Option Spandau (im engeren Sinne): Im Prinzip lag es auf der Hand, dass wir, um unsere Fühler in Richtung Spandau auszustrecken, erst mal dort zur Messe gehen sollten. Die erste Gelegenheit dazu wäre eigentlich am 32. Sonntag im Jahreskreis, dem 7. November, gewesen, aber da unsere Große am Tag zuvor ziemlich erkältet gewesen war, hielten wir es doch für besser, zu Hause zu bleiben. Am Sonntag darauf schafften wir es aber -- und zwar gingen wir nach Hakenfelde in die St.-Lambertus-Kirche, eigentlich "nur" ein "Gemeindezentrum mit Sakralraum" (ich habe schon mal was darüber geschrieben). Ich war ein bisschen angespannt, da ich die Befürchtung hatte, der Trip nach Hakenfelde werde uns lediglich demonstrieren, dass es woanders auch nicht besser sei als in unserer bisherigen Gemeinde. Diese Sorge erwies sich vom ersten Moment an als unbegründet. Die Frau am Einlass begrüßte uns freundlich, erkannte natürlich gleich, dass wir nicht zum festen "Stamm" der Gemeinde gehörten, und bot uns ein Exemplar des aktuellen Pfarrbriefs an; am Eingang zum Gottesdienstraum gab es nicht nur einen Handdesinfektionsmittel-, sondern auch einen (kontaktlosen) Weihwasserspender; von der Gemeinde ernteten wir, und besonders unsere Kinder, freundliche Blicke, und die Messfeier selbst war, von den drei Messdienern (zwei davon Mädchen) über Inhalt und Vortrag der Predigt bis hin zum feierlichen Ernst des Zelebranten beim Eucharistischen Hochgebet eine ganz andere Liga als das, was wir aus unserer Wohnortpfarrei gewohnt sind.
Im Prinzip wären wir daher am nächsten Sonntag - Christkönig - gleich wieder dorthin gegangen, aber da unsere Große einen Erkältungs-Rückfall hatte und ich selbst mich gesundheitlich ebenfalls etwas angeschlagen fühlte, klappte es doch nicht. Was natürlich umso bedauerlicher war, als es bis auf Weiteres der letzte Sonntag ohne "2G"-Regel in den Kirchen war. In der Kirche "Maria, Hilfe der Christen" am Rande der Spandauer Altstadt war am Nachmittag des Christkönigssonntags Eucharistische Anbetung und Vesper, da wäre ich eigentlich auch gern hingegangen, aber auch das klappte leider nicht.
Natürlich gibt es in Spandau noch mehr Kirchen, aber mein Hauptinteresse im Rahmen der "Option Spandau" gilt zum gegenwärtigen Zeitpunkt doch dem Gemeindezentrum in Hakenfelde. Das Gebäude sieht zwar, wie Rod Dreher sagen würde, ein bisschen aus wie "Unsere Liebe Frau von der Pizza Hut", aber irgendwie hat es was -- und es würde mich doch sehr interessieren, was es da außer dem Gottesdienstraum noch so an Räumlichkeiten gibt. Ein großes Gartengelände gibt es obendrein. Ich könnte mir vorstellen, dass man da so allerlei Aktivitäten entfalten könnte -- wenn auch vielleicht erst im nächsten Frühjahr, wenn die Coronavirus-Saison vorbei ist.
