...mit gelegentlichen Abstechern nach Nordenham bzw. Butjadingen! Brainstorming für eine christliche Graswurzelrevolution - von Kneipenapostolat bis Punkpastoral, von "Benedict Option" bis Dorothy Day (und zurück). Nicht Sandsäcke auftürmen, sondern eine Arche bauen. Politik wird uns nicht retten.
Die September-Ausgabe der "Lebendigen Steine" ist da -- und den inhaltlichen Schwerpunkt des Hefts bildet diesmal das Thema Lebensschutz. Warum? Weil im September der "Marsch für das Leben" stattfindet. Dieses Jahr am Samstag, dem 18. September, um genau zu sein. Bereits am kommenden Sonntag, dem 5. September, veranstaltet der Förderverein unserer Pfarrkirche Herz Jesu Tegel im Anschluss an die 9:30-Uhr-Messe ein "Begegnungsfest", und da zu den Gruppen und Kreisen der Gemeinde, die bei dieser Veranstaltung über ihre Arbeit informieren, natürlich auch der "Mittwochsklub" gehört, hoffe ich auf die Gelegenheit, die Bekanntheit der Zeitschrift zu steigern. Habe extra eine etwas höhere Auflage gedruckt als sonst.
Nun könnte man natürlich auf die Idee kommen, angesichts dieser Chance für eine stärkere Verbreitung der Zeitschrift sei es ein wenig unglücklich, dass ausgerechnet die aktuelle Ausgabe so ein kontroverses Thema hat; und ich müsste lügen, wenn ich leugnen wollte, dass dieser Gedanke mich einigermaßen beschäftigt hat. Aber im Grunde sage ich mir: Nö, wieso? Der Einsatz für das Lebensrecht eines jeden Menschen von der Zeugung bis zum natürlichen Tod sollte eigentlich überhaupt kein "kontroverses Thema" sein, sondern vielmehr eine Selbstverständlichkeit; und wenn es das de facto nicht ist, dann kann das Heft hoffentlich dazu beitragen, diesen Standpunkt verständlich zu machen.
Mit eigenen Meinungsbeiträgen habe ich mich diesmal übrigens, abgesehen vom Editorial, sehr zurückgehalten. Sicherlich hätte man aus meinen zahlreichen Blogartikeln zum Thema Lebensschutz - etwa aus meinen Berichten über die Teilnahme am "Marsch für das Leben"2014(2), 2015(2), 2016 und 2017 (sogar3); aber diesbezüglich habe ich doch lieber einem Artikel meiner Liebsten von 2015 den Vorzug gegeben, den ich "nur" ein bisschen überarbeitet habe.
Eine wichtige Rolle spielt in diesem Heft auch die Überzeugung, dass - wie ich es im Editorial formuliert habe -
"pro-life" zu sein sich nicht allein darin ausdrücken kann und darf, Abtreibung abzulehnen; das Bekenntnis zum Recht auf Leben fordert von uns auch, aktiv dazu beizutragen, dass Kinder in unserer Gesellschaft willkommen und erwünscht sind. Das ist nicht nur eine politische Aufgabe, sondern eine Aufgabe, die jeden Einzelnen von uns in seinem privaten und beruflichen Leben betrifft – und nicht zuletzt auch im Leben der Kirchengemeinde.
Aus diesem Grund habe ich einen weiteren schönen Blogartikel meiner Liebsten - in dem es darum geht, von einem Baby das Leben im Hier und Jetzt zu lernen - für die neuen "Lebendigen Steine" adaptiert.
Und ehe ich's vergesse: Hier ist der Link zum Heft.
Keine Erwähnung findet der "Marsch für das Leben" in der ebenfalls gerade erschienenen Ausgabe des Pfarrbriefs unseres Pastoralen Raums für die Monate September bis November; das war in früheren Jahren schon mal anders, aber na ja. Dafür habe ich im neuen Pfarrbrief ein paar andere interessante Sachen gefunden. An erster Stelle wäre da ein Artikel mit der Überschrift "Ein altes Schild" (S. 19), in dem es um ein bemerkenswertes Fundstück aus dem Keller von St. Joseph geht: ein Schild, das wohl früher mal am östlichen Ausgang des S-Bahnhofs Tegel hing und über die Sonntagsmessen in der damaligen Pfarrkirche St. Joseph und in der damaligen Kuratie Allerheiligen informierte. Das Bemerkenswerte daran: An beiden Kirchorten - die gerade mal zwei Kilometer voneinander entfernt liegen - gab es jeweils drei Messen am Sonntagvormittag. Wie der Verfasser des Artikels aus verschiedenen Indizien folgert, stammt das Schild vermutlich aus den 1950er-Jahren. "Alle Kirchen waren
damals Pfarrämter, wahrscheinlich mit
Pfarrer, oftmals Kaplan, Pfarrsekretärin,
Organist, Küster, Gemeindeschwester oder
Gemeindehelferin, usw.", merkt der Verfasser an. "Davon können wir
heute nur träumen. Wie wurde das damals
eigentlich alles finanziert?" Eine interessante Frage -- umso mehr, als sie, wie mir scheint, nicht allzu häufig gestellt wird. Eine mögliche (Teil-)Antwort fiele mir allerdings ein: Stärkerer Gottesdienstbesuch bedingt höhere Einnahmen im Kollektenkörbchen. Man muss nur mal einen Blick in Länder werfen, in denen es keine Kirchensteuer gibt: Da ist die Kollekte in der Sonntagsmesse eine ganz zentrale Einnahmequelle für die Gemeinden. In Deutschland hat die Kirche zwar infolge der allgemeinen Entwicklung des Steueraufkommens mehr Kohle denn je, aber diese Einnahmen sind eben vom Gottesdienstbesuch unabhängig -- und einigermaßen folgerichtig wird das Geld dann auch zu einem großen Teil für Zwecke ausgegeben, die vom Gottesdienstbesuch unabhängig sind.
In anderer Hinsicht interessant ist der "Bericht aus der Arbeitsgruppe Ehrenamt im Pastoralen Raum Reinickendorf-Süd" (S. 7). Zum größten Teil besteht dieser ganzseitige Artikel zwar aus ebenso wohlklingenden wie nichtssagenden, etwas unbeholfen zusammenmontierten Textbausteinen, aber immerhin erfährt man, dass die AG "eine umfassende
Tabelle für jede Kirchengemeinde des
Pastoralen Raumes erstellt" hat "mit den jeweiligen Ansprechpartnern, der Anzahl der
ehrenamtlich Helfenden, dem zeitlichen
Aufwand und der Schnittstelle zu den
Hauptamtlichen". Spannend! Wo kann man diese Tabelle denn wohl mal einsehen? Wahrscheinlich werde ich der AG-Leiterin mal eine Mail schreiben müssen.
Im Übrigen teilt die Pfarrbriefredaktion mit, dass sie - wie schon angekündigt - einen Fortbildungs-Workshop mitgemacht hat: "Wir haben [...] viel Neues gehört und gelernt und werden in den nächsten Pfarrbief[sic]-Ausgaben das eine oder andere ausprobieren. [...] Wir werden in der
nächsten Ausgabe berichten" (S.6) -- und die kommt, wohlgemerkt, im Dezember. Das ist auch so etwas, was mich an den volkskirchlichen Strukturen wahnsinnig macht: Alle tun so, als hätten sie ewig Zeit. Was wir dieses Jahr nicht mehr schaffen, machen wir im nächsten oder, wenn mal wieder eine Pandemie dazwischenkommt, im übernächsten Jahr. Ob dann noch irgendjemand übrig ist, den das interessiert, wird man sehen.
Aber da wir gerade wieder beim Thema "Pressevielfalt in unserem Pastoralen Raum" sind: Für September/Oktober erwarte ich eigentlich eine neue Ausgabe des hier unlängst schon einmal gewürdigten Blattes "Kraft und Schönheit der Glaubenslehre"; bisher liegt diese wohl noch nicht vor, weder gedruckt noch online, aber das kann ja (und wird sehr wahrscheinlich) noch kommen. Mit einer August-Nummer der "Texte für den Augenblick" rechne ich hingegen nicht mehr, denn der Monat ist ja praktisch 'rum. Tja. Vor einem Monat habe ich dem Diakon, der allem Anschein nach die Federführung bei dieser Publikation innehat, per Mail den Vorschlag unterbreitet, die "Texte für den Augenblick" als regelmäßige Rubrik in die "Lebendigen Steine" zu integrieren. Ja, mir war schon klar, dass das - mafiös ausgedrückt - ein Angebot war, dass er nicht annehmen konnte. Finde es trotzdem ein bisschen schwach, dass er bis heute nicht auf die Mail geantwortet hat, nicht einmal ablehnend. Gesehen habe ich ihn im letzten Monat genau einmal, da stand er in liturgischer Kleidung vor der Kirche, weil er eine Taufe hatte, die Familie des Täuflings sich aber verspätete (das scheint in letzter Zeit häufiger vorzukommen). Ich fand, das sei wohl nicht die günstigste Gelegenheit, ihn anzusprechen, und grüßte daher nur von Weitem.
Tja. Viel mehr gibt's im Moment nicht zu sagen, schätze ich. Die nächsten Updates folgen dann in der nächsten Ausgabe der "Ansichten aus Wolkenkuckucksheim", also Montag früh. Ach ja: Ein paar Ideen für die Oktober-Ausgabe der "Lebendigen Steine" habe ich auch schon, würde mich aber auch über Gastbeiträge von Leserseite freuen -- also von Euch...
Was bisher geschah: Termine, Termine! Für die meisten Leute ist die Urlaubszeit vorbei, gleichzeitig ist die Corona-Situation (das "Infektionsgeschehen", wie man das wohl nennt) noch recht entspannt, also versucht jeder Arbeitskreis, jeder Ausschuss und jedes Gremium irgendwo noch schnell ein Meeting 'reinzuquetschen. Da kann ich geradezu von Glück sagen, dass ich in der zurückliegenden Woche "nur" drei Sitzungen in kirchlichen Angelegenheiten hatte -- theoretisch wären es vier gewesen aber eine fiel aus; dazu später. Derweil ist es jedoch keineswegs so, als hätte ich die ganze Woche sonst nichts zu tun gehabt. Am Montag beispielsweise arbeitete ich ausgiebig an der September-Ausgabe der "Lebendigen Steine", denn es war Redaktionsschluss. Währenddessen war meine Liebste mit den Kindern im Bürgerpark Pankow -- wo ihnen allen Ernstes die Wickeltasche und ein Kinderrucksack voller Sandkastenspielzeug aus dem Bollerwagen geklaut wurde. Mit Hilfe aufmerksamer Passanten fand sich aber alles wieder an -- in einem Gebüsch, wohin der Dieb (generisches Maskulinum) seine Beute offenbar entsorgt hatte, nachdem er festgestellt hatte, dass da nichts drin war, was man gemeinhin als "Wertsachen" bezeichnen würde.
Sodann hatten meine Liebste und ich beschlossen, am Dienstag nach unserer Lobpreisandacht zusammen mit den Kindern zu einer Veranstaltung im Rahmen des "Emergent Berlin Festivals" im idyllischen Garten des "Panke"-Clubs zu fahren, wo ich vor ein paar Wochen ja schon einmal (allerdings allein) gewesen war. Da es absehbar war, dass wir vorher keine Zeit mehr zum Abendessen haben würden, kamen wir auf die Idee, einfach etwas zu essen dorthin mitzunehmen, und da lag dann der Gedanke nicht fern, die Menge an Essen so zu kalkulieren, dass es nicht nur für uns selber reichte. Ich bereitete also am Nachmittag eine große Schüssel mediterranen Nudelsalat vor und freute mich darauf, mir den Ruf zu erarbeiten, der zu Veranstaltungen kommt und Essen mitbringt. Letztendlich aß außer uns nur Baumhaus-Mitbegründer Scott von dem Salat, aber ihm schmeckte er, und überhaupt fand er's super, dass wir etwas mitgebracht hatten. Fast noch erfreulicher war, dass der Salat auch meiner Tochter schmeckte.
Inhaltlich ging's in der Veranstaltung um "Kiezblocks" und "Wandering Liveable Streetspaces", zu deutsch Wandernde lebenswerte Straßenräume. Das sind zwei verschiedene, wenn auch miteinander zusammenhängende Themen, folglich gab es zwei Vorträge von zwei Vertretern der Initiative Changing Cities, Jakob Schwarz und Kai Siefke. Beim Thema "Kiezblocks", über das Jakob Schwarz referierte, geht es um verkehrsplanerische Maßnahmen, mit denen verhindert werden soll, dass Straßen in Wohngebieten als Durchgangsstraßen genutzt werden. Der Referent stellte einige solcher Maßnahmen vor, erläuterte ihre jeweiligen Vorzüge und Grenzen, und dann verteilte er Kopien eines Stadtplanausschnitts an die Zuhörer, die das Karree Chausseestraße-Invalidenstraße-Brunnenstraße-Torstraße in Berlin-Mitte zeigten, und forderte sie auf, auf der Basis des Gehörten selbst einen Plan zur Verkehrsberuhigung des dazwischen liegenden Wohngebiets zu entwerfen. Unsere Tochter sperrte auf ihrer Stadtplankopie kurz entschlossen die Torstraße. Das nenn' ich mal eine radikale Lösung. "Einfacher Plan, kindlich genial", wie Herbert Grönemeyer singen würde.
Anschließend stellte Kai Siefke das von ihm und seiner Frau entwickelte Konzept der Wandernden lebenswerten Straßenräume vor, das man als positive Ergänzung zu den Kiezblocks bezeichnen kann: Während es bei Kiezblocks primär darum geht, was man nicht will - Durchgangsverkehr in Wihngebieten -, entwickelt Siefkes Konzept eine Vision davon, was man mit den Freiräumen anfangen könnte, die entstünden, wenn es in Wohngebieten weniger Autoverkehr gäbe. Die Idee ist, einzelne Wohnstraßen temporär, gewissermaßen auf Probe, als autofrei zu deklarieren und für die Dauer dieser Probezeit - beispielsweise vier Wochen - den auf diese Weise "frei" gewordenen Straßenraum mit Sitzgruppen, Hochbeeten o. dergl. so zu gestalten, dass es der Lebensqualität der Anwohner und der Stärkung nachbarschaftlicher Beziehungen dient. Nach Ablauf der Probephase lässt man die Anwohner entscheiden, ob diese Straßenraumgestaltung ihnen so gut gefallen hat, dass sie sie behalten wollen, oder ob sie doch lieber den Autoverkehr wiederhaben wollen.
