Samstag, 13. April 2024

Creative Minority Report Nr. 25

Eine ereignisreiche und, offen gestanden, teilweise recht anstrengende Woche liegt hinter meiner Familie und mir, o wohllöblicher Leser; infolgedessen gibt es wieder eine Menge zu berichten, auch wenn ich ein bisschen das Gefühl habe, dass den Begebenheiten der zurückliegenden Woche ein roter Faden fehlt. Aber das wird sicher auch mal wieder anders, und vielleicht ist es auch gar nicht so schlimm. Urteile selbst, Leser! 

Österliches Beet vor der evangelischen Dorfkirche Alt-Tegel. 


Was bisher geschah 

Wie bereits erwähnt, war am vergangenen Samstag mal wieder Gorkistraßenfest – mit Hüpfburg, Karussell, Kinderschminken, Zuckerwatte und diversen weiteren Attraktionen; wir verbrachten rund fünf Stunden dort und trafen allerlei Bekannte. Am Sonntag hatten wir dann einige Mühe, die Kinder rechtzeitig wach zu kriegen, um pünktlich zu unserem geplanten Gottesdienst-Double-Feature in Haselhorst zu kommen (Näheres dazu weiter unten). – Dass wir just an diesem Sonntag in der EFG The Rock Christuskirche zum Gottesdienst gingen, erwies sich übrigens auch insofern als Glücksfall, als wir bei dieser Gelegenheit erfuhren, dass JAM diese Woche ausfiel; so blieb es uns erspart, am Mittwoch vor verschlossenen Türen zu stehen. Ich mag mir gar nicht vorstellen, was unsere Tochter dazu gesagt hätte, dafür früher aus der Schule abgeholt zu werden. 

Der Wiedereinstieg in den Schulalltag klappte indes bemerkenswert reibungslos; von Montag bis Freitag unternahm ich, während das Tochterkind in der Schule und meine Liebste bei der Arbeit war, wieder allerlei mit dem Jüngsten, wovon in der bewährten Rubrik "Wenn der Vater mit dem Sohne" ausführlicher die Rede sein wird. Am Dienstagabend stand ein Treffen des Arbeitskreises Kinderwortgottesdienst an; Näheres dazu unter "Schwarzer Gürtel in KiWoGo". Am Donnerstag ging die ganze Familie in Hennigsdorf in den Zirkus – präzise gesagt zum Circus Rambazamba, einem branchentypischen Familienunternehmen, wo der Vater die Tiere dressiert, die älteren Kinder Akrobaten sind und der ca. neun- oder zehnjährige Clown zusammen mit seiner Mutter auftritt. Ich fand's super. Ich war ja in letzter Zeit einige Male im Zirkus, aber dieser hat mich bisher am meisten beeindruckt. – Ebenfalls am Donnerstag erschien in der Tagespost die dritte Ausgabe meiner Kolumne "Klein.Kram", die seit heute morgen auch online verfügbar ist. Der regelmäßige "Omatag" fand ausnahmsweise am Freitag statt am Montag statt; und am heutigen Samstag war vormittags Wichtelgruppentreffen im Garten von St. Stephanus. Darüber werde ich aber erst nächste Woche berichten... 


