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Donnerstag, 19. Oktober 2023

Ansichten aus Wolkenkuckucksheim #52

Wohlan, Leser: Heute ist der Gedenktag der Hll. Jean de Brébeuf, Isaac Jogues und Gefährten, Märtyrer in Nordamerika, und erstmals seit sechs Wochen, also seit Nr. 46, erscheinen die "Ansichten aus Wolkenkuckucksheim" wieder pünktlich zum vor gut acht Monaten eingeführten Termin, donnerstags um 18 Uhr. 52 Ausgaben hat diese Artikelserie jetzt erreicht; und fällt uns an dieser Zahl etwas auf? 52 Wochen hat das Jahr; das heißt, wären die "Ansichten aus Wolkenkuckucksheim" von ihrer ersten Folge an ohne Unterbrechung jede Woche erschienen, hätte sie innerhalb eines Jahres so viele Folgen erreicht, wie es tatsächlich erst jetzt, mehr als dreieinhalb Jahre nach der Einführung des Reihentitels, der Fall ist. Aber egal wie lange es gedauert hat, ich denke, Ausgabe Nr. 52 ist ein passender Anlass, um zu sagen: Der Reihentitel hat jetzt mal ausgedient, ab nächster Woche werden die Wochenbriefings unter einem neuen Titel, mit leicht verändertem Konzept und teilweise neuen Rubriken fortgesetzt. Mehr wird noch nicht verraten! 


Aus meinem Wichtelbuch 

Am Samstag, dem Gedenktag des Hl. Papstes Calixtus I., war mal wieder Wichtelgruppentreffen, und im Vergleich zum vorigen Treffen drei Wochen zuvor glänzte dieses durch erheblich vollständigere Besetzung und bessere Vorbereitung. Mit Ausnahme einer der beiden neuen Praktikantinnen, die krank war, war das Leitungsteam vollzählig erschienen, und dazu vier Kinder im Wichtelalter – ja okay, das waren meine eigenen Kinder und die meiner Teamkolleginnen, aber auch wenn es auf mittlere Sicht ohne Zweifel wünschenswert ist, dass noch weitere Kinder "von außen" hinzukommen, sind vier Kinder doch für den Anfang eine ganz gute Gruppengröße. Und an "Programm" hatten wir ebenfalls genug vorbereitet: Mit einem Ballspiel, einer Geschichte, dem Sammeln von Kastanien und anderen Naturmaterialien im Pfarrgarten sowie vor allem mit dem Basteln lustiger Figuren aus diesen Fundstücken verging die Zeit schneller, als wir erwartet hätten, zum Abschluss gab's noch ein Lied, und das war's dann auch schon. 

Dieser Wichtel war bereits bei der Schatzsuche beim Gemeindefest dabei gewesen...

...die anderen hier gezeigten Figuren wurden jedoch live in der Gruppenstunde gebastelt. 



Ab demnächst sind dann erst mal Herbstferien, dann kommt St. Martin, und die nächste Wichtelgruppenstunde ist dann erst in fünf (!) Wochen; vielleicht sollte ich diesen Umstand als Gelegenheit zu ein bisschen mehr konzeptioneller Vorarbeit auffassen und nutzen. Ich habe immer noch das Gefühl, die Wichtelgruppenstunden könnten etwas mehr Struktur gebrauchen, auch wenn das mit Kindern im Vorschulalter schwer zu realisieren sein mag. Na, ich habe ja einiges an anregendem Lesestoff zu diesem Thema; ich müsste nur mal dazu kommen... 

