Was bisher geschah: Termine, Termine! Für die meisten Leute ist die Urlaubszeit vorbei, gleichzeitig ist die Corona-Situation (das "Infektionsgeschehen", wie man das wohl nennt) noch recht entspannt, also versucht jeder Arbeitskreis, jeder Ausschuss und jedes Gremium irgendwo noch schnell ein Meeting 'reinzuquetschen. Da kann ich geradezu von Glück sagen, dass ich in der zurückliegenden Woche "nur" drei Sitzungen in kirchlichen Angelegenheiten hatte -- theoretisch wären es vier gewesen aber eine fiel aus; dazu später. Derweil ist es jedoch keineswegs so, als hätte ich die ganze Woche sonst nichts zu tun gehabt. Am Montag beispielsweise arbeitete ich ausgiebig an der September-Ausgabe der "Lebendigen Steine", denn es war Redaktionsschluss. Währenddessen war meine Liebste mit den Kindern im Bürgerpark Pankow -- wo ihnen allen Ernstes die Wickeltasche und ein Kinderrucksack voller Sandkastenspielzeug aus dem Bollerwagen geklaut wurde. Mit Hilfe aufmerksamer Passanten fand sich aber alles wieder an -- in einem Gebüsch, wohin der Dieb (generisches Maskulinum) seine Beute offenbar entsorgt hatte, nachdem er festgestellt hatte, dass da nichts drin war, was man gemeinhin als "Wertsachen" bezeichnen würde.
Sodann hatten meine Liebste und ich beschlossen, am Dienstag nach unserer Lobpreisandacht zusammen mit den Kindern zu einer Veranstaltung im Rahmen des "Emergent Berlin Festivals" im idyllischen Garten des "Panke"-Clubs zu fahren, wo ich vor ein paar Wochen ja schon einmal (allerdings allein) gewesen war. Da es absehbar war, dass wir vorher keine Zeit mehr zum Abendessen haben würden, kamen wir auf die Idee, einfach etwas zu essen dorthin mitzunehmen, und da lag dann der Gedanke nicht fern, die Menge an Essen so zu kalkulieren, dass es nicht nur für uns selber reichte. Ich bereitete also am Nachmittag eine große Schüssel mediterranen Nudelsalat vor und freute mich darauf, mir den Ruf zu erarbeiten, der zu Veranstaltungen kommt und Essen mitbringt. Letztendlich aß außer uns nur Baumhaus-Mitbegründer Scott von dem Salat, aber ihm schmeckte er, und überhaupt fand er's super, dass wir etwas mitgebracht hatten. Fast noch erfreulicher war, dass der Salat auch meiner Tochter schmeckte.
Inhaltlich ging's in der Veranstaltung um "Kiezblocks" und "Wandering Liveable Streetspaces", zu deutsch Wandernde lebenswerte Straßenräume. Das sind zwei verschiedene, wenn auch miteinander zusammenhängende Themen, folglich gab es zwei Vorträge von zwei Vertretern der Initiative Changing Cities, Jakob Schwarz und Kai Siefke. Beim Thema "Kiezblocks", über das Jakob Schwarz referierte, geht es um verkehrsplanerische Maßnahmen, mit denen verhindert werden soll, dass Straßen in Wohngebieten als Durchgangsstraßen genutzt werden. Der Referent stellte einige solcher Maßnahmen vor, erläuterte ihre jeweiligen Vorzüge und Grenzen, und dann verteilte er Kopien eines Stadtplanausschnitts an die Zuhörer, die das Karree Chausseestraße-Invalidenstraße-Brunnenstraße-Torstraße in Berlin-Mitte zeigten, und forderte sie auf, auf der Basis des Gehörten selbst einen Plan zur Verkehrsberuhigung des dazwischen liegenden Wohngebiets zu entwerfen. Unsere Tochter sperrte auf ihrer Stadtplankopie kurz entschlossen die Torstraße. Das nenn' ich mal eine radikale Lösung. "Einfacher Plan, kindlich genial", wie Herbert Grönemeyer singen würde.
Anschließend stellte Kai Siefke das von ihm und seiner Frau entwickelte Konzept der Wandernden lebenswerten Straßenräume vor, das man als positive Ergänzung zu den Kiezblocks bezeichnen kann: Während es bei Kiezblocks primär darum geht, was man nicht will - Durchgangsverkehr in Wihngebieten -, entwickelt Siefkes Konzept eine Vision davon, was man mit den Freiräumen anfangen könnte, die entstünden, wenn es in Wohngebieten weniger Autoverkehr gäbe. Die Idee ist, einzelne Wohnstraßen temporär, gewissermaßen auf Probe, als autofrei zu deklarieren und für die Dauer dieser Probezeit - beispielsweise vier Wochen - den auf diese Weise "frei" gewordenen Straßenraum mit Sitzgruppen, Hochbeeten o. dergl. so zu gestalten, dass es der Lebensqualität der Anwohner und der Stärkung nachbarschaftlicher Beziehungen dient. Nach Ablauf der Probephase lässt man die Anwohner entscheiden, ob diese Straßenraumgestaltung ihnen so gut gefallen hat, dass sie sie behalten wollen, oder ob sie doch lieber den Autoverkehr wiederhaben wollen.
Ungünstig war indes, dass das Baby - nachdem es, kurz bevor wir den Veranstaltungsort erreichten, im Tragetuch eingeschlafen war - allzu früh wieder aufwachte und darüber sehr ungehalten war. Und es ist fast schon ein Naturgesetz: Wenn das Baby laut und anstrengend ist, wird die Große auch laut und anstrengend. Schließlich machte meine Liebste sich rund eine halbe Stunde vor dem Ende der Veranstaltung mit beiden Kindern auf den Heimweg, ich blieb noch bis zum Schluss, beeilte mich dann aber ebenfalls, nach Hause zu kommen.
