Gesamtzahl der Seitenaufrufe

Samstag, 24. Februar 2024

Creative Minority Report Nr. 18

Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe des Creative Minority Report, Leser! Es gibt mal wieder eine Menge zu berichten – so viel, dass ich (wieder mal) die ganze Woche nicht dazu gekommen bin, neben dem Wochenbriefing noch etwas anderes zu bloggen. Dabei gäbe es auch dafür mehr als genug Stoff... Na ja, es kommen wohl auch mal wieder ruhigere Zeiten. Vielleicht. 

Aufgenommen während unserer Lobpreisandacht am Fest Kathedra Petri (s.u.). 


Was bisher geschah 

Die erste Woche der Fastenzeit liegt hinter uns; von der Papierform her eine "ganz normale" Schul- und Arbeitswoche, aber mir kam sie in vielfacher Hinsicht sehr intensiv und ereignisreich vor. Wir hatten Kinderwortgottesdienst, wir waren beim JAM, ich war viel mit dem Jüngsten unterwegs... Das waren so ungefähr die blogrelevanten Themen der Woche, also sag ich mal: Alles Weitere in den einzelnen Rubriken! 


Was ansteht 

Wie schon mehrfach angekündigt, möchte ich heute Abend ins Baumhaus zur Community Networking Night, und zwar diesmal nicht nur "einfach so", sondern mit einem Projekt im Gepäck, das ich im Zuge des Programmpunkts "News You Can Use" vorstellen möchte und dem ich den augenzwinkernden Titel "Seize the Means of Gardening" gegeben habe. Worum es dabei genau geht, verrate ich beim nächsten Mal. Morgen ist der zweite Fastensonntag, und ich gehe davon aus, dass wir da "ganz normal" in Siemensstadt zur Messe gehen werden. Der weitere Verlauf der Woche verheißt erst einmal keine besonderen Vorkommnisse; allerdings ist ab Donnerstag Erzbischof Koch auf Visitation in der Pfarrei Heilige Familie, und es wird sich noch zeigen, ob das irgendwelche Auswirkungen auf meinen Terminkalender haben wird. 


Schwarzer Gürtel in KiWoGo 

In der Nacht zum vorigen Samstag hatte ich eine Art Albtraum. Ich sage "eine Art" Albtraum, weil es darin nicht um Monster, Naturkatastrophen oder Stürze aus großer Höhe ging, sondern um den anstehenden Kinderwortgottesdienst. Im Traum war ich spät dran, schlecht vorbereitet und meine Gitarre war total verstimmt, außerdem war unklar, ob der Kindergottesdienst im Pfarrsaal oder in der Kirche stattfinden sollte, und überhaupt sah die Kirche, in der ich mich in diesem Traum befand, nicht so aus wie St. Joseph Siemensstadt, sondern eher wie eine Mischung aus St. Willehad in Nordenham und St. Rita in Berlin-Reinickendorf. Mittendrin in all dem Chaos fiel mir auf: Moment mal, es ist doch erst Samstag; sollte der KiWoGo nicht am Sonntag sein? 

Dass die Sorge um ein gutes Gelingen des Kinderwortgottesdienstes mich solcherart bis in den Schlaf verfolgte, erklärt sich vielleicht daraus, dass der vorige so chaotisch verlaufen war; andererseits lastete diesmal erheblich weniger Verantwortung auf meinen Schultern, da bei diesem KiWoGo der Gemeindereferent wieder mit von der Partie war und ich mich tendenziell auf eine Art Assistentenrolle zurückziehen konnte. (Womit nicht gesagt sein soll, dass das so sein müsste; in der Nachbesprechung dieses KiWoGo waren wir uns einig, dass wir die Aufgabenverteilung unter uns durchaus auch mal anders gewichten könnten. Aber ich will mir nicht vorgreifen.) 

Im Evangelium zum 1. Sonntag der Fastenzeit ging es um die Versuchung Jesu in der Wüste; die Leseordnung sah zwar die sehr knapp gehaltene Fassung aus Mk 1,12-15 vor, aber das musste uns ja nicht davon abhalten, uns bei der Gestaltung des Kinderwortgottesdienstes an der ausführlicheren, detailreicheren Matthäus-Version (Mt 4,1-11) zu orientieren. Theoretisch hätte man stattdessen vielleicht auch zur 1. Lesung – Gen 9,8-15, Gottes Bund mit Noah nach der Sintflut – eine Kinderkatechese gestalten können, aber das hatten wir von vornherein gar nicht in Erwägung gezogen, und ich war auch nicht gerade unglücklich darüber. 

Unsere Grundidee für die Gestaltung dieses KiWoGo bestand darin, den Dialog zwischen Jesus und dem Satan quasi szenisch aufzuführen, wobei mir die Rolle des Teufels zufiel. Da demnach der Gemeindereferent den Jesus-Part übernahm, lag es assoziativ irgendwie nahe, dass auch die katechetische Ausdeutung im Wesentlichen ihm überlassen blieb. Ich konnte beim Vorgespräch aber immerhin ein paar Gestaltungsideen einbringen, zu denen in erster Linie die Anregung gehörte, zur Visualisierung der dritten Versuchung – in der es um "alle Reiche der Welt" geht – ein RISIKO-Spielbrett zu verwenden. 

Im Übrigen fiel mir auch wieder die Aufgabe zu, ein Lied (mit Gitarrenbegleitung) zum KiWoGo beitzutragen; ich entschied mich für "Alles was ich hab". 

Tatsächlich erschienen zum KiWoGo, wie schon die letzten Male, mehr als zwanzig Kinder; ich finde, das ist eine durchaus beachtliche Zahl, auch wenn es sicherlich abzuwarten bleibt, wie viel davon übrig bleibt, wenn der Erstkommunionkurs vorbei ist. – Ich begann damit, dass ich meine Gitarre auspackte und den Kindern erklärte, ich wolle mit ihnen ein Lied üben: "Und wenn ich sage, ich will das Lied mit euch üben, dann heißt das, ich muss es selbst auch noch üben. Aber ihr könnt mir dabei helfen." Ich glaube sagen zu können, das klappte gut und machte Spaß; und Spaß hatte ich auch daran, in der folgenden szenischen Präsentation des Evangeliums den Teufel zu spielen. Alles in allem würde ich diesen KiWoGo als ziemlich gelungen bezeichnen, aber ein paar Kritikpunkte habe ich doch; und das muss ja auch so sein – denn wie sollte man sonst in Zukunft besser werden? 

Letzteres sieht der Gemeindereferent übrigens genauso. In der Nachbesprechung merkte er selbstkritisch an, er habe seine Katechese wohl für die Zielgruppe, von der schließlich ein signifikanter Teil noch nicht einmal im Erstkommunionalter ist, "zu intellektuell" angelegt; das ist nicht unbedingt die Bezeichnung, die ich verwendet hätte, aber ich denke, ich verstehe schon, was er meint. Schon während unserer Darstellung des Dialogs zwischen Jesus und dem Satan waren mir die Erläuterungen, die mein Kollege zwischen den einzelnen Stationen der Versuchungsgeschichte einflocht, allzu wortreich vorgekommen – ich hätte das spielerische Element lieber mehr für sich selbst sprechen lassen. Und die anschließende katechetische Ausdeutung fand ich zwar nicht zu intellektuell, aber zu moralisierend. Wobei ich einräumen muss, dass es gerade bei diesem Evangelium wohl nicht leicht ist, eine moralisierende Tendenz zu vermeiden: Wenn das Thema "Versuchung" lautet, kommt man schließlich nicht ganz darum herum, zu thematisieren, was an dem, wozu die Stimme des Versuchers den Menschen verlocken und verleiten will, eigentlich falsch und schlecht ist. Dennoch scheint mir, es gibt bei Kinderkatechesen generell eine gewisse Tendenz (oder sagen wir ruhig: Gefahr), angesichts der Frage, wie man die biblischen Texte für Kinder nicht nur verständlich, sondern auch nutz- und fruchtbringend auslegen kann, entweder bei anspruchslosen "Gott hat uns alle lieb"-Botschaften stehen zu bleiben oder eben ins Moralisieren zu geraten. Besonders, wenn man es selbst als Kind nicht anders kennengelernt hat. 

Wie also vermeidet man das? Auf diese Frage habe ich keine fertige Antwort parat, aber ich denke, die Frage zu stellen ist schon mal ein erster Schritt. Immerhin glaube ich behaupten zu dürfen, dass mein erster eigenständig konzipierter KiWoGo (zum Thema "Wo wohnst du?") nicht moralisierend war, und der Christkönig-KiWoGo, den eine junge Frau aus unserem Arbeitskreis zusammen mit ihrem Mann geleitet hat, auch nicht. 

Was nun konkret den KiWoGo zum Thema "Versuchung" angeht, glaube ich im Rückblick, es wäre methodisch besser gewesen, die Kinder stärker zu "aktivieren" und sie selbst Beispiele für Versuchung aus ihrem eigenen Erfahrungsbereich benennen zu lassen, statt sie ihnen vorzugeben. Natürlich besteht bei dieser Vorgehensweise immer das Risiko, dass den Kindern nicht viel Sinnvolles einfällt, aber Anregungen geben kann man dann immer noch. Genug Zeit hätten wir gehabt – tatsächlich war ich sogar überrascht, wie viel Zeit wir hatten: Obwohl mir die Ausführungen des Gemeindereferenten zum Teil etwas länglich vorkamen, waren wir schon vor dem Ende des (gesungenen) Credo zurück in der Kirche. Ob es daran lag, dass an diesem Sonntag anstelle einer Predigt der Fastenhirtenbrief des Erzbischofs verlesen wurde, oder vielleicht an der Mitwirkung eines Knabenchors, wüsste ich nicht zu sagen; in letzter Instanz lag es wohl schlicht daran, dass Zeit relativ ist

Immer wieder lehrreich und inspirierend ist ja auch die Kinderkatechese beim JAM, und da wurde diesen Mittwoch die Geschichte von Esra und Nehemia zum Abschluss gebracht – wobei Lego-Duplo-Figuren und Bauklötze zur Visualisierung eingesetzt wurden, und übrigens wurde auch hier das Lied "Alles was ich hab" gespielt. 

Esra verliest die Torarolle, Nehemia (links) inspiziert derweil die fertiggestellte Stadtmauer. 

Bemerkenswert fand ich, dass nicht der geringste Versuch unternommen wurde, der biblischen Erzählung eine Auslegung im Sinne von "Was sagt uns das heute bzw. für unser eigenes alltägliches Leben?" zu geben. Diese Methode, den biblischen Text lediglich in eine dem Auffassungsvermögen der Zielgruppe angepasste, anschauliche Gestalt zu "übersetzen" und ihn in dieser Form dann für sich selbst sprechen zu lassen, mag ein typisch evangelikaler Ansatz sein, und ich will auch nichr behaupten, dass das in jedem Fall besser ist als die "volkskirchliche" Art der Kinderkatechese; aber ich finde es allemal interessant und anregend, zu sehen, dass es auch so geht

Der nächste KiWoGo in St. Joseph Siemensstadt steht übrigens Mitte März an, am 5. Sonntag der Fastenzeit. Da hat dann wieder eine andere Frau aus dem Arbeitskreis – die auch bei der Wichtelgruppe mitarbeitet – die konzeptionelle Leitung. Ich bin gespannt und freu mich drauf. 


Wenn der Vater mit dem Sohne 

Am Montag fiel der Omatag aus, und gleichzeitig hatte meine Liebste nicht nur acht Stunden Unterricht, sondern anschließend auch noch Dienstberatung. Ich sagte mir also, ich müsse mir wohl etwas einfallen lassen, um den Jüngsten den ganzen Tag bei Laune zu halten. Tja, und was mag der Knabe? Er mag Züge. Isso. Also dachte ich mir: Fahren wir doch mal ein bisschen mit der Regionalbahn herum und erkunden das Berliner Umland – nach dem Prinzip: Wir steigen in die erstbeste Regionalbahn umd lassen uns überraschen, wo die hnfährt. Im Prinzip glaube ich nach wie vor, dass das eine gute Idee war; ärgerlich war nur der konstante Nieselregen an diesem Tag. Der störte zwar nicht beim Bahnfahren, ließ es aber nicht sonderlich attraktiv erscheinen, irgendwo auszusteigen. Was wir aber schließlich doch taten, nämlich in Dallgow-Döberitz im Havelland. Dort befindet sich das einzige Gotteshaus der Großpfarrei Heilige Familie, in dem ich bisher noch nie gewesen war – nämlich die Kapelle des Caritas-Seniorenzentrums St. Johannes der Täufer –, also beschloss ich, diese Lücke zu schließen. Zumal ich im Internet gelesen hatte, die Kapelle sei täglich von 8 bis 18 Uhr zum persönlichen Gebet geöffnet. 

