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Samstag, 5. Juli 2025

Die 3 K der Woche: Kinder, Kirche, Kingdom-Mindedness

Willkommen zum neuen Wochenbriefing, Leser! Euch erwartet ein sommerlich buntes Themenspektrum – aus der Nähe und aus der Ferne, vom neuen Heidi-Film bis hin zu aktuellen Entwicklungen in der katholischen Bloggerszene. Und auch wenn, dem Volksmund zufolge, "nach Peter und Paul der Pfarrer faul" wird, sieht es bei mir bzw. uns auch in nächster Zeit nicht nach Sommerloch aus; im Gegenteil, ich sehe vielversprechende Entwicklungen am Horizont. Überzeugt euch selbst! 

Aus meinem Symbolbilder-Archiv. Weiß gar nicht mehr, wo ich das aufgenommen habe, könnte aber im "Nirgendwo" gewesen sein.

Luchse gut, Dampfmaschine böse 

Am vergangenen Samstag waren wir mit den Kindern im Kino; der Film unserer Wahl war "Heidi und die Legende vom Luchs", von dem wir annahmen, er dürfte einigermaßen unverdächtig in Hinblick auf "woke" Propaganda sein. In dieser Hinsicht hat der Film uns auch tatsächlich nicht enttäuscht; ich glaube sagen zu können, ich habe schon lange keinen derart "un-woken" Kinderfilm mehr gesehen. Mehr noch, der Film ist auf eine zuweilen schon unfreiwillig komische Weise reaktionär: In dem Moment, in dem ein Unternehmer auf einer fahrbaren Dampfmaschine ins idyllische Dörfli kommt, weiß man schon, der führt nichts Gutes im Schilde. Man muss zugeben, dass das ein Handlungsschema ist, das gut in die Zeit passt, in der der Heidi-Stoff angesiedelt ist, aber in einem Animationsfilm aus dem Jahre 2025 hätte ich so eine naive und völlig ungebrochene Fortschrittsfeindlichkeit nun wahrlich nicht erwartet. So sehr mich das einerseits amüsierte, muss ich doch sagen, dass mir die Handlung selbst für einen Kinderfilm streckenweise allzu primitiv und unglaubwürdig konstruiert war. Das fängt an mit der Frage, was es wohl für die Sympathielenkung bedeutet hätte, wenn die Luchse nicht die Hühner eines sowieso unsympathisch dargestellten kinderlosen Paares gerissen hätten, sondern z.B. das niedliche Zicklein "Rübli" des Geißenpeters; und es endet mit der Frage, ob Herr Sesemann, der am Ende großzügig die Finanzierung des eigentlich vom Bösewicht versprochenen Wiederaufbaus der Dorfkirche übernimmt, das nicht schon bei einer früheren Gelegenheit hätte tun können. Allerdings machten niedliche Tierbabys, malerische Landschaftsbilder und eine gut abgewogene Mischung aus Komik und Spannung solche Schwächen dann doch weitgehend wieder wett. 

Wohl bekomm's, Geißenpeter! (Abb. ähnlich)

Was mich während des Films außerdem noch bei Laune hielt, war der Gedanke, dass der Heidi-Stoff ja im Prinzip im selben Raum-Zeit-Kontinuum angesiedelt ist wie die Romane Sir John Retcliffes; und auch die reaktionäre Tendenz, die Skepsis gegenüber der Industrialisierung passt da ins Bild. Im ursprünglichen Roman "Heidis Lehr- und Wanderjahre" wird sogar erwähnt, dass der Alm-Öhi in jüngeren Jahren Söldner in Neapel war; bei der in Retcliffes "Biarritz" so eindringlich geschilderten Belagerung von Gaëta (1860/61) wird er wohl nicht dabei gewesen sein, das käme aus chronologischen Gründen kaum hin; vielleicht aber ja bei einer früheren Belagerung dieser Festung. – Im Ernst gesagt könnte ein Vergleich zwischen dem "Heidi"-Stoff und dem Tiroler Handlungsstrang von Retcliffes "Villafranca"-Zyklus durchaus interessant und ergiebig sein; dort heißt das Pendant zum Alm-Öhi lustigerweise "Nazi" (Koseform von Ignaz). 