Spandau oder Portugal 

Am 28. Sonntag im Jahreskreis hatte ich meinen ersten Einsatz als Kinderwortgottesdienst-Mitarbeiter. Vorweg möchte ich erwähnen, dass ich finde, die intern gebräuchliche Abkürzung für "Kinderwortgottesdienst", KiWoGo, klinge wie eine Kampfsportart. Ich würde daher gern von mir behaupten "Ich habe den Schwarzen Gürtel in KiWoGo", aber wenn ich ehrlich bin, habe ich bisher wohl eher nur den weißen – der nur dafür da ist, dass diese Hose nicht rutscht. Dies vorausgeschickt habend, finde ich aber doch, dass mein Einstand einigermaßen gelungen ist; zu verbessern gibt es für die Zukunft zweifellos noch genug, aber irgendwie muss man ja mal anfangen. Das Evangelium vom Tag war das Gleichnis vom Hochzeitsmahl (Mt 22,1-14); im Internet hatte ich eine, wie ich fand, recht brauchbare Vorlage für eine kindgerechte Präsentation und Auslegung dieser Perikope gefunden, diese jedoch in Absprache mit dem Gemeindereferenten etwas interaktiver gestaltet und mit ein paar Rollenspiel-Elementen angereichert. Außerdem hatte ich angedacht, das Lied "Einfach spitze" von Daniel Kallauch in den Kinderwortgottesdienst einzubauen, da ich mir dachte: "Einfach spitze, dass du da bist", das passt einigermaßen zum Thema "Gott lädt uns ein", man kann es schön interaktiv als Bewegungslied gestalten, und außerdem ist es so einfach, dass ich es mir zutrauen würde, es selbst auf der Gitarre zu begleiten, wenn kein anderer da ist, der das machen könnte. - - - 

Dazu übrigens ein Exkurs: Wie ich unlängst noch einmal nachgelesen habe, ist es schon fast vier Jahre her, dass ich für schmales Geld eine beim KiTa-Flohmarkt in St. Rita übriggebliebene rosa Gitarre erworben und dies zum Anlass genommen habe, in meinem Alter noch mit dem Gitarrelernen anzufangen. Und sagen wir mal so: Hätte ich es geschafft, seither jeden Tag (oder wenigstens fast jeden) eine Stunde lang zu üben, dann wäre ich inzwischen wahrscheinlich ziemlich gut darin – umso mehr, als ich einige Zeit später im Rahmen einer Haushaltsauflösung auch noch eine größere und somit besser zu meinen klobigen Fingern passende Gitarre für lau abgegriffen habe. Leider hatte ich nie genug Zeit zum Üben, dass ich jemals über das Anfängerstadium hinausgekommen wäre; und ehe ich ins KiWoGo-Team einstieg, hatte ich das Gitarrespielen so lange ganz und gar vernachlässigt, dass ich schon dachte, ich hätte alles wieder verlernt und müsste wieder bei Null anfangen. Das allerdings hat sich immerhin als Irrtum erwiesen: Es ist so ähnlich wie mit dem Fahrradfahren, das motorische Gedächtnis bewahrt Dinge, die der Kopf schon längst vergessen zu haben meint. Es besteht somit durchaus noch Hoffnung, dass ich in diesem Leben noch gut genug Gitarre spielen lerne, dass es für den Schwarzen Gürtel in KiWoGo reicht; wenn ich endlich mal zum Üben komme... 

Wie dem auch sei: "Einfach spitze" kann ich jetzt (wenn ich mich ein bisschen um den H-Moll-Akkord herumschummle). Zum Einsatz kam das Lied an diesem Sonntag aber doch noch nicht, weil die Zeit dafür nicht ausreichte; aber ich würde sagen, das lässt sich verschmerzen: Es werden sich sicherlich andere Gelegenheiten ergeben. – Etwas ironisch fand ich's aber doch, dass zum Beginn der Messe – mit Orgelbegleitung, wohlgemerkt – das Lied "Wir feiern heut ein Fest" von Rolf Krenzer (Text) und Ludger Edelkötter (Melodie) gesungen wurde: gewissermaßen das volkskirchliche Pendant zu "Einfach spitze", noch anspruchsloser in Text und Komposition, wenn auch mit schwierigeren Gitarrengriffen. Für Gitarre ist es demnach wohl nicht geschrieben, erst recht nicht für Gitarren-Anfänger, schließlich hat man in der Volkskirche hauptamtliche Kirchenmusiker. 

