Gesamtzahl der Seitenaufrufe

Samstag, 16. November 2024

Creative Minority Report Nr. 51

Habt ihr von dem Fall mit dem Fußballtor auf den S-Bahn-Gleisen gehört, Leser? Wir waren live dabei! Wir waren sogar im ersten Wagen und somit ganz nah am Geschehen. – Allerdings, wenn ich so in die Nachrichten schaue, habe ich den Eindruck, dass so ziemlich niemand etwas davon gehört hat, der nicht live dabei war, also hier die Erläuterung, was eigentlich passiert ist: Am Abend des 9. November wollten wir mit der S-Bahn von Alt-Reinickendorf nach Tegel fahren, aber noch ehe wir den ersten Zwischenhalt (Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik) erreicht hatte, begann die Bahn plötzlich zu ruckeln und zu rumpeln und kam dann zum Stehen. Gleich darauf teilte der Fahrer den Fahrgästen per Durchsage mit, es bestehe kein Grund zur Beunruhigung, die Bahn sei lediglich mit einem Fußballtor kollidiert, das "irgendwelche Idioten" offenbar auf die Gleise geworfen hätten. 

Da war also erst einmal ein schnelles Dankgebet dafür fällig, dass der Zug nicht entgleist war; es dauerte eine Weile, bis das Tor vom Gleis entfernt war und die Fahrdienstleitung Grünes Licht zur Weiterfahrt gab, und dann fuhr die Bahn nur bis zum nächsten Haltebahnhof – von dort mussten wir mit dem Bus weiter. 

Als ich tags darauf im Internet nach Informationen über diesen skurrilen Zwischenfall suchte, stellte ich fest, dass es rund eine Woche zuvor einen nahezu identischen Fall in Cham gegeben hatte – aber ehe ich mich in Verschwörungstheorien verzetteln konnte, bemerkte ich, dass es sich nicht um Cham in der Oberpfalz handelte, wo wir noch kurz zuvor in Urlaub gewesen waren, sondern um einen gleichnamigen Ort im Schweizer Kanton Zug. 

Na, entscheidend ist jedenfalls, dass wir alle heil und ganz sind – was mich in die Lage versetzt, euch termingerecht ein neues Wochenbriefing zu präsentieren, Freunde. Und zu berichten gibt es wieder mal eine ganze Menge... 

Bild links aus der St.-Martins-Nummer des Sternsinger-Magazins, Bild rechts vom Jüngsten beim JAM ausgemalt, Collage + Text von meiner Liebsten. 

Was bisher geschah 

Wie im vorigen Wochenbriefing schon angekündigt, hatten wir am vergangenen Samstag mal wieder volles Programm: In aller Früh' fuhren wir zu meinen Schwiegermüttern, die mit den Kindern ins Puppentheater gingen, während meine Liebste und ich bei ihnen zu Hause Kaffee tranken; dann gab's ein gemeinsames Mittagessen, und nicht lange darauf ging's dann direkt weiter zum nächsten Event – einer Kostümparty, die eine Schulfreundin unserer Großen bei sich zu Hause veranstaltete (darauf komme ich weiter unten noch zurück). Am Sonntagmorgen sah es zunächst so aus, als wäre nun die andere Hälfte der Familie – also meine Liebste und unser Jüngster – mit dem Kranksein an der Reihe, daher fuhren das Tochterkind und ich allein nach Siemensstadt zur Kirche. Die Messe wurde von einem mir persönlich nicht bekannten älteren Priester zelebriert, der, wie ich annehme, eigentlich schon im Ruhestand ist. Der Organist war offenbar auch "ein anderer als sonst", aber nicht schlecht; er leitete so geschickt vom Antwortpsalm zum Hallelujaruf über, dass mir erst viel später auffiel, dass auf diese Weise die 2. Lesung (Hebräer 9,24-28) unterschlagen wurde. Die 1. Lesung dieses Sonntags war 1. Könige 17,10-16 (Elija bei der Witwe von Sarepta), das Evangelium Markus 12,38-44 (Warnung vor der Selbstgerechtigkeit der Schriftgelehrten / Die Opfergabe der armen Witwe); ich schätze, es hätte einen interessanten Ansatz für eine Predigt ergeben können, den nicht versiegenden Mehltopf und Ölkrug der Witwe von Sarepta und das nach Luther sprichwörtlich gewordene "Scherflein der Witwe" zueinander in Beziehung zu setzen, aber die Predigt, die wir tatsächlich hörten, war im Guten wie im Bösen unspektakulär. Man könnte auch sagen, die Predigt hielt sich souverän in der Mitte zwischen allen erdenklichen Aussagen, die man als problematisch oder als herausfordernd hätte enpfinden können. – Im Anschluss an die Messe hatte ich noch eine kurze Unterredung mit dem harten Kern des KiWoGo-Teams: Unser für Donnerstag geplantes Treffen musste kurzfristig auf Freitag verschoben werden. Im Übrigen nahmen wir uns Flyer fürs Krippenspiel und für die Sternsinger-Aktion mit, und meine Tochter las mir den Text beider Flyer sehr engagiert laut vor. Was die Frage angeht, ob sie bei diesen Aktionen mitmachen will, haben wir uns vorläufig darauf geeinigt, dass wir erst mal zu den Krippenspielproben gehen wollen, und wenn das gut läuft und sie Spaß daran hat, überlegen wir gemeinsam, ob sie auch bei den Sternsingern mitmachen will

