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Samstag, 26. Juli 2025

Die 3 K der Woche (35): Kinder, Kirche, kleiner Abschiedsschmerz

Frische Grüße aus Butjadingen, Leser! Seit vorgestern sind wir hier im Sommerurlaub – was allerdings heißt, dass wir den Großteil der Zeit, die seit dem vorigen Wochenbriefing vergangen ist, noch in Berlin verbracht haben, und das schlägt sich auch in den Themenschwerpunkten der Woche nieder. Genauer gesagt gibt es über die Tage von Sonntag bis Mittwoch – noch genauer: über Sonntag und Mittwoch – so viel zu berichten, dass die Schilderung der ersten Urlaubstage größtenteils auf einen separaten Artikel und/oder auf nächste Woche verschoben werden muss. Ein paar Eindrücke gibt's aber schon mal... 


Schwarzer Gürtel in KiWoGo: Saisonrückblick

Am vergangenen Sonntag, dem 16. Sonntag im Jahreskreis, hätte in St. Joseph Siemensstadt theoretisch der letzte Kinderwortgottesdienst der Saison auf dem Programm gestanden, zum Evangelium vom Besuch Jesu bei Maria und Marta (Lukas 10,38-42). So richtig viel vorbereitet hatten wir dafür im Team allerdings nicht: Der Gemeindereferent war schon im Urlaub, unser letztes Teamtreffen lag schon über zwei Monate zurück und ich ruhte mich ein bisschen allzu sehr auf dem Gedanken aus, dass es zu derselben Perikope ja schon beim Familientag in St. Stephanus Ende November eine Kinderkatechese gegeben hatte und man diese ja wohl unschwer würde reproduzieren können. Als ich dann am Sonntag rund eine halbe Stunde vor Beginn der in St. Joseph eintraf, ergaben sich jedoch einige Planungs-Unstimmigkeiten: Der im Schaukasten der Kirche ausgehängten Gottesdienstordnung zufolge hätte es an diesem Sonntag im Anschluss an die Messe ein Gemeindeessen geben sollen, also ging ich davon aus, dass der Pfarrsaal belegt sein würde und wir für den KiWoGo auf das kleine Pfarrzimmer ausweichen mussten. Während ich mich in der Sakristei mit der Küsterin darüber verständigte, kam der Pfarrer herein, und wahrscheinlich hätte ich ihn bei dieser Gelegenheit dezidiert darauf hinweisen sollen, dass ein Kinderwortgottesdienst geplant war, aber irgendwie nahm ich an, er würde das auch so mitkriegen. Das war jedoch offensichtlich nicht der Fall, und folglich wurde kein Kinderwortgottesdienst angesagt. Ich tröstete mich damit, dass ja, wie schon im Vorfeld befürchtet, ohnehin kaum Kinder da seien: Außer meinen eigenen Kindern hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt nur zwei Jungs in der Kirche entdeckt, von denen einer dieses Jahr Erstkommunion gehabt hatte und der andere, wenn ich mich nicht irre, schon letztes Jahr. Meine Teamkollegin war auch nicht aufgetaucht. Erst später stellte ich fest, dass doch noch mindestens vier weitere Kinder in der Messe waren; wären die alle zum Kinderwortgottesdienst gekommen, wären es also insgesamt acht gewesen, gar nicht so schlecht für den letzten Sonntag vor den Sommerferien. Na ja, schade. 

Die Gedanken, die ich mir dazu gemacht hatte, wie man diesen KiWoGo hätte gestalten können, wenn er denn stattgefunden hätte, kann ich hier aber natürlich trotzdem mitteilen. Wie neulich schon erwähnt, hatten wir beabsichtigt, den Besuch Jesu bei Maria und Marta als Rollenspiel zu gestalten; für den Fall, dass nicht genug Kinder für ein Rollenspiel zusammenkämen, hatte ich allerdings einen Plan B: Ich wollte eine kindgerecht ausgeschmückte Nacherzählung der Perikope aus der Kinderbibel vorlesen, jedoch vorerst nur bis zu der Stelle, an der Marta sich bei Jesus beklagt – und sie dann erst mal raten lassen, wie Jesus reagiert. Ich halte es nämlich für wahrscheinlich, dass die Kinder – sofern sie die Geschichte nicht schon kennen – erwarten würden, dass Jesus Maria sagt, sie soll ihrer Schwester bei der Haushaltsarbeit helfen, und überrascht wären, dass Er genau das nicht tut. Und da hätte man dann gleich was zu diskutieren: Warum verhält Jesus sich so anders, als wir es von Ihm erwarten würden? – Dabei soll natürlich nicht der Eindruck entstehen, die Kinder müssten oder sollten nicht im Haushalt mithelfen, aber so schlau sind die Kinder schon selber, denke ich. Ich würde mir vorstellen, den Kindern etwas zu sagen wie: 

