Willkommen, Leser, zum Wochenbriefing aus der Karwoche! Wenn dieser Artikel online geht, sind es nur noch wenige Stunden bis Ostern; aber noch ist Karsamstag, der Tag der Grabesruhe. Ich muss sagen, mir kommt es so vor, als wäre die Fastenzeit dieses Jahr enorm schnell 'rumgegangen; aber die letzte Woche war dann doch sehr intensiv. Na, sieh selbst, Leser...
Dieses Nachthimmel-Foto habe ich zwar am Vorabend des Palmsonntags aufgenommen, aber ich finde, es passt stimmungsmäßig auch gut zum Karsamstag. |
Was bisher geschah
Der vergangene Samstag stand, wie schon angekündigt, ganz im Zeichen des nachgeholten vierten Tages von Erzbischof Heiner Kochs Visitation der Pfarrei Heilige Familie Spandau-Havelland; darüber gibt es so viel zu berichten, dass ich beschlossen habe, es in einen eigenständigen Artikel unter der Überschrift "Visitationsnotizen" auszulagern, den ich zunächst auf der Patreon-Seite des Mittwochsklubs veröffentlicht habe, der mit der üblichen Verzögerung aber auch noch hier erscheinen wird. Da das Programm der Visitation auch eine vom Erzbischof zelebrierte Vorabendmesse zum Palmsonntag in St. Joseph Siemensstadt umfasste und dafür die Sonntagsmessen in St. Joseph und St. Stephanus entfielen, konnten wir am Sonntag ausschlafen; am Nachmittag ging meine Liebste mit den Kindern ins MachMitMuseum in der ehemaligen evangelischen Eliaskirche im Helmholtzkiez. Zunächst hatte ich vorgehabt, mit hineinzugehen, aber als wir dort ankamen, war es im Museum so voll, dass ich fand, es sei im allseitigen Interesse, wenn ich draußen blieb. Also nutzte ich die Zeit für einen ausgedehnten Kiezspaziergang – bei dem sich mir der Eindruck aufdrängte, der Helmholtzkiez sei inzwischen noch gründlicher und gnadenloser gentrifiziert als der benachbarte Kollwitzkiez. Ich kam an Lokalen und Läden vorbei, in denen man nur mit Karte bezahlen kann, an einem Café, in dem die Gäste vom Personal "platziert" werden, und an mehreren Lokalen, in denen Kinderwagen, aber auch Laptops verboten waren – letzteres für mich ein klassisches Fallbeispiel dafür, wie die Gentrifizierung ihre Eltern frisst. Insgesamt muss ich feststellen: Wenn ich mir anschaue, was aus dem Ortsteil Prenzlauer Berg geworden ist, dann lobe ich mir Spandau und Reinickendorf. Aber das geht mir wohl nicht alleine so. – Am Montag waren wir bei meinen Schwiegermüttern zu Besuch – wie eigentlich fast jeden Montag, aber dank der Ferien diesmal schon ein paar Stunden früher als sonst. Als besondere Attraktion durften die Kinder Ostereier dekorieren.
Am Dienstag stand dann der Kinderkreuzweg in St. Joseph Siemensstadt auf dem Programm, die ich zusammen mit dem Gemeindereferenten leitete; dazu folgt weiter unten ein eigener Abschnitt ("Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben, im Kreuz ist Hoffnung"). Am Mittwoch fuhr ich mit beiden Kindern zum Kinderfriseur in Konradshöhe; für beide übrigens eine Premiere: Bisher hatten wir ihre Haare wild und frei wachsen lassen, im Fall unserer Großen also fast sechseinhalb Jahre lang. Folgerichtig waren die Kinder vor dem Friseurbesuch extrem aufgeregt (oder, wie der Norddeutsche sagt, "hibbelig"), aber als sie erst mal auf dem Frisierstuhl saßen, ging's. Also, ich kann diesen Kinderfriseur wirklich empfehlen (jedenfalls für Familien im Nordwesten Berlins).
Am Donnerstag ging meine Liebste vormittags mit den Kindern zu einer Spielplatzverabredung, während ich zu Hause blieb. Am Abend begann dann das Oster-Triduum; alles Weitere dazu im Abschnitt "Triduum in Haselhorst und Siemensstadt"...
