Gesamtzahl der Seitenaufrufe

Posts mit dem Label Maulwurf und Schlange sagen sich Gut Nacht werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Maulwurf und Schlange sagen sich Gut Nacht werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Freitag, 14. Mai 2021

Pfingstnovene - So oder so

Liebe Gemeinde: Heute ist nicht nur - im Ernst! - der Gedenktag der Hl. Corona, sondern auch der erste Tag der Pfingstnovene. Da ich meinen Blog ja nicht nur und nicht in erster Linie für mit allen Weihwassern gewaschene Profikatholiken schreibe, sollte ich wohl erst mal ein paar Worte darüber verlieren, was das ist

Wie die Apostelgeschichte berichtet, zogen sich nach der Himmelfahrt Jesu die elf Apostel zusammen mit der Jungfrau Maria, den zum Jüngerkreis gehörenden Frauen und den Brüdern Jesu ins Obergemach eines Hauses in Jerusalem zurück und "verharrten dort einmütig im Gebet" (Apg 1,14), bis am Pfingsttag der Heilige Geist über sie kam. Im Gedenken daran ist in der katholischen Kirche der Brauch entstanden, die neun Tage zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingstsonntag in besonderem Maße dem Gebet um die Gaben des Heiligen Geistes zu widmen. Die Praxis, bestimmte Gebete an neun aufeinanderfolgenden Tagen zu verrichten, nennt man Novene (von lat. "novem" = neun); solche neuntägigen Gebets- und Andachtszyklen können auch zur geistlichen Vorbereitung bzw. Einstimmung auf andere Feste im Kirchenjahr oder zu sonstigen Anlässen gebetet werden, aber die Pfingstnovene ist sozusagen die ursprüngliche Novene. 



Nun habe ich mir vor ein paar Tagen ein Heftchen des Hilfswerks "Renovabis" mit Gestaltungsvorschlägen für eine Pfingstnovene aus der Kirche mitgenommen. Nun ist es ja mittlerweile schon so, dass ich gegenüber so gut wie allem, was vom institutionellen "Establishment" der Kirche kommt,  von vornherein mehr oder weniger skeptisch bin; und beim ersten flüchtigen Durchblättern der Broschüre fiel mir auf, dass diese Novene offenbar stark um Themen wie Umwelt- und Klimaschutz, Nachhaltigkeit etc. dreht. -- Okay: Wer schon öfter etwas von mir gelesen hat, sei es hier im Blog oder z.B. auch in der Tagespost, der wird vielleicht schon bemerkt haben, dass dies Themen sind, für die ich - auch und gerade aus gläubiger Perspektive - durchaus aufgeschlossen bin. Oder anders ausgedrückt: dass es ein wichtiges und genuin christliches Anliegen ist oder sein sollte, Gott in Seiner Schöpfung zu ehren und die uns Menschen anvertrauten irdischen Güter mit Liebe und Sorgfalt zu verwalten. Gleichzeitig reagiere ich aber oft allergisch, wenn ich den Eindruck habe, die Kirche hänge sich in dem Bemühen, als "gesellschaftlich relevant" wahrgenommen zu werden, an säkulare Trend-Themen an und vernachlässigere oder kompromittiere dabei ihre ureigene Heilsbotschaft. Aus dieser Perspektive heraus sind mir Aktionen wie "Klimafasten" und "Klimapilgern" ein Greuel[*]; und der Verdacht, bei dieser "Klima-Novene" von Renovabis handle sich um ein ähnliches Phänomen, lag ja nun nicht gerade fern. Zumal ich zu Pfingsten, wo es ja schließlich um die Geburt der Kirche durch die Ausgießung des Heiligen Geistes geht, eigentlich eine andere inhaltliche Schwerpunktsetzung erwartet  hätte; die Verknüpfung zwischen den Themen "Heiliger Geist" und "Umwelt- bzw. Klimaschutz" leuchtete mir auf den ersten Blick nicht so recht ein. 

Was das betrifft, schafft das Vorwort der Renovabis-Broschüre allerdings Abhilfe. Es wird hervorgehoben, dass der Name des Hilfswerks aus Psalm 104 entlehnt ist ("Du sendest deinen Geist aus... und du erneuerst das Angesicht der Erde", Ps 104,30) und dass dieser Psalm "ein großes Loblied" sei, "das Gott als den Schöpfer preist"; man habe daher "als thematischen Schwerpunkt für das Jahr 2021 und speziell für die Pfingstaktion die Verantwortung für die Schöpfung gewählt" -- nicht zuletzt auch mit Blick darauf, dass "Papst Franziskus [...] wünscht, dass die Impulse seiner vor mehr als fünf Jahren veröffentlichten Enzyklika Laudato si' (LS) noch mehr ins Bewusstsein, Denken und Handeln der Menschen Eingang finden mögen". -- Also gut! Auch sonst finde ich im Einleitungsteil des Heftchens so Einiges, das mir zusagt. So etwa die Aussage: 
"Gott selbst ist es, der die Kirchen und die Gesellschaften zu erneuern weiß. Wir sind 'nur' seine Helfer. Aber das Werk der Erneuerung gelingt umso besser, je mehr wir IHM Raum geben in unserem Denken, Planen und Handeln." 
Sehr nach meinem Geschmack ist auch, dass die Novene Schriftlesungen vom jeweiligen Tag des Kirchenjahres einbezieht, "damit die Verknüpfung mit der Liturgie leichter gelingen kann": "Schriftbezug und Schöpfungsverantwortung, das sind die beiden Pole einer jeden Betrachtungseinheit." Schön! In den "Hinweisen zum Beten der Novene" wird überdies angeregt, die Pfingstnovene könne "im Marienmonat Mai auch in eine Maiandacht integriert werden". Gefällt mir! 

Bedeutend  weniger gefällt mir, wie ich gestehen muss, das Flair von Pastoral-Neusprech und Kuschelpädagogik, das leider ebenfalls schon die ersten Seiten der Broschüre durchzieht; so umfasst das Ablauf-Schema für jeden Tag der Novene eine "Einladung in die Stille" und "Fragen zum Nachdenken" (z.B. "Was erwarte ich von Gott?"!); die im Obergemach versammelten Jünger Jesu werden als "Schülerinnen und Schüler" apostrophiert, "die ihm zu Freunden geworden sind"; von Bedeutungsschwere heischenden Bindestrich-Konstruktionen wie "Da-sein" mal ganz zu schweigen. Dass "beim Werben dieser Novene" das "Prinzip von Dialog und Partnerschaft" Pate stand, verursacht mir ebenfalls eher Juckreiz hinter der Stirn; und wenn mit Blick darauf, wie sich seit dem Fall des Eisernen Vorhangs "in den Ländern Mittel-, Südost- und Osteuropas kirchliches und zivilgesellschaftliches [!] Leben neu gestaltet" habe, konstatiert wird "Der Geist Gottes war und ist erkennbar am Werk", dann regen sich bei mir doch so gewisse Zweifel, ob es eigentlich statthaft ist, den Heiligen Geist in solcher Weise für eine bestimmte politisch-soziale Agenda zu vereinnahmen. 

Das Unbehagen, das ich an dieser Stelle verspüre, setzt sich in die einzelnen Tagesimpulse der Novene hinein fort. Im Impuls zum ersten Tag fragt die aus Bulgarien stammende Ordensschwester Nadya Ruzhina OSB: 
"Wie steht es in Bulgarien, meinem Heimatland, um den Umweltschutz? Ehrlich gesagt, für viele Menschen dort sind andere Probleme viel wichtiger und existentieller. Leider ist Bulgarien nach 14 Jahren seit dem EU-Beitritt immer noch einer der ärmsten Mitgliedstaaten. Doch auch dort gibt es Menschen, die sich für die Bewahrung der Schöpfung einsetzen [...], die ihre Stimme erheben gegen Korruption und die Zerstörung der Umwelt z.B. durch eine irreguläre Bebauung der Schwarzmeerküste. Erfreulich ist es auch, zu sehen, dass die jüngere Generation kreativ und innovativ versucht, kleine Schritte in Richtung Reduktion von Plastikverbrauch und Sensibilisierung für den Klimaschutz zu gehen. Sie machen das wahrscheinlich nicht aus einer religiösen Motivation heraus - und doch sind sie irgendwie vom Geist Gottes bewegt."
Am zweiten Tag schreibt der Renovabis-Hauptgeschäftsführer Pfarrer Christian Hartl: 
"Als vor über 30 Jahren in vielen Ländern im Osten Europas die kommunistischen Diktaturen zusammengebrochen waren, da war Erneuerung angesagt. Und die Menschen in Deutschland sagten: 'Bei diesem Neuaufbau von Kirche und Zivilgesellschaft [schon wieder!] wollen wir Unterstützung anbieten. Denn wir gehören doch zusammen - als Europäerinnen und Europäer, als Christinnen und Christen als Menschheitsfamilie!" 
Und am 4. Tag - weiter bin ich noch nicht gekommen - ruft Pfarrer Hartl "Bilder von hungernden Kindern, Dokumentationen über ungerechte wirtschaftliche Verflechtungen und Korruption oder Reportagen über Umweltkatastrophen" auf. -- Ich habe wohlgemerkt gar nichts dagegen, dass das Hilfswerk Renovabis diese Themen anspricht. Aber in der Novene? In Form eines geistlichen Impulses? -- Frei heraus gesagt: Eine Andacht ist keine Infoveranstaltung, und ich halte es nicht für gut, das zu vermischen. Ein geistlicher Impuls ist nicht dasselbe wie eine Predigt, und die ist wiederum etwas anderes als ein Referat. Was solche Unterscheidungen angeht, herrscht für mein Empfinden in der landläufigen kirchlichen Praxis vielfach ein heilloses [sic] Durcheinander, und meist kommt dabei das Geistliche gegenüber dem "aktuellen", "gesellschaftlich relevanten" Bezug zu kurz. Nicht selten hat man den Eindruck, die Verantwortlichen, die einem so etwas auftischen, hielten "Religion" an und für sich für uninteressant und meinten, "die Leut'" könnten mit dem ganzen Glaubenskram nur dann etwas damit anfangen, wenn er an ein Thema gekoppelt wird, das sie aus der "Tagesschau" kennen - ob das nun das Klima ist oder Corona, Flüchtlinge oder "Black Lives Matter" oder die AfD, oder, wenn gar nichts anderes mehr hilft, Fußball

