Gesamtzahl der Seitenaufrufe

Samstag, 20. September 2025

Die 3 K der Woche (43): Kinder, Kirche, Kreuztragen

Grüße aus den Brandenburgischen Wäldern, Leser! Während dieses Wochenbriefing online geht, habe ich bereits einen vollen Tag bei der Gemeindefreizeit der EFG The Rock Christuskirche in einem Feriendorf in der Uckermark hinter mir und noch knapp einen weiteren Tag vor mir. Drüber wird es naturgemäß eine ganze Menge zu berichten geben, allerdings aus Zeit- und Platzgründen noch nicht in diesem Wochenbriefing. Hier kommen erst mal andere Themen an die Reihe... 


Komm, bau ein Haus 

Wie bereits erwähnt, war am vergangenen Samstag an der Schule unseres Tochterkindes (wie vermutlich auch an zahlreichen anderen Grundschulen in Berlin und Brandenburg) Einschulungsfeier, und obwohl dieses Jahr keins unserer Kinder eingeschult wurde, gingen wir da hin und steuerten auch etwas zum Büffet bei; es ist ja eine sehr kleine Schule, und Schulgemeinschaft – verstanden als Gemeinschaft zwischen Schülern, Mitarbeitern und Eltern – wird da sehr groß geschrieben. Zum Stichwort "sehr kleine Schule" sei übrigens gesagt, dass in diesem Jahr nur vier Kinder eingeschult wurden, vier weitere wechselten von anderen Schulen hierher. Darüber hinaus nahmen schätzungsweise noch 20-30 weitere Schulkinder mit ihren Eltern an der Feier teil. Von den besten Freundinnen unserer Tochter (aus dem "Club der Unglaublichen") war nur eine dabei, daneben aber ein Mädchen, das vor den Ferien mal zum JAM hatte mitkommen wollen und dann nicht durfte. Mit diesem Mädchen scheint unsere Tochter so eine Art On/Off-Freundschaft zu haben, mal ist sie eine supertolle Freundin, dann ist sie wieder "total doof". Ist vielleicht normal in dem Alter. Der Vater des Mädchens, mit dem ich ja schon mal in meiner Küche über die Anarchisten im Spanischen Bürgerkrieg gefachsimpelt habe, begrüßte mich jedenfalls so herzlich, dass mein Verdacht, er nehme es meiner Familie womöglich übel, dass wir seine Tochter zu einem religiösen Kinderprogramm hatten mitnehmen wollen, sich so ziemlich in Luft auflöste. 

Da dies schon die dritte Einschulungsfeier an dieser Schule war, die ich miterlebt habe, scheint es mir angebracht, ein paar Worte über ein zentrales Gestaltungselement dieser Feiern zu verlieren: Jedes Jahr steht ein bestimmtes Symbol im Mittelpunkt, eine Metapher gewissermaßen, anhand derer den Kindern etwas darüber vermittelt werden soll, welche Möglichkeiten das Leben ihnen eröffnet und wie die Schule ihnen dabei helfen möchte, das Beste daraus zu machen. Im Einschulungsjahr unserer Tochter war es ein Baum, im vorigen Jahr eine Krone, diesmal ein Haus. Zu jedem dieser Bilder könnten einem ja durchaus ein paar biblische Assoziationen in den Sinn kommen (gerade letztes Jahr, als die Schulanfänger Kronen aufgesetzt bekamen, die ihnen zeigen sollten, dass sie alle Könige und Königinnen seien, drängten sich mir die Parallelen zum KiWoGo am vorangegangenen Christkönigssonntag in St. Joseph Siemensstadt auf); was für mein Empfinden unterstreicht, dass eine freie Schule mit einem ähnlichen Konzept wie diese, aber als christliche Bekenntnisschule, durchaus denkbar wäre. 