- Linktipp 1: André Görke, "Letzter Gottesdienst - Die abgerissenen Kirchen von Spandau" (Tagesspiegel, 28.01.2021, mit Update aus dem Juli 2021)
(im erweiterten Sinne) Wie vorige Woche bereits angedeutet, muss sich die "Option Spandau" aber ja nicht zwingend in Spandau abspielen, oder zumindest nicht ausschließlich dort. Und auch wenn es, gerade nach den oben geschilderten ersten Eindrücken, in mehr als einem Sinne naheliegend erscheint, bis auf Weiteres (und soweit die Coronaregeln es erlauben) in Spandau, und zwar vorzugsweise in diesem Gemeindezentrum in Hakenfelde, zur Messe und zu Anbetung zu gehen, und es sicherlich wünschenswert wäre, auch unsere diversen Laienapostolats-Initiativen zumindest zum Teil dorthin zu verlegen, gibt es für Letzteres durchaus auch noch andere denkbare Anlaufstellen in Wohnortnähe. Sofern es "nur" - oder jedenfalls vorrangig - darum geht, einen Raum zur Verfügung gestellt zu bekommen, in dem wir beispielsweise den Krabbelbrunch bzw. kindergartenfrei-Spieltreff und/oder evtl. auch das Büchereiprojekt weiterführen könnten, bin ich durchaus gewillt, auch mal bei anderen christlichen Konfessionen anzuklopfen, von denen es allein in Tegel eine ganze Reihe gibt. Okay, zu den Adventisten würde ich nicht gehen - irgendwo gibt es ja doch Grenzen -, aber ganz in der Nähe gibt es auch noch eine neuapostolische und etwas weiter weg eine methodistische Gemeinde, und nicht zuletzt hat auch die (zur EKBO gehörende) Evangelische Kirchengemeinde Tegel-Borsigwalde ohne Zweifel mehr Räumlichkeiten als Leute, die diese nutzen wollen. Und zu guter Letzt gibt es in Borsigwalde noch die - ich sag' mal - "afro-charismatische" Akebulan-Gemeinde. Auf die bin ich ehrlich gesagt am neugierigsten. Wie dem auch sei, ich denke, dass von all diesen Gemeinden in den kommenden Wochen noch verschiedentlich die Rede sein wird.
Auch da ist aber natürlich zu bedenken, dass es schwierig werden dürfte, mitten in der Coronasaison neue Initiativen zu starten. Schon vor der jüngsten Maßnahmenverschärfungswelle hatte ich mich mal auf den Websites der genannten Gemeinden umgesehen um festgestellt, dass die Corona-Regeln überall unterschiedlich sind, aber - womit ich nicht gerechnet hätte - anscheinend gerade bei den kleineren Konfessionen (sprich: Freikirchen) tendenziell strenger als (bis dahin) in den "Großkirchen". Wie mag das kommen? Ist man dort besorgter um die Mitgliederbasis, oder liegt es eher daran, dass im Verhältnis zur Größe der Räume mehr Leute zum Gottesdienst kommen und es deshalb schwieriger ist, Abstand zu halten? Wie auch immer, irgendwie hätte ich gerade den Freikirchen mehr Gottvertrauen zugetraut.
- Linktipp 2: "Wir schließen niemanden aus - Eine gemeinsame Aktion verschiedener Kirchen und Gemeinden"
Option Portugal (im engeren Sinne): Hier gibt es noch nicht viel Neues. Nein, wir haben derzeit keine konkreten Pläne für eine Auswanderung nach Portugal. Allerdings erzählte mir meine Liebste unlängst beim Frühstück, sie habe geträumt, wir würden als Selbstversorger in Portugal leben -- mit vier Kühen: "Kühe sind schließlich Herdentiere, und weniger als vier wären keine Herde." Sie habe sich allerdings, so erzählte sie weiter, schon im Traum gefragt, "was wir eigentlich mit der ganzen Milch machen, und ob ich wirklich den ganzen Tag damit beschäftigt sein will, Käse zu machen -- ich hab' schließlich auch noch was anderes zu tun." Was sie indes nicht davon anhielt, anschließend darüber zu sinnieren, dass man ja vielleicht auch Ponys halten und damit vielleicht über Reitbeteiligungen sogar Einnahmen generieren könnte. (Auf Twitter schrieb ich vor einiger Zeit mal, als Geschäftsmodell Reitbeteiligungen an das Zaunstreichen bei Tom Sawyer; die Reaktionen, die ich für diesen Tweet erntete, zeigten mir, dass ziemlich viele Leute intuitiv verstanden hatten, wie ich das meinte.)
Und dann habe ich unlängst in der Pfarrhausküche unserer bisherigen Gemeinde diesen Teller entdeckt...
...und frage mich nun, ob das womöglich ein Zeichen sein soll.
