Servus, großgünstiger Leser! Bekanntlich wunderte sich schon Karl Valentin darüber, dass auf der Welt jeden Tag gerade so viel passiert, wie in die Zeitung passt; und so langsam geht es mir mit meinen Wochenbriefings ähnlich: Egal ob in einer Woche viel oder wenig los ist, die Artikel werden immer ungefähr gleich lang. Ehrlich gesagt liegt das natürlich zum Teil daran, dass ich bei Bedarf schon Inhalte aus einer Woche in die nächste verschiebe oder einzelne Rubriken auch mal ganz weglasse. – Auf jeden Fall aber glaube ich behaupten zu dürfen, dass es mir auch diesmal wieder gelungen ist, ein thematisch vielseitiges und gehaltvolles Wochenbriefing vorzulegen, obwohl ich in der zurückliegenden Woche, aus Gründen, nicht so aktiv war wie ich es gern gewesen wäre. Aber mal der Reihe nach...!
So eine Tüte voll Freude kann man immer gut gebrauchen. Die gab's beim Familientag in St. Stephanus Haselhorst als Geschenk für die teilnehmenden Familien. |
Was bisher geschah
Eigentlich hätte dies eine ereignisreiche Woche werden sollen; und tatsächlich stand das erste Highlight schon am Sonntag an, nämlich der Familientag in St. Stephanus Haselhorst, von dem weiter unten noch verschiedentlich die Rede sein wird. Der weitere Verlauf der Woche war dann aber zu einem wesentlichen Teil davon geprägt, dass das Tochterkind wegen einer fiesen Magen-Darm-Grippe mehrere Tage nicht zur Schule gehen konnte. Dadurch fielen einige geplante Aktivitäten flach, so z.B. der Messebesuch mit dem Jüngsten am Mittwochmorgen in Heiligensee und der Besuch beim JAM am Mittwochnachmittag; zum ersten Tag des großen Baumhaus-Jubiläumswochenendes, am gestrigen Freitag, schafften wir es ebenfalls nicht. Am Dienstagabend hatte ich eigentlich vorgehabt, mit der ganzen Familie zum "Stammtisch" der Pfarrei St. Mauritius Lichtenberg/Friedrichshain zu gehen; diesen Plan musste ich nun verwerfen, aber meine Liebste meinte, wenn ich allein hinginge, wäre das immer noch besser, als wenn wir gar nicht hingingen. Also machte ich mich auf den Weg – nur um vor Ort festzustellen, dass es offenbar eine Termin-Unstimmigkeit gegeben hatte: Dem Lokal, in dem der Stammtisch hätte stattfinden sollen, lag eine Reservierung für nächsten Dienstag vor, und außer mir fand sich nur ein einziger weiterer Mensch ein, der zum Stammtisch wollte – ein knapp 70jähriger Katholik mit DDR-Biographie, wie ich kurz darauf erfahren sollte. "Trinken wir ein Bier zusammen?", fragte er mich jovial; darauf ging ich gern ein, und er erzählte mir so allerlei aus seinem Leben, was zum größten Teil gar nicht uninteressant war. Aber im Endergebnis war ich dann doch ganz zufrieden damit, nicht mit der ganzen Familie dort angetanzt zu sein.
Sollte ich dem St.-Mauritius-Stammtisch am kommenden Dienstag noch eine Chance geben? Ich bin da im Moment eher skeptisch. Aber bevor diese Frage akut wird, geht ja erst mal noch das Baumhaus-Jubiläumswochenende weiter, und es besteht durchaus die Möglichkeit, dass wir als Familie und/oder auch ich alleine dort noch einige Zeit verbringen werden. Ansonsten steht nichts Besonderes im Terminkalender, aber lassen wir uns mal überraschen – meist kommt's ja doch anders, als man denkt...
