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Freitag, 11. Juni 2021

Eine Andacht zum Unbefleckten Herzen Mariens

Heute, am dritten Freitag nach Pfingsten,  ist das Hochfest des Heiligsten Herzen Jesu - und damit das Titularfest der Pfarrkirche unserer Berliner Wohnortpfarrei. Leider können wir dieses nicht vor Ort mitfeiern, da wir, wie erwähnt, gerade Urlaub in Butjadingen machen. Allerdings ist (bzw. war) das Hochfest des Heiligsten Herzen Jesu auch das Titularfest der Ende 2019 profanierten Kirche in Nordenham-Einswarden, über die ich hier schon mehrfach geschrieben habe; und möglicherweise aus Rücksicht auf den ehemaligen Einswarder Gemeindeteil (der tendenziell der frömmere Teil der hiesigen katholischen Gemeinde zu sein scheint - zum Teil möglicherweise bedingt durch den höheren Migrantenanteil, zum Teil aber sicherlich daran, dass dort nicht über 30 Jahre lang ein versponnener Esoterik-Freak Pfarrer war) wird in der verbliebenen Nordenhamer Kirche St. Willehad heute am frühen Abend eine Festmesse zum Heiligsten Herzen Jesu gefeiert. Da gehen wir natürlich hin. 

Und am Tag nach dem Herz-Jesu-Fest - also morgen - steht der Gedenktag des Unbefleckten Herzens Mariens im liturgischen Kalender, kein Hochfest, sondern "nur" ein gebotener Gedenktag; allerdings heißt die kleine, 1955 geweihte katholische Kirche des Ortes, in dem wir unseren Urlaub verbringen, Herz Mariä, und das hatte mich, wie ich ebenfalls schon erwähnt habe, auf die Idee gebracht, eine Andacht zum Unbefleckten Herzen Mariens zu gestalten, im Stil der Andachten, die meine Liebste und ich regelmäßig in unserer Wohnortpfarrei veranstalten: eine Mischung aus traditionellen und charismatischen Elementen, oder schlagwortartig ausgedrückt: Stundengebet meets Worship-Pop

Wie ich ebenfalls schon berichtet habe, haben sich die Hauptamtlichen der Pfarrei St. Willehad demonstrativ desinteressiert an dieser Idee gezeigt, aber ich habe mir gedacht: Was soll's - ich schreibe die Andacht trotzdem. Ob wir sie letztendlich in der Herz-Mariä-Kirche oder in ihrem (übrigens sehr schönen) Garten oder im angrenzenden "Bürger-Obstgarten" feiern oder schlimmstenfalls in unserem Hotelzimmer, das wird man sehen; zudem kommt der Festanlass ja jedes Jahr wieder, folglich ist die einmal vorbereitete Andacht ja "nicht weg", wie der Norddeutsche sagt, und überhaupt: Was man zur Ehre Gottes tut, das ist nie unnütz. Außerdem habe ich mir gedacht, wenn ich die Andacht hier veröffentliche, haben meine Blogleser die Möglichkeit, sie mitzubeten, und das ist doch auch schön. 

So, und nun genug der Vorrede! 


Andacht zum Unbefleckten Herzen Mariens

Lied zur Einstimmung

"Sei willkommen hier" (Anton Svoboda feat. Joy Fackler)



Eröffnung

V: O Gott, komm mir zu Hilfe. 

A: Herr, eile mir zu helfen.

V: Ehre sei dem Vater...

A: Wie im Anfang... 


Marienlob

(Stefan Klöckner/Paul Ringeisen, vgl. GL 567)

1. Sei gegrüßt, Maria, du lichter Morgenstern, 

sei gegrüßt, du Jungfrau, die sich der Höchste erwählt.

Sei gegrüßt, der Botschaft des Engels glaubtest du.

Sei gegrüßt, dein Vertrauen hat das Los der Menschheit gewendet. 


2. Sei gegrüßt, Maria, vor aller Schuld hat Gott dich bewahrt,

sei gegrüßt, vom Hauch seiner Gnade durchströmt.

Sei gegrüßt, der Erlöser nahm Wohnung in dir.

Sei gegrüßt, du hast geboren den Ersehnten der Völker.


3. Sei gegrüßt, Maria, unsere Schwester im Glauben bist du.

Sei gegrüßt, in deinem Herzen hast du alles bewahrt.

Sei gegrüßt, die dem Sohn Gefährtin war.

Sei gegrüßt, du vertrautest ihm in all deinen Schmerzen.


4. Sei gegrüßt, Maria, unter deines Sohnes Kreuz standest du.

Sei gegrüßt, die du seiner Auferstehung Zeugin warst.

Sei gegrüßt, du hast des Geistes Kommen erfleht.

Sei gegrüßt, so wurdest du Mutter der Kirche.


5. Sei gegrüßt, Maria, in Gottes Liebe vollendet bist du.

Sei gegrüßt, gekrönt mit himmlischer Herrlichkeit.

Sei gegrüßt, für immer vereint deinem göttlichen Sohn.

Sei gegrüßt, du zeigst uns das Ziel unserer Hoffnung.

Halleluja, Halleluja.


freies Gebet 


Lied

"Herr, unser Gott" (Aus "Feiert Jesus!" 14)

 


Psalterium

Aus den Laudes vom Tag

1. Antiphon: Am Morgen verkünden wir, Herr, deine Huld und in den Nächten deine Treue.

Ps 92 (91),2-16

Wie schön ist es, dem Herrn zu danken, *
deinem Namen, du Höchster, zu singen,

am Morgen deine Huld zu verkünden *

und in den Nächten deine Treue

zur zehnsaitigen Laute, zur Harfe, *
zum Klang der Zither.

Denn du hast mich durch deine Taten froh gemacht; *
Herr, ich will jubeln über die Werke deiner Hände.

Wie groß sind deine Werke, o Herr, *
wie tief deine Gedanken!

Ein Mensch ohne Einsicht erkennt das nicht, *
ein Tor kann es nicht verstehen.

Wenn auch die Frevler gedeihen †
und alle, die Unrecht tun, wachsen, *
so nur, damit du sie für immer vernichtest.

Herr, du bist der Höchste, *
du bleibst auf ewig.

Doch deine Feinde, Herr, wahrhaftig, deine Feinde vergehen; *
auseinander getrieben werden alle, die Unrecht tun.

Du machtest mich stark wie einen Stier, *
du salbtest mich mit frischem Öl.

Mein Auge blickt herab auf meine Verfolger, †
auf alle, die sich gegen mich erheben; *
mein Ohr hört vom Geschick der Bösen.

Der Gerechte gedeiht wie die Palme, *
er wächst wie die Zedern des Libanon.

Gepflanzt im Hause des Herrn, *
gedeihen sie in den Vorhöfen unseres Gottes.

Sie tragen Frucht noch im Alter *
und bleiben voll Saft und Frische;

sie verkünden: Gerecht ist der Herr; *
mein Fels ist er, an ihm ist kein Unrecht.

Ehre sei dem Vater und dem Sohn *
und dem Heiligen Geist.

Wie im Anfang so auch jetzt und alle Zeit *
und in Ewigkeit. Amen.

1. Antiphon: Am Morgen verkünden wir, Herr, deine Huld und in den Nächten deine Treue.  


2. Antiphon: Preist die Größe unseres Gottes; denn er ist treu und gerecht.

Dtn 32,1-7.9-12

Hört zu, ihr Himmel, ich will reden, *
die Erde lausche meinen Worten!

Meine Lehre wird strömen wie Regen, *
meine Botschaft wird fallen wie Tau,

wie Regentropfen auf das Gras *
und wie Tauperlen auf die Pflanzen.

Ich will den Namen des Herrn verkünden; *
preist die Größe unseres Gottes!

Er heißt: Der Fels. †
Vollkommen ist, was er tut; *
denn alle seine Wege sind recht.

Er ist ein unbeirrbar treuer Gott, *
er ist gerecht und gerade.

Ein falsches, verdrehtes Geschlecht fiel von ihm ab, *
Verkrüppelte, die nicht mehr seine Söhne sind.

Ist das euer Dank an den Herrn, *
du dummes, verblendetes Volk?

Ist er nicht dein Vater, dein Schöpfer? *
Hat er dich nicht geformt und hingestellt?

Denk an die Tage der Vergangenheit, *
lerne aus den Jahren der Geschichte.

Frag deinen Vater, er wird es dir erzählen, *
frag die Alten, sie werden es dir sagen.

Der Herr nahm sich sein Volk als Anteil, *
Jakob wurde sein Erbland.

Er fand ihn in der Steppe, *
in der Wüste, wo wildes Getier heult.

Er hüllte ihn ein, gab auf ihn acht *
und hütete ihn wie seinen Augenstern,

wie der Adler, der sein Nest beschützt *
und über seinen Jungen schwebt,

der seine Schwingen ausbreitet, ein Junges ergreift *
und es flügelschlagend davonträgt.

Der Herr allein hat Jakob geleitet, *
kein fremder Gott stand ihm zur Seite.
 

Ehre sei dem Vater und dem Sohn *
und dem Heiligen Geist.

Wie im Anfang so auch jetzt und alle Zeit *
und in Ewigkeit. Amen.

2. Antiphon: Preist die Größe unseres Gottes; denn er ist treu und gerecht. 

3. Antiphon: Wie gewaltig ist dein Name, o Herr, auf der ganzen Erde! 

Ps 8,2-10

Herr, unser Herrscher, †
wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde; *
über den Himmel breitest du deine Hoheit aus.

Aus dem Mund der Kinder und Säuglinge schaffst du dir Lob, †
deinen Gegnern zum Trotz; *
deine Feinde und Widersacher müssen verstummen.

Seh’ ich den Himmel, das Werk deiner Finger, *
Mond und Sterne, die du befestigt:

Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst, *
des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?

Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott, *
hast ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt.

Du hast ihn als Herrscher eingesetzt über das Werk deiner Hände, *
hast ihm alles zu Füßen gelegt:

all die Schafe, Ziegen und Rinder *
und auch die wilden Tiere,

die Vögel des Himmels und die Fische im Meer, *
alles, was auf den Pfaden der Meere dahinzieht.