Am Mittwoch war ich, während Frau und Kinder den Tag mal wieder im Tierpark verbrachten (Jahreskarte lohnt sich!), den ganzen Tag auf dem Kriegspfad -- aber in einem guten Sinne, jedenfalls in dem Sinne, dass ich mich gut dabei fühlte. Es ging damit los, dass das für Donnerstag angesetzte Treffen in Sachen "Instagram-Account für den Pastoralen Raum" per eMail abgesagt bzw. auf vorerst noch ungewisse Zeit verschoben wurde. Nicht dass ich gegen einen freien Abend in dieser Woche etwas einzuwenden gehabt hätte, aber die für die Absage des Termins angeführten Gründe fand ich nicht recht einleuchtend bzw. tendenziell eher ärgerlich, also schrieb ich eine Antwortmail, in der ich mit Kritik nicht sparte. Anschließend beschäftigte ich mich ein paar Stunden lang mit dem Layout für die neuen "Lebendigen Steine", dann machte ich einen Spaziergang und konzipierte währenddessen ein (für meine Verhältnisse kurzes) Thesenpapier über Sinn und Unsinn von SWOT-Analysen in der Pfarreientwicklung, das ich, als ich wieder zu Hause war, innerhalb von zweieinhalb Stunden 'runterschrieb. (Hier ist es, falls es jemanden interessiert.) Und dann musste ich auch schon los zu zwei der drei anstehenden Meetings bzw. Sitzungen in dieser Woche. Das erste war recht kurz und schmerzlos, da ging es nur darum, die Zuständigkeit für die Gestaltung der Andachten zu den Herz-Jesu-Freitagen der nächsten zehn Monate zu klären. Das war innerhalb einer halben Stunde erledigt; ich sicherte mir den 1. Oktober (Hl. Thérèse von Lisieux), den 3. Dezember (Hl. Franz Xaver) und den 3. Juni (Hl. Karl Lwanga und Gefährten). Im Anschluss ging es, genau, um das Thema "SWOT-Analyse". Da ich keine Gelegenheit gehabt hatte, mein Thesenpapier für die Teilnehmer des Meetings auszudrucken, las ich es kurzerhand vor; eine heftige Debatte war die Folge, aber am Ende änderten all meine prinzipiellen Einwände gegen die Zweckmäßigkeit des Vorhabens, eine SWOT-Analyse für die Pfarrei zu erstellen, nichts daran, dass schließlich doch damit fortgefahren wurde, ebendies zu tun. Ich kann nicht sagen, dass mich das überrascht hätte. Wie neulich schon mal angemerkt: Das Verhältnis des kirchlichen Mitarbeiters, besonders des ehrenamtlichen, zu den Strukturen, die er vorfindet, ist typischerweise von Pragmatismus geprägt. Oder vielleicht auch, auf Merkelianisch ausgedrückt, von Alternativlosigkeit. Eigentlich hat niemand die Pastoralen Räume gewollt, aber "jetzt sind sie halt da". Na ja, lassen wir das.
Der Donnerstag verlief infolge der Absage des Instagram-Meetings weitestgehend ruhig, ich feilte weiterhin an den "Lebendigen Steinen" sowie an diesem Blogartikel herum. Am Freitag erhielten meine Liebste und ich zusammen mit unseren Wahlbenachrichtigungen auch gleich die Briefwahlunterlagen, die wir beantragt hatten, weil wir am Wahltag - wenn nichts dazwischenkommt - verreist sein werden. Ach ja, die Wahlen. Auch so ein Thema. Na, dazu äußere ich mich lieber nächste Woche. Ebenfalls in der Post war ein Brief von der Herder-Korrespondenz, mit einem "persönlichen Gutschein-Code" für drei Gratis-Ausgaben. Na, warum nicht. -- Am frühen Nachmittag ging ich mit meiner Tochter in die Bücherei, und anschließend machten wir noch eine Spazierfahrt mit dem Bollerwagen, gerieten dabei allerdings in mehrere Regenschauer, mit denen ich nicht gerechnet hatte undfür die ich nicht passend angezogen war. Am Abend war Lokalausschuss -- wodurch sich wie schon am Dienstag die Frage stellte, wann wir eigentlich Zeit zum Abendessen finden sollten. Wie machen das die Anderen eigentlich alle? Gibt's bei denen die Hauptmahlzeit des Tages schon mittags, und abends dann nur Schnittchen? Wie dem auch sei, wir griffen erneut zu der Lösung, die sich am Dienstag bereits bewährt hatte, d.h. ich bereitete wieder eine Schüssel Salat vor, diesmal Reissalat mit Fisch. War sehr lecker und kam auch bei einigen anderen Ausschussteilnehmerinnen gut an. Die Sitzung selbst war ungewöhnlich produktiv: Der wichtigste Tagesordnungspunkt war der Beschluss über ein Konzept zu Umbau und Renovierung der Pfarrhausküche, das nun dem Kirchenvorstand vorgelegt werden soll, aber auch darüber hinaus wurden so allerlei Themen abgearbeitet.
Am Samstag passierte nicht besonders viel, außer dass unsere Große am frühen Nachmittag im Hof der Kirche mit ihren Freundinnen aus dem Mietshaus nebenan spielte, während in der Kirche eine Trauung stattfand. Aber am Sonntag stand ja noch ein, wenn man so will, "designiertes Highlight" der Woche an, nämlich die Familienandacht in St. Joseph, mit anschließendem "Beisammensein" im Gemeindehaus. Ich verrate sicherlich kein Geheimnis, wenn ich sage, dass es unter normalen Umständen definitiv keine Option gewesen wäre, an einem Sonntag zu einem "Kinder-Wortgottesdienst" o. dergl. zu gehen statt zur Heiligen Messe, aber die Sonntagspflicht ist im Erzbistum Berlin meines Wissens immer noch ausgesetzt, und unsere liebe Pastoralreferentin hatte uns in Aussicht gestellt, diese Familienandacht könne eine Art Initialzündung für eine Neubelebung der Familienpastoral in unserer Pfarrei werden -- und da wollten wir natürlich unbedingt dabei sein.