Auf den ersten Blick konnte ich in der Kirche übrigens kaum Kinder entdecken (abgesehen von meinen eigenen), aber als nach dem Tagesgebet angesagt wurde, die Kinder sollten zum Kinderwortgottesdienst in den Pfarrsaal gehen, kamen doch so ungefähr zehn zusammen; wie viele davon zum Erstkommunionkurs gehörten, kann ich nicht mit Sicherheit sagen, aber es waren wohl die meisten. Wie oben bereits angedeutet, lief der KiWoGo alles in allem gut und machte Spaß, und ich hatte den Eindruck, einen recht guten Draht zu den Kindern zu haben. Meine grundsätzliche Skepsis gegenüber dem Format "separater Kinderwortgottesdienst während der Messe" hat diese Erfahrung indes nicht besiegen können; eher könnte man sagen, sie hat mir präziser gezeigt, wo die Probleme mit diesem Format liegen. Und das ist ja auch schon was wert. Daher möchte ich meinen Lesern diese Einsichten gern mitteilen: 

Die Bezeichnung "Kinderwortgottesdienst" deutet bereits an, dass dieses separate Kinderprogramm sich nur auf den Wortgottesdienst-Teil der Messe erstreckt, und meiner Erfahrung in verschiedenen Pfarreien zufolge ist es in der katholischen Kirche wohl tatsächlich allgemein üblich, dass die Kinder zum eucharistischen Teil der Messe, nach Möglichkeit pünktlich zur Gabenbereitung, wieder in den Kirchenraum zurückgeführt werden. Der für Siemensstadt und Haselhorst zuständige Gemeindereferent legt großen Wert darauf, dass insbesondere den Erstkommunionkindern die Gelegenheit, sich mit der Liturgie der Eucharistiefeier vertraut zu machen, nicht genommen wird, und das finde ich auch absolut richtig. Probleme verursacht es dennoch. An meinen eigenen Kindern habe ich beobachtet, dass es ihnen erheblich schwerer fällt, während der Eucharistiefeier ruhig und aufmerksam zu sein, wenn sie vom Kinderwortgottesdienst kommen, als wenn sie die ganze Zeit auf ihrem Platz in der Kirchenbank geblieben wären. Okay, das ist nicht unbedingt verallgemeinerbar und sicherlich auch von der Tagesform abhängig. Ein anderes Problem ist, dass es schwierig ist, eine Kinderkatechese vernünftig zu planen und zu einem stimmigen, runden Abschluss zu bringen, wenn man nicht weiß, wie viel Zeit man zur Verfügung hat – weil man sich eben nach der Länge des Erwachsenen-Wortgottesdienstes richten muss, und die kann erheblich variieren, insbesondere dank der kaum vorhersehbaren Länge der Predigt. Im Allgemeinen kann man wohl davon ausgehen, dass man um die 20 Minuten zur Verfügung hat, aber das ist eigentlich zu wenig: Auf Fragen der Kinder – oder auch und erst recht auf Antworten, die die Kinder auf an sie gerichtete Fragen geben und in denen sich Missverständnisse oder falsche Vorstellungen ausdrücken können, die man eigentlich korrigieren müsste – kann man so kaum sinnvoll eingehen, schon gar nicht, wenn man gegen Ende der veranschlagten Zeit praktisch jede Sekunde damit rechnen muss, dass der Küster hereinkommt und Bescheid gibt, dass man wieder in die Kirche rüberkommen soll. 

Dass die Freikirchler solche Probleme nicht haben, ergibt sich recht schlüssig aus ihrem Gottesdienstverständnis. Ein bisschen zugespitzt gesagt, ist ein freikirchlicher Gottesdienst im Wesentlichen eine Predigt mit ein bisschen Rahmenprogramm drumherum. Da ist es ausgesprochen naheliegend, für die Kinder ein Alternativangebot zu machen, das ihrem Verständnishorizont entspricht. Die sakramentale Dimension des Gottesdienstes fehlt in diesem Konzept völlig, und deshalb gibt es da auch nichts, was Kinder und Erwachsene unabhängig von ihrer Fähigkeit, es mit dem Verstand zu erfassen, miterleben und mitvollziehen sollten. Obendrein ist die Predigt im freikirchlichen Gottesdienst meist so lang, dass man währenddessen mehr als genug Zeit für eine Kinderkatechese hat und die Kinder danach noch spielen können. In eine katholische Messe passt so eine parallele Kinderkatechese dagegen nur mit Ach und Krach hinein und bleibt zu einem gewissen Grad immer ein störender Fremdkörper. Ich muss da einmal mehr an Lothar Zenettis Klage darüber denken, dass in die Sonntagsmesse alles Mögliche hineingestopft wird, wovon man fürchtet, böte man es als separaten Termin außerhalb der Messe an, würde da niemand hingehen

