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Sonntag, 27. Januar 2019

Tante Wiki und die Pfadfinder

Es ist schon eine Weile her, dass ich in einer geschlossenen Facebook-Gruppe auf eine Diskussion über verschiedene Pfadfinderverbände aufmerksam wurde. Ich beteiligte mich nicht aktiv daran. So ziemlich alles, was ich über Pfadfinder weiß, habe ich von Tick, Trick und Track und dem Fähnlein Fieselschweif. Immerhin konnte ich der Diskussion aber entnehmen, dass es im Wesentlichen zwei katholische Pfadfinderverbände in Deutschland gibt: die "Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg" (DPSG) und die "Katholische Pfadfinderschaft Europas" (KPE). Ein wesentlicher Unterschied zwischen diesen beiden ist, dass die DPSG zum BDKJ gehört und die KPE nicht. Nun habe ich den BDKJ, den "Bund der deutschen katholischen Jugend", an anderer Stelle mal als das katholische Pendant zu den JuSos bezeichnet und sehe auch keinen Grund, diese Einschätzung zu revidieren; aber das sagt noch nicht unbedingt viel über die DPSG-Pfadfinder aus. Schließlich ist der BDKJ ein Dachverband, dem dem theoretischen Anspruch nach alle katholischen Jugendorganisation Deutschlands angehören und tatsächlich die meisten. Das wiederum macht jetzt natürlich die KPE interessant, auf die das nicht zutrifft. 

Symbolbild, Quelle: flickr 
Fangen wir aber trotzdem erst mal mit der DPSG an. Auf deren Website gibt es eine Rubrik "Eltern-Fragen", in der Eltern, die sich womöglich unsicher sind, ob sie ihre Kinder bei den Pfadfindern anmelden sollen oder nicht, u.a. erfahren, dass es das Ziel der DPSG sei, "Kinder und Jugendliche in der Entwicklung ihrer Persönlichkeit zu unterstützen", dass das Pfadfinden "die Entwicklung der sozialen Fähigkeiten und des Selbstbewusstseins" unterstütze und "die Möglichkeit [eröffne], sich in vielen Bereichen auszuprobieren". Da es sich ja explizit um einen christlichen, ja katholischen Pfadfinderverband handelt, darf auch ein Unterpunkt "Wie steht die DPSG zur Religion?" nicht fehlen. Darin heißt es: 
"Als katholischer Verband ziehen wir viele unserer Werte und unsere Motivation aus dem christlichen Glauben. In Kirche bringen wir uns aktiv ein und leben unseren Glauben im Pfadfinden. Gemeinsam wollen wir so die Welt ein Stück besser zurücklassen, als wir sie vorgefunden haben. Die DPSG steht auch Kindern und Jugendlichen aus anderen Religionen offen. Mit anderen christlichen und nicht-konfessionellen Pfadfinderverbänden sowie dem Bund der moslemischen Pfadfinder und Pfadfinderinnen Deutschlands (BMPPD) haben wir freundschaftliche Beziehungen. So reden wir nicht nur von Respekt und Toleranz zu allen Menschen, sondern leben sie auch – unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe oder Religion.“
Alles klar? – Einem Bericht über die 83. Bundesversammlung unter dem Motto "Pfadfinden ist politisch – wir mischen uns ein!" vom 28.05.2017 kann man entnehmen, dass die DPSG u.a. für "[m]ehr Partizipationsrechte für junge Menschen", "Chancengerechtigkeit für junge Menschen in Deutschland" – "unabhängig von Alter, körperlicher und geistiger Entwicklung, Geschlecht und sexueller Orientierung, Herkunft, Religion oder Bildung" –, "[e]in fremdenfreundliches, buntes Deutschland" und "[e]in offenes, solidarisches und demokratisches Europa" eintritt. Da ist man also ganz auf JuSo-, äh, ich meine, BDKJ-Linie. 

