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Montag, 12. Oktober 2020

Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie diese Hausbesetzer

Bis vor einigen Jahren habe ich ganz in der Nähe der unlängst geräumten #Liebig34 gewohnt. An der gegenüberliegenden Straßenecke war (und ist wahrscheinlich immer noch) ein Bäcker, bei dem ich mir oft Frühstück für unterwegs gekauft habe. 

-- Unterwegs wohin? Eigentlich egal, Hauptsache raus aus meiner vollgemüllten Wohnung. 

Sic.

Daran musste ich denken, als die Bilder und Filmaufnahmen aus der geräumten Liebig34 in den Sozialen Netzwerken zirkulierten und zahlreiche Mediennutzer aus dem "wertkonservativ-wirtschaftsliberalen" Spektrum und angrenzenden Lagern kübelweise Häme und Verachtung über die auf die Straße gesetzten Hausbesetzer ausschütteten, die meinten, die Welt verbessern zu können und zu müssen, aber dem Anschein nach nicht mal in der Lage waren, ihr Bett zu machen und ihr Geschirr zu spülen. Ich mag da gar nicht näher ins Detail gehen, denn das Ausmaß an Bosheit, das sich da Bahn brach, ging mir wirklich an die Nieren. Nicht zuletzt auch deshalb, weil derartige Äußerungen zum Teil auch von Leuten kamen, die ich ansonsten schätze und mag -- darunter auch und gerade solche, die in ihrem Social-Media-Auftritt dezidiert Wert darauf legen, als gläubige Christen wahrgenommen zu werden. 

Okay, okay, ich weiß: Ich bin selbst jemand, der auf kaum etwas empfindlicher reagiert als auf Ermahnungen à la "Das ist jetzt aber nicht sehr christlich von dir". Zumal ich dabei oft den Eindruck habe, dahinter stehe eine Einstellung, die das Christsein auf eine banale, harmlose "Seid nett zueinander"-Moral reduziert. Ich sollte also besser sehr vorsichtig damit sein, selbst solche Töne anzuschlagen. Dennoch: Häme - verstanden als die Neigung, sich über etwas Schlechtes zu freuen, weil und insofern es Leute in ein schlechtes Licht rückt, die man ohnehin nicht leiden kann - ist für mein Empfinden einer der hässlichsten menschlichen Charakterzüge überhaupt, unabhängig davon, gegen wen diese Häme sich richtet. Und wenn Christen sich öffentlich und mit erkennbarer Lust in einer solchen Haltung suhlen, dann darf man, denke ich, schon der Meinung sein, dass das christliche Zeugnis dadurch verdunkelt wird. Und dass die betreffenden Christen vielleicht mal in Erwägung ziehen sollten, dass es in ihrer eigenen Seele womöglich noch viel unaufgeräumter aussieht als im Treppenhaus der Liebig34.

Soweit hat das nun erst einmal gar nichts mit dem Thema Hausbesetzung zu tun. Ich hätte im Wesentlichen dasselbe über Leute schreiben können, die sich darüber freuen, dass Donald Trump an COVID-19 erkrankt ist. Aber wer mich kennt, der weiß (auch wenn er sich vielleicht darüber wundert), dass Hausbesetzer mir dann doch um einige Grade näher am Herzen liegen als Donald Trump.  

Rigaer Ecke Liebigstraße (Foto von Juli 2016)

Aus diesem Grund habe ich anlässlich des großen öffentlichen Interesses an der Räumung der Liebig34 ein bisschen in meinem Blog-Archiv gekramt und dabei neben diesem, diesem und diesem Artikel auch ein unveröffentlichtes Fragment wiedergefunden, das ich vor über vier Jahren, im Sommer 2016, geschrieben bzw. zu schreiben begonnen hatte. Es ist wirklich sehr fragmentarisch, es bricht praktisch schon ab, bevor ersichtlich wird, worauf ich eigentlich hinaus will. (Kritische Leser mögen an dieser Stelle anmerken, es komme bei mir öfter vor, dass das bis zum Schluss nicht ersichtlich werde. Danke für die konstruktive Kritik, gerngeschehen, Ihr mich auch.) Der Punkt ist, kurze Zeit später ging ich auf den Jakobsweg und hatte folglich erst mal eine Menge andere Dinge im Kopf, und irgendwie bin ich danach nie mehr dazu gekommen, den Entwurf weiterzubearbeiten. 

Bis jetzt. 

Ich schrieb seinerzeit: 

Letzten Montag habe ich gegen Mittag einen kleinen Spaziergangs durchs Gefahrengebiet unternommen - durch die Rigaer Straße in Berlin-Friedrichshain, wo seit einigen Monaten der Konflikt zwischen Hausbesetzern und der Staatsgewalt eskaliert. Vorläufiger Höhepunkt dieser Eskalation war eine Demonstration am Abend des 9. Juli, aus der heraus bzw. in deren Umfeld es zu schweren Ausschreitungen kam - der offizielle Polizeibericht spricht davon, "dass es sich um die aggressivste und gewalttätigste Demonstration der zurückliegenden fünf Jahre in Berlin handelte". 

Solidaritätsparolen an der Rigaer 78: "Regierung schafft keine Ordnung, nur Unterordnung" (Foto von Juli 2016)  

Und weiter: 
Diese Ausschreitungen lagen erst eineinhalb Tage zurück, als ich dort entlangspazierte, aber ich war zu Recht davon ausgegangen, dass es am helllichten Mittag ungefährlich genug sein würde im "Gefahrengebiet". Eine große Expedition war es für mich auch nicht, denn ich wohne - bislang noch - nicht allzu weit von dort, wenn auch nicht in unmittelbarer Nachbarschaft. In dem einen oder anderen der besetzten oder ehemals besetzten Häuser der Rigaer Straße bin ich auch gelegentlich mal zu Gast gewesen - bei der veganen VoKü im Fischladen (Rigaer 83), im Filmrisz-Kino (Rigaer 103) und auch mal bei einem oder zwei Punkkonzerten in einem Keller; in welchem Haus genau das war, habe ich vergessen. Das ist alles schon ein paar Jahre her, aber ich denke durchaus mit Sympathie daran zurück. 
Bildet Banden! 

