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Samstag, 30. November 2024

Die 3 K der Woche (1): Kinder, Kirche, Kontaktschuld

Gott zum Gruße, liebe Leser! Mindestens für diejenigen unter uns, die bereits die 1. Vesper des morgigen Sonntags gebetet haben, hat offiziell die Adventszeit begonnen und damit ein neues Kirchenjahr; und passend dazu begrüße ich euch zu meiner neuen Wochenbriefing-Reihe! Wie bereits angekündigt, sind die ersten beiden K im Reihentitel "Die 3 K der Woche" für die Dauerbrennerthemen Kinder und Kirche reserviert; für das wöchentlich wechselnde dritte K gab es in dieser ersten Woche eine ganze Reihe von Kandidaten (wer Lust hat, kann ja mal durchzählen, wie viele inhaltlich bedeutsame Stichworte mit K in diesem Wochenbriefing vorkommen!), in die Überschrift geschafft hat's schließlich aber das Schlagwort "Kontaktschuld" – als Schlüsselbegriff für die Debatte um die Verleihung des "Evangelii-Gaudium-Preises". Darauf komme ich aber erst ziemlich gegen Ende des Artikels zu sprechen; wer sich dafür mehr interessiert als für alles andere, kann gern ein Stück vorscrollen. Ansonsten wünsche ich viel Spaß bei der Lektüre! 


Kinder, Kirche, Krippenspiel

Zur ersten Krippenspielprobe in St. Stephanus Haselhorst traten insgesamt acht Kinder an; erwartet worden waren eigentlich noch drei weitere, und nun ergab sich die Schwierigkeit, dass die Rollen von Maria und Josef nicht besetzt werden konnten. Hoffen wir mal, dass sich das bis zur nächsten Probe klärt. Fleißig geprobt wurde jedenfalls mit Engeln und Hirten, und ich darf mit Stolz zu Protokoll geben, dass meine Große ihre Sache so gut machte, dass sie prompt von "Engel 3" zu "Engel 2" befördert wurde. Praktisch folgt daraus, dass sie im Stück nicht nur einen, sondern zwei Sätze zu sagen hat; derweil braucht unser Jüngster als "Engel 4" keinen Text zu lernen, nimmt seinen Part aber nichtsdestoweniger sehr ernst. Geschrieben hat das Stück übrigens – auf der Basis von Vorlagen, die vor Jahren schon mal in St. Lambertus Hakenfelde zum Einsatz gekommen sind – der Gemeindereferent, der auch Regie führt. Für mich hat er einerseits den Posten des Beleuchters, andererseits aber auch die Rolle eines abweisenden Herbergswirts vorgesehen. – Heute ist, anders als ich zunächst dachte, keine Krippenspielprobe, ab nächster Woche wird dann aber bis Weihnachten jeden Samstag geprobt. Man darf gespannt sein! 


Predigtnotizen zu Christkönig 

Am letzten Sonntag des Kirchenjahres, dem Hochfest Christkönig, gingen wir nicht im St. Joseph Siemensstadt in die Messe, sondern in St. Stephanus Haselhorst, weil dort anschließend Familientag war; oder anders ausgedrückt, die Messe in St. Stephanus war bereits Bestandteil des Familientags-Programms, so jedenfalls stand's auf dem Flyer. Gut daran war auf jeden Fall, dass der Pfarrvikar, der den Familientag leitete, auch die Messe zelebrierte – und predigte. Im ersten Drittel seiner Predigt wandte er sich gezielt an die in der ersten Bankreihe versammelten Erstkommunionkinder und befragte sie nach ihren Vorstellungen davon, was ein König ist und was er macht – und ließ sich auch nicht dadurch aus dem Konzept bringen, dass ein Junge meinte, ein König sei jemand, der "rumsitzt und nichts macht". Durch gezielte Nachfragen konkretisierte sich das Bild vom König dahingehend, dass ein König herrsche, indem er anderen sage, was sie tun sollen. Genau so sei die Königsherrschaft Jesu aber nicht, betonte der Pfarrvikar: Die Königsherrschaft Jesu verwirkliche sich vielmehr darin, dass Er Seine Braut – "das sind wir alle" – verwandelt, sie heilig macht. Und "heilig bedeutet: schön in der Liebe." Unsere Aufgabe als Braut des Königs sei es nun, auf die Liebe, die Er uns erweist, zu antworten. – Man kann wohl kaum behaupten, der Pfarrvikar würde die Kinder besonders "niederschwellig" ansprechen, aber ich finde das gerade gut so. – In dem an die Erwachsenen gerichteten Teil der Predigt betonte der Pfarrvikar, die Lesungen vom Christkönigssonntag zeigten "die Zärtlichkeit Gottes": "Manchmal gibt es in unserem Leben Dunkelheiten, wo wir annehmen, wir sind alleine, Gott hat uns vergessen. Und in diese Dunkelheit kommt Gott mit der Zärtlichkeit Seiner Liebe." 


