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Samstag, 30. November 2024

Die 3 K der Woche (1): Kinder, Kirche, Kontaktschuld

Gott zum Gruße, liebe Leser! Mindestens für diejenigen unter uns, die bereits die 1. Vesper des morgigen Sonntags gebetet haben, hat offiziell die Adventszeit begonnen und damit ein neues Kirchenjahr; und passend dazu begrüße ich euch zu meiner neuen Wochenbriefing-Reihe! Wie bereits angekündigt, sind die ersten beiden K im Reihentitel "Die 3 K der Woche" für die Dauerbrennerthemen Kinder und Kirche reserviert; für das wöchentlich wechselnde dritte K gab es in dieser ersten Woche eine ganze Reihe von Kandidaten (wer Lust hat, kann ja mal durchzählen, wie viele inhaltlich bedeutsame Stichworte mit K in diesem Wochenbriefing vorkommen!), in die Überschrift geschafft hat's schließlich aber das Schlagwort "Kontaktschuld" – als Schlüsselbegriff für die Debatte um die Verleihung des "Evangelii-Gaudium-Preises". Darauf komme ich aber erst ziemlich gegen Ende des Artikels zu sprechen; wer sich dafür mehr interessiert als für alles andere, kann gern ein Stück vorscrollen. Ansonsten wünsche ich viel Spaß bei der Lektüre! 


Kinder, Kirche, Krippenspiel

Zur ersten Krippenspielprobe in St. Stephanus Haselhorst traten insgesamt acht Kinder an; erwartet worden waren eigentlich noch drei weitere, und nun ergab sich die Schwierigkeit, dass die Rollen von Maria und Josef nicht besetzt werden konnten. Hoffen wir mal, dass sich das bis zur nächsten Probe klärt. Fleißig geprobt wurde jedenfalls mit Engeln und Hirten, und ich darf mit Stolz zu Protokoll geben, dass meine Große ihre Sache so gut machte, dass sie prompt von "Engel 3" zu "Engel 2" befördert wurde. Praktisch folgt daraus, dass sie im Stück nicht nur einen, sondern zwei Sätze zu sagen hat; derweil braucht unser Jüngster als "Engel 4" keinen Text zu lernen, nimmt seinen Part aber nichtsdestoweniger sehr ernst. Geschrieben hat das Stück übrigens – auf der Basis von Vorlagen, die vor Jahren schon mal in St. Lambertus Hakenfelde zum Einsatz gekommen sind – der Gemeindereferent, der auch Regie führt. Für mich hat er einerseits den Posten des Beleuchters, andererseits aber auch die Rolle eines abweisenden Herbergswirts vorgesehen. – Heute ist, anders als ich zunächst dachte, keine Krippenspielprobe, ab nächster Woche wird dann aber bis Weihnachten jeden Samstag geprobt. Man darf gespannt sein! 


Predigtnotizen zu Christkönig 

Am letzten Sonntag des Kirchenjahres, dem Hochfest Christkönig, gingen wir nicht im St. Joseph Siemensstadt in die Messe, sondern in St. Stephanus Haselhorst, weil dort anschließend Familientag war; oder anders ausgedrückt, die Messe in St. Stephanus war bereits Bestandteil des Familientags-Programms, so jedenfalls stand's auf dem Flyer. Gut daran war auf jeden Fall, dass der Pfarrvikar, der den Familientag leitete, auch die Messe zelebrierte – und predigte. Im ersten Drittel seiner Predigt wandte er sich gezielt an die in der ersten Bankreihe versammelten Erstkommunionkinder und befragte sie nach ihren Vorstellungen davon, was ein König ist und was er macht – und ließ sich auch nicht dadurch aus dem Konzept bringen, dass ein Junge meinte, ein König sei jemand, der "rumsitzt und nichts macht". Durch gezielte Nachfragen konkretisierte sich das Bild vom König dahingehend, dass ein König herrsche, indem er anderen sage, was sie tun sollen. Genau so sei die Königsherrschaft Jesu aber nicht, betonte der Pfarrvikar: Die Königsherrschaft Jesu verwirkliche sich vielmehr darin, dass Er Seine Braut – "das sind wir alle" – verwandelt, sie heilig macht. Und "heilig bedeutet: schön in der Liebe." Unsere Aufgabe als Braut des Königs sei es nun, auf die Liebe, die Er uns erweist, zu antworten. – Man kann wohl kaum behaupten, der Pfarrvikar würde die Kinder besonders "niederschwellig" ansprechen, aber ich finde das gerade gut so. – In dem an die Erwachsenen gerichteten Teil der Predigt betonte der Pfarrvikar, die Lesungen vom Christkönigssonntag zeigten "die Zärtlichkeit Gottes": "Manchmal gibt es in unserem Leben Dunkelheiten, wo wir annehmen, wir sind alleine, Gott hat uns vergessen. Und in diese Dunkelheit kommt Gott mit der Zärtlichkeit Seiner Liebe." 


Maria, Marta und Mike 

Zum Programm des Familientags, das direkt im Anschluss an die Messe begann, ist zu sagen, dass es im Wesentlichen ein katechetisches Angebot für Erwachsene, präziser gesagt für (Ehe-)Paare und Eltern, war; da es naturemäß absehbar war, dass auch Kinder dabei sein würden, war der Gemeindereferent beauftragt worden, ein paralleles Kinderprogramm zu gestalten, und hatte noch zwei Tage vorher telefonisch bei mir angefragt, ob ich ihn dabei unterstützen könne. Ich hatte das zugesagt, aber um gemeinsam etwas vorzubereiten, war keine Zeit und Gelegenheit mehr gewesen. Infolgedessen war das Kinderprogramm beim Familientag – an dem übrigens auch die Leiterin der Trommelgruppe mitwirkte, allerdings ohne ihre Trommeln – ziemlich improvisiert. Ich hatte auf Verdacht den Youcat for Kids, das Buch "Fromme Geschichten für kleine Leute" und meine mobile Lautsprecherbox mitgebracht, und zwei dieser drei Dinge konnte ich dann auch tatsächlich zum Einsatz bringen; woran ich nicht gedacht hatte, war, eine Kinderbibel mitzubringen, was vermutlich nützlich gewesen wäre, denn der Pfarrvikar hatte die Vorgabe gegeben, im Kinderprogramm solle das Evangelium von Maria und Marta thematisiert werden. Immerhin konnte ich zwei meiner drei Mitbringsel tatsächlich zum Einsatz bringen; aber erst mal der Reihe nach: 

Die meisten der Erstkommunionkinder, die in der Messe gewesen waren, blieben leider nicht zum Familientag, sodass am Kinderprogramm "nur" acht Kinder teilnahmen; aber immerhin. Zunächst las die Trommelgruppen-Leiterin das Evangelium von Maria und Marta (Lukas 10,38-42) einmal vor, dann sollten die Kinder es als Rollenspiel nachspielen, und zwar zweimal nacheinander mit unterschiedlich verteilten Rollen. Ich hatte derweil erst mal nichts zu tun, außer ein paar Fotos zu machen. 

Aus Datenschutzgründen ohne Leute drauf.

Im Anschluss an das Rollenspiel wurden die Kinder gefragt, was sie meinen, wie die Geschichte weitergehen könnte oder sollte. Bemerkenswerterweise waren die Kinder der Meinung, Maria solle ruhig auch ein bisschen bei der Haushaltsarbeit helfen – z.B. nach dem Essen den Tisch abräumen –, damit Marta auch mal Zeit habe, sich hinzusetzen und Jesus zuzuhören. 

Nach dem Rollenspiel hatten der Gemeindereferent und die Trommelgruppen-Leiterin ihr Pulver erst mal verschossen, und ich schlug vor, zur Auflockerung ein Bewegungslied einzuüben, von dem ich fand, dass es so einigermaßen zum Thema passte: "Komm, wir machen Gott jetzt eine Freude" von Mike Müllerbauer. Das kam gut an und alle machten gut mit; ich würde das mal als einen gelungenen Probelauf für die Projektidee "Kinder-Lobpreis-Disco" betrachten. Zur "Ergebnisssicherung" trug ich dann noch zwei Abschnitte aus dem "Youcat for Kids" vor, nämlich die Nummern 140 ("Wie kann ich Gott hören?") und 141 ("Wie kann ich mit Gott sprechen?"). Da danach immer noch etwas Zeit bis zum Mittagessen war, gingen wir in den Garten und spielten unter Anleitung des Gemeindereferenten ein paar Runden "Krähen und Kraniche"

Das Mittagessen für die Teilnehmer des Familientags steuerte der Sozialdienst Katholischer Männer bei, und es war ebenso lecker wie reichlich: Es gab Käse-Hackfleisch-Lauch-Suppe, Hotdogs und Cheeseburger, und die Mengen waren offenkundig für eine größere Teilnehmerzahl kalkuliert gewesen. Im Advent wird der SKM noch mehrmals für die Gemeinde kochen, und einer der beiden Männer, die das Essen austeilten, gab mir den Tipp, Behälter mitzubringen, um gegebenenfalls noch Reste mit nach Hause nehmen zu können. 

Nach dem Essen wurde in der Kirche eine Szene aus der Serie "The Chosen" gezeigt, nämlich genau die Szene mit Maria und Marta – hier kombiniert mit dem Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Matthäus 20,1-16), das Jesus Seinen Zuhörern erzählt, während Marta in der Küche schuftet. Anschließend gab es für die Kinder noch eine "Kirchenrallye" unter Leitung des Gemeindeferenten, bevor der Pfarrvikar den Familientag mit einem Gebet beendete. 


Auf der anderen Straßenseite 

Als der Familientag zu Ende war, war es ungefähr 13:30 Uhr – deutlich früher als wir erwartet hatten. Im Vorfeld hatten wir uns überlegt, wir könnten anschließend noch in die EFG The Rock Christuskirche gehen, wo um 15 Uhr Gottesdienst war; nun war es dafür ja nun noch arg früh, und wir waren etwas unschlüssig, ob es eine sinnvolle Perspektive dafür gab, eineinhalb Stunden in Haselhorst zu überbrücken, oder ob wir doch einfach nach Hause fahren sollten. An der The Rock Christuskirche kamen wir indes so oder so vorbei, und dabei liefen wir einem Mitarbeiter der Gemeinde über den Weg, den wir vom JAM kannten und der meinte, wir könnten ruhig schon mal reingehen. Drinnen trafen wir ein paar weitere uns bekannte Mitarbeiter, im Gottesdienstraum probte die Band, Kaffee gab's noch nicht, und uns wurde nahegelegt, uns bis zum Beginn des Gottesdienstes im Kinderbetreuungsraum im Obergeschoss aufzuhalten; das taten wir. Zum Beginn des Gottesdienstes fanden wir uns aber im Saal ein, wenn auch in dem Wissen, dass wir früher oder später wieder von dort "wegsortiert" werden würden; wobei "früher oder später" hieß: Kinder bis 5 Jahre früher, Kinder im Alter von 6-12 Jahren später. Präziser gesagt: Nachdem die Kleinen bereits 'rausgeschickt worden waren (nach oben, wo wir ja bereits gewesen waren; meine Liebste ging mit unserem Jüngsten), durften sich die größeren Kinder noch zusammen mit den Erwachsenen drei Zeugnisse von Gemeindemitgliedern anhören, ehe im Untergeschoss die "Kinderkirche" – geleitet von derselben Mitarbeiterin, die auch beim JAM die Gesamtleitung innehat – begann. Zumindest eins der Zeugnisse fand ich ganz interessant, möchte hier aus Zeit- und Platzgründen aber trotzdem nicht näher darauf eingehen; insgesamt war ich jedenfalls mehr als zufrieden, dass mein Tochterkind darauf bestand, dass ich zur "Kinderkirche" mitkommen sollte. Bei aller Sympathie für Freikirchlicher muss ich doch sagen: Wenn ich in einem freikirchlichen Gottesdienst sitze, fällt mir jedesmal wieder auf, wie defizitär die dort vorherrschende Vorstellung davon, was ein Gottesdienst sei, auf mich wirkt. Aber auch das sollte ich wohl lieber mal an anderer Stelle vertiefen. 

Die "Kinderkirche" begann untypisch, denn zunächst gab es da ein paar Informationen zur Geschichte des Behindertensports (einschließlich eines kurzen Fernsehbeitrags über eine stark sehbehinderte Schwimmerin, die schon mit 14 Jahren bei den Paralympics angetreten ist), dann wurden einige Spiele gespielt, die den Kindern ein Gefühl dafür vermitteln sollten, mit körperlichen Einschränkungen zurechtkommen zu müssen (z.B. weil sie bei diesen Spielen nur eine Hand benutzen durften oder auf einem Rollbrett übers Spielfeld geschoben wurden); und erst dann gab es eine Nacherzählung des Evangeliums vom Gelähmten am Teich Bethesda (Johannes 5,1-18), mit Visualisierungen an einem Flipboard. 

An diesem Punkt stieß auch der Jüngste wieder zu uns, dem es bei den "Kleinen" wohl zu langweilig geworden war. – Nach der Katechese durften die Kinder noch nach Lust und Laune im Garten spielen (obwohl es schon allmählich dunkel wurde), und als auch der Erwachsenen-Gottesdienst zu Ende war, gab es Kaffee und Kuchen. Und zwar reichlich. Insgesamt bekamen wir an diesem Sonntag bei den diversen Kirchen-Events so viel zu essen, dass wir zu Hause das Abendessen ausfallen ließen. 

Am Mittwoch waren wir dann schon wieder "auf der anderen Straßenseite" zu Gast, nämlich beim JAM; und diesmal kam tatsächlich die Schulfreundin unseres Tochterkindes mit, die schon vorige Woche Interesse daran geäußert hatte. Im "Lobpreis-Block", der wie üblich dem katechetischen Teil voranging, wurde diesmal ein englischsprachiges Lied gesungen, das im Liederheft den vielsagenden Titel "Dip dip di di dip" trägt; die Quellenangabe im Liederheft lautete "Musik und Text: überliefert", wozu ich sagen möchte: Dass ich nicht lache! Es handelt sich unverkennbar um eine nur leicht verfremdete Version von Barry Manns "Who Put the Bomp", Platz 9 auf meiner Liste der "Songs, die es fast zum Ohrwurm der Woche gebracht hätten". Den inhaltlichen Schwerpunkt der Katechese gab hingegen das Lied "Sei mutig und stark" von Mike Müllerbauer vor: Die Kinder lernten, dass der Text dieses Liedes auf einer Bibelstelle, nämlich Josua 1,5f., basiert – ein Verspaar, das auch für mich persönlich eine besondere Bedeutung hat, aber das erzähle ich vielleicht ein andermal –; ihnen wurde erzählt, wie das Volk Israel unter Josuas Führung den Jordan überquerte, dazu gab es Spiele, in denen es darum ging, mutig und stark zu sein (und in Teamarbeit einen imaginären Fluss zu überqueren), und es wurde darüber gesprochen, was für Situationen, die es erfordern, mutig und stark zu sein, die Kinder aus ihrem eigenen Erlebnisbereich kennen. 