Dazu passt übrigens ein Kommentar, den mir ein ungenannter Leser meines Blogs unlängst mündlich mitteilte: Ich könne doch das Gemeindeleben in Freikirchen nicht mit dem in der Volkskirche vergleichen. Eine so intensiv gelebte intentionale Gemeinschaft wie in Freikirchen gebe es vielleicht beim Neokatechumenalen Weg oder bei der Charismatischen Erneuerung, aber nicht in der "normalen" Pfarrgemeinde: "Die Leute kommen schließlich nicht freiwillig in die Messe, sondern weil es eine Sonntagspflicht gibt. Und wenn die Leute ihre Pflicht erfüllt haben, wollen sie eben nach Hause." – Nun, diesem Befund würde ich, auch wenn er sicherlich polemisch zugespitzt ist, nicht direkt widersprechen wollen; ich halte es jedoch für falsch, diesen Zustand mit einem achselzuckenden "So ist das nun mal" hinzunehmen. Um's noch deutlicher zu sagen, ich halte diese Art von volkskirchlicher Mentalität für nicht zukunftsfähig – ja im Grunde nicht einmal mehr für gegenwartsfähig

– Ohne Zweifel wird auf dieses Thema noch zurückzukommen sein; so ist mir, während ich den vorletzten Absatz niederschrieb, ein- bzw. aufgefallen, dass ich wohl auch noch etwas zum Verhältnis zwischen Kinderwortgottesdienst und Erstkommunionunterricht sagen sollte, zumal sich die Zielgruppen beider Formate ja stark überschneiden. Aber das hebe ich mir lieber bis nächste Woche auf – oder vielleicht auch bis zum nächsten KiWoGo in St. Joseph Siemensstadt, der Ende November (nämlich an Christkönig) ansteht. 


Währenddessen in Tegel 

Habe ich eigentlich mal erwähnt, was aus der früheren Pastoralreferentin der Tegeler Pfarrei geworden ist? Nun, Pastoralreferentin ist sie immer noch, jetzt allerdings in der Pfarrei St. Mauritius Lichtenberg/Friedrichshain. Vor ein paar Wochen habe ich sie am Bahnsteig der S-Bahn getroffen, als ich gerade auf dem Weg war, das Tochterkind zur Schule zu bringen, und habe während der Wartezeit auf die Bahn ein recht nettes, wenn auch inhaltlich nicht gerade weltbewegendes Gespräch mit ihr geführt. Der Grund, weshalb ich das jetzt erwähne, ist, dass sie am vergangenen Sonntag in St. Mauritius eine Rosenkranzandacht für Kinder veranstaltete, und eigentlich hatte ich vorgehabt, da mit der ganzen Familie hinzugehen. Am Sonntag nach der Messe klagte meine Liebste allerdings über eine arge Erkältung und meinte, sie müsse sich am Nachmittag dringend etwas ausruhen, ehe die neue Arbeitswoche beginne. Hinzu kam, dass unser Jüngster (wie so oft in letzter Zeit) recht spät Mittagsschlaf hielt; er wachte zwar noch rechtzeitig auf, dass er noch zum Kinderrosenkranz hätte mitkommen können, und sagte zunächst auch, er wolle, aber dann konnte er sich doch ganz buchstäblich nicht von der Mami losreißen. Und das Tochterkind zeigt in jüngster Zeit ohnehin vermehrt Anwandlungen von "Null-Bock"-Stimmung. Ich habe mir sagen lassen, pubertätsähnliche Verhaltensmuster seien in ihrem Alter nicht gerade selten (man spricht auch von der "Wackelzahnpubertät"). Ohne Kinder zum Kinderrosenkranz zu gehen wäre aber wohl auch nicht so ganz Sinn der Sache gewesen, also fiel für uns die ganze Aktion flach, und das fand ich doch recht ärgerlich. 