Eigentlich noch in den Berichtszeitraum des vorigen Wochenbriefings hätte es gehört, dass wir am Vorabend des Martinstages zu einer St.-Martins-Feier im benachbarten Ortsteil Hermsdorf gingen. Hermsdorf gehört zusammen mit Frohnau, Waidmannslust, Lübars, Wittenau und dem Märkischen Viertel bereits seit 2017 zur Großpfarrei St. Franziskus Reinickendorf-Nord; die 1933/34 erbaute Kirche Maria Gnaden ist in meinen Augen übrigens ein Beispiel dafür, dass moderne Sakralarchitektur nicht zwingend hässlich oder nichtssagend sein muss, auch wenn insbesondere der Turm mal wieder einen neuen Anstrich oder zumindest eine Behandlung mit dem Hochdruckreiniger vertragen könnte.
Im Übrigen ist zu erwähnen, dass meine Liebste vor unserer Heirat einige Jahre ganz in der Nähe dieser Kirche gewohnt hat, es aber vermieden hat, dort zur Messe zu gehen, weil die Gemeinde allzu "progressiv" war. Ein Kaplan, der den Versuch unternahm, in der Gemeinde "üblich" gewordene liturgische Missbräuche einzudämmen, wurde regelrecht weggemobbt (St. Willehad lässt grüßen, möchte ich mal hinzufügen). Aus diesem Grund haben wir auch nicht dort geheiratet. Seit Kurzem hat die Gemeinde nun zwar, wie unlängst schon erwähnt, einen neuen Pfarrer, den meine Liebste und ich, als er noch Kaplan in Tegel war, als ausgesprochen konservativ kennengelernt haben (normalerweise verwende ich diese Bezeichnung ja gern in Anführungszeichen, aber auf ihn passt sie), und man wird sehen, ob sich dadurch etwas ändert; allerdings zeigt die Erfahrung, dass die über Jahrzehnte gewachsene Kultur (oder Unkultur) einer Gemeinde stärker ist als der einzelne Pfarrer. Entweder er passt sich an, oder... na ja: Warten wir's ab.
Die kleine Andacht in der Kirche, die dem Laternenumzug voranging und in die das Martinsspiel der KiTa-Kinder eingebettet war, wurde von einer Gemeindereferentin (in Mantelalbe!) geleitet, die bis vor ein paar Jahren ebenfalls in der Tegeler Pfarrei tätig war und die wir also aus unserer dortigen aktiven Zeit kennen. Unser Eindruck von ihr lautete: persönlich sympathisch und durchaus guten Willens – z.B. hat sie die Idee unseres Büchereiprojekts unterstützt (als Idee, wohlgemerkt) –, allerdings war man sich bei ihr nie ganz sicher, ob ihre Vorstellung vom christlichen Glauben wesentlich über "Gott ist ein Konzept, das uns dabei hilft, gute Menschen zu sein" hinausgeht. Genau diese Frage konnte man sich auch bei dieser St.-Martins-Andacht stellen, aber immerhin stellte die Gemeindereferentin mit den von ihr vorgetragenen Texten sicher, dass in dieser Andacht überhaupt von Gott und von Jesus Christus die Rede war.
Was das von der zur Kirchengemeinde gehörenden KiTa beigesteuerte Martinsspiel angeht, möchte ich mein Urteil mal so formulieren: Jetzt weiß ich umso mehr zu schätzen, wie vergleichsweise gehaltvoll das Martinsspiel der KiTa St. Joseph Tegel war, von dem ich ein paar Tage zuvor eine Probe miterlebt hatte. Fairerweise muss man sagen, dass die Kinder, die beim Hermsdorfer Martinsspiel mitwirkten, im Schnitt wohl noch ein bis zwei Jahre jünger waren als die in Tegel; ich bin mir allerdings nicht sicher, ob das eine ausreichende Erklärung oder Entschuldigung für den eklatanten Niveauunterschied ist. Es gab zwar allerlei Soundeffekte und phantasievoll gestaltete Nebenrollen (ein Mädchen spielte Martins Pferd, mindestens zwei weitere Kinder stellten den Wind dar, indem sie mit blauen Tüchern wedelten), aber der von einer KiTa-Erzieherin vorgelesene Text beschränkte sich darauf, die bekannte Szene mit St. Martin und dem Bettler blumig auszuschmücken; eine Szene, in der Martin im Traum Jesus begegnet, gab es hier nicht, stattdessen hieß es lediglich, dass Martin durch die Begegnung mit dem Bettler irgendwie zu dem Schluss kam, er wolle – sinngemäß aus dem Gedächtnis zitiert – "kein Soldat mehr sein, sondern lieber Menschen helfen".
