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Donnerstag, 11. September 2025

Blogoezese-Rundschau am Donnerstag – Vol. 10

"Gut angefangen und dann stark nachgelassen" wäre ein Motto, das über der zurückliegenden Bloggerwoche stehen könnte; denn von den elf Artikeln, die es diesmal zu besprechen gibt, erschienen zehn im Zeitraum von Donnerstag bis Samstag; da kann man sich also leicht ausrechnen, wie wenig Interessantes danach noch kam. Sollte ich etwas Bedeutendes übersehen haben, bitte ich um Hinweise...! 

Ein etwas willkürlich ausgewähltes Vorschaubild ist besser als kein Vorschaubild, dachte ich mir. 

Übrigens ist mir bei nochmaliger Durchsicht meiner Blogrundschau von voriger Woche aufgefallen, dass ich von zwölf dort besprochenen Artikeln nur vier uneingeschränkt positiv bewertet habe, über drei habe ich mich teils wertschätzend, teils kritisch geäußert und alle übrigen habe ich in Bausch und Bogen verrissen. Keine so gute Quote, denn eigentlich ist das nicht die Absicht, aus der heraus ich das Projekt "Blogoezese-Rundschau" ins Leben gerufen habe. Aber ich kann halt auch nur mit dem arbeiten, was ich vorfinde, und so geht's – wenn ich mich den Blogartikeln zuwende, die vom vorigen Donnerstag sozusagen "übriggeblieben" sind – gleich munter weiter mit dem Verreißen: 

So erschien auf Beiboot Petri ein kurzer Beitrag mit dem Titel "Heute vor 836 Jahren..."; bisschen krumme Zahl für ein Jubiläum, könnte man meinen, aber was genau war denn los am 4. September 1189? – Antwort: Richard Löwenherz wurde zum König von England gekrönt. Warum ist das wichtig? Weil sein "Hauptanliegen, dem er alles andere unterordnete, [...] die Befreiung Jerusalems aus der Hand der Muslime" war. Oaaarrh, Leudde. 

Derweil standen die täglichen (oder fast täglichen) Fürbitten auf fasten seat belts unter dem Motto "NEUES ist möglich!!! Selbst bei mir !!!!". Das lässt ja hoffen, dachte ich etwas sarkastisch; aber tatsächlich enthielt der Text dann doch wieder nur die altbekannten liberalkatholischen Ladenhüter. Isn't it ironic

Und bei Traductina gibt's mal wider Neues von Leonardo Boff, nämlich "Globale ethische Bewertung für COP30". Die Abkürzung steht, wie ich erst einmal recherchieren musste, für die 30. UN-Klimakonferenz, die im kommenden November in der brasilianischen Stadt Belém stattfinden wird. Im Zuge der Vorbereitung dieser Konferenz hat die COP30-Präsidentschaft nun in Zusammenarbeit mit dem Global Ethical Stocktake Circle und dem Earth Charter Global Movement einen Fragenkatalog erarbeitet, auf den Leonardo Boff in seiner Eigenschaft als Mitglied der Earth Charter International zu antworten geruht. Und ehe jemand fragt: Wenn ich mir diese freien Übersetzungen von Leonardo Boffs Kolumnen immer mal wieder anschaue, dann ist das für mich auch so eine Art Selbsttest: Finde ich seine Äußerungen bzw. die darin zum Ausdruck kommenden Ansichten wirklich durchweg so bescheuert, oder nur deshalb, weil sie eben von Leonardo Boff kommen? Wenn z.B. mein Freund Scott Bolden vom Baumhaus etwas Ähnliches sagen würde, würde ich das dann anders beurteilen? Wenn ja, warum, bzw. was würde das dann über mich aussagen? Ich schätze, ich bin mit dieser Überlegung noch nicht fertig und werde es wohl auch nicht so bald sein; aber ein paar Denkanstöße hat dieser Artikel – jedenfalls die ersten fünf Absätze; weiter habe ich nicht gelesen – mir doch beschert. Zum Beispiel Boffs Antwort auf die Frage "Warum leugnen oder ignorieren wir so oft, was die Wissenschaft und das traditionelle Wissen über die Klimakrise sagen, und verbreiten oder dulden Fehlinformationen, obwohl wir wissen, dass Leben in Gefahr sind?" (die ja an sich bereits ein Paradebeispiel dafür ist, was der Angloamerikaner als "loaded question" bezeichnen würde): 

"Desinformation ist freiwillig. Viele Staatsoberhäupter und Vorstandsvorsitzende großer Unternehmen sind sich der Risiken bewusst, denn sie sind präsent und unbestreitbar, wie die globale Erwärmung, die zerstörerischen Überschwemmungen ganzer Städte, die riesigen Brände in Kalifornien, im Amazonasgebiet und in Spanien sowie das Auftreten verschiedener Viren, insbesondere des Coronavirus, von dem die gesamte Menschheit betroffen ist." 