Obwohl das Seniorenzentrum nur wenige Minuten Fußweg vom Bahnhof entfernt liegt, war es gar nicht so leicht zu finden, zumal wir erst einmal auf der falschen Seite der Bahngleise herauskamen. Schließlich war unsere Suche aber von Erfolg gekrönt. 







Ich fand die Kapelle übrigens wirklich schön, und auch dem Junior gefiel sie gut; war zündeten zwei Opferlichter an, aber der Wunsch nach "Beten mit Musik" kam seitens des Knaben nicht auf. Das war mir in diesem Fall auch ganz recht, denn in unmittelbarer Nähe des Gottesdienstraums befand sich ein Büro, in dem wir beim Betreten des Gebäudes jemanden hatten telefonieren hören. 

Am Dienstag schauten wir am späten Vormittag kurz in Herz Jesu Tegel vorbei, und als wir die Kirche wieder verließen, trafen wir auf dem Hof den Hausmeister – mit dem ich mich, wie schon gelegentlich erwähnt, in meiner aktiven Zeit in dieser Pfarrei stets sehr gut verstanden habe; wir nutzten diese Begegnung daher zu einem recht netten Gespräch, aber als dann der Pfarrer auftauchte, der offenbar auch etwas mit dem Hausmeister zu besprechen hatte, nahm ich das zum Anlass, mich zu verabschieden. Ich hatte zwar die vage Ahnung, ich würde den Pfarrer wiedersehen, wenn ich am Mittwoch mit dem Jüngsten in Heiligensee in die Werktagsmesse ging; aber diese Ahnung erwies sich als trügerisch: Tatsächlich war an diesem Mittwoch in der Kirche St. Marien Maternitas manches anders, als ich erwartet hatte. 

Wir waren so früh dran gewesen, dass ich extra einen Umweg genommen hatte, damit mein Herr Sohn nicht schon vor Beginn des Gottesdienstes ungeduldig wurde; als wir die Kirche betraten, bekamen wir gerade noch den Abschluss der Kreuzwegandacht mit, die in der Fastenzeit an die Stelle des Rosenkranzgebets tritt. Dazu folgt weiter unten noch eine Anmerkung; eine bedeutendere Abweichung vom gewohnten Ablauf stellte es aber auf jeden Fall dar, dass es keine Messe, sondern stattdessen eine Wortgottesfeier gab. Wir erinnern uns: Die "regelmäßige Implementierung von Wort-Gottes-Feiern mit Kommunionspendung" war vor einigen Monaten Thema im Pfarreirat. Bisher hatte ich gedacht, die Mittwochvormittags-Messe in St. Marien Maternitas, als einzige wöchentliche Werktagsmesse an diesem Standort, würde von dieser Neuerung verschont bleiben, aber anscheinend erwischt es jeden Gemeindeteil mal. Gespannt war ich, ob der Diakon die Wortgottesfeier halten würde oder ein Gottesdienstbeauftragter aus der Gemeinde, aber natürlich war es der Diakon. 

Von diesem Diakon habe ich seit dem von ihm geleiteten Pfarrbriefredaktions-Krisengespräch in Herz Jesu Tegel im vergangenen Herbst eine denkbar schlechte Meinung; und man kann sagen, er verlor keine Zeit, dieses Urteil zu festigen. Das fing damit an, dass in der Kyrie-Litanei der Satz fiel "Herr Jesus Christus, du hast die Menschen dazu gebracht, ihre Bilder von Gott zu hinterfragen". – Die 1. Lesung war Jona 3,1-10: Jonas Ankündigung des Strafgerichts über Ninive und die Umkehr der Niniviten, ein sehr passender Text für die Fastenzeit. Was aber machte der Diakon in seiner Predigt daraus? Man höre und staune: Er erklärte, diese Erzählung davon, wie sich die Einwohner Ninives auf die Predigt des Jona hin bekehrten, erinnere ihn daran, dass "mehr als 280 Nachkommen deutscher Widerstandskämpfer in der NS-Zeit" in der Berliner Morgenpost "einen dringenden Appell zum Schutz von Demokratie und Menschenrechten" veröffentlicht hätten. "Ebenso beeindruckt" habe ihn, "dass auch die ostdeutschen Bischöfe mit Blick auf die Wahlen in diesem Jahr klare Worte zum wachsenden Rechtsextremismus gefunden haben". 

Merke: Klimafasten war gestern, das nächste große Ding ist "Fasten gegen Rechts". Wobei man zugeben muss, dass vom Fasten in dieser Predigt gar nicht direkt die Rede war. Sofern man geneigt war zu glauben, der Diskon werde irgendwie die Kurve kriegen, auch noch über etwas anderes zu reden als über Warnungen vor dem Gespenst des Rechtsextremismus, sah man sich ge- bzw. enttäuscht: Ein Zusammenhang zwischen der Lesung und dem Thema der Predigt wurde lediglich durch den Satz "Auch hier ist ein Volk aufgestanden" konstruiert, und die religiöse Sinngebung beschränkte sich auf die Aussage "Gut, dass wir einen Gott haben, der uns in diesen Zeiten führt." Aha. 

In den Fürbitten wurde das Thema dieser Predigt nicht nochmals aufgegriffen, auch von Klimawandel, Ukraine-Krieg, der drohenden Wiederwahl Donald Trumps oder anderen "tagesschaurelevanten" Themen war keine Rede. Hingegen fiel es auf, dass Gott durchweg mit abstrakten Begriffen identifiziert wurde: "Gott, du Geheimnis unseres Lebens", "Gott, du Weg des Lebens", "Gott, du Kraft unseres Daseins", 'Gott, du Ziel unseres Handelns" – ein bisschen erinnerte mich das an eine Szene aus der altgriechischen Komödie "Die Frösche" von Aristophanes, in der der Dichter Euripides aufgefordert wird, den Göttern Weihrauch zu opfern, woraufhin er erklärt, er verehre "andre Götter" – die er sodann wie folgt anruft: 
"O Äther, meine Speise, Zungenspitze,
Und du, o Witz, du spürsam feine Nase..." 

Na, was soll man sagen: In gewissem Sinne ging's mir mit dieser Wortgottesfeier ähnlich wie mit dem Karnevalsgottesdienst neulich – wäre ich da nicht wider Willen hineingeraten, hätte ich auch nicht drüber schreiben können. Was der Diakon hier ablieferte, kann man wohl als einigermaßen exemplarisch dafür betrachten, wie die Synodalbewegten sich "ihre" zukünftige Kirche vorstellen und wünschen: als postchristlichen Spiritualitätsanbieter im Dienste des politischen und gesellschaftlichen Mainstreams. Man kann sogar sagen, dass es in dieser Hinsicht noch nicht mal besonders schlimm war. Wenn auch, für mein Empfinden, schlimm genug

Übrigens hatte ich noch eine Anmerkung zum Thema "Kreuzweg statt Rosenkranz" angekündigt: Kreuzwegandachten finden in der Fastenzeit in allen Kirchen der Pfarrei St. Klara Reinickendorf-Süd statt, unter Mitwirkung verschiedener Kreise und Gruppen der Gemeinden; an den meisten Standorten der Pfarrei werden diese Andachten jedoch auf einen Termin gelegt, an dem ansonsten nichts im Wochenplan steht. In St. Marien Maternitas hingegen fällt zugunsten des Kreuzwegs der Rosenkranz aus, und das möchte ich mal zum Anlass für ein bisschen allgemeines Heiligensee-Bashing nehmen. Heiligensee ist ein typischet Besserverdienenden-Stadtteil, geprägt von Einfamilienhäusern mit Vorgärten, "öffentlichen Raum" gibt es dort so gut wie gar nicht, und ich bilde mir ein, das sagt etwas über die Mentalität der Leute aus, die da wohnen. Die Gemeinde St. Marien Maternitas gehörte zur Pfarrei Herz Jesu Tegel, ehe diese in der Großpfarrei St. Klara aufging, und während meiner aktiven Zeit in dieser Pfarrei waren die Heiligenseer auffallend überrepräsentiert in den Gremien und saßen auf dem Geld; aber in geistlicher Hinsicht ist da der Hund begraben. Es gibt eine Sonntagsmesse und einmal in der Woche, nämlich eben mittwochs, eine Werktagsmesse, und ansonsten ist die Kirche die ganze Woche zugesperrt. Man sollte denken, der Wochenplan böte mehr als genug Raum für "engagierte Laien", eigene geistliche Angebote zu machen, aber nö: Das einzige, was es in dieser Hinsicht gibt, ist das Rosenkranzgebet, eine halbe Stunde vor der Werktagsmesse; und wenn in der Fastenzeit Kreuzwegandachten gehalten werden, dann nicht zusätzlich zum Rosenkranz, sondern stattdessen. Ich fühle mich geneigt zu sagen, Heiligensee ist gewissermaßen das Laodizea von Reinickendorf: "Du behauptest: Ich bin reich und wohlhabend und nichts fehlt mir. Du weißt aber nicht, dass gerade du elend und erbärmlich bist, arm, blind und nackt" (Offb 3,17). 

Am Donnerstag war das Fest Kathedra Petri, und da ging ich (endlich) mal wieder mit dem Jüngsten zum "Beten mit Musik" in St. Joseph Tegel – obwohl ich ein bisschen Sorge hatte, er könnte dafür in etwas allzu aufgekratzter Stimmung sein: Seit wir aus dem Urlaub zurück sind, ist er praktisch ständig überdreht und voller Schabernack, was noch dadurch verstärkt wird, dass er sich häufig weigert, Mittagsschlaf zu halten. Aber siehe da, unsere Lobpreisandacht hatte offenbar einen günstigen Einfluss auf sein Gemüt – und auf meins auch. Als Lied zur Eröffnung hatte ich "Mit jedem Atemzug" von Albert Frey und Christoph Zehender ausgewählt, und bei den Versen "Mein Leben soll so wie ein Loblied klingen / Ich habe allen Grund dazu" wurden mir tatsächlich all die Gründe bewusst, die ich habe, Gott zu loben; all die vielen Gründe zur Dankbarkeit, die man im Stress des Alltags so leicht aus den Augen verliert. Ich würde sagen, das ist ein gutes Beispiel dafür, dass und warum man nicht nur dann lobpreisen sollte, wenn man "in der Stimmung" dazu ist, sondern oft auch und gerade dann, wenn man nicht in der Stimmung dazu ist. Die Stimmung kommt dann schon noch

Mit diesem Gedanken schließe ich dieses Unterkapitel dann für diesmal ab; es gäbe zwar noch mehr zu berichten, aber das spare ich mir aus Zeit- und Platzgründen für nächste Woche auf. 


Währenddessen in St. Willehad 

Das Neueste aus meiner alten Heimatpfarrei in Nordenham und Butjadingen, soweit es mich persönlich betrifft, ist die Tatsache, dass die Facebook-Seite der Pfarrei mich geblockt hat. Also jedenfalls mein privates Profil. Der unmittelbare Anlass dafür scheint gewesen zu sein, dass ich einen Beitrag, in dem auf einen "Queer-Gottesdienst & Stammtisch" an der Katholischen Akademie Stapelfeld hingewiesen wurde, mit einem Wut-Smiley verziert habe. Das mag man als eine etwas überzogene Reaktion betrachten, aber andererseits kann man auch sagen, gemessen daran, wie manche anderen kirchlichen Social-Media-Redaktionen auf ihren Seiten Filterblasenpflege betreiben, war diese Sperre längst überfällig. Zielführend ist sie natürlich nicht: In meiner Eigenschaft als Administrator diverser Facebook-Seiten kann ich die Beiträge von St. Willehad immer noch sehen und, wenn auch nicht kommentieren, so doch immerhin im Namen meiner Seiten "liken" und auch teilen; und wenn ich sie teile, z.B. in der von mir verwalteten Gruppe "Freunde der Pfarrei St. Willehad Nordenham/Butjadingen/Stadland", dann kann ich sie dort auch kommentieren. Kurz und gut, ich bin weniger denn je geneigt, die Leute in Ruhe zu lassen, die die von meinen Vorfahren mit aufgebaute Kirchengemeinde gehen die Wand fahren. 

