I.
Ich erwähnte es bereits: Am vergangenen Sonntag wurde in unserer Kirche Erntedank gefeiert. Ein Fest, zu dem ich persönlich nie ein besonders inniges Verhältnis hatte (vielleicht ändert sich das, wenn mein wachsendes Interesse am Gärtnern endlich mal den Schritt in die Praxis vollzieht), aber ein Mitarbeiter von häretisch.de, dessen Name hier nicht genannt werden soll, sich aber auf Hörn Hodenqual reimt, polemisiert auf DemPortal nun schon seit 2017 alle Jahre wieder gegen das traditionelle Erntedank-Brauchtum, also muss es wohl eine gute Sache sein. "Lebe so, dass häretisch.de etwas dagegen hat" ist nicht die schlechteste Maxime für gläubige Katholiken. Wie dem auch sei: Das Evangelium für diesen Sonntag war Lukas 16,19-31, das Gleichnis vom reichen Mann und dem armen Lazarus, und da sah sich unser Pfarrer wohl mit der Herausforderung konfrontiert, in seiner Predigt einen Zusammenhang zwischen dieser Perikope und dem Thema Erntedank herzustellen. Und was ist da wohl der gemeinsame Nenner? Na? Richtig: Lebensmittelverschwendung. -- Ich will da gar nicht drüber spotten, das ist ein ernstes Thema, schließlich rühre ich hier nicht ohne Grund regelmäßig die Werbetrommel für Foodsharing. Auch sonst war das, was der Pfarrer über Verantwortung für die Schöpfung sagte, durchaus nicht verkehrt -- ich habe ja jüngst erst auf einen sehr guten Artikel zu diesem Thema von Bloggerkollegin Mary of Magdala verwiesen und tue es bei dieser Gelegenheit gern nochmal. Aber geht es in dem Gleichnis nicht vielleicht doch noch um etwas anderes? Durchaus, meinte der Pfarrer: um Unbelehrbarkeit nämlich. "Sie haben doch Mose und die Propheten, auf die sollen sie hören" -- aber die Menschen sind eben verstockt und hören nicht, und dann ist die Katastrophe plötzlich da; die Klimakatastrophe zum Beispiel. In diesem Sinne, meinte der Pfarrer, übernehmen heutzutage die Medien die Funktion der Propheten, aber trotzdem gibt es immer noch Leute, die den Klimawandel leugnen.
Und ich saß da und dachte: Dein Ernst?!?
Nun gut: Einmal im Monat lädt unser Pfarrer sonntags abends zum "Predigtnachgespräch" ein, dies war ein solcher Sonntag, also ging ich da hin. Die Diskussionsrunde war - verglichen mit der Resonanz, die andere Veranstaltungen in unserem Pfarrhaus finden - ziemlich gut besucht; rund die Hälfte der Leute kannte ich nicht. Wie dem auch sei, ich hatte mich gründlich vorbereitet und beschlossen, mich bei meinen Wortmeldungen auf zwei Einzelaspekte der Predigt zu konzentrieren. Nun will ich mal versuchen, hier möglichst wortwörtlich wiederzugeben, was ich da jeweils angemerkt habe.
- Zum ersten Mal gestutzt habe ich eigentlich gleich am Anfang der Predigt -- als es hieß: "Uns geht es ja allen gut, wir haben genug zu essen, wir haben ein Dach über dem Kopf", und so weiter. Da habe ich mich gefragt: An wen richtet sich eigentlich diese Predigt? Also, na ja, offensichtlich an die Anwesenden. Und auf die bezogen stimmt die Aussage ja vielleicht; vielleicht auch nicht. Aber wenn wir mal annehmen, sie stimmt -- dann frage ich mich: Was sagt das eigentlich über uns als Gemeinde aus? Wie kommt es, dass wir so ein "Wir-Bewusstsein" haben, aus dem die Armen und die Bedürftigen prinzipiell ausgeschlossen sind? Wieso wird grundsätzlich davon ausgegangen, dass die nicht zu "uns" gehören? Wann ist die Kirche eigentlich eine Kirche der Bürgerlich-Gutsituierten, der Satten und Zufriedenen geworden? -- Nur mal so als Denkanstoß; ich will darauf gar nicht unbedingt eine Antwort. Wir haben hier ja "offene Kirche" und ich schaue relativ häufig tagsüber mal kurz rein, daher weiß ich aus eigener Anschauung, dass es eine Reihe von Leuten gibt, die ziemlich regelmäßig zum Beten in die Kirche kommen. Und die sehen nicht unbedingt alle so aus, als "ginge es ihnen gut", also so in einem weltlichen, bürgerlichen Sinne. Die sieht man aber so gut wie nie in der Messe, oder wenn doch, dann verstecken sie sich irgendwo hinter den Säulen, gehen als erste, damit sie bloß nicht bemerkt werden. Liegt das vielleicht daran, dass die "Kerngemeinde" ihnen das Gefühl gibt, dass sie nicht zu "uns" gehören? Wie gesagt, nur mal als Denkanstoß.
