Samstag, 20. April 2024

Creative Minority Report Nr. 26

Wohlan, Leser: Die 3. Woche der Osterzeit liegt so gut wie hinter uns, zugleich war dies die zweite von 14½ Schul- und Arbeitswochen zwischen Oster- und Sommerferien, und wie fast jede Woche um diese Zeit schlage ich mich mit der Frage herum, was ich in den Einleitungstext vor dem Vorschaubild schreiben soll und was ich als Vorschaubild nehme. Aber wisster was: Diesmal mach ich's mir einfach und nehme ein Foto vom Wichtelgruppentreffen, das ja schließlich eins der Hauptthemen des aktuellen Wochenbriefings ist. Und der Einleitungstext ist damit auch fertig... 


Was bisher geschah 

Vom Berichtszeitraum des vorigen Wochenbriefings her noch offen ist der Bericht über das Wichtelgruppentreffen am vergangenen Samstag (s. "Aus meinem Wichtelbuch"); am Sonntag gingen wir dann "ganz normal" in St. Joseph Siemensstadt zur Messe. Da wir diesmal keine Probleme mit der Busverbindung hatten, kamen wir recht früh an und bekamen schon vor Beginn der Messe mit, dass ein uns unbekannter Priester sich auf die Zelebration vorbereitete – ein auffallend junger Mann mit sympathischem Gesichtsausdruck. "Vielleicht ein neuer Jesus", mutmaßte unser Jüngster (wozu man anmerken muss, dass er jeden Priester, der eine Messe zelebriert, "Jesus" nennt. Das mit dem Handeln des Priesters in persona Christi hat der Knabe offenbar besser verinnerlicht als mancher Erwachsene). In seinen Begrüßungsworten stellte der junge Priester sich namentlich vor und erklärte, er sei Kaplan in Leverkusen-Opladen und habe diese Messe vertretungsweise übernommen. – Man hört ja oft, der Priesternachwuchs der letzten paar Jahrzehnte lege tendenziell mehr Wert auf eine feierliche und würdevolle Liturgie als die vorangegangenen Priestergenerationen; ob das wirklich eine verallgemeinerbare Aussage ist, weiß ich nicht, aber auf diesen jungen Mann schien es jedenfalls zuzutreffen. Seine Predigt fand ich dagegen nicht direkt bahnbrechend, aber immerhin nicht schlecht. – Im Nachhinein wurde ich dann doch neugierig, was der Herr Kaplan so für einer ist, und stellte fest, dass man im Netz so allerlei über ihn findet; so zum Beispiel in der Mediathek von Radio Horeb einen Beitrag zu der Sendereihe "Auf dem Weg in ein neues Leben – Neupriester geben Zeugnis". Ich hab das Gefühl, das ist 'n Guter, und wünsche ihm viel Glück und viel Segen für seinen priesterlichen Dienst. 

Es folgte eine weitgehend "normale" Schul- und Arbeitswoche; zu dieser Normalität gehörte, dass am Montag wieder regulärer "Omatag" war, außerhalb der Normalität lag hingegen, dass unser Tochterkind am Dienstag Namenstag hatte – was mir, da es kein Gedenktag im Regionalkalender für das deutsche Sprachgebiet ist, beinahe entgangen wäre. Ja, ich gebe zu, ich bin erst am nächsten Tag mit Hilfe von Instagram darauf aufmerksam geworden. Peinlich? Ein bisschen schon, aber ich vergesse oft sogar meinen eigenen Namenstag, zumal es in meiner Familie keine Tradition gab, Namenstage groß zu feiern. Hand aufs Herz, Leser mit Kindern: Wisst ihr die Namenstage eurer Kinder auswendig oder habt sie im Terminkalender? Feiert ihr sie? Lasst es mich (und die anderen Leser) wissen! 

Der ereignisreichste Tag der Woche, jedenfalls was "blogrelevante" Ereignisse angeht, war der Mittwoch; da mir scheint, dass das öfter vorkommt und auch nicht ganz zufällig ist, führe ich in diesem Wochenbriefing mal versuchsweise eine Rubrik namens "Immer wieder mittwochs" ein. Man darf gespannt sein, ob sie sich bewährt. – Am Donnerstag kam meine Liebste früher als gewohnt von der Arbeit nach Hause, und wir nutzten den Nachmittag, um die neulich schon einmal angesprochene "Frühjahrs-Entrümpelung" unserer Wohnung fortzusetzen; am gestrigen Freitag bekamen wir dann Besuch von einer Schulfreundin unseres Tochterkindes. Wozu ich anmerken möchte: Ich finde, wir sollten öfter Besuch zu uns nach Hause einladen (und zwar nicht nur Kinder). Unter anderem hätte das auch den Vorteil, dass es die Motivation erhöht, öfter und regelmäßiger aufzuräumen – dann ist es jedes einzelne Mal nicht so viel Arbeit...


Was ansteht 

Morgen, am 4. Sonntag der Osterzeit, ist in St. Joseph Siemensstadt Kinderwortgottesdienst; ich werde berichten. Am Dienstag findet in der Pfarrkirche Maria, Hilfe der Christen ein Vorbereitungstreffen für die diesjährige Spandauer Fronleichnamsfeier statt, und ich habe zugesagt, da als Vertreter des KiWoGo-Arbeitskreises von St. Joseph hinzugehen. Am Mittwoch ist aller Voraussicht nach wieder JAM; und am nächsten Samstag ist dann schon wieder Wichtelgruppe. Man wird sehen, ob und wie meine Werbeoffensive (siehe unter "Aus meinem Wichtelbuch") sich da auswirkt... Zu erwähnen wäre auch noch, dass am Samstagabend einerseits ein Jugendgottesdienst in Maria, Hilfe der Christen stattfindet, über den es in den Vermeldungen der Pfarrei heißt "Die musikalische Begleitung mit zeitgenössischem Lobgesang erfolgt durch die Taufstein-Band" – da wäre ich ja schon ein bisschen neugierig –, andererseits aber auch die monatliche Community Networking Night im Baumhaus, die eigentlich ein Muss ist. Na, wir werden sehen, wie sich das unter einen Hut bringen lässt (oder eben nicht). 


Aus meinem Wichtelbuch 

Am vergangenen Samstag traf sich die Wichtelgruppe bei herrlichstem Wetter im Garten von St. Stephanus zum ersten von sieben Terminen im Zeitraum zwischen Oster- und Sommerferien. Um in einem Punkt gleich mal die Spannung rauszunehmen: Neuzugänge hatte die Gruppe bei diesem ersten Treffen noch nicht zu verzeichnen. Ein paar Überlegungen dazu, woran das gelegen haben könnte und wie sich das in Zukunft ändern könnte, folgen später; erst einmal möchte ich mich auf das konzentrieren, was an dem Treffen trotzdem gut war. Dazu gehörte zum Beispiel, dass die Kinder über eineinhalb Stunden lang fröhlich und friedlich im Garten spielten; die Mädchen kümmerten sich dabei liebevoll um eine nicht flugfähige Hummel und bauten ihr ein "Bett". 