Was ansteht
Na, in erster Linie steht natürlich Ostern an! Heute Abend um 21 Uhr wird in St. Joseph Siemensstadt die Osternacht gefeiert, da wollen wir hin; nebenbei sei erwähnt, dass wir deswegen diesen Monat nicht zur Community Networking Night im Baumhaus gehen können. Die ist immer am letzten Samstag im Monat, und dass die Veranstalter auf die Idee kommen sollten, diesen Termin aus Rücksicht auf die Karwoche zu verlegen, ist zwar eine schöne Vorstellung, aber doch arg unrealistisch. Schade ist das zwar, gerade auch mit Blick auf das Gartenprojekt in St. Stephanus; aber der nächste Monat kommt bestimmt. – Am morgigen Sonntag soll dann bei den Omas (d.h. bei meinen Schwiegermüttern) Ostern gefeiert werden, mit Eiersuche im Garten, sofern das Wetter mitspielt; und am Ostermontag ist dann nochmals Messe in St. Joseph Siemensstadt. Im Übrigen sind weiterhin Schulferien, aber besonders große Pläne haben wir für die Woche noch nicht gemacht; lediglich für Freitag ist ein Ausflug zum Baumkronenpfad in Beelitz, zusammen mit meinen Schwiegermüttern, angedacht. Alles Weitere wird man sehen...
Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben, im Kreuz ist Hoffnung
Wie schon mehrfach erwähnt, sollte am Dienstag der Karwoche in St. Joseph Siemensstadt eine Kreuzwegandacht für Kinder stattfinden, die der KiWoGo-Arbeitskreis vorbereiten und leiten sollte; mehrere Mitglieder des Arbeitskreises waren jedoch aus verschiedenen Gründen verhindert, sodass schließlich der Gemeindereferent und ich die Arbeit unter uns aufteilten: Wir einigten uns auf ein ein einheitliches Schema für die Gestaltung der einzelnen Stationen (das u.a. vorsah, am Anfang jeder Station den Kindern Zeit zu geben, das jeweilige Bild zu betrachten und zu beschreiben, was sie darauf sehen), wählten aus den insgesamt 14 Kreuzwegstationen sieben aus, und von diesen übernahm ich vier und der Gemeindereferent drei.
Bei der Gestaltung "meiner" Stationen ging mir die Auswahl von Bibelstellen recht leicht von der Hand; der anspruchsvolle Teil war die Formulierung der Impulse. Wenn ich an einer Stelle nicht weiter wusste, konsultierte ich Kreuzwegsandachtstexte aus dem Internet – nicht nur solche für Kinder, aber vor allem solche. Dabei zeigte sich, dass sie mir durchweg nicht gefielen. Anregend war diese Recherchearbeit trotzdem, denn sie machte mir deutlich, was ich in "meinen" Kreuzwegstationen vermeiden wollte: zum Beispiel aufdringliches Moralisieren und plumpe Aktualisierungen. Allein zur Station "Jesus wird seiner Kleider beraubt" könnte man da eine Reihe von Beispielen nennen: Eine Andacht assoziiert dazu "die Kinder Jemens, die verhungern", und "die Mädchen Afghanistans, deren Schulen zerstört worden sind", eine andere stellt Bezüge zu sexuellem Missbrauch her. – Hinsichtlich der Frage, was für einen Ansatz ich stattdessen verfolgen wollte, kristallisierte sich im Laufe der Arbeit an den Texten ein Leitgedanke heraus, den ich so ähnlich schon beim jüngsten Kinderwortgottesdienst angewendet hatte, nämlich, dass es im Wesentlichen um zwei Dinge gehe:
- das Thema näher an den Erfahrungsbereich der Kinder heranzuholen;
- den heilsgeschichtlichen Charakter des Geschehens herauszuarbeiten – oder wenn man so will: den Bezug zu den drei letzten Glaubensartikeln des Apostolischen Credo, "Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben".
