Alternativschule sind, die unser Tochterkind besucht – eine Frage, der ich mich hier zuletzt in den Herbstferien ausführlich gewidmet habe – hat in letzter Zeit eine neue Aktualität gewonnen, nicht zuletzt deshalb vor dem Hintergrund der Überlegung, dass ein Wegzug aus Berlin (sofern es denn dazu kommt) auch einen Schulwechsel unvermeidlich machen würde. Offensichtlich ist, dass für das Tochterkind die Aussicht, nicht mehr auf diese Schule gehen zu können, das stärkste Argument gegen einen Umzug darstellt; aus Elternsicht ist das, bei aller Wertschätzung für diese Schule, ihre Mitarbeiter und ihr Lernkonzept, nicht ganz so eindeutig. Auf der einen Seite stellt sich nach eineinhalb Schuljahren durchaus gelegentlich die Frage, ob eine Schule, die etwas mehr Wert auf Disziplin und Struktur legt und in der das Lernen nicht ganz so selbstbestimmt ist, unser Tochter nicht vielleicht ganz gut tun könnte, auf der anderen Seite machen wir uns aber auch Gedanken, wie man dafür Sorge tragen könnte, dass der Wechsel an eine Schule mit erheblich weniger freiem Unterrichtskonzept nicht allzu hart für sie wird. Mit Blick darauf haben wir uns auch schon über Schulen an unserem potentiellen zukünftigen Wohnort informiert, die vielleicht einen Mittelweg zwischen ihrer jetzigen und einer "stinknormalen Regelschule" bieten könnten. 

Derweil hatten wir in den zurückliegenden Wochen ein paar Erlebnisse, die ein recht buntes Bild von den Kompetenzen ergeben, die unserer Tochter an ihrer Schule vermittelt und nicht vermittelt werden. Zum einen hatte unser Jüngster ja gerade Geburtstag, und in dem Geburtstagspaket, das meine Mutter uns zu diesem Anlass schickte, fand sich auch ein kleines Geschenk für die große Schwester: ein "Lern- und Übungsblock für die 2. Klasse" mit Übungsaufgaben zum Lesen, Schreiben und Rechnen. Und kaum hatte sie diesen ausgepackt, fing unsere Tochter auch schon an, mit Leichtigkeit und Freude diese Aufgaben zu bearbeiten. Damit nicht genug, fing sie am nächsten Tag an, sich selbst Rechenaufgaben auszudenken und in ihr Notizbuch zu schreiben. 

Auf der anderen Seite erhielt ich am Montag gegen Mittag einen besorgten Anruf aus der Schule: Eine Freundin unserer Tochter hatte aus Pilzen, die an einem Baumstumpf auf dem Schulgelände wuchsen, eine "Suppe" zubereitet – nur als Spiel natürlich, aber ein paar Kinder, darunter auch unsere Tochter, hatten tatsächlich davon gegessen und daraufhin Bauchschmerzen bekommen. Als ich in der Schule ankam, um meine Tochter abzuholen, ging es ihr schon wieder besser, aber ich wollte der Sache doch lieber auf den Grund gehen und rief daher das Gifttelefon der Charité an. Dort hing ich erst mal ewig in der Warteschleife ("Gut, dass das nicht der Kreissägenverletzungs-Notruf ist – da wäre so eine Wartezeit schon grenzwertig", murrte ich vor mich hin), und dann erklärte mir der freundliche Mitarbeiter, die Giftnotrufzentrale kenne sich zwar mit allen Arten von Giftstoffen aus, also auch mit Pilzgiften; um Pilze zu bestimmen, also erst einmal zu klären, ob es sich um einen Giftpilz handelt und, wenn ja, was für Toxine er enthält, müsse er mich jedoch zunächst an einen externen Pilzexperten verweisen. Er gab mir zwei Telefonnummern von Pilzexperten, die ehrenamtlich mit der Giftnotrufzentrale zusammenarbeiten; zunächst erreichte ich beide nicht, aber einem konnte ich immerhin auf die Mailbox sprechen und bekam dann ziemlich bald einen Rückruf. Der Pilzexperte stellte einige Fragen, ließ sich ein Foto des betreffenden Pilzes, das ich vorsorglich aufgenommen hatte, per WhatsApp schicken, und gab dann Entwarnung: Diese Art von Pilzen sei an sich nicht giftig; essen sollte man sie trotzdem nicht, da die Möglichkeit besteht, dass sie Schadstoffe einlagern, um sich selbst vor Schädlingen zu schützen, und dies könnte dazu führen, dass nach dem Verzehr Symptome wie Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall aufträten – eine Pilzvergiftung im eigentlichen Sinne sei das aber nicht, und wenn innerhalb von zwei Stunden nach dem Verzehr keine schlimmeren Symptome aufgetreten seien als leichte Bauchschmerzen, sei auch nicht mehr mit etwas Schlimmerem zu rechnen. Na, da haben wir ja mal wieder was gelernt – unter anderem hoffentlich auch, dass man nicht einfach irgendwas essen sollte, wovon man nicht verlässlich weiß, dass es essbar ist... 

