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Samstag, 16. März 2024

Creative Minority Report Nr. 21

Eins vorweg, Leser: Bei uns ist heute Kindergeburtstag (der eigentliche Geburtstag unseres Jüngsten war gestern, aber gefeiert wird heute); daher habe ich bemüht, diese Wochenbriefing-Ausgabe möglichst frühzeitig weitgehend fertig zu bekommen, und infolgedessen steht über die letzten Tage der zurückliegenden Woche nicht viel drin. Zu berichten gibt es aber auch so jede Menge: Das Gartenprojekt in St. Stephanus macht endlich Fortschritte, wir waren bei einem Kinder-Lobpreis-Konzert, Neues von der Wichtelgruppe gibt's auch... und was in diesem Wochenbriefing keinen Platz mehr gefunden hat, das kommt eben im nächsten dran! 

Das Hasenfest hoppelt mit großen Sprüngen näher.

Was bisher geschah 

Am Samstagmorgen hatte unser Jüngster bemerkenswert sonnige Laune – was, wie ich vermute, damit zusammenhing, dass er endlich mal wieder zusammen mit seiner Mami aufwachen durfte – und verkündete am Frühstückstisch, er wolle einen Kuchen backen – "mit Soße", womit er Glasur meinte. Zum Kuchenbacken kamen wir dann aber doch erst gestern Abend. Erst einmal war am Samstag Wichtelgruppentreffen, und im Anschluss daran hatte ich ein erstes konspiratives Treffen in Sachen Gartenprojekt; auf beides wird weiter unten noch näher einzugehen sein. Am Sonntag gingen wir früh in St. Stephanus in die Messe, und der Grund für diese eher untypische Entscheidung war wiederum das Gartenprojekt; auch dazu also weiter unten Genaueres. Am Montag brachte ich unsere Große morgens zu ihrer mit Spannung erwarteten Lernreise und den Jüngsten am frühen Nachmittag zu den Omas, dann hielt ich zu Hause die Stellung für den Fall, dass das Tochterkind womöglich doch wieder abgeholt werden und zu Hause übernachten wollte. Dazu kam es allerdings nicht, auch nicht an den nächsten Tagen; die Folge war, dass ich morgens mit dem Jüngsten allein und, da das Zur-Schule-Bringen wegfiel, freier in der Gestaltung der Vormittage war. Ich hätte also mit dem Jüngsten durchaus mal woanders zur Werktagsmesse gehen können als sonst, etwa am Dienstag in St. Rita oder am Mittwoch in St. Bernhard; aber am Ende siegte doch die Gewohnheit, und wir gingen wieder am Mittwoch in St. Marien Maternitas in die Messe, wo sich die Gemeinde inzwischen an uns gewöhnt hat und wo es im Anschluss an den Gottesdienst Frühstück gab. Am Nachmittag wollten wir zum Konzert des Kinder-Lobpreis-Liedermachers Mike Müllerbauer in der "Gemeinde auf dem Weg"; allerdings schlief der Knabe – nachdem er sich zuvor standhaft geweigert hatte, Mittagsschlaf zu machen – auf dem Weg dorthin ein. Das Konzert war trotzdem klasse; was es sonst noch darüber zu sagen gibt, folgt weiter unten unter der Überschrift "Komm, wir machen Gott jetzt eine Freude". Am Donnerstag traf sich der Arbeitskreis Kinderwortgottesdienst, um den bereits am morgigen Sonntag anstehenden nächsten KiWoGo und den Kinderkreuzweg in der Karwoche zu planen; aber darüber berichte ich aus Platzgründen erst im nächsten Wochenbriefing. – Am Freitag, also gestern wurde unser Jüngster dann drei Jahre alt und die Große kam von ihrer Lernreise zurück; kein Wunder, dass beide Kinder extrem aufgedreht waren, umso mehr, als sie sich vier Tage lang nicht gesehen hatten. Ihre Lust am Chaos gipfelte darin, dass sie sich – als ich gerade unterwegs war, um den Schlüssel für den Ort der Geburtstagsfeier zu besorgen – mit einer Bastelschere die Haare schnitten. Da wird wohl nächste Woche ein Besuch beim Friseur fällig, um zu retten, was zu retten ist... 


Was ansteht 

Wie die Zeit vergeht: Vor uns liegt bereits die 5. Woche der Fastenzeit! Am morgigen Sonntag ist, wie schon gesagt, in St. Joseph Siemensstadt Kinderwortgottesdienst, an dessen Gestaltung ich in bescheidenem Ausmaß beteiligt bin. Am Dienstag bin ich in meiner Eigenschaft als Wichtelgruppenleiter zu einem informellen Leitertreffen der Haselhorster Pfadfinder eingeladen, am Mittwoch ist wieder JAM, und alles Weitere wird sich zeigen. Am kommenden Samstag ist dann schon der Vorabend des Palmsonntags, und auch wenn dieser Tag wohl im Wesentlichen ein Thema für das übernächste Wochenbriefing sein wird, sei doch schon mal verraten, dass da noch einmal der Erzbischof zur Visitation kommt, und zwar diesmal speziell nach Siemensstadt. Der Hintergrund ist, dass die Visitation der Großpfarrei Heilige Familie eigentlich vier Tage in Anspruch nehmen sollte, Erzbischof Koch aber infolge anderweitiger Verpflichtungen nicht alle vier Tage an einem Stück absolvieren konnte. Daher wird nun also noch ein Tag drangehängt, an dem Erzbischof Koch u.a. Ehrenamtliche aus der Gemeinde St. Joseph Siemensstadt/St. Stephanus Haselhorst treffen will und in St. Joseph eine Vorabendmesse zum Palmsonntag zelebriert. 


Aus meinem Wichtelbuch 

Unser jüngstes Wichtelgruppentreffen würde ich als uneingeschränkten Erfolg bezeichnen, auch wenn es anfangs nicht unbedingt danach aussah: Es waren wieder nicht mehr Teilnehmer da als beim letzten Mal, und zudem war der Tochter meiner Co-Leiterin auf dem Weg zum Treffen plötzlich unwohl geworden; besonders viel Aktivität seitens der Kinder war da nicht drin, also setzten wir uns im Gemeindezentrum von St. Stephanus in den Pfadfinderraum, tranken Tee, sangen ein paar Lieder, und als ich eine Geschichte aus dem Buch "Jesus erzählt von Schafen, Perlen und Häusern" von Nick Butterworth und Mick Inkpen vorlas, fanden die Kinder das einhellig so toll, dass ich gleich noch mehrere weitere Geschichten aus demselben Buch vorlesen durfte/musste. Nebenbei besprachen meine Co-Leiterin und ich die weitere Terminplanung bis zum Sommer – und einigten uns dabei darauf, im Zeitraum zwischen den Oster- und Sommerferien regelmäßig alle zwei Wochen ein Wichtelgruppentreffen anzusetzen wollen und das auch dann durchzuziehen, wenn nicht das ganze Leitungsteam an allen Terminen mit dabei sein kann. Der nächste Termin ist demnach am 13. April; Zeit genug, neue Flyer zu drucken und zu verteilen und auf anderen Wegen die Werbetrommel zu rühren. Und dann sind wir mal gespannt, wie die Dinge sich weiter entwickeln. 


Der Garten ruft! 

Okay, Karten auf den Tisch: Wie ist der Stand der Dinge hinsichtlich des Gartenprojekts in St. Stephanus? Nachdem ich ja vor ein paar Wochen bei der Community Networking Night im Baumhaus mein Anliegen vorgestellt hatte, ein Konzept zur Pflege und Gestaltung des Pfarrgartens zu entwickeln, und ein paar Leute am Tisch tatsächlich Interesse signalisiert hatten, daran mitzuwirken, hatte ich als nächsten Schritt ins Auge gefasst, einen Termin auszumachen, um mit diesen Leuten und Vertretern der an der Nutzung des Gartens interessierten Gruppen und Kreise der Kirchengemeinde eine Ortsbegehung zu unternehmen und sich dabei darüber zu verständigen, welche Arbeitsschritte da konkret anstehen werden, wenn der Frühling kommt. Ein ehrenamtlicher Küster von St. Stephanus – der bezeichnenderweise schon im letzten Spätsommer als einziger Vertreter der Kirchengemeinde auf meinen Versuch reagiert hatte, ein erstes Treffen zu arrangieren – schlug vor, sich am Sonntag nach der Messe zu treffen, und das war dann auch der Grund, weshalb wir an diesem Sonntag nicht in St. Joseph Siemensstadt, sondern eben in St. Stephanus Haselhorst in die Messe gingen. Die beiden Interessentinnen aus der Baumhaus-Community lud ich ebenfalls zu diesem Treffen ein; während von der einen überhaupt keine Rückmeldung kam, schlug die andere vor, sich schon einen Tag früher, also am Samstag, zu treffen, um sich den Garten schon mal anzusehen. 

Dieses Treffen – im Anschluss an die Wichtelgruppenstunde – verlief ausgesprochen fruchtbar und inspirierend; meine Gesprächspartnerin hatte schon an dem Abend im Baumhaus durchblicken lassen, dass sie sich mit Permakultur auskennt, und wie sich zeigte, hat sie auch bereits Erfahrung mit Gartenprojekten auf Kirchengrundstücken. Sie hatte gefühlt hundert Fragen, die ich nur zum Teil verlässlich beantworten konnte, aber mindestens ebenso viele Vorschläge und Anregungen für Maßnahmen, die sowohl die Attraktivität des Gartens für die Nutzung durch die Gemeinde erhöhen könnten als auch ökologisch sinnvoll wären. 


Der Termin am Sonntag nach der Messe war dagegen weniger erfolgreich: Außer dem Küster, der den Termin vorgeschlagen hatte, und mir erschien niemand, und das, obwohl ein weiteres designiertes Garten-AG-Mitglied aus der Gemeinde noch tags zuvor zugesagt hatte. Die Permakultur-Beraterin aus dem Baumhaus hätte etwas später dazustoßen wollen, aber mangels Beteiligung aus der Gemeinde sagte ich ihr ab. Der Küster schlug nun eine Minimallösung für die Erhaltung und Pflege des Gartens vor: Man solle vier Gruppen innerhalb der Gemeinde benennen, die im Wechsel die Verantwortung dafür übernehmen, in regelmäßigen Abständen im Garten nach dem Rechten zu sehen und akut anfallende Arbeiten zu erledigen (insbesondere Bewässerung im Falle anhaltender Trockenheit). 

