Das vergangene Wochenende hat mir einige interessante und durchaus gemischte Eindrücke und Anregungen in Hinblick auf mein Dauerbrennerthema "Gemeindeentwicklung/-erneuerung" beschert: Am Freitagabend durfte ich in einem Erwachsenenkreis einer Innenstadtpfarrei über die "Benedikt-Option" referieren, am Samstagabend war dann in "meiner" Pfarrei "Neujahrsempfang" für die Ehrenamtlichen. Zu letzterem Anlass brachte ich übrigens meinen ersten mit selbstgemachtem Sauerteig gebackenen Kuchen mit, aber das erwähne ich eigentlich nur deshalb schon gleich zu Beginn des Artikels, damit ich einen Vorwand habe, dieses Foto als Vorschaubild für den Artikel zu nutzen:
Ist die Kuchenplatte halb voll oder halb leer? |
So, das wäre erledigt; nun also zurück zur chronologischen Reihenfolge. Die Gruppe, bei der ich am Freitagabend zu Gast war und die sich ungefähr einmal im Monat in einem gemütlichen, einem privaten Wohnzimmer ähnelnden Raum im Gemeindehaus ihrer Pfarrei trifft, ist - so wurde mir erzählt - von Gemeindemitgliedern gegründet worden, die für den "Kreis junger Erwachsener" zu alt geworden waren; das ist nun auch schon wieder einige Jahre her, sodass der Großteil der Mitglieder dieses Kreises im Alter etwa zwischen Mitte 40 und Mitte 50 liegen dürfte. Ehe ich meinen Vortrag begann, wurde mir mitgeteilt, die Gruppe eröffne ihre Treffen immer damit, gemeinsam ein Lied zu singen. Okay, einverstanden. Als die Gitarristin der Gruppe allerdings ausgerechnet "Kleines Senfkorn Hoffnung" aus dem Liederbuch auswählte, wurde mir schlagartig klar, dass ich hier keinen leichten Stand haben würde.
Ich muss meinen Hang zum Sarkasmus hier ein wenig im Zaum zu halten versuchen, denn ich will die Veranstaltung durchaus nicht schlechtreden – und erst recht nichts Böses über die Leute sagen, aus denen dieser Gemeindekreis besteht. Es war alles in allem ein total netter Abend, und ich habe einen Blumenstrauß und eine Flasche Wein geschenkt bekommen. Aber es zeichnete sich eben schon sehr schnell ab, dass ich es mit einer Klientel zu tun hatte, die mit der BenOp, zurückhaltend formuliert, eher wenig anfangen kann. Übrigens aus einer Vielzahl von Gründen. Den einen war Rod Drehers Zukunftsprognose zu pessimistisch – was ich schon mal bemerkenswert finde, denn als pessimistisch empfinde ich sie eigentlich überhaupt nicht, oder höchstens in dem Sinne, wie Romano Guardini es in „Das Ende der Neuzeit“ (1954) formulierte:
"Ich habe wohl deutlich machen können, daß hier kein Pessimismus verkündet werden soll. Besser gesagt, kein falscher Pessimismus, denn es gibt auch einen richtigen, und ohne ihn wird nichts Großes."
Anderen war Drehers Ansatz zu streng, zu regelorientiert, insbesondere auch in moralischen Fragen -- was ich wiederum tendenziell für ein Missverständnis halte, aber um das zu verstehen, müsste man das Buch vermutlich ganz lesen (und selbst dann wäre das richtige Verständnis noch nicht garantiert). Vor allem aber war es mit Händen zu greifen, dass die Grundidee der BenOp - in Stichworten: geistliche Erneuerung als Graswurzelbewegung, Abgrenzung vom gesellschaftlich-kulturellen Mainstream statt Anbiederung an ihn, Priorisierung von "Identität" über "Relevanz" - der Mehrheit der Anwesenden zu radikal, zu "sektiererisch" war. Einzelne Diskussionsteilnehmer meinten darin sogar "extremistische" Tendenzen zu erkennen; als Beispiel dafür wurde etwa die Forderung genannt, christliche Eltern sollten ihre Kinder nicht auf öffentliche Schulen gehen lassen. Eine Frau kam von vornherein nicht mit den "Flut"-Metaphern des ersten Kapitels klar, glaubte, es gehe um die Klimakatastrophe, und wunderte sich darüber, wie da denn der christliche Glauben das Überleben der Zivilisation solle sichern können.