Was ansteht 

Der Blick in meinen Terminkalender verheißt eine "ganz normale" Schul- und Arbeitswoche ohne besondere Vorkommnisse; aber was heißt das schon? Ich gehe mal davon aus, dass am Mittwoch wieder JAM sein wird, und wahrscheinlich werde ich auch wieder einige kleine bis mittlere Abenteuer mit dem Jüngsten erleben; und selbst wenn darüber hinaus nichts Besonderes passieren sollte, wird es an Stoff für das nächste Wochenbriefing nicht fehlen. Das fängt schon an mit Themen, die es aus Zeit- und Platzgründen nicht mehr in diese Ausgabe geschafft haben – so etwa das Wichtelgruppentreffen, aber auch das neue Vatikan-Dokument "Dignitas infinita" und die Reaktionen darauf (aber daraus mache ich vielleicht lieber einen eigenständigen Artikel, vorausgesetzt ich komme dazu). Denkbar wäre auch, die Rubrik "Predigtnotizen", zu der ich diese Woche schlechterdings nicht gekommen bin, nächste Woche nachzuliefern – zumal da nicht nur die Predigt vom vergangenen Sonntag in St. Stephanus zu würdigen wäre, sondern auch zwei Kurzpredigten aus Werktagsmessen: am Dienstag wiederum in St. Stephanus, am Mittwoch in St. Marien Maternitas in Heiligensee. Vielleicht baue ich meine Gedanken zu den interessanten Aspekten dieser Predigten aber auch mal ganz woanders ein, oder ich lasse es einfach – dann beschwert sich wenigstens keiner. In den Berichtszeitraum der übernächsten Nummer des Creative Minority Report werden dann u.a. ein Kinderwortgottesdienst und ein Vorbereitungstreffen zur diesjährigen Spandauer Fronleichnamsfeier fallen – es bleibt also spannend...! 


Gottesdienst-Double-Feature in Haselhorst 

Wie ich in meinen Wochenbriefings wohl schon verschiedentlich erwähnt habe, liegt die EFG The Rock Christuskirche, wo wir mit unseren Kindern schon seit fast zwei Jahren ziemlich regelmäßig zum Kinderprogramm ("JAM", ein Akronym für "Jungschar am Mittwoch") gehen, in unmittelbarer Nachbarschaft der katholischen Kirche St. Stephanus – wo wir allerdings nur vergleichsweise selten in die Messe gehen: Zwar ist St. Stephanus von unserem Zuhause aus schneller und unkomplizierter mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen als St. Joseph in Siemensstadt, aber das wird durch die spätere Anfangszeit der Messe in Siemensstadt mehr als wettgemacht; zudem haben wir die Erfahrung gemacht, dass man als Familie mit kleinen Kindern in St. Joseph weniger (unangenehm) auffällt als in St. Stephanus. Das hat zum Teil mit der unterschiedlichen Größe und Bauweise der beiden Kirchen zu tun, wohl noch mehr jedoch mit der Altersstruktur der jeweiligen örtlichen Gottesdienstgemeinde. Das hält uns indes nicht davon ab, gelegentlich doch nach St. Stephanus zu gehen; und eine solche Gelegenheit ergab sich am vergangenen Sonntag, nämlich die Gelegenheit, anschließend noch in den freikirchlichen Gottesdienst zu gehen. Der ist in der The Rock-Gemeinde meist nachmittags, einmal im Monat jedoch unmittelbar anschließend an die Messe in St. Stephanus. Tatsächlich hatten meine Liebste und ich mal erwogen, um diese Konstellation regelmäßig für so ein Gottesdienst-Double-Feature zu nutzen, aber in den letzten Monaten – seit Oktober letzten Jahres, um genau zu sein – waren wir dann doch irgendwie nie dazu gekommen. Jetzt sollte es aber mal wieder so weit sein; und für den geselligen Teil nach dem Gottesdienst packten wir den Kuchen ein, den wir auf Anregung unseres Jüngsten am Wochenende gebacken hatten. (Genauer gesagt packten wir drei Viertel des Kuchens ein; das vierte Viertel hatten wir bereits zuvor verspeist.) 