Im Unterschied dazu wird die KPE, wie Wikipedia zu berichten weiß, "dem Traditionalismus zugeordnet", und ihr werden "radikale Tendenzen vorgeworfen". Nun gut, Radikalität ist ja, meinem Verständnis nach zumindest, nicht zwangsläufig etwas Schlechtes. Schon gar nicht, wenn dieser Vorwurf mit Blick auf die religiöse Ausrichtung einer katholischen Gruppierung erhoben wird. In den USA werden neuerdings sogar schon die "Knights of Columbus", eine 1882 quasi als katholische Gegengründung zu den Freimaurern entstandene Wohltätigkeitsorganisation, von namhaften Politikern der Demokratischen Partei als extremistische Gruppierung bezeichnet. Fast bin ich geneigt zu sagen, angesichts des vorherrschenden Klimas in den öffentlichen Debatten müsste eine katholische Organisation sich schon Gedanken machen, ob sie etwas falsch macht, wenn sie nicht als "radikal" oder "fundamentalistisch" eingestuft wird. (Ja, der Begriff des "christlichen Fundamentalismus" findet sich im Wikipedia-Artikel über die KPE wiederholt.)

Mehr noch: Im Jahr 2000, so berichtet Tante Wiki, hat die Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz der KPE und der eng mit ihr verbundenen, "päpstlich anerkannte[n] und zur Jugendseelsorge beauftragte[n] Kongregation der Diener Jesu und Mariens (Ordenskürzel SJM)" "Merkmale einer Sekte" attestiert. "Vor allem seit den 1990er Jahren erfuhr die KPE wegen ihrer pädagogischen und religiösen Ausrichtung immer wieder Kritik. Aus den 1990er Jahren stammt der Vorwurf, ihre Katechese enthalte apokalyptische Vorstellungen." Ach was. Apokalyptische Vorstellungen? Du musst jetzt ganz tapfer sein, Leser: Apokalyptische Vorstellungen finden sich sogar in der Bibel, schwerpunktmäßig in verschiedenen Prophetenbüchern des Alten Testaments und in der Offenbarung des Johannes im Neuen Testament, und in ganz normalen katholischen Gottesdiensten wird mehrmals im Jahr aus diesen gefährlichen Schriften vorgelesen. Kann man dagegen denn gar nichts tun? Was macht eigentlich der Verfassungsschutz den ganzen Tag lang??!!??

Aber mal anders gefragt: Worin zeigt sich die "fundamentalistische" religiöse Ausrichtung der KPE denn nun in der Praxis? Tante Wiki verrät es:
"Bezüglich der Glaubensvermittlung wurde der KPE vorgeworfen, ihre Mitglieder zur Beteiligung an religiösen Übungen zu drängen, besonders zur heiligen Messe und zur Beichte." 
Schockierend! Ein katholischer Verband, der seine Mitglieder zur Einhaltung der Kirchengebote anhält!

