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Samstag, 28. Juni 2025

Die 3 K der Woche (31): Kinder, Kirche, Kunstinstallationen

So langsam kehrt bei mir die Normalität zurück, o Leser; auch wenn ich mich weiterhin etwas schonen muss, was vor allem bedeutet, dass ich nicht schwer heben oder tragen kann bzw. darf; aber mit der Beweglichkeit und dem Tatendrang geht es doch deutlich bergauf, und das schlägt sich teilweise auch in den Themen dieses Wochenbriefings nieder. Themen, die außerhalb des Selbsterlebten liegen, gibt es aber natürlich auch noch, und so ist dieses Wochenbriefing gefühlt mal wieder sehr "voll" geworden; ich habe mich aber bemüht, die übliche Gesamtlänge nicht wesentlich zu überschreiten. Und wofür kein Platz mehr war, das muss eben warten... 

Stationsaltar bei der Spandauer Fronleichnamsprozession. Mehr dazu weiter unten.


In Riesa gab's mal eine Mokkamilchbar 

Wie vorige Woche schon erwähnt, waren wir vergangenen Samstag – am kalendarischen Sommeranfang – beim Geburtstagspicknick einer langjährigen Künsterfreundin, und wie ebenfalls schon angedeutet, gibt es darüber durchaus einiges zu erzählen. Dass wir – und gerade auch die Kinder – dort einen ausgesprochen netten Nachmittag hatten, möchte ich vorausschicken, gibt aber erzählerisch deutlich weniger her, als die Veranstaltung unter dem Aspekt "Beobachtungen zu ideologischen Verwerfungen in der linken Szene und wie sie sich in den Kreisen meiner alten Bekannten auswirken" zu betrachten. Das Thema beschäftigt mich ja schon eine Weile, ich erinnere da an meine Beobachtungen beim Linienstraßenfest 2021, bei der Fiesta Kreutziga 2023 und beim Geburtstagspicknick eines anderen alten Freundes im Sommer 2024. Was ich beim letztgenannten Anlass feststellte – ich könne zwar nicht unbedingt sagen, dass die Veranstaltung im Vergleich zu früheren Jahren "insgesamt schwächer besucht gewesen wäre, aber ich hatte trotzdem das Gefühl, dass einige Leute fehlten" –, könnte ich sinngemäß auch hier wiederholen; tatsächlich hörte ich, wie die Gastgeberin einem Gast gegenüber andeutete, sie habe sich offenbar zu einer Person entwickelt, mit der sich manche Leute in der Öffentlichkeit nicht mehr sehen lassen mögen. Ein möglicher Grund dafür klang in den Gesprächen auf der Picknickwiese auch sonst wiederholt an, nämlich der Gaza-Konflikt. Zeitgleich mit dem Geburtstagspicknick fand im Berliner Regierungsviertel eine große Gaza-Solidaritäts-Demo mit rd. 12.000 Teilnehmern statt (rbb24, auch genannt "Stimme der DDR", sprach sogar von 15.000); warum erwähne ich das an dieser Stelle? Zugespitzt gesagt: eher nicht deshalb, weil einige Leute, die ansonsten zum Picknick gekommen wären, durch diese Demo verhindert waren. Vielmehr ist es so, dass die Picknick-Gastgeberin dem "Free Palestine"-Pathos eher reserviert gegenübersteht – zumal sie, schon weil sie selbst Jüdin ist, eine feine Ader für die antisemitischen Reflexe hat, die sich bei diesem Thema in Teilen der deutschen Linken regen. 

Ich erwähne das als ein Beispiel aus meinem persönlichen Bekanntenkreis dafür, wie tief der Gaza-Konflikt die deutsche Linke gespalten hat. Man mag sich fragen, warum das bei früheren Eskalationen des israelisch-palästinensischen Konflikts nicht im selben Maße der Fall gewesen ist; ich persönlich glaube, der Unterschied zu früher™️ liegt nicht allein in der besonderen Härte, mit der der aktuelle Konflikt geführt wird, sondern auch darin, dass ganz allgemein die Fähigkeit oder Bereitschaft abgenommen hat, Meinungsverschiedenheiten innerhalb des eigenen ideologischen Lagers auszuhalten. Meiner Wahrnehmung zufolge ist das verstärkt "seit Corona" zu beobachten, und zwar nicht nur auf der Linken. Gleichzeitig hat aber der Trend zur Identitätspolitik dazu geführt, dass die ideologischen Konflikte innerhalb des linken Lagers zugenommen haben. Früher™️ ermöglichte es die marxistische Theorie, in allen möglichen Bereichen der internationalen Politik relativ eindeutig zu bestimmen, welche Konfliktpartei die "richtige" sei (dank des Historischen Materialismus sogar bei jahrhundertelang zurückliegenden Konflikten); aber jetzt haben wir Intersektionalismus, und jeder ist irgendwie unterdrückt und Unterdrücker zugleich. It's complicated