Ich würde nicht unbedingt behaupten, dass es mir in jeder einzelnen "meiner" Kreuzwegstationen gleichermaßen gelungen wäre, beide Aspekte zur Geltung zu bringen, aber ich bin ja schließlich noch Anfänger auf diesem Gebiet. – Übrigens liegt es auf der Hand, dass die Gefahr, in die Moralisierungs- und Aktualisierungsfalle zu tappen, beim erstgenannten Aspekt, der Berücksichtigung des Erfahrungsbereichs der Kinder, besonders groß ist. Hierzu möchte ich einen Gedanken festhalten, der ebenfalls im Zusammenhang mit den jüngsten Kinderwortgottesdiensten, an denen ich mitgearbeitet habe, in mir gereift ist: Wenn man eigene Erfahrungen der Kinder aufrufen will, sollte man sich hüten, ihnen allzu eindeutig vorzugeben, was für Erfahrungen das sein sollen; sonst führt der Katechet schlimmstenfalls nur ein Selbstgespräch darüber, was er über die Erlebniswelt der Kinder zu wissen glaubt, und die Kinder selbst bleiben dabei außen vor. Das Ziel muss vielmehr sein, einen Assoziationsraum zu schaffen, den das einzelne Kind für sich selbst ausfüllen kann. Deshalb habe ich in meinen Kreuzweg-Impulsen die Bezüge zum Erfahrungsbereich der Kinder bewusst vage und allgemein gehalten.
Außerdem stand noch die Frage im Raum, ob, in welchem Ausmaß und in welcher Form man die Andacht auch musikalisch gestalten sollte. Nachdem sowohl in der Messe am 5. Fastensonntag in Siemensstadt als auch in der Wortgottesfeier am darauffolgenden Mittwoch in Heiligensee "Maria, dich lieben" (GL 521) als Auszugslied gesungen worden war, war mir aufgefallen, dass insbesondere die 4. Strophe gut zur 4. Kreuzwegstation passt. Das war zwar keine der Stationen, deren Gestaltung mir zugefallen war, aber von diesem Lied hatte ich schon vor Jahren – anlässlich einer Maiandacht in Herz Jesu Tegel – eine folkige Gitarrenbegleitung ausklamüsert, also schlug ich dem Gemeindereferenten vor, es im Anschluss an die 4. Station in die Andacht einzubauen. Tatsächlich gefiel ihm dieser Vorschlag so gut, dass er umgehend mit der Rückfrage reagierte, ob ich nicht noch ein paar weitere Lieder beisteuern könne. Daraufhin probierte ich erst einmal aus, ob ich "O Haupt voll Blut und Wunden" auf der Gitarre hinkriegte, und stellte fest: Äh... nein. Besser, wenn auch nur dank einiger eigenmächtiger Vereinfachungen der Akkordfolge, ging es mit dem thematisch auch irgendwie zum Kreuzweg passenden Lied "Kein Wort wär' Dank genug" von Johannes Hartl, und schließlich versuchte ich mich noch an dem Taizé-Lied "Meine Hoffnung und meine Freude", das der Gemeindereferent als Schlusslied vorgeschlagen hatte, das wir schließlich aber doch ohne Begleitung sangen. (Komisch, man hätte eigentlich denken können, dies wäre das einfachste der drei Lieder. Aber ich mach' mir bei den Akkordwechseln einen Knoten in die Finger.)
Leider ließ die Beteiligung an der Andacht doch sehr zu wünschen übrig: Neben dem Gemeindereferenten und mir fanden sich fünf weitere Erwachsene und vier Kinder ein. Möglicherweise war in der Gemeinde einfach zu wenig Werbung für die Veranstaltung gemacht worden: Noch bis wenige Tage vorher hatten alle nur die Visitation des Erzbischofs im Kopf gehabt, durch den Wegfall der Sonntagsmessen war der Kinderkreuzweg auch nicht vermeldet worden, und zu allem Übel war auf der im Schaukasten ausgehängten Übersicht über die Gottesdienstordnung des Monats März irrtümlich angegeben, die Andacht fände in St. Stephanus statt. Es mag auch eine Rolle gespielt haben, dass einige Familien mit schulpflichtigen Kindern in den Ferien verreist sind. Wie auch immer: Ich möchte mal annehmen, dass insbesondere die Bildbetrachtungen bessere Ergebnisse erzielt hätten, wenn eine größere Zahl von Kindern teilgenommen hätte; aber davon abgesehen kann man sich damit trösten, dass die für diese Andacht verfassten und/oder zusammengestellten Texte in künftigen Jahren "wiederverwendet" werden können und wohl auch sollen. Die Texte zu den von mir gestalteten Kreuzwegstationen habe ich bereits im Rahmen eines "Werkstattberichts" auf der Patreon-Seite des Mittwochsklubs veröffentlicht (exklusiv für Abonnenten).
