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Samstag, 23. Februar 2019

Ach, wir Armen

In dem Pastoralverbund, zu dem meine Wohnortpfarrei gehört, ist seit knapp eineinhalb Jahren ein Priester aus Nigeria als Pfarrvikar tätig. Ich mag ihn sehr, und zu den Eigenschaften, die ich an ihm besonders schätze, gehört es, dass er von den Geistlichen dieses Pastoralverbunds den ausgeprägtesten Sinn für feierliche Liturgien hat. Nun war ja gestern das Fest Kathedra Petri; in der Kirche, die wenige Minuten Fußweg von meiner Wohnung entfernt liegt, war wie jeden Freitag um 18 Uhr Abendmesse, und diese wurde von dem besagten Pfarrvikar zelebriert. Nicht ganz gleichzeitig, aber doch zeitlich nah genug dran, dass diese Termine miteinander kollidierten, hatte der leitende Pfarrer an einem anderen Standort des Verbunds ein Lektorentreffen angesetzt. Da hätte ich theoretisch hin "gemusst", entschied aber, dass ich lieber in die Abendmesse gehen wollte. Als ich bereits auf dem Weg war, kam mir plötzlich in den Sinn: Moment mal. Wenn alle (anderen) Lektoren zu diesem Treffen gehen, wer übernimmt denn dann den Lektorendienst in dieser Messe? Daraufhin ging ich einen Schritt schneller. 

Ich traf den Vikar in der Sakristei an, und tatsächlich hatte er sich bereits darauf eingestellt, alles alleine machen zu müssen. Ohne Küster, ohne Ministranten, ohne alles. Und das an einem doch recht bedeutenden kirchlichen Fest. Zudem war, wie jeden Freitag vor der Abendmesse in dieser Kirche, auch noch Eucharistische Anbetung, die er folglich noch feierlich mit dem Eucharistischen Segen abschließen "musste", ehe die Messe beginnen konnte. Er hatte sich allerdings bereits zu helfen gewusst. Eine Freundin von mir und meiner Liebsten, die eigentlich gar nicht zu dieser Gemeinde gehört, aber am Nachmittag bei uns zu Besuch gewesen war, war im Anschluss an diesen Besuch zur Anbetung in die Kirche gegangen, und da der Vikar sie vom Sehen kennt und weiß, dass sie singen kann, hatte er sie kurz entschlossen in die Sakristei beordert, um sie mit dem Anstimmen der Lieder  zu beauftragen und die Liedauswahl mit ihr durchzusprechen. Ebenso kurz entschlossen übernahm ich die Lesung, die Fürbitten und einige weitere kleine Hilfeleistungen, und quasi in letzter Minute tauchte dann doch noch ein Ministrant auf.  

Symbolbild, Quelle hier.
So wurde die Messe dann doch noch schön und feierlich, allerdings nahm nur eine sehr überschaubare Zahl von Gemeindemitgliedern daran teil. -- Warum erzähle ich das alles? Nun ja, unser Pfarrvikar war den ganzen Januar in Nigeria gewesen, wo er ein Projekt zum Aufbau einer Schule betreibt, für das er in Deutschland Spenden sammelt (was von den aktiven Mitgliedern unserer Gemeinde durch verschiedene Aktionen unterstützt wird -- dazu bei Gelegenheit mehr). Als er vor knapp zwei Wochen seine erste Sonntagsmesse des laufenden Jahres in unserer Kirche zelebrierte, erzählte er einiges über diesen "Heimaturlaub"; unter anderem auch, dass es in der Pfarrei seines Heimatortes, die er fünf Jahre lang geleitet hat - eine "kleine Gemeinde", wie er sagte - neunundsiebzig Ministranten gibt. Alles Jungs. Eine Mädchengruppe gibt es obendrein, aber die ministriert nicht, sondern gestaltet Prozessionen zur Gabenbereitung, mit Gesang und Tanz. (Ich möchte an dieser Stelle bitte keine Diskussion über liturgischen Tanz vom Zaun brechen. Danke.) Daran musste ich denken, als ich am Ende dieser Messe eine Türkollekte für das besagte Schulprojekt in Nigeria einsammelte. Dieser Messe zum Fest Kathedra Petri, die er vor einer Handvoll Leutchen zelebriert und dazu mit Müh und Not ein paar Helfer zusammengetrommelt hatte, die spontan und improvisiert Küster-, Kantoren-, Lektoren- und Ministratendienst übernehmen konnten. 

In Nigeria hat die Kirche zwar erheblich weniger Geld als hierzulande, dachte ich unwillkürlich -- aber die eigentliche "arme Kirche", das sind wir



1 Kommentar:

  1. Das erinnert mich an Pater Sixtus, der als nigerianischer Priester in unserer Pfarrei, eines Abends zum Telefon griff, mich anrief und darum bat, zu ihm zu kommen, weil er so einsam wäre. Dann erzählte er mir von 2500 Kommunionkindern, die mit Begeisterung in seiner Heimat auf den Heiland warten und dafür Fußwege in Kauf nehmen, die wir hierzulande noch nicht einmal mit dem Auto zurück legen.

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