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Samstag, 30. März 2024

Creative Minority Report Nr. 23

Willkommen, Leser, zum Wochenbriefing aus der Karwoche! Wenn dieser Artikel online geht, sind es nur noch wenige Stunden bis Ostern; aber noch ist Karsamstag, der Tag der Grabesruhe. Ich muss sagen, mir kommt es so vor, als wäre die Fastenzeit dieses Jahr enorm schnell 'rumgegangen; aber die letzte Woche war dann doch sehr intensiv. Na, sieh selbst, Leser... 

Dieses Nachthimmel-Foto habe ich zwar am Vorabend des Palmsonntags aufgenommen, aber ich finde, es passt stimmungsmäßig auch gut zum Karsamstag. 


Was bisher geschah 

Der vergangene Samstag stand, wie schon angekündigt, ganz im Zeichen des nachgeholten vierten Tages von Erzbischof Heiner Kochs Visitation der Pfarrei Heilige Familie Spandau-Havelland; darüber gibt es so viel zu berichten, dass ich beschlossen habe, es in einen eigenständigen Artikel unter der Überschrift "Visitationsnotizen" auszulagern, den ich zunächst auf der Patreon-Seite des Mittwochsklubs veröffentlicht habe, der mit der üblichen Verzögerung aber auch noch hier erscheinen wird. Da das Programm der Visitation auch eine vom Erzbischof zelebrierte Vorabendmesse zum Palmsonntag in St. Joseph Siemensstadt umfasste und dafür die Sonntagsmessen in St. Joseph und St. Stephanus entfielen, konnten wir am Sonntag ausschlafen; am Nachmittag ging meine Liebste mit den Kindern ins MachMitMuseum in der ehemaligen evangelischen Eliaskirche im Helmholtzkiez. Zunächst hatte ich vorgehabt, mit hineinzugehen, aber als wir dort ankamen, war es im Museum so voll, dass ich fand, es sei im allseitigen Interesse, wenn ich draußen blieb. Also nutzte ich die Zeit für einen ausgedehnten Kiezspaziergang – bei dem sich mir der Eindruck aufdrängte, der Helmholtzkiez sei inzwischen noch gründlicher und gnadenloser gentrifiziert als der benachbarte Kollwitzkiez. Ich kam an Lokalen und Läden vorbei, in denen man nur mit Karte bezahlen kann, an einem Café, in dem die Gäste vom Personal "platziert" werden, und an mehreren Lokalen, in denen Kinderwagen, aber auch Laptops verboten waren – letzteres für mich ein klassisches Fallbeispiel dafür, wie die Gentrifizierung ihre Eltern frisst. Insgesamt muss ich feststellen: Wenn ich mir anschaue, was aus dem Ortsteil Prenzlauer Berg geworden ist, dann lobe ich mir Spandau und Reinickendorf. Aber das geht mir wohl nicht alleine so. – Am Montag waren wir bei meinen Schwiegermüttern zu Besuch – wie eigentlich fast jeden Montag, aber dank der Ferien diesmal schon ein paar Stunden früher als sonst. Als besondere Attraktion durften die Kinder Ostereier dekorieren. 

Am Dienstag stand dann der Kinderkreuzweg in St. Joseph Siemensstadt auf dem Programm, die ich zusammen mit dem Gemeindereferenten leitete; dazu folgt weiter unten ein eigener Abschnitt ("Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben, im Kreuz ist Hoffnung"). Am Mittwoch fuhr ich mit beiden Kindern zum Kinderfriseur in Konradshöhe; für beide übrigens eine Premiere: Bisher hatten wir ihre Haare wild und frei wachsen lassen, im Fall unserer Großen also fast sechseinhalb Jahre lang. Folgerichtig waren die Kinder vor dem Friseurbesuch extrem aufgeregt (oder, wie der Norddeutsche sagt, "hibbelig"), aber als sie erst mal auf dem Frisierstuhl saßen, ging's. Also, ich kann diesen Kinderfriseur wirklich empfehlen (jedenfalls für Familien im Nordwesten Berlins). 

Am Donnerstag ging meine Liebste vormittags mit den Kindern zu einer Spielplatzverabredung, während ich zu Hause blieb. Am Abend begann dann das Oster-Triduum; alles Weitere dazu im Abschnitt "Triduum in Haselhorst und Siemensstadt"... 


Was ansteht 

Na, in erster Linie steht natürlich Ostern an! Heute Abend um 21 Uhr wird in St. Joseph Siemensstadt die Osternacht gefeiert, da wollen wir hin; nebenbei sei erwähnt, dass wir deswegen diesen Monat nicht zur Community Networking Night im Baumhaus gehen können. Die ist immer am letzten Samstag im Monat, und dass die Veranstalter auf die Idee kommen sollten, diesen Termin aus Rücksicht auf die Karwoche zu verlegen, ist zwar eine schöne Vorstellung, aber doch arg unrealistisch. Schade ist das zwar, gerade auch mit Blick auf das Gartenprojekt in St. Stephanus; aber der nächste Monat kommt bestimmt. – Am morgigen Sonntag soll dann bei den Omas (d.h. bei meinen Schwiegermüttern) Ostern gefeiert werden, mit Eiersuche im Garten, sofern das Wetter mitspielt; und am Ostermontag ist dann nochmals Messe in St. Joseph Siemensstadt. Im Übrigen sind weiterhin Schulferien, aber besonders große Pläne haben wir für die Woche noch nicht gemacht; lediglich für Freitag ist ein Ausflug zum Baumkronenpfad in Beelitz, zusammen mit meinen Schwiegermüttern, angedacht. Alles Weitere wird man sehen... 


Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben, im Kreuz ist Hoffnung 

Wie schon mehrfach erwähnt, sollte am Dienstag der Karwoche in St. Joseph Siemensstadt eine Kreuzwegandacht für Kinder stattfinden, die der KiWoGo-Arbeitskreis vorbereiten und leiten sollte; mehrere Mitglieder des Arbeitskreises waren jedoch aus verschiedenen Gründen verhindert, sodass schließlich der Gemeindereferent und ich die Arbeit unter uns aufteilten: Wir einigten uns auf ein ein einheitliches Schema für die Gestaltung der einzelnen Stationen (das u.a. vorsah, am Anfang jeder Station den Kindern Zeit zu geben, das jeweilige Bild zu betrachten und zu beschreiben, was sie darauf sehen), wählten aus den insgesamt 14 Kreuzwegstationen sieben aus, und von diesen übernahm ich vier und der Gemeindereferent drei. 

Bei der Gestaltung "meiner" Stationen ging mir die Auswahl von Bibelstellen recht leicht von der Hand; der anspruchsvolle Teil war die Formulierung der Impulse. Wenn ich an einer Stelle nicht weiter wusste, konsultierte ich Kreuzwegsandachtstexte aus dem Internet – nicht nur solche für Kinder, aber vor allem solche. Dabei zeigte sich, dass sie mir durchweg nicht gefielen. Anregend war diese Recherchearbeit trotzdem, denn sie machte mir deutlich, was ich in "meinen" Kreuzwegstationen vermeiden wollte: zum Beispiel aufdringliches Moralisieren und plumpe Aktualisierungen. Allein zur Station "Jesus wird seiner Kleider beraubt" könnte man da eine Reihe von Beispielen nennen: Eine Andacht assoziiert dazu "die Kinder Jemens, die verhungern", und "die Mädchen Afghanistans, deren Schulen zerstört worden sind", eine andere stellt Bezüge zu sexuellem Missbrauch her. – Hinsichtlich der Frage, was für einen Ansatz ich stattdessen verfolgen wollte, kristallisierte sich im Laufe der Arbeit an den Texten ein Leitgedanke heraus, den ich so ähnlich schon beim jüngsten Kinderwortgottesdienst angewendet hatte, nämlich, dass es im Wesentlichen um zwei Dinge gehe: 

  • das Thema näher an den Erfahrungsbereich der Kinder heranzuholen; 
  • den heilsgeschichtlichen Charakter des Geschehens herauszuarbeiten – oder wenn man so will: den Bezug zu den drei letzten Glaubensartikeln des Apostolischen Credo, "Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben"

Ich würde nicht unbedingt behaupten, dass es mir in jeder einzelnen "meiner" Kreuzwegstationen gleichermaßen gelungen wäre, beide Aspekte zur Geltung zu bringen, aber ich bin ja schließlich noch Anfänger auf diesem Gebiet. – Übrigens liegt es auf der Hand, dass die Gefahr, in die Moralisierungs- und Aktualisierungsfalle zu tappen, beim erstgenannten Aspekt, der Berücksichtigung des Erfahrungsbereichs der Kinder, besonders groß ist. Hierzu möchte ich einen Gedanken festhalten, der ebenfalls im Zusammenhang mit den jüngsten Kinderwortgottesdiensten, an denen ich mitgearbeitet habe, in mir gereift ist: Wenn man eigene Erfahrungen der Kinder aufrufen will, sollte man sich hüten, ihnen allzu eindeutig vorzugeben, was für Erfahrungen das sein sollen; sonst führt der Katechet schlimmstenfalls nur ein Selbstgespräch darüber, was er über die Erlebniswelt der Kinder zu wissen glaubt, und die Kinder selbst bleiben dabei außen vor. Das Ziel muss vielmehr sein, einen Assoziationsraum zu schaffen, den das einzelne Kind für sich selbst ausfüllen kann. Deshalb habe ich in meinen Kreuzweg-Impulsen die Bezüge zum Erfahrungsbereich der Kinder bewusst vage und allgemein gehalten. 

Außerdem stand noch die Frage im Raum, ob, in welchem Ausmaß und in welcher Form man die Andacht auch musikalisch gestalten sollte. Nachdem sowohl in der Messe am 5. Fastensonntag in Siemensstadt als auch in der Wortgottesfeier am darauffolgenden Mittwoch in Heiligensee "Maria, dich lieben" (GL 521) als Auszugslied gesungen worden war, war mir aufgefallen, dass insbesondere die 4. Strophe gut zur 4. Kreuzwegstation passt. Das war zwar keine der Stationen, deren Gestaltung mir zugefallen war, aber von diesem Lied hatte ich schon vor Jahren – anlässlich einer Maiandacht in Herz Jesu Tegel – eine folkige Gitarrenbegleitung ausklamüsert, also schlug ich dem Gemeindereferenten vor, es im Anschluss an die 4. Station in die Andacht einzubauen. Tatsächlich gefiel ihm dieser Vorschlag so gut, dass er umgehend mit der Rückfrage reagierte, ob ich nicht noch ein paar weitere Lieder beisteuern könne. Daraufhin probierte ich erst einmal aus, ob ich "O Haupt voll Blut und Wunden" auf der Gitarre hinkriegte, und stellte fest: Äh... nein. Besser, wenn auch nur dank einiger eigenmächtiger Vereinfachungen der Akkordfolge, ging es mit dem thematisch auch irgendwie zum Kreuzweg passenden Lied "Kein Wort wär' Dank genug" von Johannes Hartl, und schließlich versuchte ich mich noch an dem Taizé-Lied "Meine Hoffnung und meine Freude", das der Gemeindereferent als Schlusslied vorgeschlagen hatte, das wir schließlich aber doch ohne Begleitung sangen. (Komisch, man hätte eigentlich denken können, dies wäre das einfachste der drei Lieder. Aber ich mach' mir bei den Akkordwechseln einen Knoten in die Finger.) 

Leider ließ die Beteiligung an der Andacht doch sehr zu wünschen übrig: Neben dem Gemeindereferenten und mir fanden sich fünf weitere Erwachsene und vier Kinder ein. Möglicherweise war in der Gemeinde einfach zu wenig Werbung für die Veranstaltung gemacht worden: Noch bis wenige Tage vorher hatten alle nur die Visitation des Erzbischofs im Kopf gehabt, durch den Wegfall der Sonntagsmessen war der Kinderkreuzweg auch nicht vermeldet worden, und zu allem Übel war auf der im Schaukasten ausgehängten Übersicht über die Gottesdienstordnung des Monats März irrtümlich angegeben, die Andacht fände in St. Stephanus statt. Es mag auch eine Rolle gespielt haben, dass einige Familien mit schulpflichtigen Kindern in den Ferien verreist sind. Wie auch immer: Ich möchte mal annehmen, dass insbesondere die Bildbetrachtungen bessere Ergebnisse erzielt hätten, wenn eine größere Zahl von Kindern teilgenommen hätte; aber davon abgesehen kann man sich damit trösten, dass die für diese Andacht verfassten und/oder zusammengestellten Texte in künftigen Jahren "wiederverwendet" werden können und wohl auch sollen. Die Texte zu den von mir gestalteten Kreuzwegstationen habe ich bereits im Rahmen eines "Werkstattberichts" auf der Patreon-Seite des Mittwochsklubs veröffentlicht (exklusiv für Abonnenten). 