Triduum in Haselhorst und Siemensstadt
Im vorigen Jahr gab es am Gründonnerstag – wie ich seinerzeit beiläufig erwähnte – in der gesamten Großpfarrei Heilige Familie Spandau-Havelland, oder zumindest in ihrem Berliner Teil, nur eine zentrale Messe vom Letzten Abendmahl, und wie man hört, soll das auch zukünftig so gehandhabt werden – dieses Jahr jedoch nicht: Da gab es drei Gründonnerstags-Messen, eine in Hakenfelde (St. Lambertus), eine in Haselhorst (St. Stephanus) und eine in Falkensee (St. Konrad). Wir fuhren natürlich nach Haselhorst, schon weil das für uns am leichtesten und schnellsten erreichbar war. Wir gingen extra früh los, in der Erwartung, die kleine Kirche werde aus allen Nähten platzen; ganz so voll wie erwartet wurde sie dann gar nicht, aber durch unsere zeitige Ankunft konnten wir uns Plätze in der ersten Reihe sichern und waren somit ganz dicht dran am Geschehen – was der Aufmerksamkeit der Kinder, zumindest unserer Großen, zweifellos förderlich war.
Zelebriert wurde die Messe vom örtlichen Pfarrvikar; der Krankenhausseelsorger konzelebrierte, trug das Evangelium vor (singend – das machte er sehr schön) – und predigte auch, was mich offen gestanden etwas irritierte. Wenn man einen exzellenten Prediger als Hauptzelebranten der Messe vor sich hat, dann ist es schon irgendwie enttäuschend und auch unverständlich, wenn der dann ausgerechnet die Predigt einem anderen Priester überlässt, dessen Stärke das Predigen nun nicht gerade ist. Die Predigt des Krankenhausseelsorgers war gut zwölf Minuten lang und wirkte auf mich sowohl redundant als auch verworren, was man ja auch erst mal hinkriegen muss. Es gab ein paar interessante Details, aber im Ganzen hatte ich Mühe, den Gedankensprüngen des Predigers zu folgen, und wusste daher am Ende nicht so recht, was er mit alledem eigentlich sagen wollte außer "Seid nett zueinander". Nicht dass an dieser Botschaft irgend etwas verkehrt wäre, aber muss man darüber wirklich zwölf Minuten lang reden?
Das Evangelium vom Gründonnerstag – Johannes 13,1-15 – dreht sich bekanntlich zu einem nicht unwesentlichen Teil darum, dass Petrus sich zunächst weigert, sich von Jesus die Füße waschen zu lassen; und wie ich meiner Tochter erklärte, wiederholt sich dieses Geschehen bis heute an jedem Gründonnerstag: Immer wieder erweist es sich als schwierig, Gemeindemitglieder zu finden, die bereit sind, in der Messe vom Priester die Füße gewaschen zu bekommen. So auch diesmal: Noch unmittelbar vor Beginn der Messe überredete der Pfarrvikar einen jungen Mann aus der Reihe hinter uns, an der Fußwaschung teilzunehmen, und als dann immer noch einer der zwölf Stühle leer blieb, entschied sich eine junge Frau spontan dazu, "einzuspringen". Unter den Gemeindemitgliedern, denen die Füße gewaschen wurden, waren relativ viele Senioren, aber auch ein Mädchen im Grundschulalter.
Die Kommunion wurde in beiderlei Gestalt gespendet, auf freiwilliger Basis und ohne Selbstintinktion. Nach der Kommunion ging meine Liebste mit unserem Jüngsten, der mit zunehmender Dauer der Messe immer zappeliger geworden war, nach draußen, und die Große wollte daraufhin auch mit – was ich ein bisschen enttäuschend fand, aber irgendwie verständlich war es wohl doch. Im Anschluss an die Messe gab es im Pfarrsaal Agape und in der kleinen Marienkapelle, in die das Allerheiligste übertragen worden war, Anbetung. Um zur Anbetung zu gehen, waren die Kinder offenkundig zu unruhig, aber zur Agape gingen wir – und erlebten dort eine nette Überraschung: Ein älterer Herr aus der Gemeinde kam auf uns zu und sagte herzlich "Ich freue mich immer, wenn ich Sie und Ihre Kinder sehe." Ich kann gar nicht genug hervorheben, wie wertvoll so ein Feedback für Familien ist, die mit kleinen Kindern in den Gottesdienst kommen.