Herr, unser Herrscher, *
wie gewaltig ist dein Name auf der ganzen Erde! 

Ehre sei dem Vater und dem Sohn *
und dem Heiligen Geist.

Wie im Anfang so auch jetzt und alle Zeit *
und in Ewigkeit. Amen.

3. Antiphon: Wie gewaltig ist dein Name, o Herr, auf der ganzen Erde!


Lied

"Du gibst dich mit uns ab" (Miriam Buthmann) 


Lesung

Jesaja 61,10

Von Herzen will ich mich freuen über den Herrn. Meine Seele soll jubeln über meinen Gott. Denn er kleidet mich in Gewänder des Heils, er hüllt mich in den Mantel der Gerechtigkeit.

Responsorium

V/A: Von Anbeginn hat der Herr sie erwählt, * vor allen hat er sie erkoren.
V: In seinem Zelt lässt er sie wohnen. A: Vor allen hat er sie erkoren.
V: Ehre sei dem Vater... A: Von Anbeginn hat der Herr sie erwählt, * vor allen hat er sie erkoren. 

freies Gebet 


Litanei zum Unbefleckten Herzen Mariens

V/A: Herr, erbarme dich unser
V/A: Christus, erbarme dich unser
V/A: Herr, erbarme dich unser 

V: Christus, höre uns
A: Christus, erhöre uns

V: Gott, Vater vom Himmel - A: erbarme dich unser.
V: Gott Sohn, Erlöser der Welt - A: erbarme dich unser.
V: Gott Heiliger Geist - A: erbarme dich unser.
V: Heiligste Dreifaltigkeit, ein einiger Gott - A: erbarme dich unser.

V: Herz Mariä - A: bitte für uns.

V: Herz nach Gottes eigenem Herzen - A: bitte für uns.

V: Herz, mit dem Herzen Jesu vereint - A: bitte für uns.

V: Herz, Tempel des Heiligen Geistes - A: bitte für uns.

V: Herz Mariä, Schrein der Dreieinigkeit - A: bitte für uns.

V: Herz Mariä, Heimat des Wortes - A: bitte für uns.

V: Herz Mariä, unbefleckt in deiner Erschaffung - A: bitte für uns.

V: Herz Mariä, überfließend von Gnade - A: bitte für uns.

V: Herz Mariä, gesegnet vor allen Herzen - A: bitte für uns.

V: Herz Mariä, Thron der Herrlichkeit - A: bitte für uns.

V: Herz Mariä, Abgrund der Demut - A: bitte für uns.

V: Herz Mariä, Opfer der Liebe - A: bitte für uns.

V: Herz Mariä, ans Kreuz genagelt - A: bitte für uns.

V: Herz Mariä, Trost der Trauernden - A: bitte für uns.

V: Herz Mariä, Zuflucht der Sünder - A: bitte für uns.

V: Herz Mariä, Hoffnung der Sterbenden - A: bitte für uns.

V: Herz Mariä, Sitz der Barmherzigkeit - A: bitte für uns. 


V: O Du Lamm Gottes, Du nimmst hinweg die Sünden der Welt - A: verschone uns, o Herr.
V: O Du Lamm Gottes, Du nimmst hinweg die Sünden der Welt - A: erhöre uns, o Herr.
V: O Du Lamm Gottes, Du nimmst hinweg die Sünden der Welt - A: erbarme Dich unser.

V: Unbeflecktes Herz Mariä, milde und demütig von Herzen.

A: Bilde unser Herz nach dem Herzen Jesu.

Lasset uns beten.

Barmherziger Gott, du hast für das Heil der Sünder das Unbefleckte Herz  Mariens dem Herzen Jesu an Zartheit und Erbarmen gleichförmig gemacht. Gib, dass wir, die wir ihres lieblichen und liebenden Herzens gedenken, durch ihre Verdienste und Fürsprache immer in Gemeinschaft mit den Herzen der Mutterund des Sohnes leben. Darum bitten wir durch ihn, Christus, unseren Herrn.

A: Amen.

 

Lied

"Magnificat" (Johannes Falk, aus "Feiert Jesus!" 12)



Fürbitten

Gepriesen sei Jesus Christus, unser Erlöser, der geboren wurde aus der Jungfrau Maria. Zu ihm lasst uns beten:

A: Höre auf die Fürsprache deiner Mutter.


Du Sonne der Gerechtigkeit, Maria war die Morgenröte, die dein Kommen angekündigt hat; gib, dass wir allezeit in deinem Lichte leben. 

Ewiges Wort des Vaters, du hast dir in der unversehrten Jungfrau Maria eine Wohnung bereitet; wohne auch in unseren Herzen.

Erlöser der Welt, Maria stand unter deinem Kreuz; auf ihre Fürsprache hilf uns, auch in schwerem Leid standzuhalten.

Gütiger Jesus, vom Kreuz aus hast du deine Mutter den Menschen zur Mutter gegeben; lass uns heute ihren Schutz erfahren.

Du hast Maria zum Urbild deiner Kirche gemacht; gib, dass deine Gläubigen einmütig mit Maria im Gebet verharren.

Du hast die Unbefleckte Jungfrau mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen; schenke unseren Verstorbenen die ewige Freude mit Maria und all deinen Heiligen.

Oration

Gott, du hast dem Heiligen Geist im Herzen der seligen Jungfrau Maria eine würdige Wohnung bereitet. Auf ihre Fürbitte hin erfülle auch unser Leben mit deiner Gegenwart und mache uns zu einem Tempel deiner Herrlichkeit. Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn und Gott, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit. 

Segensbitte

V: Der Herr segne uns. Er bewahre uns vor Unheil und führe uns zum ewigen Leben.

A: Amen. 


Ältestes Mariengebet

(vgl. GL 5,7)

Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir, o heilige Gottesgebärerin.

Verschmähe nicht unser Gebet in unseren Nöten,

sondern erlöse uns jederzeit aus allen Gefahren.

O du glorwürdige und gebenedeite Jungfrau,

unsere Frau, unsere Mittlerin, unsere Fürsprecherin,

versöhne uns mit deinem Sohne,

empfiehl uns deinem Sohne, 

stelle uns vor deinem Sohne. 


V: Maria mit dem Kinde lieb -

A: Uns allen deinen Segen gib.


Lied zum Abschluss

"Zehntausend Gründe" (aus "Feiert Jesus!" 19)

* * *

Ein ausführlicher Bericht über unseren Urlaub in Butjadingen - eventuell in mehreren Teilen, je nachdem, was sich in der zweiten Hälfte unseres Aufenthalts noch so alles Berichtenswertes ereignet - ist übrigens in Vorbereitung. Einstweilen gibt es Live-Updates (v.a. Fotos) auf Twitter unter dem Hashtag #CaminoDeWillehado



Montag, 31. Mai 2021

Ein Herz-Jesu-Monat voller Abenteuer

(...und ein Jubiläum: Fünf Jahre Punkpastoral!) 

Salvete, wie unsere altrituellen Freunde sagen würden! Auf den Marienmonat Mai folgt der Herz-Jesu-Monat Juni, womit das Titelthema für die neue (vierte!) Ausgabe der Zeitschrift "Lebendige Steine" sich quasi von selbst ergeben hat. Ich zitiere aus dem Editorial: 

Am dritten Freitag nach Pfingsten, in diesem Jahr also am 11. Juni, wird das Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu gefeiert; acht Tage vorher, am 3. Juni, ist das Hochfest des Leibes und Blutes Christi, volkstümlich Fronleichnam genannt. Die Nähe zwischen diesen beiden Festen kommt nicht von ungefähr. Die Verehrung des Herzens Jesu knüpft sich an eine Passage des Kreuzigungsberichts im Johannesevangelium:
"Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, dass er schon tot war, zerschlugen sie ihm die Beine nicht, sondern einer der Soldaten stieß mit der Lanze in seine Seite und sogleich floss Blut und Wasser heraus." (Joh 19,33f.) 
Schon in den Schriften der Kirchenväter findet sich der Gedanke, dass aus der geöffneten Seite Jesu die Kirche hervorgeht - wobei die Ströme von Wasser und Blut auf die Sakramente der Taufe und der Eucharistie hindeuten. Dass die Kirche aus dem am Kreuz geopferten Leib Christi hervorgegangen ist und immer neu hervorgeht, ist mehr als nur ein poetisches Bild. Es verweist uns darauf, dass, wie Papst Benedikt XVI. in seiner Ansprache im Freiburger Konzerthaus sagte, "nichts aus Eigenem" hat "gegenüber dem, der sie gestiftet hat"; es verweist uns zugleich aber auch ganz konkret auf das Mysterium der Eucharistie, aus dem die Kirche sich in jeder Heiligen Messe selbst neu erschafft. Diesen Zusammenhängen versuchen wir uns in den Beiträgen des vorliegenden Hefts aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu nähern. 

Als pdf-Datei zum Download gibt's die neuen "Lebendigen Steine" übrigens hier

Derweil gibt es auch noch andere interessante Neuigkeiten bezüglich der Pressevielfalt im Pastoralen Raum Reinickendorf-Süd: "Mitglieder des Pastoralteams" - wie es im Impressum heißt - haben jetzt auch ihre eigene Publikation, genannt "Texte für den Augenblick". Dabei handelt es sich gewissermaßen um ein Nebenprodukt der "Telefonischen geistlichen Impulse", einer Errungenschaft aus der Lockdownzeit: Unter einer Rufnummer des Berliner Ortsnetzes konnte und kann man sich von unseren pastoralen Mitarbeitern verfasste und eingesprochene Texte anhören, von denen anfangs (wenn ich mich recht erinnere) täglich, derzeit noch zweimal wöchentlich (mittwochs und sonntags) ein neuer erscheint bzw. erschien; und eine Auswahl dieser Texte gibt es nun also auch in gedruckter Form zum Nachlesen. Die erste Ausgabe der "Texte für den Augenblick", ist acht Seiten stark und liegt seit Mitte Mai in unseren Kirchen aus; künftig soll das Heft monatlich neu erscheinen. 