Auf dem Weg nach Haselhorst stieg übrigens der nicht-mehr-so-neue Pfarrvikar von St. Klara Reinickendorf-Süd in den Bus ein, in dem wir bereits saßen; er hatte offenbar in St. Bernhard die Messe und wechselte, ehe er wieder ausstieg, ein paar freundliche Worte mit uns. – Was die Messe in St. Stephanus betrifft, so besagt ja ein katholisches Sprichwort "An Ostern ist das Grab leer und am nächsten Sonntag die Kirche", aber ganz so schlimm war es nicht: Ich würde mal sagen, die Kirche war ungefähr halb voll. Schon in der Nacht zuvor hatte ich die Vorahnung, der leitende Pfarrer der Großpfarrei Heilige Familie würde diese Messe zelebrieren, und so war es auch. Die Liturgie war schön und feierlich, es wurden sehr viele Osterlieder gesungen und die Kinder benahmen sich weitestgehend untadelig. 


Da die Messe etwas länger als eine Stunde dauerte, hatten wir es anschließend etwas eilig, auf die andere Straßenseite zu kommen; wir kamen dort gerade rechtzeitig zum Beginn der separaten Kinderbetreuung an, was bedeutete, dass ich mit unserer Großen in den Keller zur Schulkinder-Katechese ging und meine Liebste mit unserem Jüngsten nach oben in den Eltern-Kind-Raum. Als mich die Mitarbeiterin, die die Katechese für die Schulkinder leitete, fragte, ob ich nicht lieber in den Erwachsenen-Gottesdienst gehen wolle, verneinte ich das knapp und ohne weitere Erläuterung. Tatsächlich hatte ich mindestens zwei Gründe dafür: Einer davon war ein quasi-professionelles Interesse daran, wie in dieser Gemeinde Kinderkatechese betrieben wird (darauf komme ich unter "Schwarzer Gürtel in KiWoGo" zurück); ein anderer, dass ich nun wirklich keine Lust auf einen Gottesdienst hatte, der im Wesentlichen aus einer endlos langen Predigt mit ein bisschen Drumherum bestand. Als ich später einen Blick in den Gottesdienstraum warf, fühlte ich mich bestätigt: Die Leute saßen da wie in einer Vorlesung, einige balancierten sogar Klemmbretter oder Laptops auf den Knien und schrieben mit. Nicht so ganz meine Vorstellung von Gottesdienst. Es wäre aber vielleicht eine interessante Vorstellung, wie jemand, der so etwas gewohnt ist, sich wohl in einer katholischen Messe fühlen würde, womöglich gar in einer Werktagsmesse ohne Predigt. 

Trotz aller Differenzen war es insgesamt aber doch gut, mal wieder dort zu sein und die überkonfessionellen Kontakte zu pflegen. Insofern fand ich den "geselligen Teil" am besten: Der Kuchen war lecker (nicht nur der, den wir selbst mitgebracht hatten), wir unterhielten uns gut und die Kinder konnten im Garten spielen. Kurz und gut, der Idee, so ein "Gottesdienst-Double-Feature" regelmäßig einmal im Monat "mitzunehmen", stehe ich nach wie vor aufgeschlossen gegenüber. 

Von uns war natürlich wieder der Fantakuchen mit den bunten Streuseln. 


Wenn der Vater mit dem Sohne 

Zu den Attraktionen des Gorkistraßenfests am vergangenen Samstag gehörte auch Live-Musik – dargeboten von einem Rockabilly-Duo, das ich an selber Stelle schon ein paarmal hatte spielen hören. Die Musik bewirkte, dass es mir in den Füßen zuckte, daher fragte ich meine Tochter, ob sie mit mir tanzen möge; aber sie wollte sich lieber beim Hufeisenwerfen anstellen, also tanzte ich stattdessen mit meinem Sohn – zu "Blue Suede Shoes" und "Hound Dog". Das entzückte Lachen meines Jüngsten, als ich ihn im Rhythmus der Musik durch die Luft wirbelte, war für mich ganz klar das Highlight des Tages. 

