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Samstag, 20. Juli 2024

Creative Minority Report Nr. 39

Leute, es sind Ferien – alle machen blau von Flensburg bis nach Oberammergau, und folgerichtig steigt auch hier bei "Huhn meets Ei" mit viel Tamtam das Ferienprogramm. Ich hoffe, es gefällt euch, aber wenn nicht, ist das auch nicht zu ändern. Ich habe die vage Ahnung, dass das eine oder andere Detail der aktuellen "Creative Minority Report"-Ausgabe insbesondere beim, sagen wir mal, "bürgerlich-konservativen" Teil meiner Leserschaft ein gewisses Stirnrunzeln auslösen wird. Aber diese Klientel hat es ja noch nie leicht gehabt mit mir – und hält mir trotzdem die Treue. Dafür an dieser Stelle mal ein herzliches Dankeschön. 


Was bisher geschah 

Fangen wir mal so an: Die im vorigen Wochenbriefing abgegebene Prognose, diesmal würde uns wohl nichts daran hindern, am Sonntag "ganz normal" in Siemensstadt zur Messe zu gehen, hat sich einmal mehr als falsch erwiesen. Was uns diesmal daran hinderte, war der Umstand, dass wir am Abend zuvor erst gegen Mitternacht von der Sommerfrische in Werder nach Hause gekommen waren (Näheres dazu unter "Buntes Wochenende") und es daraufhin für ratsam hielten, die Kinder erst mal ausschlafen zu lassen. Wir fanden, wir könnten gefahrlos in Herz Jesu Tegel in die Abendmesse gehen, da diese von dem uns bekanntermaßen wohlgesonnenen Pfarrvikar aus Nigeria zelebriert wurde; vorher, also am Sonntag Nachmittag, gingen wir zu einem kleinen Festival unter dem Motto "Heatwave – Der Sound der Intoleranz" (äh nein, sorry: gegen Intoleranz), das auf der Wiese am Borsigturm stattfand – auch dazu weiter unten mehr. 

Am Montag, dem Gedenktag des Hl. Bonaventura, meldete mein Jüngster gleich morgens an, er wolle mal wieder "Beten mit Musik" gehen; mir war das sehr recht, zumal ich fand, dass wir das schon allzu lange nicht mehr gemacht hatten. Ehe wir dazu kamen, verbrachten wir aber erst mal rund zwei Stunden auf dem Spielplatz, und dann schlief der Junior auf dem Weg zur Kirche im Kinderwagen ein. Wieder einmal. Das passiert in letzter Zeit so regelmäßig, dass ich denke, es muss etwas mit Pawlowscher Konditionierung zu tun haben. Machte in diesem Fall aber nichts, denn auch nach dem Mittagsschlaf des Knaben hatten wir noch genug Zeit für unsere Andacht. Ich hatte gerade das zweite Lied ("Es blühe dein Recht" von Miriam Buthmann) gestartet, da kam jemand herein: ein kräftiger junger Mann mit milimeterkurzen Haaren und einem schwarzen T-Shirt, wahrscheinlich einer der Bauarbeiter, die das Dach erneuern. Als ich mich ein paar Minuten später nochmals nach ihm umdrehte, war er schon nicht mehr da. 

Am Dienstag hatte meine Liebste Kollegiums-Grillen zum Schuljahresabschluss und nahm die Kinder dorthin mit, während ich nach Siemensstadt zum Saison-Abschlussessen des KiWoGo-Arbeitskreises fuhr (mehr dazu unter "Schwarzer Gürtel in KiWoGo"). Am Mittwoch hatte unser Tochterkind dann seinen letzten Schultag in der ersten Klasse (s. "Neues vom Schulkind"), während für meine Liebste die Sommerferien schon begonnen hatten; das führte einerseits dazu, dass der Jüngste am Morgen nicht mitkam, seine große Schwester zur Schule zu bringen, und wir infolgedessen auch nicht – wie sonst mittwochs – zusammen in die Messe gingen, aber andererseits hielten wir dafür um die Mittagszeit eine weitere "Beten mit Musik"-Andacht ab, zu der diesmal auch meine Liebste mitkam. 