Indes liegt von dem ungefähr alle zwei Monate erscheinenden Faltblatt "Kraft und Schönheit der Glaubenslehre", für das ein Gemeindekreis von Herz Jesu Tegel namens "Gruppe Benedikt" verantwortlich zeichnet, bereits die 71. Ausgabe vor.  Respekt! -- Ab Nr. 25 (September-November 2010) sind alle Ausgaben dieses Blattes auch online abrufbar. -- Zu wünschen wäre nun natürlich, dass diese Publikationen, und eben auch die "Lebendigen Steine", einander trotz oder gerade dank ihres unterschiedlichen Stils und ihrer unterschiedlichen thematischen Schwerpunkte gegenseitig ergänzen und befruchten und so gemeinsam zur Bereicherung des kirchlichen Lebens in unserem Pastoralen Raum beitragen können. Na, schauen wir mal. 

Ebenfalls neu erschienen ist der Pfarrbrief für den Pastoralen Raum Reinickendorf-Süd; die neue Ausgabe deckt die Monate Juni-August ab. Auf S. 4 liest man: 

Im Redaktionsteam unseres Pfarrbriefes arbeiten ehrenamtlich sieben Frauen aus unseren vier Pfarrgemeinden, um Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, vierteljährig Informationen zu vermitteln. In dem Team arbeiten wir gleichberechtigt zusammen. Wir haben alle kein berufliches Hintergrundwissen, was bei der Erstellung des Pfarrbriefes das eine oder andere Mal Fragen aufwirft. Um Ihnen die Informationen noch besser vermitteln zu können, nehmen wir an einem Lehrgang teil, der durch das Erzbischöfliche Ordinariat unterstützt und von einer freiberuflichen Wissenschaftsjournalistin durchgeführt wird.

Wir wollen ein Konzept und Richtlinien für unsere Arbeit entwickeln, die wir Ihnen in einer der nächsten Ausgaben vorstellen werden.

Das will ich mal gänzlich unkommentiert stehen lassen. Nicht unerwähnt lassen will ich indes, dass ein Artikel aus der Mai-Ausgabe der „Lebendigen Steine“ – "Wenn das Ewige Licht brennt, ist es immer ein #Präsenzgottesdienst" – in der Ausgabe Juni/Juli des Pfarrbriefs der Katholischen Kirchengemeinde Maria, Hilfe der Christen (Berlin-Spandau) nachgedruckt worden ist. Mit unserer Genehmigung, versteht sich. 

So viel also erst einmal von der pfarrgemeindlichen Pressearbeit! Und was, abgesehen von voraussichtlich mal wieder mehr oder weniger kontroversen Reaktionen auf die neuen "Lebendigen Steine", erwartet uns im Monat Juni so alles? -- Zunächst einmal: Am Mittwoch, dem 2. Juni - dem Gedenktag der Märtyrer Marcellinus und Petrus - beginnen wir unsere Novene zum Heiligsten Herzen Jesu. Ja, man kann sagen, ich bin jetzt so richtig auf den Geschmack gekommen, was das Erstellen von Novenen angeht. Der äußere Anlass für diese Herz-Jesu-Novene ist natürlich das Titularfest unserer Pfarrkirche Herz Jesu Tegel; daher wird die Novene dort vom 2.-10. Juni, täglich um 17 Uhr, öffentlich und mit Musik vorgebetet - dazu herzliche Einladung an alle, die in der Nähe sind! -, aber natürlich gibt es die Texte und Lieder der Novene auch wieder online

An den ersten fünf Tagen der Novene werden meine Liebste und ich das Vorbeten selbst übernehmen, danach allerdings werden wir diese Aufgabe den anderen Mitgliedern der AG Neuevangelisierung (mit freundlicher Unterstützung der Legio Mariae) überlassen müssen - da wir nämlich kurz entschlossen in Urlaub fahren. Nach der gerichtlichen Aufhebung des Beherbergungsverbots für Nicht-Niedersachsen in Niedersachsen hat meine Liebste nicht lange gefackelt und für die einzige Woche zwischen jetzt und Mitte September, in der nirgendwo in Deutschland Schulferien sind, Urlaub in Butjadingen für uns gebucht, wo wir pandemiebedingt seit fast eineinhalb Jahren nicht mehr gewesen sind und wo im besagten Zeitraum - aus Gründen - alles superbillig ist. Schöne Unterkunft haben wir gefunden, in Burhave direkt am Deich, 20 Minuten Fußweg zum Strandgelände, 25 Minuten ins Dorf, 28 zur örtlichen katholischen Kirche. Die übrigens, wie regelmäßige Leser dieses Blogs sich vielleicht erinnern werden, Herz Mariä heißt. Ja Moment: Ist der Gedenktag des Unbefleckten Herzens Mariens nicht der Tag nach dem Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu, und hieße das dann nicht, dass die hübsche kleine Burhaver Kirche während unseres Aufenthalts ihr Titularfest feiert? 

Die Antwort hierauf lautet: 


Wie uns der Diakon der örtlichen Pfarrei auf Anfrage mitgeteilt hat, feiert die Burhaver Gemeinde ihr Patronatsfest traditionell nicht am Gedenktag des Unbefleckten Herzens, sondern am Mariä Himmelfahrt. Na fein. Es liegt durchaus im Bereich des Möglichen, dass wir dann auch wieder vor Ort sind; aber dazu bei Gelegenheit mehr. Vorläufig ist festzuhalten, dass der Diakon unseren Vorschlag bzw. unser Angebot, zum Gedenktag des Unbefleckten Herzens Mariens - entweder als Vigil am Freitagabend oder aber am Samstagnachmittag vor der Vorabendmesse - eine Andacht zu gestalten (in dem Stil, wie wir es auch "hier bei uns" regelmäßig machen, also als Kombination aus Elementen des Stundengebets, freiem Gebet und Lobpreismusik), in seiner Antwort an uns souverän ignoriert hat, was man wohl als implizite Ablehnung verstehen muss. Na, schauen wir mal. Über die landauf, landab anzutreffende Neigung der volkskirchlichen Strukturen, sich auf keinen Fall in ihrem langsamen Sterben stören zu lassen, wäre eine Menge zu sagen, aber auch dazu lieber ein Andermal. Wenn alle Stricke reißen, halten wir unsere Andacht eben auf der an das Kirchengrundstück angrenzenden Streuobstwiese des Bürgervereins

-- Auch über den konkreten Einzelfall hinaus ist die Vorstellung, Andachten oder andere gottesdienstliche Feiern in öffentliche Grünanlagen zu verlegen, weil es einem verwehrt wird, sie in der Kirche abzuhalten, etwas, worauf man sich unter den Vorzeichen des "Schismatischen Weges" zukünftig vielleicht wird einstellen müssen. In jedem Fall passt es ins Profil von "Punkpastoral", und das bringt mich nun auf das in der Kopfzeile bereits angesprochene Jubiläum: Der in meinem Blogartikel "Wer, wenn nicht wir?" geschilderte "Straßenfest-Crawl", den ich quasi als die Geburtsstunde des Konzepts "Punkpastoral" betrachte, liegt am 4. Juni genau fünf Jahre zurück. Das legt natürlich die Frage nahe: Was haben wir in diesen fünf Jahren erreicht? -- Nun, im Vergleich zur recht umfangreichen Bilanz der ersten drei "Punkpastoral"-Jahre muss man zunächst einmal festhalten, dass ein großer Teil der seither verstrichenen Zeit sehr wesentlich von der Coronavirus-Pandemie geprägt gewesen ist. Dinner mit Gott, Krabbelbrunch und Büchertreff konnten wir seit über einem Jahr nicht mehr anbieten; das hat uns, gerade auf dem wichtigen Gebiet der Netzwerkbildung, ohne Zweifel ein beträchtliches Stück zurückgeworfen. Untätig gewesen sind wir jedoch nicht; ja, in mancherlei Hinsicht haben wir unsere Aktivitäten sogar ausgeweitet

Zu Beginn des Lockdowns liebäugelte ich - wie ich wohl schon erwähnt habe - durchaus mit der Vorstellung, mich wie einst der Hl. Benedikt für eine Weile in eine Höhle zurückzuziehen, um anschließend die Welt aus den Angeln zu heben. Keine buchstäbliche Höhle natürlich, aber eine metaphorische. Zweifellos hatte ich da etwas übertrieben romantische Vorstellungen vom Lockdown, denn im Großen und Ganzen ging das Leben ja doch relativ normal weiter. Aber immerhin waren die Rahmenbedingungen dafür, den (ersten) Corona-Lockdown als eine Form spiritueller Exerzitien zu nutzen, gar nicht so schlecht: Während der Phase, in der keine öffentlichen Gottesdienste gefeiert werden durften, blieb unsere örtliche Pfarrkirche tagsüber für persönliches Gebet geöffnet, und zu den Zeiten, zu denen "normalerweise" die Heilige Messe gefeiert worden wäre, gab es Eucharistische Anbetung. Dabei war stets ein Priester in der Kirche anwesend, und auf Wunsch konnte man auch die Kommunion empfangen. Es ist bekannt, dass ich im Allgemeinen nicht der größte Fan unseres Pfarrers bin; umso wichtiger ist es mir, zu betonen, dass ich ihm seinen Einsatz dafür, im Rahmen des Möglichen und Erlaubten das Beste aus der Lockdown-Situation zu machen, ausgesprochen hoch anrechne. 

Was von der Idee mit der "Höhlenzeit" praktisch übrig blieb, wenn man alle pathetische Übertreibung abzieht, war der Entschluss, eine Zeit, in der viele Aktivitäten wegfallen, dafür zu nutzen, umso mehr konzeptionell zu arbeiten. Die erste größere Frucht dieses Entschlusses war ein 16 Seiten langes Konzeptpapier zur Gemeindeerneuerung aus dem Geist von Evangelisierung, Katechese und Jüngerschaft, das ich den Hauptamtlichen unseres Pastoralen Raums sowie den Mitgliedern des örtlichen Pfarrgemeinderats am Heiligabend 2020 per Mail zukommen ließ. Wie man sich vorstellen kann, löste dieses Weihnachtsgeschenk keine ungeteilte Begeisterung aus, gab aber immerhin den entscheidenden Anstoß zur Gründung einer "AG Neuevangelisierung" im Pastoralausschuss, die seither eine recht beachtliche Aktivität entfaltet hat. 