Man kann oder muss wohl sagen, dass es zwischen diesen beiden Visionen für den Pfarrgarten von St. Stephanus ein erhebliches Gefälle gibt. Ob man sich da irgendwo in der Mitte treffen kann? Und wie sollte ich nun konkret weiter vorgehen?, fragte ich mich und gab mir sogleich selbst die Antwort: Schreibste erst mal 'n Protokoll. Bürokratie sí! – Ich wünsche mir ja oft, "bei Kirchens" liefe alles etwas informeller, aber das heißt ja nicht, dass ich nicht nach den Regeln spielen kann, wenn's sein muss. – Mein Protokoll stellte ich am Dienstag fertig, es umfasst zwei Seiten zuzüglich einiger Links zu weiterführenden Informationen über Permakultur sowie zu Stichworten wie "Benjeshecke", "Kräuterspirale" und "Pilzdübel". Jetzt muss das Papier wohl erst mal seine Runde durch die Gremien der Gemeinde machen, aber als erste Reaktion wurde mir bereits in Aussicht gestellt, dass ich das Anliegen bei der nächsten Gemeinderatssitzung vorstellen darf/soll. Einen Termin dafür gibt es allerdings noch nicht. 


Predigtnotizen 

Die Lesungstexte für diesen 4. Sonntag der Fastenzeit hatte ich mir erneut schon am Abend vorher angesehen – und ich erwäge ernsthaft, das zu einer festen Gewohnheit zu machen. Jedenfalls stellte ich fest, dass es die Texte schon wieder ganz schön in sich hatten: als 1. Lesung den Abschluss des Chronikbuches (2. Chr 36, 14–16.19–23) mit der Schilderung des Untergangs des Königreichs Juda, der Babylonischen Gefangenschaft und schließlich der Rückkehr der Juden aus der Verbannung; als 2. Lesung Epheser 2,4-10 ("Denn aus Gnade seid ihr durch den Glauben gerettet"); und als Evangelium schließlich Johannes 3,14-21, eine theologisch äußerst gehaltvolle Passage aus dem Gespräch Jesu mit Nikodemus. – In der Messe, die der innerhalb der Großpfarrei für die Gemeinde St. Joseph Siemensstadt/St. Stephanus Haselhorst zuständige Pfarrvikar zelebrierte, war ich dann zunächst etwas irritiert, dass eine andere Evangelien-Perikope vorgetragen wurde, nämlich eine gekürzte Fassung der Heilung des Blindgeborenen aus Johannes 9. Das war aber nicht etwa ein Fehler, sondern diese Perikope ist im Lesejahr A am 4. Sonntag der Fastenzeit dran und kann, wie ich der Online-Ausgabe des Schott entnehmen konnte, auch in den anderen Lesejahren verwendet werden. Tatsächlich enthielt die Predigt des Pfarrvikars auch am Rande den Hinweis, dass "heute eigentlich Nikodemus dran gewesen" wäre, aber dazu später; im ersten Teil der Predigt wandte er sich einmal mehr vorrangig an die Erstkommunionkinder, von denen, wenn ich richtig gesehen habe, fünf oder sechs anwesend waren. Ihnen erklärte er, dass der Name Jesus "Gott rettet" bedeute, und lenkte ihre Aufmerksamkeit von der physischen Blindheit des Mannes, den Jesus heilt, auf die eher metaphorische Blindheit der Pharisäer und Schriftgelehrten – und nicht zuletzt auf Situationen, in denen sie selbst in diesem Sinne "blind" seien: Blind zu sein bedeute, Menschen oder Sachverhalte nicht so wahrnehmen zu können, wie sie wirklich sind, weil man sie ohne Liebe anschaut. Wenn Jesus Menschen, die blind waren, sehend macht, dann bedeutet das, dass er sie befähigt zu lieben

In dem für erwachsene Hörer bestimmten Teil der Predigt ergänzte der Pfarrvikar diese Kernaussage noch um Querverweise auf andere Evangelien-Perikopen der Fastenzeit, in denen es immer um Wasser gehe – besonders augenfällig im Evangelium von der Begegnung Jesu mit der Samariterin am Brunnen (Joh 4,5-42): "Die kommt mit einem kleinen Krug" und signalisiert damit, dass "sich das Leben darauf reduziert hat, die Mühsal des Lebens irgendwie zu ertragen und ein bisschen Wasser zu haben. Heute wäre eigentlich auch Nikodemus" – wir hörten schon davon –, "und auch der hat den Glauben und das Leben reduziert auf ein paar moralische Gesetze, auf ein bisschen brav und ordentlich sein." In all diesen Perikopen gehe es letztlich um den "Unterschied, ob ich zu Gott komme mit meinem kleinen Wasserkrug und denke, das ist schon alles, oder ob ich zu einer sprudelnden Quelle werde". Lassen wir das mal auf uns wirken... 

Eine Novene für den Hl. Josef 

Am kommenden Dienstag ist übrigens das Hochfest des Hl. Josef; ein Umstand, den ich zum Anlass genommen habe, der erst vor einigen Wochen hier festgehaltenen Überlegung, man sollte überhaupt mehr Novenen beten, Taten folgen zu lassen. Eine Novene zum Hl. Josef hatte ich ja schließlich sozusagen schon fertig in der digitalen Schublade, und auch wenn die aus Gründen darauf hin konzipiert war, in den Tagen vor dem 1. Mai (Hl. Josef der Arbeiter) gebetet zu werden, sagte ich mir, Teile davon könnte ich sicherlich wiederverwenden, so dass Eröffnungsgebet, die Litanei und nicht zuletzt das Novene-Gebet der Hl. Mutter Teresa zum Hl. Josef

Ich begann mit der Novene am Sonntagabend, kurz vor dem Schlafengehen, und das verlief ehrlich gesagt mehr schlecht als recht, da ich in meinem stillen Gebet wiederholt unterbrochen oder abgelenkt wurde und dadurch langsam aber sicher immer grantiger wurde. An den folgenden Tagen ging es aber erheblich besser, insbesondere nachdem mir der eigentlich sehr naheliegende Gedanke gekommen war, wenn man die Möglichkeit hat, die Novene zum Hl. Josef in einer diesem Heiligen geweihten Kirche zu beten, sollte man sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Ich steuerte also am Montag, nachdem ich unseren Jüngsten zu den Omas gebracht hatte, erst einmal St. Joseph Tegel an; dort wurde gerade einem Kind oder Teenager Orgelunterricht erteilt, was auch nicht uninteressant war, aber das hielt mich nicht davon ab, mich in der ersten Reihe vor der Holzskulptur des Hl. Josef mit dem Jesusknaben und Zimmermannswerkzeugen zu platzieren und in gedämpfter Lautstärke meine Novene zu beten. 

Archivbild. Ich mag diese Skulptur sehr. 

Am Dienstag ging ich dann gleich nach dem Frühstück zusammen mit dem Jüngsten in diese Kirche, und wir gestalteten den dritten Tag der Novene als Lobpreisandacht mit insgesamt vier Liedern. Dabei bekamen wir unerwartete Gesellschaft von einem Tagpfauenauge, das sich in die Kirche verirrt hatte. 


Als wir dann im weiteren Verlauf des Tages auch noch an der Pfarrkirche Herz Jesu vorbeikamen, bestand der Junior darauf, auch da noch kurz einzukehren – nämlich, wie er sagte, um nachzusehen, "ob alle Kerzen an sind". Und siehe da, ausgerechnet vor der Statue des Hl. Josef brannte keine Kerze. Da mussten wir natürlich Abhilfe schaffen. – Am Mittwoch war dann so viel los, dass ich doch wieder erst abends vor dem Schlafengehen dazu kam, die Novene zu beten, diesmal aber immerhin ungestört; am Donnerstag betete ich sie im Bus auf dem Weg zum KiWoGo-Arbeitskreis, und gestern wäre ich vor lauter Trubel fast gar nicht dazu gekommen. Hoffen wir, dass die noch ausstehenden Tage weniger chaotisch werden... 


Komm, wir machen Gott jetzt eine Freude 

Die "Gemeinde auf dem Weg" habe ich auf meinem Blog schon öfter erwähnt: Es handelt sich dabei um eine dem charismatischen Spektrum zuzurechnende, allerdings, soweit ich weiß, nicht dem Bund freikirchlicher Pfingstgemeinden angehörende Freikirche, die ihr Gemeindezentrum auf einem Hügel am Waidmannsluster Damm hat, unweit der Autobahn und der S-Bahn-Strecke. Der nächste Nachbar auf dem Hügel ist eine große Autowerkstatt, und tatsächlich sieht auch das Gemeindezentrum von außen so aus, dass man sich leicht vorstellen könnte, es handle sich um ein umgebautes ehemaliges Autohaus. Tatsächlich ist das Gebäude aber eigens für die Zwecke der Gemeinde errichtet worden; da hat offenbar das Konzept amerikanischer "Megachurches" Pate gestanden, auch wenn die "Gemeinde auf dem Weg" von der Mitgliederzahl her wohl nicht ganz so mega ist. Neben einem großen Foyer mit Bar und einem großen, mit allen technischen Schikanen ausgestatteten Gottesdienstsaal beherbergt der Gebäudekomplex u.a. auch eine KiTa. 

Meine Liebste und ich hatten uns in der Anfangszeit unseres Engagements in der damaligen Pfarrei Herz Jesu Tegel bemüht, im Interesse überkonfessioneller Zusammenarbeit Kontakte zur "Gemeinde auf dem Weg" zu knüpfen; viel war dabei seinerzeit aber nicht herausgekommen. (Einmal waren wir da im Gottesdienst, da bin ich während der Predigt rausgegangen.) Jahre später erneuerte sich der Kontakt aber durch eine Spielplatzbekanntschaft: Wir lernten eine Familie kennen, deren zwei Kinder fast genauso alt sind wie unsere beiden; die Eltern sind zwar nicht (mehr?) Mitglieder der "Gemeinde auf dem Weg", aber ihre ältere Tochter geht dort in die KiTa und die Mutter arbeitet im Familienprojekt der Gemeinde mit. Von ihr hatte ich auch erfahren, dass der Kinder-Lobpreis-Liedermacher Mike Müllerbauer in der "Gemeinde auf dem Weg" ein "Familien-Mitmach-Konzert" gab, bei freiem Eintritt. Einige von Müllerbauers Liedern kannte ich schon vom JAM, eins davon – "Sei mutig und stark" – habe ich zum festen Abschlusslied unserer Wichtelgruppentreffen ernannt. Kurz und gut, dieses Konzert wollten wir uns nicht entgehen lassen. 