Ungünstig war indes, dass das Baby - nachdem es, kurz bevor wir den Veranstaltungsort erreichten, im Tragetuch eingeschlafen war - allzu früh wieder aufwachte und darüber sehr ungehalten war. Und es ist fast schon ein Naturgesetz: Wenn das Baby laut und anstrengend ist, wird die Große auch laut und anstrengend. Schließlich machte meine Liebste sich rund eine halbe Stunde vor dem Ende der Veranstaltung mit beiden Kindern auf den Heimweg, ich blieb noch bis zum Schluss, beeilte mich dann aber ebenfalls, nach Hause zu kommen.
Am Mittwoch war ich, während Frau und Kinder den Tag mal wieder im Tierpark verbrachten (Jahreskarte lohnt sich!), den ganzen Tag auf dem Kriegspfad -- aber in einem guten Sinne, jedenfalls in dem Sinne, dass ich mich gut dabei fühlte. Es ging damit los, dass das für Donnerstag angesetzte Treffen in Sachen "Instagram-Account für den Pastoralen Raum" per eMail abgesagt bzw. auf vorerst noch ungewisse Zeit verschoben wurde. Nicht dass ich gegen einen freien Abend in dieser Woche etwas einzuwenden gehabt hätte, aber die für die Absage des Termins angeführten Gründe fand ich nicht recht einleuchtend bzw. tendenziell eher ärgerlich, also schrieb ich eine Antwortmail, in der ich mit Kritik nicht sparte. Anschließend beschäftigte ich mich ein paar Stunden lang mit dem Layout für die neuen "Lebendigen Steine", dann machte ich einen Spaziergang und konzipierte währenddessen ein (für meine Verhältnisse kurzes) Thesenpapier über Sinn und Unsinn von SWOT-Analysen in der Pfarreientwicklung, das ich, als ich wieder zu Hause war, innerhalb von zweieinhalb Stunden 'runterschrieb. (Hier ist es, falls es jemanden interessiert.) Und dann musste ich auch schon los zu zwei der drei anstehenden Meetings bzw. Sitzungen in dieser Woche. Das erste war recht kurz und schmerzlos, da ging es nur darum, die Zuständigkeit für die Gestaltung der Andachten zu den Herz-Jesu-Freitagen der nächsten zehn Monate zu klären. Das war innerhalb einer halben Stunde erledigt; ich sicherte mir den 1. Oktober (Hl. Thérèse von Lisieux), den 3. Dezember (Hl. Franz Xaver) und den 3. Juni (Hl. Karl Lwanga und Gefährten). Im Anschluss ging es, genau, um das Thema "SWOT-Analyse". Da ich keine Gelegenheit gehabt hatte, mein Thesenpapier für die Teilnehmer des Meetings auszudrucken, las ich es kurzerhand vor; eine heftige Debatte war die Folge, aber am Ende änderten all meine prinzipiellen Einwände gegen die Zweckmäßigkeit des Vorhabens, eine SWOT-Analyse für die Pfarrei zu erstellen, nichts daran, dass schließlich doch damit fortgefahren wurde, ebendies zu tun. Ich kann nicht sagen, dass mich das überrascht hätte. Wie neulich schon mal angemerkt: Das Verhältnis des kirchlichen Mitarbeiters, besonders des ehrenamtlichen, zu den Strukturen, die er vorfindet, ist typischerweise von Pragmatismus geprägt. Oder vielleicht auch, auf Merkelianisch ausgedrückt, von Alternativlosigkeit. Eigentlich hat niemand die Pastoralen Räume gewollt, aber "jetzt sind sie halt da". Na ja, lassen wir das.
Der Donnerstag verlief infolge der Absage des Instagram-Meetings weitestgehend ruhig, ich feilte weiterhin an den "Lebendigen Steinen" sowie an diesem Blogartikel herum. Am Freitag erhielten meine Liebste und ich zusammen mit unseren Wahlbenachrichtigungen auch gleich die Briefwahlunterlagen, die wir beantragt hatten, weil wir am Wahltag - wenn nichts dazwischenkommt - verreist sein werden. Ach ja, die Wahlen. Auch so ein Thema. Na, dazu äußere ich mich lieber nächste Woche. Ebenfalls in der Post war ein Brief von der Herder-Korrespondenz, mit einem "persönlichen Gutschein-Code" für drei Gratis-Ausgaben. Na, warum nicht. -- Am frühen Nachmittag ging ich mit meiner Tochter in die Bücherei, und anschließend machten wir noch eine Spazierfahrt mit dem Bollerwagen, gerieten dabei allerdings in mehrere Regenschauer, mit denen ich nicht gerechnet hatte undfür die ich nicht passend angezogen war. Am Abend war Lokalausschuss -- wodurch sich wie schon am Dienstag die Frage stellte, wann wir eigentlich Zeit zum Abendessen finden sollten. Wie machen das die Anderen eigentlich alle? Gibt's bei denen die Hauptmahlzeit des Tages schon mittags, und abends dann nur Schnittchen? Wie dem auch sei, wir griffen erneut zu der Lösung, die sich am Dienstag bereits bewährt hatte, d.h. ich bereitete wieder eine Schüssel Salat vor, diesmal Reissalat mit Fisch. War sehr lecker und kam auch bei einigen anderen Ausschussteilnehmerinnen gut an. Die Sitzung selbst war ungewöhnlich produktiv: Der wichtigste Tagesordnungspunkt war der Beschluss über ein Konzept zu Umbau und Renovierung der Pfarrhausküche, das nun dem Kirchenvorstand vorgelegt werden soll, aber auch darüber hinaus wurden so allerlei Themen abgearbeitet.
Am Samstag passierte nicht besonders viel, außer dass unsere Große am frühen Nachmittag im Hof der Kirche mit ihren Freundinnen aus dem Mietshaus nebenan spielte, während in der Kirche eine Trauung stattfand. Aber am Sonntag stand ja noch ein, wenn man so will, "designiertes Highlight" der Woche an, nämlich die Familienandacht in St. Joseph, mit anschließendem "Beisammensein" im Gemeindehaus. Ich verrate sicherlich kein Geheimnis, wenn ich sage, dass es unter normalen Umständen definitiv keine Option gewesen wäre, an einem Sonntag zu einem "Kinder-Wortgottesdienst" o. dergl. zu gehen statt zur Heiligen Messe, aber die Sonntagspflicht ist im Erzbistum Berlin meines Wissens immer noch ausgesetzt, und unsere liebe Pastoralreferentin hatte uns in Aussicht gestellt, diese Familienandacht könne eine Art Initialzündung für eine Neubelebung der Familienpastoral in unserer Pfarrei werden -- und da wollten wir natürlich unbedingt dabei sein.
Darüber, wie die Veranstaltung dann tatsächlich war und was für die Zukunft daraus zu folgern wäre, könnte man sicher problemlos einen eigenen Artikel schreiben, aber ich versuch' mich mal an einer Kurzfassung. Zunächst einmal war ich beeindruckt, wie viele Familien zu der Andacht kamen; viele der teilnehmenden Kinder waren wohl ungefähr im Alter unserer Großen, ein paar Babys waren auch dabei. Die Andacht selbst war in Inhalt und Gestaltung nicht weiter der Rede wert - zwei Lieder ("Wir feiern heut ein Fest" und "Eingeladen zum Fest des Glaubens"), eine aus einer Kinderbibel vorgelesene Paraphrase zu Matthäus 19,13-15 ("Lasst die Kinder zu mir kommen"), gefolgt von einem ganz kurzen ausdeutenden Impuls, frei formulierte Fürbitten (dafür gibt's von mir einen dicken Pluspunkt), Vaterunser und Segen, das war's -, aber als zielgruppenspezifisches Angebot für Kinder im Vorschulalter fand ich das absolut okay und allemal erheblich besser als das, was in unserer Pfarrkirche einmal im Monat im Rahmen der normalen Gemeindemesse als "Familiengottesdienst" angeboten wird. Soweit, so okay; von dem anschließenden "Beisammensein" hätte ich mir indes mehr versprochen, oder wenn man so will, zugleich mehr UND weniger: Ich hatte mir vorgestellt, es würden weniger Familien daran teilnehmen, aber die würden dafür vielleicht mehr Interesse an einer Form von Familienpastoral signalisieren, die über "ab und zu mal ein Kindergottesdienst mit 'Gott-hat-uns-alle-lieb'-Message" hinausginge. Aber wie gesagt, eigentlich wäre das ein Thema für einen eigenen Artikel. Beim Manöverkritik-Gespräch auf dem Heimweg zeigte sich, dass meine Liebste - die erheblich mehr mit den anderen Eltern gesprochen hatte als ich und dabei auch Flyer für unseren "Krabbelbrunch" verteilt hatte - die Veranstaltung insgesamt eher noch kritischer beurteilte als ich: Im Wesentlichen, meinte sie, sei es eine Veranstaltung von Kita-Eltern für Kita-Eltern gewesen; dass man damit auch Eltern hätte ansprechen können, deren Kinder nicht in die zur Pfarrei gehörenden St.-Josephs-Kita gehen, hätten die Organisatoren offenbar gar nicht auf dem Schirm gehabt. (Wir hätten ja auch nichts davon gewusst, wenn die Pastoralreferentin - die selbst leider nicht dabei war - uns nicht persönlich eingeladen hätte.) -- Aber okay, man wird sehen, ob sich aus der einen oder anderen Begegnung, die sich bei diesem "Beisammensein" ergeben hat, doch noch etwas entwickelt. Tendenziell hat sich bei mir allerdings ein Eindruck verfestigt, den ich schon vor dieser Veranstaltung hatte: Wenn wir andere Familien kennenlernen, die irgendwie einen Bezug zur Kirche haben, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die in einem bürgerlich-konventionellen Sinne erheblich konservativer sind als wir, dafür aber in Glaubensfragen liberaler. Eine diffizile Kombination...
Was ansteht: Die Termindichte in dieser Woche steht der der vergangenen kaum nach -- was zum Teil daran liegt, dass Termine aus der letzten Woche in dieser Woche eine Fortsetzung finden sollen. Dies betrifft vor allem die verschiedenen Arbeitsgruppen des Pastoralausschusses, denn am 19. September ist die nächste Pastoralausschusssitzung, und bis dahin sollen die diversen Arbeitsgruppen ihre Hausaufgaben gemacht haben. Mich betrifft das insoweit, als die AG Neuevangelisierung sich am Mittwoch treffen will bzw. soll, um über einen Kurztext für das Pastoralkonzept zu beraten, und am Freitag erneut über die "SWOT-Analyse" gesprochen werden soll. Es dürfte wohl kaum jemanden überraschen, dass meine Motivation sich in Grenzen hält -- zumal ich im Grunde noch nie so recht daran geglaubt habe, dass der Pastoralausschuss irgend etwas anderes produziert als heiße Luft bzw. das Altpapier von übermorgen. Wieso mache ich da überhaupt mit? Insbesondere im Fall der "SWOT-Analyse" finde ich es ein bisschen tragikomisch, dass, nachdem ich lang und breit erklärt habe, warum ich die nicht sinnvoll finde, dennoch von mir erwartet wird, dass ich daran mitarbeite. Vermutlich liegt das zum Teil daran, dass ich nicht besonders gut darin bin, laut und deutlich NEIN zu sagen, wenn jemand etwas von mir will. Damit hatte ich schon immer Schwierigkeiten. Dennoch möchte ich zum gegebenen Zeitpunkt nicht ausschließen, dass ich meine Teilnahme an den Sitzungen am Mittwoch und Freitag doch noch absage. Klüger wär's wahrscheinlich gewesen, ich hätte schon letzte Woche die Frage in den Raum gestellt, ob man das, was es bei diesen Sitzungen zu besprechen gibt, nicht genauso gut oder besser per eMail klären könne. Aber vielleicht ist es dafür ja noch nicht zu spät.
Ansonsten habe ich die Absicht, heute die neuen "Lebendigen Steine" zu drucken, morgen ist natürlich Lobpreis, außerdem aber auch Fraktionsempfang der Grünen Reinickendorf, und wenn ich rechtzeitig "Hier!" geschrieen hätte, hätte ich da durchaus als Vertreter des Pfarrgemeinderats von Herz Jesu Tegel hingehen können. Was mich davon abgehalten hat, war in erster Linie der Umstand, dass der Empfang an einem Ort stattfindet, wo man ohne Auto nicht gut hinkommt. Findet den Fehler, Grüne! -- Okay, zugegeben, mit dem Fahrrad ginge es. Wir haben familienintern durchaus erwogen, uns zu diesem Anlass Fahrräder (und einen Fahrradanhänger für die Kinder) zu leihen, konnten uns letztlich aber doch nicht entschließen, zumal an dem Abend eben auch Lobpreis ist.
Am Mittwoch werde ich um 18 Uhr wieder die Vesper vorbeten, nachdem im Lokalausschuss vereinbart worden ist, dass diese Gebetszeit am jeweils ersten Mittwoch im Monat weiterhin stattfindet. Überrascht war ich hingegen, in den Vermeldungen zu lesen, an diesem Mittwoch sei "Dinner mit Gott". Offensichtlich ein Irrtum bzw. Missverständnis, aber ich frage mich jetzt, ob ich mich vorsichtshalber nach der Vesper ins Gemeindehaus setzen und abwarten sollte, ob jemand kommt -- und ob ich gegebenenfalls auch etwas zu essen vorbereiten sollte...
Am Sonntag steht dann das vom Verein der Freunde der katholischen Kirche Herz Jesu Tegel e.V. organisierteBegegnungsfest an; wenn das Wetter mitspielt, wird die 9:30-Uhr-Messe unter freiem Himmel auf dem Brunowplatz gefeiert, anschließend gibt's auf dem Kirchengelände Kaffee, Kuchen und Infostände, und da bin ich natürlich voll involviert. Vielleicht schaffe ich es sogar noch, einen Kuchen zu backen.
Zitat der Woche:
"Ein Mensch ist dem anderen immer Sonne und Sonnenblume zugleich, Kranker und Krankenpfleger, Bettler und Almosengeber. Auf dem Weg des Glaubens gibt es im Grunde Geben und Empfangen nie so verteilt, dass der eine nur Geber, der andere nur Empfänger wäre. Vielmehr ist wirkliches Geben immer Empfangen und wirkliches Empfangen zugleich ein Geben - vor allem im Angesicht des Geheimnisses, um das wir kreisen und dem wir alle unser Leben verdanken."
