Ostern rückt immer näher, Freunde; und so langsam scheint sich hier in Berlin auch das Wetter auf Frühling eingependelt zu haben (auch wenn meine Wetter-App für dieses Wochenende allen Ernstes Nachtfrost ankündigt). Ob dies unser letzter Frühling in Berlin-Tegel sein wird, ist derweil weiterhin ungeklärt; ich hatte eigentlich gehofft, es würde zu dieser Frage etwas Neues zu berichten geben, aber das ist bisher nicht der Fall. Na, hoffen wir mal auf nächste Woche...
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Goodbye Tegel? Es ist noch in der Schwebe. |
Noch mehr Neues vom Schulkind
Aus chronologischen Gründen steht dieses Thema diesmal ganz vorn, denn zunächst einmal muss ich ein paar Sätze zu der "Peter Pan"-Schulaufführung am vergangenen Samstag loswerden, an der mein Tochterkind mitwirkte. Gesamturteil vorweg: Es war toll! Und nun ein bisschen genauer: Das Stück war so konzipiert, dass sehr viele Kinder, auch und gerade aus den untersten Jahrgangsstufen, dabei mitspielen konnten, ohne dass ihnen große schauspielerische Leistungen abverlangt wurden – denn ein großer Teil der Rollen gruppierte sich in drei "Teams", wenn man das so nennen möchte – die Feen, die Verlorenen Kinder und die "Nimmerländys" (im Original "Piccaninnies"; "Indianer" wollte man sie wohl aus Gründen der political correctness nicht nennen). Innerhalb dieser Gruppen hatten meist nur jeweils ein bis zwei Darsteller signifikant mehr zu tun als im Pulk über die Bühne zu tänzeln, zu hopsen oder zu galoppieren. Kann man sich mal merken, diese Methode. – Die betont dusslig agierenden Piraten wurden größtenteils von Lehrkräften der Schule gespielt, der Darsteller des Käpt'n Hook war gleichzeitig der Regisseur. Sehr beeindruckt war ich von der Darstellerin der Titelrolle, einer vielleicht zwölf- oder 13jährigen Schülerin: Ich möchte sagen, ihre Darstellung war nicht nur im Rahmen dessen, was man von Schultheater erwarten kann, sehr gut, sondern ging eigentlich sogar darüber hinaus.
Was indes unsere Tochter in ihrer Rolle als Mond betrifft, hatte sie zwar – anders als in ihrer Rolle als "Engel 2" beim Krippenspiel – keinen Text, dafür aber erheblich mehr Bühnenzeit, da sie in allen Szenen, die nachts spielten, im Hintergrund auf einem Podest saß oder hockte; in einer Szene tanzte sie mit der Darstellerin der Sonne, um den Übergang von der Nacht zum Tag darzustellen.
Der Saal war übrigens rappelvoll, und die Vorstellung dauerte einschließlich diverser Umbaupausen und Musikeinlagen rund eineinhalb Stunden. Zur Community Networking Night im Baumhaus schafften wir es danach leider nicht mehr: Zeit wäre zwar an und für sich noch genug gewesen, aber meine Schwiegermütter, die auch zur "Peter Pan"-Aufführung gekommen waren, wollten anschließend noch mit uns essen gehen, auf dem Weg dorthin kriegten sich dann aber unsere Kinder, die beide schon den ganzen Tag total aufgekratzt gewesen waren, wegen jeder Kleinigkeit lautstark in die Haare, was schließlich dazu führte, dass nur das Tochterkind mit den Omas Essen ging und meine Liebste mit dem Jüngsten nach Hause fuhr; derweil fand ich, allein ins Baumhaus zu gehen wäre auch nicht so recht zweckmäßig, und entschied mich schließlich ebenfalls dafür, nach Hause zu gehen. (Sollte es nächsten Monat aus irgendwelchen unvorhersehbaren Gründen wieder nicht klappen mit einem gemeinsamen Baumhaus-Besuch, behalte ich mir dann aber doch vor, lieber allein hinzufahren als gar nicht. Es gäbe dort schließlich Dinge zu besprechen. Aber dazu zu gegebener Zeit mehr.)