Okay: Das war jetzt meine siebte Buchvorstellungs-Veranstaltung zur "Benedikt-Option", und neben der stark überalterten Baptistengemeinde in Nordenham war dies wohl mein schwierigstes Publikum bisher. Ist ja an und für sich nicht schlimm. Es ist mir an dieser Stelle ausgesprochen wichtig, zu betonen, dass es mir nicht um "Ihr seid doof, weil ihr das Buch nicht mögt" geht. Vielmehr habe ich den mehr oder weniger vagen Eindruck, dass die Art der geäußerten Vorbehalte etwas mit dem spezifischen Charakter dieser Gemeinde zu tun hat -- und dass das durchaus illustrativ ist, auch über den konkreten Einzelfall hinaus. (Das mal als Grundregel: Ich schreibe auf diesem Blog eigentlich nur über Dinge, die ich über den konkreten Einzelfall hinaus für signifikant halte. Es braucht sich also niemand persönlich angegriffen zu fühlen.)
Jedenfalls kenne ich die hier in Frage stehende Gemeinde ein bisschen: Als ich noch innenstadtnäher wohnte, bin ich dort gelegentlich mal zur Messe gegangen, ein paarmal war ich dort z.B. in der Osternacht. Dass es bei den aktiven Mitgliedern dieser Gemeinde kein besonders ausgeprägtes Krisenbewusstsein hinsichtlich der Zukunftsaussichten der Christenheit in unseren Breiten gibt, kann man insofern verstehen, als es dieser Gemeinde, nach äußerlichen Kriterien beurteilt, tatsächlich noch relativ gut geht. Die Pfarrei hat ein sehr schönes Kirchengebäude, die Gottesdienste - auch an Werktagen - sind gut besucht, die Liturgie ist feierlich, der Organist ist exzellent, ich habe dort in der Vergangenheit auch sehr gute Predigten gehört, und die Gemeinde ist seit den 90er Jahren sogar gewachsen. Das hat sicherlich zu einem großen Teil mit dem Zuzug von Besserverdienenden aus Westdeutschland zu tun (darauf komme ich noch zurück), durchaus aber auch mit der Tatsache, dass sie Jahr für Jahr eine recht ordentliche Zahl von Erwachsenentäuflingen vorweisen können. Diese werden, soweit mir bekannt ist, hauptsächlich durch einen "Alpha-Kurs" rekrutiert; auch dazu wäre noch mehr zu sagen.
Aber wie heißt es in der Offenbarung des Johannes über die Gemeinde in Laodizea?
"Du behauptest: Ich bin reich und wohlhabend und nichts fehlt mir. Du weißt aber nicht, dass gerade du elend und erbärmlich bist, arm, blind und nackt" (Offb 3, 17).
Schon die Wohnungspreise im Einzugsgebiet dieser Pfarrei machen deutlich, dass man es hier im Wesentlichen mit einer relativ wohlhabenden Klientel zu tun haben muss. Das prägt eine Gemeinde. Man ist gutbürgerlich, arriviert, vom Gemüt her eher konservativ, dabei aber moderat -- auch und gerade in Glaubensdingen. Auf keinen Fall möchte man irgendwie für radikal gehalten werden. Das gilt nicht nur für die Zuzügler aus dem Westen, sondern auch und gerade für die, die in der DDR groß geworden sind und dort als praktizierende Katholiken bereits Marginalisierungserfahrungen gesammelt haben, wie sie so im Westen wohl kaum jemand aus eigener Erfahrung kennt. Man hat sich halt arrangieren müssen, "einen Mittelweg finden", so wurde mir wortwörtlich gesagt. Und jetzt, da die DDR Geschichte und der Atheismus nicht mehr offizielle Staatsdoktrin ist, will man auf keinen Fall wieder in eine marginalisierte Position zurück. Daher die Scheu gegenüber allem "Radikalen" oder "Extremen". Wenn jemand hierzulande wegen seines (christlichen) Glaubens Probleme bekommt, dann ja in der Regel - anders als zu DDR-Zeiten - nicht wegen seiner Religionszugehörigkeit als solcher, sondern nur, wenn er sich zu weit aus dem Fenster lehnt, und zwar vorzugsweise zu irgendwelchen Sex- oder Gender-Themen. Und da sind die betreffenden Personen dann ja letztlich selber schuld; der bürgerlich-wohlanständige Mittelklasse-Christ hat damit nichts zu tun und will es auch nicht.