Für alle, die über das, was ich weiter oben zum Konzept Kiezblocks geschrieben habe, noch mehr wissen wollen, gibt's hier jede Menge Informationen -- und darüber hinaus Möglichkeiten, selbst aktiv zu werden. Die Navigation der Seite ist praktisch selbsterklärend, dazu muss ich also wohl nicht viel sagen. Stattdessen kann ich den Raum hier nutzen, um noch ein paar Details zum Vortrag von Jakob Schwarz am vergangenen Dienstag nachzutragen. Autoverkehr in der Stadt, erklärte er, verhält sich in gewissem Sinne wie Wasser: Wenn man es an einer Stelle staut, sucht es sich einen anderen Weg. Aus demselben Grund, so Schwarz, sei es häufig keine ausreichende Lösung, einfach Verbotsschilder aufzustellen, um eine Straße für den Durchgangsverkehr zu sperren: "Wasser würde sich durch ein Schild auch nicht aufhalten lassen." Interessant fand ich auch, dass er anmerkte, das Problem, dass Autofahrer Nebenstraßen nutzen, um dem Stau auf den Hauptverkehrsachsen auszuweichen, habe es grundsätzlich "schon immer" gegeben, aber mit dem Aufkommen von Navigationsgeräten habe es sich massiv verschärft.
Kurz und gut: Was ich am Dienstag über "Kiezblocks" gehört habe, hat mich überzeugt, dass das ein durchaus praktikables Konzept ist, und der Grundgedanke einer Stadtplanung, die - so das Schlagwort - Raum für Menschen statt für Autos schafft, ist mir allemal sympathisch. Ich bin auch durchaus der Meinung, dass das ein #BenOp-relevantes Thema ist -- wie man z.B. aus Rod Drehers "Crunchy Cons", Haley Stewarts "The Grace of Enough" und sogar aus dem Kinderbuch "Lene und die Pappelplatztiger" lernen kann.
Ein Haken an der Sache, den ich nicht verschweigen will, besteht darin, dass sich das Konzept "Kiezblock" - und ebenso bzw. erst recht das dazu gewissermaßen komplementäre Konzept der "Wandernden lebenswerten Straßenräume" - letztlich nur "top-down" verwirklichen lässt, also mit Unterstützung der jeweiligen Stadt- oder Bezirksverwaltung. Das widerstrebt nicht nur meinem ausgeprägten Hang zum Prinzip "Graswurzelrevolution", sondern wirft auch die Frage auf: Gibt es in "der Politik" überhaupt Unterstützung für sowas, außer bei den Grünen? In Berlin sind demnächst Wahlen, aber die Grünen sind hier schließlich jetzt schon an der Regierung beteiligt, und da kann ich mir mit Blick auf die zu erwartenden Wahlergebnisse den Kalauer nicht verkneifen: Grüner wird's nicht. Und die SPD ist nun mal eine Autofahrerpartei. Oder?
Guck an: Neulich gab's hier "10 Hinweise für die Notwendigkeit von Gemeindeneugründungen" von Hanniel Strebel, und nun kommt Tobias Faix, evangelischer Theologe und Professor an der CVJM-Hochschule Kassel UND zugleich an der University of South Africa, und setzt noch einen (bzw. fünf) drauf. Musste ich mir natürlich ansehen, auch wenn ich nicht verhehlen will, dass mich schon allein das Wort "Startups" in der Überschrift abschreckte bzw skeptisch stimmte. Damit nicht genug, enthält allein der einleitende Absatz Vokabeln wie "Fresh-X", "Erprobungsräume", "Coworkingspaces" und "Innovationen in den Zwischenräumen von Kirche, Diakonie und Gemeinwesen", und ich denke: gniärch. Im weiteren Verlauf kommen dann noch "Entrepreneure", "Resilienz", "Balance zwischen Evangelium und Kultur", "Gesellschaft der Singularitäten" und "Empowerment" (kotz!) hinzu, vom Gender-Doppelpunkt bei "Gründer:innen" ganz zu schweigen. Kann jemand, der sich einer derart korrupten und kurzum superkackeekeligen Sprache bedient, dennoch etwas Wertvolles zu sagen haben? -- Erstaunlicherweise lautet die Antwort Ja. Tatsächlich finde ich einige seiner Kernthesen - oder jedenfalls das, was ich als seine Kernthesen betrachte - sehr gut; so gut, dass ich ein paar Auszüge daraus in meinem Thesenpapier zum Thema SWOT-Analyse zitiert habe. Nämlich die folgenden:
„Gott ist das handelnde Subjekt und wir sind Teil seiner Mission, dies bestimmt wesentlich die Haltung und nimmt Erfolgsdruck und Machbarkeitswahn raus. […] Es geht nicht nur um das menschlich Machbare. […] Gott ist schon da, handelt schon und unsere Aufgabe ist es, zuzuhören, Gott und den Menschen, um herauszufinden, was wirklich in diesem Stadtteil nötig ist. Was ist die Vision Gottes."
Man kann sich nun natürlich fragen - ich jedenfalls tue es -, wie diese Einsichten sich eigentlich mit dem garstigen Marketing-Sprech vertragen, auf den ich oben hingewiesen habe. Faix hat eine Antwort darauf -- in der letzten seiner 15 Thesen: "Neugründungen und Startup stehen in der Spannung zwischen unternehmerischem Handeln und einer Reich Gottes Ethik" (nur echt mit den Deppenleerzeichen). Sorry, ich bin nicht überzeugt. Sicher, so Mancher, der sich anschaut, was ich hier auf meinem Blog für Positionen miteinander in Verbindung zu bringen trachte, wird ebenfalls der Meinung sein, da passe Vieles nicht recht zusammen. Sehe ich naturgemäß anders. Was jedenfalls die 15 Thesen des Tobias Faix betrifft, nehme ich mir die Freiheit, mir da herauszupicken, was mich anspricht, und den Rest weiterhin doof zu finden; und natürlich kann ich niemanden daran hindern, mit meinen Thesen genauso zu verfahren.
Eigentlich finde ich es ja ein bisschen grenzwertig, Artikel aus dem Neuen Ruhr-Wort zu promoten, dessen redaktionelle Linie man wohl irgendwo zwischen Doofradio und häretisch.de verorten kann. Anders als diese ist das Gelsenkirchener Blatt allerdings kein kircheneigenes Medium: In Name und Selbstverständnis tritt das Neue Ruhr-Wort zwar als Nachfolgeprojekt zur 2013 eingestellten Bistumszeitung RuhrWort des Bistums Essen auf, legt aber Wert darauf, von der institutionellen Kirche unabhängig zu sein, und das finde ich ja grundsätzlich sympathisch. Aber die redaktionelle Linie ist eben trotzdem so, wie sie ist.
Wodurch empfiehlt sich nun also dieser Artikel, über den ich auf Twitter stolperte, für meine Linktipps der Woche? Was die inhaltliche Seite angeht, konnte man die zentrale Information - dass der Hamburger Generalvikar Thim auf eine rasche Entscheidung des Vatikans über Erzbischof Heßes Rücktrittsgesuch drängt und, um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, die diözesanen Gremien nicht mehr einberufen will - auf der Facebook-Seite des Erzbistums Hamburg schon vor mehr als zwei Wochen erfahren; ist der Neuigkeitswert des Artikels im Neuen Ruhr-Wort demnach eher gering, so besticht er doch durch einen geradezu lächerlich pompösen Boulevardstil. Schon die Formulierung "Wer ist der Mann, der ein starkes Signal setzt und den Konflikt mit Rom riskiert?" im Teaser-Absatz bescherte mir einen hartnäckigen Ohrwurm:
"Who is the man who would risk his neck for his brother man?
Who's the cat that won't cop out when there's danger all about?"
Can you dig it? I say that Ansgar Thim is a bad mother--
SHUT YOUR MOUTH!
Ja, schon gut. -- Aber im Grunde, glaube ich, geht's dem Artikel tatsächlich genau darum: Generalvikar Thim über den grünen Klee zu loben, weil er den Mut hat, sich mit "Rom" anzulegen (sowas kommt in Deutschland immer gut an!), und ihn womöglich - da "das Erzbistum Hamburg nach eigenem Bekunden davon aus[geht], dass der Rücktritt Heßes angenommen wird" - selbst als potentiellen neuen Oberhirten im "Bistum im Norden, wo die Katholiken rar und die Kassen knapp sind" (das steht da wirklich!) in Stellung zu bringen. Schließlich ist er ein "erklärter Unterstützer des katholischen Reformprozesses Synodaler Weg". -- Heißt der jetzt eigentlich offiziell so? "Katholischer Reformprozess Synodaler Weg (KRSW)"? Klänge doch toll. Man könnte auch noch ein paar Namensbestandteile hinzufügen, das würde dann noch sozialistisch-bürokratischer 'rüberkommen. "Katholisch-demokratischer Reformprozess bürgerlichen Rechts 'Synodaler Weg' gemeinnützige UG (haftungsbeschränkt)" würde mir z.B. gut gefallen, das würde dann auch gleich deutlich machen, dass, wenn das ganze Ding Bankrott macht, niemand für die Schulden aufkommt.
Aber mal was Anderes: Nutzerkommentare auf der oben erwähnten Facebook-Seite des Erzbistums Hamburg haben mich darüber belehrt, dass es Leute gibt - und zwar offenbar nicht ganz wenige -, die es bedauern würden, wenn der Papst Erzbischof Heßes Rücktrittsgesuch annähme, und die der Meinung sind, dieser sei "ein guter Erzbischof", ja sogar "ein hervorragender Mann". Das hat mich zunächst mal gewundert, aber vermutlich hat es mit dem verbreiteten Phänomen des "Amtsbonus" zu tun - einer milden Form von Stockholmsyndrom, ohne die es z.B. wohl auch kaum erklärlich wäre, warum so viele Deutsche Angela Merkel für eine gute Bundeskanzlerin halten. Das ist so ähnlich, wie wenn man auf dem Zahnarztstuhl sitzt bzw. liegt: Da will man einfach glauben, die Person, die sich über einen beugt, sei erstens kompetent und habe zweitens gute Absichten.
Indes werde ich den Verdacht nicht ganz los, die Leute, die wollen, dass Stefan Heße Erzbischof von Hamburg bleibt, seien im wesentlichen dieselben, die meinen, Kardinal Woelki müsse zurücktreten - obwohl dasselbe Gutachten, das Heße aus seiner Zeit als Personalchef im Erzbistum Köln regelmäßiges schweres Fehlverhalten bei der Aufklärung oder besser Nicht-Aufklärung von Missbrauchsfällen vorwirft, bei Woelki kein Fehlverhalten feststellen konnte. Es liegt wohl einigermaßen nahe, den Umstand, dass der Volkszorn in Sachen Missbrauchsaufarbeitung sich so auffallend asymmetrisch auf die Person Woelki konzentriert, im Zusammenhang mit dessen Haltung zum KRSW zu betrachten; gleichwohl wüsste ich nicht, wie man bei Erzbischof Heße selbst aus postchristlich-"progressiver" Sicht zu der Auffassung gelangen kann, dieser sei eine besondere Zierde für sein Amt. Okay, er hat sich wiederholt für mehr Wertschätzung gegenüber homosexuellen Partnerschaften und für eine "offene Debatte" über das Frauenpriestertum ausgesprochen. Aber das sind doch nur Worte. In der kirchenpolitischen Debatte mitreden könnte er als emeritierter Bischof schließlich immer noch; das sieht man ja an Margot Käßmann, von der man wohl behaupten kann, ihr Ansehen in der Öffentlichkeit - und damit ihr Einfluss - sei nach ihrem Rücktritt als Landesbischöfin erheblich gestiegen. Von öffentlichkeitswirksamen Statements mal abgesehen frage ich mich jedenfalls: Was hat Stefan Heße in seinem Amt als Erzbischof denn konkret getan, was man ihm als positive Leistung anrechnen könnte? Vielleicht können meine Leser im hohen Norden mir diesbezüglich auf die Sprünge helfen, aber bisher habe ich über die dortigen Verhältnisse eigentlich nur Schlechtes gehört. Möglicherweise könnte man argumentieren, für vieles von dem, was im Erzbistum Hamburg im Argen liegt, sei Heße nicht verantwortlich zu machen, da er ja erst seit 2015 in Hamburg ist und die Ursachen für die Misere weiter in die Vergangenheit zurückreichen. Wer aber wäre dann dafür verantwortlich zu machen? Am Ende womöglich gar - zumindest zum Teil - Ansgar Thim, der schließlich bereits seit 2008 zur Leitungsebene des Erzbistums gehört, 2013/14 schon einmal Generalvikar und anschließend Administrator des Erzbistums Hamburg war?
Vor ein paar Jahren habe ich auf meinem Blog mal darüber phantasiert, dass Klosterneugründungen an "spirituell verödeten" Orten eine ähnlich durchschlagende Wirkung entfalten könnten wie die Wiederansiedlung von Wölfen im Yellowstone-Nationalpark. Als Paradebeispiel dafür, dass Klosterneugründungen - anders als man denken könnte - auch hierzulande heute noch möglich sind und tatsächlich stattfinden, hatte ich das Zisterzienserpriorat Neuzelle vor Augen, das ich seither mehrmals besucht habe; was och hingegen bis vor Kurzem nicht wusste, ist, dass auch die Prämonstratenser-Abtei Hamborn bereits 1991 ein Priorat in Magdeburg gegründet hat. Für die Prämonstratenser ist Magdeburg ein außerordentlich geschichtsträchtiger Ort, da ihr Ordensgründer, der Hl. Norbert von Xanten, dort 1126 Erzbischof wurde und den Prämonstratensern das dortige Kloster Unser Lieben Frauen übertrug, das in der Folge praktisch zum Mutterkloster des Ordens wurde, infolge der Reformation aber 1601 aufgegeben wurde. Im 30-jährigen Krieg erhielt der Orden das Kloster vorübergehend zurück, aber 1632 verließen die Prämonstratenser Magdeburg endgültig. Bis 1991, wie gesagt.
-- Was halten wir davon? Dass das Bauprojekt, wie man unter dem Menüpunkt "Projektschritte" erfahren kann, im Frühsommer 2018 mit dem symbolischen Niederreißen der "Mauer zwischen den Konfessionen" begonnen wurde, das ist schon sehr "cringe", wie die jungen Leute sagen. Aber davon abgesehen klingt das eigentlich alles sehr gut. Fast ein bisschen zu gut, um wahr zu sein. Wo ist der Haken? Falls Leser aus dem Bistum Magdeburg (oder auch andere) mich mit genaueren Informationen über dieses Projekt versorgen können, komme ich bei Gelegenheit gern auf dieses Thema zurück.