Am Montag war St. Martin – Näheres dazu weiter unten –, der Dienstag verlief ohne besondere Vorkommnisse, und am Mittwoch ging ich mal wieder vormittags mit dem Jüngsten in Heiligensee in die Messe (mit anschließendem Frühstück) und nachmittags mit der ganzen Familie zum JAM. Über den Messbesuch gibt es nicht sonderlich viel zu sagen, außer dass mir auffiel, dass es schon ganz schön lange keine "Wort-Gottes-Feier" anstelle der Werktagsmesse in St. Marien Maternitas mehr gegeben hat. Sollte der Pfarreiratsbeschluss zur "regelmäßigen Implementierung von Wortgottesfeiern" etwa stillschweigend wieder zurückgenommen worden sein? – Ein paar Anmerkungen zum JAM werde ich in der Rubrik "Schwarzer Gürtel in KiWoGo" unterbringen, aber das Hauptthema dort wird das Treffen des KiWoGo-Arbeitskreises sein, das am gestrigen Freitag in St. Joseph Siemensstadt stattgefunden hat. Auch noch zu erwähnen wäre, dass ich am Donnerstag endlich mal wieder mit dem Jüngsten eine "Beten mit Musik"-Andacht in St. Joseph Tegel abhielt und am Freitag mit ihm zur Eltern-Kind-Gruppe auf dem "Rumpelberg" ging. Und das war's dann so im Wesentlichen mit den Ereignissen der Woche. 


Was ansteht 

Morgen ist in St. Joseph Siemensstadt Kinderwortgottesdienst, und ich hoffe mal, dass ich nicht wieder kurzfristig außer Gefecht gesetzt werde. Auch im weiteren Verlauf der kommenden Woche ist fast jeden Tag etwas los – wobei es zugegebenermaßen fraglich ist, wie viele der theoretisch anstehenden Termine ich tatsächlich werde wahrnehmen können und wollen. Am Dienstag ist in St. Joseph Siemensstadt Gemeinderatssitzung; da wäre es unter Umständen sinnvoll (wenn auch nicht zwingend notwendig), als Vertreter des KiWoGo-Arbeitskreises Präsenz zu zeigen. Am Mittwoch ist "Red Wednesday" – ein Aktionstag des Hilfswerks "Kirche in Not", an dem es darum geht, ein Zeichen der Solidarität für verfolgte Christen in aller Welt zu setzen. Die Kirche St. Stephanus in Haselhorst ist eine von fünf Kirchen in Berlin, die sich daran beteiligt; eine Andacht zu diesem Anlass und Thema findet dort um 20 Uhr statt, was für mich eine etwas ungünstige Uhrzeit ist, um da nach dem ganzen üblichen Mittwochs-Programm auch noch hinzugehen, aber ich werde mal sehen, ob ich es hinkriege. Am ehesten verzichtbar wäre wohl der Pressetermin in der Hedwigskathedrale am Donnerstag um 11 Uhr anlässlich der bevorstehenden Wiedereröffnung, aber Lust hätte ich eigentlich schon, da zusammen mit meinem Jüngsten aufzukreuzen. – Am nächsten Samstag steht dann die erste Krippenspiel-Probe in St. Stephanus an, aber darüber werde ich wohl erst im übernächsten Wochenbriefing berichten. 