Insgesamt fand ich's mal wieder richtig gut beim JAM, und ich bin mir ziemlich sicher, dass es auch der Schulfreundin unserer Großen gut gefallen hat; ich könnte mir gut vorstellen, dass sie in Zukunft öfter mitkommen will. Das fände ich gut – und zwar trotz der Tatsache, dass meine liebe Tochter in Gegenwart ihrer Freundin erheblich alberner und aufgekratzter war als sonst. Ich nehme mal an, das wird sich geben, wenn die Freundin öfter dabei ist – weil es dann nicht mehr so neu und aufregend ist. 

Im Übrigen habe ich am Büchertisch der The Rock Christuskirche ein Buch erworben, von dem ich hoffe, dass es sich als nützlich für meine Tätigkeit im Bereich Kinderkatechese erweisen wird: "Das Große Buch der Bibelspiele – 200 tolle Ideen". Ich schätze, davon wird hier gelegentlich noch die Rede sein. 


K wie Klimawandel: Eine überraschende Predigt in St. Marien Maternitas 

Wie fast jede Woche, wenn nicht gerade Ferien sind oder ein Kind krank ist, ging ich am Mittwoch mit meinem Jüngsten in St. Marien Maternitas Heiligensee in die Messe, die diesmal von einem Gastpriester aus dem Erzbistum München und Freising zelebriert wurde. Vor über einem halben Jahr hatte ich am selben Ort schon einmal eine von diesem Priester gefeierte Messe miterlebt; was ich damals noch nicht gewusst hatte, war, dass er der Sohn einer alten Dame aus der Gemeinde ist, und dass er jetzt wieder da war, hing damit zusammen, dass seine Mutter ihren Geburtstag feierte – den 94. (vorige Woche habe ich irrtümlich angegeben, es sei der 96., na, immerhin nah dran). Anders als man es von den Geistlichen der Pfarrei St. Klara bei Werktagsmessen gewohnt ist, hielt dieser Gastpriester auch eine richtige Predigt – und die hatte es in sich, auch wenn sie nur knapp sechs Minuten lang war. Schon in seinen Begrüßungsworten wies der Zelebrant darauf hin, dass die endzeitlichen Lesungstexte, die das Ende des Kirchenjahres prägen, "sehr ernst" und "auch sehr ungemütlich" seien: "Es wird von großer Bedrängnis geredet, und wir erleben – auch in den Nachrichten –, dass diese Bedrängnis durchaus auch für uns begreifbar wird." Das Stichwort "Nachrichten" ließ hier natürlich aufhorchen. Ich möchte daran erinnern, dass ich, als es einen Kinderwortgottesdienst zu den Endzeitreden Jesu vorzubereiten galt, notierte, es sei heutzutage allzu naheliegend, bei Weltuntergangsvisionen an das Stichwort Klimawandel zu denken. Wollte nun gerade dieser, meinem bisherigen Eindruck zufolge, ausgeprägt konservative Priester tatsächlich über das Thema Klimawandel predigen? – In der Tat, das wollte er, das tat er, und das tat er auf eine Weise, die ich ausgesprochen bemerkenswert fand. 

Zunächst erklärte er, wenn in den apokalyptischen Texten der Bibel davon die Rede sei, dass die Sterne vom Himmel fallen, bedeute das einen Verlust der Orientierung – und fügte hinzu: "Und wir leben in einer Zeit, wo das durchaus für uns vorstellbar wird." Diese Zeit sei dadurch geprägt, "dass eine große Angst in der Menschheit herrscht" davor, "dass wir unseren Lebensraum verlieren. Und es kommt eine Klimakonferenz nach der anderen, die sich bemüht, diese Erscheinungen irgendwie in den Griff zu bekommen" – allem Anschein nach aber ohne nennenswerten Erfolg. Entscheidend, so meinte der Priester, sei aber "eigentlich nicht die Frage, wie es zu dem CO²-Gehalt kommt, sondern die Frage, warum wir so leben, wie wir leben. Denn egal wie man zum Klimawandel steht, müssen wir zugeben, dass wir mit der Erde nicht gut umgehen." Warum also ist der Mensch so maßlos in seinem Verbrauch der irdischen Güter? "Der Mensch, und das ist kein Märchen, ist als Ebenbild Gottes erschaffen worden", gab der Prediger zu bedenken; und deshalb, so folgerte er, haben wir "in uns diesen Hunger, diesen unstillbaren Hunger nach Ewigkeit." Warum unstillbar? Weil der Mensch seit dem Sündenfall nicht mehr im Einklang mit Gott lebt. "Und jeder von uns spürt, dass er irgendwie ein Loch in sich hat – ein Loch, das er auf irgendeine Weise versucht zu füllen. Die ganzen Süchte, die wir kennen, die wir vielleicht auch selber haben oder gehabt haben, sind im Grunde der Versuch, diesem Loch, diesem Verlust der Ewigkeit, diesem Verlust der ewigen Liebe zu begegnen. Und es gibt ganze Industriezweige, die im Grunde nur dafür da sind, diese Leere, diese Lebensleere irgendwie auszufüllen." Die Heilige Schrift zeige hingegen einen anderen Weg auf: "Jesus sagt: Ich bin das Brot des Lebens, und wer von diesem Brot isst, wird Leben in Ewigkeit." – Sicherlich gäbe es zu dieser Predigt noch mehr zu sagen, aber ich will es mal bei diesen Schlaglichtern bewenden lassen – und anmerken: Verglichen damit, was man in dieser Pfarrei sonst so an Predigten zu hören bekommt, ist das schon eine andere Liga. 


K wie Klara: Sonstige Neuigkeiten aus Reinickendorf-Süd 

Ich hatte es ja schon geahnt: Erst vor ein paar Tagen habe ich auf diesem Blog einen Artikel gepostet, der sich aus dem Vorhaben "herausentwickelt" hatte, etwas zur Herbstausgabe der Pfarrnachrichten von St. Klara Reinickendorf-Süd zu sagen, und kurz darauf liegt auch schon die nächste Pfarrnachrichten-Ausgabe in den Kirchen dieser Pfarrei aus. Im Ganzen ist die nun nicht unbedingt interessanter als die vorherige; erwähnenswert erscheint mir allerdings, dass der neue Pfarrbrief zwei Artikel enthält, die ausdrücklich als "mit Unterstützung von künstlicher Intelligenz erstellt" bzw. "mit Unterstützung eines Chatbots erstellt" gekennzeichnet sind

Da drängt sich natürlich erst einmal die Frage auf: Was soll der Quatsch denn jetzt? Eine naheliegende Antwort könnte lauten: Entweder sind die Leut' zu blöd oder zu faul, solche Texte ohne diese Hilfsmittel zu formulieren, oder sie fühlen sich wer weiß wie hip und fortschrittlich, weil sie KI-Chatbots benutzen, und möchten beim Leser damit angeben. Ich persönlich vermute, es handelt sich um eine Mischung aus beidem. 

Bei den KI-unterstützten Beiträgen im Pfarrbrief handelt es sich übrigens um die Meldung "St. Klara nun auch auf Facebook und Instagram" ("Falls Sie noch keinen Instagram-Account haben, erstellen Sie einfach einen und suchen nach unserem Profil [...]. Klicken Sie dann auf 'Folgen', um Teil unserer wachsenden Online-Gemeinschaft zu werden!") und einen ganzseitigen Artikel zum Thema "Willkommenskultur in St. Rita" ("So begrüßt bereits nach jedem Gottesdienst eine Ansprechsperson alle Interessierten und steht für die Beantwortung von Fragen bereit. Um diese Ressource regelmäßig zu stellen, haben wir die in der Zeit der Corona-Pandemie eingeübte Kollektensammmung zum Gottesdienstabschluss am Ausgang beibehalten"). Bei solchen Sätzen hat es ja nun tatsächlich fast schon etwas Beruhigendes, anzunehmen, dass ein Chatbot sie verzapft hat. Ich fühle mich an eine Passage aus Lessings "Hamburgischer Dramaturgie" erinnert, wo es heißt, "eine Feder in Wien" habe ein nachgelassenes Dramenfragment eines verstorbenen Autors vervollständigt; wohlgemerkt: "eine Feder – denn die Arbeit eines Kopfes ist dabei nicht sehr sichtbar". 

Derweil hat der leitende Pfarrer von St. Klara in den Vermeldungen zur 34. Woche "[z]um gemeinsamen Besuch des Films 'Konklave' über eine fiktive Papstwahl" eingeladen – einen Film, den die Catholic League for Religious and Civil Rights in den USA als "antikatholische Propaganda" einstuft und den der gegenüber der Populärkultur grundsätzlich durchaus aufgeschlossene Bischof Robert Barron zum Davonlaufen findet. Stattfinden sollte dieser Kinobesuch am vergangenen Montag, ob irgendjemand der Einladung gefolgt ist, weiß ich nicht. Was indes den Pfarrer betrifft, muss ich sagen: Wenn ich mir seine Predigten anhöre und/oder mir ansehe, womit er den Schaukasten der Herz-Jesu-Kirche bestückt, dann scheint mir, er lässt sich erheblich zu leicht von Dingen beeinflussen, die er in der Zeitung gelesen, im Fernsehen oder eben im Kino gesehen hat, und ich würde ihm einen Geistlichen Begleiter wünschen, der ihm eindringlich nahelegt, diese Einflüsse zu meiden und stattdessen lieber fleißiger sein Brevier zu beten. 


Neue Rubrik: Kindermund der Woche 

"Manche Autos sind so gebaut, dass sie böse aussehen; manche Autos sind so gebaut, dass sie traurig aussehen; und manche Autos sind so gebaut, dass sie lieb aussehen." 

(Der Jüngste) 


Neues aus Synodalien: Die Eule krächzt um Mitternacht 

Ich bin, was dieses Thema angeht, wohl ein bisschen "late to the party", aber im vorigen Wochenbriefing konnte ich das Thema aus Zeit- und Platzgründen nicht mehr unterbringen; ganz verzichten möchte ich darauf nun aber doch nicht. Es ist wohl schon ein paar Wochen her, dass mir in den Sozialen Medien erstmals die Nachricht über den Weg lief, die Initiative "Neuer Anfang" – die mit dem Anspruch angetreten ist, für eine innere Erneuerung der Kirche aus dem Geist missionarischer Jüngerschaft einzutreten und damit einen Gegenpol zur Agenda des Synodalen Weges zu bilden – habe einen "Evangelii-Gaudium-Preis" für Neuevangelisierung gestiftet, benannt nach dem ersten Apostolischen Schreiben von Papst Franziskus, das vielfach als eine Art Programmschrift seines Pontifikats bezeichnet worden ist. Erstmals verliehen werden sollte der Preis am 23. November an das Ehepaar Miriam und Wolfgang Herold, und zwar vom Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer – und ich muss gestehen, da wurde ich stutzig: Das schien mir nicht recht zusammenzupassen. Schließlich ist Bischof Wilmer bisher – zumindest mir – eher dadurch aufgefallen, dass er davon sprach, der "Missbrauch von Macht" stecke "in der DNA der Kirche"; dass er Eugen Drewermann als "von der Kirche verkannte[n] Prophet[en] unserer Zeit" rühmte; dass er in der Zeit der Corona-Lockdowns meinte, "in der Reaktion mancher Gläubigen" sei "die Eucharistie überbewertet"; dass er "Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare und wiederverheiratet Geschiedene" befürwortet; und dergleichen mehr. Da darf man sich dann wohl schon fragen, wie das alles damit zusammenpasst, zusammen mit der Initiative Neuer Anfang einen Preis für Neuevangelisierung zu verleihen. 

Wie sich nun zeigt, hat diese überraschende Verbindung zwischen Bischof Wilmer und der Initiative Neuer Anfang auch im "anderen Lager" für Irritationen gesorgt. Und da dieses "andere Lager" nun mal im institutionellen Apparat der Kirche hierzulande einflussreicher und besser vernetzt ist, überrascht es nicht unbedingt, dass diese Irritation nicht ohne Folgen geblieben ist. So erschien am 7. November im "Eule"-Magazin – dem "Fachmagazin für postchristliche Zivilreligion", wie ich es gern nenne – ein Artikel mit der Überschrift "Christliche Rechte – Keine Gaudi im Bistum Hildesheim", in dem es einleitend heißt: 

"Seit Wochen wurde hinter den Kulissen des Bistums Hildesheim diskutiert: Was hat es mit dem 'Evangelii-Gaudium-Preis' auf sich, den Bischof Heiner Wilmer in zwei Wochen an ein Ehepaar der 'Initiative Christliche Familie' verleihen sollte? Wer steckt hinter der 'Initiative Neuer Anfang', die zur Preisverleihung mit dem Bischof in die Pfarrei St. Joseph Hannover eingeladen hat?" 

Abgesehen davon, dass der Artikel die in diesem Absatz aufgeworfenen Fragen zu beantworten verheißt, verrät er auch, dass Bischof Wilmer seine Zusage, die Preisverleihung im Anschluss an eine Altarweihe in der Kirche St. Joseph in Hannover abzuhalten und dabei auch die Laudatio auf die Preisträger zu halten, inzwischen widerrufen habe. Zufrieden gibt man sich damit aber noch nicht; vielmehr wird angesichts der Kontakte des Hildesheimer Oberhirten zu "AkteurInnen der katholischen Rechten", die sich in der geplanten Preisverleihung offenbarten, die Frage aufgeworfen, 

"ob den Fortschritten auf dem Weg der Anerkennung von LGBTQI+ in dem als eher liberal bekannten Bistum zu trauen ist. Wie steht es um das Bekenntnis von Bischof Heiner Wilmer zum Synodalen Weg?" 