Der Beatles-Klassiker in einer Coverversion mit einer Extraportion Soul, eineinhalb Jahre nach dem Original veröffentlicht. Zum durchaus brisanten geistlichen Gehalt des von Paul McCartney verfassten Songtexts gibt es einen lesenswerten Blogartikel von Elizabeth Scalia; in diesem Zusammenhang ist es nicht uninteressant, dass ich bei flüchtigem Hinhören den Eindruck hatte, Ray Charles habe die "härteste" Textstelle de Songs - "as he walked from the grave / no one was saved" - zu "as he walked from the green / no one was seen" abgemildert. Das hat sich aber bei mehrmaligem Anhören als Irrtum erwiesen.
Aus der Lesehore:
Hoffnung auf Leben ist Anfang und Ziel unseres Glaubens; Gerechtigkeit ist der Anfang und das Ziel des Gerichts; Liebe in Fröhlichkeit und Freude sind Zeugnis für die Werke der Gerechtigkeit. Denn der Herr hat uns durch die Propheten das Vergangene und das Gegenwärtige kundgetan und hat uns den Vorgeschmack künftiger Seligkeit gegeben. Ich aber will – nicht wie ein Lehrer, sondern wie euresgleichen – einiges dartun, wodurch ihr schon in den gegenwärtigen Verhältnissen Freude gewinnen könnt. Da "die Tage böse sind" (vgl. Eph 5,16) und der Widersacher die Macht hat, müssen wir auf uns selbst achten und die Weisung des Herrn erforschen. Helfer unseres Glaubens sind Furcht und Geduld, unsere Mitstreiter Großmut und Enthaltsamkeit. Wenn diese Tugenden unversehrt dem Herrn zugewandt bleiben, freuen sich zusammen mit ihnen Weisheit und Einsicht, Wissen und Erkenntnis.
Was bisher geschah: Ich beginne mal mit etwas, was strenggenommen noch in das vorige Wochenbriefing hineingehört hätte -- einem Dialog am Frühstückstisch an Mariä Himmelfahrt, vorletzten Sonntag. "Also nächstes Jahr gibt es keine MEHR, sondern stattdessen eine WENIGER-Konferenz", teilte meine Liebste mir mit. "Die findet zweimal hintereinander statt, ohne Kinderprogramm und auch ohne Live-Übertragung; man kann sie nur erleben, indem man an ihr teilnimmt."
Na ja, was soll man sagen. Ob das nun in die dicker und dicker werdende Ablage "How COVID ruined everything" gehört oder, wie meine Liebste meint, eher damit zu tun hat, dass "Hartl auf so'nem Entschleunigungstrip" ist -- lassen wir das mal dahingestellt.
Am Montag ging es mir sehr schlecht: Ich litt, bedingt durch Stress und Schlafmangel, an Kopfschmerzen, vor allem aber war ich frustriert darüber, in der Gremienarbeit in der Pfarrei immer wieder gegen Wände zu laufen (ein Gefühl, das sich in meinem Wochenbriefing von voriger Woche wohl sehr deutlich niedergeschlagen hat), und hatte das Gefühl, unendlich viel zu tun zu haben und mit nichts so richtig voran zu kommen. Aber schon am Dienstag ging es wieder bergauf mit mir. Das begann damit, dass ich es schaffte, etwa eineinhalb Stunden früher aufzustehen als der Rest der Familie, um erst mal ein bisschen "Zeit für mich" zu haben. Am frühen Abend hatten wir, wie jeden Dienstag, Lobpreisandacht, allerdings hatte ich meiner Tochter Bernadette versprochen, vorher noch mit ihr die beiden Schnecken, die sie seit etwa eineinhalb Wochen in einem Schraubglas gehalten hatte, im Garten der Kirche "auszuwildern" und gegebenenfalls neue zu suchen. Meine Liebste kam mit dem Baby kurze Zeit später nach, Bernadette spielte auf dem Kirchengrundstück fröhlich mit den Nachbarsmädchen, und dann trafen wir unsere Pastoralreferentin, die wohl eigentlich gerade etwas im Pfarrbüro zu erledigen hatte, sich aber fast eine halbe Stunde Zeit für ein Gespräch mit uns nahm -- zunächst rein "privat", dann aber doch auch über verschiedene Aktivitäten und Projekte in der Pfarrei, und das erwies sich als sehr hilfreich zur Überwindung meiner Motivationskrise.
Schnecken fanden sich im Garten der Kirche reichlich; noch mehr als hier zu sehen sind.
Was die Lobpreisandacht betrifft, dachte ich zunächst, ich würde sie allein bestreiten müssen, während unsere Große weiterhin im Hof mit den Nachbarsmädchen spielte und meine Liebste sie dabei beaufsichtigte (und gleichzeitig das Baby stillte). Aber kaum hatte ich mit der Andacht begonnen, da kamen Bernadette und eins der anderen Mädchen in die Kirche gelaufen und tanzten zur Lobpreismusik. Ich war entzückt. Nicht minder entzückt war ich, als ich während der laufenden Andacht erwog, anstelle der Kurzlesung aus der Vesper vom Tag (die sich schließlich alle vier Wochen wiederholt) die Tageslesung aus dem Messlektionar zu nehmen -- und feststellte, dass da die Berufung Gideons aus dem Buch der Richter dran war; habe ich erwähnt, dass mein kleiner Sohn Gideon heißt? Nach der Andacht gingen wir erneut bei dem Vietnamesen gegenüber der Kirche essen, und der Laden ist echt gut.
Den Mittwoch verbrachten Frau und Kinder größtenteils im Tierpark, was mir den nötigen Freiraum verschaffte, an der September-Ausgabe der "Lebendigen Steine", an meinen Buchrezensionen und an diesem Blogartikel zu arbeiten. Am Donnerstag begleitete ich meine Familie erst einmal zu einer Spielplatz-Verabredung, klinkte mich da aber nach knapp zwei Stunden aus, und als ich nach Hause kam, fand ich im Briefkasten das eigentlich schon letzte Woche erwartete Rezensionsexemplar des Buches "Den ersten Schritt macht Gott" von Bischof Stefan Oster und meinem Freund Rudolf Gehrig vor. Kommt natürlich auf meine Leseliste, allerdings würde es im Rahmen der "100-Bücher-Challenge" erst in Etappe 10 drankommen, und ich fürchte, ein Teil meiner Leser - allen voran Rudolf selbst - kann so lange nicht warten, also muss ich vielleicht demnächst schon mal eine "Sneak-Preview" auf Facebook veröffentlichen oder so.
Am Freitag, dem Gedenktag des Hl. Bernhard von Clairvaux, hatte meine Liebste nachmittags eine Vorstandssitzung des Vereins "Freunde der katholischen Kirche Herz Jesu Tegel e.V." zum Zweck der Planung eines "Begegnungsfests" am 5. September; ich beaufsichtigte derweil - nach einem kurzen Besuch der Eucharistischen Anbetung - unsere Große beim Spielen im Hof der Kirche. Im Anschluss an die Vorstandssitzung war Abendmesse, und wir hatten gehört, dass ein junges Ehepaar, das erst seit wenigen Monaten im Gemeindegebiet wohnt, in dieser Messe ihr zehnjähriges Ehejubiläum feiern wollte. Junge Familie? Neu in der Gemeinde? Die wollten wir natürlich kennenlernen! Tatsächlich schafften wir es, uns ihnen nach der Messe vorzustellen und ein paar Worte mit ihnen zu wechseln. Schauen wir mal, wie sich das weiter entwickelt.
Am Samstag standen wir zeitig auf, um den Krabbelbrunch vorzubereiten -- den ersten seit 17 Monaten.
Schon im Vorfeld hatten wir uns - u.a. angesichts mangelnder Werbung, wofür wir uns zum Teil (zum Teil aber auch nicht) an die eigene Nase fassen müssen - Gedanken gemacht, ob überhaupt jemand kommen würde. Diese Sorge erwies sich als berechtigt, aber hey: Für unsere eigenen Kinder war's schön, für die Erwachsenen gab's leckeren Kaffee und coronakonform einzeln verpacktes Kleingebäck, und schließlich verfuhren wir wie in dem Gleichnis vom Hochzeitsmahl und luden die Nachbarsmädchen ein, sich zu uns zu gesellen. Aus dem Alter für die von uns aufgebaute Spiellandschaft waren die zwar schon deutlich raus, aber nett war's trotzdem.
Das designierte Highlight des Sonntags war dann das Maria 1.0-Regionaltreffen für das Erzbistum Berlin. Der Anfang des Zoom-Meetings geriet aus technischen Gründen etwas holprig, aber dann wurde es doch sehr interessant und nett. Der voraussichtliche nächste Schritt wird die Einrichtung einer Mailingliste für die Koordination zukünftiger gemeinschaftlicher Aktivitäten sein; da steckt also noch Einiges an Potential drin.
Was ansteht: Ich hatte es vorige Woche bereits angedeutet: Diese Woche platzt mein Terminkalender wirklich aus allen Nähten. Okay, heute noch nicht; heute ist "nur" der Redaktionsschluss für die September-Ausgabe der "Lebendigen Steine". Aber morgen - am Fest des Apostels Bartholomäus - steht beim vom Baumhaus ausgerichteten Emergent Berlin Festival ein, wie mir scheint, ziemlich vielversprechendes Thema auf dem Programm: "How to Kiezblock - Wandering Liveable Streetspace", ein "Teach-In" mit Kai Siefke vom Verein Changing Cities. (Was mich übrigens daran erinnert, dass dieser Verein auch mal eine Veranstaltung in "unserem" Pfarrhaus hatte...). Schauen wir mal, ob ich es schaffe, da nach der Lobpreisandacht hinzufahren.
Am Mittwoch, dem Gedenktag des Heiligen Ludwig, trifft sich die AG Neuevangelisierung, vorrangig zu dem Zweck, die monatlichen Herz-Jesu-Andachten in unserer Pfarrkirche für das nächste halbe Jahr oder so zu planen, aber ich gehe mal davon aus, dass bei der Gelegenheit auch andere Anliegen diskutiert werden. So zum Beispiel die abgefahrene Idee des Pastoralausschusses, die einzelnen Gemeinden und "Orte kirchlichen Lebens" des Pastoralen Raums sollten eine "SWOT-Analyse" erarbeiten. Wie ich mich kenne, wird mein Beitrag dazu vorrangig darin bestehen, darzulegen, warum ich diese Idee eher nicht so brillant finde -- oder sagen wir: was ich daran problematisch finde.
Am Donnerstag soll, meinem Terminkalender zufolge, das zweite Planungstreffen für die Einrichtung eines Instagram-Accounts für den Pastoralen Raum Reinickendorf-Süd stattfinden, aber da ich seit dem ersten Treffen dieser Gruppe (vor acht [!] Wochen) nichts mehr davon gehört habe, bin ich nicht ganz sicher, dass es wirklich stattfinden wird. Schauen wir mal. Dann ist schon Freitag, der Gedenktag der Hl. Monika, und da ist Lokalausschuss. Ein wichtiges Thema dürfte da wohl die angestrebte Renovierung der Pfarrhausküche sein; was sonst noch auf die Tagesordnung kommt, bleibt abzuwarten, aber die Erfahrung spricht dafür, dass da eine ganze Reihe von Themen zusammenkommen wird.
Am Samstag ist der Gedenktag des Hl. Augustinus, und der wird in der zu unserem Pastoralen Raum gehörenden Pfarrei St. Rita - die aus einem Augustinerkonvent hervorgegangen ist - groß gefeiert: mit einer Festmesse um 18:30 Uhr, anschließendem Umtrunk im Klostergarten und einem Sinfoniekonzert um 21 Uhr. Der Umtrunk würde mich ja - unter Networking-Gesichtspunkten, versteht sich - durchaus interessieren, das Sinfoniekonzert ehrlich gesagt weniger. Aber vielleicht liest dies ja jemand, der sowohl Lust als auch die Möglichkeit hat, da hinzugehen.
Und am Sonntag gibt's in St. Joseph einen "Familien-Wortgottesdienst". Normalerweise wäre das ja nun so richtig überhaupt nicht unser Ding, aber uns wurde mitgeteilt, dass diese Veranstaltung auf Initiative einer erst kürzlich ins Gemeindegebiet gezogenen Familie organisiert worden ist -- nicht der Familie, die vergangenen Freitag in Herz Jesu ihr Ehejubiläum gefeiert hat, aber die wird wohl auch dabei sein. Ich bin gespannt!
Zitat der Woche:
"Nur ein ganz klein wenig Glaube genügt, und Petrus kann auf dem Wasser gehen. Denn Glaube bedeutet Einssein, Einigsein mit Gott, und diese Einheit wirkt Wunder. Sich einzulassen auf die Wirklichkeit Gottes, ist ansteckend. Oft bemerken wir gerade bei Menschen, die Übermenschliches leisten oder erleiden, dass ihnen solches nur in der Kraft des Glaubens möglich ist."
Ein Artikel von vor einem Jahr, aber sein Anlass - der Gedenktag des Hl. Maximilian Kolbe - wiederholt sich ja jedes Jahr, und somit wurde der Artikel unlängst erneut in den Sozialen Medien verbreitet. Und das ist gut so, denn ich (und sicherlich nicht nur ich) habe ihn dadurch zum ersten Mal zu Gesicht bekommen. Hätte ich schon früher von der Existenz dieses Artikels gewusst, hätte ich vermutlich ein paar Auszüge daraus für die August-Ausgabe der "Lebendigen Steine"verwendet.
Elizabeth Scalia präsentiert in ihrem Artikel keine umfassende biographische Skizze des Heiligen, sondern konzentriert sich weitgehend auf die Umstände seines Todes im KZ Auschwitz. Die äußeren Fakten dieses Vorgangs sind ja recht bekannt, aber Elizabeth Scalia schildert die Ereignisse - unter Berufung auf Zeugenaussagen - sehr eindringlich.