Davon abgesehen sangen wir ein paar Lieder, und als ich auf der Suche nach Anregungen, was man in der Gruppenstunde sonst noch so machen könnte, im "Katholischen Hausbuch für das Jahr 1990" blätterte (das das Tochterkind mal, wie berichtet, bei uns zu Hause unter dem Sofa gefunden hat), entdeckte ich ein schönes Gebet, das ich hier mal in voller Länge wiedergeben möchte: 

Herr Jesus Christus, 
du hast die Kinder zu dir gerufen 
und sie gesegnet. 
Sie waren dir nicht lästig, 
weil du sie liebtest. 
Uns aber hast du ermahnt 
zu werden wie sie. 
Sie sind gut und fröhlich 
und spielen den lieben langen Tag, 
wenn wir sie lassen. 
Wir aber müssen arbeiten. 
Das weißt du. 
Du lobst die Lilien auf dem Feld 
und die Vögel in der Luft. 
Du lobst Maria und verteidigst sie gegen Marta. 
Schenk uns Gelassenheit! 
Lass uns nicht zum Opfer unserer Tüchtigkeit werden! 
Wir wollen Gutes tun, 
fröhlich sein 
und die Spatzen pfeifen lassen. 
Dann sind wir wie die Kinder, 
und du schenkst uns den Himmel 
schon hier auf Erden. 
Danke. Amen. 

(Das ist inhaltlich natürlich eher auf Eltern als auf Kinder zugeschnitten; aber das schadet ja nichts – im Gegenteil: Wenn man ein Angebot für Kinder im Alter von 3-7 Jahren macht, muss man ohnehin zusehen, wie man es schafft, auch die Eltern mit einzubinden.) 

Ein weiteres positives Ergebnis dieses Wichtelgruppen-Termins bestand darin, dass ich den vorläufigen Gartenpflegeplan zu Gesicht bekam, den der im Zusammenhang mit dem Gartenprojekt schon mehrfach erwähnte Küster erstellt hat und der die Zuständigkeit dafür, einmal wöchentlich im Garten nach dem Rechten zu sehen und bei Bedarf zu gießen, auf fünf Gruppen verteilt. Und siehe da, in der aktuellen Kalenderwoche waren die Pfadfinder zuständig. Da die allerdings gerade auf Tagesfahrt waren und die Wichtelgruppe ja lose an die Pfadfinder angegliedert ist, übernahm ich es, das "Im Garten nach dem Rechten sehen" als erledigt abzuzeichnen. (Wie es mit dem Gartenprojekt insgesamt weitergeht, bleibt indes abzuwarten; bei der nächsten Gemeinderatssitzung soll das Thema auf die Tagesordnung kommen, aber soviel ich weiß, gibt es dafür noch keinen Termin.) 

Somit bliebe nun nur noch zu erörtern, wie man der Wichtelgruppe zukünftig mehr Zulauf verschaffen könnte. Wie sieht es mit der Werbung aus? Flyer liegen in den Kirchen St. Stephanus und St. Joseph aus, die Termine für die Gruppentreffen stehen auch im monatlich erscheinenden Gemeindeblatt und auf der Website der Pfarrei. Darüber hinaus habe ich mich bemüht, in den Sozialen Netzwerken ein bisschen die Werbetrommel zu rühren; das könnte man sicherlich noch intensivieren, aber der Weisheit letzter Schluss ist das wohl auch noch nicht. Am effizientesten wäre vermutlich Mundpropaganda, aber darum müssten sich wohl vorrangig andere kümmern – ich bin dafür einfach nicht gut genug vernetzt in Haselhorst und Siemensstadt. Um dennoch nicht untätig zu bleiben, habe ich am Montag damit angefangen, die Wichtel-Flyer etwas breiter zu streuen: In der Gartenfelder Straße, unweit von St. Stephanus, habe ich einige Flyer bei Edeka und einige in der Stadtteilbibliothek ausgelegt, danach war das Kontingent an Flyern, das ich mit mir herumtrug, erst einmal aufgebraucht, und dazu, mir neue zu besorgen, bin ich seither noch nicht gekommen. Ich bin aber durchaus gewillt, diese Werbestrategie weiterzuverfolgen und auszubauen. 


Immer wieder mittwochs 

Ein bedeutendes Argument dafür, dass dieser hier erstmals ausprobierte Rubrikentitel auch zukünftig seine Berechtigung haben könnte, liegt darin, dass der Mittwoch – wenn nicht gerade Schulferien sind oder sonst etwas Außergewöhnliches dazwischen kommt – zwei Fixpunkte im Tagesablauf aufweist, von denen in der Regel zu erwarten ist, dass sie Stoff fürs Wochenbriefing bringen: vormittags die Heilige Messe in St. Marien Maternitas in Heiligensee, nachmittags JAM bei den Freikirchlern in Haselhorst. Am vergangenen Mittwoch schaffte ich es wieder zu beiden Terminen, zum ersten mit meinem Jüngsten, zum zweiten mit der ganzen Familie. 

Was die Messe anging, hatte ich die Vorahnung gehabt, der Pfarrer von St. Klara Reinickendorf-Süd würde sie halten; aber wir hatten Glück, es war der Pfarrvikar aus Nigeria. Bei unserer Ankunft in der Kirche bekamen wir gerade noch das letzte Gesätz des Rosenkranzes (und den Schluss des vorletzten) mit, und bei der Vaterunser-Bitte "Erlöse uns von dem Bösen" fragte mich mein dreijähriger Sohn, wer denn der Böse sei. Meine Antwort fiel in Anbetracht der Umstände nicht sehr ausführlich aus, aber ich war durchaus erfreut über sein Interesse. – Nach der Messe gab es wieder Frühstück, und am Rande unterhielten sich einige der älteren Herren, die dort zur Stammbesetzung gehören, über die Frage, was eigentlich Sünde sei und was nicht. Als einer der Gesprächsteilnehmer meinte, alle Sünden ließen sich als Verstöße gegen die Zehn Gebote darstellen, wandte der neulich schon mal erwähnte "Erzlaie" halb scherzhaft (?) ein, wieso man denn dann von "Verkehrssündern" oder vom "Sündigen gegen die schlanke Linie" spreche. Im Folgenden spitzte sich die Diskussion weitestgehend darauf zu, gegen welches der Zehn Gebote denn wohl das Laster der Völlerei verstoße. Auch der Pfarrvikar hatte darauf so ad hoc keine Antwort parat. – Was mich betrifft, fand ich diese ganze Debatte zwar einerseits auf eine Weise regelfixiert und korinthenkackerisch, die meinem persönlichen Zugang zum christlichen Glauben (und zu Religion überhaupt) eher fremd ist; aber gleichzeitig dachte ich: Also Kinder, das steht doch alles im Katechismus, man muss es nur finden. Und in Recherche bin ich ja gut. Also griff ich zu meinem Mobilgerät und konnte meinen Sitznachbarn alsbald mitteilen dass die Mahnung, "Übermaß an Speisen, Alkohol, Tabak und Medikamenten" zu meiden (Nr. 2290), im Katechismus einen Teilaspekt des Themas "Achtung der Gesundheit" darstellt, das seinerseits dem 5. Gebot ("Du sollst nicht morden") zugeordnet ist. (In demselben Absatz wird übrigens auch rücksichtsloses und riskantes Verhalten im Straßenverkehr angesprochen, aber darauf wies ich im Rahmen dieser Diskussion nicht hin.) Einer der Gesprächsteilnehmer – nämlich der, der in der vorherigen Woche seinen 82. Geburtstag gefeiert hatte – wandte nun ein, im Gleichnis vom reichen Prasser und dem armen Lazarus und im Gleichnis vom reichen Kornbauern gehe es ja wohl offensichtlich nicht darum, dass die Reichen in ihrem Überfluss ihre eigene Gesundheit schädigen. Eine zweifellos richtige Aussage, aber das hatte ja auch niemand behauptet, schon gar nicht der Katechismus. – Na gut: Nehmen wir als Erkenntnis mit, dass die Neigung, eine Diskussion so zu führen, dass am Ende jeder Recht behält, weil alle aneinander vorbeireden, keine so neue Erscheinung ist, wie man manchmal denken könnte (oder anders ausgedrückt: kein alleiniges Merkmal der Zoomer-Generation ist). Hat ja vielleicht irgendwo auch was Beruhigendes. 