Was sollen wir nun hierzu sagen (Röm 6,1)? Die "Eule" hatte ich in der Vergangenheit ja schon öfter am Wickel, erstmals schon anlässlich ihre Gründung und bisher letztmals vor gut vier Jahren, veranlasst durch den Umstand, dass ich namentlich in einem Artikel der Rubrik "Die rechte Ecke" erwähnt wurde. "Nanu, wie komme ich denn da rein?", fragte ich mich seinerzeit. Im Zuge der Beantwortung dieser Frage attestierte ich dem von Philipp Greifenstein verfassten Text einen "verschwörungstheoretisierenden Duktus" und merkte an: "Framing ist, wenn man aus den Brettern, die man vorm Kopf hat, einen Bilderrahmen baut". Man könnte argumentieren, damit sei auch über den "Gaudi in Hildesheim"-Artikel, der von demselben Philipp Greifenstein stammt, alles Nötige gesagt; man kann aber natürlich auch noch mehr dazu sagen. Hingewiesen sei hier auf drei Erwiderungen auf den "Eule"-Artikel, nämlich: 

Was wäre darüber hinaus noch zu der ganzen Angelegenheit zu sagen? Zunächst dies: Nachdem ich seit über vier Jahren praktisch nichts von der "Eule" gehört hatte, war ich ein bisschen überrascht, dass es dieses Magazin noch gibt und dass es offenbar eine gewisse "publizistische Relevanz" beanspruchen kann. Warum eigentlich? Ich hätte gedacht, in der EKD sind die Positionen des Magazins ja so ziemlich Mainstream, da könnte man genausogut evangelisch.de lesen; und auf (nominell) katholischer Seite haben wir schließlich Horse & Hound, neben deren erheblich ruppigerem, dreckigeren und nicht zuletzt Social-Media-affineren Auftreten der Greifenstein und seine Kollegen wirken wie Konfirmanden in zu engen Anzügen. Aber um einen als liberal bekannten Bischof, der sich unerwarteterweise anschickt, über ideologische Gräben hinauszugucken und zu –gehen, wieder auf Linie zu zwingen, reicht der Einfluss offenbar noch aus. Wobei ich mich so langsam frage, ob die Methode, unerwünschte Standpunkte einfach dadurch aus dem Diskurs auszugrenzen, dass man sie als "rechts" labelt (wenn nicht sogar als extrem rechts; diese Einordnung wurde z.B. der GiG-Konferenz meines Freundes Pater Paulus von den Franziskanern der Erneuerung zuteil, und warum? Weil Hedwig von Beverfoerde da mal gesprochen hat), nicht irgendwann mal ihr Verfallsdatum überschritten haben müsste. Greifensteins Versuch, rechtgläubige Katholiken assoziativ in die Nähe der AfD zu rücken, wirkt jedenfalls arg bemüht. Indes kann ich nicht ausschließen, dass der geistige Horizont des Herrn Greifenstein tatsächlich nicht über derlei grob gezimmerte ideologische Schubladen hinausgeht; für die hellste Kerze auf der Torte habe ich ihn jedenfalls noch nie gehalten... 


Geistlicher Impuls der Woche 

Mein Sohn, lass dich weder niederdrücken und betrüben durch die Mühseligkeiten, die du um meinetwillen auf dich genommen hast, noch sollen Trübsale dich immerfort niederwerfen; es stärke und tröste dich vielmehr meine Verheißung. Ich bin mächtig genug, dir in jeder Weise und über alles Maß hinaus zu vergelten. Du wirst dich hier nicht lange abmühen und nicht immer mit Leiden beschwert sein. Harre nur ein wenig, und du wirst schnell das Ende deiner Plagen sehen. Es kommt die Stunde, in der jede Mühe und Unruhe aufhört. Geringfügig und kurz ist alles, was mit der Zeit vorübergeht. Vollende also, was du bis jetzt getan hast. Arbeite treu in meinem Weinberg. Ich werde dein Lohn sein. Schreibe, lies, singe, seufze, schweige, bete. Ertrage mannhaft die Widerwärtigkeiten; das ewige Leben ist all dieser und noch größerer Kämpfe wert. 
(Thomas a Kempis, Nachfolge Christi) 

Ohrwurm der Woche 

Schule der magischen Tiere feat. Axel Stein: Fisch, ich liebe disch 

Dass an dieser Stelle ein Song aus dem Film "Die Schule der magischen Tiere 3" erscheint, war schlechterdings unvermeidlich, nachdem meine siebenjährige Tochter den Film zweimal im Kino gesehen hat (einmal in einer Sondervorstellung, für die ihr kleiner Bruder bei einem Gewinnspiel Freikarten gewonnen hatte, und einmal zusammen mit den Omas) und der Soundtrack zum Film offenbar auch in der Toberaum-Disco in ihrer Schule hoch im Kurs steht. Jedenfalls singt oder rappt sie in letzter Zeit ständig Lieder aus dem Film. Ich kann nicht bestreiten, dass das manchmal etwas strapaziös ist; aber "Fisch, ich liebe disch" mag ich, seit das Tochterkind mir diesen Song als Reaktion darauf vorgerappt hat, dass ich Schlemmerfilet zum Abendessen auftischte (und ja, "Bordelaise mit Knusperkruste" kommt auch im Text vor). 


Vorschau / Ausblick 

Im nächsten Wochenbriefing wird der Adventsmarkt in der Gemeinde auf dem Weg zu schildern sein, der, wenn dieser Artikel online geht, bereits zu Ende ist; Krippenspielprobe in St. Stephanus ist heute, wie oben bereits erwähnt, nicht, umso mehr hoffe ich, dass wir es schaffen, am Abend zur Community Networking Night im Baumhaus zu gehen. Morgen ist jedenfalls 1. Advent und KiWoGo in St. Joseph Siemensstadt, was für mich besonders spannend wird, weil ich das inhaltliche und gestalterische Konzept für diesen Kinderwortgottesdienst praktisch im Alleingang entworfen und mich damit teamintern gegen einen konkurrierenden Entwurf durchgesetzt habe; Genaueres dazu verrate ich aber erst nächste Woche. Am Montag wird wohl wieder Omatag sein und am Mittwoch JAM; für Dienstag hat die Elternvertretung der Schule unseres Tochterkindes zu einem "Weihnachtlichen Elterncafé" eingeladen, ich bin mir aber noch nicht sicher, ob ich Lust haben werde, da hinzugehen. Am Freitag ist Nikolaustag; und wer war es noch gleich, der bei der Nikolausfeier in St. Joseph Siemensstadt Bart und Bischofsgewand anlegen soll? Ja richtig, das war ich. Dieser Auftritt wird sicherlich noch etwas Vorbereitung erfordern... 


Mittwoch, 27. November 2024

Zum Abschluss des Kirchenjahres...

 ...gilt es eine Gesamtbilanz des "Creative Minority Report" zu ziehen. Aber keine Bange, das Artikelformat "Wochenbriefing" bleibt euch erhalten, wenn auch ab nächstem Samstag unter einem neuen Reihentitel und mit leicht verändertem Konzept. Dazu aber weiter unten mehr! 

Erst einmal ein Blick zurück: Die Mutter aller Wochenbriefings, die Artikelserie "Kaffee & Laudes", begann in der ersten Fastenwoche des Jahres 2019 und lief ein volles Kirchenjahr lang – das allerdings, bedingt durch den beweglichen Ostertermin, etwas kürzer war als ein Kalenderjahr, weshalb diese Reihe es "nur" auf 49 Folgen brachte. Das Nachfolgeformat "Ansichten aus Wolkenkuckucksheim" brauchte – bedingt durch diverse Unterbrechungen, über die ich mich im Detail hier geäußert habe – gut dreieinhalb Jahre, um auf 52 Folgen zu kommen; dazwischen gab's noch die kurzlebigen Serien "Grüße aus dem Corona-Park" (März/April 2020, 3 Folgen) und "Spandau oder Portugal" (November/Dezember 2021, 5 Folgen). Im Vergleich dazu kann sich die Reihe "Creative Minority Report", was die Konstanz angeht, ganz gut sehen lassen: Im Sommer hatte die Reihe ein paar "Aussetzer", aber um auf die Zahl von 52 Folgen zu kommen, hat sie dann doch nur gerade mal 13 Monate gebraucht. 

Symbolbild: Jesus ist gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen, aber in jeder Sakristei hängt ein Feuerlöscher.

So ergibt sich eine dichte und facettenreiche Chronik aus dem kirchlichen Leben unter den Bedingungen des "Schmutzigen Schismas", die für künftige Kirchenhistoriker zweifellos eine wertvolle Quelle darstellen wird. Aber schielen wir mal noch nicht zu sehr auf das Urteil der Nachwelt, sondern werfen lieber mal einen Blick auf die Leserschaft in der Gegenwart: Die Zugriffsstatistik meines Blogs legt nahe, dass es eine feste Stammleserschaft gibt, die jede Folge des Creative Minority Report innerhalb von 24 Stunden nach ihrem Erscheinen gelesen hat; wie es nach diesen ersten 24 Stunden mit der Publikumsresonanz weiterging, war von Ausgabe zu Ausgabe sehr unterschiedlich. Die zehn (bisher) erfolgreichsten unter den 52 Nummern der Reihe habe ich hier mal zusammengestellt:

 

Platz 1: CMR Nr. 19 vom 2. März 2024 

Auf den ersten Blick sieht diese Creative Minority Report-Folge gar nicht besonders spektakulär aus: In der Woche, die da geschildert wird, war ich halt viel mit dem Jüngsten unterwegs – z.B. zum ersten Mal bei der Eltern-Kind-Gruppe auf dem vom Knaben allerdings erst später so genannten "Rumpelberg", aber auch in Schwante und Vehlefanz (wobei ich den Impressionen aus Vehlefanz einen separaten Artikel gewidmet habe) –; davon abgesehen gibt es vielversprechende Neuigkeiten zum Gartenprojekt in St. Stephanus (woraus seither dann aber leider doch nichts Vorzeigbares geworden ist) und außerdem, was für diese Artikelserie sonst untypisch ist, Linktipps: einen zum Thema "Beten mit Kindern" und einen über den "Tradwife"-Trend. Das Interesse des Publikums konzentrierte sich indes, wie eine engagierte Debatte im Kommentarfeld dokumentiert, auf meinen Bericht über eine Werktagsmesse in Heiligensee; in der Hauptsache dreht sich diese Diskussion um Fragen des Eucharistieverständnisses und insbesondere der Kommunion in beiderlei Gestalt. Da sieht man mal wieder, dass man nie im Voraus wissen kann, welche Fragen das Publikum am meisten bewegen. 


Platz 2: CMR Nr. 12 vom 13. Januar 2024 

Dass diese Creative Minority Report-Ausgabe unter denen gelandet ist, denen übers Jahr die größte Resonanz zuteil geworden ist, wundert mich nun nicht besonders, denn es handelt sich um eine besonders polemische Folge, in der ich, wie ich schon im Einleitungsabsatz schrieb, "an dem, was von der alten Volkskirche noch übrig ist, nicht besonders viele gute Haare lasse". Im Mittelpunkt der Kritik steht der Neujahrsempfang der Pfarrei Heilige Familie Spandau-Havelland, aber auch das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" und eine NGL-Band, die am Fest Taufe des Herrn in St. Joseph Siemensstadt spielte, kriegen ihr Fett ab. Auch hier ergeben die Leserkommentare ein recht buntes Bild. Hervorheben möchte ich aber auch die Schilderung einer selbstgemachten Wohnungssegnung; es war eben nicht alles schlecht in jener Woche. 


Platz 3: CMR Nr. 3 vom 11. November 2023 

Die erfolgreichste Creative Minority Report-Folge aus der Frühzeit dieser Artikelserie; wie die Leserkommentare erkennen lassen, stieß besonders ein Abschnitt über die "regelmäßige Implementierung von Wort-Gottes-Feiern mit Kommunionspendung" in der Pfarrei St. Klara Reinickendorf-Süd auf große Resonanz. Davon abgesehen schildert dieser Artikel eine Probe zum Martinsspiel der KiTa St. Joseph Tegel, und der Erbschleichereiskandal in Brake/Unterweser, dem ich wenig später einen eigenständigen Artikel widmete, wird erstmals angesprochen. 


Platz 4: CMR Nr. 42 vom 17. August 2024 

Ein Report aus dem diesjährigen Sommerurlaub in Butjadingen und Nordenham; neben einem Bericht über das Nordenhamer Stadtfest geht es hauptsächlich um die Frage, wie sich der Ende 2023 neu in die Pfarrei St. Willehad gekommene Subsidiar bzw. Pastor Michael Kenkel sich so macht. Die empirische Basis hierfür bilden eine Sonntagsmesse in der Nordenhamer Pfarrkirche und eine Messe zu Mariä Himmelfahrt in der Filialkirche Herz Mariä Burhave. Die Zugriffszahlen auf diesen Artikel zeigen einmal mehr: Berichte über die Pfarrei St. Willehad "gehen" immer. 


Platz 5: CMR Nr. 30 vom 18. Mai 2024 

Ein von frühsommerlich sonniger Stimmung geprägter, inhaltlich sehr bunter Wochenbriefing-Artikel; u.a. geht es darin um eine (ausbaufähige) "Mini-Maiandacht" im Rahmen der Wichtelgruppe, eine bemerkenswerte Predigt zum Thema "Was uns die Apostelgeschichte über das rechte Verständnis von Synodalität lehrt", einen Regionalbahn-Ausflug mit dem Jüngsten nach Gransee und ein inhaltsreiches Planungstreffen des KiWoGo-Arbeitskreises. Die wieder einmal sehr lebhafte Publikumsdiskussion im Kommentarfeld dreht sich indes größtenteils um meine Erwähnung der Ruine des Franziskanerklosters in Gransee – zum einen wegen meiner Anmerkung, ich hätte sie mir "ehrlich gesagt imposanter vorgestellt", und zum anderen, weil ich den Umstand, "dass die Stadt Gransee hier mit Unterstützung des Bundesbauministeriums und des Landes Brandenburg einen 'Ort für Kultur und Bildung' errichten will", als "Säkularisation 2.0" bezeichnete. 