Dreh- und Angelpunkt des Artikels ist, dass Elizabeth Scalia die letzten Tage des Hl. Maximilian Kolbe als ein Zeugnis für die subversive Kraft des Gebets betrachtet. "Das Gebet eines gläubigen Menschen ist die Waffe des wahren Widerstandskämpfers", schreibt sie: "Was auch immer man dem Leib antun mag: Der Geist, wenn er durch das Gebet freigesetzt wird, kann nicht gezähmt werden." Und schließlich:
"Die weltlich Gesinnten nennen den Glauben töricht und spotten über ihn. Genau deswegen werden sie letzten Endes unterliegen. Man kann keinen Krieg gewinnen, wenn man die Waffen geringschätzt, die denen zur Verfügung stehen, die man unterdrückt."
In diesem Zusammenhang scheint es mir übrigens erwähnenswert, dass neulich in einem informellen Gespräch unter engagierten Gemeindemitgliedern die Rede davon war, die Gemeinde solle Vorschläge für ein Patrozinium der Großpfarrei sammeln, die in ein paar Jahren aus unserem Pastoralen Raum hervorgehen soll. Spontan brachte ich den Namen Maximilian Kolbe ins Gespräch, u.a. auch mit Blick auf die signifikante Anzahl polnischstämmiger Katholiken im Pastoralen Raum. Meine Gesprächspartner äußerten jedoch Bedenken: Kolbe sei ja ein Widerstandskämpfer gewesen, und das vertrage sich womöglich schlecht mit dem Selbstverständnis einer Kirche, die in der Mitte der Gesellschaft stehen wolle.
Nanu, schon wieder Hanniel? Jo, isso. Die Überschrift hat mich neugierig gemacht. Aufmerksamen Lesern wird nicht entgangen sein, dass ich in den letzten beiden Wochenbriefings andeutungsweise ein gewisses Maß an Sympathie oder jedenfalls Verständnis für die sogenannte "Querdenker"-Bewegung signalisiert habe; und wenngleich ich wenig Lust verspüre, mich dafür zu rechtfertigen, denke ich doch, ein bisschen Kontextualisierung und differenzierte Betrachtung ist da durchaus ratsam. Und dafür bietet eine Auseinandersetzung mit diesem Hanniel-Blogartikel recht gute Ansatzpunkte.
"Corona ist für mich Symptom-Thema", beginnt Hanniel. "Sie [?] fördert Schwach- und Bruchstellen sowohl bei säkularen Post-Evangelikalen als auch bei den gegenweltlichen Konservativen zu Tage." Das klingt erst einmal sehr ausgewogen und ist sicherlich auch so gemeint; folglich war ich zunächst etwas überrascht, dass Hanniels insgesamt sehr knappe Anmerkungen zu diesem Thema vorrangig als Kritik oder Ermahnung an die Adresse der "gegenweltlichen Konservativen" zu verstehen sind. Das mag zum Teil mit der Zielgruppenorientierung des Hanniel-Blogs zu tun haben -- in dem Sinne, dass der Autor möglicherweise davon ausgeht, die "säkularen Post-Evangelikalen" würden sich von ihm sowieso nichts sagen lassen bzw er habe ihnen schlichtweg nichts zu sagen. Trotzdem erscheint es mir bezeichnend, dass ich mir unter der Überschrift dieses Artikels tendenziell etwas Anderes vorgestellt hätte; und ich möchte behaupten, das hat mit einem unterschiedlichen Erfahrungshorizont zu tun.
Damit will ich sagen: Wenn ich beim Stichwort Vermischung von Corona und Evangelium in erster Linie eher nicht an fundamentalistische Impfgegner denke, die ihre Haltung zur herrschenden Corona-Politik zum Prüfstein christlicher Rechtgläubigkeit erheben, sondern eher an die exakt gegenteilige Position, dann hat das zweifellos auch damit zu tun, welche Haltung ich als die dominante erlebe. Gut, zugegeben: In einem Buch für Gebetsanliegen, das in unserer Pfarrkirche ausliegt, finden sich in jüngster Zeit immer mal wieder Einträge, in denen gewarnt wird, die Corona-Impfung sei "vom Satan", und hin und wieder tauchen entsprechend apokalyptische Pamphlete auch in der Schriftenauslage oder im Büchertauschregal auf. Aber das würde ich alles in allem doch als extreme Außenseiterpositionen betrachten, die im volkskirchlichen Mainstream kaum toleriert, geschweige denn ernst genommen werden. Volkskirchliche Normalität, so wie ich sie wahrnehme, ist ja eher von einem Ausmaß von Compliance gegenüber den behördlichen Corona-Vorschriften geprägt, dass man sich manchmal wünschen würde, die Glaubenslehre der Kirche würde auch nur halb so gewissenhaft befolgt. "Desinfektionsmittel statt Weihwasser" ist, wie mir scheint, eine recht symbolkräftige Illustration für diesen Sachverhalt.
Nun ist dies allerdings eine Frage, in der auch der Papst nicht unfehlbar ist. Er kann - mit Recht - darauf hinweisen, dass es moralisch geboten ist, die eigene Gesundheit und die der Mitmenschen nach Möglichkeit zu schützen. Darüber zu urteilen, inwieweit eine Corona-Impfung diesem Zweck dient oder gar notwendig dafür ist, fällt nicht in seinen Kompetenzbereich als Papst.
Das Problem an solchen Positionierungen ist, so wie ich (und gewiss nicht nur ich allein) es sehe, nämlich dies: Wenn, wie man immer wieder hört und liest, die Impfung zwar das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs signifikant verringert, den Geimpften aber weder davor schützt, infiziert zu werden, noch auch davor, Andere anzustecken, dann ist das in kirchlichen Kreisen sehr beliebte Narrativ, es sei ein Gebot der christlichen Nächstenliebe, sich impfen zu lassen, um Andere zu schützen, schlichtweg gegenstandslos. Aber wenn das so ist - und wenn somit auch durch eine flächendeckende "Durchimpfung" der Bevölkerung keine "Herdenimmunität" erreicht werden kann -, stellt sich die Frage: Wozu dann der enorme politische, mediale und gesellschaftliche Druck, mit dem dafür gesorgt werden soll, dass alle Welt geimpft werde? Solange es auf diese Frage keine überzeugende Antwort gibt, braucht man sich über das Grassieren von Verschwörungstheorien nicht zu wundern. Sicherlich sind manche Vorstellungen, die in den Kreisen der sogenannten "Querdenker" kursieren, deutlich "over the top" -- zum Teil einfach abwegig, zum Teil wohl auch mit einer potentiell gefährlichen ideologischen Schlagseite ausgestattet -; aber dass diese Leute das Gefühl haben, den "offiziellen Autoritäten" nicht trauen zu können, kann ich ihnen schwerlich verübeln. Und darum erscheint es mir ausgesprochen unglücklich, wenn auch die Kirchen sich demonstrativ auf die Seite jener offiziellen Autoritäten schlagen.
Nun aber zurück zu Hanniel! Seiner Ausgangsthese, es sei "problematisch", eine "Positionierung zur Impfung direkt mit dem Evangelium zu verbinden", kann ich voll und ganz zustimmen; interessant wird es dann in den nächsten zwei Sätzen:
"Diejenigen, die so auf die Unterscheidung des bürgerlichen und staatlichen Regiments pochten, werden so unvermittelt zu Jüngern gegen die Impfung. Das nenne ich eine Vermischung der zwei Reiche (statt einer Unterscheidung)."
Das gibt zu denken; aber stimmt das eigentlich, oder ist es doch nur argumentative Spiegelfechterei? Ich bin mir da nicht ganz sicher. Vielleicht könnte das Buch "Corona und Christus" von John Piper, das Hanniel als weiterführende Lektüre empfiehlt; aber ich glaube, so genau, dass ich deswegen freiwillig ein ganzes Buch zum Thema "Christen und Corona" lesen würde, will ich es dann doch nicht wissen.
Wiederum gänzlich mit Hanniel einverstanden bin ich, wenn er denjenigen Christen, die sich "unverhohlen als Vertreter der 'harten Rechten' zu erkennen" geben, vorhält, sie stellten "damit das Evangelium unter einen Gesinnungsvorbehalt". In der Tat: Die Glaubensüberzeugungen des Christen sollen seine politische Haltung prägen, nicht umgekehrt. (Das ist übrigens eine Forderung, die viele "liberale Christen" - unter Verweis auf die Trennung von Staat und Kirche, die sie als Trennung von Politik und Religion missverstehen - empört bis entsetzt zurückweisen würden. Aber das ist ein Thema für sich.)
Zum Schluss merkt Hanniel noch an: "Die Geimpften kochen vor Wut über nicht Geimpfte und sind verhindert zu beten." Fundamentalistische Impfskeptiker unter den Christen könnten hier nun empört fragen: "Wie bitte, sollen wir daran jetzt auch noch schuld sein?" Dazu würde ich sagen, man muss nicht unterstellen, dass Hanniel das so gemeint hat, aber es kann wohl nicht schaden, in diesem Zusammenhang an die eindringlichen Warnungen der Evangelien davor zu denken, dass Christen füreinander zum skandalon, zum Stein des Anstoßes werden. Wie der Theologe Klaus Berger in seinem Buch "Jesus", S. 88, schreibt, ist "Ärgernisgeben" - verstanden als "ein Verhalten, mit dem ich den anderen provoziere, ihn störe, ihn irritiere, ihn unsicher mache in seinem Christsein" - dem Zeugnis der Evangelien und Briefe des Neuen Testaments zufolge "ungefähr das Schlimmste, was ein Christ dem anderen antun kann". Zumindest könnte man sagen, wer ein besonders guter Christ sein will, ist gut beraten, sich besonders darum zu bemühen, seine Feinde zu lieben. Das gilt im hier angesprochenen Konflikt natürlich für beide Seiten, und auch unabhängig vom Thema Corona immer und für uns alle, nicht zuletzt für mich. Ich weiß sehr wohl, dass die Feindesliebe nicht meine stärkste Seite ist. Aber ich bemühe mich um Besserung.
(Nebenbei möchte ich anmerken, dass dieser Artikel durchaus auch exemplarisch ist für den trockenen, hölzernen Stil, der erheblichen Anteil daran hat, dass ich mit Hanniel Strebel nicht so richtig warm werde. Aber das gilt unabhängig von seinen inhaltlichen Positionierungen.)
Vivian Warren ist 43, lebt und arbeitet in einer Niederlassung der Bruderhof-Gemeinschaft im Staat New York -- und sie ist Single. Das hat sie sich nicht so ausgesucht, es hat sich einfach nicht anders ergeben. Damit ist das Thema dieses Artikels schon einigermaßen umrissen: Wie schwer ist es, ein solches unfreiwilliges Singledasein als gottgewollt, ja womöglich sogar als eine Art von Berufung zu akzeptieren?
An dieser Stelle ein paar Anmerkungen zur Bruderhof-Gemeinschaft: Meinen ersten Kontakt zu dieser nach dem I. Weltkrieg in Deutschland gegründeten neutäuferischen Bewegung, deren Gründergeneration 1937 vor den Repressionen durch das Nazi-Regime flüchtete und die heute Niederlassungen in den USA, Australien, Großbritannien, Paraguay, Österreich und auch wieder in Deutschland hat, hatte ich auf der MEHR 2017, jedoch - auch wenn das komisch klingt - gewissermaßen ohne es richtig zu merken. Im MEHR-Space gab es einen Bruderhof-Infostand, an dem ich allerlei Giveaways abgriff -- darunter zwei Bücher: "Leben in der Nachfolge", eine thematisch sortierte Sammlung von Auszügen aus den Schriften von Johann Heinrich Arnold, dem Sohn des Bruderhof-Gründers und langjährige Leiter dee Gemeinschaft, sowie die Autobiographie seiner Mutter Emmy Arnold, "Gegen den Strom". In der Masse an Infomaterial, die ich von meiner ersten MEHR mit nach Hause brachte, gingen diese Bücher aber erst mal unter und wurden bald darauf auch noch beim Umzug verkramt, kurz und gut, gelesen habe ich sie bis heute nicht, aber immerhin stehen sie auf meiner Leseliste für die "100-Bücher-Challenge" und sind da für die Etappen 9 und 13 vorgesehen.
Wie ich bereits in früherenArtikeln angemerkt habe, erwähnt Rod Dreher die Bruderhof-Bewegung mehrfachauf seinemBlog; umgekehrt erschien auf der deutschsprachigen Bruderhof-Website eine sehr positive Besprechung meiner Übersetzung von Rod Drehers "Benedikt-Option", und in dieser Besprechung wurde auch mein Blog lobend erwähnt.
Vorbehaltlich der noch ausstehenden eingehenderen Auseinandersetzung mit Lehre und Praxis der Bruderhof-Bewegung glaube ich jedenfalls sagen zu können, dass ihre Anhänger eine Form christlichen Gemeinschaftslebens kultivieren, die dem durchschnittlichen Volkskirchen-Angehörigen "sektenartig" vorkommen dürfte -- es dabei aber irgendwie scgaffen, sympathisch und ungefährlich 'rüberzukommen. Vivian Warren jedenfalls kommt enorm sympathisch 'rüber. Und ich glaube, dass ihr sehr persönliches und emotional aufrichtiges Zeugnis auch und gerade solchen Lesern "etwas sagen" kann die sich mit dem Konzept "Keuschheit" eher schwertun; oder, for that matter, auch mit dem Konzept "Gehorsam".
Wie Vivian Warren erläutert, legen Mitglieder von Bruderhof-Gemeinschaften ebenso wie die Mitglieder religiöser Ordensgemeinschaften ein Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams ab. Ein Bruderhof ist aber eben kein Kloster, die Gemeinschaft besteht nicht nur aus Personen, die sich zu lebenslanger Ehelosigkeit verpflichtet haben, sondern auch Familien -- womit schon mal klar sein dürfte, dass mit dem Keuschheitsgelübde etwas Anderes gemeint sein muss als das, was sich Viele wohl unter diesem Begriff vorstellen würden, nämlich "absolute sexuelle Enthaltsamkeit, Punkt". Von Vivian Warren kann der geneigte Leser lernen, dass Keuschheit bedeutet, Sexualität so zu leben, wie es dem Willen Gottes entspricht -- und das bedeutet in der Praxis natürlich für Verheiratete etwas Anderes als für Unverheiratete. In diesem Sinne lehrt übrigens auch die katholische Kirche, dass alle Christen zur Keuschheit berufen sind (vgl. KKK 2348) -- wenngleich sie einfachen Laien bzw. "Weltchristen" im Normalfall nicht durch ein formelles Gelübde dazu verpflichtet. Allerdings wage ich zu behaupten, dass es für die Mehrheit der Getauften - und wahrscheinlich sogar für die Mehrheit der aktiven Kirchgänger - eine völlig abwegige Vorstellung ist, der Frage nach dem Willen Gottes für das eigene Leben höhere Priorität einzuräumen als dem Anspruch auf "Selbstverwirklichung". Das ist natürlich nicht zuletzt auch ein Problem mangelnder bzw. falscher Katechese. Wieso sollte Gott überhaupt etwas von mir bzw. für mich wollen, was meinen eigenen Wünschen widerspricht? Ist Gott nicht dazu da, MICH glücklich zu machen? -- Nun ja, ehrlich gesagt: Nicht direkt, Schnucki. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Wahres Glück findet man, indem man den eigenen Willen mit dem Willen Gotte in Einklang bringt. Dass das nicht einfach ist und zuweilen schmerzhaft sein kann, stellt Vivian Warren sehr eindringlich dar. Kurz gesagt, ein Text, den ich gerade auch Jugendlichen und/oder den für sie zuständigen Katecheten gern ans Herz legen möchte.