Noch einmal: Wenn Renovabis sich für Umwelt- und Klimaschutz einsetzt, finde ich das grundsätzlich gut, und wenn das Hilfswerk dieses Engagement explizit und plausibel aus dem christlichen Glauben heraus begründet, finde ich das sogar noch besser. Unter diesem Aspekt überzeugt mich die Novenen-Broschüre, soweit ich sie bisher durchgelesen habe, tatsächlich deutlich mehr, als ich auf den ersten Blick vermutet hätte. Dennoch bin ich entschieden der Meinung, dass einige Textabschnitte sehr viel besser in einer Info-Broschüre über die Arbeit des Hilfswerks aufgehoben wären als einer Textvorlage für die Gestaltung von Andachten. -- Zum Vergleich: Vor einiger Zeit habe ich mir allerlei Infomaterial der Initiative "Micha Deutschland" schicken lassen; laut Selbstbeschreibung "eine weltweite Kampagne und ein globales Netzwerk, das Christinnen und Christen zum Engagement gegen extreme Armut und für globale Gerechtigkeit begeistern möchte", "ein überkonfessionelles Netzwerk von Organisationen, Gemeinden und Einzelpersonen", das für die Überzeugung eintritt, "dass jeder Mensch, jede Gemeinde, jede Organisation und jede Gesellschaft Teil der Schöpfung Gottes ist und es unser Auftrag ist, diese Schöpfung zu bewahren und die Würde aller Geschöpfe in unserer Welt zu achten". Zu den Materialien, die ich erhalten habe, gehören zwei recht umfangreiche Broschüren, "Mach's aus Liebe - Für eine Schöpfung im Gleichgewicht" und "Einfach leben - Nachfolge in der Konsumgesellschaft", die allerlei Fakten zu Ökologie, Klima, globaler sozialer Ungleichheit u.a. präsentieren, diese Problemfelder aus spezifisch christlicher Perspektive betrachten, soziale und ökologische Projekte aus aller Welt vorstellen und den Leser zum persönlichen Engagement aufrufen - wobei immer wieder der Dreischritt "Fragen - Beten - Handeln" empfohlen wird. Das heißt, zu den einzelnen thematischen Beiträgen der Hefte werden auch konkrete Gebetsanliegen formuliert (z.B.: "Danke Gott dafür, dass wir in Deutschland problemlos sauberes Wasser trinken können. Bete für eine Familie in Kambodscha, dass sie das bald auch können"). -- Bemerken wir da einen Unterschied in der Herangehensweise? Ich sag mal so: Eine Infobroschüre, die unter anderem auch Gebetsanliegen enthält, macht ganz grundsätzlich einen anderen Eindruck als eine Gebetsbroschüre, in der einem so nebenbei als geistliche Impulse getarnte Sachinformationen zum Thema Umwelt- und Klimaschutz untergejubelt werden sollen. 

Zugegeben: In der Rubrik "Impulse für den Gottesdienst" wird's auch in den "Micha"-Materialien mitunter recht gruselig, etwa wenn angeregt wird, "Interviews mit Teilnehmer*innen der Aktionswoche", "Filmausschnitte oder Bilder zu Schöpfung, Klimawandel, Artensterben etc." oder auch "Poetry Slam und Gedichte" in den Gottesdienst einzubeziehen. Aber man darf nicht vergessen, dass es sich bei der "Micha"-Initiative im Wesentlichen um ein gemeinsames Projekt verschiedener evangelischer Freikirchen handelt, und die haben sowieso ein grundlegend anderes Gottesdienstverständnis. 

Aber zurück zum Thema Pfingstnovene: Vor zwei Jahren haben meine Liebste und ich zum ersten Mal selbst eine solche Novene gestaltet und in unserer Pfarrkirche öffentlich vorgebetet; und schon bevor ich die Renovabis-Broschüre in die Finger bekommen habe, hatte ich - auch veranlasst durch das Erfolgserlebnis der St.-Josefs-Novene vor ein paar Wochen - darüber nachgedacht, dass ich so etwas eigentlich gern mal wieder machen würde. Dabei hatte ich allerdings nicht bedacht, wie wenig Zeit nur noch bis zum Beginn der Novene blieb, und so wurde recht bald klar, dass eine täglich zu einem festen Termin öffentlich in der Pfarrkirche vorgebetete Novene sich in der Kürze der Zeit nicht mehr würde organisieren lassen. 

Was ich hingegen durchaus für machbar halte, ist, unsere Pfingstnovene von 2019 leicht zu überarbeiten und zu aktualisieren und dann tageweise als Textdatei (einschließlich Musik-Links) ins Netz zu stellen, auf dass jeder, der sich davon angesprochen fühlt, die Möglichkeit hat, sie "privat" mitzubeten. Dass, wie schon eingangs erwähnt, der erste Tag der Novene in diesem Jahr auf den Gedenktag der Hl. Corona fällt, hat mich noch zusätzlich motiviert. Ich habe daher einen öffentlich zugänglichen Ordner in meinen "Google Drive" eingerichtet und hoffe, dass ich es schaffen werde, dort für jeden der neun Tage der Pfingstnovene eine Andacht hochzuladen. Die erste - für heute - ist schon drin; hier der Link. 

Im Gebet verbunden! Komm, Heiliger Geist! 





[* Ich weiß, laut Neuer deutscher Rechtschreibung müsste dieses Wort eigentlich "Gräuel" geschrieben werden, aber diese Schreibweise ist mir ebenfalls ein Greuel.] 



Donnerstag, 25. Februar 2021

Neulich im Einkaufsradio

Laith Al-Deen zählt zu den Hauptvertretern einer Musikrichtung, die ich gern "Neue deutsche Larmoyanz (NDL)" nenne und über die ich schon lange mal was schreiben wollte; na, die große systematische Darstellung der geschichtlichen Entwicklung und der Stilmerkmale dieses Genres, die mir eigentlich vorschwebt, wird aus Zeitgründen wahrscheinlich warten müssen, bis die Kinder groß sind, aber einstweilen kann ich hier ja mal ein kleines Appetithäppchen zu diesem Thema servieren. Darauf gekommen bin ich beim Einkaufen, denn die genannte Musikrichtung wird sehr gern in Supermärkten gespielt; mein persönlicher Eindruck ist, dass sie praktisch nur in Supermärkten gespielt wird, aber diesen Eindruck habe ich wahrscheinlich nur deshalb, weil ich zu Hause so gut wie nie Radio höre. Laith Al-Deen also ist wie gesagt ein Hauptvertreter (was zugleich durchaus auch heißt: einer der musikalisch fähigeren Vertreter) dieses Genres, und neulich beim Einkaufen fiel mir ein Song von ihm auf, den ich, obwohl er aus dem Jahr 2004 stammt, bisher nicht kannte: "Das weiß ich". In dem Maße, wie Werke der "Neuen deutschen Larmoyanz" nicht total Scheiße sein können, ist es nicht total Scheiße. Aber das ist nicht der Grund, weshalb es mir auffiel, denn das gilt, ehrlich gesagt, für eine Reihe von Songs von Laith Al-Deen (wie auch von Max Giesinger, Andreas Bourani, Tim Bendzko und wie die sonst noch alle so heißen). Nein, der Grund, weshalb dieser Song mir auffiel, war vielmehr, dass er mich - zunächst und vor allem vom Text her, oder genauer, von der Grundidee oder Prämisse des Texts - an einen anderen Song erinnerte, nämlich das rund sechs Jahre ältere "Someday We'll Know" von den New Radicals

Ich will mit dieser Feststellung nicht etwa auf einen Plagiatsvorwurf hinaus. Kunst ist immer von anderer Kunst inspiriert und beeinflusst; oft - vielleicht in den meisten Fällen - geschieht das wohl sogar unbewusst. Und selbst wenn mit voller Absicht Anleihen bei anderen Werken genommen werden, wäre immerhin zu erwägen, ob man darin nicht eher eine Hommage, ein Zitat, ein Pastiche oder dergleichen, jedenfalls eine respektvolle Verneigung eines Künstlers vor einem anderen, sehen sollte - und nicht "Diebstahl an geistigem Eigentum"

Das ist hier also nicht der entscheidende Punkt. - Sondern was? 

Sondern die Tatsache, dass der Song von den New Radicals einfach unfassbar viel BESSER ist als der von Laith Al-Deen. 