Bemerkenswert erscheint mir auch, dass der christliche Gehalt der ursprünglichen Heidi-Bücher in der Legende vom Luchs in zwar rudimentärer Gestalt, aber doch tendenziell deutlicher als in anderen mir bekannten Heidi-Adaptionen präsent ist. Zwar wirkt es recht auffällig, dass Heidi an einer Stelle ein Tischgebet spricht, dessen Adressat gar nicht ausdrücklich genannt wird, das also an irgendeine anonyme kosmische Macht gerichtet sein könnte; aber mindestens ebenso auffällig ist der Handlungsstrang um die abgebrannte Kirche im Dörfli: Das Versprechen, diese wieder aufzubauen, ist es vor allem, was die Dörfler für den fadenscheinigen Unternehmer mit der Dampfmaschine einnimmt; und der Alm-Öhi hat zwar nicht, wie ihm von Manchen unterstellt wird, den Brand gelegt, macht sich aber dennoch Vorwürfe, dass er, obwohl er als einer der ersten das Feuer bemerkt hat, aus Verbitterung nicht geholfen hat, es zu löschen. Mehr noch: Er hebt selbst ausdrücklich hervor, dass seine Entwicklung zum Eigenbrötler und Menschenfeind damit begann, dass er nach dem Tod seines Sohnes nicht mehr in die Kirche ging. Das ist schon ein bemerkenswertes Detail für einen Kinderfilm aus dem Jahr 2025, finde ich. 


Wenn der Vater mit dem Sohne... ins Baumhaus geht 

Die Frage, ob wir zur letzten Community Networking Night vor der Sommerpause ins Baumhaus gehen würden oder ob ich da womöglich allein würde hingehen müssen, fand eine überraschende Antwort: Nachdem es über den Nachmittag zunächst nicht so ausgesehen hatte, als ob meine lieben Familienmitglieder nach der Rückkehr vom Kinobesuch noch einmal das Haus würden verlassen wollen, warf ich gegen Abend trotzdem die Frage in den Raum, ob jemand Lust habe, mit mir zum Baumhaus zu fahren – und erntete ein klares Ja von meinem Jüngsten. Also stiefelten wir beiden los und ließen die Damen daheim. 

Im Baumhaus trafen wir eine ungewöhnlich überschaubare Runde an, nur sieben Personen einschließlich der beiden Gastgeber Scott und Karen; insofern war es eine ganz andere Atmosphäre, als man sie sonst von der Community Networking Night kennt, aber Scott merkte zu Recht an, so ungewöhnlich sei das nun auch wieder nicht: Auch sonst sei jeder Abend im Baumhaus anders als jeder andere, und dieser hier einfach nur auf besondere Art anders. Tatsächlich schienen sich in dieser überschaubaren Runde alle wohlzufühlen – auch mein Herr Sohn, der zwar vom Tischgespräch nicht viel mitbekam, da es überwiegend auf Englisch geführt wurde, sich dafür aber mit dem Hund einer Besucherin anfreundete. – Entsprechend der geringen Teilnehmerzahl gab es auch nicht so viel zu essen wie sonst, aber lecker war es trotzdem. 



Beachtliche Fortschritte gemacht hat, seit ich das letzte Mal hier war, auch der Vertikale Garten. Man beachte übrigens das versteckte Osterei!

Im Übrigen fand ich es insgesamt schön, mal wieder etwas allein mit dem Jüngsten zu unternehmen, wozu wir ja, seit er in die KiTa geht, erheblich weniger Gelegenheit haben als vorher; und ich hatte dem Eindruck, dass er es ebenfalls genoss. Mit dem Tochterkind sollte ich wohl auch mal wieder was allein unternehmen... 


Schwarzer Gürtel in KiWoGo 

Am vergangenen Sonntag, dem Hochfest Peter und Paul, stand in St. Joseph Siemensstadt mal wieder ein Kinderwortgottesdienst an, der erste von zweien im traditionell als schwierig bzw. undankbar geltenden Zeitraum zwischen Erstkommunion und Sommerferien. Immerhin bot das Evangelium dieses Sonntags – Matthäus 16,13-19, das Christusbekenntnis des Petrus und die Zusage Jesu – eine ausgezeichnete Gelegenheit, den Kindern das Wesen und die Bedeutung des Papsttums nahezubringen; wobei ich nicht ausschließen will, dass diese Idee im Team auch deshalb aufkam, weil unser Vorbereitungstreffen just während des Konklaves stattfand. An dem Konzept dieses KiWoGo, besonders soweit es die Visualisierungs-Elemente betraf, hatte der Gemeindereferent wesentlichen Anteil, war dann zum Termin selbst aber gar nicht da, sodass die Leitung größtenteils mir zufiel; die benötigten Materialien hatte er jedoch besorgt und bereitgestellt, sodass für mich nicht mehr sonderlich viel vorzubereiten blieb. 