Okay, worauf wollte ich damals wohl hinaus? Ich weiß es nicht mehr ganz genau, kann es mir aber noch so ungefähr vorstellen. Nämlich dass es zwar ohne Frage eine Reihe von Dingen gibt, die man an der militanten linksautonomen Besetzer-Szene kritisieren kann und sogar muss (Einschub: Geärgert habe ich mich im Zusammenhang mit der Liebig34-Räumung über einen Artikel von Marie Frank im Neuen Deutschland, in dem so allerlei stand, was ich zustimmungsfähig fand, bis zu dem Satz "Nun lässt sich wahrlich darüber streiten, ob Brandanschläge auf Signalkabel der S-Bahn oder auf Autos sinnvolle Akte politischer Gegenwehr sind". Sorry, aber da bin ich raus. Genau das - nämlich dass sie das nicht sind - sollte nämlich gerade nicht strittig sein); aber was immer man diesen Leuten vorwerfen kann, enthebt "uns" - als Christen, meine ich - nicht von der Pflicht, sie als Menschen wahrzunehmen, und das heißt:  als geliebte Kinder Gottes, als unsere Nächsten, die wir lieben sollen wie uns selbst. Auch und gerade dann, wenn sie diese Liebe nicht erwidern und über ihre Gegner, wie zum Beispiel Polizeibeamte, in dehumanisierenden Ausdrücken ("Bullen", "Schweine") sprechen und denken. Sorry, liebe Mitchristen: "Wie du mir, so ich dir" und "Die haben's doch nicht besser verdient" gilt bei uns nicht. Keiner hat behauptet, dass das einfach wäre. 

Aber auch das ist noch nicht alles. Wie sich gegen Ende des zitierten Artikelfragments schon andeutet, hatte ich im Laufe meiner Studentenzeit und, in geringerem Maße, auch noch später – vermittelt durch Kommilitonen oder auch durch Gelegenheits-Bekanntschaften - vielfältige Kontakte zu Kreisen, in denen das Erbe der Hausbesetzerbewegung lebendig erhalten wurde: Ich war zu Gast in selbstverwalteten Häusern und in "Volxküchen", besuchte Partys und Konzerte in Bauruinen, auf innerstädtischen Brachflächen und auf Hinterhöfen abbruchreif wirkender Häuser. Ich fühlte mich unter Punks und Autonomen zumeist wohl und auch willkommen, wenngleich es zu einem gewissen Grad stets spürbar blieb, dass ich in dieser Szene letztlich doch nicht zu Hause, sondern eben nur zu Gast war. Diese Erfahrungen sind sicherlich ein Grund dafür, dass Äußerungen über die Besetzerszene für mich in einem anderen Maße und auf andere Weise emotional besetzt ist als für jemanden, für den das nur ein Thema "aus den Medien" ist. Noch deutlicher: Ich habe - nicht, soweit ich weiß, direkt unter den Liebig34-Besetzerinnen, aber in deren weiterem Umfeld - Freunde in dieser Szene; einige davon waren schon meine Freunde, bevor meine "Wiederbekehrung" zum katholischen Glauben manifest wurde; einige sind inzwischen infolge "weltanschaulicher Differenzen" nicht mehr meine Freunde, aber das war nicht meine Entscheidung und ändert nichts an dem, was ich an ihnen gemocht und geschätzt habe. Daher, liebe Freunde und Geschwister im Glauben: Wenn Ihr diese Leute beleidigt, beleidigt Ihr auch mich. Ich verlange nicht, dass Euch das großartig kümmert, aber Ihr sollt es zumindest wissen.

Darauf, was grundsätzlich von Hausbesetzungen zu halten ist und wie sich dies zu dem klaren Bekenntnis der katholischen Soziallehre zum Recht auf Privateigentum verhält, will ich hier nicht groß eingehen; ein paar Andeutungen dazu finden sich schon in einem oder zwei meiner weiter oben verlinkten älteren Blogartikel, aber gleichzeitig denke ich, das Thema verdient es, erheblich weiter  vertieft zu werden, als ich es hier und jetzt so ad hoc leisten kann. Ich denke, dieser Aufgabe werde ich mich widmen, wenn ich Fratelli Tutti - und dann nach Möglichkeit, von da aus sozusagen "rückwärts" vorgehend, auch die wichtigsten Sozialenzykliken früherer Päpste - gelesen haben werde. 

Vorausschicken will ich an dieser Stelle nur eines (womit ich auch nur wiederhole, was ich an anderer Stelle schon geschrieben habe): Im Grundsatz dürfte der Anspruch, sich einem Recht verpflichtet zu wissen, das höher steht als irdische Gesetze, einem Christen eigentlich nicht ganz fremd sein, bei allen unterschiedlichen Auffassungen darüber, worin dieses höhere Recht besteht und was es vom Einzelnen fordert. Auf Facebook attestierte eine befreundete Bloggerin der Hausbesetzerbewegung eine "Selbstgerechtigkeit, mit der man sich über das Gesetz stellt im Dienste inakzeptabler Ideologien". Dies allerdings könnte man, je nach eigenem Standpunkt, gläubigen Christen genausogut vorwerfen (und tut das zuweilen ja auch). Ein augenfälliger Unterschied ist, dass die Hausbesetzer konsequenter für das eintreten, woran sie glauben, und mehr Opfer dafür bringen, als "wir" das in aller Regel tun. Und das halte ich für einen Umstand, den "wir" mit Demut betrachten sollten. 



37 Kommentare:

  1. "Ein augenfälliger Unterschied ist, dass die Hausbesetzer konsequenter für das eintreten, woran sie glauben, und mehr Opfer dafür bringen, als "wir" das in aller Regel tun."

    Na ja, meine Frau und ich haben ein Haus gebaut und nicht besetzt. Was da an Opfern notwendig ist, sprengt den Rahmen es hier zu erklären. Allein die Tatsache, dass man ca. 30 Jahre an der Hypothek knabbert, die man nur durch die tägliche Arbeit zu bedienen hat, (solange man gesund ist) dürfte einem Hausbesezter wohl fremd sein. Er hat das Haus in dem er wohnt ja nicht erbaut, so wie ich eine "Besetzunge" verstehe. Aber für Häme und Spott gibt es in keinem der beiden Lager ein Grund. Dass es in der Regel allerdings ein großes Mass an Opferbereitschaft beim Hausbauer vorhanden sein soll, daran möchte ich wohl dann doch erinnern. Ohne Hausbauer keine Hausbesetzer......

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    1. Danke für diese wertvolle Perspektive!