Als ich am Montagmorgen in der S-Bahn auf dem Weg zur Schule mit den Kindern betete – zuerst ein gereimtes Schulwegsgebet, das das Tochterkind bereits auswendig kann, und dann das Tagesgebet aus der Stundenbuch-App –, warf uns eine ältere Frau, die in unserer Nähe saß, einen überraschend wohlwollenden Blick zu; kurz darauf registrierte ich, dass sie auf Polnisch telefonierte, das erklärt wohl einiges. – Nachdem wir das Tochterkind in der Schule abgeliefert hatten, fuhren der Jüngste und ich zurück nach Tegel und schauten zunächst bei unserem bevorzugten Spielplatz vorbei; da war aber nicht viel los und niemand da, den wir kannten, also einigten wir uns darauf, später wiederzukommen. Auf die Frage, was wir in der Zwischenzeit machen sollten – "Hundewiese oder Beten mit Musik?" –, entschied sich der Jüngste ohne Zögern für "Beten mit Musik", also steuerten wir die Kirche St. Joseph Tegel an und hielten dort eine schöne Lobpreisandacht zum Hochfest Verkündigung des Herrn ab (mit insgesamt fünf Liedern). 

Am Mittwoch gingen der Jüngste und ich wieder einmal in St. Marien Maternitas in Heiligensee in die Messe – die von einem Priester zelebriert wurde, den ich nicht kannte. So halbwegs rechnete ich damit, dass er in der Begrüßung etwas dazu sagen würde, wer er denn sei und woher er käme, aber das tat er nicht; nun gut, wir waren in den Ferien nicht hier gewesen, möglicherweise hatte eine solche Vorstellung also schon zu einem früheren Zeitpunkt stattgefunden. Vielleicht machte der Priester hier Urlaubsvertretung, vielleicht war er selbst hier in Urlaub. Jedenfalls feierte er eine tadellose Liturgie und sagte während der gesamten Messe nichts, was Zweifel an seiner Rechtgläubigkeit hätte aufkommen lassen; beides ist man an diesem Ort nicht unbedingt gewohnt, und so begann ich unversehens zu tagträumen, der Priester sei womöglich doch nicht nur zur Vertretung hier, sondern neu im "Pastoralteam" der Pfarrei St. Klara Reinickendorf-Süd. Dort ist allerdings meines Wissens derzeit zwar eine Planstelle für einen Pastoral- oder Gemeindereferenten offen, nicht aber für einen Priester; und prompt ging die Tagträumerei in die nächste Runde: Was, wenn der bisherige Pfarrer von St. Klara über Ostern in die Wüste geschickt (bzw. meinetwegen ins Diözesanarchiv versetzt) worden wäre und dies sein Nachfolger wäre? Ich malte mir schon Chancen für ein Comeback in Reinickendorf-Süd aus; nicht dass ich dafür mein Engagement in Siemensstadt und Haselhorst hätte an den Nagel hängen wollen, aber ein zweites Standbein, noch dazu in größerer Wohnortnähe, hätte doch was für sich. 

Beim Gemeindefrühstück nach der Messe – das recht opulent ausfiel, da ein Gemeindemitglied Geburtstag feierte – erlebte ich allerdings in mehrfacher Hinsicht eine Enttäuschung. Zunächst schnappte ich auf, wie das Geburtstagskind den Priester beiläufig fragte, wie es denn in München stehe – woraus ich zweierlei folgerte: zum einen, dass der Priester in der Gemeinde bekannt ist, wahrscheinlich "von früher her", und zum anderen, dass er "eigentlich" in München ansässig ist. Und dann büßte der Priester bei mir massiv an Sympathie ein, als er mit seinen Sitznachbarn über Politik redete. Oder was man halt so "über Politik reden" nennt: von Frotzeleien über "Klimakleber" bis hin zu Klagen über die Inflation, und das alles auf so einem dümmlich-selbstgefälligen Stammtischniveau, als käme für die an diesem Gespräch Beteiligten schlechterdings nicht in Betracht, dass irgendjemand im Raum, oder überhaupt irgendein halbwegs vernünftiger Mensch, ihre behäbige Mitte-Rechts-Gesinnung nicht teilen könnte. Ach, na ja, was rege ich mich auf. Das ungleichzeitige politische Bewusstsein in unterschiedlichen Bereichen der Kirche wäre durchaus ein Thema, zu dem sich allerlei sagen ließe, aber hier und jetzt würde das entschieden zu weit führen. 