"Manche Leute denken, beim Christsein ginge es vor allem darum, was man alles tun muss. Es gibt auch Leute, die würden sagen, beim Christsein geht es vor allem darum, was man alles nicht tun darf. Aber Jesus zeigt uns hier: Wenn wir zu sehr damit beschäftigt sind, was wir alles tun müssen, kann es passieren, dass wir gar keine Zeit mehr haben, darauf zu hören, was Er uns sagen will – dabei wäre das eigentlich viel wichtiger." 

Daran könnte man dann ein Gespräch darüber anknüpfen, was wir denn tun können, um Jesus zuzuhören – und erst mal sammeln, was den Kindern dazu so einfällt: in der Bibel lesen, zur Kirche gehen... und natürlich: beten! Da wären dann natürlich ein paar Anmerkungen dazu am Platz, dass Gebet idealerweise nicht (nur) bedeuten soll, Gott die eigenen Wünsche mitzuteilen, wie wenn man einen Wunschzettel an den Weihnachtsmann schreibt, sondern auch und vor allem, still zu werden und darauf zu hören, was Gott uns mitteilen möchte. 

Ein Gedanke, den man für einen zukünftigen Kinderwortgottesdienst zu dieser Perikope verwenden könnte, kam mir erst während der Messe: Um deutlich zu machen, dass Maria, während Marta in der Küche schuftet, nicht einfach nichts tut, sondern Zuhören auch eine aktive Tätigkeit ist, könnte man einen Auszug aus Michael Endes "Momo" bringen, wo es heißt: 

"Was die kleine Momo konnte wie kein anderer, das war: zuhören. Das ist nichts Besonderes, wird nun vielleicht mancher Leser sagen, zuhören kann doch jeder. Aber das ist ein Irrtum. Wirklich zuhören können nur ganz wenige Menschen. Und so wie Momo sich aufs Zuhören verstand, war es ganz und gar einmalig." 

Übrigens konzentrierte sich die Predigt des Pfarrers an diesem Sonntag zunächst vor allem auf die 1. Lesung – Gott besucht Abraham an den Eichen von Mamre (Genesis 18,1-14) – und arbeitete deren Zusammenhang mit der Evangelienperikope heraus, und ich machte mir die mentale Notiz, auch das könne man für eine Kinderkatechese ruhig mal im Hinterkopf behalten. 

Insgesamt muss ich indes gestehen, dass ich in den letzten Wochen schon öfter das Gefühl hatte, aus dem KiWoGo-Arbeitskreis sei derzeit ein bisschen die Luft raus. Vielleicht ist das im Zeitraum zwischen Erstkommunion und Sommerferien aber auch normal. Derweil wäre das nagende Gefühl, die Kinderwortgottesdienste der nun zu Ende gegangenen Saison seien, was Kreativität und Methodenvielfalt angeht, insgesamt hinter dem Niveau der vorherigen Saison zurückgeblieben, einer Überprüfung zu unterziehen. Schauen wir also mal! Einschließlich des infolge unglücklicher Umstände ausgefallenen Kinderwortgottesdienst vom vergangenen Sonntag gab es im Schuljahr 2024/25 neun KiWoGo-Termine: 