Triduum in Haselhorst und Siemensstadt 

Im vorigen Jahr gab es am Gründonnerstag – wie ich seinerzeit beiläufig erwähnte – in der gesamten Großpfarrei Heilige Familie Spandau-Havelland, oder zumindest in ihrem Berliner Teil, nur eine zentrale Messe vom Letzten Abendmahl, und wie man hört, soll das auch zukünftig so gehandhabt werden – dieses Jahr jedoch nicht: Da gab es drei Gründonnerstags-Messen, eine in Hakenfelde (St. Lambertus), eine in Haselhorst (St. Stephanus) und eine in Falkensee (St. Konrad). Wir fuhren natürlich nach Haselhorst, schon weil das für uns am leichtesten und schnellsten erreichbar war. Wir gingen extra früh los, in der Erwartung, die kleine Kirche werde aus allen Nähten platzen; ganz so voll wie erwartet wurde sie dann gar nicht, aber durch unsere zeitige Ankunft konnten wir uns Plätze in der ersten Reihe sichern und waren somit ganz dicht dran am Geschehen – was der Aufmerksamkeit der Kinder, zumindest unserer Großen, zweifellos förderlich war. 


Zelebriert wurde die Messe vom örtlichen Pfarrvikar; der Krankenhausseelsorger konzelebrierte, trug das Evangelium vor (singend – das machte er sehr schön) – und predigte auch, was mich offen gestanden etwas irritierte. Wenn man einen exzellenten Prediger als Hauptzelebranten der Messe vor sich hat, dann ist es schon irgendwie enttäuschend und auch unverständlich, wenn der dann ausgerechnet die Predigt einem anderen Priester überlässt, dessen Stärke das Predigen nun nicht gerade ist. Die Predigt des Krankenhausseelsorgers war gut zwölf Minuten lang und wirkte auf mich sowohl redundant als auch verworren, was man ja auch erst mal hinkriegen muss. Es gab ein paar interessante Details, aber im Ganzen hatte ich Mühe, den Gedankensprüngen des Predigers zu folgen, und wusste daher am Ende nicht so recht, was er mit alledem eigentlich sagen wollte außer "Seid nett zueinander". Nicht dass an dieser Botschaft irgend etwas verkehrt wäre, aber muss man darüber wirklich zwölf Minuten lang reden? 

Das Evangelium vom Gründonnerstag – Johannes 13,1-15 – dreht sich bekanntlich zu einem nicht unwesentlichen Teil darum, dass Petrus sich zunächst weigert, sich von Jesus die Füße waschen zu lassen; und wie ich meiner Tochter erklärte, wiederholt sich dieses Geschehen bis heute an jedem Gründonnerstag: Immer wieder erweist es sich als schwierig, Gemeindemitglieder zu finden, die bereit sind, in der Messe vom Priester die Füße gewaschen zu bekommen. So auch diesmal: Noch unmittelbar vor Beginn der Messe überredete der Pfarrvikar einen jungen Mann aus der Reihe hinter uns, an der Fußwaschung teilzunehmen, und als dann immer noch einer der zwölf Stühle leer blieb, entschied sich eine junge Frau spontan dazu, "einzuspringen". Unter den Gemeindemitgliedern, denen die Füße gewaschen wurden, waren relativ viele Senioren, aber auch ein Mädchen im Grundschulalter. 

Die Kommunion wurde in beiderlei Gestalt gespendet, auf freiwilliger Basis und ohne Selbstintinktion. Nach der Kommunion ging meine Liebste mit unserem Jüngsten, der mit zunehmender Dauer der Messe immer zappeliger geworden war, nach draußen, und die Große wollte daraufhin auch mit – was ich ein bisschen enttäuschend fand, aber irgendwie verständlich war es wohl doch. Im Anschluss an die Messe gab es im Pfarrsaal Agape und in der kleinen Marienkapelle, in die das Allerheiligste übertragen worden war, Anbetung. Um zur Anbetung zu gehen, waren die Kinder offenkundig zu unruhig, aber zur Agape gingen wir – und erlebten dort eine nette Überraschung: Ein älterer Herr aus der Gemeinde kam auf uns zu und sagte herzlich "Ich freue mich immer, wenn ich Sie und Ihre Kinder sehe." Ich kann gar nicht genug hervorheben, wie wertvoll so ein Feedback für Familien ist, die mit kleinen Kindern in den Gottesdienst kommen. 

Es ist nicht so wie es aussieht: Der Knabe hat nur Traubensaft im Glas... 

Zur Feier vom Leiden und Sterben Christi am Freitagnachmittag fuhren wir nach St. Joseph Siemensstadt; auch hier waren wir früh dran, auch hier wurde die Kirche nicht ganz voll (aber doch ziemlich voll), und auch hier setzten wir uns ganz nach vorn. 



Unser Jüngster, der auf dem Weg zur Kirche launisch und quengelig gewesen war, schlief ziemlich zu Beginn des Gottesdienstes auf Mamis Schoß ein, wachte während der Kreuzesverehrung kurz auf, ließ sich aber schnell wieder beruhigen. Und wie sehr die Große bei der Sache war, lässt sich wohl am besten dadurch illustrieren, dass sie, als nach rund eineinhalb Stunden der Zelebrant und die Ministranten aus der Kirche auszogen, überrascht fragte: "Schon vorbei?" Da sieht man mal, was eine feierliche Liturgie bewirken kann. 

Die Predigt hielt diesmal der Pfarrvikar selbst, sie war zehn Minuten lang und so gehaltvoll, dass ich hier nicht in der Ausführlichkeit auf sie eingehen kann, die sie eigentlich verdienen würde. Einige Punkte, die besonderen Eindruck auf mich gemacht haben, möchte ich hier aber doch festhalten. 

  • So betonte der Pfarrvikar, es sei kein Zufall, dass die Passionserzählung des Johannesevangeliums in einem Garten beginnt und endet: Dies verweise auf den Garten Eden, Jesus werde als der neue Adam, als der Gegenentwurf zum alten Adam dargestellt. Adam versucht sich im Garten zu verstecken, als Gott ihn ruft; Jesus tritt den Häschern, die Ihn suchen, entgegen und sagt "Ich bin es" (Joh 18,5-8). Während Adam sich der Verantwortung zu entziehen und die Schuld auf seine Frau Eva abzuwälzen versucht, stellt Jesus sich schützend vor Seine Braut, die Kirche. 
  • Weiterhin arbeitete er heraus, dass praktisch alle Akteure der Passion – außer eben Jesus – die Prinzipien verraten, die sie in der Theorie vertreten und hochhalten; angefangen von Petrus, der am Kohlenfeuer "ein bisschen Bequemlichkeit, ein bisschen Ruhe, ein bisschen Entspannung" sucht, über die Hohepriester Hannas und Kaiaphas bis hin zu Pilatus. Besonders bemerkenswert fand ich in diesem Zusammenhang die Anmerkungen des Predigers zu der Antwort der Hohepriester auf die provozierende Frage des Pilatus "Euren König soll ich kreuzigen?": "Wir haben keinen König außer dem Kaiser" (Joh 19,15). Dieser Satz ist aus dem Mund der jüdischen Hohepriester eigentlich eine Ungeheuerlichkeit: Nach traditioneller jüdischer Auffassung ist Gott der eigentliche König Israels; wenn die Hohepriester sagen "Wir haben keinen König außer dem Kaiser", stellt das somit letztlich eine Absage an Gott dar: Sie räumen dem heidnischen römischen Kaiser eine Stellung ein, die Gott gebührt. 
  • Im selben Zusammenhang wies der Pfarrvikar darauf hin, dass Jesus im Verhör vor den Hohepriestern und vor Pilatus ausgesprochen vernünftig argumentiert, damit aber bei seinem jeweiligen Gegenüber nicht durchdringt. Dieses Phänomen lasse sich "auch heute in unserer Gesellschaft" vielfach beobachten: "Es gibt eine gefühlte Wirklichkeit, viele sehen nur noch gefühlte Wirklichkeiten. Ich fühle, dass ein anderer mir nicht wohl will, und dann ist alles möglich." 
Die Großen Fürbitten wurden übrigens mit den "[a]ngesichts der aktuellen Situation" von den Liturgischen Instituten Deutschlands, Österreichs und der deutschsprachigen Schweiz für dieses Jahr vorgeschlagenen Ergänzungen gebetet. Ich habe weder Zeit noch Lust, mich hier lang und breit darüber auseinanderzusetzen, warum ich diese Ergänzungen bestenfalls überflüssig, eigentlich aber eher ärgerlich finde; daher nur ganz kurz: Die Großen Fürbitten der Karfreitagsliturgie sind dezidiert so aufgebaut und formuliert, dass sie allumfassend sind, unabhängig von Zeit, Ort und sonstigen Umständen. Da nun partout irgendwelche "aktuellen Situationen" berücksichtigen zu wollen, offenbart ein fundamentales Missverständnis – und, wie so Vieles in der kirchlichen Verkündigung unserer Tage, eine tragikomische Überschätzung der Bedeutung unserer Gegenwart im Vergleich zu früheren Zeiten. Aber dazu vielleicht ein andermal mehr. 


Blogvorschau und Nachträge 

Ich möchte übrigens anmerken, dass die aktuelle Ausgabe des Creative Minority Report erhebliche Überlänge bekommen hätte, wenn ich nicht die in der vorigen Woche schon angedachte Option in die Tat umgesetzt hätte, einzelne Themen aus dem Wochenbriefing auszulagern und eigenständige Artikel daraus zu macht habe. Zwei solche Artikel habe ich im Laufe der zurückliegenden Woche bereits auf Patreon "vorveröffentlicht", ein dritter ist in Arbeit; und da es gerade so gut läuft, gedenke ich in naher Zukunft noch einige weitere geplante oder angedachte Artikel in Angriff zu nehmen. Zwischendurch muss ich allerdings auch noch einen Beitrag für meine Tagespost-Kolumne schreiben... Aber mal der Reihe nach: 

  • am Donnerstag sollen dann die weiter oben bereits angekündigten "Visitationsnotizen" folgen. 
  • In Arbeit befindet sich ein Artikel, in dem es – aus konkretem Anlass, versteht sich – darum geht, wie man möglichst nicht über die Letzten Dinge predigen sollte (Arbeitstitel: "Zur Hölle mit schlechten Predigten"). 
In Planung habe ich weiterhin einen Artikel zur (volks-)kirchlichen Situation in der nördlichen Wesermarsch; darin soll es nicht nur um neueste Entwicklungen in der Pfarrei St. Willehad gehen, sondern auch um die sehr angespannte Personalsituation in der evangelischen Landeskirche. Angedacht sind außerdem Artikel mit den Arbeitstiteln "Neues aus Synodalien: Maria 3.0 wird es nicht geben" und "Klaus Mück und der Priestermangel". Und dann komme ich vielleicht endlich mal dazu, die Themenliste aus der Publikumsumfrage vom Herbst letzten Jahres abzuarbeiten... 

