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Montag, 31. Mai 2021

Ein Herz-Jesu-Monat voller Abenteuer

(...und ein Jubiläum: Fünf Jahre Punkpastoral!) 

Salvete, wie unsere altrituellen Freunde sagen würden! Auf den Marienmonat Mai folgt der Herz-Jesu-Monat Juni, womit das Titelthema für die neue (vierte!) Ausgabe der Zeitschrift "Lebendige Steine" sich quasi von selbst ergeben hat. Ich zitiere aus dem Editorial: 

Am dritten Freitag nach Pfingsten, in diesem Jahr also am 11. Juni, wird das Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu gefeiert; acht Tage vorher, am 3. Juni, ist das Hochfest des Leibes und Blutes Christi, volkstümlich Fronleichnam genannt. Die Nähe zwischen diesen beiden Festen kommt nicht von ungefähr. Die Verehrung des Herzens Jesu knüpft sich an eine Passage des Kreuzigungsberichts im Johannesevangelium:
"Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, dass er schon tot war, zerschlugen sie ihm die Beine nicht, sondern einer der Soldaten stieß mit der Lanze in seine Seite und sogleich floss Blut und Wasser heraus." (Joh 19,33f.) 
Schon in den Schriften der Kirchenväter findet sich der Gedanke, dass aus der geöffneten Seite Jesu die Kirche hervorgeht - wobei die Ströme von Wasser und Blut auf die Sakramente der Taufe und der Eucharistie hindeuten. Dass die Kirche aus dem am Kreuz geopferten Leib Christi hervorgegangen ist und immer neu hervorgeht, ist mehr als nur ein poetisches Bild. Es verweist uns darauf, dass, wie Papst Benedikt XVI. in seiner Ansprache im Freiburger Konzerthaus sagte, "nichts aus Eigenem" hat "gegenüber dem, der sie gestiftet hat"; es verweist uns zugleich aber auch ganz konkret auf das Mysterium der Eucharistie, aus dem die Kirche sich in jeder Heiligen Messe selbst neu erschafft. Diesen Zusammenhängen versuchen wir uns in den Beiträgen des vorliegenden Hefts aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu nähern. 

Als pdf-Datei zum Download gibt's die neuen "Lebendigen Steine" übrigens hier

Derweil gibt es auch noch andere interessante Neuigkeiten bezüglich der Pressevielfalt im Pastoralen Raum Reinickendorf-Süd: "Mitglieder des Pastoralteams" - wie es im Impressum heißt - haben jetzt auch ihre eigene Publikation, genannt "Texte für den Augenblick". Dabei handelt es sich gewissermaßen um ein Nebenprodukt der "Telefonischen geistlichen Impulse", einer Errungenschaft aus der Lockdownzeit: Unter einer Rufnummer des Berliner Ortsnetzes konnte und kann man sich von unseren pastoralen Mitarbeitern verfasste und eingesprochene Texte anhören, von denen anfangs (wenn ich mich recht erinnere) täglich, derzeit noch zweimal wöchentlich (mittwochs und sonntags) ein neuer erscheint bzw. erschien; und eine Auswahl dieser Texte gibt es nun also auch in gedruckter Form zum Nachlesen. Die erste Ausgabe der "Texte für den Augenblick", ist acht Seiten stark und liegt seit Mitte Mai in unseren Kirchen aus; künftig soll das Heft monatlich neu erscheinen. 

Indes liegt von dem ungefähr alle zwei Monate erscheinenden Faltblatt "Kraft und Schönheit der Glaubenslehre", für das ein Gemeindekreis von Herz Jesu Tegel namens "Gruppe Benedikt" verantwortlich zeichnet, bereits die 71. Ausgabe vor.  Respekt! -- Ab Nr. 25 (September-November 2010) sind alle Ausgaben dieses Blattes auch online abrufbar. -- Zu wünschen wäre nun natürlich, dass diese Publikationen, und eben auch die "Lebendigen Steine", einander trotz oder gerade dank ihres unterschiedlichen Stils und ihrer unterschiedlichen thematischen Schwerpunkte gegenseitig ergänzen und befruchten und so gemeinsam zur Bereicherung des kirchlichen Lebens in unserem Pastoralen Raum beitragen können. Na, schauen wir mal. 