Und was soll ich sagen: Es war klasse. Der große Saal war zwar nicht annähernd voll besetzt, aber dennoch war das Konzert besser besucht, als ich erwartet hätte; Mike Müllerbauer sang und spielte Gitarre, ein zweiter Musiker namens Andi spielte hauptsächlich Keyboards und vereinzelt auch Saxophon, acht Kinder unterschiedlichen Alters führten doe Bewegungen zu den Liedern vor (es sah so aus, als kämen diese Kinder spontan aus dem Publikum auf die Bühne, aber sie hatten ihren Part offenkundig geprobt). Ein großer Teil der Musik war Playback, was ich normalerweise nicht so toll gefunden hätte, aber bei freiem Eintritt kann man sich wohl kaum beschweren, wenn keine komplette Live-Band aufgeboten wird. Die Stimmung im Saal war ausgezeichnet, Müllerbauer spielte einige der Lieder, die ich vom JAM oder von der Kinderbibelwoche kannte ("Absoluto guto", "Ich mach mich locker", "Vor mir, hinter mir", das schon erwähnte "Sei mutig und stark" und nicht zuletzt "Komm, wir machen Gott jetzt eine Freude"), aber auch die Stücke, die ich bisher nicht gekannt hatte, waren nicht weniger mitreißend. 

"Wenn man eine Band in der Gemeinde hätte, die sowas spielt", sinnierte meine Liebste. "Einmal im Monat Kinderdisco, einfach so." – 

"So eine Band muss man aufbauen, von unten her", warf ich ein. Ich hatte ja schon im Zusammenhang mit dem Familiengottesdienst im Advent über die Idee getagträumt, in St. Joseph eine Lobpreisband aufzubauen, "die bei Familien- und Jugendgottesdiensten spielen und vielleicht einmal im Monat eine eigene Andacht gestalten könnte"; aber dann hatte mir der Auftritt einer NGL-Band in der Messe zum Fest Taufe des Herrn irgendwie ein bisschen den Wind aus den Segeln genommen. –

"Solange man so eine Band nicht hat", überlegte ich weiter, "könnte man die Songs natürlich auch von YouTube einspielen. Oder eine CD kaufen. – Kauft man heutzutage eigentlich noch CDs?" 

(Die Antwort auf die letztere Frage lautet Ja: Im Anschluss an das Konzert wurden im Foyer jede Menge Mike-Müllerbauer-CDs feilgeboten. Leider hatten wir kein Bargeld dabei, und mit Karte oder per PayPal bezahlen konnte man an diesem Verkaufsstand nicht.) 

"Wollen wir das machen?", setzte ich ein paar Minuten später erneut an. "Einmal im Monat Kinderdisco?" – 

"Und wo?", fragte meine Liebste zurück. – 

"Im Pfarrsaal von St. Joseph!" (Oder vielleicht im Garten von St. Stephanus, jedenfalls im Sommer.) 

Wir diskutierten die Idee im Anschluss an das Konzert noch weiter, und auch wenn da im Detail sicherlich noch Manches weiter durchdacht werden muss, sind wir uns doch im Grundsatz einig, dass wir das Projekt einer monatlichen Kinder-Lobpreis-Disco doch zumindest mal in der Gemeinde St. Joseph Siemensstadt/St. Stephanus Haselhorst ins Gespräch bringen wollen. Es ist zwar durchaus damit zu rechnen, dass diese Idee bei den Verantwortlichen der Gemeinde nicht auf ungeteilte Begeisterung stoßen wird, aber vielleicht kann man sie ja mit dem klassischen Argument "Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler" dazu bewegen, wenigstens mal einen Versuch zu wagen. 

Derweil kann ich es typischerweise nicht lassen, gleich auch schon ein paar Schritte weiter zu denken: Auch wenn es schon mit Blick auf Zuschnitt und Ausstattung des Gemeindezentrums recht offensichtlich ist, dass die "Gemeinde auf dem Weg", aus was für Quellen auch immer, unvernünftig viel Schotter haben muss, habe ich mich doch gefragt, was es wohl kosten kann, so ein Konzert auszurichten. Und ob das nicht vielleicht mal eine gute Idee z.B. für eine Erstkommunionfeier wäre. (Ich meine damit wohlgemerkt nicht, dass Mike Müllerbauer im Gottesdienst spielen sollte. Aber danach.) 

Geistlicher Impuls der Woche 

Ich brauche einen Platz, wo ich Arbeiter sammeln und zur Arbeit heranbilden kann. Denn ich sehe, dass sich die Zustände im christlichen Volke immer verschlechtern. Ich suche nicht meinen Vorteil. Ich hätte es wahrlich nicht nötig, in meinem vorgerückten Alter mich durch Hunger, Kummer und Sorgen, Ermüdung, beschwerliche Reisen und Unbilden der Witterung aufzureiben. Doch das sei ferne, dass ich meine Bequemlichkeit suche! Die Ehre Gottes, das Wohl dee Kirche, das Heil der Seelen, das jetzt überall so sehr gefährdet ist, liegen mir am Herzen. – Nur Mut! Gott ist der Herr; er lenkt alles zu seiner Ehre und zu unserem Wohle, und niemand kann ihm widerstehen. Alle Pläne der Menschen, mögen sie auch noch so gut angelegt sein, sie dienen nur, um seinen heiligen Willen zu erfüllen. 

(Clemens Maria Hofbauer, Brief an den Nuntius in Wien) 


Ohrwurm der Woche 

Die Strombolis: Wer weiß 


Ich erinnere mich noch sehr gut, wie ich das Album "Gretes Hits" der Hamburger Band "Die Strombolis" unter den Neuerwerbungen der Musikabteilung der Stadtbücherei Nordenham entdeckte und es mir allein deshalb auslieh, weil ich den Titel so witzig fand. Ebenso erinnere ich mich, dass ich meiner Mutter die CD vorspielte und sie urteilte, das sei ihr "zu kitschig". Bei mir dagegen hat die Scheibe einen bleibenden Eindruck hinterlassen – wobei ich einräumen muss, dass ich, als ich sie jetzt erneut angehört habe, festgestellt habe, dass sie noch besser ist, als ich sie in Erinnerung hatte. Ich wüsste auch nicht, womit ich diese Musik vergleichen sollte – außer vielleicht mit Bill Withers, Steely Dan, Sade oder Jamie Cullum, dem die Strombolis allerdings um einige Jahre voraus waren. Möglicherweise war genau das ihr Problem. Ein paar Jahre später hätten sich "Gretes Hits" perfekt in den durch Robbie Williams' "Swing When You're Winning" ausgelösten Jazzpop-Hype eingefügt, aber 1995 gewannen die Strombolis damit, wie auch mit der Single-Auskopplung "Das tut so gut", keinen Blumentopf. Die Band löste sich auf, Leadsänger Stefan Gwildis hatte seinen Durchbruch erst acht Jahre später mit seinem Solo-Album "Neues Spiel". Derweil spielte Bassist Jürgen Attig 1997 mit der NDR-Bigband ein Gedenkkonzert für Jaco Pastorius, was wohl recht deutlich zeigt, was der Mann auf seinem Instrument kann. Überhaupt handelte es sich bei den Strombolis um vier exzellente Musiker, und Humor hatten sie auch noch – was neben dem Albumtitel auch die Widmung an "Art Blakey, Art Tatum, Art Pepper und Art Deco" illustrierte. Und natürlich die Songtexte. Ich schätze, das deutsche Publikum war einfach nicht reif für sowas – und wäre es heute wohl erst recht nicht: Ein Vers wie "Wer weiß, ob die Erde rund ist" im hier verlinkten Song würde die Band heute vermutlich dem Vorwurf aussetzen, sich bei "Verschwörungsschwurblern" anbiedern zu wollen... 


Freitag, 15. März 2024

Songs, die es fast zum Ohrwurm der Woche gebracht hätten – Platz 10-6

Ein Kalenderjahr ist rum seit der Wiederaufnahme meiner Wochenbriefings; das macht dann wohl 52 "Ohrwürmer der Woche", oder? – Nicht ganz: Es sind sogar 53, denn zu den 32 Folgen "Ansichten aus Wolkenkuckucksheim" und 20 Folgen "Creative Minority Report" kommt noch der Artikel "Zwischenbericht zum Rückstand beim Wochenbriefing", der ebenfalls einen "Ohrwurm der Woche" enthält. – Schaut bzw. hört man sich alle 53 Songs an, ergibt sich, wie ich mit einer gewissen Befriedigung feststelle, ein ausgesprochen buntes Bild: Von der Entstehungszeit her decken meine Ohrwürmer einen Zeitraum von 1965 bis 2023 ab, wobei es sicherlich kein Zufall ist, dass die 80er (mit zwölf Songs) und die 90er (mit elf Songs) am stärksten vertreten sind. Noch genauer gesagt stammen sogar 13 Songs aus dem Zeitraum von 1985-93, was ziemlich genau den Zeitraum abbilden dürfte, in dem sich mein Musikgeschmack und -interesse am stärksten an der damals gerade aktuellen Popmusik orientierte. Das hinterlässt offenbar Spuren. 