Darüber, wie die Veranstaltung dann tatsächlich war und was für die Zukunft daraus zu folgern wäre, könnte man sicher problemlos einen eigenen Artikel schreiben, aber ich versuch' mich mal an einer Kurzfassung. Zunächst einmal war ich beeindruckt, wie viele Familien zu der Andacht kamen; viele der teilnehmenden Kinder waren wohl ungefähr im Alter unserer Großen, ein paar Babys waren auch dabei. Die Andacht selbst war in Inhalt und Gestaltung nicht weiter der Rede wert - zwei Lieder ("Wir feiern heut ein Fest" und "Eingeladen zum Fest des Glaubens"), eine aus einer Kinderbibel vorgelesene Paraphrase zu Matthäus 19,13-15 ("Lasst die Kinder zu mir kommen"), gefolgt von einem ganz kurzen ausdeutenden Impuls, frei formulierte Fürbitten (dafür gibt's von mir einen dicken Pluspunkt), Vaterunser und Segen, das war's -, aber als zielgruppenspezifisches Angebot für Kinder im Vorschulalter fand ich das absolut okay und allemal erheblich besser als das, was in unserer Pfarrkirche einmal im Monat im Rahmen der normalen Gemeindemesse als "Familiengottesdienst" angeboten wird. Soweit, so okay; von dem anschließenden "Beisammensein" hätte ich mir indes mehr versprochen, oder wenn man so will, zugleich mehr UND weniger: Ich hatte mir vorgestellt, es würden weniger Familien daran teilnehmen, aber die würden dafür vielleicht mehr Interesse an einer Form von Familienpastoral signalisieren, die über "ab und zu mal ein Kindergottesdienst mit 'Gott-hat-uns-alle-lieb'-Message" hinausginge. Aber wie gesagt, eigentlich wäre das ein Thema für einen eigenen Artikel. Beim Manöverkritik-Gespräch auf dem Heimweg zeigte sich, dass meine Liebste - die erheblich mehr mit den anderen Eltern gesprochen hatte als ich und dabei auch Flyer für unseren "Krabbelbrunch" verteilt hatte - die Veranstaltung insgesamt eher noch kritischer beurteilte als ich: Im Wesentlichen, meinte sie, sei es eine Veranstaltung von Kita-Eltern für Kita-Eltern gewesen; dass man damit auch Eltern hätte ansprechen können, deren Kinder nicht in die zur Pfarrei gehörenden St.-Josephs-Kita gehen, hätten die Organisatoren offenbar gar nicht auf dem Schirm gehabt. (Wir hätten ja auch nichts davon gewusst, wenn die Pastoralreferentin - die selbst leider nicht dabei war - uns nicht persönlich eingeladen hätte.) -- Aber okay, man wird sehen, ob sich aus der einen oder anderen Begegnung, die sich bei diesem "Beisammensein" ergeben hat, doch noch etwas entwickelt. Tendenziell hat sich bei mir allerdings ein Eindruck verfestigt, den ich schon vor dieser Veranstaltung hatte: Wenn wir andere Familien kennenlernen, die irgendwie einen Bezug zur Kirche haben, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die in einem bürgerlich-konventionellen Sinne erheblich konservativer sind als wir, dafür aber in Glaubensfragen liberaler. Eine diffizile Kombination...
Was ansteht: Die Termindichte in dieser Woche steht der der vergangenen kaum nach -- was zum Teil daran liegt, dass Termine aus der letzten Woche in dieser Woche eine Fortsetzung finden sollen. Dies betrifft vor allem die verschiedenen Arbeitsgruppen des Pastoralausschusses, denn am 19. September ist die nächste Pastoralausschusssitzung, und bis dahin sollen die diversen Arbeitsgruppen ihre Hausaufgaben gemacht haben. Mich betrifft das insoweit, als die AG Neuevangelisierung sich am Mittwoch treffen will bzw. soll, um über einen Kurztext für das Pastoralkonzept zu beraten, und am Freitag erneut über die "SWOT-Analyse" gesprochen werden soll. Es dürfte wohl kaum jemanden überraschen, dass meine Motivation sich in Grenzen hält -- zumal ich im Grunde noch nie so recht daran geglaubt habe, dass der Pastoralausschuss irgend etwas anderes produziert als heiße Luft bzw. das Altpapier von übermorgen. Wieso mache ich da überhaupt mit? Insbesondere im Fall der "SWOT-Analyse" finde ich es ein bisschen tragikomisch, dass, nachdem ich lang und breit erklärt habe, warum ich die nicht sinnvoll finde, dennoch von mir erwartet wird, dass ich daran mitarbeite. Vermutlich liegt das zum Teil daran, dass ich nicht besonders gut darin bin, laut und deutlich NEIN zu sagen, wenn jemand etwas von mir will. Damit hatte ich schon immer Schwierigkeiten. Dennoch möchte ich zum gegebenen Zeitpunkt nicht ausschließen, dass ich meine Teilnahme an den Sitzungen am Mittwoch und Freitag doch noch absage. Klüger wär's wahrscheinlich gewesen, ich hätte schon letzte Woche die Frage in den Raum gestellt, ob man das, was es bei diesen Sitzungen zu besprechen gibt, nicht genauso gut oder besser per eMail klären könne. Aber vielleicht ist es dafür ja noch nicht zu spät.
Ansonsten habe ich die Absicht, heute die neuen "Lebendigen Steine" zu drucken, morgen ist natürlich Lobpreis, außerdem aber auch Fraktionsempfang der Grünen Reinickendorf, und wenn ich rechtzeitig "Hier!" geschrieen hätte, hätte ich da durchaus als Vertreter des Pfarrgemeinderats von Herz Jesu Tegel hingehen können. Was mich davon abgehalten hat, war in erster Linie der Umstand, dass der Empfang an einem Ort stattfindet, wo man ohne Auto nicht gut hinkommt. Findet den Fehler, Grüne! -- Okay, zugegeben, mit dem Fahrrad ginge es. Wir haben familienintern durchaus erwogen, uns zu diesem Anlass Fahrräder (und einen Fahrradanhänger für die Kinder) zu leihen, konnten uns letztlich aber doch nicht entschließen, zumal an dem Abend eben auch Lobpreis ist.
Am Mittwoch werde ich um 18 Uhr wieder die Vesper vorbeten, nachdem im Lokalausschuss vereinbart worden ist, dass diese Gebetszeit am jeweils ersten Mittwoch im Monat weiterhin stattfindet. Überrascht war ich hingegen, in den Vermeldungen zu lesen, an diesem Mittwoch sei "Dinner mit Gott". Offensichtlich ein Irrtum bzw. Missverständnis, aber ich frage mich jetzt, ob ich mich vorsichtshalber nach der Vesper ins Gemeindehaus setzen und abwarten sollte, ob jemand kommt -- und ob ich gegebenenfalls auch etwas zu essen vorbereiten sollte...