Aber lassen wir einstweilen mal das Theoretisieren und halten uns an konkrete Beobachtungen. Zu dem Picknick auf einer Wiese im Hansaviertel war "ab 15 Uhr" eingeladen worden, und als wir gegen 15:30 Uhr dort ankamen, war erst eine recht überschaubare Zahl von Gästen da, alle offenbar über 50 (die jüngeren Gäste, mal abgesehen von unseren Kindern, kamen erst deutlich später). Am Grill stand ein hochgewachsener Typ im Rockabilly-Look, den ich schon in früheren Jahren am selben Ort getroffen hatte, der ansonsten aber in Hamburg lebt und der zur Begrüßung scherzte, er stehe deshalb am Grill, weil er bisher der einzige heterosexuelle Mann auf der Party gewesen sei. – Dass bei dem Picknick gegrillt werden würde, hatten wir erwartet und hatten daher Würstchen mitgebracht, und zwar solche aus Fleisch – was (wenn auch nicht beim Rockabilly-Grillmeister, awopbop aloobop alopbamboom) prompt Bedenken auslöste, strenge Veganer könnten Anstoß daran nehmen, dass ihre veganen Buletten und Gemüsespieße auf demselben Grillrost gegrillt werden würden wie tote Tiere. – Übrigens hatte die Gastgeberin auf der Picknickwiese eine Kunstinstallation aufgebaut, bei der der geneigte Leser erst mal selbst raten darf, was sie darstellen sollte: 

Ich dachte ja zuerst, das sollte eine mobile Umkleidekabine sein, aber nein, es war eine begehbare Vulva. "Wir feiern hier schließlich das Leben", erläuterte die Künstlerin, "und das kommt nun mal aus einer Vulva." Da kam ja direkt ein bisschen Kirchentagsatmosphäre auf. 

Interessant fand ich es – nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund meiner eigenen dörflichen Herkunft –, dass einer der Gäste erzählte, er komme aus der sächsischen Kleinstadt Riesa und sei neulich mal wieder dort gewesen. Was alles in allem wohl ein ziemlich deprimierendes Erlebnis war. Insbesondere erwähnte er eine "Mokkamilchbar", in der er früher gern zu Gast gewesen sei und die es jetzt nicht mehr gebe: In dem Ladenlokal sei jetzt eine Energieberatungs-Agentur. Da musste ich prompt an das Lied "Komet" von Udo Lindenberg feat. Apache 207 denken, in dem es heißt "Hier war vorher mal 'ne and're Bar, doch der Schnaps schmeckt noch genauso". Lustigerweise gibt es von diesem Lied auch eine Version für Kinder aus der Reihe KIDZ BOP (und dank meiner Tochter kannte ich diese Version sogar zuerst), da ist diese Textstelle geändert zu "Hier war vorher mal'n and'rer Laden, doch der Saft schmeckt noch genauso". In der Energieberatungs-Agentur in Riesa wird die Mokkamilch wohl nicht mehr genauso schmecken, aber was ich mit alledem eigentlich sagen will, ist: Von Zeit zu Zeit wundere ich mich darüber, dass die Forderung nach Milieuschutz gegen die fortschreitende Gentrifizierung so ein "linkes" Thema ist, wo man doch meinen könnte, das sei ein im besten Sinne konservatives Anliegen – etwa im Sinne dessen, was Rod Dreher in seinem Buch "Crunchy Cons" zum Stichwort "buy local" schreibt. Ich schätze, das wird man mal an anderer Stelle vertiefen müssen. 

Im Übrigen merkte derselbe Picknickgast an, seine Heimatstadt Riesa sei "so eine furchtbare AfD-Stadt geworden", und er sei froh, dass seine Mutter, die noch immer dort wohnt, "so stabil" sei und "immer noch die Linkspartei" wähle. Was ich auch wieder vielsagend fand: In der ehemaligen DDR ist es konservativ, die Linkspartei zu wählen. Oder nein, ich muss es anders formulieren: Viele Ex-DDR-Bürger wählen die Linkspartei aus einer konservativen Haltung heraus. Ich schätze, in diesem Umstand liegt sowohl das potentiell Brillante als auch die Schwierigkeit der Gründung des BSW: Man wollte die konservativen Linken-Wähler ansprechen, die durch den zunehmend "woken", strategisch auf Rot-Rot-Grün ausgerichteten Kurs "ihrer" Partei verprellt worden waren – und damit gleichzeitig verhindern, dass diese Wähler direkt zur AfD abwandern (was, wie Wählerwanderungs-Analysen seit Jahren aufzeigen, auch nicht gerade ein seltenes Phänomen ist). Teilweise ist diese Strategie auch aufgegangen, so bei der Europawahl, aber z.B. auch in Riesa, wo das BSW bei der Stadtratswahl vor einem Jahr 12,5% der Stimmen und drei Mandate erzielte, wohingegen die Linke, deren Wahlergebnis bei der vorherigen Wahl (2019) ähnlich ausgefallen war, anscheinend gar nicht mehr antrat. Das Problem ist indes, dass für "gemütskonservative" Wähler die Hürde, eine neue Partei zu wählen statt derjenigen, die sie "schon immer" gewählt haben, sehr hoch ist. Im Westen profitiert vor allem die CDU von diesem Phänomen, aber auch die SPD. 