Es ist nicht so wie es aussieht: Der Knabe hat nur Traubensaft im Glas... |
Zur Feier vom Leiden und Sterben Christi am Freitagnachmittag fuhren wir nach St. Joseph Siemensstadt; auch hier waren wir früh dran, auch hier wurde die Kirche nicht ganz voll (aber doch ziemlich voll), und auch hier setzten wir uns ganz nach vorn.
Unser Jüngster, der auf dem Weg zur Kirche launisch und quengelig gewesen war, schlief ziemlich zu Beginn des Gottesdienstes auf Mamis Schoß ein, wachte während der Kreuzesverehrung kurz auf, ließ sich aber schnell wieder beruhigen. Und wie sehr die Große bei der Sache war, lässt sich wohl am besten dadurch illustrieren, dass sie, als nach rund eineinhalb Stunden der Zelebrant und die Ministranten aus der Kirche auszogen, überrascht fragte: "Schon vorbei?" Da sieht man mal, was eine feierliche Liturgie bewirken kann.
Die Predigt hielt diesmal der Pfarrvikar selbst, sie war zehn Minuten lang und so gehaltvoll, dass ich hier nicht in der Ausführlichkeit auf sie eingehen kann, die sie eigentlich verdienen würde. Einige Punkte, die besonderen Eindruck auf mich gemacht haben, möchte ich hier aber doch festhalten.
- So betonte der Pfarrvikar, es sei kein Zufall, dass die Passionserzählung des Johannesevangeliums in einem Garten beginnt und endet: Dies verweise auf den Garten Eden, Jesus werde als der neue Adam, als der Gegenentwurf zum alten Adam dargestellt. Adam versucht sich im Garten zu verstecken, als Gott ihn ruft; Jesus tritt den Häschern, die Ihn suchen, entgegen und sagt "Ich bin es" (Joh 18,5-8). Während Adam sich der Verantwortung zu entziehen und die Schuld auf seine Frau Eva abzuwälzen versucht, stellt Jesus sich schützend vor Seine Braut, die Kirche.
- Weiterhin arbeitete er heraus, dass praktisch alle Akteure der Passion – außer eben Jesus – die Prinzipien verraten, die sie in der Theorie vertreten und hochhalten; angefangen von Petrus, der am Kohlenfeuer "ein bisschen Bequemlichkeit, ein bisschen Ruhe, ein bisschen Entspannung" sucht, über die Hohepriester Hannas und Kaiaphas bis hin zu Pilatus. Besonders bemerkenswert fand ich in diesem Zusammenhang die Anmerkungen des Predigers zu der Antwort der Hohepriester auf die provozierende Frage des Pilatus "Euren König soll ich kreuzigen?": "Wir haben keinen König außer dem Kaiser" (Joh 19,15). Dieser Satz ist aus dem Mund der jüdischen Hohepriester eigentlich eine Ungeheuerlichkeit: Nach traditioneller jüdischer Auffassung ist Gott der eigentliche König Israels; wenn die Hohepriester sagen "Wir haben keinen König außer dem Kaiser", stellt das somit letztlich eine Absage an Gott dar: Sie räumen dem heidnischen römischen Kaiser eine Stellung ein, die Gott gebührt.
- Im selben Zusammenhang wies der Pfarrvikar darauf hin, dass Jesus im Verhör vor den Hohepriestern und vor Pilatus ausgesprochen vernünftig argumentiert, damit aber bei seinem jeweiligen Gegenüber nicht durchdringt. Dieses Phänomen lasse sich "auch heute in unserer Gesellschaft" vielfach beobachten: "Es gibt eine gefühlte Wirklichkeit, viele sehen nur noch gefühlte Wirklichkeiten. Ich fühle, dass ein anderer mir nicht wohl will, und dann ist alles möglich."