Das war erstaunlicherweise einer mehr als im Schuljahr 2023/24, oder anders gesagt, wenn man den ausgefallenen letzten Termin nicht mitzählt, waren es immer noch genauso viele. Was meinen persönlichen Anteil an der Konzeption und Leitung der einzelnen Kinderwortgottesdienste angeht, habe ich, wenn ich's genau bedenke, den Eindruck, dass dieser im Vergleich zur vorherigen Saison insgesamt ebenfalls zugenommen hat. Im Saisonrückblick vom letzten Jahr hatte ich hierzu festgehalten, an einem der acht Kinderwortgottesdienste der Saison sei ich "überhaupt nicht aktiv beteiligt" gewesen, und "ansonsten war mein Anteil an der Ausarbeitung des Konzepts von Fall zu Fall unterschiedlich". Letzteres könnte man über die Saison 24/25 sicherlich auch sagen; wenn wir uns das aber etwas detaillierter ansehen, können wir feststellen, dass ich im dieser Saison einen Kinderwortgottesdienst – nämlich den vom Dezember '24 über den Propheten Jeremia – komplett allein konzipiert, gestaltet und geleitet habe, und der war gut; in Sachen Methodenvielfalt möchte ich besonders den Januar-KiWoGo "Der eine Leib und die vielen Glieder" hervorheben, in dem ich mit Bewegungsspielen arbeitete. Methodisch interessant und insgesamt gut gelungen fand ich auch den Juni-KiWoGo zum Thema "Petrus, der Fels", bei dem das Konzept im Wesentlichen vom Gemeindereferenten stammte, die Leitung aber größtenteils mir zufiel. Am November-Termin war ich krank, hatte im Vorfeld zwar allerlei Ideen beigesteuert, bin aber nicht sicher, wie viel davon tatsächlich umgesetzt wurde; bei den übrigen Kinderwortgottesdiensten der Saison zieht sich durch meine Notizen hartnäckig die Kritik, sie seien zu "wortlastig" gewesen. Das scheint mir in der vorherigen Saison nicht im selben Maße der Fall gewesen zu sein. Dass es in einer Kinderkatechese Passagen gibt, in denen die Leiter reden und die Kinder zuhören müssen, ist grundsätzlich nicht zu vermeiden, aber mir scheint doch, dass es in der Saison 23/24 tendenziell besser gelungen war, dies durch interaktive Elemente und kreative Visualisierung aufzulockern. Na, nehmen wir diese Erkenntnis mal als Ansporn, in dieser Hinsicht zukünftig wieder besser zu werden... 


Gartengottesdienst mit Swimmingpooltaufe 

Das angekündigte Gemeindeessen im Anschluss an die Messe fand übrigens auch nicht statt, also aßen wir bei Burger City zu Mittag, ehe wir uns auf den Weg nach Falkensee machten; denn dort fand, wie wir vorige Woche beim JAM-Elterncafé erfahren hatten, im privaten Garten einer Mitarbeiterin ein Taufgottesdienst der EFG The Rock Christuskirche statt. Getauft wurde ein Mann in meinem Alter, und als Taufbecken wurde der im Garten aufgebaute Swimmingpool genutzt. Das hatte den nicht zu unterschätzenden Vorteil, dass die Kinder nach dem Gottesdienst im Taufbecken baden konnten. 

Für mich – und, wie ich hoffe, auch für die Leser dieses Blogs – war diese Veranstaltung derweil vor allem unter zwei Aspekten interessant: Der Gottesdienst bot Gelegenheit zu Beobachtungen zum Taufverständnis dieser freikirchlichen Gemeinde, der Rahmen der Veranstaltung lud zu Reflexionen zum Thema "Gemeindeleben" ein. 

Mit Blick auf den ersten Punkt – oder vielleicht sogar beide Punkte – ist es wohl nicht uninteressant, ein paar Worte über die Entstehungsgeschichte dieser Gemeinde zu verlieren, soweit sie mir bekannt ist; zwar habe ich das, was ich darüber weiß, lediglich aus zweiter Hand, was eine gewisse Ungenauigkeit und Fehleranfälligkeit bedingt, aber wie immer geht es mir hier ja weniger um die Details des konkreten Einzelfalls als darum, was daran exemplarisch ist. Also: Soweit ich gehört habe, war The Rock ursprünglich eine eher charismatisch orientierte Gemeindeneugründung junger Männer (und ihrer Frauen, möchte man annehmen) ohne eigene Gemeinderäume, während die Christuskirche in Haselhorst schon seit 60 oder mehr Jahren der Standort einer "ganz normalen" Baptistengemeinde war – die allerdings allmählich vom Aussterben bedroht war und daher der The Rock-Gemeinde anbot, ihre Räumlichkeiten zu übernehmen. Im Gegenzug traten die The Rock-Gründer dem baptistisch dominierten Bund evangelisch-freikirchlicher Gemeinden bei und übernahmen zusammen mit dem Kirchengebäude in Haselhorst auch die Reste der dort alteingesessenen Gemeinde. Mir scheint, diese Entstehungsgeschichte erklärt sowohl den etwas sperrigen Namen der Gemeinde als auch das schon früher beschriebene Nebeneinander charismatischer und im engeren Sinne evangelikaler Elemente in ihrer Lehre und Praxis. Ihr Taufverständnis ist aber wohl doch im Wesentlichen baptistisch, und dazu fällt mir nun wiederum ein, dass ich mal irgendwo gehört oder gelesen habe, wie ein Vertreter der katholischen Kirche – es könnte sogar ein Bischof gewesen sein, ich erinnere mich leider nicht mehr präzise und ärgere mich ein bisschen darüber, dass ich es mir damals nicht gleich aufgeschrieben habe – in einem ökumenischen Kontext die Baptisten für ihre "hohe Wertschätzung der Taufe" gelobt hat; und da habe ich direkt gedacht: Das ist ein Missverständnis. Okay, die Baptisten heißen Baptisten, weil ihre Taufpraxis so ein auffälliges Merkmal dieser Glaubensrichtung ist, aber aus dieser Praxis spricht noch nicht zwingend eine besondere Wertschätzung der Taufe; ich bin sogar geneigt zu sagen: eher – jetzt begebe ich mich auf dünnes Eis, ich merke schon, wie es unter meinen Füßen knackt und knirscht – eher im Gegenteil