Kerngedanke der Visualisierung war es, deutlich zu machen, wieso Jesus davon spricht, Seine Kirche auf einem Felsen zu bauen: Was bedeutet es, dass die Kirche auf einem Felsen erbaut sein soll? Hier bot sich ein Querverweis auf das Gleichnis vom klugen und törichten Hausbau (Matthäus 7,24-27 / Lukas 6,47-49) an, also demonstrierten wir den Kindern, dass eine aus Bauklötzen auf einem Sandhaufen aufgebaute Kirche zusammenfällt, wenn man den Sand mit Wasser wegspült, wohingegen eine Bauklotz-Kirche auf einem Felsen – repräsentiert durch einen Pflasterstein – nicht so leicht zu erschüttern ist. 

Vorher...

...und nachher. 

An diese Präsentation schloss ich einige Bemerkungen dazu an, dass Jesus zwar alle Seine Jünger beauftragt hat, Sein Werk fortzuführen, dass es Ihm aber offensichtlich wichtig war, dass einer, nämlich eben Petrus, die Gesamtverantwortung für alle hat; und das bezog ich auf die Bischöfe und den Papst. Meine Teamkollegin schloss daran einige ergänzende Gedanken dazu an, wie wichtig es für uns als Gläubige sei, gute Hirten zu haben – nicht nur auf weltkirchlicher und Bistumsebene, sondern auch in der Pfarrei und der Gemeinde vor Ort –, und folgerichtig schlossen wir die Katechese mit einem frei formulierten Gebet für die Hirten der Kirche. 

Außer meinen eigenen Kindern und der jüngsten Tochter meiner Teamkollegin waren übrigens vier weitere Kinder dabei, drei davon in Begleitung eines Elternteils; die meisten der Kinder waren noch so klein, dass es fraglich erschien, wie viel vom Inhalt der Katechese eigentlich bei ihnen "ankam", aber von den Eltern gab's sogar Applaus. Einziges Manko war, dass wir viel zu früh fertig waren und dann noch das Ende der Predigt abwarten mussten. Im Großen und Ganzen bin ich aber zufrieden; auch von meinen Kindern gab's positives Feedback. 


Halbjahresbilanz 2025 

Ob man's glaubt oder nicht, Freunde: Das Kalenderjahr 2025 ist schon wieder zur Hälfte rum! Im Monat Juni habe ich acht Blogartikel veröffentlicht, das sind genauso viele wie im Juni des Vorjahres; insgesamt beläuft sich die Zahl der in der ersten Jahreshälfte erschienenen Blogartikel damit auf 50, das sind sieben mehr als im Vorjahresvergleichszeitraum. In der Tagespost sind im Juni zwei Beiträge von mir erschienen, das macht im laufenden Kalenderjahr insgesamt neun; 2024 waren es in der ersten Jahreshälfte nur sechs und im gesamten Jahr nur zwölf, da bin ich also auf einem guten Weg, das Vorjahresergebnis zu toppen. Hinsichtlich der Anzahl der Besuche im Baumhaus glaube ich ebenfalls gute Chancen zu haben, das zu schaffen, denn da war ich in diesem Jahr schon dreimal (einmal mit der ganzen Familie, einmal allein und einmal – siehe oben – mit meinem Jüngsten) gegenüber viermal im gesamten Kalenderjahr 2024. 

– Und sonst so? Der Kleene geht jetzt in die KiTa, das beschert mir werktags ein paar Stunden mehr Zeit für ungestörte geistige Tätigkeit, theoretisch sollte ich dadurch also in der Lage sein, zukünftig "mehr zu schaffen". Bisher wurde das noch weitgehend dadurch ausgecancelt, dass ich in den letzten Wochen aus bekannten gesundheitlichen Gründen nur eingeschränkt belastbar war, aber schauen wir mal, wie sich das zukünftig entwickelt. 

Nachteilig ausgewirkt hat sich die Tatsache, dass der Jüngste jetzt in die KiTa geht, indes auf das "Beten mit Musik": Das haben wir im gesamten Monat Juni nur einmal gemacht, an einem Tag, an dem die KiTa wegen Mitarbeiterfortbildung geschlossen war. In der gesamten erste Jahreshälfte 2025 waren es damit aber stolze 33 "Beten mit Musik"-Andachten, durchschnittlich fünfeinhalb pro Monat; wie viele es im Vorjahr waren, weiß ich nicht mit Sicherheit, aber in meinem Jahresrückblick-Artikel habe ich geschrieben "wenn ich es mal grob überschlage, würde ich sagen, 30 waren es mindestens, vielleicht auch noch ein paar mehr". Da stehe ich im Quervergleich ja mal richtig gut da. Trotzdem sollte ich mir wohl mal überlegen, wie ich es in Zukunft hinkriegen kann, damit trotz KiTa weiterzumachen. Ein fester Termin in der Woche wäre vielleicht hilfreich. 