Überzeuge Dich selbst, geschätzter Leser: 



Ich finde das wirklich frappierend, denn, wie schon gesagt, so richtig schlecht ist Laith Al-Deens "Das weiß ich" zunächst mal eigentlich nicht. Erst im direkten Vergleich stellt man fest, dass "Someday We'll Know" einfach in einer ganz anderen Liga spielt. Und wenn ich "andere Liga" sage, dann meine ich nicht "1. und 2. Bundesliga", sondern eher sowas wie "1. Bundesliga und Regionalliga". (Und ehe mit jetzt erzürnte Laith-Al-Deen-Fans aufs Dach steigen, möchte ich betonen, dass ich bewusst "Regionalliga" gesagt habe und nicht 'Kreisklasse".

-- Und was lernen wir daraus? Ein Gedanke, den ich, ohne eine präzise Quelle angeben zu können, zumindest sinngemäß meinem Lieblings-Popmusikkritiker "Todd in the Shadows" verdanke, lautet: Entgegen der Überzeugung von Leuten, die je nach persönlichem Geschmack und Biographie meinen, in den 60ern, 70ern oder 80ern sei die Popmusik insgesamt viel besser gewesen als heute, ist festzuhalten, dass es in jeder Epoche sehr gute und sehr schlechte Popmusik gegeben hat. Wirklich charakteristisch für eine Epoche ist hingegen die große Masse an mittelmäßiger Popmusik, die sie hervorbringt. 

Und ich füge hinzu: Unter anderem deshalb, weil die bevorzugt im Supermarkt läuft. 

Schließen möchte ich mit einem Zitat aus Joe Jacksons "Instant Mash" - von seinem klassischen Post-Punk-Debütalbum "Look Sharp"

"In the supermarket there is music while you're working 
Makes you crazy, sends you screaming for the door 
Work there for a year or two and you can get to like it -- 
I don't work in supermarkets anymore." 


Montag, 12. Oktober 2020

Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie diese Hausbesetzer

Bis vor einigen Jahren habe ich ganz in der Nähe der unlängst geräumten #Liebig34 gewohnt. An der gegenüberliegenden Straßenecke war (und ist wahrscheinlich immer noch) ein Bäcker, bei dem ich mir oft Frühstück für unterwegs gekauft habe. 

-- Unterwegs wohin? Eigentlich egal, Hauptsache raus aus meiner vollgemüllten Wohnung. 

Sic.

Daran musste ich denken, als die Bilder und Filmaufnahmen aus der geräumten Liebig34 in den Sozialen Netzwerken zirkulierten und zahlreiche Mediennutzer aus dem "wertkonservativ-wirtschaftsliberalen" Spektrum und angrenzenden Lagern kübelweise Häme und Verachtung über die auf die Straße gesetzten Hausbesetzer ausschütteten, die meinten, die Welt verbessern zu können und zu müssen, aber dem Anschein nach nicht mal in der Lage waren, ihr Bett zu machen und ihr Geschirr zu spülen. Ich mag da gar nicht näher ins Detail gehen, denn das Ausmaß an Bosheit, das sich da Bahn brach, ging mir wirklich an die Nieren. Nicht zuletzt auch deshalb, weil derartige Äußerungen zum Teil auch von Leuten kamen, die ich ansonsten schätze und mag -- darunter auch und gerade solche, die in ihrem Social-Media-Auftritt dezidiert Wert darauf legen, als gläubige Christen wahrgenommen zu werden. 

Okay, okay, ich weiß: Ich bin selbst jemand, der auf kaum etwas empfindlicher reagiert als auf Ermahnungen à la "Das ist jetzt aber nicht sehr christlich von dir". Zumal ich dabei oft den Eindruck habe, dahinter stehe eine Einstellung, die das Christsein auf eine banale, harmlose "Seid nett zueinander"-Moral reduziert. Ich sollte also besser sehr vorsichtig damit sein, selbst solche Töne anzuschlagen. Dennoch: Häme - verstanden als die Neigung, sich über etwas Schlechtes zu freuen, weil und insofern es Leute in ein schlechtes Licht rückt, die man ohnehin nicht leiden kann - ist für mein Empfinden einer der hässlichsten menschlichen Charakterzüge überhaupt, unabhängig davon, gegen wen diese Häme sich richtet. Und wenn Christen sich öffentlich und mit erkennbarer Lust in einer solchen Haltung suhlen, dann darf man, denke ich, schon der Meinung sein, dass das christliche Zeugnis dadurch verdunkelt wird. Und dass die betreffenden Christen vielleicht mal in Erwägung ziehen sollten, dass es in ihrer eigenen Seele womöglich noch viel unaufgeräumter aussieht als im Treppenhaus der Liebig34.

Soweit hat das nun erst einmal gar nichts mit dem Thema Hausbesetzung zu tun. Ich hätte im Wesentlichen dasselbe über Leute schreiben können, die sich darüber freuen, dass Donald Trump an COVID-19 erkrankt ist. Aber wer mich kennt, der weiß (auch wenn er sich vielleicht darüber wundert), dass Hausbesetzer mir dann doch um einige Grade näher am Herzen liegen als Donald Trump.  

Rigaer Ecke Liebigstraße (Foto von Juli 2016)

Aus diesem Grund habe ich anlässlich des großen öffentlichen Interesses an der Räumung der Liebig34 ein bisschen in meinem Blog-Archiv gekramt und dabei neben diesem, diesem und diesem Artikel auch ein unveröffentlichtes Fragment wiedergefunden, das ich vor über vier Jahren, im Sommer 2016, geschrieben bzw. zu schreiben begonnen hatte. Es ist wirklich sehr fragmentarisch, es bricht praktisch schon ab, bevor ersichtlich wird, worauf ich eigentlich hinaus will. (Kritische Leser mögen an dieser Stelle anmerken, es komme bei mir öfter vor, dass das bis zum Schluss nicht ersichtlich werde. Danke für die konstruktive Kritik, gerngeschehen, Ihr mich auch.) Der Punkt ist, kurze Zeit später ging ich auf den Jakobsweg und hatte folglich erst mal eine Menge andere Dinge im Kopf, und irgendwie bin ich danach nie mehr dazu gekommen, den Entwurf weiterzubearbeiten. 

Bis jetzt. 

Ich schrieb seinerzeit: 

Letzten Montag habe ich gegen Mittag einen kleinen Spaziergangs durchs Gefahrengebiet unternommen - durch die Rigaer Straße in Berlin-Friedrichshain, wo seit einigen Monaten der Konflikt zwischen Hausbesetzern und der Staatsgewalt eskaliert. Vorläufiger Höhepunkt dieser Eskalation war eine Demonstration am Abend des 9. Juli, aus der heraus bzw. in deren Umfeld es zu schweren Ausschreitungen kam - der offizielle Polizeibericht spricht davon, "dass es sich um die aggressivste und gewalttätigste Demonstration der zurückliegenden fünf Jahre in Berlin handelte". 

Solidaritätsparolen an der Rigaer 78: "Regierung schafft keine Ordnung, nur Unterordnung" (Foto von Juli 2016)  

Und weiter: 
Diese Ausschreitungen lagen erst eineinhalb Tage zurück, als ich dort entlangspazierte, aber ich war zu Recht davon ausgegangen, dass es am helllichten Mittag ungefährlich genug sein würde im "Gefahrengebiet". Eine große Expedition war es für mich auch nicht, denn ich wohne - bislang noch - nicht allzu weit von dort, wenn auch nicht in unmittelbarer Nachbarschaft. In dem einen oder anderen der besetzten oder ehemals besetzten Häuser der Rigaer Straße bin ich auch gelegentlich mal zu Gast gewesen - bei der veganen VoKü im Fischladen (Rigaer 83), im Filmrisz-Kino (Rigaer 103) und auch mal bei einem oder zwei Punkkonzerten in einem Keller; in welchem Haus genau das war, habe ich vergessen. Das ist alles schon ein paar Jahre her, aber ich denke durchaus mit Sympathie daran zurück. 
Bildet Banden! 

Okay, worauf wollte ich damals wohl hinaus? Ich weiß es nicht mehr ganz genau, kann es mir aber noch so ungefähr vorstellen. Nämlich dass es zwar ohne Frage eine Reihe von Dingen gibt, die man an der militanten linksautonomen Besetzer-Szene kritisieren kann und sogar muss (Einschub: Geärgert habe ich mich im Zusammenhang mit der Liebig34-Räumung über einen Artikel von Marie Frank im Neuen Deutschland, in dem so allerlei stand, was ich zustimmungsfähig fand, bis zu dem Satz "Nun lässt sich wahrlich darüber streiten, ob Brandanschläge auf Signalkabel der S-Bahn oder auf Autos sinnvolle Akte politischer Gegenwehr sind". Sorry, aber da bin ich raus. Genau das - nämlich dass sie das nicht sind - sollte nämlich gerade nicht strittig sein); aber was immer man diesen Leuten vorwerfen kann, enthebt "uns" - als Christen, meine ich - nicht von der Pflicht, sie als Menschen wahrzunehmen, und das heißt:  als geliebte Kinder Gottes, als unsere Nächsten, die wir lieben sollen wie uns selbst. Auch und gerade dann, wenn sie diese Liebe nicht erwidern und über ihre Gegner, wie zum Beispiel Polizeibeamte, in dehumanisierenden Ausdrücken ("Bullen", "Schweine") sprechen und denken. Sorry, liebe Mitchristen: "Wie du mir, so ich dir" und "Die haben's doch nicht besser verdient" gilt bei uns nicht. Keiner hat behauptet, dass das einfach wäre. 

