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Dienstag, 19. März 2019

Herein in die Bücherstube!

Am Anfang der Idee stand ein leeres Regal. 

Wobei, ganz so stimmt das eigentlich nicht. Eine Vorstufe zu dieser Idee hatte ich bereits in einem meiner Notizbücher festgehalten, ehe ich das leere Regal im Georgsaal der Pfarrei Herz Jesu Tegel zum ersten Mal sah. Aber darauf komme ich noch. Beginnen wir erst einmal so: Als meine Liebste und ich im Herbst 2016, nach der Rückkehr von unserem gemeinsamen Jakobsweg, anfingen, in Tegel zur Kirche zu gehen und nach Wegen zu suchen, uns aktiv in die dortige Gemeinde einzubringen - noch ehe wir auf dem Gebiet dieser Pfarrei wohnten, aber wir hatten bereits vor, uns dort eine Wohnung zu suchen -, gingen wir selbstverständlich auch zum "Sonntagstreff", dem einmal im Monat im Anschluss an die Sonntagsmesse von der Kolping-Ortsgruppe veranstalteten Gemeinde-Brunch. Und was uns dort unter anderem ins Auge fiel, war ein großes und allem Anschein nach völlig ungenutztes Regal. Ich bin notorisch schlecht im Schätzen, aber ich würde trotzdem mal sagen, 30 Regalmeter hatte das Ding alles in allem bestimmt, wenn nicht mehr. "Das schreit eigentlich danach, eine Gemeindebibliothek einzurichten", waren wir uns einig. 

Rückblende: Einige Monate zuvor hatten wir, inspiriert durch einige hier geschilderte Eindrücke von einem "Straßenfest-Crawl", angefangen, Ideen für ein missionarisches Gemeindeerneuerungs-Projekt zu sammeln, dem ich den vorläufigen Arbeitstitel "Der Donnerstagsclub" (sic!) verpasste. Und in dem Notizbuch, in dem ich diverse Ideen für dieses Projekt skizzenhaft festhielt, findet sich unter dem Datum vom 05.07.2016 der folgende Eintrag:
"Wir brauchen eine BÜCHEREI! Mit guten religiösen Büchern, ggf. aber auch anderen -- im Zweifel lieber was cooles Nichtreligiöses als Anselm Grün (um nur mal ein Beispiel zu nennen). 
Hier wie überhaupt gilt: Man muss den Leuten einfach vertrauen, das spart u.a. auch Verwaltungsaufwand (Leihfristen, Mahngebühren etc.). Darf man halt keine Bücher einstellen, die auf keinen Fall abhanden kommen dürfen. Man kann es auch direkt 'Leih- und Tauschbücherei' nennen. Regelmäßig zu Bücherspenden aufrufen. Wenn Bücher gespendet werden, die nicht ins Profil passen: versuchen, sie bei anderen gemeinnützigen Bücherei-/Tauschladenprojekten gegen Passendes einzutauschen. 
Für den Anfang reicht ein unsortiertes Ikea-Regal. Wenn's größer wird, muss man sich auch mal Gedanken um Sortierung machen. 
Aus eigenen Beständen könnte ich bestimmt so 20-30 Bände beisteuern, vielleicht noch mehr. Und Suse -- mal sehen, was sie rauszurücken bereit ist... :) 
Mit Hilfe von Flohmärkten und Büchertrödel dürfte ein Anfangsbestand von 100-150 Bänden recht schnell zu erreichen sein."

Soweit, wie gesagt, die erste Ideenskizze. Und nun starrte uns da dieses leere Regal an und forderte uns auf, etwas draus zu machen. Zunächst einmal mussten wir aber überhaupt einen Fuß in die Tür dieser Gemeinde bekommen, und dass das kein Selbstläufer werden würde, zeigte sich nirgends so deutlich wie eben beim Kolping-"Sonntagstreff", bei dem wir zunächst einmal Mühe hatten, Leute zu finden, die uns erlaubten, uns zu ihnen an den Tisch zu setzen. Wären wir nicht so entschlossen gewesen, diese Gemeinde zu "unserer" Gemeinde zu machen, hätten wir vermutlich innerhalb der ersten zwei Monate aufgegeben. (Sorry, muss einfach mal gesagt werden.) 

