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Samstag, 11. Oktober 2025

Die 3 K der Woche (46): Kinder, Kirche, Koschi-Beutel

Schon wieder ist eine Woche rum, Leser, und seit dem vorigen Wochenbriefing ist auf meinem Blog nichts Neues erschienen. Das hat zum Teil damit zu tun, wie viel ich insbesondere am vorigen Wochenende erlebt habe, und zum Teil damit, dass ich mich davon erst mal wieder erholen musste. Ich bin immer noch etwas erschöpft und unterschwellig erkältet, aber ich finde, das war es wert. Seht selbst! 

Regenbogen über dem Achorhof bei Sonnenaufgang. Sah in echt noch toller aus als auf dem Foto. 

Unter Wölfen 

Regelmäßige Wochenbriefing-Leser wissen es bereits: Das vorige Wochenende habe ich zusammen mit dem Tochterkind beim Herbstlager von Wölflings-Mädchen der Katholischen Pfadfinderschaft Europas (KPE) in Märkisch Wilmersdorf verbracht. Wie es überhaupt dazu gekommen ist, ist an sich schon eine bemerkenswerte Geschichte, die ich vorige Woche nur knapp angerissen habe: In meiner Wahlpfarrei hat es sich offenbar – wohl auch im Zusammenhang mit dem eher im Sande verlaufenen Versuch, in Haselhorst eine "Wichtelgruppe" aufzubauen – herumgesprochen, dass ich mich für Pfadfinderarbeit interessiere und zudem eine Tochter im besten Wölflings-Einsteigeralter habe; und so wurde mir am vorletzten Sonntag nach der Messe in St. Joseph Siemensstadt ein Angebot gemacht, das ich nicht ablehnen konnte: Am verlängerten Wochenende ab dem 3 Oktober halte eine Mädchenmeute der KPE-Wölflinge ihr Herbstlager auf dem Achorhof ab, und da könne das Küchenteam noch Verstärkung gebrauchen; wenn ich das übernehmen wolle, dann könne auch meine Tochter am Lager teilnehmen. Küche kann ich, sagte ich mir und fragte ohne Zögern meine Tochter, ob sie Lust hätte, am Wochenende auf dem Achorhof – einem Ort, den sie ja kennt und mag – zu übernachten und bei einem Pfadfinderlager mitzumachen. Sie bejahte energisch. Am liebsten wäre der Jüngste auch mitgekommen – aber dazu später. 

Was mir im Zusammenhang mit dem Stichwort "KPE" übrigens sofort einfiel, war, wie ich vor über zwei Jahren am Rande der gemeinsamen Fronleichnamsfeier der Spandauer Pfarreien in Maria, Hilfe der Christen von einem dortigen Gemeindemitglied (das sich später als altgedienter DPSG-Pfadfinder entpuppte) angepflaumt wurde, ich solle aufhören, mit meinem Blog "die rechten Pfadfinder zu unterstützen" – womit er eben die KPE meinte. Dabei hatte ich bis dahin auf meinem Blog lediglich vor Jahren mal einen Artikel veröffentlicht, in dem ich die im Wikipedia-Artikel über die KPE vorgenommene Einordnung dieses Pfadfinderverbands als fundamentalistisch und sektenartig in Zweifel gezogen hatte, und dann, relativ kurz vor der besagten Begegnung, im Rahmen eines Wochenbriefing-Artikels das Zeremoniell-Buch sowie die Probenhefte der KPE für die Wölflings- und die Pfadfinderstufe einigermaßen wohlwollend besprochen. Wenn das dem Herrn von der DPSG schon zuviel war, möchte ich ja mal wissen, was er jetzt sagt – sofern er meinen Blog noch liest. (Zu der Frage, wie "rechts" die KPE denn nun wirklich ist, wird es weiter unten wohl auch noch etwas zu sagen geben.) 

Aber wie dem auch sei: Nach ein paar eMails und einem Telefonat zwischen der Wölflingsleiterin und mir stand es fest, dass mein Tochterkind und ich das verlängerte Wochenende auf dem Achorhof verbringen würden. Zur Vorbereitung erhielten wir u.a. eine Packliste ("Rüstzettel"), auf der nicht nur detailliert angegeben war, was das Kind alles ins Lager mitnehmen sollte (bis hin zur Farbe der Socken), sondern auch, in welcher Anordnung die Sachen im Rucksack verstaut werden sollten; das konnten wir nur so pi mal Daumen einhalten, schon allein weil wir nicht die Absicht hatten, dem Kind mal eben so auf die Schnelle einen eigenen Trekking-Rucksack zu kaufen. (Auf mittlere Sicht könnte das indes eine sinnvolle Anschaffung sein; aber dazu später.) Kurz bevor es losging, hatte ich dann noch die Idee, einen der rund 40 Jahrgangsbände des "Komm-mit-Kalenders" einzustecken, die dank einer Spende aus dem Kreis meiner Leser in meinem Bücherregal stehen. "Einen möglichst alten, aber den klassischen roten Einband muss er haben", sagte ich mir und griff daher zum Jahrgang 1957; eine gute Wahl, wie sich zeigte, denn darin fand sich u.a. ein Beitrag mit "Lager-Tipps". (Wer den "Komm-mit-Kalender" nicht kennt, dem sei an dieser Stelle gesagt, dass er nicht speziell für Pfadfinder konzipiert war, sondern aus einer Zeit stammt, als noch alle möglichen Jugendverbände Fahrten und Lager veranstalteten. In diesem Sinne richtete sich der Kalender ursprünglich an ein durchaus breites Publikum, wenn auch von einem klar katholischen Standpunkt aus.) Da liest man beispielsweise: 

