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Donnerstag, 21. August 2025

Blogoezese-Rundschau am Donnerstag – Vol. 7

Es scheint, die christliche Bloggerwelt steckt aktuell noch ein bisschen tiefer im Sommerloch als in der vorigen Woche, Freunde; und diesmal bin ich mir sicher, dass es nicht an mir liegt – also etwa daran, dass ich mir nicht genug Mühe gegeben hätte, die Bloggerliste nach interessanten Beiträgen zu durchsuchen. Aber vielleicht ist es ja auch gar nicht unbedingt von Nachteil, wenn die allwöchentliche Blogoezese-Rundschau sich allmählich auf einen etwas geringeren Umfang einpendelt... Immerhin, eine interessante Neuentdeckung gibt es zu vermelden; aber erst mal der Reihe nach: 


Freitag, 15. August (Mariä Himmelfahrt) 

Zum Hochfest der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel erschienen, wie man sich unschwer vorstellen kann, auf zahlreichen katholischen Blogs Beiträge; ich gebe zu, dass ich sie nicht alle gelesen habe, aber unter denen, die ich gelesen habe, erscheint mir derjenige von Pro Spe Salutis ("Der Mensch in Fülle – Aufnahme Unserer Lieben Frau in den Himmel") als besonders empfehlenswert: Hier argumentiert der Verfasser, das Dogma von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel widerlege geradezu die verbreitete Unterstellung, das Christentum sei "leibfeindlich". "Gewiss kann der Leib missbraucht werden, aber dies rührt nicht an der Würde des Leibes und dem Adel der Leiblichkeit", heißt es etwa im Artikel. "Der Leib ist ein Geschenk Gottes" – und: 

"Gott hätte uns auch als reine Geister erschaffen können, aber er wollte, dass ein Teil seiner (materiellen) Schöpfung nicht in bewusstloser Vegetation verbleibt, sondern seiner selbst und seines Schöpfers bewusst werden kann: eine Brücke zwischen der materiell geschaffenen und der göttlich schaffenden Sphäre."

Um der Kontrastwirkung willen erwähnt sei der Beitrag des Wuppertaler Citypastoral-Blogs kath 2:30 zum selben kalendarischen Anlass; dass es ein Artikel zum selben Thema sei, möchte ich eigentlich nicht behaupten. "Himmelfahrtskommando" lautet die Überschrift, das soll wohl hintersinnig-witzig sein; im Text geht es einleitend darum, welche zum Teil grotesken bürokratischen Hürden eine alleinerziehende Mutter überwinden muss, um alle Hilfen zu bekommen, die ihr theoretisch zustehen. Trotzdem warnt der Verfasser – Dr. Werner Kleine, der Initiator der Katholischen Citykirche Wuppertal – vor pauschalen Forderungen nach Bürokratieabbau: "Eine funktionierende Bürokratie gewährleistet schließlich eine für alle Bürger verbindliche Organisation des Staates, die einer Willkürherrschaft entgegensteht. Sie organisiert die Rahmenbedingungen der Gesellschaft als Ganzer und des Lebens der Einzelnen. Sie soll für Gerechtigkeit sorgen." Nun, sagen wir so: Dass ein wohlbestallter Funktionär der Amtskirche Bürokratie im Prinzip dufte findet, ist nicht direkt überraschend. Aber effizienter müsste sie sein, meint Dr. Kleine – und hat dafür auch gleich ein paar Anregungen parat. Was das nun mit Mariä Himmelfahrt zu tun hat? – Nun ja, Maria war ja auch so eine Art alleinerziehende Mutter, nicht wahr? "Ihr Mann Josef ist früh verstorben. Nach seinem Ableben muss sie neben ihrem Erstgeborenen Jesus noch dessen Geschwister versorgen – nach dem Neuen Testament sind das vier Brüder und noch weitere Schwestern" – da wird also so ganz nebenbei noch die immerwährende Jungfräulichkeit Mariens in Zweifel gezogen. Aber selbst wenn man über diesen Punkt mal hinwegsieht, bleibt die Frage: Wie muss man eigentlich drauf sein, um ein derart hanebüchenes Geschwalle zu fabrizieren und zu glauben, damit könne man der christlichen Heilsbotschaft größere Relevanz für die Gegenwart verleihen? Über den Autor heißt es am Fuß der Seite: "Er tritt für eine Theologie ein, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht". Das dürfte das Problem sein. Im Mittelpunkt der Theologie sollte Gott stehen, deswegen heißt sie nämlich so und nicht Anthropologie – das ist ein anderes Fach. 