Zur Sonntagsmesse gingen wir in St. Stephanus Haselhorst, weil dort, wie erwähnt, Familientag war. Es war der 32. Sonntag im Jahreskreis, als Evangelium sah die Leseordnung das Gleichnis von den klugen und den törichten Jungfrauen (Mt 25,1-13) vor, und der Pfarrvikar verstand es souverän, diese Perikope zum Thema des Familientags in Beziehung zu setzen; aber ehe ich darauf näher eingehe, möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass Facebook mich unlängst an die Predigt erinnert hat, die ich vor drei Jahren am 32. Sonntag im Jahreskreis zum selben Evangelium gehört habe. Damals gingen wir gewöhnlich in Herz Jesu Tegel zur Sonntagsmesse, die Predigt hielt der dortige Pfarrer, und sein Ausgangspunkt war die Frage: Warum teilen die klugen Jungfrauen ihr Öl nicht mit den törichten, obwohl das Teilen doch so ein wichtiger christlicher Wert ist? Was mag da wohl die Message sein? Na? Richtig: Es geht darum, wie wichtig Eigenverantwortung ist. Wie zum Beispiel auch beim Klimaschutz und bei der Eindämmung der Covid-19-Pandemie. – Ich möchte betonen: Ich denke mir das nicht aus! Ebenfalls total wichtig war in diesem Zusammenhang die Präsidentschaftswahl in den USA in jenem Jahr: Wie gut es sei, dass Trump abgewählt wurde und jetzt wieder ein verantwortungsbewusster Politiker ans Ruder komme, war ein Aspekt, dem gefühlt die (erste!) Hälfte der Predigt gewidmet war. In Kombination mit der Tatsache, dass derselbe Geistliche einmal anlässlich der Perikope vom reichen Prasser und dem armen Lazarus (Lk 16,19-31) über das Thema Lebensmittelverschwendung predigte, mag diese Erinnerung plausibel machen, weshalb ich unlängst anmerkte, von diesem Priester wolle ich um keinen Preis eine Predigt zum Thema "Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist" hören...
Heuer in St. Stephanus gab es zu diesem Evangelium jedenfalls eine völlig andere Predigt. In ihrem ersten Drittel wandte sich der Pfarrvikar an die recht zahlreich erschienenen Erstkommunionkinder und stellte einen Bezug zwischen der Hochzeitsfeier, von der im Evangelium die Rede war, und eben der Erstkommunion her; der Hauptteil der Predigt richtete sich dann an die Erwachsenen und nahm, wie schon erwähnt, auf den Familientag Bezug. "Der Bräutigam Christus ist der, der das Leben neu macht", betonte der Pfarrvikar – und richtete sein Augenmerk sodann auf die Frage: Warum schlafen die zehn Jungfrauen eigentlich? Wenn die Jungfrauen im Gleichnis für uns stehen sollen – und natürlich sollen sie das –, was ist dann mit uns los, dass wir schlafen, während wir eigentlich voll Freude die Ankunft des Bräutigams erwarten sollten? – Dieser Schlaf, so meinte der Pfarrvikar, rühre von der "Routine des Lebens" her. "Man ist normalerweise gewohnt zu funktionieren von Montag bis Freitag, am Samstag ist das große Einkaufen, Wochenend-Wahn und so weiter – kennen Sie alles. Aber heute kommt der Bräutigam, um uns die Freude zu schenken. Verpassen wir es nicht." Das Öl, von dem im Gleichnis die Rede sei, stehe für den Heiligen Geist, "der ein Geist der Freude ist"; alles, was zum äußeren Funktionieren des Familienlebens gehört – "dass das Bankkonto nicht zu sehr im Rot ist, dass der Kühlschrank voll ist, dass die Wohnung sauber ist, dass die Arbeit irgendwie funktioniert" – sei gewissermaßen nur der Krug für das Öl; ohne das Öl der Freude jedoch "bleibt dieser Krug hart und leer".