- Linktipp 3: Kerry McDonald, "New Harvard Study: Homeschoolers Turn Out Happy, Well-Adjusted, and Engaged" (fee.org, 17.11.2021)
(im erweiterten Sinne) Andererseits haben meine Liebste und mich so einige Reaktionen auf meinen Preview-Artikel erreicht, die darauf hinwiesen, dass die Option "ganz woanders hingehen" ja nicht unbedingt gleich "Portugal" bedeuten müsse. Insbesondere mit Blick auf die Idee, am Camino Portugues eine Pilgerherberge zu eröffnen, regte eine befreundete #BenOpperin aus Norddeutschland an, es müsse ja nicht unbedingt der Jakobsweg sein: Alte Pilgerwege gebe es schließlich so ziemlich überall in Europa. Und das stimmt natürlich. Der aktuellen MediZini, die unsere Tochter neulich in der Apotheke geschenkt bekommen hat, liegt ein "Wissens-Poster Leben im Mittelalter" bei, dem man u.a. entnehmen kann:
"Pilger [...] wandern zu einem der vielen Orte, wo es Reliquien gibt. Reliquien sind zum Beispiel die angeblichen Knochen von Heiligen oder Splitter aus dem Kreuz Christi."
In unmittelbarer Nähe unseres derzeitigen Wohnorts etwa verlief einst ein Pilgerweg zu den Wunderbluthostien von Wilsnack. Leider sind die Wunderbluthostien im Zuge der Reformation zerstört worden, weshalb Versuche, den Pilgerweg nach Wilsnack wiederzubeleben, eher wenig aussichtsreich erscheinen.
- Linktipp 4: Simcha & Damien Fisher, "Who funded Kari Beckman's Fall from Grace?" ( simchafisher.com, 15.11.2021)
Vor einigen Monaten war in den Linktipps meiner "Ansichten aus Wolkenkuckucksheim" ein paarmal von einem ambitionierten Siedlungsprojekt in Texas die Rede, wo unter dem schönen Namen "Veritatis Splendor" ein eigenes Städtchen für glaubenstreue Katholiken entstehen soll. Nun gibt es Neuigkeiten, allerdings keine guten. Die bisherige Leiterin des Projekts, Kari Beckman, ist von ihrem Posten zurückgetreten, nachdem bekannt geworden ist, dass sie eine außereheliche Affäre gehabt hat -- mit dem Leiter der Anti-Abtreibungs-Organisation "Texas Right to Life", Jim Graham, der dem Verwaltungsrat der von Beckman geleiteten Regina Caeli Academy angehörte und nun nicht mehr angehört. Sowohl Beckman als auch Graham sind verheiratet, nur eben nicht miteinander. Dass das Ganze keine gute Werbung für ein Projekt ist, das sich ausdrücklich als Refugium vor dem sittlichen Verfall der säkularen Gesellschaft präsentiert, liegt auf der Hand. Womöglich noch gravierender ist indes der Vorwurf, Beckman habe finanzielle Mittel ihrer Regina Caeli Academy für das Projekt Veritatis Splendor und/oder sogar für private Zwecke zweckentfremdet.
Was es sonst Neues gibt: Ein beherrschendes Thema der zurückliegenden Wochen war natürlich die Frage "Wie lassen wir unser bisheriges Engagement in der örtlichen Pfarrgemeinde geordnet auslaufen, statt einfach alles stehen und liegen zu lassen?" Diese Frage stellte sich bereits an Allerseelen -- das war ein Dienstag, da hätten wir also normalerweise Lobpreis in der Pfarrkirche gehabt, aber andererseits war eben auch Allerseelen, und da war für 18 Uhr ein Requiem angesetzt -- weshalb unsere Lobpreisandacht, die regulär um 17:30 Uhr begonnen hätte, kurzerhand aus dem Wochenplan gestrichen worden war, und zwar ohne Rücksprache mit uns. Auch ein aussagekräftiges Indiz für die Wertschätzung, die unserer Arbeit in dieser Gemeinde entgegengebracht wird bzw. wurde. Wir erwogen zunächst, die Lobpreisandacht kurzerhand nach St. Joseph oder, passend zu Allerseelen, auf einen der umliegenden Friedhöfe zu verlegen, aber letztlich erwies sich das alles als nicht praktikabel, und wir hielten die Andacht zu Hause ab. War schön und so intensiv wie schon lange nicht mehr. Tags darauf - am Gedenktag des Hl. Martin von Porres (des "anderen St. Martin", wie ich ihn in einem für die November-Ausgabe der "Lebendigen Steine" geplanten Artikel hätte nennen wollen, der nun aber wohl bis nächstes Jahr wird warten müssen) - wäre eigentlich Vesper dran gewesen, aber trotz eines Beschlusses des Lokalausschusses vom 27. August (!) stand auch dies nicht im Zelebrationsplan. Unter normalen Bedingungen hätte ich die Vesper wohl trotzdem gehalten, aber da an diesem Tag meine Schwiegermütter zu Besuch kamen und uns zum Essen einluden, verzichtete ich darauf.