"Ein richtiges Lager ist nicht eine möglichst primitive Unterkunftsweise, weil wir etwa kein Geld haben, in einem Gasthaus zu schlafen! Unser Lager soll uns vielmehr zeigen, wie wir ohne überflüssigen Luxus in der Natur leben können und zwar auch mit einer gewissen Behaglichkeit. Aber diese Behaglichkeit schaffen wir uns nicht wie der Camping-Club 'Kind und Kegel' durch Luftmatratzen, Zeltöfen, Klapptisch, Pick-Nick-Koffer und Kofferfernsehgerät, sondern dadurch, dass wir die alte Kunst der Waldläufer lernen. Dann trennt uns die einfache Wohnlichkeit unseres Lagers nicht von der Natur, in der wir leben, noch von der Gemeinschaft, die wir erleben wollen." 

Schön auch der Hinweis: 

"Das Lager muss so liegen, dass am Sonntag nicht alle möglichen Leute uns laufend in die Kochpötte gucken. Andererseits aber auch so nah an einem bewohnten Ort, dass wir am Sonntag – wenn wir keinen eigenen Geistlichen haben – zum Gottesdienst können, ohne dass der ganze Morgen weg ist." 

Und nicht zuletzt: 

"Es kommt nicht in Frage, dass 10mal am Tag Expeditionen ins nächste Dorf ziehen, um Coca-Cola, Brausepulver und ähnliches 'lebensnotwendiges' Material heranzuschaffen." 

Am Freitag brachen das Tochterkind und ich ungefähr zur selben Zeit, wie wir es auch an einem Schultag getan haben würden, von zu Hause auf und erreichten den Achorhof ungefähr gleichzeitig mit dem Rest der Meute (ja, man sagt tatsächlich "Meute"). Ich war entzückt, als kurz nach unserer Ankunft zwei vielleicht zehnjährige Mädchen in Wölflingskluft auf uns zukamen, meine Tochter nach ihrem Namen fragten, sich ihrerseits mit Namen vorstellten und ihr erklärten: "Du bist in unserem Rudel." – Insgesamt nahmen 19 Mädchen an dem Lager teil (erwartet worden waren ursprünglich ungefähr 25, aber einige hatten wegen Krankheit oder ähnlicher Gründe kurzfristig abgesagt), dazu neun Erwachsene: die beiden Leiterinnen, ein Priester (Kurat) von der Ordensgemeinschaft der Diener Jesu und Mariens (SJM), das dreiköpfige Küchenteam, zu dem ich gehörte (der Kurat sagte augenzwinkernd, es sei sehr ungewöhnlich, ein rein männliches Küchenteam zu haben, noch dazu bei einem Mädchenlager; normalerweise sei es eher umgekehrt – dass auch bei Jungenlagern das Küchenteam aus Frauen bestehe), und dann noch drei Assistenten, darunter eine junge Frau, die gerade frisch aus Frankreich gekommen war und für rund zwei Jahre beim Berliner KPE-Stamm hospitieren soll. – Da ich zum ersten Mal so ein Pfadfinderlager miterlebte, war für mich alles genauso neu und spannend wie für meine Tochter – wenn nicht sogar noch mehr: Kinder haben ja ein bemerkenswertes Talent, sich an neue Situationen anzupassen und sie einfach als gegeben hinzunehmen (was vielleicht auch nur eine andere Art ist zu sagen, sie sind noch nicht so festgefahren in ihren Gewohnheiten wie Erwachsene). Den Ablauf der drei Tage detailliert nachzuzeichnen, würde hier sicherlich den Rahmen sprengen, zudem war ich gar nicht bei allen Programmpunkten dabei, da ich schließlich in der Lagerküche zu tun hatte. Daher beschränke ich mich hier auf eine etwas unsortierte Mischung aus allgemeinen Eindrücken und ausgewählten Details. 