Ebenfalls neu erschienen ist der Pfarrbrief für den Pastoralen Raum Reinickendorf-Süd; die neue Ausgabe deckt die Monate Juni-August ab. Auf S. 4 liest man: 

Im Redaktionsteam unseres Pfarrbriefes arbeiten ehrenamtlich sieben Frauen aus unseren vier Pfarrgemeinden, um Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, vierteljährig Informationen zu vermitteln. In dem Team arbeiten wir gleichberechtigt zusammen. Wir haben alle kein berufliches Hintergrundwissen, was bei der Erstellung des Pfarrbriefes das eine oder andere Mal Fragen aufwirft. Um Ihnen die Informationen noch besser vermitteln zu können, nehmen wir an einem Lehrgang teil, der durch das Erzbischöfliche Ordinariat unterstützt und von einer freiberuflichen Wissenschaftsjournalistin durchgeführt wird.

Wir wollen ein Konzept und Richtlinien für unsere Arbeit entwickeln, die wir Ihnen in einer der nächsten Ausgaben vorstellen werden.

Das will ich mal gänzlich unkommentiert stehen lassen. Nicht unerwähnt lassen will ich indes, dass ein Artikel aus der Mai-Ausgabe der „Lebendigen Steine“ – "Wenn das Ewige Licht brennt, ist es immer ein #Präsenzgottesdienst" – in der Ausgabe Juni/Juli des Pfarrbriefs der Katholischen Kirchengemeinde Maria, Hilfe der Christen (Berlin-Spandau) nachgedruckt worden ist. Mit unserer Genehmigung, versteht sich. 

So viel also erst einmal von der pfarrgemeindlichen Pressearbeit! Und was, abgesehen von voraussichtlich mal wieder mehr oder weniger kontroversen Reaktionen auf die neuen "Lebendigen Steine", erwartet uns im Monat Juni so alles? -- Zunächst einmal: Am Mittwoch, dem 2. Juni - dem Gedenktag der Märtyrer Marcellinus und Petrus - beginnen wir unsere Novene zum Heiligsten Herzen Jesu. Ja, man kann sagen, ich bin jetzt so richtig auf den Geschmack gekommen, was das Erstellen von Novenen angeht. Der äußere Anlass für diese Herz-Jesu-Novene ist natürlich das Titularfest unserer Pfarrkirche Herz Jesu Tegel; daher wird die Novene dort vom 2.-10. Juni, täglich um 17 Uhr, öffentlich und mit Musik vorgebetet - dazu herzliche Einladung an alle, die in der Nähe sind! -, aber natürlich gibt es die Texte und Lieder der Novene auch wieder online

An den ersten fünf Tagen der Novene werden meine Liebste und ich das Vorbeten selbst übernehmen, danach allerdings werden wir diese Aufgabe den anderen Mitgliedern der AG Neuevangelisierung (mit freundlicher Unterstützung der Legio Mariae) überlassen müssen - da wir nämlich kurz entschlossen in Urlaub fahren. Nach der gerichtlichen Aufhebung des Beherbergungsverbots für Nicht-Niedersachsen in Niedersachsen hat meine Liebste nicht lange gefackelt und für die einzige Woche zwischen jetzt und Mitte September, in der nirgendwo in Deutschland Schulferien sind, Urlaub in Butjadingen für uns gebucht, wo wir pandemiebedingt seit fast eineinhalb Jahren nicht mehr gewesen sind und wo im besagten Zeitraum - aus Gründen - alles superbillig ist. Schöne Unterkunft haben wir gefunden, in Burhave direkt am Deich, 20 Minuten Fußweg zum Strandgelände, 25 Minuten ins Dorf, 28 zur örtlichen katholischen Kirche. Die übrigens, wie regelmäßige Leser dieses Blogs sich vielleicht erinnern werden, Herz Mariä heißt. Ja Moment: Ist der Gedenktag des Unbefleckten Herzens Mariens nicht der Tag nach dem Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu, und hieße das dann nicht, dass die hübsche kleine Burhaver Kirche während unseres Aufenthalts ihr Titularfest feiert? 