Zitat der Woche:
"Ein Mensch ist dem anderen immer Sonne und Sonnenblume zugleich, Kranker und Krankenpfleger, Bettler und Almosengeber. Auf dem Weg des Glaubens gibt es im Grunde Geben und Empfangen nie so verteilt, dass der eine nur Geber, der andere nur Empfänger wäre. Vielmehr ist wirkliches Geben immer Empfangen und wirkliches Empfangen zugleich ein Geben - vor allem im Angesicht des Geheimnisses, um das wir kreisen und dem wir alle unser Leben verdanken."
(Bischof Stefan Oster im Vorwort zu "Den ersten Schritt macht Gott", S. 7f.)
Linktipps:
Für alle, die über das, was ich weiter oben zum Konzept Kiezblocks geschrieben habe, noch mehr wissen wollen, gibt's hier jede Menge Informationen -- und darüber hinaus Möglichkeiten, selbst aktiv zu werden. Die Navigation der Seite ist praktisch selbsterklärend, dazu muss ich also wohl nicht viel sagen. Stattdessen kann ich den Raum hier nutzen, um noch ein paar Details zum Vortrag von Jakob Schwarz am vergangenen Dienstag nachzutragen. Autoverkehr in der Stadt, erklärte er, verhält sich in gewissem Sinne wie Wasser: Wenn man es an einer Stelle staut, sucht es sich einen anderen Weg. Aus demselben Grund, so Schwarz, sei es häufig keine ausreichende Lösung, einfach Verbotsschilder aufzustellen, um eine Straße für den Durchgangsverkehr zu sperren: "Wasser würde sich durch ein Schild auch nicht aufhalten lassen." Interessant fand ich auch, dass er anmerkte, das Problem, dass Autofahrer Nebenstraßen nutzen, um dem Stau auf den Hauptverkehrsachsen auszuweichen, habe es grundsätzlich "schon immer" gegeben, aber mit dem Aufkommen von Navigationsgeräten habe es sich massiv verschärft.
Kurz und gut: Was ich am Dienstag über "Kiezblocks" gehört habe, hat mich überzeugt, dass das ein durchaus praktikables Konzept ist, und der Grundgedanke einer Stadtplanung, die - so das Schlagwort - Raum für Menschen statt für Autos schafft, ist mir allemal sympathisch. Ich bin auch durchaus der Meinung, dass das ein #BenOp-relevantes Thema ist -- wie man z.B. aus Rod Drehers "Crunchy Cons", Haley Stewarts "The Grace of Enough" und sogar aus dem Kinderbuch "Lene und die Pappelplatztiger" lernen kann.
Ein Haken an der Sache, den ich nicht verschweigen will, besteht darin, dass sich das Konzept "Kiezblock" - und ebenso bzw. erst recht das dazu gewissermaßen komplementäre Konzept der "Wandernden lebenswerten Straßenräume" - letztlich nur "top-down" verwirklichen lässt, also mit Unterstützung der jeweiligen Stadt- oder Bezirksverwaltung. Das widerstrebt nicht nur meinem ausgeprägten Hang zum Prinzip "Graswurzelrevolution", sondern wirft auch die Frage auf: Gibt es in "der Politik" überhaupt Unterstützung für sowas, außer bei den Grünen? In Berlin sind demnächst Wahlen, aber die Grünen sind hier schließlich jetzt schon an der Regierung beteiligt, und da kann ich mir mit Blick auf die zu erwartenden Wahlergebnisse den Kalauer nicht verkneifen: Grüner wird's nicht. Und die SPD ist nun mal eine Autofahrerpartei. Oder?
Guck an: Neulich gab's hier "10 Hinweise für die Notwendigkeit von Gemeindeneugründungen" von Hanniel Strebel, und nun kommt Tobias Faix, evangelischer Theologe und Professor an der CVJM-Hochschule Kassel UND zugleich an der University of South Africa, und setzt noch einen (bzw. fünf) drauf. Musste ich mir natürlich ansehen, auch wenn ich nicht verhehlen will, dass mich schon allein das Wort "Startups" in der Überschrift abschreckte bzw skeptisch stimmte. Damit nicht genug, enthält allein der einleitende Absatz Vokabeln wie "Fresh-X", "Erprobungsräume", "Coworkingspaces" und "Innovationen in den Zwischenräumen von Kirche, Diakonie und Gemeinwesen", und ich denke: gniärch. Im weiteren Verlauf kommen dann noch "Entrepreneure", "Resilienz", "Balance zwischen Evangelium und Kultur", "Gesellschaft der Singularitäten" und "Empowerment" (kotz!) hinzu, vom Gender-Doppelpunkt bei "Gründer:innen" ganz zu schweigen. Kann jemand, der sich einer derart korrupten und kurzum superkackeekeligen Sprache bedient, dennoch etwas Wertvolles zu sagen haben? -- Erstaunlicherweise lautet die Antwort Ja. Tatsächlich finde ich einige seiner Kernthesen - oder jedenfalls das, was ich als seine Kernthesen betrachte - sehr gut; so gut, dass ich ein paar Auszüge daraus in meinem Thesenpapier zum Thema SWOT-Analyse zitiert habe. Nämlich die folgenden:
„Gott ist das handelnde Subjekt und wir sind Teil seiner Mission, dies bestimmt wesentlich die Haltung und nimmt Erfolgsdruck und Machbarkeitswahn raus. […] Es geht nicht nur um das menschlich Machbare. […] Gott ist schon da, handelt schon und unsere Aufgabe ist es, zuzuhören, Gott und den Menschen, um herauszufinden, was wirklich in diesem Stadtteil nötig ist. Was ist die Vision Gottes."
Man kann sich nun natürlich fragen - ich jedenfalls tue es -, wie diese Einsichten sich eigentlich mit dem garstigen Marketing-Sprech vertragen, auf den ich oben hingewiesen habe. Faix hat eine Antwort darauf -- in der letzten seiner 15 Thesen: "Neugründungen und Startup stehen in der Spannung zwischen unternehmerischem Handeln und einer Reich Gottes Ethik" (nur echt mit den Deppenleerzeichen). Sorry, ich bin nicht überzeugt. Sicher, so Mancher, der sich anschaut, was ich hier auf meinem Blog für Positionen miteinander in Verbindung zu bringen trachte, wird ebenfalls der Meinung sein, da passe Vieles nicht recht zusammen. Sehe ich naturgemäß anders. Was jedenfalls die 15 Thesen des Tobias Faix betrifft, nehme ich mir die Freiheit, mir da herauszupicken, was mich anspricht, und den Rest weiterhin doof zu finden; und natürlich kann ich niemanden daran hindern, mit meinen Thesen genauso zu verfahren.