Im Übrigen hatte der Jüngste in den zurückliegenden Tagen mehrfach den Wunsch geäußert, mal wieder einen Ausflug ins Umland zu unternehmen; und da an diesem Mittwoch JAM ausfiel und meine Liebste obendrein länger arbeiten musste, fand ich, die Gelegenheit dazu sei günstig – obwohl das Wetter schlechter war als sn buchstäblich allen anderen Tagen der Woche und obwohl es nach dem Gemeindefrühstück in St. Marien Maternitas schon ungefähr 11 Uhr war. Ursprünglich hatte ich ins Auge gefasst, mit dem Junior nach Schönfließ und/oder nach Birkenwerder zu fahren, aber infolge einer Verkettung unvorhergesehener Umstände schafften wir es dann doch nur bis Oranienburg. Kein so attraktives Ausflugsziel, wie ich feststellen musste; aber der Sohnemann schlief ohnehin recht bald nach unserer Ankunft im Kinderwagen ein. Ich wollte mir nun wenigstens die örtliche katholische Kirche Herz Jesu ansehen, kam aber nur bis in den Vorraum (mit Schriftenstand): Nur durch den Glaseinsatz einer verschlossenen Zwischentür konnte man einen Blick in den eigentlichen Kirchenraum werfen. 

Vom Schriftenstand nahm ich mir einen Pfarrbrief mit, aber erst als ich schon wieder zu Hause war, stellte ich fest, dass es nicht der Pfarrbrief der Oranienburger Pfarrei war, sondern der aus Hennigsdorf. 

Am Donnerstag ging ich mit dem Junior zu einem aus dem #kindergartenfrei-Netzwerk heraus organisierten Spieltreff und am Freitag zur offenen Eltern-Kind-Gruppe in der Gemeinde auf dem Weg. Die letztere war deutlich besser besucht als beim ersten Mal, als wir dort waren, allerdings trafen wir dort diesmal keine Bekannten, und was ich von den Gesprächen zwischen den anderen Eltern mitbekam, machte mir nicht sonderlich viel Lust, mich daran zu beteiligen. Dem Knaben gefiel es allerdings bei beiden Spiel-"Dates" gut, also werden wir da wohl zukünftig noch öfter hingehen. Gleichzeitig habe ich allerdings auch festgestellt, dass mir das Programm, das ich von Mittwoch bis Freitag mit dem Junior durchgezogen habe, eigentlich ein bisschen zu viel des Guten war und dass ich mich im Grunde wohler fühle, wenn mein Sohn und ich gemeinsam "nichts Besonders" unternehmen. Da gilt es also die richtige Balance zu finden. 