Leider war die Bereitschaft, einfach mal ein Denkanstoß mit nach Hause zu nehmen, in dieser Runde nicht sehr ausgeprägt. Stattdessen entstand eine Diskussion, die sich sehr bald zu einer Dauerschleife verfestigte: Ja, vielleicht müssten wir mehr für Bedürftige, materiell oder emotional Notleidende, psychisch Kranke etc. tun... aber man kann ja auch nicht allen helfen... man weiß ja oft gar nicht wie... viele wollen das ja auch gar nicht... und dann gibt es ja auch noch solche die nur auf Geld aus sind... Immerhin bei zwei Diskussionsteilnehmerinnen hatte ich den Eindruck, dass sie verstanden hatten, was ich sagen wollte. Bei den übrigen schien die Vorstellung unverrückbar festzustehen, das "Wir" der Gemeinde bestehe aus einem gutbürgerlichen Juste Milieu, und sofern es in unserer Umgebung Arme, Obdachlose, Drogensüchtige, Verrückte, Tätowierte [!] etc. gebe, verdienten diese vielleicht unsere Anteilnahme und Fürsorge, seien aber jedenfalls kein Bestandteil dieses "Wir". Der Pfarrer meinte meinen Einwand sogar damit abschmettern zu können, dass er sagte, er wisse, wo ich wohne -- ich sei ganz bestimmt nicht arm. (Ob er damit sagen wollte, ich könne ruhig mal wieder zum Friseur gehen, sei mal dahingestellt.) Jedenfalls hatte ich Mühe, die eben beschriebene Selbstbeschwichtigungs-Endlosschleife zu durchbrechen, um auf meinen zweiten Punkt zu sprechen zu kommen. Der betraf nämlich die Frage,
- was es eigentlich heißt, "auf Mose und die Propheten zu hören". Also, die Aussage, dass heutzutage die Medien die Rolle der Propheten übernehmen, die hat mich nicht überzeugt. Denn ein Prophet in dem Sinne, wie dieses Wort in der Bibel benutzt wird, ist ja jemand, der dem Volk den Willen Gottes verkündet; und ich glaube, dass das weder dem Selbstverständnis der Medien entspricht noch dem, was sie wirklich tun. Deswegen bin ich an dieser Stelle ein bisschen gestolpert, aber ich habe diese Predigt ja schon heute morgen gehört und mir dann zu Hause ein paar Gedanken darüber gemacht. Und da habe ich festgestellt, die Aufgabe des Propheten, den Willen Gottes zu verkünden, ist im Kontext der Messe ja eigentlich Ihre Aufgabe als Prediger. Natürlich ist prophetische Rede ein Charisma, das der Heilige Geist verleiht wem Er will; aber im Kontext der Messe ist der Ort für prophetisches Reden eben die Predigt, und das heißt jetzt auf die heutige Perikope bezogen, dass Sie eigentlich derjenige sind, der uns vor der realen Gefahr warnen muss, in die Hölle zu kommen, und uns lehren muss, wie wir das vermeiden können. Und da, muss ich sagen, hat mir heute irgendwie die "Take Home Message" gefehlt. Um mir zu sagen, was ich für den Klimaschutz tun kann oder soll oder muss, dafür brauche ich keinen Priester.