Eigentlich finde ich es ja ein bisschen grenzwertig, Artikel aus dem Neuen Ruhr-Wort zu promoten, dessen redaktionelle Linie man wohl irgendwo zwischen Doofradio und häretisch.de verorten kann. Anders als diese ist das Gelsenkirchener Blatt allerdings kein kircheneigenes Medium: In Name und Selbstverständnis tritt das Neue Ruhr-Wort zwar als Nachfolgeprojekt zur 2013 eingestellten Bistumszeitung RuhrWort des Bistums Essen auf, legt aber Wert darauf, von der institutionellen Kirche unabhängig zu sein, und das finde ich ja grundsätzlich sympathisch. Aber die redaktionelle Linie ist eben trotzdem so, wie sie ist.
"Who is the man who would risk his neck for his brother man?
Can you dig it? I say that Ansgar Thim is a bad mother--
SHUT YOUR MOUTH!
Ja, schon gut. -- Aber im Grunde, glaube ich, geht's dem Artikel tatsächlich genau darum: Generalvikar Thim über den grünen Klee zu loben, weil er den Mut hat, sich mit "Rom" anzulegen (sowas kommt in Deutschland immer gut an!), und ihn womöglich - da "das Erzbistum Hamburg nach eigenem Bekunden davon aus[geht], dass der Rücktritt Heßes angenommen wird" - selbst als potentiellen neuen Oberhirten im "Bistum im Norden, wo die Katholiken rar und die Kassen knapp sind" (das steht da wirklich!) in Stellung zu bringen. Schließlich ist er ein "erklärter Unterstützer des katholischen Reformprozesses Synodaler Weg". -- Heißt der jetzt eigentlich offiziell so? "Katholischer Reformprozess Synodaler Weg (KRSW)"? Klänge doch toll. Man könnte auch noch ein paar Namensbestandteile hinzufügen, das würde dann noch sozialistisch-bürokratischer 'rüberkommen. "Katholisch-demokratischer Reformprozess bürgerlichen Rechts 'Synodaler Weg' gemeinnützige UG (haftungsbeschränkt)" würde mir z.B. gut gefallen, das würde dann auch gleich deutlich machen, dass, wenn das ganze Ding Bankrott macht, niemand für die Schulden aufkommt.
Aber mal was Anderes: Nutzerkommentare auf der oben erwähnten Facebook-Seite des Erzbistums Hamburg haben mich darüber belehrt, dass es Leute gibt - und zwar offenbar nicht ganz wenige -, die es bedauern würden, wenn der Papst Erzbischof Heßes Rücktrittsgesuch annähme, und die der Meinung sind, dieser sei "ein guter Erzbischof", ja sogar "ein hervorragender Mann". Das hat mich zunächst mal gewundert, aber vermutlich hat es mit dem verbreiteten Phänomen des "Amtsbonus" zu tun - einer milden Form von Stockholmsyndrom, ohne die es z.B. wohl auch kaum erklärlich wäre, warum so viele Deutsche Angela Merkel für eine gute Bundeskanzlerin halten. Das ist so ähnlich, wie wenn man auf dem Zahnarztstuhl sitzt bzw. liegt: Da will man einfach glauben, die Person, die sich über einen beugt, sei erstens kompetent und habe zweitens gute Absichten.
Indes werde ich den Verdacht nicht ganz los, die Leute, die wollen, dass Stefan Heße Erzbischof von Hamburg bleibt, seien im wesentlichen dieselben, die meinen, Kardinal Woelki müsse zurücktreten - obwohl dasselbe Gutachten, das Heße aus seiner Zeit als Personalchef im Erzbistum Köln regelmäßiges schweres Fehlverhalten bei der Aufklärung oder besser Nicht-Aufklärung von Missbrauchsfällen vorwirft, bei Woelki kein Fehlverhalten feststellen konnte. Es liegt wohl einigermaßen nahe, den Umstand, dass der Volkszorn in Sachen Missbrauchsaufarbeitung sich so auffallend asymmetrisch auf die Person Woelki konzentriert, im Zusammenhang mit dessen Haltung zum KRSW zu betrachten; gleichwohl wüsste ich nicht, wie man bei Erzbischof Heße selbst aus postchristlich-"progressiver" Sicht zu der Auffassung gelangen kann, dieser sei eine besondere Zierde für sein Amt. Okay, er hat sich wiederholt für mehr Wertschätzung gegenüber homosexuellen Partnerschaften und für eine "offene Debatte" über das Frauenpriestertum ausgesprochen. Aber das sind doch nur Worte. In der kirchenpolitischen Debatte mitreden könnte er als emeritierter Bischof schließlich immer noch; das sieht man ja an Margot Käßmann, von der man wohl behaupten kann, ihr Ansehen in der Öffentlichkeit - und damit ihr Einfluss - sei nach ihrem Rücktritt als Landesbischöfin erheblich gestiegen. Von öffentlichkeitswirksamen Statements mal abgesehen frage ich mich jedenfalls: Was hat Stefan Heße in seinem Amt als Erzbischof denn konkret getan, was man ihm als positive Leistung anrechnen könnte? Vielleicht können meine Leser im hohen Norden mir diesbezüglich auf die Sprünge helfen, aber bisher habe ich über die dortigen Verhältnisse eigentlich nur Schlechtes gehört. Möglicherweise könnte man argumentieren, für vieles von dem, was im Erzbistum Hamburg im Argen liegt, sei Heße nicht verantwortlich zu machen, da er ja erst seit 2015 in Hamburg ist und die Ursachen für die Misere weiter in die Vergangenheit zurückreichen. Wer aber wäre dann dafür verantwortlich zu machen? Am Ende womöglich gar - zumindest zum Teil - Ansgar Thim, der schließlich bereits seit 2008 zur Leitungsebene des Erzbistums gehört, 2013/14 schon einmal Generalvikar und anschließend Administrator des Erzbistums Hamburg war?
Ich frag ja nur.