Stilistisch ist von Folk und Blues über verschiedene Spielarten der Rockmusik bis hin zu HipHop und Dance-Pop so ziemlich alles dabei; teilweise sind die Songs auch gar nicht so leicht oder eindeutig einer Stilrichtung zuzuordnen. Stark vertreten sind jedenfalls – was wohl nicht sehr überraschend ist – die Kategorien Postpunk/New Wave, Alternative Rock und Psychedelic/Garage Rock --- und Folk, jedenfalls wenn man den Begriff weit fasst und etwa sowohl Crosby, Stills, Nash & Young als auch die Pogues als auch DDR-Liedermacher Gerhard Schöne dazu rechnet. Lobpreis darf natürlich auch nicht fehlen, wenigstens an Höhepunkten des Kirchenjahres wie Ostern, Pfingsten, Weihnachten und... äh... der Kinderbibelwoche

Was bei alledem auch nicht ausbleiben konnte, ist, dass im Laufe des Jahres so allerlei Songs angefallen sind, die ich in der Vorauswahl zum Ohrwurm der Woche hatte und die es dann doch nicht geworden sind. Und da habe ich mir gedacht, zur Feier des Jubiläums der Wiederaufnahme der Wochenbriefings könnte man aus diesen Songs doch mal eine Top-10-Liste machen. Und hier ist sie! (Bzw. erst einmal nur die untere Hälfte.) 


10. The Doors: Wintertime Love 


Da reibt man sich die Augen bzw. die Ohren: Die Doors spielen Walzer?!? – Das Album "Waiting for the Sun", auf dem dieser Song erschien, dürfte im kollektiven Urteil der Doors-Fans mit dem Nachfolger "The Soft Parade" um den Titel der schlechtesten der zu Lebzeiten Jim Morrisons entstandenen Platten der Band konkurrieren, aber gerade das macht es irgendwie interessant, finde ich. "Wintertime Love" jedenfalls stand weit oben auf meiner Auswahlliste für den Ohrwurm der Woche im "Creative Minority Report" Nr. 12, unterlag dann aber knapp der Piano-Ballade "Winter" von Tori Amos. 


9. Barry Mann: Who Put the Bomp 


Ein unschlagbarer Song, wenn es gilt, mit den Kindern in der Küche Twist zu tanzen; und wenn er es unter die Ohrwürmer der Woche geschafft hätte, wäre er dort mit einigem Abstand der älteste Song gewesen, denn er stammt aus dem Jahr 1961. Der Text macht sich auf gutmütig-augenzwinkernde Weise über die verbreitete Verwendung lautmalerischer Nonsens-Silben in Doo-Wop-Songs (wie auch im frühen Rock'n'Roll) lustig; diese Art von freundlichem Spott ist heutzutage ziemlich aus der Mode gekommen, fürchte ich. 


8. Gabriella Cilmi: Sweet About Me 


Dieser Song hätte im Laufe der letzten 52 Wochen mehrfach, um nicht zu sagen: ziemlich oft Anspruch auf den Titel des Ohrwurms der Woche erheben können, denn er hat, wie ich finde, wirklich hartnäckige Ohrwurmqualitäten. Dass die Wahl trotzdem nie auf ihn gefallen ist, liegt, wenn ich ehrlich bin, hauptsächlich am Video: Ich fürchtete wohl, es würde bei meinem Publikum Anstoß erregen, dass die Sängerin da lasziv um einen gefesselten, geknebelten und kopfüber an die Decke gehängten jungen Mann herumtänzelt. Aber sei's drum, es ist einfach ein guter Song; insbesondere finde ich die stimmliche Leistung der zum Zeitpunkt der Aufnahme erst 15 Jahre alten Sängerin sehr beachtlich. Man könnte sagen, von der Stimme her hätte Gabriella Cilmi das Zeug gehabt, die nächste Amy Winehouse zu werden, aber wir wollen mal ganz froh sein, dass sie das nicht geworden ist, denn dann wäre sie jetzt schon tot


7. Patti Austin: But Who May Abide the Day of His Coming 

Nachdem ich am letzten Adventswochenende – im "Creative Minority Report" Nr. 9 – ein Stück aus dem unter Händel-Verehrern sehr umstrittenen R&B-Album "Handel's Messiah – A Soulful Celebration" als Ohrwurm der Woche gepostet und dafür unerwartet positive Reaktionen geerntet hatte, dachte ich mir, man könnt' ja bei Gelegenheit mal wieder ein Stück von dieser Platte bringen. Eine solche Gelegenheit hätte sich im Prinzip am Fest der Darstellung des Herrn (Mariä Lichtmess) geboten, denn da kommt die Bibelstelle, die – in der King James Version – den Text von "But Who May Abide the Day of His Coming" bildet (Maleachi 3,2), in der 1. Lesung vor. Übrigens in allen drei Lesejahren. Was mich übrigens daran erinnert, dass ich dieses Musikstück vor fast auf den Tag genau zehn Jahren mal in der #twomplet, dem Online-Abendgebet auf Twitter, verwendet habe – wo es prompt Kritik am Text gab. Warum? Weil aus der Vorstellung einer Läuterung im Feuer ein problematisches, nicht mehr zeitgemäßes Gottesbild spreche. Ich würde sagen, dieser Einwand illustriert recht eindringlich, in welche Richtung sich dieses so hoffnungsvoll gestartete Projekt eines Social-Media-Gebetskreises entwickelte und warum ich einige Zeit später nicht mehr dabei war. (Diese Erinnerung hat mich übrigens veranlasst, mal auf der App Formerly Known As Twitter nachzuschauen, ob es die #twomplet eigentlich noch gibt. Das Ergebnis lautet: Schon irgendwie, aber so richtig viel los ist da nicht mehr. Der Account existiert noch, aber Abendabdachten finden dort schon seit einiger Zeit nur noch unregelmäßig statt, in den letzten Monaten ungefähr alle ein bis zwei Wochen einmal.) – So, und warum war "But Who May Abide the Day of His Coming" nun doch nicht Ohrwurm der Woche im "Creative Minority Report" Nr. 15? Weiß ich ehrlich gesagt nicht. Anscheinend habe ich zum entscheidenden Zeitpunkt einfach nicht an diesen Song gedacht. Dafür aber jetzt! 


6. The Petards: Everybody Knows Mathilda 


Dieser Song landete in der Auswahl für den Ohrwurm der Woche im "Creative Minority Report" Nr. 17 knapp hinter "Moscow" von Wonderland. Die Petards sind bzw. waren eine Band, über die ich bis vor Kurzem nur wenig mehr als nichts wusste und die ich mir erheblich biederer und uninteressanter vorgestellt hatte, als sie tatsächlich war. Vielleicht lag das daran, dass die Gruppe aus dem kleinen Ort Schrecksbach bei Schwalmstadt in Nordhessen kam, vielleicht aber auch am Bandnamen, der Ende der 60er, Anfang der 70er schon reichlich anachronistisch wirkte: Die Kombination "The + irgendwas, was man im Wörterbuch gefunden hat" war eigentlich eher für frühe deutsche Beatbands typisch, wohingegen sich "progressive" deutsche Bands um 1970 eher Amon Düül, Popol Vuh, Kin Ping Meh, Epitaph oder Embryo nannten. Tatsächlich waren die Petards mit ihrer Musik aber durchaus auf der Höhe der Zeit und genossen in der deutschen Musikszene einiges Ansehen, auch wenn der ganz große Erfolg ihnen verwehrt blieb. – Obwohl die Petards bekannt dafür waren, ihre Songs selbst zu schreiben, handelt es sich bei "Everybody Knows Mathilda" um eine Coverversion; das Original von Duke Baxter, das im selben Jahr (1969) in den kanadischen Charts mäßig erfolgreich war, kannte hierzulande aber wohl so gut wie niemand. Ich würde sagen, der Song klingt wie eine Mischung aus "Happy Together" von den Turtles, "Bus Stop" von den Hollies und "Eloise" von Barry Ryan; verglichen mit Baxters Original haben die Petards aber einen kräftigen Schuss Garagenrock mit hineingerührt. Ich sollte mir wohl mehr von dieser Band anhören. 


Als Bonus hier noch fünf weitere Songs, die auch mal fast Ohrwurm der Woche geworden wären, es aber nicht in die Top Ten geschafft haben: 

Seeed: Aufstehn hatte ich in der engeren Auswahl für die "Ansichten aus Wolkenkuckucksheim" Nr. 34, fand aber "Seeed dann doch irgendwie zu prollig" für meinen Blog. **** Bruce Low: Gestern wollt' ich beten geh'n erntete in den "Ansichten aus Wolkenkuckucksheim" Nr. 51 eine ehrenvolle Erwähnung als eine "der erträglichsten" unter den Gospel-Interpretationen des Schlagersängers Low "und gleichzeitig einigermaßen 'repräsentativ'" für diesen Teil seines Schaffens. **** Marius Müller-Westernhagen: Lass uns leben und Huey Lewis & The News: Stuck With You waren beide aussichtsreiche Kandidaten für den Ohrwurm der Woche im "Creative Minority Report" Nr. 2; aber dann dachte ich, "es müsse doch noch einen anderen Song geben", und insbesondere bei "Stuck With You" "stellte ich fest, dass es mir doch erheblich zu cheesy ist – vor allem das Video, aber schon auch das Lied selbst; in meiner Erinnerung hatte es sich irgendwie besser angehört, ein bisschen zumindest". Ich entschied mich dann schließlich für "Stuck in the Middle With You" von Stealers Wheel. **** Nek: Laura non c'è wäre fast Ohrwurm der Woche im "Creative Minority Report" Nr. 4 geworden. "Aber dann musste ich an meinen alten Freund Robert denken, der seinerzeit zu sagen pflegte: 'Italienische Popmusik? Kann ich mir nicht anhören. Da denke ich immer, ich müsste gleich 'ne Pizza bestellen'." Was zu diesem Song sonst noch zu sagen wäre: Am besten gefällt mir daran "der Anfang der zweiten Strophe, denn für den nicht der italienischen, dafür aber der deutschen Sprache mächtigen Hörer klingen die Verse 'Laura dov'è? Mi manca, sai' wie 'Lauter Doofe, niemand gescheit'." 

Die Plätze 1-5 sowie nochmals fünf Songs, die es nicht in die Top 10 geschafft haben, gibt's nächste Woche! 