Das soll jetzt aber auch erst mal wieder genügen zum Thema Politik...! Erwähnt sei abschließend noch, dass wir, genau wie letztes Jahr, durch unser Erscheinen bei diesem Picknick eine "Folgeeinladung" zu einem Gartenfest in Werder an der Havel geerntet haben. Das soll am 19. Juli stattfinden. Möglicherweise wird es da Anlass geben, an das eine oder andere der hier angeschnittenen Themen anzuknüpfen. 


 

Von Fronleichnam bis Herz Jesu 

Ich führe keine Wetterstatistik, glaube aber doch sagen zu können, dass der vergangene 12. Sonntag im Jahreskreis in Berlin der bislang heißeste Tag des Jahres war. Keine idealen Voraussetzungen für eine Fronleichnamsprozession, aber wir machten uns dennoch am Sonntagmorgen auf den Weg zur Spandauer Pfarrkirche Maria, Hilfe der Christen, um an der gemeinsamen Fronleichnamsfeier der beiden Spandauer Pfarreien teilzunehmen. Die Kirche war rappelvoll – obwohl wir gar nicht besonders spät dran waren, hatten wir Mühe, noch zusammenhängende Sitzplätze zu finden. Hauptzelebrant der Messe war der Pfarrer von Heilige Familie – der Hausherr, wenn man so will; die Predigt hielt indes der Pfarrer der Nachbarpfarrei St. Johannes der Täufer, ein Freund unserer Familie. Er richtete sich mit seiner Predigt vorrangig an die anwesenden Kinder, die er bei dieser Gelegenheit aufforderte, nach vorne zu kommen – wobei sich zeigte, dass es tatsächlich recht viele waren. Der Ausgangspunkt der Predigt war das Motto des aktuellen Heiligen Jahres, "Pilger der Hoffnung": Der Pfarrer sprach mit den Kindern darüber, was Pilgern bedeute, was der Unterschied zwischen einer Pilgerreise und einem einfachen Wanderurlaub sei und was man auf eine solche Reise unbedingt mitnehmen müsse. Wie sich zeigte, ließen sich die verschiedenen Antworten, die die Kinder darauf gaben, recht stimmig in die Kategorien "Nahrung/Stärkung", "Schutz/Sicherheit" und "Orientierung" gruppieren, und dies führte geradewegs auf die Kernaussage der Predigt hin: All dies nämlich gibt uns die Eucharistie für unsere Pilgerschaft durch das irdische Leben. Chapeau

Der Prozessionsweg durch die Spandauer Altstadt war im Vergleich zum vorigen Jahr nochmals gekürzt worden, was sich angesichts der Hitze als durchaus vorteilhaft erwies; gleichwohl konnte ich mich des Gedankens nicht ganz erwehren, der Umstand, dass der erste und der letzte Stationsaltar sich auf dem Gelände der Pfarrkirche befanden, stehe in einem gewissen Spannungsverhältnis zu dem Anliegen, die Verehrung des Eucharistischen Leibs Christi in die Öffentlichkeit zu tragen. – Wie dem auch sei: Angesichts meiner eingeschränkten körperlichen Belastbarkeit und der altersgerecht begrenzten Konzentrationsspanne der Kinder klinkten wir uns nach der ersten Station zunächst mal aus der Prozession aus und gingen Eis essen. Anschließend spazierten wir ein bisschen durch die Altstadt und dachten, wir würden die Prozession vielleicht noch einholen, trafen sie tatsächlich aber erst wieder, als wir zur Kirche zurückkehrten. 