Schließlich verabschiedeten wir uns und fuhren zurück nach Tegel, wo mein Herr Sohn erst mal auf den Spielplatz wollte. Nachdem er es aus eigener Kraft bis an die Spitze der großen Kletternetz-Pyramide (und mit ein bisschen Hilfe von mir auch wieder herunter) geschafft hatte, ließ sich der Knabe zufrieden in den Wagen setzen und schlief bald darauf ein; da wir uns in der Nähe der Pfarrkirche Herz Jesu befanden, beschloss ich, mit ihm dort einzukehren. Bereits am Vortag war er auf dem Weg zu einer "Beten mit Musik"-Andacht, die wir in St. Joseph hatten abhalten wollen, im Kinderwagen eingeschlafen, woraufhin ich trotzdem mit ihm in die Kirche gegangen war und die Sext, erweitert um die Bitten aus den Laudes und ein paar freie Fürbitten, gebetet hatte – ohne Musik, um den Knaben nicht zu wecken. Genauso machte ich es nun auch in Herz Jesu. (Eine "Beten mit Musik"-Andacht, mit ganzen fünf Liedern, hielten wir dann am Donnerstag zur Terz in St. Joseph ab; aber nun zurück zur chronologischen Reihenfolge.) Bevor ich die Kirche zusammen mit dem immer noch fest schlafenden Junior wieder verließ, warf ich gewohnheitsmäßig noch einen Blick auf die Schriftenauslage im Windfang, und da fiel mir ein Stapel kleiner Faltblätter mit dem Titel-Schriftzug "Mehr als nur Religion" ins Auge. Das Faltblatt enthielt eine Menge Text, den ich nur überflog; es war aber recht offensichtlich, dass er sich darum drehte, das (angeblich) wahre Christentum von (angeblich) falschen religiösen Konventionen und Traditionen abzugrenzen. Verantwortlich für diese Publikation zeichnet eine Initiative namens GLOW, was ein Akronym für "Giving Light to Our World" sein soll; darunter könnte man sich unschwer eine dieser jungen, urbanen, hipstermäßigen Non-Denominational-Churches vorstellen können, die derzeit wie Pilze aus dem Boden zu schießen scheinen (dazu übrigens ein kleines Bonmot, das ich unlängst irgendwo aufgeschnappt habe und vergessen habe, wo: "Non-Denominationals sind im Grunde nur Baptisten mit einer Nebelmaschine"). Aber dann fiel mir eine Fußnote auf – die einzige Fußnote des ganzen Texts, und diese verwies auf das Buch "In Heavenly Places" von Ellen G. White. Tja, Plot-Twist: Hinter der Initiative GLOW stecken die Siebenten-Tages-Adventisten. Die haben ihre örtliche Gemeinde buchstäblich um die Ecke, gerade mal drei Minuten Fußweg von der Pfarrkirche Herz Jesu entfernt; und über die von dieser Gemeinde ausgehenden Versuche, die Gemeinde von Herz Jesu zu unterwandern bzw. Mitglieder abzuwerben, könnte man so einige Geschichten erzählen – ich habe das Thema neulich schon mal angeschnitten, eventuell komme ich noch mal darauf zurück. Was ich an der Sache mit diesen Flyern allerdings witzig finde, ist dies: Mir wurde seinerzeit nicht nur untersagt, meine "Lebendigen Steine" im Windfang der Kirche auszulegen, sondern auch allerlei anderes Infomaterial, an dessen rechtgläubig katholischer Ausrichtung kein Zweifel bestehen konnte, wurde vom Pfarrer regelmäßig entfernt. Ein Hinweisschild, demzufolge die Auslagefläche im Windfang nicht als allgemeine Auslage benutzt werden dürfe, und auf dem ich namentlich erwähnt werde, hängt da bis heute. Aber wenn die Adventisten da ihre sektiererische Propaganda auslegen, fällt das offenbar nicht weiter auf. Na, ich war dann mal so frei, die Flyer in den Müll zu entsorgen. 

Auf dem Weg zum JAM ertappt ich mich dabei, mir zu wünschen, die Mitarbeiterin, über die ich mich in letzter Zeit schon mehrfach missfällig geäußert habe, wäre diesmal nicht da oder würde zumindest die Katechese jemand anderem überlassen. Immerhin hatte sie im Rahmen ihres Zeugnisses beim Jahresschlussgottesdienst erwähnt, sie habe den Vorsatz gefasst, bei der sonntäglichen "Kinderkirche" und beim JAM nur noch einmal im Monat mitzuwirken. Aber so Leute, die immer davon reden, dass sie mal kürzer treten und sich mehr zurücknehmen müssten, dann aber doch nicht loslassen können, weil sie offen oder insgeheim überzeugt sind, dass ohne sie nichts läuft, gibt's wohl in jeder Gemeinde, egal ob volks- oder freikirchlich. – Kurz und gut, natürlich war die Dame da. Nach der Phase des freien Spiels im Garten gab's für alle Kinder zusammen einen kleinen Lobpreis-Block im Gottesdienstraum; dorthin kam ich mit, während meine Liebste zum Elterncafé ging. Nach dem Lobpreis wurde angesagt, dass die kleineren Kinder (bis 5 Jahre) mit der besagten Mitarbeiterin nach oben gehen sollten; unser Jüngster wollte, dass ich ihn dorthin begleite, und daraufhin wollte unsere Große auch nach oben mitkommen, obwohl sie ja nun schon länger nicht mehr 5 ist. Ich hätte es ja interessanter gefunden, bei der von jüngeren Mitarbeitern geleiteten Katechese für die älteren Kinder zu bleiben, und nicht zuletzt glaube ich auch, dass das Tochterkind mehr davon gehabt hätte, aber das war nun nicht zu ändern. Inhaltlich ging es übrigens um die Bekehrung des Paulus. Den Kleinen wurde sie in Form einer rund zehn Minuten langen, nur durch gelegentliche Wissens- oder Ratefragen unterbrochenen Nacherzählung präsentiert, danach durften sie spielen gehen. – Ich hatte ehrlich gesagt meine Zweifel, ob bei den Kindern überhaupt etwas vom Inhalt der Katechese ankam, aber als ich versuchsweise ein paar Tage später meine Tochter danach befragte, lieferte sie mir doch eine ganz passable Zusammenfassung. Okay, sie war das älteste Kind in der Gruppe und ihre Aufmerksamkeitsspanne ist durch ausgiebiges abendliches Vorlesen geschult; darüber, was die jüngeren Kinder aus der Katechese mitgenommen haben, kann nur spekuliert werden... 