Maria, Marta und Mike 

Zum Programm des Familientags, das direkt im Anschluss an die Messe begann, ist zu sagen, dass es im Wesentlichen ein katechetisches Angebot für Erwachsene, präziser gesagt für (Ehe-)Paare und Eltern, war; da es naturemäß absehbar war, dass auch Kinder dabei sein würden, war der Gemeindereferent beauftragt worden, ein paralleles Kinderprogramm zu gestalten, und hatte noch zwei Tage vorher telefonisch bei mir angefragt, ob ich ihn dabei unterstützen könne. Ich hatte das zugesagt, aber um gemeinsam etwas vorzubereiten, war keine Zeit und Gelegenheit mehr gewesen. Infolgedessen war das Kinderprogramm beim Familientag – an dem übrigens auch die Leiterin der Trommelgruppe mitwirkte, allerdings ohne ihre Trommeln – ziemlich improvisiert. Ich hatte auf Verdacht den Youcat for Kids, das Buch "Fromme Geschichten für kleine Leute" und meine mobile Lautsprecherbox mitgebracht, und zwei dieser drei Dinge konnte ich dann auch tatsächlich zum Einsatz bringen; woran ich nicht gedacht hatte, war, eine Kinderbibel mitzubringen, was vermutlich nützlich gewesen wäre, denn der Pfarrvikar hatte die Vorgabe gegeben, im Kinderprogramm solle das Evangelium von Maria und Marta thematisiert werden. Immerhin konnte ich zwei meiner drei Mitbringsel tatsächlich zum Einsatz bringen; aber erst mal der Reihe nach: 

Die meisten der Erstkommunionkinder, die in der Messe gewesen waren, blieben leider nicht zum Familientag, sodass am Kinderprogramm "nur" acht Kinder teilnahmen; aber immerhin. Zunächst las die Trommelgruppen-Leiterin das Evangelium von Maria und Marta (Lukas 10,38-42) einmal vor, dann sollten die Kinder es als Rollenspiel nachspielen, und zwar zweimal nacheinander mit unterschiedlich verteilten Rollen. Ich hatte derweil erst mal nichts zu tun, außer ein paar Fotos zu machen. 

Aus Datenschutzgründen ohne Leute drauf.

Im Anschluss an das Rollenspiel wurden die Kinder gefragt, was sie meinen, wie die Geschichte weitergehen könnte oder sollte. Bemerkenswerterweise waren die Kinder der Meinung, Maria solle ruhig auch ein bisschen bei der Haushaltsarbeit helfen – z.B. nach dem Essen den Tisch abräumen –, damit Marta auch mal Zeit habe, sich hinzusetzen und Jesus zuzuhören. 

Nach dem Rollenspiel hatten der Gemeindereferent und die Trommelgruppen-Leiterin ihr Pulver erst mal verschossen, und ich schlug vor, zur Auflockerung ein Bewegungslied einzuüben, von dem ich fand, dass es so einigermaßen zum Thema passte: "Komm, wir machen Gott jetzt eine Freude" von Mike Müllerbauer. Das kam gut an und alle machten gut mit; ich würde das mal als einen gelungenen Probelauf für die Projektidee "Kinder-Lobpreis-Disco" betrachten. Zur "Ergebnisssicherung" trug ich dann noch zwei Abschnitte aus dem "Youcat for Kids" vor, nämlich die Nummern 140 ("Wie kann ich Gott hören?") und 141 ("Wie kann ich mit Gott sprechen?"). Da danach immer noch etwas Zeit bis zum Mittagessen war, gingen wir in den Garten und spielten unter Anleitung des Gemeindereferenten ein paar Runden "Krähen und Kraniche"

Das Mittagessen für die Teilnehmer des Familientags steuerte der Sozialdienst Katholischer Männer bei, und es war ebenso lecker wie reichlich: Es gab Käse-Hackfleisch-Lauch-Suppe, Hotdogs und Cheeseburger, und die Mengen waren offenkundig für eine größere Teilnehmerzahl kalkuliert gewesen. Im Advent wird der SKM noch mehrmals für die Gemeinde kochen, und einer der beiden Männer, die das Essen austeilten, gab mir den Tipp, Behälter mitzubringen, um gegebenenfalls noch Reste mit nach Hause nehmen zu können. 