St. Martin aber ritt in Eil' / hinweg mit seinem Mantelteil 

"Nächstes Jahr schaffen wir es hoffentlich zu einer St.-Martins-Feier in Spandau – falls uns die Vorsehung bis dahin nicht ganz woanders hinverschlagen hat...", hatte ich im vorigen Jahr geschrieben. Nun ja, verschlagen hat es uns seither nirgendwohin, aber St. Martin gefeiert haben wir heuer trotzdem nicht in Spandau – sondern in Heiligensee, aus dem einfachen Grund, dass die dortige St.-Martins-Feier von der Schule unseres Tochterkindes aus schneller und leichter zu erreichen war. Im Vorfeld hatten einige Schulfreundinnen unserer Großen, bzw. die Eltern dieser Freundinnen, Interesse gezeigt, dorthin mitzukommen, sodass wir uns schon ausgemalt hatten, wir würden mit einer ganzen Gruppe bei der St.-Martins-Feier antanzen; letztendlich kam dann aber doch "nur" eine Freundin mit. Aber immerhin! 

Die Feier begann um 17 Uhr mit einer Andacht in der Kirche St. Marien Maternitas, die von Pater Mephisto geleitet wurde; eine mir nicht bekannte Frau mittleren Alters steuerte, unterstützt durch an die Wand projizierte Bilder im Comic-Stil, eine Nacherzählung der Legende des Hl. Martin bei. 

Hier fehlte auch nicht die Szene, in der Christus Martin im Traum erscheint.

An diese Erzählung schloss sich eine Art Kurzpredigt von Pater Mephisto an, in der er u.a. auf das Bibelwort "Wer zwei Gewänder hat, der gebe eines davon dem, der keines hat" (Lk 3,11) hinwies; dann folgten Fürbitten und ein gemeinsam gebetetes Vaterunser. Ich sag mal so: Unter dem Aspekt der "Glaubenskommunikation" gegenüber Kindern (und Eltern), die man sonst eher selten in einer Kirche antrifft, war das überzeugender als so einige andere St.-Martins-Feiern, die ich in den letzten Jahren erlebt habe. 

Der Laternenzug wurde angeführt von einem echten Pferd mit einer als St. Martin verkleideten Reiterin und führte überwiegend über unbeleuchtete Feldwege, wo die Laternen und Wachsfackeln natürlich viel besser zur Geltung kamen, als wenn sie mit der Straßenbeleuchtung hätten konkurrieren müssen. – Schließlich bog der Zug wieder in den Pfarrgarten von St. Marien Maternitas ein, wo ein Lagerfeuer brannte und wo die Reiterin und eine als Bettler verkleidete Frau in stummem Spiel die Kernszene der Martinslegende, die Teilung des Mantels, darstellten. Anschließend gab es Kinderpunsch und Glühwein sowie "Martinsgänse" aus Hefeteiggebäck. 

Gar nicht so leicht, einen Mantel mit einem Holzschwert zu teilen. 


Meine Liebste war zudem der Meinung, irgendwo gelesen zu haben, es werde auch Würstchen geben, und wenngleich ich diese Information nicht verifizieren konnte, wurde zu einem Zeitpunkt, als wir schon nicht mehr damit rechneten, tatsächlich noch der Grill im Garten angeheizt und einige vom jüngsten Gemeindefest übriggebliebene Würste gegrillt. So waren wir am Ende alle satt und zufrieden; erwähnen möchte ich allerdings noch, dass ich bei dieser Veranstaltung bis auf Pater Mephisto keinen Menschen kannte. Nicht mal die Frauen, die den Punsch ausschenkten. Wenn ich bedenke, dass ich seit über einem Jahr fast jeden Mittwoch in dieser Kirche zur Messe (mit anschließendem Gemeindefrühstück) gehe, finde ich das schon ein bisschen sonderbar. 