Und heute hatte das Tochterkind in einer Schulaufführung von "Peter Pan" eine kleine Rolle als Mond. Allerdings erst nach Redaktionsschluss, weshalb ich hier noch nichts Genaueres darüber berichten kann. Aber stolz bin ich schon im Voraus: Nach ihrem Auftritt als "Engel 2" im Krippenspiel in St. Stephanus ist das ihre zweite Bühnenrolle... 


Gott als Vater: Ein paar Schlaglichter aus dem JAM-Elterncafé 

Am Mittwochnachmittag waren wir wieder beim JAM, die Schulfreundin unserer Großen, die seit November schon mehrmals mit dabei war, kam auch wieder mit, und während in der Kinderkatechese die Passionsgeschichte fortgesetzt wurde, entschied ich mich nach einigem Abwägen dafür, diesmal wieder am Elterncafé teilzunehmen, wo es um das Thema "Gott als Vater" gehen sollte. Wenn ich meinen Gesamteindruck dahingehend zusammenfasse, dass ich mir von dem Thema mehr versprochen hätte, muss ich mir eigentlich gleich selbst ins Wort fallen und mich fragen, worauf sich diese Erwartung eigentlich stützte; denn dass dem geneigten Publikum im Wesentlichen ein bunter Strauß an Bibelzitaten präsentiert wurde, zu denen dann jeder, dem etwas dazu einfiel, seine Assoziationen äußern durfte und sollte, kenne ich von meinen wenigen bisherigen Teilnahmen am Elterncafé eigentlich kaum anders. Und dann gab's noch nicht mal Kekse. Ich glaube, nächstes Mal bleibe ich lieber wieder bei der "Kids"-Katechese. 