Übrigens möchte ich bei dieser Gelegenheit anmerken: Ich weiß nicht, ob du's auch so empfindest, Leser, aber ich selbst habe den Eindruck, mein Blog ist im Laufe des zurückliegenden halben Jahres spiritueller geworden. Also für meine Verhältnisse. Ich möchte mal daran erinnern, dass ich im Zusammenhang mit dem Schwester-Robusta-Preis 2014 (ja, lang ist's her!) selbst schrieb, die Preiskategorie "Spiritualität" sei "kein ganz so ausgeprägter Schwerpunkt bei mir". Mehr noch: Wenn ich meine Blogartikel nach dem Stichwort "Spiritualität" durchsuche, stellt sich heraus, dass dieser Begriff in den frühesten Fundstellen durchweg negativ konnotiert erscheint; ein gewisses Naserümpfen gegenüber Leuten, die Dinge sagen wie "Ich bin eher spirituell als religiös", ist da deutlich rauszuhören. Aus vergleichsweise jüngerer Zeit, nämlich aus der Endphase meines Engagements in Herz Jesu Tegel, erinnere ich mich daran, wie der dortige Pfarrer mir mal vorwarf, mit dem Monatsheft "Lebendige Steine" allzu einseitig meine persönliche Spiritualität zu propagieren, und ich dachte: "Persönliche Spiritualität? Sowas hab ich überhaupt nicht!" – Nun ja, das würde ich heute nicht mehr behaupten, auch wenn ich so ein bisschen immer noch mit der Begrifflichkeit fremdle. Jedenfalls glaube ich durchaus, dass auch außerhalb der Rubrik "Geistlicher Impuls der Woche" der spirituelle Gehalt meiner Blogartikel in jüngeren Zeit zugenommen hat, gar nicht mal so sehr in der Auswahl der Themen, sondern eher als Grundeinstellung. Das ist natürlich nichts, was man einfach so beschließen und festlegen kann, und dann bleibt das so; tatsächlich merke ich praktisch jeden Tag, gerade wenn es darum geht, morgens vor dem Frühstück erst mal die Laudes zu beten und an meinem Anfang des Jahres aufgestellten Bibelleseplan dranzubleiben, dass die Versuchung, in den ungeistlichen Schlendrian zurückzufallen, stets nahe ist. – Sicherlich gibt's da jetzt wieder Leute, die, wenn sie solche Aussagen hören oder lesen, etwas von "religiösem Leistungsdruck" in ihren Sechstagebart murmeln, aber denen will ich mal Folgendes sagen: 

Wir haben eine Wohnküche, und die Hauptmahlzeit des Tages ist bei uns üblicherweise das Abendessen. Dadurch kommt es öfter mal vor, dass ich morgens erst mal die Küche aufräumen muss, um sinnvoll Frühstück machen zu können. Und da regt sich dann durchaus mal die Versuchung, erst mal nur notdürftig Platz zu schaffen, indem man das benutzte Geschirr vom Vortag in irgendeiner Ecke aufstapelt, und zu allem Weiteren sagt: Mach ich später. Dabei weiß man ganz genau, dass, wenn man es gleich ordentlich macht, die ganze Familie eine entspanntere Atmosphäre am Frühstückstisch und damit einen besseren Start in den Tag hat, und dass man obendrein "später" auch nicht mehr Lust auf diese Arbeit haben wird. Und so ist es mit vielen Dingen, von denen man weiß, dass sie einem gut tun, auf die man aber trotzdem oft einfach keine Lust hat: zu einer vernünftigen Zeit ins Bett gehen, um ausreichend Schlaf zu kriegen. Bei Hitze viel trinken. Sich regelmäßig ein bisschen bildschirmfreie, vor allem Social-Media-freie Zeit nehmen. Den Müll rausbringen. Zähneputzen. Und wenn es schon im materiellen Leben so ist, dass der innere Schweinehund einen gern von den Dingen abhalten möchte, die einem gut tun, gilt das im geistlichen Leben erst recht. Es braucht ein Minimum an Selbstdisziplin; das hat nichts mit Leistungsdruck zu tun, sondern Selbstdisziplin verbessert unmittelbar die Lebensqualität. 