Nach dem Abschluss der Prozession folgte im Pfarrgarten der gesellige Teil der Fronleichnamsfeier, mit Grillwurst, einem Salat- und Kuchenbüffet und einem Kinderprogramm, das im Wesentlichen aus einer Hüpfburg und einem Schmink- und Glitzertattoo-Stand bestand. Nebenbei hatte ich ein interessantes Gespräch mit dem Gemeindereferenten und einem jungen Mann, der, wenn ich das richtig mitbekommen habe, die Website der Pfarrei betreut oder zukünftig betreuen soll; Anlass für dieses Gespräch war der ja an sich schon sehr bemerkenswerte Umstand, dass in Maria, Hilfe der Christen, aber auch und besonders in St. Joseph Siemensstadt in jüngster Zeit verstärkt junge Leute auftauchen, die keiner kennt und von denen keiner weiß, wo sie eigentlich herkommen, die aber offenkundig Interesse am Glauben und an der Kirche haben. "Das muss gerade so'n TikTok-Trend sein", spekulierte der Gemeindereferent scherzhaft, worauf der Webmaster etwas verwirrt einwarf: "Was – in die Kirche zu gehen?" – "Ja, in die Kirche zu gehen!" Die spannende Frage ist nun natürlich, was man dafür tun kann, dass dieses Interesse Früchte trägt. Auch dazu hat sich der Gemeindereferent bereits Gedanken gemacht und ist auf die Idee für einen Flyer gekommen, der im Eingangsbereich der Kirchen ausgelegt werden könnte. 

Hier ein erster Entwurf. 

Der Clou an diesem Flyer-Konzept ist, dass es auf der Rückseite zu jeder der auf der Vorderseite aufgeworfenen Fragen einen kurzen "Teaser"-Text und dann einen QR-Code geben soll, der auf eine Unterseite der Pfarrei-Website mit weiterführenden Informationen zum jeweiligen Thema verweist. Die entsprechenden Texte müssen allerdings noch geschrieben werden. Das Konzept finde ich jedenfalls super, und das sagte ich dem Gemeindereferenten auch – woraufhin er mich prompt mit der Aufgabe beglückte, einen Teil der Texte für die Website zu verfassen, nämlich den Teil über Maria. Na, ich hatte ja, nachdem es mit dem Projekt "Pfarrhausfamilie" so schnell nun doch nicht losgeht, sowieso die Absicht, mein Engagement in der Gemeinde St. Joseph/St. Stephanus zu verstärken; so gesehen kommt dieser Auftrag eigentlich wie gerufen. 

Am Mittwoch hatte meine Liebste am Nachmittag eine Fortbildung, was zur Folge hatte, dass ich allein mit den Kindern zum JAM musste. Die Frage, ob ich wieder zum Elterncafé gehen sollte oder wollte, erübrigte sich, da der Jüngste nachdrücklich darauf bestand, dass ich mit ihm zum Programm für die "Minis" ging. Dieses bestand im Wesentlichen aus einer Nacherzählung der Geschichte von David und Goliat, dargeboten von der einen Mitarbeiterin, die ich nicht so besonders schätze; tendenziell mehr interessiert hätte mich das Programm für die "Kids", aber das ließ ich mir hinterher von unserer Großen nacherzählen. Wie man sich schon denken konnte, ging es da ebenfalls um David und Goliat, allerdings mit einem ausgeprägteren Bezug zum Erfahrungsbereich der Kinder. Bei der gemeinsamen Eröffnung war mir bereits die folgende Installation aufgefallen: 

Wie meine Tochter mir auf Nachfrage erläuterte, sollten diese Luftballons Erlebnisse oder Gefühle repräsentieren, die genauso beängstigend oder einschüchternd sein können wie der Riese Goliat (z.B. Mobbing, Leistungsdruck...), die man aber mit Gottes Hilfe besiegen kann; und deshalb wurden die Luftballons zum Platzen gebracht. 

Von Donnerstag auf Freitag gab es einen heftigen Sturm, der zur Folge hatte, dass am Freitagmorgen die S-Bahn nicht fuhr und durch den Tegeler Forst auch keine Busse fuhren; somit konnte ich das Tochterkind nicht zur Schule bringen, und die KiTa des Jüngsten hatte sowieso geschlossen wegen Mitarbeiterfortbildung. Ich machte also das Beste draus und ging mit beiden Kindern erst zur "Rumpelbergruppe" und dann "Beten mit Musik" – letzteres hatte ich anlässlich des Hochfests des Heiligsten Herzens Jesu ja sowieso vorgehabt. Zwar hatte ich zunächst gewisse Bedenken, weil mir die Kinder in ziemlich krawalliger Stimmung zu sein schienen, aber dann wurde es doch eine ausgesprochen schöne Andacht; als ich die Kinder fragte, ob sie spezielle Gebetsanliegen hätten, sagte die Große "für deinen Bauch", was ich sehr lieb fand, und sie sprach auch das Vaterunser mit. 