Platz 6: CMR Nr. 22 vom 23. März 2024 

Dieses Wochenbriefing aus der vorletzten Fastenwoche steht weitgehend im Zeichen unterschiedlicher Aspekte von Kinderkatechese: So enthält der Artikel eine recht ausführliche Schilderung des, wie ich finde, sehr gelungenen Kinderwortgottesdienstes zum Thema "Das Weizenkorn muss sterben", Einblicke in die Planung des Kinderkreuzwegs sowie Eindrücke vom letzten JAM vor den Osterferien – mit einer spielerisch-interaktiven Gestaltung der Passionsgeschichte. Auch interessant ist eine "Off-Topic"-Diskussion im Kommentarfeld über die Verwendung von Filmen im schulischen Religionsunterricht. Etwas größere Resonanz hätte ich mir eigentlich mit Blick auf den zweitlängsten thematischen Abschnitt dieser Creative Minority Report-Folge erhofft, der unter der Überschrift "Was tun bei akut auftretendem Priestermangel?" steht. Aber immerhin erinnert mich das daran, dass ich dieses Thema noch mal separat aufgreifen und vertiefen wollte. 


Platz 7: CMR Nr. 18 vom 24. Februar 2024 

Dieser Rückblick auf die erste Woche der diesjährigen Fastenzeit enthält die Schilderung eines Kinderwortgottesdienstes über die Versuchungen Jesu in der Wüste, eines Ausflugs nach Dallgow-Döberitz, den ich zusammen mit meinem Jüngsten unternommen habe (der erste einer Reihe von "Regionalbahn-Ausflügen" ins Umland von Berlin) und einer Wort-Gottes-Feier in Heiligensee, bei der der Diakon die Bußpredigt des Jona in Ninive recht ungeschickt zur Stellungnahme der deutschen Bischöfe "gegen Rechts" in Beziehung zu setzen versuchte; in der Rubrik "Neues aus Synodalien" wird ein exemplarisch unqualifizierter Kommentar der "taz" zum "Synodalen Weg" unter die Lupe genommen. Die Publikumsdiskussion im Kommentarfeld entzündete sich indes vorrangig daran, dass ich, wie ich eher beiläufig erwähnt hatte, von der Facebook-Seite der Pfarrei St. Willehad gesperrt worden war. 


Platz 8: CMR Nr. 41 vom 10. August 2024 

Der Auftakt zum Sommerurlaub. Neben einem Besuch der Moorseer Mühle, dem "Hafentag" in Fedderwardersiel und ersten Eindrücken vom Nordenhamer Stadtfest kommt aber auch der Kirchencontent aus dem Nordwesten Berlins nicht zu kurz: Eine bemerkenswert kämpferische Predigt des Pfarrers von Heilige Familie Spandau-Havelland wird gewürdigt, und es wird ein Blick auf die schwierige Lage in der Nachbarpfarrei St. Franziskus Reinickendorf-Nord geworfen. Die Diskussion im Kommentarbereich dreht sich zur Gänze um dieses letztere Thema, bzw. größtenteils um ein anekdotisches Detail im Zusammenhang mit diesem Thema. Nun gut, wenn man seine Leser ausdrücklich dazu auffordert, Kommentare zu schreiben, darf man sich nicht über die Kommentare beklagen, die man dann bekommt. 


Platz 9: CMR Nr. 7 vom 09. Dezember 2023 

Ein Rückblick auf eine Woche, die von "erkältungsbedingte[m] Ausnahmezustand im Familienalltag" geprägt war; folglich gibt es da nicht so viel über Selbsterlebtes zu berichten wie sonst meist, dafür bleibt aber umso mehr Raum für die Reflexion über Themen, die jenseits des unmittelbaren persönlichen Erlebnisbereichs liegen. Neben einigen Anmerkungen zu dem Advents-Familiengottesdienst in St. Joseph Siemensstadt, an dem ich krankheitsbedingt nicht teilnehmen konnte, ersten Eindrücken von der Pferdemädchen-Buchreihe "Ostwind" und einem Nachruf auf Shane MacGowan ("ein feinfühliger und wortgewaltiger Poet im Körper eines besoffenen Punks mit schiefen Zähnen") betrifft dies vor allem zwei Themen: eine von der Gruppe Maria Zwonull als Publicity-Stunt lancierte Stellenausschreibung für eine neue Bischöfin für die Diözese Rottenburg-Stuttgart; und einen Leserbrief in der Nordwest-Zeitung, in dem der Umgang des Bischöflich Münsterschen Offizialats mit dem neuen Subsidiar der Pfarrei St. Willehad kritisiert wird: Kurz nachdem dieser Priester seinen Dienst in Nordenham angetreten hatte, war nämlich bekannt geworden, dass er infolge eines früheren Falles grenzverletzenden Verhaltens gegenüber einer jungen Frau seine seelsorgerliche Tätigkeit derzeit nur unter Auflagen ausüben darf (darüber hatte ich vor diesem Wochenbriefing bereits zwei eigenständige Artikel verfasst). Den besagten Leserbrief fand ich auf ärgerliche Weise typisch für eine Haltung, die "in meinen Augen zu den systemischen Ursachen von Missbrauchsvertuschung in hierarchisch strukturierten Institutionen zählt [...]: eine starke Tendenz zum Täterschutz, zur Solidarisierung und Identifikation mit dem Täter statt mit den Opfern". Mit dieser Einschätzung ernetete ich in den Kommentaren allerlei Widerspruch, und zwar nicht – oder jedenfalls nicht vorrangig – von Lesern aus der Pfarrei St. Willehad. 


Platz 10: CMR Nr. 13 vom 20. Januar 2024 

Dieses Wochenbriefing beginnt mit der Feststellung, dass die Artikelserie sich insgesamt zunehmend dahingehend entwickle, die "Basisarbeit in Familie und Pfarrei" in den Mittelpunkt zu stellen; ich würde aber behaupten, mehr oder weniger war das von Anfang an so angelegt. Ein großes Thema des Artikels ist der erste von mir eigenständig konzipierte und geleitete Kinderwortgottesdienst; die Leserkommentare konzentrieren sich indes auf meine Kritik an einer Predigt im Rahmen einer Werktagsmesse in Heiligensee. Besonders gefreut habe ich mich in diesem Zusammenhang um diesen Kommentar von Stammleser Imrahil: 

"Um ein wenig auf das Motto dieses Blogs einzugehen, aber es stimmt halt auch: Der Heilige ist, solange in der Welt lebt, geistig in zumindest einem gewissen Sinn immer, in den kanonisierten Fällen aber sehr häufig auch erkennbar ein Punk; er gibt auf das alles einen Scheiß, auch wenn er das für gewöhnlich etwas feiner ausdrückt." 

*

Nach dieser Übersicht über die meistgelesenen und meistkommentierten Creative Minority Report-Folgen wären nun vielleicht auch noch ein paar Worte über einige Ausgaben dieser Reihe zu verlieren, von denen ich finde, sie seien bisher allzu wenig zur Kenntnis genommen worden. Da fasse ich mich aber kürzer. In CMR Nr. 14 vom 27. Januar 2024 geht es vorrangig um das ökumenische Gebetsevent "eins in Christus"; CMR Nr. 21 vom 16. März 2024 enthält wichtige Impulse für das Gartenprojekt in St. Stephanus sowie die Schilderung eines Konzerts des christlichen Kinderliedermachers Mike Müllerbauer, das den Anstoß zu der Projektidee "Kinder-Lobpreis-Disco" gab; CMR Nr. 2 vom 30. März 2024 schildert die Karwoche; in CMR Nr. 28 vom 4. Mai 2024 geht es um eine außergewöhnlich gelungene Wichtelgruppenstunde, einen Jugendgottesdienst mit Rentnerband sowie "Glanz und Elend der Erstkommunion"; zentrale Inhalte von CMR Nr. 36 vom 29. Juni 2024 sind eine kritische Bilanz der Wichtelgruppe sowie das Konzept für einen Kinderwortgottesdienst zur Auferweckung der Tochter des Jaïrus; im CMR Nr. 38 vom 13. Juli 2024 wird die Wichtel-Bilanz fortgesetzt. Im Übrigen finde ich natürlich alle meine Wochenbriefings lesenswert, sonst würde ich sie ja nicht schreiben. Also klickt euch gern einfach mal aufs Geratewohl durch! 

Nun aber mal zur neuen Wochenbriefing-Reihe, die am kommenden Samstag, dem Vorabend des 1. Advent, starten soll; dafür habe ich mir den folgenden Reihentitel ausgedacht (...Trommelwirbel...)

Die 3 K der Woche – 

– wobei die ersten beiden K für "Kinder" und "Kirche" stehen sollen. Seien wir ehrlich: Das sind jetzt schon, und schon seit geraumer Zeit, die wesentlichen Themenschwerpunkte meiner Wochenbriefings, und ich sehe keinen Grund, warum sich das in nächster Zeit ändern bzw. nicht noch weiter verfestigen sollte. Das dritte K soll idealerweise jede Woche für einen anderen Begriff stehen, und ich stelle mir vor, dass vor allem dieses wöchentlich wechselnde dritte K Raum schafft für Themen, die den Bereich des Selbsterlebten überschreiten. Schauen wir mal, wie sich dieser konzeptionelle Ansatz in der Praxis bewährt. 

Im Übrigen wird sich an der bisherigen Struktur der Wochenbriefings wahrscheinlich – vorläufig zumindest – gar nicht so sehr viel ändern. Auf jeden Fall erhalten bleiben werden die Rubriken "Geistlicher Impuls der Woche" und "Ohrwurm der Woche", auch der "Schwarze Gürtel in KiWoGo" wird zweifellos weiter eine Rolle spielen, und vermutlich auch noch weitere bewährte Rubrikenüberschriften. Hingegen gedenke ich in den nächsten Wochen mal auszuprobieren, die Rubrik "Was bisher geschah" in die einzelnen thematischen Abschnitte hinein "aufzulösen" und die Rubrik "Was ansteht" als "Vorschau / Ausblick" ans Ende der jeweiligen Ausgabe zu setzen. Alles Weitere muss und wird sich noch nach und nach herauskristallisieren... 

Auf jeden Fall hoffe ich, dass du, Leser, mir und meinen Wochenbriefings auch im neuen Kirchenjahr und unter dem neuen Reihentitel treu und gewogen bleibst; und dass du genauso gespannt bist wie ich, wie die Geschichte weitergeht. 

Wir lesen uns am Samstag!  


Dienstag, 26. November 2024

Hasch mich, ich bin die Zukunft

Vor längerer Zeit hatte ich mal in Aussicht gestellt, ich wollte etwas über den aktuellen Pfarrbrief der Pfarrei St. Klara Reinickendorf-Süd schreiben; nun kommt schon bald die nächste Ausgabe oder ist vielleicht sogar schon erschienen, also wird's wohl langsam Zeit, dass ich diese Ankündigung wahr mache. 

Dass ich diese Aufgabe so lange vor mir hergeschoben habe, hat allerdings wohl nicht unwesentlich damit zu tun, dass ich bei nochmaligem Durchblättern des Hefts festgestellt habe, dass da gar nicht besonders viel Interessantes drinsteht. Nicht dass das eine überraschende Erkenntnis wäre. Ich bin geneigt zu sagen, seit die Redaktionsmitglieder an einer Fortbildung teilgenommen und eine Leserbefragung durchgeführt haben, ist der Pfarrbrief noch banaler und nichtssagender geworden als vorher. Die praktisch einzige Ausnahme stellt ein Artikel über die Pfarreipatronin Klara von Assisi dar; den hat die Frau geschrieben, die mich mal zur moralischen Unterstützung zu einem Konfliktgespräch mit der Redaktion mitgenommen hat. Es ist, sofern ich nichts übersehen habe, der längste Text im Heft – und zugleich der einzige, der den Leser zu einer stärkeren Reaktion als einem bedächtigen Nicken herausfordert. Aber über diesen Artikel wollte ich hier und jetzt nicht schreiben – dazu komme ich vielleicht ein andermal. Ich wollte auf einen anderen Beitrag in diesem Pfarrbrief eingehen, der mir ins Auge gefallen ist: die Ankündigung einer "Zukunftswerkstatt", von der es hieß, sie solle am 14. September von 11-17 Uhr in St. Rita stattfinden. Das habe ich ja nun wohl verpasst. Ha ha. Als ob die mich da hätten mitmachen lassen, selbst wenn ich ernsthaft gewollt hätte. 

Aber schon allein die Bezeichnung "Zukunftswerkstatt" hat bei mir eine Fülle von Assoziationen und Erinnerungen ausgelöst; und, nicht zuletzt: Augenrollen. Einmal habe ich tatsächlich an einer Zukunftswerkstatt teilgenommen, Anfang 1996 beim Zivildienstlehrgang in Bad Oeynhausen; das hat sogar Spaß gemacht, wenn auch hauptsächlich deshalb, weil ich in einer Gruppe gelandet war, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, das Konzept der Zukunftswerkstatt zu "dekonstruieren", und Sätze auf das Metaplan-Flipboard schrieb wie "Der Mond ist Käse – Deutschland is(s)t Wurst". Mit dabei war, wie ich mich erinnere, der Leadgitarrist der Gruppe The Jinxs aus Hannover, von der ich mir später auch mal ein Konzert anhörte. Aber ich schweife ab. – Später im selben Jahr unterstützte ich im niedersächsischen Kommunalwahlkampf eine frisch gegründete Gruppe namens "Grüne Liste Zukunft Butjadingen", obwohl ich bei der Gründungsversammmung Einwände gegen den Namen erhob – mit dem Hinweis, "Zukunft" sei im politischen Diskurs "ein CDU-Wort". Diese Einschätzung stieß damals auf Unverständnis und würde es heute wahrscheinlich erst recht, obwohl: Das "Begehbare Parteiprogramm" der CDU im Bundestagswahlkampf 2017, auch genannt "FEDIDWGUGL-Haus", war ja im Grunde auch eine Art Zukunftswerkstatt. – Okay, so langsam nehmen die Abschweifungen aber echt überhand. 