Montags kommt meine Liebste normalerweise schon so früh von der Arbeit nach Hause, dass ich bis dahin meist keine großen Aktivitäten mit unserem Jüngsten in Angriff nehme. Diese Woche hingegen stand am Montag nach Unterrichtsschluss noch eine Konferenz an, also richtete ich mich auf einen längeren Vater-Sohn-Tag ein. Nachdem wir das Tochterkind zur Schule gebracht hatten, wollte der Knabe erst mal Roller fahren; dann holten wir zusammen ein Paket vom DHL-Shop ab; und dann ließ ich ihn entscheiden, ob wir einen Spaziergang zur Hundewiese machen oder zwecks "Beten mit Musik" in eine Kirche gehen sollten. Er entschied sich für Letzteres, also steuerten wir einmal mehr St. Joseph Tegel an. Wie sich zeigte, war der Kleene in ausgesprochen lobpreisfreudiger Stimmung: Normalerweise baue ich in eine Lobpreisandacht zu den kleinen Horen (Terz, Sext oder Non) drei Lieder ein, eins zur Eröffnung (also anstelle des Hymnus), eins zwischen Psalmodie und Lesung und eins zum Abschluss. Diesmal forderte mein Junior aber schon nach dem Eröffnungslied "noch'n Lied!"; den Wunsch gewährte ich ihm und ging dann nach dem üblichen Ablauf vor, aber am Schluss der Andacht verlangte mein Sohn nicht nur eine, sondern drei weitere Zugaben. Hier die vollständige Playlist dieser Andacht: 

Am liebsten hätte mein Jüngster wohl noch mehr Lieder gehört, aber ich fand dann doch, so langsam sei es mal genug, und überredete ihn dazu, die Kirche zu verlassen und eine Snackpause zu machen. – Etwas später am selben Tag kamen wir in der Nähe der Hallen am Borsigturm an einer Gruppe von Leuten vorbei, die im Kreis standen und zu gedämpfter musikalischer Untermalung Bewegungen vollführten, von denen ich auf den ersten Blick nicht ganz sicher war, ob das Pantomimetheater oder eher sowas wie Qi Gong sein sollte. "Was die machen?", fragte auch mein Jüngster, und nach einiger Überlegung antworte ich: "Ich glaube, die meditieren, oder beten, oder sowas Ähnliches." – "Ja, ich glaube, das Jesus", erwiderte der Knabe zuversichtlich. Im nächsten Moment bemerkte ich am Rande der Fläche, auf der diese Gruppenmeditation stattfand, einen Flyerständer, und aus den Flyern ging hervor, dass es sich bei der hier praktizierten Meditationstechnik um Falun Dafa handle – aus den Nachrichten besser bekannt unter dem Namen Falun Gong. Interessant. Vielleicht komme ich mal auf dieses Thema zurück, wenn ich demnächst noch einmal an so einer Meditationsgruppe vorbeikomme. 

Die Erkältung, die meine Liebste schon am Sonntag geplagt hatte, verschlimmerte sich im Laufe des Montag übrigens so sehr, dass meine Liebste sich für die nächsten drei Tage krank meldete. Am Dienstag blieb unser Jüngster morgens mit ihr zu Hause, aber am Mittwoch – dem Fest des Evangelisten Lukas – nahm ich ihn wieder mit, als ich seine große Schwester zur Schule brachte, und ging danach wieder mit ihm in Heiligensee zur Messe. Auf dem Weg dorthin fiel mir auf, dass dieser Messebesuch nur dadurch möglich war, dass der Schornsteinfeger, der sich eigentlich für diesen Vormittag angekündigt hatte, infolge einer Terminverwechslung schon einen Tag früher bei uns gewesen war. Sonderbare Fügung... Die Messe in St. Marien Maternitas hatte diesmal wieder der Pfarrer; aus Gründen, die er wohl selbst am besten kennt, ließ er zum Einzug "Ins Wasser fällt ein Stein" und zum Auszug das aus der Frühzeit des NGL-Genres stammende "Herr, gib uns Mut zum Hören" von Kurt Rommel singen. So viel zum Thema Seniorengottesdienst. – Gewiss, diese Lieder stammen aus der Zeit, als die heutigen Senioren jung waren; aber dasselbe trifft auf zahlreiche Gotteslob-Klassiker von den Thurmairs, Erhard Quack, Heinrich Rohr, Josef Seuffert etc. zu, und ich schätze, die Leute, die den harten Kern der Gottesdienstgemeinde am Mittwochvormittag in St. Marien Maternitas bilden, sind dann doch eher "Team Thurmair" als "Team NGL". – In seinen einführenden Worten erwähnte der Pfarrer, aus den Briefen des Apostels Paulus erfahre man mancherlei über dessen Weggefährten, von denen er "mit einigen immer wieder Schwierigkeiten hatte und für andere doch sehr dankbar war. So geht es uns wohl auch oft, dass wir zu manchen Menschen sagen: Gut, dass du da bist, und von anderen denken: Oh nee, der schon wieder." Tja, so ist das wohl. 