Am Montag brachte ich meine Große dann morgens nicht wie sonst zur Schule, sondern stattdessen zu ihrer Schulfahrt. Genauer gesagt brachte ich sie nur bis zu einer Bushaltestelle, an der sie auf eine Gruppe von Mitschülern und Lehrkräften traf, die ebenfalls gerade auf dem Weg zur Schulfahrt waren; weiter wollte sie sich dann nicht mehr von mir begleiten lassen und war so aufgeregt und voller Vorfreude, dass sie sif die väterlichen Ermahnungen und guten Wünsche, die ich ihr noch mit auf den Weg geben wollte, nur mit "Ja ja" antwortete. Eigentlich gab es ja auch gar keinen Grund zu der Annahme, es könnte irgendwelche Probleme geben; schließlich hatte sie schon letztes Jahr, als sie noch ein Jahr jünger gewesen war, an so einer Schulfahrt teilgenommen und da hatte alles gut geklappt. Diesmal jedoch rief sie schon am ersten Abend, oder besser gesagt mitten in der Nacht, zu Hause an und wollte abgeholt werden. Offenbar hatte es ausgerechnet mit ihren besten Freundinnen Streit gegeben. Glücklicherweise war der Ort der Schulfahrt nicht sehr viel weiter von unserem Zuhause entfernt als die Schule selbst, aber so mitten in der Nacht war die Abholung dann doch ein kleines Abenteuer. Besonders der Rückweg: Laut Google Maps hätte der kürzeste Weg zu einer Bushaltestelle, von der aus wir ohne Umsteigen fast bis vor unsere Haustür hätten fahren können, mitten durch den Wald geführt – aber meine Tochter sagte, sie habe Angst vor Wildschweinen, und im nächsten Moment hörten wir tatsächlich ein Grunzen aus dem Wald... Da kehrten wir doch lieber um und nahmen eine andere Busverbindung.
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Wäre es heller gewesen, wäre mir wahrscheinlich auch dieses Warnschild aufgefallen. |
Noch auf dem Heimweg teilte meine Tochter mir mit, sie wolle zwar weiter an der Lernreise teilnehmen, aber nicht mehr dort übernachten. Das bedeutete für mich, dass ich sie an den nächsten Tagen (bis einschließlich Donnerstag) jeweils morgens hinbringen und abends abholen musste, was natürlich erheblich mehr Aufwand bedeutete, als ich eigentlich für diese Woche auf dem Zettel gehabt hatte. Ungelegen kam das auch insofern, als wir just am Montag mit dem schon ziemlich überfälligen Frühjahrsputz unserer Wohnung begonnen hatten und es, auch wenn das vielleicht fies klingt, dafür ausgesprochen praktisch gewesen wäre, wenn das Kind während dieser Zeit "aus dem Weg" gewesen wäre. Letzten Endes klappte aber auch so alles recht gut; dennoch scheint mir der gescheiterte Übernachtungsversuch ein Indiz (und durchaus nicht das erste oder einzige) dafür zu sein, dass unsere Große und ihre drei besten Schulfreundinnen in jüngster Zeit nicht mehr ganz so sehr ein Herz und eine Seele sind wie noch im ersten Schuljahr. Das ist zwar einerseits schade, könnte aber andererseits zu der Einsicht Beitrages, dass ein Umzug und Schulwechsel nicht unbedingt ein Weltuntergang wäre...
Schwarzer Gürtel in KiWoGo
Am 4. Sonntag der Fastenzeit (Laetare) stand in St. Joseph Siemensstadt der letzte Kinderwortgottesdienst vor Ostern auf dem Programm, der dritte im laufenden Kalenderjahr; das Evangelium vom Tag war Lukas 15,1-3.11-32, das Gleichnis vom Verlorenen Sohn; und da das ja nun wirklich ein Klassiker der Kinderkatechese ist, hatte der Gemeindereferent die Idee gehabt, statt das Gleichnis selbst nachzuerzählen, könnte man dies den Erstkommunionkindern überlassen – die die Geschichte nämlich schon aus der Vorbereitung auf die Erstbeichte kannten – und dies lediglich ein wenig anleiten und unterstützen, z.B. durch Visualisierung.
Unterschätzt hatte er dabei allerdings den Umstand, dass viele Kinder eher schüchtern sind und ungern vor Publikum sprechen, und so musste er die Nacherzählung zum größten Teil doch selbst übernehmen; er gestaltete sie sehr lebhaft und eindringlich, aber dadurch nahm sie auch recht viel Zeit in Anspruch, und die anschließende Auslegung geriet etwas holprig und fragmentarisch, da wir schon ziemlich bald das Signal von der Küsterin bekamen, in die Kirche zurückzukehren. Meine Mitwirkung an diesem KiWoGo beschränkte sich auf ein Lied zum Anfang ("Alles was ich hab", mal wieder) und ein Gebet zum Abschluss.