Und dann natürlich die "Lebendigen Steine". Die Gründung dieser Zeitschrift betrachte ich persönlich als den bislang größten Meilenstein in der Geschichte des Projekts "Punkpastoral". -- Das große, bahnbrechende Buch zum Thema Punkpastoral, zu dem mich am letzten Tag der MEHR 2020 ein in Neuevangelisierungs-interessierten Kreisen recht namhafter Autor und Herausgeber mit dem schönen Satz "Mach' was Geiles!" ermutigt hat, habe ich indes immer noch nicht fertig. Rein quantitativ bin ich zwar schon ziemlich weit - ich möchte mal schätzen, gut zwei Drittel des angepeilten Umfangs habe ich schon -, aber die noch fehlenden Teile sind die am schwersten zu schreibenden - ist ja logisch, denn sonst hätte ich sie ja schon längst geschrieben. Abgesehen davon habe ich ja, wie schon gesagt, Familie, und die beansprucht auch Zeit und Kraft. Und ist, wie einige Leser sicherlich schon wissen werden, größer geworden. Auch eine Art, am Aufbau des Reiches Gottes zu arbeiten, und das meine ich durchaus ernst. 

-- Neben der konzeptionellen Arbeit haben wir vor allem unsere wöchentliche Lobpreis-Andacht weitergeführt, die mittlerweile einen ganz ansehnlichen Kreis regelmäßiger Teilnehmer aufzuweisen hat; wobei "regelmäßig" nicht zwingend "jede Woche" bedeutet, aber immerhin kommen einige Teilnehmer fast jede Woche, andere einmal im Monat. Wie ich unlängst zu einem unserer Pfarrvikare sagte, als er mich nach der Resonanz dieser Veranstaltung fragte: "Es kommen nicht mehr Leute als bei einer Werktagsmesse, aber auch nicht unbedingt weniger als bei einer Werktagsmesse." Daneben und darüber hinaus haben wir Maiandachten, Kreuzweg- und Rosenkranzandachten gestaltet und waren wesentlich an der Vorbereitung und Durchführung einer Lobpreis-Vigil zu Mariä Himmelfahrt in Herz Jesu Tegel (anlässlich der Weihe des Erzbistums Berlin an das Heiligste Herz Jesu und das Unbefleckte Herz Mariens) und der Feiern zum Jahr des Hl. Josef in St. Joseph Tegel beteiligt, und nun kommt als nächstes also die Herz-Jesu-Novene. 

Ich bin überzeugt, dass dieser Fokus auf Gebet, Anbetung und Lobpreis eine wichtige Grundlage für Gemeindeerneuerung und Neuevangelisierung ist; gleichwohl freue ich mich darauf, einige andere, eher "praxisorientierte" Aspekte unserer Arbeit wieder aufgreifen zu können, sobald die weitere Entwicklung der Corona-Situation es erlaubt. Dazu gehört an erster Stelle das Büchereiprojekt, das - dank eines ausgiebig genutzten, öffentlich zugänglichen Tauschregals und dank einiger sehr interessanter Bücherspenden von Bloglesern (Danke!!) - nie so ganz brach gelegen hat, aber, um wirklich voran zu kommen,  mehr Mitarbeiter braucht; wir haben einen Aufruf hierzu in die Heftmitte der aktuellen "Lebendigen Steine" gesetzt und wollen diesen auch noch als Flyer verbreiten. Das "Dinner mit Gott" wollen wir ebenfalls möglichst bald wieder aufleben lassen -- zumal ich im Laufe des letzten halben Jahres kochen gelernt habe; meine Frau sagt, ich koche inzwischen besser als sie. Eine Übergangslösung könnte es sein, dass wir z.B. einmal im Monat so viele Personen, wie der jeweils aktuelle Stand der Infektionsschutzverordnung es erlaubt, zu uns nach Hause zum Essen einladen; damit könnte man dann auch gleich den Grundstein zu einem Hauskreis legen. Und spätestens wenn unser Jüngster zu krabbeln anfängt, wird auch das Thema "Krabbelbrunch" wieder relevant. 

Dass ich all diese Überlegungen hier so ausführlich ausbreite, hat natürlich nicht zuletzt auch damit zu tun, dass ich Gleichgesinnte an anderen Orten zu ähnlichen Initiativen anregen und ermutigen möchte; und ich würde mich diesbezüglich auch über Feedback freuen. -- Okay, nun aber mal zurück zu den anstehenden Ereignissen im Monat Juni. Die zentrale Fronleichnams-Feier des Erzbistums Berlin findet dieses Jahr online statt, allerdings ohne mich. Sorry, aber das tu ich mir nicht an; da kann mich auch der Umstand nicht umstimmen, dass das Programm der Veranstaltung u.a. eine Live-Schalte zur von mir sehr geschätzten Gemeinschaft Brot des Lebens beinhaltet. Das ganze Event steht übrigens unter dem Motto "Brot, das die Hoffnung nährt" - und das ist unverkennbar ein Zitat aus einem NGL-Songtext. Irgendjemand an einflussreicher Position im Erzbistums muss einen veritablen Narren an dieser Nummer gefressen haben, denn bei absolut jeder Berliner Fronleichnamsprozession, an der ich jemals  teilgenommen habe, wurde sie gespielt. Musikalisch hat es, wie so viele Kompositionen des unvermeidlichen Peter Janssens, zugegebenermaßen Ohrwurm-Potential; aber der Text... ist  von Wilhelm Willms, und bei dessen Dichtungen frage ich mich ja immer, was der eigentlich geraucht hat. 

Und was hält der Juni sonst noch so bereit? Meinen Geburtstag zum Beispiel. Da werde ich noch in Butjadingen sein. In der zweiten Monatshälfte sind wir dann wieder in Berlin, aber was  uns da dann noch so erwartet, ist augenblicklich noch nicht abzusehen. Mal abgesehen von der Fête de la Musique natürlich. Die ist am 21. und fällt somit dieses Jahr auf einen Montag. Mal sehen, ob man da irgendwas auf die Beine stellen kann. Aber auch sonst rechne ich noch mit so manchen Überraschungen... 



Freitag, 14. Mai 2021

Pfingstnovene - So oder so

Liebe Gemeinde: Heute ist nicht nur - im Ernst! - der Gedenktag der Hl. Corona, sondern auch der erste Tag der Pfingstnovene. Da ich meinen Blog ja nicht nur und nicht in erster Linie für mit allen Weihwassern gewaschene Profikatholiken schreibe, sollte ich wohl erst mal ein paar Worte darüber verlieren, was das ist

Wie die Apostelgeschichte berichtet, zogen sich nach der Himmelfahrt Jesu die elf Apostel zusammen mit der Jungfrau Maria, den zum Jüngerkreis gehörenden Frauen und den Brüdern Jesu ins Obergemach eines Hauses in Jerusalem zurück und "verharrten dort einmütig im Gebet" (Apg 1,14), bis am Pfingsttag der Heilige Geist über sie kam. Im Gedenken daran ist in der katholischen Kirche der Brauch entstanden, die neun Tage zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingstsonntag in besonderem Maße dem Gebet um die Gaben des Heiligen Geistes zu widmen. Die Praxis, bestimmte Gebete an neun aufeinanderfolgenden Tagen zu verrichten, nennt man Novene (von lat. "novem" = neun); solche neuntägigen Gebets- und Andachtszyklen können auch zur geistlichen Vorbereitung bzw. Einstimmung auf andere Feste im Kirchenjahr oder zu sonstigen Anlässen gebetet werden, aber die Pfingstnovene ist sozusagen die ursprüngliche Novene. 



Nun habe ich mir vor ein paar Tagen ein Heftchen des Hilfswerks "Renovabis" mit Gestaltungsvorschlägen für eine Pfingstnovene aus der Kirche mitgenommen. Nun ist es ja mittlerweile schon so, dass ich gegenüber so gut wie allem, was vom institutionellen "Establishment" der Kirche kommt,  von vornherein mehr oder weniger skeptisch bin; und beim ersten flüchtigen Durchblättern der Broschüre fiel mir auf, dass diese Novene offenbar stark um Themen wie Umwelt- und Klimaschutz, Nachhaltigkeit etc. dreht. -- Okay: Wer schon öfter etwas von mir gelesen hat, sei es hier im Blog oder z.B. auch in der Tagespost, der wird vielleicht schon bemerkt haben, dass dies Themen sind, für die ich - auch und gerade aus gläubiger Perspektive - durchaus aufgeschlossen bin. Oder anders ausgedrückt: dass es ein wichtiges und genuin christliches Anliegen ist oder sein sollte, Gott in Seiner Schöpfung zu ehren und die uns Menschen anvertrauten irdischen Güter mit Liebe und Sorgfalt zu verwalten. Gleichzeitig reagiere ich aber oft allergisch, wenn ich den Eindruck habe, die Kirche hänge sich in dem Bemühen, als "gesellschaftlich relevant" wahrgenommen zu werden, an säkulare Trend-Themen an und vernachlässigere oder kompromittiere dabei ihre ureigene Heilsbotschaft. Aus dieser Perspektive heraus sind mir Aktionen wie "Klimafasten" und "Klimapilgern" ein Greuel[*]; und der Verdacht, bei dieser "Klima-Novene" von Renovabis handle sich um ein ähnliches Phänomen, lag ja nun nicht gerade fern. Zumal ich zu Pfingsten, wo es ja schließlich um die Geburt der Kirche durch die Ausgießung des Heiligen Geistes geht, eigentlich eine andere inhaltliche Schwerpunktsetzung erwartet  hätte; die Verknüpfung zwischen den Themen "Heiliger Geist" und "Umwelt- bzw. Klimaschutz" leuchtete mir auf den ersten Blick nicht so recht ein. 