Zum Stichwort "Spiritualität" sei übrigens noch erwähnt, dass ich in der ersten Jahreshälfte an vier Kinderwortgottesdiensten, einer Kinder-Kreuzwegandacht und einem Einkehrtag für Jugendliche mitgewirkt habe; im Vorjahresvergleichszeitraum gab es sechs Kinderwortgottesdienste, aber dafür, dass es diesmal weniger waren, kann ich ja nichts. Derweil betrachte ich den Jugendeinkehrtag, auch wenn er an schwacher Beteiligung litt, als Schritt in eine Richtung, in die es sich lohnen könnte weiterzugehen. Im Übrigen erwäge ich für die zweite Jahreshälfte, mich in St. Joseph Siemensstadt auch beim Firmkurs und/oder beim Lektorendienst "einzubringen", wie man so schön (?) sagt. Mehr dazu, wenn's diesbezüglich Neues gibt... 


WTF is KiNC? 

Ich hätt's ja selbst fast nicht mehr geglaubt, Leser – aber mein beharrliches Nachforschen, ob es seitens der PUU-Fraktion nicht irgendwelche händeringenden und haareausraufenden Skandalisierungen zur Eucharistischen Konferenz kommt & seht in Köln gibt und wenn nein, warum nicht, hat mir tatsächlich neue Erkenntnisse beschert. Wobei "Erkenntnisse" wohl ein bisschen zu viel gesagt ist: Ich habe eine Spur gefunden, den Eingang zu einem Kaninchenbau sozusagen, aber ich bin noch nicht weit vorgedrungen. Ich ahne bereits, dass das ein Thema für einen eigenständigen Artikel wird, oder gegebenenfalls mehrere. Trotzdem hier und jetzt schon mal ein paar erste Eindrücke: Es scheint, die unermüdlichen Warner vor "Bewegungen, die vermehrt auf Frömmigkeit setzen" (um eine unsterbliche Formulierung von Gabriele Höfling auf häretisch.de aufzugreifen) haben ein neues Lieblings-Feindbild; "Fundamentalismus" war gestern, heute ist "KiNC". Das steht für "Kingdom-minded Network Christianity", und in diese Kategorie passt die kommt & seht-Konferenz anscheinend nur so mehr oder weniger bzw. teils-teils hinein, vielleicht (aber das ist nur eine Arbeitshypothese, die es noch zu überprüfen gilt) weil sie so oldschool-katholisch ist. Daher richtet sich die Aufmerksamkeit einschlägig interessierter Kreise eher auf andere Events, zum Beispiel das Netzwerktreffen "Suchet der Stadt Bestes", das am letzten Juniwochenende in München stattgefunden hat und vom Netzwerk "Miteinander für Europa" (MfE) ausgerichtet wurde. 

– Aber was ist denn jetzt eigentlich KiNC? Ja, wenn das so einfach zu beantworten wäre! Zunächst einmal klingt das ja wie "kink", ein Slang-Ausdruck für etwas, das in der Sexualpsychologie als Paraphilie bezeichnet wird, also eine spezielle, abseitige sexuelle Neigung oder Vorliebe. Für die Frage, ob man diese lautliche Assoziation für zufällig halten sollte oder nicht, ist erst einmal die Feststellung wesentlich, dass "Kingdom-minded Network Christianity", soweit ich es habe feststellen können, keine Selbstbezeichnung ist, d.h. die Protagonisten der so benannten Strömung innerhalb des Christentums nennen sich nicht selbst so. Vielmehr hat mir eine (wenn auch erst mal nur oberflächliche) Google-Recherche den Eindruck vermittelt, dass praktisch alle Fundstellen für den Begriff "Kingdom-minded Network Christianity" auf ein und dasselbe Buch verweisen, nämlich "Visionen eines neuen Christentums" von Maria Hinsenkamp. Als mir der Name der Autorin in den Weiten des Netzes erstmals begegnete, las ich ihm zunächst spontan als "Mariä Hinsenkamp" und stellte mir darunter einen wenig bekannten Wallfahrtsort irgendwo im Westfälischen vor; tatsächlich ist Maria Hinsenkamp, *1991, aber Vikarin in der evangelischen Landeskirche – genau – Westfalens und hat mit "Visionen eines neuen Christentums" ihre Dissertation vorgelegt. Interessant finde ich an diesem Buchtitel, dass er erst einmal positiv klingt; oder präziser gesagt: Er klingt für mich so, als würde jemand, der (bzw. die) diese Formulierung verwendet, das, was er oder sie so bezeichnet, als etwas Positives wahrnehmen. Auch der Untertitel "Neuere Entwicklungen pfingstlich-charismatischer Netzwerke" widerspricht dieser Annahme noch nicht zwingend. Liest man dann das Kapitel "Eine Hinführung", entsteht der Eindruck, der Verfasserin gehe es vorrangig darum, ein Phänomen zu beschreiben, nicht, es zu bewerten – was für eine wissenschaftliche Arbeit ja sicherlich ein lobenswerter Ansatz ist. Das heißt nicht, dass die Verfasserin mit ihrer Darstellung nicht trotzdem eine Wertung impliziert, aber um das festzustellen, habe ich noch nicht genug von der Dissertation gelesen. 