Samstag, 16. August (Hl. König Stephan I. von Ungarn) 

Ein weiteres Thema, mit dem sich mehrere Blogs befassten, war die Tatsache, dass das Pontifikat Papst Leos XIV. die 100-Tage-Marke erreichte. Der Beitrag von Begegnung & Dialog zu diesem Thema – schlicht "100 Tage Papst Leo XIV." überschrieben – ist, wie es für diesen Blog insgesamt charakteristisch zu sein scheint, "nur" eine Presseschau; aber immerhin werden diesmal nicht nur Artikel von häretisch.de verlinkt, sondern auch solche von BR24, tagesschau.de, religion.orf.at, VaticanNews und Kirche + Leben – sowie zu guter Letzt eine Pressemitteilung von "Wir sind Kirche" (ich hätte gar nicht gedacht, dass es die noch gibt). Gemeinsam ist den verlinkten Artikeln – oder jedenfalls den meisten von ihnen – allem Anschein nach, dass der neue Papst in ihnen nach weltlich-allzuweltlichen Maßstäben von Fortschrittlichkeit beurteilt wird, und die Frage, ob er den in diesem Sinne an ihn gestellten Erwartungen gerecht werden kann oder auch nur will, wird mit einer Mischung aus Skepsis und Wunschdenken beantwortet. Das Ganze hat schon etwas ausgesprochen Tragikomisches. 

Bei naunyn geht es unter der Überschrift "Schwellenerfahrungen und wieder eine Premiere" vorrangig um das Samstagsfrühstück, bei dem ich mit meinen Kindern zu Gast war – wir kommen somit auch im Artikel vor, auch Kuschelhund Hubert wird namentlich erwähnt. Was die Diskussion über Mariä Himmelfahrt angeht, die in diesem Artikel anklingt, bedaure ich ein wenig, dass ich mich nicht stärker daran beteiligt habe – wir standen schon kurz vor dem Aufbruch, als das Thema aufkam. Auf meine eigenen Eindrücke von diesem WG-Frühstück werde ich im nächsten Wochenbriefing noch zurückkommen... 


Sonntag, 17. August (20. Sonntag im Jahreskreis) 

Zum ersten Mal seit gut drei Monaten gibt es auf Allotria catholica etwas Neues: "Wenn am Sonntag kein Priester da ist" heißt der Artikel, und darin wird die Praxis getadelt, Sonntagsmessen durch "Wort-Gottes-Feiern" zu ersetzen, wenn – z.B. infolge von Krankheit oder Urlaub – kein Priester zur Verfügung steht: In die Nachbarpfarrei zu fahren, um dort die Messe mitzufeiern, glaube man den Kirchgängern offenbar nicht zumuten zu können, selbst wenn es sich nur um eine Entfernung von drei Kilometern handelt. 


Montag, 18. August 

Einige Leser werden sich wohl noch erinnern, dass ich vor ein paar Wochen den Blog Traductina am Wickel hatte, der "Leonardo Boffs wöchentliche Kolumnen frei ins Deutsche übersetzt". Die Artikel-Überschrift "Das in Gaza verweigerte Mindestmaß an Gemeinschaft" hat mich nun veranlasst, da mal wieder reinzuschauen, was ich in der Zwischenzeit vermieden hatte – und in Zukunft wohl erst recht meiden werde. Dass Boff "Netanjahus Israel" eines "Verbrechens gegen die Menschlichkeit" bezichtigt, ihm vorwirft, "Millionen Palästinensern im Gazastreifen Nahrung und Wasser [zu] verweiger[n]", und dabei mit keinem Wort den Terror der Hamas gegen Israel und gegen das eigene Volk erwähnt, hat mich nicht gerade überrascht; das ist aber auch nicht das eigentliche Thema des Artikels. Im Mittelpunkt steht vielmehr etwas, das Boff "Kommensalität" nennt; dem Wortsinne nach bedeutet das "gemeinsam am Tisch sitzen", und gemeint ist mit diesem Begriff eine Form von Gemeinschaft und Geselligkeit, für die gemeinsames Essen zentral und kennzeichnend ist. Eigentlich ein interessantes Thema – wenn nicht ausgerechnet ein aufgeblasener Wirrkopf wie Boff darüber schriebe. Man kann aus diesem Artikel durchaus wertvolle Denkanstöße beziehen; es bleibt jedoch die Frage, ob man diese nicht auch woanders (z.B. im "Food"-Kapitel von Rod Drehers "Crunchy Cons") finden könnte, ohne sie erst aus einem Wust tragikomischer Geschwätzigkeit herauspräparieren zu müssen. Der in der Überschrift und im einleitenden Absatz hergestellte Bezug zum Gaza-Konflikt wirkt dabei ebenso deplatziert wie das abschließende Bekenntnis zur "Lula-Regierung"


Dienstag, 19. August (Hl. Johannes Eudes) 