Die Antwort hierauf lautet: 


Wie uns der Diakon der örtlichen Pfarrei auf Anfrage mitgeteilt hat, feiert die Burhaver Gemeinde ihr Patronatsfest traditionell nicht am Gedenktag des Unbefleckten Herzens, sondern am Mariä Himmelfahrt. Na fein. Es liegt durchaus im Bereich des Möglichen, dass wir dann auch wieder vor Ort sind; aber dazu bei Gelegenheit mehr. Vorläufig ist festzuhalten, dass der Diakon unseren Vorschlag bzw. unser Angebot, zum Gedenktag des Unbefleckten Herzens Mariens - entweder als Vigil am Freitagabend oder aber am Samstagnachmittag vor der Vorabendmesse - eine Andacht zu gestalten (in dem Stil, wie wir es auch "hier bei uns" regelmäßig machen, also als Kombination aus Elementen des Stundengebets, freiem Gebet und Lobpreismusik), in seiner Antwort an uns souverän ignoriert hat, was man wohl als implizite Ablehnung verstehen muss. Na, schauen wir mal. Über die landauf, landab anzutreffende Neigung der volkskirchlichen Strukturen, sich auf keinen Fall in ihrem langsamen Sterben stören zu lassen, wäre eine Menge zu sagen, aber auch dazu lieber ein Andermal. Wenn alle Stricke reißen, halten wir unsere Andacht eben auf der an das Kirchengrundstück angrenzenden Streuobstwiese des Bürgervereins

-- Auch über den konkreten Einzelfall hinaus ist die Vorstellung, Andachten oder andere gottesdienstliche Feiern in öffentliche Grünanlagen zu verlegen, weil es einem verwehrt wird, sie in der Kirche abzuhalten, etwas, worauf man sich unter den Vorzeichen des "Schismatischen Weges" zukünftig vielleicht wird einstellen müssen. In jedem Fall passt es ins Profil von "Punkpastoral", und das bringt mich nun auf das in der Kopfzeile bereits angesprochene Jubiläum: Der in meinem Blogartikel "Wer, wenn nicht wir?" geschilderte "Straßenfest-Crawl", den ich quasi als die Geburtsstunde des Konzepts "Punkpastoral" betrachte, liegt am 4. Juni genau fünf Jahre zurück. Das legt natürlich die Frage nahe: Was haben wir in diesen fünf Jahren erreicht? -- Nun, im Vergleich zur recht umfangreichen Bilanz der ersten drei "Punkpastoral"-Jahre muss man zunächst einmal festhalten, dass ein großer Teil der seither verstrichenen Zeit sehr wesentlich von der Coronavirus-Pandemie geprägt gewesen ist. Dinner mit Gott, Krabbelbrunch und Büchertreff konnten wir seit über einem Jahr nicht mehr anbieten; das hat uns, gerade auf dem wichtigen Gebiet der Netzwerkbildung, ohne Zweifel ein beträchtliches Stück zurückgeworfen. Untätig gewesen sind wir jedoch nicht; ja, in mancherlei Hinsicht haben wir unsere Aktivitäten sogar ausgeweitet

Zu Beginn des Lockdowns liebäugelte ich - wie ich wohl schon erwähnt habe - durchaus mit der Vorstellung, mich wie einst der Hl. Benedikt für eine Weile in eine Höhle zurückzuziehen, um anschließend die Welt aus den Angeln zu heben. Keine buchstäbliche Höhle natürlich, aber eine metaphorische. Zweifellos hatte ich da etwas übertrieben romantische Vorstellungen vom Lockdown, denn im Großen und Ganzen ging das Leben ja doch relativ normal weiter. Aber immerhin waren die Rahmenbedingungen dafür, den (ersten) Corona-Lockdown als eine Form spiritueller Exerzitien zu nutzen, gar nicht so schlecht: Während der Phase, in der keine öffentlichen Gottesdienste gefeiert werden durften, blieb unsere örtliche Pfarrkirche tagsüber für persönliches Gebet geöffnet, und zu den Zeiten, zu denen "normalerweise" die Heilige Messe gefeiert worden wäre, gab es Eucharistische Anbetung. Dabei war stets ein Priester in der Kirche anwesend, und auf Wunsch konnte man auch die Kommunion empfangen. Es ist bekannt, dass ich im Allgemeinen nicht der größte Fan unseres Pfarrers bin; umso wichtiger ist es mir, zu betonen, dass ich ihm seinen Einsatz dafür, im Rahmen des Möglichen und Erlaubten das Beste aus der Lockdown-Situation zu machen, ausgesprochen hoch anrechne. 

Was von der Idee mit der "Höhlenzeit" praktisch übrig blieb, wenn man alle pathetische Übertreibung abzieht, war der Entschluss, eine Zeit, in der viele Aktivitäten wegfallen, dafür zu nutzen, umso mehr konzeptionell zu arbeiten. Die erste größere Frucht dieses Entschlusses war ein 16 Seiten langes Konzeptpapier zur Gemeindeerneuerung aus dem Geist von Evangelisierung, Katechese und Jüngerschaft, das ich den Hauptamtlichen unseres Pastoralen Raums sowie den Mitgliedern des örtlichen Pfarrgemeinderats am Heiligabend 2020 per Mail zukommen ließ. Wie man sich vorstellen kann, löste dieses Weihnachtsgeschenk keine ungeteilte Begeisterung aus, gab aber immerhin den entscheidenden Anstoß zur Gründung einer "AG Neuevangelisierung" im Pastoralausschuss, die seither eine recht beachtliche Aktivität entfaltet hat. 