Was man dem Einleitungsteil dieser Arbeit indes auch entnehmen kann, ist, dass die Bezeichnung "Kingdom-minded Network Christianity", kurz KiNC, darin als "neuer Begriff eingeführt" wird (S. 20). Das ist also tatsächlich Maria Hinsenkamps eigene Erfindung, ähnlich wie Christian Smith und Melinda Lundquist Denton die Bezeichnung "Moralistisch-Therapeutischer Deismus" (MTD) geprägt haben und ich eben die Bezeichnung "Postchristlich-undogmatischer Universalismus" (PUU). Okay, die Verfasserin der Dissertation definiert ihren Untersuchungsgegenstand selbst und gibt ihm einen Namen; daran ist erst mal erst mal nichts auszusetzen. Bemerkenswert ist aber doch, was für eine Karriere dieser gerade eben erst erfundene Begriff in einschlägigen Kreisen bereits gemacht hat. Das Buch "Visionen eines neuen Christentums" erschien im Dezember 2024, noch im selben Monat wurde es im Eule-Magazin empfohlen, Ende Januar folgte ein Zoom-Vortrag mit Diskussion beim Evangelischen Bund Westfalen-Lippe, im Februar ein Auftritt beim Podcast "Schöner Glauben" (unter der Überschrift "Was ist der neue christliche Megatrend?"), Ende März war Maria Hinsenkamp dann im Horse & Hound-Podcast zu Gast, Mitte April wurde sie von BR24 Kultur für einen Artikel zum Thema "Religiöser Rap: Wie harmlos oder problematisch sind die O’Bros?" interviewt. Ich könnte diese Aufzählung noch fortsetzen, aber muss vielleicht nicht sein. Jedenfalls zeigt sich hier wohl deutlich genug, dass diese Rezeption des Themas "KiNC" sehr wohl mit einer bestimmten Wertung verbunden ist, nämlich mit der Auffassung, dass es sich um ein Phänomen handle, vor dem gewarnt werden müsse (bei Kirche + Leben stellte der ebenfalls bereits einschlägig bekannte Louis Berger sein Interview mit der Buchautorin gleich ganz direkt unter die Überschrift "Wie gefährlich sind charismatische Bewegungen, Frau Hinsenkamp?"). In diesem Sinne haben z.B. auch "Fundi-Watch" und ein Blog namens "Dokumentieren gegen Rechts" den KiNC-Diskurs aufgegriffen. 

Auf dem letztgenannten Blog habe ich, noch ehe ich in die Open-Access-Version von Maria Hinsenkamps Dissertation 'reingeschaut hatte – darauf wird, wie schon angedeutet, an anderer Stelle ausführlicher einzugehen sein –, ein dieser Dissertation entnommenes Schaubild entdeckt, das einen "[e]xemplarische[n] Ausschnitt aus der deutschsprachigen KiNC-Landschaft" darzustellen beansprucht. Die Grafik sieht zwar aus wie der Fiebertraum eines Verschwörungstheoretikers – "Pepe Silvia" lässt grüßen –, aber interessant ist es doch, wer da so alles auftaucht. Von den meisten dort aufgeführten Gemeinden, Bewegungen, Initiativen usw. habe ich zwar noch nie gehört, aber ziemlich im Zentrum der Grafik (hat das was zu bedeuten? Ich bin nicht sicher) findet sich die "Gemeinde auf dem Weg", die ja praktisch bei mir um die Ecke ist, und in der linken oberen Ecke, gruppiert um das Schwerpunktthema "Gebet", finden sich u.a. das Gebetshaus Augsburg, das Kloster Neuzelle und auch Nightfever. Also, wenn die alle dazugehören, dann bin ich mit meinen diversen Aktivitäten, online und an der lokalen Basis, wohl auch irgendwie in diesem Kontext zu verorten. So gesehen könnte man diese Grafik durchaus einen ganz praktischen, wenn auch in dieser Form sicher unbeabsichtigten Nutzen haben – insofern, als sie Personen und/oder Gruppen, die sich irgendwo in diesem Spektrum wiederfinden, zeigt, mit wem sie sich noch so vernetzen könnten. Konkret könnte das für mich z.B. bedeuten, dass dieses Schaubild mir Anregungen dafür liefert, wen ich so alles um Unterstützung für das Projekt "Pfarrhausfamilie" anhauen könnte...! 