Am späten Nachmittag, während meine Liebste mit den Kindern unterwegs zum Schwimmkurs war, ging ich in Herz Jesu Tegel zur Eucharistischen Anbetung; das wollte ich sowieso schon länger mal wieder machen, und was für eiben besseren Anlass könnte es dafür geben als das Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu? Zunächst war ich unsicher, ob ich zur Abendmesse bleiben sollte, die von Pater Brody zelebriert wurde ‐ bei dem Pfarrvikar aus Nigeria hätte ich weniger Bedenken gehabt, aber der hatte zeitgleich die Messe in St. Bernhard Tegel-Süd –, aber dann dachte ich mir, es wäre doch irgendwie blöd, nicht zu Messe zu bleiben. Einschließlich des Zelebranten, des Messdieners, der Küsterin und der Lektorin nahmen ungefähr 15 Personen an der Messe teil, darunter immerhin zwei Elternpaare mit je einem Kind; die gerade mal dreieinhalb Minuten lange Predigt war nicht groß der Rede wert, aber das trifft sich insofern ganz gut, als ich hier sowieso nicht den Platz hätte, ausführlich auf sie einzugehen. Ein Detail muss ich aber doch erwähnen: Pater Brody wies auf die unweit des Ambo an die Wand montierte Herz-Jesu-Statue hin, räumte ein, er selbst finde sie "ein wenig kitschig" – das scheint irgendwie ein recht verbreitetes Topos zu sein –, fügte aber hinzu, er habe mal "eine Dame" sagen hören, dieses Standbild sei "das Schönste, was wir hier hätten in der Kirche" – denn "es zeigt einen Mann, der sein Herz zeigt, der Herz hat, der sein Gefühl nicht versteckt". Auch noch bemerkenswert fand ich die erste Fürbitte, in der, offenbar angeregt durch das Evangelium mit dem Gleichnis vom verlorenen Schaf, "für unsere Gemeinde" gebetet wurde, "um Offenheit und die Bereitschaft, denen nachzugehen, die sich entfernt haben". Da kann ich angesichts der Erfahrungen, die meine Familie und ich in dieser Gemeinde gemacht haben, nur sagen: Ja, das hat diese Gemeinde wirklich nötig. (Womit ich nicht sagen will, dass andere Gemeinden das nicht nötig hätten.) 


Nachträge zu "kommt & seht" 

Die Nachberichterstattung zur Eucharistischen Konferenz "kommt & seht" in Köln, von der hier vorige Woche recht ausführlich die Rede war, ist, soweit ich sie überblicken kann, weitgehend positiv ausgefallen; was man, wenn man will, natürlich darauf zurückführen kann, dass viele Medien, von denen man eine eher kritische Berichterstattung hätte erwarten können, es vorgezogen haben, gar nicht darüber zu berichten. – Laut Angaben der Veranstalter waren "knapp 1000" Teilnehmer in die Kölner X-Post gekommen – eine recht überschaubare Zahl; könnte man sagen; man könnte aber auch sagen: ein guter Anfang. Zukünftig soll die kommt & seht-Konferenz nämlich jährlich stattfinden, mindestens bis zur 750-Jahr-Feier der allerersten Fronleichnamsprozession, die 2029 ansteht. Man darf gespannt sein, wie sich das Event in den nächsten Jahren entwickelt. 

Eine positive Bilanz der ersten kommt & seht-Konferenz zog Bischof Oster aus Passau, der ja selbst einer der Keynote Speaker war: Im Interview mit dem Domradio hob er hervor, bei diesem Event sei es "um die Mitte unseres Glaubens" gegangen – "die Eucharistie, um die Gegenwart des Herrn. Wir spüren in diesen Zeiten der Säkularisierung und Entkonfessionalisierung, dass wir immer wieder einen Fokus auf diese Mitte brauchen. Das hat auch etwas mit innerer Umkehr und innerer Bekehrung zu tun." Auch Erzbischof Aquila aus Denver erklärte, er habe bei dieser Veranstaltung "ein wirkliches Verlangen der Menschen" wahrgenommen, "Christus zu begegnen". – Erzbischof Aquilas Predigt vom zweiten Tag der Konferenz habe ich mir in der Domradio-Mediathek angesehen bzw. –gehört; sie bezieht sich auf das Evangelium von der Hochzeit zu Kana (Johannes 2,1-12), und ich könnte mir vorstellen, dass ich daraus einige Impulse für die weiter oben angesprochene Aufgabe beziehen könnte, für die Website der Pfarrei Heilige Familie katechetische Kurztexte über Maria zu verfassen. – Die Predigt war jedenfalls sehr gut; insbesondere schlug mein #BenOpper-Herz höher, als Erzbischof Aquila im Zusammenhang mit dem Ausspruch Mariens "Was Er euch sagt, das tut!" (V. 5) ausführte: 

"Wir alle werden von der Welt um uns herum beeinflusst, und leider hören heute immer mehr Menschen auf das Wort einer Ideologie, einer politischen Partei oder auf Ideen, die keine Grundlage in der Wahrheit haben, die Jesus Christus ist. Wir müssen uns fragen: Durch welche Brille betrachte ich die Welt und die Kirche? Durch die Brille der Heiligen Schrift oder durch die Brille der Welt?" 

