Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe des Creative Minority Report, Leser! Es gibt mal wieder eine Menge zu berichten – so viel, dass ich (wieder mal) die ganze Woche nicht dazu gekommen bin, neben dem Wochenbriefing noch etwas anderes zu bloggen. Dabei gäbe es auch dafür mehr als genug Stoff... Na ja, es kommen wohl auch mal wieder ruhigere Zeiten. Vielleicht.
Aufgenommen während unserer Lobpreisandacht am Fest Kathedra Petri (s.u.). |
Die erste Woche der Fastenzeit liegt hinter uns; von der Papierform her eine "ganz normale" Schul- und Arbeitswoche, aber mir kam sie in vielfacher Hinsicht sehr intensiv und ereignisreich vor. Wir hatten Kinderwortgottesdienst, wir waren beim JAM, ich war viel mit dem Jüngsten unterwegs... Das waren so ungefähr die blogrelevanten Themen der Woche, also sag ich mal: Alles Weitere in den einzelnen Rubriken!
Wie schon mehrfach angekündigt, möchte ich heute Abend ins Baumhaus zur Community Networking Night, und zwar diesmal nicht nur "einfach so", sondern mit einem Projekt im Gepäck, das ich im Zuge des Programmpunkts "News You Can Use" vorstellen möchte und dem ich den augenzwinkernden Titel "Seize the Means of Gardening" gegeben habe. Worum es dabei genau geht, verrate ich beim nächsten Mal. Morgen ist der zweite Fastensonntag, und ich gehe davon aus, dass wir da "ganz normal" in Siemensstadt zur Messe gehen werden. Der weitere Verlauf der Woche verheißt erst einmal keine besonderen Vorkommnisse; allerdings ist ab Donnerstag Erzbischof Koch auf Visitation in der Pfarrei Heilige Familie, und es wird sich noch zeigen, ob das irgendwelche Auswirkungen auf meinen Terminkalender haben wird.
In der Nacht zum vorigen Samstag hatte ich eine Art Albtraum. Ich sage "eine Art" Albtraum, weil es darin nicht um Monster, Naturkatastrophen oder Stürze aus großer Höhe ging, sondern um den anstehenden Kinderwortgottesdienst. Im Traum war ich spät dran, schlecht vorbereitet und meine Gitarre war total verstimmt, außerdem war unklar, ob der Kindergottesdienst im Pfarrsaal oder in der Kirche stattfinden sollte, und überhaupt sah die Kirche, in der ich mich in diesem Traum befand, nicht so aus wie St. Joseph Siemensstadt, sondern eher wie eine Mischung aus St. Willehad in Nordenham und St. Rita in Berlin-Reinickendorf. Mittendrin in all dem Chaos fiel mir auf: Moment mal, es ist doch erst Samstag; sollte der KiWoGo nicht am Sonntag sein?
Dass die Sorge um ein gutes Gelingen des Kinderwortgottesdienstes mich solcherart bis in den Schlaf verfolgte, erklärt sich vielleicht daraus, dass der vorige so chaotisch verlaufen war; andererseits lastete diesmal erheblich weniger Verantwortung auf meinen Schultern, da bei diesem KiWoGo der Gemeindereferent wieder mit von der Partie war und ich mich tendenziell auf eine Art Assistentenrolle zurückziehen konnte. (Womit nicht gesagt sein soll, dass das so sein müsste; in der Nachbesprechung dieses KiWoGo waren wir uns einig, dass wir die Aufgabenverteilung unter uns durchaus auch mal anders gewichten könnten. Aber ich will mir nicht vorgreifen.)
Im Evangelium zum 1. Sonntag der Fastenzeit ging es um die Versuchung Jesu in der Wüste; die Leseordnung sah zwar die sehr knapp gehaltene Fassung aus Mk 1,12-15 vor, aber das musste uns ja nicht davon abhalten, uns bei der Gestaltung des Kinderwortgottesdienstes an der ausführlicheren, detailreicheren Matthäus-Version (Mt 4,1-11) zu orientieren. Theoretisch hätte man stattdessen vielleicht auch zur 1. Lesung – Gen 9,8-15, Gottes Bund mit Noah nach der Sintflut – eine Kinderkatechese gestalten können, aber das hatten wir von vornherein gar nicht in Erwägung gezogen, und ich war auch nicht gerade unglücklich darüber.