Aber auch das ist noch nicht alles. Wie sich gegen Ende des zitierten Artikelfragments schon andeutet, hatte ich im Laufe meiner Studentenzeit und, in geringerem Maße, auch noch später – vermittelt durch Kommilitonen oder auch durch Gelegenheits-Bekanntschaften - vielfältige Kontakte zu Kreisen, in denen das Erbe der Hausbesetzerbewegung lebendig erhalten wurde: Ich war zu Gast in selbstverwalteten Häusern und in "Volxküchen", besuchte Partys und Konzerte in Bauruinen, auf innerstädtischen Brachflächen und auf Hinterhöfen abbruchreif wirkender Häuser. Ich fühlte mich unter Punks und Autonomen zumeist wohl und auch willkommen, wenngleich es zu einem gewissen Grad stets spürbar blieb, dass ich in dieser Szene letztlich doch nicht zu Hause, sondern eben nur zu Gast war. Diese Erfahrungen sind sicherlich ein Grund dafür, dass Äußerungen über die Besetzerszene für mich in einem anderen Maße und auf andere Weise emotional besetzt ist als für jemanden, für den das nur ein Thema "aus den Medien" ist. Noch deutlicher: Ich habe - nicht, soweit ich weiß, direkt unter den Liebig34-Besetzerinnen, aber in deren weiterem Umfeld - Freunde in dieser Szene; einige davon waren schon meine Freunde, bevor meine "Wiederbekehrung" zum katholischen Glauben manifest wurde; einige sind inzwischen infolge "weltanschaulicher Differenzen" nicht mehr meine Freunde, aber das war nicht meine Entscheidung und ändert nichts an dem, was ich an ihnen gemocht und geschätzt habe. Daher, liebe Freunde und Geschwister im Glauben: Wenn Ihr diese Leute beleidigt, beleidigt Ihr auch mich. Ich verlange nicht, dass Euch das großartig kümmert, aber Ihr sollt es zumindest wissen.

Darauf, was grundsätzlich von Hausbesetzungen zu halten ist und wie sich dies zu dem klaren Bekenntnis der katholischen Soziallehre zum Recht auf Privateigentum verhält, will ich hier nicht groß eingehen; ein paar Andeutungen dazu finden sich schon in einem oder zwei meiner weiter oben verlinkten älteren Blogartikel, aber gleichzeitig denke ich, das Thema verdient es, erheblich weiter  vertieft zu werden, als ich es hier und jetzt so ad hoc leisten kann. Ich denke, dieser Aufgabe werde ich mich widmen, wenn ich Fratelli Tutti - und dann nach Möglichkeit, von da aus sozusagen "rückwärts" vorgehend, auch die wichtigsten Sozialenzykliken früherer Päpste - gelesen haben werde. 

Vorausschicken will ich an dieser Stelle nur eines (womit ich auch nur wiederhole, was ich an anderer Stelle schon geschrieben habe): Im Grundsatz dürfte der Anspruch, sich einem Recht verpflichtet zu wissen, das höher steht als irdische Gesetze, einem Christen eigentlich nicht ganz fremd sein, bei allen unterschiedlichen Auffassungen darüber, worin dieses höhere Recht besteht und was es vom Einzelnen fordert. Auf Facebook attestierte eine befreundete Bloggerin der Hausbesetzerbewegung eine "Selbstgerechtigkeit, mit der man sich über das Gesetz stellt im Dienste inakzeptabler Ideologien". Dies allerdings könnte man, je nach eigenem Standpunkt, gläubigen Christen genausogut vorwerfen (und tut das zuweilen ja auch). Ein augenfälliger Unterschied ist, dass die Hausbesetzer konsequenter für das eintreten, woran sie glauben, und mehr Opfer dafür bringen, als "wir" das in aller Regel tun. Und das halte ich für einen Umstand, den "wir" mit Demut betrachten sollten. 



Sonntag, 13. September 2020

Auf dem Suppenspreader-Event

Es ist wahr, liebe Leser, ich bin immer noch nicht so ganz zurück aus der Blogpause und schulde Euch immer noch eine bereits mehrfach angekündigte Erklärung für mein langes Schweigen; aber an diesem Wochenende war Suppe & Mucke, und wie schon 2016, 2018 und 2019 möchte ich es auch in diesem krisengeschüttelten Jahr nicht versäumen, dieses Event mit einem Blogartikel zu würdigen, auch wenn dieser Artikel sich weitgehend in einer Bildergalerie erschöpfen wird.  

Das Festival "Suppe & Mucke" gibt es in Berlin seit 2009, und wie ich kürzlich erst nachrecherchiert habe, war ich nicht nur bereits bei der ersten Ausgabe dieses Events dabei, sondern bin seinerzeit sogar dort aufgetreten (auf der Kleinkunstbühne). Seither hat das Veranstaltungsformat mancherlei Veränderungen durchgemacht, aber die wesentlichen Bestandteile sind nach wie vor dieselben, nämlich zum Einen SUPPE und zum Anderen MUCKE. Heuer fand das Festival auf dem Gelände des ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerks Berlin (kurz RAW-Gelände) unweit des S-Bahnhofs Warschauer Straße statt - laut Tante Wiki "das größte zusammenhängende, permanent kulturell bespielte Gelände Deutschlands und die letzte noch nicht modernisierte Industriebrache innerhalb des S-Bahn-Rings in Berlin".






Unsere Anfahrt gestaltete sich indes nicht ganz unkompliziert. Da der S-Bahnhof Warschauer Straße nicht barrierefrei ist, wollten wir mit der Tram dorthin fahren, aber die Tramlinie war wegen Bauarbeiten unterbrochen; so gingen wir ein Stück zu Fuß, und das erwies sich insofern als Glücksfall, als wir dadurch an einer Baum-Demo vorbeikamen. 

Tatsächlich: Wenn man genau hinschaute, konnte man feststellen, dass die Bäume allesamt Namen hatten und persönlich gegen ihre drohende Abholzung protestierten. 




Schließlich kamen wir aber doch wohlbehalten am RAW-Gelände an; das Wetter war herrlich, die Stimmung gut, und: Es war noch Suppe da! 



Unsere Tochter war übrigens auch schon das dritte Mal dabei, allerdings zum ersten Mal fast die ganze Zeit auf ihren eigenen Beinen unterwegs. 


Was den Mucke-Aspekt des Festivals angeht, fand Suppe & Mucke bereits zum zweiten Mal in Folge in Kooperation mit dem Festival für selbstgebaute Musik statt. 




Und meine Liebste, die auf dem Gymnasium ungefähr ein halbes Jahr lang in einer Trommelgruppe mitgespielt hatte, bekam Gelegenheit, zu zeigen, was sie (noch) kann. 


Davon abgesehen habe ich an den diversen Infoständen allerlei interessante Flyer abgegriffen -- wobei es, nebenbei bemerkt, einen lustigen "Did you just assume my gender"-Moment gab, als ich nach einem Flyer griff, der für Tischlerei-Workshops für Frauen warb. "Das ist wohl eher nichts für dich", meinte die Frau am Infostand -- fügte aber sogleich (etwas kleinlaut, wie mir schien) hinzu: "Es sei denn natürlich, du definierst dich als Frau." (Ich erklärte daraufhin, ich wolle den Flyer nicht für mich mitnehmen, "aber vielleicht zum Weitergeben", und damit war dann alles gut.) 

Und sonst so? 


Heaven 17? Die gibt's noch? (Oder wieder?) 

Ähm -- DA wollten wir eigentlich NICHT hin. Aber vielleicht dieser Herr hier? 


Wie jetzt, kein Bier? Dann aber ohne mich! 

Zurück fuhren wir übrigens vom Ostkreuz aus; hier noch einige Impressionen vom Fußweg dorthin: 





Im Hintergrund übrigens die Zwinglikirche. Wenn ich mich nicht irre. 

Nach der ganzen Suppe machte sich übrigens durchaus ein gewisser Appetit auf feste Nahrung bemerkbar, aber es war vielleicht doch ganz gut, dass die Ketwurst-Bude schon zu hatte. Zu Hause gab's im Ofen überbackene Käsesandwiches. 


So, und nun signalisieren die drei mäßig freundlichen Herren links im Bild: Schluss mit lustig! 

Aber schön war's. Wieder mal. Bleibt zu hoffen, dass der Corona-Ausnahmezustand bald vorbei ist und dass es dann wieder mehr von solchen schönen Events geben wird; mehr noch: dass man dann auch mal wieder selbst etwas Schönes veranstalten kann. Und nicht zuletzt: dass es in Berlin auch in Zukunft noch solche (sub-)kulturellen Freiräume wie das RAW-Gelände geben wird...! 