Ich möchte übrigens anmerken, dass die aktuelle Ausgabe des Creative Minority Report erhebliche Überlänge bekommen hätte, wenn ich nicht die in der vorigen Woche schon angedachte Option in die Tat umgesetzt hätte, einzelne Themen aus dem Wochenbriefing auszulagern und eigenständige Artikel daraus zu macht habe. Zwei solche Artikel habe ich im Laufe der zurückliegenden Woche bereits auf Patreon "vorveröffentlicht", ein dritter ist in Arbeit; und da es gerade so gut läuft, gedenke ich in naher Zukunft noch einige weitere geplante oder angedachte Artikel in Angriff zu nehmen. Zwischendurch muss ich allerdings auch noch einen Beitrag für meine Tagespost-Kolumne schreiben... Aber mal der Reihe nach:
- Voraussichtlich am Ostermontag erscheint hier eine neue Folge der Artikelserie "Vorlesestoff fürs Tochterkind", die auf Patreon bereits seit vorigem Montag für Abonnenten lesbar ist;
- am Donnerstag sollen dann die weiter oben bereits angekündigten "Visitationsnotizen" folgen.
- In Arbeit befindet sich ein Artikel, in dem es – aus konkretem Anlass, versteht sich – darum geht, wie man möglichst nicht über die Letzten Dinge predigen sollte (Arbeitstitel: "Zur Hölle mit schlechten Predigten").
Ihrer apostolischen Aufgabe sollen sich die Bischöfe zuwenden als Zeugen Christi vor allen Menschen. Sie sollen sich nicht bloß um die kümmern, die schon dem obersten Hirten nachfolgen, sondern sich mit ganzem Herzen auch jenen widmen, die irgendwie vom Weg der Wahrheit abgewichen sind oder die Frohbotschaft Christi und sein heilbringendes Erbarmen nicht kennen, bis schließlich alle "in lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit" (Eph 5,9) wandeln.
Bei der Erfüllung ihrer Aufgabe zu lehren, sollen sie den Menschen die Frohbotschaft Christi verkünden; das hat den Vorrang unter den hauptsächlichen Aufgaben der Bischöfe. In der Kraft des Geistes sollen sie die Menschen zum Glauben rufen oder im lebendigen Glauben stärken. Das Geheimnis Christi sollen sie ihnen unverkürzt vorlegen, jene Wahrheiten nämlich, deren Unkenntnis gleichbedeutend ist mit der Unkenntnis Christi, desgleichen den Weg, den Gott geoffenbart hat, die Verherrlichung Gottes und damit zugleich die ewige Seligkeit zu erreichen.
Ohrwurm der Woche
Johannes Hartl & Friends: Öffnet die Tore
Ein Lobpreislied, dessen teilweise an Psalm 24 angelehnter Text gut zum Palmsonntag passt. Dazu möchte ich übrigens anmerken, dass auch das traditionelle Adventslied "Macht hoch die Tür, die Tor macht weit" (GL 218) für mein Empfinden ebensogut ein Palmsonntagslied sein könnte, aber es im Gottesdienst als solches zu verwenden, würde vermutlich doch zu Irritationen führen. – Genug der Abschweifung: Das Lied "Öffnet die Tore" ist für mich untrennbar mit meiner ersten MEHR-Konferenz im Januar 2017 verbunden. Wie ich seinerzeit geschildert habe, stand ich dieser Veranstaltung am ersten Abend noch ziemlich distanziert bis skeptisch gegenüber; insbesondere fremdelte ich mit der meinem norddeutschen Naturell ziemlich überkandidelt erscheinenden euphorischen Stimmung, die einem dort überall entgegenschlug. Interessanterweise hielt mich das nicht davon ab, am nächsten Tag gleich morgens erst mal zum Lobpreis zu gehen.
"Und guck einer an, der innere Widerstand, den ich am Abend zuvor noch geradezu körperlich gespürt hatte, war plötzlich einfach mal weg. Ich ließ mich einfach mitreißen, und ehe ich's mich versah, stand ich mit verzückt in die Höhe gereckten Armen da."
An dieses Erlebnis muss ich praktisch jedesmal denken, wenn ich die Verse "Hosanna / Komm, Herr Jesus, komm, / Deine Braut wartet mit erhobenen Händen" höre. Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, waren es damals tatsächlich diese Verse, die mich dazu veranlassten, die Hände in die Höhe zu recken. Der Rest ist, wie man so sagt, Geschichte...