Was das betrifft, schafft das Vorwort der Renovabis-Broschüre allerdings Abhilfe. Es wird hervorgehoben, dass der Name des Hilfswerks aus Psalm 104 entlehnt ist ("Du sendest deinen Geist aus... und du erneuerst das Angesicht der Erde", Ps 104,30) und dass dieser Psalm "ein großes Loblied" sei, "das Gott als den Schöpfer preist"; man habe daher "als thematischen Schwerpunkt für das Jahr 2021 und speziell für die Pfingstaktion die Verantwortung für die Schöpfung gewählt" -- nicht zuletzt auch mit Blick darauf, dass "Papst Franziskus [...] wünscht, dass die Impulse seiner vor mehr als fünf Jahren veröffentlichten Enzyklika Laudato si' (LS) noch mehr ins Bewusstsein, Denken und Handeln der Menschen Eingang finden mögen". -- Also gut! Auch sonst finde ich im Einleitungsteil des Heftchens so Einiges, das mir zusagt. So etwa die Aussage: 
"Gott selbst ist es, der die Kirchen und die Gesellschaften zu erneuern weiß. Wir sind 'nur' seine Helfer. Aber das Werk der Erneuerung gelingt umso besser, je mehr wir IHM Raum geben in unserem Denken, Planen und Handeln." 
Sehr nach meinem Geschmack ist auch, dass die Novene Schriftlesungen vom jeweiligen Tag des Kirchenjahres einbezieht, "damit die Verknüpfung mit der Liturgie leichter gelingen kann": "Schriftbezug und Schöpfungsverantwortung, das sind die beiden Pole einer jeden Betrachtungseinheit." Schön! In den "Hinweisen zum Beten der Novene" wird überdies angeregt, die Pfingstnovene könne "im Marienmonat Mai auch in eine Maiandacht integriert werden". Gefällt mir! 

Bedeutend  weniger gefällt mir, wie ich gestehen muss, das Flair von Pastoral-Neusprech und Kuschelpädagogik, das leider ebenfalls schon die ersten Seiten der Broschüre durchzieht; so umfasst das Ablauf-Schema für jeden Tag der Novene eine "Einladung in die Stille" und "Fragen zum Nachdenken" (z.B. "Was erwarte ich von Gott?"!); die im Obergemach versammelten Jünger Jesu werden als "Schülerinnen und Schüler" apostrophiert, "die ihm zu Freunden geworden sind"; von Bedeutungsschwere heischenden Bindestrich-Konstruktionen wie "Da-sein" mal ganz zu schweigen. Dass "beim Werben dieser Novene" das "Prinzip von Dialog und Partnerschaft" Pate stand, verursacht mir ebenfalls eher Juckreiz hinter der Stirn; und wenn mit Blick darauf, wie sich seit dem Fall des Eisernen Vorhangs "in den Ländern Mittel-, Südost- und Osteuropas kirchliches und zivilgesellschaftliches [!] Leben neu gestaltet" habe, konstatiert wird "Der Geist Gottes war und ist erkennbar am Werk", dann regen sich bei mir doch so gewisse Zweifel, ob es eigentlich statthaft ist, den Heiligen Geist in solcher Weise für eine bestimmte politisch-soziale Agenda zu vereinnahmen. 

Das Unbehagen, das ich an dieser Stelle verspüre, setzt sich in die einzelnen Tagesimpulse der Novene hinein fort. Im Impuls zum ersten Tag fragt die aus Bulgarien stammende Ordensschwester Nadya Ruzhina OSB: 
"Wie steht es in Bulgarien, meinem Heimatland, um den Umweltschutz? Ehrlich gesagt, für viele Menschen dort sind andere Probleme viel wichtiger und existentieller. Leider ist Bulgarien nach 14 Jahren seit dem EU-Beitritt immer noch einer der ärmsten Mitgliedstaaten. Doch auch dort gibt es Menschen, die sich für die Bewahrung der Schöpfung einsetzen [...], die ihre Stimme erheben gegen Korruption und die Zerstörung der Umwelt z.B. durch eine irreguläre Bebauung der Schwarzmeerküste. Erfreulich ist es auch, zu sehen, dass die jüngere Generation kreativ und innovativ versucht, kleine Schritte in Richtung Reduktion von Plastikverbrauch und Sensibilisierung für den Klimaschutz zu gehen. Sie machen das wahrscheinlich nicht aus einer religiösen Motivation heraus - und doch sind sie irgendwie vom Geist Gottes bewegt."
Am zweiten Tag schreibt der Renovabis-Hauptgeschäftsführer Pfarrer Christian Hartl: 
"Als vor über 30 Jahren in vielen Ländern im Osten Europas die kommunistischen Diktaturen zusammengebrochen waren, da war Erneuerung angesagt. Und die Menschen in Deutschland sagten: 'Bei diesem Neuaufbau von Kirche und Zivilgesellschaft [schon wieder!] wollen wir Unterstützung anbieten. Denn wir gehören doch zusammen - als Europäerinnen und Europäer, als Christinnen und Christen als Menschheitsfamilie!" 
Und am 4. Tag - weiter bin ich noch nicht gekommen - ruft Pfarrer Hartl "Bilder von hungernden Kindern, Dokumentationen über ungerechte wirtschaftliche Verflechtungen und Korruption oder Reportagen über Umweltkatastrophen" auf. -- Ich habe wohlgemerkt gar nichts dagegen, dass das Hilfswerk Renovabis diese Themen anspricht. Aber in der Novene? In Form eines geistlichen Impulses? -- Frei heraus gesagt: Eine Andacht ist keine Infoveranstaltung, und ich halte es nicht für gut, das zu vermischen. Ein geistlicher Impuls ist nicht dasselbe wie eine Predigt, und die ist wiederum etwas anderes als ein Referat. Was solche Unterscheidungen angeht, herrscht für mein Empfinden in der landläufigen kirchlichen Praxis vielfach ein heilloses [sic] Durcheinander, und meist kommt dabei das Geistliche gegenüber dem "aktuellen", "gesellschaftlich relevanten" Bezug zu kurz. Nicht selten hat man den Eindruck, die Verantwortlichen, die einem so etwas auftischen, hielten "Religion" an und für sich für uninteressant und meinten, "die Leut'" könnten mit dem ganzen Glaubenskram nur dann etwas damit anfangen, wenn er an ein Thema gekoppelt wird, das sie aus der "Tagesschau" kennen - ob das nun das Klima ist oder Corona, Flüchtlinge oder "Black Lives Matter" oder die AfD, oder, wenn gar nichts anderes mehr hilft, Fußball

Noch einmal: Wenn Renovabis sich für Umwelt- und Klimaschutz einsetzt, finde ich das grundsätzlich gut, und wenn das Hilfswerk dieses Engagement explizit und plausibel aus dem christlichen Glauben heraus begründet, finde ich das sogar noch besser. Unter diesem Aspekt überzeugt mich die Novenen-Broschüre, soweit ich sie bisher durchgelesen habe, tatsächlich deutlich mehr, als ich auf den ersten Blick vermutet hätte. Dennoch bin ich entschieden der Meinung, dass einige Textabschnitte sehr viel besser in einer Info-Broschüre über die Arbeit des Hilfswerks aufgehoben wären als einer Textvorlage für die Gestaltung von Andachten. -- Zum Vergleich: Vor einiger Zeit habe ich mir allerlei Infomaterial der Initiative "Micha Deutschland" schicken lassen; laut Selbstbeschreibung "eine weltweite Kampagne und ein globales Netzwerk, das Christinnen und Christen zum Engagement gegen extreme Armut und für globale Gerechtigkeit begeistern möchte", "ein überkonfessionelles Netzwerk von Organisationen, Gemeinden und Einzelpersonen", das für die Überzeugung eintritt, "dass jeder Mensch, jede Gemeinde, jede Organisation und jede Gesellschaft Teil der Schöpfung Gottes ist und es unser Auftrag ist, diese Schöpfung zu bewahren und die Würde aller Geschöpfe in unserer Welt zu achten". Zu den Materialien, die ich erhalten habe, gehören zwei recht umfangreiche Broschüren, "Mach's aus Liebe - Für eine Schöpfung im Gleichgewicht" und "Einfach leben - Nachfolge in der Konsumgesellschaft", die allerlei Fakten zu Ökologie, Klima, globaler sozialer Ungleichheit u.a. präsentieren, diese Problemfelder aus spezifisch christlicher Perspektive betrachten, soziale und ökologische Projekte aus aller Welt vorstellen und den Leser zum persönlichen Engagement aufrufen - wobei immer wieder der Dreischritt "Fragen - Beten - Handeln" empfohlen wird. Das heißt, zu den einzelnen thematischen Beiträgen der Hefte werden auch konkrete Gebetsanliegen formuliert (z.B.: "Danke Gott dafür, dass wir in Deutschland problemlos sauberes Wasser trinken können. Bete für eine Familie in Kambodscha, dass sie das bald auch können"). -- Bemerken wir da einen Unterschied in der Herangehensweise? Ich sag mal so: Eine Infobroschüre, die unter anderem auch Gebetsanliegen enthält, macht ganz grundsätzlich einen anderen Eindruck als eine Gebetsbroschüre, in der einem so nebenbei als geistliche Impulse getarnte Sachinformationen zum Thema Umwelt- und Klimaschutz untergejubelt werden sollen. 

Zugegeben: In der Rubrik "Impulse für den Gottesdienst" wird's auch in den "Micha"-Materialien mitunter recht gruselig, etwa wenn angeregt wird, "Interviews mit Teilnehmer*innen der Aktionswoche", "Filmausschnitte oder Bilder zu Schöpfung, Klimawandel, Artensterben etc." oder auch "Poetry Slam und Gedichte" in den Gottesdienst einzubeziehen. Aber man darf nicht vergessen, dass es sich bei der "Micha"-Initiative im Wesentlichen um ein gemeinsames Projekt verschiedener evangelischer Freikirchen handelt, und die haben sowieso ein grundlegend anderes Gottesdienstverständnis. 