Und dann natürlich die "Lebendigen Steine". Die Gründung dieser Zeitschrift betrachte ich persönlich als den bislang größten Meilenstein in der Geschichte des Projekts "Punkpastoral". -- Das große, bahnbrechende Buch zum Thema Punkpastoral, zu dem mich am letzten Tag der MEHR 2020 ein in Neuevangelisierungs-interessierten Kreisen recht namhafter Autor und Herausgeber mit dem schönen Satz "Mach' was Geiles!" ermutigt hat, habe ich indes immer noch nicht fertig. Rein quantitativ bin ich zwar schon ziemlich weit - ich möchte mal schätzen, gut zwei Drittel des angepeilten Umfangs habe ich schon -, aber die noch fehlenden Teile sind die am schwersten zu schreibenden - ist ja logisch, denn sonst hätte ich sie ja schon längst geschrieben. Abgesehen davon habe ich ja, wie schon gesagt, Familie, und die beansprucht auch Zeit und Kraft. Und ist, wie einige Leser sicherlich schon wissen werden, größer geworden. Auch eine Art, am Aufbau des Reiches Gottes zu arbeiten, und das meine ich durchaus ernst. 

-- Neben der konzeptionellen Arbeit haben wir vor allem unsere wöchentliche Lobpreis-Andacht weitergeführt, die mittlerweile einen ganz ansehnlichen Kreis regelmäßiger Teilnehmer aufzuweisen hat; wobei "regelmäßig" nicht zwingend "jede Woche" bedeutet, aber immerhin kommen einige Teilnehmer fast jede Woche, andere einmal im Monat. Wie ich unlängst zu einem unserer Pfarrvikare sagte, als er mich nach der Resonanz dieser Veranstaltung fragte: "Es kommen nicht mehr Leute als bei einer Werktagsmesse, aber auch nicht unbedingt weniger als bei einer Werktagsmesse." Daneben und darüber hinaus haben wir Maiandachten, Kreuzweg- und Rosenkranzandachten gestaltet und waren wesentlich an der Vorbereitung und Durchführung einer Lobpreis-Vigil zu Mariä Himmelfahrt in Herz Jesu Tegel (anlässlich der Weihe des Erzbistums Berlin an das Heiligste Herz Jesu und das Unbefleckte Herz Mariens) und der Feiern zum Jahr des Hl. Josef in St. Joseph Tegel beteiligt, und nun kommt als nächstes also die Herz-Jesu-Novene. 

Ich bin überzeugt, dass dieser Fokus auf Gebet, Anbetung und Lobpreis eine wichtige Grundlage für Gemeindeerneuerung und Neuevangelisierung ist; gleichwohl freue ich mich darauf, einige andere, eher "praxisorientierte" Aspekte unserer Arbeit wieder aufgreifen zu können, sobald die weitere Entwicklung der Corona-Situation es erlaubt. Dazu gehört an erster Stelle das Büchereiprojekt, das - dank eines ausgiebig genutzten, öffentlich zugänglichen Tauschregals und dank einiger sehr interessanter Bücherspenden von Bloglesern (Danke!!) - nie so ganz brach gelegen hat, aber, um wirklich voran zu kommen,  mehr Mitarbeiter braucht; wir haben einen Aufruf hierzu in die Heftmitte der aktuellen "Lebendigen Steine" gesetzt und wollen diesen auch noch als Flyer verbreiten. Das "Dinner mit Gott" wollen wir ebenfalls möglichst bald wieder aufleben lassen -- zumal ich im Laufe des letzten halben Jahres kochen gelernt habe; meine Frau sagt, ich koche inzwischen besser als sie. Eine Übergangslösung könnte es sein, dass wir z.B. einmal im Monat so viele Personen, wie der jeweils aktuelle Stand der Infektionsschutzverordnung es erlaubt, zu uns nach Hause zum Essen einladen; damit könnte man dann auch gleich den Grundstein zu einem Hauskreis legen. Und spätestens wenn unser Jüngster zu krabbeln anfängt, wird auch das Thema "Krabbelbrunch" wieder relevant. 