Samstag, 5. September 2020

Das böse H-Wort

Freunde und aufmerksame Beobachter der im weitesten Sinne kirchlichen Medienlandschaft haben mich darauf hingewiesen, dass ich namentlich in einem aktuellen Beitrag der Eule, des Fachmagazins für postchristliche Zivilreligion, erwähnt werde; und zwar in der ersten Folge einer Reihe mit dem Titel "Die rechte Ecke", verfasst von Philipp Greifenstein. -- "Die rechte Ecke"? Nanu, wie komme ich denn da rein? Die Frage stellt sich umso mehr, als es in dem Beitrag primär um die von Klaus Kelle initiierte "5. Vollversammlung der wahren Schwarmintelligenz" geht; und wer mich ein bisschen kennt, wird wissen, dass mich von der nationalkonservativ-wirtschaftsliberalen Agenda des Kelle-Kreises Welten trennen (Näheres dazu z.B. hier und hier). Wie also kommt die Verbindung zustande? Schlichtweg dadurch, dass ich gelegentlich in der Tagespost publiziere und die Tagespost als einer von mehreren "Medienpartnern" der Schwarmintelligenz-Vollversammlung auftritt. Das ist auch schon alles. Dass der Greifenstein eine derart wacklige assoziative Brücke baut, nur um meinen Namen ins Spiel bringen zu können, kann man als Indiz dafür werten, dass ich - wie die Angloamerikaner sagen - mietfrei in seinem Kopf wohne, aber das passt insgesamt ganz gut zum verschwörungstheoretisierenden Duktus des Texts. Framing ist, wenn man aus den Brettern, die man vorm Kopf hat, einen Bilderrahmen baut; das ist ein Satz, der mir beim Lesen des Eule-Artikels in den Sinn kam, den man aber auch bei anderen Anlässen sicherlich noch wird gebrauchen können, und dafür sollte ich dem Greifenstein wahrscheinlich dankbar sein. 

Jetzt aber mal zur Sache: Was schreibt er denn nun über mich? Dies:
"Da passt es, dass Tagespost-Autor Tobias Klein das Internet-Magazin der Bischofskonferenz auf seinem Blog durchgängig als 'häretisch.de' diffamiert." 
Nun gut, dagegen ist nicht viel zu sagen, außer dass das Online-Portal, das hier gemeint ist, nicht "das Internet-Magazin der Bischofskonferenz" ist, auch wenn es gern so tut; zudem finde ich den Begriff diffamieren an dieser Stelle ein bisschen hart, aber jemandem, der selbst so gerne diffamiert, muss man es wohl durchgehen lassen, wenn er freigebig mit diesem Begriff umgeht. -- Übrigens ist es ein bemerkenswertes Phänomen des Internetzeitalters, dass man eine Formulierung nur oft und konsequent genug verwenden muss, um früher oder später als ihr Urheber zu gelten. So war es mit der Aussage "Jedesmal, wenn beim Vaterunser in der Messe der Embolismus weggelassen wird, stirbt irgendwo ein knopfäugiges Robbenbaby", und so ist es auch bei der Bezeichnung häretisch.de. In beiden Fällen glaube ich eigentlich nicht, dass ich das erfunden habe, aber alle Welt behauptet es; daher: Who am I to disagree. Wer mit "häretisch.de" gemeint ist, weiß inzwischen übrigens sogar schon Google

(Screenshot.) 

So. Jetzt haben wir alle mal kurz geschmunzelt, jetzt werden wir bitte wieder ernst. Ich weigere mich, "das umstrittene Portal der Firma APG" (P. Winnemöller) bei dem Namen zu nennen, den es sich anmaßt. Weil ich es empörend und in sträflichem Maße irreführend finde, dass eine Internetpräsenz, deren redaktionelle Linie darauf ausgerichtet ist, die Glaubens- und Sittenlehre der katholischen Kirche aktiv zu bekämpfen, sich "katholisch" nennt, ja sich sogar als das Sprachrohr der katholischen Kirche in Deutschland ausgibt.  

Wer sich auf Diskussionen über Glaubensfragen einlässt, sei es in den Sozialen Medien, bei Veranstaltungen kirchlicher Bildungsträger oder kirchennaher Verbände oder auch bei der von der Kolpingsfamilie ausgerichteten Kaffeetafel nach der Sonntagsmesse, der wird feststellen, dass es innerhalb der Kirche eine nicht geringe Zahl von Leuten gibt, die keinen Widerspruch darin sehen, sich selbst als gute Katholiken zu betrachten und gleichzeitig Ansichten über Gott, Jesus Christus, die Sakramente und allgemein über Gut und Böse zu vertreten, die der Lehre der Kirche dezidiert widersprechen. Im Allgemeinen wird man gut daran tun, diesen Leuten keine bösen Absichten zu unterstellen: Sie halten sich einfach nur an das, was sie in vermeintlich vertrauenswürdigen, weil amtskirchlich anerkannten Quellen lesen oder was sie in Veranstaltungen von Vereinen und Verbänden hören, die sich katholisch nennen; ja womöglich sogar an das, woran sie sich vom schulischen Religionsunterricht her erinnern; und es sagt ihnen schlichtweg keiner, was daran falsch ist. Wenn das doch mal einer wagt, werden seine Einwände mit Verweis auf das kleine Einmaleins des Relativismus abgeschmettert, demzufolge "wahr" und "falsch" subjektiv seien und jeder das Recht auf seine eigene Wahrheit habe; und wer dann immer noch darauf beharrt, das kirchliche Lehramt lege verbindlich fest, was Katholiken zu glauben haben, der wird ganz schnell als "ewiggestrig", als "vorkonziliar" oder "fundamentalistisch" abgestempelt, und in neuerer Zeit besonders gern als irgendwie "rechts". Kurz, im Kirchenvolk herrscht eine heillose Verwirrung darüber, was katholischer Glaube sei und was nicht; und häretisch.de ist ganz vorne mit dabei, diese Verwirrung zu fördern. Und dies dann eben doch mit voller Absicht, denn ohne diese Verwirrung wären solche fluchwürdigen Veranstaltungen wie der "Schismatische Weg", mit dem der aufgeblähte institutionelle Apparat der Kirche seine "gesellschaftliche Relevanz" zu retten versucht, gar nicht durchführbar. 

In diesem Sinne lässt sich auf häretisch.de das anwenden, was Max Goldt vor 20 Jahren über die BILD schrieb -- mit der Einschränkung, dass es sich bei diesem Online-Portal eben nicht um eine Zeitung handelt: 
"Diese Zeitung ist ein Organ der Niedertracht. Es ist falsch, sie zu lesen. Jemand, der zu dieser Zeitung beiträgt, ist gesellschaftlich absolut inakzeptabel. Es wäre verfehlt, zu einem ihrer Redakteure freundlich oder auch nur höflich zu sein. Man muß so unfreundlich zu ihnen sein, wie es das Gesetz gerade noch zuläßt. Es sind schlechte Menschen, die Falsches tun."
Übrigens kann ich wirklich nicht verstehen, warum die Bezeichnung "häretisch.de" solche Empörung auslöst. Tatsächlich habe ich mich schon manches Mal gefragt, ob dieser Spitzname nicht eigentlich viel zu schmeichelhaft für diese Internetpräsenz ist. Richtige Häretiker glauben zwar an etwas Falsches, aber daran glauben sie immerhin wirklich, und das verdient einen gewissen Respekt. Dagegen ist häretisch.de ein Organ des Relativismus, und der ist kein Irrglaube, sondern die Negation von Glauben schlechthin

Nebenbei bemerkt hat sich irgendwer, ich weiß nicht wer, tatsächlich den Domainnamen häretisch.de gesichert, trotz des für den internationalen Gebrauch eher unpraktischen Umlauts. Es würde mich überhaupt nicht wundern, wenn sich herausstellte, dass das die Betreiber eben jenes Portals waren, das sich offiziell nicht so nennt -- um zu verhindern, dass jemand anders mit der Domain Schabernack treibt... 

Freitag, 4. September 2020

Der zivilreligiöse Optimismus des Herrn P. (Gastbeitrag)

Gestern früh sah ich auf Twitter, dass ein ungenannter deutscher Erzbischof einen Beitrag aus der berüchtigten Standpunkt-Rubrik von häretisch.de geteilt und zustimmend kommentiert hatte; das ist ja an sich schon beklagenswert genug, aber der betreffende Beitrag trug die Überschrift "Wir können optimistisch auf den Glauben in Deutschland blicken". Nanu, dachte ich, wer stellt denn derart bizarre Behauptungen auf? Dann öffnete ich den Link und stellte fest: Ach so. Andreas Püttmann. Na dann. Dessen Buch "Gesellschaft ohne Gott" steht bei mir im Regal, aber da meine "100-Bücher-Challenge" aus Gründen, auf die ich an anderer Stelle noch eingehen werde, derzeit ruht, wird dieses Buch wohl noch eine Weile darauf warten müssen, von mir gelesen zu werden. Ich hoffe nur, die hier angesprochene "Standpunkt"-Kolumne ist kein Indikator für die Qualität des Buches. Damit meine ich wohlgemerkt nicht nur, dass ich inhaltlich nicht mit Püttmanns Aussagen einverstanden bin - das trifft zwar zu, aber das allein wäre wohl kaum der Rede wert -, sondern vielmehr, dass ich beim Lesen dieses Beitrags den Eindruck hatte, es handle sich um völlig inkohärentes Gebrabbel, das zu veröffentlichen eigentlich einer Bloßstellung des Autors gleichkomme. 

Nun hat sich allerdings mein treuer Leser Imrahil die Mühe gemacht, Püttmanns Text einer gründlichen Analyse und Kritik zu unterziehen, und ich bin der Meinung, diese Replik verdient Aufmerksamkeit. Andere regelmäßige Leser dieses Blogs werden Imrahil als unermüdlichen, durchaus nicht immer mit mir einverstandenen Kommentarverfasser kennen, außerdem hat er hier schon einmal einen Gastbeitrag beigesteuert, was allerdings schon ein paar Jahre her ist. Also dann: Erteilen wir Imrahil das Wort! (Ach nein, eins noch: Die Überschrift stammt von mir -- falls sich jemand darüber beschweren möchte. Ebenso auch der folgende Bildtext:) 

Wer von diesen beiden hat wohl die besseren moralischen Werte?
Wer von diesen beiden hat wohl die besseren moralischen Werte? 
(Julius Schnorr von Carolsfeld, "Pharisäer und Zöllner", 1860; gemeinfrei

Und sodann noch der Hinweis, dass häretisch.de den Titel des Püttmann-Beitrags inzwischen zu "Warum man noch selbstbewusst Christ in Deutschland sein kann" geändert hat. Nicht dass das einen entscheidenden Unterschied macht, aber bezeichnend ist die Änderung irgendwie schon. -- So, nun aber genug der Vorrede; hier nun Imrahils Replik!