Unsere Grundidee für die Gestaltung dieses KiWoGo bestand darin, den Dialog zwischen Jesus und dem Satan quasi szenisch aufzuführen, wobei mir die Rolle des Teufels zufiel. Da demnach der Gemeindereferent den Jesus-Part übernahm, lag es assoziativ irgendwie nahe, dass auch die katechetische Ausdeutung im Wesentlichen ihm überlassen blieb. Ich konnte beim Vorgespräch aber immerhin ein paar Gestaltungsideen einbringen, zu denen in erster Linie die Anregung gehörte, zur Visualisierung der dritten Versuchung – in der es um "alle Reiche der Welt" geht – ein RISIKO-Spielbrett zu verwenden.
Im Übrigen fiel mir auch wieder die Aufgabe zu, ein Lied (mit Gitarrenbegleitung) zum KiWoGo beitzutragen; ich entschied mich für "Alles was ich hab".
Tatsächlich erschienen zum KiWoGo, wie schon die letzten Male, mehr als zwanzig Kinder; ich finde, das ist eine durchaus beachtliche Zahl, auch wenn es sicherlich abzuwarten bleibt, wie viel davon übrig bleibt, wenn der Erstkommunionkurs vorbei ist. – Ich begann damit, dass ich meine Gitarre auspackte und den Kindern erklärte, ich wolle mit ihnen ein Lied üben: "Und wenn ich sage, ich will das Lied mit euch üben, dann heißt das, ich muss es selbst auch noch üben. Aber ihr könnt mir dabei helfen." Ich glaube sagen zu können, das klappte gut und machte Spaß; und Spaß hatte ich auch daran, in der folgenden szenischen Präsentation des Evangeliums den Teufel zu spielen. Alles in allem würde ich diesen KiWoGo als ziemlich gelungen bezeichnen, aber ein paar Kritikpunkte habe ich doch; und das muss ja auch so sein – denn wie sollte man sonst in Zukunft besser werden?
Letzteres sieht der Gemeindereferent übrigens genauso. In der Nachbesprechung merkte er selbstkritisch an, er habe seine Katechese wohl für die Zielgruppe, von der schließlich ein signifikanter Teil noch nicht einmal im Erstkommunionalter ist, "zu intellektuell" angelegt; das ist nicht unbedingt die Bezeichnung, die ich verwendet hätte, aber ich denke, ich verstehe schon, was er meint. Schon während unserer Darstellung des Dialogs zwischen Jesus und dem Satan waren mir die Erläuterungen, die mein Kollege zwischen den einzelnen Stationen der Versuchungsgeschichte einflocht, allzu wortreich vorgekommen – ich hätte das spielerische Element lieber mehr für sich selbst sprechen lassen. Und die anschließende katechetische Ausdeutung fand ich zwar nicht zu intellektuell, aber zu moralisierend. Wobei ich einräumen muss, dass es gerade bei diesem Evangelium wohl nicht leicht ist, eine moralisierende Tendenz zu vermeiden: Wenn das Thema "Versuchung" lautet, kommt man schließlich nicht ganz darum herum, zu thematisieren, was an dem, wozu die Stimme des Versuchers den Menschen verlocken und verleiten will, eigentlich falsch und schlecht ist. Dennoch scheint mir, es gibt bei Kinderkatechesen generell eine gewisse Tendenz (oder sagen wir ruhig: Gefahr), angesichts der Frage, wie man die biblischen Texte für Kinder nicht nur verständlich, sondern auch nutz- und fruchtbringend auslegen kann, entweder bei anspruchslosen "Gott hat uns alle lieb"-Botschaften stehen zu bleiben oder eben ins Moralisieren zu geraten. Besonders, wenn man es selbst als Kind nicht anders kennengelernt hat.
Wie also vermeidet man das? Auf diese Frage habe ich keine fertige Antwort parat, aber ich denke, die Frage zu stellen ist schon mal ein erster Schritt. Immerhin glaube ich behaupten zu dürfen, dass mein erster eigenständig konzipierter KiWoGo (zum Thema "Wo wohnst du?") nicht moralisierend war, und der Christkönig-KiWoGo, den eine junge Frau aus unserem Arbeitskreis zusammen mit ihrem Mann geleitet hat, auch nicht.