Schwarzer Gürtel in KiWoGo 

Wie bereits angekündigt, möchte ich, bevor ich auf das Treffen des KiWoGo-Arbeitskreises am gestrigen Freitag zu sprechen komme, ein paar Worte darüber verlieren, wie es am Mittwoch beim JAM war. Die Katechese, die diesmal von einem jungen Praktikanten geleitet wurde, drehte sich um 1. Korinther 12,12-30 ("Der eine Leib und die vielen Glieder") und knüpfte in gewissem Sinne an die Katechese von letzter Woche über das Gleichnis von den anvertrauten Talenten an: Wieder ging es im Wesentlichen darum, dass jeder Mensch unterschiedliche Fähigkeiten hat, die er im Sinne Gottes und zum Wohl der Gemeinschaft einsetzen kann und soll. Um zu demonstrieren, dass die unterschiedlichen Glieder des Leibes einander brauchen, um ihre Aufgaben zu erfüllen, wurde ein kleines Spiel gespielt: Die Kinder wurden in Zweiergruppen eingeteilt, jeweils ein Kind bekam die Augen verbunden und sollte ein Bild malen, und zwar nach den Anweisungen des anderen Kindes, das jedoch nicht verraten durfte, was das Bild am Ende darstellen sollte. 

Außerdem wurde ein neues Bewegungslied eingeübt, nämlich "Superduperspitzenklasse" von Sebastian Rochlitzer

Nun aber mal zum gestrigen Arbeitstreffen des KiWoGo-Teams in St. Joseph Siemensstadt! Wir waren wieder mal nur zu dritt – der Versuch, neue Mitstreiter für den Arbeitskreis zu gewinnen, war vorerst noch nicht von Erfolg gekrönt – und hatten ein straffes Programm zu bewältigen, denn nicht nur steht der nächste Kinderwortgottesdienst unmittelbar bevor, sondern es galt auch Pläne für die Adventszeit zu machen. Konkret gesagt handelt es sich dabei um einen weiteren KiWoGo am 1. Adventssonntag, einen Familiengottesdienst am 4. Adventssonntag und das Krippenspiel am Heiligabend. Unter all diesen Themen war aber doch die Vorbereitung des KiWoGo am bevorstehenden 33. Sonntag im Jahreskreis nicht nur das dringlichste, sondern auch das, was uns am meisten Kopfzerbrechen bereitete. Am Ende des Kirchenjahres, das kennt man ja, wird es in der Leseordnung endzeitlich, und das Evangelium dieses Sonntags im Lesejahr B ist Markus 13,24-32 – jener Ausschnitt aus der Endzeitrede Jesu, in dem es um das Kommen des Menschensohnes geht und die Jünger aufgefordert werden, nach Vorzeichen Ausschau zu halten. Die Herausforderung besteht hier natürlich darin, die eschatologische Perspektive des Texts ernst zu nehmen und sie den Kindern in einer ihrem Verständnishorizont entsprechenden Form nahezubringen, ohne sie zu verfälschen oder zu verharmlosen oder in moralisierende und/oder politisierende Diskurse (z.B. Klimawandel) auszuweichen. Einig waren wir uns jedenfalls, dass es wichtig sei, den Fokus nicht auf den Schrecken des Weltuntergangs, sondern auf die Freude über die Wiederkunft Jesu zu legen; für die konkrete Gestaltung und Visualisierung hatten wir auch so allerlei Ideen, allerdings habe ich so ein bisschen das Gefühl, eine wirklich zündende Idee, die aus den diversen Einfällen ein rundes und stimmiges Gesamtkonzept macht, war nicht dabei. Das kann man vielleicht auch nicht jedesmal erwarten und verlangen, und dann muss man eben mit dem arbeiten, was man hat, und das beste daraus machen. Ich bin jedenfalls gespannt, wie's läuft – und werde zur "Ergebnissicherung" vorsichtshalber den "Youcat for Kids" mitnehmen, mit Lesezeichen bei den Katechismusfragen 44 ("Hört unsere Welt wirklich auf?") und 60/61 ("Wie ist es im Himmel?"/"Sind wir im Himmel wunschlos glücklich?"). Das sollte ich mir mal grundsätzlich angewöhnen, glaube ich. Im Übrigen fällt mir gerade auf, dass ich es bei der Teambesprechung erneut versäumt habe, dafür zu plädieren, den KiWoGo mit einem Gebet abzuschließen, das die Kernpunkte der vorangegangenen Katechese aufgreift. Aber vielleicht kann ich es ja trotzdem einfach machen. Ich werde berichten! 