Gleichwohl muss man einräumen: Auch der Umstand, dass diese Schule nun mal keine christliche Bekenntnisschule ist, war der Einschulungsfeier durchaus anzumerken. Die Ansprache zur Einschulung hielt diesmal eine junge Mitarbeiterin, die im letzten Schuljahr bereits ein Praktikum an dieser Schule absolviert hat und nun wohl Bundesfreiwilligendienst oder so etwas macht; und in dieser Ansprache, die sich darum drehte, dass die Kinder die Aufgabe vor sich hätten, das Haus ihres Lebens zu bauen und zu gestalten, fiel u.a. der Satz: "In eurem Haus ist alles erlaubt, was euch selbst gefällt." Das würde ich als eine fragwürdige und potentiell gefährliche Botschaft bezeichnen; und dabei habe ich noch nicht einmal davon angefangen, dass die betreffende Mitarbeiterin (die meine Kinder sehr mögen und die ihrerseits meine Frau sehr schätzt; sie haben sich bei früheren Schulveranstaltungen schon mal recht ausgiebig miteinander unterhalten) sich als nonbinär definiert. – Nun kann ich mir gut vorstellen, dass manchen Lesern der Kommentar auf der Zunge liegt "Ja, was lasst ihr euer Kind auch auf so eine Schule gehen?!", aber da möchte ich erwidern: Glaubt ihr ernsthaft, dass Kinder an Regelschulen solchen Einflüssen weniger ausgesetzt sind? Ich würde vermuten: eher mehr. Und an konfessionellen Schulen? Auch da wäre ich mir nicht allzu sicher

Die Einschulungsfeier ging weiter mit einigen Tanz- und Jonglagedarbietungen und allerlei Spielen, wozu auch ein "Kennenlernspiel für die Erwachsenen" im großen Saal des Schulgebäudes gehörte; aber ich war sehr unschlüssig, ob ich da mitmachen wollte. Zu meiner Liebsten sagte ich augenzwinkernd, ich hätte zwar Lust, die anderen Erwachsenen besser kennenzulernen, aber keine Lust, "kennengelernt zu werden"; ohne Flachs gesagt war das Problem aber eher, dass gruppendynamische Spiele mit grundsätzlich auf den Geist gehen. Ich frage mich da immer, warum man sich nicht einfach "ganz normal unterhalten" kann. – Wie sich zeigte, hatte das Konzept dieses Kennenlernspiels eine gewisse Ähnlichkeit mit "Speed Dating": Jeweils vier Personen sollten sich zusammen an einen Tisch setzen, bekamen einen Zettel mit Gesprächsthemen, und nach einer gewissen Zeit wurden die Gesprächsrunden neu zusammengesetzt. Da hielt ich mich mal schön raus, aber meine Liebste machte mit. Als ich sie hinterher fragte, ob es irgendwelche neuen Erkenntnisse gegeben habe, berichtete sie, es habe sich abgezeichnet, dass Eltern, die ihre Kinder auf diese freie Schule gehen lassen, häufig in ihrer eigenen Schulzeit Erfahrungen gemacht haben, die sie das Regelschulsystem kritisch sehen lassen. Okay, das ist jetzt nicht so richtig überraschend; als gemeinsamer Nenner unter ansonsten doch sehr unterschiedlichen Eltern aber immerhin plausibel. 

Währenddessen beschäftigte sich unser Jüngster sehr ausdauernd damit, zwei Häuser aus weißer Pappe mit Fingerfarben bunt anzumalen. Nicht er allein natürlich, sondern zusammen mit anderen Kindern und unter Anleitung zweier Mitarbeiter, aber als alle anderen schon das Interesse verloren hatten, malte er zusammen mit einem der beiden Mitarbeiter noch weiter. Man konnte den Eindruck haben, am liebsten wäre er auch direkt hier eingeschult worden. Na, mal sehen, ob er nächstes Jahr soweit ist... 


