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Freitag, 11. Mai 2018

Wie heilig (und wie klein) ist der "heilige Rest"?

Servus! Wie jüngst schon erwähnt, verfolge ich den diesjährigen Katholikentag nur aus der Ferne (und auch nur soweit es sich partout nicht vermeiden lässt). Den Twitter-Nutzern unter meinen Lesern kann ich für launige Live-Berichterstattung jedoch den Account von @PopePunk empfehlen; Nomen ist da durchaus Omen. Aber was Anderes (na gut, ganz so anders nun auch wieder nicht): In meinem vorigen Artikel hatte ich ja das neue Buch/Pamphlet von Erik Flügge mit dem Titel "Eine Kirche für viele statt heiligem Rest" erwähnt und meiner Einschätzung Ausdruck gegeben, das sei wohl ein entschiedenes Gegenmodell zur "Benedikt-Option". Tja, und nuuun... ist der Erik Flügge auf dem Katholikentag. Um dat Dingen vorzustellen (und wahrscheinlich auch ein bisschen zu socializen). -- Via Facebook wurde ich gestern im Laufe des Tages auf ein Video aufmerksam gemacht, das von katholisch.de hochgeladen worden war und das ein Interview mit Erik Flügge am Katholikentags-Stand des Katholischen Medienhauses zeigte. Der Beitrag trug den Titel "100 Prozent Einsatz für 10 Prozent Kernmilieu: Kümmert sich die Kirche nur um einen 'heiligen Rest'?". 


Ich gebe unumwunden zu, ich habe mir das Interview nicht angesehen oder -gehört. Interessant fand ich aber ein Detail der Kommentardiskussion zu diesem Facebook-Beitrag. Ein Diskussionsteilnehmer, den ich über ein paar Ecken (aber nur virtuell) kenne, stellte dort die Auffassung, die Kirche kümmere sich nur um einen "heiligen Rest" ihrer Mitglieder, in Frage und wandte diesen Vorwurf stattdessen gegen den Katholikentag. Der habe nämlich ein wesentlich kleineres "Kernmilieu". Zum Sonntagsgottesdienst kämen in Deutschland schließlich regelmäßig über zwei Millionen Katholiken, wohingegen der Katholikentag gerade mal 70.000 Piepel auf die Beine bringe. Demnach sei es ja wohl gerade der Katholikentag, der sein Programmangebot an den Interessen und Vorlieben einer sehr überschaubaren Minderheit ausrichte.


Badabäm, würd' ich mal sagen.

Erik Flügge himself ließ es sich daraufhin nicht nehmen, auf diesen Kommentar zu antworten. Oder was man halt so "antworten" nennt:
"ich definiere im Buch den 'heiligen Rest' als die 10% Katholiken, die aktiv am Gemeindeleben teilnehmen und nicht als die Katholikentags-Besucher/innen." 
Na fein. Das ist formal eine Antwort, inhaltlich aber nicht - ja, man könnte sogar sagen, es ist die explizite Verweigerung einer inhaltlichen Erwiderung. "Ich definiere meine Begriffe so, wie sie mir passen, und deshalb habe ich Recht." Kann man so machen.

Aber interessant ist die Aussage schon. Die 10% der deutschen Katholiken - also, wie erwähnt, mehr als zwei Millionen Menschen -, die regelmäßig die Heilige Messe besuchen bzw. "aktiv am Gemeindeleben teilnehmen", sollen der "heilige Rest" sein, von dem in Flügges Buchtitel die Rede ist? Ich muss gestehen, unter dieser Bezeichnung hätte ich mir eine sehr viel kleinere Gruppe vorgestellt.

Gebhard Fugel: "Sieger Christus". Illustration zu Offb 19 (1933). Gemeinfrei, Bildquelle hier.
Kaum habe ich dies ausgesprochen bzw. niedergeschrieben, da fällt mir auf, dass ich dann wohl auch etwas dazu sagen sollte, was diese Einschätzung nun wiederum über die Benedikt-Option aussagt. Nachdem ich doch wiederholt angemerkt habe, diese laufe so ziemlich auf das direkte Gegenteil von Flügges Konzept hinaus. Soll das etwa heißen, die Benedikt-Option ziele darauf ab, dass NOCH weniger Leute in die Kirche gehen?

Äh... na ja... also... vereinfacht ausgedrückt:
Ja.

Also, erst mal.