Darauf, dass es am selben Abend in einer Kneipe, in der ich früher mal Stammgast war, einen "Vortrag der Letzten Generation" gab, wurde ich erst aufmerksam, als es zu spät war: Theoretisch hätte ich da nach dem JAM durchaus noch hingehen können. Wäre vielleicht ganz spannend geworden – nicht zuletzt auch hinsichtlich der Frage, ob man mich überhaupt reingelassen hätte. Man muss dazu sagen, dass es sich um ein Lokal handelt, in dem ich noch recht regelmäßig zu Gast war, als einige andere linke Läden mir wegen meines Pro-Life-Engagements schon längst Hausverbot erteilt hatten. Irgendwann um 2015/16 herum bekam ich Auftrittsverbot auf der hauseigenen Kleinkunstbühne, und einmal erlebte ich es, dass ein Mitarbeiter – wohlgemerkt einer, der früher mal™️ Lesebühnenauftritte für mich organisiert hatte und bei dem ich nach einem solchen Auftritt auch mal übernachtet hatte – sich erst mit seiner Kollegin abstimmen zu müssen glaubte, ob er mir ein Bier verkaufen dürfe; aber immerhin fiel die Entscheidung positiv aus. Seit Corona ist das Klima allerdings rauer geworden: Soweit ich gehört habe, ist ungefähr die Hälfte der Leute, die in dieser Kneipe meine vorrangigen Gesprächspartner und Trinkgenossen waren, dort inzwischen persona non grata oder boykottiert den Laden (oder beides). Weil sie zwar links, aber nicht "woke" sind. In dieser Hinsicht, scheint mir, hat die linke Szene ein irgendwie ähnliches Problem, wie die katholische Kirche es mit dem Synodalen Weg hat, aber das ist jetzt erst mal nur so eine aus der Hüfte gefeuerte These, die man mal vertiefen müsste. Vielleicht wäre dafür etwas Feldforschung an der einen oder anderen Theke sinnvoll. Lust hätte ich darauf eigentlich schon... 


Aufreger der Woche: Gleitzeit in Plochingen 

Kennst du, o wohllöblicher Leser, das Städtchen Plochingen am Neckar? Ich kannte es bisher praktisch nur aus der zweiteiligen Teilverfilmung von Karl Mays bizarr-bombastischem Kolportage-Epos "Waldröschen". In diesen 1964/65 gedrehten, "Der Schatz der Azteken" und "Die Pyramide des Sonnengottes" betitelten Filmen spielt Lex Barker die Heldenrolle und Ralf Wolter den komischen Sidekick, nämlich einen schwäbischen Kuckucksuhrenvertreter namens "Andreas Hasenpfeffer aus dem schönen Plochingen am Neckarstrand, 2.413 Einwohner, darunter 99 Katholiken". Die Einwohnerzahl hat sich seit der Handlungszeit der Filme bedeutend erhöht, aber eine kleine Stadt ist es immer noch. Und was gibt es da so, außer Kuckucksuhren? Ein Gymnasium zum Beispiel. Und das ist gerade in den Schlagzeilen, weil dort in der 7. Klasse versuchsweise Gleitzeit eingeführt worden ist. Was heißt das konkret? Es ist gar nicht so leicht, an rein sachliche, nicht polemisch aufgemachte Informationen zu diesem Modellversuch zu kommen, aber sofern man tagesschau.de Glauben schenken darf, handelt es sich darum, dass die Schüler einer 7. Klasse an zwei Tagen der Woche (!) individuell entscheiden können, ob sie um 7:50 oder erst um 9:40 Uhr mit dem Unterricht beginnen wollen. Finde ich persönlich jetzt nicht so sensationell – im Vergleich zu der Tatsache, dass es an der Schule, die meine Tochter besucht, jeden Tag und für alle Schüler von der 1. bis zur 10. Klasse eine gleitende Ankunftszeit gibt. Volkes Stimme hingegen, jedenfalls soweit sie in den Sozialen Netzwerken laut wird, scheint überzeugt zu sein, das Plochinger Gymnasium habe mit diesem Modellversuch den Untergang des Abendlandes eingeläutet. Hier nur mal eine kleine Auswahl an Kommentaren: 

"Von klaren Regeln will man heutzutage wohl nix mehr wissen?! Unglaublich!"  
"Es wird immer bekloppter in Deutschland."  
"Deutschland schafft sich ab."  
"Noch mehr Verweichlichung."  
"Jetzt verdummen unsere Kinder total."  
"Am besten ihr tragt denen auch noch die Schultasche nach."  
"Ganz klasse, so lernt man Disziplin. Die haben sie doch nicht alle am Brett. Viele Kinder sind doch schon jetzt voll daneben weil die Eltern versagt haben. Fakt."  
"Wie haben wir das nur überlebt? Demnächst heißt es, du musst nicht zur Schule, wenn du nicht willst."  
"Schule ist nicht mehr was es einmal war, es gab Zeiten, da wurde wirklich, richtig gelernt ohne den ganzen E-Mist." 

Auf Argumente dafür, dass ein späterer Unterrichtsbeginn (bzw. die Wahlmöglichkeit zwischen einem frühen und einem späteren Unterrichtsbeginn) sich positiv auf den Lernerfolg der Schüler auswirken könnte, gehen diese Meinungsinhaber so gut wie gar nicht ein. – Mein persönlicher Eindruck ist, die vorherrschende Motivation hinter Äußerungen wie den oben zitierten ist Missgunst: das Grauen davor, dass es anderen in Gegenwart oder Zukunft besser gehen könnte, als es einem selbst mal gegangen ist. Das Laster der Missgunst ist vermutlich ungefähr so alt wie die Menschheit selbst, aber in jüngster Zeit fällt es mir immer häufiger als treibende Kraft gesellschaftlicher Debatten auf, und zwar besonders dann, wenn es darum geht, postmaterielle Lebensentwürfe (nicht unbedingt strikt deckungsgleich mit dem gleichnamigen Sinus-Milieu) zu diskreditieren. Das Spektrum der Feindbilder reicht hier von Zoomern, die nach ersten Erfahrungen im Berufsleben erklären, es sei für sie keine erstrebenswerte Perspektive, bis zum Erreichen des Rentenalters in Vollzeit Erwerbsarbeit zu leisten, bis hin zu Eltern, die berufliche Nachteile in Kauf nehmen, um ihre Kinder #kindergartenfrei zu erziehen: Wer Anstalten macht, aus dem Hamsterrad von Erwerb und Konsum auszusteigen, zieht sich den Zorn und die Verachtung derer zu, die sich ihr Leben ohne dieses Hamsterrad nicht vorstellen können. Man hat den Eindruck, die Sozialen Netzwerke sind voll von Leuten, für die das Streben nach beruflichem Erfolg und materiellem Wohlstand höchste Priorität hat, die es darin aber nicht ganz so weit gebracht haben, wie es ihnen lieb gewesen wäre, und die nun den Gedanken nicht ertragen können, dass es Menschen gibt, die in ihrem Leben andere Prioritäten setzen und damit womöglich glücklicher sind. Das ist natürlich ein Thema, das nur "unter anderem" mit dem Thema "Gleitzeit in der Schule" zu tun hat und das man eigentlich mal auf breiterer Front angehen müsste; vielleicht wäre es mal was für einen Tagespost-Essay. Auch wenn ich mich da vielleicht bei einem Teil der Leserschaft ziemlich in die Nesseln setzen würde. 

