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Donnerstag, 31. Juli 2025

Blogoezese-Rundschau am Donnerstag – Vol. 4

Ich bin zwar im Urlaub, Freunde, aber ich bemühe mich trotzdem, einen gewissen Überblick darüber zu bewahren, was es in der katholischen (und insgesamt der christlichen) Bloggerszene so Neues gibt. Und es lohnt sich, denn in der zurückliegenden Woche gab es erneut ein Comeback eines lange Zeit inaktiv gewesenen Blogs "von früher™️" zu feiern, und auch sonst sind wieder einige interessante Entdeckungen dabei. Der ganz große Durchbruch in Sachen "Neubelebung der Blogoezese" lässt zwar weiterhin auf sich warten, aber ich würde sagen, die Anzeichen deuten in die richtige Richtung... 


Freitag, 25. Juli (Hl. Jakobus d.Ä.

Ein Blog, den ich bisher sozusagen nur "aus dem Augenwinkel" wahrgenommen hatte, ist der Emmauspilger, dessen Motto "katholisch unterwegs mit Blick auf das Hl. Land" lautet. Am Freitag erschien da ein Artikel unter der Überschrift "Was ist der Mensch?", der mit Sätzen wie "Der Mensch ist geprägt von Polarität. Zwei und mehr Gegensätze bilden eine Einheit, ergänzen sich, geben Dynamik, Spannung, Leben und eben Unsicherheit" oder "Die Fülle des Seins, dessen Unendlichkeit ist im Menschen in dieser transzendenten Fähigkeit angelegt. Menschen integrieren das Endliche und Unendliche in ihrem Sein, in ihnen ist menschliche materielle Natur und geistiges göttliches Abbild eins geworden" einen recht "Elbenblog"-artigen Tonfall anschlägt (den Satz "Als Geschöpf ist er unausschöpflich" habe ich auf den ersten Blick als "Als Geschöpf ist er unausstehlich" gelesen und ein bisschen darüber gekichert, meinen Irrtum aber recht schnell bemerkt), am Ende aber die Kurve zu einer dezidiert rechtgläubig katholischen Aussage kriegt: "Der Glaube an Gott macht den Menschen in der Kirche ganz, weil er als Ganzes erlöst". – Unter dem Menüpunkt "Über" verrät der Blogger u.a., seine "besondere Verehrung" gelte "dem Hl. Franziskus, Hl. Franz von Sales und der Hl. Therese vom Kinde Jesus und dem heiligen Antlitz". Das klingt, ungeachtet des weit verbreiteten Hippie-Image des Hl. Franz von Assisi, deutlich "konservativer", als der Artikel sich liest. Sollte man wohl mal im Auge behalten. 

Unter die Blogs aus der "guten alten Zeit" der Blogoezese, die sich nach langem Schweigen wieder zu Wort melden, reiht sich Thomas sein Abendland mit einem kurzen, aber inhaltlich durchaus brisanten Artikel ein. Unter der Überschrift "En Utreja" liest man: 

"Heute wickelt ein ungenanntes Bistum eine ehedem äußerst lebendige Gemeinde (St. Jakobus Dinslaken) endgültig ab. [...] Andererseits: Santiago hat sich mit der Befreiung Spaniens Jahrhunderte Zeit gelassen; vielleicht geht es hier ja schneller." 

Über den Hintergrund dieser Wortmeldung – die erwähnte Kirche in Dinslaken wurde ausgerechnet an ihrem Patronatsfest profaniert – würde man ja durchaus gern mehr erfahren, und möglichst nicht nur aus kirchenamtlichen Quellen, die das Kirchensterben zwanghaft schönreden bzw. –schreiben. Aber auch unabhängig davon wäre es wünschenswert, zukünftig wieder mehr aus dem "Abendland" zu lesen... 

Der Artikel "Er legte seine Hand um mich" auf Die Christenheit beginnt mit dem Hinweis auf einen Liedtext von Wolf Biermann: "Das kann doch nicht alles gewesen sein. Da muss doch noch irgendwas kommen. Nein: Da muss doch noch Leben ins Leben. Eben." Der Blogger liest das als "intensive[n] Hinweis auf Befreiung aus dem jetzigen schwierigen Leben", was ich erst mal überraschend finde, denn so lese ich diesen Text nun gar nicht. Gewiss kann man mit C.S. Lewis argumentieren, die Tatsache, dass der Mensch Sehnsüchte hat, die sein begrenztes irdisches Leben nicht stillen kann, verweise auf ein künftiges ewiges Leben; aber ich bezweifle doch stark, dass Wolf Biermann das so gemeint hat. Eher wohl im Sinne des Liedes "Gegen Verführung" aus Brechts "Hauspostille", also als Aufruf dazu, aus diesem irdischen Leben so viel wie möglich 'rauszuholen. Aber wie dem auch sei: Im Blogartikel schließen sich an die Bemerkung zum Biermann-Lied Betrachtungen zum Umgang mit der eigenen Sterblichkeit an, die dann doch recht berührend sind. 