Nun aber mal Spaß beiseite: Der besagte Wikipedia-Artikel führt in dem umfangreichen Abschnitt "Unterstützung, Kritik und Stellungnahmen" durchaus auch gewichtigere Vorwürfe gegen die KPE auf, nämlich "Judenfeindlichkeit, Homophobie, Rechtsextremismus und Nähe zum Engelwerk". Nun, ich denke, den Vorwurf der "Homophobie" können wir wohl getrost ausklammern -- den zieht man nur allzu leicht auf sich, wenn man sich in Fragen menschlicher Sexualität einfach nur zur Lehre der katholischen Kirche bekennt. Und was hat es mit dem "Engelwerk" auf sich? Keine Bange, auch dazu gibt es einen Wikipedia-Artikel:
"Das Engelwerk […] ist eine 1949 von Gabriele Bitterlich (1896–1978) gegründete geistliche Bewegung, die 2008 von Papst Benedikt XVI. für die Katholische Kirche anerkannt wurde. Nach eigenen Angaben will sie sich unter anderem für eine Förderung der 'Verehrung der heiligen Engel in der Kirche' einsetzen. Es wird von Kritikern als Sekte innerhalb der römisch-katholischen Kirche angesehen. Einige Bischöfe unterstützten die Bewegung, der Salzburger Erzbischof Georg Eder verteidigte sie 2002 gegen den Sektenvorwurf. Die Glaubenskongregation schrieb dem Engelwerk 2010 eine 'Übereinstimmung mit der überlieferten Lehre und den Weisungen der höchsten Autorität' der Kirche zu."
Aha. Fassen wir zusammen: Der KPE werden religiöser Fundamentalismus und "Merkmale einer Sekte" vorgeworfen, und zur Untermauerung dieser Vorwürfe wird auf Verbindungen zu einer anderen katholischen Gruppierung hingewiesen, der dasselbe vorgeworfen wird. Sieht ein bisschen so aus, als könnte man dieses Prinzip endlos fortsetzen. Wobei ich zugeben muss, dass vieles von dem, was man so über das Engelwerk liest, tatsächlich reichlich suspekt anmutet. Schon allein, weil die Gründung dieser geistlichen Bewegung auf obskure Privatoffenbarungen der Gründerin Gabriele Bitterlich zurückgeht, die teilweise nach esoterisch-okkultistischen Geheimlehren aussehen und daher von der Glaubenskongregation wiederholt (1983 und 1992) als nicht vereinbar mit dem katholischen Glauben verurteilt wurden. Die offizielle Anerkennung des Engelwerks durch Papst Benedikt XVI. im Jahr 2008 erfolgte zwar auf der Grundlage erneuerter Statuten, die dem Dekret der Glaubenskongregation von 1992 Rechnung trugen und u.a. vorsahen, dass die auf Bitterlichs Visionen beruhenden Lehren "weder gelehrt noch in irgendeiner Weise, explizit oder implizit, verwendet werden" sollten; aber man kann sich dennoch fragen, wieso eine geistliche Bewegung unter Auflagen anerkannt oder bestehen gelassen wird, wenn offenbar schon mit ihrem Gründungscharisma etwas faul ist. -- Dasselbe könnte man sich freilich, aus teilweise anderen Gründen, beispielsweise auch bei den Legionären Christi fragen. -- Wenn ich hier von "teilweise anderen Gründen" spreche, dann meine ich damit, dass es neben erheblichen Unterschieden auch manche Gemeinsamkeiten gibt. Kriecht man etwas tiefer in den Kaninchenbau, dessen Eingang der Wikipedia-Artikel zum Engelwerk sozusagen darstellt, stößt man beispielsweise bald auch auf grausige Missbrauchs- und sogar Mordfälle

Aber was hat das Engelwerk überhaupt mit der KPE zu tun? Nichts, behauptet die KPE. In einer Stellungnahme aus dem Jahr 2011 ließ der Pfadfinderverband verlauten, "[i]n religiösen Fragen lehne man Sonderlehren, die von der allgemeinen Lehre der Kirche abweichen, [...] grundsätzlich ab, [...]. Verbindungen zum Engelwerk – sowohl organisatorischer als auch inhaltlicher Art – wurden nachdrücklich bestritten." Tante Wiki jedoch lässt sich nicht lumpen und führt eine Reihe von Belegen dafür an, dass es da eben doch Verbindungen gibt -- personelle Querverbindungen zumeist: Mitglieder und Freunde des Engelwerks oder der diesem angeschlossenen Ordensgemeinschaft der Regularkanoniker vom Heiligen Kreuz, die zugleich auch als Förderer der KPE hervorgetreten sind; Veranstaltungen der KPE in dem Engelwerk verbundenen Einrichtungen; ein dem Ordenszweig des Engelwerks angehöriger Bischof, der KPE-Mitglieder zu Priestern weiht. Ja die Autoren des Artikels gehen sogar so weit, zu einer Aufzählung von Bischöfen, die sich lobend über die Arbeit der KPE geäußert haben, anzumerken, dass in all deren Diözesen auch das Engelwerk aktiv sei.

Nun gut: So viel verstehe ich durchaus auch von investigativem Journalismus, dass mir klar ist, dass jemand, der Verflechtungen zwischen verschiedenen Organisationen oder Personenkreisen untersuchen will, genau so vorgeht – dass er nach genau solchen Indizien sucht: Wer hat wem eine Empfehlung ausgesprochen, was für Leute schreiben Artikel im Mitgliedermagazin, wer zitiert wen, wer lädt wen auf ein Podium ein, und so weiter. Aber letztendlich sind das eben alles nur Indizien, die auf eine größere Story im Hintergrund hindeuten. Solange man nichts als Indizien hat und die größere Story weiterhin spekulativ bleibt, würde ich persönlich mich hüten, damit an die Öffentlichkeit zu gehen, sondern würde mich erst einmal bemühen, die Spur solange weiterzuverfolgen, bis ich auf etwas Handfesteres stoße. Die Akribie, mit der in dem Wikipedia-Artikel zur KPE unter dem Abschnitt "Kritik" nichts als solche kleinteiligen Indizien aufgelistet werden, davon aber eine geradezu erdrückende Menge, erweckt doch sehr stark den Eindruck, das es eben nichts Handfesteres gibt.