Was derweil konkret die Erwartungen an das Schulsystem betrifft, die sich in der Debatte über den Plochinger Modellversuch ausdrücken, finde ich es einigermaßen erschreckend, wie verbreitet die Auffassung zu sein scheint, die Schule sei vorrangig dazu da, die Schüler zu disziplinieren, in ihrer Individualität zu beschneiden und sie zum mechanischen Befolgen von Regeln zu konditionieren, und gerade nicht dazu, sie individuell zu fördern und zu eigenverantwortlichem Handeln zu befähigen. Ich würde sagen, das wirft ein bezeichnendes Licht auf die Realität des Schulsystems, das die Erwartungen dieser Leute geprägt hat. Auch das wäre ein Thema, das man mal an anderer Stelle vertiefen müsste; hier erst mal nur so viel: Historisch gesehen ist die allgemeine Schulpflicht ein Kind der Industrialisierung, und das merkt man ihr bis heute an. In einer post-industriellen Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung ist der Bedarf an Arbeitskräften, die dazu konditioniert wurden, zu funktionieren wie Maschinen, aber nicht mehr so groß wie früher. Man könnte sagen, das Regelschulsystem bereitet die Schüler auf eine Arbeitswelt vor, die es so kaum noch gibt und die es in Zukunft erst recht nicht mehr geben wird. 


Geistlicher Impuls der Woche 

Gott, du bist unser Ziel, du zeigst den Irrenden das Licht der Wahrheit und führst sie auf den rechten Weg zurück. Gib allen, die sich Christen nennen, die Kraft zu meiden, was diesem Namen widerspricht, und zu tun, was unserem Glauben entspricht. Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn und Gott, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. 

(Tagesgebet vom Montag der 3. Woche der Osterzeit) 


Ohrwurm der Woche 

Paul Simon: The Boy in the Bubble (live @ MTV unplugged

Zu der Zeit, als in meinem heimatlichen Dorf Kabelfernsehen verlegt wurde und ich endlich MTV schauen konnte, war die Konzertreihe "MTV unplugged" gerade der absolute Hype. Wie ich seither festgestellt habe, fällt das Urteil der Popmusik-Geschichtsschreibung über dieses Format recht zwiespältig aus: So gab und gibt es durchaus Stimmen, die "MTV unplugged" als rückwärtsgewandt, elitär und/oder snobistisch betrachten, und dann natürlich auch solche, die meinen, das Format sei lediglich dazu gut gewesen, es angegrauten Ex-Stars zu ermöglichen, ihre alten Hits in akustischen Versionen neu auf den Markt zu bringen. Die letztere Einschätzung ist wohl nicht ganz und gar falsch, aber ganz richtig ist sie eben auch nicht: Schließlich traten bei "MTV unplugged" durchaus nicht nur Rock-Veteranen auf, sondern auch junge, aktuelle Bands. Sehr gut fand ich etwa die Performances von Soul Asylum und Pearl Jam; die von Nirvana ehrlich gesagt nicht ganz so gut. Brillant fand ich auch den "MTV unplugged"-Auftritt des Comedians Denis Leary, und ich gebe zu, auch Herbert Grönemeyers unplugged-Konzert fand ich gar nicht übel. Wenn man mich aber fragte, wessen Auftritt bei "MTV unplugged" meiner Meinung nach der beste von allen gewesen sei, würde ich jederzeit und ohne Zögern für Paul Simon votieren. Die Songauswahl bietet einen exzellenten Querschnitt durch vier Jahrzehnte von Simons Schaffen als Songwriter und Performer, die Arrangements sind hervorragend und die Begleitmusiker erlesen. Besonderes Augenmerk möchte ich bei der hier ausgewählten Aufnahme von "The Boy in the Bubble" auf das Saxophon-Solo des 2007 verstorbenen Michael Brecker lenken, den ich ein paar Jahre nach diesem Konzert einmal live erleben durfte – da stand er allerdings nicht mit Paul Simon auf der Bühne, sondern mit Herbie Hancock, aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden... 


13 Kommentare:

  1. >> finde ich es einigermaßen erschreckend, wie verbreitet die Auffassung zu sein scheint, die Schule sei vorrangig dazu da, die Schüler zu disziplinieren, in ihrer Individualität zu beschneiden und sie zum mechanischen Befolgen von Regeln zu konditionieren, und gerade nicht dazu, sie individuell zu fördern und zu eigenverantwortlichem Handeln zu befähigen.

    Ach, es haben sich *mehrere* Leute (abgesehen von den angesprochenen mißgünstigen Hau-drauf-Meinungshabern, zu denen ich mich dann doch nicht zählen würde) so geäußert?

    Ich weiß ja von einem, der das hat, also mir halt, aber sonst… Das übrigens: Überlegungen über den inneren Sinn der staatlichen Zwangsbeschulung sind erstmal nicht als Plädoyer für deren Beibehaltung gemeint. Aber ja: ich kann das demnächst weiter ausführen, aber die Idee, die Schulpflicht *ganz* abzuschaffen, stößt bei mir auf erheblich *mehr* Symapthie als der an die Quadratur des Kreises anmutende Versuch, sie irgendwie mit Gleitzeit zu vereinigen.

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  2. Was die 7.Tags-Adventisten da mit ihren im Schriftenstand der kath. Kirche ausgelegten Flyern betreiben, ist Proselytenmacherei.
    War natürlich richtig, die Flyer zu entsorgen, aber man sollte auch die Verantwortlichen der Pfarrei auf diesen Hausfriedensbruch ggf. mit beigefügten Fotos hinweisen, damit der Schriftenstand regelmäßig kontrolliert wird.

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  3. Vor irgendwelchen Schulsachen noch zu den 7.-Tags-Adventisten:

    >>es war aber recht offensichtlich, dass [das Flugblatt] sich darum drehte, das (angeblich) wahre Christentum von (angeblich) falschen religiösen Konventionen und Traditionen abzugrenzen.

    Ach nee. Das ist ja nachgerade witzig, wie unlogisch Leute beim Nachplappern von Parolen werden.

    Also, es ist ja bekannt, daß Evangelikale etwas gegen „Religion“ haben, wovon sie despektierlich reden den „echten Glauben an Jesus“ (gepr.s.S.hl.N.) gern abgrenzen. Und damit haben sie Unrecht, sowohl begrifflich als auch in bezug auf den Wert von Liturgie (man kann ihnen vielleicht ein kleines Körnchen Wahrheit zubilligen, daß Gott selbstverständlich auch persönlich in unsere Herzen kommt, auch wenn es unnötig wie ein Kropf ist darauf herumzureiten).

    Aber welche Sekte wurde nochmal *präzise deswegen* gegründet, weil die Christenheit nach der (falschen, aber das beiseite) Meinung der Gründer *gegen eine liturgische Vorschrift verstoßen würde*?