* * *


"Wir können optimistisch auf den Glauben in Deutschland blicken", lautet die Überschrift bei einem katholisch.de-Standpunkt von Andreas Püttmann. Wenn man sie so liest, langt man sich ja sicher ans Hirn, aber ist es mehr so die Art: "Was raucht der? Ich will das auch haben."

Tatsächlich bleibt aber von einem derartig erfreulichen Wahnsinn nichts übrig, wenn man ihn nur einmal durchgelesen hat. Warum also können wir optimistisch auf den Glauben in Deutschland blicken? Handelt es sich um die Zuversicht, daß Gott schon alles gut hinausführen wird? Handelt es sich um den geradezu tollkühnen Glaubensmut, mit dem etwa ein Kardinal Lustiger (von Kardinal Marx häufig zitiert) sagt, die Zukunft des Christentums in Europa stecke noch in den Kinderschuhen? Oder ist Püttmann nochmal wieder einer von denen, der zum hundertfünfundfünfzigstenmal prophezeit, es werde jetzt endlich ein Revival kommen und die Menschen werden wieder das Glauben und das religiöse Praktizieren lernen?

Nichts dergleichen. Der Grund für seine derart hoffnungsfrohe Überschrift ist der folgende: "In keinem anderen der acht beteiligten westeuropäischen Länder waren so viele Menschen überzeugt vom Zusammenhang zwischen religiösem Glauben und moralischen Werten wie in Deutschland: 37 Prozent, [...] sogar knapp vor Polen (36%)".

Das also ist es, was zu derart hoffnungsfrohem Optimismus Anlaß gibt: Bei der Frage – bitte genau lesen! - ob zwischen dem religiösen Glauben und moralischen Werten ein Zusammenhang bestehe (!), bei der ziehen wir an den Polen noch um einen Prozentpunkt vorbei. Wow.

Das impliziert zweierlei. Erstens, daß diese Frage nun die ultimativ wichtige wäre, an der sich die Geister schieden. Damit impliziert es aber auch zweitens einen gepflegten Selbstwiderspruch, denn wenn sie so wichtig wäre, dann wurden doch zunächst die 63 % (Polen 64 %) ins Auge fallen, die das nicht so sehen.

Vor allem aber: Es ist schon sehr bezeichnend. Was also ist laut Püttmann die alles entscheidende Frage? Ob der Antwortende der Meinung ist, insgesamt bestehe zwischen dem, daß einer glaubt, und dem, welche "moralische Werte" (entschuldigt den Ausdruck, aber er steht so da – ich hätte fast "wie einer handelt" verbessert) einer hat, ein Zusammenhang. (Ich wiederhole mich, aber ich kann es einfach nicht fassen.) Es geht also nicht darum, ob einer selber glaubt oder ob er findet, die anderen sollten es auch tun (wobei für mich ja das letztere aus dem ersteren folgt, aber das sind wohl die unhinterfragten Vorurteile des Logikers und/oder Fundamentalisten). Es geht nicht einmal darum, ob einer selber gut handeln will. Es geht darum, ob einer meint, daß Leute, wenn sie glauben, eher gut handeln wollen. (Formell steht nicht einmal das da, denn auch wenn die Gläubigen signifikant weniger moralische Werte hätten, wäre das technisch ein "Zusammenhang", aber das lasse sogar ich ihm durchgehen.) Es ist damit nicht einmal gesagt, ob er überhaupt das moralische Wertehaben so toll findet. (Bei Licht betrachtet könnte er ja auch von einer nietzscheanischen "Moral ist was für die vom Gamma-plus abwärts, ich stelle mich der Welt, wie sie, grausam und groß, wirklich ist"-Haltung sein.) Selbst wenn wir das annähmen, sagt er nicht, daß er selber auch nur irgendwie glaubt (er könnte ja auch von einer - Camus'schen? - Haltung à la "ja, ich sehe, daß die dumpfe Masse ihr Gutsein, soweit vorhanden, hauptsächlich aus dem Glauben zieht, soweit vorhanden, ich selber als aufgeklärter Atheist habe diesen Trost leider nicht, sondern muß mich moralisch ohne das durchschlagen und muß trotzdem gut sein" sein). Nö, nichts dergleichen.

Und weil die Minderheit in dieser Frage bei uns etwas größer ist als die Minderheit in anderen Ländern, sogar Polen, deshalb ist also alles super.

Schon sehr bezeichnend das alles, und so deutsch. "Die Reformation kam, weil die Deutschen nicht anders können als fromm sein", soll der hl. Klemens Maria Hofbauer gesagt haben. Die Moral ist den Deutschen eben ziemlich wichtig; nur so kann ich es mir jedenfalls erklären, daß Püttmann meint, wenn nur alle meinen wollten, zum "Werte haben" brauche man Religion, dann würden sie schon auch religiös werden. Wobei: es meinen ja gar nicht alle. 

Zumal er ja selber sagt – wobei: haken wir erstmal das ab:

Die Werte könnten höher sein, wäre die Frage vorsichtiger formuliert.

Wenn er mir jetzt noch verraten könnte, wie man bitte um alles in der Welt noch vorsichtiger als "besteht ein [der kundige Leser ergänzt: irgendwie gearteter] Zusammenhang?" formulieren kann, bekäme er einen Keks. Das ist technisch nicht möglich. Aber dann sagt er (Ende des Einschubs):

Dass Glaube an Gott "notwendig" für Moralität und "gute Werte" ist, kann man auch als Skeptiker gegenüber einer "Gesellschaft ohne Gott" bestreiten. Denn es gibt offenkundig moralisch hoch sensible Nichtgläubige und – Gott sei's geklagt – Fromme mit schlechtem Charakter oder menschenfeindlichen Ideen.

Völlig richtig, auch wenn auch schon wieder bezeichnend ist, erstens, daß er besonders gegen die Letzteren etwas hat und (das soll wohl besonders perfide sein) übrigens nur in diesem Zusammenhang auch das Wort "Fromme" gebraucht. Und obwohl schon sehr aufstößt, daß er unter den bösen Frommen offenkundig die dem anderen politischen Lager Angehörenden versteht, auch dann, wenn die sich z. B. den Kulturkampf, in dem sie sich befinden oder guten Gewissens zu befinden meinen und in dem man halt den Kandidaten des eigenen Lagers wählt und nicht den des gegnerischen, durchaus nicht unbedingt gewünscht haben. Aber ordnen wir diese Püttmannsche Themenabweichung mal richtig ein, d. h. übergehen wir sie bzw. gehen wir auch nur im Rahmen einer Themenabweichung auf sie ein. – Also: ja. Es gibt moralische Ungläubige (gerade dann übrigens, wenn wir nach dem Inhalt der Moral, den konkret zu haltenden Geboten, noch nicht gefragt haben), und zwar übrigens nicht nur "hoch sensible" (die mir zunächst einmal leid tun, vor allem wenn dann genau die ohne Beichte auskommen müssen), sondern auch ganz normale (die wohl die große Masse der Leute ausmachen, denen wir auf der Straße begegnen). Und auch wenn es nicht unbedingt zweckmäßig und ermunternd ist, die Gläubigen immerzu vor dem bösen Gläubigen zu warnen, der bisweilen sogar praktiziereifrig sein kann: geben kann es das und tut es das wohl auch.

Also: eben. Um moralisch zu sein, braucht es den Glauben nicht – das zumindest wäre die Schlußfolgerung des gerne simplifizierenden Lesers. Wenn er übrigens mal einen Gläubigen gefragt hätte, dann hätte der ihm auch gesagt, daß wir die Religion zunächst brauchen, um unsere Sünden loszuwerden, nicht um sie nicht zu begehen. Gerade ein Protestant übrigens, d. h. einer, der noch weiß, was sein Protestantismus heißt, hätte das gesagt. Und erst dann hätte der Katholik (wenn er korrekt und vollständig sein will nicht allzu genervt von seiner eigenen moralischen Aufgabe ist, deswegen nicht an sie erinnert werden will und deshalb hier ungenau ist) angefügt, daß, naja, der Glaube, die Hoffnung aufs Jenseits, die Angst vor Hölle und Fegefeuer, die dankbare Liebe zu Gott dem Vater und Jesus Christus und vor allem die helfende Gnade schon dabei behilflich sind, auch gut zu handeln. D. h. ihm geht es ja ums "Werte haben", d. h. die richtige moralische Einstellung haben, und die, wenn auch noch nicht das Handeln danach, bringt das katholische Dogma ja tatsächlich mehr oder weniger frei Haus mit. Ob Püttmann diese Werte dann für Werte oder nicht doch vielmehr in politisch umstrittenen Einzelfällen für Un-Werte hält, sei einmal dahingestellt.