In gewissem Sinne ist es wohl auch Leonardo Boff zu verdanken, dass die Überschrift "Die Zeit von Pachamama ist vorbei" auf Beiboot Petri spontan mein Interesse weckte. Dieser Artikel sei hier also gewürdigt, obwohl es sich "nur" um die Übersetzung eines Artikels des in Rom ansässigen Blogs Silere non possum handelt. Darin geht es um ein Telegramm Papst Leos XIV. an die "Bischöfe der Kirchenkonferenz Amazoniens", in dem er "drei wesentliche Dimensionen der Mission der Kirche im Amazonasgebiet" betont: "die Verkündigung des Evangeliums, den Respekt vor den dort lebenden Völkern und die Sorge um unser gemeinsames Zuhause". Gerade in Bezug auf die "Klimafrage" diagnostiziert der Blogartikel hier eine deutliche Akzentverschiebung gegenüber dem vorherigen Pontifikat: Papst Leo betone die "Notwendigkeit, in unserem Verhältnis zur Natur ein authentisch christliches Gleichgewicht zu wahren". Wenn er in diesem Zusammenhang explizit davor warne, sich zum "Sklave[n] oder Anbeter der Natur" zu machen, sei dies als deutliche Absage an den Pachamama-Kult zu verstehen. 

Dem Tagesheiligen – der mir hauptsächlich deshalb ein Begriff ist, weil er in der Tegeler Pfarrkirche Herz Jesu auf einem Buntglasfenster abgebildet ist – widmet sacerdos viennensis einen Beitrag mit dem Titel "Urheber der liturgischen Verehrung des Herzens Jesu"; der Großteil des Artikels, in dem es um die Biographie des Heiligen und Fakten zu seiner Verehrung geht, ist per Copy & Paste von der Website des Bistums Augsburg übernommen – immerhin mit Quellenangabe und Link, aber ein bisschen schwach finde ich das trotzdem. Zum Schluss kommt dann aber noch ein Auszug aus einem Werk des Heiligen, "Das Leben und das Königreich Jesu in den christlichen Seelen" von 1637. 

Neuigkeiten zur Frage "Was machen die ehemals führenden Köpfe der alten Blogoezese eigentlich so, sofern sie nicht mehr bloggen?" erreichten mich auf unerwartetem Wege: Der mehrfache Schwester-Robusta-Preisträger Josef Bordat bringt demnächst ein neues Buch raus. Woher weiß ich das? Von God.Fish, einem Blog, den ich eigentlich ignorieren wollte, weil so ziemlich alles, was ich bisher dort gelesen hatte, unfassbar blöde war. Die Überschrift "Ein Buch, das den Sonntagsgottesdienst verändern könnte" machte mich dann aber doch neugierig, und das war auch gut so. Gemeint ist mit der Überschrift nämlich eben Josef Bordats Buch "Das ABC der Guten Nachricht. Anmerkungen zu den Sonntagsevangelien", das am 8. September erscheinen soll. "Das 652 Seiten starke Buch widmet sich den Evangelien, die in der katholischen Liturgie im Rahmen eines Drei-Jahres-Zyklus vorgetragen werden", heißt es in der Rezension. "Das erklärte Ziel des Buches ist es, durch sprachliche und exegetische Analyse die eine oder andere Überraschung in den oft gehörten Texten zu Tage zu fördern." Da darf man wohl gespannt sein. 

Auf naunyn wird derweil die Reihe "40 Jahre WG Naunynstraße" fortgesetzt mit einem Gastbeitrag von "Jens aus Leipzig" unter der Überschrift "Danke für 40 Jahre ANDERSORT". Der Verfasser lernte die WG 1987 kennen, als er Novize im Jesuitenorden war; später verließ er den Orden und erlebte "[i]n der Krise des Austritts" die Naunynstraßen-WG als einen Ort der Orientierung und der vorbehaltlosen Annahme. Eine sehr persönliche und berührende Würdigung. 


Mittwoch, 20. August (Hl. Bernhard von Clairvaux) 

Unter der Überschrift "Revierkampf unter dem Regenbogen" macht der TheoBlog aufmerksam auf eine in der FAZ erschienene Rezension zum "Jahrbuch Sexualitäten 2025" – und nimmt dabei vor allem "Symptom[e] einer Spaltung innerhalb der LGBTQ-Bewegung" in den Fokus, "die sich von den ursprünglichen Anliegen der Lesben- und Schwulenbewegung immer weiter entferne", wie es in der zitierten Rezension heißt. So habe der Herausgeber des Jahrbuchs, Jan Feddersen, "schon vor Jahren auf Schwulenfeindlichkeit in der LGBTQ-Szene aufmerksam gemacht": 

"Von Trans- und Queer-Seite wird Homosexuellen verübelt, das binäre Geschlechtsschema zu bestätigen, das man dringend loswerden will, und die körperlichen Aspekte von Geschlecht in Erinnerung zu rufen, die im neuen Konzept der Geschlechtsidentität nicht mehr interessieren." 