Dienstag, 12. März 2024

Die Kinder, das Dino-Auto und der Erzbischof

Fangen wir mal so an: Eigentlich und alles in allem war das erste März-Wochenende so schön und entspannt, wie wir es seit dem letzten Urlaub nicht mehr hatten; und man sollte eigentlich denken, gerade die Kinder hätten mit dem Programm, das ihnen geboten wurde – am Freitag Zirkus, am Samstag Gorkistraßenfest – ziemlich zufrieden sein müssen. Wahrscheinlich waren sie das auch, aber trotzdem gab es am Samstagabend eine Krise. Am Rande des Gorkistraßenfests hatte meine Liebste ein Geburtstagsgeschenk für den Jüngsten und ein kleines Geschenk für die Große besorgt und direkt im Laden in Geschenkpapier eingepackt, es beim Nachhausekommen jedoch versäumt, die Geschenke unverzüglich an einem kindersicheren Ort zu verstauen; und so stellte sich – just während ich dabei war, das Abendessen vorzubereiten – heraus, dass die Kinder die Geschenke in einem unbeobachteten Moment gemopst, sie mittels einer Bastelschere aus der Verpackung befreit und im Kinderzimmer mit ihren gespielt hatten. Damit nicht genug, hatten sie es in kürzester Zeit geschafft, das als Geburtstagsgeschenk für dem Jüngsten gedachte Dino-Auto zu beschädigen und Zubehörteile zu verbummeln. Meine Liebste war extrem sauer und ich eigentlich auch, konnte mich aber aus Gründen der Balance nicht ganz so sehr darüber aufregen wie sie. Derweil erweckten die Kinder den Eindruck, sie verstünden gar nicht so recht, was sie Schlimmes gemacht hatten, und warteten einfach darauf, dass die Erwachsenen aufhörten, sauer zu sein – etwa so, wie man auf besseres Wetter wartet. 

Man beachte: Das vordere Horn des Dino-Autos hat schon ziemlich gelitten. 

Der Haussegen hing also gründlich schief, und das änderte sich erst, als unsere Große nach dem Essen den ebenso überraschenden wie brillanten Vorschlag machte, wir sollten eine Gebetszeit abhalten. Das taten wir dann auch – mit Musik aus der Kategorie "ruhiger Lobpreis" ("Erhöre mein Gebet" von Mire Buthmann, "El Shaddai" von Johannes Hartl & Friends, "Du bist der du bist" von Albert Frey und Mitch Schlüter, gesungen von Thomas Enns, und "Wohin sonst" von Thea Eichholz-Müller, gesungen von Joe Falk), einem Psalm-Abschnitt aus der Vesper vom Tag (Psalm 116,10-19) und frei formulierten Bitt- und Dankgebeten. Unser Jüngster schlief dabei auf Mamis Schoß ein, und dann hatte ich die spontane Eingebung, der Großen noch eine kurze Geschichte aus dem Buch "Fromme Geschichten für kleine Leute" von Josef Quadflieg vorzulesen, das mir meine Oma einst zu meiner Erstkommunion geschenkt hat: "Streit um einen Igel". Darin geht es darum, wie zwei Freundinnen in einem Garten einen Igel entdecken und sich prompt darum streiten, wer von ihnen das Tier mit nach Hause nehmen darf. Mir schien die Schilderung recht charakteristisch dafür, wie und aus was für Anlässen auch unsere Kinder oft Streit miteinander haben – und die Große merkte es auch: An der Stelle, an der eins der Mädchen sagt "Ich habe ihn aber zuerst gesehen", entfuhr ihr ein spontanes "Oh", und sie sah sehr betroffen aus. Insgesamt gefiel ihr die Geschichte aber so gut, dass ich danach noch eine zweite aus demselben Buch ("Gretchen Plappermaul") vorlesen musste.

Tags darauf, am 3. Sonntag der Fastenzeit, fuhren wir morgens zur Spandauer Pfarrkirche Maria, Hilfe der Christen, wo Erzbischof Heiner Koch im Rahmen seiner Visitation der Pfarrei Heilige Familie Spandau-Havelland die Messe hielt. Zu Beginn seiner Predigt wandte der Erzbischof an die anwesenden Kinder und erklärte, nun habe er erst einmal den Erwachsenen etwas zu sagen; ihnen, den Kindern, werde er später etwas erzählen. Dieses Versprechen löste er kurz vor dem Ende der Messe ein: Er trat vor an die Altarstufen und forderte die Kinder auf, zu ihm zu kommen – es waren wohl ungefähr zwanzig Kinder, die diese Aufforderung folgten, vielleicht auch mehr. Unsere Große zierte sich zunächst ein wenig, wohl weil sie nicht recht einschätzen konnte, was sie da erwartete; als der Erzbischof den Kindern dann aber ausführlich die Aufgaben eines Bischofs und die symbolische Bedeutung der Insignien seines Amtes – der Mitra, des Rings, des Hirtenstabs – erklärte und dabei immer wieder Fragen nach dem Muster "Was meint ihr...?" einflocht, war sie doch sehr engagiert bei der Sache. Wer schließlich aber allen die Show stahl, war unser Jüngster. Der Erzbischof war gerade dabei, die bildlichen Darstellungen auf seinem Hirtenstab zu erläutern – die alle mit den Heiligen Drei Königen zu tun haben, die dem Jesuskind Geschenke bringen –, da fiel unserem Sohn ein: "Ich habe auch bald Geburtstag!" Und im nächsten Moment erzählte er dem Erzbischof, dass er und seine Schwester die Geburtstagsgeschenke vorzeitig ausgepackt hatten: "Ich habe ein Dino-Auto bekommen und meine Schwester ein Pferd. Wir haben die Pakete aufgemacht und damit gespielt, und Mama und Papa waren sauer." Ich stand dabei und war begeistert. Nun ist der Knabe noch nicht ganz drei Jahre alt und hat schon seine erste Beichte hinter sich, dachte ich; und das dann gleich beim Erzbischof

Im Anschluss an die Messe gab es noch einen Empfang im Pfarrsaal, und dabei ergab es sich, dass wir Erzbischof Koch am Büffet begegneten. Der Jüngste sah aufmerksam zu ihm auf, ging dann aber doch weiter – worauf ich zu ihm sagte: "Du hast gerade so ausgesehen, als wolltest du dem Bischof noch was sagen." – "Na, er hat mir ja schon alles gesagt", merkte Erzbischof Koch an – und fügte grinsend hinzu: "Ganz der Papa." 

Im weiteren Verlauf des Empfangs schenkte eine Frau von der Legio Mariae jedem unserer Kinder eine Wundertätige Medaille aus vergoldetem Silber; als wir die Veranstaltung verließen, liefen wir erneut Erzbischof Koch über den Weg, der gerade in sein Auto einsteigen wollte – und die Kinder rannten auf ihn zu, um ihm freudestrahlend ihre Medaillen zu zeigen. Ich fand das ausgesprochen rührend: Offenbar haben die Kinder für sich abgespeichert, dass der Erzbischof ihr Freund ist, und entsprechend verhalten sie sich jetzt ihm gegenüber. 


Hinweis in eigener Sache: Dieser Artikel erschien zuerst am 05.03. auf der Patreon-Seite "Mittwochsklub". Gegen einen bescheidenen Beitrag von 5-15 € im Monat gibt es dort für Abonnenten neben der Möglichkeit, Blogartikel bis zu einer Woche früher zu lesen, auch allerlei exklusiven Content, und wenn das als Anreiz nicht ausreicht, dann seht es als solidarischen Akt: Jeder, der für die Patreon-Seite zahlt, leistet einen Beitrag dazu, dass dieser Blog für den Rest der Welt kostenlos bleibt! 


Samstag, 9. März 2024

Creative Minority Report Nr. 20

Ich traue meinen Augen selber kaum, Leser: Dies ist schon die 20. Ausgabe des "Creative Minority Report", dabei kommt es mir so vor, als hätte ich erst "vor ein paar Wochen" mit dieser Artikelserie begonnen. Damit läuft dieses Wochenbriefing-Format nun schon länger ununterbrochen, als die Vorgängerserie "Ansichten aus Wolkenkuckucksheim" es im Zeitraum vor meiner "großen Blogpause" geschafft hat – von kurzlebigen Projekten wie "Grüße aus dem Corona-Park" (3 Folgen) und "Spandau oder Portugal" (5 Folgen) ganz zu schweigen. – Ich denke, man kann sagen, dass die in der Vorschau auf die Reihe "Creative Minority Report" angekündigte verstärkte Konzentration auf das Thema Basisarbeit in Kirchengemeinde, Familie und Nachbarschaft im Laufe der zurückliegenden 20 Wochen Fortschritte gemacht hat – und das noch nicht mal durchweg mit Absicht; teilweise hat es sich auch einfach so ergeben. "Einfach so ergeben" hat sich beispielsweise, dass die vorliegende Wochenbriefing-Folge in den Rubriken "Predigtnotizen", "Auf der anderen Straßenseite" und im ersten der zwei Linktipps einen recht stark ausgeprägten thematischen roten Faden aufweist; und das verbindende Thema lautet "Wie wird der Mensch zum Christen?". – Dann mal los! 

Ja ist denn schon wieder Palmsonntag? – Nein, noch nicht ganz, aber ich fand die Lichtreflexe sehr interessant. (Aufnahme aus St. Joseph Tegel) 


Was bisher geschah 

Am vorigen Samstag war mal wieder Gorkistraßenfest – das findet ungefähr zweimal im Jahr statt: Da gibt's Karussells, Zuckerwatte, Kinderschminken und so weiter, alles (oder fast alles) gratis, weil's von den Geschäftsbetreibern in der Fußgängerzone gesponsert wird. Da ließ ich Frau und Kinder aber allein hingehen, was mir einerseits ein bisschen leid tat, aber andererseits brauchte ich die Zeit auch – zum Bloggen, für Tätigkeiten im Haushalt und um einfach mal durchzuschnaufen. Am Sonntag gingen wir in der Spandauer Pfarrkirche Maria, Hilfe der Christen in die Messe, denn diese Messe hielt Erzbischof Koch im Rahmen seiner Visitation der Pfarrei Heilige Familie, und alle anderen Sonntagsmessen in der Pfarrei fielen deswegen aus. Die Begegnung mit dem Erzbischof – speziell die Begegnung unserer Kinder mit dem Erzbischof – habe ich bereits in einem auf der Patreon-Seite des Mittwochsklubs veröffentlichten Artikel thematisiert, der mit der üblichen Verzögerung auch hier erscheinen wird; auf die Predigt, die Erzbischof Koch in dieser Messe hielt, werde ich weiter unten (in der bewährten Rubrik "Predigtnotizen") eingehen. – Am Montag war mal wieder "Omatag"; das erste Mal seit gut drei Wochen, dass wir meine Schwiegermütter trafen. Am Dienstag hielt ich vormittags zusammen mit dem Jüngsten mal wieder eine kleine Lobpreisandacht ("Beten mit Musik") in St. Joseph Tegel ab; als wir dort ankamen, wurde an der vorderen Fassade der Kirche gerade ein Baugerüst hochgezogen, im Schaukasten fanden sich indes keine Informationen darüber, was für Arbeiten am Gebäude vorgenommen werden sollen. Dafür erfuhr man dort aber, dass eine der bisher drei wöchentlichen Werktagsmessen in der Pfarrkirche Herz Jesu – nämlich die am Donnerstagmorgen – ab sofort nach St. Joseph verlegt wird, um dem Missstand abzuhelfen, dass es hier seit Monaten überhaupt keine regelmäßige Werktagsmesse gegeben hat. Nachmittags fuhr dann die ganze Familie zu einem namhaften schwedischen Einrichtungshaus, um zum bevorstehenden Geburtstag unseres Jüngsten eine Erweiterung für seine heißgeliebte Holzeisenbahn zu kaufen, und Abendessen gab es dort auch. 