Aber jedenfalls ist das sekundär: und ich könnte mir vorstellen, daß der Unterschied hier ebenso wie die, denke ich, statistische Erkenntnis, daß im großen und ganzen die Gläubigen tatsächlich in Summe besser auch handeln, im Eifer des Gefechts auch vom Interview-Antwortgeber unterschlagen werden könnte. Daß also ein Pole sagt: "Natürlich kann man auch als Ungläubiger moralisch sein" (was stimmt – daß es keinen Zusammenhang gäbe, stimmt nicht, aber wie genau beantworten Leute ihre Interviews?), "aber ich glaube trotzdem, weil es halt wahr ist". Der fiele dann in das Nein hinein.

Und deswegen, weil das Ja bei uns deutschen Moralisierern größer ist als bei anderen, sogar einen Prozentpunkt mehr als bei Polen – daß eine sekundäre Aussage des katholischen Glaubens, der auch ein Ungläubiger aus allerlei Gründen beistimmen kann, ein Protestant aber nicht und die ein Katholik gerne auch einmal vergißt, bei uns etwas mehr Zustimmung hat als anderswo, aber immer noch nicht die Mehrheit hat – deswegen steht bei uns alles zum besten? Wow.,

– Haken wir der Vollständigkeit halber noch kurz den Rest des Artikels ab.

Korrekter hätte man gefragt: "Unterstützt Glaube an Gott moralisches Denken und Handeln?"

Korrekter, ja, das stimmt sogar. Aber die Frage wäre nicht vorsichtiger, sondern noch einschränkender als die, die tatsächlich gestellt wurde.

Hierfür gibt es empirische Anhaltspunkte aus Umfragen zu Rechtsbewusstsein, Lebensschutz, Leistungs- und Hilfsbereitschaft, politischer Mäßigung und anderen sozialen Tugenden.

Lebensschutz und politische Mäßigung in einem Satz. Wow. Wobei ich mich ja frage, was er denn nun genau mit Lebensschutz meint und wie das mit seiner Kritik an den Hetzern in Washington und Warschau zusammenpaßt.

Die Aussage, dass Gott wichtig im eigenen Leben sei, bejaht in Deutschland gegenüber 1991 stabil (+3%) etwa die Hälfte der Bevölkerung – gegen den Trend (Spanien: -26%, Italien -21%, Polen -14%, Frankreich -12%).

Und hier kommt nun das, was, wenn überhaupt, tatsächlich zu einem sehr gemäßigten Optimismus Anlaß gäbe – aber das ist ihm nur einen Satz wert, den Artikel hingegen baut er auf der (übrigens noch geringeren) Zustimmung zu der Aussage auf, daß es zwischen Glauben und moralischen Werten einen Zusammenhang gebe. Ich wiederhole mich. Ich kann es immer noch nicht fassen.

Es kann also nicht alles an unseren Kirchen und am deutschen Religionsverfassungsrecht so verkehrt sein, wie es von interessierter Seite gern gezeichnet wird. Unter ähnlichen kulturellen Bedingungen sieht es woanders teils erheblich düsterer aus. Die in konservativen Kirchenkreisen lange als vorbildlich gepriesene stärkere Religiosität manch anderen Landes zeigt sich angesichts des Säkularisierungsdrucks und der Anbrandung von Ideologien und Idiotien weniger fundiert und orientierungsstark als gedacht. 

Es erscheint zunächst recht unvermittelt, wie er hier ganz ohne Anlaß auf das Religionsverfassungsrecht zu sprechen kommt. Aber es gibt dafür wohl einen ganz bestimmten, bezeichnenden Grund; die Erwähnung der "Ideologien" zwei Sätze weiter läßt darauf schließen (unter "Ideologie" verstehen manche nämlich einfach, daß Leute von ihrer Meinung tatsächlich auch überzeugt sind; und tatsächlich würde ich, aber das würde zu weit führen, sagen, daß man den Begriff "Ideologie" auch tatsächlich nicht nur im despektierlich-amerikanischen Sinne gebrauchen sollte). Da ergibt sich dann nämlich auf einmal ein Sinn; auch wenn er mir nicht gefällt. "Die deutschen Kirchen und ihr System haben sich doch besser als erwartet darin bewährt, das radioaktive Gefahrengut Religiosität einzudämmen, aber ein bißchen moralische Energie daraus zu gewinnen für das, worum es uns eigentlich geht: das Funktionieren von Staat und Gesellschaft." 

Wow.

Es ist schon sehr bezeichnend. 



Mittwoch, 19. August 2020

Horrendum est -- oder: Wer hat Angst vorm Retrokatholizismus?

Am vergangenen Freitag, am Vorabend des Hochfest der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel (kurz "Mariä Himmelfahrt"), wurde in der Pfarrkirche Herz Jesu Berlin-Tegel eine Vigil anlässlich der Weihe des Erzbistums Berlin an das Heiligste Herz Jesu und das Unbefleckte Herz Mariens gefeiert -- mit Eucharistischer Anbetung, Lobpreis, Meditation und Fürbittgebet. Gemeinsam mit unserer Pastoralreferentin war ich wesentlich an der Planung dieser Vigil beteiligt; einzelne Andachtsabschnitte wurden von fünf verschiedenen Kreisen und Gruppen der Gemeinde sowie vom Pfarrer beigesteuert. Ich muss gestehen, dass ich im Vorfeld durchaus Bedenken wegen der (urlaubszeitbedingt) etwas knappen Vorbereitungszeit hatte und mir gewünscht hätte, es hätte genauere Absprachen zwischen den verschiedenen Mitwirkenden gegeben; aber im Nachhinein kann ich sagen, dass alles wunderbar geklappt hat und dass mir das eine Lehre sein sollte. Die unterschiedlichen Stile und inhaltlichen Schwerpunktsetzungen der einzelnen Beiträge haben sich zu einem durchaus stimmigen Gesamtbild ergänzt, und ich möchte sagen, die Veranstaltung hat gezeigt, was für ein Potential in dieser Gemeinde steckt. 

Herz-Jesu-Figur in der gleichnamigen Pfarrkirche in Berlin-Tegel (eigene Aufnahme) 

Aber spulen wir mal ein paar Wochen zurück: Die Ankündigung, dass Erzbischof Heiner Koch das Erzbistum Berlin dem Heiligsten Herzen Jesu und dem Unbefleckten Herzen Mariens weihen wolle, hatte ich als durchaus überraschend empfunden, und da war ich zweifellos nicht der Einzige. Schließlich befanden wir uns (und befinden wir uns weiterhin) mitten in einer schwelenden Debatte darüber, ob (und wenn ja, wie) die Kirche eine geistliche Antwort auf die Coronakrise geben könne und solle, anstatt lediglich administrativ darauf zu reagieren. Ende März, auf dem Weg zum (ersten?) Höhepunkt der Corona-Infektionen in Deutschland, erregte etwa die Erfurter Dogmatikerin Julia Knop Aufsehen mit ihrer Warnung vor einem "Retrokatholizismus", der, wie sie meinte, "fröhliche Urständ feiert", und äußerte in diesem Zusammenhang Zweifel, ob "ein täglicher Blasiussegen, Einzelkommunionen außerhalb der privatim zelebrierten Messe, priesterliche Sakramentsprozessionen durch leere Straßen, die Weihe ganzer Bistümer an das Herz der Gottesmutter, Generalabsolutionen und Ablässe im Jahr 2020 angemessene und tragfähige kirchliche Reaktionen auf die Corona-Krise" seien. Wenn einige Wochen nach einer solchen Wortmeldung bekannt wird, dass das Hauptstadtbistum den Herzen Jesu und Mariens geweiht werden soll, dann sieht das nach einer deutlichen Positionierung aus -- die umso unerwarteter daherkam, als man den Berliner Erzbischof wohl kaum dem konservativen Flügel der deutschen Bischöfe zurechnen kann. Andererseits aber eben auch nicht der radikalen Abrissbirnen-Fraktion im Episkopat. Wie man hört, wurde Erzbischof Koch schon mehrfach zwar nicht direkt inkognito, aber doch in ausgesprochen unauffälliger Gewandung bei der Ewigen Anbetung im "Exerzitienzentrum der göttlichen Barmherzigkeit" in der Kreuzberger Hinterhofkirche St. Clemens gesehen, und in der Ankündigung des Weiheakts hieß es ausdrücklich, es habe "mehrfache Anregung aus den Reihen der Gläubigen" gegeben, das Erzbistum angesichts der Corona-Krise den Herzen Jesu und Mariens zu weihen. Mir scheint, mit einem Bischof, der betet und zuweilen auf einfache Gläubige hört, haben es die Katholiken Berlins, Brandenburgs und Vorpommerns nicht ganz schlecht getroffen. Dass ein solcher Hirte sich im "institutionellen Apparat" seiner Diözese nicht nur Freunde macht, ist allerdings auch kein Wunder. So bedarf es keiner großen Kaffeesatzleserei, um zu konstatieren, dass die Idee, das Erzbistum Berlin dem Heiligsten Herzen Jesu und dem Unbefleckten Herzen Mariens zu weihen, im amtskirchlichen Establishment nicht unbedingt auf ungeteilte Begeisterung stieß. Schon zum Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu am 19. Juni, an dem das Weihe-Vorhaben des Erzbischofs öffentlich bekannt gegeben wurde (intern war es schon etwas länger bekannt, ich zum Beispiel habe am 17. Juni davon erfahren), gab es einige Wortmeldungen, die man durchaus als schlecht verhohlene Stänkerei auffassen konnte; exemplarisch sei hier auf einen Podcast des aus Funk und Fernsehen bekannten Dominikanerpaters Max Cappabianca mit der vielsagenden Überschrift „Ist das Herz-Jesu-Fest peinlich?“ verwiesenWie man sich vorstellen kann, kriegt der medienaffine Pater gegen Ende dieses Beitrags noch die Kurve, um die in der Überschrift gestellte Frage sinngemäß mit "nicht unbedingt" zu beantworten, aber bis dahin feuert er erst einmal allerlei negative "Buzzwords" ab, die sich dem Hörer besser einprägen (und wohl auch sollen) als die nachfolgenden Relativierungen: Von "toxischen Formen des Katholizismus" ist da die Rede, die "mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil überwunden" worden seien: "Kitschig, süßlich und von einem zweifelhaften Gottesbild geprägt". Irgendwie lustig finde ich ja das Eingeständnis, es seien "gerade ältere Katholiken", die mit der Herz-Jesu-Verehrung "nichts anfangen" können. Merken wir uns das mal für später. -- 

