Gesamtzahl der Seitenaufrufe

Donnerstag, 7. August 2025

Blogoezese-Rundschau am Donnerstag – Vol. 5

Die Blogoezese-Rundschau geht in den zweiten Monat ihres Bestehens, Freunde; und ich würde sagen, sie läuft ganz gut! Allmählich, so scheint mir, habe ich mir einen ganz guten Überblick verschafft, bei welchen der einigermaßen regelmäßig veröffentlichenden Blogs es sich lohnt, häufig vorbeizuschauen, welche eher mit Vorsicht zu genießen sind und welche es eher zu meiden gilt – aber es gibt auch immer wieder neue Entdeckungen und Überraschungen. 

Urlaubsgemäßes Symbolbild.

Diesmal gibt es zum vorigen Donnerstag tatsächlich allerlei nachzutragen, aber zum Teil habe ich das ja bereits im Rahmen eines separaten Artikels getan. Ordentlich abgefeiert wurde in der katholischen Bloggerwelt am Donnerstag die Nachricht, dass Papst Leo XIV. den Hl. John Henry Newman zum Kirchenlehrer ernennen will; unter den Artikeln zu diesem Thema will ich hier mal den vom Beiboot Petri mit dem bezeichnenden Titel "Ein lebenslanger Kampf gegen den Liberalismus in der Religion" hervorheben: Dieser besteht im Wesentlichen aus der offiziellen Bekanntmachung des Vatikans, dass der "Titel eines Kirchenlehrers [...] demnächst dem heiligen John Henry Newman, Kardinal der Heiligen Römischen Kirche, Gründer des Oratoriums des heiligen Philipp Neri in England, verliehen wird", und Newmans berühmter "Biglietto-Rede" anlässlich der Annahme des Kardinalstitels, in der Newman selbst seinen unermüdlich en Kampf gegen den "Geist des Liberalismus in der Religion" betont. Wer die Rede nicht schon kennt, dem sei sie nachdrücklich empfohlen! 

Auf Die Christenheit erschien derweil ein Artikel mit der Überschrift "Der Kleiderkasten geht nicht über", in dem es um einen als "minimalistisch" bezeichneten Lebensstil: 

"Unsere Tochter [...] gibt die Sachen einfach weg, die ihr unnötig vorkommen. 'Es kristallisieren sich so Klarheit und Einfachheit.' Sie werde freier und kann sich auf Wesentliches konzentrieren. Auch ich nehme mir vor, alles auszusortieren, das sinnlos in den Kästen hängt oder liegt. [...] Ein Vorbild ist mir Jesus." 

Wie das meiste, was ich bisher auf diesem Blog gelesen habe, finde ich den Text sprachlich und gedanklich etwas ungelenk, aber inhaltlich kann ich durchaus etwas damit anfangen. 


Freitag, 1. August (Hl. Alfons Maria von Liguori) 

Eine Neuentdeckung, die ich eher unter dem Aspekt "sowas gibt's also auch" erwähnen möchte, ist die Plattform Belo Monte, ein Blog, der sich "Solidarität mit den Menschen am Xingu und mit Dom Erwin Kräutler" auf die Fahnen geschrieben hat. Vielleicht habe ich mich einfach ein bisschen zu viel im linksradikalen Milieu herumgetrieben, aber wenn ich lese, dass zu "Solidarität" mit jemandem aufgerufen wird, denke ich immer, derjenige müsse mindestens im Gefängnis sein – was beim emeritierten Amazonas-Bischof Kräutler, als ich das letzte Mal nachgesehen habe, noch nicht der Fall war. – Wie dem auch sei: Der aktuelle Artikel dreht sich um die Verleihung des Erwin-Kräutler-Preises an den deutschen Theologen Jan Niklas Collet, von der man wohl konstatieren darf, dass sie weniger Aufsehen erregt hat als die Verleihung des Josef-Pieper-Preises an Bischof Barron. "Seit 2011 vergibt das Zentrum Theologie Interkulturell und Studium der Religionen alle zwei Jahre den Erwin-Kräutler-Preis für kontextuelle Theologie, interreligiösen Dialog und befreiungstheologische Forschung", um "junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu fördern, die sich mit jenen Themen auseinandersetzen, für die sich der aus Österreich stammende Bischof Erwin Kräutler engagiert: politische Theologie, Befreiungstheologie, Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung, interkultureller und interreligiöser Dialog, Intersektionalität, soziale Gerechtigkeit und Solidarität, Globalisierungstheorien, Migration und kritische Entwicklungsforschung", erfährt der Leser auf Plattform Belo Monte. "Die Auszeichnung ist mit 3000 Euro dotiert." Der diesjährige Preisträger Collet hat sich die Auszeichnung mit seiner Dissertationsschrift "Die Theologie der Befreiung weiterschreiben. Ignacio Ellacuría im Gespräch mit dem dekolonialen und postkolonialen Feminismus" verdient, mit der er in Tübingen (wo sonst) promoviert wurde – übrigens mit Hilfe eines Promotionsstipendium des Cusanuswerks. So funktioniert "Wissenschafts"-Förderung, nicht nur in der Theologie: Wo schon Geld ist, kommt noch mehr Geld hin