Derweil will ich nicht verschweigen, dass es auch gute Nachrichten aus St. Willehad gibt: Die Gottesdienstordnung ist geändert worden, es gibt jetzt wöchentlich zwei zusätzliche Werktagsmessen in der Nordenhamer Pfarrkirche, montags abends und mittwochs früh. Demnach hat die Pfarrei nun also offensichtlich doch eine sinnvolle Beschäftigung für ihren neuen Subsidiar gefunden, nachdem es auf einigen auf der Facebook-Seite veröffentlichten Fotos so aussah, als wüsste sie mit ihm nichts anderes anzufangen, als ihn bei öffentlichkeitswirksamen Anlässen konzelebrieren zu lassen. Keine zusätzlichen Messen gibt es bislang in Butjadingen, aber das wird sich vielleicht in der Sommerferiensaison ändern.  


Neues aus Synodalien: Wovon man keine Ahnung hat... 

...darüber kann man allemal nimmermüd dummdreist daherschwätzen, dachte sich offenbar die Redaktion der linksalternativen taz, als es galt, den jüngsten Einspruch des Vatikans gegen die Pläne der Deutschen Bischofskonferenz und des "ZdK" für einen "Synodalen Ausschuss" zu kommentieren. Nun, ehrlich gesagt scheint dieses Motto nicht erst in jüngster Zeit die Überzeugung zahlreicher Leute auszudrücken, die beruflich "was mit Medien" machen; und in besonderem Maße gilt das für Kirchenthemen, denn davon, so scheint es, verstehen so viele Menschen so wenig, dass es kaum jemandem auffällt, wenn man den hanebüchensten Unsinn darüber zusammenschreibt. 

Dennoch finde ich den taz-Artikel mit der Überschrift "Weg frei für den freien Fall" ausgesprochen illustrativ: Hier kann man beispielhaft studieren, wie die gegenwärtige kirchenpolitische Lage von Leuten beurteilt wird, die nicht im Ansatz begriffen haben, was die katholische Kirche ist und wozu es sie gibt. Das ist ein bisschen so, als wollte jemand die Handlung einer chinesischen Oper nacherzählen, obwohl er kein Wort Chinesisch versteht. 

Gemeinsam mit "Betroffenen, Frauen und Wis­sen­schaft­le­r:in­nen", heißt es in dem Artikel, habe die Deutsche Bischofskonferenz im Jahr 2018 begonnen, "im Synodalen Weg an menschenfreundlicheren Strukturen zu arbeiten"; aber: "Eine Handvoll deutscher Traditionalisten und ihre Verbündeten in Rom wollen das verhindern". Es fehlt auch nicht der Hinweis, "Rom" sei "eigentlich schon einmal auf einem guten Weg" gewesen – mit dem II. Vatikanischen Konzil natürlich: "Es akzeptierte endlich die Menschenrechte, beschrieb die Kirche recht demokratisch als 'wanderndes Volk Gottes' und betonte die Dienstfunktion des Klerus. Es teilte die Macht und stärkte die Ortsbischöfe." Aber dann kamen Johannes Paul II. und Benedikt XVI. und "versuchten die Una Sancta Catholica [...] wieder zu zentralisieren, verloren aber so viele Schäfchen wie nie zuvor". Herzlich willkommen bei "Kirchengeschichte für Doofe"

Bezeichnend für das Kirchen(un)verständnis, das in diesem taz-Artikel zum Ausdruck kommt, sind bereits die einleitenden Sätze: "Ewig und gottgegeben ist nichts in der Geschichte. Wenn Institutionen dennoch an solchen Kategorien festhalten, gefährden sie sich – in informierten Gesellschaften – selbst." Lassen wir den Quatsch mit der "informierten Gesellschaft" mal beiseite, aber davon abgesehen würde ich mal sagen: Wenn jemand meint, die Kirche könnte oder müsste den Anspruch aufgeben, gottgegeben zu sein – wenn auch nicht in allen Einzelheiten ihrer konkreten Sozialgestalt und Organisationsstruktur, an denen natürlich Vieles historisch gewachsen und somit auch historisch veränderbar ist –, hat sich eigentlich schon jede Diskussion erledigt. Wenn die katholische Kirche nicht von Jesus Christus persönlich eingesetzt wäre mit dem Auftrag, bis zu Seiner Wiederkunft auf Erden "die Stellung zu halten", und wenn sie nicht bis heute die Vollmachten besäße, die Christus Seinen Aposteln übertragen hat, dann könnte die Welt sehr gut auf sie verzichten; und deshalb verstehe ich immer nicht, was Leute, die ihr diesen Anspruch nicht glauben, eigentlich überhaupt von ihr wollen. – Okay, sicherlich gibt es Leute, die zwar nicht glauben, dass die Kirche eine göttliche Stiftung ist, aber finden, dass sie in der Gesellschaft und für die Gesellschaft wertvolle Arbeit leiste oder zumindest leisten könnte und dass sie es deshalb wert sei, sie als Institution zu erhalten. Aber die Leute, die das glauben, arbeiten bestimmt nicht für die taz. Was ich damit sagen will, ist: Wenn die taz den deutschen Bischöfen ins Gewissen redet, sie sollten "Rom zum Trotz den Synodalen Weg zu Ende gehen" – "Für viele Katho­li­k:in­nen war er die letzte Chance, die sie ihrer Kirche gegeben haben. Wird die vertan, droht der freie Fall" –, dann wirkt das schon deshalb unglaubwürdig, weil dieses Blatt überhaupt kein Interesse daran haben kann, die Kirche vor diesem "freie[n] Fall" zu bewahren. Im Gegenteil: Würde die Kirche tatsächlich auf ihren Untergang zusteuern, könnte es diesen Leuten nur recht sein. Womit sich eigentlich von selbst verstehen müsste, dass man sich hüten sollte, von ihnen Ratschläge anzunehmen. 


Geistlicher Impuls der Woche 
Die Feindesliebe ist der Höhepunkt aller Bruderliebe. Nichts spornt uns so sehr an, sie zu üben, wie das Beispiel Christi, wenn wir dankbar betrachten, mit welch wunderbarer Geduld er, "der Schönste von allen Menschen" (Ps 45,3), die Schönheit seines Angesichts von den Gottlosen bespeien ließ; wenn wir die Geduld betrachten, mit der er die Augen, welche die Welt mit ihrem Wink regieren, von den Bösen mit einem Schleier verbinden ließ; die Geduld, mit der er seine Seite den Geißeln darbot und das Haupt, das die Mächte und Gewalten (vgl. Kol 1,16) fürchten, mit den spitzen Dornen krönen ließ; die Geduld, mit der er Schmähungen und Beschimpfungen duldete und mit der er schließlich Kreuz, Nägel und Lanze, Galle und Essig ertrug - bei alldem beherrscht, milde und still. Schließlich "wurde er wie ein Lamm zur Schlachtbank geführt und tat seinen Mund nicht auf wie ein Schaf angesichts seiner Scherer" (vgl. Jes 53,7). "Vater, verzeih ihnen", sprach er, "denn sie wissen nicht, was sie tun." Sie sind zwar groß im Sündigen, aber ihre Urteilskraft ist schwach. Sie kreuzigen, aber sie wissen nicht, wen sie kreuzigen; denn "hätten sie die Weisheit Gottes erkannt, so hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt" (1 Kor 2,8). Sie meinen, es mit einem Übeltäter zu tun zu haben, mit einem, der sich die Gottheit nur anmaßt, mit einem Verführer. Ich habe ihnen mein Angesicht verborgen; darum erkannten sie meine Herrlichkeit nicht. 
Wenn der Mensch sich selbst in Wahrheit lieben will, darf er sich nicht durch irdische Begierden verderben lassen. Damit er aber der irdischen Begehrlichkeit nicht unterliegt, soll er sein ganzes Gemüt auf die liebenswerte Menschheit des Herrn richten. Um andererseits vollkommener und wärmer in froher brüderlicher Liebe zu ruhen, umarme er auch die Feinde mit wirklicher Liebe. Damit aber die Glut dieses Feuers in ihm nicht durch die ständige Betrachtung erlittenen Unrechts abgekühlt wird, schaue er allezeit mit den Augen des Herzens auf die stille Geduld seines geliebten Herrn und Erlösers. 
(Aelred von Rievaulx, Über die brüderliche Liebe) 

Ohrwurm der Woche 

Wir sind Helden: Nur ein Wort 


Neulich ging mir ganz unvermittelt durch den Kopf: Ach ja, Wir sind Helden. Auch so'ne Band. Kam irgendwie aus dem Nichts und verschwand auch wieder im Nichts, aber in der Zeit dazwischen hätte ich sie mir vielleicht öfter und intensiver angehört, wenn ich mich in dieser Zeit insgesamt mehr für aktuelle Popmusik interessiert hätte. – Von den Liedern der Band, die ich noch im Ohr habe, ist "Nur ein Wort" jedenfalls einer meiner Favoriten. Als ich es mir jüngst mal wieder anhörte, kam mir plötzlich in den Sinn, mich zu fragen, ob es vielleicht von den Humpe-Schwestern produziert wurde; die Antwort lautet Nein, aber ein bisschen klingt es so, finde ich. Das Video ist natürlich eine Hommage an Bob Dylans "Subterranean Homesick Blues". Noch schöner ist es, zu sehen, wie meine Kinder zu diesem Lied durch die Küche tanzen; aber das zeige ich hier nicht, so viel Privatsphäre muss sein. 


Samstag, 17. Februar 2024

Creative Minority Report Nr. 17

Na, Leser – seid ihr gut in die Fastenzeit gestartet? Ich kann nur sagen, hinter mir und meiner kleinen Familie liegt eine Woche, die man in mancherlei Hinsicht als anstrengend und chaotisch bezeichnen kann, auf alle Fälle aber als ereignisreich und reich an Eindrücken. An Stoff fürs Wochenbriefing fehlt es folglich ganz und gar nicht... 

Herz-Jesu-Donuts. Wenn der Valentinstag auf den Aschermittwoch fällt. 


Was bisher geschah 

Am Samstagabend gingen wir in St. Rita in Reinickendorf-West zur Vorabendmesse. Der Grund dafür war, dass meine Schwiegermütter am Sonntagvormittag mit den Kindern ins Puppentheater wollten, und zwar in Bernau. Leider bestätigte sich einmal mehr die Erfahrung: Wenn man meint, man könne aus praktischen Erwägungen ja ruhig auch mal woanders zur Kirche gehen als sonst, rächt sich das nicht selten fürchterlich. Aber ich will mir nicht vorgreifen, denn dieser Gottesdienstbesuch verdient definitiv ein eigenes Unterkapitel – und ich nenne es "Karneval in Synodalien". – Den Sonntag verbrachten wir größtenteils bei den Omas, und das war ziemlich entspannend, obwohl die Kinder nach dem Puppentheater arg aufgekratzt waren. Am Montag ging dann die Schul-und Arbeitswoche wieder los, und nach der Schule kam eine der Freundinnen unseres Tochterkindes spontan (aber mit Wissen und Einwilligung ihrer Eltern) mit zu uns, blieb allerdings nicht über Nacht. Am frühen Morgen des Aschermittwochs erlebte ich einen recht eindringlichen Einstieg in die vorösterliche Bußzeit, indem das Bettgestell unseres Familienbettes auf meiner Seite einbrach. Die nächsten Nächte schlief ich auf dem Sofa im Wohnzimmer... Aber keine Sorge, eine Lösung für das Bettproblem zeichnet sich bereits ab. Am Aschermittwoch jedenfalls hatten wir buchstäblich von morgens bis abends volles Programm, was wohl ebenfalls ein eigenes Unterkapitel rechtfertigt. Am Donnerstagabend hatte ich in St. Joseph Siemensstadt ein Treffen mit dem Gemeindereferenten, bei dem es hauptsächlich bzw. vorrangig um die Vorbereitung des nächsten Kinderwortgottesdienstes (am kommenden Sonntag, also morgen!) ging, aber daneben sprachen wir auch über den Kinderkreuzweg in der Karwoche, die Wichtelgruppe und die anstehende Visitation des Erzbischofs. Mehr gibt es erst mal nicht zu berichten... 