Dass ich dieser Auffassung bin und sie, knirschendes Eis hin oder her, auch glaube vertreten zu können, hat mit der defizitären bis nicht-existenten Sakramententheologie der Baptisten zu tun. Grob vereinfacht gesagt bewirkt die Taufe nach baptistischem Verständnis eigentlich nichts, sondern drückt lediglich etwas aus: Der Täufling dokumentiert damit nach außen hin seine (dem Anspruch nach endgültige und unwiderrufliche) Entscheidung für den Glauben an Jesus Christus. Die Predigt und weitere Wortbeiträge bei dem Taufgottesdienst, dem wir bewohnten, hoben dies ausdrücklich hervor. Es gehe darum, "dass ein Mensch eine Entscheidung trifft und das mit der Taufe nach außen hin deutlich macht", hieß es gleich einleitend; nochmals fiel das Wort von der "Entscheidung" gegen Ende der Predigt, als es darum ging, dass der Täufling einen "Schritt [...] vor unser aller Augen gehen" wolle: "Denn hier wird der Glaube an unseren Retter, den Herrn Jesus Christus, sichtbar." – Man vergleiche das mal mit der katholischen Auffassung der Taufe als Sakrament, bei dem nicht der jeweilige Mensch, sondern Gott der eigentlich Handelnde ist; und schauen wir uns mal an, was der Katechismus der Katholischen Kirche über die Taufgnade sagt – zum Beispiel: 

"Die heiligste Dreifaltigkeit gibt dem Getauften die heiligmachende Gnade, die Gnade der Rechtfertigung, die 

  • ihn durch die göttlichen Tugenden befähigt, an Gott zu glauben auf ihn zu hoffen und ihn zu lieben; 
  • ihm durch die Gaben des Heiligen Geistes ermöglicht, unter dem Ansporn des Heiligen Geistes zu leben und zu handeln; 
  • ihn durch die sittlichen Tugenden befähigt, im Guten zu wachsen" (KKK 1266).

Wozu mir übrigens einfällt, dass davon kürzlich mal beim JAM-Elterncafé die Rede war, als meine Liebste die Aussage wagte, "wir" – die Anwesenden – hätten ja in der Taufe den Heiligen Geist empfangen (was ja sakramententheologisch noch recht niederschwellig ausgedrückt war – vom Sakrament der Firmung fing sie in diesem Zusammenhang gar nicht erst an). Der junge Mann, der diese "Sitzung" des Elterncafés leitete, druckste daraufhin ein wenig herum und meinte, dass man in der Taufe den Heiligen Geist empfange, glaube er so ja nun nicht. – Aber kehren wir noch einmal zurück zum Katechismus: 

"Die Getauften werden zu 'lebendigen Steinen', um 'zu einem geistigen Haus' und 'zu einer heiligen Priesterschaft' aufgebaut zu werden (1 Petr 2,5). Durch die Taufe haben sie am Priestertum Christi, an seiner prophetischen und königlichen Sendung teil. Sie sind 'ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliger Stamm, ein Volk, das sein besonderes Eigentum wurde, damit (sie) die großen Taten dessen (verkünden), der (sie) aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat' (1 Petr 2,9)" (KKK 1267). 