Kreuzerhöhung mit Ehejubliäum 

Am Sonntag fuhren wir zur Messe nach St. Joseph Siemensstadt – zum ersten Mal seit sage und schreibe acht Wochen. Es war auch das erste Mal seit ebenso langer Zeit, dass die Sonntagsmesse aus dieser Kirche auf YouTube gestreamt wurde, und somit verrate ich hier nichts, was die Weltöffentlichkeit nicht auch auf anderem Wege erfahren könnte, wenn ich erwähne, dass in dieser Messe nicht nur das Fest Kreuzerhöhung, sondern zugleich auch der 25. Hochzeitstag des Gemeindereferenten und seiner ebenfalls in der Gemeinde aktiven Frau gefeiert wurde. Als den gemeinsamen Nenner dieser beiden Anlässe hob Padre Ricardo aus Mexiko, der die Messe zelebrierte, hervor, auch beim Kreuz Christi gehe es um Liebe: "Gott hat die Welt so sehr geliebt". In seiner Predigt zitierte er Origenes: "Caritas est passio – Liebe ist Leiden. – Denn wer leidet für jemand anderen, wer sein Leben hingibt für andere, das ist die große Liebe", führte er dazu aus. –Mir fiel dazu noch ein, mal irgendwo gehört zu haben, der Hl. Franz von Sales (oder war's der Hl. Alfons Maria von Liguori?) habe Beichtvätern geraten, sie sollten Eheleuten keine besonderen Bußen aufgeben, weil das Kreuz, das sie in ihrem Alltag zu tragen hätten, schon schwer genug sei. Das klingt für das Ohr des heutigen, autonomieorientierten Menschen sicherlich nicht sehr "nett", und daher ist es wohl nicht unbedingt ein Zitat, das man bei einem Ehejubliäum bringen würde. Aber auch und gerade als jemand, der sich selbst als ausgesprochen glücklich verheiratet bezeichnen würde, finde ich doch, da ist was dran: Der Ehealltag hat durchaus einiges mit Selbstverleugnung zu tun, damit, die Bedürfnisse des Ehepartners und natürlich der Kinder über die eigenen zu stellen und dafür Opfer zu bringen. Und das ist auch gut so; fast bin ich geneigt zu sagen: Wenn das bei dir nicht so ist, dann machst du etwas falsch. Genau so ist die Ehe nämlich ein Weg zur Heiligkeit. Heiligkeit heißt, Christus ähnlich zu werden, und wir sollen unseren Ehepartner so lieben, wie Christus Seine Kirche liebt. Ich habe unlängst ein Video von Charlie Kirk gesehen, in dem er erklärt, es habe einen tiefen Sinn, dass ein Mann bei seiner eigenen Hochzeit üblicherweise so gekleidet sei wie bei einer Beerdigung: Er trage da nämlich sein Junggesellen-Ich zu Grabe. 

Hervorheben möchte ich noch, dass in den Vermeldungen der Pfarrei nicht nur auf das Engelamt hingewiesen wurde, das wie schon in den letzten Jahren anlässlich des Marschs für das Leben in der Kirche St. Marien am Behnitz gefeiert wurde, sondern auch engagiert für den Marsch selbst geworben wurde: "Der Marsch für das Leben ist eine gute Gelegenheit, ein Zeichen zu setzen, sich einzusetzen für die Schwächsten unserer Gesellschaft, die ungeborenen Kinder und ihre Mütter", hieß es da. 

Im Anschluss an die Messe gab es vor dem Kirchenportal noch einen Stehempfang mit Sekt und Schnittchen; Gelegenheit, mit den Ehejubilaren zu plaudern, hatten wir dabei nur kurz, aber ich fand es trotzdem gut und wichtig, da Präsenz zu zeigen. – Übrigens ist der neue Pfarrbrief der Pfarrei Heilige Familie Spandau-Havelland erschienen, und dazu gäbe es durchaus auch ein, zwei interessante Dinge zu sagen, aber ich schätze, das werde ich aus Platzgründen auf ein andermal verschieben müssen. 


Hör mal, was da scheppert 

Übrigens war an diesem Sonntag auch Tag des offenen Denkmals, und aus diesem Anlass fand auf dem Achorhof ein Hoffest statt, zu dem wir via eMail und WhatsApp persönlich eingeladen wurden: Dabei sollte das restaurierte Mittelflurhaus (nominiert für den Denkmalpreis 2025!) eingeweiht und außerdem das Patronatsfest der Hauskapelle (mit dem Patrozinium "Maria unter dem Kreuz") gefeiert werden. Eigentlich wäre das ein schöner Anlass gewesen, da mal wieder hinzufahren; aber dann wäre es – schon wegen der doch recht weiten Anreise – klüger gewesen, gleich morgens hinzufahren und dort auch die Messe um 11 Uhr mitzufeiern, und wir hatten uns ja nun schon vorgenommen, in Siemensstadt in die Messe zu gehen, u.a. auch wegen des oben erwähnten Ehejubliäums. Wären wir erst nach der Messe und dem anschließenden Sektempfang zum Achorhof aufgebrochen, wären wir vermutlich irgendwann zwischen 14 und 15 Uhr dort angekommen, und dann hätten wir ja auch noch wieder zurück nach Hause gemusst. Zudem schien uns das Wetter nicht recht vertrauenswürdig. So gaben wir dann doch dem Festival für selbstgebaute Musik auf dem Holzmarktgelände den Vorzug; eine der Schulfreundinnen unseres Tochterkindes fand sich mitsamt Mutter und kleinem Bruder ebenfalls dort ein. 