Weniger stark vereinfacht ausgedrückt ist es natürlich nicht das Ziel der Benedikt-Option, Leute aus der Kirche zu vertreiben. Vielmehr ist es zunächst einmal einfach eine realistische Einschätzung, dass sich bei dem Zustand der Kirche, so wie er sich in unseren Breiten aktuell darstellt, ein weiterer Mitgliederschwund auf kurze Sicht nicht wird aufhalten lassen; was hinzu kommt, ist die Überzeugung, dass es falsch wäre, das zu versuchen. "Die Wahrheit zu verwässern, um die Mitgliederzahl der Gemeinde zu halten oder zu vergrößern, hieße, die Gemeinschaft zum Götzen zu machen" (BO S.324). Und von dieser Feststellung aus ist es dann auch nur noch ein kleiner Schritt dazu, einzuräumen, dass die Maßnahmen, die die Benedikt-Option einer "Kirche für alle Jahreszeiten" (so die Überschrift von Kapitel 5) empfiehlt -- zum Beispiel: "Den Sinn für Liturgie zurückgewinnen", "Die traditionell christliche Praxis der Askese neu erlernen", "Die kirchliche Disziplin festigen", "Das Exil und die Möglichkeit des Martyriums auf sich nehmen" --, durchaus geeignet sein mögen, einen Teil der bislang aktiven Gemeindemitglieder nachhaltig zu verprellen. Das muss man in Kauf nehmen, wenn es letztlich dazu beiträgt, dass die Kirche ihre Identität, ihren Daseinszweck, kurz: ihre Mission wiederfindet. 

Wo ich gerade "Mission" sage: Mittel- und längerfristig zielt die Benedikt-Option natürlich sehr wohl darauf ab, dass die Kirche wieder wachsen soll. Aber nicht um ihren institutionellen Bestand zu sichern, sondern weil es nun mal ihr Auftrag ist, 'rauszugehen und das Evangelium zu verkünden. Zuweilen wird der Benedikt-Option - besonders von evangelikaler Seite - vorgeworfen bzw. unterstellt, sie sei nicht missionarisch, ja tendenziell sogar anti-missionarisch, weil ihr konzeptioneller Fokus nach innen statt nach außen gerichtet sei. Ich würde sagen, das ist mindestens teilweise ein Missverständnis. Ich sagte es gerade schon: Der Auftrag zur Mission ist wesentlich für den Daseinszweck der Kirche. Die Benedikt-Option geht jedoch von der Überzeugung aus, dass die Kirche, um überhaupt in der Lage zu sein, "'rauszugehen und das Evangelium zu verkünden", zunächst einmal ein starkes, solides Fundament in ihrem Inneren, in ihren Ortsgemeinden benötigt. Und das haben wir derzeit nicht. Wenn die Kirche es schafft, sich innerlich zu erneuern, dann wird sie auch wieder anziehend für Außenstehende werden. Aber das wird nicht unbedingt dieselbe Art von Leuten betreffen, die man erst einmal hat vergraulen müssen. 

Das erinnert mich jetzt übrigens daran, dass mir vor einem Jahr, als ich über den Evangelischen Kirchentag in Berlin herzog, eine "Sektenmentalität" vorgeworfen wurde. Seinerzeit war ich etwas verschnupft über diese Bezeichnung, aber inzwischen habe ich mich weitergebildet und festgestellt: Legt man ein Verständnis des Begriffs "Sekte" zugrunde, wie er etwa in den religionssoziologischen Schriften Max Webers und Ernst Troeltschs verwendet wird, dann ist an dem Vorwurf schon was dran - nur ist es dann eigentlich kein Vorwurf mehr. Ich kann hier nicht allzu sehr ins Detail gehen - das hebe ich mir lieber für mein nächstes Buch auf -, aber ich zitiere hier gern mal exemplarisch Max Webers Definition des Unterschieds zwischen "Kirche" und "Sekte": 
"Eine 'Kirche' ist eben eine Gnadenanstalt, welche religiöse Heilsgüter wie eine Fideikommißstiftung verwaltet und zu welcher die Zugehörigkeit (der Idee nach) obligatorisch, daher für die Qualitäten des Zugehörigen nichts beweisend, ist, eine 'Sekte' dagegen ein voluntaristischer Verband ausschließlich (der Idee nach) religiös-ethisch Qualifizierter, in den man freiwillig eintritt, wenn man freiwillig kraft religiöser Bewährung Aufnahme findet." [Max Weber, Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie I, Tübingen 1920, S. 211.]
Hinzufügen sollte man wohl noch, dass Weber seinen "Sekten"-Begriff anhand von Freikirchen in den USA entwickelt hat und die Bezeichnung wohl gar nicht unbedingt pejorativ meinte. -- Wenn man eineinhalb Augen zudrückt, kann man in dieser Gegenüberstellung von "Kirche" und "Sekte" durchaus eine gewisse strukturelle Parallele zu Flügges "Kirche für viele" und "heiligem Rest" erkennen. Und so erklärt sich schließlich auch, wieso die Funktionärskaste der Institution Kirche dem Erik Flügge vergleichsweise wohlgesonnen ist, obwohl sie sich oft harte Worte von ihm anhören muss: Im Prinzip will er dasselbe wie sie, nämlich die Organisationsform "Volkskirche" erhalten. Auch um den Preis, deren Daseinszweck von Grund auf umzudefinieren. Wenn die Marktforschung herausfindet, dass immer weniger Brot und immer mehr Nudeln gegessen werden, dann muss die Bäckerei halt Nudeln verkaufen, um sich auf dem Markt zu halten. Why not? Opel hat auch zuerst Nähmaschinen hergestellt. 