Ein paar Details möchte ich hier dennoch festhalten, da sie, wie ich finde, ganz gut illustrieren, dass es Momente gibt, in denen man sich als Katholik in einem evangelikalen Bibelkreis doch nicht so recht zu Hause fühlt. So stolperte ich über die Aussage der Leiterin, Christ werde man nicht dadurch, dass einem als Säugling ein bisschen Wasser über den Kopf gegossen bekäme; im Stillem dachte ich "Öööh... doch!!", sagte aber nichts dazu, da für eine Debatte über die Kindertaufe und letztlich über das Sakramentenverständnis hier offenkundig nicht der richtige Rahmen war und es auch nichts gebracht hätte, dieses Fass aufzumachen. – Dass die Elterncafé-Leiterin zudem an einer Stelle ganz überflüssigerweise ihre antikatholischen Ressentiments durchblicken ließ, indem sie etwas sagte wie "Um von Gott Vergebung zu erlangen, muss man nicht auf den Knien nach Rom rutschen", wäre mir völlig entgangen, wenn meine Liebste es nicht auf dem Nachhauseweg erwähnt hätte; offenbar hatte ich in dem Moment gerade nicht zugehört. Aber geschenkt. Viel interessanter fand ich die Reaktionen und Nicht-Reaktionen auf eine Wortmeldung meiner Liebsten zu Markus 10,14 ("Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran!"): Sie wies darauf hin, dass das Wort für "Kinder", das Jesus hier verwende, Säuglinge und Kleinkinder einschließe, und folgerte daraus, auch Kinder, die noch so klein sind, dass sie "sowieso nichts mitkriegen", und noch kein Konzept davon haben, "wie man sich in der Kirche benimmt", hätten einen legitimen Platz im Gottesdienst (und nicht nur in der parallelen Kinderbetreuung). Das ist in einem freikirchlichen Setting natürlich eine gewagte Aussage, denn wenn der Gottesdienst im Wesentlichen aus einer Predigt mit etwas Rahmenprogramm besteht, ist es ja tatsächlich nicht so leicht einzusehen, was jemand, der (noch) nicht in der Lage ist, der Predigt zu folgen, "da soll". Somit war es recht bezeichnend, dass niemand etwas dazu sagte – wobei aber doch zu bemerken war, dass einige Eltern, die Kinder im Teenageralter (oder knapp darunter) haben, wissend bis betroffen nickten, als meine Liebste ausführte, irgendwie müsse man die Kinder schließlich auch darauf vorbereiten, den Übergang von einer kindlichen zu einer erwachsenen Glaubenspraxis hinzukriegen. Nicht direkt als Antwort darauf, aber inhaltlich dennoch passend klagte eine Mutter von drei Söhnen, es werde immer schwieriger, ihre beiden Ältesten dazu zu motivieren, zum Gottesdienst mitzukommen. Was wahrscheinlich ein ganz natürlicher Effekt ist, wenn die Sprösslinge aus dem Programm der "Kinderkirche" herausgewachsen sind und man dann plötzlich von ihnen erwartet, sich eine ellenlange und für Erwachsene konzipierte Predigt anzuhören. (Was man in diesem Zusammenhang allerdings auch erwähnen sollte, ist, dass den Freikirchen ihre Jugendlichen offenbar trotzdem nicht im selben Ausmaß davonlaufen wie den Großkirchen. Das sollte uns dann doch zu denken geben.) 

Ein Aspekt, der mir in der ganzen Diskussion ein wenig fehlte – den ich aber auch selbst nicht einbrachte, weil sich irgendwie keine passende Gelegenheit ergab und ich ohnehin schon den Eindruck hatte, meine Liebste und ich beteiligten uns stärker am Gespräch als die meisten anderen – war die Frage, was wir aus unserer eigenen Alltagserfahrung als Eltern über Gott als Vater lernen können. Dazu wäre mir eine Menge eingefallen. Zum Beispiel: Wenn ich die Kinder morgens rechtzeitig wecke, darauf achte, dass sie halbwegs vernünftig frühstücken, halbwegs saubere und dem Wetter angemessene Klamotten anziehen und nicht will, dass sie zwischendurch etwas zu spielen, zu malen oder zu basteln anfangen, dann denke ich oft: Kinder, ich mache das für euch, in eurem eigenen Interesse – warum beschwert ihr euch? Und dann denke ich manchmal: Wahrscheinlich denkt Gott dasselbe über mich


Wie war das mit "dummdreist und tantig"? 

Das Echo auf mein voriges Wochenbriefing hat mich einigermaßen überrascht, Freunde: Die Zugriffszahlen waren durchaus überdurchschnittlich und es gab auch erfreulich viele Leserkommentare, aber womit ich nicht gerechnet hätte, war, dasss diese sich fast ausschließlich um das Thema "musikalische Gestaltung von Kinder-, Jugend- bzw. Familiengottesdiensten" drehten. Dabei hätte ich gedacht, dass andere Inhalte dieses Artikels weit mehr zu kontroversen Debatten einlüden; wozu es nicht zuletzt gehört, dass ich es gewagt habe, einen Beitrag aus der Zeitschrift Communio als "dummdreist und tantig" zu bezeichnen. Da hätte ich ja nun mit dem einen oder anderen Ordnungsruf gerechnet, gerade aus dem, sagen wir mal, "volkskirchlich-konservativen" Lager, das den Ansichten der Verfasserin tendenziell mehr Sympathie entgegenbringen dürfte als ich. Auch wenn das möglicherweise ein Missverständnis wäre – aber jetzt greife ich mir vor. 