Im Übrigen habe ich zu ein paar meiner Wochenbriefings aus den letzten Wochen noch etwas nachzutragen. Im Creative Minority Report Nr. 20 hatte ich einen Artikel des Online-Portals "Echte Mamas" besprochen; von dieser Seite bekommen ich öfter mal Beiträge auf Facebook angezeigt, obwohl ich ihr nicht "folge". Die Facebook-Präsenz dieses Portals hat über eine halbe Million Abonnenten, da liegt es auf der Hand, dass die Seite ein möglichst breites Publikum anzusprechen versucht, und mein allgemeiner Eindruck ist, dass zu diesem Zweck eine "Jede Mama ist anders, aber wir sind alle okay so, wie wir sind"-Message transportiert wird. In so einem Mainstream-Setting gilt vieles, was in der #kindergartenfrei-Bubble weitgehend zur Normalität gehört (Tragen, Familienbett, Einschlafbegleitung, langes Stillen...), als eher exotisch – und umgekehrt. Dass bei "Echte Mamas" am 5. März ein Artikel mit der euphorischen Überschrift "Weltweit einzigartig: Frankreich schreibt Recht auf Abtreibung in Verfassung" erschien (übrigens illustriert mit dem Bild einer Frau, die sich MY BODY MY CHOICE auf den nackten Bauch geschrieben hat), überraschte mich dann aber doch. Ist wahrscheinlich naiv von mir: Eigentlich weiß man ja, dass es oft nicht das erste Kind einer Frau ist, das abgetrieben wird – statistisch gesehen besonders gefährdet ist das dritte (eine Information, die vielleicht deshalb einen besonders tiefen Eindruck auf mich gemacht hat, weil ich ein drittes Kind bin). Die Vorstellung, "Mama-Sein" und Abtreibung gutheißen schlössen sich aus, ist also empirisch eindeutig falsch; was mich freilich nicht von der Auffassung abbringen kann, dass es so sein sollte. – Wie dem auch sei: Dieser glühende Pro-Abtreibungs-Artikel hat mich veranlasst, mir mal etwas genauer und kritischer anzusehen, was es auf dieser Seite sonst noch so an problematischen Inhalten gibt; und gefunden habe ich so einiges. So wurden auf der Facebook-Seite von "Echte Mamas" innerhalb eines einzigen Tages – am 18. März – Artikel mit Überschriften wie "Als ich erfuhr, dass es ein Junge wird, dachte ich an Abtreibung", "Transgender-Mann wird ungewollt schwanger – und lernt sein Baby lieben" und schließlich sogar "Erlösung für die Kleinsten: Niederlande erlauben Sterbehilfe für Kinder" gepostet; vor ein paar Tagen folgte dann noch "Transgender: 'Da begriff ich endlich, dass meine Tochter meln Sohn ist'". Ich könnte hier noch zahlreiche weitere Beispiele nennen, aber ich denke mir, vielleicht ist das eher Stoff für einen eigenständigen Artikel. Wenn ich mal dazu komme. Aber das Thema wird ja nicht so schnell alt. 

Und dann noch #ganzwasanderes: Nachdem unlängst, wie im Creative Minority Report Nr. 22 geschildert, der Diakon der Pfarrei St. Klara Reinickendorf-Süd zu einer "Wortgottesfeier", der er hätte vorstehen sollen, nicht aufgetaucht war, war mir die Frage durch den Kopf gegangen, ob er einfach nur kurzfristig verhindert gewesen war oder den Termin womöglich einfach nur verschwitzt hatte oder ob doch noch mehr dahinter steckte. Also verfiel ich auf die Idee, seinen Namen einfach mal versuchsweise bei Google einzugeben – und eine der ersten Fundstellen war allen Ernstes ein Artikel der Märkischen Oderzeitung mit der Überschrift "Tod in Fürstenwalde"! Auweia, dachte ich. War aber falscher Alarm: Der Artikel stammt aus dem November 2022, und soweit die Absätze, die nicht hinter der Paywall verborgen sind, es erkennen lassen, scheint es darin um Notfallseelsorge zu gehen. – In den aktuellen Vermeldungen der Pfarrei St. Klara wird der Diakon als zuständiger Ansprechpartner für das Thema "Pränetion [sic] vor sexueller Gewalt" genannt, man darf also wohl davon ausgehen, dass er noch im Amt ist. 


Geistlicher Impuls der Woche 
Ihrer apostolischen Aufgabe sollen sich die Bischöfe zuwenden als Zeugen Christi vor allen Menschen. Sie sollen sich nicht bloß um die kümmern, die schon dem obersten Hirten nachfolgen, sondern sich mit ganzem Herzen auch jenen widmen, die irgendwie vom Weg der Wahrheit abgewichen sind oder die Frohbotschaft Christi und sein heilbringendes Erbarmen nicht kennen, bis schließlich alle "in lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit" (Eph 5,9) wandeln.
Bei der Erfüllung ihrer Aufgabe zu lehren, sollen sie den Menschen die Frohbotschaft Christi verkünden; das hat den Vorrang unter den hauptsächlichen Aufgaben der Bischöfe. In der Kraft des Geistes sollen sie die Menschen zum Glauben rufen oder im lebendigen Glauben stärken. Das Geheimnis Christi sollen sie ihnen unverkürzt vorlegen, jene Wahrheiten nämlich, deren Unkenntnis gleichbedeutend ist mit der Unkenntnis Christi, desgleichen den Weg, den Gott geoffenbart hat, die Verherrlichung Gottes und damit zugleich die ewige Seligkeit zu erreichen. 

Ohrwurm der Woche 

Johannes Hartl & Friends: Öffnet die Tore 

Ein Lobpreislied, dessen teilweise an Psalm 24 angelehnter Text gut zum Palmsonntag passt. Dazu möchte ich übrigens anmerken, dass auch das traditionelle Adventslied "Macht hoch die Tür, die Tor macht weit" (GL 218) für mein Empfinden ebensogut ein Palmsonntagslied sein könnte, aber es im Gottesdienst als solches zu verwenden, würde vermutlich doch zu Irritationen führen. – Genug der Abschweifung: Das Lied "Öffnet die Tore" ist für mich untrennbar mit meiner ersten MEHR-Konferenz im Januar 2017 verbunden. Wie ich seinerzeit geschildert habe, stand ich dieser Veranstaltung am ersten Abend noch ziemlich distanziert bis skeptisch gegenüber; insbesondere fremdelte ich mit der meinem norddeutschen Naturell ziemlich überkandidelt erscheinenden euphorischen Stimmung, die einem dort überall entgegenschlug. Interessanterweise hielt mich das nicht davon ab, am nächsten Tag gleich morgens erst mal zum Lobpreis zu gehen. 

"Und guck einer an, der innere Widerstand, den ich am Abend zuvor noch geradezu körperlich gespürt hatte, war plötzlich einfach mal weg. Ich ließ mich einfach mitreißen, und ehe ich's mich versah, stand ich mit verzückt in die Höhe gereckten Armen da." 

An dieses Erlebnis muss ich praktisch jedesmal denken, wenn ich die Verse "Hosanna / Komm, Herr Jesus, komm, / Deine Braut wartet mit erhobenen Händen" höre. Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, waren es damals tatsächlich diese Verse, die mich dazu veranlassten, die Hände in die Höhe zu recken. Der Rest ist, wie man so sagt, Geschichte... 


Samstag, 23. März 2024

Creative Minority Report Nr. 22

Es ist wieder Wochenbriefing-Zeit, Freunde – und ich muss feststellen: In letzter Zeit habe ich immer häufiger den Eindruck, dass im Laufe einer Woche eigentlich zu viel Stoff anfällt, als dass man das alles sinnvoll in einem Wochenbriefing-Artikel unterbringen könnte. Die naheliegende Lösung wäre natürlich, mehr Themen in eigenständige Artikel auszulagern – wenn ich denn mal dazu käme, die zu schreiben! Na, sagen wir, ich hab da so Verschiedenes in der Pipeline; lasst euch überraschen, Leser! 

In der vorliegenden Ausgabe des Creative Minority Report stehen jedenfalls wieder einmal verschiedene Aspekte des Themenbereichs Kinderkatechese im Mittelpunkt, dazu gibt's ein paar Beobachtungen und Reflexionen zum Thema "Gottesdienst ohne Priester". Außerdem habe ich endlich mal einen Dreh gefunden, wie ich die schon längst angekündigte Rubrik "Neues vom Schulkind" gestalten kann und will. – Und nun zur Sache! 


Was bisher geschah 

Ich hatte es im vorigen Wochenbriefing schon erwähnt: Am Wochenende in der Monatsmitte standen bei uns alle Signale auf Kindergeburtstag, denn unser Jüngster ist drei Jahre alt geworden. Meine Liebste hatte mit einer Cousine, deren Sohn am selben Tag geboren ist wie unserer, verabredet, eine gemeinsame Feier auszurichten, und dafür den "Winterspielplatz" der Stadtmission in Friedrichshain gemietet. 

Ein Blick in den Saal... 

... und aufs Bücherregal. 

Das eigentliche Kirchengebäude der Gemeinde befindet sich im 2. Hinterhof. 

Am Freitagabend hatten wir es gerade noch geschafft, gemeinsam mit den Kindern einen Kuchen zu backen – den unbezwingbaren, stets gelingenden Fantakuchen –, und am Samstag nach dem Frühstück durften die Kinder den Kuchen noch dekorieren, bevor wir zur Party aufbrachen. 


Wir hatten nur eine recht überschaubare Zahl von Gästen eingeladen, und von diesen konnten einige aus verschiedenen Gründen nicht kommen; voll wurde die Bude trotzdem, denn vom anderen Geburtstagskind kamen acht KiTa-Freunde, zum Teil mit Geschwistern. (Ich bin sicher, dass es Leute gibt, die – unabhängig davon, ob sie selbst Kinder haben oder nicht – an dieser Stelle einwerfen wollen würden, da könne man mal sehen, dass es für die soziale Integration von Kindern eben doch besser sei, wenn sie in die KiTa gingen. Hier ist wohl nicht der richtige Platz, um ausführlich darzulegen, warum ich das für Quatsch halte, daher nur mal so viel: Wer meinen Sohn kennenlernt, wird wohl kaum den Eindruck haben, es mangele ihm an sozialen Kontakten.) – Den Kindern war es letztlich sowieso ziemlich egal, wer von wem eingeladen worden war, sie spielten fröhlich und unkompliziert miteinander; dazu, dass die Party insgesamt ein voller Erfolg war, trug es auch bei, dass alle Erwachsenen, sofern sie nicht schon früher gegangen waren, beim Aufräumen mithalfen. 

Am Sonntag war in St. Joseph Siemensstadt Kinderwortgottesdienst (siehe unter "Schwarzer Gürtel in KiWoGo"), und dann folgte die letzte Schul- und Arbeitswoche vor den Osterferien. Am Montag war Omatag, und bei dieser Gelegenheit wurde der Geburtstag des Jüngsten noch einmal etwas nachgefeiert; am Dienstag war das Hochfest des Hl. Josef, und wenn es auch in unserer näheren Umgebung keine Heilige Messe gab, die sich zeitlich in unseren Tagesablauf integrieren lassen, suchten mein Jüngster und ich immerhin am späten Vormittag die Kirche St. Joseph Tegel auf, um zum Abschluss der Novene zum Hl. Josef eine schöne Lobpreisandacht zu feiern. "Das war schön heute in der Kirche", sagte der Junior hinterher zu mir. "Das könnten wir jeden Tag machen." Also, von mir aus... Am Abend war ich dann bei einem informellen Leitertreffen der Katholischen Pfadfinder Haselhorst, bei dem mein Part vor allem darin bestand, die Perspektiven für die weitere Entwicklung der Wichtelgruppe vorzustellen; denn auch wenn die Wichtelgruppe den Pfadfindern sozusagen nur lose assoziiert ist, steht natürlich doch irgendwo die Erwartung im Raum, dass sie Nachwuchs für die Wölflinge generieren soll. Was für mich durchaus auch die Perspektive beinhaltet, in zwei Jahren oder so vom Wichtelleiter zum Wölflingsleiter ("Akela") zu avancieren, aber wir schauen wir mal. 

Am Mittwoch ging ich, wie zumeist, mit meinem Jüngsten in Heiligensee in den Gottesdienst, der diesmal erheblich anders ablief als erwartet und auch als geplant – Näheres dazu unter "Was tun bei akut auftretendem Priestermangel?". Gegen Mittag äußerte der Jüngste tatsächlich erneut den Wunsch nach "Beten mit Musik", schlief aber bereits auf dem Weg zur Kirche im Kinderwagen ein. Am Nachmittag fuhren wir dann mit der ganzen Familie zum JAM, das zum letzten Mal vor den Ferien (und somit vor Ostern) stattfand; mehr dazu unter "Auf der anderen Straßenseite". Von Donnerstag auf Freitag übernachtete das Tochterkind bei einer Schulfreundin, und obwohl das im Vergleich zu der Lernreise in der vorigen Woche ja nun keine gar so lange Trennung war, waren unsere Kinder bei ihrem Wiedersehen am Freitagnachmittag völlig außer Rand und Band. Na gut, jetzt sind erst mal Ferien... 