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    2. Vielleicht noch dieser Hinweis: Ein Haus besetzen (also Tisch und Bett aufstellen)kann, nach meinem Rechtsempfinden, nur der Eigentümer. Entweder der das Haus gebaut, gekauft und/oder gemietet hat. Ohne mit erhobenen Zeigefinger: Wenn sich jemand in einem Haus dauerhaft niederlässt, dass ihm nicht gehört, (keine Leistung dafür erbringt) ist das streng genommen Diebstahl. Wir sollen eben nicht nach Haus, Hof, Vieh und alles was dem nächsten gehört, begehren. Das gilt eben nicht nur für die Ehefrau des Nachbarn......;-)

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  2. Im Friedenauer Kiez steht die "Flora" - ein einst wunderschönes, vierstöckiges Jugendstilhaus mit der Blumengöttin als Hochrelief über mehrere Stockwerke hinweg.
    Die "Flora" steht seit über zehn Jahren leer und gammelt vor sich hin; eine Zwangsversteigerung wurde kürzlich von der Eigentümerin abgewendet. Die Eigentümerin *weigert* sich, die "Flora" irgendeinem Nutzen zuzuführen. Aus einem unbekannten Grund *will* sie nicht, daß das Haus als Haus dient (also zum Wohnen oder Arbeiten, für kulturelle oder soziale Zwecke oder für irgendetwas anderes) genutzt wird. Eine kleine Bürgerinitiative macht darauf immer wieder aufmerksam.

    Ich hätte große Sympathie, wenn es hier Hausbesetzer gäbe, die wie in den 80er Jahren am Winterfeldplatz das Haus nicht nur besetzten, sondern vorbildlich in Schuss brachten. Eigenhändig renovierten und nebenbei Lesecafés veranstalteten. Sich freuten, als ich Hilfe anbot und einen versifften Fußboden strich (Abschleifen war damals nicht "in" und wäre auch zu aufwendig gewesen).

    Hausbesetzung ist nicht in sich selbst schlecht. Einem Hausbesitzer, der sich geriert wie damals die "Neue Heimat" oder jetzt diese seltsame alte Dame, das Haus "wegzunehmen", kann meiner Ansicht nach unter Umständen eine soziale Tat sein.

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    1. Das sehe ich anders als Frau Sperlich:
      Enteignung darf in einem Rechtsstaat, der wir doch wohl hoffentlich noch sein wollen, nur strikt nach Recht und Gesetz vor sich gehen und nicht nach irgendwelcher Willkür irgendwelcher Gruppen mit noch so hehren (utopischen) Zielen einer angeblich besseren und gerechtere Gesellschaft.

      Hausbesetzung ist und bleibt in meinen Augen eine Art Faustrecht und ist abzulehnen.

      Ich finde auch nicht gut, potentielle Hausbesetzer auf irgendwelche geeignete Objekte hinzuweisen.

      In meinem Urteil eine Art Denunziation.

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  3. "Hausbesetzung ist nicht in sich selbst schlecht."

    In Berlin mag es ja generell eine Grundsympathie für Hausbesetzer geben, mehr als anderswo. Hier am Niederrhein machen die Menschen so etwas nicht. Mein Nachbar hat seinen Garten zugemüllt und die Fassade knallgelb gestrichen ohne mich vorher zu fragen, ob mir die Farbe gefällt. Wenn in Berlin oder anderswo Eigentum verrottet, dann ist das erst mal ein Problem des Eigentümers und nicht meins. Darüber kann man sich aufregen, aber die Schimmelhölle zu besetzen....nein Danke.

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    1. Bei "Hier am Niederrhein machen die Menschen so etwas nicht" musste ich ein bisschen schmunzeln. Auch wenn das möglicherweise tatsächlich stimmt.

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    2. Werter KingBear,

      Soviel ich weiß, sind oder waren Amsterdam (Kraker) und Berlin Hotspots was Hausbesetzungen angeht. Da mein geographischer Horizont weitestgehend nicht über den Niederrhein hinaus geht (Urlaub in anderen Gegenden zählt nicht), sind mir Hausbesetzungen in Kleve, Krefeld oder Mönchengladbach gänzlich unbekannt. Hausbesetzung gibt es hier im begrenzten Umfang nur gelegentlich bei Bekanntenbesuchen. Da ist man teilweise froh wieder im eigenen Heim zu sein.

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  4. Okay, ich nehme mit - sagen wir mal - Interesse zur Kenntnis, dass, obwohl ich die Frage nach der Legitimität* von Hausbesetzungen eigentlich aus diesem Artikel ausklammern wollte, genau diese Frage nun doch die Kommentare dominiert. Darauf werde ich also in einem künftigen Artikel zurückkommen müssen; das kann allerdings noch ein bisschen dauern, da ich vorerst noch ein paar dringlichere Arbeiten auf meinem Schreibtisch habe. Einstweilen verweise ich schon mal auf diesen interessanten Beitrag des Bloggerkollegen Phileirenos:

    https://www.occidens.de/chronica/moralia8.htm#eigen


    [* Wohlgemerkt: "Legitimität" im Unterschied zu "Legalität". Dass Hausbesetzungen nicht *legal* sind, darüber brauchen wir uns hier nicht zu streiten.]

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  5. "obwohl ich die Frage nach der Legitimität* von Hausbesetzungen eigentlich aus diesem Artikel ausklammern wollte"

    Na ja, was bei mir reflexartig aufblitzt ist: "Hausbesetzer" ist "Faulenzer" ist "Randalierer" ist "Steinewerfer" ist "Bullenklatscher" ist "illegal". So sind die Niederrheiner im Durchschnitt.

    Ich werde in mich gehen......
    Danke für den Link, bin gespannt auf den künftigen Artikel.

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  6. Also bei Hausbesetzungen zwischen "unzulässiger" Legalität und angeblich "irgendwie verständlicher" Legitimität unterscheiden zu wollen, halte ich für einen semantischen Taschenspielertrick und schlichtweg Relativismus.

    Nach dem Fremdwörterduden bedeuten beide Begriffe soviel wie gesetzmäßige Rechtmäßigkeit.

    Und eben rechtmäßig ist Hausbesetzung nicht - wo kämen wir denn wohl hin, wenn das anders wäre?

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    1. Tja, wo kämen wir da wohl hin. Genau das ist die spannende Frage.

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  7. Ich kann es kaum fassen:

    Ansonsten eher wertkonservative Katholiken wie Dr. Tobias Klein und Claudia Sperlich scheinen gewisses Verständnis oder gar Sympathie für anarchistische Hausbesetzung zu hegen.