Köttbullar herbeikullar! 

Am Mittwoch ging ich vormittags wieder einmal mit dem Jüngsten in Heiligensee in die Messe, die diesmal von dem nigerianischen Pfarrvikar zelebriert wurde, den wir schon ziemlich lange (genauer gesagt: seit vier Monaten) nicht mehr gesehen hatten. Der im letzten Wochenbriefing ausführlich gewürdigte "Erzlaie" hatte diesmal keinen liturgischen Dienst, saß ein paar Reihen hinter uns und traute sich diesmal offensichtlich nicht, dem Zelebranten beim Vaterunser ins Wort zu fallen; allerdings hatte ich den Eindruck, dass der Pfarrvikar sich sehr bemühte, zwischen "sondern erlöse uns von dem Bösen" und dem Beginn des Embolismus möglichst keine Atempause zu machen; er wird schon gewusst haben, warum. – Am Nachmittag ging dann die ganze Familie zum JAM; mehr dazu weiter unten in der Rubrik "Auf der anderen Straßenseite". Am Donnerstag erschien in der Tagespost die neue (zweite) Ausgabe meiner Kolumne "Klein.Kram", außerdem hielten der Jüngste und ich abermals eine Lobpreisandacht in St. Joseph ab, diesmal zur Sext; das Baugerüst reichte inzwischen schon bis zum Turm. 

Auch wenn's auf diesem Foto nicht so aussieht: Der Eingang zur Kirche ist weiterhin frei und offen! 

Am gestrigen Freitag war, wie schon vorige Woche angekündigt, in Berlin Feiertag, in Brandenburg aber nicht, wodurch das Tochterkind schulfrei hatte, meine Liebste aber trotzdem zur Arbeit musste. Obendrein streikten S-Bahn und Regionalbahn, was die Möglichkeiten, mit den Kindern "etwas Besonderes" zu unternehmen, einigermaßen einschränkte. Schließlich gestalteten wir den Tag, bis meine Liebste von der Arbeit zurückkam, so, wie wir es früher™️, als unsere Große noch kein Schulkind war, auch oft gemacht haben: erst mal die Kinder ausschlafen lassen, dann in aller Ruhe frühstücken, Twist tanzen in der Küche, ein bis zwei Stunden auf den Spielplatz und schließlich ein Spaziergang zur Hundewiese. Heute vormittag war dann Wichtelgruppentreffen – aber darüber berichte ich aus Zeit- und Platzgründen erst im nächsten Wochenbriefing. 


Was ansteht 

Die bevorstehende Woche verspricht spannend zu werden – nicht zuletzt für unsere Große, die auf ihre erste Schulfahrt geht. Manch einer mag jetzt denken "Waaas, schon im ersten Schuljahr?!?", und ich müsste lügen, wollte ich behaupten, dass ich diesen Gedanken nicht auch gehabt hätte. Aber eine ganz so große Sache ist das auch wieder nicht, denn es handelt sich lediglich um eine Fahrt innerhalb Berlins; die Unterkunft ist von unserem Zuhause nur unwesentlich weiter entfernt als die Schule selbst – wenn unsere Tochter also beschließt, doch lieber zu Hause schlafen zu wollen, können wir sie jederzeit abholen. Der Zweck dieser speziell auf Kinder der ersten drei Schuljahre zugeschnittenen Fahrt ist, wenn man so will, ein Intensivkurs im Lesen und Schreiben – und ich bin wirklich gespannt auf das Ergebnis, nachdem unsere Große schon jetzt praktisch immer und überall Lesen übt, etwa indem sie Plakate und Straßenschilder entziffert... 

Vorher, am morgigen Sonntag, steht aber noch das erste Treffen der Garten-AG in St. Stephanus an, und zwar nach der Messe. Ich bin mal gespannt, wer da alles kommt und was bei dem Treffen herauskommt. Für Mittwoch haben wir geplant, ausnahmsweise mal nicht zum JAM zu gehen, sondern stattdessen zu einem Konzert des Kinder-Lobpreis-Liedermachers Mike Müllerbauer in der "Gemeinde auf dem Weg". Am Donnerstag trifft sich dann der KiWoGo-Arbeitskreis (ausnahmsweise in St. Stephanus, weil der Gemeindereferent dort anschließend noch einen weiteren Termin hat), um den nächsten, am darauffolgenden Sonntag anstehenden Kinderwortgottesdienst aber auch den für den Dienstag der Karwoche geplanten Kinderkreuzweg zu besprechen. Am Freitag, dem Gedenktag des Hl. Klemens Maria Hofbauer, wird unser Jüngster drei Jahre alt, die Geburtstagsfeier findet aber aus praktischen Gründen erst am Samstag statt. Und dann ist die Woche auch schon wieder rum! 


Predigtnotizen 

Wie bereits erwähnt, war der vergangene Sonntag ein besonderer Tag für die Pfarrei Heilige Familie Spandau-Havelland: Der Erzbischof war zur Visitation da, zum ersten Mal seit dem Bestehen dieser Großpfarrei in ihrer jetzigen Gestalt; und aus diesem Anlass gab es in der Spandauer Pfarrkirche Maria, Hilfe der Christen eine zentrale Sonntagsmesse für die gesamte Pfarrei. Erzbischof Koch zelebrierte, der Pfarrer und die Pfarrvikare konzelebrierten. 

Wer die Herrschaften nicht kennt, kann ja mal raten, wer wer ist.

Die Leseordnung für diesen Sonntag hatte es ganz schön in sich: Als 1. Lesung gab es die Verkündung der Zehn Gebote in der Fassung aus Exodus 20,1-17, als 2. Lesung 1. Korinther 1,22-25 ("Das Törichte an Gott ist weiser als die Menschen und das Schwache an Gott ist stärker als die Menschen") und als Evangelium die Vertreibung der Geldwechsler aus dem Tempel nach Johannes 2,13-25. Das Potential für eine spannende Predigt war also ohne Frage vorhanden; gleichzeitig lag es aber auch einigermaßen auf der Hand, dass der Erzbischof in seiner Predigt nicht bloß die genannten Schriftstellen auslegen wollte, sondern dabei zugleich so etwas wie eine Ansprache zur "Lage der Nation" im Sinn hatte – oder richtiger gesagt: zur Situation der Kirche in der Gesellschaft. So widmete er die ersten Sätze seiner Predigt der Feststellung, unsere Gegenwart sei geprägt von "dramatischer Unsicherheit, Unklarheit, Ängsten und Sorgen": 

"Man braucht ja bloß die Nachrichten von heute morgen wieder hören. Krieg in der Ukraine, im Gazastreifen, in Israel, und die große Sorge, wohin diese Kriege sich noch ausbreiten. Die wirtschaftliche Situation – allein wenn wir mal zusammenzählen, wie viele Streiks wur letzte Woche hatten und wie viele wir kommende Woche haben werden, und die Frage: Wer soll das alles bezahlen, wie lange macht unsere Wirtschaft das noch mit? Die Kämpfe in der Gesellschaft um Einheit und Zusammengehörigkeit; Antisemitismus, Populismus, Rechtsradikalismus, Sie kennen die Worte und alles, was damit verbunden ist. Die Frage nach der Umwelt, die Frage, ob wir diese Umwelt überhaupt noch werden schützen und retten können oder ob das alles schon verloren ist." 

Ich konnte mich des Gedankens nicht ganz erwehren, dass es schon hart sein müsse, Bischof zu sein – noch dazu in der Bundeshauptstadt! –, wenn in der Öffentlichkeit die Erwartung herrscht, ein Bischof müsse so etwas Ähnliches wie ein Politiker sein und sich folglich ständig zu allen möglichen politischen Themen äußern. Man könnte sicherlich lang und breit darüber philosophieren, inwieweit die deutschen Bischöfe im Laufe der letzten Jahrzehnte selbst zu dieser Erwartungshaltung beigetragen haben, aber Erzbischof Koch ist durchaus jemand, von dem ich annehme, dass er eigentlich lieber über etwas anderes reden würde. So kam er in seiner Predigt auch ziemlich schnell von den politischen Themen weg und stellte – auch unter Verweis auf die Ergebnisse der jüngsten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung – die Frage: "Wie soll man Menschen die Botschaft vom Evangelium nahe bringen, die sagen: 'Ich brauch keinen Gott, ich will keinen Gott, den gibt es sowieso nicht'?" Und weiter: "Wie können wir erfahren, dass auch in den Wirren dieser Zeit Gott uns nahe ist?" In diesem Zusammenhang verwies er auf die "Begegnung mit den Erwachsenen, die in der Osternacht getauft werden": "115 erwachsene Berlinerinnen und Berliner lassen sich in der kommenden Osternacht hier in Berlin taufen. Das ist ein Rekord." Diesen Umstand betrachtete Erzbischof Koch offenbar – und mit einigem Recht, wie ich finde – als Beleg dafür, dass die Glaubensweitergabe auch an Menschen, die von Haus aus erst mal gar keinen Bezug haben, eben doch möglich ist; gleichzeitig machten die Beispiele, die er anführte, aber auch deutlich, dass die Erst-Evangelisierung nicht selten auf Wegen geschieht, die nicht planbar und organisierbar sind. Wie etwa im Fall eines Elternpaares, dessen Kind in eine katholische KiTa geht und von dort die Gewohnheit, vor den Mahlzeiten zu beten, mit nach Hause gebracht hat – und den Eltern damit einen ersten Anstoß gab, sich zu fragen, ob es womöglich doch einen Gott gebe. (Ob mich dieses Fallbeispiel veranlassen sollte, meine insgesamt sehr negative Einstellung zu KiTas in kirchlicher Trägerschaft zu überdenken, oder ob es eher illustriert, dass Gott auch auf krummen Zeilen gerade schreiben kann, sei mal dahingestellt.) 