Zur gutbürgerlichen Mittelmäßigkeit passt es auch, dass Ökumene in dieser Gemeinde sehr groß geschrieben wird. Nicht dass das prinzipiell etwas Schlechtes wäre, also in der Theorie. In der Praxis begünstigt es aber häufig ein undogmatisches, gefühlsbetontes Glaubensverständnis, das nicht selten deutlich in Richtung MTD tendiert. An einigen Stellen der Diskussion war ich geradezu schockiert über das niedrige Niveau an Glaubenswissen, das sich da offenbarte -- "niedrig" zumindest gemessen an dem Umstand, dass ich es mit lauter seit ihrer Jugend aktiven und engagierten Kirchenmitgliedern zu tun hatte. Anlässlich der Frage, wie der christliche Glaube alltägliche Lebensentscheidungen beeinflusse, meinte eine Frau, es genüge doch, sich am Evangelium zu orientieren - konkreter gesagt: am Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe -, dann mache man schon alles richtig. Das hätten ihr im übrigen auch mehrere altgediente Seelsorger so gesagt. (Ich verkniff mir jeglichen Kommentar zu derjenigen Generation von Priestern, die heute alt ist.)
In diesem Zusammenhang ist es vielleicht auch nicht ganz unbezeichnend, dass, wie erwähnt, in dieser Gemeinde der "Alpha-Kurs" offenbar als Taufvorbereitung für erwachsene Katechumenen genutzt wird. Der "Alpha-Kurs" ist zwar - nach allem, was ich über dieses Modell gehört und gelesen habe - ein ausgezeichnetes Instrument für die "Erst-Evangelisation", aber es ist im eigentlichen Sinne kein katechetisches Programm. Das kann es auch kaum sein, da es sich um ein überkonfessionelles Konzept handelt. Insbesondere die Sakramentenkatechese kommt darin folglich praktisch nicht vor, was freilich misslich ist, wenn man jemanden auf das Sakrament der Taufe vorbereiten will. Mit anderen Worten, der "Alpha-Kurs" ist an und für sich eine feine Sache, aber daran müsste sich dann noch ein spezieller Katechumenen-Kurs anschließen. Das scheint in dieser Gemeinde nicht der Fall zu sein; kein Wunder, wenn da die Auffassung herrscht, man müsse sich "nur am Evangelium orientieren" und die Details seien nicht so wichtig.
Den Blumenstrauß brachte ich meiner Liebsten mit, aber sie fand, die Muttergottes solle ihn haben. |
Zeitgleich mit meiner Buchpräsentation war übrigens meine Liebste - mitsamt unserem Kind - beim ersten Treffen einer in Gründung befindlichen Nachbarschaftsinitiative, die so allerlei Projekte zur Stärkung des Gemeinschaftsgefühls im Stadtteil anstoßen möchte. Und natürlich hat meine Liebste dabei ein paar Ideen in der Hinterhand, wie man bei Projekten dieser Art die örtliche Pfarrei miteinbeziehen könnte. Ich werde zu gegebener Zeit berichten...
Am Samstagabend folgte dann also wie gesagt der Neujahrsempfang der Pfarrei. Unsere Pfarrei besteht seit 2004 aus drei vormals selbständigen Gemeindeteilen, und der Empfang fand nicht bei uns vor der Haustür, sondern in einem der anderen Gemeindeteile, ein paar Bushaltestellen weit weg, statt. Im Anschluss an die Vorabendmesse, an der wir bei dieser Gelegenheit auch gleich teilnahmen -- und uns auf diese Weise den Familiengottesdienst am Sonntagmorgen sparten.