Zu den Dingen, die ich nach und nach lernte (und die, wie ich glaube, meine Tochter schneller begriff als ich), gehörte es, dass eine Wölflingsmeute in vier Rudel eingeteilt ist: das Weiße, das Graue, das Schwarze und das Braune Rudel. Meine Tochter wurde dem Braunen Rudel zugeteilt, und ich konnte mit den Gedanken nicht verkneifen, was Leute, die die KPE sowieso schob für "rechts" halten, wohl dazu sagen würden, dass es da ein Braunes Rudel gibt – aber tatsächlich sind diese Benennungen natürlich an den Fellfarben von Wölfen orientiert. Die Mädchen eines Rudels schliefen zusammen in einem Zelt und machten auch sonst so ziemlich den ganzen Tag alles zusammen (sofern nicht sowieso die ganze Meute versammelt war). Dazu gehörte auch die Übernahme von Diensten im Lageralltag: Es gab einen Holz- und Feuerdienst, einen Wasser- und Spüldienst und einen Küchendienst, und jeder dieser Dienste wurde jeden Tag von einem anderen Rudel übernommen; zudem war jeden Tag ein anderes Rudel als "Ehrenrudel" für die zeremoniellen Aufgaben zuständig – und Zeremoniell wird bei der KPE sehr groß geschrieben. 

Hier ein noch unausgefülltes Exemplar des Lager-Dienstplans.

Neben den Diensten, Geländespielen, Theaterproben (dazu gleich noch mehr), Gesang am Lagerfeuer sowie den Mahlzeiten war auch das religiöse Programm des Wochenendes sehr umfangreich: Der Kurat hielt jeden Tag eine Heilige Messe in der Kapelle des Achorhofs, hielt am Lagerfeuer Katechesen über Beichte und Kommunion ab und stand zu bestimmten Zeiten bereit, Berichte zu hören (was auch genutzt wurde); jeweils zwischen Nachmittagsprogramm und Abendessen wurde gemeinsam Rosenkranz gebetet (nicht zwingend ein vollständiger; wenn die Kinder den Rosenkranz nicht ganz schafften, betete die Leiterrunde ihn zu Ende, wenn die Kinder schon in ihren Schlafsäcken waren) und unmittelbar vor dem Schlafengehen gab es ein gemeinsames Abendgebet


Besonders bewegend fand ich das Tagesabschluss-Ritual, bei dem sich alle in einer Reihe aufstellten und dann an einem Ende der Reihe beginnend jeder einzelne an allen anderen vorbeidefilierte und sich mit Pfadfinder- bzw. Wölflingsgruß von jedem verabschiedete, während ein Abschiedslied ("Lebewohl, Kamerad, und dass der Herr dich behüte") gesungen wurde. Ein absoluter Gänsehautmoment an beiden Abenden. 

Zum Thema "Dienste" sei noch gesagt, dass das jeweilige "Küchenrudel" immer eine halbe Stunde vor den Mahlzeiten sowie unmittelbar danach dem Küchenteam als Helfer zur Verfügung stand; und dabei stellte ich fest, dass ich mich erst daran gewöhnen musste, Anweisungen zu geben. Die Kinder erwarteten das aber und wollten es so; wenn sie eine Aufgabe erledigt hatten, kamen sie wieder angedackelt und fragten nach der nächsten. Als ich dann aber einmal zwei Mädchen aus dem Küchenrudel beauftragte, in der Lagerküche die leeren Milchpackungen einzusammeln und in der Scheune in den Verpackungsmüll werfen, empfanden sie das offenbar als unter ihrer Würde: Sie seien doch nicht der Mülldienst. Dann kam aber eine der beiden Leiterinnen vorbei und stellte klar, das Küchenrudel habe die Anweisungen des Küchenteams zu befolgen, Punkt

Der Lagermeister – so nennt man, jedenfalls laut Komm-mit-Kalender, den Chef des Küchenteams – hatte gut und reichlich eingekauft.