Was ansteht 

Wenn alles nach Plan läuft, bin ich, während dieses Wochenbriefing online geht, gerade in St. Joseph Siemensstadt, wo Erzbischof Koch eine Vorabendmesse zum Palmsonntag zelebriert – im Zuge des nachgeholten vierten Tags seiner Visitation der Großpfarrei Heilige Familie. Über den genauen Terminplan des Erzbischofs für diesen Tag hatte es im Laufe der Woche ein paar Unklarheiten gegeben, von denen ich noch nicht restlos überzeugt bin, dass sie endgültig ausgeräumt sind. So war für 15 Uhr eine Begegnung des Erzbischofs mit den Katecheten der Pfarrei angesetzt, wobei zunächst die Frage offen blieb, ob damit explizit und ausschließlich die Erstkommunion- und Firmkatecheten gemeint seien oder ob die Bezeichnung "Katecheten" auch das KiWoGo-Team mit einschließt; am Mittwochmorgen kam dann aber die Bestätigung, dass auch die Kinderwortgottesdienstleiter zu dem Treffen eingeladen sind, also ging ich da auch hin. Anschließend, um 16 Uhr, stand eine Begegnung mit Vertretern der Jugendarbeit auf dem Programm, zu dem ich mich in meiner Eigenschaft als Wichtelgruppenleiter ebenfalls eingeladen fühlen könnte; ob ich da nun tatsächlich ebenfalls hingegangen bin – und wenn ja: wie's war – verrate ich in der nächsten Ausgabe des Creative Minority Report. Um 18 Uhr ist jedenfalls die Vorabendmesse, und danach sollte, der ursprünglichen Planung zufolge, bis 21 Uhr Gelegenheit zur Begegnung der Gemeinde mit dem Erzbischof sein. Dann allerdings – so wurde es mir jedenfalls erzählt – ersuchte die Gruppe "Synodale Gemeinde" den Erzbischof um eine Unterredung, und diese soll nun um 20 Uhr stattfinden. Wenn das so stimmt, bleibt – zumal da eine Palmsonntagsmesse mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich länger als eine Stunde dauern dürfte – wohl kaum noch Zeit für den Erzbischof, die Gemeinde von St. Joseph kennenzulern; ausgerechnet diejenige Gemeinde innerhalb der Großpfarrei Heilige Familie, in der die Synofanten allem Anschein nach den geringsten Einfluss und Rückhalt haben. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. 

Und dann ist auch schon Karwoche! Am Dienstag ist in St. Joseph Kinderkreuzweg (auch dazu Näheres unter "Schwarzer Gürtel in KiWoGo"), am Mittwoch haben wir einen Termin beim Kinderfriseur, um die wüsten Bastelscheren-Haarschnitte zu korrigieren, die die Kinder sich selbst zugefügt haben. Zur Messe am Gründonnerstag haben wir vor in St. Stephanus zu gehen, zur Karfreitagsliturgie in St. Joseph. Und dann ist auch schon das nächste Wochenbriefing fällig... 

Schwarzer Gürtel in KiWoGo 

Spulen wir mal kurz zurück: Am vorletzten Donnerstag war mal wieder ein Treffen des Arbeitskreises Kinderwortgottesdienst, ausnahmsweise in St. Stephanus (mit Blick auf den Garten), weil der Gemeindereferent dort anschließend noch einen weiteren Termin hatte. Außer dem Gemeindereferenten und mir erschien nur noch ein weiteres Arbeitskreismitglied zu diesem Treffen, aber das war glücklicherweise diejenige Kollegin, die für die inhaltliche Gestaltung des KiWoGo an diesem Sonntag die Hauptverantwortung übernommen hatte. Außer über den unmittelbar bevorstehenden KiWoGo sprachen wir bei diesem Treffen auch über den Kinderkreuzweg, der am Dienstag der Karwoche ansteht und den ich, wie's aussieht, allein mit dem Gemeindereferenten gestalten darf, da die anderen aus dem Team nicht da sind. Aber bleiben wir erst mal noch bei diesem Sonntag; da war nämlich der Gemeindereferent nicht da, weshalb sich seine Rolle bei der Vorbesprechung weitgehend darauf beschränkte, Anregungen und Hinweise zu geben. Nachdem es beim Januar-KiWoGo, bei dem er ebenfalls nicht dabei gewesen war, infolge von Unklarheiten über den Ablauf einiges Durcheinander gegeben hatte, notierte er außerdem einen verbindlichen Ablaufplan und schickte ihn uns per Mail. 

Nun aber mal zum Inhaltlichen: Das Evangelium dieses Sonntags war Johannes 12,20-33, und schon in der letzten "großen" Arbeitskreissitzung Anfang Januar, bei der wir die KiWoGo-Termine bis einschließlich April durchgesprochen hatten, hatte die Teamkollegin angeregt, für eine kindgerechte Auslegung des zentralen Verses 24, "Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht", das Bilderbuch "Alles wird gut" von Lysa TerKeurst und Natalia Moore heranzuziehen. Da außer ihr aber niemand im Team dieses Buch kannte, fiel ihr damit wie von selbst die zentrale Rolle bei der Gestaltung dieses KiWoGo zu. Damit sie aber nicht alles allein machen musste, einigten wir uns darauf, dass sie die Bilderbuch-Geschichte vortragen und ich die katechetische Ausdeutung übernehmen solle. Eine weitere Idee, die wir bereits im Januar besprochen hatten, war, zum Abschluss Kressesamen in kleinen bunten Säckchen an die Kinder zu verteilen; die Samen und Säckchen hatte der Gemeindereferent inzwischen besorgt. 


Beginnen wollten wir wieder mit einem Lied; der Gemeindereferent meinte, wir sollten wieder das gleiche Lied wie beim letzten Mal nehmen, "damit die Kinder das lernen". Ich bereitete mich also darauf vor, wieder "Alles was ich hab" zu spielen, aber in diesem Punkt gab es dann doch noch eine kurzfristige Planänderung: Die Co-Leiterin der Wichtelgruppe zeigte sich interessiert, etwas zum KiWoGo beizutragen, und da sie, wie ich neidlos anerkennen muss, erheblich besser Gitarre spielen kann als ich, schlug ich vor, sie solle zur Eröffnung "Sei mutig und stark" spielen – da das, wie ich fand, inhaltlich gut zur Bilderbuchgeschichte passte. 

(Nebenbei angemerkt gehört die KiWoGo-Teamkollegin, die die Bilderbuchgeschichte beisteuerte, auch zum Leitungsteam der Wichtelgruppe, wenngleich sie die letzten Male aufgrund anderer Verpflichtungen nicht dabei war; man könnte also mit einigem Recht behaupten, dass dieser KiWoGo von der Wichtelgruppe gestaltet wurde.) 

Nachdem die Beteiligung am KiWoGo schon in den letzten Monaten stets sehr beachtlich gewesen war, stellten wir diesmal einen neuen Rekord auf: Fast 30 Kinder nahmen teil. Zum Beginn gab es, wie gesagt, das Lied "Sei mutig und stark" von Mike Müllerbauer; da ich dank des Einsatzes meiner Wichtelgruppen-Co-Leiterin nicht selbst Gitarre spielen musste, konnte ich mit den Kindern die Bewegungen zum Lied einüben, sie machten gut mit, und ich möchte festhalten, dass es sich insgesamt als gute Entscheidung erwiesen hat, den KiWoGo mit einem Bewegungslied zu beginnen: Dadurch waren die Kinder gleich locker und gut gelaunt. 

In der Bilderbuchgeschichte ging es um ein Samenkorn, das lieber in seiner gemütlichen Schachtel im Regal bleiben würde, als in die dunkle, kalte Erde eingepflanzt zu werden, und um einen ängstlichen Fuchs – und um den guten Bauern, der auf sie aufpasst und Gutes für sie im Sinn hat, auch wenn sie es nicht immer verstehen. Bei der katechetischen Ausdeutung der Geschichte setzte ich zwei Schwerpunkte: 
  • das Thema näher an den Erfahrungsbereich der Kinder heranholen, indem man mit ihnen darüber spricht, dass einschneidende Veränderungen im Leben (z.B. Umzug, Schulwechsel) Angst machen können, aber dennoch notwendig für persönliches Wachstum und Weiterentwicklung sein können; 
  • den Bezug zum Evangelium vom Tag und damit zur Passion und Auferstehung Christi herausarbeiten. 

Zum Schluss wurden die Samentütchen verteilt, mit einer kleinen Erläuterung, was die Kinder zu Hause damit machen sollen. 

Wenn ich – worüber ich sehr ernsthaft nachdenke – meine Überlegungen und Erfahrungen zum Thema Kinderwortgottesdienst irgendwann mal in Buchform veröffentliche, dann, so meine ich, käme dieser KiWoGo als Beispiel für eine gelungene Gestaltung in Betracht. Zugegeben: Hätten wir noch ein paar Minuten mehr Zeit gehabt, hätte man sicherlich noch einen runderen Abschluss hinkriegen können; so hätte man, wie es z.B. beim JAM gemacht wird, das Thema der Katechese in einem Gebet zusammenfassen können, und zum Abschluss noch ein weiteres Lied zu singen, wäre auch schön gewesen – ich hatte schließlich eins vorbereitet. Aber trotz allem, was theoretisch noch besser hätte laufen können, bin ich insgesamt mehr als zufrieden mit dem Ergebnis. Ich freue mich schon auf den nächsten KiWoGo... 

Aber erst mal ist ja der Kinderkreuzweg dran, und dazu will ich auch noch ein paar Worte sagen. Letztes und vorletztes Jahr hatte ich mit Frau und Kindern am Kinderkreuzweg in St. Joseph teilgenommen, der beide Male identisch gestaltet war (einige Fotos von den Kreuzwegstationen sind in den "Ansichten aus Wolkenkuckucksheim" Nr. 24 zu sehen); dieses Jahr, so meinte der Gemeindereferent, müsse man den Kinderkreuzweg aber doch mal neu und anders gestalten – "und wenn wir dann nächstes Jahr wieder etwas Neues machen, haben wir drei erprobte Konzepte, zwischen denen wir in Zukunft wechseln können". Ich fand, das sei ein vernünftiger Ansatz. 

"Wir machen aber nicht alle 14 Stationen", fügte er hinzu. "Das wäre zu viel für die Kinder, die nehmen mehr davon mit, wenn man weniger Stationen macht, die aber dafür ausführlich." Auch damit war ich einverstanden. 

"Also machen wir sechs Stationen." – "Warum nicht sieben?" – "Weil das schon zu viel ist." 

Hier sprang mir die KiWoGo-Teamkollegin bei, die selbst beim Kinderkreuzweg gar nicht dabei sein wird: "Aber sieben ist die Hälfte von 14, und es ist eine schöne, symbolträchtige Zahl." Wir einigten uns also auf sieben, und zur "Belohnung" dafür, dass ich eine zusätzliche Station 'rausgehandelt habe, darf ich vier davon gestalten, und der Gemeindereferent übernimmt drei. Wir berieten noch eine Weile darüber, welche der 14 Kreuzwegstationen ein definitives Muss sind, welche man zusammenfassen und welche man weglassen kann; aber ich will mal noch nicht zu viel verraten: Näheres zu diesem Kinderkreuzweg gibt's in der nächsten Ausgabe des Creative Minority Report, und vielleicht auch schon zwischendurch auf Patreon, wenn ich dazu komme. 

Was ich übrigens beinahe vergessen hätte zu erwähnen: Im Anschluss an den KiWoGo am Sonntag kamen meine Teamkolleginnen auf die Idee, man könnte sich doch mehr oder weniger regelmäßig, unter der Woche oder sonntags nach der Messe, in St. Joseph treffen, um in der offenen Kirche Lieder mit Gitarrenbegleitung zu singen. Finde ich natürlich gut: Da eröffnet sich unverhofft eine neue Perspektive für die Etablierung von Lobpreisandachten in dieser Gemeinde, wenn nicht sogar erste Ansätze zum Aufbau einer Lobpreisband... 


Was tun bei akut auftretendem Priestermangel? 