Nach dem Essen wurde in der Kirche eine Szene aus der Serie "The Chosen" gezeigt, nämlich genau die Szene mit Maria und Marta – hier kombiniert mit dem Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Matthäus 20,1-16), das Jesus Seinen Zuhörern erzählt, während Marta in der Küche schuftet. Anschließend gab es für die Kinder noch eine "Kirchenrallye" unter Leitung des Gemeindeferenten, bevor der Pfarrvikar den Familientag mit einem Gebet beendete. 


Auf der anderen Straßenseite 

Als der Familientag zu Ende war, war es ungefähr 13:30 Uhr – deutlich früher als wir erwartet hatten. Im Vorfeld hatten wir uns überlegt, wir könnten anschließend noch in die EFG The Rock Christuskirche gehen, wo um 15 Uhr Gottesdienst war; nun war es dafür ja nun noch arg früh, und wir waren etwas unschlüssig, ob es eine sinnvolle Perspektive dafür gab, eineinhalb Stunden in Haselhorst zu überbrücken, oder ob wir doch einfach nach Hause fahren sollten. An der The Rock Christuskirche kamen wir indes so oder so vorbei, und dabei liefen wir einem Mitarbeiter der Gemeinde über den Weg, den wir vom JAM kannten und der meinte, wir könnten ruhig schon mal reingehen. Drinnen trafen wir ein paar weitere uns bekannte Mitarbeiter, im Gottesdienstraum probte die Band, Kaffee gab's noch nicht, und uns wurde nahegelegt, uns bis zum Beginn des Gottesdienstes im Kinderbetreuungsraum im Obergeschoss aufzuhalten; das taten wir. Zum Beginn des Gottesdienstes fanden wir uns aber im Saal ein, wenn auch in dem Wissen, dass wir früher oder später wieder von dort "wegsortiert" werden würden; wobei "früher oder später" hieß: Kinder bis 5 Jahre früher, Kinder im Alter von 6-12 Jahren später. Präziser gesagt: Nachdem die Kleinen bereits 'rausgeschickt worden waren (nach oben, wo wir ja bereits gewesen waren; meine Liebste ging mit unserem Jüngsten), durften sich die größeren Kinder noch zusammen mit den Erwachsenen drei Zeugnisse von Gemeindemitgliedern anhören, ehe im Untergeschoss die "Kinderkirche" – geleitet von derselben Mitarbeiterin, die auch beim JAM die Gesamtleitung innehat – begann. Zumindest eins der Zeugnisse fand ich ganz interessant, möchte hier aus Zeit- und Platzgründen aber trotzdem nicht näher darauf eingehen; insgesamt war ich jedenfalls mehr als zufrieden, dass mein Tochterkind darauf bestand, dass ich zur "Kinderkirche" mitkommen sollte. Bei aller Sympathie für Freikirchlicher muss ich doch sagen: Wenn ich in einem freikirchlichen Gottesdienst sitze, fällt mir jedesmal wieder auf, wie defizitär die dort vorherrschende Vorstellung davon, was ein Gottesdienst sei, auf mich wirkt. Aber auch das sollte ich wohl lieber mal an anderer Stelle vertiefen. 

Die "Kinderkirche" begann untypisch, denn zunächst gab es da ein paar Informationen zur Geschichte des Behindertensports (einschließlich eines kurzen Fernsehbeitrags über eine stark sehbehinderte Schwimmerin, die schon mit 14 Jahren bei den Paralympics angetreten ist), dann wurden einige Spiele gespielt, die den Kindern ein Gefühl dafür vermitteln sollten, mit körperlichen Einschränkungen zurechtkommen zu müssen (z.B. weil sie bei diesen Spielen nur eine Hand benutzen durften oder auf einem Rollbrett übers Spielfeld geschoben wurden); und erst dann gab es eine Nacherzählung des Evangeliums vom Gelähmten am Teich Bethesda (Johannes 5,1-18), mit Visualisierungen an einem Flipboard. 

An diesem Punkt stieß auch der Jüngste wieder zu uns, dem es bei den "Kleinen" wohl zu langweilig geworden war. – Nach der Katechese durften die Kinder noch nach Lust und Laune im Garten spielen (obwohl es schon allmählich dunkel wurde), und als auch der Erwachsenen-Gottesdienst zu Ende war, gab es Kaffee und Kuchen. Und zwar reichlich. Insgesamt bekamen wir an diesem Sonntag bei den diversen Kirchen-Events so viel zu essen, dass wir zu Hause das Abendessen ausfallen ließen. 