Aber zurück zum Thema Pfingstnovene: Vor zwei Jahren haben meine Liebste und ich zum ersten Mal selbst eine solche Novene gestaltet und in unserer Pfarrkirche öffentlich vorgebetet; und schon bevor ich die Renovabis-Broschüre in die Finger bekommen habe, hatte ich - auch veranlasst durch das Erfolgserlebnis der St.-Josefs-Novene vor ein paar Wochen - darüber nachgedacht, dass ich so etwas eigentlich gern mal wieder machen würde. Dabei hatte ich allerdings nicht bedacht, wie wenig Zeit nur noch bis zum Beginn der Novene blieb, und so wurde recht bald klar, dass eine täglich zu einem festen Termin öffentlich in der Pfarrkirche vorgebetete Novene sich in der Kürze der Zeit nicht mehr würde organisieren lassen. 

Was ich hingegen durchaus für machbar halte, ist, unsere Pfingstnovene von 2019 leicht zu überarbeiten und zu aktualisieren und dann tageweise als Textdatei (einschließlich Musik-Links) ins Netz zu stellen, auf dass jeder, der sich davon angesprochen fühlt, die Möglichkeit hat, sie "privat" mitzubeten. Dass, wie schon eingangs erwähnt, der erste Tag der Novene in diesem Jahr auf den Gedenktag der Hl. Corona fällt, hat mich noch zusätzlich motiviert. Ich habe daher einen öffentlich zugänglichen Ordner in meinen "Google Drive" eingerichtet und hoffe, dass ich es schaffen werde, dort für jeden der neun Tage der Pfingstnovene eine Andacht hochzuladen. Die erste - für heute - ist schon drin; hier der Link. 

Im Gebet verbunden! Komm, Heiliger Geist! 





[* Ich weiß, laut Neuer deutscher Rechtschreibung müsste dieses Wort eigentlich "Gräuel" geschrieben werden, aber diese Schreibweise ist mir ebenfalls ein Greuel.] 



Freitag, 30. April 2021

Mit Josef in den Marienmonat

Saludos, Compañeros! Es ist Freitag, der 30. April, und der Place to be für BenOpper und Neuevangelisierungs-Interessierte im Nordwesten Berlins ist heute die Kirche St. Joseph in der Bonifaziusstraße in Tegel. Denn dort stehen heute - am Vorabend des Patronatsfests - die Zeichen auf Anbetung und Lobpreis: Ab 15 Uhr ist Eucharistische Anbetung, um 18 Uhr Heilige Messe, und daran schließt sich eine Lobpreis-Vigil an, in deren Rahmen auch die am 22. April begonnene Novene zum Hl. Josef vollendet wird. Zum Abschluss wird gegen 21:15 Uhr die Komplet gebetet und der Eucharistische Segen gespendet. Insgesamt also fast sieben Stunden "Programm"! 

Ich selbst werde wohl "erst" ab 17 Uhr vor Ort sein. Ich hab schließlich Familie. Die will zwar mitkommen, aber besonders von den Kindern kann man wohl nicht erwarten, dass sie den ganzen Nachmittag und Abend durchhalten. Wobei ich erwähnen muss: Meine "große" (dreieinhalbjährige) Tochter war bei fünf der bisherigen acht Tage der Novene dabei und hat sich praktisch durchweg tadellos benommen -- jedenfalls für mein Empfinden. Einmal hat sie sogar die ganze Andacht hindurch geschlafen... 

Insgesamt war die Novene übrigens besser besucht, als die Initiatoren (einschließlich meiner Person) es zu hoffen gewagt hatten; nur und ausgerechnet am Samstagabend erwies sich die Idee, die Anfangszeit vorzuverlegen, um die Novene direkt an die Vorabendmesse anschließen zu können, als wenig hilfreich: Von den Messebesuchern blieb - abgesehen von meiner Tochter und mir - niemand zur Novene. Möglicherweise lag das zum Teil auch, wie es "bei Kirchens" oft der Fall zu sein scheint, an einer suboptimalen Kommunikation im Vorfeld. Umso gespannter bin ich nun, wie die Resonanz auf die heutige Anbetung und Vigil ausfallen wird -- wobei man allerdings auch gut daran tut, sich immer wieder bewusst zu machen, dass es bei solchen Veranstaltungen in erster Linie nicht darum geht, "Publikum" anzulocken, sondern um die Ehre Gottes. Und dafür kann es schon ausreichen, "Zwei oder Drei in Seinem Namen zu versammeln". Natürlich ist es wünschenswert, dass mehr als zwei oder drei Leute kommen, aber das ist letztendlich nicht das entscheidende Kriterium für den "Erfolg" einer solchen Veranstaltung, geschweige denn dafür, ob sie sich "lohnt"

*

Dass der 1. Mai im liturgischen Kalender der katholischen Kirche dem Hl. Josef dem Arbeiter gewidmet ist, ist - neben der offenkundigen Tatsache, dass Papst Pius XII. mit der Einführung dieses Gedenktags den zentralen Feiertag der sozialistischen Arbeiterbewegung gewissermaßen "ins Katholische übersetzt" hat - auch deshalb sehr schön, weil dieser Tag ja zugleich auch den traditionellen Marienmonat eröffnet. Man kann sich das vielleicht so vorstellen, dass Josef, dieser bescheidene und unauffällige Heilige, uns zur Verehrung seiner Braut hinführt und anleitet - wie es in einem Gebet, das an jedem Tag unserer Josefs-Novene zur Eröffnung gebetet wurde, heißt: 

Rembrandt, Die Flucht nach Ägypten (nachbearbeitet) 

Du reinster Hüter der makellosen Jungfrau, 
erflehe uns eine zarte und ehrerbietige Liebe zu Maria, 
zum Geheimnis ihrer unversehrten Mutterwürde, 
damit ihre reine Gegenwart uns beglücke, 
wie sie dich beglückt und geheiligt hat. 
Heiliger Josef, hilf uns Maria zu verehren, unsere jungfräuliche Gottesmutter!

Folgerichtig fangen, kaum dass die Feiern zum Jahr des Hl. Josef in unserem Pastoralen Raum "durch" sind, auch schon die Maiandachten an: Den ganzen Monat Mai hindurch wird in jeder der sieben Kirchen in Reinickendorf-Süd einmal wöchentlich Maiandacht gefeiert, "bei uns" in Herz Jesu Tegel mittwochs um 18 Uhr. Es ist in unserer Gemeinde ein guter und bewährter Brauch, verschiedene "Kreise und Gruppen" an der Gestaltung dieser Andachten zu beteiligen, und da der erste Mittwoch im Monat der traditionelle Termin für "Mittwochsklub"-Veranstaltungen ist, habe ich mir den 5. Mai gesichert. Letztes Jahr war die von meiner Liebsten und mir gestaltete Maiandacht die erste gottesdienstliche Feier, die in unserer Pfarrkirche nach der Aufhebung des Corona-Lockdowns stattfinden durfte. Wir hatten diese Andacht im Wesentlichen aus Texten aus dem Buch "Gib mir deinen Glauben - Gespräche mit Maria von Nazareth" von Carlo Carretto und folk-rockig angehauchten Gitarreninterpretationen traditioneller Marienlieder zusammengestellt. War schön, und ich glaube, ich werde diese Texte und Lieder - zumindest teilweise - auch in diesem Jahr wieder verwenden. 

Der Marienmonat ist auch ein beherrschendes Thema der soeben erschienenen Mai-Ausgabe der Zeitschrift "Lebendige Steine"; daneben ist natürlich auch Pfingsten ein Themenschwerpunkt für den Mai - wobei es ja nicht schwer fällt, zwischen diesen Themen einen Zusammenhang herzustellen: nicht von ungefähr war, dem Zeugnis der Apostelgeschichte zufolge, zusammen mit den Aposteln auch Maria beim Pfingstereignis zugegen. Der Leitgedanke der Mai-Nummer der „Lebendigen Steine“ soll es daher sein, in dieser von Ungewissheiten über die Zukunft der Kirche geprägten Zeit auf Maria zu schauen und auf den Heiligen Geist zu hören, um zu lernen, wie wir in unserem persönlichen Leben und in der Mitarbeit in der Kirchengemeinde den Willen Gottes tun können – wie es auch im offiziellen Gebet für die Entwicklungsphase des Pastoralen Raums Reinickendorf-Süd heißt:

Lass uns verstehen, was du willst
von einem jeden von uns
und mit der Kirche von Berlin. 

Zur Online-Ausgabe der neuen "Lebendigen Steine" geht's übrigens hier. Ich habe die vage Ahnung, diese dritte Nummer der Zeitschrift ist die bisher kontroverseste; zwar sagt eine Stimme in meinem Kopf "Was soll denn daran kontrovers sein, ist doch alles gut katholisch", aber eine andere Stimme in meinem Kopf erwidert ungerührt "Ja eben, genau das ist das Problem". -- Im Ernst: Die Reaktionen auf die ersten beiden Nummern der Zeitschrift waren recht bunt gemischt, wobei ich insgesamt sagen würde, dass das positive Feedback überwog; aber dass eine Zeitschrift, deren Inhalt zu einem nicht unwesentlichen Anteil aus Bibelzitaten, Zitaten aus dem Katechismus bzw. YOUCAT, Dokumenten des kirchlichen Lehramts oder aus dem Lektionar zum Stundenbuch besteht - eine Zeitschrift, in der explizit zum Gebet für unsere Priester und für die Einheit der Gemeinde aufgerufen wird und die alle Interessierten zur Mitarbeit einlädt -, dass eine solche Zeitschrift in Teilen der Pfarrgemeinde bzw. des Pastoralen Raumes offenkundig als unerträgliche Provokation aufgefasst wird, muss man schon als bedenklich bezeichnen. Andererseits wäre ich wohl auch nicht der Tobi, wenn ich daran nicht irgendwie auch Spaß hätte. Der Witz ist ja: Verglichen mit dem, was ich hier auf meinem Blog manchmal so schreibe (und erst recht verglichen mit meinem Twitter-Account, aber das mal nur am Rande!), halte ich mich bei dem, was ich für die "Lebendigen Steine" schreibe, mit polemischen Spitzen wirklich enorm zurück; in meiner Eigenschaft als Chefredakteur habe ich - so erstaunlich das klingen mag -  ein paar Texte meiner geschätzten Mitarbeiterinnen sogar leicht entschärft. Aber es reicht immer noch, damit sich manche Leute drüber aufregen. Mit und ohne Augenzwinkern gesagt: Ein Stachel im Fleisch dieser Glaubensgeschwister zu sein ist wohl auch eine Art Berufung... 