Was nun konkret den KiWoGo zum Thema "Versuchung" angeht, glaube ich im Rückblick, es wäre methodisch besser gewesen, die Kinder stärker zu "aktivieren" und sie selbst Beispiele für Versuchung aus ihrem eigenen Erfahrungsbereich benennen zu lassen, statt sie ihnen vorzugeben. Natürlich besteht bei dieser Vorgehensweise immer das Risiko, dass den Kindern nicht viel Sinnvolles einfällt, aber Anregungen geben kann man dann immer noch. Genug Zeit hätten wir gehabt – tatsächlich war ich sogar überrascht, wie viel Zeit wir hatten: Obwohl mir die Ausführungen des Gemeindereferenten zum Teil etwas länglich vorkamen, waren wir schon vor dem Ende des (gesungenen) Credo zurück in der Kirche. Ob es daran lag, dass an diesem Sonntag anstelle einer Predigt der Fastenhirtenbrief des Erzbischofs verlesen wurde, oder vielleicht an der Mitwirkung eines Knabenchors, wüsste ich nicht zu sagen; in letzter Instanz lag es wohl schlicht daran, dass Zeit relativ ist.
Immer wieder lehrreich und inspirierend ist ja auch die Kinderkatechese beim JAM, und da wurde diesen Mittwoch die Geschichte von Esra und Nehemia zum Abschluss gebracht – wobei Lego-Duplo-Figuren und Bauklötze zur Visualisierung eingesetzt wurden, und übrigens wurde auch hier das Lied "Alles was ich hab" gespielt.
Esra verliest die Torarolle, Nehemia (links) inspiziert derweil die fertiggestellte Stadtmauer. |
Wenn der Vater mit dem Sohne
Am Montag fiel der Omatag aus, und gleichzeitig hatte meine Liebste nicht nur acht Stunden Unterricht, sondern anschließend auch noch Dienstberatung. Ich sagte mir also, ich müsse mir wohl etwas einfallen lassen, um den Jüngsten den ganzen Tag bei Laune zu halten. Tja, und was mag der Knabe? Er mag Züge. Isso. Also dachte ich mir: Fahren wir doch mal ein bisschen mit der Regionalbahn herum und erkunden das Berliner Umland – nach dem Prinzip: Wir steigen in die erstbeste Regionalbahn umd lassen uns überraschen, wo die hnfährt. Im Prinzip glaube ich nach wie vor, dass das eine gute Idee war; ärgerlich war nur der konstante Nieselregen an diesem Tag. Der störte zwar nicht beim Bahnfahren, ließ es aber nicht sonderlich attraktiv erscheinen, irgendwo auszusteigen. Was wir aber schließlich doch taten, nämlich in Dallgow-Döberitz im Havelland. Dort befindet sich das einzige Gotteshaus der Großpfarrei Heilige Familie, in dem ich bisher noch nie gewesen war – nämlich die Kapelle des Caritas-Seniorenzentrums St. Johannes der Täufer –, also beschloss ich, diese Lücke zu schließen. Zumal ich im Internet gelesen hatte, die Kapelle sei täglich von 8 bis 18 Uhr zum persönlichen Gebet geöffnet.
Obwohl das Seniorenzentrum nur wenige Minuten Fußweg vom Bahnhof entfernt liegt, war es gar nicht so leicht zu finden, zumal wir erst einmal auf der falschen Seite der Bahngleise herauskamen. Schließlich war unsere Suche aber von Erfolg gekrönt.
Ich fand die Kapelle übrigens wirklich schön, und auch dem Junior gefiel sie gut; war zündeten zwei Opferlichter an, aber der Wunsch nach "Beten mit Musik" kam seitens des Knaben nicht auf. Das war mir in diesem Fall auch ganz recht, denn in unmittelbarer Nähe des Gottesdienstraums befand sich ein Büro, in dem wir beim Betreten des Gebäudes jemanden hatten telefonieren hören.