Also mal der Reihe nach: Der Artikel, um den es geht, heißt "Glaube als Event?", und wie ich vorige Woche schrieb, wird darin der "Normalbetrieb der abnippelnden Volkskirche als angebliche 'normale katholische Spiritualität' gegen 'Großevents, Gebetshäuser [und] Influencer-Christentum' verteidigt". Und was hat mich daran nun so sehr geärgert? An und für sich ist es schließlich vollkommen legitim, zu sagen "Ich bin kein Fan von Massenevents, diese poppige Lobpreismusik empfinde ich nicht als andachtsfördernd, überhaupt ist dieses Charismatische nicht mein Ding, und vor allem mag ich es nicht, wenn Leute über religiöse Fragen in einem Tonfall reden, als wären sie Motivationstrainer oder Teleshopping-Präsentatoren". (Full Disclosure: Ersteres und Letzteres gilt für mich selbst auch.) Es ist auch nichts verkehrt daran, wenn jemand mit der Art von religiöser Praxis, die er an einem durchschnittlichen Sonntagmorgen in seiner örtlichen Pfarrkirche erlebt, mehr anfangen kann als mit der Spiritualität mehr oder weniger deutlich charismatisch angehauchten Geistlicher Gemeinschaften oder Gebetskreise. Wenn es sich dabei aber nur um eine Angelegenheit persönlicher Vorlieben oder Neigungen handelte, müsste man sich fragen, aus welcher Motivation heraus bzw. mit welcher Absicht jemand darüber schreibt, und das nicht auf einem privaten Blog, sondern in der doch recht renommierten theologischen Zeitschrift Communio. – Okay: Der Artikel erschien im Rahmen einer Kolumne der Verfasserin, das ist schon ein bisschen so ähnlich wie ein persönlicher Blog. Gleichwohl fand ich schon die Titel-Unterzeile des Artikels einigermaßen dreist: "Meine Frömmigkeit braucht kein emotionales Feuerwerk" – ja also #sorrynotsorry, liebe Verfasserin, aber was geht den geneigten Leser denn deine Frömmigkeit an, bzw. warum glaubst du, sie hätte ihn zu interessieren? Hinzu kommt, dass die Aussage "Ich brauch das nicht" doch sehr herablassend gegenüber jenen klingt, die "das" eben doch zu "brauchen" meinen. 

Zu dieser "bedürfnisorientierten" Sichtweise wird zweifellos noch mehr zu sagen sein, halten wir zunächst aber noch fest: Der einzige plausible Grund, einen Artikel des Inhalts "Ich finde xy nicht gut" zu veröffentlichen, ist, dass man dem Leser suggerieren möchte: "Und du solltest das auch nicht". So sehr die Verfasserin sich bemüht, den Anschein von Ausgewogenheit zu erwecken, indem sie "Fundamentalismus"-Vorwürfe an die Adresse der neuen Frömmigkeitsbewegungen lediglich referiert, ohne sie sich zu eigen zu machen, und die hierfür exemplarisch zitierte Kritik der Theologin Ursula Nothelle-Wildfeuer als "überspitzt" bewertet, so unverkennbar legt sie dennoch eine ablehnende Haltung zu "Gebetshäusern, Jüngerschaftsschulen und ähnlichen charismatischen Initiativen" an den Tag. Wohlgemerkt, ich bestreite der Autorin nicht das Recht, in ihrer Kolumne ihre Meinung kundzutun; hingegen nehme ich für mich selbst das Recht in Anspruch, ihre Meinung doof zu finden