Also mal zur Sache: Was ist eigentlich eine Zukunftswerkstatt? – Tante Wikipedia definiert sie als "eine von den Zukunftsforschern Robert Jungk, Rüdiger Lutz und Norbert R. Müllert begründete Methode, die Phantasie anzuregen, um mit neuen Ideen Lösungen für gesellschaftliche Probleme zu entwickeln", und als "eine Methode, die sich im Rahmen einer bestimmten Fragestellung um Ideensammlungen und Problemlösungen bemüht. Gemeinsam werden Zukunftsentwürfe, Ziele und Maßnahmen für Organisationen entwickelt", und zwar typischerweise in Stufen, die mit "Beschwerde/Kritik", "Phantasie/Utopie" und "Verwirklichung/Praxis" überschrieben sind. 

– Okay, und was habe ich nun dagegen? Na ja, an und für sich nix, außer dass ich gruppendynamische Psychospiele und "ritualisierte Gespräche" generell nicht mag; ich frage mich dann immer "Kann man nicht einfach ganz normal miteinander reden?", aber manch einer mag sowas ja brauchen. Ehrlich gesagt bin ich grundsätzlich schon skeptisch gegenüber pädagogischen Konzepten, die einen bestimmten Namen haben – das wirkt auf mich so sektenartig, auch wenn in der Praxis der Name oft das einzige ist, was von dem Konzept übrig bleibt. Womit ich sagen will: Ob das, was da am 14. September in St. Rita ablief, eine "echte" Zukunftswerkstatt nach Jungk et al. war oder sich nur so nannte, weil irgendjemand fand, das hätte vom Begriff her mehr Pepp als ein bloßer "Ideenaustausch", weiß ich nicht, und ich weiß auch nicht, was von beidem ich blöder fände. 

An dieser Stelle noch eine letzte Abschweifung – von der ich allerdings der Meinung bin, dass es gar keine ist: Als ich noch im Pfarrgemeinderat von Herz Jesu Tegel saß, kam der Pastoralausschuss, der die Fusion der Pfarreien des damaligen Pastoralen Raums Reinickendorf-Süd vorbereiten sollte, auf die glorreiche Idee, die einzelnen Gemeinden und "Orte kirchlichen Lebens" im Bereich der zukünftigen Großpfarrei eine "SWOT-Analyse" durchführen zu lassen. Nun ist eine SWOT-Analyse allerdings ein Werkzeug, das auf ein konkretes, klar definiertes und messbares Unternehmensziel ausgerichtet ist und, wenn man nicht zuvor ein solches Ziel definiert, gar nicht sinnvoll anwendbar ist; aber als ich darauf hinwies, stieß ich allseits auf taube Ohren. Nicht dass mich das überrascht hätte. Eine "Zukunftswerkstatt" ist in dieser Hinsicht erheblich flexibler; dennoch nennt der Pfarrbriefartikel, um den es mir hier geht, für die Zukunftswerkstatt in St. Rita sehr wohl eine Art strategische Zielvorgabe, nämlich: 

"Wir wollen uns zusammensetzen und überlegen, was uns in unserer Pfarrei fehlt, um für Jugendliche attraktiv zu sein, zu bleiben oder zu werden." 

Wie finde ich das, was halte ich davon? Erst einmal fällt auf, dass dieser Satz so formuliert ist, dass er sich um eine klare Aussage über den Ist-Zustand herumdrückt. Entweder die Pfarrei ist bereits attraktiv für Jugendliche, dann muss es darum gehen, dass sie es bleibt; oder sie ist es nicht, dann muss sie es werden. Beides gleichzeitig geht nicht. Aber ich habe noch einen viel gravierenderen Einwand, und der lautet: Dass die Pfarrei für Jugendliche attraktiv sein soll, greift als Zielvorgabe erheblich zu kurz – und zwar auf eine für das "post-volkskirchliche" Milieu leider sehr charakteristische Weise: Damit wird nämlich die Frage nach dem prinzipiellen Daseinszweck der Pfarrei ausgeklammert, bzw. die Frage, ob sie überhaupt einem anderen Zweck dient als dem, sich als institutionelle Struktur selbst zu erhalten. Das ist natürlich ein Thema, über das ich mir den Mund fusselig geredet bzw. die Finger wund geschrieben habe, als ich noch im Pfarrgemeinderat war. Wie ich damals formulierte, bin ich der Auffassung, der prinzipielle Daseinszweck einer Pfarrei sollte es sein, den Menschen in ihrem Einzugsbereich die Begegnung mit Jesus Christus in Wort und Sakrament zu ermöglichen. Sämtliche Aktivitäten der Pfarrei sollten auf dieses Ziel ausgerichtet sein. Natürlich ist die Jugendarbeit dabei ein ganz wichtiger Baustein, und natürlich kann man sagen, wenn die Pfarrei es nicht schafft, auf Jugendliche attraktiv zu wirken, dann kann sie sie Jugendlichen auch nicht zu Jesus führen. Das heißt aber: Ein Veranstaltungsangebot für Jugendliche, das auf diese attraktiv wirkt, ist nur ein Mittel und nicht der eigentliche Zweck. Und es ist stets fatal, wenn das, was eigentlich bloß ein Mittel sein sollte, unversehens zum Zweck wird. 

Übrigens heißt es in der Ankündigung der Zukunftswerkstatt auch, man wolle "gern konkrete Ziele festlegen und Ideen für Veranstaltungen sammeln". Was das angeht, könnte man den Eindruck haben, diese Zukunftswerkstatt habe bemerkenswert schnell zu sehr beachtlichen Ergebnissen geführt; denn als ich Ende September, gerade mal zwei Wochen nach diesem Zukunftswerkstatts-Termin, ausnahmsweise einmal in der zur Pfarrei St. Klara gehörenden Kirche St. Bernhard im Tegel-Süd in die Messe ging, fiel mir dort ein Flyer in die Hände, der für ein neues und dem ersten Eindruck nach recht umfangreiches Jugendprogramm der Pfarrei warb. Die Vorstellung, das wären tatsächlich schon Ergebnisse der Zukunftswerkstatt in dem Sinne, dass dieses neue Jugendarbeitskonzept im Laufe eines sechsstündigen Brainstormings ausgeheckt und daraufhin sofort "implementiert" wurde (wie das im Apparatschik-Sprech so unschön heißt), halte ich indes für äußerst unrealistisch. Eher könnte ich mir vorstellen, dass die Leute vom Jugendausschuss des Pfarreirates, oder wer sonst dafür verantwortlich ist, dieses Konzept fertig zu der von ihnen selbst anberaumten Zukunftswerkstatt mitgebracht haben, um es dort wie ein Kaninchen aus dem Hut zu zaubern. Was natürlich eigentlich die Frage "Was soll das?" nahelegen müsste, aber ich schätze, das ist eine Frage, die man sich in der Gremienarbeit ziemlich bald abgewöhnt. 

Dem besagten Flyer war unter anderem auch zu entnehmen, dass die Pfarrei St. Klara inzwischen wirklich einen Instagram-Account hat; im Gespräch war das schon vor gut drei Jahren gewesen, allerdings war das Projekt damals im Sande verlaufen, weil allzu viele Leute innerhalb der Pfarrei allzu fest mit beiden Füßen auf der Bremse standen. Wie genau es dazu gekommen ist, dass es nun doch einen solchen Account gibt – der, wie es scheint, seit Mitte August des laufenden Jahres aktiv ist –, weiß ich natürlich nicht, aber man muss immerhin zugeben, dass dieser Instagram-Auftritt sich im Rahmen dessen, was die Verantwortlichen der Pfarrei sich vermutlich davon versprechen oder erhoffen, ganz gut entwickelt. Als ich Ende September erstmals draufguckte, hatte der Account 49 Follower, inzwischen sind es immerhin schon 94. Auch die graphische Gestaltung der Beiträge kann sich durchaus sehen lassen. Inhaltlich ist es indes nicht viel mehr als ein Terminkalender. Man könnte sagen: Der Account informiert darüber, was in der Pfarrei so alles los ist, aber er kann denen, die sich dafür nicht schon von sich aus interessieren, nicht erklären, warum sie sich dafür interessieren sollten. – Anders gesagt, diesem Instagram-Auftritt fehlt es an einer Vision, die über die rein institutionelle Gestalt der Pfarrei hinauswiese. Das ist nicht besonders überraschend, da dasselbe ja, wie bereits festgestellt, auch insgesamt für diese Pfarrei (und sicherlich nicht nur diese) gilt; schade ist das aber deshalb, weil der junge Mann, der die Idee eines Instagram-Accounts für die Pfarrei ursprünglich ins Gespräch gebracht hat, sehr wohl eine Vision damit verband, von der nun allerdings so gut wie nichts übrig geblieben ist. Ich schätze, man kann das als ein Paradebeispiel dafür betrachten, wie Innovation in handelsüblichen volkskirchlichen Pfarreien funktioniert bzw. gerade nicht funktioniert: 

1. Schritt: Jemand – in der Regel ein "Außenseiter" innerhalb der Pfarrei – hat eine innovative Idee, die er mit Kreativität und Enthusiasmus vertritt. 

2. Schritt: Die Entscheidungsträger der Pfarrei wissen erst mal nicht so richtig, was sie von der Idee halten sollen, also wird zunächst mal ein Arbeitskreis gegründet. 

3. Schritt: In diesem Arbeitskreis sitzen neben dem eigentlichen Initiator und güngstigstenfalls noch ein, zwei Leuten, die seine Vision teilen und/oder sich von seinem Enthusiasmus mitreißen lassen, auch Leute, die nur halbherzig hinter dem Projekt stehen oder nicht so richtig verstehen, was das Ganze eigentlich werden soll. Das führt dazu, dass die ursprüngliche Vision im Zuge der Tätigkeit des Arbeitskreises verwässert, verflacht und verzerrt wird. 

4. Schritt: Die Gremien und/oder die hauptamtlichen Mitarbeiter der Pfarrei haben auch gegen die verwässerte Version des Projekts noch Einwände und/oder bringen Änderungswünsche vor, durch die das Projekt sich noch weiter von der ursprünglichen Vision entfernt. 

5. Schritt: Das Projekt wird mehrmals zwischen dem Arbeitskreis und den Gremien der Pfarrei hin- und hergereicht und dabei immer weiter verstümmelt, bis das Ganze schließlich im Sande verläuft. 

6. Schritt: Einige Zeit später kommt einigen Leuten – in der Regel denselben, die dem Projekt bisher nur Steine in den Weg gelegt hatten – plötzlich die Erkenntnis, dass das ja doch eine ganz gute Idee war, und nun versuchen sie sie ohne den ursprünglichen Initiator zu verwirklichen, der sich inzwischen ohnehin frustriert zurückgezogen hat. 

7. Schritt: Da der Schwung und der Enthusiasmus der ursprünglichen Vision im vorangegangenen Prozess restlos aufgebraucht worden ist und das Projekt nun zudem in den Händen von Leuten liegt, die im Grunde nichts davon verstehen, kommt dabei einigermaßen zwangsläufig etwas ziemlich Lahmes und Uninteressantes heraus, trotzdem beglückwünschen sich die Verantwortlichen der Pfarrei zu der gelungenen Innovation. 

Aber noch einmal zurück zum konkreten Fall dieses Instagram-Auftritts: Mit Blick auf generationsspezifisches Mediennutzungsverhalten ist es wohl einigermaßen konsequent, dass die Beiträge einen spürbaren Schwerpunkt auf die Jugendarbeit der Pfarrei legen, und damit kann ich hier thematisch den Bogen schließen. Am 5. November erschien auf Instagram nämlich ein Beitrag über "Die neue 'Jugend-Reihe' und was dahinter steckt"; darin erfährt man so allerlei über die konzeptionelle Ausrichtung der auch auf dem weiter oben angesprochenen Flyer aufgeführten Veranstaltungsangebote für Jugendliche. Zum Teil liest sich das durchaus vielversprechend; so heißt es es unter "Jugend kocht"

"Zum Jugend-kocht werden wir immer ein Motto festlegen, Rezepte vorbereiten, einkaufen, gemeinsam kochen und natürlich gemeinsam essen. Anschließend ist immer noch genug Zeit für einen gemütlichen Abend im Jugendraum." 

Und unter "Jugend reist"

"Wir fahren weg, mal weiter weg, mal bleiben wir auch in der Umgebung von Berlin-Brandenburg, aber immer bleiben wir zumindest für 2‐7 Nächte verreist. Zeit mal nur mit Leuten im gleichen Alter verbringen, ohne Eltern, mit Lagerfeuer, Gitarre, singen, spielen, schwimmen gehen, Fahrrad fahren..." 

Das Veranstaltungsformat "Jugend kreativ" finde ich persönlich nicht so attraktiv, aber ich bin ja sowieso nicht die Zielgruppe – also, wer's mag...: 

"Basteln ist nicht nur was für Kleinkinder, auch als Jugendliche/r, sogar als Erwachsene/r möchte man vielleicht mal kreativ sein, mit Acryl-Malerei Postkarten herstellen, Leinwände bemalen, Perlenschmuck herstellen, einen Lebensbaum oder Adventsgestecke basteln. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt." 

Und dann gibt's auch noch "Jugend allein zu Haus", und abgesehen von dem durchaus nicht unwitzigen Titel liest sich das Konzept dazu ziemlich genau so, wie man "Jugendarbeit" in "post-volkskirchlichen" Gemeinden so vorstellt

"Das werden unsere gemütlichen Abende sein, Spielenachmittage, DVDs gucken, Pizza machen, Kickern oder auch mal ein Videospiel oder Karaoke." 

Den einen oder anderen meiner Leser wird es wahrscheinlich freuen, dass ich gegenüber "rein geselligen" Veranstaltungen in kirchlichem Rahmen nicht mehr ganz so streng eingestellt bin wie "früher mal". Gerade im Jugendbereich – aber auch nicht nur dort – haben Veranstaltungen, die darauf setzen, das Gemeinschaftsgefühl dadurch zu stärken, dass man gemeinsam Dinge tut, die den Gruppenmitgliedern Spaß machen, durchaus ihren Sinn und Wert; und sei es nur der, zu verhindern, dass bei den Jugendlichen der Eindruck entsteht, Spaß haben könnten sie nur außerhalb der Kirchengemeinde. Der Vorteil, den es hat, die Jugendlichen in ihrem Freizeitverhalten an die Kirchengemeinde zu binden, relativiert sich natürlich stark, wenn – wie es geradezu der "post-volkskirchliche" Normalfall zu sein scheint – die Gemeinde sich nicht mehr vorrangig als Glaubensgemeinschaft versteht. Diesen Punkt gälte es wohl mal an anderer Stelle zu vertiefen; halten wir indes fest, dass das neue Jugendprogramm der Pfarrei St. Klara – was dem gedruckten Flyer nicht zu entnehmen war – durchaus auch ein Format "Jugend glaubt" gibt. Dieses wird in dem Instagram-Beitrag wie folgt beschrieben: 

"Manchmal wird es auch thematisch, innehalten, in sich selbst spüren, zu einem besonderen Event wie Nightfever gehen, einen eigenen Gottesdienst vorbereiten, Taizé Lieder singen, sich ein Worship-Konzert anschauen oder sich mal auf die Spuren der Bibel begeben." 