Zelebriert wurde die Messe übrigens vom leitenden Pfarrer der Großpfarrei Heilige Familie Spandau-Havelland, stilecht in Rosa gewandet; und musikalisch mitgestaltet wurde sie von einem vom hauptamtlichen Kirchenmusiker der Pfarrei geleiteten Knabenchor, u.a. mit lateinischen Messgesängen aus der Ersten Choralmesse ("Missa Mundi").
Für weitere Kinderwortgottesdienste im Zeitraum zwischen Oster- und Sommerferien sind bisher noch keine Termine festgelegt worden, aber ich schätze mal, zwei oder drei kommen bestimmt noch. Zuerst einmal steht aber noch der Kinderkreuzweg an – und dann der Jugendeinkehrtag, der sich zwar an ein etwas älteres Zielpublikum richtet als der Kinderwortgottesdienst, aber grundsätzlich – so möchte ich behaupten – ähnliche "Skills" auf Seiten der Leitung erfordert. Für die Gestaltung und Durchführung dieses Einkehrtags hat der Gemeindereferent sich ein Team von drei handverlesenen Mitarbeitern zusammengestellt, und am Dienstag hätte es ein Vorbereitungstreffen mit diesem Team geben sollen; aber mit dem Hausputz und dem Abholen der Großen von ihrer Schulfahrt (s.o.) war ich derart eingespannt, dass ich mich genötigt sah, meine Teilnahme abzusagen. Wie sich zeigte, war dann aber auch eins der beiden anderen Mitglieder der Vorbereitungsgruppe verhindert, mit dem Ergebnis, dass der Termin auf den gestrigen Freitag verlegt wurde. Da konnte der junge Mann, der schon den Termin am Dienstag hatte platzen lassen, zwar abermals nicht, aber immerhin waren wir so zu dritt und hatten ein recht produktives Treffen in netter Atmosphäre. Das Konzept für den Jugendeinkehrtag gefällt mir jedenfalls ausgesprochen gut, es umfasst meditative und kreative Auseinandersetzung mit einem Bibeltext (Lukas 5,17-26, die Heilung eines Gelähmten), Lobpreis (hier konnte ich ganze drei Liedvorschläge einbringen, nämlich "Jesus, Erlöser der Welt", "So groß ist der Herr" und "So bist nur Du", welch letzteres ich, wenn ich bis dahin noch ein bisschen übe, eventuell selbst auf der Gitarre werde begleiten dürfen), eine gestaltete Eucharistische Anbetung und gemeinsames Kochen und Essen. Ich bin gespannt und freu mich drauf!
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Das Vorbereitungstreffen fand im Gemeindesaal von St. Stephanus statt, unter den Augen der derzeit aus dem Kirchenraum ausgelagerten Heiligenfiguren. |
Ein kleiner Rückblick auf den März
Ein Viertel des Kalenderjahres ist schon wieder rum; halten wir also mal kurz inne und schauen uns an, was der Monat März so gebracht hat, auch (aber nicht nur) im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum des Vorjahres.
Auf meinem Blog sind im März des laufenden Jahres sieben neue Artikel erschienen, das sind zwei weniger als im März letzten Jahres; dafür lagen die Zugriffszahlen auf meinen Blog aber signifikant höher als im Vorjahresvergleichszeitraum (wenn auch niedriger als im Februar), und was die Gesamtzahl der im ersten Quartal erschienenen Blogartikel betrifft, liegt das laufende Jahr mit 23 Artikeln weiterhin klar in Führung gegenüber dem Vorjahr – da waren es 19. Prinzipiell ähnlich sieht es mit meinen Beiträgen für die Tagespost aus: Da ist im März '25, ebenso wie im März '24, nur ein neuer hinzugekommen, aber im Quartalsvergleich steht es 5:2, und mein erster Beitrag für den Monat April ist auch schon fertig.