Vor ein paar Jahren habe ich auf meinem Blog mal darüber phantasiert, dass Klosterneugründungen an "spirituell verödeten" Orten eine ähnlich durchschlagende Wirkung entfalten könnten wie die Wiederansiedlung von Wölfen im Yellowstone-Nationalpark. Als Paradebeispiel dafür, dass Klosterneugründungen - anders als man denken könnte - auch hierzulande heute noch möglich sind und tatsächlich stattfinden, hatte ich das Zisterzienserpriorat Neuzelle vor Augen, das ich seither mehrmals besucht habe; was och hingegen bis vor Kurzem nicht wusste, ist, dass auch die Prämonstratenser-Abtei Hamborn bereits 1991 ein Priorat in Magdeburg gegründet hat. Für die Prämonstratenser ist Magdeburg ein außerordentlich geschichtsträchtiger Ort, da ihr Ordensgründer, der Hl. Norbert von Xanten, dort 1126 Erzbischof wurde und den Prämonstratensern das dortige Kloster Unser Lieben Frauen übertrug, das in der Folge praktisch zum Mutterkloster des Ordens wurde, infolge der Reformation aber 1601 aufgegeben wurde. Im 30-jährigen Krieg erhielt der Orden das Kloster vorübergehend zurück, aber 1632 verließen die Prämonstratenser Magdeburg endgültig. Bis 1991, wie gesagt.
Und derzeit ist das Prämonstratenser-Priorat Magdeburg also dabei, ein neues Kloster zu bauen, und sammelt Spenden dafür. Und wie es aussieht, handelt es sich um ein recht ambitioniertes Projekt: Das Kloster, in dem die Mönche "leben, in eigenen Appartements Gäste beherbergen und viele Angebote bündeln" wollen, soll Teil eines Gebäudeensembles mit dem Namen "Ökumenische Höfe" sein, das in Zusammenarbeit mit der Europäischen St.-Norbert-Stiftung, der Evangelischen Altstadtgemeinde, der Evangelisch-reformierten Gemeinde und der katholischen Pfarrgemeinde St. Augustinus eine "Konzentration kirchlicher Aktivitäten unterschiedlicher Konfessionen auf engstem Raum" ermöglichen, "die Chance [...] für Begegnungen und gemeinsame Veranstaltungen bieten und "die Grundlage für ein generationsübergreifendes Miteinander" schaffen soll.
-- Was halten wir davon? Dass das Bauprojekt, wie man unter dem Menüpunkt "Projektschritte" erfahren kann, im Frühsommer 2018 mit dem symbolischen Niederreißen der "Mauer zwischen den Konfessionen" begonnen wurde, das ist schon sehr "cringe", wie die jungen Leute sagen. Aber davon abgesehen klingt das eigentlich alles sehr gut. Fast ein bisschen zu gut, um wahr zu sein. Wo ist der Haken? Falls Leser aus dem Bistum Magdeburg (oder auch andere) mich mit genaueren Informationen über dieses Projekt versorgen können, komme ich bei Gelegenheit gern auf dieses Thema zurück.
Ohrwurm der Woche: Ray Charles, "Eleanor Rigby" (1968)
Der Beatles-Klassiker in einer Coverversion mit einer Extraportion Soul, eineinhalb Jahre nach dem Original veröffentlicht. Zum durchaus brisanten geistlichen Gehalt des von Paul McCartney verfassten Songtexts gibt es einen lesenswerten Blogartikel von Elizabeth Scalia; in diesem Zusammenhang ist es nicht uninteressant, dass ich bei flüchtigem Hinhören den Eindruck hatte, Ray Charles habe die "härteste" Textstelle de Songs - "as he walked from the grave / no one was saved" - zu "as he walked from the green / no one was seen" abgemildert. Das hat sich aber bei mehrmaligem Anhören als Irrtum erwiesen.
Aus der Lesehore:
Hoffnung auf Leben ist Anfang und Ziel unseres Glaubens; Gerechtigkeit ist der Anfang und das Ziel des Gerichts; Liebe in Fröhlichkeit und Freude sind Zeugnis für die Werke der Gerechtigkeit. Denn der Herr hat uns durch die Propheten das Vergangene und das Gegenwärtige kundgetan und hat uns den Vorgeschmack künftiger Seligkeit gegeben. Ich aber will – nicht wie ein Lehrer, sondern wie euresgleichen – einiges dartun, wodurch ihr schon in den gegenwärtigen Verhältnissen Freude gewinnen könnt. Da "die Tage böse sind" (vgl. Eph 5,16) und der Widersacher die Macht hat, müssen wir auf uns selbst achten und die Weisung des Herrn erforschen. Helfer unseres Glaubens sind Furcht und Geduld, unsere Mitstreiter Großmut und Enthaltsamkeit. Wenn diese Tugenden unversehrt dem Herrn zugewandt bleiben, freuen sich zusammen mit ihnen Weisheit und Einsicht, Wissen und Erkenntnis.
(Aus dem Barnabasbrief)
Ihr Thesenpapier zu den SWOT-Analysen, verehrter kingbear, ist inhaltlich gut - jedoch eindeutig zu lang geraten. Sowas dann auch noch statt rechtzeitig vorher zu verteilen, in der Sitzung vorzulesen, verursacht gewiss manch genervtes Augenrollen und mehr bei den Teilnehmern.
AntwortenLöschenSie sind dort im Gremium eine Art Querdenker - das meine ich übrigens sehr positiv. Wie wichtig gerade solche Köpfe - neben anderen - für ein erfolgreiches Team sind, habe ich selbst vor Jahren in einem Führungskräfte-Seminar überzeugend beigebracht bekommen. Sie müssen allerdings aufpassen, dass Sie dort nicht zum Querulanten abrutschen, sondern sich mit Ihrer oft durchaus berechtigten Kritik konstruktiv am Entwicklungsprozess des Pastoralen Raumes hin zu einer Großpfarrei beteiligen und so auch Positives bewirken können.
Ich habe 4 solcher Umorganisationsprozesse in den letzten 30 Jahren selbst miterlebt und bei dreien - auf beruflichem Gebiet - aktiv daran mitgewirkt, während der vierte die Entwicklung unseres hiesigen pastoralen Raumes zu einer mittlerweile sich über unseren ganzen Landkreis erstreckenden Großpfarrei betraf.
Meine - bildlich ausgedrückten - Erfahrungen sind:
1. Man kann fahrende Eisenbahnzüge nicht aufhalten, sonst wird man überrollt und nimmt Schaden, sogar gesundheitlich.
2. Ein aus dem Film "Dr. Schiwago" dort dem Hauptdarsteller gegebener etwas makaber klingender Rat:
"Sei geschmeidig" sagten die Mühlsteine zum Weizen.