Schwarzer Gürtel in KiWoGo 

Wie oben bereits erwähnt, traf sich am Dienstag der KiWoGo-Arbeitskreis, aber ehe ich darauf eingehe, möchte ich, wie ebenfalls schon angekündigt, ein paar Eindrücke zum Thema Kinderkatechese festhalten, die ich vom Besuch der EFG The Rock Christuskirche am vergangenen Sonntag mitgenommen habe. Mir ist durchaus bewusst, dass meine Sympathien für Freikirchen in der – sagen wir mal – "volkskirchlich-konservativen" Fraktion meiner Leserschaft zuweilen unterschiedliche Grade von Befremden bis Missbilligung auslöst. Das ist ein bisschen so wie zur Zeit der deutschen Teilung, wenn man in der Bundesrepublik Ansichten äußerte, die als allzu "links" wahrgenommen wurden, und sich daraufhin anhören durfte "Dann geh doch rüber!" Wozu ich anmerken möchte, dass ich durchaus nicht der Meinung bin, "drüben" sei alles besser. Das gilt auch und nicht zuletzt für den Bereich der Kinderkatechese. Ich habe mich dazu schon verschiedentlich geäußert, am einlässlichsten wohl im Creative Minority Report Nr. 20; und auch diesmal gab es wieder allerlei Anlass zu Kritik, was wohl nicht unwesentlich damit zu tun hat, dass an diesem Sonntag wieder die ältere Frau aus der Gemeinde die Kinderkatechese leitete, mit deren Anschauungen und Methodik ich so meine Schwierigkeiten habe. Inhaltlich ging es diesmal um die Wanderung des Volkes Israel durch die Wüste nach dem Auszug aus Ägypten; sicherlich ein Thema, das man halbwegs interessant gestalten könnte, aber der Präsentationsstil der besagten Mitarbeiterin verstärkte eher den im evangelikalen Spektrum ohnehin nie ganz fern liegenden Eindruck, biblische Geschichte werde als Lernstoff betrachtet, den die Kinder einfach "draufkriegen" müssen. Es war im Wesentlichen ein Vortrag, die aktive Einbeziehung der Kinder beschränkte sich auf gelegentliche Wissens- oder "Ratefragen", teilweise zu ganz und gar abseitigen Aspekten wie etwa, wieso Kamele sich besonders gut dazu eignen, mit ihnen die Wüste zu durchqueren. – 


In die Kategorie "Gut gemeint und schlecht gemacht" fielen Versuche, die Kinder im Sinne eines Sokratischen Gesprächs selbst darauf kommen zu lassen, dass der Auszug des Volkes Israel aus Ägypten auf das Kreuzesopfer Jesu vorausweist. Die Art und Weise, wie die Katechetin dabei mit Suggestivfragen arbeitete, erinnerte mich –nicht zum ersten Mal übrigens – an einen Witz, den ich, wenn ich mal ein Buch zum Thema Kinderkatechese schreiben sollte, unbedingt auch darin verwenden muss, und zwar in einem Abschnitt über methodische Fehler, die man vermeiden sollte

Fritzchen besucht eine katholische Schule, in der der Unterricht von Ordensschwestern erteilt wird. In einer Sachkundestunde fragt die Schwester: "Was ist das: Es hat rotes Fell, einen buschigen Schwanz und springt von Baum zu Baum?" Fritzchen antwortet: "Normalerweise würd' ich ja sagen Eichhörnchen, aber so wie ich den Laden hier kenne, wird's wohl wieder das liebe Jesulein sein." 

Genauer erläutern mag ich hier und jetzt nicht, worin ich die tiefere Weisheit dieses Witzes sehe; aber ich denke, es ist einigermaßen selbsterklärend. Falls doch nicht, freut euch auf das Buch! – Im Anschluss an die Katechese wurden die Kinder zum Spielen in den Garten geschickt, und ich nutzte die Gelegenheit, um nach oben in dem Eltern-Kind-Raum zu gehen – wo ich u.a. mitbekam, wie eine ältere Jugendliche oder junge Erwachsene versuchte, einigen drei- bis fünfjährigen Kindern anhand von Piktogrammen die Zehn Gebote zu erläutern. Ein erfahrenerer Mitarbeiter, selbst Vater von drei Söhnen, die ich vom JAM kenne und deren jüngster ungefähr so alt ist wir unser Sohn, erteilte dem Mädchen hinterher eine freundliche Manöverkritik: So meinte er, es wäre vielleicht besser gewesen, sie hätte sich auf einige wenige Gebote konzentriert, mit denen die Kinder anhand ihres eigenen Erfahrungshorizonts etwas anfangen können. Was ich für einen ausgesprochen guten Rat halten würde – wenn es um Kinder im Grundschulalter ginge. Bei Vorschulkindern halte ich es ehrlich gesagt für sehr fraglich, ob es überhaupt sinnvoll und ratsam ist, ihnen die Zehn Gebote beibringen zu wollen. (Ich wäre da aber offen für Argumente.)