Na toll. 

– Ja, ich gebe zu, ein differenzierteres und begründeteres Urteil als "Na toll" wäre wünschenswert, aber das wäre ggf. Stoff für einen Folgeartikel. Da wäre dann wohl auch näher auf das Format "Jugend aktiv unterwegs" einzugehen, über das es in dem Instagram-Beitrag heißt: 

"Dieser Baustein bietet sehr viele Möglichkeiten. Von der Teilnahme an der 72h-Aktion des BDKJ, über sportlich aktiv sein, Billard oder Bowling spielen gehen, bei den Sternsingern unterstützen, tanzen gehen oder Stadtpilgern – eben einfach aktiv sein." 

Bei aller (bisher größtenteils nur angedeuteten) Kritik ist immerhin festzustellen, dass die für dem Aufgabenbereich Jugendarbeit zuständigen Leute in der Pfarrei St. Klara sich eine Menge vorgenommen haben, und diese ambitionierte Herangehensweise nötigt mir ja durchaus Respekt ab. Das entscheidende Wort lautet hier allerdings "vorgenommen": Was tatsächlich daraus wird, bleibt noch abzuwarten. Unter den Terminen, die auf dem mir in Papierform vorliegenden Flyer aufgeführt sind, sind nur zwei, die von heute aus gesehen bereits in der Vergangenheit liegen: ein "Jugendtag" in St. Rita am 12. Oktober, dessen Programm ein Tischtennisturnier und eine Jugendmesse umfasste, und "Jugend kocht italienisch", ebenfalls in St. Rita, am 9. November. Weiterhin angekündigt sind für das laufende Jahr noch eine "Jugend allein zu Haus"-Adventsfeier am 7. Dezember sowie eine Silvesterfeier im Anschluss an einen Jahresabschlussgottesdienst am 31. Dezember; die nächste "Jugend allein zu Haus"-Veranstaltung soll am 25. Januar stattfinden, das nächste "Jugend kocht"-Event am 22. Februar, alles übrigens in St. Rita. "Jugend reist" ist erstmals für den 30.4.-04.05. geplant; eine aktualisierte Version des Flyers, die am 12. November auf Instagram veröffentlicht wurde, führt für den 23. März einen "Jugend-aktiv-zu Haus"-Termin mit "Billard & Co." im Jugendheim von St. Marien Reinickendorf auf. Bei solchen zeitlichen Abständen zwischen den einzelnen Terminen sieht das neue Jugendprogramm der Pfarrei schon gar nicht mehr sooo üppig aus; ehrlich gesagt frage ich mich sogar, ob ein derart weitmaschiges Programm überhaupt geeignet ist, eine stabile Gruppe aufzubauen, die ein Gefühl von Zugehörigkeit und Identität vermittelt. Oder ist das vielleicht gar nicht gewollt? Okay, es gibt durchaus auch noch andere Angebote für Jugendliche in der Pfarrei, zum Beispiel einen "Jugendclub" in St. Marien Reinickendorf, der sich ebenfalls einmal im Monat trifft. Aber gerade bei einem Format wie "Jugend allein zu Haus", dessen Konzept ja im Wesentlichen auf "zusammen abhängen" hinausläuft, frage ich mich, warum man das nicht jede Woche (oder mehrmals pro Woche) anbietet. Okay, ich ahne die Antwort: Die Jugendlichen haben schließlich auch noch was anderes zu tun. Da sind wir wieder bei meinem pet peeve-Thema "entfremdete Kirchlichkeit". So sehr das neue Jugendprogramm der Pfarrei St. Klara den Anschein von Ambitioniertheit erweckt, so wenig trauen die Verantwortlichen ihrem Angebot in Wirklichkeit zu, attraktiver zu sein als andere, nicht-kirchliche Angebote. Was möglicherweise (zumindest zum Teil) daran liegt, dass sie den Jugendlichen tatsächlich nichts anzubieten haben, was sie nicht auch woanders, und dort wahrscheinlich besser, vorfinden könnten. Damit bin ich jetzt schon mittendrin in dem, was eigentlich das Thema des oben angedachten Folgeartikels sein sollte, und deshalb höre ich hier und jetzt erst mal auf. Ich werde mich aber auf jeden Fall bemühen, die weitere Entwicklung im Auge zu behalten. 


P.S.: Erst nachdem ich die erste Fassung dieses Artikels auf Patreon veröffentlicht hatte, las ich auf dem Instagram-Account der Pfarrei St. Klara die Ankündigung einer neuen Serie:  "Impulse". Nachdem ich die erste Folge dieser Serie – einen Impuls zum Hochfest Christkönig – gesehen und gehört habe, muss ich sagen, ich wünschte, sie hätten das gelassen. Aber auch darauf wird wohl bei späterer Gelegenheit zurückzukommen sein. 


Samstag, 23. November 2024

Creative Minority Report Nr. 52

Saludos, Compañeros! Es kommt mir so vor, als wäre es noch gar nicht so lange her, dass ich die Wochenbriefing-Reihe "Ansichten aus Wolkenkuckucksheim" mit Folge 52 abschloss und eine neue Reihe, nämlich eben den "Creative Minority Report", aus der Taufe hob; und eh' man sich's versieht, hat nun auch diese "neue" Reihe 52 Folgen erreicht und es wird Zeit für eine noch neuere. – Zur Gesamtbilanz des Creative Minority Report und zur Vorstellung des Nachfolgeformats habe ich bereits einen separaten Blogartikel in Vorbereitung; jetzt geht's hier aber erst mal um die Themen der zurückliegenden Woche, und da gibt's wieder jede Menge zu berichten. Dann mal los! 


Was bisher geschah 

Der vergangene Samstag verlief im Vergleich zu dem davor recht entspannt – auch deshalb, weil es sozusagen einen "außerplanmäßigen Omatag" gab: Nachdem wir ausgeschlafen und in Ruhe gefrühstückt hatten, holten meine Schwiegermütter die Kinder ab, gingen mit ihnen erst ins Kino, dann Eis essen und schließlich am See spazieren, sodass meine Liebste und ich mal ein bisschen "Zeit für uns" hatten. Am späteren Nachmittag gingen wir dann noch mit den Kindern in ein neu eröffnetes Familiencafé – dazu weiter unten mehr. Ein Thema, das einen eigenen Abschnitt verdient, ist natürlich auch der Kinderwortgottesdienst in St. Joseph Siemensstadt am Sonntag (s.u. "Schwarzer Gürtel in KiWoGo"); von den Dingen, die ich mir für die Schul- und Arbeitswoche vorgenommen hatte, schaffte ich indes nicht mal die Hälfte: Die Entscheidung, ob ich am Dienstagabend zur Gemeinderatssitzung in St. Joseph Siemensstadt gehen sollte oder nicht, nahm mir effektiv das Wetter ab, denn das war so, dass man keinen Fuß vor die Tür setzen mochte, wenn es nicht absolut notwendig war. Dass ich es am Mittwoch nicht zum Red Nose Day – pardon, ich meine Red Wednesday – schaffte, lag hingegen nicht am Wetter, sondern, wie ich schon geahnt hatte, daran, dass ich an diesem Mittwoch auch so schon mehr als genug um die Ohren hatte. Daraus folgt indes auch, dass es über diesen Mittwoch auch ohne die Teilnahme an der Red Wednesday-Andacht in St. Stephanus Haselhorst mehr als genug Blogrelevantes zu berichten gibt; sogar so viel, dass ich Teile davon wohl aus diesem Wochenbriefing werde auslagern müssen. Zudem motivierte mich der Umstand, dass ich es weder zur Gemeinderatssitzung noch zur Red Wednesday-Andacht geschafft hatte, dazu, wenigstens den Pressetermin in der Hedwigskathedrale am Donnerstag wahrzunehmen, was ich sonst möglicherweise unterlassen hätte. – Insgesamt ließe sich mit Blick auf die Wiedereröffnung der durchgreifend umgestalteten Kathedrale zweifellos Vieles sagen, was hier und jetzt jedoch den Rahmen sprengen würde; ich behalte mir daher vor, bei späterer Gelegenheit auf dieses Thema zurückzukommen. Vorläufig möchte ich nur festhalten, dass es mir Spaß machte, mit meinem gut dreieinhalbjährigen Junior bei diesem Pressetermin zu erscheinen, und der Knabe fand's auch ausgesprochen spannend, dabei zu sein. Wie ich unlängst schon mal schrieb, ist es meine feste Überzeugung, dass man Kinder fast überallhin mitnehmen kann ("und sofern es doch Orte oder Ereignisse gibt, wo man Bedenken hätte, ein Kind dorthin mitzunehmen, sollte man sich vielleicht lieber mal überlegen, ob man selber wirklich da hinwill"); und bisher habe ich mit dieser Einstellung überwiegend gute Erfahrungen gemacht, auch was die Reaktionen anderer Erwachsener angeht. Wer sich auf jeden Fall sichtlich über das Wiedersehen mit meinem Sohn freute, war Erzbischof Koch. Der Architekt Peter Sichau merkte an, die Ähnlichkeit zwischen mir und meinem Sohn sei unverkennbar, worauf ich erwiderte: "Das ist auch gut so – dann denkt niemand, ich hätte ihn geklaut." – Ach ja, und ein paar Fotos möchte ich euch auch nicht vorenthalten, Leser: 

Ein Blick hinauf zur Kuppel 
Das Taufbecken in der Krypta 

Am Freitag waren der Jüngste und ich dann mal wieder bei der "Rumpelberggruppe", und da machte ich am Rande ein paar Beobachtungen, auf die ich eigentlich gern ausführlicher eingehen würde, als es im Rahmen dieses Wochenbriefings möglich ist. Die mentalen Notizen, die ich mir dazu gemacht habe, möchte ich aber doch schon mal festhalten (unter "Mentale Notizen vom Rumpelberg"), in der Hoffnung, dass ich mal dazu komme, diese Themen an anderer Stelle zu vertiefen. – Nachdem die Rumpelberggruppe zu Ende war, besuchte ich mit dem Jüngsten noch die Tegeler Pfarrkirche Herz Jesu, um ein paar Kerzen anzuzünden und ein paar Gebete zu sprechen. Bei der Gelegenheit sahen wir auch bei "unserem" Büchertauschregal nach dem Rechten; ich fand dort ein Buch, das ich im Interesse des Gemeinwohls kurzerhand zu entsorgen beschloss ("Von wegen Liebe! – Überraschendes für wache Geister" von Osho, formerly known as Bhagwan), andererseits aber auch eins, dass ich mir mit nach Hause nahm: einen Auswahlband mit Kurztexten von Madeleine Delbrêl. Diesem Bändchen habe ich dann auch prompt den "Geistlichen Impuls der Woche" für dieses Wochenbriefing entnommen, und es wird vermutlich nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich mich für diese Rubrik aus dieser Quelle bediene. 


Was ansteht 

Wenn dieser Artikel online geht, ist die erste Krippenspiel-Probe in St. Stephanus Haselhorst schon vorbei, aber ob wir da waren und wie's gelaufen ist, erfahrt ihr erst im nächsten Wochenbriefing, Freunde. Morgen ist Christkönig und außerdem die feierliche Wiedereröffnung der Hedwigskathedrale, andererseits aber auch "Familientag" in St. Stephanus Haselhorst, und ich gehe stark davon aus, dass wir eher dorthin gehen werden. – Am Mittwoch gibt es einen besonderen Grund, weshalb ich es keinesfalls versäumen will, mit dem Jüngsten in St. Marien Maternitas zur Messe zu gehen: Beim anschließenden Frühstück feiert die alte Dame, die sich mal bei Pater Mephisto über uns beschwert hat, den Knaben inzwischen aber doch unverkennbar ins Herz geschlossen hat, ihren 96. Geburtstag. "Es könnte der letzte sein", hat sie erklärt, und darum wolle sie es so richtig krachen lassen, mit Sekt und allen Schikanen. Da müssen wir dabei sein! Übrigens wird auch ihr Sohn, der Priester im Erzbistum München und Freising ist, zu Besuch kommen und die Messe zelebrieren. – Am nächsten Samstag platzt der Terminkalender dann mal wieder aus allen Nähten: Erstens ist Adventsmarkt in der Gemeinde auf dem Weg, und unser Jüngster hat bereits mehrfach nachdrücklich betont, dass er da hinwill. Direkt im Anschluss müssten wir dann zur nächsten Krippenspielprobe, und am Abend ist auch noch Community Networking Night im Baumhaus... Na, schauen wir mal. 


Ein neues Familiencafé in Tegel 

Schon seit Jahren spricht meine Liebste immer wieder davon, dass in Tegel ein Eltern-Kind-Café fehlt, ein Lokal mit angeschlossenem Spiel- und Tobebereich für die lieben Kleinen, oder wenn man so will, eine Kombination aus Café und Indoor-Spielplatz. Zuweilen hat sie sogar schon davon getagträumt, selbst so etwas zu eröffnen, wenn sie von irgendwoher das nötige Startkapital bekäme; leerstehende Ladenlokale, die dafür geeignet wären, gibt es hier durchaus hin und wieder. Nun hat aber an einer Stelle, an der zumindest ich das eher nicht erwartet hätte – zwischen einem Laden für Druckerpatronen und einem Herrenfriseur bzw. Barbershoptatsächlich ein Eltern-Kind-Café aufgemacht, und natürlich mussten wir uns das gleich am Eröffnungstag mal ansehen. Der erste Eindruck war ausgesprochen positiv: Hübsche Einrichtung, sehr freundliches Personal, leckere Torte – und die Kinder stürzten sich sogleich mit Begeisterung auf den Spiel- und Kletterbereich. Übrigens war das Lokal sehr voll, aber es war einigermaßen absehbar, dass das werktags, und insbesondere vormittags, anders aussehen würde. 