Ganz ähnlich steht es um die behauptete Nähe der KPE zum Rechtsextremismus: Da werden zwar Einschätzungen verschiedener Personen zitiert, denen zufolge es eine solche Nähe geben soll; belegt wird das aber lediglich durch den Hinweis auf zwei Artikel in der Mitgliederzeitschrift Pfadfinder Mariens aus dem Jahr 2003, von denen einer (übrigens ein Gastbeitrag von einem Engelwerk-Mitglied, womit sich ein Kreis in der "Beweisführung" schließt!) angesichts des demographischen Wandels von einer Bedrohung des deutschen Volkes "in seinem biologisch-ethnischen Bestand" schwadroniert und der andere einen Quellenhinweis auf ein von einem NPD-Funktionär verfasstes Buch enthält. Auf der Basis eigener Erfahrungen kann ich sagen: Ein solches Maß an "Nähe zum Rechtsextremismus" kann man, wenn man nur gründlich genug sucht, auch bei der Jungen Union finden. -- Dem stehen wiederholte entschiedene Distanzierungen der KPE-Bundesleitung "von rechtsextremem und antisemitischem Gedankengut" gegenüber. 

Zitiert wird in dem Wikipedia-Artikel schließlich auch eine Einschätzung der "auf Rechtsextremismus spezialisierte[n] Diplompolitologin Andrea Röpke [...] über die bündische Jugend": "Dort missfallen auch der Freibund – Bund Heimattreuer Jugend e.V., die 'Deutsche Gildenschaft' sowie die 'Katholische Pfadfinderschaft Europas' wegen ihrer rechtslastigen Ausrichtungen." Aha. Mir hingegen missfällt hier das Wort "missfallen": Wem missfällt hier was warum und wofür ist das ein Argument? Wenn es nur um Fragen des persönlichen Geschmacks geht, brauchen wir gar nicht erst anfangen zu diskutieren. -- Dass ich in diesem Kontext auf den Namen Andrea Röpke stoße, finde ich allerdings interessant, denn dieselbe Autorin hat gerade zusammen mit Andreas Speit ein Buch über Völkische Siedler verfasst, das im Frühjahr erscheinen soll. Ich habe beim Verlag bereits um ein Rezensionsexemplar angefragt und bin sehr gespannt. 

Weiterhin erfährt man noch, dass sich "[s]eit 1995 […] mehrere ehemalige KPE-Mitglieder ablehnend und warnend zu ihrer vormaligen Gemeinschaft" geäußert hätten. Na klar, die "Aussteiger"-Perspektive darf nicht fehlen. Aber auch hier erfährt man nichts Konkretes. Ich möchte mal behaupten, es ist ein weit verbreitetes Phänomen, dass es unter ehemaligen Mitgliedern einer Organisation, eines Vereins oder Verbands immer auch solche gibt, die im Rückblick kein gutes Haar an der Gemeinschaft lassen, die sie verlassen haben. Trotzdem würde man einen solchen Satz in einem Artikel über die JuSos wohl eher nicht lesen.

Freilich verschweigt der Artikel nicht, dass die "Bewertung [der KPE] durch verschiedene deutschsprachige Bischöfe [...] uneinheitlich" ist -- dass es also durchaus auch positive Stimmen gibt, die den Verband als "Lernort des Lebens und des Glaubens" würdigen und seinen "kirchliche[n] Sinn" und sein "caritatives Engagement" loben; den KPE-Pfadfindergruppen wird attestiert, sie seien "Orte, an denen Kinder und Jugendliche den christlichen Glauben als Bereicherung erfahren und so eine persönliche Beziehung zu Christus entwickeln können". Auch hier wird allerdings kaum ein Zweifel daran gelassen, was der geneigte Leser davon zu halten hat, denn die Liste derer, die sich wohlwollend über die KPE geäußert haben, liest sich wie ein Who's Who des "konservativen Flügels" der deutschsprachigen Kirchenhierarchie: der verstorbene Erzbischof Dyba (Fulda), der verstorbene Kardinal Meisner (Köln), Kardinal Brandmüller, Erzbischof Gänswein, last not least "Joseph Kardinal Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI.", der "2003 vor seiner Wahl zum Papst die KPE ausdrücklich gelobt und alle Unterstützung empfohlen" habe. Vom ehemaligen St. Pöltner Bischof Klaus Küng wird in diesem Zusammenhang gesagt, er sei "ein Mitglied des Opus Dei"; da das Opus Dei in diesem Artikel ansonsten nirgends erwähnt wird, wirkt dieser Hinweis etwas zusammenhangslos, aber wenn der Leser dabei an mordende Albino-Mönche denkt, hat die Erwähnung ihren Zweck wohl erfüllt.