Am Dienstag schauten wir am späten Vormittag kurz in Herz Jesu Tegel vorbei, und als wir die Kirche wieder verließen, trafen wir auf dem Hof den Hausmeister – mit dem ich mich, wie schon gelegentlich erwähnt, in meiner aktiven Zeit in dieser Pfarrei stets sehr gut verstanden habe; wir nutzten diese Begegnung daher zu einem recht netten Gespräch, aber als dann der Pfarrer auftauchte, der offenbar auch etwas mit dem Hausmeister zu besprechen hatte, nahm ich das zum Anlass, mich zu verabschieden. Ich hatte zwar die vage Ahnung, ich würde den Pfarrer wiedersehen, wenn ich am Mittwoch mit dem Jüngsten in Heiligensee in die Werktagsmesse ging; aber diese Ahnung erwies sich als trügerisch: Tatsächlich war an diesem Mittwoch in der Kirche St. Marien Maternitas manches anders, als ich erwartet hatte.
Wir waren so früh dran gewesen, dass ich extra einen Umweg genommen hatte, damit mein Herr Sohn nicht schon vor Beginn des Gottesdienstes ungeduldig wurde; als wir die Kirche betraten, bekamen wir gerade noch den Abschluss der Kreuzwegandacht mit, die in der Fastenzeit an die Stelle des Rosenkranzgebets tritt. Dazu folgt weiter unten noch eine Anmerkung; eine bedeutendere Abweichung vom gewohnten Ablauf stellte es aber auf jeden Fall dar, dass es keine Messe, sondern stattdessen eine Wortgottesfeier gab. Wir erinnern uns: Die "regelmäßige Implementierung von Wort-Gottes-Feiern mit Kommunionspendung" war vor einigen Monaten Thema im Pfarreirat. Bisher hatte ich gedacht, die Mittwochvormittags-Messe in St. Marien Maternitas, als einzige wöchentliche Werktagsmesse an diesem Standort, würde von dieser Neuerung verschont bleiben, aber anscheinend erwischt es jeden Gemeindeteil mal. Gespannt war ich, ob der Diakon die Wortgottesfeier halten würde oder ein Gottesdienstbeauftragter aus der Gemeinde, aber natürlich war es der Diakon.
Merke: Klimafasten war gestern, das nächste große Ding ist "Fasten gegen Rechts". Wobei man zugeben muss, dass vom Fasten in dieser Predigt gar nicht direkt die Rede war. Sofern man geneigt war zu glauben, der Diskon werde irgendwie die Kurve kriegen, auch noch über etwas anderes zu reden als über Warnungen vor dem Gespenst des Rechtsextremismus, sah man sich ge- bzw. enttäuscht: Ein Zusammenhang zwischen der Lesung und dem Thema der Predigt wurde lediglich durch den Satz "Auch hier ist ein Volk aufgestanden" konstruiert, und die religiöse Sinngebung beschränkte sich auf die Aussage "Gut, dass wir einen Gott haben, der uns in diesen Zeiten führt." Aha.
"O Äther, meine Speise, Zungenspitze,
Und du, o Witz, du spürsam feine Nase..."
Na, was soll man sagen: In gewissem Sinne ging's mir mit dieser Wortgottesfeier ähnlich wie mit dem Karnevalsgottesdienst neulich – wäre ich da nicht wider Willen hineingeraten, hätte ich auch nicht drüber schreiben können. Was der Diakon hier ablieferte, kann man wohl als einigermaßen exemplarisch dafür betrachten, wie die Synodalbewegten sich "ihre" zukünftige Kirche vorstellen und wünschen: als postchristlichen Spiritualitätsanbieter im Dienste des politischen und gesellschaftlichen Mainstreams. Man kann sogar sagen, dass es in dieser Hinsicht noch nicht mal besonders schlimm war. Wenn auch, für mein Empfinden, schlimm genug.
