Es hat Ärger gegeben -- Ärger mit bzw. in der Pfarrbriefredaktion. Ich will hier nicht ins Detail gehen, geschweige denn Namen von Beteiligten nennen; es geht mir auch nicht um Schuldzuweisungen. Es mag genügen, festzustellen, dass es innerhalb der Redaktion sehr unterschiedliche Vorstellungen darüber gibt, wofür bzw. wozu ein Pfarrbrief da ist, was in ihn hineingehört und was nicht. Und im Zuge der Endredaktion der soeben erschienenen Ausgabe sind diese Auffassungsunterschiede ziemlich eskaliert. Es spielten auch noch andere strittige Fragen mit hinein, zum Beispiel die, inwieweit das ehrenamtliche Redaktionsteam der hauptamtlichen Pfarreileitung gegenüber verantwortlich ist; aber lassen wir das hier beiseite.
Die entscheidende Lehre, die ich - als noch relativ "neues" Mitglied der Redaktion - aus den Auseinandersetzungen innerhalb des Teams gezogen habe, lautet, dass für eine Reihe wichtiger Themen und Perspektiven unter den derzeit herrschenden Bedingungen kein Platz im Pfarrbrief ist - zum Teil, weil eine relative Mehrheit der Redaktionsmitglieder diese Themen und Perspektiven schlichtweg nicht haben will; zum Teil aber auch, weil - wie ich trotz allem Streit anerkennen muss - der Pfarrbrief tatsächlich nicht das ideale Medium für die Art von Pressearbeit im Pastoralen Raum ist, die mir vorschwebt.
Nun haben meine Liebste und ich uns aber ja nicht ohne Grund vor knapp fünf Jahren das Motto "Punkpastoral" auf die Fahnen geschrieben. Und die Antwort auf die klassische Frage "Was würde ein Punk tun?" lautet im vorliegenden Fall recht eindeutig:
Ein eigenes Heft rausbringen. Schnell, billig und mit einfachen Mitteln produziert, aber mit den "richtigen" Inhalten.
Tja, und genau das haben wir daraufhin gemacht.
Daran, dass wir das tatsächlich machten und nicht nur darüber phantasierten, es zu tun, hat übrigens auch unsere dreijährige Tochter Bernadette entscheidenden Anteil: An dem Tag, als der Streit innerhalb der Pfarrbriefredaktion so richtig eskalierte, fragte das Kind gegen Abend etwas besorgt, wer mich denn geärgert habe. Ich versuchte ihr den Sachverhalt mit Verweisen auf das (übrigens sehr empfehlenswerte) Kinderbuch "Lola macht Schlagzeilen" von Isabel Abedi zu erläutern, und schloss mit den Worten: "Und jetzt denke ich darüber nach, zusammen mit Mami und noch ein paar anderen Leuten eine eigene Zeitung zu machen. So wie Lola und Flo. Wie fändest du das?"
Und das Kind antwortete: "Cool."
(Also auch an Isabel Abedi und ihre Lola-Bücher ein herzliches Dankeschön für die Inspiration...)
Jedenfalls nahmen meine Liebste und ich uns daraufhin noch einen Tag Zeit, um zu überlegen, ob wir das wirklich, ernsthaft machen wollen, und dann machten wir uns an die Arbeit. Zwei Wochen später war die Druckvorlage für die Erstausgabe fertig, mit Layout und allem. Und weitere drei Tage später sah das Ergebnis so aus:
Die gedruckte Auflage umfasst vorerst einmal nur bescheidene 100 Exemplare; das hat einerseits mit der Frage der Finanzierung zu tun - dazu später -, aber andererseits denke ich mir auch: Wenn sich unter den Leuten, die in die Kirche kommen und sich dort die Schriftenauslagen ansehen, 100 Leser für unser Heft finden, dann ist das schon viel. Zudem kann man die die Zeitschrift ja auch als PDF-Datei verbreiten - die ist im Gegensatz zur gedruckten Version sogar farbig gestaltet. (Zum Download geht's übrigens hier.)
Zum Vergleich: Der Pfarrbrief unseres Pastoralen Raums hat eine gedruckte Auflage von 1.900 Stück. Wenn ich mir anschaue, wie viele Exemplare der Ausgabe Dezember '20 - Februar '21 noch kurz vor dem Ende dieses Dreimonatszeitraums in unserer Kirche auslagen, dann kann man sich vielleicht schon die Frage stellen, ob die Auflage nicht (zumindest unter Lockdown-Bedingungen) um Einiges zu groß ist; aber macht ja nichts, kostet ja nur unser aller Geld.
Und damit wären wir dann doch schon beim Thema Finanzierung angelangt. Wie macht man das, wenn man weder Mittel aus der Kirchensteuer, aus Staatsleistungen oder gar aus der sonntäglichen Kollekte erhält? Nun ja, die Startauflage von 100 Stück haben wir erst mal aus eigener Tasche bezahlt; aber natürlich wäre es wünschenswert, für die Zukunft einen anderen Modus der Finanzierung zu finden, der es gegebenenfalls auch gestattet, die Auflage zu erhöhen und/oder sogar in Farbe zu drucken. -- Gewiss: Wenn man einer Zeitschrift explizit und ganz bewusst die Titel-Unterzeile "Unabhängige Nachrichten für den Pastoralen Raum Reinickendorf-Süd" gibt und, um Missverständnisse auszuschließen, ins Impressum und zur Sicherheit auch noch auf die Rückseite den Satz schreibt "Die Zeitschrift 'Lebendige Steine' ist keine offizielle Publikation des Pastoralen Raums Reinickendorf-Süd oder der diesem zugehörigen Pfarreien", dann darf man sich weder wundern noch gar beschweren, wenn man keine "institutionelle Unterstützung" erhält. Wär ja auch irgendwie un-punkig. Und dann müsste man sich auch noch die Frage stellen, wie es eigentlich um die redaktionelle Unabhängigkeit steht.
Was also tun? -- Am liebsten wäre es mir auf mittlere Sicht eigentlich, das Heft per "Crowdfunding" zu finanzieren -- nach dem Prinzip: Die Höhe der gedruckten Auflage richtet sich nach der Höhe der eingegangenen Spenden. Habe aber (noch) keine klare Vorstellung davon, wie man so etwas organisatorisch-technisch am besten löst; na ja, erfahrungsgemäß ist meine Liebste in solchen Dingen findiger und erfinderischer als ich. Aber wenn Du, geschätzter Leser, diesbezüglich eine Idee oder eine Anregung hast, sind wir dafür natürlich durchaus offen.
Davon abgesehen freue ich mich jetzt schon auf die zweite Ausgabe... und natürlich auf Leserreaktionen!