Wenn es um die Frage nach der Organisierbarkeit "von Kirche" geht, fällt mir ja immer ein, wie Papst Franziskus schon im Jahr 2015 die deutschen Bischöfe davor warnte, ihr "Vertrauen auf die Verwaltung zu setzen, auf den perfekten Apparat". Erzbischof Koch schätze ich – nicht erst seit dieser Predigt – eigentlich als jemanden ein, der dieser Warnung durchaus zugänglich sein müsste. Das Problem ist allerdings wohl, dass diese Strukturen nun einmal da sind und fordern, dass man sich ihrer bedient. Zudem steht natürlich stets die klassische Frage "Ja, was sollten wir denn sonst tun?" im Raum. Mir scheint, dass auf den Leitungsebenen der deutschen Bistümer insgesamt nicht allzu viel Phantasie und Kreativität darauf verwandt wird, auf diese Frage eine sinnvolle Antwort zu finden. Vielleicht ändert sich das, wenn der institutionelle Apparat der Kirche in seiner jetzigen Gestalt schlichtweg nicht mehr finanzierbar ist. Vorerst wird dieser Umdenkprozess allerdings dadurch aufgehalten, dass konsequent am falschen Ende gespart wird: in den Pfarrgemeinden, an der Seelsorge. 


Auf der anderen Straßenseite 

Zum JAM kamen wir diesmal pünktlich; obwohl es noch recht kühl war, fand das freie Spiel am Anfang der Veranstaltung zum ersten Mal in diesem Jahr im Garten statt, und im katechetischen Teil wurde, wie vorige Woche schon angekündigt, das "Lebensbild" über den Unternehmer und Erfinder Robert LeTourneau fortgesetzt. Und obwohl ich zugeben muss, dass mir diese Fortsetzung erheblich besser (oder sagen wir: "weniger schlecht") gefallen hat als der erste Teil, will ich doch meine Ankündigung wahr machen, einige Worte darüber zu verlieren, was ich an diesem "Lebensbild" auszusetzen habe. 

Zur Einordnung des Folgenden sei zunächst gesagt: Wer meinen Blog schon länger verfolgt, dem wird schon mal aufgefallen sein, dass ich nicht nur speziell der EFG The Rock Christuskirche in Haselhorst mit großer Sympathie gegenüberstehe, sondern auch insgesamt ziemlich offen gegenüber der Idee bin, wir Katholiken könnten und sollten uns angesichts des Niedergangs des Systems Volkskirche so allerlei von freikirchlichen Gemeinden abgucken. Diese Auffassung ist sicherlich davon beeinflusst, dass ich seit meiner Zeit auf dem Gymnasium vielfältige Kontakte zu freikirchlichen Christen gehabt habe, und nicht wenige dieser Kontakte haben an verschiedenen Punkten meiner – wenn man das so nennen möchte – "Glaubensbiographie" bedeutende Rollen gespielt. Das schließt einen kritischen Blick auf bestimmte Aspekte evangelisch-freikirchlicher Frömmigkeit nicht aus; im Gegenteil, könnte man sagen, schließlich bin ich nicht von ungefähr nach wie vor katholisch. Bei allen Übereinstimmungen und aller Wertschätzung: So ganz derselbe Glaube ist es eben doch nicht. 

Bei Kinderkatechesen zu biblischen Texten fallen diese Unterschiede in der Regel nicht so auf, schließlich haben wir dieselbe Bibel – na ja, fast: Der protestantischen Bibel fehlen bekanntlich sieben Bücher, aber realistisch betrachtet kommen diese wohl auch "bei uns" in der Kinderkatechese eher selten vor. – Als es nun letzte Woche beim JAM statt einer biblischen Katechese ein "Lebensbild" geben sollte, war ich von vornherein eher skeptisch. Bereits letzte Woche habe ich zu Protokoll gegeben, dass ich den ersten Teil des Lebensbildes unangenehm moralisierend fand: Robert war ein schwieriges Kind, das den Eltern Kummer machte, nicht gern zum Gottesdienst ging, in seinem ersten Schüler-Nebenjob versagte und, wie sollte es anders sein, unter den Einfluss falscher Freunde geriet, durch die er mit der Polizei in Konflikt kam. – Zugegeben, diese Art von Moralismus auf Struwwelpeter-Niveau kann man zuweilen auch in der katholischen Kinderkatechese antreffen; aber hier war die Absicht erkennbar eine andere. Das zeigte sich spätestens an der Stelle, an der der junge Robert zu der Erkenntnis kommt: "Würde ich jetzt sterben, dann würde ich in die Hölle kommen, denn ich bin kein Christ." – Sicherlich könnte man schon zu der Auffassung, Nichtchristen kämen automatisch und zwangsläufig in die Hölle, so manches anmerken, aber mich interessiert an dieser Passage etwas anderes: Wie plausibel ist es, dass jemand von sich selbst sagt, er sei kein Christ, und gleichzeitig überzeugt ist, dass Nichtchristen in die Hölle kommen? Man könnte das einfach für einen logischen Schwachpunkt in der Erzählung halten, aber ich glaube, es steckt mehr dahinter: Es verrät etwas über die Sicht darauf, was einen Menschen zum Christen macht. Dass der Umstand, dass Robert in einer Familie gläubiger Christen aufwächst und regelmäßig, wenn auch oft ungern, am Gottesdienst teilnimmt, nicht ausreicht, um ihn zum Christen zu machen, entspricht dem common sense im freikirchlichen Christentum, und dieser Auffassung kann und will auch ich ihre Berechtigung nicht absprechen. Auch dass ein sozusagen bloß theoretisches "Für-wahr-Halten" der christlichen Erlösungsbotschaft noch kein Glaube im vollumfänglichen Sinne ist, kann ich grundsätzlich unterschreiben. Was aber fehlt Robert nun eigentlich noch, um Christ zu sein bzw. zu werden? Die klassische evangelikale Antwort auf diese Frage scheint mir zu sein: Christ wird man durch einen bewussten willentlichen Akt der Lebensübergabe an Christus. Wie sich diese Auffassung mit Bibelworten wie "Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt" (Joh 15,16) verträgt, wäre vielleicht mal ein interessantes Diskussionsthema. 

– Ich bin kein Theologe und will diesen Punkt auch aus Platzgründen nicht allzu breit auswalzen, aber ich schätze, eine grundlegende Meinungsverschiedenheit zwischen traditionellem und evangelikalem Christentum hinsichtlich der Frage "Wie wird der Mensch zum Christen?" wurzelt im unterschiedlichen Verständnis von Johannes 3,3-5, wo Jesus zu Nikodemus sagt "Wenn jemand nicht aus dem Wasser und dem Geist geboren wird, kann er nicht in das Reich Gottes kommen". Nach traditionellem christlichen Verständnis vollzieht sich diese Wiedergeburt im Sakrament der Taufe. Im evangelikalen Christentum dagegen gibt es keine Sakramente im eigentlichen Sinne des Begriffs: Taufe und Abendmahl werden zwar praktiziert, werden aber als Handlungen verstanden, die nichts bewirken, sondern lediglich etwas ausdrücken. Man müsste diesen Punkt eigentlich noch vertiefen, aber wie schon gesagt: nicht hier und jetzt. 

Die Auffassung, dass der Mensch nur und erst durch eine bewusste willentliche Entscheidung zum Christen wird, hat übrigens auch logisch zwingend zur Folge, dass Kinder in evangelikaler Sicht grundsätzlich (noch) keine Christen sein können. Das hat natürlich weitreichende Konsequenzen für die Kinderkatechese: Man spricht die Kinder nicht als Christen an, noch nicht einmal als potentielle Christen, sondern will sie lediglich darauf vorbereiten, zu einem späteren Zeitpunkt Christen werden zu können. Da möchte ich aus katholischer Sicht dann doch mit Nachdruck sagen: Bei uns aber soll es nicht so sein! 

Dass mir der zweite Teil dieses Lebensbildes, wie schon gesagt, erheblich weniger schlecht gefallen hat als der erste, lag zu einem nicht unwesentlichen Teil ganz einfach daran, dass er von einer anderen Mitarbeiterin vorgestellt wurde. Beim ersten Teil war es eine ältere Frau aus der Gemeinde, die unter den regelmäßig zum JAM kommenden Kindern (mindestens) zwei Enkelkinder hat. Eine Frau, die in einer Katechese über die Sintflut den Kindern erklären wollte, die meisten Fossilien im Erdboden seien durch die Sintflut entstanden und die Menschen seien nach der Flut deshalb nicht mehr so alt geworden wie vorher, weil sich das Klima und die Zusammensetzung der Atmosphäre infolge der extremen Regenfälle verändert habe; und in einer Katechese über die Josefserzählung aus dem Alten Testament meinte sie, die Moral von der Geschicht' sei, dass Eltern keine Lieblingskinder haben sollten. Davon abgesehen finde ich, dass sie einfach nicht erzählen kann: Sie verhaspelt sich in fast jedem Satz, hat erhebliche Wortfindungsschwierigkeiten und neigt dazu, Kindern gegenüber einen unangenehm gekünstelten Tonfall anzunehmen. – Den zweiten Teil übernahm hingegen die Hauptverantwortliche für den Aufgabenbereich "Kinderkirche" in dieser Gemeinde, und die hat nicht nur von Natur aus einen besseren "Draht" zu Kindern, sondern ist auch methodisch erheblich fitter. Die Kinder wurden stärker einbezogen, anstatt nur zuhören zu müssen; etwa nach dem ersten Drittel wurde die Erzählung zugunsten eines Spiels unterbrochen, damit die Kinder nicht die ganze Zeit stillsitzen mussten. 