Was ansteht 

Am morgigen 1. Sonntag der Fastenzeit komme ich, wie erwähnt, in St. Joseph Siemensstadt zu meinem nächsten Einsatz als KiWoGo-Co-Leiter; darüber dürfte es im nächsten Wochenbriefing allerlei zu berichten geben. Ansonsten scheint alles auf eine "ganz normale" Schul- und Arbeitswoche hinzudeuten, wobei "normal" natürlich relativ ist. Nächsten Samstag soll vormittags endlich mal wieder Wichtelgruppe sein – und abends Community Networking Night im Baumhaus, aber das gehört eigentlich schon in den Berichtszeitraum des übernächsten Wochenbriefings... 


Karneval in Synodalien 

Also nochmal von vorne: Als meine Schwiegermütter anregten, am Sonntag mit den Kindern (und ohne uns) in Bernau ins Puppentheater zu gehen, erwogen meine Liebste und ich zunächst, in Herz Jesu Bernau in die Messe zu gehen; aber wie sich zeigte, harmonierten die dortigen Messzeiten nicht so recht mit der Anfangszeit des Puppentheaters, und so kamen wir überein, es sei wohl praktischer, am Samstag irgendwo in eine Vorabendmesse zu gehen. Aber nicht gerade zur Jugendmesse in St. Joseph Tegel, von der ich ja schon im vorigen Wochenbriefing angemerkt habe, dass ich sie mir eher "cringe" vorstellte. In unserer "Wahlgemeinde" in Siemensstadt gab es zwar auch eine Vorabendmesse, aber die war schon um 17 Uhr, und unter Berücksichtigung der Zeit, die wir für den Weg einplanen mussten, war uns das schlichtweg zu früh. Im St. Rita hingegen gab es um 18:30 Uhr eine Vorabendmesse, und dorthin brauchten wir mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nur halb so lange wie nach St. Joseph Siemensstadt. Gegen St. Rita sprach zwar, dass diese Kirche zur Pfarrei St. Klara Reinickendorf-Süd gehört, mit der meine Liebste und ich bekanntlich gründlich zerfallen sind; aber da wir früher so gut wie nie dort waren, mussten wir nicht unbedingt damit rechnen, dass man uns dort kennt, und zudem verriet der Online-Wochenplan, dass der "neue" Pfarrvikar diese Messe zelebrierte. Mit dem haben wir, eben weil er neu in der Pfarrei ist, keinen "Beef", und zudem hatte er sich ja erst unlängst bei einer Werktagsmesse in Heiligensee als ausgesprochen kinderfreundlich erwiesen – was ja schon viel wert ist. Zwar war dem besagten Wochenplan auch zu entnehmen, dass dieser Gottesdienst von der Gruppe Rita(r)dando mitgestaltet wurde, aber ich dachte mir: Wie schlimm kann das schon werden. 

Ich hatte ja keine Ahnung. 

Eigentlich hätte es mich misstrauisch stimmen sollen, dass die Frau, die unmittelbar vor uns die Kirche betrat – und die ich übrigens "von früher" aus der Pfarrbriefredaktion kannte – ihre silbergrauen Haare türkis gefärbt und sich ein großes Herz auf die Wange geschminkt hatte. Die Frau, die am Eingang Liederzettel verteilte, kannte ich übrigens ebenfalls aus der Pfarrbriefredaktion. Den Liederzettel sah ich mir zunächst gar nicht genauer an, aber als ich es doch tat, stellte ich fest, dass lauter Karnevalsschlager darauf standen; und nun registrierte ich, dass der Altar mit Luftschlangen geschmückt war (sofern man das als "Schmuck" bezeichnen will und kann). Die bittere Wahrheit: Wir waren in einen Karnevalsgottesdienst geraten! 

Die Band war auf der Orgelempore platziert, und da sie glücklicherweise nicht nur Karnevalsschlager spielte, fand ich sie zunächst gar nicht mal so schlecht – sehr viel besser jedenfalls als die Band Exodus, die vor ein paar Wochen einen  Gottesdienst in Siemensstadt musikalisch begleitet hatte. Zur Eröffnung gab's erst mal ein längeres Instrumentalstück und dann das Lied "Kommt herbei, singt dem Herrn" (GL 140; Text: Diethard Zils nach Psalm 95, Melodie: aus Israel); ein Lied, das ich eigentlich notorischerweise nicht leiden kann, aber in der Version von Rita(r)dando gefiel es mir doch überraschend gut: Die Band spielte es mit recht authentisch anmutendem 70er-Jahre-Sacropop-Flair, mit funkigem Bass und psychedelisch angehauchten Keyboard-Zwischenspielen. 

Weniger überzeugend fand ich sie bei den "flotteren" Nummern – die interpretierten sie für mein Empfinden allzu sehr im Pop-Schlager-Sound à la Flippers. Aber reden wir lieber mal über die Liedauswahl, und zwar konkret über die Verwendung von Karnevalsschlagern in der Liturgie. Ich sag mal so: Es gehört schon ein gehöriges Maß an Schmerzfreiheit dazu, zum Kyrie das Lied "Wir sind alle kleine Sünderlein" zu spielen; es wurde aber noch bizarrer: Zum Agnus Dei gab es "Wir kommen alle in den Himmel"! – Dass die Band während der Kommunion "Drink doch eine met" spielte, es aber trotzdem keine Kelchkommunion gab, fand ich demgegenüber schon fast subversiv. 

Auch sonst enthielt die Messe einige Elemente, die den "närrischen" Charakter der Veranstaltung unterliefen; dazu gehörten beispielsweise die biblischen Lesungen vom Sonntag, die bemerkenswerterweise nicht an den Anlass angepasst worden waren (wobei ich ehrlich gesagt auch nicht wüsste, was für Texte man da hätte nehmen sollen). So gab's als 1. Lesung die rituellen Vorschriften für die Absonderung von Aussätzigen aus Leviticus 13, und ich fragte mich, ob dieses Thema den versammelten Jecken nicht irgendwie die Luft rauslassen müsste. Aber natürlich kann es sein, dass sie einfach nicht so genau hinhörten. Was den Pfarrvikar betraf, gab er sich zwar redliche Mühe, dem karnevalistischen Charakter der Veranstaltung gerecht zu werden, aber schon seinen Begrüßungsworten war deutlich anzumerken, dass das eigentlich überhaupt nicht sein Ding war; und noch deutlicher wurde es in der Predigt. Dass er sich dazu ein lustiges Hütchen aufsetzte, konnte nicht davon ablenken, dass die Predigt inhaltlich bierernst und sogar ziemlich moralistisch war; dass die Sätze sich in unregelmäßigen Abständen reimten, fiel nur auf, wenn man ganz bewusst darauf achtete. Ein paar Kostproben gefällig? 

"Erinnern wir uns daran, dass Gott in jedem Moment bei uns ist – / 
auch während des Karnevals in Freude und Trubel – und nicht vergisst. / 
Lasst uns darum feiern, doch stets bedenken, / 
dass unser Handeln und Tun Gott soll lenken." 

Das Tagesgebet, das Eucharistische Hochgebet und das Schlussgebet wirkten arg selbstgestrickt, vielleicht stammten sie aber auch aus einer "inoffiziellen" Sammlung von Vorlagen für "Gottesdienste zu besonderen Anlässen". Immerhin blieben wenigstens die Einsetzungsworte bei der Wandlung von kreativen Innovationen verschont, insofern war die Messe gültig, basta. Dass beim Vaterunser wieder einmal ein Robbenbaby gemeuchelt wurde, passte natürlich ins Gesamtbild; wie schon neulich bei der Werktagsmesse in Heiligensee fiel mir allerdings auch diesmal wieder auf, dass der Pfarrvikar an der Stelle, wo eigentlich der Embolismus hingehört hätte, eine kurze Atempause machte, über die die Gemeinde aber ungerührt hinwegdeklamierte. – Ein Thema für sich war das Credo: Das auf dem Liederzettel abgedruckte Credo-Lied – mit dem etwas simplistischen, ansonsten aber untadeligen Text "Ich glaub an Gott, / den Vater, der uns liebt / Ich glaub an Gott, / den Sohn, der sein Leben gibt / Ich glaub an Gott, / den Geist, der bei uns ist / Ich glaub an Gott, der uns niemals vergisst" – wurde als eine Art Refrain verwendet, dazwischen gab es mit Instrumentalmusik unterlegte, von einzelnen Bandmitgliedern gesprochene Glaubenssätze, von denen ich wirklich bedaure, dass ich sie nicht mitgeschnitten habe; aus dem Gedächtnis kann ich nur noch die Formulierung "Gott, der uns Vater und Mutter zugleich ist" sowie den Gesamteindruck wiedergeben, dass dieses Glaubensbekenntnis von Formulierungen geprägt war, die theologisch noch einigermaßen zu rechtfertigen, also nicht geradewegs häretisch waren, den Fokus aber doch sehr auffällig weg von dogmatischen Aussagen und hin zu einer moralistischen und therapeutischen Glaubensauffassung verschoben. Ähnliche Tendenzen ließen sich auch in den oben angesprochenen selbstgestrickt wirkenden Gebeten beobachten, die an die Stelle der regulären liturgischen Texte gesetzt wurden; an einer Stelle wurde der Opfertod Jesu als "Beispiel der Solidarität" gerühmt. 

Betonen möchte ich übrigens, dass in den online veröffentlichten Vermeldungen der Pfarrei und im Wochenplan nicht darauf hingewiesen worden war, dass es sich bei dieser Vorabendmesse um einen Karnevalsgottesdienst handelte. Und das empfinde ich – was immer man grundsätzlich von Karnevalsgottesdiensten halten mag – als eine Unverschämtheit: dass man einer solchen Travestie einer Heiligen Messe ohne Vorwarnung ausgesetzt wird. Gerade wenn man Kinder hat, die man möglichst von klein auf an eine angemessen würdige Gottesdienst-Praxis gewöhnen möchte, ist das im Grunde katastrophal. Es zeigt aber auch, dass die in der Gemeinde tonangebenden Leute nur die Interessen ihres eigenen kleinen Kreises im Auge haben: Damit, dass sich ganz normale Katholiken mit der Erwartung, eine ganz normale katholische Messe mitfeiern zu können, in ihre Kirche verirren könnten, rechnen die überhaupt nicht. 

Derweil ist mir sehr bewusst, dass man sich mit jedweder Kritik an Karnevalsgottesdiensten der Gefahr aussetzt, einer geradezu unchristlichen Humorlosigkeit geziehen zu werden; über dieses Reaktionsschema habe ich mich vor Jahren bereits ausführlich geäußert. Im vorliegenden Fall möchte ich mich zum Thema "Wer ist hier humorlos?" darauf beschränken, eine Anmerkung meiner Liebsten wiederzugeben: Gerade die zwanghafte Fröhlichkeit eines solchen Karnevalsgottesdienstes, so meinte sie, mache es umso augenfälliger, dass man es in dieser Gemeinde mit Leuten zu tun habe, "die normalerweise nicht mal im Keller lachen". 

Nicht verschwiegen sei andererseits aber auch, dass der Pfarrvikar erneut seine ungekünstelte Kinderfreundlichkeit unter Beweis stellte. So fragte er meine Tochter, ob sie die Gaben zum Altar bringen möge; im ersten Moment verstand sie gar nicht, was er von ihr wollte, aber mit ein bisschen Hilfestellung von mir bekam sie es dann doch sehr gut hin. Und als sie bei der Kommunionspendung mit ihren Lieblingskuscheltieren im Arm an die Altarstufen trat, zeichnete der Pfarrvikar mit dem Gestus völliger Selbstverständlichkeit auch diesen ein Kreuzzeichen auf die Stirn. – Der Mann mag theologisch und liturgisch in dem einen oder anderen Punkt eine bedenkliche Schlagseite haben, aber einer gewissen Sympathie für ihn kann ich mich nicht erwehren. Und da ich ihn wohl kaum auf Dauer als den "neuen Pfarrvikar" werde betiteln können, wird's vielleicht mal Zeit, dass ich mir einen Spitznamen für ihn ausdenke... 