Aktuelle (Bett-)Lektüre 

Kira Gembri: Ruby Fairygale – Der Ruf der Fabelwesen. Bindlach: Loewe, 2021. 

Wie dieses Buch auf die Auswahlliste für die Gutenachtlektüre gekommen ist, ist im Grunde eine Geschichte für sich: Schon vor den Sommerferien hatte das Tochterkind ein "Ruby Fairygale"-Buch – allerdings nicht genau dieses – in einem Sonderregal der Stadtteilbibliothek entdeckt und hatte sich offenbar von den leuchtend roten Haaren der Titelfigur magisch angezogen gefühlt; allerdings hatte sich herausgestellt, dass die Bücher in diesem Sonderregal für eine Ferienaktion der Bücherei reserviert und daher für die Dauer der Sommerferien nicht entleihbar waren. Für alle Fälle machte ich ein Foto vom Titelbild des Buches, um es gegebenenfalls später wiederfinden zu können, dachte dann aber nicht weiter daran, bis das Tochterkind unlängst auf die Idee kam, nachdem die Sommerferien ja nun vorbei seien, müsse das Buch doch jetzt entleihbar sein. Bei unserem jüngsten gemeinsamen Büchereibesuch machten wir uns also auf die Suche danach; dabei stellte ich fest, dass es eine ganze Buchreihe über die rothaarige Heldin gibt, und meine Tochter ließ sich überzeugen, dass es sinnvoll sei, mit dem ersten Band anzufangen. 

Bevor ich mit der Lektüre anfing, lautete meine Einschätzung – auf der Basis des Titels, des Klappentexts und einiger punktueller Eindrücke beim Durchblättern –, "Ruby Fairygale" sei von der Grundidee her vergleichbar mit Reihen wie "Mariella Meermädchen" oder "Stardust", aber erzählerisch komplexer und anspruchsvoller, eher auf einem Niveau mit Natalie Standifords "Ein Baum voller Geheimnisse" oder Kiera Stewarts "Dumme Ideen für einen guten Sommer". Die ersten Kapitel bestätigten diese Einschätzung ziemlich punktgenau: Die Handlung spielt auf einer kleinen Insel vor der Westküste Irlands, die Protagonistin ist ein Findelkind, das als Baby von der Tierärztin der Insel aus dem Meer gefischt und von ihr aufgezogen wurde. Inzwischen ist Ruby ungefähr vierzehn, assistiert ihrer Ziehmutter – die sie "Nana", also Großmutter, nennt – bei deren Arbeit als Tierärztin und teilt mit ihr das Geheimnis, dass zu "Nanas" Patienten nicht nur die Hunde, Katzen, Hühner und Schafe der Inselbewohner zählen, sondern auch Kobolde, Feen, Meerjungfrauen und andere Fabelwesen. Zudem lässt Rubys geheimnisvolle Herkunft beim geübten Leser den Verdacht aufkommen, sie sei womöglich, ohne es zu ahnen, selbst eine Art Fabelwesen; aber das bleibt vorerst in der Schwebe. Bewegung kommt in die Handlung, als zwei Fremde auf der Insel auftauchen: der schwererziehbare Teenager Noah, dem sein reicher und berühmter Vater eine Auszeit an diesem abgeschiedenen Ort verordnet hat, und dessen Betreuer. – Diejenigen Kapitel, die sich vorrangig darum drehen, wie Ruby und Noah sich trotz anfänglicher Vorbehalte auf beiden Seiten allmählich miteinander anfreunden, haben mir ausgesprochen gut gefallen; ich möchte sagen, sie erreichen definitiv das Niveau von "Ein Baum voller Geheimnisse" oder "Dumme Ideen für einen guten Sommer", und das ist derzeit das größte Lob, das ich für zeitgenössische Kinder- und Jugendliteratur zu vergeben habe. Gleichzeitig ging es mir bei diesem Teil der Handlung in einer speziellen Hinsicht so wie schon mit manchen anderen Büchern über magische Kreaturen, die ich meiner Tochter habe vorlesen dürfen: Ich hatte zeitweilig den Eindruck, für das, was das eigentlich Interessante an der Handlung ausmacht, seien die phantastischen Elemente im Grunde nebensächlich bis verzichtbar. Im Umkehrschluss heißt das leider, dass mich die Passagen, in denen die Fabelwesen im Mittelpunkt stehen, erheblich weniger begeistern. Mein Gesamturteil steht somit noch nicht fest; im Laufe der nächsten Woche werden wir das Buch wohl durch kriegen. 