Neues aus dem Hause "Horse & Hound" 

In der zurückliegenden Woche haben wir als Gutenachtlektüre den 5. Band der Buchreihe "Ostwind" zu Ende gelesen und haben damit nun mit Ausnahme des Prequel-Bandes "Ostwind – Wie es begann" die gesamte Serie durch, in der etwas unkonventionellen Reihenfolge 6-2-1-3-4-5. Bisher hatte mir der 3. Band, "Aufbruch nach Ora", am besten gefallen, unter anderem deshalb, weil er in Spanien spielt und damit meine Jakobsweg-Sehnsucht getriggert hat; aber nun muss ich sagen, dass mich der 5. Band, "Aris Ankunft", hinsichtlich Handlungsaufbau und Charakterzeichnung doch noch mehr überzeugt, vor allem wohl deshalb, weil ich – wie ich schon mal festgehalten hatte – Ari als Hauptfigur interessanter und reizvoller finde als Mika. Aber ich will hier keine Buchrezension schreiben. Eigentlich wollte ich nur auf eine Passage des Buches hinaus, in der ein "Vlogger" (oder, wie ich gern sage, Vodkaster) des Magazins "Horse & Hound" auf Gut Kaltenbach auftaucht, um eigenmächtig Aufnahmen von dem berühmten Hengst Ostwind zu machen. Dieser Online-Reporter ist ein ziemlich unangenehmer Typ, den ich mir – auch wenn die Personenbeschreibung ("nicht sehr hübsch", mit einem "dichten Vollbart", "und sein Deckhaar fiel ihm in langen Strähnen vor die Augen, während die Seiten raspelkurz abrasiert waren") das nur so mehr oder weniger hergibt – spontan so vorgestellt habe wie den Typen von "Heilige und Halunken". Und ich muss sagen, es hat etwas zutiefst Befriedigendes, dass der "Horse & Hound"-Vlogger kurz nach seinem ersten Auftauchen im Roman derbe von einem 13jährigen Mädchen verprügelt wird. 

Kurz und gut, bei mir heißt "Heilige und Halunken" ab sofort nur noch "Horse & Hound"; passt ja auch von den Initialen her. Nur von der Reichweite her nicht ganz: Im Roman erntet der "Horse & Hound"-Beitrag über Ostwind innerhalb eines Tages "65.986 Views"; das kriegt "Heilige und Halunken" dann glücklicherweise doch nicht hin, trotz 10.000 Followern auf Instagram. Dass ich trotzdem schon zum wiederholten Male auf diesen Kanal zu sprechen komme, hat zu einem wesentlichen Teil damit zu tun, dass ich ihn so aussagekräftig dafür finde, wie weit das "Schmutzige Schisma" hierzulande schon fortgeschritten ist, ohne dass wir es so richtig bemerkt haben. Das zeigt sich nicht nur in den Beiträgen selbst, sondern auch in den Nutzerkommentaren auf Facebook und Instagram – zumal diese nicht selten von Leuten kommen, die im institutionellen Apparat der Kirche ihre Brötchen verdienen, zum Beispiel als Pastoral- oder Gemeindereferenten und –innen, wie Ober-Halunke Thomas Halagan selber ja ooch. – An dieser Stelle möchte ich anmerken: Auch wenn mir noch nie jemand offen widersprochen hat, wenn ich vom "Schmutzigen Schisma" innerhalb der Kirche gesprochen habe, gehe ich doch davon aus, dass manche meiner Leser diese Bezeichnung insgeheim für übertrieben bzw. überdramatisiert halten. Wozu ich nur sagen kann: Schön wär's. Klar, wenn es nur um unterschiedliche "Frömmigkeitsstile" ginge, um unterschiedliche Prioritäten bei der Gewichtung der verschiedenen Aufgabenbereiche der Kirche (etwa: einerseits Liturgie, andererseits Diakonie) oder etwa um Meinungsverschiedenheiten darüber, ob gelebtes Christsein notwendig mit einer bestimmten politischen Einstellung einhergeht (und wenn ja, mit welcher), dann wäre es in der Tat unangemessen, deshalb von einem Schisma zu sprechen. Grundlegende Meinungsverschiedenheiten über das Verständnis von Amt und Sakrament sowie überhaupt über die Verbindlichkeit der kurchlichen Lehre sind da schon erheblich problematischer, aber auch das ist ja noch nicht alles: Tatsächlich haben wir es innerhalb der Kirche – und zwar nicht nur auf der Ebene der "einfachen Mitglieder", sondern auch und erst recht in den Gremien, bei den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern bis hinauf in ausgesprochen einflussreiche Positionen – mit zutiefst gegensätzlichen Auffassungen davon zu tun, was die Bezeichnungen "christlich" und "katholisch" eigentlich bedeuten und beinhalten