Ach. An Corona soll jetzt also auch der Klimawandel schuld sein? – Was ich mich dabei (nicht zum ersten Mal) frage, ist, warum Verschwörungstheorien (neuerdings sagt man ja gern "Verschwörungsmythen", weil "Theorie" zu wissenschaftlich klingt und man ja gerade ein angeblich un- oder antiwissenschaftliches Denken geißeln will; darauf, was ich zu diesem einseitig abwertend gemeinten Gebrauch der Bezeichnung "Mythos" zu sagen hätte, werde ich wohl mal an anderer Stelle zurückkommen müssen) eigentlich so gern als Kennzeichen der "Rechten" dargestellt werden; ich habe den Eindruck, auf der "Linken" trifft man sie mindestens ebenso häufig an, nur sind es da eben andere Narrative. So könnte man die Theorie der Intersektionalität als einen einzigen gigantischen Verschwörungsmythos (hier passt die Bezeichnung mal) betrachten, in dessen Narrativ sich das Thema Klimawandel perfekt einfügt – als gemeinsame Ursache oder zumindest verschärfender Faktor aller erdenklichen Übel, sozusagen nur eine Etage unterhalb des alles vereinenden Ur-Übels, des Kapitalismus. 


Freitag, 05. September 

Auf Thomas sein Abendland präsentiert der Autor zwei anekdotische Beobachtungen aus dem Alltag, die er augenzwinkernd mit "Hölle" und "Himmel" überschreibt und dem Beitrag folgerichtig den Gesamttitel "Eschatologie" gibt. Inhaltlich nicht unbedingt weltbewegend, aber dem Thomas sein Humor spricht mich einfach an. 

Auf kath 2:30, dem Blog der Citykirche Wuppertal, erscheint ein Artikel von Prof. Werner Kleine unter der Überschrift "Was ist eigentlich konservativ?". Das ist ja eine interessante Frage, mit der ich mich auch immer mal wieder befasse, aber leider erweist sich die Überschrift als Mogelpackung bzw. die darin gestellte Frage als rhetorisch gemeint. Tatsächlich geht es in dem Artikel von Dr. Werner Kleine um Kanzlerin Merkels berühmt-berüchtigten Ausspruch "Wir schaffen das", der anlässlich seines zehnjährigen Jubiläums in jüngster Zeit verschiedtlich gewürdigt worden ist, teils kritisch, teils lobhudelnd. Man kann sich ausmalen, für welche Seite Dr. Kleine sich entscheidet. – Dass es immer noch Leute gibt, die Frau Merkel für diesen Satz am liebsten heiligsprechen würden, finde ich persönlich in ähnlichem Maße und auf ähnliche Weise tragikomisch wie den Umstand, dass es immer noch Leute gibt, die die Corona-Maßnahmen verteidigen. Man ist auf der falschen Seite der Geschichte aufgewacht, nimmt aber immer noch moralische Überlegenheit für seine Position in Anspruch. Peinlich. 

Sehr viel erfreulicher hingegen: Es gibt endlich mal wieder Neues von naunyn! Ich hatte mir schon Sorgen gemacht. – Okay, es ist nicht so, als wäre dort seit dem letzten von mir besprochenen Artikel (vom 19. August) überhaupt nichts Neues erschienen, aber von den zwei auf jenen folgenden Beiträgen hatte ich einen übersehen und fand den zweiten nicht weiter der Rede wert. Jetzt hingegen ist auf dem Blog ein neuer Artikel mit der Überschrift "#WmdedgT September 2025: Glück im Unglück" erschienen; was mir einerseits zeigt, dass ich schon wieder den allmonatlichen Stichtag für die Blog-Aktion "Was machst du eigentlich den ganzen Tag?", kurz #WmdedgT, verpasst habe – den nächstmöglichen Termin, den 5. Oktober, sollte ich mir wohl mal im Kalender notieren –, aber andererseits können wir uns wieder über einen anschaulichen und sympathischen Artikel über das Leben in der Naunynstraßen-WG freuen. 