Wenn der Vater mit dem Sohne 

Gleich am ersten Schultag nach den Winterferien äußerte der Jüngste sehr klare Vorstellungen darüber, was er mit mir unternehmen wollte, nachdem wir seine große Schwester in die Schule gebracht hatten: "In eine Kirche und Halleluja!" Allerdings wollte er, wie er nachdrücklich betonte, diesmal nicht nach St. Joseph Tegel; nach Herz Jesu wollte ich nicht, weil es dort erfahrungsgemäß ziemlich viel "Publikumsverkehr" gibt und ich nicht riskieren wollte, von übelwollenden Gemeindemitgliedern bei unserer Lobpreisandacht "erwischt" zu werden – geschweige denn vom Pfarrer, der ja in Herz Jesu seinen Dienstsitz hat. Folglich landeten wir schon zum zweiten Mal innerhalb von drei Tagen in St. Rita – diesmal allerdings in der kleinen Kapelle, die, anders als der große Kirchenraum, tagsüber ständig geöffnet ist. Hier beteten wir, obwohl es schon deutlich auf Mittag zuging, die Terz, kombiniert mit den Bitten aus den Laudes, einem Vaterunser und drei Lobpreisliedern ("Herr der ganzen Schöpfung" anstelle des Hymnus, "Mein Retter" nach den Psalmen,  "Alles was atmet" zum Abschluss). – Wie schon öfter, hatte ich wieder einmal sehr stark das Gefühl, dass die Texte aus dem Stundenbuch "zu mir sprechen" bzw. Dinge ansprachen, die in meinem Hinterstübchen herumgeisterten. Besonders galt das für das Schlussgebet der Terz vom Tag: 

"Gütiger Gott und Vater, du hast die Menschen zu gemeinsamer Arbeit berufen, damit sie einander ergänzen und jeder die Fähigkeit entfaltet, die du ihm gegeben hast, zum Wohle aller. Gib, dass wir unser Werk als deine Kinder verrichten, beseelt von deinem Geist und von der Liebe zu allen Menschen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn." 

Auch den Antwortvers zu den Bitten aus den Laudes – "Bewahre uns in deinem Dienst" – fand ich sehr passend. 

Am Dienstag hatte mein lieber Herr Sohn vormittags ausdrücklich keine Lust zum "Beten mit Musik"; aber am frühen Nachmittag kehrte ich mit ihm, bevor wir meine Liebste von der S-Bahn abholten, kurz in Herz Jesu Tegel ein, um ein paar Kerzen anzuzünden. "Und singen!", meinte der Junior nun doch, aber dafür hatten wir jetzt eigentlich gar nicht so richtig Zeit, außerdem saßen in den Kirchenbänken ein paar ältere Leutchen, die ich nicht in ihrem stillen Gebet stören wollte. Dafür ging ich aber am Aschermittwoch mit dem Jüngsten in Heiligensee in die Messe, nachdem wir die Große zur Schule gebracht hatten; aber das ist, wie oben schon angedeutet, eigentlich ein Thema für sich. 

Am Donnerstag kamen der Jüngste und ich während eines längeren Spaziergangs überein, "beten gehen" zu wollen; die erste Kirche, an der wir vorbeikamen, nach dem wir diesen Entschluss gefasst hatten, war die Allerheiligenkirche in Borsigwalde; aber die war geschlossen. Damit hatte ich einerseits zwar gerechnet, aber andererseits finde ich es doch immer irgendwie traurig und frustrierend, wenn eine Kirche am helllichten Tag ihre Pforten nicht öffnet. 

Wir wandten uns also wieder einmal St. Joseph Tegel zu und kamen ein paar Minuten vor dem mittäglichen Angelusläuten dort an; vor dem Eingang stand jedoch ein offener Leichen-, pardon: Bestattungswagen und in dessen Nähe drei Mitarbeiter einer Bestattungsfirma. Ein Blick auf den Wochenplan belehrte mich, dass in der Kirche um 11 Uhr ein Requiem begonnen hatte, und das war noch nicht zu Ende. Wir blieben also erst einmal draußen und beteten beim Läuten der Glocken den Angelus; währenddessen kam dann auch die Trauergesellschaft aus der Kirche, und es zeigte sich, dass das Requiem vom ehemaligen Gefängnisseelsorger der JVA Tegel zelebriert worden war, der bis kurz vor seinem Ruhestand auch Pfarrvikar im damaligen Pastoralen Raum Reinickendorf-Süd gewesen war und sich dadurch ausgezeichnet hatte, dass ich ihn noch schlimmer fand als den Pfarrer. Derweil war er bei einigen (und wohl gar nicht so wenigen) Leuten ausgesprochen beliebt, aber ich kann mir beim besten Willen nicht erklären, warum. – Nachdem die Kirche sich geleert hatte, gingen wir hinein und sahen zu, wie ein Mitarbeiter der Bestattungsfirma die Deko abbaute; das dauerte nur wenige Minuten, aber eine Küsterin in Mantelalbe (äh...?) hatte noch erheblich länger damit zu tun, den Altarraum aufzuräumen ("Abküstern" nennt man das wohl). Sie wirkte eigentlich ganz sympathisch, aber ich scheute mich dennoch, in ihrer Gegenwart mit unserer Lobpreisandacht zu beginnen. Das Problem war, dass sie, nachdem sie mit dem Altarraum fertig war, offenbar noch allerlei in der Sakristei zu tun hatte und dabei die Tür zum Kirchenraum recht ostentativ einen Spalt offen ließ, als ahnte sie, dass wir etwas im Schilde führten. Um die Wartezeit nicht zu lang werden zu lassen, betete ich schon mal den ersten Psalmabschnitt aus der Sext vor, in der Annahme, daran werde ja wohl niemand Anstoß nehmen; nach einigem weiteren Abwarten dann den zweiten und schließlich auch den dritten, aber nach einer halben Stunde wurde mir dann doch die Zeit ziemlich lang und dem Junior natürlich erst recht. Zudem war deutlich zu riechen, dass er eine neue Windel brauchte. (Erst im Nachhinein fällt mir ein, dass es vielleicht gewitzt gewesen wäre, die Küsterin zu fragen, wo ich meinem Sohn die Windel wechseln könne. Mache ich beim nächsten Mal, wenn sich die Gelegenheit bietet.) Wir traten also unverrichteter Dinge den Rückzug an, aber zum Ausgleich gab's zu Hause nach dem Abendessen eine Familien-Gebetszeit, bei der der Jüngste anregte, wir sollten eine Kerze anzünden. Was wir auch taten. Eine Lobpreisandacht in St. Joseph hielten wir dann am Freitag zur Terz ab. Leider war der Junior da nicht in besonders andächtiger Stimmung, aber immerhin kriegte ich ihn etwas später dazu, zum ersten Mal in dieser Woche zu einer vernünftigen Zeit Mittagsschlaf zu machen. Kann also eigentlich nur besser werden mit seiner Laune... 

Segen bringt Regen(bogen) 

Nur ganz kurz möchte ich darauf eingehen, was die Pfarrei St. Klara Reinickendorf-Süd sich für den diesjährigen Valentinstag hat einfallen lassen. Über die Ironie des Umstandes, dass ein im Zuge der nachkonziliaren Reformen eigentlich aus dem liturgischen Kalender gestrichener Heiligengedenktag auf dem Umweg über seine Interpretation als säkular-kommerzieller "Festtag der Verliebten" doch wieder seinen Weg zurück in die kirchliche Praxis gefunden hat, habe ich mich in früheren Jahren ja schon verschiedentlich geäußert, ebenso über die nicht immer geschmackssicheren Ergebnisse der Bemühungen, den Valentinstag pastoraltheologisch einzubinden. Dieses Jahr kam noch erschwerend dazu, dass der Valentinstag ausgerechnet auf den Aschermittwoch fiel; da kann man der Reinickendorfer Pfarrei im Grunde nur dankbar sein, dass sie ihr diesjähriges Valentinstags-Programm auf den Vorabend, also auf den Abend des Faschingsdienstags, gelegt hat. 

‐- Nämlich was für ein Programm? Na, eine Segensfeier natürlich. Genauer gesagt handelt es sich, den Vermeldungen zufolge, um einen "Segnungs-Gottesdienst für Verliebte und Verheiratete" ("anschließend Einladung zur Begegnung im Pfarrsaal"), und zwar in der Kirche St. Joseph Tegel, die mir ja bekanntlich besonders am Herzen liegt. – Spätestens seit dem Beschluss des Schismatischen Weges über "Segensfeiern für Paare, die sich lieben" kann man wohl eine ziemlich klare Vorstellung davon haben, an was für Zielgruppen dabei vorrangig gedacht ist; der Text in den Vermeldungen macht diesbezüglich zwar keine näheren Angaben, aber es fällt auf, dass mit Pater Mephisto und dem Diakon genau diejenigen Geistlichen für diese Veranstaltung verantwortlich zeichnen, die innerhalb der Pfarrei als Ansprechpartner für queersensible Pastoral fungieren. Und die farbliche Gestaltung des Plakats tut ein Übriges. 


Nun wäre ich wohl nicht der Tobi, wenn ich nicht trotz der Ankündigung, mich diesem Thema "nur ganz kurz" widmen zu wollen, in diesem Zusammenhang ein paar Gedanken zum Schreiben "Fiducia supplicans" der Glaubenskongregation loswerden wollte; genauer: zur Rezeption dieses Schreibens. Zwar bin ich (u.a.) mit Dietrich von Hildebrand und Benedikt XVI. der Meinung, dass man sich hüten sollte, sich in Fragen, die Glaubenswahrheiten betreffen, allzu taktisch zu verhalten; gleichwohl habe ich mehr und mehr den Eindruck, das sogenannte "konservative Lager" innerhalb der katholischen Kirche habe einen Fehler gemacht, indem es sich (mit wenigen Ausnahmen; in Deutschland fällt mir da eigentlich nur die Initiative "Neuer Anfang" ein) allzu einseitig darauf eingeschossen hat, was es an "Fiducia supplicans" problematisch findet. Warum? Weil es damit die Deutungshoheit über das Schreiben praktisch kampflos aus der Hand gegeben hat. Wie anders sähe die öffentliche Wahrnehmung dieses Dokuments wohl aus, wenn man von Anfang an stärker darauf gesetzt hätte, es dafür zu loben, dass gottesdienstliche Segensfeiern für Paare in irregulären Situationen explizit verbietet! Jetzt werden landauf, landab solche Feiern veranstaltet und dabei so getan, als würde "Fiducia supplicans" das erlauben, dabei ist das Gegenteil der Fall. 

Volles Programm am Aschermittwoch 

Die Schule, die unser Tochterkind besucht, feierte am Mittwoch Fasching; der Grund für die Wahl dieses Termins war offenbar, dass der Valentinstag gleich mit abgefeiert werden sollte. Ich hätte ja gedacht, an einer so progressiven Schule würde der Valentinstag als viel zu kommerziell, reaktionär und patriarchalisch betrachtet werden, aber der Ausschuss "Feste und Feiern", dem auch Schüler angehören, war offenbar anderer Ansicht. Wie dem auch sei, unser Tochterkind verkleidete sich als Elsa aus dem Disney-Film "Die Eiskönigin" und freute sich noch mehr auf die Schule als sonst, was den angenehmen Nebeneffekt hatte, dass wir ohne größere Schwierigkeiten zeitig zu Hause los kamen. Somit blieb dem Jüngsten und mir, nachdem wir die Große in der Schule abgeliefert hatten, locker genügend Zeit, um in der Kirche St. Marien Maternitas in Heiligensee in die Aschermittwochsmesse zu gehen. 