Blog-News: Kephas ist wieder da! 

Und wo wir gerade beim Thema Networking sind: Dass die einst als "Blogoezese" bekannte und gefürchtete, mehr oder weniger informelle Community deutschsprachiger erz- und dunkelkatholischer Blogger insgesamt schon mal bessere Zeiten erlebt hat, ist ein Befund, der hier schon ein paarmal Thema war. Viele Blogs, mit denen ich – nun, ich will nicht sagen "aufgewachsen", so jung war ich auch damals schon nicht mehr, aber sagen wir mal: ins katholische Bloggen hineingewachsen bin, sind schon seit Jahren nicht mehr aktiv; nennen wir exemplarisch mal die Klosterneuburger Marginalien des Herrn Alipius, JoBo 72's Weblog, Geistbraus und Echo Romeo. Andere gibt es noch – ehrlich gesagt war ich überrascht, festzustellen, wie viele es noch gibt. Aber was irgendwie verloren gegangen ist, ist eben die Vernetzung, der Austausch, die Lebendigkeit der Szene. Dass man sich regelmäßig gegenseitig gelesen, gegenseitig verlinkt, Kommentare geschrieben, sich gegenseitig zu Artikeln angeregt hat. Wie ich schon vor mehreren Jahren schrieb: Damals "konnte man als bloggender Katholik noch leichter davon ausgehen, mit anderen bloggenden Katholiken an einem Strang zu ziehen, und davon träumen, durch Vernetzung der Blogs untereinander eine Art 'Gegenöffentlichkeit' zu schaffen" – und eine solche "könnten wir gut brauchen, heute vielleicht mehr denn je". 

Vor diesem Hintergrund ist es eine erfreuliche Neuigkeit und ein ermutigendes Signal, dass der Blog kephas.de – in neuem Gewand und mit dem augenzwinkernden Untertitel "Tu es, Petrus!" – ein Comeback gestartet hat; der erste neue Artikel erschien dort pünktlich zum Hochfest Peter und Paul. Dieser Beitrag ist im Wesentlichen eine Standortbestimmung, eine Absichtserklärung, wo es mit diesem Blog hingehen soll, was der geneigte Leser von ihm erwarten darf. Auf jeden Fall ist das ein Anfang, der Lust macht auf das, was da noch kommen mag. 

Dass von dem kephas-"Relaunch" Signalwirkung ausgehen könnte, wittert offenbar auch Peter Winnemöller, seinerseits ein Urgestein des Web 2.0-Katholizismus, wenn ich das mal so nennen darf: Auf seinem Blog katholon reagierte er prompt – nämlich am Donnerstag – mit einem Essay über "Gute Gründe für die Wiederbelebung der Blogözese in Deutschland", den ich nur wärmstens empfehlen kann; und zwar nicht nur, weil darin das Stichwort "Punkpastoral" fällt, worüber ich mich gleichwohl natürlich freue wie Bolle. "Die Blogözese bietet eine Bühne für vieles, was in der verfassten Kirche leider nur zu oft blockiert wird", lese ich da im Zusammenhang mit diesem Begriff – und denke: genau. – Noch ein paar Kernsätze aus Peters Artikel: 

"Die scharfe Spaltung in Kirche und Gesellschaft braucht vielleicht genau diesen Weg der digitalen Teilhabe, [...] [um] neue Wege[] in Glauben, Theologie und Spiritualität zu schaffen und zu kommunizieren. In einer Zeit, in der Kirche und Gesellschaft vor großen Umbrüchen stehen, kann die Blogözese wenn schon nicht zu einem zentralen Ort des Austauschs, der Inspiration und der Ermutigung, so doch zu einem Element davon werden." 

Und schließlich: 

"Es war schön diesen Traum einmal träumen zu dürfen. Träume ich ihn allein, bleibt es ein Traum. Das macht nichts, denn es war ein schöner Traum. Träumen ihn viele mit, dann wird es zu einer Realität." 

– Ich kann nur sagen: Ich bin dabei! Und ich hatte auch schon eine Idee, was ich – abgesehen davon, selber fleißig weiterzubloggen, versteht sich – zur Verwirklichung dieses Traums beizutragen könnte. Aber das verrate ich jetzt noch nicht; da müsst ihr noch bis Donnerstag warten... 