Am Mittwoch waren wir dann schon wieder "auf der anderen Straßenseite" zu Gast, nämlich beim JAM; und diesmal kam tatsächlich die Schulfreundin unseres Tochterkindes mit, die schon vorige Woche Interesse daran geäußert hatte. Im "Lobpreis-Block", der wie üblich dem katechetischen Teil voranging, wurde diesmal ein englischsprachiges Lied gesungen, das im Liederheft den vielsagenden Titel "Dip dip di di dip" trägt; die Quellenangabe im Liederheft lautete "Musik und Text: überliefert", wozu ich sagen möchte: Dass ich nicht lache! Es handelt sich unverkennbar um eine nur leicht verfremdete Version von Barry Manns "Who Put the Bomp", Platz 9 auf meiner Liste der "Songs, die es fast zum Ohrwurm der Woche gebracht hätten". Den inhaltlichen Schwerpunkt der Katechese gab hingegen das Lied "Sei mutig und stark" von Mike Müllerbauer vor: Die Kinder lernten, dass der Text dieses Liedes auf einer Bibelstelle, nämlich Josua 1,5f., basiert – ein Verspaar, das auch für mich persönlich eine besondere Bedeutung hat, aber das erzähle ich vielleicht ein andermal –; ihnen wurde erzählt, wie das Volk Israel unter Josuas Führung den Jordan überquerte, dazu gab es Spiele, in denen es darum ging, mutig und stark zu sein (und in Teamarbeit einen imaginären Fluss zu überqueren), und es wurde darüber gesprochen, was für Situationen, die es erfordern, mutig und stark zu sein, die Kinder aus ihrem eigenen Erlebnisbereich kennen. 

Insgesamt fand ich's mal wieder richtig gut beim JAM, und ich bin mir ziemlich sicher, dass es auch der Schulfreundin unserer Großen gut gefallen hat; ich könnte mir gut vorstellen, dass sie in Zukunft öfter mitkommen will. Das fände ich gut – und zwar trotz der Tatsache, dass meine liebe Tochter in Gegenwart ihrer Freundin erheblich alberner und aufgekratzter war als sonst. Ich nehme mal an, das wird sich geben, wenn die Freundin öfter dabei ist – weil es dann nicht mehr so neu und aufregend ist. 

Im Übrigen habe ich am Büchertisch der The Rock Christuskirche ein Buch erworben, von dem ich hoffe, dass es sich als nützlich für meine Tätigkeit im Bereich Kinderkatechese erweisen wird: "Das Große Buch der Bibelspiele – 200 tolle Ideen". Ich schätze, davon wird hier gelegentlich noch die Rede sein. 


K wie Klimawandel: Eine überraschende Predigt in St. Marien Maternitas 

Wie fast jede Woche, wenn nicht gerade Ferien sind oder ein Kind krank ist, ging ich am Mittwoch mit meinem Jüngsten in St. Marien Maternitas Heiligensee in die Messe, die diesmal von einem Gastpriester aus dem Erzbistum München und Freising zelebriert wurde. Vor über einem halben Jahr hatte ich am selben Ort schon einmal eine von diesem Priester gefeierte Messe miterlebt; was ich damals noch nicht gewusst hatte, war, dass er der Sohn einer alten Dame aus der Gemeinde ist, und dass er jetzt wieder da war, hing damit zusammen, dass seine Mutter ihren Geburtstag feierte – den 94. (vorige Woche habe ich irrtümlich angegeben, es sei der 96., na, immerhin nah dran). Anders als man es von den Geistlichen der Pfarrei St. Klara bei Werktagsmessen gewohnt ist, hielt dieser Gastpriester auch eine richtige Predigt – und die hatte es in sich, auch wenn sie nur knapp sechs Minuten lang war. Schon in seinen Begrüßungsworten wies der Zelebrant darauf hin, dass die endzeitlichen Lesungstexte, die das Ende des Kirchenjahres prägen, "sehr ernst" und "auch sehr ungemütlich" seien: "Es wird von großer Bedrängnis geredet, und wir erleben – auch in den Nachrichten –, dass diese Bedrängnis durchaus auch für uns begreifbar wird." Das Stichwort "Nachrichten" ließ hier natürlich aufhorchen. Ich möchte daran erinnern, dass ich, als es einen Kinderwortgottesdienst zu den Endzeitreden Jesu vorzubereiten galt, notierte, es sei heutzutage allzu naheliegend, bei Weltuntergangsvisionen an das Stichwort Klimawandel zu denken. Wollte nun gerade dieser, meinem bisherigen Eindruck zufolge, ausgeprägt konservative Priester tatsächlich über das Thema Klimawandel predigen? – In der Tat, das wollte er, das tat er, und das tat er auf eine Weise, die ich ausgesprochen bemerkenswert fand. 