    Oder täusche ich mich da?

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    1. Kommt ganz drauf an: Wenn ich bei Google "wertkonservativ" eingebe und mir anschaue, wer da so alles mit diesem Etikett versehen wird, möchte ich lieber nicht so bezeichnet werden.

      Verstehe ich den Begriff hingegen wörtlich, dann waren beispielsweise die Hausbesetzungen in Berlin-Kreuzberg im Zuge des Widerstands gegen die dort geplante Flächensanierung Anfang der 80er "wertkonservativ" im besten Sinne. Hier ein bisschen informative Lektüre dazu:

      https://m.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/hausbesetzungen-in-berlin-als-die-chaoten-kreuzberg-retteten/9299410.html

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    2. Sie täuschen sich insofern, als ich das Wort "wertekonservativ" für einen sprachlichen Taschenspielertrick halte, um "selbstbezogen und spießig" nicht so schlimm klingen zu lassen.

      Ist man "konservativ", also bewahrend, wenn man als "Werte" anerkennt, daß Wohnraum verspekuliert wird und Arme das Nachsehen haben? Wenn ja: Auf solche Werte pfeife ich.
      Konservativ - ganz enorm konservativ - bin ich, wenn es darum geht, daß Fleiß, Anstand und Solidarität mit den Bedürftigen gute Prinzipien sind. Und daß es falsch ist, schöne und in der Bausubstanz gute Häuser erst auf juristisch sehr zweifelhafte Art durch Mietwucher "leer zu machen" und dann so lange leerstehen zu lassen, bis sie abbruchreif sind, um dann überteuerte Wohnbunker hinzustellen. Genau das hat die Neue Heimat gemacht.

      Daß ich damals wenigstens ein bißchen helfen konnte, die Winterfeldstraße 36 zu renovieren, freut mich bis heute.

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  8. Wertkonservativ im Christentum ist für mich das Festhalten an Gottes Wort und insbesondere Gottes Geboten.

    Es gilt immer noch für gläubige Christen das 7. Gebot " Du sollst nicht stehlen" sowie das 9. Gebot " Du sollst nicht begehren deines Nächsten Hab und Gut".

    Danach ist Hausbesetzung für den gläubigen Christen ein No Go.

    Da beißt die Maus keinen Faden ab.

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    1. Prima. Das fanden die Opfer der Neuen Heimat übrigens auch, daß man ihnen den Wohnraum nicht hätte wegnehmen dürfen und nicht das Fleckchen, auf dem die schönen alten Häuser standen, begehren sollte als Bauland für was Teureres.

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    2. Und was die Kommentare zu den bösen, bösen Hausbesetzern angeht: das achte Gebot gilt auch immer noch. Und ich bin seit langem der Ansicht, es wird häufiger gebrochen als das sechste.

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    3. Natürlich ist es bequemer, sich über die bösen Hausbesetzer und ihre kaum minder bösen Sympathisanten zu ereifern, als sich mit den Aussagen des obigen Blogartikels auseinanderzusetzen und sie womöglich zum Anlass für Selbstkritik zu nehmen.

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    4. Zumindest ich als Kommentator will den Vorwurf der Lüge nicht so stehen lassen. Linksradikale Gruppen in Berlin haben im vergangenen Jahr zur gezielten Besetzung auch von öffentlichem Eigentum aufgerufen. Der Aufruf zu den "Aktionstagen" trug den Titel "Tu mal wat". In dem Text hieß es: "Widersetzt Euch: Besetzt vom 26. bis 29. September Häuser, Wohnungen, Büros und öffentlichen Raum."
      Die "legitime" Begründung wurde natürlich auch geliefert: "Dieses System hat einen Namen: Kapitalismus. Das Recht auf Eigentum an Grund und Boden entscheidet darüber, ob Mensch sich diese Stadt noch leisten kann."
      In der BZ konnte man am 26.6.20 lesen:
      „Die Yuppi Scum“ („Stirb Yuppie-Abschaum“) steht an einer Wand. Ein anderes Graffiti wünscht den Bewohnern Corona an den Hals. Stahlkugeln sollen auch in Kinderzimmern gelandet sein. Und das, obwohl die Neubewohner mit einer Kampagne versuchten, in den Dialog mit den Besetzern zu treten, um nicht als Bedrohung wahrgenommen zu werden."
      Nun die Frage an Frau Sperlich: Wer lügt hier wen an?

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    5. Haben Sie gelesen, was ich geschrieben habe? Also wirklich, vollständig, mit Verstand, mit dem Willen, zu begreifen, was ich geschrieben habe? Oder haben Sie bloß wahrgenommen, daß ich Hausbesetzer klasse finde und also böse sein muß?

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    6. Werter KingBear,

      nein bequemer ist das nicht. Es ist immer besser, einen Kommentar abzulassen, wenn er auf "Gegenliebe" stösst, als andersrum. Wenn ich nun indirekt als Lügner bezeichnet werde ist das nicht nett und für meine Verhältnisse auch nicht bequem. Aber das Leben ist kein Ponyhof.
      Sie schreiben in ihrem Artikel: "aber was immer man diesen Leuten vorwerfen kann, enthebt "uns" - als Christen, meine ich - nicht von der Pflicht, sie als Menschen wahrzunehmen, und das heißt: als geliebte Kinder Gottes, als unsere Nächsten, die wir lieben sollen wie uns selbst."
      Mein Einwand: Ein Hausbesetzer, ob autonom oder Punk, ist erst mal nicht mein Nächster. Wird er auch nie werden, solange mein Wohnsitz am Niederrhein ist und nicht in Liebig 34 oder 36. Mir fehlt die räumliche Vorstellungskraft einen Hausbesetzer in Berlin zu lieben wie mich selbst. Das schaffe ich noch nicht einmal bei meinem Nachbarn. (ich wünsche ihm allerdings auch nicht die Krätze am Leib) Was ich lese, ist, dass es radikale Hausbesetzer gibt und da kann ich noch so lange vor dem Allerhöchsten um echte Nächstenliebe für den Radikalen beten, DAS SCHAFFE ICH NICHT! Zumindest gefühlt.
      Was ich aus ihrem Artikel rauslese ist eine gewisse Sympathie für eine gewisse Art von Hausbesetzer. Das habe ich zumindest begriffen und auch als Anlass zur Selbstkritik genommen, was mein "niederrheinisches" Denken über Hausbesetzer angeht. So weit könnten wir uns ja einig sein.