Und sonst so? Ein großes Thema März 2024 war die Visitation der Pfarrei Heilige Familie Spandau-Havelland durch Erzbischof Koch; dagegen war das dominierende Thema im März 2025 unser Projekt "Pfarrhausfamilie" – zu dem sich indes auch Anfang April noch nicht mehr sagen lässt als "Wir haben da was in Aussicht, aber hundertprozentig spruchreif ist es noch nicht". Außerdem hatten wir im März zwei Kinderwortgottesdienste in St. Joseph Siemensstadt (zum Ausgleich dazu, dass es im Februar keinen gab); die Gesamtzahl der Kinderwortgottesdienste im ersten Quartal 2025 liegt damit ebenso wie im Vorjahresvergleichszeitraum bei drei.
Lobpreisandachten ("Beten mit Musik") in St. Joseph Tegel habe ich im vergangenen Monat ganze acht abgehalten, das scheint mir recht rekordverdächtig; im gesamten ersten Quartal 2025 waren es somit stolze 18. Übrigens hat auch der April in dieser Hinsicht sehr gut angefangen, denn an den ersten vier Tagen des neuen Monats, also von Dienstag bis Freitag, hatten wir tatsächlich jeden Tag eine solche Andacht. Am Mittwoch hatten wir dabei, wie neulich schon mal, ungewöhnlich viel "Publikum": Als wir die Kirche betraten, war der ältere Mann wieder da, den wir knapp zwei Wochen zuvor schon einmal dort angetroffen hatten; wir warteten wieder, bis er sein stilles Gebet beendet hatte, aber als er eigentlich schon an der Tür war, wurde er anscheinend doch neugierig, was wir vorhatten, wandte sich noch einmal um und blieb ungefähr bis zum ersten Lied. Außerdem kamen die Handwerker, die – immer noch oder wieder – im Außenbereich der Kirche irgend etwas reparieren, ein paarmal kurz herein, und einmal tauchte im Glaseinsatz der Sakristeitür ein Gesicht auf – wahrscheinlich die Blumenfrau, sagte ich mir –, verschwand aber gleich wieder. Nicht unerwähnt lassen möchte ich auch, dass der Knabe mich bereits auf dem Weg zur Mittwochs-Andacht mit einigen recht detaillierten Fragen zu einigen Liedtexten überrascht hatte: So wollte er wissen, wieso es in "dem Lied mit der Burg" ("So hoch der Himmel ist" von Johannes Hartl & Friends) erst "seine Burg" und ein paar Verse später dann "meine Burg" heiße; und wie der Vers "Sei du mein Zuhause" in dem Lied "Bei dir such ich Schutz" von Mire Buthmann zu verstehen sei. Ich muss sagen, ich war recht beeindruckt, dass mein gerade vierjähriger Sohn bei den Liedtexten so genau hinhört und sich solche Gedanken darüber macht. – Am Donnerstag schlief er hingegen wieder einmal auf dem Weg zur Kirche ein, was mich erneut nicht davon abhielt, die Andacht abzuhalten – und das war auch gut so (s.u. "Geistlicher Impuls der Woche"). – Am Freitag kam auch das Tochterkind mit zum "Beten mit Musik", da ihre Schulfahrt bereits beendet war. Insgesamt muss ich sagen: An der Vorstellung, ab Herbst (vielleicht, wenn alles gut geht) direkt auf einem Kirchengrundstück zu wohnen und idealerweise einen Schlüssel für die Kirche zu haben, gefällt mir die Aussicht, solche Lobpreisandachten wirklich jeden Tag (oder sogar mehrmals täglich, z.B. morgens und abends) abhalten zu können, besonders gut.