Die kleine Kirche war erheblich besser besucht als an einem normalen Werktag, und dadurch war auch der Altersdurchschnitt der Anwesenden etwas niedriger. Ich war gespannt, wer zelebrieren würde, aber es dauerte recht lange, bis es auf diese Frage eine Antwort gab: Uncharakteristisch knapp vor der regulären Anfangszeit der Messe kam Pater Mephisto in seiner schwarzen Ordenstracht durch den Mittelgang, und bevor er in die Sakristei abbog, kam er an unserer Bank vorbei und begrüßte erst meinen Jüngsten (mit den Worten "Schön, dass du da bist") und dann auch mich per Handschlag. Ich bin ja nun wirklich mit einigen seiner Anschauungen ganz und gar nicht einverstanden, und das weiß er; aber auf einer anderen Ebene haben wir anscheinend irgendwie einfach einen Draht zueinander. 

Pater Mephistos Predigt zum Aschermittwoch war kurz – kaum mehr als drei Minuten –, aber durchaus interessant. So merkte er an, heutzutage werde den Menschen "das ganze Jahr über" Buße und Verzicht gepredigt, aber nicht mehr so sehr von der Kirche und mit religiöser Sinngebung, sondern eher in ganz diesseitigen Zusammenhängen, wie etwa beim Thema Klimaschutz. Zwar, meinte Pater Mephisto, sei es durchaus sinnvoll und begrüßenswert, "dass wir uns immer wieder und mehr bewusst machen, dass es nötig ist, dass wir Verzicht üben"; "problematisch" sei daran jedoch, "dass die Motivation oft Angst ist" – "Angst vor der Zukunft, Angst vor dem Verlust der Gesundheit", "Angst vor Verlust des Wohlstandes und gesellschaftlichen Ansehens". Dagegen sollte die Motivation für die Fastenzeit eine andere sein – "eine positive Motivation", nämlich "sich hinwenden in die größere Freiheit zu Gott, sich bewusst machen, dass wir Geschöpfe sind, dass wir uns nicht selbst erlösen können". Soweit d'accord; etwas ärgerlich und unnötig fand ich es, dass er partout ein paar kleine Seitenhiebe auf die Kirche, genauer gesagt auf "Die Kirche früher™️", einbauen musste, die ja "über Jahrhunderte" so viel mit dem erhobenen Zeigefinger und "mit Angst gearbeitet" habe. Aber das ist bei ihm halt ein Dauerthema: Er macht insgesamt den Eindruck, er habe seine geistliche Laufbahn dereinst mit dem Vorsatz begonnen, die Kirche von innen heraus zu verändern, und finde, dass sie sich bis heute nicht genug verändert habe. 

Zur Kommunion ging ich übrigens nicht, da ich ja vorhatte, am Abend noch mit der ganzen Familie in Haselhorst in die Messe zu gehen. – Am Nachmittag wollten wir aber ja erst mal zum JAM, und ich hatte mit unserer Großen lang und breit durchgesprochen, wann wir sie zu diesem Zweck von der Schule abholen würden, auch wenn die Faschingsfeier dann noch nicht zu Ende war. Trotz dieser gründlichen Vorbereitung war ich ehrlich gesagt überrascht, dass das Abholen absolut reibungslos klappte. – Beim JAM spielte die Tatsache, dass Aschermittwoch war, überhaupt keine Rolle; die Freikirchler kennen nun mal kein Kirchenjahr. Sie feiern zwar Weihnachten und Ostern und vielleicht (?) auch Pfingsten, aber ansonsten ist ihnen das Konzept geprägter Zeiten im Jahresverlauf vollkommen fremd. Für mein Empfinden gehört das zu den gravierenden Defiziten evangelikaler Frömmigkeit, aber lassen wir das. Wie sehr der Aschermittwoch bei den Freikirchlern keine Rolle spielt, merkte man übrigens auch daran, dass es zum Abendessen ausgerechnet Nudeln mit Würstchen in der Sauce gab. Aber ich durfte feststellen, dass die Nudeln auch ohne Sauce ganz gut schmeckten. – Bei der Kinderkatechese ging es weiter um das Buch Nehemia, und zwar um die Passage, in der Nehemias Gegner mit allen Mitteln versuchen, ihn von dem Projekt, die Stadtmauer wiederaufzubauen, abzubringen. Just dazu habe ich vor Jahren mal einen sehr guten Vortrag von Johannes Hartl gehört (Stichwort "Komm, wir treffen uns in der Ebene von Oh No!"). 

Nach dem JAM war noch etwas Zeit, ehe schräg gegenüber in St. Stephanus die Aschermittwochsmesse begann. Die Kirche war übrigens rappelvoll, und es waren viele Familien unter den Teilnehmern. Der leitende Pfarrer der Großpfarrei Heilige Familie hielt die Messe – und hielt eine sehr schöne, ermutigende Predigt zum Beginn der Fastenzeit: Diese Zeit sei nicht dazu da, sich zu quälen, sondern es sei eine Zeit der Vorfreude "auf das wunderbarste, das schönste aller Feste, auf das Zentrum unserer ganzen Hoffnung, unseres ganzen Glaubens: Ostern. Und wir spüren mit der ganzen Kirche: Das kannst du nicht 'einfach so' machen, da muss etwas in dir passieren, mit dir, mit uns allen." In diesem Sinne könne die Fastenzeit "ein entscheidender Schritt nach vorne im Glauben" sein, wenn man sie dazu nutze, sich zu fragen: "Ist mein Verhältnis, meine Beziehung zu Christus wirklich lebendig und schön? Oder ist da vielleicht irgend etwas verrutscht? Ist es irgendwie für mich langsam langweilig, weil es ja Gewohnheit ist? Fasziniert mich überhaupt dieser Glaube noch, berührt er mich? Oder aber ist es irgendwie eingeschlafen, müde, lahm geworden?" Diese Beziehung zu Christus zu vertiefen und damit zugleich auch das Verhältnis zum Nächsten und zu sich selbst auszurichten, sei der eigentliche Sinn der Fastenzeit, und darum appellierte der Pfarrer: "Es ist keine traurige Zeit. Machen Sie sie nicht zu einer traurigen Zeit, sondern zu einer Zeit, wo in Ihnen die Freude, die Begeisterung immer mehr, immer größer wird." 

Ein Detail dieser Predigt muss ich aber aus persönlichen Gründen noch gesondert hervorheben: Der Pfarrer erwähnte eine Radio-Umfrage zur Fastenzeit, in der gefragt wurde "Worauf könnten Sie gar nicht verzichten?", und gleich die erste dort gegebene Antwort, die der Pfarrer zitierte, lautete: "Das Bett." 

Hmpf. 


Geistlicher Impuls der Woche 

Du allein, o mein Herr und Gott, bist stark, du allein bist heilig. Du bist die Heiligkeit und die Kraft aller Dinge. Nichts Geschaffenes hat Dasein und Bestand aus sich selbst, sondern verfällt und vergeht, wenn du es nicht durch deinen Beistand erhältst. Du allein bist vor allem auch meine Kraft! Nichts ist wahrer als dies, dass ich ohne dich ohnmächtig bin. Ich fühle es tief, o mein Gott, dass ich, mir selber überlassen, in die Irre gehe. So gut ein Stein, den man fallen lässt, zur Erde niederfällt, so sicher gehen mein Herz und meine Seele hoffnungslos zugrunde, wenn du deine Hand zurückziehst. Du musst mich stützen mit deiner Rechten, sonst halte ich nicht stand. Wie befremdlich ist es, und doch wie wahr, dass alle meine natürlichen Neigungen auf Trägheit, auf Ausschweifung, auf Vernachlässigung der religiösen Pflichten und des Gebetes, auf die Liebe zur Welt abzielen, statt auf die Liebe zu dir, auf Heiligkeit und Selbstbeherrschung! Ich billige und rühme, was ich selbst nicht tue. Mein Herz jagt Eitelkeiten nach, und mein Trachten geht nach dem Tod, nach Verderben und Auflösung, getrennt von dir, du unsterblicher Gott. Mein Gott, meine Erfahrung lehrt mich deutlich genug, welch schreckliche Knechtschaft die Sünde ist. Ich beklage mich bitter über meine Knechtschaft und vermag sie doch nicht abzuwerfen. O mein Herr und Heiland, gib mir Leben und Heiligkeit und Stärke! 

(John Henry Kardinal Newman, Betrachtungen und Gebete) 


Ohrwurm der Woche 

Wonderland: Moscow 

Wieder einmal eine Entdeckung im Zusammenhang mit Recherchen für mein hochgeheimes Buchprojekt. Gehört habe ich das Stück bestimmt früher schon mal, wäre aber wohl nicht darauf gekommen, dass es sich um das Werk einer deutschen Band handelt. Tatsächlich war Wonderland die wohl erste kommerziell erfolgreiche Psychedelic-Rock-Band Deutschlands, gegründet von ehemaligen Mitgliedern der erfolgreichsten deutschen Beat-Band The Rattles, darunter Achim Reichel, mit Les Humphries an den Keyboards und produziert von James Last. Eine irre Mischung! 


Samstag, 10. Februar 2024

Creative Minority Report Nr. 16

Saludos! Frisch zurück aus dem Urlaub, hatte ich etwas Mühe, dieses Wochenbriefing termingerecht fertigzustellen; trotzdem ist es nicht viel kürzer geraten als "sonst meist", woraus man schließen kann, dass es wieder allerlei zu bieten hat. Und zwar, wie ich hoffe, auch für solche Leser, die es an und für sich nicht so brennend interessiert, was meine Familie und ich in den Winterferien gemacht haben... 

Herzlichst, Ihr Fachmarkt für Tinnef und Gedöns.


Was bisher geschah 

Der vergangene Samstag wurde größtenteils von Reisevorbereitungen eingenommen, wozu es auch gehörte, dem Tochterkind eine neue Jacke und dem Jüngsten eine neue Hose zu kaufen. Die Kinder waren den ganzen Tag sehr aufgekratzt, und am Abend waren wir alle ganz schön geschafft, nahmen uns aber trotzdem Zeit für eine Familien-Gebetszeit zum zweiten Tag der Lourdes-Novene; mehr dazu unter der Überschrift "Betet mehr Novenen!". Am Sonntag war in St. Joseph Siemensstadt Messe mit Spendung des Blasiussegens; am Montag brachen wir in aller Frühe in den Urlaub auf und kamen am gestrigen Freitagabend erst spät wieder zurück; was es über diesen Urlaub zu berichten gibt, findet ihr unter der Überschrift "Ein unbekannter Ort außerhalb der Zivilisation"


Was ansteht 

Nachdem wir gerade erst aus dem Urlaub zurückgekommen sind, fällt es ein bisschen schwer, sich wieder auf den Alltag einzustellen; aber auf dem Programm steht für die kommende Woche so einiges. Manches davon ist allerdings – glücklicherweise,  möchte man sagen – kein Muss. So habe ich mich zum Beispiel gefragt, was eigentlich aus der neuen Jugendgottesdienst-Reihe in der Pfarrei St. Klara Reinickendorf-Süd geworden ist, auf die ich erstmals im Creative Minority Report Nr. 5 hingewiesen habe. Gibt's die noch? Die Antwort lautet: Ja, allerdings; und der nächste (insgesamt dritte) Termin dieser Veranstaltungsreihe ist... heute, und zwar in St. Joseph Tegel. Also, wenn ich mich dafür entscheide, da hinzugehen, dann bin ich gerade da, wenn dieser Artikel online geht. Was allerdings dagegen spricht, ist der Umstand, dass der leitende Pfarrer von St. Klara diesem Gottesdienst vorsteht, und das stelle ich mir dann doch eher cringe vor, wie die jungen Leute heutzutage (angeblich) sagen. – Am Mittwoch ist Aschermittwoch, da haben wir vor, in St. Stephanus Haselhorst zur Abendmesse zu gehen; ob wir davor zum JAM gehen, ist noch nicht sicher, vom zeitlichen Ablauf her würde es aber eigentlich ganz gut passen. Am Donnerstag steht dann ein Vorbereitungstreffen für den nächsten KiWoGo in St. Joseph Siemensstadt an, der am darauffolgenden Sonntag (dem 1. Sonntag der Fastenzeit) ansteht und den ich zusammen mit dem Gemeindereferenten gestalten und leiten soll/darf/will. Ob am kommenden Samstag Wichtelgruppentreffen ist, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. 