Insofern ist der von Ihnen festgestellte Pragmatismus der Betroffenen und Agierenden im Umgang mit den Aufgaben und Strukturen im Zuge des Umorganisationsprozesse durchaus sinnvoll und angebracht.
Meinen ersten Umorganisationsprozess erlebte ich Anfang der 1990er Jahre im öffentlichen Dienst. Er dauerte mehrere Jahre, verlief z. T. äußerst kontrovers, und ich habe mich aus persönlichen Gründen damals sehr stark dort eingebracht, weil ich für unsere Abteilung einen gedeihlichen Fortbestand anstrebte und leider sowohl der damalige Leiter als auch sein Stellvertreter dem zeitweilig enormen Druck nicht gewachsen waren, jeweils monatelang krankheitsbedingt ausfielen und schließlich nacheinander vorzeitig in den Ruhestand gingen. Ich selbst verausgabte mich neben den laufenden dienstl. Aufgaben so sehr, dass auch ich schließlich darüber ernstlich erkrankte. Insgesamt 3 Abteilungsleiter sowie ein Stellvertreter des einen Abteilungsleiters gingen vorzeitig in den Ruhestand, eine weitere Abteilung wurde aufgelöst und deren Aufgaben in ein anderes Bundesland übertragen, die Abteilungsleiterin wechselte in die vorgesetzte Behörde, das übrige Personal dieser Abteilung wurde auf andere Abteilungen verteilt. Schließlich wechselte ein weiterer Abteilungsleiter in ein anderes Bundesland auf eine höhere dortige Position.
Am Ende standen statt 6 Abteilungen nur noch u. a. 3 Großabteilungen mit weniger und zudem niedriger bewerteten Stellen für Fachpersonal.
Einige der davon "eingesparten" vorher hochbewerteten Stellen wanderten zur neu installierten Geschäftsleitung, zur Verwaltung und zu einer ebenfalls neu installierten Pressesprecherin, einem Steckenpferd des neuen Geschäftsführers, der übrigens das richtige Parteibuch hatte.
Aus diesem z. T. geradezu fatal verlaufenen Umorganisationsprozess habe ich für mich gelernt und bei den nächsten schon 11 Jahre nach Abschluss des ersten beginnendem und in Etappen über mehrere Jahre laufenden beiden kleineren Umorganisationen mich nur soweit engagiert, wie es meine persönlichen Interessen und die eigene Arbeitsgruppe betraf.
Das war genau richtig, und ich bin daraus jeweils unbeschadet und sogar gestärkt hervorgegangen.
Ff
Den Umorganisationsprozess in unserem ursprünglich einmal aus 7 Pfarreien mit 8 Kirchen bestehenden pastoralen Raum zu einer nahezu über den gesamten Landkreis sich erstreckenden Großpfarrei habe ich als einfaches Gemeindemitglied erlebt und mich da weitestgehend herausgehalten - lediglich an der Auswahl eines Leitspruchs für die Pfarrei habe ich mich - erfolglos - beteiligt. Ebenso habe ich einige richtigstellende Anmerkungen zu dem uns vorgelegten (Entwurf des) Pastoralkonzept(s) per Email an unseren letztverantwortlichen Pfarrer geschickt. Geantwortet hat er mir mündlich - bezeichnend, nicht wahr? Spielt alles eh kaum eine Rolle, da es kaum einer liest bzw. sich dafür interessiert.
AntwortenLöschenAlles in allem ist es inzwischen so, dass 2 der 8 Kirchen profaniert und platt gemacht worden sind - eine davon übrigens in einer zwar kleinen jedoch bis dahin sehr engagierten und aktiven Gemeinde. Diese hat man erstmal ruhig gestellt, indem man anfangs Sonntagsmessen in der ev. Kirche des Ortes anbot.
Inzwischen ist das eingestellt - die Gemeinde hat sich zerstreut.
Derzeit gibt es somit noch 6 Kirchstandorte, davon 3 mit Pfarrdienstwohnung im zugehörigen Pfarrhaus. Zur Zeit haben wir 2 Priester, demnächst kommt 1 weiterer dazu, so dass 3 Gemeinden einen Priester vor Ort wohnen haben, die anderen haben je einen nebenamtl. Diakon, so auch meine Gemeinde. Es gibt hier bei uns in der Gemeinde einmal pro Woche eine hl. Werktagsmesse sowie Sonntags ebenfalls in der Regel eine hl. Messe - einmal im Monat stattdessen eine Wort-Gottes-Feier (WGV) , gehalten (selten) vom örtl. Diakon, meistens von Gemeindereferentinnen aus benachbarten Gemeinden. Bis auf eine davon, da öffentlich bekennende Maria2.0-Aktivistin, nehme ich an den von solchen Hilfsklerikern gehaltenen WGV teil. Passt mir der/die
WGV-Leiter/in nicht, weiche ich in benachbarte Gemeinden aus - angewandter Pragmatismus eines geschmeidigen Gläubigen.
Sorge mache ich mir auf mittelfristige bis längere Sicht allerdings um den Fortbestand unserer örtlichen Kirche, an der zwar gottlob auch eine gerade nochmals erweiterte Kita hängt. Unser Erzbistum hat große Finanzprobleme, weil es sich in Hamburg derzeit noch rd. 28 hochdefizitäre "kath." Schulen leistet, worin zwar eben nur noch z. T. kath. Schüler gehen. Diese Schulen stellen allerdings in Hamburg aus historischen Gründen eine Art heiliger Kühe dar, wie ich im Folgenden darlegen möchte:
Nach der Reformation war es im besonders rigid-protestantischen Stadtstaat Hamburg jahrhundertelang den Katholiken untersagt, eigene Kirchen zu unterhalten. Die konfessionelle Apartheit ging so weit, dass Katholiken wie Juden eigene Schulen zu unterhalten hatten, damit ihre Kinder nicht mit den protestantischen zusammen lernten und quasi letztere konfessionell infizierten.
In diesen Schulen hielten dann bis ins 19. Jahrhundert die wenigen Katholiken ihre sonn- und werktäglichen Messen ab. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts im Zuge der napoleonischen Besatzung gab es in HH nach rd. 300 Jahren wieder eine echte rk Kirche.