Ehe ich am Mittwoch mit meinem Jüngsten die Kirche St. Marien Maternitas in Heiligensee betrat, warf ich einen Blick auf den im Schaukasten ausgehängten Wochenplan, der mir verriet, dass – wie ich irgendwie schon dunkel geahnt hatte – in dieser Woche statt einer Heiligen Messe wieder "nur" eine Wortgottesfeier anstand. Angesichts dieser Information regte sich bei mir die spontane Hoffnung, diese Wortgottesfeier werde nicht vom Diakon gehalten werden – sollte man nicht annehmen, dass es in der Gemeinde den einen oder anderen sogenannten "Gottesdienstbeauftragten" gäbe, der offiziell befugt wäre, einer solchen Feier vorzustehen? –, aber so richtig glaubte ich es selber nicht. Ehrlich gesagt bin ich eher geneigt zu glauben, der Beschluss zur "regelmäßigen Implementierung von Wort-Gottes-Feiern" in der Pfarrei St. Klara Reinickendorf-Süd sei wesentlich durch die Absicht motiviert gewesen, die Position des Diakons im "Pastoralteam" zu stärken. Sehr im Unterschied zum Pfarrer halte ich den Diakon nämlich für einen Überzeugungstäter, für jemanden, der entschlossen eine Agenda verfolgt. Und mit der "regelmäßigen Implementierung von Wort-Gottes-Feiern" gewinnt diese Agenda innerhalb der Pfarrei mehr Raum

Ein Blick in die Lesungstexte dieses Mittwochs der 5. Fastenwoche im Lesejahr B warf allerdings die Frage auf, was der Diakon damit wohl anfangen würde. In der 1. Lesung – Daniel 3,14-21.49a.91-92.95 – ging es um die drei Jünglinge im Feuerofen: Hananja, Asarja und Mischaël, von den Babyloniern Schadrach, Meschach und Abed-Nego genannt, weigern sich, die Götter Babylons anzubeten und sich vor dem goldenen Standbild des Königs Nebukadnezzar niederzuwerfen, und werden deshalb in den Feuerofen geworfen. – Ich muss sagen, wenn ich eine Predigt über diese Bibelstelle halten müsste, würde mir schon allerlei dazu einfallen; insbesondere dazu, welches heutzutage die Götter und goldenen Standbilder sind, von denen die herrschende Meinung verlangt, dass wir uns vor ihnen niederwerfen. Zum Beispiel also die Götter des Klimaschutzes, die Götter von Gender und LGBTQ, um mal die augenfälligsten, aber auch brisantesten Beispiele zu nennen. Als Fallbeispiele dafür, was denen blühen kann, die den geforderten Kniefall vor diesen Göttern verweigern, könnte man etwa auf die Floristin Barronelle Stutzman oder den Konditor Jack Phillips verweisen, und ganz schnell wäre man dann bei Havels Gemüsehändler und Regenbogenflaggen an kirchlichen Einrichtungen. – Natürlich wäre eine Auslegung des Lesungstexts in diese Richtung ganz und gar nicht im Sinne des Diakons von St. Klara; nachdem der es allerdings vor einigen Wochen fertiggebracht hat, die im Buch Jona geschilderte Umkehr und Buße der Leute von Ninive assozistiv mit der Positionierung der deutschen Bischöfe gegen die AfD in Verbindung zu bringen, dann kann man sich vorstellen, dass er wohl auch zu den Lesungstexten dieses Mittwochs einen überraschenden Dreh gefunden hätte. Genau werden wir es allerdings nie erfahren, da er zu der Wortgottesfeier, der er hätte vorstehen sollen, schlicht nicht auftauchte

Es dauerte ein paar Minuten, bis der Gemeinde die Verzögerung auffiel. Der kombinierte Küster-, Lektoren- und Ministrantendienst wurde diesmal, was man wohl als glückliche Fügung betrachten kann, nicht von dem unlängst erwähnten "Erzlaien" versehen, sondern von einem noch älteren Mann, und als dieser das Lektionar und das Fürbittenbuch zum Ambo brachte, fragte ihn jemand aus der Gemeinde, ob denn inzwischen ein Geistlicher in der Sakristei erschienen sei. "Nein, niemand da", brummte der Küster verdrossen und zog sich wieder in die Sakristei zurück. Was nun folgte, zeigte auf geradezu exemplarische Weise zwei unterschiedliche, um nicht zu sagen gegensätzliche Wege auf, mit einer solchen Situation umzugehen. Eine Frau aus der Gemeinde schlug vor, den Schmerzhaften Rosenkranz zu beten; so hätte man es wohl auch früher™️, als es noch keine "Wort-Gottes-Feiern" gab, gemacht, wenn sich eine Gemeinde zum Gottesdienst versammelt hat und der erwartete Priester sich nicht einfindet. (Übrigens fällt mir in diesem Zusammenhang eine meiner Lieblingsgeschichten aus dem Buch "Fromme Geschichten für kleine Leute" von Josef Quadflieg ein, nämlich die Geschichte "Klaus Mück von Farnstädt"; aber dazu vielleicht ein andermal.) Die Gemeinde begann also den Rosenkranz zu beten, aber noch ehe das erste Gesätz zu Ende war, läutete der Küster die Glocke an der Sakristeitür: Er hatte beschlossen, wenn nun mal kein Geistlicher zur Stelle sei, könne er die Wortgottesfeier ebensogut selbst leiten. Irgendwo ja ein naheliegender Gedanke, aber dass er damit nicht noch warten konnte, bis die Gemeinde wenigstens ein Gesätz des Rosenkranzes zu Ende gebetet hatte, löste nicht nur bei mir Irritation aus. 

Mindestens ebenso kritikwürdig scheint es mir, dass der Küster die Bestandteile der Wortgottesfeier für mein Empfinden arg mechanisch 'runterspulte: Lied zur Eröffnung, Kyrie, Tagesgebet, 1. Lesung, Antwortpsalm, Evangelium, Fürbitten, Vaterunser, Kommunionspendung, Schlusslied und Tschüss. Darüber, ob er zur Kommunionspendung überhaupt befugt war, will ich hier nicht spekulieren. Insgesamt hatte die Vorgehensweise etwas von "In Abwesenheit des Kapitäns übernimmt der dienstälteste Offizier auf der Brücke das Kommando"; da frage ich mich nun allerdings, ob man diese Situation nicht anders hätte handhaben können und sollen. Gerade bei so einer überschaubaren Gottesdienstgemeinde, die so gut wie jeden Mittwoch in annähernd identischer Besetzung in dieser Kirche zusammenkommt und in der fast jeder jeden kennt. Sollte man nicht denken, wenn bei einem Gottesdienst weder Priester noch Diakon anwesend sind, könnte dies das Bewusstsein dafür schärfen, dass Gottesdienst feiern ein gemeinsames Handeln der ganzen Gemeinde ist oder sein soll und nicht eine Auffühung, bei der nur einer agiert und die Anderen bloß Zuschauer sind? – In diesem Zusammenhang ist es durchaus bemerkenswert, dass die erste Reaktion der Gemeinde auf die Abwesenheit eines Geistlichen, der dem Gottesdienst hätte vorstehen können, darin bestand, gemeinsam den Rosenkranz zu beten; und umso ärgerlicher, dass das unterbunden wurde. So sehr man das Anliegen legitim finden kann, die im Wochenplan angekündigte Wortgottesfeier nicht ganz ausfallen zu lassen, so sehr wäre auch dafür eine flexiblere und gemeinschaftlichere Lösung wünschenswert gewesen. So hätte man bei den Lesungen und bei der Liedauswahl ruhig mehrere verschiedene Gemeindemitglieder einbeziehen können; wäre die Gemeinde ein klein wenig charismatischer, wären vielleicht auch freie Fürbitten denkbar gewesen. Aber nun gut: Angesichts der Personalsituation der Pfarreien wird man ähnliche Situationen in Zukunft womöglich noch öfter erleben – es muss ja nicht unbedingt in dieser Kirche sein... 


Auf der anderen Straßenseite 

Vor einigen Wochen wurde ich mal darauf angesprochen, warum ich beim JAM nie zum Elterncafé gehe. Ich antwortete darauf, bei der Kinderkatechese fühlte ich mich "eher auf meinem Niveau angesprochen". Das war natürlich ein Witz und wurde auch als solcher aufgenommen, aber wie es sich für einen anständigen Witz gehört, steckt da durchaus ein Körnchen Wahrheit drin. Nicht der einzige, aber doch ein wichtiger Grund, weshalb ich beim JAM lieber meine Kinder zur Kinderkatechese begleite statt zum Elterncafé zu gehen, liegt darin, dass ich mir dort Anregungen für meine eigene Tätigkeit als Wichtelgruppenleiter und Kinderwortgottesdienst-Mitarbeiter erhoffe und oft auch tatsächlich erhalte. Nachdem wir vorige Woche nicht dort gewesen waren und mein Urteil über das Programm der beiden vorangegangenen Wochen eher kritisch ausgefallen war, freue ich mich umso mehr, sagen zu können: Diesmal war's wieder klasse

Das begann damit, dass mir schon auf dem Weg zum JAM beharrlich das Lied "Komm, wir machen Gott jetzt eine Freude" im Kopf herumging; und welches Lied wurde wohl im Lobpreis-Teil des JAM als erstes gespielt? Eben selbiges! Da hatte ich natürlich sofort gute Laune. In der Hauptsache bestand das Programm dieses letzten JAM vor Ostern jedoch darin, dass die Passion Jesu – vom Einzug in Jerusalem am Palmsonntag über das Letzte Abendmahl, das Gebet im Garten Getsemani, Jesu Gefangennahme und Kreuzigung bis hin zum Besuch der Frauen am leeren Grab – als eine Art Rallye gestaltet wurde, mit Spielen zwischen den einzelnen Stationen. Das ist eine Idee, die ich wirklich zur Nachahmung empfehlen möchte. 

Der Abendmahlssaal war passenderweise im Gottesdienstraum der Gemeinde aufgebaut.

Hinter der Platte, die den Stein vor dem Grab Jesu darstellen sollte, befand sich ein Leinentuch mit der Aufschrift "Das Grab ist leer, Jesus ist nicht hier"


Neues vom Schulkind 

"Ich glaube, ich werde Naturschützerin. Dann muss ich den ganzen Vormittag nichts anderes machen als die Natur zu schützen." 


Geistlicher Impuls der Woche 

Wenn Gott in seiner Güte jemand zu einer besonderen Gnade oder zu einem hohen Stand beruft, dann gibt er alle Hilfen, die für eine so erwählte Persönlichkeit und ihre Aufgabe erforderlich sind. Sie zeichnen diesen Menschen dann in reichem Maße aus.

Das hat sich in hohem Grad am heiligen Josef bewahrheitet, dem Adoptivater Jesu Christi, dem wirklichen Bräutigam der Königin der Welt und Herrin der Engel. Er wurde vom ewigen Vater erwählt als treuer Ernährer und Behüter seiner höchsten Schätze: seines Sohnes und der Braut Josefs. Dieses Amt hat Josef mit größter Treue verwaltet. Darum spricht der Herr zu ihm: "Du bist ein tüchtiger und treuer Diener... Komm herein in die Freude deines Herrn!" (Mt 25,21). Wenn du Josef zur ganzen Kirche Christi in Beziehung setzt, ist er dann nicht ein auserwählter und ganz besonderer Mensch, durch den und unter dessen Obhut Christus der Ordnung entsprechend und ehrenvoll in die Welt eingeführt wurde? Wenn daher die ganze Kirche in der Schuld der Jungfrau Mutter steht, weil sie Christus empfangen durfte, so schuldet sie Josef nach ihr gewiss in besonderem Maß Dank und Ehrfurcht. 

(Bernhardin von Siena, Predigt zu Ehren des heiligen Josef) 


Ohrwurm der Woche 

Bummelkasten: Rolltreppenmax 

Ein Lieblingslied meiner sechsjährigen Tochter; ich selbst habe es zuerst dadurch kennengelernt, dass sie mir den Refrain vorgesungen hat. Ich nehme mal an, sie kennt es aus der Schule. Soweit ich habe ermitteln können, lief es vor ungefähr zehn Jahren mal in der "Sendung mit der Maus", und erneute Popularität gewann es infolge der Klopapierknappheit in der Coronakrise. Klingt komisch, is' aber so. Auch das Video macht Laune. Was mir daran indes keine Ruhe lässt, ist, dass mir der Sänger Bernhard Lütke so bekannt vorkommt und ich mir nicht sicher bin, ob ich ihn aus dem Fernsehen kenne oder aus dem wirklichen Leben. Vielleicht von der Uni...? 


Freitag, 22. März 2024

Songs, die es fast zum Ohrwurm der Woche gebracht hätten – Platz 5-1

Nachdem ich unlängst, anlässlich des einjährigen Jubiläums meiner Rückkehr aus der Blogpause, auf die "Ohrwürmer der Woche" aus dem zurückliegenden Kalenderjahr zurückgeblickt, die Idee einer Hitliste derjenigen Songs, die es nicht unter die "Ohrwürmer der Woche" geschafft haben, erläutert und die Plätze 10-6 dieser Hitliste vorgestellt habe, bleibt mir zur Einleitung dieses Artikels wohl nicht viel mehr zu sagen als: Willkommen zu den Top Five! 