Derweil lässt uns Kollegin Claudia von Katholisch? Logisch! wissen, dass sie vier Tage in Wien und Klosterneuburg verbracht hat, wo sie unter anderem den "Erzblogger Alipius" besucht hat. Der erste Teil ihres Reiseberichts bietet allerlei Augenfutter für Freunde der Architektur und Bildhauerei und macht Lust auf die Fortsetzung. 

Der erst kürzlich aus der Versenkung aufgetauchte Blog Pro Spe Salutis bemüht sich weiterhin aktiv um das Projekt "Wiederbelebung der Blogoezese", indem er eine Empfehlung für einen, soweit ich sehe, bisher nicht auf der Bloggerliste des Kreuzknappen vertretenen Blog ausspricht, nämlich den Blog von Schwester Christiana auf der Website der Abtei Mariendonk. Die Verfasserin "zählt [...] zu den Expertinnen für pneumatische Schriftauslegung und die Literatur der Kirchenväter" und ist "eine der Mitherausgeberinnen der Programmschrift Urworte des Evangeliums für eine kirchliche Erneuerung"; da muss ich in ihren Blog wohl mal reingucken. 


Samstag, 2. August (Hl. Eusebius von Vercelli; Hl. Petrus Julianus Eymard) 

Unter der Überschrift "Klosterneuburg und Wiener Jesuitenkirche" setzt Claudia auf "Katholisch? Logisch!" ihren Reisebericht fort, wieder mit vielen schönen Fotos. Lesenswert ist auch wieder der Samstagabend-Artikel auf naunyn ("Samstagsmischmasch"), in dem wieder einmal ein Bericht über das offene Samstagsfrühstück in der WG mit einem Wochenrückblick kombiniert wird. Unter anderem geht's da um ein interreligiöses Musikfestival ("Faiths in Tune") in der Ufa-Fabrik, und außerdem wird "eine Premiere der besonderen Art" erwähnt, "auf die wir schon lange gespannt waren": 

"Bis jetzt kennen Menschen unsere WG oder die Exerzitien auf der Straße und werden dann zu Bloglesern. Wann würden wir das umgekehrt erleben: Jemand kennt erst das Blog und kommt dann zu uns in die WG?" 

Das hätten wir sein können, aber jetzt ist uns Johannes aus der Nähe von Wuppertal zuvorgekommen. Macht aber nichts: Wir kommen auch mal! 


Sonntag, 3. August (18. Sonntag im Jahreskreis) 

"Schwere Sonntagsgedanken zur Organspende" mutet Tu Domine seinen Lesern zu – etwa die heikle Frage, "[w]arum ein Anaesthesist bei Organspenden benötigt wird". Der Großteil des umfangreichen Texts wird von der Übersetzung eines bereits 2011 auf Englisch erschienen Blogartikel eines Narkosefacharztes ("What is Death") eingenommen; harter Tobak, aber ausgesprochen lesenswert. 

Im Mittelpunkt des dritten Teils des Wien-Reiseberichts auf Katholisch? Logisch! steht ein Besuch im Kunsthistorischen Museum; derweil meldet sich mit Tà toû Phileirénou ein weiterer Blog, den ich "von früher™️" kenne, nach längerer Pause zurück, und zwar mit einem Artikel unter der Überschrift "Umstrittene Richterwahl: wie begründet sind die Vorwürfe?". Hier geht's also einmal mehr um die Causa Brosius-Gersdorf, und zwar im Speziellen um die in den Medien, und nicht zuletzt von der Richterkandidatin selbst, aufgestellte Behauptung, Frau Brosius-Gersdorf seien in der öffentlichen Debatte Positionen unterstellt worden, die sie so nie vertreten habe. Blogger Phileirenos untersucht nun akribisch, inwieweit sich der Vorwurf, Frau Brosius-Gersdorf "spreche ungeborenen Menschen die Menschenwürde ab", anhand ihrer Äußerungen belegen oder schlüssig daraus ableiten lässt. Leichte Lektüre ist das nicht, aber es lohnt sich durchaus, sich darauf einzulassen. Mein Lieblingssatz aus diesem Artikel lautet übrigens: "Auch habe ich gelesen, daß die Frau Brosius-Gersdorf wirtschaftsliberal gesonnen sei; aber für diesen Vorwurf [!] habe ich keine Belege gefunden." Da hab ich gefeiert. 