Die Strategie, sich zunächst einmal nach Kräften von der traditionellen Herz-Jesu-Frömmigkeit zu distanzieren, um dann mit einer auf erstaunliche Weise zugleich verkopft und banal wirkenden Neuinterpretation um die Ecke zu kommen, die die Herz-Jesu-Verehrung für den modernen, aufgeklärten Katholiken von heute wieder akzeptabel machen soll, zeichnete jedenfalls nicht allein Pater Cappabiancas Beitrag aus. Sogar die offiziellen Verlautbarungen des Erzbistums, einschließlich einer im RBB ausgestrahlten Radioansprache von Erzbischof Koch selbst, wirkten defensiv, ja vorauseilend entschuldigend: "Es geht nicht um das Heraufbeschwören einer magischen Weltsicht. Schon gar nicht darum, das Virus mit Gebet anstelle von Hygienemaßnahmen zu bekämpfen." #Sorrynotsorry, aber das ist ganz schlechte Pressearbeit. Wenn ich in meiner Zeit als Kundenberater bei einem Teleshopping-Kanal eines gelernt habe, dann, dass man Vorwürfe oder Verdächtigungen, die man unausgesprochen in der Luft liegend wähnt, keinesfalls selbst anspricht, auch nicht verneinend. Denn ähnlich wie im oben angesprochenen Podcast gilt auch hier: Die Verneinung bleibt im Bewusstsein des Adressaten nicht hängen, der ausgesprochene Vorwurf bzw. Verdacht aber sehr wohl. -- Auch sonst machte die Öffentlichkeitsarbeit des Erzbistums über Wochen hinweg eher den Eindruck, das Thema Herz-Jesu-Weihe nach Möglichkeit lieber totschweigen zu wollen. Es wurde zwar angeregt, die Weihe auf Pfarreiebene durch eigene Veranstaltungen "mitzufeiern", aber die versprochenen Materialien hierfür wurden erst ziemlich auf den letzten Drücker bereitgestellt und können beim besten Willen nicht gerade als großer Wurf bezeichnet werden. 

Nachdem die Weihe des Erzbistums Berlin an das Heiligste Herz Jesu und das Unbefleckte Herz Mariens nun aber trotz allem stattgefunden hat, legt häretisch.de, die hoch subventionierte Schismatikerpostille, noch einmal nach und veröffentlicht in der Rubrik "Standpunkt" einen Beitrag von Birgit Aschmann - ihres Zeichens Geschichtsprofessorin an der Humboldt-Uni und Mitglied im "ZdK" -, die sich bereits in der Überschrift "irritiert" über den Weiheakt zeigt. Frau Prof. Aschmann verweist auf die Geschichte des Herzens Jesu als "Kampfsymbol" der "Ultras unter den Royalisten und Katholiken", mit dem die "katholische Aufklärung [...] nichts anfangen konnte", das jedoch "auch im Ersten Weltkrieg" noch "eine wichtige Rolle" spielte: "versprach dessen Verehrung doch Sieg, Unversehrtheit oder zumindest einen würdigen Tod" -- Versprechen, von denen die Verfasserin meint, dass sie "unerfüllt blieben". 

Man kann häretisch.de für die Veröffentlichung dieses dümmlichen Elaborats im Grunde nur dankbar sein; besonders den letzten Satz - "Wenn wir aber nur die Kultformen einer fremd gewordenen Vergangenheit reaktivieren, steht es nicht gut um die Zukunftsfähigkeit der Kirche" - feiere ich ohne Ende ab, denn der erscheint mir geradezu als eine Art rückwirkende Steilvorlage für meinen unlängst in der Tagespost erschienenen Essay "Futur 2 - Die Zukunft ist schon vorbei", in dem ich mich mit den tieferen Beweggründen der "Retrokatholizismus"-Debatte befasst habe. Darin argumentiere ich, dass den (ihrem Selbstverständnis nach) "progressiven" Kreisen innerhalb der Kirche im Zuge der Corona-Krise der Glaube an die "Zukunftsfähigkeit" ihres eigenen Kirchenbildes - der Vision einer Kirche "als Anbieterin individuell bedarfsgerechter spiritueller Dienstleistungen", einer "moralistisch-therapeutische[n] Wellness-Spiritualität für Besserverdienende, eine[r] Kirche für die Soja-Latte-Bourgeoisie" - abhanden gekommen ist, und zwar zu Recht, weil sich immer deutlicher zeigt, dass die angepeilte Zielgruppe solcher Visionen "für ihre spirituellen Bedürfnisse, sofern sie überhaupt welche hat, schlichtweg keine institutionelle Kirche braucht". Und vor diesem Hintergrund des eigenen "Relevanzverlusts" reagieren die vermeintlich "zukunftsorientierten" Vertreter des Funktionärs- und Gremienkatholizismus so irritiert und aggressiv auf die unerwartete Vitalität einer längst totgesagten traditionellen Frömmigkeit. 

Wie ich in meinem Tagespost-Essay ebenfalls betont habe, wäre die Kritik am sogenannten "Retrokatholizismus" durchaus ernst zu nehmen, wenn und sofern sie als Warnung vor einem musealen Ästhetizismus, einem in Nostalgie erstarrten frommen Formalismus zu verstehen wäre. Im größeren Kontext aktueller "Reform"-Debatten in der Kirche ist aber recht unschwer zu erkennen, dass es darum letztlich nicht (oder höchstens nebenbei) geht. Schließlich wird aus derselben Richtung beispielsweise gegen die Praxis der Eucharistischen Anbetung auch und gerade dann polemisiert, wenn diese, wie etwa beim Nightfever, in einer Ästhetik daherkommt, die besonders Jugendliche und junge Erwachsene anspricht; und auch an der von großer stilistischer und konfessioneller Vielfalt geprägten Initiative "Deutschland betet gemeinsam" ließen einschlägig interessierte Kreise kein gutes Haar. Im Fokus der Kritik stehen nicht traditionelle und als "unzeitgemäß" empfundene Frömmigkeitsformen, sondern vielmehr das Gottesbild, das aus ihnen spricht. Wenn etwa Julia Knop im Zuge ihrer "Retrokatholizismus"-Polemik erklärt, "die Frage, ob Gott auf den krummen Zeilen dieser Monate am Ende wirklich gerade schreiben wird", ob also die Ereignisse im Zusammenhang mit der Corona-Krise "irgendeinen höheren Sinn hatten", müsse "offen bleiben", dann erscheint es durchaus folgerichtig, dass sie uneindeutige und zudem "deinstitutionalisierte und überkonfessionelle" Zeichen wie eine "Kerze im Fenster" bevorzugt. Ähnlich verhält es sich, wenn Frau Prof. Aschmann die "Bemühungen von Maria 2.0 um ein neues Marien- und Frauenbild" würdigt und folgerichtig an "Gebete[n] zum 'unbefleckten Herzen Mariens'" - man beachte die distanzierenden Gänsefüßchen! - Anstoß nimmt. 

Zugespitzt ausgedrückt verrät die Polemik gegen den "Retrokatholizismus" also letztlich nur das tiefe Unbehagen jener kirchlichen Apparatschiks, in deren Denken Gott bestenfalls als gedankliches Konstrukt vorkommt - als Metapher, als Personifikation irgendwelcher "Werte" oder "Haltungen", für die die Institution Kirche steht oder stehen sollte - gegenüber Gläubigen, die von oder womöglich sogar mit Gott sprechen, als gäbe es Ihn wirklich. Zum Teil mag dieses Unbehagen daher rühren, dass diese Leute den Gläubigen ihren Glauben, der ihnen selbst so zutiefst fremd ist, schlichtweg nicht abkaufen und daher argwöhnen, es müssten sich irgendwelche finsteren Absichten dahinter verbergen. Zum Teil mag es sich um die ehrliche Überzeugung handeln, ein solcher "unaufgeklärter", "fundamentalistischer" Glaube schade der Kirche und stehe ihrer eigentlichen Aufgabe im Wege (welche das auch immer sein mag; Immobilien verwalten vielleicht?). Aber meine persönliche Einschätzung ist, dass sich zuunterst, mehr oder weniger schlecht verborgen unter rational und intellektuell klingen sollenden Positionierungen, die nackte Angst regt, dass die geschmähten "Fundis" und "Retrokatholiken" Recht haben könnten. Dass es diesen Gott, den sich die liberale Theologie glücklich vom Hals geschafft zu haben wähnte, am Ende doch gibt. Häme ist hier wohlgemerkt unangebracht: Diese Angst ist nur allzu berechtigt. Horrendum est incidere in manus Dei viventis, heißt es in Hebräer 10,31: Furchtbar ist es, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.