Ein illustratives Beispiel: In den Sommerferien wurde auf dem Instagram-Account von Horse & Hound ein Video geteilt, auf dem Priester in traditioneller Messkleidung (also mit sogenannten "Bassgeigen") zu sehen sind, die in einem großen Zelt jeder für sich, an nebeneinander aufgereihten Altartischen, die Messe zelebrieren; dazu gibt es die süffisante Anmerkung "Priesters [sic] im Campingurlaub: Einfach mal die Messe halten". Ein Großteil der stolzen 100 Nutzerkommentare zeugt davon, dass die Zielgruppe von Horse & Hound auch ohne weitere Erläuterungen weiß, was sie vom Gezeigten halten soll. Verirrt sich doch mal jemand in den Kommentarbereich, der die dargestellte Zelebrationspraxis verteidigt, wird er prompt von der Meute abgestraft. Als sich da beispielsweise jemand kritisch über die nachkonziliare Liturgiereform und ihre Folgen äußerte, wurde er von einer Dame, mit der ich vor Jahren schon mal auf Twitter das zweifelhafte Vergnügen hatte (da ist sie jetzt allerdings nicht mehr, wahrscheinlich wegen irgendwas mit Elon Musk oder so), abgekanzelt: "Da du das 2. Vatikanum nicht anerkennst, kannst du ja nicht katholisch sein." Die Dame ist Pastoralreferentin im Bistum Hildesheim und Ansprechperson für liturgische Bildung (!) im Dekanat Celle, und ein paar Zeilen weiter unten im Diskussionsverlauf erklärt sie den "Opfergedanke[n] für "lange überholt" und behauptet, dass "Jesus [...] sich nicht geopfert hat sondern gewaltvoll hingerichtet wurde". Das muss man erst mal bringen: einem Diskussionsgegner wegen Kritik an der Liturgiereform das Katholischsein absprechen und im nächsten Atemzug die fundamentalste Glaubensaussage des gesamten Christentums leugnen. 

Wenn ein Magnus Striet, Professor für Fundamentaltheologie in Freiburg, in einem Interview erklärt, er "verabschiede" sich "ganz entschieden" von der Lehre, "dass Gott stellvertretend für die Menschen ihre Sünden am Kreuz sühnen musste", dann lässt das immerhin noch ein gewisses Bewusstsein dafür erkennen, dass er als jemand, der im Namen und Auftrag der katholischen Kirche Theologie lehrt, eigentlich daran glauben müsste. Bei vielen Leuten im kirchlichen Dienst, die Theologie oder zumindest Religionspädagogik studiert haben, ist dieses Bewusstsein offenbar überhaupt nicht vorhanden. Diese Leute haben sich so weit vom authentischen christlichen Glauben entfernt, dass sie ihn nicht einmal erkennen, wenn sie ihm begegnen. 

Ähnlich, wenn auch noch plumper zeigt sich dies in einem Kommentar auf der Facebook-Seite von Horse & Hound – zu einem Beitrag, in dem es wieder einmal um bzw. gegen Johannes Hartl und das Gebetshaus Augsburg geht. Da schreibt eine Frau, die hier ungenannt bleiben möge: 

"Als ich ihn das erste Mal sah, hielt ich ihn für schwul. Das könnte vieles erklären, ZB seine Nähe zu bestimmten Bischöfen und seine Angst vor Gender. Nimmt er eigentlich das Wort Genderidiologie (nicht existentes Feindbild der Rechten) in den Mund? Die zugehörigen Inhalte hat er alle!

Ansonsten fiel mir immer auf, dass er die Nähe zu besonders autoritären und unreflektiertes Teilen der katholischen Kirche hat. Was hat er zum Beispiel Toto Tuus gefeiert! Mit Bernhard Meuser kann er auch gut. 

Wie steht er zum Neokatechumenale[n] Weg und zum Opus Dei? Da passt er doch zu.

Er macht kein Hehl draus, dass sein Business funktioniert. Was daran außer dem äußeren Schein katholisch oder christlich ist? Kein Plan." 

