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Donnerstag, 25. September 2025

Blogoezese-Rundschau am Donnerstag – Vol. 12

Salvete, liebe Blogoezese-Interessierte! In der zwölften Folge meiner wöchentlichen Rundschau geht's mit der Zahl der zu besprechenden Artikel wieder leicht bergauf, wobei sich der Trend verfestigt, dass das Gros der im Guten oder im Bösen erwähnenswerten Artikel am Wochenende erscheint; weiterhin ist festzustellen, dass die Artikel, die mir negativ aufgefallen sind, die lobenswerten zwar nicht zahlenmäßig übertreffen, wohl aber hinsichtlich des Umfangs meiner Anmerkungen. Kritik braucht halt oft mehr Worte als Lob, das mag man schade finden, aber #isso. – Wichtige Themen der Woche waren das jüngste Papst-Interview sowie der Marsch für das Leben in Berlin und Köln

Zum heutigen Gedenktag des Hl. Nikolaus von Flüe: Das Sachsler Meditationstuch (gemeinfrei, Quelle hier

Zunächst ist noch allerlei zum vorigen Donnerstag, dem 18. September, nachzutragen; zum Beispiel erschien da auf dem TheoBlog ein Beitrag mit dem interessanten Titel "Sexualität in einer liberalen Marktgesellschaft"; dabei handelt es sich um einen Auszug aus einem gleichnamigen, bei idea erschienenen Essay von Peter Schallenberg und David Dekorsi. Hier ein paar Schlüsselsätze: 

"Was heute als 'Befreiung' gefeiert wird, führt in Wahrheit zu Isolation. Noch nie war Sexualität so enttabuisiert, so frei verfügbar – und doch: Noch nie waren Menschen so einsam. Der Akt, der einst Ausdruck tiefster Verbundenheit war, wird zum Tauschgeschäft. Begegnungen bleiben flüchtig, Beziehungen verkommen zu Transaktionen. Dauer, Tiefe und Hingabe gelten inzwischen als naiv oder als Hindernis für persönliche Selbstverwirklichung." 

Auf die sich aufdrängende Frage "Und was soll man da jetzt machen?" versucht ein zweiter zitierter Absatz Antwort zu geben, allerdings bleibt diese für mein Empfinden etwas vage. Vielleicht müsste man den Text von Schallenberg und Dekorsi mal im Ganzen lesen. 

Mit dem Blog Rotsinn bin ich bislang nicht so recht warm geworden, und zwar offen gesagt deshalb, weil es mich einfach unglaublich nervt, wenn jemand sich als werweißwie intellektuell in Szene zu setzen versucht, aber schlichtweg nicht den Gehirnschmalz hat, um diesen Anspruch einzulösen. Der neueste Beitrag auf Rotsinn, betitelt "Über den Charakter von Politikerinnen und Politiker [sic!]", unterstreicht diesen Eindruck. Schauen wir uns mal den einleitenden Absatz an: 

"Wer gerechte, nachhaltige, gemeinwohlorientierte, d.h. einfach gute Politik haben möchte, der braucht vor allem eines: gerechte, nachhaltig lebende, an Gemeinwohl interessierte, d.h. einfach gute Politikerinnen und Politiker. So simpel ist es: Gute Politik braucht gute Politikerinnen und Politiker." 

So simpel ist das? Sorry, bei so viel Naivität bekomme ich Krämpfe. Im offenen und betonten Widerspruch zur herrschenden Meinung der Politikwissenschaft meint der Verfasser, man solle sich statt mit der Struktur politischer Institutionen und theoretischen Erwägungen "zum Rechtsstaat, zur Gewaltenteilung [...] usw." lieber mehr "mit den Tugenden und Lastern der politischen Akteure befassen" – denn: 

"Bekommen wir es derzeit nicht vorgeführt – u.a. in den Vereinigten Staaten – dass Institutionen und Staatwesen nur so 'gut' sind, wie die Personen, die in diesen Institutionen handeln, 'gut' sind? Dass gegen lasterhafte Personen an der Spitze eines Staates, einer Partei, einer Bewegung institutionelle Arrangements nur sehr bedingt helfen? Dass gegen die destruktive Energie lasterhafter Politikerinnen und Politiker nur eines wirkmächtig hilft: die konstruktive Energie tugendhafter Personen, die an einflussreicher Stelle Widerstand und Gegenrede gegen das lasterhafte Handeln leisten?" 

Dabei behandelt er den Begriff "Tugend" durchweg so, als sei es selbsterklärend, was darunter zu verstehen sei (während man z.B. aus Alasdair MacIntyres "Der Verlust der Tugend" lernen könnte, dass er das mitnichten ist). Wenn der Verfasser dann auch noch zwischen privater und politischer Tugend zu trennen versucht ("Natürlich kann eine Frau, die ihren Kindern eine gute Mutter ist, eine lasterhafte, weil böswillige, gierige, usw. Politikerin sein. Und ein Mann, der seinen Nachbarn ein zuvorkommender Nachbar ist, kann dennoch schlechte, weil rassistische und fremdenfeindliche Politik betreiben"), weiß man erst recht nicht mehr, worauf er eigentlich hinaus will. – Kurz gesagt, je mehr ich von Rotsinn lese, desto mehr erinnert mich der Verfasser dieses Blogs hinsichtlich seiner intellektuellen Kapazitäten an König Peter in Büchners "Leonce und Lena": Das Denken mag seine große Leidenschaft sein, aber das heißt noch nicht, dass er es besonders gut kann

Auf naunyn wird derweil die Reihe "40 Jahre WG Naunynstraße" fortgesetzt: Die 18. Folge dieser Artikelserie stammt von einer Franziskanerin aus dem Kloster Sießen, Sr. Ingrid, und heißt "Kreuzberg zwischen Waldemarstraße und Naunynstraße". Die Verfasserin führte ab 1995 zusammen mit einer Mitschwester 22 Jahre lang "ein offenes Haus mit Mittagstisch, Kleiderkammer und zwei Mal wöchentlich Lebensmittelausgabe mit Spenden von der Berliner Tafel" in Kreuzberg und schildert, wie sie im Zuge dieser Tätigkeit mit der Naunynstraßen-WG in Kontakt kam. 


Freitag, 19. September (Hl. Januarius

Bei Tu Domine erscheint ein Beitrag zum Thema "Wie das persönliche Gebet sein soll", der mit dem Quellenvermerk "von einem Athos-Mönch" versehen ist. Da kann man sich also ausrechnen, dass es spirituell anspruchsvoll wird. Aber auch wenn man sich, zumal als Nicht-Mönch, nicht dazu in der Lage sieht, die in diesem Text formulierten Maßregeln eins zu eins auf das eigene Gebetsleben anzuwenden, kann man doch gewisse wertvolle Impulse daraus beziehen, würde ich mal behaupten. 

Wie ich vor Jahren schon mal feststellte, muss man bei Blogs, deren Name mit "Theo" beginnt, immer besonders genau hingucken, damit man sie nicht verwechselt; denn Davon gibt's einige. Am Freitag stieß ich auf einen, den ich in meinen bisherigen Blogrundschauen nicht berücksichtigt hatte, da der (nunmehr vor-)letzte Artikel dort im März erschienen war: Theosalon. Das klingt elegant und kultiviert; wie schrieb doch Max Goldt: 

"Ein Salon war doch, wenn man an Anno Tobak, als die Leute auf Hochrädern und Draisinen mit Hörrohr am Rohr durch die Städte fuhren, in eine schnieke Altbauwohnung ging, um mit Schöngeistern Kultur und Politik zu bekakeln, und Rahel Varnhagen oder Madame de Staël oder die Irre von Chaillot, bzw. die nun vielleicht nicht gerade, haben immer Kaffee nachgegossen, bis jedem das Herz piekste." 

("Karlsruhe zwingt mich nach Koblenz", Juli 1993)

Ungefähr so hätte ich mir einen "Theosalon" auch vorgestellt oder gewünscht; aber ach. Der Blog dieses Namens hat zwei Autoren, Norbert Bauer – der mir vor allem daher ein Begriff ist, dass er allen Ernstes das Kirchenbild von Erik Flügges Pamphlet "Eine Kirche für viele statt heiligem Rest" als zu religiös kritisierte, und Peter Otten, den ich vor allem aus Kommentarschlachten auf Facebook kenne. Peter Otten ist Pastoralreferent, und schon diese Tatsache allein gibt mal wieder Anlass, darüber zu tagträumen, wie es in der Kirche aussehen könnte, wenn sie mal aufhören würde, ihre Feinde dafür zu bezahlen, dass sie sie bekämpfen. – Aber wie dem auch sei: Unter der Überschrift "Anonyme Katholiken lösen Sudoku" widmet sich Otten dem unlängst auszugsweise veröffentlichten Interview, das die Journalistin Elise Ann Allen mit Papst Leo XIV. geführt hat; oder genauer gesagt widmet er sich den Gefühlen, die das, was der Papst in diesem Interview gesagt hat (noch mehr aber eigentlich das, was er nicht gesagt hat), bei Leuten auslöst, die seit Jahrzehnten auf eine bestimmte Sorte sogenannter "Reformen" in der Kirche warten. Es sind Gefühle der Frustration und Resignation, da das besagte Interview recht deutlich den Eindruck erweckt, dass es die ersehnten "Reformen" auch unter Papst Leo nicht geben wird. Angesichts dieser Gefühlslage empfiehlt Otten den "Profi-Katholikinnen und -katholiken (Bischöfe außer die in Köln und Bayern sind mitgemeint)" – das steht da wirklich! –, sie sollten es aufgeben, jede Äußerung des jeweils gerade aktuellen Papstes akribisch nach möglichen Anzeichen danach zu durchleuchten, es könnte sich doch mal etwas in die von ihnen gewünschte Richtung bewegen: "Das macht ihr schon seit weiß Gott wie lang – aber merkt ihr es nicht? Da kommt nichts mehr." Nun könnte man denken, eine ehrliche Konsequenz aus dieser Erkenntnis wäre es, den Job als Pastoralreferent an den Nagel zu hängen, aus der Kirche auszutreten und sein Heil beispielsweise bei den Altkatholiken oder Quäkern zu suchen, aber das möchte der Herr Otten dann wohl doch nicht tun und auch seinen fellow Liberalkatholiken nicht raten. Sondern was? "Mensch sein, Verantwortung übernehmen, den Mensch, den du liebst umarmen, Mittagessen kochen, Wählen gehen, einen Plausch mit dem Bettler vorm REWE halten, ein Gebet murmeln, Demokratie üben" – oder aber einfach "tief durchatmen, Kaffee trinken und lieber ein ehrliches Sudoku lösen". Dazu fällt mir – und das ist äußerst selten bei mir – nun wirklich nichts mehr ein außer: Dann mach das doch und halt die Fresse. 

Wir bleiben beim Thema: Hatte ich nicht jüngst die Hoffnung geäußert, Hochwürden Carsten Leinhäuser (vaticarsten) möge sich in Zukunft wieder mehr darauf konzentrieren, sich mit seinem Hund zu unterhalten? Tja, da sieht man mal wieder, dass man vorsichtig damit sein sollte, was man sich wünscht, denn in "Es bleibt dabei: Liebegewinnt" kommentiert er das Papstinterview in Form eines Gesprächs mit seinem Hund. Das Ergebnis ist ziemlich übel. Da meint nämlich der Hund (!), dem Papst ankreiden zu müssen, er habe "nicht verstanden [...], dass Menschen sich ihre Sexualität nicht aussuchen" und dass sie "sich nicht entscheiden, hetero, homo oder trans zu sein, sondern einfach so sind, wie sie sind", und diagnostiziert, dass Leo "beim Versuch, was 'Nettes' zu sagen, gerade ziemlich danebengreift und wieder mal Menschen aus der LGBTQ-Community verletzt und ausgrenzt" und zudem "mal eben sowohl naturwissenschaftliche als auch theologische Erkenntnisse der letzten Jahrzehnte ignoriert". Wie gut, dass sowohl Hund als auch Herrchen klüger und menschenfreundlicher sind als der Papst; so ist sich Hochwürden Leinhäuser sicher: "Irgendwann wird auch unsere Kirche verstehen, dass sie in dieser Sache auf nem Irrweg ist – und ihre Haltung ändern." In der Zwischenzeit macht er sich mit seiner Haltung zwar innerkirchlich angreifbar, aber: "Jesus nachzufolgen war schon immer ne riskante Sache." 

Würg. 

Werfen wir aus Proporzgründen auch mal einen Blick aufs andere Ende des Spektrums – zu altmod zum Beispiel, wo ein Artikel "In eigener Sache" erschienen ist. Darin erfährt man, dass der Verfasser des Blogs ein Buch veröffentlicht hat, und zwar, man höre und staune, seine Memoiren. Im Wesentlichen besteht der Artikel aus einem "Interview zum Buch", das den starken Verdacht erweckt, der Verfasser habe es mit sich selbst geführt. Gleich die erste Frage lautet: 

"Ihr Buch trägt den Titel 'Meine Welt von gestern'. Das erinnert stark an Stefan Zweigs berühmte Autobiografie. War das Absicht?"

So viel self-importance möchte ich ja mal haben, oder ehrlich gesagt, vielleicht lieber nicht. Jedenfalls hat mich die Frage, ob der altmod-Blogger eigentlich Grund zu der Annahme hat, irgendjemand würde sich für seine Memoiren interessieren, zu einer kleinen Recherche veranlasst; dabei bin ich auf einen Artikel des Nordbayerischen Kuriers aus dem Jahr 2015 gestoßen, in dem es heißt, der Blogger sei "bisher nur im Raum Pegnitz der Öffentlichkeit bekannt" gewesen – jedenfalls bis er sich anschickte, einen Skandal daraus zu machen, dass bei einem traditionellen Bierfest in Pegnitz vegetarisches Essen angeboten werden sollte. Die Skandalisierung ging in diesem Fall eher nach hinten los, indem dadurch Aufmerksamkeit auf allerlei sonstige rechtslastige Inhalte auf seinem Blog gelenkt wurde. Insgesamt unterstreicht die ganze Angelegenheit meinen Eindruck, dass man gut daran tut, den altmod-Blogger nicht allzu ernst zu nehmen. 


Samstag, 20. September (Hll. Andreas Kim Taegon, Paul Chong Hasang und Gefährten) 

Erste Berichte über den Marsch für das Leben erschienen am Samstagabend. "Erfolgreicher 21. Marsch für das Leben in Köln und Berlin mit 7000 Teilnehmern" war der Artikel des Christlichen Forums betitelt; zu der in der Überschrift genannten Teilnehmerzahl heißt es im Artikel, in Berlin hätten "ca. 4000" Menschen am Marsch teilgenommen und in Köln "ca. 3000". In den säkularen Medien wurden erheblich niedrigere Teilnehmerzahlen genannt, aber das kennt man ja. Unterm Strich würdigt das Christliche Forum die beiden Märsche als "große Veranstaltungen, die friedlich, sachlich und menschenzugewandt wichtige Themen ansprachen und beeindruckende Beispiele für die praktische Verwirklichung der Menschenwürde auf die Bühne brachten". – Ein persönlicher Erlebnisbericht vom Berliner Marsch erschien auf Katholisch? Logisch! unter der Überschrift "Marsch für das Leben – oder eher: Fest für das Leben". Der Bericht enthält zahlreiche Fotos und gipfelt in dem Satz: 

"Betend auf die Straße gehen für den Schutz des Lebens, oder fluchend auf die Straße gehen für das Recht auf Vernichtung von Menschen – ich bin sicher, richtig gewählt zu haben." 


Sonntag, 21. September (Hl. Apostel Matthäus

Als jemand, der notorischerweise mit Leidenschaft gegen das Lagerdenken innerhalb der Kirche zu streiten pflegt, muss ich selbstkritisch zu Protokoll geben, wie sehr ich selbst zuweilen von diesem Lagerdenken beeinflusst bin: Stoße ich auf jemanden, der sich nicht so leicht in die üblichen Koordinaten dieses Lagerdenkens einordnen lässt, reagiere ich darauf spontan oft nicht so erfreut, wie ich es eigentlich sollte, sondern eher mit einer gewissen Reserviertheit – so als müsste ich ständig vor unliebsamen Überraschungen auf der Hut sein. 

Keinen echten Anlass zu solchen Besorgnissen hat mir bisher Kaplan Peter Prochác gegeben, der unter dem unprätentiösen Titel Mein Web meist schon ein paar Tage im Voraus seine Predigten zu den Evangelien der Sonn- und Feiertage verbloggt; aber so richtig sicher war ich mir doch immer nicht, wo ich den eigentlich hinstecken sollte. Nun kann man anhand seiner Predigt zum Gedenktag des "Hl.Pius von Pietrelcina, Ordenspriester, Lk 8,19-21" zumindest mal feststellen: Also, ein Liberaler ist er jedenfalls nicht. Den umstrittenen Heiligen würdigt er "als mitfühlenden und weisen Beichtvater und Wundertäter, der auch die Stigmata – die Wundmale Christi – auf seinem Körper trug", und weiter heißt es: 

"An Pater Pio wie auch an allen anderen Heiligen sehen wir, dass Gott jeden gebraucht, der bereitwillig und großzügig auf seinen Ruf antwortet. Wenn wir die Gaben, die Gott uns schenkt, mit anderen teilen, gibt er uns noch mehr. Dieses „Mehr“ bedeutet für jeden etwas anderes; das Leben von Pater Pio war zum Beispiel anders als das Leben des heiligen Franz Xaver, und sein Leben hatte wieder einen anderen Inhalt als das Leben von Mutter Teresa."  


Montag, 22. September (Hl. Mauritius und Gefährten) 

Auf Tu Domine findet sich ein Artikel mit der Überschrift "Orthodoxe zu 'Trans-Kindern'"; das klingt erst mal ein bisschen missverständlich: Schwerter zu Pflugscharen, Orthodoxe zu Trans-Kindern? Nee, natürlich nicht. Tatsächlich handelt es sich um einen von der Website der "Union Orthodoxer Journalisten" übernommenen und lediglich mit einer eigenen Einleitung versehenen Artikel von Michael W. Davis, der dort den Titel "'Trans-Kinder' brauchen Heilung, keine Bestätigung" trug. Davis geht von der empirisch belegbaren Feststellung aus, "dass Transgender-Personen und insbesondere 'Trans-Kinder' einem höheren Risiko für andere psychische Erkrankungen ausgesetzt sind", widerspricht jedoch der Auffassung, die Tatsache, dass Transgender-Personen auffallend häufig von "Depressionen, Angstzustände[n] und Suizidalität" betroffen seien, unterstreiche die Notwendigkeit, sie in ihrer angenommenen Geschlechtsidentität zu affirmieren: Gerade diese Affirmation, so Davis, "treibt Betroffene nur tiefer in die psychische Erkrankung und verstärkt ein falsches Selbst, das im Widerspruch zu Biologie und Gesellschaft steht." Geboten sei vielmehr "echte psychische Unterstützung – eine Therapie, um das zugrunde liegende Trauma zu verarbeiten, und keine Hormone oder Operationen, die den Körper unwiderruflich verändern." 


Mittwoch, 24. September (Hll. Rupert und Virgil

Spät am Abend, fast schon am Donnerstag, erschien auf Pro Spe Salutis ein neuer Beitrag aus der Rubrik "Lieblingszitate", und als ich diesen heute morgen öffnete, erlebte ich eine äußerst bewegende Überraschung, denn der Verfasser widmet "ein Wort von Henri de Lubac", auf das er beim Kreuz- und Querlesen in dessen Buch "Glaubensparadoxe" gestoßen ist, man höre und staune, mir. Das Lubac-Zitat lautet wie folgt: 

"Lebt, denkt und leidet man nicht mit den Menschen seiner Zeit als einer der ihren, so wird man im entscheidenden Augenblick vergeblich versuchen, sie anzureden, seine Sprache ihrem Ohr anzupassen." 

Und was hat das nun mit mir zu tun? – Der Blogger von Pro Spe Salutis führt aus: 

"Tobias lebt [...] mit seiner Familie in Berlin und hat keine Scheu, sich auf alle möglichen Leute einzulassen; in Berlin gibt es ... nun ja ... echt alle möglichen Leute (er/sie/dey). Und Initiativen. Multireligiöse WGs. Baumhäuser. Vegane Foodsaving-Festivals: alles Orte und Szenen, an und in denen man nicht unbedingt auf die heile katholische Welt trifft." 

Und an die Adresse von Leuten, die es tadeln, dass ich solche "Orte und Szenen" aufsuche, merkt er an: 

"Rümpft man die Nase, wenn man etwa einer erklärt nonbinären Person mit Nasenring, verwegenen Tattoos und grün gefärbten Haaren gegenüber steht, dann kann man die Samenkörner des Evangeliums auch gleich mit voller Absicht in die Disteln schmeißen." 

Ich muss sagen, über diese Würdigung bin ich erst mal platt. Und kann mich nur, Tag für Tag aufs Neue, strebend bemühen, dem Bild, das da von mir entworfen wird, wirklich gerecht zu werden. 

Daher mache ich hier jetzt auch erst mal einen Punkt und verschiebe alles Weitere – z.B. "Regretting Motherhood" bei Feinschwarz – auf nächste Woche. Bleibt mir gewogen! 


1 Kommentar:

  1. Der Blogger von "Pro spe salutis" wirft hier allerdings eine interessante Frage auf:

    >>Dennoch die Frage: Wieviel ehrliche Hinwendung, Geduld und Liebe bringen wir Zeitgenossen entgegen, die uns prima vista nicht ins Bild passen? Wollen wir das überhaupt - ihnen begegnen?

    Mit "interessant" meine ich, daß diese Frage vielleicht sogar noch mehr eine echte Frage ist, als er selber vielleicht meint (er hat sie ja wohl, nicht daß das verkehrt wäre, primär als rhetorisch und als Mahnung gemeint). Ich denke, es könnte ergiebig sein, zunächst mal ganz ohne moralisches Urteil zu fragen:

    1. Warum wollen das viele eigentlich nicht? Menschen sind ja selten mit Vorsatz schlecht, sie haben auch ihre Gründe.

    2. Will das - speziell mit einem Wollen, daß über das Wissen, daß man wollen sollte, und dem vielleicht sogar zustimmen hinausgeht - eigentlich ich? Und wenn ja, in bezug auf wen, und in bezug auf wen vielleicht doch weniger? Und wenn nein, wo kann ich da mit sinnvollem Aufwand etwas dagegen tun, oder wo muß ich das unter "ich treffe an sich meine theoretische Willensentscheidung, aber praktisch kann nicht jeder alles können" abhaken?

    Das meine ich jetzt als echte Fragen, wo es sich lohnen könnte, die Antworten auszuformulieren und dabei überhaupt erst herauszufinden. Vielleicht habe ich ein bißchen einen Verdacht, wo die Reise hingehen könnte; mehr erstmal nicht.

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