    Genau. Die Siebenten-Tags-Adventisten.

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  4. >>Man hat den Eindruck, die Sozialen Netzwerke sind voll von Leuten, für die das Streben nach beruflichem Erfolg und materiellem Wohlstand höchste Priorität hat, die es darin aber nicht ganz so weit gebracht haben, wie es ihnen lieb gewesen wäre, und die nun den Gedanken nicht ertragen können, dass es Menschen gibt, die in ihrem Leben andere Prioritäten setzen und damit womöglich glücklicher sind.

    Nun, und das ist ja auch ziemlich offensichtlich der Fall. Wobei das Problem etwas tiefer liegt wie darin, ihnen halt einfach egoistischen Materialismus zu unterstellen - ja mir scheint fast, die Erkenntnis, daß das, was man für Geld kaufen kann, dann schon auch schöne Dinge sind und einen Genuß bereiten, ist ja dann eher bei denen zu Hause, die entweder genügend Geld *haben* oder aber für die der materielle Wohlstand gerade nicht die höchste Priorität hat und die dann aber doch mal eines ausgeben können. (Oder beides.) Die halbe oder ganze Verbitterung des Zukurzgekommenen dürfte eher bei denen sein, die das Streben nach materiellem Wohlstand - unter Rechtgläubigen dann mit dem Zustand "soweit es nicht gegen das Gewissen geht, und selbstverständlich ist Gott an sich wichtiger" - *als ihre Pflicht ansehen*, teilweise durchaus als ihre sauere Pflicht oder ihre verdammte Pflicht. Den Teil von wegen "Maria hat das Bessere" und "den Seinen gibt's der Herr im Schlaf" (der Psalmvers ist bekannt, wird dann gerne sarkastisch Leuten entgegengehalten, als ob's nicht stimmen würde), "nisi aedificaverit" usw. ist bekanntlich sehr sehr *sehr* schwere Kost.

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    1. „dann mit dem Zusatz“ (nicht Zustand)

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  5. >>wie verbreitet die Auffassung zu sein scheint, die Schule sei vorrangig dazu da, die Schüler zu disziplinieren, in ihrer Individualität zu beschneiden und sie zum mechanischen Befolgen von Regeln zu konditionieren, und gerade nicht dazu, sie individuell zu fördern und zu eigenverantwortlichem Handeln zu befähigen. ... Historisch gesehen ist die allgemeine Schulpflicht ein Kind der Industrialisierung, und das merkt man ihr bis heute an.

    Ein Kind der Industrialisierung? Hm. Auch; aber auch wenn ich es nicht ganz nachweisen kann, würde ich als Hauptfaktor doch eher einen anderen vermuten. *Die allgemeine Schulpflicht ist ein Kind der allgemeinen Wehrpflicht*, und *das* merkt man ihr bis heute an.

    Es ist ja, wenn man den Faktor der Gewöhnung einmal wegläßt, die Schulpflicht sogar erheblich schwieriger zu rechtfertigen als die Wehrpflicht. Die Wehrpflicht (auch wenn ich hier selbstverständlich unter Stockholmsyndromverdacht stehe) ist vergleichsweise kurz: selbst im preußisch-militaristischen Kaiserreich waren's nur zwei Jahre, plus bei akuter Gefahr für das Vaterland (soweit der Gedanke; daß selbst der Erste Weltkrieg dann doch eher von uns vom Zaun gebrochen wurde, ist richtig, aber ändert am Prinzip nichts), und die jungen Leute haben bereits eine Weltanschauung, die sich da nur marginal ändert (zumindest abgesehen vom tatsächlichen Krieg, aber auch das gehört hier nicht her). Eines allerdings lernte man beim Militär tatsächlich (ich schweife ab): den speziell *nationalen* Zusammenhalt; daher auch der Ausdruck "Schule der Nation": man lernte dort "die Nation", und zwar zusätzlich zu der hauptsächlichen Ausbildung, die man vorher schon gehabt hatte und quasi als Ausnahme vom allgemeinen Leben. Wenn daher etwa Willy Brandt später sagen würde "die Schule der Nation ist die Schule", dann ist eigentlich, zumindest wenn er gemeint hätte, was er gesagt hat, der alte Militarismus um einiges weniger totalitär.

    Ein Vergleich des Arsenals von Disziplinarmaßnahmen läßt die Ähnlichkeit bis heute erkennen: schon allein das Wort "Disziplinarmaßnahme" selbst; dann gibt es den noch *keine* solche eigentlich darstellenden "Hinweis" (an die Eltern) (Bw: die "Erzieherische Maßnahme"), dann gibt es den Verweis (Bw: den Verweis), den Verschärften Verweis (Bw: den Verschärften Verweis) usw. usw.

    Und tja, ein Soldat muß Befehle ausführen, Zeiten einhalten; und er muß auch tatsächlich ein bißchen gebildet sein. Ein kleines bißchen, mag sein. Aber auch um einen Meldeblock mit Bleistift vollkritzeln zu können muß man schreiben können. - Sehr bezeichnend seinerzeit die Mahnung der Wehrmachtsoffiziere in der NS-Zeit, die ganze Hitlerjugenderei mit ihrem Soldatengetue habe geradezu eine gegenteilige Wirkung gehabt, die Rekruten seien jetzt kaum zu brauchen, denn sie seien gar nicht dazugekommen, ersteinmal richtig schreiben, rechnen usw. zu lernen.

    Für die Fabriksarbeit konnte man das dann durchaus *auch* brauchen - sehr bezeichnend und wohl auch durchaus vom realen Leben abgeschaut ist ja bekanntlich die Szene im "Hauptmann von Köpenick", wo Wilhelm Voigt sich auf eine Stelle als Arbeiter bewirbt und alle Bewerber mit "Hamse gedient?" ausschließlich nach ihrem Wehrdienst gefragt werden. Die Masse der Bevölkerung allerdings war damals wohl großenteils immer noch in der Landwirtschaft tätig; und dort war die Schule ein Fremdkörper: Die Bauern hatten gern gerade *viele* Kinder, weil die nämlich sehr bald im Feld mitarbeiten würden.

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    1. Ich hab' übrigens sogar so eine Art Beleg für "die allgemeine Schulpflicht ist ein Kind der allgemeinen Wehrpflicht":

      Hier aus dem Wikipediaartikel "Volksschule":
      'Die Volksschule wurde im 19. Jahrhundert als Einheitsschulart für alle eingeführt. Damit sollten die von den Rekrutierungsstellen des Militärs beklagten Gesundheitsmängel als Folge der Kinderarbeit beseitigt sowie die allgemeine Schulpflicht, die Alphabetisierung der Bevölkerung und die Nationalerziehung (Volksschulen als Teil der Nation) durchgesetzt werden.'

      (Auch wenn ich weiterhin meine, daß das eigentliche Nationale erst im Pflichtwehrdienst kam - aber natürlich spielte in einer derart nationalistisch aufgeladenen Atmosphäre wie im Kaiserreich das in der Schule schon auch eine Rolle...)

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  6. Unabhängig davon: Wenn man denn schon Schule hat, dann scheint mir das mit Gleitzeit nicht recht machbar; es wird auch kaum vorgeschlagen. Was vorgeschlagen *wird* - aber eins nach dem anderen.