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Als wir am Freitag nach St. Joseph Tegel kamen, war dort das Kreuz im Altarraum bereits verhüllt. |
Kein Mittwoch wie jeder andere
Bedingt dadurch, dass ich unsere Große diese Woche, wie oben geschildert, morgens nicht zur Schule, sondern zu ihrer Lernreise bringen musste, schafften der Jüngste und ich es an diesem Mittwoch nicht zur Messe in Heiligensee (die, wie der Wochenplan der Pfarrei verriet, von Pater Mephisto zelebriert wurde); zum JAM am Nachmittag gingen wir aber, wenn auch ohne das Tochterkind. Erst als wir dort ankamen, wurde mir bewusst, dass ich somit keinen Vorwand hatte, zur Katechese für die "Kids" zu gehen statt zum Elterncafé; was letztendlich aber gar nicht schlimm war, denn beim Elterncafé war es diesmal recht interessant: Eine der Frauen aus der Leiterinnengruppe setzte eine lockere Themenreihe "Was gehört zum christlichen Leben?" fort, und zwar mit dem Thema "Bibellesen". Dabei fiel es auf, dass diese Themenreihe auch und nicht zule0tzt für ein Publikum konzipiert war, das gerade erst dabei ist, den christlichen Glauben für sich zu entdecken, oder jedenfalls noch relativ "neu im Christentum" ist. Einige Wortmeldungen von Teilnehmern ließen darauf schließen, dass dies auf die Anwesenden tatsächlich in größerem Ausmaß zutraf, als ich das in dieser Runde erwartet hätte; jedenfalls gab es ein paar Leute am Tisch, die zu erkennen gaben, dass sie mit dem Bibellesen eher wenig Erfahrung haben und/oder sich schwer damit tun. Die Argumente, die die Gesprächsleiterin dafür verbrachte, dass es gut und wichtig sei, in der Bibel zu lesen, waren nicht gerade überraschend; der eigentlich interessanteste Teil dieser Elterncafé-"Sitzung" war ein Erfahrungsaustausch darüber, wie die Bibel zuweilen unmittelbar zum Leser zu "sprechen" scheint und konkrete Antworten auf genau die Fragen gibt, die den Leser gerade bewegen. Dazu hatten auch meine Liebste und ich einiges beizusteuern, und dabei fiel mir auf, dass wir derartige Erfahrungen hauptsächlich, oder jedenfalls zu einem auffallend großen Teil, im Zusammenhang mit dem Stundengebet gemacht haben. Was mich wiederum auf den Gedanken brachte, es sei doch eigentlich schade, dass die Freikirchen eine Praxis wie das Stundengebet, in dem Gebet und Bibellektüre eine Einheit bilden, nicht kennen. Diesen Gedanken könnte man wohl noch allgemeiner fassen und weiterspinnen – und sich fragen: Wie kann es sein, dass die evangelikalen Freikirchen – zumindest hierzulande – trotz ihrer eher dürftigen Spiritualität und Theologie mehr Glaubenseifer, mehr Engagement und nicht zuletzt mehr Bekehrungen hervorbringen als "wir", obwohl "wir", also die katholische Kirche, eigentlich die viel besseren Voraussetzungen haben? Im Grunde lässt sich das nur dadurch erklären, dass die katholische Kirche – wie gesagt: zumindest hierzulande – von dem Schatz an Gnadenmitteln, über den sie verfügt, zu wenig oder nicht den richtigen Gebrauch macht.
Vom JAM aus machten sich diesmal meine Liebste und unser Jüngster auf den Weg, um das Tochterkind abzuholen; derweil fuhr ich nach Hause, um an einer Online-Themenkonferenz für die Familienseiten der Tagespost teilzunehmen. Nun will ich hier zwar keine Interna aus dieser Konferenz ausplaudern, aber ein paar allgemeine Eindrücke darf ich wohl doch mitteilen. Dazu gehört zunächst einmal, dass ich es ausgesprochen interessant fand, mal einen Eindruck davon zu bekommen, was das so für Leute sind, die für die Familienseiten der Tagespost schreiben. Da waren einige dabei, bei denen ich mir gut vorstellen könnte, sie mal "privat" zu kontaktieren, so zwecks Erfahrungsaustausch in Sachen "Catholic Parenting". – Davon abgesehen war ich zunächst eigentlich gar nicht davon ausgegangen, dass ich inhaltlich besonders viel zu dieser Konferenz würde beizutragen haben, fand es dann aber doch ein bisschen schade, dass ich nach der ausführlichen Vorstellungsrunde überhaupt nicht mehr zu Wort kam – was nicht zuletzt an meinen mangelnden Zoom-Kenntnissen lag: Irgendwie gibt es da die Möglichkeit, mittels eines gelben Handsymbols eine Wortmeldung anzumelden, aber ich kriegte nicht raus, wie das ging. So richtig schlimm war das aber auch wiederum nicht.