Und dann waren Ferien! Am Donnerstag machten wir erst mal "nichts Besonderes", schliefen so gut es ging aus, verbrachten viel Zeit auf dem Spielplatz. Am Freitag, also gestern, ging meine Liebste mit den Kindern baden am Tegeler See, ich blieb derweil aber zu Hause und beschäftigte mich mit verschiedenen Buchprojekten. Und damit war die Woche dann auch im Wesentlichen rum! 


Was ansteht 

Was wir bisher noch gar nicht so richtig auf dem Schirm hatten, ist, dass an diesem Wochenende Tegeler Hafenfest ist. So ganz werden wir uns dem wohl nicht entziehen können, schon der Kinder wegen, aber in welchem Ausmaß wir daran teilnehmen, ist noch nicht sicher; ebensowenig, ob wir am morgigen 16. Sonntag im Jahreskreis nun wirklich mal wieder "ganz normal" in Siemensstadt in die Messe gehen werden oder doch eher in die Allerheiligenkirche in Borsigwalde, wo der schon erwähnte, aus Nigeria stammende Pfarrvikar der Pfarrei St. Klara Reinickendorf-Süd sein 40. Weihejubiläum feiert (mit anschließendem Stehempfang). Im Übrigen muss ich mich um einen neuen Personalausweis kümmern, eine neue Folge meiner Tagespost-Kolumne "Klein.Kram" schreiben, und wir haben eine Verabredung mit der Familie einer Schulfreundin des Tochterkindes angedacht (die praktischerweise auch einen kleinen Bruder hat, der ungefähr so alt ist wie unser Jüngster). Und am Donnerstag bin ich zu einer Gedenkveranstaltung anlässlich des 3. Todestags des Aktionskünstlers Ben Wagin eingeladen; wie ich zu der Ehre gekommen bin, dorthin eingeladen zu werden, verrate ich, wenn ich da war (oder eben nicht). 


Buntes Wochenende Teil 1: Sommerfrische in Werder 

Was hatte es jetzt eigentlich mit dieser Sommerfrische in Werder auf sich, von der wir letzten Samstag erst so spät nach Hause kamen? – Ich hatte ja bereits erwähnt, dass es sich sozusagen um eine "Folgeeinladung" des Picknicks gehandelt hatte, bei dem wir Ende Juni waren. Dort hatte ich, nicht zuletzt dank der Initiative meiner charmanten und kontaktfreudigen Kinder, den in den letzten Jahren praktisch zum Erliegen gekommenen Kontakt zu einem früheren Mitbewohner der Gastgeberin erneuert, mit dem ich vor Jahren so manches Mal zusammen auf der Bühne oder vor der Kamera gestanden hatte: Im Zivilberuf ist er zwar Mathematiker an einem Forschungsinstitut in Potsdam, hat aber auch eine ausgeprägte künstlerische Ader. Nun wohnt er jedenfalls schon seit einigen Jahren mit seinem Lebensgefährten in einem Haus in Werder, und zusammen veranstalten sie alljährlich im Sommer ein Gartenfest für "Freund:innen und wohlgesonnene Menschen". Und diesmal waren wir also dabei. 

Das Haus war übrigens an den Hang gebaut, was den bemerkenswerten Effekt hatte, dass man unten hineinging, dann im Haus eine Treppe hinaufging und eine Etage höher wieder nach draußen in den Garten ging. 





Die anwesenden "Freund:innen und wohlgesonnenen Menschen" waren eine recht bunt gemischte Truppe, auch von der Altersstruktur her, auch wenn die meisten wohl doch einige Jährchen älter waren als meine Liebste und ich. Außer unseren Kindern waren zunächst noch zwei Mädchen im Grundschulalter da, aber zwischen diesen und unserer Tochter wollte der Funke irgendwie nicht so recht überspringen; zwischen ihren Eltern und uns übrigens auch nicht, obwohl wir uns bemühten. Nach einer Weile kamen wir daher überein, erst einmal einen Spaziergang zu einer nahen Badestelle am Großen Plessower See zu machen und ein bisschen baden zu gehen. Ich persönlich hatte eigentlich nicht die Absicht, schwimmen zu gehen, aber nachdem ich erst einmal bis über die Knie in den See hineingewatet war, packte mich doch die Lust. Schwimmen gehört irgendwie einfach zum Menschsein dazu, klingt vielleicht komisch, is' aber so. 