5. The Cure: In Between Days 

Ich muss gestehen: Ich und The Cure, das ist ein schwieriges Thema. Als ich Ende der 80er aufs Gymnasium kam, gab es in meiner Altersgruppe ein Häuflein eingefleischter Cure-Fans, die nahezu ausschließlich schwarze Klamotten trugen und sich auch die Haare entsprechend wüst auftoupierten, und wer nicht zu dieser Gruppe gehörte, der fand sie – und by extension dann eben auch The Cure – eher doof. Die damals aktuelle Single "Lullaby" war mir mit meinen noch nicht ganz 13 Jahren zu morbide und das Video dazu fand ich eklig. In den folgenden Jahren kam ich nach und nach dahinter, dass es durchaus einige Cure-Songs gab, die ich ganz gut fand, aber die spezifische Fankultur, die die Gruppe umgab, blieb mir suspekt. – Jahre später arbeitete ich als DJ in einer Bar, und eines Tages lieh mir eine der Kellnerinnen ganze zehn selbstgebrannte CDs mit alphabetisch sortierten Cure-Songs. Ich rechnete damit, dass mir vielleicht 10% der Songs gefallen würden, aber das Ergebnis übertraf meine Erwartungen erheblich: Es war praktisch kein Song dabei, von dem ich gesagt hätte "Gefällt mir gar nicht". – "In Between Days", vom 1985er Album "The Head on the Door", gehörte allerdings auch schon in meiner Zeit auf dem Gymnasium zu meinen Lieblingssongs der Gruppe. Es ist auch auf dem Soundtrack des Films "Sing Street" vertreten, was auf assoziativem Weg dazu führte, dass ich mich in der Woche, als "In Between Days" gute Aussichten auf den Ohrwurm-Titel hatte – nämlich im "Creative Minority Report" Nr. 15 –, schließlich doch für das unverkennbar Cure-inspirierte "A Beautiful Sea" von Sing Street entschied. 


4. Falco: Maschine brennt 

Die zweite Single-Auskopplung aus Falcos Debütalbum "Einzelhaft" war zwar kein solcher Welterfolg wie der Vorläufer "Der Kommissar" und erreichte auch auf längere Sicht nicht dessen Kultstatus, verkaufte sich aber allemal mehr als beachtlich und stellte somit sicher, dass Falco auf dem Internationalen Pop-Markt keine Eintagsfliege blieb. Ich finde die Nummer ausgesprochen stark: den 80er-Jahre-typischen Keyboard-Sound, die funky Gitarren-Licks und dazu deutschsprachiger Rap mit österreichischem Akzent --- ein Gesamtkunstwerk. Fast zum Ohrwurm der Woche avanciert wäre es während des Urlaubs in Ostfriesland, als das unbeständige Wetter mich wiederholt an die Textstelle "Ich seh' es ganz genau, noch ist der Himmel blau, wer weiß, wie lange dieser Segen hält" denken ließ. 


3. Jethro Tull: Too Old to Rock'n'Roll, Too Young to Die 

Der Titel ist ja recht sprichwörtlich; wenn man allerdings bedenkt, dass es die Gruppe Jethro Tull heute immer noch gibt, mag man es zunächst einmal überraschend finden, dass sie diese Nummer zu einem vergleichsweise frühen Zeitpunkt ihrer Karriere, 1976, herausbrachten. Zeitgenössische Kritiker betrachteten das gleichnamige Album tatsächlich als Anzeichen einer Schaffenskrise der Band. Schon im Jahr darauf, mit dem Album "Songs from the Wood", gelang es den Prog-Rock-Pionieren indes, sich als Folk-Rock-Band neu zu erfinden. "Songs from the Wood" finde ich von vorne bis hinten hervorragend und kann die Scheibe nur empfehlen, aber ironischerweise enthält sie dennoch keinen einzelnen Song, der in Sachen Ohrwurmpotential mit "Too Old to Rock'n'Roll, Too Young to Die" mithalten könnte. Als ich mir den Song einmal in Gegenwart meiner Tochter anhörte, fragte sie mich, was der Titel bedeute, und als ich ihn ihr übersetzte, meinte sie in aller Unschuld: "Ach so, dann ist das vielleicht so jemand wie du." Tja, Kindermund und so... 


2. Heidi Franke: Die Blumen sind für Sie, Herr Polizist 


In den "Ansichten aus Wolkenkuckucksheim" Nr. 42 erwähnte ich, ich sei "[i]m Zuge meiner Recherchen für ein Buchprojekt – das trotz intensiver Arbeit noch immer nicht so weit gediehen ist, dass ich mich trauen würde, darüber mehr als ein paar Andeutungen an die Öffentlichkeit dringen zu lassen – [...] auf eine 2008 erschienene Compilation-CD mit dem Titel 'Hippies, Hasch und Flower Power – 68er-Pop aus Deutschland' aufmerksam geworden und finde sie ohne Übertreibung sensationell". Von den 25 in dieser Sammlung vertretenen Stücken hätte Heidi Frankes "Die Blumen sind für Sie, Herr Polizist" eigentlich den Titel des Ohrwurms der Woche in dem betreffenden Wochenbriefing verdient gehabt: Was diesen Song so brillant macht, ist die Kombination aus locker-flockigem, vermeintlich harmlosem Schlager-Sound – durchaus vergleichbar mit Evergreens wie "Ich will nen Cowboy als Mann" (Gitte Hænning, 1963) oder "Er hat ein knallrotes Gummiboot" (Wencke Myhre, 1970) – und einem scharf satirischen, auch politisch brisanten Text. Allerdings hatte ich diese Nummer direkt nach dem ersten Hören im Überschwang der Entdeckerfreude auf Facebook geteilt, und als ein paar Tage später das Wochenbriefing anstand, dachte ich, nochmal dasselbe Lied wäre irgendwie langweilig. Daher entschied ich mich dort für ein anderes Juwel von dieser Compilation: Michel Polnareffs "Gammler-Ballade". Jetzt soll aber die gute Heidi zu ihrem Recht kommen! 


1. Kiki Dee: I've Got the Music in Me 


Eher ein Zufallsfund: Diesen exzellenten Song kannte ich zunächst nur in einer live aufgenommenen Coverversion der Gruppe Heart, und Kiki Dee war mir lediglich von ihrem Duett mit Elton John, "Don't Go Breaking My Heart", ein Begriff. Ich muss gestehen, ich wäre von selbst nicht auf die Idee gekommen, beides zusammenzubringen. Inzwischen habe ich aber u.a. gelernt, dass Kiki Dee zu den sehr wenigen weißen Interpreten gehörte, die von dem legendären Motown-Label unter Vertrag genommen wurden. Und was den Song betrifft: Der macht einfach gute Laune. Wobei das eigentlich schon fast untertrieben ist. Wenn man sich mal antriebsschwach, frustriert und allgemein "meh" fühlt, ist dieser Song perfekt geeignet, einen da rauszureißen. Probier' es aus, Leser! 

Und nun als Bonus noch einmal vier Songs, die ebenfalls fast mal Ohrwurm der Woche geworden wären, es aber nicht in die Top Ten geschafft haben. Ich weiß, ich hatte eigentlich fünf versprochen, aber bei nochmaligem Nachzählen waren es dann doch nur vier. 

2 Guys 'N The Parque: Eichhörnchen in der Hose – ja, das ist aus der Cartoonserie "Phineas & Ferb". Die habe ich eigentlich nie gesehen, aber diesen Ausschnitt habe ich irgendwann mal, vermutlich durch einen Facebook-Link, auf YouTube entdeckt und fand den Song witzig. Nicht zuletzt auch dank der unfreiwilligen Dance-Moves. Das ist aber noch gar nichts im Vergleich zur Reaktion meiner Kinder. Die fahren da total drauf ab. **** Fil: Magnum's Son – ein Stück musikalische Comedy, über die ich mich seit gefühlt 20 Jahren immer wieder beömmeln kann. Die Klage des intellektuellen, zart besaiteten Sohnes über seinen vulgären, aufdringlich selbstverliebten Heavy-Metal-Vater geht gegen Ende in eine sehr gekonnte Cure-Parodie über, womit sich hier ein Kreis schließt. **** Bläck Fööss: Drink doch eine met – diesen Ohrwurm verdanke ich natürlich dem berüchtigten Karnevalsgottesdienst in St. Rita. Immerhin, als kulturhistorisches Dokument ist der Song ganz interessant: Er gilt als der erste kölsche Karnevalsschlager mit Stilelementen zeitgenössischer Rockmusik. Rein musikalisch gefällt er mir tatsächlich gar nicht schlecht, wohingegen mein norddeutsches Gemüt das sentimentale Pathos des Texts schwer erträglich findet. Vermutlich sollte man aber in Rechnung stellen, dass das Lied nicht dafür gemacht ist, angehört zu werden, ehe man selbst die eine oder andere "mitgetrunken" hat. **** Teach-In: Ding-A-Dong war 1975 der Siegertitel beim Grand Prix Eurovision de la Chanson, und zwar für die Niederlande; folgerichtig gibt es auch eine niederländische Textfassung, aber ich bevorzuge die englische – die klingt nicht ganz so albern, und, Hand aufs Herz: "Waterloo" von ABBA, das Grand-Prix-Siegerlied aus dem Vorjahr, hört man sich ja auch nicht ohne Not auf Schwedisch an. – Alles in allem scheint mir die Gruppe Teach-In, ähnlich wie etwa Sonny & Cher, Esther & Abi Ofarim, die CarpentersMiddle of the Road, Tony Orlando & Dawn oder Brotherhood of Man (die im nächsten Jahr mit "Save Your Kisses For Me" den Grand Prix gewannen), ein Beispiel dafür zu sein, wie die Überreste der Hippiekultur im Mainstream-Pop ankamen. Interessant ist auch, dass vor einem halben Jahrhundert der Grand Prix, was popmusikalische Trends anging, auf der Höhe der Zeit war, wohingegen der European Song Contest unserer Tage eine vom sonstigen Popmusikbetrieb völlig abgekoppelte Freakshow ist. 


Samstag, 16. März 2024

Creative Minority Report Nr. 21

Eins vorweg, Leser: Bei uns ist heute Kindergeburtstag (der eigentliche Geburtstag unseres Jüngsten war gestern, aber gefeiert wird heute); daher habe ich bemüht, diese Wochenbriefing-Ausgabe möglichst frühzeitig weitgehend fertig zu bekommen, und infolgedessen steht über die letzten Tage der zurückliegenden Woche nicht viel drin. Zu berichten gibt es aber auch so jede Menge: Das Gartenprojekt in St. Stephanus macht endlich Fortschritte, wir waren bei einem Kinder-Lobpreis-Konzert, Neues von der Wichtelgruppe gibt's auch... und was in diesem Wochenbriefing keinen Platz mehr gefunden hat, das kommt eben im nächsten dran! 

Das Hasenfest hoppelt mit großen Sprüngen näher.

Was bisher geschah 

Am Samstagmorgen hatte unser Jüngster bemerkenswert sonnige Laune – was, wie ich vermute, damit zusammenhing, dass er endlich mal wieder zusammen mit seiner Mami aufwachen durfte – und verkündete am Frühstückstisch, er wolle einen Kuchen backen – "mit Soße", womit er Glasur meinte. Zum Kuchenbacken kamen wir dann aber doch erst gestern Abend. Erst einmal war am Samstag Wichtelgruppentreffen, und im Anschluss daran hatte ich ein erstes konspiratives Treffen in Sachen Gartenprojekt; auf beides wird weiter unten noch näher einzugehen sein. Am Sonntag gingen wir früh in St. Stephanus in die Messe, und der Grund für diese eher untypische Entscheidung war wiederum das Gartenprojekt; auch dazu also weiter unten Genaueres. Am Montag brachte ich unsere Große morgens zu ihrer mit Spannung erwarteten Lernreise und den Jüngsten am frühen Nachmittag zu den Omas, dann hielt ich zu Hause die Stellung für den Fall, dass das Tochterkind womöglich doch wieder abgeholt werden und zu Hause übernachten wollte. Dazu kam es allerdings nicht, auch nicht an den nächsten Tagen; die Folge war, dass ich morgens mit dem Jüngsten allein und, da das Zur-Schule-Bringen wegfiel, freier in der Gestaltung der Vormittage war. Ich hätte also mit dem Jüngsten durchaus mal woanders zur Werktagsmesse gehen können als sonst, etwa am Dienstag in St. Rita oder am Mittwoch in St. Bernhard; aber am Ende siegte doch die Gewohnheit, und wir gingen wieder am Mittwoch in St. Marien Maternitas in die Messe, wo sich die Gemeinde inzwischen an uns gewöhnt hat und wo es im Anschluss an den Gottesdienst Frühstück gab. Am Nachmittag wollten wir zum Konzert des Kinder-Lobpreis-Liedermachers Mike Müllerbauer in der "Gemeinde auf dem Weg"; allerdings schlief der Knabe – nachdem er sich zuvor standhaft geweigert hatte, Mittagsschlaf zu machen – auf dem Weg dorthin ein. Das Konzert war trotzdem klasse; was es sonst noch darüber zu sagen gibt, folgt weiter unten unter der Überschrift "Komm, wir machen Gott jetzt eine Freude". Am Donnerstag traf sich der Arbeitskreis Kinderwortgottesdienst, um den bereits am morgigen Sonntag anstehenden nächsten KiWoGo und den Kinderkreuzweg in der Karwoche zu planen; aber darüber berichte ich aus Platzgründen erst im nächsten Wochenbriefing. – Am Freitag, also gestern wurde unser Jüngster dann drei Jahre alt und die Große kam von ihrer Lernreise zurück; kein Wunder, dass beide Kinder extrem aufgedreht waren, umso mehr, als sie sich vier Tage lang nicht gesehen hatten. Ihre Lust am Chaos gipfelte darin, dass sie sich – als ich gerade unterwegs war, um den Schlüssel für den Ort der Geburtstagsfeier zu besorgen – mit einer Bastelschere die Haare schnitten. Da wird wohl nächste Woche ein Besuch beim Friseur fällig, um zu retten, was zu retten ist... 