Zum Abschluss des Sonntags noch ein Blick auf die "Elbenblogs": Peregrinatio bringt mit "Alles im Fluss" einen geradezu idealtypisch "elbenmäßigen" Artikel, dessen Titel mich mit einem Schmunzeln an den Song "Geh in den Keller" von den Lassie Singers denken lässt, wo diese Weisheit Heraklits zu "Alle sind im Fluss" verballhornt wird. – Zur Charakterisierung des Blogartikels auf Peregrinatio hier ein Auszug: 

"Bei Rob McFarlane in „Is A River Alive?“ habe ich gelesen, dass schon Leonardo da Vinci die großen und kleinen Wasserläufe in der Landschaft mit den Adern des menschlichen Körpers verglichen hat. Das gilt nicht nur für die Struktur, die sich immer feiner verästelt, sondern auch für die Funktion: Alles Leben hängt von Ihnen [sic!] ab." 

Derweil zieht sich fasten seat belts mehr und mehr meine Ungnade zu bzw. nährt den Verdacht, dass die Verfasserin in letzter Konsequenz doch weniger "Elbenfrau" als ehrenamtliche Boomer-Erzlaiin mit Batiktuch und Haaren auf den Zähnen ist: Der Beitrag "Fürbitten 4.8. PRIESTER HEUTE ????" ist dem Gedenktag des Hl. Pfarrers von Ars (Montag) gewidmet, und schon im einleitenden Abschnitt findet sich die Mahnung, man dürfe "das Priesterbild nicht unrealistisch überhöhen"; in den anschließenden Fürbitten liest man dann u.a.: 

"bitten wir für all die Priester, die ihr Amt zurücklegen mussten weil sie keine Kompromisse eingegangen sind in ihrer Liebe zu einem anderen Menschen – und die doch innerlich Priester sind und Priester bleiben wollen

bitten wir, dass priesterliche Berufungen nicht an der Frage des Zölibates scheitern müssen, dass es hier ehrliche und mutige Lösungen gibt, die ja nicht für alle gelten müssen. 

bitten wir für die Zukunft der Frauen in der Kirche, dass auch bei Katholiken möglich ist, was in der evangelischen Kirche und bei den Altkatholiken schon lange Realität ist die Frau auch als Priesterin. Ja auch als Bischöfin"

Ich sag nur: Ächz. 


Montag, 4. August (Hl. Pfarrer von Ars

Der vierteilige Wien-Reisebericht auf Katholisch? Logisch! findet seinen Abschluss mit einem Artikel über Stiftsbibliothek, Stephansplatz und Umgebung. Auf TheoBlog, wo ich schon länger nichts besonders Interessantes mehr gesehen hatte, erweckte die Überschrift "Kinder zu haben, ist ein großes Geschenk" mein (trotz des Kommafehlers) wohlwollendes Interesse: Zwar handelt es sich (wieder einmal) "nur" um einen mit ein bisschen eigenem Text eingeleiteten Auszug aus einem Artikel in der "Welt", der dort hinter einer Bezahlschranke verborgen ist; aber interessant ist dieser Auszug allemal. Hier der erste Absatz: 

"Viele Eltern tendieren auch im Privaten dazu, vor allem über die Hindernisse zu reden, die das Kinderhaben mit sich bringt. Vielleicht, weil es uns wie Helden aussehen lässt, wenn wir über all die Widrigkeiten berichten, die wir als Eltern zu überwinden hatten. Vielleicht aber auch, weil wir aus Rücksicht gegenüber Freunden, die sich gegen Kinder entschieden haben oder gegenüber der Kollegin, die seit Jahren vergeblich versucht schwanger zu werden, lieber verheimlichen, was Kinder zu haben eigentlich bedeutet." 

Und was bedeutet es nun? – "In der Regel ist es [...] die großartigste und erfüllendste Erfahrung unseres Lebens". Dem kann ich aus eigener Erfahrung nur beipflichten. 