Der Termin war unter liturgischen Gesichtspunkten gut gewählt, denn die zweite Lesung dieses Sonntags - 1. Korinther 12, 4-11, über die verschiedenen Gaben des Heiligen Geistes - passte ja durchaus gut zum Anlass. Der Pfarrer hielt dazu eine Predigt, die sich vielleicht besser als Begrüßungsansprache beim anschließenden Empfang geeignet hätte -- zumal er sich bei dieser Begrüßung ohnehin veranlasst sah, noch einmal auf die Predigt zurückzukommen. Sie bestand zum größten Teil aus einem sogenannten "ABC der Unentbehrlichen": einer alphabetisch geordneten Aufzählung aller erdenklichen Dienste in einer Kirchengemeinde. Hätte ich die Predigt mittels der Diktierfunktion meines Mobilgeräts aufgezeichnet oder läge sie mir in schriftlicher Form vor, könnte ich sicherlich mühelos einen ganzen Blogartikel allein mit kritischen Anmerkungen zu dieser Liste füllen; so aber beschränke ich mich auf einige Schlaglichter. Recht bezeichnend fand ich es jedenfalls schon mal, dass die ABC-Liste mit "A wie Ausschussmitglieder" und "B wie Beter" begann; damit war schon mal eine ziemlich große Spannweite abgedeckt. Was ich damit meine? In der Liste ging das Verständnis einer Kirchengemeinde als kleinster und unterster Einheit eines bürokratischen Apparates, der einfach "funktionieren" muss, mit dem Verständnis einer Kirchengemeinde als Versammlung von Gläubigen, als Teil des lebendigen Leibes Christi, munter durcheinander, und die Ausführungen des Pfarrers zu den einzelnen Punkten der Aufzählung machten deutlich, dass ihm zum erstgenannten Aspekt erheblich mehr einfiel. Über den Glauben zu reden liegt liegt ihm nicht so. (Aber auch hier geht es mir wieder gar nicht so sehr um ihn persönlich.)
Allemal scheint mir aber der Umstand hervorhebenswert, dass er unter dem Buchstaben K die "Kirchensteuerzahler" würdigen zu müssen glaubte -- weil deren Beitrag ja so wichtig sei, selbst wenn man sie nie in der Kirche sehe. Zum Vergleich erwähnte er, dass er selbst ja auch in allerlei Vereinen sei, in denen er sich mangels Freizeit gar nicht aktiv engagieren könne, aber trotzdem gern seinen Mitgliedsbeitrag zahle, um das Anliegen des Vereins zu unterstützen. Dasselbe Prinzip auf die Mitgliedschaft in der Kirche anzuwenden, sagt, wie ich finde, schon eine ganze Menge über das Kirchenverständnis aus, und ich glaube (bzw. hoffe?), ich brauche das gar nicht weiter auszuführen. Dass das Kirchensteuerzahlen ein Charisma im Sinne des Apostels Paulus - eine Gabe des Heiligen Geistes also - sei, möchte ich jedenfalls bezweifeln. (Mit dem Charisma des Tische- und Bänkeschleppens oder dem Charisma des Gemeindegesangs hingegen kann ich mich durchaus noch anfreunden.)
Charismatisch wurde es dafür am Ende der Messe, denn als Auszugslied wurde das aus der Gemeinschaft Emmanuel stammende "Atme in uns, Heiliger Geist" (Gotteslob Nummer 346) gespielt. Mit Akkordeon, Gitarre und Percussion begleitet (wie beim Nightfever) finde ich es zwar noch ein Stück überzeugender als auf der Orgel, aber auch so war es durchaus mitreißend.