So viel mal dazu, wer die größere Wertschätzung der Taufe hat! – Es sei übrigens angemerkt, dass dem Täufling vor der Taufe das Apostolische Glaubensbekenntnis vorgesagt wurde (in der protestantischen Version, wie man sich wohl denken kann; d.h. statt "die heilige katholische Kirche" hieß es "die heilige christliche Kirche") und er diesem zustimmen musste; darauf folgten noch zwei weitere Tauffragen, die nach evangelikaler Manier eher den Akt der Entscheidung für Jesus als Herrn über das persönliche Leben in den Fokus nahmen. – Noch eine Anmerkung, die ich mir nicht verkneifen kann, ist, dass ausdrücklich eine kurze Predigt angekündigt wurde und diese dann 20 Minuten dauerte.

Nach dem Gottesdienst, während des geselligen Teils der Veranstaltung, ging ich auf den Täufling zu, um ihm zu gratulieren, und kam daraufhin ein bisschen mit ihm ins Gespräch; dabei verriet er, er sei "Ex-Katholik" und sei "mit 15 Jahren aus dem Verein ausgetreten". Gleichwohl habe er seine Kindertaufe "eigentlich immer als gültig betrachtet"; dass er sich nun dennoch erneut hatte taufen lassen, begründete er damit, dass er grundsätzlich ein überzeugter Verfechter der Erwachsenentaufe sei und es daher inkonsequent gefunden hätte, sich selbst nicht als Erwachsener taufen zu lassen: "Das wäre ja wie Wasser predigen und Wein trinken, und wegen sowas bin ich damals aus der katholischen Kirche ausgetreten." Ich sagte nicht viel dazu, fand das Ganze aber doch ziemlich traurig. 

Kommen wir aber lieber mal zum Aspekt des Gemeindelebens! Dass dieser Gottesdienst mit Taufe in einem privaten Garten von Gemeindemitgliedern stattfand, ist ja an sich schon mal etwas, was man im großkirchlichen Kontext eher nicht erwarten würde, und das relativiert sich auch nur unwesentlich dadurch, dass die Gastgeber nicht nur Mitglieder, sondern Mitarbeiter der Gemeinde sind (selbst ihr ca. 14jähriger Sohn ist bereits "Teenie-Mitarbeiter"); ich würde vielmehr sagen, es unterstreicht umso mehr, wie grundsätzlich fließend die Grenze zwischen Mitgliedern und Mitarbeitern im freikirchlichen Kontext ist. Übrigens fand auf nicht nur dieser Taufgottesdienst auf diesem Privatgrundstück statt, sondern zuvor auch ein Jugendwochenende – bei dem einer der Teilnehmer in seinen 18. Geburtstag 'reingefeiert hatte, sodass nun Geburtstagsfeier und Tauffeier quasi ineinander übergingen. Man muss sich da mal klar machen: Ein junger Mann feiert seinen 18. Geburtstag im Rahmen eines kirchlichen Jugendwochenendes. Ich würde mal sagen, das ist ein echtes Gütesiegel für kirchliche Jugendarbeit, wenn die Leute aus der Jugendgruppe zugleich auch die Leute sind, mit denen einer seinen Geburtstag feiern möchte. – Man kann sicher behaupten, den Anspruch, dass eine kirchliche Jugendgruppe ein Ort echter Freundschaft sein soll, gibt es in der post-volkskirchlichen Jugendarbeit durchaus auch; ansonsten wäre es kaum zu erklären, dass es da Veranstaltungen gibt, die im Wesentlichen darin bestehen, dass die Jugendlichen zusammen Pizza essen und High School Musical gucken: Warum sollte jemand das zusammen mit Leuten machen wollen, die nicht seine Freunde sind? Aber dann denke ich mir wieder, wenn die wirklich so gute Freunde wären, fänden ihre Gruppentreffen nicht nur einmal im Monat statt. Rock Youth ist einmal in der Woche, dazu kommt der Sonntagsgottesdienst, der oft auch ein spezielles Teenie-Programm beinhaltet, und einige der Jugendlichen sind zusätzlich auch noch als "Teenie-Mitarbeiter" beim JAM dabei. Damit haben die also ungefähr jeden zweiten Tag "was mit Kirche", und ich könnte mir vorstellen, dass das noch nicht alles ist. Wenn man jetzt denkt "Das ist aber ganz schön viel", verrät das im Grunde schon jene von mir wiederholt beklagte "entfremdete Kirchlichkeit", die, wenn auch vielleicht nicht bewusst, davon ausgeht, alles, was "mit Kirche zu tun hat", sei dem eigentlichen Leben gegenüber ein Fremdkörper und ziehe Zeit und Energie von diesem ab. Ganz anders stellt sich das dar, wenn man davon ausgeht, dass das Gemeindeleben zum "eigentlichen Leben" dazugehört, ja sogar ein ganz zentraler Bestandteil davon ist. 