Dass ich all diese Überlegungen hier so ausführlich ausbreite, hat natürlich nicht zuletzt auch damit zu tun, dass ich Gleichgesinnte an anderen Orten zu ähnlichen Initiativen anregen und ermutigen möchte; und ich würde mich diesbezüglich auch über Feedback freuen. -- Okay, nun aber mal zurück zu den anstehenden Ereignissen im Monat Juni. Die zentrale Fronleichnams-Feier des Erzbistums Berlin findet dieses Jahr online statt, allerdings ohne mich. Sorry, aber das tu ich mir nicht an; da kann mich auch der Umstand nicht umstimmen, dass das Programm der Veranstaltung u.a. eine Live-Schalte zur von mir sehr geschätzten Gemeinschaft Brot des Lebens beinhaltet. Das ganze Event steht übrigens unter dem Motto "Brot, das die Hoffnung nährt" - und das ist unverkennbar ein Zitat aus einem NGL-Songtext. Irgendjemand an einflussreicher Position im Erzbistums muss einen veritablen Narren an dieser Nummer gefressen haben, denn bei absolut jeder Berliner Fronleichnamsprozession, an der ich jemals  teilgenommen habe, wurde sie gespielt. Musikalisch hat es, wie so viele Kompositionen des unvermeidlichen Peter Janssens, zugegebenermaßen Ohrwurm-Potential; aber der Text... ist  von Wilhelm Willms, und bei dessen Dichtungen frage ich mich ja immer, was der eigentlich geraucht hat. 

Und was hält der Juni sonst noch so bereit? Meinen Geburtstag zum Beispiel. Da werde ich noch in Butjadingen sein. In der zweiten Monatshälfte sind wir dann wieder in Berlin, aber was  uns da dann noch so erwartet, ist augenblicklich noch nicht abzusehen. Mal abgesehen von der Fête de la Musique natürlich. Die ist am 21. und fällt somit dieses Jahr auf einen Montag. Mal sehen, ob man da irgendwas auf die Beine stellen kann. Aber auch sonst rechne ich noch mit so manchen Überraschungen... 



Freitag, 14. Mai 2021

Pfingstnovene - So oder so

Liebe Gemeinde: Heute ist nicht nur - im Ernst! - der Gedenktag der Hl. Corona, sondern auch der erste Tag der Pfingstnovene. Da ich meinen Blog ja nicht nur und nicht in erster Linie für mit allen Weihwassern gewaschene Profikatholiken schreibe, sollte ich wohl erst mal ein paar Worte darüber verlieren, was das ist

Wie die Apostelgeschichte berichtet, zogen sich nach der Himmelfahrt Jesu die elf Apostel zusammen mit der Jungfrau Maria, den zum Jüngerkreis gehörenden Frauen und den Brüdern Jesu ins Obergemach eines Hauses in Jerusalem zurück und "verharrten dort einmütig im Gebet" (Apg 1,14), bis am Pfingsttag der Heilige Geist über sie kam. Im Gedenken daran ist in der katholischen Kirche der Brauch entstanden, die neun Tage zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingstsonntag in besonderem Maße dem Gebet um die Gaben des Heiligen Geistes zu widmen. Die Praxis, bestimmte Gebete an neun aufeinanderfolgenden Tagen zu verrichten, nennt man Novene (von lat. "novem" = neun); solche neuntägigen Gebets- und Andachtszyklen können auch zur geistlichen Vorbereitung bzw. Einstimmung auf andere Feste im Kirchenjahr oder zu sonstigen Anlässen gebetet werden, aber die Pfingstnovene ist sozusagen die ursprüngliche Novene. 