Zunächst erklärte er, wenn in den apokalyptischen Texten der Bibel davon die Rede sei, dass die Sterne vom Himmel fallen, bedeute das einen Verlust der Orientierung – und fügte hinzu: "Und wir leben in einer Zeit, wo das durchaus für uns vorstellbar wird." Diese Zeit sei dadurch geprägt, "dass eine große Angst in der Menschheit herrscht" davor, "dass wir unseren Lebensraum verlieren. Und es kommt eine Klimakonferenz nach der anderen, die sich bemüht, diese Erscheinungen irgendwie in den Griff zu bekommen" – allem Anschein nach aber ohne nennenswerten Erfolg. Entscheidend, so meinte der Priester, sei aber "eigentlich nicht die Frage, wie es zu dem CO²-Gehalt kommt, sondern die Frage, warum wir so leben, wie wir leben. Denn egal wie man zum Klimawandel steht, müssen wir zugeben, dass wir mit der Erde nicht gut umgehen." Warum also ist der Mensch so maßlos in seinem Verbrauch der irdischen Güter? "Der Mensch, und das ist kein Märchen, ist als Ebenbild Gottes erschaffen worden", gab der Prediger zu bedenken; und deshalb, so folgerte er, haben wir "in uns diesen Hunger, diesen unstillbaren Hunger nach Ewigkeit." Warum unstillbar? Weil der Mensch seit dem Sündenfall nicht mehr im Einklang mit Gott lebt. "Und jeder von uns spürt, dass er irgendwie ein Loch in sich hat – ein Loch, das er auf irgendeine Weise versucht zu füllen. Die ganzen Süchte, die wir kennen, die wir vielleicht auch selber haben oder gehabt haben, sind im Grunde der Versuch, diesem Loch, diesem Verlust der Ewigkeit, diesem Verlust der ewigen Liebe zu begegnen. Und es gibt ganze Industriezweige, die im Grunde nur dafür da sind, diese Leere, diese Lebensleere irgendwie auszufüllen." Die Heilige Schrift zeige hingegen einen anderen Weg auf: "Jesus sagt: Ich bin das Brot des Lebens, und wer von diesem Brot isst, wird Leben in Ewigkeit." – Sicherlich gäbe es zu dieser Predigt noch mehr zu sagen, aber ich will es mal bei diesen Schlaglichtern bewenden lassen – und anmerken: Verglichen damit, was man in dieser Pfarrei sonst so an Predigten zu hören bekommt, ist das schon eine andere Liga. 


K wie Klara: Sonstige Neuigkeiten aus Reinickendorf-Süd 

Ich hatte es ja schon geahnt: Erst vor ein paar Tagen habe ich auf diesem Blog einen Artikel gepostet, der sich aus dem Vorhaben "herausentwickelt" hatte, etwas zur Herbstausgabe der Pfarrnachrichten von St. Klara Reinickendorf-Süd zu sagen, und kurz darauf liegt auch schon die nächste Pfarrnachrichten-Ausgabe in den Kirchen dieser Pfarrei aus. Im Ganzen ist die nun nicht unbedingt interessanter als die vorherige; erwähnenswert erscheint mir allerdings, dass der neue Pfarrbrief zwei Artikel enthält, die ausdrücklich als "mit Unterstützung von künstlicher Intelligenz erstellt" bzw. "mit Unterstützung eines Chatbots erstellt" gekennzeichnet sind

Da drängt sich natürlich erst einmal die Frage auf: Was soll der Quatsch denn jetzt? Eine naheliegende Antwort könnte lauten: Entweder sind die Leut' zu blöd oder zu faul, solche Texte ohne diese Hilfsmittel zu formulieren, oder sie fühlen sich wer weiß wie hip und fortschrittlich, weil sie KI-Chatbots benutzen, und möchten beim Leser damit angeben. Ich persönlich vermute, es handelt sich um eine Mischung aus beidem. 