Ich schätze mal, ich verrate kein großes Geheimnis, wenn ich sage: Ein Thema, das viele Teilnehmer dieser Online-Konferenz bewegte, war die Frage "Was für ein Publikum wollen wir erreichen, und was für ein Publikum erreichen wir tatsächlich?". Was ich dazu vielleicht gern beigesteuert hätte, wäre die Einschätzung, dass es diesbezüglich erhebliche Unterschiede zwischen den Lesern der Print- und der Online-Ausgabe gibt: Es gilt weithin als unstrittig, dass die ersteren, besonders die Abonnenten, zum allergrößten Teil fromm katholisch und bürgerlich-konservativ sind; hingegen habe ich den Eindruck, dass das Publikum der Online-Ausgabe erheblich bunter gemischt ist, bis hin zu ausgesprochenen "Hate-Readern", die auf Facebook jeden Artikel kommentieren, natürlich alles ganz furchtbar und verkehrt finden, damit aber immerhin für Traffic sorgen. Das soll nun natürlich kein Aufruf sein, "Trolle zu füttern", aber ich wollt's halt mal erwähnt haben.
Weiteres Feedback zur Eucharistischen Anbetung im Gebetshaus Augsburg
Wie ich erst mit ein paar Tagen Verspätung registriert habe, hat am vorletzten Freitag auch die deutschsprachige Ausgabe der Catholic News Agency (CNA) die Nachricht aufgegriffen, dass es im Gebetshaus Augsburg neuerdings einen besonderen Raum für Eucharistische Anbetung gibt. Der Nachrichtenartikel selbst ist unspektakulär und geht inhaltlich kaum über das hinaus, was man früher schon woanders gelesen hat; bemerkenswert sind hingegen die Leserreaktionen auf Facebook. – Grundsätzlich kommen Angriffe gegen das Gebetshaus Augsburg ja zumeist aus mindestens einer von drei Richtungen: von der PUU-Fraktion ("postchristlich-undogmatische Universalisten"), die bei "Bewegungen, die vermehrt auf Frömmigkeit setzen" (so Gabriele Höfling auf häretisch.de), stets die Gefahr von Fundamentalismus und geistlichem Missbrauch wittern; von Hardcore-Evangelikalen, die – wie unlängst erwähnt – im Gebetshaus "eine Tarnorganisation der katholischen Kirche" sehen, "die bibeltreue Christen in die Fänge des Vatikan locken will"; und zu guter Letzt von Katholiken mit einem mehr oder weniger ausgeprägten Hang zum Traditionalismus, denen das Gebetshaus nicht katholisch genug ist. Und aus der letztgenannten Richtung meldeten sich bei CNA Deutsch so einige zu Wort. "Was hat das Allerheiligste in Hartls Discotempel mit fragwürdig ökumenistischer und schwarmgeistig-charismatischer Ausrichtung zu suchen?", fragte da ein Nutzer mit dem Schriftzug "Latin Mass Matters" im Profilbild; mehrere andere äußerten, das Allerheiligste Altarsakrament dürfe "nur in der Römisch-Katholischen Kirche, und dort im Tabernakel, aufbewahrt und verehrt" und keinesfalls "für die Ökumene missbraucht" (!) bzw. "zweckentfremdet" werden, denn: "Ökumene ist nicht katholisch." – "Was Bischof Bertram veranstaltet dient höchstens dazu, der allgemeinen X-Beliebigkeit und Verfügbarkeit einen Weg zu eröffnen, welcher dazu geeignet ist, die Bedeutung, die Würde und die Heiligkeit des Allerheiligsten, die Gegenwart unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus, nach und nach bedeutungslos werden zu lassen", orakelt einer, und unter dem Nutzernamen einer italienischen Heiligen aus dem 15. Jahrhundert, nach der eine Kirche in Berlin-Reinickendorf benannt ist, heißt es kämpferisch: "Wir konservativen Katholiken, und ich denke, dass [sic] werden alle [!] so sehen wie ich auch, werden nicht stillschweigend zuschauen, wie der katholische Glaube verwässert wird." – "Hier kommentieren einige, die im Wortsinn päpstlicher als der Papst sind", merkte ein befreundeter "Netzkatholik" zu diesen und ähnlichen Wortmeldungen an.