Als wir vom Baden zurückkamen, war auf dem Gartenfest inzwischen eine weitere Familie mit zwei Kindern etwa im Alter unserer Kinder eingetroffen, wie bei uns war das größere Kind ein Mädchen und das kleinere ein Junge, und bald tobten diese vier mit bemerkenswerter Ausdauer gemeinsam durch den Garten. In einer Sitzgruppe packte derweil eine Frau mittleren Alters eine Ukulele aus und begann Evergreens von Simon & Garfunkel bis Udo Jürgens zu spielen, eine Gruppe überwiegend älterer Zuhörer sang nach Kräften mit, soweit die Textkenntnis es hergab. Zunächst fand ich das auf skurrile Weise sympathisch und erheblich ansprechender als z.B. das musikalische Programm beim Baumfest in Panketal neulich; aber es hörte halt nicht wieder auf, und nach einer Weile fühlte ich mich mehr und mehr an eine Folge meiner neuen Lieblingsserie "Young Sheldon" erinnert, in der Sheldon eine Schule für hochbegabte Kinder in Dallas besuchen und zu diesem Zweck bei einem ältlichen und auf den ersten Blick sehr netten Professorenehepaar wohnen soll. Zu den Gründen, weshalb Sheldon am Ende doch froh ist, wieder nach Hause zu dürfen, gehört es, dass seine Gasteltern abends am Klavier Hippie-Lieder singen. Na, ich schätze, man muss es gesehen haben, um zu verstehen, was daran witzig ist

Wie dem auch sei: Am Ende hatten wir Mühe, die Kinder rechtzeitig zum Abschied vom Garten und ihren neuen Freunden (die leider normalerweise in Norwegen leben und nur zu Besuch bei den Großeltern waren) zu bewegen, um noch den vorletzten Zug zurück nach Berlin zu erwischen. Auf der Fahrt wurden die Kinder dann doch sehr müde, schliefen jedoch nicht ein – wozu es auch beitrug, dass in die S-Bahn, mit der wir vom Bahnhof Friedrichstraße nach Tegel fuhren, eine Horde von Frauen um die 30 (und ein paar älteren) einstieg, die Junggesellinnenabschied feierten, was beinhaltete, dass sie den Waggon mit einer mobilen Lautsprecherbox beschallten und unflätige Lieder grölten. Als meine Liebste sie fragte, ob sie nicht ein bisschen Rücksicht auf andere Fahrgäste (z.B. unsere Kinder) nehmen könnten, wurden sie erst richtig unangenehm. Unser Tochterkind betitelte die Frauen rückblickend als "Hochzeits-Zombies"; eine gelungene Wortprägung, wie ich finde. 


Buntes Wochenende Teil 2: Wir feiern hier ne Party, und du bist nicht dabei 

Dass am selben Wochenende in Tegel das "Heatwave"-Festival stattfand, hatte ich eher zufällig herausgefunden, als ich auf einem Spaziergang mit den Kindern an der Wiese am Borsigturm vorbeikam, während da gerade der Aufbau lief. Ich merkte mir vor, dass wir da ja vielleicht am Sonntag hingehen könnten, und so machten wir es dann auch. Das erwies sich als eine sehr glückliche Entscheidung: Die Kinder konnten dort mit Airbrush und/oder Siebdruck T-Shirts, Käppis und Stoffbeutel gestalten, an einem Stand des Vereins "Sweet Mama" gab es internationale Leckereien und an einem vom Jugendamt gesponserten Stand – kein Witz! – alkoholfreie Cocktails. Was das Bühnenprogramm anging, versprach die Veranstaltungsankündigung "Live Musik aus Pop, Afrobeats, Deutschrap, HipHop und Pop", und wenn das etwas redundant wirkt, dann kann ich nur sagen: So hörte es sich auch an. Und live war an dieser Musik auch nicht sonderlich viel; allenfalls wurde zu Halbplayback live gerappt, aber oft war ich mir keineswegs sicher, ob es nicht doch Vollplayback war. Wie dem auch sei: Letztlich sagte ich mir, die Musik muss mir nicht gefallen, ich gehöre schließlich nicht zur Zielgruppe

Das eigentlich Interessante und wirklich Bemerkenswerte an diesem Festival war nämlich der Umstand, dass es sich dabei – wie ich erst erfuhr, als ich dort war – um ein partizipatives Jugendprojekt handelte: Eine Gruppe von Jugendlichen hatte das Festival selbst konzipiert, gestaltet und realisiert – gefördert durch das Jugendamt und das Bezirksamt Reinickendorf und mit Hilfe von "Festival-Coaches" der Kulturcoaching gUG. Hut ab, kann ich da nur sagen. 