Vor allem aber gab es auf Katholon – nach meinem Verständnis einer der "Leit-Blogs" der -Zese – erstmals seit Eröffnung dieser Serie etwas Neues. Die Artikel-Überschrift "Deutsche Kirche auf Regenbogen-Trip" mag etwas arg provokant, um nicht zu sagen reißerisch, 'rüberkommen, aber lesenswert ist der Artikel unbedingt: Zentral geht es da im die Verleihung des Josef-Pieper-Preises an Bischof Robert Barron und die angekündigten Proteste dagegen, aber an dieses Thema sozusagen angelagert sind weitere Beobachtungen und Reflexionen zur galoppierenden Selbstunterwerfung des deutschen Verbands- und Gremienkatholizismus unter die LGBTQ-Ideologie. Sollte man lesen. 


Samstag, 26. Juli (Hll. Joachim und Anna) 

Der jüngste Beitrag auf Tu Domine beeindruckt durch seine Überschrift: "Es scheint, daß der Teufel Dich gestohlen hat". Tatsächlich handelt es sich dabei um einen Auszug aus einem Brief der Hl. Katharina von Siena aus dem Jahr 1377; ein Adressat wird nicht genannt, aber es kann dem Leser gewiss nicht schaden, sich die Mahnungen der großen Mystikerin und Kirchenlehrerin hinter die Ohren zu schreiben. 

Zu den Blogs, die es "früher™️ auch schon gab" (das Archiv reicht zurück bis März 2013), zählt Empfehlenswerte Bücher Artikel Filme, wo, wie es scheint, in letzter Zeit ungefähr einmal im Monat ein neuer Artikel veröffentlicht wird. Der neueste Beitrag trägt die Überschrift "Was der menschliche Geist der Maschine voraus hat" – was ja ein ausgesprochen heißes Thema ist, weshalb es mich durchaus positiv überrascht hat, dass es sich bei dem Buch, das unter dieser Überschrift besprochen wird, um ein Dokument des Apostolischen Stuhls handelt – "Antiqua et nova", ausgearbeitet vom Dikasterium für die Glaubenslehre und dem Dikasterium für Kultur und Bildung und veröffentlicht am 28. Januar 2025. Das muss bisher irgendwie an mir vorbeigerauscht sein. Was der Blogartikel über dieses Schreiben verrät, macht einen ausgesprochen vielversprechenden Eindruck. 

Als Kontrapunkt zu Peter Winnemöllers Artikel zum "Regenbogen-Trip" der deutschen Kirche sei hier noch der Artikel "JULIbunt" auf naunyn erwähnt: Da geht's nämlich um die Berliner Christopher-Street-Day-Parade, in weitgehend neutralem Tonfall, aber in der Tendenz doch eher LGBT-friendly, wie nicht zuletzt auch ein "Coming-out-Gebet" gegen Ende des Artikels zu erkennen gibt. Ein besonders bemerkenswerter Aspekt des Artikels ist der Hinweis auf Antisemitismus in der LGBT-Bewegung. "Ende der 1990iger Jahre", so erfährt man da, habe "eine Gruppe jüdischer Lesben, Schwuler und Transsexueller" mit einem eigenen Wagen an der CSD-Parade teilgenommen: "Heute, in der derzeitigen Situation mit der gestiegenen Zahl an Übergriffen gegen Juden und Jüdinnen ist ein solcher Wagen nicht mehr vorstellbar". Als "Nachtrag aus unserer Nachbarschaft" wird berichtet, dass in Berlin-Kreuzberg eine unter dem Motto "Internationalist Queer Pride for Liberation" veranstaltete Demo "nach wiederholten Angriffen auf Beamte und wegen antisemitischer Parolen" von der Polizei aufgelöst wurde. 


