Es ist wieder Donnerstag, und somit ist es Zeit für den zweiten Teil meiner persönlichen Hitliste von Songs, die für mein Empfinden den Spirit der Benedikt-Option einfangen! Die Plätze 20-16 habe ich letzte Woche vorgestellt; nun also ohne große Umschweife weiter im Text:
Platz 15: Jimmy Page & Robert Plant feat. Najma Akhtar, "The Battle of Evermore" (1994)
Wiederum ein Text, in dem es um nichts Geringeres geht als um den endzeitlichen Kampf zwischen Gut und Böse, Licht und Finsternis; und dabei fehlt es nicht an Tolkien-Anleihen, was ja wohl Grund genug sein dürfte, das Herz insbesondere des katholischen #BenOppers freudig hüpfen zu lassen. -- Gut und schön, wird nun Mancher sagen, aber warum diese Version und nicht das Original vom vierten Led Zeppelin-Album? Ahem. Mal ehrlich, Freunde: Habt Ihr die Originalversion in letzter Zeit mal gehört? Sie ist räudig bis an die Grenze des Unerträglichen. Das Musikmagazin SPIN platziert den Song in einem Ranking aller Led Zeppelin-Songs auf Platz 52 und nennt ihn den "schlechtesten Song des besten Albums der Band". Vertraut mir, die 1994er Version ist wesentlich besser. Sogar der Umstand, dass Robert Plant mit gut 20 Jahre älteren Stimmbändern nicht mehr so messerscharf intoniert wie dereinst, tut dem Song gut, und das Orchester-Arrangement und die orientalischen Instrumente tun ein Übriges.
Platz 14: Creedence Clearwater Revival, "Proud Mary" (1969)
An dieser Stelle sehe ich den Einwand - beispielsweise von meinem Stammleser Imrahil - voraus: "Wenn du schon einen Song von CCR auf diese Liste setzt, wieso dann nicht 'Bad Moon Rising'?" Nun ja: Ich hatte es erwogen. Allerdings dachte ich mir, man kann es mit den Songs mit apokalyptischer Thematik auch übertreiben. Okay, mag man einwenden, aber warum dann "Proud Mary"? Der Titel bezieht sich doch nur auf den Namen eines Mississippidampfers und hat somit höchstens ganz ganz indirekt etwas mit der Allerseligsten Jungfrau zu tun! -- Wohl wahr, aber mir geht es hier um etwas anderes. Nämlich, in erster Linie jedenfalls, um die Textstelle
"You don’t have to worry ‘cause you have no money
people on the river are happy to give".
Gastfreundschaft, ein sehr großes #BenOp-Thema. Davon abgesehen: der Sound...! (Nebenbei bemerkt ist "Proud Mary" eins der Lieblingslieder meiner kleinen Tochter.)
Platz 13: Tesla, "Signs" (1990)
Der Song "Signs" wurde erstmals 1970 veröffentlicht, und zwar von einer außerhalb ihrer Heimat eher wenig bekannten kanadischen Gruppe namens Five Man Electrical Band; aber 20 Jahre später machte die kalifornische Band Tesla daraus einen Five Man Acoustical Jam (so der Titel des Live-Albums, auf dem die Nummer erschien). Und, ich kann es nicht leugnen: Das Hippie-Revival der frühen 90er war eine sehr prägende Zeit für mich. Allerdings dachte ich damals zunächst, der Song hieße "Science" (und war der Meinung, die Textstelle "Science says you’ve got to have a membership card to get inside" ergebe voll und ganz Sinn).
Tatsächlich ist das "lyrische Ich" von "Signs" eine Art moderner Eulenspiegel, der durch eine Welt voller Ge- und Verbotsschilder spaziert und die auf diesen Schildern eingeforderten Verhaltensmaßregeln radikal infrage stellt. In der letzten Strophe bekommt hier auch die institutionalisierte Religion ihr Fett weg, aber man kann feststellen, dass sie im Vergleich zu anderen Repräsentanten von Autorität noch ziemlich gut wegkommt: Stein des Anstoßes ist hier lediglich der Umstand, dass der Protagonist kein Geld für die Kollekte hat. Dass er sich daraufhin ein Schild bastelt, auf dem er Gott dankt, dass Er sich quasi "trotzdem" um ihn kümmert, empfinde ich als eine ausgesprochen sympathische Wendung.
Platz 12: Blind Melon, "Tones of Home" (1992)
Das Debütalbum der kurzlebigen kalifornischen Band Blind Melon würde ich ebenfalls dem Hippie-Revival der frühen 90er zurechnen. Folgerichtig handelt es sich auch bei "Tones of Home" - eher noch mehr als bei dem großen Hit der Band, "No Rain" - um ein Bekenntnis zum Nonkonformismus, zum Ausstieg aus dem Hamsterrad der Zivilisation. Die zweite Strophe ("I always thought this would be the land of milk and honey / But I’ve come to find out that it's all hate and money") kann als explizite Absage an den "Amerikanischen Traum" bzw. an das Glücksversprechen des Kapitalismus interpretiert werden, und kontrastiert wird dieses mit einer Vision von "Zuhause", im Video repräsentiert durch ein kleines altes Farmhaus, komplett mit Veranda, Schaukelstuhl, Autoreifenschaukel und einer liebenswert exzentrischen Oma im Blümchenkleid -- die sich dem aufmerksamen Zuschauer am Ende übrigens als das alt gewordene Bienenmädchen aus dem "No Rain"-Video zu erkennen gibt. Schön.
Platz 11: Canned Heat, "Goin' Up the Country" (1968)
Nun aber vom Hippie-Revival zurück zur originalen Hippie-Generation! "Goin’ Up the Country" gilt als Hymne der Hippie-Landkommunenbewegung, was einerseits naheliegend erscheint, aber andererseits ist es wohl kein großes Geheimnis, dass es in dem Songtext zumindest auf einer Bedeutungsebene um die Flucht vor der Einberufung zum Wehrdienst geht.
Nebenbei gilt der Song auch als inoffizielle Hymne des Woodstock-Festivals; er spielt auch eine prominente Rolle im Film zum Festival, wo im Anschluss an die Anmoderation von Bandmitglied Bob "The Bear" Hite (in der dieser den Songtitel "Goin’ Up the Country" scherzhaft darauf bezieht, sich zum Pinkeln in die Büsche zu schlagen) allerdings die Studioaufnahme des Songs eingespielt wird, und zwar zur Untermalung von Aufnahmen der Anreise von Festivalbesuchern. Und ich muss sagen: Ich find's entzückend, wie da die farbenprächtig gewandeten Hippies, einige mit Kindern, einige mit Wanderrucksäcken, einige mit bunt angemalten und mehr oder weniger klapprigen Autos, auf das Farmgelände strömen. Mir ist bewusst, dass manche konservativen Gemüter mein Wohlgefallen hieran wohl eher nicht teilen werden, aber die hätten bestimmt auch gemeckert, als König David nackt vor der Bundeslade tanzte. Hab ich Recht? -- Hervorzuheben ist übrigens, dass in dem Filmausschnitt auch drei Ordensschwestern zu sehen sind. Die Hintergrundgeschichte dazu gibt es hier.
Soviel einstweilen für heute; nächste Woche steigen wir dann in die Top 10 ein!