Für knapp dreißig Personen zu kochen, und das auf offenem Feuer in der Gulaschkanone, war eine Herausforderung, machte aber Spaß, und ich hoffe in meinem Leben noch öfter Gelegenheit dazu zu haben. Dass in der Abschlussrunde am Sonntag drei der Wölflingsmädchen besonders hervorhoben, das Essen sei lecker gewesen, war natürlich ein schöner Lohn für unsere Mühen. – Unsere Lagerküche hatten wir auf einer gepflasterten, terrassenartigen Fläche in der Nähe des gut gefüllten Feuerholzschuppens aufgebaut; für Samstag war allerdings Regen angekündigt, und so machten wir uns schon am Freitagabend einige Gedanken darüber, welche Konsequenzen das für die Küche haben würde. Zwar gibt es in der Scheune des Achorhofes eine elektrische Küche, aber wir waren uns einig, diese nur im Notfall zu benutzen: Das wäre zum einen nicht stilecht und zum anderen auch unpraktisch für das Kochen in so großen Mengen. Unser Küchenteam-Leiter schlug daher kurzerhand vor, für die Lagerküche einen Unterstand zu bauen, indem wir zwischen dem Holzschuppen, einem Baum und einer eigens zu diesem Zweck aufgetriebenen und in den Boden gebohrten Bambusstange eine Plane spannten. Ich half dabei mit, so gut ich eben konnte, und machte mir zunächst gar keine großen Gedanken darüber; aber als ich am Samstagabend auf dem Weg zur Abendrunde an unserer Lagerküche vorbeikam, dachte ich plötzlich: Eigentlich ist das doch super, sowas zu können – kurz bevor der Regen kommt, mal eben schnell einen Unterstand bauen, einfach so. Also machte ich ein Foto: 


Später sagte ich zum meinen Küchenteam-Kollegen: "Ich lerne sowas nicht mehr, ich bin schon zu alt dazu; aber wenn meine Kinder sowas lernen, finde ich das schon toll." Die Kollegen widersprachen mir: "Quatsch, du bist doch nicht zu alt, natürlich kannst du das noch lernen, außerdem kommt es nicht darauf an, wie alt du bist, sondern dass du Kinder im richtigen Alter hast." Na, schauen wir mal... 

Meine Tochter jedenfalls, das wage ich zu behaupten, hat an diesem Wochenende enorm viel gelernt, gerade was Selbständigkeit und Selbstorganisation angeht. Als ein aussagekräftiges Beispiel möchte ich hier den "Koschi-(=Kochgeschirr-)Beutel" anführen: Zu allen Mahlzeiten mussten die Kinder ihr eigenes Geschirr mitbringen, es nach Benutzung selbst abspülen und ordentlich wieder wegräumen. Insgesamt finde ich, dass meine Tochter die Herausforderungen des Lageralltags ausgesprochen gut gemeistert hat, und hoffe, dass sich die Fertigkeiten, die sie dabei erworben hat, auch auf den "normalen Alltag" übertragen lassen. Kurz gesagt, ich glaube, "Wir machen das wie bei den Pfadfindern" wird künftig mein Standardspruch, wenn es darum geht, das Kind dazu zu bringen, mal aus dem Knick zu kommen und sich auf das zu konzentrieren, was gerade dran ist... 

Was derweil den Quervergleich zwischen Royal Rangers und KPE betrifft, muss man erst einmal einräumen, dass ein solcher überhaupt nur mit erheblichen Abstrichen möglich ist: Ein einfaches Stammestreffen, wie wir es bei den Royal Rangers mitgemacht hatten, ist mit einem dreitägigen Lager im Grunde nicht zu vergleichen. Trotzdem lassen sich, wenn auch mit aller Vorsicht, wohl gewisse Tendenzen feststellen. Dazu gehört zunächst einmal natürlich die konfessionelle Ausrichtung: Nicht umsonst trägt die KPE das Katholische schon im Namen. Die Royal Rangers machen zwar durchaus keinen Hehl daraus, christliche Pfadfinder zu sein – das schlägt sich sowohl in ihrem Liederheft nieder als auch in gewissen katechetischen Elementen der Gruppenarbeit und nicht zuletzt darin, dass in der Anfangs- und Schlussrunde gebetet wird; aber ich habe doch den Eindruck, dass dieser Aspekt bei der KPE noch stärker ausgeprägt ist. Ähnliches gilt für die Themen Disziplin und Zeremoniell: Es gibt grundlegende Gemeinsamkeiten, aber im direkten Vergleich wird bei den Royal Rangers, so mein Eindruck, doch alles etwas lockerer und informeller gehandhabt. Wobei man einräumen muss, dass es auch bei den KPE-Wölflingen, wie wohl überall, eine gewisse Differenz zwischen Theorie und Praxis gibt: Bei der Abschlussrunde des Herbstlagers attestierte eine der beiden Leiterinnen den Wölflingsmädchen, sie seien "manchmal ein undisziplinierter Haufen", aber so, wie sie das sagte, klang es sehr liebevoll. Ich würde sagen, diese Beobachtung ist insgesamt charakteristisch für den Umgang mit Disziplin, wie ich ihn in diesem Wölflingslager erlebt habe: Es gibt klare Regeln und Vorschriften, auf deren genaue Einhaltung die Leiterinnen bedacht sind, aber sie setzen diese nicht mit Härte durch, sondern behandeln ihre Schützlinge mit Güte und Nachsicht. Gleichwohl kann ich mir vorstellen, dass es Leute gibt, in deren Wahrnehmung die starke Betonung von Disziplin bei der KPE schon Grund genug ist, sie als "rechts" einzuordnen; ebenso übrigens die konsequente Trennung von Jungen- und Mädchengruppen sowie die Tatsache, dass die Mädchen Röcke tragen. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass der BDKJ vor einigen Jahren die Anerkennung der KPE "als privater kanonischer Verein durch die Deutsche Bischofskonferenz" mit dem Hinweis tadelte, "dass die KPE [...] an veralteten Rollenbildern und Gesellschaftsmodellen festhält, die nicht mit den Werten und der Arbeitsweise von DPSG, PSG und BDKJ übereinstimmen"; wozu ich nur sagen kann: Gottseidank. 