Sonntag, 27. Juli (17. Sonntag im Jahreskreis) 

Nicht viel los heute, aber auf Feinschwarz ist mal wieder die Rubrik "Wiedergelesen" dran – diesmal mit einem erstmals 2020 veröffentlichten Beitrag von Birgit Mock mit dem Titel "Eleanore und Gertrud – Von Hoffnungen und Aufbrüchen". Was ich an diesem Artikel am faszinierendsten finde, ist, dass die Verfasserin den Vornamen einer der beiden Frauen, um die es darin geht – nämlich Eleanor Roosevelt – durchgehend falsch schreibt, was bei dem so elitär intellektuell daherkommenden Portal für "theologisches Feuilleton" offenbar niemandem aufgefallen ist; ebensowenig wie die Tatsache, dass der Name des von 1945-53 amtierenden US-Präsidenten als Henry Truman angegeben wird. 


Montag, 28. Juli 

Bisher noch keine besondere Beachtung geschenkt hatte ich dem Blog Europäische Bibeldialoge. Begegnungstagungen, von dem mir auch auf den zweiten Blick immer noch nicht völlig klar ist, in welchem Verhältnis er zur gleichnamigen Veranstaltungsreihe der Evangelischen Akademie zu Berlin steht. Der Artikel, der mich dann doch veranlasste, mal in diesen Blog 'reinzuschauen, hieß "Eine Predigt von Elke aus Lemgo (Teil 1) Wanderungen". Wer ist Elke aus Lemgo? Die Einleitung zum Artikel verrät es: Sie ist Prädikantin in, nun ja, Lemgo eben. Nun ist es sicherlich nicht sehr nett von mir, aber beim Lesen der Überschrift hatte ich spontan den Eindruck, "Elke aus Lemgo" könnte sich gut als ein Platzhalter-Name wie "Dinkel-Dörte" oder "Körperklaus" eignen, in diesem Fall, um Missfallen an Lauen-, pardon: Laienpredigten auszudrücken: "Wer predigt heute?" – "Irgendso'ne Elke aus Lemgo." Wie gesagt: Nicht sehr nett von mir. Das Problem ist, die Predigt ist auch so. Es geht darin um Matthäus 9,35-37 und 10,1-13a, also das Wort von der großen Ernte und den wenigen Arbeitern, gefolgt von der Aussendung der zwölf Jünger. In ihrer Auslegung verärgert mich Elke nicht nur mit Formulierungen wie "Der Wanderprediger Jesus" oder gar "Bruder Jesus", sondern äußert sich auch befremdet darüber, dass Jesus Seinen Jüngern die Vollmacht und den Auftrag gibt, Kranke zu heilen: "Wenn ich krank bin, geh ich zum Arzt. Mein Glaube an Wunderheiler ist zugegeben sehr begrenzt." – Ich fürchte, "Der/die predigt ja wie Elke aus Lemgo" könnte bei mir tatsächlich zur stehenden Redewendung werden. 

Bei dem Artikel "Was war das jetzt? Ein Rückblick" auf Feinschwarz hatte ich den Eindruck, er müsste eigentlich "War's das jetzt?" heißen. Worauf wird da zurückgeblickt? Auf die Errungenschaften der Gott sei Dank allmählich abtretenden Boomer-Generation, über die der Verfasser – Hans-Joachim Sander, pensionierter Professor für Dogmatik (!) an der Universität Salzburg – durchweg in der Wir-Form schreibt und als deren zentrales Vermächtnis er das Rebellieren gegen Autorität beschreibt. Hier konkret: gegen die Autorität der Kirche. Na herzlichen Dank. Im Unterschied zu den Verfassern der zuletzt hier erwähnten Feinschwarz-Artikel muss man Prof. Sander immerhin attestieren, dass er pointiert zu formulieren versteht, auch wenn seine Polemik ihm zuweilen arg klischeehaft gerät: "Romtreue" ist schlecht (und speziell bei Bischöfen ein Ausweis ihrer Unfähigkeit), Geistliche Gemeinschaften sind böse, "Humanae vitae" ist wenn schon nicht am Missbrauchsskandal, so doch mindestens an dessen Vertuschung schuld. Ein positives Bild einer Kirche, wie er oder die Generation, für die er spricht, sie sich wünschen würde, wird bei alledem kaum erkennbar; es scheint, der idealtypische Boomer hat an einer Kirche, gegen die er nicht mehr zu opponieren bräuchte, überhaupt kein Interesse. Und das ist womöglich die wertvollste Erkenntnis aus der Lektüre dieses Artikels. 