Im Vergleich zu den am Sonntag bei den Freikirchlern gesammelten Eindrücken verlief das Arbeitskreistreffen am Dienstag eher unspektakulär. Zum Zeitpunkt seiner Gründung im Sommer letzten Jahres hatte der Arbeitskreis Kinderwortgottesdienst fünf Mitglieder, von denen sich eins inzwischen aufgrund allzu vieler anderer Verpflichtungen bis auf Weiteres zurückgezogen hat, und zwei weitere sind zu den letzten Treffen nur unregelmäßig erschienen, zumeist aus familiären Gründen (Kind krank, Ehemann krank, Babysitter kurzfristig ausgefallen) – das könnte mich natürlich theoretisch auch mal treffen, bisher habe ich's aber noch immer geschafft. Das Treffen am Dienstag litt zudem an einer Terminkollision, denn am selben Tag, nur um eine halbe Stunde versetzt, war in St. Stephanus Pfarreiratssitzung, und eins unserer Mitglieder musste da hin. Damit diese Kollegin wenigstens am Anfang unseres Treffens noch kurz dabeisein konnte, war dieses kurzfristig ebenfalls nach St. Stephanus verlegt worden; daraus resultierte nun allerdings ein Raumproblem, denn in St. Stephanus trafen sich am selben Abend auch noch die Trommelgruppe und die Neokatechumenale Gemeinschaft. Eigentlich ja ein gutes Zeichen für ein blühendes Gemeindeleben, auch wenn es sicherlich nicht der Normalfall ist, dass so viele Veranstaltungen bzw. Gruppentreffen auf denselben Tag fallen. 

Die Tagesordnung unseres Arbeitskreistreffens umfasste im Wesentlichen drei Punkte: die inhaltliche Planung des am übernächsten Sonntag, dem 4. Sonntag der Osterzeit, anstehenden Kinderwortgottesdienstes, die Festlegung der KiWoGo-Termine für Mai und Juni und schließlich die Frage, ob wir einen Programmbeitrag zur Fronleichnamsfeier in Maria, Hilfe der Christen anbieten wollen. Letzteres beantworteten wir dahingehend, dass wir wollen; jetzt muss der Planungsausschuss für die Fronleichnamsfeier noch zustimmen. 

Das Evangelium vom 4. Sonntag der Osterzeit ist Johannes 10,11-18, und somit lautet das Thema für den nächsten Kinderwortgottesdienst "Der gute Hirte". Einige Zeit vor dem Arbeitskreis-Treffen war mir eingefallen, dass wir schon seit Jahren ein sehr schönes Bilderbuch zu diesem Thema zu Hause haben, nämlich "Mein guter Hirte" von Sally Lloyd-Jones und Jago. Der Text orientiert sich zwar deutlich an Psalm 23, passt aber, wie ich finde, in einem für die Zwecke einer Kinderkatechese allemal ausreichenden Maße auch zum besagten Sonntagsevangelium. Ich nahm das Buch also zum Arbeitskreis mit und stellte es dort vor, allerdings meinte der Gemeindereferent – wohl nicht zu Unrecht –, das sei eher etwas für jüngere Kinder; für die Erstkommunionkinder dürfe es ruhig etwas anspruchsvoller sein. Folglich werden wir erstmals seit Januar den Versuch wagen, die zum KiWoGo erscheinenden Kinder ihrem Alter entsprechend in zwei Gruppen einzuteilen, der Gemeindereferent wird eine Katechese für die Erstkommunionkinder vorbereiten und ich eine für die jüngeren Kinder, auf der Basis bzw. unter Einbeziehung des "Mein guter Hirte"-Bilderbuchs. Im Detail werde ich daran noch arbeiten müssen. Gerne würde ich auch das Lied "Der Herr ist mein Hirte" von Johannes Hartl verwenden, allerdings traue ich mir nicht zu, das selbst auf der Gitarre zu spielen. Vielleicht kann ich meine Wichtelgruppen-Co-Leiterin dafür gewinnen... 