Und was ist sonst dran am Vorwurf "rechter" Tendenzen bei der KPE? Im Zuge der Eröffnung des Lagers wurden drei Flaggen gehisst und zum Abschluss wieder eingeholt; neben der Verbandsflagge waren das die Deutschland- und die Europaflagge – nicht umsonst trägt der Verband ja Europa im Namen. Sonderlich nationalistisch wirkt das auf mich ja nun nicht. Anlässlich des Tags der Deutschen Einheit, der auf den ersten Tag des Lagers fiel, wurde zweimal die Nationalhymne, d.h. die dritte Strophe von Hoffmann von Fallerslebens "Lied der Deutschen", gesungen; sollte jemand der Meinung sein, das sei als nationalistische Indoktrinierung von Kindern zu werten, dann dürfte man Kinder wohl auch keine Fußball-Länderspiele mehr gucken lassen. – Auch bei der Abendrunde am ersten Tag stand der Tag der Deutschen Einheit thematisch im Mittelpunkt. Ich hatte ja schon erwähnt, dass zum Tagesablauf der Wölflingsmädchen auch Theaterproben gehörten: Jeweils bei der Abendrunde wurden nämlich Szenenfolgen zu einem gemeinsamen Oberthema aufgeführt, zu denen jedes Rudel eine kleine Szene einstudierte. Am Samstag, dem 4. Oktober, handelte es sich um Szenen aus dem Leben des Hl. Franz von Assisi, aber am Freitag, dem 3. Oktober, ging es wie gesagt um den Tag der Deutschen Einheit. Da ich noch in der Lagerküche zu tun hatte, bekam ich nicht die ganze Aufführung mit, hatte aber den Eindruck, einen inhaltlichen Schwerpunkt bildete die deutsch-französische Aussöhnung nach dem II. Weltkrieg. Kommt mir jetzt auch nicht so besonders "rechts" vor. 

Zu den Details, die ich noch erwähnen wollte, gehört, dass zum Abschluss der Abendrunde am Samstag "das Winnetou-Lied" gesungen wurde, wie die Leiterin es nannte; da war ich ja nun gespannt, was für ein Lied das sein würde – und siehe da, es handelte sich um "Es will das Licht des Tages scheiden" von Karl May! Wie ich später erfuhr, war dies das Lieblingslied des KPE-Mitbehgründers und Bundeskuraten P. Andreas Hönisch SJM und wurde auch bei dessen Beerdigung gespielt. 

Spannend fand ich es nicht zuletzt auch, dass am Sonntag vor der Messe die beiden ersichtlich Fortgeschrittensten unter den Wölflingsmädchen im Rahmen einer Prüfung für ein Abzeichen je ein Gleichnis aus der Bibel vortragen und deuten sollten. Eins der Mädchen hatte sich das Gleichnis vom Senfkorn (Markus 4,30ff.) ausgesucht; das fand ich besonders interessant, da dieselbe Bibelstelle in der vorangegangenen Woche beim JAM-Elterncafé drangekommen war. Da hatten sich die Teilnehmer einen abgebrochen, irgendwas Sinnvolles zu diesem Gleichnis zu sagen; und nun saß da ein elfjähriges Mädchen und erklärte in aller Seelenruhe: "Der Baum, der aus dem winzig kleinen Samenkorn wächst, steht für den Himmel. Die Vögel in den Zweigen sind froh – und genauso froh werden wir im Himmel sein." 


"Die Töchter des Küchenteams" wäre eigentlich ein schöner Romantitel – oder: Weitere Perspektiven in der Pfadfinderei 