In einem meiner #BenOp-inspirierten Thesenpapiere zum Thema Gemeindeerneuerung, das ich gerade nicht wiederfinde – ich hab schließlich Urlaub! –, habe ich mal sinngemäß geschrieben, idealerweise sollten die Leute, mit denen man zusammen zur Kirche geht, zugleich auch die sein, an die man zuerst denkt, wenn es darum geht, wen man zu einer Grillparty einladen oder um Hilfe bei einer Reparatur oder Renovierung bitten würde. Man kann den Eindruck haben, bei der EFG The Rock Christuskirche sei dieses Ideal Wirklichkeit. Klar, um die ganze Gemeinde zum Grillen einzuladen, und dann kommen 100 Leute (okay, vielleicht waren es auch "nur" 80), braucht man natürlich erst mal einen entsprechend großen Garten. Was mir in diesem Zusammenhang aber noch durch den Kopf ging, war: In den Großkirchen in Deutschland ist ja derzeit Immobilienentwicklung (oder besser eigentlich: –abwicklung) ein großes Thema, und da spielt natürlich auch die Frage eine Rolle, wie man ein Gemeindeleben aufrecht erhalten soll, wenn immer mehr Gemeinderäume verkauft oder umfunktioniert werden. Da könnte man theoretisch auf die Idee kommen, Teile des Gemeindelebens in die privaten Räumlichkeiten von Gemeindemitgliedern zu verlegen; aber der post-volkskirchlichen Klientel ist diese Vorstellung wohl eher fremd, zumal die Leute sich da untereinander schlichtweg nicht gut genug kennen, um sich gegenseitig zu sich nach Hause einzuladen. 

Aber dazu wohl ein andermal mehr! – Ein absoluter Lieblingsmoment dieses Nachmittags war es für mich, als ich mich gerade mal ein wenig in den Schatten zurückgezogen hatte und ein schätzungsweise zehn- oder elfjähriger Junge – den ich überhaupt nicht kannte, auch nicht vom JAM oder so – mich aus heiterem Himmel fragte: "Warst du schon schwimmen?" Ich verneinte. – "Wieso nicht?!?!" – "Hab keine Badesachen dabei." – "Dann leih dir doch welche!!!" Das machte ich zwar nicht, aber trotzdem hob dieser kleine Dialog meine Stimmung ganz erheblich. 


Abschied von KiTa, Schule und JAM 

Der Reigen der Abschlussfeiern zum Ende des Schul- und KiTa-Jahres begann für uns bereits am Freitag vor den Ferien, nämlich mit einer Abschiedsfeier für diejenigen Kinder aus der KiTa unseres Jüngsten, die nach den Ferien eingeschult werden. Obwohl unser Jüngster ja erst seit sieben Wochen in diese KiTa ging (wovon vier Wochen Eingewöhnung waren), mussten wir da unbedingt hin, denn unter den acht Kindern, die da verabschiedet wurden, war ein Mädchen, mit dem er sich in den zurückliegenden Wochen sehr gut angefreundet hatte. Bei der Gestaltung dee Abschiedsfeier machte es sich recht deutlich bemerkbar, dass diese KiTa zu einer Kirchengemeinde (wenn auch einer evangelischen) gehört, denn es wurde ausgiebig für die Kinder und mit den Kindern gebetet, und auch ein Teil der Lieder, die gesungen wurden, wies einen "Gottesbezug" auf. Dies galt nicht zuletzt für ein Lied, das die Erzieher in den Tagen zuvor mit den jüngeren Kindern eingeübt hatten, um es den angehenden Schulkindern als Abschiedsständchen zu bringen: "Möge die Straße". Als das drankam, wollte unser Jüngster allerdings 'rausgehen – er erklärte, er fürchte, bei dem Lied weinen zu müssen, und er wolle nicht, dass die anderen das sehen. Also ging er mit seiner Mami nach draußen, spielte im Garten und sang dabei leise für sich das Lied mit. Ohne zu weinen. 