Das war nun eindeutig erkennbar too much für einen Teil der Anwesenden. Der Pfarrer schaltete sofort in den Rechtfertigungsmodus und erklärte, er würde ja durchaus auch mal über die Letzten Dinge predigen, aber ebenso betrachte er es eben auch als Teil seiner Aufgabe, über die Verantwortung des Christen für weltliche Dinge zu sprechen. (Dagegen habe ich ja gar nichts; schön wäre es ja vielleicht mal, darüber zu reden, wie das eine mit dem anderen zusammenhängt, aber hey.) Im Nachhinein stellte ich fest, dass der Pfarrer eigentlich schon anhand von eingestreuten Randbemerkungen einiger anderer Anwesender über Fragen von Tod, Fegefeuer, Himmel und Hölle hätte merken können oder müssen, was passiert, wenn die Gläubigen keine fundierte Lehrer bekommen: Dann denken sie sich nämlich selbst was aus. Und dabei sollte man doch annehmen, dass an einem Predigtnachgespräch schwerpunktmäßig die überdurchschnittlich interessierten Gemeindemitglieder teilnehmen und dass die sich folglich auch tendenziell besser auskennen dürften als der Durchschnittskirchgänger. Und trotzdem herrscht da jede Menge Halbwissen -- weil die Gläubigen katechetisch ganz einfach im Stich gelassen werden, und das schon seit Jahrzehnten.
Ich hatte übrigens halbwegs damit gerechnet, dass der Pfarrer sagen würde, würde er über die Hölle predigen, dann kämen noch weniger Leute in die Kirche als sowieso schon. Für diesen Fall hatte ich mir eine Replik überlegt, die leider nicht zum Einsatz kam und die ich daher gerne hier festhalten möchte:
"Darauf, wer zur Messe kommt oder wie viele, haben Sie keinen Einfluss. Einen Einfluss haben Sie aber darauf, wie die Leute rausgehen."
Am Ende der Veranstaltung war leider keine Gelegenheit mehr zu ein paar persönlichen Worten mit dem Pfarrer, sonst hätte ich gerne einen Rat an ihn weitergegeben, den ich meinem ersten Regisseur beim Studententheater verdanke: einen Rat zum Umgang mit Kritik. Da ich mich von Haus aus selbst sehr schwer damit tue, Kritik anzunehmen, bin ich der Meinung, mein damaliger Regisseur (der heute übrigens Mathematikprofessor in Marburg ist, aber das nur nebenbei) hat mit diesem Rat wirklich ein gutes Werk an mir getan:
"Wenn du kritisiert wirst, dann antworte nicht gleich darauf. Widersprich nicht, verteidige dich nicht, rechtfertige dich nicht. Auch wenn du der Meinung bist, die Kritik ist ungerechtfertigt. Vielleicht ist sie wirklich ungerechtfertigt; darauf kommt es aber in dem Moment nicht an. Entscheidend ist, dass die Kritik erst einmal bei dir ankommen muss, und das tut sie nicht, wenn du sofort darauf antwortest."
Zugegeben, ich tue mich noch heute oft schwer damit, diesen Rat zu befolgen; aber unserem Pfarrer hat das vielleicht noch nie jemand gesagt, und er hätte es nötig. Andererseits würde er wahrscheinlich sofort widersprechen...
Illustration aus dem Codex aureus Epternacensis (gemeinfrei) |
II.
Was ich ebenfalls bereits erwähnt habe, ist, dass demnächst - nämlich Anfang November - in unserem Pastoralverbund der neue Firmkurs beginnt. Von Januar bis März findet die sogenannte "Modulphase" der Firmvorbereitung statt; früher hätte man wohl Wahlpflichtbereich oder so etwas dazu gesagt, jedenfalls handelt es sich bei den sogenannten Modulen um freiwillige Kurs- bzw Workshopangebote; freiwillig allerdings nur insofern, als die angehenden Firmlinge sich aussuchen können, an welchen Modulen sie teilnehmen wollen; insgesamt muss jeder die Teilnahme an mindestens sechs Modulen nachweisen. Kürzlich hatte ich Gelegenheit, einen Blick auf den bisherigen Stand des Modul-Angebots zu werfen; zur Auswahl stehen dort die folgenden Themen:
- Fridays for Future -- und die Kirche?
- "Warum gerade ich?" -- Die Wichtigkeit und Bedeutung ehrenamtlichen Engagements
- Position der Frauen in der kath. Kirche
- Was ist dran am Hexenwahn?