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    7. Lieber Gerd, mit meiner Anmerkung zum Thema Bequemlichkeit habe ich gar nicht Sie gemeint. Ihre selbstkritischen Anmerkungen habe ich durchaus wahrgenommen.

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    8. Sie haben geschrieben, dass Hausbesetzungen (ich verstehe das erst einmal als "ohne Ausnahme") in sich nicht schlecht sind. Mein Verstand und der Wille das zu begreifen sagt mir: Hausbesetzungen sind in sich nicht schlecht. Eine, von mehreren Schlussfolgerung meinerseite: Dann können ja auch Hausbesetzer in sich nichts "Schlechtes" tun. Vielleicht ist das ja nur einfache Denke, aber über mehr verfüge ich momentan noch nicht.
      Dann wedeln Sie mit den achten Gebot und ich zitiere Artikel wo deutlich drin steht, dass es böse, böse und ganz böse Hausbesetzer gibt.
      Ich habe also wahrgenommen, dass Sie Hausbesetzer klasse finden, (zumindest wenn es gegen die "Neue Heimat" und "seltsame alte Damen" geht) allerdings ohne den Zusatz, dass Sie deswegen auch gleich böse sind. Seltsame alte Damen gibt es im übrigen reichlich auf dieser Welt. Auch solche die ein Haus besitzen.....

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    9. Werte Herr Klein und Frau Sperlich!
      Da kommen Sie beide und ich nicht zusammen, wenn Sie hier beide permanenten Rechtsbruch, wie es Hausbesetzung nun einmal darstellt, nicht nur entschuldigen sondern offen Ihre Sympathie dafür zeigen und Ihre Mitchristen, die das anders sehen und bewerten, mehr oder weniger als heuchlerische Pharisäer titulieren (siehe die Überschrift des Artikels von Herrn Klein), die erst einmal (sozialistische) Selbstkritik (a la Mao ZeDong?) üben sollten, bevor sie sich zu Wort melden dürfen.
      Nicht mit mir, meine verehrten Glaubensgeschwister!
      Dazu habe ich zu viel eigene Lebenserfahrung.

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    10. Na, immerhin die Überschrift haben Sie richtig verstanden. Wenn auch sonst nicht allzu viel.

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    11. Gerd, ich habe Sympathie für einen bestimmten Typ Hausbesetzer in der Tat gezeigt und habe immer wieder darauf hingewiesen, was für Leute ich meine. Sie haben offenkundig kein Interesse daran, sich mal über die Machenschaften der Neuen Heimat kundig zu machen - ist ja auch Geschichte, war in den 80ern, laaaange her, und war in Berlin, also so etwa wie auf dem Mond (von Ihnen aus gesehen).
      Über eine bestimmte alte Dame, die ich höflich als "seltsam" tituliere, obwohl mir ein paar ganz andere Adjektive (keine Verbalinjurien, sondern juristische Fachausdrücke) durchaus einfallen, habe ich auch geschrieben bzw. darüber, daß sie ein schönes altes Haus seit Jahrzehnten vergammeln lässt.
      Jetzt schreibe ich noch etwas über das Grundgesetz. Darin steht: EIGENTUM VERPFLICHTET. SEIN GEBRAUCH SOLL ZUGLEICH DEM WOHLE DER ALLGEMEINHEIT DIENEN.
      Die Hausbesetzer, bei denen ich damals mitgeholfen habe, indem ich einen abgetretenen Fußboden gestrichen habe, haben ein von der Neuen Heimat vernachlässigtes altes Haus vorbildlich renoviert. Mit eigenen Händen, auf eigene Kosten. Der damalige CDU-Senat von Berlin hatte weder gegen fortgesetzten Mietwucher noch gegen räuberische Formen der Spekulation mit Gebäuden irgendetwas getan. Jene Hausbesetzer haben etwas getan. Die Sache ging gut aus, das Haus wurde nicht abgerissen. Viele andere Neue-Heimat-eigene Häuser - sämtlich gute Altbauten der Jahrhundertwende - wurden abgerissen.

      Und ja, ich hoffe, daß die Flora nicht so lange vergammelt, bis man sie nur noch abreißen kann. Das heißt: nicht mehr länger als ein halbes Jahr, meiner Schätzung nach.

      Noch etwas. Dies alles konnte man aus dem, was ich geschrieben habe, entnehmen. Ich habe es hier nur noch mal zusammengefasst, weil ich trotz allem doch noch die Hoffnung hege, daß Sie, Gerd, es verstehen können und vielleicht in einer stillen Minute auch verstehen wollen.

      Abschließend ein Gedicht meines Vaters, Prof. Dr. Martin Sperlich, ehem. Direktor der Staatlichen Schlösser und Gärten Berlin.

      In Grund und Boden

      Sagt alle laut, was euch stört,
      damit dieser und jener gestört wird;
      fragt, warum dies Land gehört?
      (ohne daß es dazu gehört wird)

      Kann einer von dieser Planetenhaut
      sich Riemen runterschneiden,
      weil er auf den Tisch die Moneten haut
      und sagen, hier ist das Betreten laut
      Eigentumsrecht zu vermeiden?

      außer

      Ihr zahlt uns bitte was mehr,
      damit unsre Sach etwas mehr wird;
      so ein zwölf Prozent gibt nichts her,
      's muß schon mehr sein, wenns euch auch schwer wird;

      aber weil ihr doch, bitteschön, wohnen müsst
      - und beim Wohnen soll man nicht sparen -
      seht ihr ein, daß ihr uns auch belohnen müßt
      und daß ein Gewinn zu verschonen ist
      vor Währungs- und Steuergefahren.

      außer

      Wenns dem Land einmal nicht mehr gefällt
      und mal dieses und jenes gefällt wird,
      wir haben euch nicht bestellt
      und gezahlt wird nur, wenn was bestellt wird;

      wir haben noch was in der Hinterhand, -
      ihr Rehlein könnt es nicht ahnen -,
      ihr merktet noch nicht, daß der Winter schwand
      und wem was dort blühn wird, die sind erkannt;
      wir pflanzen schon lustige Fahnen.

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    12. "EIGENTUM VERPFLICHTET. SEIN GEBRAUCH SOLL ZUGLEICH DEM WOHLE DER ALLGEMEINHEIT DIENEN."