Tatsächlich geben manche Reaktionen auf die Zeitschrift recht deutlich zu erkennen, dass die "Lebendigen Steine" schon durch ihre bloße Existenz, auch unabhängig vom konkreten Inhalt, als ein solcher "Stachel im Fleisch" wirken. Das sollte aber natürlich nicht dazu verführen, die Sorgfalt bei der Arbeit am Inhalt zu vernachlässigen. Folglich bin ich schon jetzt eifrig dabei, die Juni-Ausgabe vorzubereiten, für die sich wiederum zwei gut miteinander kombinierbare thematische Schwerpunkte aufdrängen: Fronleichnam und das Heiligste Herz Jesu. Für die Juli-Ausgabe habe ich sogar auch schon ein paar Ideen, die hier und jetzt aber noch nicht verraten werden. Und ab August haben sich dann vielleicht so langsam mal alle daran gewöhnt, dass es diese Zeitschrift gibt und dass sie nicht so einfach wieder weggeht. 

Wünschenswert wäre es natürlich, einige weitere Gemeindemitglieder als Mitarbeiter zu gewinnen, schon allein damit das Heft nicht so leicht als private Marotte einer kleinen Schar notorischer Störenfriede abgetan werden kann. Aber das kommt schon noch! -- Und auch über die Grenzen unseres Pastoralen Raums hinweg freuen wir uns natürlich stets über Leserbeiträge. 

So, und nun verabschiede ich mich -- es gibt noch allerlei vorzubereiten für heute Nachmittag und Abend. Abschließend daher noch einmal die Einladung: Wenn Ihr in der Gegend seid -- kommt vorbei! 




Mittwoch, 21. April 2021

Eine Novene für den Hl. Josef

Leser der "Lebendigen Steine" werden es bereits wissen: Die kleine Kirche St. Joseph in Berlin-Tegel feiert ihr Patronatsfest - den 1955 von Papst Pius XII. eingeführten Gedenktag "Hl. Josef der Arbeiter" - heuer anlässlich des von Papst Franziskus ausgerufenen "Jahres des Hl. Josef" besonders groß. Am Freitag, dem 30. April, wird von 15-18 Uhr die Eucharistische Anbetung, die sonst jeden Freitag um diese Zeit in der Pfarrkirche Herz Jesu Tegel stattfindet, in die Filialkirche St. Joseph verlegt; um 18 Uhr wird Heilige Messe gefeiert, und daran schließt sich eine Lobpreis-Vigil an. Nach meinem bisherigen Kenntnisstand wird diese Vigil im Wesentlichen von der "AG Neuevangelisierung" (ja, so etwas haben wir!) des Pastoralausschusses gestaltet, die sich allerdings darum bemüht, auch andere Gruppen der Gemeinde in die Gestaltung einzubeziehen. Zum Abschluss des Abends wird gegen 21:15 Uhr die Komplet gebetet und der Eucharistische Segen gespendet. 

Die eigentliche Festmesse zum Patronatsfest folgt am Samstag, dem 1. Mai, um 10 Uhr; anschließend gibt es Gelegenheit zu Begegnung und Gespräch, aus Rücksicht auf die geltenden Corona-Schutzmaßnahmen allerdings nicht im Gemeindehaus, sondern im Garten. Dabei soll es auch um einen Gedankenaustausch über die Zukunft des Kirchenstandorts St. Joseph gehen -- aus gutem Grund, denn unter den sieben Kirchen des Pastoralen Raums Reinickendorf-Süd ist St. Joseph vielleicht am akutesten von der Abwicklung bedroht, zumal die örtliche Gottesdienstgemeinde allmählich auszusterben scheint. Dazu, wie man den Standort dennoch erhalten und mit neuem Leben füllen könnte, hat die AG Neuevangelisierung einige gute Ideen, aber ich will den anstehenden Gesprächen nicht vorgreifen. 

Hl. Josef mit dem Jesusknaben und Zimmermannswerkzeugen, Statue in St. Joseph Tegel. 

Zur Vorbereitung auf diese Feierlichkeiten wird in St. Joseph ab Donnerstag, dem 22. April (also morgen), täglich ab 18 Uhr eine Novene gebetet, die, ähem, ich verfasst habe. Oder sagen wir richtiger: zusammengestellt, nämlich im Wesentlichen aus Texten aus dem Stundenbuch und einigen Gebeten, die ich im Internet gefunden habe. An drei der neun Tage werde ich, sofern meine familiären Pflichten mir nicht kurzfristig einen Strich durch die Rechnung machen, selbst als Vorbeter vor Ort sein. 

Um möglichst vielen Menschen die Möglichkeit zu geben, diese Novene auch "aus der Ferne", von zu Hause oder von anderen Orten aus mitzubeten, war angedacht worden, die Texte für die einzelnen Tage der Novene auch auf der Website der Pfarrei zu veröffentlichen. Da das bisher aber nicht geschehen ist, habe ich sie kurzerhand selbst online gestellt -- hier die Links: 

1. Tag: 22.04., Donnerstag der 3. Woche der Osterzeit

2. Tag: 23.04., Hl. Adalbert von Prag 

3. Tag: 24.04., Hl. Fidelis von Sigmaringen 

4. Tag: 25.04., Hl. Markus 

5. Tag: 26.04., Montag der 4. Woche der Osterzeit

6. Tag: 27.04., Hl. Petrus Canisius 

7. Tag: 28.04., Hl. Peter Chanel 

8. Tag: 29.04., Hl. Katharina von Siena 

9. Tag: 30.04., Hl. Papst Pius V. 

Einschließlich zweier Lieder - die man zur Not auch weglassen kann - dürfte das Beten der Novene täglich schätzungsweise 20-30 Minuten in Anspruch nehmen. Ich würde mich sehr über Mitbeter freuen -- nicht zuletzt auch in der Hoffnung, damit einen Beitrag zum Erhalt und zur Neubelebung eines Kirchenstandorts leisten zu können, der mir schon allein wegen seiner bemerkenswerten Geschichte sehr am Herzen liegt.  




Mittwoch, 31. März 2021

Die "Lebendigen Steine" rollen weiter!

Schon wieder gut ein Monat rum seit dem letzten Blogeintrag; da stellt sich natürlich die Frage: Wie läuft denn das neue Zeitschriftenprojekt so? 

Und ich darf sagen: sehr gut! 

Die gedruckte Auflage der ersten Nummer der "Lebendigen Steine" war bereits nach knapp drei Wochen vergriffen; aber okay, das waren ja nur 100 Exemplare. Indes scheint es mir - auch wenn ich dafür keine konkreten Belege vorweisen kann - anhand der Leserreaktionen offensichtlich, dass die online verbreitete PDF-Version der Erstausgabe erheblich mehr Leser erreicht hat als die gedruckte Auflage. Dennoch hielte ich es für fragwürdig, daraus die Konsequenz zu ziehen, dann könne man sich die Druckkosten ja gleich ganz sparen: Auch wenn man mit den gedruckten Exemplaren weniger Leser erreicht als mit der Online-Veröffentlichung, erreicht man damit eben andere, die man online nicht erreichen würde. 

Diese Feststellung berührt natürlich eine Frage, die für mein Empfinden gerade in kirchlichen Kreisen allzu selten gestellt (geschweige denn sinnvoll beantwortet) wird: Wie erreichen wir andere Leute als immer dieselben? Diese Frage wird uns sicherlich auch in Zukunft noch beschäftigen, aber in einem ersten Versuch haben wir einige Exemplare bei Edeka und bei REWE ausgelegt -- sowie natürlich in den auf dem Gebiet unseres Pastoralen Raums gelegenen Öffentlichen Bücherschränken

...wie zum Beispiel am Eichborndamm (Pfarrei St. Rita)... 

...und auf dem Letteplatz (Pfarrei St. Marien). 

Wie schon angedeutet, haben uns zur ersten Nummer zahlreiche Zuschriften von Lesern, aus den Gemeinden unseres Pastoralen Raums wie auch von außerhalb, erreicht; darunter die folgenden: 

"Das ist genial! Herzlichen Glückwunsch zum besten Pfarrbrief, den ich je gelesen habe! – Besonders der Debattenbeitrag über 'Kinder im Gottesdienst' spricht mir aus dem Herzen."
"Der Titel 'Lebendige Steine' klingt wie eine Punkband aus den 80ern. Also alles richtig gemacht!“ 
"Nachdem ich diesen 'unabhängigen Pfarrbrief' gelesen habe, denke ich, Berlin könnte so ein Heft für Christen, überkonfessionell, in der ganzen Stadt gebrauchen. Veranstaltungshinweise, Vernetzung zwecks Gründung von Hauskreisen, Katechesegruppen... Wir sind zwar eine religiöse Minderheit in einer postreligiösen Stadt, aber wir sind viele und mein Eindruck ist, die persönlichen Connections reichen meistens nicht über die eigene Gemeinde hinaus. Es wäre aber spannend, Menschen zu verbinden (charismatische und traditionelle Katholiken zum Beispiel, aber auch zwischen den Konfessionen könnte es durchaus interessante Synergien geben)." 
"Eine sehr interessante Aktion! Die Anmerkungen zum 'Teelicht' haben das Potential zu einer Grundsatzdebatte. Ein Auge für diese (kleinen) Details macht den aufmerksamen Beobachter aus. Auch der Text zur 'ungesunden Normalität' hat viel Debattenpotential. Das sind gleich zwei 'dicke Hunde' bereits in der ersten Ausgabe. Respekt!" 
"Ich finde schön, was du, Tobias, über das Teelicht in der Kerze geschrieben hast. Und auch was Susanne schreibt über die Familien mit Kindern in der heiligen Messe – es ist wirklich so, dass diese 'Familienmessen' zu einer Art Ghetto geworden sind. Ich persönlich finde, dass diese Zielgruppenpastoral der Gemeindeeinheit abträglich ist."