Es liegt auf der Hand, dass man ein solches Konzept nur einer Kirche verkaufen kann, die komplett vergessen hat, wer sie ist und wozu sie auf der Welt ist. Insofern ist Erik Flügge schon ganz richtig auf dem Deutschen Katholikentag, wo diese Selbstvergessenheit sich selbst feiert



14 Kommentare:

  1. "Eine 'Kirche' ist eben eine Gnadenanstalt, welche religiöse Heilsgüter wie eine Fideikommißstiftung verwaltet und zu welcher die Zugehörigkeit (der Idee nach) obligatorisch, daher für die Qualitäten des Zugehörigen nichts beweisend, ist, eine 'Sekte' dagegen ein voluntaristischer Verband ausschließlich (der Idee nach) religiös-ethisch Qualifizierter, in den man freiwillig eintritt, wenn man freiwillig kraft religiöser Bewährung Aufnahme findet."

    Es sei einmal dahingestellt, ob Max Webers Begriffsdefinitionen das, was der Volksmund tatsächlich mit diesen Begriffen meint, beschreiben. Aber nehmen wir sie einmal so hin:

    Gerade dann ist uns vom Heiland ausdrücklich und unmißverständlich aufgetragen worden, emphatically eine Kirche und emphatically keine Sekte zu sein.

    "Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt."

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  2. Übrigens glaube ich Rod Dreher nicht so ganz, daß

    >>es natürlich nicht das Ziel der Benedikt-Option [ist], Leute aus der Kirche zu vertreiben.

    Also: natürlich ist das kein so bewußtes, ausdrückliches Ziel. Aber in jeder anderen Hinsicht?

    Die Dichotomie der Alternativen "entweder ich sag die Wahrheit, dann gehen die Leute, oder ich kompromittiere mich der Welt, dann verbleiben sie, also vielleicht" gibt es nämlich so nicht, und von heute auf morgen schon gar nicht.

    *Zumindest* wird man den Verfechtern der BenOp unterstellen müssen, daß sie das Gehen dieser Leute mit Freude begrüßen [**] und dabei eine Entwicklung, die sie, mag sein, für unausweichlich halten, am liebsten möglichst beschleunigen wollen, um den "Ballast" lieber morgen als in hundert Jahren erst los zu sein, und vielleicht sogar, daß einige von ihnen dafür sind, dafür, sicher nicht irgendetwas der Nächstenliebe Widersprechendes zu tun, wohl aber durchaus zu solchen Mitteln zu greifen wie, die Wahrheit *besonders* hart darzustellen, die Schwierigkeiten eines christlichen Lebens *besonders* zu unterstreichen usw.

    Deswegen sprichst Du hier ja auch von Leuten, die "man erst einmal hat vergraulen müssen". Ich kann leider nicht umhin, das relativ vielsagend zu befinden.

    [** Es versteht sich von selbst: natürlich würde die volle Bekehrung zu einem anschließenden perfekten religiösen Leben die BenOp-Kreise *noch* mehr erfreuen - aber ich weiß nicht einmal, ob das für ein bloßes "einstellen häretischer Bemerkungen und künftiger allsonntäglicher Kirchgang aus Pflichtbewußtsein" denn auch schon gilt.]