Am Dienstag gab's den ersten Schnee, was normalerweise, besonders wenn man Kinder hat, ein freudiges Ereignis ist; aber dieser Schnee kam leider in Gestalt eines hartnäckigen und sehr nasskalten Schneeregens daher, der es mir, nachdem ich zusammen mit dem Jüngsten das Tochterkind zur Schule gebracht hatte, schnell und gründlich verleidete, mich draußen aufzuhalten. Eigentlich wäre ich gern mit dem Knaben nach St. Joseph Tegel spaziert, um eine "Beten mit Musik"-Andacht abzuhalten, aber ungefähr auf halbem Wege gab ich dieses Vorhaben auf und steuerte lieber das Kindercafé an. 

Dort war inzwischen ein neues Preisregime installiert worden – das jedenfalls, soweit ich es mitbekommen hatte, am Eröffnungstag noch nicht in Kraft gewesen war: Unabhängig davon, was man an Speisen und Getränken konsumiert, muss man nun schon für den reinen Aufenthalt bezahlen, und zwar stundenweise. Verstehen kann man das, schließlich handelt es sich um ein kommerzielles Unternehmen und nicht um eine gemeinnützige Einrichtung; und wie man hört, liegt ein wesentlicher Grund dafür, dass viele Kindercafés ständig nah an der Pleite entlangsegeln, darin, dass viele Eltern, während sie ihre Kinder dort spielen lassen, stundenlang an nur einem Getränk sitzen, sodass die Auslastung des Lokals in keinem sinnvollen Verhältnis zum Umsatz steht. Im Café Lilelo hat man das (vorläufig) so gelöst, dass es für die erste Stunde des Aufenthalts für einen Erwachsenen und ein Kind einen Pauschalpreis gibt, in dem ein Heißgetränk, ein Saft und ein Donut inklusive ist. Für jede weitere Stunde des Aufenthalts muss man dann einen Aufpreis pro Kind zahlen, in dem keine weiteren Leistungen enthalten sind. – Wie finde ich das? Nun ja: Natürlich wünsche ich diesem Unternehmen, dass es wirtschaftlich erfolgreich ist. Und den Pauschalpreis für die erste Stunde fand ich vom Preis-Leistungs-Verhältnis her okay. Insgesamt verbrachten wir aber gut zweieinhalb Stunden dort (was ja recht deutlich zeigt, wie gut es dem Knaben gefallen hat), und wahrscheinlich hätte ich in dieser Zeit mehr getrunken und vielleicht sogar etwas gegessen, wenn ich nicht sowieso schon für den reinen Aufenthalt hätte zahlen müssen. So oder so denke ich, dass ich mir einen solchen mehrstündigen Aufenthalt in diesem Lokal nach Lage der Dinge wohl nicht öfter als einmal pro Woche leisten würde, vielleicht auch nur zwei- bis dreimal im Monat. Aber bei diesem unerbittlichen Schneeregen war ich doch sehr froh, diese Möglichkeit zu haben. 

Ein Blick in den Spiel- und Tobebereich 

Schwarzer Gürtel in KiWoGo 

Die Vorbereitungen für den Kinderwortgottesdienst zum 33. Sonntag im Jahreskreis beschäftigten mich noch bis zum Samstagabend, denn ich hatte die Aufgabe übernommen, eine kindgerecht formulierte Nacherzählung der Evangelien-Perikope Markus 13,24-32 ausfindig zu machen oder gegebenenfalls selbst zu verfassen. Wie ich fast schon vermutet hatte, war diese Bibelstelle in keiner der Kinderbibeln, die wir zu Hause haben, enthalten, also erstellte ich auf der Basis der Einheitsübersetzung eine leicht gekürzte und vereinfachte Textfassung und fügte eine, wie ich hoffte, kindgerechte Einleitung hinzu, die wie folgt lautete: 

"Wie ihr wisst, fängt bald die Adventszeit an, und dann ist es nicht mehr lange bis Weihnachten. Und in den Gottesdiensten in den letzten Wochen vor dem Advent geht es immer darum, was Jesus seinen Jüngern über das Ende der Welt erzählt hat. Dass unsere Welt irgendwann einmal zu Ende geht, ist etwas, worüber wir vielleicht nicht gern nachdenken, aber wenn wir hören, was Jesus dazu sagt, dann merken wir: 'Ende der Welt' bedeutet nicht, dass dann alles einfach vorbei ist, sondern es bedeutet, dass etwas Neues beginnt. Und dieses Neue beginnt damit, dass Jesus wiederkommt." 

Am Sonntag ging ich extra früh los zur Kirche; Frau und Kinder nahmen einen Bus später, waren damit aber immer noch früher da als meine Teamkollegen und halfen daher beim Aufbau. Die Messe hielt übrigens der Krankenhausseelsorger, und schon bevor es losging, hatte ich den Eindruck, dass ganz schön viele Kinder in der Kirche waren. Tatsächlich fanden sich dann ganze 20 Kinder zum KiWoGo ein. Ich durfte die Katechese mit meiner selbst verfassten Einleitung und Evangeliums-Bearbeitung eröffnen, und zum Abschluss steuerte ich – nach dem Vorbild des JAM – ein spontan und frei formuliertes Gebet bei, das die Kerngedanken des vorangegangenen Katechesegesprächs aufgriff und zusammenfasste. Ich glaube, das gelang mir ganz gut, obwohl freies Gebet nicht gerade meine starke Seite ist; man wächst eben mit seinen Herausforderungen... Den Mittelteil des KiWoGo bestritten weitestgehend die Teamkollegen, zum Teil im Dialog mit den Kindern, die bemerkenswert engagiert bei der Sache waren. Anlässlich der Frage "Was erwartet uns nach dem Tod?" erzählte ein Junge, sein Opa sei kürzlich gestorben, und über Weihnachten komme die nun verwitwete Oma zu Besuch, um an den Feiertagen nicht allein zu sein. Bei einem anderen Kind war unlängst eine Tante gestorben. Ich würde sagen, hier sieht man, dass es ein Fehler ist, zu glauben, man könnte oder müsste Kindern die Auseinandersetzung mit dem Tod ersparen: Das Leben erspart ihnen diese Auseinandersetzung nämlich auch nicht. 

Kurz und gut, vom Ergebnis her darf man diesen Kinderwortgottesdienst wohl als ausgesprochen gelungen betrachten, und es hat offensichtlich auch nichts geschadet, dass er sehr "wortlastig" war (das einzige Visualisierungselement bestand aus einem herbstlich gefärbten Laubblatt und einem knospenden Zweig, die zusammen Ende und Neubeginn, oder wenn man so will, Tod und Auferstehung symbolisieren sollten). Erinnern wir uns aber daran, dass ich erst kürzlich betont habe, mir sei Methodenvielfalt bei den Kinderwortgottesdiensten wichtig; daher wünsche ich mir fürs nächste Mal dann doch wieder ein Konzept, das stärker darauf ausgerichtet ist, alle Sinne anzusprechen. Schauen wir mal, was uns da so einfällt. 

Der knospende Zweig kommt vor dem Hintergrund des Teppichmusters leider nicht optimal zur Geltung.

Immer wieder mittwochs 

Als ich am Mittwochmorgen aufstand, war ich noch zuversichtlich, dass dieser Tag im Zeichen des "Red Wednesday", des Aktionstags des Hilfswerks "Kirche in Not" für verfolgte Christen in aller Welt, stehen würde. Der erste Programmpunkt, nachdem ich zusammen mit dem Jüngsten das Tochterkind zur Schule gebracht hatte, bestand natürlich im Besuch der Heiligen Messe in St. Marien Maternitas; und obwohl ich wusste, dass sich am "Red Wednesday" nur eine Handvoll Kirchen in Berlin beteiligte, war ich doch einigermaßen neugierig, ob das Thema in irgendeiner Form, sei es in einer Fürbitte oder in einer Randbemerkung im Begrüßungsimpuls, auch hier präsent sein würde. Ich merkte daher auf, als ich sah, dass der Wochenplan der Pfarrei an diesem Mittwoch einen Ökumenischen Gottesdienst in der Baptistengemeinde Alt-Reinickendorf aufführte. Die zusammen mit dem Wochenplan ausgehängten Vermeldungen belehrten mich indes darüber, dass es sich um einen Gottesdienst zum Buß- und Bettag handelte. Lame. 

Ziemlich genau gleichzeitig mit uns kam der Pfarrer mit seinem Fahrrad bei der Kirche an, womit schon mal klar war, wer die Messe halten würde. Und offenbar hatte er mal wieder was Komisches gefrühstückt. Nachdem ich erst kürzlich seine am selben Ort gefeierte Messe zum Fest der Hl. Hedwig und nicht lange davor seinen Themengottesdienst "Luftpumpe – Wärmepumpe – Heiliger Geist" auseinandergepflückt habe, ist es mir fast schon so peinlich, wie es eigentlich ihm sein sollte, dass er es schon wieder nicht hinkriegte, sein Ego gewissermaßen unter dem Messgewand verschwinden zu lassen. Meinerseits den Mantel des Schweigens darüber breiten kann ich aber auch nicht, denn dazu hängt das, was am Ablauf dieser Messfeier skurril und peinlich war, allzu eng mit dem zusammen, was an ihr – und dem Tischgespräch beim anschließenden Gemeindefrühstück – sozusagen "positiv interessant" war. 

Dass der Pfarrer die Gemeinde einmal mehr sehr ostentativ mit wenig bekannten Liedern traktierte (und sich dabei darauf berief, der Erzbischof habe bei der jüngsten Jahreskonferenz der Geistlichen dazu aufgerufen, "die Schätze des neuen Gotteslobes immer mehr [zu] entdecken"), sei nur am Rande erwähnt; fassen wir lieber mal ins Auge, was er in seinem Begrüßungsimpuls über die Sieben Sendschreiben an die Gemeinden in Kleinasien im 2. und 3. Kapitel der Offenbarung des Johannes sagte. Was der Engel da den Gemeinden ausrichten lasse, so meinte er, sei "so eine Art Visitation, die wir ja auch gerade hatten – dass der Bischof hier gewesen ist, um mal zu gucken, was läuft bei uns, was ist vielleicht schon gut, was ist noch ausbaufähig". Er fügte hinzu, in gewissem Sinne sei "jeder Gottesdienst" eine "Einladung [...], immer mal wieder zu gucken: Was ist denn schon gut – und da finden wir hoffentlich sicherlich vieles Gutes –, und wo ist noch ein bisschen Handlungs- und Klärungsbedarf." 

Das Tragikomische an diesem Begrüßungsimpuls war nun allerdings, dass der Pfarrer dabei offenkundig davon ausging, dass die Sieben Sendschreiben in der 1. Lesung vom Tag vorkämen, und entsprechend irritiert reagierte, als die Lektorin stattdessen Offenbarung 4,1-11 – die Huldigung vor dem Thron Gottes – vortrug. Nach den ersten zwei Versen unterbrach er sie, um zu überprüfen, ob das Lektionar an der richtigen Stelle aufgeschlagen war – woraufhin sich zeigte, dass er sich bei der Vorbereitung der Messe im Wochentag geirrt und seinen Begrüßungsimpuls auf der 1. Lesung vom Dienstag (Offenbarung 3,1-6.14-22) aufgebaut hatte. Nach einigem Hin und Her machte die Lektorin den Vorschlag zur Güte, sie könne ja die Lesung von Dienstag vortragen; der Pfarrer stimmte diesem Vorschlag mit dem gemurmelten Argument "Am Dienstag war hier ja keine Messe" zu. 

Bemerkenswert fand ich an dieser Lesung nun allerdings, dass darin von den Sieben Sendschreiben ausschließlich und ausgerechnet diejenigen an die Gemeinden in Sardes und Laodizea vorkamen – die beiden Gemeinden, die am strengsten beurteilt werden, man könnte auch sagen: die einzigen beiden der sieben Gemeinden, für die der Engel nur Tadel und kein Lob hat. Vor diesem Hintergrund fand ich es dann doch recht schwach, dass der Pfarrer in seinem Begrüßungsimpuls meinte, ein Sendschreiben "an die Gemeinde in Heiligensee" könne etwa lauten "Ihr seid ja schon ganz anständig, aber das eine oder andere fehlt vielleicht noch und kann noch ausgebaut werden". (Ich möchte an dieser Stelle daran erinnern, dass ich vor Monaten mal die These formuliert habe, Heiligensee sei gewissermaßen das Laodizea von Reinickendorf.) Ich würde sagen, daran sieht man, dass der Pfarrer die Gemeinde zwar gern mal mit kleinlichen Sticheleien provoziert, es aber nicht wagt, ernsthafte Kritik an ihr zu üben. Was wohl in erster Linie daran liegt, dass er selber "lau, weder heiß noch kalt" ist. 

Das Evangelium nahm der Pfarrer übrigens ebenfalls vom Dienstag: Lukas 19,1-10, die Begegnung Jesu mit dem Zöllner Zachäus. Eigentlich dran gewesen wäre Lukas 19,11-28, die "härtere" und darum wohl weniger beliebte Version des Gleichnisses von den anvertrauten Talenten; und irgendwie hatte ich mir vorgestellt, mittels derjenigen Passagen, die daran "lukanisches Sondergut" sind – über den Mann, der in einem fernen Land die Königswürde erlangen wollte, "Seine Bürger jedoch hassten ihn und schickten eine Gesandtschaft hinter ihm her und ließen sagen: Wir wollen nicht, dass dieser Mann über uns König wird" (V. 14) – ließe sich irgendwie ein Bezug zum Red Wednesday herstellen. Das fiel ja nun weg, aber auch sonst gab es keinerlei Hinweise auf das Anliegen des Red Wednesday – auch nicht in den Fürbitten. 