Insgesamt überwiegen indes auch auf der Facebook-Seite von CNA Deutsch die positiven Reaktionen zum Thema "Eucharistische Anbetung im Gebetshaus Augsburg"; dennoch geben die zitierten Stellungnahmen mir zu denken, und dies in mehrfacher Hinsicht. Zum einen scheint mir, dass die Sorte von Hardcore-Katholinen, die hier zu Wort kommt, weitgehend unter dem Radar der öffentlichen kirchenpolitischen Debatten existiert: "PUU"-Sprachrohre wie Horse & Hound, die gute alte Eule oder auch "Fundi-Watch" schießen sich bevorzugt auf charismatische Initiativen wie eben das Gebetshaus Augsburg ein und nehmen die – sagen wir mal – "ultrakonservativen" Katholiken, die diese genauso wenig leiden können wie sie selbst, bestenfalls am Rande wahr. Möglicherweise liegt das daran, dass die diese als weniger attraktiv und darum als in ihrem Sinne weniger "gefährlich" einschätzen; und an dieser Einschätzung könnte ja durchaus etwas dran sein.
Der zweite Aspekt, der mir auffällig erscheint, ist, dass ich kritische Stimmen zum Thema "Eucharistische Anbetung im Gebetshaus Augsburg" bisher praktisch ausschließlich von konservativ-katholischer Seite wahrgenommen habe. Okay, zum Teil mag das an meiner persönlichen Filterblase liegen. Zudem leuchtet es mir auch ein, dass die "PUU"-Fraktion bei allem, was sie dem Gebetshaus in Sachen Fundamentalismus, geistlichem Missbrauch und schnöder Geldmacherei vorwirft bzw. unterstellt, keinen Anlass sieht, besonders auf die Pauke zu hauen, wenn dort etwas vergleichsweise "Normalkatholisches" stattfindet. (Wobei ich mir andererseits gar nicht so sicher bin, wie "normalkatholisch" die Eucharistische Anbetung heutzutage und hierzulande tatsächlich noch ist. Man hört und liest immer mal wieder, sogar in den "Urworten des Evangeliums", diese Praxis sei vielerorts mehr oder weniger in Vergessenheit geraten, und wie ich schon mal erwähnt habe, kannte ich sie als Kind auch nicht, trotz meines doch recht ausgeprägt "kirchennahen" Aufwachsens.) Was mich jedoch vor allem wundert, ist, dass man von den Hardcore-Evangelikalen so wenig hört; genauer: dass es im medialen (und v.a. "sozialmedialen") Echo auf das Thema "Eucharistische Anbetung im Gebetshaus Augsburg" so gar keine Rolle zu spielen scheint, dass diese Anbetungspraxis aus der Sicht von Konfessionen, die nicht an die Realpräsenz glauben, eigentlich eine ungeheure Provokation darstellen müsste: dass da Leute etwas anbeten, was in der Wahrnehmung derer, die nicht an die Realpräsenz Christi in der Eucharistie glauben, lediglich ein Stück Gebäck ist. Da wundert es mich dann schon, dass aus der hardcore-evangelikalen Ecke noch niemand empört "Götzendienst!" gerufen hat – bzw. wenn doch, habe ich das zumindest noch nicht mitgekriegt. (Vielleicht liegt das auch daran, dass, soweit ich sehe, idea noch nicht über dieses Thema berichtet hat... Die werden schon wissen, warum nicht.)
Neue Rubrik: Kein Kommentar
Regina Nagel, Vorsitzende des Bundesverbands der Gemeindereferent*innen (sic) und unerschrockene Kämpferin gegen "katholischen Fundamentalismus" (oder was sie dafür hält), ist seit März Mitglied bei den "Omas gegen Rechts". "Es ist eine der Formen von Vernetzung, die es heute braucht", erklärt sie auf Facebook.
Kurz vor Redaktionsschluss...
...ereilte mich dann noch die Nachricht, dass ein neuer Pfarrer für Brake/Unterweser gefunden wurde – der zusätzlich auch die Nachfolge von Karl Jasbinschek als Pfarrer von St. Willehad Nordenham/Butjadingen/Stadland antreten soll, wenn dieser in absehbarer Zeit in den Ruhestand eintritt. Man sehe es mir nach, dass ich eine eingehendere Auseinandersetzung mit dieser Neuigkeit auf einen späteren Artikel werde verschieben müssen; hier nur mal schnell ein paar Fakten: Der neue Mann heißt Christian Fechtenkötter, ist 56 Jahre alt, ehemaliger Benediktinermönch, gelernter Bürokaufmann und war zuletzt, bzw. ist derzeit noch, Kaplan in Bocholt. Alles Weitere, wie gesagt, später...