Auf dem Festivalgelände war eine Menge los, und kaum waren wir dort angekommen, wurde auch das Wetter schön. Die erste Attraktion, die die Kinder in ihren Bann zog, war ein Stand, an dem man elektronische Klangquellen in alte Bücher einbauen konnte; damit beschäftigten sie sich so ausdauernd, dass ich schon dachte, wir würden vom Rest des Festivals nicht mehr viel zu sehen bekommen, aber das erwies sich als Irrtum. Der Stand von BonaDrums lockte zunächst mit Live-Musik mit brasilianischen Rhythmen, aber bald darauf begann dort ein Workshop zum Thema "Instrumente bauen aus Upcycling-Materialien". – Meine Liebste hatte im Vorfeld die Hoffnung geäußert, wir würden auf diesem Festival Gelegenheit haben, eine Cajón (oder, wie die Kinder dieses Instrument bezeichnenderweise nennen, "Krachón") zu bauen; das war zwar nicht der Fall, aber die Trommeln, die man bei BonaDrums aus Pappröhren und Plastikflaschen basteln und anschließend bemalen konnte, waren auch nicht zu verachten. – Zu essen konnte man auf dem Festivalgelände auch etwas bekommen, und leckeres Bier obendrein: 


Am Ende gingen die Kinder mit jeweils vier selbstgebauten Instrumenten nach Hause. Ein rundum gelungener Nachmittag, würde ich mal behaupten! 


Besuch bei der Kleinen Blume 

Wie bereits erwähnt, war am Montag, dem Gedenktag der Sieben Schmerzen Mariens, ein Reliquienschrein der Hl. Thérèse von Lisieux zu Besuch in der Kirche St. Clemens in Kreuzberg; gegen Mittag, nachdem ich die Kinder zur KiTa und zur Schule gebracht, ein bisschen am Computer und ein bisschen im Haushalt gearbeitet hatte, machte ich mich auf den Weg dorthin – und entging knapp einem heftigen Gewitterschauer. Während es draußen donnerte und der Regen prasselte, wunderte ich mich, wie viele Leute in der Kirche waren: Waren die alle wegen der Reliquie hier? 

Nun, wie sich zeigte, waren sie wohl nicht "nur" deswegen da: Ich hatte nicht auf dem Schirm gehabt, dass um 13 Uhr – und somit rund eine Viertelstunde, nachdem ich die Kirche betreten hatte – in St. Clemens Messe gefeiert wurde. Nachdem mir dieser Umstand bewusst geworden war, kam ich mit mir überein, dass ich eigentlich genug Zeit hatte, zu bleiben und die Messe mitzufeiern. Es war eine schnörkellos-schlichte Werktagsmesse von einer halben Stunde Dauer, ohne Predigt und ohne Musik, wenn man davon absieht, dass die Gemeinde am Schluss das Salve Regina anstimmte. Grob geschätzt nahmen wohl so 60-80 Leute an der Messfeier teil, was ich für einen Montag in der Mittagszeit schon sehr beachtlich finde: In manchen anderen Kirchen ist nicht einmal die Sonntagsmesse so gut besucht. Das sollte eigentlich zu denken geben. 


Feedback in Sachen Charlie Kirk 

Am vergangenen Donnerstag ist in der Tagespost die neueste Ausgabe meiner Kolumne Klein.Kram erschienen, online ist sie schon seit Mittwochabend; darin betrachte ich die Reaktionen auf die Ermordung Charlie Kirks als Ausdruck "tödlichen Lagerdenkens" und argumentiere, das Gebot der Stunde sei, wieder zu lernen, einander besser zuzuhören. – Während ich an der besagten Kolumne arbeitete, hätte ich am liebsten komplett ausgeblendet, was andere zu diesem Thema sagen, aber das ging natürlich nicht. Derweil muss ich zugeben, dass ich auch ein bisschen neugierig war, wie die üblichen Verdächtigen aus der PUU-Fraktion sich positionieren würden. Mein spezieller Freund Thomas H. von Horse & Hound hielt den Ball erst mal verhältnismäßig flach: Das einzige, was ich von ihm in den ersten Tagen nach dem Attentat zu diesem Thema sah, war, dass er in seiner Instagram-Story einen Beitrag einer Theologiedozentin mit den Forschungsschwerpunkten "Sexualethik, Rassismuskritische und Postkoloniale Theologie" teilte, die erklärte, Charlie Kirk sei nicht einfach irgendwie konservativ gewesen, sondern ein ultraböser Rassist; eine eigene Stellungnahme gab er dazu aber nicht ab. Erheblich dicker trug ein Vertreter der linkstheologischen Bubble auf Bluesky auf, von dem ich schon ein paarmal angemerkt habe, dass ich im Prinzip ja durchaus mal ein glutenfreies Bier mit ihm trinken gehen würde. Der schrieb nämlich wortwörtlich