Bei den KI-unterstützten Beiträgen im Pfarrbrief handelt es sich übrigens um die Meldung "St. Klara nun auch auf Facebook und Instagram" ("Falls Sie noch keinen Instagram-Account haben, erstellen Sie einfach einen und suchen nach unserem Profil [...]. Klicken Sie dann auf 'Folgen', um Teil unserer wachsenden Online-Gemeinschaft zu werden!") und einen ganzseitigen Artikel zum Thema "Willkommenskultur in St. Rita" ("So begrüßt bereits nach jedem Gottesdienst eine Ansprechsperson alle Interessierten und steht für die Beantwortung von Fragen bereit. Um diese Ressource regelmäßig zu stellen, haben wir die in der Zeit der Corona-Pandemie eingeübte Kollektensammmung zum Gottesdienstabschluss am Ausgang beibehalten"). Bei solchen Sätzen hat es ja nun tatsächlich fast schon etwas Beruhigendes, anzunehmen, dass ein Chatbot sie verzapft hat. Ich fühle mich an eine Passage aus Lessings "Hamburgischer Dramaturgie" erinnert, wo es heißt, "eine Feder in Wien" habe ein nachgelassenes Dramenfragment eines verstorbenen Autors vervollständigt; wohlgemerkt: "eine Feder – denn die Arbeit eines Kopfes ist dabei nicht sehr sichtbar". 

Derweil hat der leitende Pfarrer von St. Klara in den Vermeldungen zur 34. Woche "[z]um gemeinsamen Besuch des Films 'Konklave' über eine fiktive Papstwahl" eingeladen – einen Film, den die Catholic League for Religious and Civil Rights in den USA als "antikatholische Propaganda" einstuft und den der gegenüber der Populärkultur grundsätzlich durchaus aufgeschlossene Bischof Robert Barron zum Davonlaufen findet. Stattfinden sollte dieser Kinobesuch am vergangenen Montag, ob irgendjemand der Einladung gefolgt ist, weiß ich nicht. Was indes den Pfarrer betrifft, muss ich sagen: Wenn ich mir seine Predigten anhöre und/oder mir ansehe, womit er den Schaukasten der Herz-Jesu-Kirche bestückt, dann scheint mir, er lässt sich erheblich zu leicht von Dingen beeinflussen, die er in der Zeitung gelesen, im Fernsehen oder eben im Kino gesehen hat, und ich würde ihm einen Geistlichen Begleiter wünschen, der ihm eindringlich nahelegt, diese Einflüsse zu meiden und stattdessen lieber fleißiger sein Brevier zu beten. 


Neue Rubrik: Kindermund der Woche 

"Manche Autos sind so gebaut, dass sie böse aussehen; manche Autos sind so gebaut, dass sie traurig aussehen; und manche Autos sind so gebaut, dass sie lieb aussehen." 

(Der Jüngste) 


Neues aus Synodalien: Die Eule krächzt um Mitternacht 

Ich bin, was dieses Thema angeht, wohl ein bisschen "late to the party", aber im vorigen Wochenbriefing konnte ich das Thema aus Zeit- und Platzgründen nicht mehr unterbringen; ganz verzichten möchte ich darauf nun aber doch nicht. Es ist wohl schon ein paar Wochen her, dass mir in den Sozialen Medien erstmals die Nachricht über den Weg lief, die Initiative "Neuer Anfang" – die mit dem Anspruch angetreten ist, für eine innere Erneuerung der Kirche aus dem Geist missionarischer Jüngerschaft einzutreten und damit einen Gegenpol zur Agenda des Synodalen Weges zu bilden – habe einen "Evangelii-Gaudium-Preis" für Neuevangelisierung gestiftet, benannt nach dem ersten Apostolischen Schreiben von Papst Franziskus, das vielfach als eine Art Programmschrift seines Pontifikats bezeichnet worden ist. Erstmals verliehen werden sollte der Preis am 23. November an das Ehepaar Miriam und Wolfgang Herold, und zwar vom Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer – und ich muss gestehen, da wurde ich stutzig: Das schien mir nicht recht zusammenzupassen. Schließlich ist Bischof Wilmer bisher – zumindest mir – eher dadurch aufgefallen, dass er davon sprach, der "Missbrauch von Macht" stecke "in der DNA der Kirche"; dass er Eugen Drewermann als "von der Kirche verkannte[n] Prophet[en] unserer Zeit" rühmte; dass er in der Zeit der Corona-Lockdowns meinte, "in der Reaktion mancher Gläubigen" sei "die Eucharistie überbewertet"; dass er "Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare und wiederverheiratet Geschiedene" befürwortet; und dergleichen mehr. Da darf man sich dann wohl schon fragen, wie das alles damit zusammenpasst, zusammen mit der Initiative Neuer Anfang einen Preis für Neuevangelisierung zu verleihen. 