Am Mittwoch war dann zuerst Schuljahres-Abschlussfeier an der Schule des Tochterkindes und dann zum letzten Mal JAM vor den Sommerferien. Da dräute natürlich eine Terminkollision: Die Schulfeier sollte um 13:30 beginnen und bis 17 Uhr gehen (danach feierte der Abschlussjahrgang separat weiter), JAM fing um 16 Uhr an, und für den Weg von der einen zur anderen Veranstaltung mussten wir auch noch ca. 40 Minuten einrechnen. Da hatte ich durchaus Sorge, ob es uns gelingen würde, unsere Große von ihren Schulfreundinnen loszueisen. 

Aber es kam anders: Als ich meine Tochter und ihre drei besten Freundinnen – den "Club der Unglaublichen", wie sie sich nennen – kurz vor der Eröffnung der Schulfeier in einem der Unterrichtsräume entdeckte, teilten sie mir alle mit, sie wollten mit zum JAM. Allerdings musste das natürlich erst mal mit den jeweiligen Eltern abgesprochen werden, und letzten Endes kam dann doch nur eine der Freundinnen mit; aber immerhin. Ehe wir aufbrachen, hörten wir uns aber noch ein paar Ansprachen an – und bedienten uns am reichhaltigen Kuchenbüffet. 

Ein unerwartetes Highlight der Schulfeier war, dass eine ältere Mitschülerin unserer Tochter ihr seit zwei Wochen vermisstes Lieblingskuscheltier Hubert zurückgab; sie behauptete, sie habe Hubert in einem Erdloch im Schulgarten gefunden. Ehrlich gesagt haben wir den Verdacht, dass die Sache tatsächlich etwas anders abgelaufen ist. So oder so ist es gut, dass Hubert wieder da ist – auch wenn wir inzwischen einen neuen besorgt haben (was gar nicht so leicht war, denn dieses Kuscheltier-Modell scheint recht selten zu sein). 

Hier der Direktvergleich zwischen einem Kuscheltier, das sieben Jahre lang mit unserem Tochterkind durch Dick und Dünn gegangen ist, und einem, das wir zwar gebraucht gekauft haben, das aber in besserem Zustand ist, als der Original-Hubert es selbst vor sieben Jahren war...

Beim JAM gab es zum Saisonabschluss ein großes Stationenspiel, bei dem auch die Eltern mitmachen durften bzw. sollten und das durch sämtliche Stockwerke des Gemeindezentrums (Erdgeschoss, Ober- und Untergeschoss) führte; dabei belegte meine Familie, verstärkt durch die Schulfreundin unserer Großen, einen guten dritten Platz. Außerdem wurde die ehemalige Leiterin des Elterncafés verabschiedet. Die Leitung hatte sie eigentlich schon irgendwann gegen Anfang des Jahres abgegeben, war aber meistens noch dabei und hatte auch noch einige Sitzungen geleitet, jetzt wollte sie sich aber definitiv von dieser Aufgabe zurückziehen und sich zukünftig auf andere Tätigkeitsbereiche in der Gemeinde konzentrieren. Zum Abschied betete sie reihum namentlich für alle anwesenden Eltern und fand dabei, soweit ich das beurteilen kann, für jeden passende Worte. Zum Abschluss wurde gegrillt. – Ein Wiedersehen mit dem JAM-Team und sicherlich zumindest einigen der Familien, die wir vom JAM her kennen, wird es in der vorletzten Ferienwoche geben; dann ist in der EFG The Rock Christuskirche nämlich Kinderbibelwoche, und diesmal haben wir unseren Urlaub so gelegt, dass wir dann schon wieder da sind. 


Camino de Willehado '25 – erste Eindrücke 

Am Donnerstag brachen wir schon vor Sonnenaufgang in den Urlaub und kamen somit schon am mittleren Vormittag in Nordenham an, wo wir erst mal meine Mutter besuchten, ehe wir am Nachmittag in unsere Ferienwohnung in Burhave eincheckten. Im Vergleich zum vorigen Jahr ist unsere Unterkunft zwar weiter weg vom Strand (aber Strandwetter war bisher ohnehin noch nicht), dafür aber erheblich näher am eigentlichen Dorfkern, an den Einkaufsmöglichkeiten und an der Herz-Mariä-Kirche, was im Verlauf des Urlaubs durchaus noch eine Rolle spielen dürfte. – In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass am Fahnenmast des Rat-Schinke-Hauses derzeit wieder die Regenbogenflagge prangt, noch über der Flagge mit dem Logo der Urlauberkirche. Na gut, ich sagte ja neulich schon mal: Rückzugsgefechte. Aber ärgerlich ist es natürlich schon. Ich glaube sogar, wenn ich selber LGBT oder wenigstens "Ally" wäre, würde ich diese Anbiederungskampagne auch und erst recht ärgerlich finden. Weil es nun mal einfach nicht stimmt, dass die katholische Kirche "LGBT-affirming" ist – und das ändert sich auch dadurch nicht, dass man es behauptet