"Charlie Kirk war ein bösartiger, hasserfüllter Mensch, der Menschen, die mir nahe stehen, Leid und Tod gewünscht hat." 

Eine bizarre Behauptung, die an Sebastian Ostritschs schon am vorletzten Freitag in der Online-Ausgabe der Tagespost veröffentlichten Kommentar denken lässt, wo es heißt, man müsse sich fragen, "ob jene, die dem Ermordeten nun noch posthum 'Faschist' und 'Rassist' ins Grab hinterherbrüllen, im selben Universum leben"; aber damit ist der zitierte Bluesky-Beitrag noch nicht zu Ende: 

"Ich – und viele andere Menschen – schauen gerade ganz genau, wer sich wie zu ihm äußert. Menschen, die ihn verharmlosen, werde ich in Zukunft (noch) weniger trauen." 

Man beachte den subtil drohenden Tonfall: "Wir haben euch im Auge" – wir erinnern uns: Auf die Art hat neulich auch Irme Stetter-Karp die deutschen Bischöfe einzuschüchtern versucht. Fragt man sich dann aber, womit genau der unerschrockene Kämpfer für intersektionale Klimagerechtigkeit und queere Ökotheologie den Leuten, die er meint, eigentlich drohen will, lautet die Antwort: mit dem Entzug seines Vertrauens. Uuuh, da fürcht' ich mich aber. Mal ehrlich, irgendwas geht doch ganz gewaltig schief im Kopf solcher Leute. – Nur nebenbei sei angemerkt sei, dass derselbe Typ unlängst auf Bluesky die Tatsache, dass er auch auf Instagram aktiv sei, wie folgt begründete: "Ich versuche seit dem Untergang von Twitter nicht mehr nur auf eine Social Media zu setzen". Wozu ich anmerken möchte: Leudde, Twitter ist nicht "untergegangen", nur weil ihr da nicht  mehr seid. Tatsächlich geht's Twitter ziemlich gut ohne euch. 

Im Eule-Magazin waren der Mord an Charlie Kirk und die öffentlichen Reaktionen darauf ein Thema für die von meinem alten Twitter-Bekannten Philipp Greifenstein betreute Rubrik "Die rechte Ecke". Die Überschrift "Warum Charlie Kirk kein Märtyrer ist" bringt das Anliegen, das Greifenstein mit diesem Artikel verbindet, griffig auf den Punkt: "In liberalen und konservativen Medien in den USA und auch in Deutschland" herrsche "offenbar Verwirrung darüber, wie Kirks Wirken und Sterben richtig eingeordnet werden können". Schon in der Kopfzeile des Artikels wird eine "Trauer-Hysterie um [einen] Rechtsradikalen" beklagt; positive Würdigungen Kirks in den Medien seien "fatal, weil sie für viele Leser:innen den Erstkontakt mit Kirk und seinem Umfeld darstellen dürften". Das kann der Herr Greifenstein natürlich nicht zulassen und klärt seine Leser daher darüber auf, dass Charlie Kirk ein "rechtsradikale[r] Empörungsunternehmer" und "Grifter mit Millionen von rechtsradikalen Mäzenen" gewesen sei. "Man hätte gehofft, die Faszination, die rechtsradikale evangelikale Influencer:innen auch hierzulande auf Medien entfaltet, habe dazu geführt, sich eingehender mit dem Phänomen und seinen Hintergründen zu befassen" sinniert Greifenstein. "Leider nein." Die Vokabel "rechtsradikal" fällt in den ersten zehn Absätzen des Artikels neunmal, Zwischenüberschriften nicht mitgerechnet. Es wurde wohl zu kurz greifen, daraus den Schluss zu ziehen, jemand sollte dem Greifenstein mal ein Synonymlexikon schenken; vielmehr ist es ein altbewährter Propagandatrick, bestimmte Schlagworte möglichst oft zu wiederholen, um sie dem Hörer oder Leser geradezu einzuhämmern: Dieser soll unter Umgehung der Bewusstseinsschranke darauf konditioniert werden, automatisch "rechtsradikal" zu assoziieren, wenn er den Namen Charlie Kirk hört. – Nach zehn Absätzen erscheint erst mal ein Pop-Up-Fenster, in dem um (finanzielle) Unterstützung für die "Eule" gebeten wird; das könnte man zwar einfach wegklicken und kostenlos weiterlesen, aber darauf hatte ich schon keine Lust mehr. 