Der Familientag in St. Stephanus war, wenn ich nicht in den zurückliegenden Monaten einen verpasst (d.h. schlicht nicht mitgekriegt) habe, der dritte seiner Art; bei den bisherigen Veranstaltungen dieser Reihe hatte meine Liebste zu den Workshops für Ehepaare allein gehen müssen, da Insbesondere unser Tochterkind sehr nachdrücklich darauf bestanden hatte, dass ich zum Kinderprogramm mitkam. Diesmal kam erschwerend hinzu, dass ich als Leiter der Wichtelgruppe offiziell beim Kinderprogramm involviert war.
Allerdings hatte ich in der Woche zuvor nicht so richtig Zeit und Muße gehabt, etwas vorzubereiten, und war daher sehr froh gewesen, dass meine Co-Leiterin zugesagt hatte, ein Bastelangebot vorzubereiten.
Und dann sagte sie kurzfristig ab.
Da stand ich nun doof da mit nichts in der Hand außer zwei Büchern mit Vorlesegeschichten und meinen begrenzten Gitarrenspiel-Fähigkeiten; und es waren um die zwanzig Kinder da (die meisten allerdings wohl schon über das Wichtelgruppen-Alter hinaus). – Nach der Messe gab es erst einmal ein Brunch-Büffet im Pfarrsaal, und währenddessen führte ich ein Krisengespräch mit dem Gemeindereferenten und ein paar weiteren Mitarbeitern. Wie sich zeigte, war die Krise nicht ganz so groß: Ein paar junge Leute (die, wenn ich es richtig mitbekam, zur Neokatechumenalen Gemeinschaft gehörten) gestalteten ein Bastelangebot im Keller, zusätzlich gab's Bewegungsspiele im Garten (trotz des durchwachsenen Wetters), und die Erstkommunionkinder durften unter Anleitung des Gemeindereferenten das Ministrieren üben. Mir blieb somit nicht viel mehr zu tun, als überall ein bisschen dabei zu sein, Fotos zu machen und die rechtzeitig fertig gewordenen aktualisierten Wichtelgruppen-Flyer unter die Leute zu bringen.
Wichtel sind überall! |
Diese Kerze hat unser Jüngster gestaltet. Reife Leistung für sein Alter, finde ich. |
Meine Liebste nahm derweil wieder am Erwachsenenprogramm teil, das diesmal – wie sich in der Predigt ja schon abgezeichnet hatte – unter dem Oberthema "Freude" stand. Zum Inhalt kann ich nicht viel sagen, da ich ja nicht dabei war; aber meine Liebste empfand die Teilnahme als sehr bereichernd.
Ein reguläres Treffen der Wichtelgruppe stand dann am heutigen Vormittag an, und zwar im Pfarrsaal von St. Joseph Siemensstadt; angedacht war es gewesen, bei gutem Wetter in den Siemenspark zu gehen und Blätter zu sammeln, aber mangels Beteiligung verzichteten wir dann doch darauf. Außer mir erschienen nämlich lediglich zwei Teamkolleginnen mit ihren Töchtern zu dem Treffen. Unter "Teambuilding"-Gesichtspunkten würde ich das Treffen aber trotzdem, oder gerade so, als Erfolg bezeichnen; unter anderem berieten wir über die musikalische Gestaltung des Familiengottesdienstes am 1. Advent, und die Kinder bastelten währenddessen Schnecken aus Kastanien und Knete.