Was ansteht 

Wie die Zeit vergeht: Vor uns liegt bereits die 5. Woche der Fastenzeit! Am morgigen Sonntag ist, wie schon gesagt, in St. Joseph Siemensstadt Kinderwortgottesdienst, an dessen Gestaltung ich in bescheidenem Ausmaß beteiligt bin. Am Dienstag bin ich in meiner Eigenschaft als Wichtelgruppenleiter zu einem informellen Leitertreffen der Haselhorster Pfadfinder eingeladen, am Mittwoch ist wieder JAM, und alles Weitere wird sich zeigen. Am kommenden Samstag ist dann schon der Vorabend des Palmsonntags, und auch wenn dieser Tag wohl im Wesentlichen ein Thema für das übernächste Wochenbriefing sein wird, sei doch schon mal verraten, dass da noch einmal der Erzbischof zur Visitation kommt, und zwar diesmal speziell nach Siemensstadt. Der Hintergrund ist, dass die Visitation der Großpfarrei Heilige Familie eigentlich vier Tage in Anspruch nehmen sollte, Erzbischof Koch aber infolge anderweitiger Verpflichtungen nicht alle vier Tage an einem Stück absolvieren konnte. Daher wird nun also noch ein Tag drangehängt, an dem Erzbischof Koch u.a. Ehrenamtliche aus der Gemeinde St. Joseph Siemensstadt/St. Stephanus Haselhorst treffen will und in St. Joseph eine Vorabendmesse zum Palmsonntag zelebriert. 


Aus meinem Wichtelbuch 

Unser jüngstes Wichtelgruppentreffen würde ich als uneingeschränkten Erfolg bezeichnen, auch wenn es anfangs nicht unbedingt danach aussah: Es waren wieder nicht mehr Teilnehmer da als beim letzten Mal, und zudem war der Tochter meiner Co-Leiterin auf dem Weg zum Treffen plötzlich unwohl geworden; besonders viel Aktivität seitens der Kinder war da nicht drin, also setzten wir uns im Gemeindezentrum von St. Stephanus in den Pfadfinderraum, tranken Tee, sangen ein paar Lieder, und als ich eine Geschichte aus dem Buch "Jesus erzählt von Schafen, Perlen und Häusern" von Nick Butterworth und Mick Inkpen vorlas, fanden die Kinder das einhellig so toll, dass ich gleich noch mehrere weitere Geschichten aus demselben Buch vorlesen durfte/musste. Nebenbei besprachen meine Co-Leiterin und ich die weitere Terminplanung bis zum Sommer – und einigten uns dabei darauf, im Zeitraum zwischen den Oster- und Sommerferien regelmäßig alle zwei Wochen ein Wichtelgruppentreffen anzusetzen wollen und das auch dann durchzuziehen, wenn nicht das ganze Leitungsteam an allen Terminen mit dabei sein kann. Der nächste Termin ist demnach am 13. April; Zeit genug, neue Flyer zu drucken und zu verteilen und auf anderen Wegen die Werbetrommel zu rühren. Und dann sind wir mal gespannt, wie die Dinge sich weiter entwickeln. 


Der Garten ruft! 

Okay, Karten auf den Tisch: Wie ist der Stand der Dinge hinsichtlich des Gartenprojekts in St. Stephanus? Nachdem ich ja vor ein paar Wochen bei der Community Networking Night im Baumhaus mein Anliegen vorgestellt hatte, ein Konzept zur Pflege und Gestaltung des Pfarrgartens zu entwickeln, und ein paar Leute am Tisch tatsächlich Interesse signalisiert hatten, daran mitzuwirken, hatte ich als nächsten Schritt ins Auge gefasst, einen Termin auszumachen, um mit diesen Leuten und Vertretern der an der Nutzung des Gartens interessierten Gruppen und Kreise der Kirchengemeinde eine Ortsbegehung zu unternehmen und sich dabei darüber zu verständigen, welche Arbeitsschritte da konkret anstehen werden, wenn der Frühling kommt. Ein ehrenamtlicher Küster von St. Stephanus – der bezeichnenderweise schon im letzten Spätsommer als einziger Vertreter der Kirchengemeinde auf meinen Versuch reagiert hatte, ein erstes Treffen zu arrangieren – schlug vor, sich am Sonntag nach der Messe zu treffen, und das war dann auch der Grund, weshalb wir an diesem Sonntag nicht in St. Joseph Siemensstadt, sondern eben in St. Stephanus Haselhorst in die Messe gingen. Die beiden Interessentinnen aus der Baumhaus-Community lud ich ebenfalls zu diesem Treffen ein; während von der einen überhaupt keine Rückmeldung kam, schlug die andere vor, sich schon einen Tag früher, also am Samstag, zu treffen, um sich den Garten schon mal anzusehen. 

Dieses Treffen – im Anschluss an die Wichtelgruppenstunde – verlief ausgesprochen fruchtbar und inspirierend; meine Gesprächspartnerin hatte schon an dem Abend im Baumhaus durchblicken lassen, dass sie sich mit Permakultur auskennt, und wie sich zeigte, hat sie auch bereits Erfahrung mit Gartenprojekten auf Kirchengrundstücken. Sie hatte gefühlt hundert Fragen, die ich nur zum Teil verlässlich beantworten konnte, aber mindestens ebenso viele Vorschläge und Anregungen für Maßnahmen, die sowohl die Attraktivität des Gartens für die Nutzung durch die Gemeinde erhöhen könnten als auch ökologisch sinnvoll wären. 


Der Termin am Sonntag nach der Messe war dagegen weniger erfolgreich: Außer dem Küster, der den Termin vorgeschlagen hatte, und mir erschien niemand, und das, obwohl ein weiteres designiertes Garten-AG-Mitglied aus der Gemeinde noch tags zuvor zugesagt hatte. Die Permakultur-Beraterin aus dem Baumhaus hätte etwas später dazustoßen wollen, aber mangels Beteiligung aus der Gemeinde sagte ich ihr ab. Der Küster schlug nun eine Minimallösung für die Erhaltung und Pflege des Gartens vor: Man solle vier Gruppen innerhalb der Gemeinde benennen, die im Wechsel die Verantwortung dafür übernehmen, in regelmäßigen Abständen im Garten nach dem Rechten zu sehen und akut anfallende Arbeiten zu erledigen (insbesondere Bewässerung im Falle anhaltender Trockenheit). 

Man kann oder muss wohl sagen, dass es zwischen diesen beiden Visionen für den Pfarrgarten von St. Stephanus ein erhebliches Gefälle gibt. Ob man sich da irgendwo in der Mitte treffen kann? Und wie sollte ich nun konkret weiter vorgehen?, fragte ich mich und gab mir sogleich selbst die Antwort: Schreibste erst mal 'n Protokoll. Bürokratie sí! – Ich wünsche mir ja oft, "bei Kirchens" liefe alles etwas informeller, aber das heißt ja nicht, dass ich nicht nach den Regeln spielen kann, wenn's sein muss. – Mein Protokoll stellte ich am Dienstag fertig, es umfasst zwei Seiten zuzüglich einiger Links zu weiterführenden Informationen über Permakultur sowie zu Stichworten wie "Benjeshecke", "Kräuterspirale" und "Pilzdübel". Jetzt muss das Papier wohl erst mal seine Runde durch die Gremien der Gemeinde machen, aber als erste Reaktion wurde mir bereits in Aussicht gestellt, dass ich das Anliegen bei der nächsten Gemeinderatssitzung vorstellen darf/soll. Einen Termin dafür gibt es allerdings noch nicht. 


Predigtnotizen 

Die Lesungstexte für diesen 4. Sonntag der Fastenzeit hatte ich mir erneut schon am Abend vorher angesehen – und ich erwäge ernsthaft, das zu einer festen Gewohnheit zu machen. Jedenfalls stellte ich fest, dass es die Texte schon wieder ganz schön in sich hatten: als 1. Lesung den Abschluss des Chronikbuches (2. Chr 36, 14–16.19–23) mit der Schilderung des Untergangs des Königreichs Juda, der Babylonischen Gefangenschaft und schließlich der Rückkehr der Juden aus der Verbannung; als 2. Lesung Epheser 2,4-10 ("Denn aus Gnade seid ihr durch den Glauben gerettet"); und als Evangelium schließlich Johannes 3,14-21, eine theologisch äußerst gehaltvolle Passage aus dem Gespräch Jesu mit Nikodemus. – In der Messe, die der innerhalb der Großpfarrei für die Gemeinde St. Joseph Siemensstadt/St. Stephanus Haselhorst zuständige Pfarrvikar zelebrierte, war ich dann zunächst etwas irritiert, dass eine andere Evangelien-Perikope vorgetragen wurde, nämlich eine gekürzte Fassung der Heilung des Blindgeborenen aus Johannes 9. Das war aber nicht etwa ein Fehler, sondern diese Perikope ist im Lesejahr A am 4. Sonntag der Fastenzeit dran und kann, wie ich der Online-Ausgabe des Schott entnehmen konnte, auch in den anderen Lesejahren verwendet werden. Tatsächlich enthielt die Predigt des Pfarrvikars auch am Rande den Hinweis, dass "heute eigentlich Nikodemus dran gewesen" wäre, aber dazu später; im ersten Teil der Predigt wandte er sich einmal mehr vorrangig an die Erstkommunionkinder, von denen, wenn ich richtig gesehen habe, fünf oder sechs anwesend waren. Ihnen erklärte er, dass der Name Jesus "Gott rettet" bedeute, und lenkte ihre Aufmerksamkeit von der physischen Blindheit des Mannes, den Jesus heilt, auf die eher metaphorische Blindheit der Pharisäer und Schriftgelehrten – und nicht zuletzt auf Situationen, in denen sie selbst in diesem Sinne "blind" seien: Blind zu sein bedeute, Menschen oder Sachverhalte nicht so wahrnehmen zu können, wie sie wirklich sind, weil man sie ohne Liebe anschaut. Wenn Jesus Menschen, die blind waren, sehend macht, dann bedeutet das, dass er sie befähigt zu lieben

In dem für erwachsene Hörer bestimmten Teil der Predigt ergänzte der Pfarrvikar diese Kernaussage noch um Querverweise auf andere Evangelien-Perikopen der Fastenzeit, in denen es immer um Wasser gehe – besonders augenfällig im Evangelium von der Begegnung Jesu mit der Samariterin am Brunnen (Joh 4,5-42): "Die kommt mit einem kleinen Krug" und signalisiert damit, dass "sich das Leben darauf reduziert hat, die Mühsal des Lebens irgendwie zu ertragen und ein bisschen Wasser zu haben. Heute wäre eigentlich auch Nikodemus" – wir hörten schon davon –, "und auch der hat den Glauben und das Leben reduziert auf ein paar moralische Gesetze, auf ein bisschen brav und ordentlich sein." In all diesen Perikopen gehe es letztlich um den "Unterschied, ob ich zu Gott komme mit meinem kleinen Wasserkrug und denke, das ist schon alles, oder ob ich zu einer sprudelnden Quelle werde". Lassen wir das mal auf uns wirken... 