Diesen Song widme ich der Tatsache, dass ich es in der zurückliegenden Woche endlich geschafft habe, Darryl Coopers siebenteiligen Podcast über Jim Jones und den People's Templezu Ende anzuhören. Rund 30 Stunden. Vier Wochen hat's gedauert. Aber ich kann diesen Podcast nicht g'nug empfehlen. Ich habe unheimlich viel daraus gelernt, nicht nur über den People's Temple, sondern auch über die Black Power-Bewegung, den Weather Underground, über ideologische Ent- und Verwicklungen der "Neuen Linken" seit den 1960er-Jahren, die bis heute fortwirken, und noch über Manches andere.
Was man sich auch ohne spezielles Hintergrundwissen hätte denken können, ist, dass eine Sekte unbedingt eine gute Band braucht. Der People's Temple hatte eine -- die im Jahr 1973 sogar eine professionell produzierte Schallplatte, "He's Able", herausbrachte. Die elf Songs des Albums gibt's sämtlich auf YouTube, ich habe sie mir aber noch nicht alle angehört. Der Song "Hold On, Brother" wird in Darryl Coopers Podcast mehrfach angespielt, und ich finde ihn sehr bezeichnend für die gewissermaßen "para-religiöse" Ideologie des People's Temple: Musikalisch hat die Nummer eindeutige Gospel-Vibes, aber im Text wird die Anrufung Gottes konsequent ersetzt durch die Verheißung einer besseren Zukunft, die man, ganz in marxistischer Manier, selbst zu schaffen habe. Wir wissen, wie die Sache ausging: Gut fünf Jahre später waren all diese Leute - sofern sie nicht schon vorher aus der Sekte ausgestiegen waren - tot, im Dschungel von Guyana mit einem mit Blausäure versetzten Fruchtsaftgetränk vergiftet.
Aus der Lesehore:
Dreifach und doch wieder einfach ist der Sinn des göttlichen Mysteriums. Mysterium ist zunächst Gott in sich, Gott als der unendlich Ferne, der Heilige, der Unnahbare, dem kein Mensch sich nahen kann, ohne zu sterben; dem verglichen alles unrein ist, wie der Prophet sagt: "Ich bin ein Mann mit unreinen Lippen und lebe mitten in einem Volk mit unreinen Lippen, und meine Augen haben den König, den Herrn der Heere, gesehen." (Jes 6,5)
Und dieser Allheilige entschleiert sein Mysterium, lässt sich zu seinen Geschöpfen herab und offenbart sich ihm, aber immer wieder "im Mysterium", das heißt, in gnadenvoller Offenbarung an die von ihnen Erwählten, Demütigen, Herzensreinen, nicht an die Stolzen und Selbstbewussten. So bleibt auch seine Offenbarung ein Mysterium, da es nicht der profanen Welt offensteht, sondern sich vor ihr verbirgt und sich nur dem Gläubigen, dem Auserwählten, enthüllt. Gottes Wesen ist also unendlich erhaben über die Welt, und doch wohnt er gnadenvoll in der Kreatur, in der Menschheit; er ist transzendent und immanent zugleich; er übersteigt alle Kreatur dem Wesen nach und durchdringt sie der Allgegenwart und der Allwirksamkeit nach.
Was bisher geschah: Den Montag letzter Woche verbrachte ich praktisch zur Gänze im Tierpark Berlin-Friedrichsfelde, mit meiner Familie und der Familie von Blogleserin Maren aus Bayern (bzw. Franken), deren zwei Söhne vom Alter her zwischen unseren Kindern liegen: Ihr Ältester ist etwa ein Jahr jünger als unsere Tochter, ihr Jüngster etwas über einen Monat älter als unser Sohn. Insbesondere die beiden "Großen" verstanden sich prächtig, es war eine Freude, zuzuschauen, wie sie zusammen herumrannten, kletterten und den 146 von Künstlern aus aller Welt gestalteten Buddy-Bären Namen gaben.
Zur Lobpreisandacht am Dienstag ging ich diesmal wieder allein, da das große Kind lieber zu Hause bleiben und mit der Mama auf dem Kinderzimmerfußboden Memory spielen wollte und wir Eltern es beide nicht für gut hielten, sie gegen ihren Willen zum Mitkommen zu verdonnern. Übrigens hatte sich herausgestellt, dass mein Terminkalendereintrag, demzufolge am Mittwoch der Pfarrgemeinderat tagen sollte, doch stimmte: Die Einladung, einschließlich vorläufiger Tagesordnung, kam am Dienstagmorgen. Zum Inhalt der Sitzung kann und darf ich mich hier nicht äußern, aber was ich dennoch loswerden möchte, ist: Ohne dass ich es an etwas Konkretem festmachen könnte, was irgendein Teilnehmer der Sitzung gesagt oder getan oder nicht gesagt oder nicht getan hätte, hat dieser Abend bei mir insgesamt das Gefühl hinterlassen, ich sollte mir mal ganz grundsätzlich überlegen, ob ich mir Gremienarbeit in der Pfarrei weiterhin antun will. Oder ob das nicht letztlich doch nur vergebliche Liebesmüh und eine Verschwendung von Zeit und Nerven ist. Weil die Strukturen einfach stärker sind als der Einzelne, einfach aufgrund ihrer Massenträgheit. Man mag sich einbilden, man könnte hier und da mal einen Impuls einbringen, aber der institutionelle Apparat ist immun gegen Impulse. Der zieht unbeirrt sein Programm durch und verwaltet alles in Grund und Boden, bis es irgendwann nichts mehr zu verwalten gibt -- und selbst dann wird er vermutlich noch eine Weile damit weitermachen.
Ehe jetzt wieder jemand beleidigt ist: Es liegt nicht an den einzelnen Leuten. Jedenfalls nicht in erster Linie. Ich sagte ja bereits, das Problem liegt gerade darin, dass die Strukturen stärker sind als der Einzelne. Den allermeisten Leuten, mit denen ich in der Institution Kirche zu tun habe, würde ich keinesfalls einen Mangel an guter Absicht unterstellen; eher ein Übermaß an Pragmatismus, das Bedürfnis, ein funktionierendes Rädchen im Getriebe zu sein, statt zu hinterfragen, wohin die ganze Maschine überhaupt rollt.
Vielleicht sollte ich bei zukünftigen Gremiensitzungen - in allen Gremien und Arbeitsgruppen, in denen ich vertreten bin - hartnäckig darauf bestehen, dass mein bereits vor über einem halben Jahr vorgelegtes Thesenpapier zur Gemeindeentwicklung (hier zum Download -- ich möchte behaupten, große Teile davon lassen sich unschwer auf andere Gemeinden übertragen) diskutiert wird. Vielleicht sollte ich für jede Sitzung einen thematisch passenden Abschnitt heraussuchen. Aber es ist eben auch schwierig, sich auf eine Sitzung vernünftig vorzubereiten, wenn man die Tagesordnung erst einen Tag vorher bekommt.
Die Alternative wäre, es einfach zu lassen. Den Staub von den Füßen zu schütteln und, mit den unsterblichen Worten König Friedrich Augusts III. von Sachsen, zu sagen "Macht euren Dreck doch alleene". Aber was dann? Wenn man innerhalb der bestehenden Strukturen nicht fruchtbringend für das Reich Gottes arbeiten kann, wie kann man es dann außerhalb dieser Strukturen tun? Diese Frage dürfte, ganz unabhängig von den konkreten Verhältnissen vor Ort, noch erheblich an Dringlichkeit zunehmen, je konsequenter die institutionelle Kirche in Deutschland auf ihrem Schismatischen Weg voranschreitet. Ein paar Denkanstöße dazu gibt's in den Linktipps.
Am Donnerstag machten das große Kind und ich uns ziemlich spontan und ungeplant einen ausgedehnten Vater-Tochter-Tag: Während meine Liebste mit dem Baby zu Hause blieb, erkundeten wir die Kinderbuchabteilung der Humboldt-Bibliothek, schauten bei der Kirche vorbei und trafen dort eins der Nachbarsmädchen, mit dem Bernadette eine Weile im Garten spielte; später schauten wir dann noch am Sportplatz des FC Arminia Tegel beim Fußballtraining zu, und als das Kind dann immer noch nicht nach Hause wollte, zockelten wir einfach noch eine Weile mit dem Bollerwagen durch die Gegend, bis ich fand, es sei Zeit, das Abendessen vorzubereiten. -- Zum Ausgleich hatte ich am Freitag mal einen Nachmittag für mich, während Frau und Kinder mit den Omas ins unlängst wiedereröffnete Strandbad Tegel gingen.
Am Samstag erhielt ich eine Büchersendung vom Herder-Verlag; ich nahm an, es würde sich um ein Rezensionsexemplar von "Den ersten Schritt macht Gott" von Bischof Stefan Oster und meinem Freund Rudolf Gehrig handeln, aber tatsächlich war es ein Rezensionsexemplar von "Alfred Bengsch - Bischof im geteilten Berlin" von Stefan Samerski. Drei Tage vor dem offiziellen Erscheinungstermin. Sehr erfreulich, zumal ich das andere Buch wohl auch noch bekommen werde. Die Bengsch-Biographie nehme ich jedenfalls in Etappe 9 meines Lektüreplans für die "100-Bücher-Challenge" auf, und wenn ich das Buch ausgelesen habe, spende ich es dem Büchereiprojekt.
Am frühen Samstagnachmittag brachen wir dann zu viert auf zum Linienstraßenfest. Bei dieser Veranstaltung handelte es allerdings, anders als der Name nahezulegen schien, nicht so sehr um ein Fest der Anwohner der Linienstraße insgesamt, sondern eher um eine Art Soli-Party für das Haus Linie 206, eine der namhaftesten Trutzburgen der Hausbesetzerszene.
Symbolbild: Sommer in Berlin (Innenhof der Linie 206)
So sieht das Haus von außen aus...
...und hier sieht man den Kontrast zum Nachbarhaus. Seh'n Se, dit is Berlin.
Bereits auf dem Weg dorthin, an der Ecke Linienstraße/Rosenthaler Straße, erlebten wir eine recht skurrile Szene mit: Vom Hackeschen Markt her näherte sich eine kleine, aber dank Lautsprecherwagen dennoch geräuschvolle Querdenker-Demo, und hinter einer Polizeiabsperrung hatte sich eine Gruppe linker Aktivisten versammelt, die den Demonstrationszug mit antifaschistischen Slogans empfingen -- weil "Coronaleugner" dem offiziellen Narrativ zufolge schließlich "rechts" sind, na logisch. Gerade sinnierte ich noch leicht amüsiert darüber, dass die Teilnehmer der Querdenker-Demo vermutlich ebenfalls überzeugt waren, gegen den Faschismus auf die Straße gegangen zu sein -- da begann die Mikrofon-Inhaberin der Querdenker-Demo tatsächlich zu skandieren "Alle! Zusammen! Gegen den Faschismus!", und ich hatte den Eindruck, dass die Antifa-Gegendemonstranten vor lauter Verwirrung zumindest teilweise in diesen Sprechchor einstimmten.
Ich fand diese Szene durchaus über die rein anekdotische Skurrilität hinaus bezeichnend. Denn was immer man inhaltlich von den Positionen der Querdenker halten mag, liegt es doch auf der Hand, dass sie derzeit erheblich konsequenter und glaubwürdiger den Widerstand gegen die herrschenden Verhältnisse verkörpern als die Antifa. Und das, so möchte ich behaupten, verweist wiederum auf ein weit grundlegenderes Problem der radikalen Linken, das über die Frage der Compliance mit Corona-Vorschriften weit hinausgeht.
Finde den Fehler.
Damit meine ich das Problem, dass die rebellische Attitüde der Linksautonomen immer weniger authentisch wirkt, je mehr die Positionen, die sie vertreten, im Mainstream ankommen. Die Linke hat den Kulturkampf (bis auf Weiteres) gewonnen, inszeniert sich aber weiterhin als furchtlose Barrikadenkämpferin gegen die Übermacht von Gott, Staat und Patriarchat; ich kann nicht anders, als das ein bisschen albern zu finden. Okay, natürlich sind die Hausbesetzer nach wie vor gegen den Kapitalismus, aber große Teile ihrer sozialpolitischen Visionen sind vom Woke Capitalism aufgekauft worden, der sie, wie es dem Kapitalismus nun einmal eigen ist, billiger, schneller und in leuchtenderen Farben nachbaut.
Dass sich mir solche Gedanken aufdrängen, hat vielleicht auch damit zu tun, dass ich kürzlich endlich die vierte Folge (von sieben) von Darryl Coopers Podcast über Jim Jones und den People's Temple zu Ende angehört habe. Darin ist viel vom Niedergang linker Bewegungen in den USA die Rede -- wie etwa der Studentenvereinigung SDS (Students for a Democratic Society, nicht zu verwechseln mit dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund, der allerdings eine teilweise durchaus vergleichbare Entwicklung durchmachte), die sich in den späten 60er- und frühen 70er-Jahren durch mehrere Radikalisierungswellen und ideologische Grabenkämpfe selbst zerlegte, wobri auch die Sexuelle Revolution eine durchaus destruktive Rolle spielte. Wenn man bedenkt, dass seither ein halbes Jahrhundert ins Land gegangen ist, könnte man auf die Idee kommen, so ein linksautonomes Straßenfest sei nur graduell weniger anachronistisch als ein Mittelaltermarkt.