Am Donnerstag war das Fest Kathedra Petri, und da ging ich (endlich) mal wieder mit dem Jüngsten zum "Beten mit Musik" in St. Joseph Tegel – obwohl ich ein bisschen Sorge hatte, er könnte dafür in etwas allzu aufgekratzter Stimmung sein: Seit wir aus dem Urlaub zurück sind, ist er praktisch ständig überdreht und voller Schabernack, was noch dadurch verstärkt wird, dass er sich häufig weigert, Mittagsschlaf zu halten. Aber siehe da, unsere Lobpreisandacht hatte offenbar einen günstigen Einfluss auf sein Gemüt – und auf meins auch. Als Lied zur Eröffnung hatte ich "Mit jedem Atemzug" von Albert Frey und Christoph Zehender ausgewählt, und bei den Versen "Mein Leben soll so wie ein Loblied klingen / Ich habe allen Grund dazu" wurden mir tatsächlich all die Gründe bewusst, die ich habe, Gott zu loben; all die vielen Gründe zur Dankbarkeit, die man im Stress des Alltags so leicht aus den Augen verliert. Ich würde sagen, das ist ein gutes Beispiel dafür, dass und warum man nicht nur dann lobpreisen sollte, wenn man "in der Stimmung" dazu ist, sondern oft auch und gerade dann, wenn man nicht in der Stimmung dazu ist. Die Stimmung kommt dann schon noch.
Das Neueste aus meiner alten Heimatpfarrei in Nordenham und Butjadingen, soweit es mich persönlich betrifft, ist die Tatsache, dass die Facebook-Seite der Pfarrei mich geblockt hat. Also jedenfalls mein privates Profil. Der unmittelbare Anlass dafür scheint gewesen zu sein, dass ich einen Beitrag, in dem auf einen "Queer-Gottesdienst & Stammtisch" an der Katholischen Akademie Stapelfeld hingewiesen wurde, mit einem Wut-Smiley verziert habe. Das mag man als eine etwas überzogene Reaktion betrachten, aber andererseits kann man auch sagen, gemessen daran, wie manche anderen kirchlichen Social-Media-Redaktionen auf ihren Seiten Filterblasenpflege betreiben, war diese Sperre längst überfällig. Zielführend ist sie natürlich nicht: In meiner Eigenschaft als Administrator diverser Facebook-Seiten kann ich die Beiträge von St. Willehad immer noch sehen und, wenn auch nicht kommentieren, so doch immerhin im Namen meiner Seiten "liken" und auch teilen; und wenn ich sie teile, z.B. in der von mir verwalteten Gruppe "Freunde der Pfarrei St. Willehad Nordenham/Butjadingen/Stadland", dann kann ich sie dort auch kommentieren. Kurz und gut, ich bin weniger denn je geneigt, die Leute in Ruhe zu lassen, die die von meinen Vorfahren mit aufgebaute Kirchengemeinde gehen die Wand fahren.
...darüber kann man allemal nimmermüd dummdreist daherschwätzen, dachte sich offenbar die Redaktion der linksalternativen taz, als es galt, den jüngsten Einspruch des Vatikans gegen die Pläne der Deutschen Bischofskonferenz und des "ZdK" für einen "Synodalen Ausschuss" zu kommentieren. Nun, ehrlich gesagt scheint dieses Motto nicht erst in jüngster Zeit die Überzeugung zahlreicher Leute auszudrücken, die beruflich "was mit Medien" machen; und in besonderem Maße gilt das für Kirchenthemen, denn davon, so scheint es, verstehen so viele Menschen so wenig, dass es kaum jemandem auffällt, wenn man den hanebüchensten Unsinn darüber zusammenschreibt.
Dennoch finde ich den taz-Artikel mit der Überschrift "Weg frei für den freien Fall" ausgesprochen illustrativ: Hier kann man beispielhaft studieren, wie die gegenwärtige kirchenpolitische Lage von Leuten beurteilt wird, die nicht im Ansatz begriffen haben, was die katholische Kirche ist und wozu es sie gibt. Das ist ein bisschen so, als wollte jemand die Handlung einer chinesischen Oper nacherzählen, obwohl er kein Wort Chinesisch versteht.