Und mit den darauffolgenden Sätzen wurde der Erzbischof von Denver einmal mehr in seinem Ruf gerecht, einer der profiliertesten internationalen Kritiker des Synodalen Weges zu sein: 

"Einige der Vorschläge, die heute in der Kirche gemacht werden, sogar von Bischöfen und Laien, widersprechen dem Wort Gottes. Sie sind bereits von anderen christlichen Gemeinschaften ausprobiert worden, aber sie tragen keine Frucht." 

Den schon vorige Woche angesprochenen Vortrag von Katharina Hauser habe ich mir ebenfalls nochmals angesehen. Um inhaltlich näher darauf einzugehen, fehlt mir hier der Platz, aber auf jeden Fall kann ich ihn sehr empfehlen. Es gibt ihn auch bei YouTube

Indessen muss ich gestehen, dass ich es doch ein bisschen enttäuschend finde, wie sehr die üblichen Verdächtigen aus dem "feindlichen Lager" dieses Event mit Nichtachtung gestraft haben. Aber immerhin bin ich inzwischen hinter einen plausiblen Grund dafür gekommen, dass Thomas Halagan von "Horse & Hound" am Fronleichnam-Wochenende anderes zu tun hatte, als die kommt & seht-Konferenz zu kritisieren: Er erhielt nämlich am Freitag nach Fronleichnam im Dom zu Essen zusammen mit drei Kolleginnen seine Beauftragung zum Pastoralreferenten (zuvor war er "nur" Pastoralassistent gewesen). Als Pastoralreferent verdient man in Deutschland übrigens durchschnittlich 4.600 € brutto, was einem Stundenlohn von 29 € entspricht. Damit will ich nun nicht unbedingt sagen "Die sollten das Geld lieber mir geben" (obwohl: schön wäre das natürlich); in erster Linie ist das für mich ein Anlass, darüber zu sinnieren, wie es wäre, wenn die Kirche mal damit aufhören würde, Leuten Geld zu geben, die nach Kräften und aus Überzeugung gegen sie arbeiten. Okay, wir reden hier vom Bistum Essen, das, unter dem Gesichtspunkt des Schmutzigen Schismas betrachtet, wohl nicht erst seit gestern so ziemlich komplett in Feindeshand ist, vom Generalvikar angefangen; aber es ist ja nicht so, als gäbe es das Phänomen, dass wohlbestallte hauptamtliche Mitarbeiter der Lehre und dem Auftrag der Kirche offen feindlich gegenüberstehen, nicht genauso auch in anderen Diözesen. Zu diesem Thema wäre zweifellos noch mehr sagen, was hier und jetzt aber wohl den Rahmen sprengen würde. 

Derweil hat die gute alte Eule zur Feier ihres achtjährigen Bestehens ihr Wochenbriefing-Format #LaTdH (steht für "Links am Tag des Herrn") eingestellt. Na, good riddance, sag ich mal. – Nicht auszuschließen ist, dass uns die kommt & seht-Konferenz auch in den nächsten "3 K der Woche" noch weiter beschäftigen wird; am morgigen Sonntag soll im Rahmen der Sendung "Glaubenszeugnisse by @tini" auf K-TV ein Beitrag zu diesem Event ausgestrahlt werden, der möglicherweise doch das Interesse der einschlägig bekannten Fundamentalistenjäger auf sich ziehen wird. Diese Sendung wird nämlich gestaltet und moderiert von der "christlichen Influencerin" Tini Brüning, die mir offen gestanden nur deshalb ein Begriff ist, weil sie Anfang des Jahres bei der ZIMZUM-Konferenz auftrat und in diesem Zusammenhang vor ihr gewarnt wurde, z.B. von Regina Nagel. Klar, Tini Brüning hat ein Volontariat im Gebetshaus Augsburg und eine Jüngerschaftsschule der Loretto-Gemeinschaft absolviert, das sind schon mal fette rote Häkchen auf der Feindbilder-Checkliste. Erstmals "Jesus kennengelernt" hat sie nach eigener Aussage übrigens beim Forum Altötting der Gemeinschaft Emmanuel, was ich ja nun eher überraschend finde, aber hey: Schön, dass es auch solche Erlebnisse gibt. Zu ihren Eindrücken von der kommt & seht-Konferenz schreibt Tini Brüning auf Instagram, es habe sie "berührt" Kardinal Woelki "zu erleben, wie er aufblüht in einer Gemeinschaft, die ihn wertschätzt": 

"Er wirkt auf mich wie ein geläuterter Mann, der durch starke Kritik lernen musste, was es heißt, seine Sicherheit in Christus allein zu finden (nur mein Eindruck). Mit seiner Standfestigkeit trotz Gegenwind hat er Loyalität zu Christus und zur Lehre der Kirche bewiesen, wofür ich ihn sehr respektiere." 