Eine Novene für den Hl. Josef 

Am kommenden Dienstag ist übrigens das Hochfest des Hl. Josef; ein Umstand, den ich zum Anlass genommen habe, der erst vor einigen Wochen hier festgehaltenen Überlegung, man sollte überhaupt mehr Novenen beten, Taten folgen zu lassen. Eine Novene zum Hl. Josef hatte ich ja schließlich sozusagen schon fertig in der digitalen Schublade, und auch wenn die aus Gründen darauf hin konzipiert war, in den Tagen vor dem 1. Mai (Hl. Josef der Arbeiter) gebetet zu werden, sagte ich mir, Teile davon könnte ich sicherlich wiederverwenden, so dass Eröffnungsgebet, die Litanei und nicht zuletzt das Novene-Gebet der Hl. Mutter Teresa zum Hl. Josef

Ich begann mit der Novene am Sonntagabend, kurz vor dem Schlafengehen, und das verlief ehrlich gesagt mehr schlecht als recht, da ich in meinem stillen Gebet wiederholt unterbrochen oder abgelenkt wurde und dadurch langsam aber sicher immer grantiger wurde. An den folgenden Tagen ging es aber erheblich besser, insbesondere nachdem mir der eigentlich sehr naheliegende Gedanke gekommen war, wenn man die Möglichkeit hat, die Novene zum Hl. Josef in einer diesem Heiligen geweihten Kirche zu beten, sollte man sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Ich steuerte also am Montag, nachdem ich unseren Jüngsten zu den Omas gebracht hatte, erst einmal St. Joseph Tegel an; dort wurde gerade einem Kind oder Teenager Orgelunterricht erteilt, was auch nicht uninteressant war, aber das hielt mich nicht davon ab, mich in der ersten Reihe vor der Holzskulptur des Hl. Josef mit dem Jesusknaben und Zimmermannswerkzeugen zu platzieren und in gedämpfter Lautstärke meine Novene zu beten. 

Archivbild. Ich mag diese Skulptur sehr. 

Am Dienstag ging ich dann gleich nach dem Frühstück zusammen mit dem Jüngsten in diese Kirche, und wir gestalteten den dritten Tag der Novene als Lobpreisandacht mit insgesamt vier Liedern. Dabei bekamen wir unerwartete Gesellschaft von einem Tagpfauenauge, das sich in die Kirche verirrt hatte. 


Als wir dann im weiteren Verlauf des Tages auch noch an der Pfarrkirche Herz Jesu vorbeikamen, bestand der Junior darauf, auch da noch kurz einzukehren – nämlich, wie er sagte, um nachzusehen, "ob alle Kerzen an sind". Und siehe da, ausgerechnet vor der Statue des Hl. Josef brannte keine Kerze. Da mussten wir natürlich Abhilfe schaffen. – Am Mittwoch war dann so viel los, dass ich doch wieder erst abends vor dem Schlafengehen dazu kam, die Novene zu beten, diesmal aber immerhin ungestört; am Donnerstag betete ich sie im Bus auf dem Weg zum KiWoGo-Arbeitskreis, und gestern wäre ich vor lauter Trubel fast gar nicht dazu gekommen. Hoffen wir, dass die noch ausstehenden Tage weniger chaotisch werden... 


Komm, wir machen Gott jetzt eine Freude 

Die "Gemeinde auf dem Weg" habe ich auf meinem Blog schon öfter erwähnt: Es handelt sich dabei um eine dem charismatischen Spektrum zuzurechnende, allerdings, soweit ich weiß, nicht dem Bund freikirchlicher Pfingstgemeinden angehörende Freikirche, die ihr Gemeindezentrum auf einem Hügel am Waidmannsluster Damm hat, unweit der Autobahn und der S-Bahn-Strecke. Der nächste Nachbar auf dem Hügel ist eine große Autowerkstatt, und tatsächlich sieht auch das Gemeindezentrum von außen so aus, dass man sich leicht vorstellen könnte, es handle sich um ein umgebautes ehemaliges Autohaus. Tatsächlich ist das Gebäude aber eigens für die Zwecke der Gemeinde errichtet worden; da hat offenbar das Konzept amerikanischer "Megachurches" Pate gestanden, auch wenn die "Gemeinde auf dem Weg" von der Mitgliederzahl her wohl nicht ganz so mega ist. Neben einem großen Foyer mit Bar und einem großen, mit allen technischen Schikanen ausgestatteten Gottesdienstsaal beherbergt der Gebäudekomplex u.a. auch eine KiTa. 

Meine Liebste und ich hatten uns in der Anfangszeit unseres Engagements in der damaligen Pfarrei Herz Jesu Tegel bemüht, im Interesse überkonfessioneller Zusammenarbeit Kontakte zur "Gemeinde auf dem Weg" zu knüpfen; viel war dabei seinerzeit aber nicht herausgekommen. (Einmal waren wir da im Gottesdienst, da bin ich während der Predigt rausgegangen.) Jahre später erneuerte sich der Kontakt aber durch eine Spielplatzbekanntschaft: Wir lernten eine Familie kennen, deren zwei Kinder fast genauso alt sind wie unsere beiden; die Eltern sind zwar nicht (mehr?) Mitglieder der "Gemeinde auf dem Weg", aber ihre ältere Tochter geht dort in die KiTa und die Mutter arbeitet im Familienprojekt der Gemeinde mit. Von ihr hatte ich auch erfahren, dass der Kinder-Lobpreis-Liedermacher Mike Müllerbauer in der "Gemeinde auf dem Weg" ein "Familien-Mitmach-Konzert" gab, bei freiem Eintritt. Einige von Müllerbauers Liedern kannte ich schon vom JAM, eins davon – "Sei mutig und stark" – habe ich zum festen Abschlusslied unserer Wichtelgruppentreffen ernannt. Kurz und gut, dieses Konzert wollten wir uns nicht entgehen lassen. 

Und was soll ich sagen: Es war klasse. Der große Saal war zwar nicht annähernd voll besetzt, aber dennoch war das Konzert besser besucht, als ich erwartet hätte; Mike Müllerbauer sang und spielte Gitarre, ein zweiter Musiker namens Andi spielte hauptsächlich Keyboards und vereinzelt auch Saxophon, acht Kinder unterschiedlichen Alters führten doe Bewegungen zu den Liedern vor (es sah so aus, als kämen diese Kinder spontan aus dem Publikum auf die Bühne, aber sie hatten ihren Part offenkundig geprobt). Ein großer Teil der Musik war Playback, was ich normalerweise nicht so toll gefunden hätte, aber bei freiem Eintritt kann man sich wohl kaum beschweren, wenn keine komplette Live-Band aufgeboten wird. Die Stimmung im Saal war ausgezeichnet, Müllerbauer spielte einige der Lieder, die ich vom JAM oder von der Kinderbibelwoche kannte ("Absoluto guto", "Ich mach mich locker", "Vor mir, hinter mir", das schon erwähnte "Sei mutig und stark" und nicht zuletzt "Komm, wir machen Gott jetzt eine Freude"), aber auch die Stücke, die ich bisher nicht gekannt hatte, waren nicht weniger mitreißend. 

"Wenn man eine Band in der Gemeinde hätte, die sowas spielt", sinnierte meine Liebste. "Einmal im Monat Kinderdisco, einfach so." – 

"So eine Band muss man aufbauen, von unten her", warf ich ein. Ich hatte ja schon im Zusammenhang mit dem Familiengottesdienst im Advent über die Idee getagträumt, in St. Joseph eine Lobpreisband aufzubauen, "die bei Familien- und Jugendgottesdiensten spielen und vielleicht einmal im Monat eine eigene Andacht gestalten könnte"; aber dann hatte mir der Auftritt einer NGL-Band in der Messe zum Fest Taufe des Herrn irgendwie ein bisschen den Wind aus den Segeln genommen. –

"Solange man so eine Band nicht hat", überlegte ich weiter, "könnte man die Songs natürlich auch von YouTube einspielen. Oder eine CD kaufen. – Kauft man heutzutage eigentlich noch CDs?" 

(Die Antwort auf die letztere Frage lautet Ja: Im Anschluss an das Konzert wurden im Foyer jede Menge Mike-Müllerbauer-CDs feilgeboten. Leider hatten wir kein Bargeld dabei, und mit Karte oder per PayPal bezahlen konnte man an diesem Verkaufsstand nicht.) 

"Wollen wir das machen?", setzte ich ein paar Minuten später erneut an. "Einmal im Monat Kinderdisco?" – 

"Und wo?", fragte meine Liebste zurück. – 

"Im Pfarrsaal von St. Joseph!" (Oder vielleicht im Garten von St. Stephanus, jedenfalls im Sommer.) 

Wir diskutierten die Idee im Anschluss an das Konzert noch weiter, und auch wenn da im Detail sicherlich noch Manches weiter durchdacht werden muss, sind wir uns doch im Grundsatz einig, dass wir das Projekt einer monatlichen Kinder-Lobpreis-Disco doch zumindest mal in der Gemeinde St. Joseph Siemensstadt/St. Stephanus Haselhorst ins Gespräch bringen wollen. Es ist zwar durchaus damit zu rechnen, dass diese Idee bei den Verantwortlichen der Gemeinde nicht auf ungeteilte Begeisterung stoßen wird, aber vielleicht kann man sie ja mit dem klassischen Argument "Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler" dazu bewegen, wenigstens mal einen Versuch zu wagen. 

Derweil kann ich es typischerweise nicht lassen, gleich auch schon ein paar Schritte weiter zu denken: Auch wenn es schon mit Blick auf Zuschnitt und Ausstattung des Gemeindezentrums recht offensichtlich ist, dass die "Gemeinde auf dem Weg", aus was für Quellen auch immer, unvernünftig viel Schotter haben muss, habe ich mich doch gefragt, was es wohl kosten kann, so ein Konzert auszurichten. Und ob das nicht vielleicht mal eine gute Idee z.B. für eine Erstkommunionfeier wäre. (Ich meine damit wohlgemerkt nicht, dass Mike Müllerbauer im Gottesdienst spielen sollte. Aber danach.) 

Geistlicher Impuls der Woche 

Ich brauche einen Platz, wo ich Arbeiter sammeln und zur Arbeit heranbilden kann. Denn ich sehe, dass sich die Zustände im christlichen Volke immer verschlechtern. Ich suche nicht meinen Vorteil. Ich hätte es wahrlich nicht nötig, in meinem vorgerückten Alter mich durch Hunger, Kummer und Sorgen, Ermüdung, beschwerliche Reisen und Unbilden der Witterung aufzureiben. Doch das sei ferne, dass ich meine Bequemlichkeit suche! Die Ehre Gottes, das Wohl dee Kirche, das Heil der Seelen, das jetzt überall so sehr gefährdet ist, liegen mir am Herzen. – Nur Mut! Gott ist der Herr; er lenkt alles zu seiner Ehre und zu unserem Wohle, und niemand kann ihm widerstehen. Alle Pläne der Menschen, mögen sie auch noch so gut angelegt sein, sie dienen nur, um seinen heiligen Willen zu erfüllen. 

(Clemens Maria Hofbauer, Brief an den Nuntius in Wien) 


Ohrwurm der Woche 

Die Strombolis: Wer weiß 


Ich erinnere mich noch sehr gut, wie ich das Album "Gretes Hits" der Hamburger Band "Die Strombolis" unter den Neuerwerbungen der Musikabteilung der Stadtbücherei Nordenham entdeckte und es mir allein deshalb auslieh, weil ich den Titel so witzig fand. Ebenso erinnere ich mich, dass ich meiner Mutter die CD vorspielte und sie urteilte, das sei ihr "zu kitschig". Bei mir dagegen hat die Scheibe einen bleibenden Eindruck hinterlassen – wobei ich einräumen muss, dass ich, als ich sie jetzt erneut angehört habe, festgestellt habe, dass sie noch besser ist, als ich sie in Erinnerung hatte. Ich wüsste auch nicht, womit ich diese Musik vergleichen sollte – außer vielleicht mit Bill Withers, Steely Dan, Sade oder Jamie Cullum, dem die Strombolis allerdings um einige Jahre voraus waren. Möglicherweise war genau das ihr Problem. Ein paar Jahre später hätten sich "Gretes Hits" perfekt in den durch Robbie Williams' "Swing When You're Winning" ausgelösten Jazzpop-Hype eingefügt, aber 1995 gewannen die Strombolis damit, wie auch mit der Single-Auskopplung "Das tut so gut", keinen Blumentopf. Die Band löste sich auf, Leadsänger Stefan Gwildis hatte seinen Durchbruch erst acht Jahre später mit seinem Solo-Album "Neues Spiel". Derweil spielte Bassist Jürgen Attig 1997 mit der NDR-Bigband ein Gedenkkonzert für Jaco Pastorius, was wohl recht deutlich zeigt, was der Mann auf seinem Instrument kann. Überhaupt handelte es sich bei den Strombolis um vier exzellente Musiker, und Humor hatten sie auch noch – was neben dem Albumtitel auch die Widmung an "Art Blakey, Art Tatum, Art Pepper und Art Deco" illustrierte. Und natürlich die Songtexte. Ich schätze, das deutsche Publikum war einfach nicht reif für sowas – und wäre es heute wohl erst recht nicht: Ein Vers wie "Wer weiß, ob die Erde rund ist" im hier verlinkten Song würde die Band heute vermutlich dem Vorwurf aussetzen, sich bei "Verschwörungsschwurblern" anbiedern zu wollen...