Wie sich nun zeigt, hat diese überraschende Verbindung zwischen Bischof Wilmer und der Initiative Neuer Anfang auch im "anderen Lager" für Irritationen gesorgt. Und da dieses "andere Lager" nun mal im institutionellen Apparat der Kirche hierzulande einflussreicher und besser vernetzt ist, überrascht es nicht unbedingt, dass diese Irritation nicht ohne Folgen geblieben ist. So erschien am 7. November im "Eule"-Magazin – dem "Fachmagazin für postchristliche Zivilreligion", wie ich es gern nenne – ein Artikel mit der Überschrift "Christliche Rechte – Keine Gaudi im Bistum Hildesheim", in dem es einleitend heißt: 

"Seit Wochen wurde hinter den Kulissen des Bistums Hildesheim diskutiert: Was hat es mit dem 'Evangelii-Gaudium-Preis' auf sich, den Bischof Heiner Wilmer in zwei Wochen an ein Ehepaar der 'Initiative Christliche Familie' verleihen sollte? Wer steckt hinter der 'Initiative Neuer Anfang', die zur Preisverleihung mit dem Bischof in die Pfarrei St. Joseph Hannover eingeladen hat?" 

Abgesehen davon, dass der Artikel die in diesem Absatz aufgeworfenen Fragen zu beantworten verheißt, verrät er auch, dass Bischof Wilmer seine Zusage, die Preisverleihung im Anschluss an eine Altarweihe in der Kirche St. Joseph in Hannover abzuhalten und dabei auch die Laudatio auf die Preisträger zu halten, inzwischen widerrufen habe. Zufrieden gibt man sich damit aber noch nicht; vielmehr wird angesichts der Kontakte des Hildesheimer Oberhirten zu "AkteurInnen der katholischen Rechten", die sich in der geplanten Preisverleihung offenbarten, die Frage aufgeworfen, 

"ob den Fortschritten auf dem Weg der Anerkennung von LGBTQI+ in dem als eher liberal bekannten Bistum zu trauen ist. Wie steht es um das Bekenntnis von Bischof Heiner Wilmer zum Synodalen Weg?" 

Was sollen wir nun hierzu sagen (Röm 6,1)? Die "Eule" hatte ich in der Vergangenheit ja schon öfter am Wickel, erstmals schon anlässlich ihre Gründung und bisher letztmals vor gut vier Jahren, veranlasst durch den Umstand, dass ich namentlich in einem Artikel der Rubrik "Die rechte Ecke" erwähnt wurde. "Nanu, wie komme ich denn da rein?", fragte ich mich seinerzeit. Im Zuge der Beantwortung dieser Frage attestierte ich dem von Philipp Greifenstein verfassten Text einen "verschwörungstheoretisierenden Duktus" und merkte an: "Framing ist, wenn man aus den Brettern, die man vorm Kopf hat, einen Bilderrahmen baut". Man könnte argumentieren, damit sei auch über den "Gaudi in Hildesheim"-Artikel, der von demselben Philipp Greifenstein stammt, alles Nötige gesagt; man kann aber natürlich auch noch mehr dazu sagen. Hingewiesen sei hier auf drei Erwiderungen auf den "Eule"-Artikel, nämlich: 

Was wäre darüber hinaus noch zu der ganzen Angelegenheit zu sagen? Zunächst dies: Nachdem ich seit über vier Jahren praktisch nichts von der "Eule" gehört hatte, war ich ein bisschen überrascht, dass es dieses Magazin noch gibt und dass es offenbar eine gewisse "publizistische Relevanz" beanspruchen kann. Warum eigentlich? Ich hätte gedacht, in der EKD sind die Positionen des Magazins ja so ziemlich Mainstream, da könnte man genausogut evangelisch.de lesen; und auf (nominell) katholischer Seite haben wir schließlich Horse & Hound, neben deren erheblich ruppigerem, dreckigeren und nicht zuletzt Social-Media-affineren Auftreten der Greifenstein und seine Kollegen wirken wie Konfirmanden in zu engen Anzügen. Aber um einen als liberal bekannten Bischof, der sich unerwarteterweise anschickt, über ideologische Gräben hinauszugucken und zu –gehen, wieder auf Linie zu zwingen, reicht der Einfluss offenbar noch aus. Wobei ich mich so langsam frage, ob die Methode, unerwünschte Standpunkte einfach dadurch aus dem Diskurs auszugrenzen, dass man sie als "rechts" labelt (wenn nicht sogar als extrem rechts; diese Einordnung wurde z.B. der GiG-Konferenz meines Freundes Pater Paulus von den Franziskanern der Erneuerung zuteil, und warum? Weil Hedwig von Beverfoerde da mal gesprochen hat), nicht irgendwann mal ihr Verfallsdatum überschritten haben müsste. Greifensteins Versuch, rechtgläubige Katholiken assoziativ in die Nähe der AfD zu rücken, wirkt jedenfalls arg bemüht. Indes kann ich nicht ausschließen, dass der geistige Horizont des Herrn Greifenstein tatsächlich nicht über derlei grob gezimmerte ideologische Schubladen hinausgeht; für die hellste Kerze auf der Torte habe ich ihn jedenfalls noch nie gehalten... 