Gemeinsam mit "Betroffenen, Frauen und Wissenschaftler:innen", heißt es in dem Artikel, habe die Deutsche Bischofskonferenz im Jahr 2018 begonnen, "im Synodalen Weg an menschenfreundlicheren Strukturen zu arbeiten"; aber: "Eine Handvoll deutscher Traditionalisten und ihre Verbündeten in Rom wollen das verhindern". Es fehlt auch nicht der Hinweis, "Rom" sei "eigentlich schon einmal auf einem guten Weg" gewesen – mit dem II. Vatikanischen Konzil natürlich: "Es akzeptierte endlich die Menschenrechte, beschrieb die Kirche recht demokratisch als 'wanderndes Volk Gottes' und betonte die Dienstfunktion des Klerus. Es teilte die Macht und stärkte die Ortsbischöfe." Aber dann kamen Johannes Paul II. und Benedikt XVI. und "versuchten die Una Sancta Catholica [...] wieder zu zentralisieren, verloren aber so viele Schäfchen wie nie zuvor". Herzlich willkommen bei "Kirchengeschichte für Doofe".
Die Feindesliebe ist der Höhepunkt aller Bruderliebe. Nichts spornt uns so sehr an, sie zu üben, wie das Beispiel Christi, wenn wir dankbar betrachten, mit welch wunderbarer Geduld er, "der Schönste von allen Menschen" (Ps 45,3), die Schönheit seines Angesichts von den Gottlosen bespeien ließ; wenn wir die Geduld betrachten, mit der er die Augen, welche die Welt mit ihrem Wink regieren, von den Bösen mit einem Schleier verbinden ließ; die Geduld, mit der er seine Seite den Geißeln darbot und das Haupt, das die Mächte und Gewalten (vgl. Kol 1,16) fürchten, mit den spitzen Dornen krönen ließ; die Geduld, mit der er Schmähungen und Beschimpfungen duldete und mit der er schließlich Kreuz, Nägel und Lanze, Galle und Essig ertrug - bei alldem beherrscht, milde und still. Schließlich "wurde er wie ein Lamm zur Schlachtbank geführt und tat seinen Mund nicht auf wie ein Schaf angesichts seiner Scherer" (vgl. Jes 53,7). "Vater, verzeih ihnen", sprach er, "denn sie wissen nicht, was sie tun." Sie sind zwar groß im Sündigen, aber ihre Urteilskraft ist schwach. Sie kreuzigen, aber sie wissen nicht, wen sie kreuzigen; denn "hätten sie die Weisheit Gottes erkannt, so hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt" (1 Kor 2,8). Sie meinen, es mit einem Übeltäter zu tun zu haben, mit einem, der sich die Gottheit nur anmaßt, mit einem Verführer. Ich habe ihnen mein Angesicht verborgen; darum erkannten sie meine Herrlichkeit nicht.
Wenn der Mensch sich selbst in Wahrheit lieben will, darf er sich nicht durch irdische Begierden verderben lassen. Damit er aber der irdischen Begehrlichkeit nicht unterliegt, soll er sein ganzes Gemüt auf die liebenswerte Menschheit des Herrn richten. Um andererseits vollkommener und wärmer in froher brüderlicher Liebe zu ruhen, umarme er auch die Feinde mit wirklicher Liebe. Damit aber die Glut dieses Feuers in ihm nicht durch die ständige Betrachtung erlittenen Unrechts abgekühlt wird, schaue er allezeit mit den Augen des Herzens auf die stille Geduld seines geliebten Herrn und Erlösers.
(Aelred von Rievaulx, Über die brüderliche Liebe)
Wir sind Helden: Nur ein Wort
Neulich ging mir ganz unvermittelt durch den Kopf: Ach ja, Wir sind Helden. Auch so'ne Band. Kam irgendwie aus dem Nichts und verschwand auch wieder im Nichts, aber in der Zeit dazwischen hätte ich sie mir vielleicht öfter und intensiver angehört, wenn ich mich in dieser Zeit insgesamt mehr für aktuelle Popmusik interessiert hätte. – Von den Liedern der Band, die ich noch im Ohr habe, ist "Nur ein Wort" jedenfalls einer meiner Favoriten. Als ich es mir jüngst mal wieder anhörte, kam mir plötzlich in den Sinn, mich zu fragen, ob es vielleicht von den Humpe-Schwestern produziert wurde; die Antwort lautet Nein, aber ein bisschen klingt es so, finde ich. Das Video ist natürlich eine Hommage an Bob Dylans "Subterranean Homesick Blues". Noch schöner ist es, zu sehen, wie meine Kinder zu diesem Lied durch die Küche tanzen; aber das zeige ich hier nicht, so viel Privatsphäre muss sein.