Dienstag, 5. August (Weihetag der Basilika Santa Maria Maggiore) 

Internet an: Oh, ein neuer Beitrag auf Unkraut und Weizen! Nennt sich "Lichtpunkte setzen", darunter kann man sich ja nun alles Mögliche und Unmögliche vorstellen. Mal reinschauen: 

"Das Universum ist dunkel. Die Sterne sind viel zu weit weg, Rhabarber Rhabarber Rhabarber Rhabarber Wo bleibt Gott in dieser Dunkelheit? Es heißt im selben Vers, dass Gottes Geistkraft (hebräisch Ruach, feminin) sich über dem Wasser bewegt. Ich verstehe das so, dass auch Gott als gute Begleiterin zugegen ist. Sie spricht nicht, bewegt sich aber. Es ist möglich, mit ihr mitzuschwingen und selbst in Bewegung zu kommen. Rhabarber Rhabarber Rhabarber Rhabarber Wer beim Lesen von Gen 1,2 die Dunkelheit ertragen kann, begleitet von Gottes Geistin" – 

Internet aus. 

Später aber wieder an, denn naunyn erinnert mich mit "#WmdedgT August 2025: Herbst im August" daran, dass schon wieder Stichtag für die Blog-Aktion "Was machst du eigentlich den ganzen Tag?", kurz #WmdedgT, war und ich es erneut versäumt habe, mich daran zu beteiligen oder zumindest in einem separaten Artikel zu erläutern, worum es dabei eigentlich geht. Na, der September kommt bestimmt! Einstweilen sei daran erinnert, dass es der #WmdedgT-Beitrag aus dem Juli war, der mich erstmals auf den naunyn-Blog aufmerksam gemacht hat; und auch der neue Beitrag vermittelt wieder ein lebendiges und sympathisches Bild vom Alltag in der Naunynstraßen-WG. 


Mittwoch, 6. August (Verklärung des Herrn) 

Neues von Pro Spe Salutis! Unter dem Titel "Wo sind all die Gnaden hin? Eine Art Forschungsauftrag" geht's da um eine kritische Bestandsaufnahme von Entwicklungen in Kirche und Welt seit den Tagen des Hl. Papstes Pius X. (also in etwas über einem Jahrhundert) aus heilsgeschichtlicher bzw. geschichtstheologischer Perspektive, und eine zentrale Rolle spielen dabei Lektüreeindrücke aus Hans Urs von Balthasars "Schleifung der Bastionen. Von der Kirche in dieser Zeit" (1952). Das ist alles recht anspruchsvoll, aber spannend. Besonders gefällt mir daran, dass der Blogger, bekanntermaßen ein Freund der Tradition und des Alten Ritus, weit davon entfernt ist, in die "Früher war alles besser"-Falle zu tappen; vielmehr argumentiert er (was ihm manch ein Ultra-Tradi arg verübeln dürfte), auch die Traditionalistische Bewegung im Katholizismus sei eine Frucht des II. Vatikanischen Konzils (oder sagen wir: eine Frucht derselben Reformimpulse innerhalb der Kirche, aus denen sich das Konzil speiste). 


Donnerstag, 7. August (Hl. Papst Xystus II. und Gefährten; Hl. Cajetan

Auf naunyn wird die Reihe "40 Jahre WG Naunynstraße" fortgesetzt, und zwar mit einem Beitrag unter der Überschrift "Gemeinschaft leben und Einsamkeit entdecken". Dabei handelt es sich um einen Auszug aus dem im Buchhandel nicht mehr erhältlichen Buch "Brücke sein – Vom Arbeiterpriester zum Bruder" von Christian Herwartz SJ, einem der Gründer der Naunynstraßen-WG, der bis 2016 dort lebte und 2022 verstorben ist. – Auf Tu Domine gab's derweil unter der interessanten Überschrift "Heimat bedeutet für Christen, 'im Bannkreis des Heiligen' leben zu dürfen" eine Buchvorstellung zu Gerd-Klaus Kaltenbrunner, "Abendland. Geheiligte Kultur, geliebte Heimat"; aber mir diesen Artikel aufmerksam und gründlich durchzulesen, hatte ich heute nicht die Zeit und Muße. Dazu gibt's also gegebenenfalls nächste Woche einen Nachtrag, ebenso wie zu allem anderen, was heute vielleicht noch so kommt. 


1 Kommentar:

  1. Bei aller Liebe zur Alten Rechtschreibung: Das Komma in "Kinder zu haben, ist ein großes Geschenk" ist lediglich die Neue solche (dort entweder fakultativ oder jetzt auch vorgeschrieben, das weiß ich nicht).

    AntwortenLöschen