Eine Schlussfolgerungen aus diesem Slogan könnte lauten: "Und deshalb braucht man beides." Stimmt ja irgendwie auch.

Ein paarmal im Laufe des Nachmittags gab es kräftige Gewitterschauer, die aber jeweils nicht lange anhielten; während eines solchen Regengusses saß ich in der Chill-Out-Zone neben einem jungen Mann, der sich kurz darauf als der Singer/Songwriter Relya Voy entpuppte. Nie gehört? Nicht schlimm, hatte ich bisher auch nicht. Jedenfalls wurde er, während ich daneben saß, von den Veranstaltern angesprochen: Die Gruppe, die im Bühnenprogramm vor ihm an der Reihe war, hatte technische Probleme (ihr Equipment war im Regen nass geworden und dadurch hatten sich Voreinstellungen gelöscht, oder so ähnlich), und um Leerlauf im Programm zu vermeiden, wollten die Veranstalter nun Relya Voy bitten, seinen Auftritt vorzuziehen. Das wollte der aber nicht so gern, und der Grund war durchaus einsichtig: Er wartete noch auf seine Fans, jedenfalls einige von diesen. Kleine Festivals wie dieses leben nun mal zu einem gewissen Anteil davon, dass die auftretenden Musiker ihr eigenes Publikum mitbringen, und da sind Änderungen in der Auftrittsreihenfolge durchaus problematisch. 

Schließlich trat dann, mit einiger Verzögerung doch die Gruppe auf, die eigentlich "dran" war – ein Duo, bestehend aus einem Sänger/Rapper und einem Gitarristen, womit der Live-Anteil der Musik schon mal höher war als bei den meisten anderen Acts. Und zu meiner eigenen Überraschung fand ich dem Auftritt dieser beiden jungen Männer – die aus Mecklenburg-Vorpommern kommen und sich Esco nennen – richtig gut. Sogar so gut, dass es einer der Songs, die sie bei diesem Festival spielten, sogar zu meinem Ohrwurm der Woche gebracht hat (s. unten). Relya Voy, der danach auftrat, war auch nicht schlecht, aber Esco rockten einfach mehr. 

Übrigens: Sind dir, o Leser, auf dem Foto mit dem Toleranz-Banner die Religionssymbole in der linken unteren Ecke aufgefallen? Mich haben sie darauf aufmerksam gemacht, dass dieses Festival praktisch vor der Haustür der Kirche Herz Jesu stattfand, und ich finde es auf bezeichnende Weise ärgerlich – wenn auch nicht gerade überraschend –, dass dir Pfarrei hier keinerlei Präsenz zeigte. Fairerweise muss man sagen, dass mir das beim Stadtteilfest in Siemensstadt, das am Tag der Fête de la Musique stattfand, schon genauso ergangen ist; in gewissem Sinne war das sogar noch ärgerlicher, und zwar deshalb, weil die Veranstalter ausdrücklich bei der Gemeinde von St. Joseph Siemensstadt angefragt hatten, ob sie sich beteiligen wolle. Das weiß ich deshalb, weil es bei der jüngsten Gemeinderatssitzung, an der ich als Gast teilgenommen habe, unter Tagesordnungspunkt "Verschiedenes" angesprochen wurde und irgendwie ergebnislos verhallte. Das Ergebnis war, die evangelische Gemeinde hatte einen Stand auf diesem Fest, die Stadtmission hatte einen (an dem es sogar Gratis-Popcorn gab), und die katholische Kirche hatte keinen