Ist ja auch ein schönes Symbolbild dafür, dass man beim Aufbau einer neuen Gruppe einen langen Atem braucht. |
Queer-sensible Pastoral in Tegel
Noch ein von letzter Woche übrig gebliebenes Thema ist der Tagesordnungspunkt 11 des Protokolls der Pfarreiratssitzung von St. Klara Reinickendorf-Süd vom 7. September, "Seelsorge für queer-sensible Menschen – Synodaler Weg". Da fand ich zunächst einmal schon die Überschrift irritierend. Was soll man sich denn bitte unter "queer-sensiblen Menschen" vorstellen? Sollte nicht vielleicht eher gemeint sein, dass die Seelsorge "queer-sensibel" sein soll? Vielleicht handelt es sich lediglich um einen Patzer des Protokollführers; aber so, wie die Formulierung dasteht, erweckt sie jedenfalls den Eindruck, diese Seelsorge richte sich explizit nicht an Menschen, die sich selbst als queer empfinden und/oder bezeichnen, sondern lediglich an solche, die irgendwie "sensibel" für das Thema sind. Es kann aber natürlich auch sein, dass es tatsächlich so gemeint ist. Wenn ich mir vorzustellen versuche, wie queer-sensible Pastoral in der Tegeler Pfarrei aussehen könnte, drängt sich mir unwillkürlich die Assoziation "Gay-Pride-Parade in Stars Hollow" auf. Mancher wird sich vielleicht erinnern: In einer Folge der abschließenden "Gilmore Girls"-Staffel "A Year in the Life" wurde das Vorhaben diskutiert, im beschaulichen Städtchen Stars Hollow eine Gay-Pride-Parade abzuhalten; diesem Plan stand allerdings der Umstand im Wege, dass es in der ganzen Stadt nur einen einzigen Homosexuellen gab, weshalb die Idee aufkam, vielleicht könne man, um eine Parade zusammenzubekommen, Homosexuelle aus anderen Orten "ausleihen". – Tja, und so, wie ich die Gemeinde in Tegel kennengelernt habe, würde es mich nicht wundern, wenn das Pastoralteam sich für seine "queer-sensible" Seelsorge auch erst mal queere Menschen aus anderen Gemeinden ausleihen müsste. Vielleicht hat man sich deshalb gedacht, man fängt erst mal mit irgendwie "queer-sensiblen Menschen" an, oder solchen, die es womöglich (und sei es nur, um "mit der Zeit zu gehen") werden wollen.
Gibt es eigentlich was Neues aus der Pfarrei St. Marien in Brake/Unterweser, über die ich neulich hier berichtet habe? – Ja, durchaus, wenn auch (noch) nicht so viel, dass es für einen weiteren eigenständigen Artikel reicht. Daher hier in aller Kürze: Nachdem die lokale Presse am 10. November berichtet hatte, der derzeit beurlaubte Pfarrer Wolfgang Schmitz werde definitiv nicht auf seine Pfarrstelle in Brake zurückkehren, ruderte die Nordwest-Zeitung am 13. November zurück: "Unklarheit in St. Marien – Zukunft von Pfarrer Schmitz bleibt offen" ist ein Artikel überschrieben, in dem es heißt, es stehe "noch nicht fest, dass Pfarrer Schmitz sein Amt aufgeben wird". Zwar verweist der Artikel auf eine Übereinkunft zwischen Schmitz und dem Bischöflich Münsterschen Offizialat in Vechta, "dass Schmitz auf die Pfarrstelle in Brake verzichten wird – sobald Einvernehmen über seinen künftigen Einsatz als Priester erzielt wird"; indes wird Pastoralreferent Thomas Fohrmann mit der Einschätzung zitiert, "aus dem Schreiben" des Offizialats sei "nicht deutlich zu erkennen, dass Pfarrer Wolfgang Schmitz nun definitiv die Pfarrstelle in Brake verlässt. Er sei bislang zwar beurlaubt. Eventuell gebe es aber auch eine Wiedereinsetzung. Es sei schwierig, einen Priester seines Amtes zu entheben. Noch sei einiges möglich". – Inzwischen hat auch die Online-Ausgabe der Münsteraner Bistumszeitung Kirche + Leben über den Fall berichtet.