Nun habe ich mir vor ein paar Tagen ein Heftchen des Hilfswerks "Renovabis" mit Gestaltungsvorschlägen für eine Pfingstnovene aus der Kirche mitgenommen. Nun ist es ja mittlerweile schon so, dass ich gegenüber so gut wie allem, was vom institutionellen "Establishment" der Kirche kommt,  von vornherein mehr oder weniger skeptisch bin; und beim ersten flüchtigen Durchblättern der Broschüre fiel mir auf, dass diese Novene offenbar stark um Themen wie Umwelt- und Klimaschutz, Nachhaltigkeit etc. dreht. -- Okay: Wer schon öfter etwas von mir gelesen hat, sei es hier im Blog oder z.B. auch in der Tagespost, der wird vielleicht schon bemerkt haben, dass dies Themen sind, für die ich - auch und gerade aus gläubiger Perspektive - durchaus aufgeschlossen bin. Oder anders ausgedrückt: dass es ein wichtiges und genuin christliches Anliegen ist oder sein sollte, Gott in Seiner Schöpfung zu ehren und die uns Menschen anvertrauten irdischen Güter mit Liebe und Sorgfalt zu verwalten. Gleichzeitig reagiere ich aber oft allergisch, wenn ich den Eindruck habe, die Kirche hänge sich in dem Bemühen, als "gesellschaftlich relevant" wahrgenommen zu werden, an säkulare Trend-Themen an und vernachlässigere oder kompromittiere dabei ihre ureigene Heilsbotschaft. Aus dieser Perspektive heraus sind mir Aktionen wie "Klimafasten" und "Klimapilgern" ein Greuel[*]; und der Verdacht, bei dieser "Klima-Novene" von Renovabis handle sich um ein ähnliches Phänomen, lag ja nun nicht gerade fern. Zumal ich zu Pfingsten, wo es ja schließlich um die Geburt der Kirche durch die Ausgießung des Heiligen Geistes geht, eigentlich eine andere inhaltliche Schwerpunktsetzung erwartet  hätte; die Verknüpfung zwischen den Themen "Heiliger Geist" und "Umwelt- bzw. Klimaschutz" leuchtete mir auf den ersten Blick nicht so recht ein. 

Was das betrifft, schafft das Vorwort der Renovabis-Broschüre allerdings Abhilfe. Es wird hervorgehoben, dass der Name des Hilfswerks aus Psalm 104 entlehnt ist ("Du sendest deinen Geist aus... und du erneuerst das Angesicht der Erde", Ps 104,30) und dass dieser Psalm "ein großes Loblied" sei, "das Gott als den Schöpfer preist"; man habe daher "als thematischen Schwerpunkt für das Jahr 2021 und speziell für die Pfingstaktion die Verantwortung für die Schöpfung gewählt" -- nicht zuletzt auch mit Blick darauf, dass "Papst Franziskus [...] wünscht, dass die Impulse seiner vor mehr als fünf Jahren veröffentlichten Enzyklika Laudato si' (LS) noch mehr ins Bewusstsein, Denken und Handeln der Menschen Eingang finden mögen". -- Also gut! Auch sonst finde ich im Einleitungsteil des Heftchens so Einiges, das mir zusagt. So etwa die Aussage: 
"Gott selbst ist es, der die Kirchen und die Gesellschaften zu erneuern weiß. Wir sind 'nur' seine Helfer. Aber das Werk der Erneuerung gelingt umso besser, je mehr wir IHM Raum geben in unserem Denken, Planen und Handeln." 
Sehr nach meinem Geschmack ist auch, dass die Novene Schriftlesungen vom jeweiligen Tag des Kirchenjahres einbezieht, "damit die Verknüpfung mit der Liturgie leichter gelingen kann": "Schriftbezug und Schöpfungsverantwortung, das sind die beiden Pole einer jeden Betrachtungseinheit." Schön! In den "Hinweisen zum Beten der Novene" wird überdies angeregt, die Pfingstnovene könne "im Marienmonat Mai auch in eine Maiandacht integriert werden". Gefällt mir! 

Bedeutend  weniger gefällt mir, wie ich gestehen muss, das Flair von Pastoral-Neusprech und Kuschelpädagogik, das leider ebenfalls schon die ersten Seiten der Broschüre durchzieht; so umfasst das Ablauf-Schema für jeden Tag der Novene eine "Einladung in die Stille" und "Fragen zum Nachdenken" (z.B. "Was erwarte ich von Gott?"!); die im Obergemach versammelten Jünger Jesu werden als "Schülerinnen und Schüler" apostrophiert, "die ihm zu Freunden geworden sind"; von Bedeutungsschwere heischenden Bindestrich-Konstruktionen wie "Da-sein" mal ganz zu schweigen. Dass "beim Werben dieser Novene" das "Prinzip von Dialog und Partnerschaft" Pate stand, verursacht mir ebenfalls eher Juckreiz hinter der Stirn; und wenn mit Blick darauf, wie sich seit dem Fall des Eisernen Vorhangs "in den Ländern Mittel-, Südost- und Osteuropas kirchliches und zivilgesellschaftliches [!] Leben neu gestaltet" habe, konstatiert wird "Der Geist Gottes war und ist erkennbar am Werk", dann regen sich bei mir doch so gewisse Zweifel, ob es eigentlich statthaft ist, den Heiligen Geist in solcher Weise für eine bestimmte politisch-soziale Agenda zu vereinnahmen. 