Geistlicher Impuls der Woche 

Der heilige Petrus, der Erste unter den Aposteln, liebte den Herrn von ganzem Herzen. Darum durfte er die Worte hören: "Ich sage dir: Du bist Petrus." Nachdem Petrus selbst bekannt hatte: "Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes", antwortete ihm Christus: "Ich aber sage dir: Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen." (Mt 16,16.18) Auf diesen Felsen werde ich den Glauben bauen, den du bekennst. Darauf nämlich, dass du bekannt hast: "Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes", werde ich meine Kirche bauen. 

Mit Recht hat der Herr dem Petrus auch nach seiner Auferstehung seine Schafe zum Weiden anvertraut. Sei nicht traurig, Apostel: antworte einmal, antworte noch einmal und ein drittes Mal. Dreimal siege in der Liebe das Bekenntnis, weil die Vermessenheit dreimal der Furcht unterlag. Dreimal sollte gelöst werden, was dreimal gebunden wurde. Löse durch die Liebe, was du durch die Furcht gebunden hattest. Dennoch hat der Herr dem Petrus einmal, zweimal, dreimal seine Schafe anvertraut. 

(Augustinus, Predigt zum Fest der Heiligen Petrus und Paulus) 


Ohrwurm der Woche 

The Verve: The Drugs Don't Work 

Dieses Lied geht mir schon seit den ersten Tagen nach meiner Hernien-OP durch den Kopf, und ursprünglich wurde das dadurch ausgelöst, dass die Schmerztabletten, die mir verschrieben worden waren, bei mir keine spürbare Wirkung zeigten. Ich kenn das schon, ich nehme so gut wie nie Schmerzmittel, nicht mal sowas Banales wie Ibuprofen, aber wenn ich dann doch mal welche nehme, bemerke ich keine Wirkung. 

Aber auch davon ganz abgesehen fand ich den Song "schon immer" ausgesprochen prima und war überrascht, festzustellen, dass er in Deutschland als Single nicht sonderlich erfolgreich war. In der Heimat der Band, dem Vereinigten Königreich, war "The Drugs Don't Work" hingegen ein Nr.-1-Hit, und das Album "Urban Hymns", das vier Wochen nach der Single erschien, vertrieb sogar das rund einen Monat zuvor veröffentlichte Oasis-Album "Be Here Now" von der Spitze der Charts. Und das wohlgemerkt zu einer Zeit, als Oasis als die größte Band der Welt galt. Ja, im Ernst


Vorschau/Ausblick 

Heute nachmittag haben wir im Restaurant All Seasons den Geburtstag meiner Liebsten nachgefeiert bzw. sind, während dieser Artikel online geht, womöglich noch dabei; morgen ist dann in St. Stephanus Haselhorst Pfarrfest, d.h. die ganze Pfarrei Heilige Familie Spandau-Havelland feiert im Garten von St. Stephanus. Ich habe dafür auch beim JAM-Elterncafé und unter den JAM-Mitarbeitern Einladungen verteilt, so im Sinne guter ökumenischer Nachbarschaft; bin mal gespannt, ob sich da jemand sehen lässt. Im Übrigen habe ich den Spezialauftrag bekommen, für das Kinderprogramm des Pfarrfests eine "Rallye" zu konzipieren, und was ich dazu ausgeheckt habe, ist eine Art Mischung aus einer Kinderkatechese zum Tagesevangelium (Lukas 10,1-20) und einem einstmals – zumindest auf dem Dorf – beliebten Kindergeburtstags-Spiel. Bin mal gespannt, ob das so funktioniert, wie ich es mir vorstelle. Ich werde berichten! – Nebenbei bemerkt feiert zeitgleich auch die Pfarrei St. Klara Reinickendorf-Süd ihr Pfarrfest, und zwar in Allerheiligen Borsigwalde; und auch die evangelische Gemeinde, zu der die KiTa unseres Jüngsten gehört, hat an diesem Sonntag "Gemeindesommerfest"; aber man kann nun mal nicht überall gleichzeitig sein. – Am Montag beginnt an der Schule, an der meine Liebste berichtet, die letzte Woche dieses Schuljahres, in der normaler Unterricht erteilt wird; am Donnerstag habe ich die hoffentlich letzte Nachuntersuchung zu meiner OP, d.h. es besteht die Hoffnung, dass ich danach wieder mit ärztlicher Erlaubnis meine Kinder auf den Arm nehmen und Einkaufstüten tragen darf, um nur mal ein paar der Dinge zu nennen, die in den letzten Wochen nicht gingen. – Noch nicht sicher ist, was wir am nächsten Wochenende machen wollen: Einerseits ist Familienwallfahrt nach Alt-Buchhorst, andererseits ist im Gleisdreieckpark True Italian Pizza Street Festival... das wird eine harte Entscheidung! Aber ein bisschen Zeit haben wir ja noch, uns das zu überlegen. 


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