Meine Tochter sagte bei der Abschlussrunde, sie habe das Lager insgesamt toll gefunden, am tollsten aber, dass sie eine neue Freundin gefunden habe. Nun ist das grundsätzlich nicht so sehr überraschend, da es ein besonderes Talent unseres Tochterkindes – geradezu ihre geheime Superkraft – ist, überall Freunde zu finden (das steht sinngemäß sogar in ihrem ersten Schulzeugnis, wir wussten es aber auch schon vorher). Aber in diesem speziellen Fall gibt es doch noch mehr dazu zu sagen: Die Freundin, die sie im Pfadfinderlager gefunden hat, war nämlich wie sie selbst als Tochter eines Küchenhelfers mitgekommen und ist eigentlich noch gar nicht bei den Wölflingen, weder in der Meute, die dieses Lager veranstaltete, noch überhaupt. Bis jetzt, wohlgemerkt. Und da wird es nun interessant: Meine beiden Küchenteam-Kollegen und ein weiterer Pfadfinder-Assistent – der zeitweilig auch bei den mittlerweile an Leitermangel und schwankender Beteiligung eingegangenen Haselhorster Pfadfindern mitgearbeitet hat – diskutierten an den Abenden, nachdem die Kinder in ihren Schlafsäcken waren, intensiv über die Möglichkeit, an einem Standort in Berlin, der auch von unserem Zuhause aus relativ gut zu erreichen ist (Genaueres will ich dazu vorerst nicht sagen, da das Ganze überhaupt noch nicht spruchreif ist), eine neue KPE-Gruppe aufzubauen. Und gerade den Vater der neuen Freundin meiner Tochter darf man, obwohl er selbst ebenso wenig Pfadfinder-Erfahrung hat wie z.B. ich, wohl als die treibende Kraft bei diesen Plänen bezeichnen. Mit diesem Küchenteam-Kollegen verstand ich mich nach einer gewissen Phase des gegenseitigen Beschnupperns immer besser, wir haben festgestellt, dass wir mehr gemeinsam haben, als es auf den ersten Blick zu vermuten war; ganz witzig ist in diesem Zusammenhang, dass seine Tochter mich am Samstagabend ansprach, ich solle mal mit ihrem Papa Telefonnummern austauschen, aber das hatten wir zu diesem Zeitpunkt bereits getan. – Alles in allem war es nun wohl recht naheliegend, dass die Frage aufkam, ob ich mich an der angedachten neuen Gruppe auch beteiligen würde; und da muss ich sagen: Eine Gruppe von Anfang an mit aufzubauen, in der meine Tochter dann sozusagen zur "ersten Generation" gehören würde und dort auch gleich eine Freundin hätte, die ihrerseits auch die Tochter eines Leiters ist, das ist eine Vorstellung, in der für mich durchaus "Musik drin" ist. Wenn anfangs nur wenige Kinder in der Gruppe sind, ist das auch nicht unbedingt von Nachteil; für größere Aktionen wie Fahrten und Lager kann man sich ja mit anderen, bereits bestehenden Meuten zusammenschließen, das ist, soweit ich es verstanden habe, sowieso üblich. 

Natürlich ist das im Moment alles noch Zukunftsmusik; in der Zwischenzeit empfiehlt es sich sicherlich, den Kontakt zu der Wölflingsmeute zu halten, die das Herbstlager auf dem Achorhof ausgerichtet hat. Dies umso mehr, als die Leiterin mich am letzten Tag des Lagers fragte, ob meine Tochter noch Geschwister habe; daraufhin erzählte ich ihr von meinem Jüngsten und dass der am liebsten ins Lager mitgekommen wäre – und sie verriet mir, dass es in ihrem Pfadfinderstamm neuerdings auch eine Wichtelgruppe für Kinder ab 4 Jahren gibt. Da könnte man ja auch mal gucken; wobei es durchaus ein Minuspunkt ist, dass das so ziemlich am anderen Ende von Berlin ist. Demgegenüber hätten die Royal Rangers, deren Stammes-Stützpunkt nun wirklich in unmittelbarer Nähe unseres Zuhauses liegt, natürlich einen gewissen "Standortvorteil"; und ich hätte es durchaus in Erwägung gezogen, da heute wieder zum Stammestreffen zu gehen, wollte aber gern zuvor den Stammleiter kontaktieren, um ein paar Fragen zu klären. Am Dienstag versuchte ich ihm eine eMail zu schreiben, die aber als unzustellbar zurückkam; am Mittwoch beim Eltern-Glaubenskurs brachte ich dann seine Handynummer in Erfahrung und schickte ihm denselben Text nochmal per WhatsApp. Auch darauf kam jedoch erst mal keine Antwort; Stattdessen erhielten wir von der Leiterin der KPE-Wölflinge per Email eine Einladung zu ihrer nächsten "Meutenstunde", die ebenfalls heute stattfand, also fuhren wir lieber dahin. Bericht folgt! 