Davon abgesehen bin ich mal gespannt, was das Programm der Urlauberkirche in den kommenden Wochen so zu bieten haben wird. Auf der Basis der bisherigen Wochenprogramme steht zwar zu vermuten, dass es sich hauptsächlich um Bastelangebote handeln wird, aber selbst wenn – abwechslungsreicher als das Bsstelprogramm des Animax Kids Club in der Spielscheune wird das wohl allemal sein, und obendrein kostenlos... 


Geistlicher Impuls der Woche 

Die Leiden der gegenwärtigen Zeit bedeuten nichts im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll. Denn die ganze Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes. Die Schöpfung ist der Vergänglichkeit unterworfen, nicht aus eigenem Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat; aber zugleich gab er ihr Hoffnung: auch die Schöpfung soll von der Sklaverei und Verlorenheit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes. 

(Römer 8,18-21


Ohrwurm der Woche 

Crowded House: Weather With You 


Die australisch-neuseeländische Band Crowded House mochte ich schon immer gern, und insbesondere ihr drittes Album "Woodface" von 1991. Das habe ich mir damals zwar nicht gekauft, immerhin aber aus der Nordenhamer Stadtbücherei ausgeliehen. "Weather With You", die erfolgreichste Singleauskopplung aus diesem Album, verdankt seinem Status als Ohrwurm der Woche indes der Beobachtung, dass wir, wenn wir in den Urlaub fahren, tatsächlich meistens "das Wetter mitnehmen" – also in dem Sinne, dass bei unserer Ankunft am Urlaubsort dasselbe Wetter herrscht, wie es bei uns zu Hause zum Zeitpunkt unserer Abreise war. Diesmal dachten wir, wir hätten Glück und der Dauerregen, dem wir in den letzten drei Tagen vor der Abreise ausgesetzt gewesen waren, sei am Reisetag bereits vorbei, aber dann holte er uns doch ein. Immerhin, heute hatten wir zum ersten Mal ein bisschen Sonnenschein, das lässt für die kommenden Tage hoffen. Das Video zum Song verbreitet jedenfalls schon mal Urlaubsstimmung... 


Vorschau / Ausblick 

Drei große Ereignisse treffen an diesem Wochenende zusammen: die 51. Fedderwardersieler Krabbenkutterregatta, das Wischer Wiesenfest und die Verleihung des Josef-Pieper-Preises an Bischof Robert Barron. Bei der Kutterregatta waren wir gestern schon und wollen morgen auch nochmal hin; dagegen ist das Wischer Wiesenfest zwar, wie die lokale Presse schreibt, eine "Zeltfete mit langer Tradition", aber gleichzeitig ist es für mich persönlich lange Tradition, da nicht hinzugehen, und das hat Gründe, an die ich während einer Busfahrt am Donnerstag direkt nochmal erinnert wurde – aber das erläutere ich an anderer Stelle. Das Symposion zur Verleihung des Josef-Pieper-Preises hat ebenfalls bereits heute begonnen, die Preisverleihung an Bischof Barron ist dann morgen; ich werde versuchen, trotz Urlaub ein Auge darauf zu haben. 

Wenn dieses Wochenbriefing online geht, ist die Vorabendmesse in Burhave – die quasi als vorletzte Amtshandlung (vor der morgigen Sonntagsmesse in Nordenham) vom bereits verabschiedeten Pfarrer Jasbinschek zelebriert wurde – wohl gerade vorbei; und was steht in den nächsten Tagen so alles auf dem Urlaubs-Programm? Für Dienstag haben wir eine Fahrt ins Wattenmeer mit dem Ausflugsschiff WEGA II gebucht, am Mittwoch wollen wir an einem Backworkshop in der Moorseer Mühle teilnehmen. Nächsten Samstag ist dann "DLRG/Nivea-Strandfest" an der Nordseelagune Burhave, klingt erst mal komisch, aber das Programm sieht recht vielversprechend aus. Ich werde berichten!

 

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