Aber warum nun genau? Wenn die Verfasserin schreibt "Mir reicht die Sonntagsmesse, immer wieder die Beichte oder gelegentliche Wallfahrten", dann kann man ja durchaus sagen, das sei gar nicht so wenig. Damit nicht genug, zündet sie "auch mal eine Kerze auf dem Hausaltar an, wenn jemand in der Familie einen wichtigen Termin hat oder etwas anderes ansteht". Ist doch schön. Warum muss sie diese Frömmigkeitsformen partout gegen andere, mit denen sie eingestandenermaßen nichts anfangen kann, ausspielen? Worum geht es ihr dabei wirklich? – Ich würde sagen, einen recht deutlichen Fingerzeig bietet der Satz "Der Rosenkranz beruhigt meine Nerven, wenn sie es brauchen": Die Verfasserin beurteilt religiöse Praktiken, und letztlich Religion überhaupt, rein nach ihrem Gebrauchswert, und zwar speziell nach ihrem therapeutischen Gebrauchswert. Und diese Sichtweise erscheint ihr offenbar so selbstverständlich, dass sie überhaupt nicht darüber reflektiert oder auf die Idee käme, dass es auch anders sein könnte. An der Oberfläche mag ihre sogenannte Spiritualität "konservativ" aussehen (Beichte, Rosenkranz, Wallfahrten), aber das ist offenbar tatsächlich nicht viel mehr als eine ästhetische Vorliebe; was sich dahinter verbirgt, ist eine zutiefst liberale, subjektivistische Wellness-Spiritualität: Alles kann, nichts muss

Was die Communio-Kolumnistin hier also tatsächlich gegen den charismatischen Impetus der Gebetshäuser und Jüngerschaftsschulen zu verteidigen sucht, sind – auch wenn sie gern diesen Eindruck erwecken möchte – nicht so sehr die hergebrachten Frömmigkeitsformen der abnippelnden Volkskirche, sondern vielmehr eine "Frömmigkeit, die eint und trägt, aber nicht überfordert. Die ein Wertefundament ermöglicht, auf dem man gut in der Welt bestehen kann und das einem Halt und Haltung gibt. Ist das ein 'Christentum light'?", fragt sie trotzig – worauf ich erwidern möchte: Das ist an und für sich erst mal noch überhaupt kein Christentum, sondern allenfalls Moralistisch-Therapeutischer Deismus. Wenn die Verfasserin dann noch hinzufügt "Ich bin dankbar, dass der Glaube selbstverständlich und unaufgeregt zu einem Teil meiner Biografie werden konnte. Dass er mich nicht extrem vereinnahmt, aber trotzdem stützt. Das wünsche ich auch meinen Kindern", dann denke ich mir, so etwas in der Art habe ich doch schon öfter gelesen. Und mich schon öfter darüber gewundert, dass es Leute gibt, denen dieses "bisschen Religion", das wie ein Sahnehäubchen auf den säkularen Alltag obendrauf kommt, einem ein gutes Gefühl gibt, aber letztlich zu nichts verpflichtet, so wertvoll ist, dass sie das an ihre Kinder weitergeben wollen. Man sollte darüber sicherlich nicht spotten: Gäbe es diese Leute nicht, wo kämen dann wohl Jahr für Jahr die vielen Erstkommunionkinder her? Da liegt ein Potential, mit dem man behutsam umgehen muss. Das geknickte Rohr nicht zerbrechen, den glimmenden Docht nicht auslöschen und so. Die eigentlich spannende Frage ist aber natürlich, was die Eltern wohl sagen, wenn die Kinder religiöser werden als sie selbst... 


Und was ist jetzt mit dem Projekt "Pfarrhausfamilie"? 

Also, auf gepackten Koffern sitzen wir noch nicht direkt; aber die Anzeichen verdichten sich, dass es tatsächlich klappen könnte – dass wir also ab Herbst auf dem Kirchengrundstück einer (vorerst noch) ungenannten Brandenburgischen Kleinstadt leben und dort so allerlei Projekte zur Gemeindeerneuerung und Neuevangelisierung erproben und weiterentwickeln dürfen. Unlängst habe ich auf der Grundlage früherer Entwürfe ein kleines Konzeptpapier zum Thema "Warum wir Pfarrhausfamilie werden möchten" zusammengebastelt, das vorrangig darauf ausgerichtet ist, bei eventuellen Bedenkenträgern in der betreffenden Pfarrei Überzeugungsarbeit zu leisten; zu diesem Zweck habe ich mich bemüht, nicht übertrieben ambitioniert, sondern eher pragmatisch und bescheiden (aber gleichzeitig trotzdem visionär) 'rüberzukommen – was mich gleichwohl nicht davon abgehalten hat, so schöne Sätze zu formulieren wie "Eine Familie, die auf dem Kirchengrundstück wohnt und in der Kirche aktiv ist, bildet schon durch ihre alltäglichen sozialen Interaktionen eine natürliche Schnittstelle zwischen Kirche und Gesellschaft". Mal sehen, ob's was nützt. Einstweilen möchte ich mal all den Leuten zwischen Falls Church/Virginia und Budapest, die für unser Projekt beten, ein herzliches "Vergelt's Gott!" sagen – und gleichzeitig darum bitten, damit nicht nachzulassen. Wir sind noch nicht am Ziel! 