Ein Hinweis auf diesen Eule-Artikel wurde mit ein bisschen Verzögerung auch in der Instagram-Story von Horse & Hound geteilt, und auch sonst verschärfte sich da der Ton in der Folge deutlich; so teilte Horse & Hound am Dienstag einige Screenshots aus einem Beitrag der katholischen Influencerin Tini Brüning (von der hier auch schon ein paarmal die Rede war) mit dem zugegebenermaßen arg pathetischen Titel "Charlie Kirks Tod ist für mich wie eine Glut, die neu entzündet und wachrüttelt", und kommentierte diese mit der Einschätzung, darüber gebe es "nichts Gutes zu sagen" und Fräulein Brüning wirke hier "sehr lost". Nun gut, kann man so sehen; es ist auch kaum zu leugnen, dass die Influencerin es mit dem Tonfall ihres Beitrags – und erst recht mit den Illustrationen dazu; schau's dir einfach selber an, Leser, dann kann ich mir eine Beschreibung sparen) ihren Kritikern sehr leicht macht. Bezeichnend finde ich es dennoch, dass der smarte Sechstagebartträger von Horse & Hound die Bemerkung fallen lässt, es sei "[s]chon interessant, dass es ja durchaus Bischöfe gibt, die gerne mit Tini Brüning zusammenarbeiten". – Man kennt das: Ich wette, Thomas H. findet es auch "interessant", dass es Bischöfe gibt, die den Marsch für das Leben unterstützen. Oder das Gebetshaus Augsburg. Die Liste ließe sich fortsetzen. Die Absicht hinter solchem "Shaming" ist unschwer einzusehen: Man will Druck auf die Bischöfe ausüben, ihre Unterstützung für die bösen, schlimmen Fundamentalisten einzustellen. Dass das PUU-Lager seinen Einfluss auf die Bischöfe – zumindest auf diejenigen Bischöfe, die nicht sowieso schon so halbwegs auf seiner Linie sind – da wohl doch überschätzt, ist das eine; was mich aber immer wieder verblüfft, ist das Selbstbewusstsein, mit dem diese Leute voraussetzen, sie stünden für die wahre Kirche und die sogenannten Fundamentalisten seien diejenigen, die eine feindliche Übernahme der Kirche anstrebten, die es zu verhindern gelte. Na, dazu habe ich mich ja neulich erst geäußert. Man könnte aber sicherlich noch mehr dazu sagen. 

Die Reaktionen auf meine Tagespost-Kolumne waren zum Teil allerdings auch nicht sehr ermutigend: Auf Facebook gab es Kommentare, die meinem Appell, ideologischen Tribalismus zu überwinden, geradewegs widersprachen und meinten, die Ermordung Charlie Kirks habe bewiesen, "dass es keinen Sinn hat, mit Linken zu reden", oder zunindest "nicht mit ihrem extremistisch neu-jakobinischen Flügel, der jeden politisch-weltanschaulichen Anstand vermissen lässt". Ach, Leute. Ja, ja, ich weiß, Lagerdenken gibt's nur bei den anderen. Aber ich finde das alles so ermüdend. Ein persönliches Wort von mir zum politischen Rechts-Links-Lagerdenken: Wenn Leute mich, je nach eigenem Blickwinkel, wahlweise als "links" oder "rechts" abstempeln – zuweilen sogar aufgrund derselben Äußerung –, scheint mir das oft einer gewissen Denkfaulheit geschuldet. Ordnet man eine Aussage – oder deren Urheber – in die Schublade "rechts" oder "links" ein, erspart man sich eine sachliche Auseinandersetzung damit; und erst recht braucht man sich nicht zu fragen, ob an dieser Aussage womöglich etwas Wahres dran ist. Das ist sehr bequem, aber leider auch ziemlich dumm. Was soll ich da erst von Leuten halten, die sich bereitwillig selbst in solche Schubladen einsperren, indem sie sich ostentativ als "links" oder "rechts" definieren? 