    Ich sage das als ein Angestellter, der jetzt Gleitzeit *hat* und das *sehr* genießt. Und der andererseits durchaus für Individualität und Eigenverantwortlichkeit ist und deren Förderung ist (zumindest, ähm, nach eigener Einschätzung).

    Ob das aber auf "individuelle Förderung" hinausläuft? Das läßt mich - schon wieder Militär, und sogar ein Film, den ich nie gesehen habe - an die Szene aus "NVA" denken: "da will einer Individuum sein? Den werden wir auch ganz individuell behandeln". Individuelle Entwicklung ist prima, aber gerade die wird sich aus individueller Förderung dann doch gerne herauswinden und herauswieseln wollen. Chesterton schreibt an einer Stelle von "that rich and intricate mass of pleasures, duties, and discoveries which for the keeping off of the profane, we disguise by the exoteric name of Nothing". Wer individuell ist, wird ganz sicher nicht *darüber* einwöchentlich oder zweiwöchentlich einen detaillierten Bericht darüber bei einem Förderlehrer abgeben wollen... oder wenn, dann wird er sich dazu irgendwann mit einer 2 oder noch höheren Ziffer in seiner Altersangabe dazu als zu einem Opfer durchringen, weil es doch irgendwie sinnvoll ist. Und genau so würde individuelle Förderung nun einmal aussehen.

    Aber auch davon abgesehen: diese Individualität und Eigenverantwortung setzt ja fast voraus, daß die Jungen Leute dann irgendwann gegen die Autorität rebellieren, und sei es nur durch Unpünktlichkeit. Es ist nun eine durchaus *erheblich* schwierige Aufgabe, *das* zu fördern und dabei still und heimlich und ohne sich dabei erwischen zu lassen möglichst dafür zu sorgen, daß diese notwendige Rebellion zumindest möglich ist, ohne zugleich eine Rebellion gegen das Gute zu sein. Wo man also recht einfache Möglichkeiten dazu *hat*, da sollte man sie doch *nutzen*. Und eine fixe Uhrzeit des Unterrichtsbeginns scheint mir (ebenso wie das Verbot des Worts "Scheiße") doch eine relativ einfache Methode dazu zu sein.

    Zumal in der Schule der Lehrer ja eine bestimmte Anzahl von Unterrichtsstunden und darin einen bestimmten Stoff "durchbringen muß". *Das* freilich sollte man nicht überbewerten. Rein vom stofflichen Lernen ist die Schule nicht sonderlich effizient. Es gibt die Dinge, die man mehr oder weniger so aufschnappt ohne je so genau mitbekommen zu haben wie eigentlich (ich bitte um Entschuldigung, ich bin vielleicht nicht ganz repräsentativ, aber dazu gehörte bei mir zum Beispiel das Lesen); es gibt Dinge, die man sich aus Interesse anliest. Was dagegen die Schule wirklich *beibringt*: nun, das kleine Einmaleins und später die Vokabeln in den Fremdsprachen, und die Schönheit von Beweisen in der Elementargeometrie. Aber selbst bei den Fremdsprachen, was normalerweise Leute außerhalb der Schule nicht lernen: meine Klassenkameradin kam nach der Realschule (*ohne* Französisch) in die zehnte Klasse bei uns. Eine Klasse technisch gesehen wiederholt, aber dann hat sie in einem halben Jahr Französisch gelernt, wofür die Klassenkameraden dreieinhalb gebraucht hatten, und für auf den Schüleraustausch. Nach Frankreich. Rein vom Lernen her geht das selbst zu Schulzeiten um einiges schneller... und im Studium sowieso.

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  7. Das Feine an der Schule zeigt sich freilich gerade daran: sie bringt die Leute zusammen, um sich mit Bildung zu beschäftigen, und wenn man sonst nichts zu tun hat (oder tun darf), dann bildet man sich vielleicht auch. Oder man lernt Dinge, die man sonst nicht gelernt hätte. Wer hätte denn ohne Zwang jemals eine Gedichtinterpretation angefertigt? Aber ist nicht eine Gedichtinterpretation *wirklich* eine feine Sache, sobald man sich daran gewöhnt hat? Und kann man Gedichte nicht *wirklich* besser genießen, wenn man theoretisch auch eine Klausur darüber schreiben könnte?

    Dazu gehört freilich ganz entscheidend: Daß man *könnte*, aber momentan gerade *nicht* muß.

    Man quält sich drei Jahre mit lateinischen Vokabeln herum, und dann kann man auf einmal Ovid im Original lesen. Wer wäre vorher denn auf den Gedanken gekommen, daß das eine feine Sache ist?

    Und nicht ganz zu vergessen: Auch wenn man Dinge wieder vergißt, können sie durchaus sehr interessant sein. Ein Lehrer, der, sagen wir, mit etlichen persönlichen Macken, über die man durchaus gemeinsam lachen kann, erzählt, daß (sagen wir) sich der Bauch des Stichlings rot verfärbt beim Balzen - ich habe jetzt explizit *nicht* in Wikipedia nachgeschaut - , der ist unter anderem ein Geschichtenerzähler; und das ist ja schon einmal eine feine Sache.

    Die etablierte Weise sind dafür eben Unterrichtseinheiten.

    Übrigens, man darf es ja auch kaum sagen, aber das erfüllt selbstverständlich klammheimlich auch noch einen *anderen* Zweck. Germanistik, Altphilologie und diese ganzen Geschichten sind Fächer, die es würdig sind, daß jemand diese studiert. Und da Studienfächer sich nicht ganz allein für die reichen Erben allein stützen können - zumal es warum auch immer (s. o.) in den Ruf des Unmoralischen geraten ist, etwas zu machen, wovon man nicht leben kann, selbst wenn man es sich leisten könnte - ist es schon recht nützlich, daß Leute Lehrer werden können.

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  8. Ganz anders als die Gleitzeit wird *eine* Sache *schon* vorgeschlagen: "Warum acht Uhr? Ist das nicht zu früh? Können die Kinder um neun denn nicht besser lernen?"

    Das wird immer derart überzeugt behauptet, daß ich mal davon ausgehe, das ist erwiesen (die vorsichtige Ausdrucksweise nur, weil ich es selbst nicht geprüft habe). Falsch aber wäre es, darin das alleinige Kriterium zu erblicken.

    Selbstverständlich wäre ein Schulbeginn um neun Uhr angenehmer; und selbstverständlich ist das Angenehme nicht in sich schlecht, entgegen den Verbitterten. Aber so löblich es ist, als Eltern das Leben der Kinder möglichst angenehm machen zu wollen: es ist schon ein gewisser Sinn darin, wenn - ich rede wie gesagt von einem, der die Gleitzeit sehr gerne gebraucht - die Entlassung in die Freiheit des Erwachsenenlebens eine Erleichterung ist. Um wieder auf das Militär zurückzukommen: Es ist zwingend notwendig, daß die Unteroffiziere einen dort unfreundlich behandeln und in gewissen Grenzen schikanieren (übrigens aber: daß Zivilisten hier immer das "Anschreien" aufführen, ist unverständlich, das erfüllt nämlich zumindest in Deutschland den tatsächlich technischen Zweck, sich über größere Entfernungen zu verständigen, und es gilt: Hunde, die bellen, beißen nicht; tendenziell unangenehm sind die *leisen* Vorgesetzten) - damit nämlich die Untergebenen ihren Dienst und die süße Verantwortungslosigkeit nicht mit dem Paradies verwechseln. - Das Erwachsenenleben bringt genügend Ängste und (noch vor ein paar Jahren konnte ich das Wort fast nicht mehr hören, aber es ist nun einmal das passende:) Herausforderungen bereit, da schadet es nicht, wenn man wenigstens ausschlafen darf und vorher nicht durfte.