Indessen gab es, wie man uns bereits im Vorfeld prophezeit hatte, gerade aus dem "Nahbereich" - sprich: aus dem "Inner Circle" unseres Pastoralen Raums - durchaus auch weniger erfreuliche Reaktionen, aber darauf möchte ich hier nicht näher eingehen; schon um das so hoffnungsvoll gestartete Projekt "Lebendige Steine" nicht mit Polemiken oder persönlichen Nickeligkeiten zu belasten. Erinnern wir uns, was Jeffrey Shurtleff bei seinem gemeinsamen Auftritt mit Joan Baez beim Woodstock-Festival (in der Anmoderation zum Song "Drug Store Truck Drivin' Man") sagte: 

"One thing about the Draft Resistance that's different from other movements and revolutions in this country is that we have no enemies. It's one of the beautiful things about it."

Das ist als Zielerklärung sicher nobel und nachahmenswert, auch wenn es sich nicht immer vollumfänglich umsetzen lässt. Womit ich sagen will: "Wir", d.h. die Initiatoren und Mitarbeiter der "Lebendigen Steine" (auch bekannt als "meine Frau, ich und noch ein paar Leute"), legen es explizit nicht darauf an, uns mittels dieser Zeitschrift Feinde zu machen, nicht in unserer Pfarrgemeinde und auch sonst nicht; aber man kann sich's nicht immer aussuchen. Ich würde sogar sagen, in vielen Fällen kann man sich seine Feinde ebenso wenig aussuchen wie seine Verwandten. Und sogar Jesus selbst hat zwar geboten, dass wir unsere Feinde lieben sollen, aber nicht, dass wir keine haben sollen. Ein Unterschied, der häufig übersehen wird. 

Aber genug davon! Viel wichtiger ist doch, dass es uns trotz mancher Schwierigkeiten und trotz nach wie vor ungeklärter Finanzierung (so langsam sollten wir wohl mal ein Spendenkonto einrichten, was?) gelungen ist, termingerecht die zweite Nummer des Hefts fertigzustellen - hier der Link zum Download! Das Top-Thema der April-Ausgabe ist natürlich Ostern; als weiteren thematischen Schwerpunkt haben wir, angeregt durch den Leitartikel unseres Pfarrvikars Pater Matthias Hecht OSA im aktuellen Pfarrbrief für den Pastoralen Raum Reinickendorf-Süd, das Thema "Offene Kirche" gewählt. 

Alles in allem bin ich äußerst gespannt, wie die Nummer 2 der "Lebendigen Steine" vom Publikum aufgenommen wird; fast noch gespannter als bei der Erstausgabe. Warum? Na ja: Eine Erstausgabe 'rausbringen kann ja jeder (theoretisch jedenfalls...), aber eine zweite Nummer ist dann schon ein deutliches Signal, dass dieses Zeitschriftenprojekt keine Eintagsfliege ist, sondern gekommen ist, um zu bleiben. Hinzu kommt, dass die Erstausgabe annähernd gleichzeitig mit dem offiziellen Pfarrbrief für Reinickendorf-Süd herauskam, wohingegen die zweite Nummer zu einem Zeitpunkt erscheint, an dem es keinen neuen Pfarrbrief gibt, da dieser nur alle drei Monate herauskommt. 

Und nebenbei bemerkt ist die zweite Nummer der "Lebendigen Steine" sogar vier Seiten länger geworden als die erste. Woran man wohl sieht: Content zu erzeugen ist unser geringstes Problem. Ich freue mich jetzt schon auf die Mai-Ausgabe... 



Samstag, 27. Februar 2021

Viva Punk! - oder: Endlich Chefredakteur

Es hat Ärger gegeben -- Ärger mit bzw. in der Pfarrbriefredaktion. Ich will hier nicht ins Detail gehen, geschweige denn Namen von Beteiligten nennen; es geht mir auch nicht um Schuldzuweisungen. Es mag genügen, festzustellen, dass es innerhalb der Redaktion sehr unterschiedliche Vorstellungen darüber gibt, wofür bzw. wozu ein Pfarrbrief da ist, was in ihn hineingehört und was nicht. Und im Zuge der Endredaktion der soeben erschienenen Ausgabe sind diese Auffassungsunterschiede ziemlich eskaliert. Es spielten auch noch andere strittige Fragen mit hinein, zum Beispiel die, inwieweit das ehrenamtliche Redaktionsteam der hauptamtlichen Pfarreileitung gegenüber verantwortlich ist; aber lassen wir das hier beiseite.

Die entscheidende Lehre, die ich - als noch relativ "neues" Mitglied der Redaktion - aus den Auseinandersetzungen innerhalb des Teams gezogen habe, lautet, dass für eine Reihe wichtiger Themen und Perspektiven unter den derzeit herrschenden Bedingungen kein Platz im Pfarrbrief ist - zum Teil, weil eine relative Mehrheit der Redaktionsmitglieder diese Themen und Perspektiven schlichtweg nicht haben will; zum Teil aber auch, weil - wie ich trotz allem Streit anerkennen muss - der Pfarrbrief tatsächlich nicht das ideale Medium für die Art von Pressearbeit im Pastoralen Raum ist, die mir vorschwebt. 

Nun haben meine Liebste und ich uns aber ja nicht ohne Grund vor knapp fünf Jahren das Motto "Punkpastoral" auf die Fahnen geschrieben. Und die Antwort auf die klassische Frage "Was würde ein Punk tun?" lautet im vorliegenden Fall recht eindeutig: 

Ein eigenes Heft rausbringen. Schnell, billig und mit einfachen Mitteln produziert, aber mit den "richtigen" Inhalten. 

Tja, und genau das haben wir daraufhin gemacht. 

Daran, dass wir das tatsächlich machten und nicht nur darüber phantasierten, es zu tun, hat übrigens auch unsere dreijährige Tochter Bernadette entscheidenden Anteil: An dem Tag, als der Streit innerhalb der Pfarrbriefredaktion so richtig eskalierte, fragte das Kind gegen Abend etwas besorgt, wer mich denn geärgert habe. Ich versuchte ihr den Sachverhalt mit Verweisen auf das (übrigens sehr empfehlenswerte) Kinderbuch "Lola macht Schlagzeilen" von Isabel Abedi zu erläutern, und schloss mit den Worten: "Und jetzt denke ich darüber nach, zusammen mit Mami und noch ein paar anderen Leuten eine eigene Zeitung zu machen. So wie Lola und Flo. Wie fändest du das?" 

Und das Kind antwortete: "Cool." 

(Also auch an Isabel Abedi und ihre Lola-Bücher ein herzliches Dankeschön für die Inspiration...) 

Jedenfalls nahmen meine Liebste und ich uns daraufhin noch einen Tag Zeit, um zu überlegen, ob wir das wirklich, ernsthaft machen wollen, und dann machten wir uns an die Arbeit. Zwei Wochen später war die Druckvorlage für die Erstausgabe fertig, mit Layout und allem. Und weitere drei Tage später sah das Ergebnis so aus: 


Die gedruckte Auflage umfasst vorerst einmal nur bescheidene 100 Exemplare; das hat einerseits mit der Frage der Finanzierung zu tun - dazu später -, aber andererseits denke ich mir auch: Wenn sich unter den Leuten, die in die Kirche kommen und sich dort die Schriftenauslagen ansehen, 100 Leser für unser Heft finden, dann ist das schon viel. Zudem kann man die die Zeitschrift ja auch als PDF-Datei verbreiten - die ist im Gegensatz zur gedruckten Version sogar farbig gestaltet. (Zum Download geht's übrigens hier.) 

Zum Vergleich: Der Pfarrbrief unseres Pastoralen Raums hat eine gedruckte Auflage von 1.900 Stück. Wenn ich mir anschaue, wie viele Exemplare der Ausgabe Dezember '20 - Februar '21 noch kurz vor dem Ende dieses Dreimonatszeitraums in unserer Kirche auslagen, dann kann man sich vielleicht schon die Frage stellen, ob die Auflage nicht (zumindest unter Lockdown-Bedingungen) um Einiges zu groß ist; aber macht ja nichts, kostet ja nur unser aller Geld. 

Und damit wären wir dann doch schon beim Thema Finanzierung angelangt. Wie macht man das, wenn man weder Mittel aus der Kirchensteuer, aus Staatsleistungen oder gar aus der sonntäglichen Kollekte erhält? Nun ja, die Startauflage von 100 Stück haben wir erst mal aus eigener Tasche bezahlt; aber natürlich wäre es wünschenswert, für die Zukunft einen anderen Modus der Finanzierung zu finden, der es gegebenenfalls auch gestattet, die Auflage zu erhöhen und/oder sogar in Farbe zu drucken. -- Gewiss: Wenn man einer Zeitschrift explizit und ganz bewusst die Titel-Unterzeile "Unabhängige Nachrichten für den Pastoralen Raum Reinickendorf-Süd" gibt und,  um Missverständnisse auszuschließen, ins Impressum und zur Sicherheit auch noch auf die Rückseite den Satz schreibt "Die Zeitschrift 'Lebendige Steine' ist keine offizielle Publikation des Pastoralen Raums Reinickendorf-Süd oder der diesem zugehörigen Pfarreien", dann darf man sich weder wundern noch gar beschweren, wenn man keine "institutionelle Unterstützung" erhält. Wär ja auch irgendwie un-punkig. Und dann müsste man sich auch noch die Frage stellen, wie es eigentlich um die redaktionelle Unabhängigkeit steht. 

Was also tun? -- Am liebsten wäre es mir auf mittlere Sicht eigentlich, das Heft per "Crowdfunding" zu finanzieren -- nach dem Prinzip: Die Höhe der gedruckten Auflage richtet sich nach der Höhe der eingegangenen Spenden. Habe aber (noch) keine klare Vorstellung davon, wie man so etwas organisatorisch-technisch am besten löst; na ja, erfahrungsgemäß ist meine Liebste in solchen Dingen findiger und erfinderischer als ich. Aber wenn Du, geschätzter Leser, diesbezüglich eine Idee oder eine Anregung hast, sind wir dafür natürlich durchaus offen. 

Davon abgesehen freue ich mich jetzt schon auf die zweite Ausgabe... und natürlich auf Leserreaktionen!