Geistlicher Impuls der Woche 

Bekennt einander eure Sünden und betet füreinander, damit ihr geheiligt werdet! Viel vermag das inständige Gebet eines Gerechten. Meine Brüder, wenn einer bei euch von der Wahrheit abirrt und jemand ihn zur Umkehr bewegt, dann sollt ihr wissen: Wer einen Sünder, der auf Irrwegen ist, zur Umkehr bewegt, der rettet ihn vor dem Tod und deckt viele Sünden zu.

(Jakobus 5,16.19-20) 


Ohrwurm der Woche 

NimmZwei: Mr. Pharao 

Dieser Ohrwurm war wohl unvermeidlich, nachdem es in der 1. Lesung der Sonntagsmesse um den Brennenden Dornbusch ging. – Die Gruppe NimmZwei, später infolge eines Rechtsstreits mit dem Süßigkeiten-Hersteller Storck in SuperZwei umbenannt, habe ich in meiner "ersten Fundi-Phase", wie ich sie im Rückblick gern nenne, rauf und runter gehört, vorrangig allerdings ihr Album "Unter 4 Augen" von 1991; als 1993 das Nachfolgealbum "Wir wollen nur deine Seele!" rauskam, war ich schon so halbwegs aus meiner Fundi-Phase raus, und die Band, wie sich zeigte, auch. Ich erinnere mich, seinerzeit eine Rezension von Andreas Malessa (dem Diedrich Diederichsen der evangelikalen Popmusikkritik) gelesen zu haben, in der dieser das Album "Wir wollen nur deine Seele!" sehr zwiespältig beurteilte: Die musikalische Qualität der Platte lobte er, mit den Texten war er jedoch, gelinde gesagt, unzufrieden. Einer der beiden Köpfe von NimmZwei – und zwar derjenige, aus dessen Feder der Text von "Mr. Pharao" stammt, Jakob "Jay" Friedrichs – wurde später Co-Host des "postevangelikalen" Podcasts "Hossa Talk"

Aber wie dem auch sei: "Mr. Pharao" ist in jedem Fall eins der herausragenden Stücke auf "Wir wollen nur deine Seele!", auch wenn bzw. gerade weil es ganz und gar nicht repräsentativ für den Stil des Albums ist. In gewissem Sinne ist es geradezu als kulturhistorisches Dokument anzusehen, insofern, als es unverkennbar eine Reaktion auf den damaligen Aufschwung des Deutsch-HipHop darstellt; man könnte auch sagen, dass es diesen Trend persifliert, bis hin dazu, dass einzelne Textstellen recht deutlich auf den im Jahr zuvor erschienenen Hit "Die da" der Fantastischen Vier anspielen. Im Übrigen enthält der Song Samples aus dem Monumentalfilm "Die Zehn Gebote" mit Charlton Heston als Moses und Yul Brynner als Ramses. 


Vorschau / Ausblick 

Ob wir es heute Abend zur Community Networking Night im Baumhaus schaffen würden, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest; falls ja, wird es darüber nächste Woche zweifellos so allerlei zu berichten geben. Morgen steht jedenfalls der KiWoGo zum "Verlorenen Sohn" auf dem Programm, und ab Montag ist das Tochterkind auf einer Schulfahrt: Wie schon letztes Jahr ungefähr um diese Zeit gibt es wieder eine für die Jahrgangsstufen 1-3 konzipierte "Lernreise". Am Mittwoch erwartet mich außerdem eine digitale Themenkonferenz für die Familienseiten der Tagespost; ich bin gespannt. Außerdem erwarte ich Neuigkeiten in Sachen Pfarrhausfamilien-Projekt...