Geistlicher Impuls der Woche 

Wir wollen uns wappnen mit aller Kraft und uns zum Kampf rüsten mit lauterem Geist, zuversichtlichem Glauben und liebender Tugend. Das Heer Gottes marschiere voran zu der angekündigten Schlacht! Der Apostel lehrt uns die Vorbereitung und die Bewaffnung: "Gürtet euch mit Wahrheit, zieht als Panzer die Gerechtigkeit an und als Schuhe die Bereitschaft, für das Evangelium vom Frieden zu kämpfen! Vor allem greift zum Schild des Glaubens! Mit ihm könnt ihr alle feurigen Geschosse des Bösen auslöschen. Nehmt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, das ist das Wort Gottes!" (Eph 6,14-17) Diese Waffen wollen wir ergreifen, mit diesem Schutz des Geistes und des Himmels uns wappnen, damit wir am bösen Tag den Drohungen des Teufels im Kampf standhalten können.

Wir wollen den Panzer der Gerechtigkeit anlegen, damit unsere Brust gegen die Pfeile des Feindes gefestigt und gesichert ist. Beschuht und bewehrt seien unsere Füße mit der Lehre des Evangeliums. Wenn wir uns darum anschicken, die Schlange zu zertreten, wird sie uns nicht beißen und zum Straucheln bringen können. Liebe Brüder, das hafte fest in eurem Herzen! Wenn der Soldat Christi dies bedenkt und erwägt, wenn der Tag der Verfolgung über ihn kommt, dann wird er, in den Geboten und Mahnungen des Herrn erzogen, sich nicht vor dem Kampf fürchten, sondern für den Kranz bereit sein. 

(Cyprian von Karthago, Über das christliche Martyrium) 


Ohrwurm der Woche 

Del Shannon: Runaway 


Dieser Song aus dem Jahr 1961 verdankt seinen Status als Ohrwurm der Woche vorrangig der Tatsache, dass er auf dem Gorkistraßenfest von den Rockabilly-Brüdern performt wurde. Und zwar, wie ich bei aller Sympathie für die Musiker sagen muss, nicht besonders gut. Oder sagen wir so: Wenn man diesen Song nur mit Akustikgitarre und ein bisschen Schlagzeug und dazu in einem eher am frühen Elvis orientierten Gesangsstil interpretiert, dann fehlt ihm einfach das Wesentliche, nämlich zum einen der Falsettgesang im Refrain und zum anderen das Musitron-Solo. Na, jedenfalls veranlasste mich diese wenig überzeugende Live-Coverversion, mir mal wieder das Original anzuhören. 

Hinsichtlich seiner Stellung in der Popmusik-Historie ist "Runaway" ein interessanter Fall: 1961 war die wilde Zeit des frühen Rock'n'Roll definitiv vorbei, die Beatles hatten ihren großen Durchbruch noch vor sich; der vom Militärdienst in Deutschland zurückgekehrte Elvis machte peinliche Filme, und was sich sonst noch Rock'n'Roll nannte, klang deutlich kommerzieller, glatter und harmloser als früher™️. Das könnte man tendenziell vielleicht auch über "Runaway" sagen – wäre da nicht dieses krasse Musitron-Solo, das, da lehne ich mich mal ganz weit aus dem Fenster, schon auf den psychedelischen Garagenrock der zweiten Hälfte der 60er vorausweist. Das Musitron war übrigens eine von Del Shannons Keyboarder Max Crook selbstgebaute Frühform des analogen Synthesizers. 


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