Soviel also zum in der Öffentlichkeit gerne gepflegten Bild und Narrativ vom angeblich so weltoffenen und toleranten Hamburg, das heute gar wieder Sitz unseres rk Erzbischofs ist und derzeit etwa so viele Katholiken wie das benachbarte Bundesland Schleswig-Holstein und gut doppelt soviel wie Mecklenburg-Vorpommern hat.
Erst in der politischen CDU-geführten Ära Ole von Beusts Anfang der 2000er Jahre gab es endlich einen Staatsvertrag der Freien und Hansestadt Hamburg mit der rk Kirche und u. a. in staatlichen Schulen die Einführung kath. Religionsunterrichts.
Nunmehr sind die dortigen privat geführten kath. Schulen an sich eine für das Erzbistum kostspielige Hamburgensie - d. h. eine (liebenswerte aber teure) hamburgische Besonderheit, die man eigentlich als Auslaufmodell betrachten und bewerten sollte, zumal sie zwar in der Bevölkerung einen guten fachlichen Ruf besitzen, jedoch weitgehend ihr besonderes kath. Profil verloren haben.
Ff
An sich hatte man auch im Erzbistum dieses erkannt und ein finanzielles Gutachten einer renommierten Unternehmensberatungsfirma hierzu erstellen lassen, dass ebenfalls zu dem Schluss kam, dass man sich - sozialverträglich - von einem erheblichen Teil dieser Schulen trennen und diese als Auslaufmodell betreiben müsse.
AntwortenLöschenAls das allerdings in der Öffentlichkeit bekannt wurde, gab es medial einen großen Aufschrei und eine Pressekampagne vornehmlich gegen den Erzbischof und seinen Generalvikar.
Hier wäre nun m. E. seitens dieser Verantwortlichen klares Feststehen in der Sache, unaufgeregte Argumentation und ruhige abgewogene Erläuterung des Für und Wider der notwendigen Maßnahmen geboten gewesen - stattdessen eierten sie, soweit ich es aus der Presse wahrnehmen konnte, mit Ausflüchten herum, relativierten die an sich klaren Untersuchungsergebnisse, vertagten und drückten sich zeitweise um notwendige Entscheidungen und waren vornehmlich bestrebt, persönlich ein möglichst gutes Bild in der Öffentlichkeit abzugeben. Genutzt hat es nichts - inzwischen ist Erzbischof Heße auf eigenen Wunsch erst einmal wg. möglicher Verwicklungen in die Aufarbeitung früherer Kölner Missbrauchsfälle seit März 2021 beurlaubt und der Generalvikar kann sich allein mit dem ganzen Schlamassel herumschlagen.
Statt der ursprünglich zweistelligen Anzahl kath. Schulen werden nun nur noch 6 als Auslaufmodell bis zur endgültigen Schließung betrieben - eine halbherzige Entscheidung, die wenig nützt und eher geeignet ist, weiteres Vertrauen zwischen Gläubigen und Führung im Erzbistum Hamburg zu zerstören.
Kürzlich wurde uns eine bereits seit längerem angekündigte sog. Vermögens- und Immobilienreform (VIR) in Form einer im Foyer der Kirche ausgelegten Broschüre vorgestellt und uns schmackhaft zu machen versucht, dass u. a. quasi alle kirchl. Immobilien in Bezug auf Wirtschaftlichkeit auf den Prüfstand gestellt werden und wie gut das angeblich bereits anderswo im Bistum geklappt habe. Ein kürzlich in der Tagespost erschienener Artikel sagt allerdings das Gegenteil aus. Unser Erzbischof hat in der jüngeren Vergangenheit bereits einige Male Versuchsballons losgelassen dergestalt, dass er sich künftig u. a. vorstellen könne, ggf. Gottesdienste in Mehrzweckräumen statt in "nur" und nahezu ausschließlich zu diesem Zweck vorgesehenen Kirchen stattfinden zu lassen. Bislang gab's darauf keine erkennbaren Reaktionen seitens des Kirchenvolks aber sowas droht insbesondere bei gering frequentierten Gottesdiensten wie zumindest werktags in unserer Diaspora-Gemeinde, wo wochentags nur das "old hardly douzend" da ist.
Das hieße also hier bei uns, zu den Anfängen mit mehrzweckgenutzten Saal- bzw. Kneipengottesdiensten zurückzukehren, wie es hier um die Jahrhundertwende des vorigen Jahrhunderts bis kurz nach dem 2. Weltkrieg der Fall gewesen ist - und das nunmehr in einem an sich reichen Land mit einer u. a. ebenfalls noch reich ausgestatteten Diözesanverwaltung an der Spitze des Erzbistums - in meinen Augen wäre das eine Schande jedoch leider im Bereich des Möglichen...
Den Tagespost-Artikel habe ich übrigens zusammen mit meinen Sorgen um den Fortbestand unserer hiesigen erst vor wenigen Jahren renovierten Kirche per Email sowohl unserem Pfarrer, dem Pastor als 2. Priester und dem nebenamtl. örtl. Diakon geschickt.
AntwortenLöschenBis auf eine automatische Abwrsenheitsnotiz des im Urlaub befindl. Diakon keinerlei Reaktion - typisch für Kirche und individueller Pastoral heutzutage - zumindest hier bei uns.
Herzlichen Dank, lieber Diasporakatholik, für diese ausführlichen Anmerkungen. Gerade soweit es die Situation im Erzbistum Hamburg betrifft, denke ich, dass Ihre Darstellung auch für andere Leser interessant sein dürfte -- die aber vielleicht nicht unbedingt alle Kommentare durchlesen. Mit Ihrem Einverständnis würde ich daraus also gern einen eigenständigen (Gast-)Blogbeitrag machen; was halten Sie davon?
Löschen(Den von Ihnen angeführten "Tagespost"-Artikel würde ich aus urheberrechtlichen Gründen nur auszugsweise zitieren und im Übrigen auf die Online-Version verlinken.)
Die Debatte um die Hamburger Schulschließungen habe ich auch verfolgt - man muss die Angelegenheit leider als ein PR-Desaster für das Bistum Hamburg bezeichnen. Das Hauptproblem aus meiner Sicht ist, dass nicht erkennbar ist, wo die rk. Kirche hin bzw. in 30 Jahren stehen will. So wird mal hier, mal da gekürzt und Schmerz verursacht, ohne dass man sich wirklich gesundschrumpft im Sinne einer nachhaltigen Idee.
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