Später, beim Frühstück, fragte ein Gemeindemitglied den Pfarrer, was denn eigentlich bei der Visitation der Pfarrei St. Klara durch Erzbischof Koch herausgekommen sei; nachdem der Pfarrer sich vergewissert hatte, dass auch die anderen Anwesenden an einer Beantwortung dieser Frage interessiert waren, hielt er aus dem Stegreif einen gut zehnminütigen Vortrag zu diesem Thema, und ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass er sich dabei sehr viel mehr in seinem Element fühlte, als wenn er eine Messe zu zelebrieren hat. Inhaltlich spielte in seinen Ausführungen die Vorgabe des Erzbistums an die Pfarreien, ihren Immobilienbestand zu reduzieren, eine zentrale Rolle; das ist ein Thema, zu dem ich allerlei anzumerken hätte, worauf ich aber hier und jetzt aus Raum- und Zeitgründen werde verzichten müssen. Ähnlich verhält es sich mit einem anderen Thema, das der Pfarrer ansprach: Das Bezirksamt Reinickendorf hat eine neue Einsamkeitsbeauftragte, und die ist offenbar Gemeindemitglied in St. Marien Maternitas. – Ich kann mir nicht helfen: Beim Stichwort "Einsamkeitsbeauftragte" muss ich immer an den Max-Goldt-Text "Schmerzforscherin treibt Kranken in schlechtes Konzert" denken. Aber dazu vielleicht ein andermal mehr. 

Viel interessanter fand ich eine Wortmeldung einer Frau aus der Gemeinde, die, wie ich glaube, im Diakoniezentrum Heiligensee wohnt und die so gut wie jeden Mittwoch zur Messe und zum Frühstück kommt. Abgesehen davon, dass sie eine Vielzahl von Medikamenten einnehmen muss und zeitweilig, wenn auch nicht permanent, auf einen Rollstuhl angewiesen ist, bin ich mir bei ihr nicht ganz sicher, ob sie nach gängigen Maßstäben als geistig behindert einzustufen wäre; auf dem Dorf, wo ich aufgewachsen bin, hätte man gesagt, sie ist "ein bisschen einfältig". Jedenfalls unterbrach diese Frau die Diskussion darüber, ob Pfarreien Kooperationen mit kommunalen oder zivilgesellschaftlichen Institutionen eingehen könnten oder sollten, um ihren Gebäudebestand zu erhalten, resolut mit dem Hinweis, in Tegel laufe ein Mann herum, "der hat 'nen Rosenkranz um die Brust, das is'n ganz armer Mann. Und der friert und hält den Rücken so [gebeugt]." (Den Mann, von dem sie sprach, hatte ich übrigens ein paar Tage zuvor in den Hallen am Borsigturm gesehen, und meine Liebste hatte mir erzählt, sie habe ihn schon mehrfach auf dem Weg zur Arbeit getroffen und ihm beim Bäcker einen Kaffee gekauft, da er es ausdrücklich abgelehnt habe, Essen anzunehmen.) "Jesus wird aber nach dem gucken", betonte die Frau. "Die Leute gucken nur immer nach die, die haben; aber die, die nüscht haben... der hat kein Weihnachten, der hungert vielleicht, der hat keine Eltern mehr... den nimmt keiner auf. Der geht dahin, vegetiert, der kann ja ruhig sterben." 

Dazu wusste niemand so recht etwas zu sagen; es ist anzunehmen, dass die anderen Teilnehmer des Tischgesprächs der Meinung waren, diese Wortmeldung falle ziemlich aus dem Kontext der Diskussion, aber ich würde behaupten, das trifft nur bei oberflächlicher Betrachtung zu: Die Kirche – gar nicht mal unbedingt in erster Linie als Institution, sondern als Gemeinde betrachtet – just in dem Moment, in dem sie damit beschäftigt ist, über Möglichkeiten zur Wahrung ihres Besitzstandes zu diskutieren, an den Bettler an ihrer Türschwelle zu erinnern, würde ich geradezu als Paradebeispiel für prophetische Rede betrachten. Was mich übrigens daran erinnert, was ich vor Jahren mal in einem Predigtnachgespräch zum Evangelium vom reichen Prasser und dem armen Lazarus angemerkt habe, aber das bitte ich an Ort und Stelle nachzulesen

Im Übrigen beklagte sich die Frau, sie habe vor einiger Zeit eine Woche lang im Humboldt-Krankenhaus gelegen und sei in dieser Zeit zwar von einer Sozialarbeiterin besucht worden, aber von keinem Priester. Der Pfarrer reagierte darauf, indem er in trockenem Tonfall über Zuständigkeiten und Abläufe in der Krankenhausseelsorge dozierte. Fand ich auch wieder typisch: Da tritt jemand mit einem Anliegen an ihn heran, das nach einer seelsorgerischen Antwort verlangt, und er gibt stattdessen eine bürokratische Antwort. 

Zurück in Tegel, hätte ich eigentlich gern mit dem Jüngsten eine "Beten mit Musik"-Andacht abgehalten, aber dann kam der Mittagsschlaf des Knaben dazwischen, und als er wieder aufwachte, war es schon beinahe Zeit, dass wir das Tochterkind von der Schule abholten und zusammen zum JAM fuhren. Zwischenzeitlich war es im Gespräch gewesen, dass eine der Schulfreundinnen unserer Großen (nämlich dieselbe, die vorige Woche zum St.-Martins-Umzug mitgekommen war) zum JAM mitkommen würde, aber daraus wurde dann doch nichts; vielleicht nächste Woche. 

Meine Liebste musste derweil Überstunden machen (wg. Klausurvorbereitung); das führte dazu, dass sie beim JAM erst ankam, als der katechetische Teil des Programms bereits begonnen hatte, und schnurstracks zum Elterncafé ging, sodass die Kinder sie erst beim Abendessen zu Gesicht bekamen. Eine Folge davon war, dass ich diesmal mit dem Jüngsten, der an massiver "Mamivermissung" litt, zur Katechese für die "Kleinen" (bis 5 Jahre) gehen musste. Da war's aber durchaus ganz interessant: Eine JAM-Mitarbeiterin las den Kindern eine Geschichte aus dem Buch "Du bist einmalig" von Max Lucado vor. Mein Junior war trotz "Mamivermissung" gut bei der Sache und durchschaute sofort, dass der Holzschnitzer Eli in der Geschichte für Jesus steht. Beim Abendessen fragte ich das Tochterkind, was für eine Geschichte es denn bei den "Großen" gegeben habe, und erfuhr, dass es sich um das Evangelium von der Opfergabe der armen Witwe gehandelt habe – die ja erst kürzlich auch in der katholischen Sonntagsmesse "dran" gewesen war. "Aber hier gab es das als Rollenspiel", präzisierte meine Tochter. 


Mentale Notizen vom Rumpelberg 

Ein Element der Eltern-Kind-Gruppe in der Gemeinde auf dem Weg, das ich normalerweise meide, ist der "Mutti-Stuhlkreis", wie ich ihn nenne. Das ist – anders als etwa das Elterncafé beim JAM, das ich indes aus ähnlichen Gründen meide – kein formeller Bestandteil der Gruppentreffen, sondern etwas, was sich einfach so ergibt: Während die Kinder spielen, setzen sich einige der Mütter in zwangloser Runde zusammen und klönen buchstäblich über Gott und die Welt. Diesmal schnappte ich da etwas auf, was mich interessierte, deshalb setzte ich mich dazu, um zuzuhören. In dem Teil des Gesprächs, den ich nur so ungefähr mitgekriegt hatte, ging es darum, dass eine der Mütter unlängst bei einer katholischen Beerdigungsfeier (die Bezeichnung "Requiem" benutzte sie nicht, kannte sie vielleicht auch nicht) gewesen war und nun berichtete, dass sie zutiefst beeindruckt und bewegt von der Atmosphäre dieser Feier gewesen sei. Hier schaltete sich nun eine der Gruppenleiterinnen ein und sagte, das erinnere sie an ein Buch, das sie gerade lese oder kürzlich gelesen habe; die Autorin dieses Buches (deren Namen ich, sofern sie ihn überhaupt genannt hat, ebensowenig mitbekommen habe wie den Buchtitel) schreibe sehr wertschätzend über Liturgie – sowohl über liturgische Formen im Gottesdienst, wie sie sie in der anglikanischen Kirche kennengelernt habe, als auch über ein Bewusstsein für Liturgie im Alltag, das es ermögliche, ganz alltägliche und vermeintlich banale Tätigkeiten (wie z.B. das Bett zu beziehen oder sich die Zähne zu putzen) zum Lobe Gottes zu verrichten. Mich erinnerte das stark an das Liturgie-Kapitel der #BenOp, ich kam allerdings nicht dazu, etwas zu dem Gespräch beizutragen; was ich auch deshalb etwas schade fand, weil ich gespannt auf die Reaktionen der Muttis gewesen wäre, wenn ich mich als Katholik zu erkennen gegeben hätte. Dies nicht zuletzt auch deshalb, weil die Gruppenleiterin – so sehr sie betonte, dieses Buch habe ihr eine neue Sicht auf religiöse Praktiken erschlossen, die ihr zuvor fremd und suspekt gewesen seien – durch ihre Wortwahl wiederholt zu erkennen gab, dass für sie die Bezeichnung "christlich" gleichbedeutend ist mit "evangelikal-freikirchlich". So meinte sie, Liturgie und Ritual würden "in christlichen Kreisen ja eher kritisch betrachtet", und auf die Zwischenfrage, wie denn die Buchautorin konfessionell einzuordnen sei, meinte sie, so ganz klar sei ihr das auch nicht: "Sie ist Theologin, geht aber [!] in eine anglikanische Gemeinde." – Ich schätze, man darf das den Leuten nicht übel nehmen: Sie meinen das nicht böse, ja ich glaube, sie merken es nicht einmal. 

Und dann noch dies: Zum Abschluss der Gruppentreffen gibt es meist (also eigentlich immer, außer es hat sich mal niemand gefunden, der etwas vorbereitet) einen sogenannten "Gedanken to go" für die Eltern; manchmal ist das einfach ein durch eigene Alltagserlebnisse angeregter Denkanstoß zum Umgang mit den Herausforderungen des Elternseins, manchmal geht es eher in Richtung eines "Geistlichen Impulses". Diesmal hatte eine der Teilnehmerinnen "eine Bibelstelle mitgebracht", nämlich Johannes 14,27: "Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht, wie die Welt ihn gibt, gebe ich ihn euch. Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht." Dass die für diesen "Gedanken to go" verantwortliche Mutti anmerkte, sie empfinde diesen Vers besonders mit Blick auf die politische Lage als ermutigend und hilfreich, ist wohl ziemlich nachvollziehbar; bemerkenswert fand ich jedoch die Beispiele für Nachrichten aus dem politischen Bereich, die bei ihr das Bedürfnis nach Trost und Ermutigung aufkommen lassen; nämlich "dass unsere Regierung gescheitert ist, und das Wahlergebnis in den USA fand ich auch eher beunruhigend." 

Okay, nehmen wir erst mal zur Kenntnis, dass dies dem verbreiteten Vorurteil widerspricht, das weiße Evangelikale prinzipiell als Trump-Anhänger einordnet. Wahrscheinlich darf man aber auch davon ausgehen, dass deutsche Evangelikale im Schnitt um einige Grade "linker" sind als Evangelikale in den USA. Aber dass es als besorgniserregend eingeschätzt wird, "dass unsere Regierung gescheitert ist", hat mich dann doch noch mehr überrascht. Ich war bisher eigentlich der Ansicht, nicht nur, aber besonders aus christlicher Sicht sei das Platzen der Ampelkoalition die beste Nachricht, die es aus dem Bereich der bundesdeutschen Politik seit Jahren gegeben hat. Ich habe aber eine Ahnung, woran es liegt, dass das in der Gemeinde auf dem Weg nicht so gesehen wird, und der Schlüssel dazu liegt schon in der Formulierung "unsere Regierung". Was darin mitschwingt, ist die Auffassung: Die Regierung der Bundesrepublik ist nun mal unsere Regierung, egal wer jeweils gerade regiert, und deshalb müssen wir uns ihr gegenüber loyal verhalten. Ich mache dafür im Wesentlichen eine fundamentalistische Verabsolutierung von Römer 13,1-7 verantwortlich, aber möglicherweise ist das Thema auch noch komplexer. Wie oben schon angedeutet: Das müsste wohl mal an anderer Stelle vertieft werden. 


Geistlicher Impuls der Woche 

Bekehrung ist ein entscheidender Augenblick, der uns abkehrt von dem, was wir über unser Leben wissen, damit wir, Aug in Aug mit Gott, von Gott erfahren, was er davon hält und daraus machen will. In diesem Augenblick wird Gott für uns zum Allerwichtigsten, wichtiger als alles andere, wichtiger als jedes Leben, selbst und vor allem das unsrige. Ohne diesen höchsten, überwältigenden Primat des lebendigen Gottes, der uns einfordert, seinen Willen unserem Herzen vorstellt, damit es in Freiheit Ja oder Nein antworte, gibt es keinen lebendigen Glauben. 

(Madeleine Delbrêl, Wir Nachbarn der Kommunisten) 


Ohrwurm der Woche 

KC & The Sunshine Band: Give it Up 

Freunde, ich kann nichts dafür, dass ich am Sonntag mit diesem Ohrwurm aufgewacht bin. Und ich kann euch sagen, der ist echt hartnäckig. Allerdings war ich mir zunächst weder über den Titel noch über den Interpreten sicher, sagte mir jedoch: Wahrscheinlich heißt es "Give it Up", und vielleicht ist es von KC & The Sunshine Band. Gucken wir doch mal bei YouTube. Und siehe da, kaum hatte ich bei YouTube das Wort "give" in die Suchleiste eingegeben, schlug die App mir schon "give it up kc and the sunshine band" vor. Also, manchmal ist der YouTube-Algorithmus mir schon ein bisschen unheimlich. Als ob es keine anderen Lieder gäbe, deren Titel mit "give" anfängt! – Wie dem auch sei, beim Anschauen des Videos kam mir der Gedanke, das Lied wirke so, als sei es eigens zu dem Zweck produziert worden, dass man dazu Aerobic macht. Erinnert sich noch jemand an Aerobic? Das war der Frauen-Fitness-Hype meiner Kindheit, und auch wenn ich nicht glaube, dass meine Mutter da mitgemacht hat, erinnere ich mich daran, dass in den frühen 80ern bei uns zu Hause des öfteren Aerobic-Sendungen im Fernsehen liefen. (In der DDR, habe ich mir sagen lassen, hieß dieses Fitnessprogramm Popgymnastik. Auch schön.) – Dass das Lied, wie schon gesagt, als Ohrwurm ausgesprochen hartnäckig ist, schadet jedenfalls nichts, finde ich: Ein bisschen Sunshine im November können wir doch alle gut vertragen...