– Und inhaltlich? Einerseits fiel es auf, dass der moralische Zeigefinger weitgehend in der Tasche blieb; selbst die rekapitulierende Zusammenfassung des ersten Teils kam infolge anderer Schwerpunktsetzung erheblich weniger moralisierend 'rüber. Andererseits drehte sich die Erzählung infolge ebendieser anderen Schwerpunktsetzung ziemlich stark um das Thema Geld – was angesichts der Tatsache, dass es um die Biographie eines Unternehmers ging, wohl nicht unbedingt überraschend war. Dabei ging die Erzählung gar nicht so sehr in Richtung prosperity gospel, wie man vielleicht hätte denken können; vielmehr ging es darum, dass Robert LeTourneau, auch als er noch nicht sehr viel Geld verdiente, konsequent den Zehnten seiner Einkünfte an seine Kirchengemeinde spendete und später, als erfolgreicher Unternehmer, seinen Wohlstand nutzte, um Missionsprojekte in aller Welt zu fördern – denn: "Wir brauchen auf der anderen Seite Missionare, aber wir brauchen auf der anderen Seite auch Leute, die das finanzieren." Eine Aussage, deren sachliche Richtigkeit wohl kaum zu bezweifeln steht; es bleibt aber natürlich die Frage, mit welcher Absicht man gerade diese Geschichte wählt, um sie Kindern zu erzählen. 


Linktipps 

Eins vorweg: Dass dieser Artikel schon ein paar Tage älter ist, ist mir zunächst gar nicht aufgefallen, scheint mir aber auch nicht sonderlich relevant für seine Beurteilung. Über den Weg gelaufen ist er mir bei Facebook (ja, ich habe eine Menge "Elternseiten" in meiner Timeline), und wie man sich anhand der Überschrift wohl schon vorstellen kann, hatte ich von vornherein nicht die Erwartung, ihn gut zu finden. In meine Linktipps hat der Artikel es eher deshalb geschafft, weil ich es hin und wieder – ähnlich wie neulich bei diesem taz-Artikel über den Synodalen Weg – recht erhellend finde, zu sehen, wie Leute über Themen urteilen, von denen sie nichts verstehen.

Dies gilt wohlgemerkt unbeschadet der Tatsache, dass dieser Artikel erheblich mehr um Ausgewogenheit bemüht ist, als die polemische Überschrift es vermuten lassen würde. Über sich selbst sagt die Verfasserin, sie sei "nicht einmal eingefleischte Atheistin (allerdings auch nicht unerschütterlich gläubig)"; und genau dieser "irgendwo dazwischen"-Standpunkt ist es offenbar, von dem aus sie die Frage, ob "man" sein Kind heutzutage noch taufen lassen sollte, überhaupt als diskussionswürdig betrachtet. Denn: "Für diejenigen, die gläubig und in der Kirche verankert sind, ist die Entscheidung für eine Taufe vermutlich genauso schnell getroffen, wie sich Kirchengegner dagegen entscheiden." In einer vernünftigen Welt wäre damit alles gesagt und der Rest des Artikels überflüssig. (Halten wir am Rande fest: Der Umstand, dass es auch christliche Konfessionen gibt, die keine Kindertaufe praktizieren und sie auch nicht als gültig anerkennen, kommt hier gar nicht in den Blick. Man kann allerdings argumentieren, dieser Umstand sei hier vernachlässigenswert, da sich für gläubige Eltern dieser Konfessionen die im Artikel diskutierte Frage erst recht nicht stellt.) 

In der realen Welt hingegen gibt es offenbar Eltern, die sich so unsicher sind, ob sie ihre Kinder taufen lassen sollen, dass sie in dieser Frage Rat bei einem Elternratgeber-Portal im Internet suchen. Wäre das eine ganz und gar abwegige Vorstellung, dann wäre dieser Artikel wohl nicht erschienen. Und woher kommt diese Unsicherheit? Merke auf, o Leser: Sie ist, wenn man so will, ein Zerfallsprodukt des Systems Volkskirche. Die Verfasserin drückt es so aus: 

"Früher wurden Babys quasi standardmäßig getauft. Auch für viele Eltern, die nicht besonders gläubig waren, war dies ein Ritual, das einfach zur Geburt gehörte. [...] Heute läuft die Taufe nicht mehr automatisch mit". 

Unentschlossene Eltern möchte die Autorin nicht in die eine oder andere Richtung beeinflussen, sondern ihnen vielmehr "Gedankenanstöße" in beide Richtungen mitgeben. Wobei ich sagen muss, dass ich die Argumente, die sie für die Kindertaufe vorbringt, tendenziell noch blöder finde als die dagegen. Teilweise zweifle ich auch an der sachlichen Korrektheit ihrer Aussagen. So behauptet sie, ein Kind, das getauft sei, komme "in der Schule automatisch in den Religionsunterricht". Ich kann nur sagen, in Berlin ist das nicht so – was freilich damit zusammenhängen mag, dass Religion an Berliner Schulen kein reguläres Unterrichtsfach, sondern lediglich ein freiwilliges Zusatzangebot ist. 

Mindestens ebenso illustrativ wie den Artikel selbst fand ich die Reaktionen auf Facebook – die, wie das in den Sozialen Netzwerken wohl häufig der Fall zu sein scheint, den Eindruck erweckten, ein großer Teil der Kommentarschreiber habe den Artikel gar nicht gelesen, sondern nur die Überschrift. Diese stößt wegen der Schärfe der Formulierung auf Kritik – sie sei respektlos gegenüber gläubigen Menschen, monieren mehrere Facebook-Nutzer. Ansonsten ist in den Kommentaren von "Natürlich lassen wir unsere Kinder taufen" bis hin zu "Natürlich lassen wir unsere Kinder nicht taufen" alles dabei; besonders populär scheint indes die Position "Unser Kind soll sich später einmal selbst entscheiden" zu sein. Man fühlt sich geradezu an das Midwit Meme erinnert. Darüber, was ich an dieser Haltung falsch, ärgerlich und in letzter Konsequenz unehrlich finde, könnte ich fast einen eigenen Artikel schreiben; hier mal nur soviel: Eltern treffen ständig Entscheidungen für ihre Kinder, solange diese es noch nicht für sich selbst tun können; das ist ihre Aufgabe als Eltern und ist auch praktisch gar nicht anders möglich. Und tatsächlich ist es auch eine Entscheidung, ein Kind erst mal nicht taufen zu lassen – es tut nur so, als wäre es keine, und da kommt die Unehrlichkeit ins Spiel. Dass das Kind sich später, wenn es selbst entscheiden kann und darf, vielleicht doch taufen lässt, kann auch in eingefleischten Atheistenfamilien vorkommen, ebenso wie es auch in sehr religiösen Familien vorkommt, dass Kinder sich vom Glauben und von der Kirche abwenden. Wer die Entscheidung, sein Kind nicht taufen zu lassen, damit begründet, dass das Kind sich später selbst entscheiden solle, möchte damit zumeist einen besonderen Respekt vor der Tragweite der Entscheidung für oder gegen eine Religionszugehörigkeit signalisieren, aber ich möchte behaupten, in den meisten Fällen steckt tatsächlich das Gegenteil dahinter, nämlich Desinteresse und Indifferenz. 

Erneut gibt's Interessantes aus der Rubrik "Ehe und Familie" der Tagespost: Ostern rückt mit Riesenschritten näher, aber wie kann man Kindern vermitteln, worum es da eigentlich geht, außer um Eier und Schokohasen? "Weihnachten mit Kindern ist einfach", meint Magdalena Rauter, selbst Mutter von drei Kindern. "Der Zauber des Jesuskinds in der Krippe, die Tiere, der Stall, das Kerzenlicht und die Lieder sind geradezu prädestiniert für das Feiern in der Familie. Mit den Kartagen wird es schon schwieriger: Wie genau kann ich den Kindern die Details des Leidens und Sterbens Christi erzählen, ohne sie zu verschrecken? Was können Kinder mit Opfer, Leiden und Tod anfangen?" Den Schlüssel dazu, auf diese Fragen praktische Antworten zu finden, sieht die Verfasserin darin, "nicht das Leid, sondern die Liebe in den Mittelpunkt zu stellen": "Gott liebt jeden von uns so sehr, dass Er das alles auf sich genommen hat, um uns von Tod und Sünde zu befreien und uns den Himmel zu öffnen." 

Ausgehend von diesem Kerngedanken präsentiert Magdalena Rauter eine Reihe von Anregungen dafür, wie man "Kindern die Ereignisse der Kartage begreiflich" und mit "allen Sinnen" erlebbar machen kann. Dabei fehlen auch Links zu Bastelanleitungen und ein Rezept für ungesäuertes Brot nicht. Die eine oder andere dieser Anregungen werden wir in meiner Familie dieses Jahr sicherlich mal ausprobieren, denke ich --- ich werde berichten... 


Geistlicher Impuls der Woche 

Wenn Jesus vom Tempel spricht, den er in drei Tagen aufrichten will, dann spricht er von seinem "Leib", der in der Auferstehung der Anfang der neuen Schöpfung sein wird. Sein Leib ist aber auch die Kirche. Die verdeckte Aufforderung an uns: Kirche bauen! Du baust mit an der Kirche durch alles, was du im Namen Jesu gemeinsam mit anderen tust. 

("Challenge" aus der YouCat Daily App


Ohrwurm der Woche 

Classics IV: Spooky 

Ein Song, der mir durchaus öfter mal, ohne besonderen Anlass, im Kopf herum"spukt" – meist allerdings in der 1968er Version von Dusty Springfield, die durch den Soundtrack zum Film "Bube, Dame, König, Gras" (1998) erneute Popularität gewann. Die Version der Classics IV ist ein Jahr älter, aber trotzdem nicht das "Original": Ursprünglich war "Spooky" eine Instrumentalnummer, bei der die Melodiestimme auf dem Saxophon geblasen wurde. Zum Hit wurde es aber erst in Verbindung mit dem vom Classics IV-Gitarristen James Cobb und dem Produzenten Buddy Buie verfassten Text – der für die von Dusty Springfield gesungene Version in ähnlicher Weise umgearbeitet wurde, wie ich es mal anhand von "I Heard it Through the Grapevine" geschildert habe