Aus dem Stundenbuch 
Der Herr ist König. Die Erde frohlocke! *
Freuen sollen sich die vielen Inseln.
Rings um ihn her sind Wolken und Dunkel, *
Gerechtigkeit und Recht sind die Stützen seines Throns.
Verzehrendes Feuer läuft vor ihm her *
und frisst seine Gegner ringsum.
Seine Blitze erhellen den Erdkreis; *
die Erde sieht es und bebt.
Berge schmelzen wie Wachs vor dem Herrn, *
vor dem Antlitz des Herrschers aller Welt.
Seine Gerechtigkeit verkünden die Himmel, *
seine Herrlichkeit schauen alle Völker. 

(Psalm 97,1-6


Ohrwurm der Woche 

The Cardigans: My Favourite Game 


In der sehr empfehlenswerten YouTube-Reihe "One Hit Wonderland" meines Lieblings-Popmusikkritikers Todd in the Shadows gibt es eine Episode über die Cardigans, in der natürlich die durch den Film "Romeo + Julia" mit Leonardo DiCaprio und Claire Danes zum Hit gewordene Single "Lovefool" im Mittelpunkt steht; von den Versuchen der Band, einen weiteren internationalen Hit zu landen, wird "My Favourite Game" von Todd in the Shadows mit dem Satz "It sounds like Garbage" bedacht – ein schönes Wortspiel, denn er meint damit (vermutlich) nicht "Es klingt wie Schrott", sondern eher "Es klingt, als wäre es von der Band Garbage". Und da hat er Recht. Ich glaube mich zu erinnern, dass ich tatsächlich mal gedacht habe, der Song wäre von Garbage oder vielleicht auch von Republica. Für eine schwedische Band, die sich "Die Strickjacken" nennt und insgesamt den Eindruck erweckt, einem Ikea-Werbespot entsprungen zu sein, ist das natürlich ein ziemlicher Stilbruch; aber ich mag den Song. Ehrlich gesagt finde ich ihn nicht nur besser als "typischere" Cardigans-Nummern wie "Carnival" oder eben "Lovefool", sondern auch besser als das mit ihm leicht verwechselbare "Only Happy When it Rains" von Garbage

Eine Vorschau auf die nächste Ausgabe gibt es diesmal nicht, Freunde. In einer Woche erfahrt Ihr mehr über die zukünftige Gestalt der Wochenbriefings! Bleibt mir gewogen! 



1 Kommentar:

  1. Ich würde ja mit der Einführung eines neuen Konzepts und eines neuen Titels bis zum Beginn des neuen Kirchenjahres warten. Das wäre wahrhaft "sentire cum ecclesia".

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