Interessant, nicht? Na, wie gesagt: Nächste Woche vielleicht mehr dazu. 


Währenddessen in St. Willehad: Abschied von Pfarrer Jasbinschek 

Am morgigen Sonntag, dem Hochfest Peter und Paul, wird in der Nordenhamer Pfarrkirche St. Willehad Pfarrer Karl Jasbinschek nach etwas über neun Jahren Amtszeit in den Ruhestand verabschiedet. Wie wir bereits erfahren haben, wird die Pfarrstelle bereits im September neu besetzt werden, und in der Zwischenzeit sind die Gläubigen in Nordenham, Butjadingen und Stadland nicht ohne priesterlichen Beistand, schließlich gibt es noch Pastor Kenkel. Trotzdem ist Pfarrer Jasbinscheks Emeritierung für die Gemeinde natürlich ein Einschnitt – und ein Thema für die lokale Presse. Dass dem scheidenden Pfarrer da nur Gutes nachgerufen wird, ist wohl kaum überraschend; dennoch habe ich den Artikel der Kreiszeitung Wesermarsch, den mein Bloggerkollege Peter aus Nordenham-Einswarden mir weitergeleitet hat, mit Interesse gelesen, und ein paar Details dieses Artikels erscheinen mir kommentarwürdig. 

Was man da über die Situation in der Gemeinde vor Pfarrer Jasbinscheks Amtsantritt liest – "sein Vorgänger war nach nicht einmal eineinhalb Jahren auf eigenen Wunsch von seinem Amt entbunden worden, nachdem es mit dem ehrenamtlichen Pfarreirat Streit gegeben hatte" –, ist von der Papierform her wohl korrekt, wirkt auf mich aber doch etwas beschönigend bzw. verharmlosend; aber das Fass will ich hier nicht noch einmal aufmachen – zumal man das ja alles in Blogartikeln "von damals" nachlesen kann. Als nächste große Herausforderung in Pfarrer Jasbinscheks Amtszeit wird die Corona-Krise angesprochen: "Wir haben in dieser Zeit ein Drittel unserer Gottesdienstbesucher verloren", wird Pfarrer Jasbinschek zu diesem Thema zitiert, "und die kommen auch nicht wieder." In konkreten Zahlen heißt das: "Früher seien im Sonntagsgottesdienst immer um die hundert Gläubige gewesen, heute seien es eher um die siebzig." Das klingt zwar – wenn ich es mit manchen Sonntagen in verschiedenen Berliner Kirchen vergleiche – immer noch nach "gar nicht mal so wenig", aber das relativiert sich, wenn man bedenkt, dass wir hier von der einzigen Sonntagsmesse in einer nicht gerade kleinen Pfarrei sprechen. Okay, in Herz Mariä Burhave gibt es eine Vorabendmesse. Wenn man davon ausgeht, dass da "vor Corona" so um die 30 Leute hingegangen sind und diese Zahl ebenfalls um ein Drittel geschrumpft ist, ergibt das für die gesamte Pfarrei 90 regelmäßige Messbesucher gegenüber ehemals 130. Setzt man das ins Verhältnis zur "Mitgliederzahl der St.-Willehad-Gemeinde", die "in den vergangenen Jahren ebenfalls von rund 3.300 auf 3.100 Gläubige gesunken" sei, kommt man zu dem Ergebnis, dass die Gottesdienstbesuchsquote schon "vor Corona" unter 4% lag und nun unter 3% gesunken ist. Das sind Zahlenverhältnisse wie in den evangelischen Landeskirchen. Ein paar Absätze weiter unten wird Pfarrer Jasbinschek mit der Aussage zitiert "Die Menschen brauchen Erfahrungen mit der Kirche, die ihnen guttun. Der Gottesdienst und die Liturgie alleine reichen nicht". Ich würde mal sagen, da wundert einen gar nichts mehr. 