Solidarischer Gruß an den Marsch für das Leben 

Heute fand in Berlin zum 21. Mal der Marsch für das Leben statt, zum dritten Mal zeitgleich auch in Köln – letzteres eine Entscheidung der Veranstalter, mit der ich mich noch immer nicht so richtig anfreunden kann, weil ich nach wie vor der Meinung bin, eine große Demo an einem Ort macht mehr Eindruck als zwei halb so große an zwei Orten, aber ich sehe durchaus ein, dass man das auch anders sehen kann. Wie dem auch sei: Nachdem ich von 2012-18 und dann, nach Baby- und Corona-Pause, erneut 2023/24 stets beim Berliner Marsch dabei gewesen war (2019 war ich nur beim Abschlussgottesdienst), konnte ich diesmal – da es mich ja wie gesagt in die Uckermark, an einen Ort fernab der Zivilisation, verschlagen hat – das Geschehen nur zeitweilig über den Livestream von EWTN  verfolgen und ansonsten im Geiste dabei sein, vor allem im Gebet

Übrigens muss ich erwähnen, dass mir bei der Lektüre der Vorberichterstattung zum Marsch für das Leben kam mir plötzlich der Gedanke: Sind sich die Journalisten, die so deutlich die Unterstützung der AfD für das Anliegen des Marsches herausstellen, eigentlich darüber im Klaren, dass sie damit Werbung für die AfD machen? Nun, wahrscheinlich nicht. In der mir von früher her eigentlich als ausgeprägt (spieß-)bürgerlich-konservativ bekannten Berliner Morgenpost las ich zudem ein Statement von Cléo Spergel, Pressesprecherin einer Initiative mit dem schönen Namen "Make Feminism A Threat", welche lautete: "Wir stehen für eine Welt ein, in der die uneingeschränkte sexuelle und körperliche Selbstbestimmung unverhandelbar ist". Aha. Und diese Leute halten sich für die Guten bzw. wollen von anderen dafür gehalten werden? Derweil titelt die taz "Abtreibungsgegner wittern Aufwind" – das klingt natürlich ermutigend – und echauffiert sich darüber, dass bei der Kundgebung zum Kölner Marsch "teils vorbestrafte Sprecher*innen" auftreten. Da frage ich mich: Wann bist du eigentlich so spießig geworden, taz? Du stammt doch aus der 68er-Bewegung, galt es da nicht geradezu als Ritterschlag, für seine Überzeugungen im Gefängnis gewesen zu sein, wenigstens mal kurz? 

Hier noch weiter auf die Berichterstattung zum Marsch für das Leben einzugehen, fehlt mir ehrlich gesagt die Zeit, schließlich soll dieses Wochenbriefing pünktlich fertig werden; dazu also bei späterer Gelegenheit mehr. Kommen wir lieber mal dazu, was mir heute beim Morgengebet so durch den Kopf ging (laut zu beten konnte ich mich da doch nicht überwinden, vielleicht morgen, mal sehen). 

Herr, 

in Berlin ist heute der Marsch für das Leben, und du weißt, wenn ich heute nicht hier wäre, dann wäre ich dort. Ich bitte dich, begleite diesen Marsch mit deinem Segen, denn er ist nicht einfach eine politische Demonstration, sondern er ist ein Zeugnis für dich, weil du ein Gott des Leben bist; weil das Leben dein Geschenk ist, das wir dankbar aus deiner Hand entgegennehmen sollen, du willst, dass wir es achten, behüten und verteidigen. 

Wie jedes Jahr möchte ich dir auch heute wieder besonders die überwiegend jungen Menschen ans Herz legen, die auf der anderen Seite stehen, die den Marsch für das Leben zu stören und zu verhindern suchen und die Teilnehmer und auch dich beschimpfen. Ich bin überzeugt, dass viele von ihnen, vielleicht die meisten, im Grunde keine schlechten oder bösen Absichten haben, sondern vielmehr aus idiologischer Verblendung annehmen, sie stünden auf der guten Seite und täten etwas Gutes, indem sie gegen den Schutz des ungeborenen lebens Partei ergreifen. Ich bitte dich, dass du für zumindest einige von ihnen die Begegnung mit dem heutigen Marsch für das Leben zu einem Moment der Bekehrung werden lässt: dass sie ihren Irrtum einsehen, dass sie begreifen, dass sie auf der falschen Seite der Barrikade stehen. 