    Dann: die Schüler können um 9 Uhr besser lernen. Ich zweifle es nicht an; aber die, die es um 8 Uhr *auch* hinkriegen, nicht ganz so gut halt, nun, das ist *auch* ein Können.

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  9. Vor allem aber: Es ist ein bestimmtes Stundenpensum zu absolvieren. Sicher: Angesichts der eh großen Ineffizienz schulischen Lernens könnte man das vielleicht kräftig *verkürzen*, siehe ein paar Kommentare weiter vorne. Aber das wäre eine größere Revolution des Schulwesens, auf die keiner Lust zu haben scheint, und vor allem müßte sie wenndann *zuerst* kommen. Solange sie nicht stattgefunden hat, ist jedenfalls ein bestimmtes Stundenpensum zu absolvieren. - Wenn man dafür die Zeit um 8 und 9 Uhr nicht zur Verfügung hat, wird man dafür den Nachmittag verwenden; und daß Schüler am Nachmittag im Prinzip frei haben - für den Sportverein, zum Spielen, für gern auch schulische Klubs wie z. B. Theater und so, für Hausaufgaben in eigener Verantwortung (oder die Rebellion, sie nicht zu machen), oder für das "geheiligte Nichtstun", im Sommer gerne für das Abhängen im Schwimmbad... überhaupt für das Abhängen mit Freunden etc... - das scheint mir ein ziemlich idealer Zustand, den man befördern sollte.

    Und schließlich hat, wenn die Schüler um 8 Uhr in der Schule sind, das dann auch *den* Vorteil, daß die Eltern nochmal durchschnaufen können, bevor sie um 9 oder sonstwann im Büro sind oder vielleicht, wenn sie wollen, um 8 in die Frühmesse gehen. Gut, Fabrikschichten beginnen früher, das wäre eigentlich noch einmal eine eigene Überlegung, ob das eigentlich einen Hauch Klassismus atmet, aber gut, das ist ja dann eh die "Arbeitswelt, die es so kaum noch gibt"...

    Das ist ein zweischneidiges Schwert: Selbstverständlich geht es nicht an, von Eltern zu verlangen, ihre Kinder loswerden zu wollen, oder das zu unterstellen. Aber Eltern haben auch eine gewisse Tendenz, sich gegenseitig Druck zu machen, immer noch mehr für ihre Kinder zu tun, und - *das* ist dann irgendwo *auch* nicht pro life. Hier kann, auch wenn das allein das das *selbstverständlich* nicht rechtfertigt, die festgesetzte Zeit (die kein *wirklicher* Zwang sein muß, aber genügend als "das Normale" erscheinen sollte, um eine glaubwürdige *Ausrede* abzugeben) dann eventuell vor Den Leuten und dem nörgelnden eigenen Über-Ich (ich möchte es hier nicht mit dem Titel "Gewissen" adeln eine gewisse Zuflucht darstellen. Sicher: noch besser wäre der, der darauf gar nichts gibt und sich nur um das Urteil Gottes, das diesem hoffentlich unterworfene eigene und vielleicht noch das von Ehefrau und Beichtvater gibt... aber man muß die Menschen nehmen, wie sie sind, andere gibt es nicht.

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    1. Selbstverständlich bin ich mit dem freien Nachmittag stillschweigend von der Praxis meiner eigenen Schulzeit ausgegangen. Wobei allerdings damals das Prinzip Ganztagsschule schon heftig (auch im Unterricht) diskutiert worden ist. Ich war damals für "freien Nachmittag beibehalten", und wenn aus dem Beibehalten ein Zurückgewinnen werden muß, warum nicht. Die Krankheit des Konservatismus, sich nachträglich wie beim Spiel Schwarzer-Mann auf die Gegenseite zu schlagen, nachdem eine Bastion gefallen ist, muß man ja wirklich nicht mitmachen. Und das G9 in Bayern zeigt, daß das Wiedergewinnen von (in diesem Fall von fast allen so eingeschätzten) besseren Zuständen der Vergangenheit übrigens manchmal sogar praktisch möglich ist.

      Wenn die Zustände denn besser waren. Was so schön ist am freien Nachmittag der Schüler, habe ich schon geschildert, aber es gibt einen echten Vorzug der Ganztagsschule, der uns damals auch in den Diskussionen lang und breit auseinandergesetzt worden ist: Wenn Eltern unbedingt ganztägig arbeiten wollen, und das ist ja modern und emanzipatorisch und so, dann sind die Kinder aufgeräumt und das Elternsein wird einfacher. (Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Kindergärten *offiziell* "Kinderverwahranstalt" genannt, der Straßenname "Anstaltsgäßchen" in meiner Heimatstadt, bis heute steht da ein Kindergarten, zeugt heute noch davon.)

      Nun ist das ja für uns (wenn ich das mal so überschlagen darf, obwohl es hier nicht um Dogmen geht und Katholiken eine gewisse Freiheit der politischen Meinung durchaus haben, und trotzdem "uns" sagen darf) manchmal gewiß eine ökonomische etc. Notwendigkeit, ein Ideal aber *nicht* - warum erwähne ich es trotzdem als einen echten Vorteil? Aus dem vorher erwähnten Grund, dem Kriterium "was ist hier die Haltung, die noch mehr pro life ist". (Ich rede hier von auch und noch mehr und will etwaige Gegenmeinungen nicht als anti-life verteufeln, um bitte nicht mißverstanden zu werden.) Elternsein muß einfach gemacht werden; der Druck auf Eltern, einem Ideal zu entsprechen, kann dem auch dann entgegenstehen, wenn das Ideal tatsächlich ein Ideal *ist*.

      Persönlich würde ich den folgenden Kompromiß in diesem Dilemma vorschlagen: freie Nachmittage; Angebot einer Nachmittagsbetreuung für Grundschüler (und, wenn sie unbedingt wollen, ihre älteren Geschwister... man braucht nicht immer für alles genaue Vorschriften); in bezug auf Kinder im Hauptschulalter (ja, die Hauptschule ist die Regelschule) und Jugendliche dann bitte eine ähnliche Attitüde in bezug auf Aufsicht am Nachmittag, wie sie in meiner Jugend tatsächlich noch üblich war: "Die dürfen unbeaufsichtigt herumlaufen, solange die Eltern es nicht verbieten."

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  10. So, soviel zum Thema Schule.

    Ich bin da übrigens wirklich gern hingegangen. Und im September nach dem Abitur dann so: Ach, jammerschade, ich werde nie mehr morgens in die Schule gehen, die Leute alle wiedertreffen und eine Menge interessante Sachen erzählt bekommen...

    Damals war ich gerade beim Bund. Und witzigerweise immer als einer der ersten auf (ich wollte länger frühstücken). Man kann das also auch verlernen...

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