– Oder doch? Zunächst mal, denke ich, gilt es zu betonen, dass es sich bei dieser Aussage des scheidenden Pfarrers um ein offenkundiges Strohmannargument handelt: Wann und wo hätte sich denn irgendjemand dafür ausgesprochen, dass die Kirche sich ausschließlich auf "Gottesdienst und Liturgie" konzentrieren solle? Hingegen macht, wie ich schon verschiedentlich hervorgehoben habe, die Bilanz von Pfarrer Jasbinscheks Amtszeit schmerzhaft deutlich, dass Gottesdienst und Liturgie für ihn, gelinde gesagt, keine besonders hohe Priorität haben, und das ist ein Problem. Ich habe es erst kürzlich in meiner Tagespost-Kolumne "Klein.Kram" geschrieben: Die Feier der Eucharistie soll zwar nicht das einzige sein, was die Kirche tut, aber sie soll im Zentrum von allem stehen, was sie tut, und die Quelle sein, aus der sich ihr ganzes Tun speist. Im Kreiszeitungs-Artikel wird der Vorsitzende des Pfarreirats von St. Willehad mit der Einschätzung zitiert, Pfarrer Jasbinschek habe "konsequent den Mensch [sic] in dem Mittelpunkt gestellt"; das finde er "toll". Na toll. Nicht auszudenken, wie anders es heute in dieser Pfarrei aussehen könnte, wenn er konsequent Gott in den Mittelpunkt gestellt hätte. – Ich sag's ganz offen: Die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Pfarrei können ihm noch so freundliche Worte nachrufen – das sei ihm auch gegönnt –, aber ich für meinen Teil bin froh, dass er geht. Wenn ich das nächste Mal vor Ort bin, ist er schon weg und sein Nachfolger ist noch nicht da. Mal sehen, was es dann zu berichten geben wird... 


Geistlicher Impuls der Woche 

[Wir beten] "Dein Wille geschehe im Himmel und auf Erden", nicht etwa, damit Gott tun kann, was Er will, sondern damit wir zu tun vermögen, was Gott will. Denn wer hindert Gott daran, Seinen Willen zu tun? Weil hingegen wir vom Teufel verhindert werden, in unserem Tun und Trachten in allen Stücken Gott zu gehorchen, so beten und flehen wir darum, dass in uns der Wille Gottes geschehe. Damit dieser aber in uns geschieht, brauchen wir Gottes Willen, das heißt: Seine Hilfe und Seinen Schutz. Denn niemand ist stark aus eigener Kraft, sondern nur Gottes Gnade und Barmherzigkeit bietet sicheren Schutz. 

(Cyprian von Karthago, Über das Gebet des Herrn) 


Ohrwurm der Woche 

Credo unplugged feat. Edith Kink: Brot des Lebens 

Ein schönes Lied zu Fronleichnam. Ob wir's wohl noch erleben, dass dieses, etwa anstelle des unsäglichen "Brot, das die Hoffnung nährt" von Wilhelm Willms und Peter Janssens, bei Prozessionen gespielt wird? Ein Hindernis könnte natürlich sein, dass der Rhythmus nicht marschmäßig genug ist. Aber ich will hier und jetzt nicht von den Parallelen zwischen der NGL-Bewegung und der "Singebewegung" in der DDR (Oktoberclub etc.) anfangen. Genießt lieber das Lied, Freunde. 


Vorschau/Ausblick 

Heute Abend ist Community Networking Night im Baumhaus, aber wie schon öfter stand es bei Redaktionsschluss noch nicht fest, ob wir es dorthin schaffen würden (oder nötigenfalls ich allein); das erfährst du dann also nächste Woche, Leser! Morgen ist, wie schon beiläufig erwähnt, das Hochfest Peter und Paul, und glücklicherweise haben der Gemeindereferent und ich uns im Zuge unseres Gesprächs beim geselligen Teil der Spandauer Fronleichnamsfeier daran erinnert, dass an diesem Sonntag in St. Joseph Siemensstadt Kinderwortgottesdienst sein soll – der Termin war auf rätselhafte Weise aus meinem Kalender verschwunden. Glücklicherweise hatten wir schon bei unserem Vorbereitungstreffen Anfang Mai – am ersten Tag des Konklaves, nebenbei bemerkt – ein recht tragfähiges Konzept für diesen KiWoGo ausgearbeitet, ich denke also, das werden wir ganz gut hinkriegen; mit besonders vielen Kindern ist im Zeitraum zwischen Erstkommunion und Sommerferien allerdings wohl nicht zu rechnen. Anschließend könnt' man eventuell noch zum Familienfest im Diakoniezentrum Heiligensee fahren – schauen wir mal. Am Montag hat meine Liebste Geburtstag, gefeiert wird allerdings erst am nächsten Samstag, und zwar im "All Seasons" in Spandau, wo wir auch an meinem Geburtstag waren. Im Übrigen erwartet uns wieder eine "ganz normale" Schul- und Arbeitswoche; die KiTa des Jüngsten hätte eigentlich "Waldwoche" haben sollen, aber die ist nun wegen Sturmschäden abgesagt worden. Am Freitag haben die Kinder zum letzten Mal Schwimmkurs, und man darf gespannt sein, ob sie diesen mit einer erfolgreichen Seepferdchen-Prüfung abschließen werden. Wär natürlich nicht schlecht, zumal wir in den Sommerferien an die Nordsee fahren wollen... 


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