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    1. Bezüglich der Leute, die man "erst einmal vergraulen muss", verweise ich - "zur Abwechslung mal" - auf das Buch "Divine Renovation - Wenn Gott sein Haus saniert" von Father James Mallon. Darin heißt es, in jeder normalen Kirchengemeinde ließen sich die Mitglieder grob in drei Gruppen einteilen: "engagierte", "nicht-engagierte" und "aktiv nicht-engagierte" Mitglieder. Ich finde diese Bezeichnungen nicht ganz glücklich, aber ich habe sie ja nicht erfunden -- Father Mallon übrigens auch nicht, er beruft sich auf Studien von Gallup. Zur Verdeutlichung würde ich für die erste und die dritte Gruppe die Bezeichnungen "positiv Engagierte" und "negativ Engagierte" vorschlagen.

      Laut Gallup kann man im Normalfall davon ausgehen, dass die mittlere Gruppe immer und überall die zahlenmäßig größte ist, und das ist auch nicht unbedingt ein Problem. Viel entscheidender für das Gedeihen einer Gemeinde ist das zahlenmäßige Verhältnis zwischen der ersten und der dritten Gruppe, und zumeist gibt es von Letzteren erheblich zu viele. Selbstverständlich wäre es der Idealfall, wenn man diese dazu bringen könnte, ihre Einstellung zu ändern; ist das nicht möglich, besteht die nächstbeste Lösung darin, dass sie gehen.

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  3. Wir sind alle mehr oder weniger so besoffen von der Ansicht, dass jeder irgendwie abgeholt und mit dabei sein muss, dass es uns überhaupt nicht mehr einsichtig sein soll, wenn jemand geht und "nicht mehr mit Jesus wandelt"! Aber genau das passiert, wenn es um die Wahrheit geht, die oft eine bittere Pille für die Gläubigen oder Nonsens in den Augen der Welt ist. Also das Entweder-Oder, ist ein klarer Bestandteil der Verkündigung. Jesus hat das so gewollt und das ist auch gut so.

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  4. Nun, ich denke, die Zahl derer, die *mit bewußtem Vorsatz im vollsten denkbaren Sinn* der dritten Gruppe angehören, dürfte klein sein.

    Und das, was sich einer im vollen Sinn bewußt vorsetzt, ist eben das Entscheidende - auch wenn die gutwilligen Irregeleiteten nerven.

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  5. "Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen und den glimmenden Docht nicht auslöschen, bis er dem Recht zum Sieg verholfen hat." (Mt 12,20)

    Ich sehe das so wie Imrahil.

    - Crescentia.

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    1. Das geknickte Rohr und den glimmenden Docht ist ein Hinweis auf unsere Lebenszeit auf Erden. Hier ist noch alles möglich, dort, nach dem Sieg des Rechtes ist nichts mehr möglich. Also ist Umkehr die Richtung die wir alle einschlagen müssen, um die Flamme des glimmenden Dochtes wieder zu entfachen und das geknickte Rohr wieder gerade zu biegen. Zur Umkehr gehört eben das Einschlagen des richtigen Weges und das Verlassen des falschen Weges. Wenn wir nicht mehr mit Jesus gehen, gehen wir mit dem Vater der Lüge. Also: Entweder-Oder.

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    2. Jeder muß den richtigen Weg gehen.

      Das heißt, ganz banal, in jeder moralischen Frage halt immer die richtige Entscheidung treffen. Der Umgang mit denen, die auf dem falschen Weg gehen, ist nichts weiter (und natürlich auch nicht weniger) als eine von diesen moralischen Fragen, die nach einer Entscheidung verlangen, und es ist *überhaupt* nicht gesagt, daß die Antwort in jedem Fall Vergraulen und größtmögliche Distanzierung ist. So weit reicht die Metapher vom Weg nicht!

      Im übrigen kann ein Mensch selbstverständlich *schon* objektiv sündigen, ohne es subjektiv zu tun, oder objektiv schwer sündigen, ohne subjektiv mehr als einer läßlichen Sünde schuldig zu sein.

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    3. Moralisch kann ja jeder Mensch "sündigen" ganz unabhängig davon ob er Christ ist oder nicht. Darum ging es wohl nicht, als Jesus sich selber als den Weg, den Weg, die Wahrheit und das Leben bezeichnet. Wenn es stimmt, dass niemand(!) zum Vater kommt als nur durch ihn, verlassen wir wohl das Feld der Moral. Oder sehe ich das falsch?

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    4. Nein bzw. ja. Begründung kommt noch.

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    5. Ich verstehe den letzten Kommentar nicht ganz. In Ihrem oberen Kommentar ging es doch um Umkehr - womit doch wohl moralische Umkehr gemeint ist, die Ausrichtung auf Gott, das Befolgen Seiner Gebote, oder?