Samstag, 06. September 

Auf dem Blog Begegnung & Dialog habe ich bisher noch nie etwas anderes gesehen als Linksammlungen zu aktuellen Presseartikeln zu einem bestimmten Thema, wobei die Auswahl der verlinkten Artikel in der Regel einen ausgeprägt linkskatholischen Tunnelblick verrät (was in Hinblick auf den Titel des Blogs natürlich irgendwie tragikomisch anmutet, aber das kennt man ja). Das aktuelle Thema lautet "Heiligenkult um Carlo Acutis", und da wirkt ja schon die Formulierung der Überschrift subtil abwertend. Unter den verlinkten Artikeln ist auch der Feinschwarz-Essay "Heiligsprechung mit antijudaistischem Fussabdruck?", den ich hier vorige Woche am Wickel hatte; außerdem Artikel von häretisch.de, vom ORF, BR24 sowie einen Kommentar aus dem Wiener Standard, der in die schon bekannte Kerbe haut, die von Carlo Acutis zusammengestellte "Liste der Eucharistischen Wunder in der Welt" sei "alles andere als harmlos", da sie "eine ganze Reihe von sogenannten Hostien­schändungslegenden" enthielten. Dabei begnügt sich der Standard-Kommentator nicht damit, dies als "antijüdischen Topos" herauszustellen, sondern meint außerdem: 

"Derartige Hostienfrevelanschuldigungen waren Teil der Hexenverfolgungen, des Kampfes gegen die Protestanten zur Reformationszeit oder gegen die muslimischen Mauren während der katholischen Reconquista in Spanien." 

Das Ganze gipfelt schließlich in der Aussage: 

"Wer heute noch solch eucharistischer Verehrung nachhängt, hat aus der schrecklichen Geschichte der christlichen Judenfeindschaft nichts gelernt." 

Na ja, was soll man da noch sagen. Außer: Ich empfehle dem Blogger von Begegnung & Dialog ein paar Stunden Eucharistische Anbetung, gern in Kombination mit ein paar Wochen Medien-Fasten

Unter der Überschrift "Heiligsprechung? Wie macht man das?" nimmt währenddessen Claudia vom Blog Katholisch? Logisch! die Heiligsprechung von Pier Giorgio Frassati und Carlo Acutis zum Anlass, zu erörtern, was eine Heiligsprechung eigentlich ist und bedeutet (und was nicht). Der Artikel richtet sich ausdrücklich an "Protestanten  Evangelische,  Evangelikale usw.", die mit dem Thema Heiligenverehrung grundsätzlich so ihre Schwierigkeiten haben; diesen wird ins Stammbuch geschrieben: "[W]enn man etwas kritisieren will,  muss man wissen, was dies Etwas ist." So richtig das zweifellos ist, würde ich (u.a. mit Blick auf den zuvor besprochenen Artikel von Begegnung & Dialog) doch sagen, interessanter und auch nötiger wäre die Auseinandersetzung mit Heiligsprechungskritikern innerhalb der eigenen Kirche

Den Blog Die Christenheit hatte ich zuletzt lobend erwähnt; der Titel des neuen Beitrags, "Der Segen Gottes möge dich umarmen", bezieht sich auf ein gleichnamiges Lied von Kurt und Lea Mikula, das im Artikel auch verlinkt ist. Würde ich als "Neo-NGL" oder "Post-NGL" einordnen, und dass der Mikula auf seinem YouTube-Profilfoto erhebliche Ähnlichkeit mit dem gealterten Rainer Langhans hat, passt da auch sehr gut ins Bild. Im Begleittext schreibt der Blogger, er habe "immer mehr den Eindruck", dass ihm "der Glaube an einen Fortschritt in dieser Welt abhandenkommt": "Es sind unterschiedliche Gründe; die Bedrohungen durch aggressive Weltmächte und die Blindheit der Bevölkerung gegenüber der Wissenschaft." Aha? "Wenn ich hingegen an Jesus denke, dann merke ich, dass er mit seiner Energie mir nahekommt." Klingt obskur. Immerhin hat dieser Artikel mich aber dazu angeregt, eine neue Deutung für das Akronym ELB auszuhecken, nämlich "esoterisch - liberal - birkenstockmäßig". Man glaube mir bitte, dass ich das augenzwinkernd-wertschätzend meine. 