Umgekehrt und einigermaßen folgerichtig werden "[q]ueeraktivistische Forderungen, das biologische Geschlecht zu verabschieden", von Vertretern der – fast möchte man sagen: "traditionellen" – Schwulenbewegung als "homosexuellenfeindlich" wahrgenommen.

Nun aber zur Neuentdeckung der Woche! Dabei handelt es sich um einen Blog namens Anbetung & Heilung, auf dem offenbar nur in recht großen Zeitabständen neue Beiträge erscheinen – was die Blogbetreiber in der Rubrik "Über uns" im Wesentlichen damit begründen, dass sie auch noch was anderes zu tun haben; man könnte sagen, der Blog ist gewissermaßen nur ein Nebenprodukt ihres eigentlichen Herzensprojekts, von dem ich gern gestehe, dass es auch für mein Interesse an diesem Blog wesentlicher ist als der aktuelle Artikel (dazu später): Die Autoren des Blogs – anscheinend ein Ehepaar – betreiben seit 2017 einen Gebetsraum im Dachgeschoss der Pfarrkirche St. Servatius in Bornheim (zwischen Köln und Bonn) und verfolgen auf längere Sicht das Ziel, daraus ein "eucharistisches Gebetshaus" mit "24/7-Anbetung" zu machen – unter dem Namen HOPE, ein Akronym für "House of Prayer and the Eucharist". Klingt spannend, und falls es mich mal in die Region verschlägt, schaue ich da gerne mal vorbei. – Zur Veröffentlichungsfrequenz auf dem Blog heißt es auf der "Über uns"-Seite weiter: 

"Auch legen wir großen Wert auf Qualität. Wir wollen Dir nur fundierte und gut recherchierte Artikel liefern. Auch das ist ein Grund, warum es einmal länger dauern kann, bis ein Beitrag online geht." 

Na dann schauen wir mal. – Der aktuelle Beitrag heißt "Der eucharistische Rosenkranz" und stellt eine Variante des Rosenkranzgebets vor, die besonders für die Eucharistische Anbetung geeignet sein soll – insofern, als darin fünf eucharistische Geheimnisse betrachtet werden. Ungefähr die Hälfte des Artikels wird eingenommen von Erörterungen darüber, wie sich Marienverehrung und Eucharistische Anbetung zueinander verhalten bzw. was die eine mit der anderen zu tun hat; diese andere Hälfte ist einer detaillierten Anleitung zum Rosenkranzbeten gewidmet. Besonders dem ersten Teil ist die Sorgfalt, einerseits sicherzustellen, dass man sich im Einklang mit der katholischen Lehre befindet, andererseits die doch recht anspruchsvolle Materie allgemeinverständlich 'rüberzubringen, deutlich anzumerken. 


Donnerstag, 21. August (Hl. Papst Pius X.) 

Bis in den Nachmittag hinein schien sich einmal mehr der Trend zu bestätigen, dass donnerstags das Sommerloch am tiefsten ist. Aber ich will doch wenigstens noch 18 Worte würdigen: Dieser Blog ist ja eigentlich immer irgendwie gut, und manchmal auch noch ein bisschen besser als "irgendwie gut". Die Verfasserin ist derzeit im Urlaub, und im heutigen Beitrag mit dem Titel "Im Frühstücksraum" schildert sie eine kleine, im Grunde unspektakuläre Szene, die sie gleichwohl so berührt hat, dass sie sich wünscht, sie könnte dieses Bild "zeichnen oder sticken". Sticken! Ich bin entzückt. 

Weiter geht's nächste Woche! 


1 Kommentar:

  1. Und woher will der bei kath 2:30 wissen, dass Joseph *früh verstorben* ist? Das habe ich bis jetzt noch überhaupt nirgendwo gehört, auch bei Irrlehrern nicht.

    Sicher, Joseph ist vor dem Beginn des öffentlichen Wirkens unseres Heilandes verstorben, sonst würde er in den einschlägigen Bibelstellen erwähnt werden. Aber das läßt immer noch relativ viel Spielraum, ca. dreißig Jahre nämlich. Ich persönlich stelle es mir so vor, daß er relativ kurz davor verstorben ist. Sicher ist, daß wir darüber nichts wissen - außer daß er die *ersten zwölf* Lebensjahre unseres Heilands noch gelebt hat, was ein wirklich sehr frühes Versterben jedenfalls schonmal ausschließt.

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