Lassen wir die in diesem Kontext doch ziemlich irritierende Homophobie mal beiseite; auch auf die arg beflissen anmutende Versicherung, "Genderidiologie" sei lediglich ein "nicht existentes Feindbild der Rechten", will ich hier nicht näher eingehen, das wäre eher mal ein Thema für sich. Aber die Ansammlung von Feindbildern, die hier aufgerufen wird, ist schon beeindruckend. "Totus Tuus" mag ein Thema für sich sein, da müsst' ich mich erst mal genauer informieren, ehe ich mich dazu äußere; dass diese Gruppe vom Bischof von Münster verboten wurde, spricht jedenfalls noch nicht zwingend gegen sie. Umgekehrt habe ich auf die Schnelle allerdings auch keine Belege dafür finden können, dass Johannes Hartl die Gruppe Totus Tuus besonders "gefeiert" hätte. Wenn Hartl und dem Gebetshaus Augsburg allerdings die "Nähe zu bestimmten Bischöfen" und zu Bernhard Meuser (dessen Perspektive auf den katholischen Glauben als "unreflektiert" einzuordnen ich als ziemlich gewagt bezeichnen würde!) zum Vorwurf gemacht, über eine gewisse inhaltliche Nähe zum Neokatechumenalen Weg und/oder zum Opus Dei spekuliert wird und dann gefragt wird, was an alledem "katholisch oder christlich ist", dann muss man das Schlusswort "Kein Plan" wohl als eine ziemlich stimmige Selbsteinschätzung betrachten. 

Aktuell rührt das Gebetshaus Augsburg übrigens kräftig die Werbetrommel für das "ZIMZUM Festival", das vom 3.-6. Januar 2025 in der Messe Augsburg stattfinden soll; meinen Gesamteindruck von der Programmankündigung würde ich beschreiben als "so ähnlich wie die MEHR-Konferenz, aber speziell für Jugendliche und junge Erwachsene". Da gehen im Umfeld von Horse & Hound natürlich die Alarmglocken an; Stichwort "geistlicher Missbrauch" und so. So macht Regina Nagel, Vorsitzende des Bundesverbands der Gemeindereferent*innen [sic], auf Facebook "alle, denen evangelikal-charismatische Aktivitäten Sorgen bereiten und die die Möglichkeit haben, zu warnen", auf diese Veranstaltung aufmerksam: "Meinem Eindruck nach 'Christliche Manipulation' für 14 -25-Jährige. [...] Verlinken werde ich das nicht und – nein, da ist nichts Positives dran, von dem man lernen könnte." Nach Gründen für ihre Einschätzung gefragt, verweist sie auf die "Leute, die dabei sind": 

"Es wird organisiert von Hartl und von 'Campus für Christus'. Von den Speaker*innen kenne ich die Botschaften und den Stil von Hartl und Brüning so gut, dass ich den als sehr manipulativ-missionarisch wahrnehme. [...] Beim letzten Hartl-Happening hatte auch Mariaeinspunktnull einen Stand. MEHR-Konferenzen (auch Hartl), Loretto, die Focus-Missionare und die SEEK-Happenings in den USA, auch die Unum24 im Sommer bei der der Chef von Bethel (hat Trump unterstützt in der Behauptung des Wahlbetrugs) und ein Prediger, der mit Exorzismus Geld verdient...dabei waren würden auch dazu passen. Bei Unum 24 war Hartl auch dabei... aber auch Timmerevers..."

Auch hier also wieder ein bunter Strauß an Feindbildern; dass der Frau Nagel irgendwo mittendrin der Satzbau entgleist, ist für ihren Furor ebenso bezeichnend wie der Umstand, dass sie die "Musiker und Gruppen", die beim ZIMZUM-Festival auftreten, und die Aussteller, die sich dort präsentieren, lediglich in Anführungsstrichen als "christlich" bezeichnet. Am allerbezeichnendsten ist aber ihre Feststellung: 

"Meinem Eindruck nach vermischt sich zunehmend alles und die Grenzen zu Angeboten, die ich zunächst nicht kritisch sehen oder sogar befürworten würde, verschwimmen."

Wie heißt es doch so schön: Wenn einem andauernd Geisterfahrer entgegenkommen, sollte man mal in Erwägung ziehen, ob man vielleicht selbst der Geisterfahrer ist. – Im Ernst: Ich habe schon öfter betont, daß eigentlich Interessante daran, was für Gruppierungen im innerkirchlichen Diskurs als "fundamentalistisch", "radikal" oder "sektenartig" eingeordnet werden, sei es, was man daraus ex negativo über das Bild vom "normalen", nicht-fanatischen, gesellschaftlich akzeptablen Christsein folgern kann, das solchen Einschätzungen zugrunde liegt. Was das angeht, muss ich mich bei der Horse & Hound-Klientel wirklich wundern, dass diesen Leuten die Version von Christentum, die sie propagieren, nicht irgendwann selber langweilig wird und überflüssig erscheint. Wer will und braucht denn ernsthaft eine Kirche, die nichts anderes tut, als das Bekenntnis zu den jeweils gerade angesagten säkularen Ideologien mit ein bisschen harmlos-unverbindlicher Wellness-Spiritualität zu garnieren? 


Geistlicher Impuls der Woche 

Die Kirche ist durch den wunderbaren Ratschluss so gegründet, dass sie in der Fülle der Zeiten wie eine einzige Familie erscheint, die das ganze Menschengeschlecht umfasst. Unter ihren glänzenden Merkmalen, so wissen wir, ist es besonders die weltumspannende Einheit, durch die Gott sie erkennbar gemacht hat. Christus hat die Aufgabe, die er selbst vom Vater empfangen hatte, nur den Aposteln übertragen, indem er sprach: "Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden. Darum geht hin und lehrt alle Völker" (vgl. Mt 28,18). Aber nicht das allein: Er wollte auch, dass die Apostel zusammen ein Kollegium bildeten, innigst geeint durch ein doppeltes Band: innerlich durch den gleichen Glauben und die gleiche Liebe, "die in unsere Herzen ausgegossen ist durch den Heiligen Geist" (vgl. Röm 5,5), äußerlich durch die Leitung eines einzigen über alle, indem er dem Petrus den Vorrang über die Apostel übertrug, als ein dauerndes Prinzip und Fundament der Einheit. Damit aber diese Einheit und Übereinstimmung dauernd besteht, weihte Gott sie in seiner Vorsehung durch Heiligkeit und Martyrium wie mit einem Siegel. 

(Papst Pius XI., Enzyklika "Ecclesiam Dei") 


Ohrwurm der Woche 

Jona Lewie: You'll Always Find Me in the Kitchen at Parties 


Der britische Popsänger Jona Lewie (* 1947) zeichnet sich dadurch aus, dass ich zwar nur zwei Songs von ihm kenne, die es nunmehr jedoch beide zum "Ohrwurm der Woche" auf meinem Blog gebracht haben: Seinem Weihnachtssong "Stop the Cavalry", von dessen Tantiemen Lewie bis heute lebt, wurde diese Ehre anlässlich der Corona-Weihnacht 2021 zuteil, und jetzt ist sein "anderer Hit" an der Reihe – und das verdankt er der Kostümparty bei einer Schulfreundin des Tochterkindes am vergangenen Samstag. Also will ich zu dieser Party mal noch ein paar Worte verlieren. Theoretisch hätten wir unsere Kinder dort einfach abgeben und drei Stunden später wieder abholen können, aber angesichts der komplizierten Verkehrssituation mit Pendel- und Ersatzverkehr auf allen möglichen S-Bahn- und Straßenbahnlinien lohnte es sich für uns eigentlich kaum, zwischendurch noch mal nach Hause zu fahren. Erfreulicherweise hatten die Eltern des gastgebenden Kindes nichts dagegen, dass wir einfach da blieben, und wir waren auch nicht die einzigen Eltern, die das taten. Je lebhafter die Kinderparty wurde, desto mehr wurde die Küche zum bevorzugten Aufenthalt der Erwachsenen. Es gab Kaffee, später Sekt, und von der eigentlich für die Kinder gedachten Pizza bekamen wir auch etwas ab, zumal das Thema Essen für die Kinder ohnehin nicht so weit oben auf der Prioritätenliste stand. Dabei unterhielten wir uns ausgezeichnet, vor allem mit den Eltern des gastgebenden Kindes, aber auch mit einigen anderen, und mir kam unwillkürlich der Gedanke, es wäre doch eigentlich schön, mehr erwachsene Freunde zu haben. Oder sagen wir es anders: Es hat unbestreitbare Vorteile, wenn die Kinder so allmählich in ein Alter kommen, wo sie selbständig dafür sorgen, ihre Eltern miteinander in Kontakt zu bringen, statt umgekehrt... 


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen