Samstag, 19. Juli 2025

Die 3 K der Woche (34): Kinder, Kirche, Kommentariat

Von wegen Sommerloch: Es ist so viel los, dass ich mit dem Bloggen kaum hinterherkomme! – Bevor ich zu den Themen der Woche komme, erst mal ein kleines Gesundheits-Update für alle, die an meinem persönlichen Wohl und Wehe Anteil nehmen: Ich hatte am Montag (endlich!) meinen letzten Nachuntersuchungs-Termin, mit dem erwünschten und erhofften Ergebnis, dass alles gut verheilt ist und ich mir weiter keine Sorgen darum machen muss. Dann kann der Urlaub ja wohl kommen! – Nun aber dazu, was in der zurückliegenden Woche so los war: 

Kruzifix in der St.-Hedwigs-Kathedrale. Das wohl schönste Stück der Innenausstattung. 


KiNC-y Weekend 1: Abend der Hoffnung 

Am vergangenen Samstag fuhren wir am frühen Abend ins historische Stadtzentrum Berlins, um in der St.-Hedwigs-Kathedrale erst an der von Dybo, pardon: Domkapitular und Ordinariatsrat Stefan Dybowski zelebrierten Vorabendmesse und anschließend am Gebetsabend der Geistlichen Gemeinschaften teilzunehmen. Unser Jüngster und ich waren zuletzt bei einem Pressetermin ein paar Tage vor der Wiedereröffnung in der Kathedrale gewesen, meine Liebste und das Tochterkind seit dem Umbau überhaupt noch nicht. Als wir uns der Kathedrale näherten, merkte ich an: "In Hamburg sagt man, das Rathaus steht im Hinterhof der Börse, und meint das natürlich nicht nur wörtlich, sondern auch in einem symbolischen Sinne. Ähnlich könnte man in Berlin sagen, die Kathedrale steht im Hinterhof der Oper." – "Und du kannst dir sicher sein, das hat der olle Eff Zwo mit Absicht gemacht", ergänzte meine Liebste. 

Ich hatte ja vorige Woche bereits angedeutet, der Besuch der Vorabendmesse mit anschließendem Gebetsabend könnte eventuell dazu beitragen, "sich ein bisschen besser mit der neuen Gestaltung der Kathedrale anzufreunden". In dieser Hinsicht kann man das Ergebnis wohl als gemischt bezeichnen. Das Tochterkind war beeindruckt von der Kuppel – und von der Akustik: Durch den starken Nachhall, so meinte sie, klängen die Lesungen so, "als ob Gott selbst sprechen würde". Meine Liebste fand, die Kargheit des Raumes habe "durchaus etwas Meditatives", und mit dem Raumkonzept könnte sie sich prinzipiell anfreunden – "wenn der Tabernakel in der Mitte wäre, also über dem Altar schweben würde. Dafür müsste es doch eine Lösung geben." Ich finde, die Vorstellung hat was. Was mich selbst betrifft, muss ich sagen, dass ich die Raumgestaltung eher nicht als andachtsfördernd empfand; ehrlich gesagt habe ich selbst in echten Mehrzweckhallen schon feierlichere Messen erlebt. Erst recht ärgerlich fand ich, dass die nüchtern-abstrakte Ästhetik der Raumgestaltung sich auch in den liturgischen Geräten fortsetzte; der Kelch, der bei der Eucharistiefeier zum Einsatz kam, sah aus wie eine Thermoskanne. 

Dies hier ist hingegen einfach eine Blumenvase. 

Bei dem Versuch, grob zu überschlagen, wie viele Leute zu dieser Vorabendmesse erschienen waren, kam ich auf gut 100 Personen; damit wirkte die Kathedrale leidlich gut gefüllt, es steht allerdings zu vermuten, dass das zu einem nicht geringen Anteil dem anschließenden Gebetsabend zu verdanken war; der weitaus größte Teil der Gottesdienstteilnehmer blieb jedenfalls nach der Messe noch da. Man könnte natürlich auch anders rechnen: Prälat Dybowski erwähnte in seiner "Anmoderation" des Gebetsabends, es gebe im Erzbistum Berlin ungefähr 15 bis 17 Geistliche Gemeinschaften; wenn die nun jeweils mit durchschnittlich fünf bis sechs Personen angetreten wären und zusätzlich auch noch "normale Leute" gekommen wären, hätte man leicht noch eine größere Teilnehmerzahl erwarten können. Einige Leute waren dabei, die wir kannten, teils nur vom Sehen, teils auch näher. 

Mehrere der anwesenden Vertreter der Geistlichen Gemeinschaften hatten Gitarren dabei, einer auch eine Geige; die musikalische Gestaltung der Messe bestand jedoch aus Gotteslobliedern mit Orgelbegleitung, wodurch der Umstand, dass im "Publikum" Leute mit Instrumentenkoffern saßen, mich irgendwie an das Veranstaltungsformat "Jazzkonzert mit anschließender Jam-Session" erinnerte. Die tatsächliche musikalische Gestaltung des Gebetsabends konnte mit dieser Assoziation jedoch leider nicht mithalten. Zum Auftakt wurde das von Diethard Zils auf die Melodie von Elgars "Land of Hope and Glory" gedichtete "Pilger sind wir Menschen" gespielt, was ich unter allen Umständen ziemlich furchtbar gefunden hätte; mit Gitarrengeschrammel unterlegt statt mit gravitätischen Orgelklängen, klang es allerdings weniger nach Pomp & Circumstance als nach Rummelplatz. Sehr bizarr. Für den weiteren Verlauf des Gebetsabends sahen die ausgeteilten Liederzettel teils Taizé-Lieder, teils Gesänge des Neokatechumenalen Weges vor, wohingegen Lobpreislieder im Stil von (beispielsweise) Hillsong, Gebetshaus Augsburg, Matt Redman, Albert Frey, Joe Falk etc. nicht vertreten waren. 

Nun kann man natürlich mit Recht sagen, die musikalische Gestaltung sei ja nicht das Wichtigste an so einem Gebetsabend. Das stimmt: Das Wichtigste an diesem "Abend der Hoffnung" war die Begegnung mit Christus in der Eucharistischen Anbetung. (Bei dieser Gelegenheit eine über den konkreten Anlass hinausweisende Bemerkung: Ich habe das Kapitel "Die römisch-katholische KiNC" von Maria Hinsenkamps Dissertation "Visionen eines neuen Christentums" bisher nur überflogen, habe aber den Eindruck, dass die Autorin die zentrale Bedeutung der Eucharistischen Anbetung für die aktuellen geistlichen Aufbrüche innerhalb der katholischen Kirche eher unterschätzt bzw. nicht genügend wahrnimmt; darauf wird zurückzukommen sein, wenn ich mit der Lektüre weiter fortgeschritten bin.) Gewiss: Objektiv gesehen ist im Verhältnis zur Tatsache der Gegenwart Jesu Christi im Sakrament des Altares das ganze Drumherum nebensächlich. Aber da der einzelne Anbeter eben immer auch sich selbst mit seinen Befindlichkeiten in diese Begegnung mit Christus mitbringt, ist die objektive Sicht nicht allein entscheidend: Für die Fähigkeit und Bereitschaft des Anbeters, sich auf diese Begegnung einzulassen, sie auf sich wirken zu lassen, ja sagen wir ruhig: für die Intensität der Erfahrung ist "das ganze Drumherum" dann eben doch nicht unwichtig – da möchte ich einmal mehr auf das Liturgie-Unterkapitel der #BenOp verweisen. Auch in dieser Hinsicht muss ich sagen, dass das Raumkonzept mit dem Altar im Zentrum zwar als symbolisches Statement ("Christus in die Mitte!") seine Stimmigkeit hat, in der praktischen Umsetzung aber Probleme macht: Für die Fokussierung auf die Anbetung wäre, so meine ich, eine gemeinsame Blickrichtung der ganzen Gemeinde hilfreicher. Außerdem fand ich den Raum zu hell, und vor allem gab es zu wenig Stille: Zwischen den Liedern gab es Impulse, Schriftlesungen und Glaubenszeugnisse, Zeiten für Stille waren im Programmheft zwar auch vorgesehen, aber für mich fühlte es sich so an, als dauerten diese jeweils nur ein paar Sekunden. Insbesondere was die Glaubenszeugnisse anging, waren meine Liebste und ich uns einig: Grundsätzlich sind solche Zeugnisse eine gute und wichtige Sache, für die es unbedingt einen Platz in im weitesten Sinne gottesdienstlichen Feiern geben sollte (und das Zeugnis eines Ehepaares, das wir uns noch anhörten, ehe wir die Veranstaltung aus Rücksicht auf die erschöpfte Geduld der Kinder verließen, war durchaus bewegend), aber die Kombination aus Zeugnis und Eucharistischer Anbetung ist... schwierig. 

Nachzutragen wäre indes noch, dass ich am Montagmorgen beim Warten auf die S-Bahn die frühere Pastoralreferentin der Tegeler Pfarrei traf, die jetzt in Lichtenberg tätig ist und die auch in der Vorabendmesse und beim "Abend der Hoffnung" gewesen war. Anders als wir war sie bis zum Schluss geblieben und erzählte mir nun einiges von dem, was wir verpasst hatten – vor allem von den Glaubenszeugnissen. Besonders hob sie ein Zeugnis von zwei jungen Männern vom Drogen-Rehabilitations-Projekt Fazenda da Esperança hervor, die erzählten, wie Jesus sie von ihrer Drogenabhängigkeit geheilt habe. Kurz vor Schluss sei auch noch der Erzbischof bei dem Gebetsabend erschienen. Ihr Fazit lautete, es sei "wie in Altötting" gewesen – da kommt sie nämlich her... 


KiNC-y Weekend 2: Sommerfest auf dem Rumpelberg 

Am Sonntag war in der Spandauer Pfarrkirche Maria, Hilfe der Christen Firmung, Weihbischof Matthias Heinrich firmte 90 Jugendliche, während Erzbischof Koch im Christian-Schreiber-Haus in Alt-Buchhorst eine Messe mit den Teilnehmern der Familienwallfahrt des Erzbistums feierte. Wir waren allerdings bei beidem nicht dabei, sondern blieben in Tegel und gingen nach dem Frühstück zum Sommerfest der Gemeinde auf dem Weg, die ja, wie sich mancher Leser vielleicht erinnern wird, an prominenter Stelle auf dem Schaubild "Exemplarischer Ausschnitt aus der deutschsprachigen KiNC-Landschaft" in Maria Hinsenkamps Dissertation zu finden ist. Dazu möchte ich anmerken, dass ich von der Gemeinde auf dem Weg, sowohl bei sporadischen Besuchen ihrer Gottesdienste als auch auf der Basis dessen, was ich aus Gesprächen unter den Eltern in der "Rumpelberggruppe" herausgehört habe, eigentlich nie den Eindruck hatte, sie wäre in religiöser Hinsicht besonders radikal; eher würde ich behaupten, sie sei für mein persönliches Empfinden nicht radikal genug, insofern, als es mir oft so vorkommt, als werde der christliche Glaube da vorrangig als eine Strategie oder ein Hilfsmittel zur besseren Bewältigung des privaten und beruflichen Alltags aufgefasst und empfohlen wird. Aber es liegt natürlich auf der Hand, dass gerade ein solches Glaubensverständnis für viele Menschen attraktiv ist. Für den Eröffnungsgottesdienst des Sommerfests, von dem wir gerade noch das Schlussgebet mitkriegten, war der große Saal des Gemeindezentrums mit schätzungsweise 800 Sitzplätzen bestuhlt (theoretisch würden mehr als doppelt so viele hineinpassen), und die waren zwar nicht komplett besetzt, aber doch zum größten Teil. 

Wie dem auch sei: Sehr erfreulich fand ich es, dass die Royal Rangers auf dem Gelände vor dem Gemeindezentrum eine große Jurte aufgebaut hatten, denn zu denen hatte ich ja schon länger mal Kontakt aufnehmen wollen. In der Jurte gab es u.a. ein Dosenwurf-Katapult und ein Paddelboot – und natürlich jede Menge Informaterial. Ich blätterte ein wenig im "Logbuch" – das man wohl mutatis mutandis als Pendant zum Probenbuch der KPE-Pfadfinder bezeichnen kann – und nahm mir einige Ausgaben der Verbandszeitschrift "Horizont" mit; derweil registrierte ich erfreut, dass meine Kinder recht großes Interesse an der Pfadfinderei zeigten. Eine wertvolle Erkenntnis aus dem Blättern im Infomaterial war es, dass es bei den Royal Rangers auch Angebote für 4-6-Jährige gibt: ein Pendant zu den "Wichteln" gewissermaßen, bei ihnen heißt das "Entdecker". Da könnte also auch schon unser Jüngster mitmachen. Ich schätze, nach dem Urlaub sollte ich einfach mal mit beiden Kindern zum Stammestreffen gehen. 


Auch sonst hatte das Sommerfest allerlei zu bieten, gerade für die Kinder. Bullenreiten zum Beispiel – natürlich nicht mit einem echten Bullen, sondern einem Automaten. Nicht nur eine, sondern zwei Hüpfburgen. Kinderschminken, Dosenwerfen, Torwandschießen, Tischkicker. Bei einem so reichhaltigen Angebot konnte man es auch tolerieren, dass die Bratwurst mit Brötchen 2,50 kostete und Longdrinks – alkoholische und nicht-alkoholische – für 5 € angeboten wurden. (An den Drinks mit Alkohol konnte man übrigens merken, dass wir hier nicht bei den Baptisten waren; obwohl ich mal irgendwo den Spruch "Non-denominational churches sind im Grunde nur Baptisten mit einer Nebelmaschine" gehört oder gelesen habe und den ziemlich brillant fand.) Mineralwasser, Apfelschorle und Kaffee gab's gratis. 

Und eine Kleiderboutique gibt's im Gemeindezentrum auch. Ist aber Second Hand, glaube ich. 

Übrigens noch eine Anmerkung zum Aspekt der überkonfessionellen Vernetzung: Nachdem wir vor einigen Monaten beim Adventsmarkt am selben Ort einige katholische Familien aus verschiedenen Gemeinden getroffen hatten, hatte ich das eigentlich auch diesmal erwartet, aber tatsächlich blieben solche Begegnungen aus. Was aber nicht unbedingt viel zu sagen hat, schließlich kannten wir die allermeisten Anwesenden überhaupt nicht, und denen stand ihre Konfessionszugehörigkeit ja nicht auf die Stirn geschrieben. Alles in allem würde ich schon davon ausgehen, dass eine Veranstaltung dieses Zuschnitts sehr geeignet ist, Kontakte über Konfessionsgrenzen hinaus zu knüpfen, und die große Zahl der Gäste, die sich da einfanden, lässt vermuten, dass das auch gelungen ist. 

Immer ganz wichtig: Flyer! 

Eine erfolgreiche Demo und ihr Nachspiel 

Im vorigen Wochenbriefing hatte ich ja schon kurz angesprochen, dass ich am vorletzten Freitag, dem 11. Juli, bei der von der Aktion Lebensrecht für Alle (ALfA) organisierten Demonstration "Die Menschenwürde muss für alle gelten" vor dem Reichstagsgebäude "immerhin kurz vorbeigeschaut habe", und natürlich will und muss ich dazu noch etwas schreiben. – Zunächst mal: Es ist schon ein besonderes Gefühl, auf eine Demo zu gehen und ungefähr eine halbe Stunde, nachdem man dort angekommen ist – also während die Demo noch läuft – die Mitteilung zu erhalten, dass das zentrale Ziel der Demo, in diesem Fall die Verhinderung der Wahl von Frauke Brosius-Gersdorf zur Verfassungsrichterin, erreicht wurde. Bei aller Euphorie über diesen Erfolg zweifelte ich indes nicht daran, dass die Sache noch ein Nachspiel haben würde; dennoch war ich ein wenig überrascht zu erfahren, dass ich laut SPD-Fraktionschef Miersch zu einem "rechten Mob" gehöre. Okay, derselbe Miersch hielt auch den Bischöfen, die sich in dieser Debatte positioniert haben, vor, sie verhielten sich "unchristlich". Haben Wörter Bedeutungen? Man mag manchmal daran zweifeln. 

Eigenwillige Deutungen und Bewertungen des Konflikts um die Verfassungsrichter-Wahl gab es aber auch sonst einige, sogar innerhalb kirchlicher Kreise. So erklärte z.B. das beliebte PUU-Sprachrohr Horse & Hound die (zumindest vorläufige) Verhinderung der Wahl von Frauke Brosius-Gersdorf zur Verfassungsrichterin in seiner Story auf Instagram (die, wie es dieses Format nun mal so mit sich bringt, nur 24 Stunden online war, aber ich habe Screenshots gemacht) zum Werk von "rechtskonservativen Kräften", die dort irgendwie assoziativ auch mit der Verleihung des Josef-Pieper-Preises an Bischof Robert Barron in Verbindung gebracht werden; für beides werden insbesondere die Bischöfe von Regensburg und Passau gescholten, aber auch "weitere übliche Verdächtige" aus "politischen und religiösen Kreisen", die "auf diesen Zug der polarisierenden Vereindeutigung" aufspringen. Und mittendrin liest man den funkelnden Satz: 

"Ein Problem in diesen Kreisen ist ja, dass die Beteiligten nur allzu gerne vereinfachen und verkürzen." 

Genau mein Humor. 

Nicht zu den angesprochenen "üblichen Verdächtigen" möchte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing (Limburg), gezählt werden. Tagelang wartete die katholische Öffentlichkeit auf eine Stellungnahme von ihm, und als sie dann kam, wünschte man sich, er hätte lieber weiter geschwiegen. Denn tatsächlich meldete er sich zu Wort, um Frau Brosius-Gersdorf gegen ihre Kritiker in Schutz zu nehmen – womit er diejenigen seiner Mitbrüder im Bischofsamt, die zuvor entschieden für die Menschenwürde der Ungeborenen Stellung bezogen hatten, nonchalant unter den Bus schubste und das Anliegen des Lebensschutzes gleich mit. Hat dieser Mann eigentlich überhaupt keine Angst vor der Hölle

Wenn wir allerdings darüber reden, wie der eigentliche Auslöser der ganzen Affäre – nämlich Frau Brosius-Gersdorfs hochproblematische Positionen zum Thema Menschenwürde – im Verlauf der Debatte zunehmend in den Hintergrund gedrängt wird, muss ich ehrlicherweise auch darüber reden, dass ich es – gelinde gesagt – etwas unglücklich fand, dass bei der Demo am Freitag auch gegen die zweite SPD-Kandidatin fürs Bundesverfassungsgericht, Ann-Kathrin Kaufhold, protestiert wurde, und zwar deshalb, weil diese in der Berliner Kommission zur Vergesellschaftung von Wohneigentum, in die sie mit den Stimmen von Grünen und Linken entsandt wurde, die Auffassung vertritt, eine Enteignung großer Wohnungsbestände nach Artikel 15 Grundgesetz sei grundsätzlich verfassungsrechtlich zulässig. Als jemand, der 2021 beim Berliner Volksbegehren "Deutsche Wohnen & Co. enteignen" nach, wie ich glaube sagen zu können, gewissenhafter Abwägung der Pro- und Contra-Argumente mit Ja gestimmt hat, fühlte ich mich da nun wirklich fehl am Platz und nahm den Themenwechsel daher als Signal, die Veranstaltung zu verlassen. – Aber es geht mir hier nicht nur um meine persönliche Einstellung zu diesem speziellen Thema; ich habe da viel grundsätzlichere Einwände. Ziemlich offensichtlich war die große Mehrzahl der Demonstranten in der Absicht angetreten, für die Menschenwürde der Ungeborenen zu demonstrieren. Daher finde ich es schlichtweg unredlich, diese Leute, wo sie schon mal da waren, gleich noch für ein ganz anderes Anliegen zu instrumentalisieren und sozusagen in Mithaftung zu nehmen. – Ich räume ein, dass man den Vorwurf der Unredlichkeit und der Instrumentalisierung möglicherweise relativieren muss: Man mag den Veranstaltern der Demonstration zubilligen, dass sie möglicherweise tatsächlich annehmen, wer gegen das Eine sei, müsse auch gegen das Andere sein. Aber diese Auffassung halte ich nicht nur für falsch, sondern sogar für ausgesprochen fatal. Das ist dieselbe "Zwangskopplung" (wie Max Goldt es einmal genannt hat), die auch dafür (mit-)verantwortlich ist, dass so viele Linke für Abtreibung sind, weil sie glauben, "als Linke" müssten sie das. 


Kein Mittwoch wie jeder andere – mal wieder 

Wieso "mal wieder"? Weil ich die Zwischenüberschrift "Kein Mittwoch wie jeder andere" schon einmal verwendet habe, vor 15 Wochen, Anfang April; da war das Tochterkind auf Schulfahrt und ich hatte am Abend eine Zoom-Konferenz. An diesem Mittwoch hingegen begann das Außergewöhnliche damit, dass unser Jüngster nicht in die KiTa wollte: Er wollte lieber "irgendwas mit Papa machen". Das fand ich natürlich irgendwie schmeichelhaft, und außerdem bin ich als langjähriger #kindergartenfrei-Veteran ja prinzipiell der Auffassung: Wenn das Kind nicht in die KiTa will, dann muss es auch nicht. Da gerade Mittwoch war, fragte ich den Knaben, ob er statt zur KiTa lieber mal wieder mit mir zur Messe in St. Marien Maternitas mit anschließendem Frühstück gehen wollte, und er bejahte das sehr eindringlich, also machten wir es so. Nur dass es dort gar keine Messe gab, sondern stattdessen eine Wortgottesfeier mit dem Diakon. Begeistert war ich davon natürlich nicht, sagte mir aber, Gott wird sich schon was dabei gedacht haben, mich ausgerechnet heute hierher geführt zu haben. Und sei es nur, dass es mir Stoff zum Bloggen geben würde. Ehrlich gesagt traute ich es dem Diakon ja durchaus zu, über die Causa Brosius-Gersdorf zu predigen (sprich: die "unchristliche Herzkampagne" gegen eine "angesehene Juristin" zu tadeln), oder vielleicht auch über den bevorstehenden Christopher Street Day. Andererseits, so ermahnte ich mich, soll man ja niemanden vorschnell abschreiben oder -stempeln; theoretisch war es ja möglich, dass der Diakon seit der letzten Predigt, die ich von ihm gehört hatte, eine Art Erweckungserlebnis gehabt hätte. – Darüber, ob dies tatsächlich der Fall gewesen ist, möchte ich kein definitives Urteil fällen, aber auffällig war es allemal, dass der Diakon schon in seinen Begrüßungsworten auf den Gedenktag Unserer Lieben Frau auf dem Berg Karmel einging. Seine Predigt begann mit etwas "elbenmäßig" (im Sinne der "Elbenblogs") anmutenden Betrachtungen über Berge als Orte der Gottesbegegnung und enthielt im weiteren Verlauf sogar Zitate aus dem "Aufstieg zum Berg Karmel" des Hl. Johannes vom Kreuz. Insgesamt war dies gemessen daran, was man von diesem Diakon gewohnt ist, eine bemerkenswert "fromme" Predigt, das Problem ist nur, dass ich ihm solche Töne nicht so richtig abkaufe. Aber das mag durchaus ein Problem meiner Voreingenommenheit sein. 

Als wir am Nachmittag die Große von der Schule abholen wollten, um von dort aus zusammen zum JAM zu fahren, beschloss eine ihrer Schulfreundinnen – nämlich diejenige, die seit November letzten Jahres schon öfter zum JAM mitgekommen war, nun aber schon länger nicht mehr –, sie wolle auch mal wieder mit. Da ihr Vater auch gerade an der Schule auftauchte, ließ sich das ohne großen Aufwand klären; interessant wurde es, als eine weitere Freundin, die das mitkriegte, auf die Idee kam, ebenfalls mitzuwollen. Kurzerhand rief sie ihre Mutter an, um ihre Erlaubnis einzuholen, und befragte gleichzeitig (!) mich, um was für eine Art von Veranstaltung es sich eigentlich handle. Zwischendurch gab sie das Telefon auch mir, damit ich direkt mit ihrer Mutter spreche, und nach ein bisschen hin und her erklärte diese sich einverstanden, ihre Tochter mit uns gehen zu lassen. Das war aber noch nicht das Ende der Geschichte. Kurz bevor wir in die S-Bahn stiegen, rief die Mutter des Mädchens noch einmal auf dem Handy ihrer Tochter an: Der Vater habe Einwände dagegen erhoben, dass das Mädchen "allein" mit uns zu dieser Veranstaltung ginge, deswegen wollte sie, also die Mutter, nun mitkommen. Okay, warum nicht. Wir verabredeten uns also mit ihr an einer Bushaltestelle in Tegel, wo wir umsteigen mussten, aber als sie dort ankam, hatte sie ihre Meinung erneut geändert und wollte ihre Tochter mit nach Hause nehmen, was, wie man sich vorstellen kann, nicht ohne Proteste seitens der Mädchen über die Bühne ging. – 

Fürs Ausmalen des Bildes gab es eine Belohnung in Form von Schokolade, fürs Auswendiglernen des Bibelverses auch. 

Seien wir ehrlich: Dass die Eltern dieses Mädchens von der Spontaneität dieser ganzen Aktion etwas überrumpelt und überfordert waren, ist ihnen nicht zu verübeln –  das wäre mir an ihrer Stelle sehr wahrscheinlich genauso ergangen. Gleichzeitig hatte und habe ich aber auch den Verdacht, dass die Bedenken des Vaters – der mir übrigens sehr sympathisch ist und der vor ein paar Monaten mal seine Tochter zu einer Kinderparty bei uns zu Hause begleitet und an unserem Küchentisch über Anarchismus diskutiert hat – auch damit zu tun hatte, dass es sich um ein kirchliches Kinderprogramm handelte. Dass er also fürchtete, seine Tochter könne religiös indoktriniert werden. Eine Folge dieser Überlegung war, dass ich beim JAM mal den Versuch unternahm, den Lobpreis-Block und die Kinderkatechese mit den Augen von Eltern zu betrachten, die eine religiöse Beeinflussung ihrer Kinder problematisch finden. Ergebnis: Daran, dass den Kindern da z.B. ein wertschätzender Umgang miteinander und mit sich selbst vermittelt wird, dass davon die Rede ist, Ängste zu überwinden und für seine Überzeugungen einzustehen, dürfte wohl kaum jemand etwas auszusetzen haben; aber klar, indem diese Botschaften sehr dezidiert mit dem Hinweis auf Gott und Jesus und die Bibel verbunden werden, ist es natürlich religiöse Beeinflussung. Was sollte man also Eltern sagen, die damit ein Problem haben? – Ich würde vielleicht darauf hinweisen, dass die Kinder ja andererseits in den Medien, im öffentlichen Raum, aber auch und gerade in der Schule Einflüssen ausgesetzt sind, die aus christlicher Sicht problematisch sind, und wir als christliche Eltern damit auch irgendwie zurechtkommen müssen. – Auf jeden Fall gibt dieser ganze Vorgang mal wieder Anlass, über den Charakter des JAM als "Fischteich" (wie man das im "frommdeutschen" Jargon nennt) zu reflektieren; dazu habe ich ohnehin einen separaten Artikel in Planung, aber den fertigzustellen, wird noch ein ganz schönes Stück Arbeit... 

Teil der Kinderkatechese war es diesmal, die im Raum versteckten Puzzleteile zu suchen und zu einem Bibelvers zusammenzusetzen. 

Neue Rubrik: Volkes Stimme bei REWE (oder: Vox populi, vox Rewe) 

Mir ist schon öfter aufgefallen, wie aufschlussreich es sein kann, wenn man sich mal anhört, was ganz normale Leute so reden, zum Beispiel an der Bushaltestelle oder eben beim Einkaufen im Supermarkt. Da kriegt man zuweilen Ansichten und Standpunkte zu hören, die im sogenannten öffentlichen Diskurs praktisch nicht vorkommen. Ein besonders ergiebiges Pflaster für solche Feldforschungen ist meiner Erfahrung nach die Snack-Ecke beim REWE. Da haben die Leute Zeit, da machen sie "mal Pause", da kommen sie mal runter und öffnen sich. Und ich habe mir schon manches Mal gedacht, aus dem, was man da so zu hören kriegt, könnte man eigentlich eine Artikelserie machen. Oder zumindest eine Rubrik innerhalb des Wochenbriefings. 

Also fange ich jetzt einfach mal damit an. – Neulich zum Beispiel, als ich beim REWE eine kleine Mittags-Snackpause machte, nahmen am Nebentisch zwei ältere Herren Platz – ich würde mal schätzen, sie waren so um die 70 –, und ich hatte irgendwie gleich den Eindruck, die seien ein Pärchen. Was ich von ihrem Gespräch mitbekam, verfestigte diesen Eindruck. Umso bemerkenswerter fand ich es, dass sie sich ausgesprochen kritisch über die LGBTQ-Bewegung äußerten. Einer von ihnen merkte an, die Cologne Pride-Parade sei neulich sogar das Top-Thema in der Tagesschau gewesen, und schloss daran die Frage an: "Was soll denn sowas?" Er verstehe überhaupt nicht, wofür da eigentlich demonstriert werde, fügte er hinzu. "Die haben doch schon dieselben Rechte wie alle anderen, was wollen die denn noch?" Irgendwie erinnerte mich das stark an den legendären Dialog zwischen Konsul Buddenbrook und Carl Smolt anlässlich der Revolution von 1848

"Nu red’ mal, Carl Smolt! […] Smolt, wat wull Ji nu eentlich! Nu seggen Sei dat mal!"
"Je, Herr Kunsel, ick seg man bloß: wi wull nu ’ne Republike, seg ick man bloß …"
"Öwer du Döskopp … Ji heww ja schon een!"
"Je, Herr Kunsel, denn wull wi noch een." 

Ebenfalls bei Rewe, wenn auch nicht in der Snack-Ecke, kam ich einige Tage später mit einem Mitarbeiter ins Gespräch, der gerade dabei war, in der Getränkeabteilung die Regale aufzufüllen, und sich darüber mokierte, dass in dieser Filiale viel mehr Getränke in einzelnen Flaschen verkauft würden als in Kästen. "Die Tegeler", meinte er, "das sind alles so heimliche Trinker, die denken sich: Öh, ich kauf mal lieber nicht so viel auf einmal, damit die Nachbarn nichts merken." In Wittenau, fügte er hinzu, würden viel mehr Getränkekästen verkauft. 


Geistlicher Impuls der Woche 

Im Gebet geht es nicht darum, Gott unsere Wünsche und Bedürfnisse mitzuteilen, da Er doch alle kennt. Darum heißt es im Psalm: "All mein Sehnen liegt offen vor dir" (Ps 38,10), und im Matthäusevangelium heißt es: "Euer Vater weiß, was ihr braucht, noch ehe ihr Ihn bittet (Mt 6,8). Der Wille Gottes lässt sich auch nicht durch menschliche Worte bewegen, etwas zu wollen, was Er vorher nicht wollte; denn es heißt im Buch Numeri: "Gott ist kein Mensch, der lügt, kein Menschenkind, das etwas bereut" (Num 23,19). "Er ist kein Mensch, sodass Er etwas bereuen müsste" (1 Sam 15,29). Doch ist das Gebet für den Menschen um seiner, des Menschen, willen notwendig, wenn er etwas von Gott erlangen will. Er muss nämlich bedenken, was ihm fehlt, und er muss seinen Geist zwingen, dringend und fromm um das bemüht zu sein, was er durch das Beten zu erhalten hofft. So wird er für den Empfang bereit. 

(Thomas von Aquin, Kompendium der Theologie) 


Ohrwurm der Woche 

Herbert Grönemeyer: Luxus (live @ MTV unplugged) 

Dass Herbert Grönemeyer zum zweiten Mal in der Geschichte dieser Rubrik – nach "Mensch" im "Creative Minority Report" Nr. 47 vom 19. Oktober 2024 – einen Ohrwurm der Woche landet, ist, so komisch es klingen mag, der Debatte um die vorerst gescheiterte Verfassungsrichter-Wahl zu verdanken; und in erster Linie einem Kommentar von Stefan Leifert in der ZDF-Nachrichtensendung "heute", der geradezu exemplarisch die Verschiebung des medialen Diskurses in dieser Angelegenheit – weg von den umstrittenen Positionen der Frauke Brosius-Gersdorf zur Menschenwürde, hin zu Fragen der Führungsstärke bzw. -schwäche der Regierung – illustrierte: "Die Deutschen hatten bei der Bundestagswahl gute Führung bestellt", hieß es da gleich im ersten Satz, und ich dachte unwillkürlich: Ich nicht. Das "öffentliche Scheitern der Richter-Wahl", so meinte ZDF-Leifert, sei "ein Desaster für alle, die einen funktionierenden demokratischen Betrieb wollen"; wozu ich anmerken möchte, dass man über Sinn oder Unsinn der Verwendung der Vokabel "demokratisch" in diesem Zusammenhang wohl geteilter Meinung sein kann. Und schließlich: "Gutes Regierungshandwerk, mehr wünschen sich die Deutschen doch nicht". – Also, ich schon. – Jedenfalls kamen mir bei diesem Kommentar unwillkürlich Grönemeyers Verse "Wir wollen keinen Einfluss, wir werden gern regiert" in den Sinn – und fertig war der Ohrwurm. 

Herbert Grönemeyers achtes Studioalbum "Luxus" und die gleichnamige Single erschienen Ende 1990, man kann dem Song also kaum verübeln, dass er im Original noch ziemlich 80er-mäßig klingt. In der hier verlinkten, 1994 eingespielten und '95 veröffentlichten unplugged-Version sind die Synthi-Pop-Anklänge einem ausgeprägten Latin-Jazz-Sound gewichen, durchaus vergleichbar mit Ray Barrettos Version von "Pastime Paradise", die Ende Februar Ohrwurm der Woche war


Vorschau / Ausblick 

Wie schon erwähnt, waren wir heute zu einer Gartenparty in Werder eingeladen, allerdings haben wir uns nach einigem Abwägen doch dagegen entschieden, da hinzufahren. Morgen ist der letzte Sonntag vor den Sommerferien, und da findet in St. Joseph Siemensstadt der letzte Kinderwortgottesdienst dieses Schuljahres statt – zum Evangelium von Maria und Marta (Lukas 10,38-42). Zu dieser Perikope gab's schon beim Familientag am vorigen Christkönigssonntag eine Kinderkatechese mit Rollenspiel, daher haben wir im Team beschlossen, dieses Konzept im Wesentlichen "wiederzuverwenden". Am Nachmittag wollen wir dann eventuell noch nach Falkensee fahren, wo im privaten Garten einer JAM-Mitarbeiterin ein Gottesdienst mit Taufe (im Swimmingpool) und Grillen stattfinden soll. 

Am Mittwoch ist der letzte Schultag vor den Sommerferien, da gibt es an der Schule des Tochterkindes ein Schuljahresabschlussfest, das allerdings ein wenig mit dem letzten JAM vor den Sommerferien kollidiert; da müssen wir noch sehen, wie wir das unter einen Hut kriegen. Und dann, am Donnerstag in aller Früh, geht's los in den Sommerurlaub. Nach Butjadingen natürlich. Diesmal kommen wir dort zu einer Zeit an, wenn auch vor Ort (und in Nordrhein-Westfalen, woher erfahrungsgemäß die meisten Butjadingen-Urlauber kommen) noch Schulferien sind, was sich nicht unerheblich auf das Veranstaltungsprogramm auswirkt; u.a. werden wir dadurch wohl endlich mal Gelegenheit haben, das Programm der Urlauberkirche persönlich in Augenschein zu nehmen. Derweil habe ich festgestellt, dass ich mich mit der Annahme, der scheidende Pfarrer von St. Willehad sei schon weg, wenn wir ankommen, um ca. eine halbe Woche verschätzt habe: Sein Umzug an den Niederrhein soll am Montag nach unserer Ankunft über die Bühne gehen, am Wochenende wird er aber – obwohl seine Verabschiedung ja schon warnoch am Altar stehen, und zwar sowohl bei der Vorabendmesse in Burhave als auch bei der Sonntagsmesse in Nordenham. Da gibt es also kein Entrinnen. Derweil ist der Diakon während des größten Teils unseres Aufenthaltes in Urlaub... 


Donnerstag, 17. Juli 2025

Blogoezese-Rundschau am Donnerstag – Vol. 2

Na, wie geht's denn der Blogoezese so? – Sagen wir so: Sensationelle neue Entwicklungen hat es seit voriger Woche nicht gegeben, aber immerhin war das Echo auf die Pilotfolge meiner "Blogoezese-Rundschau" ausreichend, um mich zu motivieren, damit weiterzumachen. – 

Der erste Leserkommentar, den ich mit dem besagten Artikel geernetet habe, macht auf einen Blog aufmerksam, den ich nicht erwähnt hatte, obwohl dort im Zeitraum vom 4.-10. Juli fast täglich ein bis zwei Artikel erschienen waren: Katholisch in Südrussland. Dieser Blog will "Freunden die Möglichkeit geben, Einblick ins Leben im Bistum Sankt Clemens in Saratow zu gewinnen", und wird von Clemens Pickel, dem aus Deutschland stammenden Bischof der Diözese, betrieben – einer Diözese, die, wie Tante Wikipedia weiß, flächenmäßig so groß ist "wie Deutschland, Frankreich, Spanien und Portugal zusammen". Die Einblicke, die dieser Blog gewährt, sind, soweit ich bisher gesehen habe, eher fragmentarischer Natur, aber interessant ist das irgendwie schon. 

Der zweite Leserkommentar kam von meinem kritischen Stammleser Egidius, der mir freundlicherweise einige Hintergrundinformationen über die Kommunität in der Naunynstraße in Berlin-Kreuzberg zukommen ließ, die hinter dem Blog naunyn steht. Dieser war dann auch der erste der von mir besprochenen Blogs, dessen Betreiber sich direkt per Leserkommentar bei mir meldeten, nämlich mit einer Einladung zu ihrem "offenen Samstagsfrühstück". Davon gilt es auf jeden Fall Gebrauch zu machen, auch wenn ich bezweifle, dass wir es am kommenden Samstag schaffen – und danach sind wir erst mal in Urlaub...

Im Übrigen gilt es noch ein paar Entdeckungen nachzutragen, die eigentlich noch in den Berichtszeitraum der ersten Folge gehört hätten. Zunächst übersehen hatte ich offenbar einen laut Datumsstempel schon am 9. Juli veröffentlichten Beitrag von Peregrinatio mit dem Titel "Jesus und die Eichhörnchen". Der Text beginnt mit Beobachtungen im Garten, leitet dann über zu einer Reflexion über das Jesuswort "Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist“ (Lukas 6,36), von da aus weiter zu einem Abschnitt, der mit dem Satz "Kürzlich war ich mit einer Gruppe von Aktivist:innen zusammen, die sich für Klimagerechtigkeit engagierten" beginnt, und bald darauf zu einem "Gedicht von Rumi, dem großen persischen Weisen. Das tut mir gut". Alles klar? Effektvoll abgerundet wird das Gesamtbild durch die Selbstbeschreibung des Verfassers: "Charismystiker, ökotholisch und kontemplaktiv – reicht das zur Einordnung?" Ja, reicht. – 

Unwillkürlich muss ich in diesem Zusammenhang an das #kbt15, das Katholische Bloggertreffen in Essen 2015, denken, wo wir eines Abends zusammensaßen und uns für die unterschiedlichen Fraktionen innerhalb der Blogoezese Akronyme wie ORK ("offensichtlich römisch-katholisch") und TROLL ("tendenziell richtig, obschon leicht liberal") ausdachten. Es gab da auch das Akronym ELB, aber ich kann mich nicht mehr erinnern, wofür das stand. Was schade ist, denn ich finde, Blogs wie 18 Worte, fasten seat belts, naunyn und eben auch Peregrinatio haben etwas sehr Elbenmäßiges an sich. Vielleicht nicht so sehr im Sinne des Herrn der Ringe als im Sinne der (übrigens sehr empfehlenswerten) Kinder- bzw. Jugendbuchreihe "Leo und Lucy" von Rebecca Elbs (!), in der es eine Bibliotheksmitarbeiterin mit wallendem Haar und wallenden Kleidern gibt, die ständig leicht esoterisch angehauchte Lebensweisheiten von sich gibt und die die Kinder insgeheim die "Elbenfrau" nennen. Auf den Elbenblogs riecht's immer irgendwie nach Räucherstäbchen und klingt nach Klangschalen, aber ich müsste lügen, wollte ich bestreiten, dass ein Teil von mir das durchaus ansprechend findet. Das hat man wohl schon vorige Woche bei der Besprechung einiger der in diese Kategorie fallenden Blogs gemerkt, und somit gedenke ich auch Peregrinatio wohlwollend im Auge zu behalten. 

Bleiben wir noch ein bisschen bei den Elbenblogs: Auf 18 Worte fand ich die – ebenfalls erst mit Verspätung zur Kenntnis genommenen – Beiträge "Mittwochsmomente" und "Donnerstagsdinge" besonders hübsch. Und auf fasten seat belts wurde mit "Fürbitten 11.7. Fliehe niemals vor dir selbst" schon am Donnerstagabend in das Fest des Hl. Benedikt 'reingefeiert, in Form einiger Impulse aus der Benediktsregel. 

Auch auf Mein Web erschien schon am Donnerstagabend ein Beitrag zum "Hl. Benedikt von Nursia, Schutzpatron Europas", verbunden mit einem lesens- und bedenkenswerten Predigt-Impuls zum Tagesevangelium vom Freitag, Matthäus 19,27-29

Schließlich wäre noch ein Blog zu erwähnen, dessen Titel ich zunächst als "Chaos in der Kirche" las und dachte: klingt interessant. Hieß aber tatsächlich nur Claus in der Kirche. Der aktuelle Beitrag "Wie Diktatoren stürzen" besteht im Wesentlichen nur aus einem Link zu einem Interview mit einem Politologen auf t-online. Eher nicht so interessant, aber ich bin gewillt, dem Claus noch eine zweite Chance zu geben. Nun aber mal zur neuen Woche! 


Freitag, 11. Juli (Hl. Benedikt

Hatte ich mir nicht eigentlich vorgenommen, um God.Fish künftig einen Bogen zu machen? Tja, hätte ich mich mal dran gehalten. Aber als da am Tag der Demo "Die Menschenwürde muss für alle gelten" ein Artikel unter der Überschrift "Menschenwürde-Update: Spoiler-Alarm, es sieht nicht rosig aus" erschien, dachte ich doch: Da muss ich wohl mal gucken. Tja, April April, in dem Artikel geht es überhaupt nicht um die Verfassungsrichter-Wahl und auch sonst nicht um Fragen des Lebensschutzes. Stattdessen ist im schon bekannten infantil-pathetischen Sprachduktus von "Krieg als Dauer-Event", von der "Rückkehr der Alleinherrscher" und natürlich von der "Klimakrise" die Rede, die "der größte Würde-Killer unserer Zeit" sei. Keine weiteren Fragen, Euer Ehren. 

Top-Thema des Tages war die Verfassungsrichter-Wahl bzw. deren Nichtzustandekommen hingegen beim Christlichen Forum, das im Laufe des Tages nicht weniger als vier Beiträge dazu brachte; auch Katholisch? Logisch! ("Ein verhindertes und ein bestehendes Unglück") und TheoBlog ("Hinter Brosius-Gersdorf lauert Peter Singer") meldeten sich zu diesem Thema erneut zu Wort. 

Davon abgesehen war nicht sonderlich viel los in der christlichen Bloggerwelt. Nicht allzu beeindruckt bin ich von Rotsinn, dem "ideengeschichtliche[n] Blog eines Laiendominikaners": Es scheint, dass der Verfasser sich und seinen Blog gern in eine intellektuelle Aura hüllen möchte, aber ich kann bis auf Weiteres nicht feststellen, dass dieser Anspruch inhaltlich gedeckt wäre. Na ja, vielleicht trotzdem mal dranbleiben und sich überraschen lassen. 


Samstag, 12. Juli 

Gehört der Blog Die Christenheit in die oben geschilderte Kategorie der "Elbenblogs"? Mein bisheriger Eindruck ist: teils–teils. Der Beitrag "Dankbarkeit als Lebenselixier" passt da auf jeden Fall rein. Übrigens habe ich auf den ersten Blick statt "Dankbarkeit" "Doktorarbeit" gelesen, möchte aber darum bitten, daraus keine weiterreichenden Schlüsse zu ziehen. – Um 18 Uhr erschien mein Wochenbriefing, vier Stunden später brachte naunyn dann auch eine Art Wochenbriefing: Unter der Überschrift "Regnerischer Juli-Samstag" geht's da zunächst um Eindrücke vom "offenen Samstagsfrühstück" in der Naunyn-WG (siehe oben), im weiteren Verlauf aber auch darum, was "sonst in der vergangenen Woche" los war. Interessant und sympathisch. 


Sonntag, 13. Juli (15. Sonntag im Jahreskreis) 

Die Nicht-Empfehlung des Tages geht an den Blog altmod; da hatte ich durchaus auch schon vorige Woche mal 'reingeschaut und den Eindruck gewonnen, beim Blogbetreiber handle es sich um einen etwas schrulligen alten Zausel, der ein bisschen mit seiner Schrulligkeit und Zauseligkeit kokettiert. Kann man ja machen, aber bei dem "Berlin-Neuschmuddel" betitelten Beitrag von diesem Sonntag hört bei mit der Spaß auf. Da liefert der Verfasser erst mal eine Zusammenfassung davon, worum es in der Kinderbuchreihe "Die Olchis" geht, und sinniert dann: "Warum musste ich da jetzt an Berlin mit seinen Müllhalden an den Verkehrswegen und den Wohnvierteln und der großen Anzahl seiner Bewohner denken?" – Ja, warum? Der nächste Absatz verrät's: 

"Mitten im Herzen der Hauptstadt, zwischen Dönerladen, Barbershops, Spätis und illegalen Shisha-Bars, liegen Berlins wohl Gefragteste Wohnorte: die Müllkippen von Neuschmuddel. Hier lebt die charmanteste Drei-Generationen-WG, die Berlin je gesehen hat – die Berlin-Olchis! Diese Sippen oder Clans haben sich dort über die Jahre entwickelt und eingenistet. Rechtsradikale würden behaupten, sie seien aus dem 'Orient' oder Afrika eingewandert." 

Im weiteren Verlauf wird's noch schlimmer, aber das zitiere ich hier lieber nicht. – Der Blogbetreiber selbst ist übrigens in Wächtersbach, einem Städtchen zwischen Frankfurt am Main und Fulda, beheimatet. Ich vermute mal, da gibt's keine illegalen Shisha-Bars und auch erheblich weniger Barbershops. Soll er da doch glücklich werden...


Montag, 14. Juli (Hl. Kamillus von Lellis) 

Auf y-nachten.de erscheint ein Beitrag mit dem Titel "Rechtspopulismus und Offenbarung: Problemanzeigen und Perspektiven"; darin gewährt der Verfasser "einen Einblick in seine Bachelorarbeit", und auch wenn der Bachelor ja nun eher das akademische Pendant zum Seepferdchen ist, wirft das, was man da zu lesen bekommt, ein eher beunruhigendes Licht auf den Zustand der akademischen Theologie – ja vielleicht sogar der akademischen Bildung überhaupt – in diesem Land. "Es ist offensichtlich, dass sich rechtspopulistische Akteur:innen nicht nur in Deutschland, sondern in vielen liberalen Demokratien mit ihrer Weltsicht in sämtliche Diskurse einbringen", heißt es einleitend. "Mit einem um sich greifenden Antimodernismus stellt man sich gegen Feminismen, versucht das 'Gender-Gaga' zu bekämpfen und möchte – so scheint es – wieder in einen vormodernen Zustand zurückkehren. Doch der Rechtspopulismus ist längst kein rein politisches Thema mehr. Ursula Nothelle-Wildfeuer und Magnus Striet haben gezeigt, dass auch in der Kirche rechtspopulistische Denkstrukturen vorhanden sind." Soweit, so platt; was aber möchte der Verfasser nun Neues und Eigenständiges in diesen Diskurs einbringen? Man halte sich fest: Seine Bachelorarbeit widmet sich der Frage, "ob nicht auch im Offenbarungsbegriff der Kirche wie er in Dei verbum formuliert wurde rechtspopulistische Narrative vorhanden sind". 

Moment mal: Dei Verbum, die Dogmatische Konstitution des II. Vatikanischen Konzils über die göttliche Offenbarung? Die soll "rechtspopulistisch" sein? – Ja, allerdings. Die Argumentation setzt an bei einem, sagen wir mal, originellen Blickwinkel auf die vieldiskutierte Frage "Hermeneutik des Bruches oder Hermeneutik der Kontinuität?": Dei Verbum stelle tatsächlich einen Bruch mit der Lehrtradition der Kirche dar, leugne dies aber und versuche den Anschein von Kontinuität zu erwecken; und daraus resultiere ein Offenbarungsverständnis, das anschlussfähig für rechtspopulistische Narrative sei. Das ist ja schon mal recht abenteuerlich konstruiert, aber der Rest des Beitrags ist nur noch hanebüchen und doof. Am Ende steht die Forderung nach einem "neuen Offenbarungsbegriff", der darauf hinausläuft, dass es keine Offenbarung gibt, sondern nur Meinungen

Wie gesagt: Es ist "nur" eine Bachelorarbeit. Aber es ist eben auch bezeichnend für ein kurzschlüssiges und von Ressentiments geprägtes Denken (oder besser Nicht-Denken), wie es in jüngerer Zeit, so mein Eindruck, gerade unter Menschen mit einem vergleichsweise hohen Grad formaler Bildung grassiert, und das macht mir Sorgen. Vielleicht gibt's ja theologisch und theologiegeschichtlich beschlagene Leser, die Lust haben, in allgemeinverständlicher Form die Fehlschlüsse und irrigen Voraussetzungen aufzuzeigen, auf denen dieser Beitrag beruht. (Auch das wäre ja ein schätzenswerter Vorteil einer Wiederbelebung der Blogoezese: Dass man nicht jede Debatte selber führen muss.) 

Eingemischt nennt sich ein von der Ordensgemeinschaft der Pallottiner verantworteter Blog "engagierte[r] Christinnen und Christen, die mit beiden Beinen fest am Boden und im Leben stehen, zu aktuellen Themen, Fragen und Problemen". Nicht unbedingt im handelsüblichen Sinne "aktuell" wirkt der jüngste Beitrag mit dem Titel "Die Vision des Franz von Assisi". Zunächst geht es da um Leben und Werk des in der Überschrift genannten Heiligen, wenn auch mit einer etwas klischeehaften kirchenpolitischen Schlagseite: "Franziskus baut eine dem Reichtum, Macht- und Karrieredenken verfallene Kirche im Geist des Evangeliums wieder auf. Als arme Kirche an der Seite der Armen", heißt es im einleitenden Absatz, und etwas weiter unten: 

"Er widersprach dem Macht- und Karrierestreben in der Kirche, in der sich studierte Kleriker wie Patriarchen aufführen konnten. Dagegen träumte er von einer geschwisterlichen Kirche des Volkes. Er widersetzte sich dem Reichtum in der Kirche. [...] Franziskus träumt von einer armen Kirche. Ihm macht die patriarchale Kirche zu schaffen und ihre monarchische Struktur, in der der Papst wie ein Feudalherr als absoluter Monarch herrscht." 

Unter der Zwischenüberschrift "Kirchenträume heute" geht es dann um Papst Franziskus, der "die Kirche im Geiste des Franz von Assisi erneuern" wollte. Dieser Abschnitt des Artikels liest sich so, als wäre er 2013 geschrieben worden, kurz nach dem Erscheinen des Apostolischen Schreibens "Evangelii gaudium" etwa; er spricht ausschließlich von den Hoffnungen, die der Beginn von Franziskus' Pontifikat weckte, und verliert kein Wort darüber, was zwölf Jahre später von diesen Hoffnungen noch übrig war, kein Wort über die Krisen, Konflikte und Enttäuschungen dieses Pontifikats. Gänzlich unvermittelt heißt es dann: "In den 1970iger Jahren träumte der Liedermachen Piet Janssens von einer Welt der Verheißung Gottes, nicht der Marktschreier und Propagandisten." Äh ja. Keine weiteren Fragen, Euer Ehren. 

Weiterhin ein großes Thema ist die geplatzte Verfassungsrichter-Wahl bzw. die Personalie Brosius-Gersdorf; das Christliche Forum bringt dazu allein an diesem Montag zwei Artikel, während TheoBlog "Das Schweigen der Kirche" in dieser Angelegenheit beklagt – und damit die evangelische meint, denn die katholische hat sich ja in Gestalt einiger ihrer Bischöfe "immerhin vereinzelt geäußert". 

Zu später Stunde erschien auf Ehe, Familie und Scheidung – Familie bleiben ein Beitrag unter der Überschrift "Bayernlied", der so skurril ist, dass ich ihnen meinen Lesern nicht vorenthalten möchte. Hatte ich weiter oben den altmod-Blogger als "etwas schrulligen alten Zausel" eingeschätzt, gilt das für den Betreiber von Ehe, Familie und Scheidung noch in verschärftem Maße. "Manchmal am späten Abend ist noch das Bayernlied zu hören, irgendwo im Radio", beginnt der Beitrag. "Wieso wird heute nur so vieles diskreditierend mit Rechts betitelt?" Diese Bemerkung bildet den Auftakt zu einer Assoziationskette, die von Hitlers Kniebundhosen über mangelnde Deutschkenntnisse von Grundschulkindern und die Lage der Christen in der Türkei bis hin zu den kulinarischen Vorlieben des Verfassers führt. In der Schule wurde einem diese literarische Technik als "Bewusstseinsstrom" nahe gebracht, nur das Bewusstsein kann ich hier nicht so recht entdecken. Ha, ich hab's: Stream of Unconsciousness, das ist ab sofort meine Kategorie für Blogs wie diesen und altmod. Damit der geschätzte Leser weiß, wovon ich rede, hier ein paar besonders "schöne" Auszüge aus dem "Bayernlied"-Artikel: 

"Ist das noch gestattet, von Blödianen zu sagen? Gewiss gibt es die auch beim Fussfolk [sic], zumal einige mit Graffiti immer wieder zuschlagen. Sie haben nichts sonst zu tun, als Verkehrschilder zu verkleistern, was doch straßenverkehrsgefährdend ist. Für mich sind diese unbekannten Naturen nur kranke Kriminelle. Natürlich fehlt der Antifa-Aufkleber auch nicht. Feige sind sie eh, weil sie nicht Gesicht zeigen können. Zuständig ist die Polizei, die das als Vandalismus bezeichnet. Die Bahn hat 2023 von 12 Mio Euro Schaden berichtet." 

Und: 

"Aus Protest esse ich nichts halal, denn vor kurzem war es auf einem Wurstpacket zu lesen und habe es zurück gelegt, denn ich bin nicht Muselman, was noch ein Lied war, das früher in der Schule erklang. Warum, kann ich nicht sagen, nur nehme ich mir dieses Recht raus!" 

Noch später, laut Datumsstempel aber immer noch am Montag, erschien auf 18 Worte ein etwas längerer Artikel, als es auf diesem Blog sonst üblich zu sein scheint: "Lebenslinien im Straßenbahnnetz". Gefällt mir. 


Dienstag, 15. Juli (Hl. Bonaventura

Auf Tu Domine gibt's einen Beitrag über den Hl. Kaiser Heinrich II., was darauf schließen lässt, dass der Blogbetreiber den liturgischen Kalender der außerordentlichen Form des römischen Ritus verwendet; da ist der 15. Juli ein Gedenktag III. Klasse für den heiligen Kaiser Heinrich, während sein Gedenktag im nachkonziliaren liturgischen Kalender der 13. Juli, sein Todestag, ist. Wie dem auch sei: Der Blogartikel nimmt vor allem die Kirchenpolitik des letzten Kaisers aus dem Hause der Ottonen sowie seine persönliche Frömmigkeit in den Blick und kommt zu dem Fazit: "Heinrich II. war der gute Kaiser schlechthin!" Ich könnte mir vorstellen, dass man das auch differenzierter sehen könnte


Mittwoch, 16. Juli (Unsere Liebe Frau auf dem Berg Karmel) 

Am Nachmittag erschien auf TheoBlog ein Artikel mit der, wie ich fand, vielversprechenden Überschrift "Familie ist. wichtiger als Bildung und Wohlstand"; vorgestellt hätte ich mir darunter ein Plädoyer für mehr Wertschätzung familiengebundener Kindererziehung im Vergleich zu KiTa, Ganztagsschule und Hort, aber tatsächlich verwies der Blogbeitrag lediglich auf einen Artikel der Neuen Zürcher Zeitung über den Psychologen Rob Henderson und seine Thesen zu sozialer Mobilität in Amerika, und soweit der bei TheoBlog abgedruckte Auszug überhaupt erkennen lässt, worauf dieser Mr. Henderson hinaus will, ist das jedenfalls nicht so ganz das, was ich mir von einem so betitelten Beitrag erwartet oder erhofft hätte. 

Interessanter fand ich, dass das Christliche Forum eine Pressemitteilung des Vereins der katholischen deutschen Lehrerinnen (VkdL) zur Verleihung des Josef-Pieper-Preises an Bischof Robert Barron teilte. Die Wahl des Preisträgers wird da entschieden begrüßt: 

"Als intellektuell profilierter Theologe, versierter Prediger und Initiator zahlreicher missionarischer Projekte verkörpert Bischof Barron wie kaum ein anderer den Geist Josef Piepers: die Verbindung von Glauben, Vernunft und kulturellem Engagement." 

Die Preisverleihung an Bischof Barron sei daher "keine Provokation, sondern eine Würdigung seines geistlichen und intellektuellen Beitrags zur gegenwärtigen Kirche". Entschieden widersprochen wird damit der "öffentliche[n] Kritik u. a. des Diözesankomitees in Münster, der kfd (Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands) sowie einiger Münsteraner Professoren" an der Preisverleihung; "insbesondere die geplante Mahnwache wahr, zu welcher der BDKJ (Bund der Deutschen Katholischen Jugend) aufgerufen hat", wird scharf kritisiert: Darin äußere sich "nicht nur eine Geringschätzung des Preisträgers, sondern auch eine besorgniserregende Tendenz zur Einschränkung der Meinungsfreiheit innerhalb der Kirche". 

Auf Mein Web erschien bereits am Mittwochabend ein Predigt-Impuls zum Evangelium des kommenden Sonntags (Lukas 10,38-42, Jesus bei Maria und Marta); da ich zu dieser Perikope einen Kinderwortgottesdienst vorzubereiten habe, weiß ich das sehr zu schätzen. 


Donnerstag, 17. Juli 

Wieder mal nicht viel los, jedenfalls nicht vor 17 Uhr. Nachträge gegebenenfalls in der nächsten Ausgabe... 


Mittwoch, 16. Juli 2025

Kirchenasyl für Anne Kaffeekanne?

Kann man das Kinderlied "Anne Kaffeekanne" von Fredrik Vahle, erstmals veröffentlicht 1984 auf dem linksgerichteten Plattenlabel "pläne", guten Gewissens in kirchlichen Kindergruppen spielen und singen? – Vielleicht sollte die Frage eher lauten: Wo sonst könnte man es heute noch spielen? Wie so viele Produkte der von der 68er-Generation geschaffenen antiautoritären Kinder- und Jugendkultur ist dieses Lied, unter dem Aspekt der political correctness betrachtet, ausgesprochen schlecht gealtert. Der emanzipatorische Grundton des Liedtexts ist zwar noch deutlich erkennbar: Überall, wo Anne in ihrer freien Entfaltung gehemmt wird oder wo man sie in eine Rolle drängen will, die ihr nicht passt, da fliegt sie, oh pardon, auf dem Besenstiel davon. Aber schon in der zweiten Strophe gehen die Probleme los, denn da kommt Anne "an den Nordpol, und was war denn da? Da riefen alle Eskimos..." – und das geht ja nun gar nicht, denn "Eskimo" ist eine diskriminierende, ja rassistische Bezeichnung; deswegen musste auch schon der Text des Grundschul-Klassikers "Alle Kinder lernen lesen" geändert werden. Was erst recht nicht geht, ist, dass den indigenen Arktisbewohnern rückständige Anschauungen in Sachen Frauenemanzipation unterstellt werden. Bei einem Schwarzwälder Oberförster "mit strohblondem Haar" mag das schon eher angehen, aber dass dieser in der vorletzten Strophe Anne auffordert, ihm "die Pantoffeln für die Tagesschau" zu bringen, birgt ein anderes Problem: Sich über Leute lustig zu machen, die ihre Sicht der Welt aus der "Tagesschau" beziehen, mag früher einmal "links" gewesen sein, heute jedoch ist es "rechts"

Übrigens ist Kinderliedermacher Fredrik Vahle in dieser Hinsicht durchaus Kummer gewohnt: So wurde an seinem "Katzentatzentanz" beanstandet, dass die Katze im Liedtext "andere Tiere aufgrund körperlicher Merkmale ausgrenze" und nicht mit ihnen, sondern nur mit dem Kater tanzen wolle. In einem ähnlichen Sinne dürfte es an "Anne Kaffeekanne" als besonders anstößig wahrgenommen werden, dass Annes Ritt auf dem Besenstiel letztlich doch im heterosexuellen Glück zu zweit endet: an der Seite von Hansi Heinemann aus Wanne-Eickel, "der einsam war". Selbst BDKJ-Funktionären wäre es heutzutage wohl lieber, wenn Anne in der vierten Strophe mit Heidi durchgebrannt wäre. Aber die war schon einmal weg von zu Hause und hat dort keine so schönen Erfahrungen gemacht, also möchte sie fortan lieber in den Bergen beim Alm-Öhi bleiben.

Wie reaktionär


Samstag, 12. Juli 2025

Die 3 K der Woche (33): Kinder, Kirche, Kuchenbüffet

Es ist mal wieder Wochenbriefing-Zeit, Freunde; und ich muss mich gleich vorweg bei denjenigen Lesern entschuldigen, die sowieso schon finden, meine Artikel seien "immer so lang", denn dieser hier ist noch ein bisschen länger. Ließ sich nicht vermeiden, es sei denn, ich hätte aus der Schilderung des Pfarrfests in St. Stephanus Haselhorst einen eigenständigen Artikel gemacht – aber ich finde schon, dass das ein Thema ist, das ins Wochenbriefing gehört. Und die weiteren Themen greifen, wie ich finde, so gut ineinander, dass es auch da schade gewesen wäre, eins wegzulassen, "auszulagern" oder zu verschieben. Kein Platz war dadurch mehr für die Demo am Reichstagsgebäude gestern Vormittag, bei der ich immerhin kurz vorbeigeschaut habe; darauf werde ich also an anderer Stelle zurückkommen müssen. Jetzt aber genug der Vorrede! 

Los geht's mit dem Top-Thema dieses Wochenbriefings.

Pfarrfest in St. Stephanus 

Die Großpfarrei Heilige Familie Spandau-Havelland ist, wie schon hier und da erwähnt, zum Jahreswechsel 2022/23 aus der Fusion von drei bis dahin selbständigen Pfarreien entstanden, nämlich St. Konrad Falkensee, Maria, Hilfe der Christen Spandau und St. Joseph Siemensstadt. Ohne irgendwem zu nahe zu treten, kann man wohl sagen, dass diese drei Gemeindeteile sich hinsichtlich ihrer Sozialstruktur, aber auch und gerade ihrer geistlichen Prägung stark voneinander unterscheiden; da ist es ein schwieriges Unterfangen, ein die ganze Großpfarrei umfassendes "Wir-Gefühl" zu schaffen, aber ein nachvollziehbares Anliegen ist es schon auch. Ein gemeinsames Pfarrfest für alle Gemeindeteile ist da zweifellos ein naheliegender Ansatz, und soweit ich gehört und verstanden habe, sollen die einzelnen Teilgemeinden dabei im jährlichen Wechsel die Gastgeber-Rolle übernehmen. In diesem Jahr war jedenfalls die ehemalige Pfarrei St. Joseph Siemensstadt an der Reihe, die ihre Gemeindefeste von jeher in ihrer Filiale St. Stephanus in Haselhorst feiert – weil es da so einen schön großen Garten gibt. Da die Kirche selbst hingegen eher klein ist – anlässlich des Krippenspiels am vergangenen Heiligabend habe ich mal überschlagen, dass man da wohl bis zu 200 Leute reinkriegen könnte, aber dann wäre sie auch wirklich knackevoll –, wird bei solchen Gelegenheiten auch der Gottesdienst im Garten gefeiert, unter einem großen Zeltdach. So war es auch diesmal. 

Die Messe wurde erwartungsgemäß vom leitenden Pfarrer zelebriert, der für den gastgebenden Gemeindeteil zuständige Pfarrvikar konzelebrierte und predigte; weitere Geistliche der Pfarrei waren nicht zugegen, dafür aber der Superintendent der Evangelischen Kirche Spandau, der in Talar und Beffchen am Einzug teilnahm und auch die 1. Lesung vortrug. Der Pfarrvikar betonte gleich zu Beginn der Predigt, der Anlass der Veranstaltung sei "nicht nur Pfarreifest sozusagen für uns selber"; vielmehr habe man "viele Einladungskarten verschickt an die Neuzugezogenen, an diejenigen, die mal hineinschnuppern wollen: Was ist katholische Kirche?". Gleich darauf kam er auf das Evangelium vom Tag – Lukas 10, 1-12.17-20, die Aussendung der 72 Jünger – zu sprechen und hob es als besondere Fügung Gottes hervor, dass die Leseordung gerade am Tag des Pfarrfests genau diese Perikope vorsehe. Es gehe darum, "dass der liebe Gott uns erinnert, dass wir eine Sendung haben, dass wir hinausgeschickt sind. Kirche ist nicht für sich selber da, sondern Kirche ist für die Menschheit da: für die Personen, die hier vor Ort wohnen, Zeichen der Hoffnung, Zeichen der Liebe, Zeichen der Barmherzigkeit." Das Evangelium vom Tag gebe Antwort auf die Frage "Was braucht die Kirche und was braucht sie nicht?": Sie brauche "den Heiligen Geist, um hinauzugehen; eine Erfahrung der Barmherzigkeit Christi, die die Zwölf Apostel gemacht haben, die Er gesandt hat, die 72 Jünger – eine Erfahrung, dass Chistus ihr Leben verwandelt hat und neu gemacht hat. Das heißt, Er braucht eine Kirche, die nicht installiert ist. Das gilt auch für die Pfarrei." Ein heikler Punkt, zweifellos; es wurde aber noch heikler: 

"Was braucht die Kirche nicht? Der Herr ist da ziemlich klar. Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe. Das bedeutet: keine Weltlichkeit. Mit dem Geld ist immer die Macht verbunden. In einer säkularen Gesellschaft hat die Kirche wenig Macht und wird immer weniger Macht haben. Wir haben eine Macht der Liebe, aber das Geld ist sehr vorläufig, gehört zu den zeitlichen Dingen. – Keine Vorratstasche: Vorratstasche bedeutet, zu berechnen. Man kann Konzepte entwerfen ohne Ende, aber die Demut Christi lehrt uns, Seinen Spuren zu folgen, nicht unserem Konzept." 

Und dann noch: 

"Was bringt die Kirche? 'Heilt die Kranken' – es gibt viele Menschen, die Wunden haben in ihrer Lebensgeschichte, und für diese Wunden gibt es nicht nur ein Pflaster, ein Trostpflaster. Die Kirche ist nicht eine Parallelwelt zum normalen Leben, wo ich einfach ein Pflaster am Sonntag draufklebe und denke: Na ja, wird schon reichen. Nein, die Kirche ist eine Mutter, die uns auf dem Schoß trägt" – hier verwies er auf die 1. Lesung, Jesaja 66,10-14c, und im Speziellen auf Vers 12: "Auf der Hüfte werdet ihr getragen, auf Knien geschaukelt" –, "und diese Liebe heilt die Wunden der Vergangenheit und macht aus uns neue Menschen." 

Ein paar Details der Predigt möchte ich noch besonders hervorheben; so betonte der Pfarrvikar die zentrale Bedeutung des Gebets für das Leben der Kirche: "Ohne Gebet ist eine Kirche ohne Atem. Vielleicht atemlos im Funktionieren, aber sie hat nicht den Atem des Heiligen Geistes." Und dann gab es noch diese schöne Passage: "Der Pfarrer von Ars hat gesagt, die Priester sind das Herz Jesu, das heißt, sie drücken die Liebe aus – aber manchmal auch mit Dornenkrone und durchbohrt. Ja, das gehört zur Evangelisierung dazu. Sonst wird die Liebe Christi nicht sichtbar." 

Nach rund zwei Dritteln der Predigt kündigte der Priester ein "Showelement" an, "damit wieder alle aufwachen". Tatsächlich ging es dabei – mit Blick auf die wie gesagt gezielt eingeladenen bisher noch eher kirchen- oder zumindest gemeindefernen Personen im Publikum – darum, die verschiedenen katechetischen und pastoralen Angebote der Gemeinde vorzustellen, und diese wurden durch Motiv-Folienballons visualisuert, die eine Mitarbeiterin dem Pfarrvikar nacheinander anreichte. 

Ein in der Pfarrseelsorge tätiger Priester ist eine Person des öffentlichen Lebens und darf als solche meines Wissens ohne Einwilligung fotografiert werden, bei den anderen Personen im Bild bin ich mir da nicht so sicher, daher die leichte Verfremdung.

Zum Thema Taufe merkte der Pfarrvikar an: "Sie kennen sicher jemanden, der nicht getauft ist und der schon lange dir Sehnsucht hatte, Christus kennenzulernen. Das letzte Mal hat's geklappt, zwei kamen danach für die Taufe. Einer ist da, der Herr dort hinten." Unter den Angeboten für Kinder hob er besonders den Ministrantendienst hervor: "Liebe Kinder, da vorne zu sitzen hilft euch für euer ganzes Leben. Ihr lernt euch zu beziehen, ihr lernt mutig zu sein und so weiter. Das ist 'ne fröhliche Sache, Kirche ist keine traurige Veranstaltung." Und zum Thema Ehevorbereitung sagte er: "Das ist eine sehr schöne Erfahrung, ich glaube, ich habe hier schon 90 Paare vorbereitet." 

Zusammenfassend erklärte er zu den katechetischen Programmen, die in der Gemeinde laufen: "Das ist das, was Gott in den letzten Jahren inspiriert hat. Das heißt, zu schauen: Was brauchen die Menschen. Das ist Evangelisierung: den Menschen die Liebe Christi anzubieten." 

Ich möchte hinzufügen: Es ist kaum zu verkennen, dass dieser Ansatz Früchte trägt. Aus der gesamten Pfarrei werden am kommenden Sonntag 90 Jugendliche gefirmt, eine stolze Zahl. Und insbesondere möchte ich an das Gespräch erinnern, das ich am Rande der Fronleichnamsfeier mit dem Gemeindereferenten geführt habe, über die jungen Leute, die scheinbar aus dem Nichts in der Kirche auftauchen und für die ein besonderer Flyer gestaltet werden soll. Man muss sich das mal klar machen: Anderswo fragt man sich "Wie kriegen wir es hin, dass junge Leute in die Kirche kommen?", und hier stellen die Mitarbeiter fest "Da kommen plötzlich junge Leute in unsere Kirche, für die müssen wir was machen". Das sind doch ausgesprochen ermutigende Entwicklungen! Ziemlich bewegend fand ich es vor diesem Hintergrund, zu sehen, wie ein junger Mann mit Bart, tätowiertem Hals und Skater-Klamotten sich in die Kommunionschlange einreihte und sich – man mag spekulieren: weil er (noch) nicht katholisch ist oder zumindest noch keine Erstkommunion hatte – vom Pfarrvikar segnen ließ. 

In den Vermeldungen gegen Ende der Messe wurde angesagt, dass es im Anschluss erst mal Essen gebe und das sonstige Festprogramm erst später beginnen solle; das war mir durchaus recht, obwohl ich im Grunde immer noch satt vom chinesischen Buffet am Vortag war (da hatte meine Liebste ihren Geburtstag nachgefeiert, im Restaurant All Seasons). Hervorheben möchte ich, dass es alle Speisen und Getränke (Grillwurst, Salate und Kuchen; Mineralwasser, Apfelschorle, Bier und Radler) gegen freiwillige Spende gab und die Spenden nicht direkt bei der Essensausgabe einkassiert wurden; so lobe ich mir das. Als dann etwas später eine Ansage zum weiteren Festprogramm gemacht wurde, wurde dabei auch die von mir vorbereitete Bibelrallye erwähnt; hingegen gab es keine Angaben zur zeitlichen Abfolge der einzelnen Programmpunkte, und eh' ich's mich versah, standen zwei Mädchen im Grundschulalter vor mir, die bei der Bibelrallye mitmachen wollten. So sehr mich ihr Interesse freute, sagte ich ihnen doch, ich wollte erst mal noch warten, ob noch mehr Kinder kämen und mitmachen wollten; ich hoffte auf mindestens sechs. Aber noch ehe sich weitere Kinder einfanden, teilte eine Frau den Mädchen im Vorbeigehen mit, es gebe auch einen Schminkstand, und schwupps waren sie weg. 

Ich hatte ja schon mal angedeutet, dass ich, schon allein aus gesundheitlichen Gründen, für die Planung und Vorbereitung dieser Bibelrallye keinen besonders großen Aufwand getrieben hatte, aber wenn sie nun mangels Beteiligung gar nicht stattgefunden hätte, hätte ich das doch schade gefunden. Glücklicherweise nahm meine Liebste die Sache in die Hand und sorgte persönlich dafür, dass etwas später eine weitere Durchsage gemacht wurde, des Inhalts, wer bei der Bibelrallye mitmachen wolle, solle sich jetzt unter dem Baum hinter dem Gemeindehaus versammeln. Die beiden Mädchen, die schon einmal dagewesen waren, fanden sich prompt wieder ein, und meine eigenen Kinder wollten auch mitmachen; darauf zu warten, dass noch mehr Kinder dazukämen, gab ich bald auf. 

Kommen wir also mal dazu, was ich mir als Konzept überlegt hatte: Wie schon erwähnt, ging es im Evangelium vom Tag um die Aussendung der 72 Jünger; in der großen Kinderbibel, die wir zu Hause haben, ist diese Stelle nicht enthalten, aber ich fand im Internet eine Version in "Leichter Sprache", die ich recht brauchbar fand, obwohl ich "Leichte Sprache" normalerweise nicht mag. Die trug ich vor (wobei ich sie spontan noch ein bisschen kürzte und vereinfachte) und sagte dann zu den Kindern: "So, und das probieren wir jetzt auch mal." Zweiergruppen zu bilden, ergab sich bei den vier teilnehmenden Kindern praktisch von selbst; weiter ging's dann wie folgt: 

"Ihr habt gehört, Jesus hat Seinen Jüngern gesagt, sie sollen ohne Geld losgehen; wir sind da nicht ganz so streng, ihr bekommt pro Gruppe zwei Cent. Und damit geht ihr zu einem der Stände hier auf dem Fest – dem Kuchenstand, dem Bratwurststand, dem Infostand, dem Bücherstand... – und fragt, was ihr da für zwei Cent bekommen könnt. Die Leute an den Ständen sind übrigens nicht eingeweiht, die wissen nicht, dass sie Teil einer Bibelrallye sind. Also, wenn die sich wundern, wieso sie euch etwas für zwei Cent geben sollten, dann sagt ihnen, das ist für ein Spiel. – Vielleicht bekommt ihr ein Stück Kuchen, das wäre schon mal ganz gut. Vielleicht kriegt ihr aber auch nur einen Flyer oder einen Kugelschreiber oder so, dann könnt ihr euch überlegen, ob ihr noch versuchen wollt, das an einem anderen Stand gegen etwas Besseres einzutauschen. Und wenn ihr dann etwas bekommen habt, wovon ihr meint, besser wird's nicht mehr, dann kommt ihr damit hierher zurück." 

Zur Zeit meiner Kindheit war das, abzüglich des biblischen Bezugs, ein beliebtes Kindergeburtstags-Spiel, aber das war in den 80er Jahren in einem Dorf in Niedersachsen, da konnte man Kinder einfach durchs Dorf laufen und bei Leuten klingeln lassen. Um diese Spielidee auf heutige und großstädtische Verhältnisse zu übertragen, bot der geschützte Raum eines Pfarrgartens ideale Bedingungen, fand auch meine Liebste. – Schneller als erwartet kamen die beiden Mädchen, die von Anfang an so motiviert gewesen waren, mit einem Stück Kuchen und einem Luftballon zurück, und das Zwei-Cent-Stück brachten sie auch wieder mit. Prompt wollten sie wissen, was die nächste Aufgabe sei, und ich musste gestehen, dass ich gar nicht mehr vorbereitet hatte. Wir warteten erst einmal auf die Rückkehr des zweiten – aus meinen eigenen Kindern bestehenden – Zweierteams, das zwei Gummibärchen-Tütchen erbeutet hatte; dann animierte ich die Kinder noch dazu, zu dem Lied "Wir singen für unseren Gott" von Mike Müllerbauer zu tanzen, danach gab's die Preise für die erfolgreiche Teilnahme an der Bibelrallye (noch mehr Süßigkeiten, sorry aber isso), und dann sprach ich noch ein Abschlussgebet, das so spontan formuliert war, dass ich mich an den genauen Wortlaut hinterher nicht mehr erinnern konnte – aber es ging ungefähr so: 

"Herr Jesus Christus, 

Du hast uns dazu berufen, deine Jünger zu sein und dein Wort weiterzutragen. Und auch wenn wir zu klein sind, um große Dinge zu vollbringen, auch wenn wir nicht in die weite Welt hinausziehen können, können wir doch im Kleinen deinen Willen tun und deine Jünger sein. Du willst, dass wir ohne Geld und Vorratstasche aufbrechen, aber du sorgst auch dafür, dass wir immer mit mehr zurückkommen, als womit wir losgezogen sind – das haben wir heute erfahren. Wir bitten dich, dass du uns immer deinen Segen gibst, damit wir dir dienen und dich den Menschen verkünden können. 

Amen!" 

Als ich etwas später dem Gemeindereferenten über den Weg lief und mit ihm über die Schwierigkeiten sprach, eine größere Zahl von Kindern für einen Programmpunkt zusammenzutrommeln, meinte er: "Ja, das liegt am Zuckerwattestand. Wenn es Zuckerwatte gibt, ist es ganz schwer, die Kinder noch für irgendwas anderes zu begeistern." 

Wie dem auch sei: Wir hörten uns nach der Bibelrallye noch den Auftritt der Trommelgruppe an, an den sich auch wieder ein Trommelworkshop für Kinder anschloss. Da waren unsere Kinder, wie schon bei früheren Gelegenheiten, mit Begeisterung dabei; etwas befremdlich fand ich es indes, dass schon während des Trommelworkshops mit dem Abbau begonnen wurde. Es ist mir wirklich immer wieder ein Rätsel, woher die Vorstellung kommen mag, Pfarrfeste dürften nicht länger als drei bis vier Stunden dauern. Wie dem auch sei, wir gingen daraufhin noch auf einen nahe gelegenen Spielplatz. 

Insgesamt muss ich sagen, ich hatte nicht den Eindruck, dass bei diesem Pfarrfest wesentlich "mehr los" gewesen wäre als bei den Gemeindefesten der letzten Jahre am selben Ort; und das meine ich sowohl bezogen auf die Zahl der Gäste (meine Liebste schätzte, dass es vielleicht 30 Leute mehr waren als letztes Jahr) als auch auf das Programmangebot. Von unseren Bekannten aus der EFG The Rock Christuskirche schräg gegenüber war auch niemand da, aber ich finde, es war trotzdem richtig, sie einzuladen, und bin gewillt, das bei nächster Gelegenheit wieder zu tun. 


Neues vom Schulkind 

In letzter Zeit kommt es häufiger vor, dass meine Tochter mich vom Büro der Schule aus anruft; was man ja durchaus als einen Zuwachs an Alltagskompetenz werten kann. Am Montag zum Beispiel war dies schon am mittleren Vormittag der Fall, rund zwei Stunden, nachdem ich sie zur Schule gebracht hatte: Sie fragte mich, ob ich eine Idee hätte, was sie machen könnte, denn ihr sei langweilig und ihre besten Freundinnen seien alle nicht da. Ich wies sie auf ein paar Lernangebote hin, an die ich mich vom Wochenplan der Schule her erinnerte, und regte darüber hinaus an, sie könne ja auch noch mal selbst auf den Wochenplan schauen oder einen Mitarbeiter fragen. Tatsächlich vergingen dann noch gut drei Stunden, bis sie erneut anrief, weil sie abgeholt werden wollte. Als ich sie fragte, was sie denn in der Zeit dazwischen gemacht habe, erzählte sie mir freudestrahlend, sie habe in der Werkstatt zusammen mit einem Mitarbeiter aus Pappe und Korken ein Spiel namens "Schnips-Kicker" gebastelt und es anschließend gegen ihn gespielt – dreimal verloren, aber immerhin einmal gewonnen.  

Grundlegende Informationen zum Schulalltag gibt es neuerdings auch als Comic.

Am Dienstag beschloss das Tochterkind spontan, ein Bilderbuch über die Hl. Bernadette Soubirous ("Bernadette – Das Kind, das die heilige Jungfrau sah") mit in die Schule zu nehmen. "Willst du es selber lesen oder es jemandem zeigen?", fragte ich, und meine Große erwiderte: "Beides!" Später berichtete sie mir, sie habe sich das Buch zusammen mit einem Mitarbeiter angeschaut. 

Die schlechte Nachricht des Dienstags war, dass Hubert, das Lieblingskuscheltier unserer Tochter und ihr unzertrennlicher Begleiter seit über sieben Jahren, verloren ging. Vorübergehend verschollen war er schon öfter, hat auch schon mal auf einem Spielplatz übernachten müssen, aber diesmal steht zu befürchten, dass er wirklich endgültig weg ist. Wir haben uns bereits um Ersatz bemüht, mögen aber die Hoffnung noch nicht ganz aufgeben, dass der Original-Hubert doch wieder auftaucht. Immerhin haben wir ihn aus dem Gebetshaus Augsburg, er ist also ein Kingdom-minded Networking Christian Kuscheltier

Also haben wir Suchzettel aufgehängt. Was man halt so macht.

Am Mittwoch kam mal wieder eine Schulfreundin des Tochterkindes mit zum JAM – nicht die, die schon öfter mit dabei war, sondern eine, die zuvor erst einmal, vor Ostern, mitgekommen war; und es gefiel ihr so gut, dass sie in Aussicht stellte, die nächsten Male auch wieder mit dabei sein zu wollen. Außerdem nahmen meine Kinder sich Flyer für die Kinderbibelwoche in den Ferien mit, um sie in der Schule und in der KiTa zu verteilen. 


Was tut sich in Sachen Traditionis Custodes? 

Rund vier Jahre sind vergangen, seit Papst Franziskus mit dem Motu proprio Traditionis Custodes die Feier die Feier der Heiligen Messe nach dem Messbuch von 1962 – die sein Vorgänger Benedikt XVI. 2007 durch das Motu proprio Summorum Pontificum als "außerordentliche Form des römischen Ritus" anerkannt und zugelassen hatte – stark eingeschränkt hat; und jetzt ist das Thema gerade wieder in aller Munde. Okay, vielleicht nicht in absolut aller Munde, aber in Kreisen, die sich für liturgische Fragen interessieren, auf jeden Fall. Das liegt einerseits natürlich daran, dass Papst Franziskus tot ist und viele Beobachter seinem Nachfolger Leo XIV., vorsichtig ausgedrückt, mehr Respekt und Sympathie für die Traditionen der Kirche zutrauen. Aber es gibt noch einen konkreten Anlass bzw. Auslöser für die neu entbrannte Debatte um Traditionis Custodes: Ein am 1. Juli von der renommierten Vatikan-Journalistin Diane Montagna in ihrem Substack-Newsletter veröffentlichter Bericht legt nahe, dass die seinerzeit für die massive Einschränkung der Feier der "alten Messe" vorgebrachte Begründung, Bischöfe aus aller Welt hätten in einer Befragung durch die Glaubenskongregation schwerwiegende Einwände gegen die durch das Motu proprio Summorum Pontificum Benedikts XVI. geschaffene Regelung vorgebracht, schlichtweg nicht stimmt. Eine von der Glaubenskongregation erstellte Auswertung der besagten Befragung aus dem Jahr 2020, die Diane Montagna vorgelegen hat und die sie auszugsweise veröffentlicht hat, legt vielmehr das Gegenteil nahe: nämlich, dass die Mehrzahl der befragten Bischöfe sich positiv über die Auswirkungen von Summorum Pontificum geäußert und von Einschränkungen der traditionellen Liturgie abgeraten hat. Das ist natürlich ein dickes Ding. 

Nun werden sich langjährige Leser meines Blogs vielleicht erinnern, dass ich schon anlässlich der Veröffentlichung von Traditionis Custodes schrieb, ich sei "einfach nicht so der Ansprechpartner für dieses Thema"; trotzdem brachte ich in meinem auf diese Aussage folgenden Wochenbriefing ein eigens diesem Thema gewidmetes Linktipp-Special, und auch in den folgenden Wochenbriefings spielte Traditionis Custodes noch mehrmals eine Rolle, vorrangig wiederum in den Linktipps. So könnte ich auch jetzt wieder verfahren und wäre fein raus. Aber auch wenn es sich vermutlich an einer Hand abzählen lässt (okay, vielleicht auch an zwei Händen), wie oft ich in den Jahren zwischen Summorum Pontificum und Traditionis Custodes eine Messe in der außerordentlichen Form des römischen Ritus mitgefeiert habe, möchte ich doch ein bisschen mehr dazu sagen. 

In meinem "Nachruf"-Artikel zum Tod von Papst Franziskus hatte ich "[s]eine harte Haltung gegenüber den Anhängern der traditionellen ('vorkonziliaren') Liturgie [...] zu den Dingen" gezählt, "die sein Nachfolger zu korrigieren haben wird". Warum, wenn ich doch selbst eher keinen so besonderen Draht zu dieser Form des Ritus habe? – Nun, zunächst bin ich der Überzeugung, dass Traditionis Custodes der Kirche insgesamt geschadet hat. Weil dadurch Spaltung und Verwirrung gefördert, Gläubige vor den Kopf gestoßen und blühende Gemeinden zerstört wurden. Nicht ganz von dieser Einschätzung zu trennen, aber doch nochmal ein eigener Punkt ist die Beobachtung: Wenn man sich anschaut, wo und wie die Kirche in der vermeintlich so unumkehrbar durchsäkularisierten westlichen Welt gegen den Trend der post-volkskirchlichen Tristesse und Niedergangsstimmung wächst und blüht – und damit meine ich gar nicht in erster Linie zahlenmäßiges Wachstum an Mitgliedern, sondern geistliches Wachstum, Wachstum an Kraft und Schönheit –, dann wird man einerseits in der Charismatischen und andererseits eben in der Traditionalistischen Bewegung fündig. Daher bin ich – wie ich auch vor Jahren schon mal schrieb – der Überzeugung, dass die Kirche beide Bewegungen braucht und dass sie auch einander brauchen und voneinander lernen können. Dass es von beiden Bewegungen durchaus problematische Ausformungen gibt, ist nicht zu leugnen und braucht auch niemanden zu überraschen: "Jede Reformbewegung hat einen verrückten Rand (engl. 'lunatic fringe')", stellte Teddy Roosevelt schon vor über 100 Jahren fest. Mit den "Ultras" der Traditionalistenszene habe ich auch persönlich schon unschöne Erfahrungen gemacht. Aber im Großen und Ganzen, also abzüglich solcher extremen Ausprägungen, sind mir die Tradis noch allemal sympathischer als ihre Gegner. Das hat sich gerade im Zuge der aktuell wieder hochgekochten Debatte gezeigt. In Social-Media-Debatten, zum Beispiel in Kommentaren zu Beiträgen der Tagespost auf Facebook, meldeten sich Stimmen zu Wort, die die Einschränkung der vorkonziliaren Liturgie mit der Begründung githießen, deren Anhänger seien ja bloß rückwärtsgewandt und weigerten sich, mit der Zeit zu gehen, und daher würde es einen Rückschritt bedeuten, Traditionis Custodes zu revidieren. (Faustregel: Wer Dinge danach beurteilt, ob sie "zeitgemäß" seien oder nicht, hat seinen Kopf nur, damit es nicht in den Hals reinregnet.) Einige Stimmen wunderten sich gar über das "Gejammere" und erklärten die ganze Debatte zu einem Randgruppenthema, das "90% der Katholiken weltweit null interessiere" und auch gar nicht betreffe: "Die meisten Kirchgänger in Deutschland die nach 1960 geboren wurden haben doch keine Ahnung von der Lateinischen Messe" – daher könne man davon ausgehen, dass die Debatte sich von allein erledigen werde, sobald die Generation der noch vor der Liturgiereform religiös sozialisierten Katholiken ausgestorben sei. Wozu ich anmerken möchte: Hätten die Leute, die so urteilen, zwischen 2007 und 2021 mal eine Messe in der außerordentlichen Form besucht, wäre ihnen womöglich aufgefallen, dass die Teilnehmer dort im Schnitt erheblich jünger sind als in vielen "normalen" post-volkskirchlichen Gemeinden. Ich würde vielmehr vermuten, dass gerade diejenigen, die die "alte Messe" partout verbieten wollen, mehrheitlich aus der allmählich aussterbenden "Konzilsgeneration" stammen; wenn es also eine "biologische Lösung" der Debatte geben sollte, dürfte die weit eher im Sinne der "Tradis" ausfallen. – Andere versuchten die ganze Debatte mit dem Einwand abzuwürgen, man möge doch bitte den verstorbenen Papst Franziskus "in Frieden ruhen lassen". Was soll denn das in diesem Kontext bitte heißen? Sollte man die Fehlentscheidungen, die jemand zu Lebzeiten getroffen hat, nach seinem Tod nicht mehr korrigieren dürfen, weil das gegen den gebotenen Respekt vor dem Andenken Verstorbener verstoßen würde? Sonderbare Vorstellung. 


Theodizee heute: Alles Leiden ist gerechtfertigt, wenn man Trump die Schuld daran geben kann 

Am 4. Juli, ausgerechnet am Nationalfeiertag der USA, kam es im Kerr County in Zentral-Texas infolge extremer Regenfälle zu Überschwemmungen mit zahlreichen Todesopfern. Betroffen war u.a. das "Camp Mystic", ein privates christliches Ferienlager für Mädchen. Am Montag teilte die Leitung des Camps mit, 27 Kinder und Betreuer seien in den Fluten umgekommen, weitere würden noch vermisst. 

Mein Freund Rod Dreher griff diese Tragödie in seinem Substack-Newsletter auf und bemerkte einleitend: "Ich zweifle nicht an der Existenz Gottes, nicht im Geringsten. Aber wenn ich es täte, dann wegen solcher Dinge." Im Folgenden stellt er Bezüge her zu einem Gedicht Voltaires anlässlich des Erdbebens von Lissabon 1755 und zu einem Essay des orthodoxen Theologen David Bentley Hart anlässlich des Tsunamis von Weihnachten 2004, der seinerseits wiederum auf Voltaires Gedicht sowie auf "Die Brüder Karamasow" Bezug nimmt. Der Beitrag ist sehr vielschichtig, ich kann nur empfehlen, ihn selbst zu lesen; aber ein Kerngedanke, auf den Rod wiederholt zurückkommt, ist, dass es den Eltern, die um ihre plötzlich aus dem Leben gerissenen Kinder trauern, nicht hilft, wenn man ihnen mit oberflächlichen frommen Sprüchen kommt. Gleichzeitig weist er aber mit Hart und Dostojewski darauf hin, dass die Vorstellung eines Gottes, der Gutes und Schlimmes, Freude und Leid nach eindeutigen moralischen Maßstäben als Lohn und Strafe verteilt, im Grunde noch grausamer und unerträglicher wäre als das Eingeständnis, dass wir letztlich nicht wissen und verstehen, warum Gott Leid zulässt. 

Hingegen hat die Initiative Christians for Future (ja, die heißen so, weil sie sich als "Teil der Fridays-for-Future-Bewegung" verstehen) erkennbar keine Schwierigkeiten damit, aus dem Tod der christlichen Ferienmädchen eine moralische Lehre zu ziehen; und diese lautet: Der Klimawandel ist schuld, und an diesem wiederum Donald Trump. Okay, das habe ich jetzt ein bisschen überspitzt dargestellt, aber wirklich nur ein bisschen. Wörtlich schrieben die Christians for Future nämlich auf Bluesky

"Stellt euch vor ihr schickt euer Kind ins Ferienlager, und es stirbt dort an einer zu spät vorhergesagten, klimawandelbedingten Sturzflut, nachdem Trump die Mittel der Wetterbehörde zusammen gestrichen hat. Realität der USA in 2025." 

Bestechend, nicht? Und wenn man davon ausgeht, dass mindestens ein Teil der betroffenen Eltern Trump gewählt hat, dann sind diese sogar selber schuld am Tod ihrer Kinder. – Man muss sich vor Augen halten, dass die Leute, die so etwas schreiben, sich selbst für die Guten halten; daher kämen sie auch nie auf die Idee, in ihrer Argumentation strukturelle Ähnlichkeiten mit derjenigen von Leuten zu entdecken, die, wenn ein illegaler Einwanderer oder abgelehnter Asylsuchender einen Mord begeht, dafür eine verfehlte Migrationspolitik verantwortlich machen. Denn das tun ja nur die Bösen


Geistlicher Impuls der Woche 

Die Verheißung "Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen" (Mt 5,8) ist so groß, dass sie über die äußerste Grenze der Seligkeit hinausgeht. Denn was sollte einer über ein derart großes Gut hinaus noch ersehnen, da er alles besitzt in dem, den er schaut? Wer also Gott schaut, hat mit dem Schauen alles erlangt, was gut ist: das nie endende Leben, die ewige Unversehrtheit, unsterbliche Seligkeit, das Reich ohne Ende, die unaufhörliche Freude, das wahre Licht, die liebliche Stimme des Geistes, die unzugängliche Herrlichkeit, den immerwährenden Jubel, in einem Wort: alles Gute. 

(Gregor von Nyssa, Über die Seligpreisungen) 


Ohrwurm der Woche 

Fleetwood Mac: The Chain 

Unmittelbar verdankt dieser Song seinen Status als Ohrwurm der Woche der Tatsache, dass er auf dem Pfarrfest in St. Stephanus beim Abbau gespielt wurde, als Rausschmeißer sozusagen. Nun wäre ich aber wohl nicht der Tobi, wenn ich nicht noch mehr zu diesem Song zu sagen wüsste. Mir ist nämlich in den Sozialen Medien in jüngster Zeit mehrmals ein Meme begegnet, in dessen Zentrum eine Interview-Aussage der Fleetwood-Mac-Sängerin Stevie Nicks stand, wenn sie Ende der 70er keine Abtreibung gehabt hätte, hätte es das Ende für die Band bedeutet. Zum Meme wurde das dadurch, dass eine Social-Media-Nutzerin die moralische Fragwürdigkeit der Auffassung hervorhob, die Existenz einer Band sei es wert, das Leben eines Kindes dafür zu opfern. (Ich hatte so eine ähnliche Diskussion übrigens vor Jahren mal "im wirklichen Leben". Da ging es nicht um eine Band, sondern um eine Kneipe. Vielleicht komme ich irgendwann mal darauf zurück.) Offensichtlich gibt es aber eine ganze Menge Leute, die der Meinung sind, die Gruppe Fleetwood Mac sei sehr wohl die Opferung eines Kindes wert. Das ultimative Argument, das ich in diesem Zusammenhang las, lautete, man solle auch mal an die Kinder denken, die zur Musik von Fleetwood Mac gezeugt worden seien; netto habe Stevie Nicks' Abtreibung also ein Plus an Menschenleben bewirkt. Ich würde mal sagen, diese Argumentation sagt mehr aus, als den Leuten, die sie (vermutlich eher scherzhaft) vorbringen, lieb sein dürfte; denn wenn man Menschenleben nur als abstrakte rechnerische Größe und somit als austauschbar betrachtet, dann erscheint diese Sichtweise natürlich plausibel. Sicherlich könnte man auch etwas weniger zynisch argumentieren, die Musik, die Stevie Nicks mit Fleetwood Mac geschaffen habe, sei etwas Gutes und habe Gutes in der Welt bewirkt; aber es ist nun mal einer der fundamentalsten Grundsätze der Moraltheologie, dass eine in sich schlechte Tat nicht dadurch gerechtfertigt wird, dass aus ihr etwas Gutes entsteht.

Übrigens soll Stevie Nicks den 1979 auf dem Album "Tusk" veröffentlichten Song "Sara" für ihr abgetriebenes Kind geschrieben haben. Sagt jedenfalls der damalige Eagles-Sänger Don Henley – und der war der Vater dieses Kindes...



Vorschau / Ausblick

Kommen wir erst mal zu der spannenden Frage: Wir haben wir uns bezüglich der Alternative "Wallfahrt oder Pizza?" entschieden? Nun, ehrlich gesagt sieht es nach einer "Weder-noch-Lösung" aus, und schuld daran sind die Wetteraussichten. Für heute war Dauerregen angekündigt, und Pizza im Regen zu essen stellten wir uns nicht so attraktiv vor; und morgen soll das Wetter auch nicht unbedingt besser werden, und die Familienwallfahrt nach Alt-Buchhorst würde erfordern, vom Bahnhof Fangschleuse aus rund eine Dreiviertelstunde lang zu Fuß durch den Wald zu marschieren. Das lassen wir dann wohl eher bleiben und gehen morgen lieber zum Sommerfest der Gemeinde auf dem Weg. Damit das katholische Element dennoch nicht zu kurz kommt, wollen wir heute – just zu der Zeit, wenn dieses Wochenbriefing online gehen soll – zur Vorabendmesse in die Hedwigskathedrale, wo es anschließend einen "Gebetsabend mit geistlichen Gemeinschaften" unter dem Motto "Abend der Hoffnung" geben soll, mit Eucharistischer Anbetung, Lobpreis, stillem Gebet und Glaubenszeugnissen. Vielleicht hilft das auch dabei, sich ein bisschen besser mit der neuen Gestaltung der Kathedrale anzufreunden. Auf jeden Fall stehen die Aussichten günstig für ein zünftiges KiNC-Wochenende!

Am Montag habe ich dann – hoffentlich wirklich – meinen Arzttermin zur Nachuntersuchung, der eigentlich schon am Donnerstag hätte sein sollen. Die Schule, an der meine Liebste unterrichtet, hat Exkursionswoche, was meiner Liebsten einen gewissen Zuwachs an Freizeit beschert; Schule und KiTa unserer Kinder haben hingegen noch Normalbetrieb. Und am nächsten Samstag sind wir, wie letztes Jahr schon mal, zu einer Gartenparty in Werder eingeladen. Und dann stehen schon fast die Großen Ferien vor der Tür!