Predigtnotizen 

Die Messe in Siemensstadt am 4. Sonntag im Jahreskreis zelebrierte der leitende Pfarrer der Großpfarrei Heilige Familie, und bevor die Messe begann, warf unser Jüngster – zur Erinnerung sei noch einmal erwähnt: Er ist noch nicht ganz drei Jahre alt – eine interessante Frage auf: Wenn Jesus auf allen Bildern lange Haare hat, warum hat dann der Pfarrer keine langen Haare? 

In der Predigt schlug der Pfarrer einen Bogen vom Evangelium dieses Sonntags – Mk 1,29-39, Jesus heilt die Schwiegermutter des Petrus, heilt weitere Kranke und treibt Dämonen aus – zum Blasiussegen, der am Ende der Messe gespendet wurde. Das lag schließlich nicht nur kalendarisch, sondern auch thematisch nahe; das zentrale Thema hieß also Heilung. Der Pfarrer legte großen Wert auf die Einordnung der Perikope in den zeitgeschichtlichen Kontext, betonte also z.B. eindrücklich, was die Vollmacht Jesu, Kranke zu heilen, in einer Gesellschaft bedeutete, die kein dem unseren vergleichbares öffentliches Gesundheitswesen kannte, schon gar nicht für die Armen; darüber, welchen Mehrwert diese Ausführungen für den heutigen Hörer des Evangeliums haben, mögen die Meinungen auseinandergehen, aber okay. Im Ganzen würde ich die Predigt als solide bezeichnen, aber in einem Punkt kann ich dem Pfarrer, den ich im Allgemeinen durchaus schätze, eine gewisse Kritik nicht ersparen. Diese Kritik ist indes umso weniger persönlich gemeint, als ich geneigt bin zu vermuten, acht von zehn Priestern, deren Art zu predigen mir geläufig ist, würden sich in diesem Punkt sinngemäß ähnlich äußern. Dieser Punkt betrifft die Unterscheidung zwischen Krankheit und Besessenheit, oder präziser gesagt: zwischen der Heilung von Kranken und der Austreibung von Dämonen. "Das ist für uns moderne Menschen ehrlich gesagt etwas befremdlich", merkte der Pfarrer zur Aussage des Evangeliums an, Jesus habe Dämonen ausgetrieben; er fügte hinzu, er halte es "nicht für unmöglich, dass es auch dunkle Kräfte gibt; daran wollen wir auch festhalten, wie es hier steht. Aber wir können auch der festen Überzeugung sein, dass viele Menschen, die da kamen, auch krank waren, aber an ihrer Seele, an ihrem Herzen. Das, was wir heute Depressionen und all die anderen psychischen Krankheiten nennen." – Was sagen wir dazu, Leser? Fakt ist, dass die Evangelien sehr klar zwischen Krankenheilungen und Dämonenaustreibungen unterscheiden, und ich würde sagen, das ist ein klassischer Fall, wo man nicht der Versuchung erliegen sollte, sich einzubilden, man sei klüger als die Evangelisten, weil man ein naturwissenschaftlich geprägtes Weltbild hat. Ich muss in diesem Zusammenhang immer an einen früheren Kommilitonen denken, der mit mir zusammen an der Humboldt-Uni Theaterwissenschaft, parallel dazu aber an der FU Religionswissenschaft studierte und einmal in einem Seminar Aufsehen mit der Äußerung erregte: Wenn man das, was in früheren Zeiten Besessenheit genannt worden sei, heute als Paranoide Schizophrenie deute, dann müsse man sich auch die Frage gefallen lassen, warum es in unserer fortschrittlichen, naturwissenschaftlich geprägten Kultur drei Jahre stationärer Behandlung brauche, um Paranoide Schizophrenie zu heilen, wohingegen bei den sogenannten Naturvölkern jeder Schamane in der Lage sei, Besessenheit sehr viel schneller und nachhaltiger zu heilen. Was ist das für 1 Fortschritt? – Natürlich verstehe ich, warum Prediger heutzutage die Neigung verspüren, sich um das Thema "dämonische Besessenheit" irgendwie herumzumogeln. Der Glaube an Dämonen wird als "unzeitgemäß" und darum, wie man in der Pastoraltheologie so gern sagt, "schwer vermittelbar" betrachtet, und deswegen scheut man sich, den Leuten dieses Thema zuzumuten. Allerdings genügt ein kurzer Blick ins Stichwortverzeichnis des Katechismus der Katholischen Kirche, um sich davon zu überzeugen, dass es laut kirchlicher Lehre Dämonen tatsächlich gibt, dass sie von Gott abgefallene Engel sind (Nr. 391ff.), dass sie Macht über Menschen gewinnen können (Nr. 550) und dass dämonische Einflüsse nicht mit psychischen Erkrankungen verwechselt werden dürfen (Nr. 1673). Wenn man der Lehre der Kirche in diesem Punkt nun nicht geradewegs widersprechen will – und das hat unser Pfarrer wohlgemerkt nicht getan –, müsste man sich dann nicht auch der seelsorgerlichen Verantwortung bewusst sein, die Gläubigen darüber nicht im Unklaren zu lassen? Ist es da nicht gerade kontraproduktiv, um nicht zu sagen gefährlich, den Unterschied zwischen psychischer Krankheit und dämonischer Besessenheit zu verwischen und wegzuerklären? (Nicht umsonst gibt es in der katholischen Kirche Exorzisten, die zugleich Psychiater oder Psychotherapeuten sind: weil diese doppelte Qualifikation sie dazu befähigt, zu unterscheiden, ob sie es mit natürlichen oder übernatürlichen Phänomenen zu tun haben.) Um es mal ganz zugespitzt zu sagen: Wenn selbst die Kirche aus lauter Angst, "unzeitgemäß" zu wirken, nicht mehr bereit ist, die Leute vor Dämonen zu warnen und zu beschützen, wer soll es denn dann tun? 


Ein unbekannter Ort außerhalb der Zivilisation 

Unseren Urlaub in den diesjährigen Winterferien hatte meine Liebste bereits vor rund einem Jahr gebucht – nämlich gegen Ende der vorigen Winterferien, die wir am selben Ort verbracht hatten. Genauer gesagt sogar in derselben Ferienanlage, und meine in solchen Dingen stets sehr gewitzte Liebste hatte herausgefunden, dass man, wenn man seinen nächsten Urlaub gleich direkt live an der Rezeption bucht, einen Rabatt bekommt. Auf den Punkt gebracht, ermöglichte uns dieser Rabatt, zum selben Preis wie im Vorjahr ein erheblich luxuriöseres Gesamtpaket zu buchen, mit Frühstücksbüffet, Aktivitätengutscheinen für die Kinder und und und. Aber eigentlich muss ich noch ein Stück weiter zurückgreifen, denn wir waren auch vor vier Jahren schon mal in dieser Ferienanlage – das war unser letzter Urlaub "vor Corona". Seinerseits habe ich auf meinem Blog wie auch auf meinen Social-Media-Kanälen behauptet, ich würde mit meiner Familie "Urlaub an einem unbekannten Ort außerhalb der Zivilisation" machen; und tatsächlich fällt es nicht allzu schwer, mittels einiger sorgfältig ausgewählter Fotos diesen Eindruck zu untermauern. 




Dennoch handelte es sich um ein Täuschungsmanöver, und dieses hatte wohl mindestens zwei Gründe: Einerseits machte ich mir einfach einen Spaß daraus, so zu tun, als wäre ich inkognito unterwegs und hätte Grund, meinen Aufenthaltsort und den meiner Familie geheim zu halten; andererseits war es mir aber wohl irgendwie auch peinlich, zuzugeben, dass ich in so einem "Holiday-Resort" Urlaub machte: Ist das nicht arg kommerziell und un-punkig für den "Bonifatius der Benedikt-Option"? Umso mehr, als es sich um eine Ferienanlage handelt, der, als sie gebaut wurde, so ziemlich meine ganze Familie und mein ganzer Bekanntenkreis skeptisch bis ablehnend gegenüberstand. Tja, damit isses wohl raus: Die besagte Ferienanlage liegt in meiner alten Heimat, in Butjadingen – nicht direkt in dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, aber im Nachbardorf, in dem ich zwei Jahre lang, in der 5. und 6. Klasse, zur Schule gegangen bin. Das Gute an dieser Lage ist, dass ein Urlaub dort sich unschwer mit einem Besuch bei meiner Mutter verbinden lässt. 

Das Kernstück dieser Ferienanlage ist ein Schwimmbad, daran angrenzend gibt es einen sogenannten "Market Dome" mit zwei Restaurants, einer Showbühne, einem Indoor-Kinderspielplatz und weiteren Attraktionen, und zur Übernachtung gibt es einerseits ein Hotel, andererseits aber auch Ferienhäuser. Vor vier Jahren, mit nur einem damals zweijährigen Kind, hatten wir eine Ferienhaushälfte, letztes Jahr dann schon ein ganzes Ferienhaus; dieses Jahr waren wir im Hotel. Was im Wesentlichen zwei Vorteile hatte: Zum einen war das Frühstücksbüffet inklusive, zum anderen konnte man vom Hotelzimmer aus trockenen Fußes zum Schwimmbad und zum Market Dome gelangen, was nicht zuletzt angesichts des unbeständigen Wetters Gold wert war. Tatsächlich hielten wir uns von Montagnachmittag bis Mittwochvormittag ununterbrochen innerhalb des Gebäudes auf; aber mal der Reihe nach: 

Am Montag brachen wir schon gegen 6 Uhr  früh zum Bahnhof auf, die Bahnfahrt verlief außergewöhnlich reibungslos, und mittags waren wir dann bei meiner Mutter zum Grünkohlessen eingeladen. Am späten Nachmittag kamen wir in unserer Urlaubs-Unterkunft an und hatten dort noch einen ereignisreichen Abend mit Kinderdisco und mediterranem Büffet

Dabei bediente ich mich so reichlich, dass ich am nächsten Morgen immer noch satt war und das ebenfalls sehr reichhaltige Frühstücksbüffet gar nicht so ausgiebig nutzen konnte, wie ich es gern getan hätte; aber dafür blieben ja noch ein paar weitere Urlaubstage. Am Dienstag jedenfalls nahmen die Kinder einmal vormittags und einmal nachmittags an je einem Kreativ-Workshop teil, dazwischen gingen wir ins Schwimmbad, und am frühen Abend gab es dann noch eine Spielshow für Kinder, an der das Tochterkind teilnahm, wohingegen der Jüngste sie verschlief. 

Am Mittwoch nach dem Frühstück verließen wir die Ferienanlage dann doch mal, denn für die Kinder stand Ponyreiten auf dem Programm. Merke: Wenn die Kinder nicht wenigstens einmal reiten gehen, ist es dann überhaupt Urlaub? Bei der Location, die wir zu diesem Zweck ansteuerten, handelte es sich übrigens nicht um einen regulären Reiterhof, sondern um einen Bio-Bauernhof, der mehr oder weniger "nebenbei" auch Reitstunden für Kinder anbietet. Das hatte seinen ganz eigenen Reiz: Ich hatte am Vortag telefonisch einen individuellen Termin für die Reitstunde vereinbart, der dann aber kurzfristig um zwei Stunden verschoben werden musste, da die Mitarbeiterin, die den Reitunterricht erteilen sollte, am Vormittag noch mit Mistfahren beschäftigt war. So ist das auf einem Bauernhof, es gibt immer etwas zu tun, und die Arbeit, die jeweils gerade "dran" ist, wartet nicht – da müssen dann im Zweifel andere Dinge warten. Daran könnte man nun allerlei Meditationen zum Thema Zeit anknüpfen – mir fällt dazu z.B. eine Passage aus Henri Nouwens "Ich hörte auf die Stille" ein, wo in der Klosterbäckerei der Brotteig versehentlich eine Stunde zu früh angesetzt wird und folglich alle weiteren Arbeitsschritte ebenfalls eine Stunde früher erfolgen müssen. Für uns bedeutete die Verschiebung der Reitstunde aber im Grunde nur, dass wir mehr Zeit fürs Frühstücksbüffet hatten. 

Wie dem auch sei: Als wir auf dem Hof ankamen, hatte die zuständige Mitarbeiterin Zeit für uns. Zuerst gab es einen kleinen geführten Ausritt mit beiden Kindern auf einem Pferd, danach durften beide einzeln in der Reithalle trainieren. Und sie fanden's toll. 

Gestatten: Rasmus – ein manchmal etwas eigensinniges, im Ganzen aber sehr gutmütiges Pony.