Im Bistum Augsburg ist die KPE übrigens seit 1992 als "kirchliche Jugendgemeinschaft" anerkannt; der dortige Weihbischof Florian Wörner (guter Mann!) "erklärte im Februar 2013 anlässlich eines Treffens mit der KPE [...], dass sich KPE-Mitglieder auch außerhalb der eigenen Verbandsstruktur in verschiedenen Initiativen wie z. B. Nightfever im Bistum engagierten". In anderen deutschen Diözesen steht es um die Anerkennung weniger gut. Im Jahr wurde der KPE die Teilnahme am Katholikentag in Hamburg verboten:
"Nach Angaben der Katholischen Nachrichtenagentur habe die Kirchentagsleitung die KPE ausgeschlossen, weil deren Wirken im erklärten Gegensatz zur pädagogischen und jugendpastoralen Arbeit der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg und der Pfadfinderinnenschaft St. Georg stehe. Diese seien die in Deutschland alleinigen kirchlich anerkannten Pfadfinderverbände; dies sei von der Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz kurz zuvor nochmals ausdrücklich bestätigt worden." 
Noch Fragen? Im Jahr 2004 betonte die Deutsche Bischofskonferenz abermals, die KPE sei "kein offiziell anerkannter Jugendverband". Wer sich mit den bürokratischen Strukturen in der Kirche ein bisschen auskennt, den wird diese Haltung nicht unbedingt überraschen; man könnte sie in der Aussage zusammenfassen: "Wir brauchen euch nicht, wir haben schon einen Pfadfinderverband."

Abschließend sei aber der DPSG noch ein warnendes Wort in Hinblick auf ihren "progressiven" Kurs unter dem Dach des BDKJ gesagt. In den USA stehen die (überkonfessionellen) "Boy Scouts of America" gerade am Rande der Insolvenz. Ursächlich dafür sind neben galoppierendem Mitgliederschwund wohl vor allem die zu erwartenden Kosten von 29 Ermittlungsverfahren wegen sexuellen Missbrauchs. Konservative Kommentatoren haben allerdings darauf hingewiesen, dass dem finanziellen Bankrott der "Boy Scouts" ein moralischer vorangegangen sei: Der Verband habe gewissermaßen seine Seele verkauft.  Dieser Vorwurf bezieht sich auf eine Reihe von Änderungen der Statuten des Pfadfinderverbands in den letzten Jahren, angefangen damit, dass der Glaube an Gott nicht mehr Voraussetzung für die Mitgliedschaft ist (obwohl der Pfadfinderschwur eine explizite Anrufung Gottes enthält), über die Zulassung offen homosexueller Erwachsener als Gruppenleiter bis hin zur Öffnung des Verbands für transgender-Jugendliche und schließlich auch für Mädchen (was ihnen übrigens eine Klage seitens der Girl Scouts wegen Abgrabens ihrer Mitgliederbasis eintrug). Beim diesjährigen 24. Internationalen Pfadfindertreffen in West Virginia sollen erstmals Kondome an die Teilnehmer ausgegeben werden (was den BDKJ sicherlich freuen wird). Princeton-Dozent Alfred Siewers, selbst Pfadfinder seit 1969, schreibt im Federalist, mit ihrer Unterwerfung unter die Dogmen der LGBTI-Agenda hätten die Boy Scouts den Grundgedanken des traditionellen Pfadfinder-Ethos über Bord geworfen, das im Kern nicht auf Selbstentfaltung, sondern auf Selbstbeschränkung abziele.  




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