Herr, in deinen Augen ist jedes menschliche Leben wertvoll und gewollt, ob geboren oder ungeboren, jung oder alt, gesund oder krank. Hilf uns, einander so zu lieben und anzunehmen, wie du es tust. 

Amen. 


Geistlicher Impuls der Woche 

Für die große Ernte gibt es nur wenig Arbeiter. Wir können es nicht ohne großen Schmerz sagen. Es gibt Menschen, die das Gute hören möchten, aber es fehlen die, die es verkünden. Siehe, die Welt ist voll von Bischöfen. Aber Arbeiter in der Ernte Gottes sind selten. Denn wir übernehmen zwar das Amt des Bischofs, aber wir erfüllen seine Aufgabe nicht. Wir sind in äußerliche Geschäfte abgeglitten, einiges übernehmen wir ehrenhalber, anderes leisten wir von Amts wegen. Die Aufgabe der Predigt aber vernachlässigen wir, und wie ich sehe, werden wir zu unserer Strafe Bischöfe genannt, denn wir tragen zwar den Ehrennamen, besitzen aber nicht die Kraft des Amtes. Die uns Anvertrauten verlassen Gott, und wir schwiegen. Sie sind in böse Taten verstrickt, und wir weisen sie nicht zurecht. Doch wie sollten wir das Leben der andern bessern können, da wir das eigene vernachlässigen? Unsere Sorge ist auf das Weltliche gerichtet. Um so unempfindlicher sind wir im Innern, je eifriger wir uns den äußeren Dingen zuwenden. Wir waren im Weinberg als Wächter eingesetzt, haben aber unseren eigenen Weinberg nicht bewacht, weil wir, ganz verstrickt in äußeres Tun, unsern eigentlichen Dienst vernachlässigt haben. 

(Gregor d. Gr., Predigt über die Evangelien) 


Ohrwurm der Woche 

Earth, Wind & Fire: September 

Ein Ohrwurm, der sich schon des Datums wegen aufdrängt – auch wenn der 21st of September erst morgen ist. Über die Bedeutung des Datums im Kontext des Songtexts gibt es allerlei Spekulationen, aber Songwriterin Allee Willis, die den Text zusammen mit Leadsänger Maurice White verfasste, gab an, sie hätten verschiedene Daten ausprobiert und der 21. habe einfach am besten geklungen. Wie dem auch sei: "September" ist einfach ein unkaputtbarer Disco-Klassiker, den man sich, wenn's not tut, durchaus auch mal ein paar Stunden in Endlosschleife anhören kann. 


Vorschau/Ausblick 

Bis morgen Mittag bin ich noch bei der Gemeindefreizeit der EFG The Rock Christuskirche, was natürlich die Frage nach der Erfüllung der Sonntagspflicht aufwirft: Die nächstgelegenem katholischen Kirchen wären Herz Jesu in Templin oder Mariä Himmelfahrt in Zehdenick, aber da mit öffentlichen Verkehrsmitteln hinzukommen, an einem Sonntag, ist so gut wie unmöglich. Zu Fuß durch den Wald ginge es schneller, aber knapp vier Stunden wäre man da auch unterwegs. Na, vielleicht finde ich ja jemanden, der mich mit dem Auto mitnimmt. Ansonsten bliebe wohl erneut nur die Abendmesse in Tegel... Am Dienstag steht das erste Vorbereitungstreffen des aktuell auf zwei Personen geschrumpften KiWoGo-Arbeitskreises an; ich bin sehr gespannt, nicht zuletzt weil da ja wohl auch das neue Projekt Religiöse Kindertage (RKT) zur Sprache kommen wird. Am Mittwoch geht vormittags der Kurs zum Thema "Erziehung und Glaube" in der Gemeinde auf dem Weg weiter und nachmittags ist wieder JAM; am Donnerstag ist Elternabend in der KiTa. Besonders spannend verspricht wieder der nächste Samstag zu werden, denn da ist zuerst Stammestreffen der Royal Rangers auf dem "Rumpelberg", wo ich nach Möglichkeit mit den Kindern hingehen möchte, und dann Community Networking Night im Baumhaus, zum ersten Mal nach der Sommerpause. Aber das ist – sofern wir es überhaupt dorthin schaffen – wohl eher ein Thema für übernächste Wochenbriefing... 


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen