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Dienstag, 3. Januar 2017

Zeit für MEHR!

Kaum aus Nordenham zurück, sitze ich bildlich gesprochen schon wieder auf gepackten Koffern: Übermorgen früh (sehr, sehr früh) breche ich auf nach Augsburg, zur MEHR 2017. Diesem krassen Charismatiker-Event. Und was gibt's da so? 

Plakat zur Europawahl 2014, fotografiert in Berlin. Herr Lindner kommt, soweit ich weiß, aber wohl nicht zur MEHR. 

Das offizielle Veranstaltungsprogramm für die Tage von Donnerstag Nachmittag bis Sonntag Mittag lässt sich - leicht vereinfacht - so wiedergeben: Lobpreis, Lobpreis, Vortrag von Johannes Hartl, Lobpreis, Lobpreiskonzert, Lobpreis Lobpreis Lobpreis, Vortrag von Johannes Hartl, Lobpreis, Vortrag von jemand anderem, Lobpreis und dann das Ganze nochmal von vorn. 

Und da will ich hin. 

Ich wundere mich selber ein bisschen darüber. Viele, die mich schon länger kennen, würden annehmen, so ein Charismatiker-Kongress wäre voll nicht mein Ding, und dieser Einschätzung könnte ich nicht direkt widersprechen. Das fängt schon damit an, dass ich Massenveranstaltungen verabscheue (auf der MEHR 2017 werden rd. 10.000 Besucher erwartet). Und dann die Ästhetik. Headset-Mikros, professionelle Lightshows, Motivationstrainer-Rhetorik -- das ist mir, so jedenfalls mein Eindruck im Vorfeld, eigentlich zu wenig Punk und zu sehr prosperity gospel. Aber vielleicht täusche ich mich da auch. Und überhaupt: Beim Katholikentag war ich schließlich auch, und das hat mir auch nicht geschadet. Und im Vergleich zu diesem bietet die MEHR ganz sicher wesentlich mehr: Mehr Heiligen Geist, mehr Glauben, mehr Feuer. 

Darin liegt natürlich auch eine Herausforderung für mich. Meine Einstellung zur Charismatischen Bewegung hat lange Zeit zwischen skeptischer Distanz und wohlwollender Distanz geschwankt. Einen Draht dazu bekommen habe ich erst durch die Lektüre des Schreibens Iuvenescit Ecclesia der Glaubenskongregation und dann durch ein paar Besuche bei der Praystation der Charismatischen Erneuerung Berlin. Während viele kirchliche oder "kirchennahe" Veranstaltungen, die es landauf, landab so gibt, für mein Empfinden daran kranken, dass da über Gott geredet wird, als wäre Er nicht anwesend, ist bei der Praystation (und z.B. auch beim Nightfever, wobei das keine so ausgeprägt charismatische Veranstaltung ist) die Gegenwart Gottes unmittelbar spürbar, ja sogar körperlich spürbar. Das muss man, wenn man's nicht gewöhnt ist, erst mal aushalten. Wenn, wie ich es erst unlängst bei der Praystation erlebt habe, der Raum so vom Heiligen Geist erfüllt ist, dass man denkt, jeden Moment fliegen die Fensterscheiben raus, dann ist das durchaus auch anstrengend. Da frage ich mich nun schon, wie das wohl erst bei einem Riesen-Event wie der MEHR sein wird. Hoffentlich gibt es da Rückzugsmöglichkeiten für Charisma-Nichtschwimmer wie mich. 

Am ersten Abend gibt's übrigens ein Konzert von Paddy Kelly, und das finde ich richtig klasse. Ich bin rund eineinhalb Jahre älter als Paddy, und als die Kelly Family mit dem Album "Over The Hump" und der Single-Auskopplung "An Angel" die internationalen Pop-Charts stürmte, steuerte ich auf dem Gymnasium Nordenham gerade aufs Abitur zu. Unter meinen Mitschülern war es damals ein ungeschriebenes Gesetz, die Kelly Family uncool, peinlich und doof zu finden. "Ex oder Kelly-Fan" war ein verbreiteter Trinkspruch, "Du siehst schon aus wie die Kelly Family" eine gängige Formulierung für die Ermahnung, sich mal die Haare schneiden zu lassen. Und jetzt, kaum mehr als 20 Jahre später, gehe ich zu einem Konzert von Paddy Kelly und freue mich darauf. 

Am Hochfest der Erscheinung des Herrn, landläufig bekannt als Dreikönigstag, wird Raniero Cantalamessa OFMCap, der Prediger des Päpstlichen Hauses, eine Messe zelebrieren; die Messe am Sonntag zelebriert der örtliche Weihbischof Florian Wörner. Den habe ich letztes Jahr beim Marsch für das Leben gesehen, allerdings nur von Weitem. Ich bin gespannt. 

Abgesehen davon, dass ich darauf hoffe, bei der MEHR 2017 meine wie gesagt erst kürzlich entdeckte charismatische Ader zu stärken und mich vom Heiligen Geist in Brand setzen zu lassen (was ich sehr viel weniger ironisch meine, als es vielleicht klingt), freue ich mich besonders auf die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und Anregungen zu sammeln für mein noch im Ideenfindungsstadium befindliches Projekt zur Punk-Pastoral in Berlin. Vielleicht wäre es dazu hilfreich, die Ideen, die ich dazu bereits habe, etwas systematischer auszuarbeiten - damit ich, wenn mich jemand fragt, was mir denn so vorschwebt, nicht ins Stottern gerate. Aber auf der langen Zugfahrt werde ich dazu wohl Zeit finden. Ich reise übrigens Erster Klasse, da das dank DB-Sparpreis nur 10 Euro teurer ist als Zweiter Klasse. Bei einer so geringen Preisdifferenz nimmt man ein Eselsmilch-Fußbad und einen persönlichen Zigarrenanzünder doch gern mit. 

Kurz und gut, ich denke, wenn ich zurückkomme, werde ich viel zu berichten haben! Stay tuned, lieber Leser! 



6 Kommentare:

  1. Quietsch! Also wenn ihr Weihbischof Wörner in dem Gewusel persönlich die Pfote drücken und ein, zwei Worte mit ihm sprechen könnt, dann tut das. Absolut empfehlenswert der Mann; ich weiß das, weil er mir schon seit Jahren immer wieder ganz tolle Ratschläge gibt. Man könnte das auch geistliche Begleitung in unregelmäßigen Abständen nennen. Und wo wir schon dabei sind, grüßt ihn herzlich von mir!

    Und überhaupt, viel Spaß in Augsburg!

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  2. >> Lobpreis, Lobpreis, Vortrag von Johannes Hartl, Lobpreis, Lobpreiskonzert, Lobpreis Lobpreis Lobpreis, Vortrag von Johannes Hartl, Lobpreis, Vortrag von jemand anderem, Lobpreis und dann das Ganze nochmal von vorn.

    Auf den Punkt gebracht.

    Und insbesondere keine Dreikönigswasserweihe und keine Segnung von Weihrauch und Kreide für die Haussegnung, nehme ich mal an :-)

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  3. Dann sehe ich Imrahil am Dreikönigstag am Schrein? #3kbt17

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  4. Und keinen »Kinderquatsch mit Joachim«, durchgeführt von Rainer Maria.

    Wir sehen uns zu Lobpreis, Lobpreis, Lobpreis!

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  5. Was? nö. In einer handelsübliche Kirche im alten Ritus, da wird das nämlich auch gemacht. Nict nur in Köln.

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  6. Ich weiss nicht...dem Lobpreis wäre ich echt nicht abgeneigt, aber die Vorträge von herrn hartl ertrage ich einfach nicht. Als redner macht er mich wahnsinnig. Geht das noch jemandem so?

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