Geistlicher Impuls der Woche 

Mein Sohn, lass dich weder niederdrücken und betrüben durch die Mühseligkeiten, die du um meinetwillen auf dich genommen hast, noch sollen Trübsale dich immerfort niederwerfen; es stärke und tröste dich vielmehr meine Verheißung. Ich bin mächtig genug, dir in jeder Weise und über alles Maß hinaus zu vergelten. Du wirst dich hier nicht lange abmühen und nicht immer mit Leiden beschwert sein. Harre nur ein wenig, und du wirst schnell das Ende deiner Plagen sehen. Es kommt die Stunde, in der jede Mühe und Unruhe aufhört. Geringfügig und kurz ist alles, was mit der Zeit vorübergeht. Vollende also, was du bis jetzt getan hast. Arbeite treu in meinem Weinberg. Ich werde dein Lohn sein. Schreibe, lies, singe, seufze, schweige, bete. Ertrage mannhaft die Widerwärtigkeiten; das ewige Leben ist all dieser und noch größerer Kämpfe wert. 
(Thomas a Kempis, Nachfolge Christi) 

Ohrwurm der Woche 

Schule der magischen Tiere feat. Axel Stein: Fisch, ich liebe disch 

Dass an dieser Stelle ein Song aus dem Film "Die Schule der magischen Tiere 3" erscheint, war schlechterdings unvermeidlich, nachdem meine siebenjährige Tochter den Film zweimal im Kino gesehen hat (einmal in einer Sondervorstellung, für die ihr kleiner Bruder bei einem Gewinnspiel Freikarten gewonnen hatte, und einmal zusammen mit den Omas) und der Soundtrack zum Film offenbar auch in der Toberaum-Disco in ihrer Schule hoch im Kurs steht. Jedenfalls singt oder rappt sie in letzter Zeit ständig Lieder aus dem Film. Ich kann nicht bestreiten, dass das manchmal etwas strapaziös ist; aber "Fisch, ich liebe disch" mag ich, seit das Tochterkind mir diesen Song als Reaktion darauf vorgerappt hat, dass ich Schlemmerfilet zum Abendessen auftischte (und ja, "Bordelaise mit Knusperkruste" kommt auch im Text vor). 


Vorschau / Ausblick 

Im nächsten Wochenbriefing wird der Adventsmarkt in der Gemeinde auf dem Weg zu schildern sein, der, wenn dieser Artikel online geht, bereits zu Ende ist; Krippenspielprobe in St. Stephanus ist heute, wie oben bereits erwähnt, nicht, umso mehr hoffe ich, dass wir es schaffen, am Abend zur Community Networking Night im Baumhaus zu gehen. Morgen ist jedenfalls 1. Advent und KiWoGo in St. Joseph Siemensstadt, was für mich besonders spannend wird, weil ich das inhaltliche und gestalterische Konzept für diesen Kinderwortgottesdienst praktisch im Alleingang entworfen und mich damit teamintern gegen einen konkurrierenden Entwurf durchgesetzt habe; Genaueres dazu verrate ich aber erst nächste Woche. Am Montag wird wohl wieder Omatag sein und am Mittwoch JAM; für Dienstag hat die Elternvertretung der Schule unseres Tochterkindes zu einem "Weihnachtlichen Elterncafé" eingeladen, ich bin mir aber noch nicht sicher, ob ich Lust haben werde, da hinzugehen. Am Freitag ist Nikolaustag; und wer war es noch gleich, der bei der Nikolausfeier in St. Joseph Siemensstadt Bart und Bischofsgewand anlegen soll? Ja richtig, das war ich. Dieser Auftritt wird sicherlich noch etwas Vorbereitung erfordern... 


1 Kommentar:

  1. Ich stimme deinem Urteil über KI-geschriebene Texte (und besonders über die hier zitierten Abschnitte) zwar zu, aber ich würde gerne noch eine weitere Motivation erwähnen, die einen dazu führt, KI zu verwenden: Einfach weil man es super spannend findet, was diese Chatbots können, und weil man immer noch gerne mal einfach damit rumspielt. Nicht nur, weil man zu blöd oder zu faul ist oder hip sein will. Zumindest kenne ich das so aus meinem Umfeld. (So einen Text dann unkorrigiert zu publizieren, finde ich allerdings ziemlich grausig.)

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