Neues gibt's auch mal wieder vom Blog Empfehlenswerte Bücher Artikel Filme, nämlich – unter der Überschrift "Flugmodus für den Alltag" – eine Rezension zu Johannes Hartls neuem Buch "Die Kraft eines fokussierten Lebens". So sehr ich Johannes Hartl schätze und auch persönlich mag, muss ich gestehen, dass diese Rezension mich nicht unbedingt davon überzeugt hat, das Buch lesen zu wollen. "Es mag wie ein weiterer Psycho-Ratgeber wirken, der Wege weist, nicht in einen Burnout zu schlittern", sagt die Rezensentin über "Die Kraft eines fokussierten Lebens"; im Folgenden gelingt es ihr jedoch – zumindest für mein Empfinden – nicht, dem Leser plausibel zu vermitteln, inwiefern das Buch mehr oder etwas Anderes sein soll als ebendies. Daran muss wohlgemerkt nicht zwingend das Buch schuld sein. 


Dienstag, 09. September (Hl. Petrus Claver) 

Auf Pro Spe Salutis geht die Relecture zu Hans Urs von Balthasars "Schleifung der Bastionen" weiter; hier stellt der Verfasser zunächst einmal klar, dass mit der Kritik an einer "standardisierten Theologie", die in der ersten Folge angeklungen war, "keineswegs die Notwendigkeit bestritten werden" solle, "dass die Kirche über ein festes theologischen Fundament verfügt und darüber verfügen muss, wenn sie ihrem Auftrag und ihrer Sendung gerecht werden möchte". Hingegen zielt die Kritik auf eine selbstzufriedene "Behäbigkeit", die "keine gute Voraussetzung" biete, "auf Fragen und Zweifel [...] angemessen, aufmerksam und sich ehrlich auseinandersetzend zu reagieren, lebendige Antworten aus dem Glauben zu finden und diese den Fragestellern und Zweiflern verständlich zu machen". Was der Blogger hierzu bei Balthasar (und auch bei dessen Freund und Kollegen Henri de Lubac) gefunden hat, möge sich der geneigte Leser tunlichst selbst zu Gemüte führen. 


Da dies übrigens die zehnte Ausgabe meiner Blogrundschau ist, möchte ich zu Ehren des Dezimalsystems einen Statistikteil dranhängen: Von den dem Vernehmen nach über 300 auf die eine oder andere Art mit der katholischen Bloggerszene in Verbindung stehenden deutschsprachigen Blogs habe ich in den ersten zehn Ausgaben der "Blogoezese-Rundschau am Donnerstag" 52 erwähnt, sechs davon allerdings nur, um darauf hinzuweisen, dass dort schon seit einiger Zeit keine neuen Beiträge erschienen sind. Von den übrigen 46 Blogs werden manche nur ein- oder zweimal erwähnt, andere häufig bis regelmäßig: In nicht weniger als acht von zehn bisherigen Blogoezese-Rundschauen sind TheoBlog, naunyn und Die Christenheit vertreten, gefolgt von Katholisch? Logisch!, Tu Domine und fasten seat belts mit je sieben sowie katholon, Pro Spe Salutis, 18 Worte, Beiboot Petri und Feinschwarz mit je sechs Erwähnungen. Berücksichtigt man, dass zuweilen auch mehrere Artikel eines Blogs in derselben wöchentlichen Rundschau besprochen werden, ergibt sich ein anderes Bild: Zählt man alle erwähnten und verlinkten Artikel, unabhängig davon, ob und in welchem Umfang sie inhaltlich besprochen werden, dann liegt nämlich Felizitas Kübles Christliches Forum mit ganzen 17 Artikeln vorn, gefolgt von TheoBlog mit 15, naunyn und Katholisch? Logisch! mit je 14 und Tu Domine mit 12 Artikeln. Dass die Häufigkeit der Erwähnung noch nicht zwingend ein qualitatives Urteil impliziert, dürfte sich einigermaßen von selbst verstehen; ein Urteil darüber, wo es sich lohnt, ab und zu mal reinzuschauen – und sei es, um sich an den Inhalten zu reiben – aber womöglich schon. Freuen wir uns also auf die nächsten zehn Rundschau-Folgen! 


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