Das Unbehagen, das ich an dieser Stelle verspüre, setzt sich in die einzelnen Tagesimpulse der Novene hinein fort. Im Impuls zum ersten Tag fragt die aus Bulgarien stammende Ordensschwester Nadya Ruzhina OSB: 
"Wie steht es in Bulgarien, meinem Heimatland, um den Umweltschutz? Ehrlich gesagt, für viele Menschen dort sind andere Probleme viel wichtiger und existentieller. Leider ist Bulgarien nach 14 Jahren seit dem EU-Beitritt immer noch einer der ärmsten Mitgliedstaaten. Doch auch dort gibt es Menschen, die sich für die Bewahrung der Schöpfung einsetzen [...], die ihre Stimme erheben gegen Korruption und die Zerstörung der Umwelt z.B. durch eine irreguläre Bebauung der Schwarzmeerküste. Erfreulich ist es auch, zu sehen, dass die jüngere Generation kreativ und innovativ versucht, kleine Schritte in Richtung Reduktion von Plastikverbrauch und Sensibilisierung für den Klimaschutz zu gehen. Sie machen das wahrscheinlich nicht aus einer religiösen Motivation heraus - und doch sind sie irgendwie vom Geist Gottes bewegt."
Am zweiten Tag schreibt der Renovabis-Hauptgeschäftsführer Pfarrer Christian Hartl: 
"Als vor über 30 Jahren in vielen Ländern im Osten Europas die kommunistischen Diktaturen zusammengebrochen waren, da war Erneuerung angesagt. Und die Menschen in Deutschland sagten: 'Bei diesem Neuaufbau von Kirche und Zivilgesellschaft [schon wieder!] wollen wir Unterstützung anbieten. Denn wir gehören doch zusammen - als Europäerinnen und Europäer, als Christinnen und Christen als Menschheitsfamilie!" 
Und am 4. Tag - weiter bin ich noch nicht gekommen - ruft Pfarrer Hartl "Bilder von hungernden Kindern, Dokumentationen über ungerechte wirtschaftliche Verflechtungen und Korruption oder Reportagen über Umweltkatastrophen" auf. -- Ich habe wohlgemerkt gar nichts dagegen, dass das Hilfswerk Renovabis diese Themen anspricht. Aber in der Novene? In Form eines geistlichen Impulses? -- Frei heraus gesagt: Eine Andacht ist keine Infoveranstaltung, und ich halte es nicht für gut, das zu vermischen. Ein geistlicher Impuls ist nicht dasselbe wie eine Predigt, und die ist wiederum etwas anderes als ein Referat. Was solche Unterscheidungen angeht, herrscht für mein Empfinden in der landläufigen kirchlichen Praxis vielfach ein heilloses [sic] Durcheinander, und meist kommt dabei das Geistliche gegenüber dem "aktuellen", "gesellschaftlich relevanten" Bezug zu kurz. Nicht selten hat man den Eindruck, die Verantwortlichen, die einem so etwas auftischen, hielten "Religion" an und für sich für uninteressant und meinten, "die Leut'" könnten mit dem ganzen Glaubenskram nur dann etwas damit anfangen, wenn er an ein Thema gekoppelt wird, das sie aus der "Tagesschau" kennen - ob das nun das Klima ist oder Corona, Flüchtlinge oder "Black Lives Matter" oder die AfD, oder, wenn gar nichts anderes mehr hilft, Fußball