Auch nicht unerwähnt lassen will ich, dass mir manche Leser vorgeworfen haben, ich würde mich an einer "Schmutzkampagne" gegen Pfarrer Schmitz beteiligen. Nun ist es mir zwar offen gesagt unverständlich, wie man nach Lage der öffentlich bekannt gewordenen Fakten zum Erbschaftsfall Fastje zu dem Schluss kommen kann, der suspendierte Geistliche sei in dieser Angelegenheit ein unschuldiges Opfer übler Nachrede; aber dass es – anders als es in der Berichterstattung der lokalen Presse scheinen mag – durchaus Leute gibt, die auf der Seite des Pfarrers stehen, ist jedenfalls ein Faktum, dass es zu beachten gilt. Was die Frage nach der Art des Verhältnisses zwischen Pfarrer Schmitz und seiner Haushälterin angeht, hätte ich mich vielleicht etwas vorsichtiger positionieren können oder sollen, aber ich bleibe dabei, dass ich die Art und Weise, wie Pfarrer Schmitz in einem 2021 auf der Website des Bistums Münster erschienenen Artikel über sich und seine Haushälterin spricht, recht auffällig finde.
Dem Vorlesestoff fürs Tochterkind wird wohl in sehr absehbarer Zeit wieder ein eigenständiger Artikel zu widmen sein, aber festhalten möchte ich schon mal, dass wir den zweiten Band von Kira Gembris "Ruby Fairygale"-Reihe zu Ende gelesen haben; und nachdem ich im vorigen Wochenbriefing meinen nicht gerade euphorischen ersten Eindruck von diesem Buch skizziert habe, sei verraten, dass mein Urteil über die Qualität des Bandes im weiteren Verlauf der Lektüre stark geschwankt hat. Zuerst hatte ich den Eindruck, dass die ärgerlichen stilistischen Schwächen und die Oberflächlichkeit der Erzählweise noch zunahmen; dann allerdings wurde die Handlung unerwartet spannend, und zwar vor allem dank der phantastischen Elemente, die im ersten Band so schwach ausgeprägt gewesen waren, dass ich sie geradezu als überflüssig empfunden hatte. Zum Ende hin hatte ich dann aber doch wieder den Eindruck, dass die Verknüpfung zwischen den phantastischen und den nicht-phantastischen Handlungselementen recht oberflächlich und keineswegs zwingend geraten sei. Zugleich erzeugte der Schluss jedoch so viel Spannung in Hinblick auf die Frage, "wie's weitergeht", dass es wohl nicht ausbleiben kann, dass wir auch Band 3 lesen müssen. Erst einmal steht aber anderer Lesestoff auf dem Programm. "Bibi und Tina – Der fliegende Sattel" hat sich als besser erwiesen, als ich erwartet hätte; das kriegen wir höchstwahrscheinlich heute Abend durch, und dann mal sehen, was als nächstes drankommt.
Geistlicher Impuls der Woche
Als Paulus, gefangen wegen des Zeugnisses für die Wahrheit, einst in großer Not war, schickten ihm die Brüder Gaben, um ihm in seiner Not und Bedrängnis beizustehen. In der Antwort dankte er ihnen und schrieb: "Ich habe gelernt, mich in jeder Lage zurechtzufinden: Ich weiß Entbehrungen zu ertragen, ich kann im Überfluss leben. Alles vermag ich durch ihn, der mir Kraft gibt. Trotzdem habt ihr recht daran getan, an meiner Bedrängnis teilzunehmen" (Phil 4,11-12.13-14). Er wollte aber nicht zu denen gehören, die für sich selbst und nicht für die Schafe sorgen.
Die also nicht wie Paulus handeln und sich mit der Arbeit ihrer Hände durchbringen können, mögen für ihren Lebensunterhalt von der Milch der Herde nehmen. Sie sollen den nötigen Unterhalt nehmen, aber auf die Schwachheit der Schafe Rücksicht nehmen. Sie sollen es nicht um ihres persönlichen Vorteils willen verlangen, als verkündigten sie das Evangelium wegen ihrer eigenen Bedrängnis und Not. Vielmehr sollen sie das Licht des wahren Wortes bieten, um die Menschen zu erleuchten. Sie sind ja wie Lampen gemäß dem Schriftwort: "Legt eure Gürtel nicht ab, und lasst eure Lampen brennen" (Lk 12,35), und: "Man zündet nicht ein Licht an und stellt es unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter; dann leuchtet es allen, die im Hause sind. So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen" (vgl. Mt 5,14-15). Wenn dir ein Licht im Haus angezündet würde, würdest du nicht Öl zugießen, damit es nicht erlischt? Wenn nun aber die Lampe nicht leuchtet, auch wenn sie Öl bekommt, wäre sie nicht wert, auf den Leuchter gestellt zu werden; man sollte sie gleich zerbrechen. Was zum Lebensunterhalt notwendig ist, muss man in der Bedrängnis annehmen und aus Liebe schenken. Das Evangelium ist nicht käuflich, als wäre der Unterhalt für die Verkünder der Preis dafür. Wenn sie es auf diese Weise verkaufen, dann verkaufen sie um einen lächerlichen Preis eine große Sache. Sie sollen den Lebensunterhalt vom Volk bekommen, den Lohn für die Verkündigung aber vom Herrn.
(Augustinus, Über die Hirten der Kirche)
Ohrwurm der Woche
New Order: Regret
Ich muss gestehen: Ich war nahe daran, "Laura non c'è" von Nek alias Filippo Neviani zum Ohrwurm der Woche zu ernennen, denn mit diesem Lied im Kopf bin ich am Mittwoch aufgewacht. Aber dann musste ich an meinen alten Freund Robert denken, der seinerzeit zu sagen pflegte: "Italienische Popmusik? Kann ich mir nicht anhören. Da denke ich immer, ich müsste gleich 'ne Pizza bestellen." – Damit will ich gegen den Herrn Neviani persönlich nichts gesagt haben: Er ist Katholik, erregte beim Sanremo-Festival 1993 Aufsehen mit einem Song mit Pro-Life-Message, und dafür, dass er (wie anscheinend so ziemlich alle italienischen Popstars mit Ausnahme von Zucchero) aussieht wie ein Unterwäsche-Model, kann er ja nichts. (Das erinnert mich übrigens an den Italo-Disco-Star Den Harrow, den es eigentlich gar nicht gab, aber das ist ein Thema für sich; dazu vielleicht ein andermal mehr.) An dem Lied "Laura non c'è" gefällt mir übrigens am besten der Anfang der zweiten Strophe, denn für den nicht der italienischen, dafür aber der deutschen Sprache mächtigen Hörer klingen die Verse "Laura dov'è? Mi manca, sai" wie "Lauter Doofe, niemand gescheit".
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Meine Güte, da ist was los in Brake und Nordenham ... Ich bin mir nicht sicher, ob es gut ist, M. Kenkel dort wieder einzusetzen - unabhängig von der Frage, ob es sexualisierte Gewalt oder geistlicher Machtmissbrauch war, ist es nie gut, Seelsorger, die einmal deutlich Grenzen ihnen anvertrauter Menschen überschritten haben, wieder in der Seelsorge einzusetzen.
AntwortenLöschenDie Frage, warum eigentlich auch die klugen Jungfrauen schlafen, auch die törichten auf den Herrn warten, dieser sie aber nicht hineinläßt und die klugen kein Öl abgeben, aber auch später nicht "die kennen wir, die haben mit uns gewartet und wollten noch Öl holen sagen", ist aber an und für sich hochinteressant (einschließlich der Frage, ob, wenn die Virgines simpliciter prudentes *kein* Öl übrig haben, die Virgo prudentissima vielleicht dann *doch* noch eins hat). Ich hab das mal betrachtet, mit in meiner Erinnerung befriedigendem Ergebnis, aber das Ergebnis habe ich leider nicht aufgeschrieben...
AntwortenLöschen"Also alles in Butter und kein Problem?"
AntwortenLöschenJa genau, alles in Butter und kein Problem. Die Vorwürfe gegen M. Kenkel, waren und sind nicht zutreffend. Wo ist also das Problem genau, was erforderlich macht sich die Sache genauer ansehen zu wollen? Soll der Verfassungsschutz jetzt tätig werden? Werden Telefonate des Geistlichen überwacht und sein E-Mail Verkehr durchforstet? Werden Blogwarte eingestellt, die die persönlichen Kontakte von M. Kenkel überwachen und ihn bei '"Verstößen" an den Bischof verpfeifen?
Wenn man einen Grund sucht, wird man auch einen finden. Bei Bischof Strickland aktuell z.B. konnte man kein unangemessenes Verhalten gegenüber Frauen finden, dann wir er eben abgesägt weil er die traditionellen Gläubigen in seinem Bistum nicht verhungern lassen wollte. So geht aktive Christenverfolgung, innerhalb der Kirche wohlgemerkt. Ergo: Schmutzkampagnen wo man hinschaut. Da beschränke ich mich lieber auf die Selbstbeobachtung, da habe ich erstmal genug zu tun.
Wie, sie konnten ihren eigenen Sohn nicht zur Wichtelgruppenstunde "überreden"?
AntwortenLöschenWie wollen Sie dann fremde Kinder von diesem Angebot überzeugen?
Dabei ist die Wichtelgruppenstunde offensichtlich ein supergutes Angebot für kleine Kinder. Wie schade!
Wie wäre es, wenn Sie diesen Termin in ihrer Familie einfach als gesetzt betrachtet und mit Kindern, ohne Diskussion hinfahren, anstatt das jeden Samstag neu auszudiskutieren?
Haben Kinder nicht ein Recht auf Erziehung, d.h. darauf, daß Ihnen ihre Eltern Grenzen setzen und die richtigen Wege zeigen, die sie dann gemeinsam gehen und zwar ohne die Zumutung ständig zustimmen zu müssen?
Einmal abgesehen davon, dass wir selbstverständlich und ohne Diskussion mit der ganzen Familie zur Gruppenstunde gegangen wären, wenn die große Schwester nicht krank gewesen wäre, bietet der Hinweis auf das Recht der Kinder "auf Erziehung, d.h. darauf, daß Ihnen ihre Eltern Grenzen setzen und die richtigen Wege zeigen", eigentlich Anlass zu einer Grundsatzdiskussion – zu der ich meinerseits hier und jetzt allerdings nur einen kleinen Impuls geben kann; zu vertiefen wäre das ggf. an anderer Stelle.
LöschenAlso: Theoretisch und abstrakt stimme ich der obigen Aussage vollumfänglich zu. Praktisch und konkret sehe ich aber auch die andere Seite, nämlich, wie sehr so ein Kind in seinem ganzen Tagesablauf fremdbestimmt und von den Eltern abhängig ist, ob die das wollen oder nicht. Vielleicht reflektiert man als Erwachsener oft nicht besonders viel darüber, weil man es im Grunde selbst nicht anders kennt. Desto wichtiger erscheint es mir aber, den Kindern Freiräume zu schaffen, in denen sie innerhalb sinnvoller Grenzen eigene Entscheidungen treffen können – und sei es nur, damit sie die Erfahrung machen, dass auch ihre Wünsche und Bedürfnisse "zählen".
Wie regelmäßige Leser meiner Wochenbriefings wissen, unternehme ich Normalerweise viel mit meinem Sohn, während meine Tochter in der Schule ist. In der Zeit, in der sie krank zu Hause war, musste er daher ohnehin schon auf Vieles verzichten. Wenn ein noch nicht dreijähriger Knabe dann an einem Samstagvormittag bei seiner Mami bleiben will, die er von Montag bis Freitag oft bis zum späten Nachmittag entbehren muss, betrachte ich das als einen Wunsch, auf den man ruhig mal Rücksicht nehmen kann.