Und dennoch ist mir die Atmosphäre bei solchen Veranstaltungen grundsätzlich sympathisch, und die Leute, die man da trifft, ebenso; und die Linie 206 ist mir noch mal extra sympathisch, weil sie es schafft, in einem ansonsten gnadenlos durchgentrifizierten Stadtteil voller Hipstercoffeeshops, Boutiquen und E-Scooter-fahrenden Yuppies zu überleben wie ein gallisches Dorf. -- Ein paar ehemalige Bekannte traf ich auch; kann man das eigentlich so sagen? Ehemalige Bekannte? Kann man jemanden, den man früher mal gekannt hat, irgendwann nicht mehr kennen? Nun ja, anscheinend geht das. Der Wirt einer Kneipe, in der ich bestimmt zehn Jahre lang Stammgast war, sieht inzwischen aus wie ein Studienrat an meinem alten Gymnasium, und das, obwohl er sich eigentlich gar nicht so sehr verändert hat. Das gibt zu denken, sagt aber vielleicht auch ein bisschen was über mein altes Gymnasium aus.
Wie dem auch sei, beim Linienstraßenfest gab's preiswerte Getränke, leckeren Kuchen und sehr leckere Fritten, Livemusik und Akrobatik, und am Bücherstand der Anarchistischen Bibliothek Kalabal!k griff ich für schmales Geld einen Band mit Texten zur informellen Organisation 1845-1948 ab. Dürfte interessant werden! -- Nach ungefähr eineinhalb Stunden strichen wir aber doch die Segel und zogen weiter zu einem nahegelegenen Spielplatz.
Am gestrigen Sonntag war Mariä Himmelfahrt, in Berlin allerdings zugleich auch der erste Sonntag seit Beginn des neuen Schuljahres, weshalb in unserer Pfarrkirche Familiengottesdienst mit Schulanfängersegnung auf dem Zelebrationsplan stand. Da wichen wir lieber aus auf die Allerheiligenkirche in Borsigwalde; dort gab es eine Kräutersegnung, und wir durften uns sogar ein vom Förderverein spendiertes Kräutertütchen mitnehmen. Außerdem erfuhren wir, dass das Singen im Gottesdienst ab sofort wieder erlaubt sei, und das wurde auch ausgiebig genutzt: Es gab ein gesungenes Kyrie, gesungenes Gloria, einen gesungenen Kehrvers im Antwortpsalm, ein gesungenes Vaterunser, gesungenes Sanctus, Agnus Dei und sogar einen gesungenen Entlassungssegen. Jetzt warte ich eigentlich nur noch darauf, dass die Mundkommunion wieder zugelassen wird...
Was ansteht: Die aktuelle Woche sieht im Terminkalender noch einigermaßen entspannt aus; das wird nächste Woche ganz anders, aber dazu zu gegebener Zeit mehr. Natürlich bedeutet das auch, dass ich wohl ganz gut daran täte, mich frühzeitig darum zu kümmern, mich auf die ab nächster Woche anstehenden Termine gründlich vorzubereiten. Dazu gehört auch, an der nächsten Ausgabe der "Lebendigen Steine" zu arbeiten, denn der Redaktionsschluss wirft schon wieder seine Schatten voraus.
Gleichwohl erwäge ich wieder einmal, heute erst einmal zum von meiner Liebsten organisierten kindergartenfrei-Familientreffen im Bürgerpark Pankow mitzukommen. Kann mich dann ja eventuell nach einer Weile wieder abseilen. Morgen ist natürlich wieder Lobpreis; der "Omatag", der üblicherweise meist mittwochs ansteht, fällt diese Woche wohl aus, da die Omas in Urlaub sind. Am Donnerstag ist der Gedenktag des Hl. Johannes Eudes, der, weil er ein großer Förderer der Herz-Jesu-Verehrung war, in "meiner" Pfarrkirche auf einem Buntglasfenster verewigt ist:
Am Samstag laden wir - zum ersten Mal seit 17 Monaten! - wieder zum Krabbelbrunch ins Gemeindehaus von Herz Jesu Tegel ein. Natürlich unter Beachtung der aktuell gültigen Hygienevorschriften. In der Vergangenheit kamen zu dieser Veranstaltung zwar nie so viele Leute, dass Probleme mit der für den Saal zugelassenen Personenanzahl zu befürchten wären, aber vorsichtshalber bitten wir trotzdem um Anmeldung. Und am Sonntag, dem 22. August, findet ab 16 Uhr das erste "Maria 1.0"-Regionaltreffen für das Erzbistum Berlin statt. Als Zoom-Konferenz. Leser und besonders Leserinnen aus dem Hauptstadtbistum seien hiermit herzlich eingeladen, daran teilzunehmen (Anmeldung per Mail erforderlich, dann gibt's den Zoom-Link). Ich bin gespannt!
Vorweg: Von der Existenz von Hanniel Strebels Blog habe ich ursprünglich durch Theóradár, den alten Westgotenhäuptling, erfahren, und wer meinen fast fünf Jahre alten Artikel über dieses Ranking-Datenbank-Projekt für christliche Blogs (oder was sich so nennt) nachliest, der wird feststellen, dass ich dort angemerkt habe, ich fände "Hanniel bloggt" "eher gruselig, ohne genau sagen zu können, woran das liegt". Nun ja: Ein erster Eindruck. Hanniel Strebel, ein studierter Betriebswirt, der seine Brötchen in der betrieblichen Erwachsenenbildung verdient, daneben aber auch einen US-amerikanischen Hochschulabschluss in Theologie hat, schien mir ein knallharter, knochentrockener Evangelikaler zu sein, sehr verkopft, verklemmt, verbissen -- sehr ähnlich jenen Evangelikalen, die vor jemandem wie Johannes Hartl warnen, weil der schließlich katholisch sei und darum alle möglichen "unbiblischen" Glaubenslehren vertrete. In diesem Punkt war dieser mein erster Eindruck nachweislich falsch, und in einigen anderen wohl auch. Dazu veranlasst, dem Hanniel-Blog sozusagen noch eine zweite Chance zu geben, wurde ich zunächst durch sehr nachdrückliche Empfehlungen, die aus dem christlichen Segment der kindergartenfrei- und Homeschooling-Szene an mich herangetragen wurden, und dann, ich gebe es zu, vor allem auch dadurch, dass er Rod Drehers "Benedikt-Option" sehr wohlwollend rezensierte. Mein absoluter Lieblingsblogger ist Hanniel nach wie vor nicht und wird es wohl auch nicht mehr werden, aber ich finde doch, dass er zuweilen Interessantes und Bedenkenswertes zu sagen hat.
-- Da ich gerade seine #BenOp-Rezension erwähnte: Ich erinnere mich noch lebhaft, wie ich bei meiner Übersetzungsarbeit an die Stelle kam, an der Rod Dreher seinen Lesern ungerührt den Rat gibt, ihre eigenen Kirchen (bzw. wohl eher Kirchengemeinden) zu gründen, und wie ich dabei an das Stirnrunzeln denken musste, das dieser Vorschlag wohl bei vielen katholischen Lesern auslösen würde. Womit wir direkt beim Thema des hier zur Debatte stehenden Hanniel-Artikels wären: Sicherlich muss man beachten, dass Hanniel, wenn er über Gemeindeneugründungen spricht, von einem dezidiert protestantischen Kirchenverständnis (dazu äußere ich mich gleich noch genauer) und von freikirchlichen Organisationsstrukturen ausgeht; das schließt aber, wie ich finde, nicht aus, dass man auch aus katholischer Sicht "etwas damit anfangen kann" -- mutatis mutandis, versteht sich.
Ich will Hanniels zehn Thesen zum Thema Gemeindeneugründung hier nicht Punkt für Punkt durchgehen - da bliebe für Dich, Leser, schließlich nichts mehr zum Selberlesen übrig -, aber so viel sei doch verraten, dass gleich der erste seiner zehn Punkte ein echtes Aha-Erlebnis für mich bereithielt. Ich zitiere:
"Wenn 95-98 % der Einwohner einer Region nicht mehr zur Kirche gehen, dann besteht sehr wohl genügend Platz für neue Gemeinden."
Was mich an dieser lakonischen Aussage so fasziniert, ist der fundamentale Gegensatz zur Denkstruktur großkirchlicher Pastoralstrategen; denn die würden ja wohl eher sagen: "Wenn 95-98 % der Einwohner einer Region nicht mehr zur Kirche gehen, dann kann man die Kirche dort auch zumachen." Sich "aus der Fläche zurückziehen" wie die Deutsche Post oder neuerdings die Commerzbank. Hanniel hat da einen entschieden anderen Ansatz: Das Wort Gottes muss verkündet werden, muss zu den Leuten gebracht werden et pereat mundus, und wenn die bestehenden Kirchen das nicht gebacken kriegen, dann braucht es für diese Aufgabe eben neue Kirchen. Hier kommt nun allerdings das bereits angemerkte protestantische Kirchenverständnis zum Tragen; wie ich an anderer Stelle schon mal schrieb:
"Protestantische Ekklesiologie geht - zugespitzt gesagt - vom Ansatz her eigentlich kaum über die jeweilige Ortsgemeinde als Versammlung von Gläubigen hinaus, größere organisatorische Einheiten haben da gewissermaßen nur eine rein verwaltungstechnische Funktion; es gibt demnach kaum überzeugende theologische Argumente dafür, warum eine Gruppe protestantischer Gläubiger, wenn sie sich innerhalb ihres Verbands nicht genügend repräsentiert sieht, nicht austreten und ihren eigenen Verein gründen sollte. Und genau das geschieht ja in der Geschichte des Protestantismus praktisch permanent."
Für jemanden, der katholisch ist und bleiben will, stellt sich der Sachverhalt denn doch erheblich anders dar; denn der katholische Glaube besagt nun einmal, dass die "einzige Kirche Christi, die wir im Glaubensbekenntnis als die eine, heilige, katholische und apostolische bekennen [...], verwirklicht [ist] in der katholischen Kirche, die vom Nachfolger Petri und von den Bischöfen in Gemeinschaft mit ihm geleitet wird" (Lumen Gentium 8). Und diese Kirche ist nun einmal territorial organisiert -- was dazu führt, dass es, egal wo man hinkommt, selbst an Orten, an denen weit und breit keine katholische Kirche zu finden ist, immer schon eine zuständige Pfarrei gibt, und einen Ortsbischof, dessen kirchenrechtlicher Jurisdiktion man unterliegt.
Was kann man aber dann tun? Zum Beispiel "Vereinigungen für Zwecke der Caritas oder der Frömmigkeit oder zur Förderung der christlichen Berufung in der Welt [...] gründen und [...] leiten" (can. 215 CIC) und "durch eigene Unternehmungen [...] eine apostolische Tätigkeit in Gang [...] setzen oder [...] unterhalten" (can. 216 CIC); das kann nämlich jeder, ohne dafür eine Erlaubnis von irgendwem zu benötigen. Gerade da in den deutschen Diözesen die Schaffung von Großpfarreien von zum Teil wirklich unüberschaubarer Fläche massiv voranschreitet, dürften sich allerlei Freiräume für diese Art von Graswurzelinitiativen auftun. Und auf solche freien Vereinigungen von Gläubigen lässt sich - mutatis mutandis, wie gesagt - Manches von dem anwenden, was Hanniel über Gemeindeneugründungen sagt; ich denke dabei besonders an seine Punkte 7 ("Ein Kernstück im ent-kirchlichten Westen wird das gemeinsame Leben sein – also die Kunst eines christlichen Lebens in den beiden Ständen als Familien und Singles") und 8 ("Gastfreundschaft [...] über Generationen, Nationalitäten, soziale Schichten und Interessensschwerpunkte hinweg ist ein Schlüssel für Evangelisation und das Entfalten der Schönheit der von Christus wiederhergestellten Beziehungen").
Auch als Mitglied einer solchen freien Vereinigung von Gläubigen untersteht der Katholik natürlich immer noch der Autorität seines jeweiligen Ortsbischofs, und die Gemeinschaften werden gut daran tun, auch zu der für ihren Standort zuständigen Pfarrei ein möglichst gutes Verhältnis zu pflegen, zumal sie ja auch einen Priester benötigen, der ihnen die Sakramente spendet. Gleichwohl halte ich es für durchaus denkbar, dass aus solchen eher informellen Zusammenschlüssen von Gläubigen auf längere Sichtneue Gemeinden entstehen können, die irgendwann in Zukunft, wenn die Großpfarreien sich als Irrweg erwiesen haben werden, vielleicht auch den Status eigenständiger Pfarreien bekommen können. -- Ich schätze, zu diesem Thema wird man hier noch öfter etwas lesen.
Auch den oder das Jugendleiter-Blog (den oder das es auch als App gibt, kein Scheiß) habe ich über Theoradar entdeckt; der Gründer und (laut Selbstbezeichnung) "Kopf hinter dem Jugendleiter-Blog", Daniel Seiler, ist ein Eigengewächs des BDKJ Coburg und der Franziskanische Jugend Coburg St. Marien und kann auf über zehn Jahre "Erfahrung in der Leitung und Organisation von Gruppenstunden und Ferienlagern" zurückblicken, die er mittels seines Blogs weitergeben möchte. Soweit, so schön --oder auch unschön, je nachdem, was man so von der verbandlich organisierten kirchlichen Jugendarbeit hält. Der zufälligerweise erste Artikel des Jugendleiter-Blogs, den ich je zu Gesicht bekommen habe, erscheint jedenfalls geeignet, meine schlimmsten diesbezüglichen Vorurteile zu bestätigen.
"Ich bin ein Star, holt mich hier raus!" Jede*r, der/ die das Dschungelcamp auch nur einmal geschaut hat, kann sich wohl an diesen Satz erinnern. Von unappetitlichen Dschungel-Buffets, über krabbelige Aufgaben, bis hin zu aufregenden Mutproben ist beim Dschungelcamp wirklich alles dabei.
Äh ja. Und?
Veranstaltet eurer eigens lustiges und vor allem verrücktes Dschungelcamp.
Ähm. Nö. Mal abgesehen davon, dass da statt eines Punkts ein Ausrufezeichen hingehört: Wieso sollte man so etwas tun?