- Bibel und Rock-Popmusik
- Bewahrung der Schöpfung
- Glaube und Naturwissenschaft
- Christ und Politik
Zeichnet sich da ein gewisses Schema ab? Ich sage bewusst nicht dazu, welche dieser Module von unserem Pfarrer angeboten werden; da würde das Schema noch deutlicher werden. -- Nun gut, es ist nur eine vorläufige Liste; noch nicht berücksichtigt wurde z.B. das Modul, das meine Liebste bereits zum wiederholten Male anbietet. Es trägt den Titel "Einfach Gebet" und lehnt sich an das gleichnamige Buch von Johannes Hartl an. Darüber hinaus habe ich mir - wie ich ja auch schon erwähnt hatte - ein paar Gedanken gemacht, was ich noch so für die Modulphase anbieten könnte, und habe nun just eine Mail mit zwei Themenvorschlägen an die Gemeindereferentin und den Diakon geschickt. Mal sehen, was die sagen. Hier meine Vorschläge:
a) "Der Schatz im Acker: Jesus erzählt vom Reich Gottes"
Anhand von Gleichnissen Jesu über das Reich Gottes (vom Sämann, vom Unkraut unter dem Weizen, von der kostbaren Perle, vom Schatz im Acker u.a.) soll in diesem Modul der Frage nachgegangen werden, welchen Anspruch die Botschaft Jesu an uns heute stellt.
b) "Tagebuch eines frommen Chaoten"
Im Alltag Zeugnis für den Glauben ablegen - (wie) geht das? Als Anregung für die Auseinandersetzung mit dieser Frage werden einige Auszüge aus dem "Tagebuch eines frommen Chaoten" des international bekannten christlichen Humoristen Adrian Plass vorgestellt.
Das letztere Modul basiert natürlich auf meiner Buchpräsentation beim "Büchertreff" am vorletzten Sonntag. Denjenigen, die das Buch kennen, verrate ich gern auch, wo ich die inhaltlichen Schwerpunkte zu setzen gedenke; in Stichworten: Bad News for the Devil; Straßenevangelisation vor dem Hamburger- (bzw. im Original Fish and Chips-)Imbiss; und zu guter Letzt DIE HECKE. Wem das jetzt nichts sagt, der kann das gerne als Anregung nehmen, das Buch mal zu lesen -- es lohnt sich.
Demnächst wird es hier übrigens in lockerer Folge einige Einblicke in mein "Wahlprogramm" für die anstehende Pfarrgemeinderatswahl geben. Aber für heute mache ich erst mal einen Punkt (oder drei)...
Gut gebrüllt, Löwe. Leider wohl in partiell taube Ohren.
AntwortenLöschenWas ich nicht begreife - wirklich ganz und gar nicht - ist, wie der Pfarrer so unfassbar gute und klare Dinge wie gerade diese Perikope nicht mal halb verstehen kann.
Ich stimme ihm durchaus zu, daß unser Verhalten gegenüber der für uns mit Liebe gemachten Erde zu wünschen übrig lässt und daß das auch ein christliches Thema ist. Aber irgendwie könnte man ja mal erwarten, daß das nicht so wischiwaschi und zugleich politisierend behandelt wird. "Ehrt Gott, dankt für alles, auch für diese grandiose Schöpfung, die ihr lt. Genesis zu behüten habt - im übrigen hört die Propheten, ehrt Gott (nochmals) und folgt Jesus Christus, dem, der Wahrer Gott und Wahrer Mensch ist, sonst gibts auffe Fresse" wäre doch mal eine klare Ansage, allerdings nicht ganz passend zu der erwähnten Perikope. Da würde ich eher vorschlagen: "Ehrt Gott, dankt für alles, auch für eure unbequemen Geschwister, für den Armen vor der Tür, dem ihr gefälligst zu helfen habt, weil er eben nicht der andere ist, sondern euer Bruder - im übrigen hört die Propheten, ehrt Gott (nochmals) und folgt Jesus Christus, dem, der Wahrer Gott und Wahrer Mensch ist, sonst gibts auffe Fresse."
Man merkt schon: Ich wünsche mir einen Rahmen der Predigt, der so oder ähnlich gerne wiederholt werden kann, und einen Mittelteil, der sich genau auf die aktuelle Perikope bezieht.
Mpfff > was sind wir doch alle gut °°°°°°°°
AntwortenLöschenauf jeden Fall IMMER besser als die anderen.
Besonders der erste Punkt ist mir schon, gefühlt, tausendmal so ähnlich durch den Kopf gegangen und ja ich seh darin ein dickes Problem, eigentlich das Hauptproblem.