Geistlicher Impuls der Woche
Werft eure Zuversicht nicht weg, die großen Lohn mit sich bringt. Was ihr braucht, ist Ausdauer, damit ihr den Willen Gottes erfüllen könnt und so das verheißene Gut erlangt.
– Dies war die Kurzlesung zur Non vom Donnerstag. Wäre ich, wie ich es eigentlich beabsichtigt hätte, zu einer früheren Uhrzeit mit dem Jüngsten "Beten mit Musik" gegangen und hätte folgerichtig die Texte einer anderen Hore gebetet, hätte ich diese Lesung gar nicht zu Gesicht gekriegt. Das ist wieder einmal etwas, was man – in der aktuellen Phase der Unsicherheit, wie es mit dem Projekt "Pfarrhausfamilie" weitergeht; nachdem ich seit Montag vergeblich darauf gewartet hatte, etwas von der Verwaltungsleitung der betreffenden Pfarrei zu hören, hatte sich allmählich ein gewisser Pessimismus in mir breitzumachen begonnen – als ein Zeichen ansehen kann. Ich tue es jedenfalls.
Ohrwurm der Woche
Lick the Tins: Can't Help Falling in Love
Platz 35 in meinen "Abi 95 Top 100". Diese Irish-Folk-inspirierte Coverversion einer alten Elvis-Schnulze habe ich ursprünglich als Abspannmusik des Films "Ist sie nicht wunderbar?" kennengelernt, und den Film habe ich geliebt. Nicht zuletzt wegen seiner Filmmusik übrigens. Er lief eines Abends auf Sat 1, und zum Unverständnis meiner Familie, die ihn bestenfalls mittelmäßig fand, war ich so begeistert, dass ich die Wiederholung am folgenden Tag auf VHS aufzeichnete und mir den Film in der Folgezeit wieder und wieder ansah. Autobiographisch ist das für mich vor allem deshalb von Belang, weil der Film "Ist sie nicht wunderbar?" mich dazu inspiriert hat, mir von dem Geld, das ich mir im darauffolgenden Sommer bei einem Ferienjob verdiente, ein Schlagzeug zu kaufen. Auch wenn ich es beim Schlagzeugspielen nie zu besonders beachtlichen technischen Fertigkeiten brachte und es nach einigen Jahren wieder aufgab, würde ich doch sagen, dass diese Entscheidung eine bedeutende Weichenstellung für mein weiteres Leben war.
Aber auch ohne diese "Backstory" ist das Lied einfach schön. Es als eine Coverversion zu bezeichnen, die "besser als das Original" sei, wird ihm im Grunde nicht gerecht: Es ist eine völlig eigenständige Interpretation.
Vorschau / Ausblick
Bei uns zu Hause ist weiterhin Frühjahrsputz angesagt, gleichzeitig ist mal wieder Gorkistraßenfest, und obendrein ist unser Jüngster heute Nachmittag zur Geburtstagsfeier eines Freundes eingeladen, den er beim Kinderfasching in St. Bernhard kennengelernt hat und der seinerseits auch schon bei seinem Geburtstag war; und freundlicherweise darf auch die große Schwester zur Geburtstagsparty mitkommen. Davon abgesehen ist heute Abend Nightfever in der Rosenkranzbasilika, und da wollte ich ja eigentlich schon lange mal wieder hin; aber ob das heute was wird, halte ich dann doch eher für fraglich. Morgen ist der 5. Sonntag der Fastenzeit – und zugleich der erste Sonntag im Monat, was theoretisch mal wieder ein Anlass für ein "Gottesdienst-Double-Feature in Haselhorst" sein könnte; aber auch hier steht die Frage im Raum, ob uns das an genau diesem Wochenende nicht zu zeitaufwändig ist. – Und dann steht uns schon die letzte Schul- und Arbeitswoche vor den Osterferien bevor! Am Donnerstag ist in St. Joseph Siemensstadt der Kinderkreuzweg, den ich zusammen mit dem Gemeindereferenten erarbeitet habe; tags darauf, am Freitag, ist an der Schule des Tochterkindes ein Schulfest inklusive Talentshow. Und dann steht – am Samstag – auch schon der Jugendeinkehrtag im Gemeindehaus von Maria, Hilfe der Christen in Spandau an. Darüber werde ich aber wohl erst im übernächsten Wochenbriefing berichten können.