Danach fuhren wir mit dem nächsten Bus weiter nach Burhave, wo Frau und Kinder in die Spielscheune gingen; was ich währenddessen machte, verrate ich weiter unten, aber ich kann schon mal vorausschicken, dass am Fahnenmast des Rat-Schinke-Hauses derzeit keine Regenbogenflagge weht (und, ehe hier Gerüchte aufkommen: Ich war's nicht!). 

Hier der Bildbeweis.

Zum Abendessen gab's im Hotel diesmal ein Western-Büffet, das, entgegen meiner Erwartungen, nicht ganz so gut war wie das mediterrane Büffet am Anreisetag. Dazu wollte ich ein Hefeweizen trinken, aber der Barmann überredete mich, lieber ein Beck's vom Fass zu nehmen, da das beim Büffet inklusive sei, während das Hefeweizen extra koste. Geschäftstüchtig ist was anderes, aber ich fand's lustig. – Am Donnerstag stand nach dem Frühstück ein erneuter Kreativ-Workshop an, danach unternahmen wir einen Spaziergang zum Strand, nahmen an einer Fischbude einen kleinen Mittagssnack ein und gingen am Nachmittag noch einmal ins Schwimmbad; und das war's dann auch schon fast mit dem Urlaub. Aber eben nur fast. Nachdem wir am gestrigen Freitag noch einmal ausgiebig gefrühstückt und aus dem Hotel ausgecheckt hatten, besuchten wir abermals meine Mutter, die nämlich Geburtstag hatte. Wir schenkten ihr eins der Erzeugnisse der diversen Kreativworkshops und verbrachten insgesamt einen sehr schönen Nachmittag bei ihr, ehe wir uns auf die Rückreise machten. 


Betet mehr Novenen! 

Morgen ist der Gedenktag Unserer Lieben Frau in Lourdes, und auch wenn es nur ein nicht-gebotener Gedenktag ist, der heuer liturgisch vom Sonntag verdrängt wird, ist dies für meine Familie doch ein signifikantes Datum: Ich schätze, man kann sagen, dass die Erscheinungen von Lourdes in unserer persönlichen Spiritualität (auch wenn ich diese Formulierung ungern gebrauche) eine wichtige Rolle spielen. Nicht umsonst haben wir unsere Tochter Bernadette genannt. Irgendwie ist das auch Ironie des Schicksals, denn in meiner Jugend stand ich dem ganzen Thema Marienerscheinungen sehr skeptisch gegenüber – woran wohl nicht zuletzt meine damalige Augenärztin schuld war, die ich an anderer Stelle schon mal erwähnt habe, nämlich als Paradebeispiel für eine Främmigkeitsform, die ich als "worst of both worlds"  zwischen charismatischer und traditionalistischer Spiritualität zu betrachten geneigt bin: 

"Damit meine ich eine spezifische Verbindung von charismatischer Schwärmerei mit einem Faible für (vorzugsweise kirchlicherseits noch nicht offiziell anerkannte) Marienerscheinungen und sonstige Privatoffenbarungen, wundertätige Medaillen und quietschbunte Andachtsbildchen. Veranstaltungen, die auf diese Klientel zugeschnitten sind, stelle ich mir in etwa vor wie Fatima-Sühnenacht plus Zungenrede, Ausdruckstanz und Heilungsgebet. Also so, dass Unkundige, wenn sie sich dort hineinverirren würden, sich womöglich nicht ganz sicher wären, ob sie nicht vielleicht bei irgendwelchen obskuren Okkultisten gelandet sind." 

Ironischerweise war es auch diese Augenärztin, aus deren Mund ich erstmals davon hörte, was eine Novene sei. Als Teenager war ich im Pfarrgemeinderat von Herz Mariae Burhave, und die Augenärztin war im Pfarrgemeinderat von Herz Jesu Nordenham-Einswarden; da diese Gemeinden, die 2010 in der Pfarrei St. Willehad aufgingen, schon damals in vielfacher Hinsicht miteinander verflochten waren und auch denselben Pfarrer hatten, hielten die beiden Pfarrgemeinderäte regelmäßig gemeinsame Sitzungen ab, und in einer solchen, in der ich das Protokoll führte ("Das ist doch 'ne schöne Aufgabe für so'nen Jugendlichen", hatte man sich offenbar gedacht), sprach die Augenärztin (in welchem Zusammenhang, weiß ich nicht mehr) von Novenen, und da mir das kein Begriff war, fragte ich nach – fürs Protokoll, wohlgemerkt. Die Augenärztin wirkte zunächst indigniert, dass ich nicht wusste, was das ist, ließ sich dann aber doch dazu herab, es mir zu erklären; ihre Erklärung lautete in etwa: 

"Man betet neun Tage lang für ein bestimmtes Anliegen, und wenn man das die ganzen neun Tage lang durchhält, dann wird einem das erfüllt." 

Das kann man nun, wenn auch nicht direkt verkehrt, so doch ein bisschen übersimplifiziert finden; ergänzen könnte man zum Beispiel noch, dass die Form eines neuntägigen Gebetszyklus ihren Ursprung darin hat, dass, wie die Apostelgeschichte berichtet, nach der Himmelfahrt Jesu die elf Apostel zusammen mit der Jungfrau Maria, den zum Jüngerkreis gehörenden Frauen und den Brüdern Jesu im Obergemach eines Hauses in Jerusalem "einmütig im Gebet" verharrten (Apg 1,14), bis am Pfingsttag der Heilige Geist über sie kam. Die "Mutter aller Novenen" ist also die Pfingstnovene, und so ist es nur folgerichtig, dass auch meine erste Novene eine Pfingstnovene war. Anno 2019 kam ich erstmals auf die Idee, gewissermaßen als Ausbaustufe unserer damals schon seit einiger Zeit regelmäßig stattfindenden wöchentlichen Lobpreisandachten eine Pfingstnovene mit Lobpreismusik zu gestalten, die meine Liebste und ich dann auch die vollen neun Tage zu einer festen, im Wochenplan angekündigten Uhrzeit in der Kirche Herz Jesu Tegel vorbeteten. Schon damals notierte ich in meinem Wochenbriefing

"Ich kann nur sagen: Betet mehr Novenen, Leute! Und sofern Ihr die Möglichkeit dazu habt, tut es öffentlich; dann haben Andere auch etwas davon. Meine Liebste und ich jedenfalls sind in der zurückliegenden Woche, in der wir in unserer Pfarrkirche die Pfingstnovene gebetet haben, mit Segen nur so überschüttet worden." 

Jedenfalls war ich nun auf den Geschmack gekommen und gestaltete in der Folgezeit eine Novene anlässlich der Weihe des Erzbistums Berlin an das Heiligste Herz Jesu und das Unbefleckte Herz Mariens, eine Novene zum Hl. Josef und eine Novene zum Heiligsten Herzen Jesu. Damit aber nicht genug, habe ich seit einiger Zeit ein Mail-Abo der Website praymorenovenas.com und bekomme daher regelmäßige Erinnerungen daran, was es im Kirchenjahr noch so an Anlässen für Novenen gibt. Und nicht nur Erinnerungen: Man bekommt jeweils auch gleich die passenden Gebete zugeschickt, auf Englisch allerdings, aber übersetzen kann ich sie ja selber. Ehrlich gesagt: Wollte man alle Novenen mitbeten, zu denen die Seite  praymorenovenas.com einlädt, käme man aus dem Novenenbeten gar nicht mehr heraus; womit ich nicht sagen will, dass das etwas Schlechtes wäre, aber ich beteilige mich daran in der Regel nur dann, wenn ich einen speziellen Bezug zum Anlass der jeweiligen Novene habe. Wie zum Beispiel eben jetzt bei der Novene zu Unserer Lieben Frau in Lourdes, deren letzter Tag heute ist. 

Wie bereits vorige Woche angedeutet, hatte ich die spontane Eingebung gehabt, man könnte die Lourdes-Novene zum Anlass nehmen, uns konsequenter als bisher darum zu bemühen, regelmäßige Familien-Gebetszeiten in unseren Tagesablauf zu integrieren. Gemessen daran, dass eine Woche, in der man in Urlaub fährt und infolgedessen der ganze Tagesablauf eher untypisch (und vollgepackt mit Attraktionen) ist, eigentlich keine besonders günstigen Rahmenbedingungen für ein solches Ansinnen bietet, möchte ich die Ergebnisse dieses Versuchs als gar nicht so schlecht bezeichnen. Nachdem wir, wie bereits geschildert, den ersten Tag der Novene im Rahmen einer Familien-Gebetszeit gemeinsam begangen hatten, gelang uns das auch am zweiten Tag; der Jüngste schlief während der Gebetszeit auf Mamis Schoß ein, das Tochterkind hingegen malte ein Bild. 

Hübsch, nicht? 

Am Dienstag, dem 5. Tag der Novene, hielten wir in unserem Hotelzimmer eine Familien-Gebetszeit ab; an den übrigen Tagen verrichtete ich die Novenen-Gebete allein, und zumeist still – letzteres jedoch nicht am 6. Tag der Novene, dem Mittwoch. Denn da gingen, wie schon erwähnt, Frau und Kinder in Burhave in die Spielscheune, weshalb ich mir sagte, ich könne ja mal der guten alten Herz-Mariae-Kirche einen Besuch abstatten, die ja dankenswerterweise tagsüber geöffnet ist. 

Fotos aus dieser Kirche – in der ich gewissermaßen religiös aufgewachsen bin – habe ich im Laufe der Jahre schon so einige gepostet. Hier mal eins vom recht expressionistisch anmutenden Kreuzweg.

Da es gerade um die neunte Stunde – sprich: 15 Uhr – war, betete ich zunächst die Non nach unserem bewährten "Lobpreis mit dem Stundenbuch"-Modell; im Anschluss daran nutzte ich die Gelegenheit, mein "Gebet für die Pfarrei St. Willehad", das ich im vorigen Jahr anlässlich der Regenbogenflaggen-Affäre verfasst hatte, erstmals an Ort und Stelle zu beten, und danach kam dann die Lourdes-Novene an die Reihe. Dazu gab's alles in allem ganze sieben Lobpreislieder (meine mobile Lautsprecherbox hatte ich nicht dabei, aber in dieser kleinen Kirche tat's der interne Lautsprecher meines Handys auch), und so verbrachte ich insgesamt fast eine Stunde damit, in dieser Kirche zu beten. Und ich kann nur sagen, die Zeit verging wie im Flug. 

Heute, am letzten Tag der Novene, würde ich ja gern eine weitere Familien-Gebetszeit abhalten; mal sehen, ob wir das hinkriegen. Und ansonsten gilt: Die nächste Novene kommt bestimmt! (Spätestens, allerspätestens zu Pfingsten.) 


Geistlicher Impuls der Woche 

Gott will, dass ihr immer mehr nur auf Ihn vertraut, nicht auf andere. Er wirkt Seine Werke nicht an denen, die sich weigern, ihren ganzen Glauben und ihre ganze Hoffnung nur auf Ihn zu setzen. Dagegen gießt Er die ganze Fülle Seiner Liebe aus auf die, welche einen großen Glauben und eine große Hoffnung haben. Ihnen hat Er Großes getan. Wenn ihr daher mit Glauben und Hoffnung ausgerüstet seid, tut Er Großes an euch, da Er die Niedrigen erhöht. 

Gott will euch wie Gold im Feuer läutern. Die Schlacken des Goldes werden im Feuer verzehrt, das gute Gold aber bleibt zurück und gewinnt an Wert. So macht es Gott mit dem guten Knecht, der hofft und während der Bedrängnis standhaft in Ihm bleibt. Gott richtet ihn auf, erstattet ihm in dieser Welt hundertfach, was er aus Liebe zu Ihm verlassen hat, und gibt ihm einst das ewoge Leben. 

(Hieronymus Amiliani, Brief an seine Mitbrüder) 

  

Ohrwurm der Woche 

Nirvana With The Beatles: About a Girl (Remix) 

Ein kurioses YouTube-Fundstück: das Nirvana-Frühwerk "About a Girl", arrangiert im Stil der frühen Beatles. Das Ergebnis klingt, wie ich finde, derart überzeugend, dass man denken könnte, "das gehört so".