Zum Neujahrsempfang hatte es übrigens keine persönlichen Einladungen gegeben -- für niemanden. Es hieß nur ganz allgemein, es sei ein Empfang für alle, die sich in der Gemeinde engagieren; und da musste nun jeder für sich selbst entscheiden, ob das auf ihn zutrifft oder nicht. Ich muss sagen, ich fand diese Vorgehensweise einerseits durchaus gut, andererseits aber doch auch nicht unproblematisch. Der offensichtliche Vorteil: Man konnte auf diese Weise nicht vergessen, jemanden einzuladen, und es bestand auch die Möglichkeit, dass jemand dazu kommen würde, bei dem niemand auf die Idee gekommen wäre, ihn einzuladen. Andererseits bestand natürlich die Gefahr, dass Leute wegbleiben, weil sie sich nicht eingeladen fühlen. Zusammenfassend gesagt: In einer Gemeinde mit einem gesunden Gemeinschaftsgefühl unter den aktiven Mitgliedern würde diese Methode hervorragend funktionieren; bei unserer war ich mir da nicht so sicher.
Jedenfalls war ich angesichts dieser absichtlich unscharfen Einladungssituation gespannt, wie viele Leute denn da wohl so kommen würden. Gemäß meiner an anderer Stelle mal erläuterten Ein-Prozent-Hypothese ging ich davon aus, dass es bei gut 4.000 Gemeindemitgliedern (in allen drei Gemeindeteilen zusammen) ungefähr 40 "Aktive" geben müsse -- und ungefähr so viele kamen tatsächlich zu dem Neujahrsempfang. Einige Leute, von denen ich weiß, dass sie an "unserem" Gemeindestandort ausgesprochen aktiv sind, waren allerdings nicht dabei; andererseits hatten einige der Ehrenamtlichen eben auch ihre Ehepartner und Kinder mitgebracht und bei einigen der Anwesenden ging ich schon aus Altersgründen davon aus, dass ihre aktive Zeit wohl im Wesentlichen der Vergangenheit angehört. Das gleicht sich wohl so ungefähr aus, sodass ich davon ausgehen darf, mit meiner Ein-Prozent-Theorie nicht ganz falsch zu liegen.
Für die zum Empfang erschienen Ehrenamtlichen ließ die Pfarrei neben allerlei alkoholischen und nichtalkoholischen Getränken Suppe und Würstchen springen, einige Gemeindemitglieder hatten Nachtisch (z.b. Rote Grütze und Pudding) mitgebracht, da fügte sich unser Kuchen ganz gut ein. Ich sage "unser" Kuchen, da ich ihn zwar gebacken hatte, meine Liebste ihn jedoch, da so ein simpler Rührkuchenteig vielleicht ein bisschen langweilig gewesen wäre, mit einer Schokocremefüllung und einer Haselnussglasur nachgebessert hatte. Das Gesamtergebnis überraschte nicht zuletzt mich selbst positiv. Auch von den anderen Gemeindemitgliedern wurde der Kuchen allgemein sehr gelobt; aber die zwei überschüssigen Portionen "Hermann"-Teig, die ich im Gepäck hatte, wurde ich trotzdem nicht los. Na ja: Aller Anfang ist schwer; das wird schon noch werden mit der "Hermann-Option".
Die Atmosphäre bei dem Empfang war jedenfalls rundum erfreulich, und am Rande gab es Gelegenheit zu einigen mehr oder weniger "konspirativen" Einzelgesprächen. Zum Beispiel: Ich glaube, ich habe schon mal erwähnt oder zumindest angedeutet, dass der "Mittwochsklub" sich seit einiger Zeit dafür einsetzt, in einem der Säle unseres Gemeindehauses ein Bücher-Tauschregal einzurichten. Mit Unterstützung des Lokalausschusses, aber gegen zum Teil heftigen Widerstand der Kolpingsfamilie haben wir das auch durchgesetzt, aber kaum waren wir soweit, trat ein relativ neu zugezogenes Gemeindemitglied an uns heran mit der Idee, das Konzept auszubauen zu einer richtigen Gemeindebücherei mit Lesecafé und regelmäßigen Veranstaltungen. Finden wir natürlich gut, und in Kürze soll es dazu ein Planungstreffen geben. Mit dem besagten neuen Gemeindemitglied unterhielt ich mich am Rande des Neujahrsempfangs ein wenig darüber, was mittelfristig noch so alles aus dieser Lesecafé-Idee hervorgehen könnte.