Kurz und gut, wir gaben nicht auf, knüpften unverdrossen Kontakte innerhalb der Gemeinde, starteten im März 2017 unser "Dinner mit Gott"-Projekt, und irgendwann stellten wir dann mal die Bücherei-Idee zur Diskussion. Die Resonanz war bemerkenswert positiv - die Gemeindereferentin war dafür, der Lokalausschuss war dafür -, aber so richtig Schwung kam erst in die Sache, als ein neues Gemeindemitglied (kürzlich hergezogen, seit ein paar Monaten im Ruhestand und voller Tatendrang) davon hörte und Interesse zeigte, eine führende Rolle bei dem Projekt zu übernehmen. Probleme gab's mit den Kolping-Leuten, die meinten, es würde ihren monatlichen "Sonntagstreff" stören, wenn da Bücher im Regal stünden; aber davon ließen wir uns nicht groß beeindrucken. Ein paar Änderungen am Konzept hat es gegenüber meinen oben skizzierten ersten Ideen inzwischen auch gegeben -- dazu gleich mehr; und wir haben bereits erheblich mehr Bücherspenden bekommen, als ich erwartet hätte. 

Schon nicht schlecht für den Anfang, oder? 

Der aktuelle Planungsstand jedenfalls sieht so aus:
  • Um das Büchereiprojekt erst mal angeschoben zu kriegen und in der Gemeinde (und möglichst darüber hinaus) bekannt zu machen, wird es künftig einmal im Monat, nämlich jeweils am vierten Sonntag des Monats im Anschluss an die 9:30-Uhr-Messe, einen "Offenen Büchertreff" geben (erstmals also am kommenden Sonntag, dem 24. März). Dabei sind alle, die sich für das Büchereiprojekt interessieren, eingeladen, ihre eigenen Ideen, Wünsche und Vorstellungen einzubringen; nicht zuletzt soll dieser Büchertreff aber auch einfach ein geselliges Angebot sein, nicht in direkter Konkurrenz zum Kolping-"Sonntagstreff", sondern mit dem Ziel, ein anderes Publikum anzusprechen als dieser. Wir stellen Tee, Kaffee und Gebäck zur Verfügung (gegen Spende) und richten auch eine Spielecke für Kinder ein (die gewissermaßen schon die Keimzelle der künftigen Krabbelgruppe bilden könnte). 
  • Bei der Annahme von Bücherspenden machen wir erst einmal keine thematischen Vorgaben; Bücher aussortieren kann man, wenn das Regal voll ist (was, wie's aussieht, schon relativ bald der Fall sein könnte). Aussortierte Bücher sollen dann bei einem regelmäßigen Büchertrödel gegen Spende abgegeben werden; die Einnahmen kommen (wie auch alle sonstigen Spendeneinnahmen, sofern sie über die reine Kostendeckung hinausgehen) einem von unserem aus Nigeria stammenden Pfarrvikar initiierten Projekt zum Aufbau einer Schule in seiner Heimat zugute kommen.

Und dann muss man mal sehen, wie die Dinge sich weiter entwickeln! Idealerweise sollte sich aus dem "Büchertreff" ein "Lesecafé" entwickeln, das öfter als nur einmal im Monat seine Pforten öffnet und in dem auch Veranstaltungen wie etwa Lesungen, Vorträge und evtl. auch Konzerte stattfinden können; und vor allem soll es eine Anlaufstelle sein, um auch für andere Aktivitäten in der Gemeinde neue Leute zu rekrutieren. 

Ich persönlich würde ja außerdem auf längere Sicht auch dem Bücherbestand gern einen gewissen inhaltlichen "Spin" geben, mit einem Schwerpunkt auf Themen, die für das Thema Gemeindeentwicklung "nützlich" sein oder werden könnten. Womit ich nicht nur religiöse Literatur meine - die natürlich auch -, sondern auch so allerlei DIY-Literatur zu Themen wie Einkochen, Backen, Gärtnern, Imkerei, Musikinstrumente spielen lernen, Möbel selber bauen... Guerilla Gardening 4 Jesus eben. Ihr kennt mich ja. Schauen wir mal, inwieweit meine Vorstellungen sich auf längere Sicht realisieren lassen. 

Jedenfalls: Wenn Ihr in Berlin oder in der Nähe seid, dann kommt am Sonntag gern um 9:30 Uhr zur Messe in Herz Jesu Tegel und anschließend zum Büchertreff,  und probiert meinen selbstgebackenen Kuchen




1 Kommentar:

  1. Sobald ich wieder bei Euch vorbeikomme, bringe ich so viele Bücher mit, wie ich schleppen kann. Trainiert durchs Treppenputzen, kann ich vermutlich eine ganze Menge bringen.

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