Ebenfalls an Allerseelen hatte ich übrigens per E-Mail meinen Rücktritt aus dem Pfarrgemeinderat erklärt. Abgesehen davon, dass ich später am selben Tag auf dem Kirchengrundstück flüchtig dem Pfarrer begegnete, der mir knapp mitteilte, er habe das zur Kenntnis genommen, erreichten mich vorerst keinerlei Reaktionen auf diesen Schritt. Oder doch: Nach rund zweieinhalb Tagen erhielt ich eine Mail von einem Gemeindemitglied, das bemerkenswerterweise gar nicht auf der Adressatenliste meiner Mail gestanden hatte. (Wie die Informationskanäle in dieser Gemeinde funktionieren, habe ich nach fünf Jahren immer noch nicht herausgefunden.) Jedenfalls war es eine recht wohlwollende und verständnisvolle Antwortmail: Der Verfasser teilte mir mit, er sei vor Jahren auch mal im Pfarrgemeinderat gewesen und habe sich da ebenfalls über Vieles geärgert.
Die Lobpreisandacht am 9. November (Weihetag der Lateranbasilika) hätte ich an sich ganz gern gehalten, aber irgendwie fügte es sich nicht recht in die Organisation des Tagesablaufs mit Kindern, Einkaufen, Kochen usw. ein, und wenn ich ganz ehrlich bin, hatte ich auch schlicht keinen Bock, bei der Andacht Leute zu treffen, die womöglich anschließend noch zum Bibelteilen wollten (bzw. zu dem, was der volkskirchlich geprägte deutsche Christ fälschlicherweise unter Bibelteilen versteht, aber dazu vielleicht ein andermal mehr). Ersatzweise hielt ich am Mittwochnachmittag, während Frau und Kinder beim "Omatag" waren, eine kleine Solo-Andacht in St. Joseph. Eigentlich hatte ich das in Herz Jesu machen wollen, aber da waren, als ich um 15 Uhr die Kirche betrat, irgendwelche Leute auf der Orgelempore und unterhielten sich in recht ungedämpfter Lautstärke miteinander, also trollte ich mich wieder. -- Die Solo-Andacht in St. Joseph war jedenfalls ausgesprochen wohltuend; so sehr, dass ich auch an den nächsten beiden Oma-Tagen wieder eine abhielt. Aber auch den Dienstags-Lobpreis in Herz Jesu hielt ich schließlich doch noch zweimal ab, am 16. und am 23. November, und beide Termine waren sogar vergleichsweise gut besucht. Aber kehren wir zurück zur chronologischen Reihenfolge:
Am 11.11. fand in Tegel ein ökumenischer St.-Martins-Umzug statt, da gingen wir mit den Kindern natürlich hin; die Veranstaltung war ausgesprochen gut besucht, und natürlich trafen wir dabei einige Leute aus der Pfarrgemeinde, aber auch einige andere Bekannte, und insgesamt war es eigentlich ziemlich nett. Am darauffolgenden Samstag gingen wir noch zu einem weiteren St.-Martins-Umzug, im benachbarten Statdtteil Borsigwalde; die besondere Attraktion dort war, dass der von einem Mädchen dargestellte St. Martin auf einem echten Pferd ritt. Unsere Große schlief auf dem Weg zum Ort des Geschehens im Bollerwagen ein, aber ich weckte sie, als ich eine Gelegenheit ergab, das Pferd zu streicheln. -- Zwischen diesen Terminen fand eine Vorstandssitzung des Vereins "Freunde der katholischen Kirche Herz Jesu Tegel e.V." statt, dessen Vorsitzende meine Liebste (noch) ist; sie gab in dieser Sitzung ihre Absicht kund, den Vorsitz abzugeben, ließ sich aber dazu überreden, noch solange im Amt zu bleiben, bis ein Nachfolger gefunden ist -- damit der Verein geschäftsfähig bleibt. Da kann man mal sehen, dass meine Liebste in manchen Dingen doch kompromissbereiter ist. Ich hätte mich darauf nicht eingelassen.