Natürlich auch vor Ort war der Vorsitzende des Pfarrgemeinderats, der, wie ich ebenfalls schon mal erwähnt habe, seit geraumer Zeit den Aufbau eines Arbeitskreises "Kirche in Zukunft" anstrebt. Viel ist daraus bis jetzt noch nicht geworden, aber es gab immerhin ein Treffen, an dem meine Liebste und ich teilgenommen haben und dabei festgestellt haben, dass die Vorstellungen des Initiators grundsätzlich in eine ähnliche Richtung gehen wie unsere. Demnächst soll es dann ein neues Treffen das in Gründung befindlichen Arbeitskreises geben. Nun habe ich mir inzwischen das "Divine Renovation Handbuch" von Father James Mallon - quasi der begleitende Praxis-Leitfaden zu seinem Gemeindeerneuerungs-Manifest "Wenn Gott sein Haus saniert" - zugelegt bzw. von meiner Mutter zu Weihnachten schenken lassen; und ich nutzte die Gelegenheit des Neujahrsempfangs, um dem Pfarrgemeinderatsvorsitzenden dieses Buch zu zeigen und anzuregen, es als Arbeitsinstrument in die künftigen Treffen des "Kirche in Zukunft"-Arbeitskreises einzubeziehen. Er blätterte ein wenig in dem Buch, las sich das Inhaltsverzeichnis durch -- und war begeistert.
Diese beiden Bücher kamen am selben Tag mit der Post. Über das kleinere, einen Gedichtband, werde ich mich zu gegebener Zeit noch äußern müssen. |
Ich bin sehr gespannt, wie sich das alles weiter entwickelt; aber eins kann man auf jeden Fall sagen: Unserer Pfarrei geht es in vielerlei Hinsicht erheblich schlechter als derjenigen, von der im ersten Teil dieses Artikels die Rede war -- aber gerade darin liegt eine Menge Potential. Das Bewusstsein, dass man nicht einfach so weitermachen kann wie bisher, ist unter den Aktiven der Gemeinde verhältnismäßig stark ausgeprägt, und deshalb gibt es eine Offenheit für neue Impulse und dafür, "außerhalb der Box zu denken". Mit gewissen Trägheitskräften muss man in den Strukturen einer Pfarrei natürlich dennoch immer rechnen, aber der Neujahrsempfang hat mich im Ganzen recht optimistisch gestimmt. Schauen wir mal, wie's weitergeht...
In meiner Gemeinde ist der Empfang für die Ehrenamtlichen am kommenden Sonntag. Ich könnte mir vorstellen, ein paar Bücher mitzubringen. Auch wenn ich glaube, keiner wird draufgucken.
AntwortenLöschenWas übrigens das Problem mit dem Einladen angeht, sind vielleicht auch manche so gestrickt wie ich. Als ich schon eine Weile als Lektorin tätig war und "die Ehrenamtlichen" eingeladen wurden, fühlte ich mich nicht angesprochen - weil ich das Wort "Ehrenamt" so großartig und die Tatsache "Ich mach Lektorendienst, weil ich es kann und will" so normal. Ich war, ernsthaft, nicht darauf gekommen, daß ich ein Ehrenamt leiste. Wurde mir aber im letzten Moment vor dem Empfang erklärt.
“glaubte, es gehe um die Klimakatastrophe, und wunderte sich darüber, wie da denn der christliche Glauben das Überleben der Zivilisation solle sichern können.“
AntwortenLöschenwenn irgendwas, dann der christliche glaube, der mystische leib christi, die eucharistie.
Hi Bärenkönig,
AntwortenLöschenich kann mir die Freitagsrunde lebhaft vorstellen und deren Widerwillen...(auch ich halte die BenOp für eine mission impossible, aber aus anderen Gründen)
Worauf ich Dich hinweisen möchte ist ein sehr reflektierter Artikel in CiG von Johannes Röser, der Deine Diagnose im Prinzip teilt, aber eine andere "Kur" vorschlägt: "Gläubiges Staunen" CiG 34/2018 S.371f
Gruß an Königin & Prinzessin
Jochen
PS Bin jetzt auch Opa einer Berliner Göre - Und: Deine Einschätzung zu 1warden teile ich übrigens