Noch einmal: Wenn Renovabis sich für Umwelt- und Klimaschutz einsetzt, finde ich das grundsätzlich gut, und wenn das Hilfswerk dieses Engagement explizit und plausibel aus dem christlichen Glauben heraus begründet, finde ich das sogar noch besser. Unter diesem Aspekt überzeugt mich die Novenen-Broschüre, soweit ich sie bisher durchgelesen habe, tatsächlich deutlich mehr, als ich auf den ersten Blick vermutet hätte. Dennoch bin ich entschieden der Meinung, dass einige Textabschnitte sehr viel besser in einer Info-Broschüre über die Arbeit des Hilfswerks aufgehoben wären als einer Textvorlage für die Gestaltung von Andachten. -- Zum Vergleich: Vor einiger Zeit habe ich mir allerlei Infomaterial der Initiative "Micha Deutschland" schicken lassen; laut Selbstbeschreibung "eine weltweite Kampagne und ein globales Netzwerk, das Christinnen und Christen zum Engagement gegen extreme Armut und für globale Gerechtigkeit begeistern möchte", "ein überkonfessionelles Netzwerk von Organisationen, Gemeinden und Einzelpersonen", das für die Überzeugung eintritt, "dass jeder Mensch, jede Gemeinde, jede Organisation und jede Gesellschaft Teil der Schöpfung Gottes ist und es unser Auftrag ist, diese Schöpfung zu bewahren und die Würde aller Geschöpfe in unserer Welt zu achten". Zu den Materialien, die ich erhalten habe, gehören zwei recht umfangreiche Broschüren, "Mach's aus Liebe - Für eine Schöpfung im Gleichgewicht" und "Einfach leben - Nachfolge in der Konsumgesellschaft", die allerlei Fakten zu Ökologie, Klima, globaler sozialer Ungleichheit u.a. präsentieren, diese Problemfelder aus spezifisch christlicher Perspektive betrachten, soziale und ökologische Projekte aus aller Welt vorstellen und den Leser zum persönlichen Engagement aufrufen - wobei immer wieder der Dreischritt "Fragen - Beten - Handeln" empfohlen wird. Das heißt, zu den einzelnen thematischen Beiträgen der Hefte werden auch konkrete Gebetsanliegen formuliert (z.B.: "Danke Gott dafür, dass wir in Deutschland problemlos sauberes Wasser trinken können. Bete für eine Familie in Kambodscha, dass sie das bald auch können"). -- Bemerken wir da einen Unterschied in der Herangehensweise? Ich sag mal so: Eine Infobroschüre, die unter anderem auch Gebetsanliegen enthält, macht ganz grundsätzlich einen anderen Eindruck als eine Gebetsbroschüre, in der einem so nebenbei als geistliche Impulse getarnte Sachinformationen zum Thema Umwelt- und Klimaschutz untergejubelt werden sollen. 

Zugegeben: In der Rubrik "Impulse für den Gottesdienst" wird's auch in den "Micha"-Materialien mitunter recht gruselig, etwa wenn angeregt wird, "Interviews mit Teilnehmer*innen der Aktionswoche", "Filmausschnitte oder Bilder zu Schöpfung, Klimawandel, Artensterben etc." oder auch "Poetry Slam und Gedichte" in den Gottesdienst einzubeziehen. Aber man darf nicht vergessen, dass es sich bei der "Micha"-Initiative im Wesentlichen um ein gemeinsames Projekt verschiedener evangelischer Freikirchen handelt, und die haben sowieso ein grundlegend anderes Gottesdienstverständnis. 

Aber zurück zum Thema Pfingstnovene: Vor zwei Jahren haben meine Liebste und ich zum ersten Mal selbst eine solche Novene gestaltet und in unserer Pfarrkirche öffentlich vorgebetet; und schon bevor ich die Renovabis-Broschüre in die Finger bekommen habe, hatte ich - auch veranlasst durch das Erfolgserlebnis der St.-Josefs-Novene vor ein paar Wochen - darüber nachgedacht, dass ich so etwas eigentlich gern mal wieder machen würde. Dabei hatte ich allerdings nicht bedacht, wie wenig Zeit nur noch bis zum Beginn der Novene blieb, und so wurde recht bald klar, dass eine täglich zu einem festen Termin öffentlich in der Pfarrkirche vorgebetete Novene sich in der Kürze der Zeit nicht mehr würde organisieren lassen. 

Was ich hingegen durchaus für machbar halte, ist, unsere Pfingstnovene von 2019 leicht zu überarbeiten und zu aktualisieren und dann tageweise als Textdatei (einschließlich Musik-Links) ins Netz zu stellen, auf dass jeder, der sich davon angesprochen fühlt, die Möglichkeit hat, sie "privat" mitzubeten. Dass, wie schon eingangs erwähnt, der erste Tag der Novene in diesem Jahr auf den Gedenktag der Hl. Corona fällt, hat mich noch zusätzlich motiviert. Ich habe daher einen öffentlich zugänglichen Ordner in meinen "Google Drive" eingerichtet und hoffe, dass ich es schaffen werde, dort für jeden der neun Tage der Pfingstnovene eine Andacht hochzuladen. Die erste - für heute - ist schon drin; hier der Link. 

Im Gebet verbunden! Komm, Heiliger Geist! 





[* Ich weiß, laut Neuer deutscher Rechtschreibung müsste dieses Wort eigentlich "Gräuel" geschrieben werden, aber diese Schreibweise ist mir ebenfalls ein Greuel.]