      Werte Frau Sperlich,

      Nur(!) der Gesetzgeber darf in das Eigentumsrecht des einzelnen oder einer Gruppe einwirken. Das steht keiner Privatperson, und sind ihre Ziele noch so legitim, zu. Das Allgemeinwohl wird wohl kaum berührt wenn jemand seine Wohnung zumüllt oder verrotten lässt. Das ist ein unschöner Anblick und tut in der Seele weh, allerdings kann jeder mit seinem Eigentum erst mal machen was er will. Wenn Sie nun, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, den Fußboden in meiner Wohnung auf eigene Kosten renovieren, dann tun Sie es entweder freiwillig und mit meiner Zustimmung, oder gesetzeswidrig ohne mein Einverständnis. Sie werden danach keinerlei Ansprüche auf meinen Fußboden haben. Und darum geht es letztendlich auch bei einer Hausbesetzung: Wer gehört hier wem etwas. Die idealistischen Ziele werden in der Regel nicht durch Freiwilligkeit und gutem Willen erreicht.
      Im Gedicht ihres Vaters, der ja wohl als Direktor städtischen und staatlichen Eigentums, sozusagen ein Verwalter war, ist einige Male von Moneten, zahlen und belohnen die Rede. Genau darum geht es auch bei Eigentum, wer zahlt und wer bürgt für die Leistungen. Man kann trefflich darüber streiten ob zuviel oder zu wenig gezahlt wird, aber wer zahlt der bestimmt auch was mit dem Eigentum geschieht oder nicht geschieht.

      Ihr Hinweis der Entfernungen vom Niederrhein nach Berlin vs. Mond fand ich ausgesprochen amüsant. Ich denke wir sehen alle den gleichen Mond, egal wo wir wohnen.

      Vielleicht noch als Entschuldigung für meine vielleicht hämischen Kommentare in Ihre Richtung: Wie Sie über Hausbesetzer denken, war mir bis zum 13.Oktober 2020 nicht bekannt. Auch was Sie schon immer darüber geschrieben haben.
      Und: Die Geschichte der "Neuen Heimat" interessiert mich nicht sonderlich. Korruption und Raffgier habe ich als Häuslebauer genug erlebt. Ich bin froh, dass meine Frau und ich nun einigermaßen Ruhe haben, nachdem das Bauamt und die Steuerbehörden unsere Sparkonten geplündert haben.

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    13. Zum Leerstand von Immobilien hat der Gesetzgeber eine etwas andere Meinung als Sie, Gerd.
      https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wohnen/haus/welches-recht-gilt-fuer-den-leerstand-von-wohnungen-15631770.html

      Allerdings wird diese Möglichkeit im Falle der "Flora" eben nicht ausgeschöpft, sondern bislang ignoriert. Als die Winterfeldstraße 36 besetzt war, gab es diese Möglichkeit auch noch gar nicht. Allerdings war schon damals Mietwucher und wilder Abriss gesetzlich verboten und wurde NICHT verfolgt.

      Wenn der Staat Recht schaffen könnte und sollte, es aber nicht tut, beseitigt er im Prinzip die verfassungsmäßige Ordnung. In einem solchen Fall ist Widerstand ausdrücklich erlaubt.

      "Dies spezifische Unrecht interessiert mich nicht" kann man sagen. Aber dann darf man nicht gleichzeitig sagen "Es ist gar kein Unrecht". Schon um der Logik willen.

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    14. Ja, Eigentum verpflichtet, deshalb müssten und müssen auch Sie, verehrter Gerd, diverse Abgaben und Steuern an die Allgemeinheit, den Staat, entrichten.
      Plünderung Ihrer Konten sollten Sie das nicht nennen, denn Plünderung ist bzw. wäre auch wieder Faustrecht und Willkür von Seiten des Staates.
      Dem ist aber weder bei der Grunderwerbssteuer noch bei der Grundsteuer so, daß ist vielmehr alles nach Rechg und Gesetz für alle privaten Immobilienerwerber gleich geregelt und wem das nicht passt, der braucht halt hierzulande kein Wohneigentum erwerben. Niemand wird ja schließlich dazu gezwungen.
      Wenn Sie und Ihre Frau vor 30 Jahren ein Haus gebaut haben, so haben Sie damals übrigens noch auf Antrag, auf den Sie als alter Sparfuchs ja wohl hoffentlich nicht verzichtet haben, eine Menge Geld über mehrere Jahre vom Staat zurück erhalten. Man nannte das Eigenheimförderung, wurde leider 2006 abgeschafft. Bei mir waren das seinerzeit 40000DM über mehrere Jahre verteilt ausgezahlt. Derzeit gibt es sog. Baukindergeld - pro Kind insgesamt 12000€ über 10 Jahre verteilt, wenn das Einkommen nicht zu hoch ist.
      Also, so mies und einseitig raffgierig wie manche Zeitgenossen es darstellen wollen, ist der deutsche Staat gar nicht.
      Wer übrigens was an den Gesetzen ändern will, kann das ja zumindest mittel- bis langfristig über seine Wahlentscheidungen versuchen.

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    15. "Zum Leerstand von Immobilien hat der Gesetzgeber eine etwas andere Meinung als Sie, Gerd."

      Im Grunde genommen nicht, Frau Sperlich. Ich schrieb ja in meinem vorherigen Kommentar, dass nur der Gesetzgeber in das Eigentumsrecht eingreifen kann,(das muss ich nicht immer verstehen, aber sei's drum) Und wenn, wie in dem von Ihnen verlinkten Artikel, in Hamburg und Berlin (schon wieder Berlin....) enteignet werden kann, dann gilt das noch lange nicht für Moers oder Kevelaer. Aber ich denke, dass unsere Standpunkte nun doch ausgetauscht sind und ich warte gespannt auf den Artikel von Tobias....

      @Diasporakatholik

      Meine Frau und ich haben zuerst gespart (und Steuern gezahlt) bevor wir gebaut haben. Es ist also nur meine persönlich subjektive Sichtweise, dass unsere Sparkonten geplündert wurden. (was man heute an Isoliermaterial für Wände und Dach vorgeschrieben bekommt, hätte früher für ein kleines Eigenheim gereicht)
      Dass sich allerdings durch Wahlen Gesetze ändern lassen, dürfte mittel-oder langfristig wohl ein frommer Wunsch bleiben.

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    16. @gerd
      Ich verstehe nicht Ihr Lamento über Ihre angeblich vom Staat "geplünderten" Sparkonten.

      Wir, meine Familie und ich, haben genauso wie Sie für unsere Immobilie gespart und natürlich auch wie Sie ehrlich unsere Steuern bezahlt.

      Eine Eigentumswohnung oder ein Haus kriegt man schließlich nicht geschenkt, sondern muss man sich normalerweise hart und opferbereit und auch mit einer gewissen Risikobereitschaft (z. B. Krankheit, Arbeitsplatzverlust etc.) erarbeiten.

      Dafür muss man meist auf anderes verzichten.

      Als mir Kollegen meine schöne große und moderne Wohnung in bester Lage - und daher extrem teuer - neiden wollten, wies ich sie ihrerseits auf deren zahlreiche kostspielige Auslandsreisen hin, die wir uns in all den Jahren versagt haben.

      Ich beklagte mich nicht über das viele in unsere Wohnung investierte Geld und auch nicht über die von Ihnen monierten Auflagen für Bautenschutz und Wärmedämmung, die wohlweislich vom deutschen Gesetzgeber erlassen wurden - nicht um die Bauherren zu ärgern und zu schurigeln, sondern damit Energiekosten gespart werden für unser rohstoffarmes Land und gleichzeitig die Umwelt und das Klima geschont werden - Dinge und Werte, die zumindest der Großteil der deutschen Bevölkerung auch für sinnvoll hält und dafür den uns regierenden Parteien per Wahl sein Mandat gibt.

      Das sind alles Dinge und Tatsachen, die manche, wie auch die hier mit Hausbesetzern sympathisierenden Personen wahrscheinlich gar nicht recht auf dem Schirm haben:
      Ein Altbau ist nämlich wärme- und heizungstechnisch oftmals ein Energiefresser und ggf. auch eine Dreckschleuder, und es ist eben längst nicht damit getan, etwa die Außenfassade wieder herzurichten und einen Holzfußboden mit einem neuen Anstrich zu versehen.

      Unser Haus und damit auch der Gasheizkessel sind nun 22 Jahre alt, und letzterer MUSS in wenigen Jahren durch eine moderne energiesparendere Anlage ersetzt werden; eine Investition von eben mal rd. 20000€. Das muss man halt voraussehen, wenn man sich hierzulande und nicht in Wagadugu oder Anatolien auf Wohneigentum einlässt, und dafür u. a. spart man im Laufe der Jahre die sog. Reparaturrücklage an, die wiederum die Wohnkosten verteuert - sowohl für den Eigentümer als auch für den jeweiligen Mieter.

      Im Gegensatz zu Ihnen, Gerd, beklage ich mich aber nicht über all die Kosten, die auch mit (abbezahltem) Immobilienbesitz weiter verbunden sind, sondern freue mich vielmehr darüber, in hoffentlich weiter wertbeständigem Eigentum zu wohnen zu nicht geringen aber für uns erschwinglichen und auch auf längere Sicht kalkulierbaren monatlichen Kosten.

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  9. Natürlich habe auch ich für Immobilienspekulanten, die oft und meist mit schmutzigen Tricks, Lügen und dergleichen wenn nicht noch Schlimmere arbeiten, rein gar nichts an Sympathie übrig - für anarchistische Hausbesetzer aber genauso wenig.

    Beides ist Faustrecht, und eines rechtfertigt nicht das andere.

    Ich bin immer noch für den Rechtsstaat, in dem auch der Mieter ebenso wie der Eigentümer Rechte hat.

    Als Christ muss man sich an die Gebote Gottes halten - auch wenn es schwer fällt.
    Die Welt werden wir schwerlich in ein Paradies verwandeln, da sind schon ganz andere dran gescheitert.

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  10. "Bei sich bleiben" vs. Häme und Hochmut - gerade unter Christen wäre das wohl die eine Lehre, die wir alle aus dem Beitrag mitnehmen könnten neben dem " inneren leidenschaftlichen Brennen" für eine gute Sache, was wir uns sicher von anderen abschauen können ... tendenziell findet man unter radikalen politischen Ausprägungen egal welcher Richtung, Revolutionären und Heiligen auch viel Leidenschaft.

    Am Wochenende erst saß ich an einer Kommunion Tafel und hörte von einem Mitchristen, wir sollten uns von Greta Thunberg die Leidenschaft und Begeisterung erstmal abschauen ehe wir sie verurteilen.

    " ein augenfällige Unterschied ist, dass die Hausbesetzer konsequenter für das Eintreten, woran sie glauben (...) "

    Konsequent übertragen auf so alle möglcihen Kontrahenten werden wir an unterschiedl Grenzen stoßen. Müssen wir nicht an diesem Punkt - der so verallgemeinernd immer zu prüfen sein wird, nicht konkret für uns nach der Wahrheit suchen? Auseinadersetzung mit Fakten und dann beibt noch die subjektive/persönliche Ebene.

    Für jemanden, der einige Jahre freundschaftlich Berührungspunkte oder sogar Freundschaften mit der Szene gepflegt hat, Menschen der Szene " gemocht", " geschätzt" hat...mag dieser Prozess etwas anders aussehen und der kann zurecht zu Menschlichkeit und Demut ermahnen, weil er sich aus warmherzigen Gründen für seine damaligen Freunde im weiteren Umfeld der Liebig-34- Besetzer und deren Würde einsetzt.

    (Ich setze mich beruflich auch mit Herz für "meine" Sucht- Patienten ein, auch wenn perspektivisch eine größere Wahrscheinlichkeit für Rückfälligkeit in Drogenkonsum und Drogenhandel besteht.) Jesus hat schließlich in die Menschen am Rand der Gesellschaft durch Begegnung investiert, diese sündhafte Frau , die gesteinigt werden sollte, beschützt - es bleibt unsere persönliche Sache, in unserer Gott gegebenen Verantwortungsbereichen herauszufinden, wo wir Grenzen ziehen, schlechten Taten Kampf ansagen oder Brücken schlagen. Häme passt zu keinerlei Ausdruck guter Absichten.

    Wir sollten einander diese ganz persönliche Ebene und Prägung, die uns andere Aspekte in die Wahrnehmung/ Beurteilung Dritter bietet, zugestehen.

    Darüber läßt sich schwer streiten.
    Nun saß ich nicht mit Greta Thunberg oder mit den Hausbesetzern auf der Schulbank und meine Betrachtungsweise bleibt kritisch politisch. Einer fairen Abhandlung dienlich wäre mit Interesse Geschehnissen der letzten Jahre zu hinterfragen- was hat den Zustand soweit gebracht, über den sich heute alle das Maul zerreissen?
    Vielleicht wäre meine Betrachtung der Person Greta Thunberg eine ganz anders, hätte ich damals mit ihr freundschaftlich die Butterbrotdose, Gesprächsinhalte und Fragen zur Weltanschauung geteilt, und meine Beziehung und Berurteilung von Liebig-34 Besetzern, hätte ich mich damals mit Ihnen ausgetauscht- so wie es Tobias offenbar getan hat.

    Ich persönlich finde Häme grundsätzlich und immer schockierend und werde mich wohl nicht daran gewöhnen. Daher finde ich es es gut, wenn der Häme klare Worte entgegengesetzt werden. Die ganz eigenen Erfahrungen mit " der Szene" geben dem Artikel mit Herzblut geschrieben seine ganz eigene Färbung.
    Tobias schreibt nirgendwo, dass er hinter den Denkweisen und Handlungen der steht , für mich klingt es nach " ich hatte ne Weile viele Begegnungen und Berührungspunkte daher kann ich so manches nachvollziehen"- dem Autor sei herzlich gedankt für diesen Denkanstoß.

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    1. Am Wochenende erst saß ich an einer Kommunion "Tafel und hörte von einem Mitchristen, wir sollten uns von Greta Thunberg die Leidenschaft und Begeisterung erstmal abschauen ehe wir sie verurteilen."

      Eine Feststellung die ich in ähnlicher Form auch schon gehört habe. Des öfterern von Mitchristen, die erst unseren Planeten retten wollen und dann vielleicht noch ihre Seele. Wenn ich mir dann die Quelle der Leidenschaft und Begeisterung dieses Schulmädchens anschaue, zumindest das, was mir zugänglich gemacht wird, dann könnte der gesunde Menschenverstand schon sagen: "Liebe Greta hör auf damit und geh wieder in die Schule! Du schipperst und fährst und fliegst so oft um den Globus, dass ich mit meinem niederrheinischen Leben so ziemlich genau 1000 Jahre alt werden muss, um die gleiche Menge an CO2 in die Luft zu blasen, wie Du mit Deiner Leidenschaft für die Rettung unseres Planeten in einem Jahr tust." Ist das schon Häme?

      Ansonsten klare Zustimmung zum Kommentar von "ungezähmt.geborgen.frei"!

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    2. "Liebe Greta hör auf damit und geh wieder in die Schule! Du schipperst und fährst und fliegst so oft um den Globus, dass ich mit meinem niederrheinischen Leben so ziemlich genau 1000 Jahre alt werden muss, um die gleiche Menge an CO2 in die Luft zu blasen, wie Du mit Deiner Leidenschaft für die Rettung unseres Planeten in einem Jahr tust." Ist das schon Häme?"

      Nein keine Häme.(meine subj. Wahrnehmung) ... Begegnung mit Fakten und Humor. Ist ja eher ein Ausdruck für Wertschätzung als Bösartigkeit. Aber die Tendenz zu Mimosenhaftigkeit statt bissige Diskussion zuzulassen ist wohl ein trauriges Merkmal unserer heutigen Zeit. Daher kann man selbst bei so einem Satz verletzte Gefühle nicht ausschließen... da ist guter Rat teuer wo das Fettnäpfchen beginnt... Danke für die Zustimmung.

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  11. Knapp 40% meiner Lebenszeit habe ich zur Miete gewohnt, z.T. in sehr schlechten Verhältnissen.
    Danach stets in einer selbstgenutzten Eigentumswohnung zusammen mit anderen Eigentümern und/oder Mietern in mittelgroßen bzw. größeren Mehrfamilienhäusern.
    Dabei erlebte bzw. erlitt ich mehrfach das Phänomen des Mietprellens bzw. des Mietnomadentums anderer Wohnungseigentümer im gleichen Haus mit.
    Im Einzelfall gleicht solch kriminelle Verhalten von Wohnungsnutzern durchaus einer Hausbesetzung im Kleinen.
    Mehrfach waren die so verwöhnten Wohnungen danach völlig versifft und verwahrlost, und der Vermieter/Eigentümer blieb auf den Kosten für nicht gezahlte Miete und Wohngeld allein sitzen, und hatte zudem noch die Kosten für Reparatur der von den a sozialen Mietern verursachten Schäden und Wertminderung seines Eigentums selbst zu zahlen.
    Den Ärger mit solchen "Mietern", die oftmals auch auffällig im Zusammenleben mit den übrigen Hausbewohner waren, hatten zudem auch wir anderen mit an der Backe, zumal es auf gerichtlich EM Wege i. Dr. eine ganze Zeit dauert, bis eine rechtskräftige Räumung des besetzten Immobilienbesitzes erfolgt. Dabei wird oftmals auch Gemeineigentum im Wohngebäude ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen, und zudem verlieren auch die übrigen Wohnungen an Wert.
    Das alles ist ein großes Ärgernis, und mir fehlt daher das Verständnis für solch verantwortungslos Zeitgenossen.
    Ich habe am vergangenen Montag nachts einen Fernsehbericht von SPIEGEL-TV über das jetzt geräumte Haus in der Liebigstraße in Berlin gesehen, u. a. mit den völlig vermüllten und verwarzten Wohnungen darin.
    Das erinnert mich ganz stark an die eigenen unliebsamen Erlebnisse und Erfahrungen mit Mietnomaden.
    Für solche asozial sich verhaltenden Menschen bringe ich keine Sympathie auf - auch nicht als Christ, der ich mich bemühe, ehrlich zu leben und meine Steuern und Abgaben zu bezahlen.
    Verwerflich ist natürlich auch in höchstem Grade ein Spekulantentum, das z. B. bewusst auf Verwahrlosung von einzelnen Wohnungen oder gar eines ganzen Hauses setzte durch untätiges Zulassen von Besetzungen und dadurch verursachte Wertminderung der Wphnimgebung, um so vielleicht dortige Immobilien selbst günstiger/billiger zu erwerben.
    Solch unverantwortlich en Immobilienbesitzes ist aerdings durchaus rechtlich und u. a. mit Öffentlichmachen in der Presse seitens der Kommune beizukommen. Das habe ich hier in meiner Kleinstadt in der Metropolregion einer Millionenstadt selbst erlebt: Der bisherige Besitzer musste seinen verwahrlosten Besitz verkaufen, und der neue Besitzer brachte die Immobilien mit entsprechenden Investitionen wieder in Ordnung - seitdem ist Ruhe.

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