Auf der anderen Straßenseite: Der Herrgott hört nicht auf zu fügen 

Meine Liebste hatte sich für die Zeit, in der ich mit der Großen im Wölflingslager war, ein Alternativprogramm für den Jüngsten ausgedacht, damit ihm nicht langweilig wird und er nicht allzu neidisch auf seine große Schwester wird; dieses Programm umfasste einen Kurztrip an die Ostsee (mit einer Übernachtung), aber auch – da es gerade der erste Sonntag im Monat war – ein Gottesdienst-Double-Feature in Haselhorst. Und das erwies sich einmal mehr als bemerkenswerte Fügung, denn wie sich zeigte, waren sie an diesem Sonntag nicht die einzigen, die sich dieses Double-Feature gönnten: Unter den neuen Erstkommunionkindern in St. Stephanus ist ein Mädchen, das wir vom JAM kennen. Vom Vater des Mädchens, der mit in der Messe war und den wir ebenfalls "von der anderen Straßenseite" her kennen, erfuhr meine Liebste, das Mädchen sei katholisch getauft und die Mutter, die vom Vater getrennt lebt oder geschieden ist, bestehe nun darauf, dass das Kind auch zur Erstkommunion geht. Er selbst fühlte sich mit den Abläufen im katholischen Gottesdienst ziemlich überfordert und war froh, dass meine Liebste ihm ein paar Fingerzeige geben konnte. – Ich hatte daraufhin die Idee, dem Vater, mit dem ich mich auf einer "kumpelhaften" Ebene recht gut verstehe, vorzuschlagen, wir sollten mal zusammen ein Bier trinken gehen. Leider bin ich bis jetzt noch nicht dazu gekommen, ihm diesen Vorschlag zu unterbreiten, da er am Mittwoch nicht beim JAM war. Seine Tochter hingegen war da; sie und ihre jüngere (Halb- oder Stief-)Schwester wurden von der Oma hingebracht. Als es sich im Laufe des JAM-Nachmittags einmal die Situation ergab, dass mir die ältere Tochter über den Weg lief, ohne dass andere in Hörweite waren, sprach ich sie beiläufig an: "Ich hab gehört, du machst jetzt Erstkommunionunterricht?" 
"Joa", erwiderte sie auf ihre etwas forsche Art. 
"Spannend", merkte ich an, aber viel mehr kam bei dieser Gesprächssituation nicht heraus. Beim Abendessen erzählte mir mein Jüngster fröhlich, er habe eine neue Freundin; und wie sich zeigte, handelt es sich dabei um die kleine Schwester des angehenden Erstkommunionkindes. Kurz und gut, ich sehe da interessante Perspektiven; schauen wir mal, wie die Dinge sich entwickeln. 


Zukunft beginnt Zuhause 

Am Mittwochvormittag fand die letzte Sitzung des Eltern-Glaubenskurses in der Gemeinde auf dem Weg statt; dabei stellte sich heraus, dass ich abgesehen von den beiden Kursleitern (m/w) der einzige Teilnehmer war, der bei allen vier Terminen dabei gewesen war. Als ich fragte, ob ich dafür einen Preis bekommen würde, war das eigentlich als Scherz gemeint; ich sollte aber noch eine Überraschung erleben. – Zunächst jedoch mal zum Inhaltlichen: Die dritte Sitzung, über die ich bisher noch nicht berichtet hatte, hatte als inhaltlichen Schwerpunkt das Thema Gebet gehabt: nicht nur dss Beten mit den Kindern, um ihnen die Praxis des Betens beizubringen und sie daran zu gewöhnen, sondern auch das Beten für die Kinder und überhaupt das Gebet als Quelle der Ermutigung, Stärkung und Orientierung in den Herausforderungen des Elternseins. Mir fiel dabei mehrmals auf, dass ich mich bei Fragen wie "Was macht ihr in so einer Situation?" irgendwie nicht recht traute, wahrheitsgemäß zu sagen "Ich bete Rosenkranz", oder dass ich zwar darüber sprach, dass ich mich um eine feste, regelmäßige Gebetsroutine im Alltag bemühe, aber nicht erwähnte, dass ich dies mit Hilfe der Stundenbuch-App tue bzw. was das Stundenbuch überhaupt ist. Das sind so die Herausforderungen, vor denen man als Katholik in einem freikirchlichen Umfeld steht. Aber das war vor dem KPE-Lager. Ich glaube, wenn sich danach noch eine ähnliche Gelegenheit ergeben hätte dann hätte ich es einfach gesagt. Es mag vielleicht nicht jedem unmittelbar einleuchten, wo da jetzt der Zusammenhang liegt, aber es ist einfach so: Das Pfadfinderlager hat mich in meinem Katholischsein bestärkt. 

Aber bleiben wir mal beim Eltern-Glaubenskurs: Das Schwerpunktthema der vierten und letzten Sitzung war ein "Blick in die Zukunft". Es ging darum, wie sich die Rolle der Eltern mit zunehmendem Alter der Kinder verändert: dass man mit einem Schulkind anders umgehen muss als mit einem Kind im Vorschulalter, dass es die Eltern vor neue und andere Herausforderungen stellt, das merke ich ja jetzt schon und werde es in Zukunft sicherlich noch deutlicher merken. Und wenn das Kind erstmal so 12, 13 Jahre alt ist, wird es nochmals erhebliche Veränderungen im Verhältnis zu den Eltern und damit in den Aufgaben der Eltern geben. Das leuchtet mir in der Theorie unmittelbar ein, aber man wird gut daran tun, sich rechtzeitig darauf vorzubereiten, und dazu gab der Kurs einige wertvolle Fingerzeige. Abschließend wurde für die anwesenden und auch die abwesenden Eltern und ihre Anliegen gebetet, und dann gab's Geschenke. Ja, im Ernst: 


Dieses liebevoll verpackte Geschenk enthielt neben einer Zusammenstellung der im Laufe des Kurses angesprochenen Bibelstellen ein Päckchen Tee, einen Teelichtständer und zwei Bücher, nämlich "Empower – Mit Glaube und Leichtigkeit durch das Abenteuer Erziehung" von Tobias Teichen (das Buch zu der Vortragsreihe, aus der wir während des Kurses allerlei Ausschnitte zu sehen bekommen haben) sowie die "Gott hat dich lieb Bibel". Ich denke, es verdient in diesem Zusammenhang Erwähnung, dass die Teilnahme an dem Kurs kostenlos war; dass man da dann am Ende so reich beschenkt rausgeht, finde ich schon sehr beachtlich. 


Geistlicher Impuls der Woche 

Du selige Kirche! Es gab eine Zeit, da du hörtest, und eine Zeit, da du sahst. Du hörtest in den Verheißungen, und in der Verwirklichung schautest du. Du hörtest in der Weissagung und schautest im Evangelium; denn alles, was sich jetzt erfüllt, war schon vorausgesagt. Heb also deine Augen, und lass sie durch die Welt schweifen! Schau auf Ihn, den Gekreuzigten: Seine Hände und Füße festgenagelt, Seine Gebeine hängen am Holz, und man kann sie zählen. Um Sein Gewand werfen sie das Los (vgl. Ps 22,18.19). Siehe, den sie da hängen sahen, der herrscht als König! Siehe, den sie verachteten, als er auf der Erde wandelte, er thront im Himmel. Sieh, so wird das Wort erfüllt: "Alle Enden der Erde sollen daran denken und werden umkehren zum Herrn: Vor Ihm werfen sich alle Stämme der Völker nieder" (Ps 22,28). Wenn du das alles siehst, dann rufe voll Freude: Wie wir’s gehört haben, so erlebten wir’s jetzt. 

(Augustinus, Auslegung zu Psalm 48) 


Ohrwurm der Woche 

Harry Nilsson: Everybody's Talkin' 


Diesen Song aus dem Jahr 1969, bekannt geworden durch seine Verwendung im Film "Asphalt-Cowboy" mit Jon Voight und Dustin Hoffman, habe ich ursprünglich durch die schon bei früherer Gelegenheit erwähnte Doppel-CD "Pure Acoustic" kennengelernt; richtig verliebt habe ich mich in den Song jedoch erst, als ich hörte, wie ein Straßenmusiker in der Spandauer Altstadt ihn performte. Das ist nun auch schon wieder ein paar Jahre her, aber der Song geht mir immer wieder mal im Kopf herum, nicht zuletzt dank prägnant formulierter Textstellen wie "going where the weather suits my clothes" oder "skipping over the ocean like a stone"

Vorschau / Ausblick 

Heute Vormittag waren wir, wie oben schon angekündigt, beim Meutentreffen der KPE-Wölflingsmädchen, worüber es sicherlich nächste Woche noch etwas zu berichten geben wird; am morgigen Sonntag steht, wie ebenfalls schon mal erwähnt, in St. Joseph Siemensstadt der erste KiWoGo der Saison an, nämlich zur Heilung der zehn Aussätzigen (Lukas 17,11-19). Danach wollen wir ins Kino ("Schule der magischen Tiere 4"). Und dann beginnt schon die letzte Schulwoche vor den Herbstferien! Am Dienstagabend findet ein erstes Vorbereitungstreffen für den geplanten Alpha-Kurs in der EFG The Rock Christuskirche statt, daran will und soll meine Liebste teilnehmen; zum letzten JAM vor den Ferien werden wir hingegen wohl nicht gehen können, da wir zur Beerdigung einer nach langem Leiden verstorbenen Freundin der Familie nach Sachsen-Anhalt fahren wollen. Was die Woche darüber hinaus noch bringen wird, ist vorerst noch nicht abzusehen; aber am nächsten Samstag veranstaltet die Gemeinde auf dem Weg bei Galeria in der Tegeler Fußgängerzone einen Infotag zu ihren Angeboten für Familien, und da werden wir wohl mal vorbeischauen. Alles Weitere ergibt sich! 


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