AntwortenLöschenKatholiken verstehen sich nicht mehr als die, die die Erlösung nötig haben und diese um den teuren Preis der Passion Christi, zugeprochen bekommen haben, und das annehmen müssen. Nein sie verstehen sich als diejenigen, die alles im Griff haben, allen und jedem helfen sollen und auch können und selber nicht diejenigen sind, denen geholfen werden muss.
Wieviele wirklich fromme, engagierte Menschen habe ich gekannt, die in dem Moment glaubensmäßig aus den Latschen gekippt sind, als in ihrem Leben Probleme, teilweise ganz banale Altersbeschwerden, aufgetaucht sind, die eben nicht wieder weggegangen sind.
You made my day!
AntwortenLöschenMal so ganz banal. Ist Erntedank nicht am 1sten Sonntag im Oktober?
AntwortenLöschenDer Meinung war ich eigentlich auch, aber bei uns ist der Termin - wohl aus den üblichen nebulösen "pastoralen Gründen" - um eine Woche vorverlegt worden. (Außer in Heiligen[!]see.)
LöschenErntedank ist ein evangelisches Fest, dass in Anlehnung an alttestametaische Stellen auf den ersten Sonntag nach Michaelis gelegt wurde.
LöschenKatholisch war eher Segnung der Felder, Flurprozessionen usw. Bitte um eine gute Ernte und der Dank fürs ganze Jahr war Sankt Martin (Pachtzahltag). Es gab allerdings wohl Votivmessen zum Dank für eine gute Ernte.
So richtig eingeführt wurde Erntedank erst zu einem Zeitpunkt als die Industrialisierung auch der Landwirtschaft so richtig etabliert war.
Von daher finde ich persönlich das Fest schon immer etwas merkwürdig, gerade wenn vorne Mangos, Avocados, Erdbeeren, Bananen, Erdnüsse und perfekte Äpfel und Karotten zu einem Stillleben arrangiert werden
Unser Priester sprach bei der Auslegung des Evangeliums vom reichen Mann und dem armen Lazarus vornehmlich über die Versäumnisse des Reichen zu dessen Lebzeiten und die daraus ihm erwachsenden Konsequenzen im Jenseits. Das entspricht ja durchaus auch den Warnungen des Herrn in Mt25.
AntwortenLöschenMir kam während der Predigt m.E. durch eben das Wehen des Hl. Geistes die Frage, was denn andererseits die Verdienste des armen Lazarus zu Lebzeiten waren, weshalb er nach dem Tode in Abrahams Schoß kam.
Denn NUR seine Armut zu irdischen Lebzeiten doch nicht dafür ausschlaggebend gewesen sein, oder?
Obwohl man die Antwort Abrahams an den Reichen zunächst so auslegen könnte: ausgleichende Gerechtigkeit?
Spontan fiel mir ein, dass Lazarus offenbar gut zu den Hunden gewesen sein muss, wenn diese zu ihm kamen und seine Wunden leckten. Ein Hund leckt nur jemanden, den er mag und der gut zu ihm ist.
Scheint so, dass Lazarus recht demütig sein hartes Schicksal ertragen hat, ohne neidisch (z.B. auf die wahrscheinlich besser gestellten Hunde) zu sein oder gar aufzubegehren und klassenkämpferisch-revolutionär tätig zu sein.
Bei Gott ist sein Schicksal allerdings eine Anklage gegen den unbarmherzigen reichen Mann im Überfluss irdischer Güter.
Da reflektiert man schon auch als gut gestellter Westeuropäer...
Irgendwie gehen übrigens die wenigsten Prediger auf den meines Erachtens entscheidenden Knackpunkt der Erzählung ein:
Löschenden, daß Dives in der Hölle auf einmal den Lazarus mit Namen kennt (und ganz gern mit Dienstbotengängen beauftragen würde).
Das stimmt und ist mir auch noch nie aufgefallen.
LöschenDas taucht die ganze Geschichte in der Tat in ein ganz anderes Licht.
In unserer Gemeinde betonte der Pfarrer, dass es auf das "Sehen der Armen" und deren Elend ankommt. Dabei geht aus diesem Gleichnis gar nicht heraus, dass der reiche Prasser den Armen nicht gesehen hätte. Jemand der vor meiner Türe liegt und voller Geschwüre ist, kann schwerlich übersehen werden. Selbst wenn es sich um einen Dienstboteneingang handelt.
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