Weil, meint Daniel Seiler, "die Teilnehmer*innen" dabei lernen, "Ängste und Ekel zu überwinden". Aha. Also zum Beispiel den Ekel, den ich empfinde, wenn ich sowas lese? -- Zu der Frage, ob kirchliche Kinder- und Jugendgruppen gut daran tun, ihrer Klientel den Ekel abzutrainieren, würden mir so einige Anmerkungen einfallen, sarkastische wie bitterernste; aber die darfst Du, Leser, Dir selbst ausmalen, derweil ich mich auf den Hinweis beschränke: Wer den ausgesprochen entzückenden Pixar-Film "Alles steht Kopf" gesehen hat, der weiß, dass Ekel eine durchaus sinnvolle Funktion erfüllt -- nämlich vor Vergiftung zu schützen, und zwar körperlich wie auch mental.
Womit wir beim Thema wären: mentale Vergiftung. Die Spielideen, die in diesem Blogartikel vorgestellt werden - mit verbundenen Augen verschiedene Lebensmittel am Geschmack erkennen, Wasser mit einem Löffel transportieren, einen Stein auf dem Fuß balancieren - sind an und für sich gar nicht mal so doof oder zumindest nicht besonders schändlich; ich könnte mir vorstellen, dass so etwas bei Kindergeburtstagen gut ankommt. Mit anderen Worten, als Zielgruppe für solche Spielideen stelle ich mir vorrangig Kinder im Grundschulalter vor. Ist das aber eine Zielgruppe, von der man annehmen sollte, dass sie das RTL-"Dschungelcamp" kennt?
Nun, eigentlich sollte überhaupt niemand das RTL-"Dschungelcamp" kennen. Ich denke, diese Aussage sollte man nicht begründen müssen. Es ist ein Sendeformat, das alle, die daran beteiligt sind - einschließlich der Zuschauer, ja besonders die Zuschauer - beschmutzt, entwürdigt, entmenschlicht. Das Konzept "Dschungelcamp-Gruppenstunde" geht nun offensichtlich von der Voraussetzung aus, dass tatsächlich aber eben doch so ziemlich jeder diese Sendung kennt - was vermutlich eine einigermaßen realistische Einschätzung ist, aber wie der alte Hegel sagen würde: "Desto schlimmer für die Tatsachen!" -, und will sich diesen Umstand zunutze machen, um das eigene Angebot interessant zu machen. Was letztlich darauf hinausläuft, dass die kirchliche Jugendarbeit sich opportunistisch an die dekadente Massenkultur anbiedert, anstatt ihr etwas entgegenzusetzen. Denjenigen Teilnehmern, die schäbige RTL-Shows kennen und womöglich sogar anschauen, wird vermittelt, das sei ganz normal und völlig in Ordnung, und diejenigen, deren Eltern es bisher womöglich gelungen ist, sie davon fernzuhalten, werden auch noch neugierig darauf gemacht. -- Überraschen sollte einen derartige Zustände in der kirchlichen Jugendarbeit aber wohl nicht. "Engagierte Eltern können die moralische und geistliche Erziehung ihrer Kinder nicht einfach an die Kirche oder eine kirchennahe Organisation delegieren", stellt Rod Dreher in der "Benedikt-Option" fest -- und führt aus:
In einer Reihe von Interviews, die ich im Zuge der Arbeit an diesem Buch mit einem breiten Spektrum von Christen geführt habe, hörte ich immer wieder Beschwerden darüber, dass kirchliche Jugendgruppen mehr danit beschäftigt sind, die Kinder zu bespaßen, als sie zu Jüngern Jesu zu erziehen. Eine evangelikale Jugendliche erzählte mir, sie sei aus ihrer kirchlich organisierten Jugendgruppe ausgestiegen, weil es ihr zunehmend gegen den Strich ging, wie die anderen Gruppenmitglieder rauchten, tranken und Sex hatten. "Ehrlich gesagt hänge ich lieber mit ungläubigen Kids ab", sagte sie mir. "Die akzeptieren mich, obwohl sie wissen, dass ich gläubig bin. Wenn ich mit denen zusammen bin, kriege ich wenigstens ein Gefühl dafür, was es heißt, Christ zu sein." (S. 206f.)
Sicherlich gilt das nicht immer und überall. Im Einzelfall gibt es bestimmt auch in der verbandlich organisierten kirchlichen Jugendarbeit Mitarbeiter, die nicht nur bek der Bespaßung der jungen Leute (denn dass diese auch ein wichtiger Bestandteil dieser Arbeit ist, soll hier nicht bestritten werden), sondern auch bei Evangelisierung, Katechese und Anleitung zur Jüngerschaft gute Arbeit leisten. Aber im Ganzen, so wage ich zu behaupten, ist die institutionelle Jugendarbeit der Volks- und Großkirchen darauf nicht ausgerichtet. Deren eigentliches Zielpublikum sind Leute, die sich der Kirche irgendwie (noch) verbunden fühlen, obwohl sie mit dem ganzen Glaubenskram eher nicht so viel anfangen können. Diesen Leuten - bzw. deren Kindern, als der nächsten Generation potentieller Beitragszahler - will man positive Erlebnisse im Zusammenhang "mit Kirche" bieten, um sie an die Institution zu binden. Em tasol, wie man in Papua-Neuguinea sagen würde.
Aber vielleicht sollte ich mich nicht so sehr auf einen alles in allem doch eher banalen Jugendleiter-Blog-Beitrag einschießen. Schließlich geht es, wie wir gleich sehen werden, noch erheblich blöder:
Vor Jahren schrieb ich mal über das oft recht peinlich anmutende Bemühen der Großkirchen, von der Massenwirkung medialer Großereignisse wie der Fußball-WM oder des Eurovision Song Contest ein paar Brosamen zu erhaschen, das sei "in etwa so, als hätte der Prophet Elija am Fuße des Bergs Karmel einen Kiosk eröffnet, um denen, die zum Baalskult pilgern, Popcorn in Tüten mit dem Logo seines Gottes zu verkaufen". Nun ist die Satire einmal mehr von der Realität überholt worden. Unter dem Motto "paradEIS" bietet das Erzbistum Berlin, finanziell gefördert u.a. vom Bonifatiuswerk (!), derzeit und noch bis zum 22. August kostenlos Eiscreme an. Okay, kann man machen, Eis mag ja schließlich so ziemlich jeder. Der Haken an der Sache ist, dass die Aktion partout eine irgendwie symbolische Ebene haben muss. Und da wird's dann mehr als nur peinlich.
Die Begeisterung, die alle für Eis haben – die hätten wir auch gern für den Glauben. Der Glaube an sich ist schließlich etwas Sinnliches", erklärt Pastoralreferentin Carla Böhnstedt, die das neue Projekt "paradEIS" konzipiert hat. Dabei gehe es nicht um Missionierung --
Ja nee klar, natürlich nicht. Soll ich Dir mal was sagen, Leser? Ich wünsche mir eine Kirche, in der Aussagen wie "Wir wollen nicht missionieren" ein Grund für eine fristlose Kündigung sind. Aber keine Bange, es kommt noch ärger. Die "Citypastoral des Erzbistums" hat für diese Eiswagen-Aktion nämlich "fünf besondere Eissorten" kreiert:
"Eden für jeden" weist etwa daraufhin, dass auch im Glauben jeder nach seiner Fasson glücklich werden kann. Die Sorte "Trostgold" wird als "Sattmacher für die Seele" angepriesen. Und "Traute Nuss" soll mit ihrem erwartbar knackigen Geschmack Urvertrauen wecken. Als Topping gibt es etwa "Streuzweifel" oder "Fragsahne". Jeder Kunde soll - so die Idee - zunächst überlegen, was für seinen Glauben wesentlich ist und dann entsprechend wählen.
Entwickelt wurden diese fünf Eissorten übrigens in Zusammenarbeit mit der Berliner Eismanufaktur "Süße Sünde". Im Ernst. Die Leute merken überhaupt nichts mehr, oder? "Ein Denkanstoß soll das Ganze sein, ein leichtes Augenzwinkern"; mich hingegen beschleicht der Eindruck, dass die "Citypastoral"-Leute vor lauter Augenzwinkern schon nicht mehr geradeaus gucken können. --
Mir geht da wirklich jeglicher Humor ab. Das Ganze ist für mich ein schauriger Einblick in die Gedankenwelt von Leuten, denen man niemals eine Position in der Kirche hätte geben dürfen. Weil sie nicht im Ansatz verstehen, was die Kirche ist und wozu sie da ist, geschweige denn, was die Kirche unter Glauben versteht. Ich zitiere mal, der Geschmeidigkeit halber, den YOUCAT:
Der Glaube ist das Persönlichste eines Menschen, aber er ist dennoch keine Privatsache. [...] Der einzelne Gläubige gibt seine freie Zustimmung zum "Wir glauben" der Kirche. Von ihr hat er den Glauben empfangen. Sie war es, die ihn durch die Jahrhunderte zu ihm herübergetragen, vor Verfälschungen bewahrt und immer wieder zum Leuchten gebracht hat. Glauben ist daher Teilnahme an einer gemeinsamen Überzeugung. (YOUCAT, 24)
Aber nicht bei der Citypastoral! Da kann, darf und soll jede*r glauben, wie und was und woran er*sie mag, und die Kirche lächelt fein dazu und sagt "Schön, das wir drüber geredet haben". -- Ich finde es ziemlich traurig, dass "mein" Erzbischof, den ich persönlich durchaus schätze, bei sowas mitmacht. Man muss allerdings einräumen, dass das durchaus in das Gesamtkonzept von Öffentlichkeitsarbeit passt, das Heiner Koch verfolgt, seit er Erzbischof von Berlin ist (oder vielleicht auch schon vorher), und das im Wesentlichen darin besteht, "Kirche" in der Öffentlichkeit auf positive, d.h. sympathisch 'rüberkommende Weise sichtbar zu machen. Die gute Absicht kann ich durchaus anerkennen, aber ich halte diese Strategie dennoch für problematisch -- und dafür, was daran so problematisch ist, ist die Aktion "paradEIS" letztlich nur ein besonders illustratives Beispiel.
Diesen Blogartikel hat meine Liebste auf Twitter entdeckt und dort mit dem lakonischen Kommentar "Weil isso" re-tweetet. Es geht darin, kurz und schlicht gesagt, um die Feststellung, dass ein Familienmodell, in dem sich beide Eltern zu ungefähr gleichen Teilen um die Kinder kümmern, schlechterdings nicht arbeitsmarktkompatibel ist:
"Ich lese immer wieder, wie Frauen sich beschweren, dass sie in der Berufswelt nicht mehr ernst genommen werden, sobald sie Kinder haben. Gute Jobs werden ihnen verweigert, oder sie werden nach Ablauf der Elternzeit nicht weiterbeschäftigt, eben weil sie Mütter sind.
Daneben haben Väter allerdings auch nicht viele Chancen auf dem Arbeitsmarkt, die mehr Zeit mit der Familie verbringen wollen.
Wer nicht voll für den Arbeitgeber zur Verfügung steht, wird entsorgt."
Und weiter:
"Eine Umfrage im örtlichen Radio vor etlichen Wochen ergab genau das, was wir auch schon herausfanden: Die Arbeitgeber wollen keine Halbtageskräfte. Entweder Vollzeit, voll zu ihrer Verfügung, oder gar nicht."
Obendrein stellt die Verfasserin fest, ein System, das darauf ausgerichtet sei, dass Eltern Vollzeit arbeiten und ihre Kinder zu diesem Zweck in Ganztagsbetreuung zu geben, benachteilige besonders "die, die an der Basis mit Menschen oder ihren eigenen Händen arbeiten" --
"denn diese Menschen haben häufig Schichtarbeit, oder eben Arbeitszeiten, für deren Zeit es keine Kinderbetreuung gibt."
Den Ansatz, dieses Problem durch "24h Kinderbetreuung" zu lösen, betrachtet die Verfasserin als "für die Kinder unzumutbar" -- und stellt zudem die Frage: "Wofür hat man dann Familie?" Tja.
Mir persönlich ist der Artikel zwar im Grunde noch nicht radikal genug - insofern, als er im Prinzip immer noch an der Vorstellung festhält, das Schlagwort von der "Vereinbarkeit von Beruf und Familie" stehe für ein sowohl realisierbares als auch erstrebenswertes Modell und es hapere lediglich an der Umsetzung. Aber okay, was soll man machen, wenn man Familie und Beruf nun mal irgendwie unter einen Hut bekommen muss. So oder so ist der Artikel als auf persönlicher Erfahrung basierende Stellungnahme einer Mutter definitiv lesenswert.
Ich werde wohl nie vergessen, wie ich in den Besitz des Albums kam, auf dem dieser Song erschienen ist: Eines Tages kam ich in einen kleinen Second-Hand-Plattenladen und fragte den Inhaber nach "bekifft klingendem Bluesrock". Er hatte ein paar Empfehlungen für mich, aber so richtig überzeugte mich nichts davon -- bis mir plötzlich auffiel: :Sag mal, was läuft da eigentlich gerade im Hintergrund?" -- "Das ist das Debütalbum von Kris Kristofferson", teilte mir der Ladeninhaber strahlend mit. "Gerade neu auf CD rausgekommen mit vier Bonustracks."
Okay: Bluesrock war das nicht direkt , aber ich kaufte ihm die CD auf der Stelle ab und habe es nie bereut. Erstaunlich finde ich eigentlich , dass ich den Song "To Beat the Devil" nicht in meine "Sound der #BenOp"-Hitliste aufgenommen habe; er würde sich da stilistisch gut einfügen, und nicht nur der Titel ist entschieden #benOppig, sondern auch und vor allem der Text des zweiten Refrains. Übrigens auch sehr motivierend, wenn man mal wieder frustriert vom Kampf gegen institutionelle Windmühlen ist...
Aus der Lesehore:
Ich bitte dich, denk daran, dass unser Herr Jesus Christus dein Haupt ist und dass du eines
deiner Glieder bist. Er will, dass alles, was in ihm ist, in dir lebt und herrscht: sein Geist in
deinem Geist, sein Herz in deinem Herzen, alle Fähigkeiten seiner Seele in den Fähigkeiten
deiner Seele, damit sich an dir das Wort erfüllt: "Verherrlicht Gott und tragt ihn in eurem
Leib, damit das Leben Jesu an euch sichtbar wird" (1 Kor 6,20).
Sei eins mit Jesus wie die Glieder mit dem Haupt. Darum musst du einen Geist mit ihm
haben, eine Seele, ein Leben, einen Willen, eine Absicht, ein Herz. Er muss dein Geist sein,
dein Herz, deine Liebe, dein Leben und alles, was dein ist.
(Hl. Johannes Eudes, "Über das bewundernswerte Herz Jesu")