Und dann noch das Altötting-Drama. Eigentlich hätte ja am Christkönig-Wochenende in Altötting der Adoratio-Kongress stattfinden sollen, und unsere Pastoralreferentin hatte schon vor Monaten die Idee gehabt, eine gemeinsame Fahrt dorthin zu organisieren. Es gab in den Reihen der Pfarrei auch einige Interessierte, von denen rund die Hälfte aus unterschiedlichen Gründen aber nach und nach wieder absprang; schließlich waren außer der Pastoralreferentin selbst wie meine Familie übrig. Und dann wurde der Adoratio-Kongress abgesagt. -- Ich weiß, ich weiß: Offiziell fiel der Kongress nicht aus, sondern "fand online statt". Aber mal ehrlich, dieses ganze Gerede von "Online-Veranstaltungen" anstelle von "Präsenzveranstaltungen" ist doch Bullshit. Sich ein paar Vorträge im Livestream anzusehen oder zu -hören, ist keine Teilnahme an einer Veranstaltung. Lasst euch nicht verarschen, Leute. Also, der Kongress fiel aus. Nun schlug unsere Pastoralreferentin vor, man könne ja trotzdem wie geplant nach Altötting fahren, und damit waren auch alle Beteiligten einverstanden; aber wenige Tage bevor es losgehen sollte bekam die Pastoralreferentin doch Bedenken wegen der frisch aktualisierten Corona-Vorschriften des Erzbistums für von Hauptamtlichen verantwortete Gemeindeveranstaltungen, und das Ende vom Lied war, dass die "Wallfahrt" nur unter 2G stattfinden durfte. Und damit waren wir raus. Wir hätten zwar - zumal wir das Bahnticket sowieso selbst gekauft hatten - "privat" nach Altötting fahren können, hätten dort dann aber keine Unterkunft gehabt. Na, schönen Dank auch.
- Linktipp 5: Stacia L. Brown, "How Do I Get Over My Daughter's Severe Lapse in Judgment?" (Slate, 25.10.2021)
Ohrwurm der Woche: Beautiful South, "Rotterdam (or Anywhere)" (1996)
Aus der Lesehore:
Jesus kam, weihte die Wüste durch sein vierzigtägiges Fasten und bestimmte sie für die Buße. Dort wurde er versucht und besiegte die Bosheit des Versuchers. Wer seitdem in die Wüste flieht, braucht nicht mehr die Nachstellungen des Feindes zu fürchten, sondern hat am Ort des Schreckens eine sichere Zuflucht und findet in der Einsamkeit eine wohnliche Stadt. Jesus, der in der Wüste fastete, speiste dort die Volksscharen und spendete freigebig das Manna, das Brot der Engel. So sollen sie das Erbarmen des Herrn preisen, und die Menschen, die Christus in die Wüste folgen, sollen nicht länger verzweifeln und fragen: "Was sollen wir essen, was sollen wir trinken?". Er, der die erschöpfte und hungernde Seele mit Gütern sättigt, der "dem Vieh seine Nahrung gibt und den jungen Raben, die zu ihm schreien", er wird auch die Seele, die sich Christus durch die Verpflichtung des Gelübdes und durch das Band der Profeß verlobt hat, in der Einsamkeit nicht einsam lassen.
(Peter von Blois, Predigt zum Advent)