Dienstag, 29. Juli (Hll. Maria, Marta und Lazarus von Betanien

Auf dem naunyn-Blog erschien an diesem Dienstag ein Nachruf auf den evangelischen Pfarrer Christian Müller, der von 1987 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2011 der Gemeinde der St.-Thomas-Kirche am berühmt-berüchtigten Mariannenplatz in Kreuzberg vorstand. Pfarrer Müller starb bereits 2023 und der Nachruf ist wohl auch schon damals entstanden, wurde den Blogbetreibern aber erst jetzt vom Verfasser zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Sätze wie "Er saß mit Punks auf dem Bordstein", "Christian Müller wirkte hell und freundlich, pfiff und summte stets vor sich hin, war von der Musik guten Lebens erfüllt. Auf Abrechnungen, Formulare und Vertragswesen hätte er auch gern pfeifen können" oder "Er schuf Dorf in der Metropole, trug den Gemeindeboten in jedes Geschäft, kannte hunderte Namen, Biografien, gab Nähe und Zusammenhang, er machte bekannt, schuf Gemeinschaft. Er war ein Mann der Kirche, wie sie sein sollte" zeichnen ein zutiefst sympathisches Bild und machen Lust, sich mit diesem Kapitel Berliner Kirchengeschichte näher zu befassen. 

Immer wieder sympathisch kommt auch 18 Worte 'rüber, wo am späten Dienstagabend unter dem Titel locus iste mal wieder ein etwas mehr als 18 Wörter umfassender Text erschien. 

Falls übrigens jemand meint, ich sei gestern allzu hart mit Elke aus Lemgo ins Gericht gegangen: Da die Einleitung des gestrigen Artikels auf Europäische Bibeldialoge den Eindruck erweckte, diese Dame habe schon öfter Beiträge zu diesem Blog geliefert, habe ich ein bisschen zurückgescrollt und fand einen am 28. Mai erschienenen Artikel mit der Überschrift "Ein Gebet – ROGATE – Worte geschenkt von Elke aus Lemgo". Ich würde sagen, "Worte geklaut von Elke aus Lemgo" träfe es besser, denn der Löwenanteil dieses sogenannten Gebets ist ohne jedweden Quellenhinweis einem NGL-Text von Alois Albrecht, "Eines Tages kam einer" (vertont vom unvermeidlichen Peter Janssens) entnommen. Einem ziemlich grottigen Text übrigens, und was Elke aus Lemgo kraft ihrer eigenen Wassersuppe hinzugefügt hat, macht ihn auch nicht besser. – Zu der Predigt vom Vortag erschien am Dienstag eine Fortsetzung, falls das jemanden interessiert.


Mittwoch, 30. Juli (Hl. Petrus Chrysologus

Ja, die Predigt von Elke aus Lemgo hat auch noch einen dritten Teil. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich irritierender finde: die Entscheidung, sie in drei Teilen zu veröffentlichen (so lang ist sie eigentlich gar nicht), oder die Entscheidung, sie überhaupt zu veröffentlichen. Auf Katholon erschien derweil ein Artikel zum diesjährigen Libori-Fest in Paderborn (mit Bildergalerie); darauf hatte ich ehrlich gesagt schon gewartet. Auf Thomas sein Abendland gab's an diesem Tag gleich zwei neue Beiträge: zunächst "Dinslaken – die tolerante Stadt", wo es um einen Antrag im Stadtrat, "die Israelfahne vor dem Rathaus abzuhängen" ("Das ging glücklicherweise nicht durch") sowie um Graffiti in Dinslaken geht; später folgte dann noch eine anekdotische Miniatur unter der Überschrift "Ornithologisches Thekengespräch".  


Donnerstag, 31. Juli (Hl. Ignatius von Loyola) 

Artikel zu Ehren des Tagesheiligen gibt es u.a. auf fasten seat belts (streng genommen schon gestern), Tu Domine, Katholisch? Logisch!, Beiboot Petri und sacerdos viennensis. Auf naunyn wird die Reihe "40 Jahre WG Naunynstraße" mit einem fesselnden Erlebnisbericht unter der Überschrift "Auf der Straße" fortgesetzt. Alles in allem ist das schon ziemlich viel für einen Donnerstag; sollte nach 16 Uhr noch mehr Interessantes kommen, wird das wie üblich nächste Woche nachgetragen... 


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