      Und wie Imrahil schon gesagt hat, es geht hier nicht darum, was der richtige und was der falsche Weg ist - da sind wir uns vermutlich alle einig - sondern wie genau man mit den Leuten innerhalb der Kirche umgehen soll, die objektiv gesehen, ob in Angelegenheiten der Glaubenslehre (z. B. Befürworter des Frauenpriestertums) oder der Moral (z. B. unverheiratet zusammenlebende Paare), nicht dem richtigen Weg folgen [wobei es natürlich große Unterschiede zwischen den einzelnen Leuten gibt in Grad und Art der Abweichung vom richtigen Weg].

      - Crescentia.

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    6. Wie man mit den Leuten innerhalb der Kirche umgehen soll; diese Frage haben die Apostel auch an den Herrn gestellt. Seine Antwort ist eindeutig: "Wenn dein Bruder gegen dich sündigt, dann geh und weise ihn unter vier Augen zurecht! Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder zurückgewonnen. Hört er aber nicht auf dich, dann nimm einen oder zwei mit dir, damit die ganze Sache durch die Aussage von zwei oder drei Zeugen entschieden werde. Hört er auch auf sie nicht, dann sag es der Gemeinde! Hört er aber auch auf die Gemeinde nicht, dann sei er für dich wie ein Heide oder ein Zöllner."
      Die Reihenfolge ist eindeutig: Vier Augen, mit Zeugen, vor die Gemeinde! Wenn das alles nicht fruchtet: Ausschluss. Es geht dem Herrn wohl in erster Linie darum, den Bruder zu retten und nicht um moralische Vollkommenheit. Jesus bleibt nicht an Einzelfällen hängen, sondern gibt die Grundrichtung vor, die seine Apostel anwenden müssen, um den "verlorenen Sohn" zur Einsicht zu bringen. Wenn nun jemand, um bei einer aktuellen Diskussion zu bleiben, hartnäckig die Weihe von Frauen ins Priesteramt fordert, und dabei wissen müsste '(weil man das nachlesen kann), dass die Gemeinschaft der Kirche das endgültig ablehnt, dann ist er ausgeschlossen. Jeder andere Schwebezustand und eine Diskussion wie man was zu interpretieren hat, wird von Jesus in keinem Wort erwähnt.

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  6. Mir stellt sich die Frage sowohl nach dem heiligen Rest und als nach den Katholikentagsbesuchern und vor allem ob welchen Zusammenhang es zwischen beiden Gruppen gibt?

    0,3% der Katholiken trafen sich in Münster und wenn man Flügges 10%-Definition zugrunde legt, trafen sich dort 3%. Das ist aber reine Zahlenakrobatik, die nicht weiter hilft.

    Geht ein vernünftig-katholisch denkender Katholik zu denn überhaupt zu einem solchen einem Katholikentag? Oder meidet er den wie der Teufel das Weihwasser?

    Treffen sich auf dem Katholikentag vielleicht doch eher die Kirchenfernen?
    Diejenigen, die mit der (bösen Amts)kirche schon abgeschlossen habe und dort – ein neue Kirche ersehnend – Bestätigung suchen?

    Geht es den Besuchern um den Glauben oder ist es nicht eher so, wie eine Zeitung schrieb: »Die Mehrheit der 70.000 Besucher begreift das Treffen der katholischen Kirche allerdings eher als Volksfestbesuch mit Bratwurst und etwas Kirchenfolklore.«?

    Sieht man den heiligen Rest vielleicht deswegen so schwer, weil die Demut es ihm verbeitet bei der Frage nach ihm, nicht „Hier bin ich!“ zu rufen?

    Ist der heilige Rest vielleicht unsichtbar, weil er nicht auffällt und auffallen will?
    Gehört dazu nicht die unscheinbare rosenkranzbetende Oma, die täglich in der letzten Kirchenbank sitzt? Der Bäcker, der die Reste zur Tafel gibt? Das Kind, das der alten Nachbarin den Einkauf in den 4. Stock trägt?
    Wird der heilige Rest vielleicht an der falschen Stelle gesucht?

    Ich weiß, das war jetzt kein Kommentar, sondern ein Fragenkatalog. – Sei's drum.

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    1. >>weil die Demut es ihm verbietet...

      Nebenbei: tatsächlich gehört sowohl der Mangel an Demut als auch das Überinterpretieren der Forderung nach Demut seitens der Guten zu unseren durchaus wichtigeren Problemen.

      Più processioni. Früher ist der heilige Rest durchaus auch mit gewissem Stolz auf die Straße gegangen, da müssen wir wieder hin.

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