Sicherlich ist das "Heatwave"-Festival damit nicht so ganz zu vergleichen – aus einer Reihe von Gründen, zu denen auch gehört, dass ich das Stadtteilfest in Siemensstadt nicht so richtig toll fand, das "Heatwave"-Festival hingegen sehr. Umso "schader" fand und finde ich es, dass die Kirche die Gelegenheit versäumt hat, dort Präsenz zu zeigen. Der Einwand, dass die Kirche zwischen all den "Progress Pride"- und Transgender-Flaggen auf diesem Festival irgendwie deplatziert gewirkt hätte, gilt ja wohl heute nicht mehr – zumal die Pfarrei St. Klara Reinickendorf-Süd ja sogar einen Queer-Beauftragten hat. Eigentlich sogar zwei, aber okay, Pater Mephisto ist in Urlaub. Und wo war der Diakon? Nun gut, möglicherweise beim Pfarreifest, das an diesem Sonntag in St. Rita stattfand. Aber das ging ja wohl kaum den ganzen Tag

Man kann natürlich fragen, was genau Vertreter der Pfarrei eigentlich auf diesem Festival hätten machen sollen oder können, außer vielleicht Flyer für ihre monatliche Jugendgottesdienst-Reihe (bei der ich immer noch nicht gewesen bin!) zu verteilen. Aber genau das wäre ja schon mal besser gewesen als nichts. Das Problem ist, die Leute in düer Gemeinde, die Haupt- wie die Ehrenamtlichen, kämen überhaupt nicht auf so eine Idee. Und wenn ich da noch im Gemeinderat säße und so eine Flyer-Verteilaktion angeregt hätte, hätte sich höchstwahrscheinlich jemand gefunden, der eingewandt hätte: "Ja, aber wie sollen wir denn wissen, ob die Leute da überhaupt katholisch sind?". So denken die, im Ernst. 


Schwarzer Gürtel in KiWoGo: Saisonabschluss 

Am Dienstag war der Gedenktag Unserer Lieben Frau vom Berg Karmel, und an diesem Tag stand das schon länger angekündigte Saison-Abschlussessen des Arbeitskreises Kinderwortgottesdienst der Gemeinde St. Joseph Siemensstadt an. Wir trafen uns im Außenbereich eines italienischen Restaurants in Siemensstadt, leider in etwas reduzierter Besetzung (die allerdings weitgehend korrekt die tatsächliche Beteiligung an der Gestaltung der Kinderwortgottesdienste der zurückliegenden Saison widerspiegelte): Von den ursprünglich fünf Mitgliedern des Arbeitskreises waren nur drei dabei. Aber das war nicht schlimm; die Stimmung war gut, das Essen auch, und wir zogen eine rundum positive Bilanz der zurückliegenden KiWoGo-Saison. Wir waren uns einig, dass wir als Team gut miteinander auskommen, uns mit unseren Ideen gut ergänzen und dass die interne Kommunikation funktioniert, und freuen uns darauf, nach den Sommerferien in dieser Konstellation weiterzuarbeiten – auch wenn wir nichts dagegen hätten, wenn noch ein, zwei "neue Leute" dazukämen. Bei den einzelnen Kinderwortgottesdiensten, die wir gestaltet haben – eine Übersicht folgt –, gab es durchaus manchmal Pannen oder Manches ist einfach anders gelaufen, als wir es uns vorgestellt hatten, aber daraus kann man ja lernen; im Großen und Ganzen überwiegen jedenfalls die positiven Eindrücke. – Insgesamt haben wir als Team seit letztem Herbst acht Kinderwortgottesdienste gestaltet und geleitet, denen ich mal die folgenden Überschriften geben möchte: 

Hinzu kamen noch der Familiengottesdienst im Advent, bei dem ich nicht dabei war, der Kinderkreuzweg und die Bibelrallye bei der Spandauer Fronleichnamsfeier; insgesamt ein ganz stattliches Programm, würde ich sagen. – Am "Königskinder"-KiWoGo war ich überhaupt nicht aktiv beteiligt; zu den Themen "Wo wohnst du?" und "Der Herr ist mein Hirte" gab es verschiedene Versionen für die Erstkommunionkinder und für jüngere Kinder, wobei ich jeweils hauptverantwortlich für die Gestaltung der Version für die "Kleinen" war; ansonsten war mein Anteil an der Ausarbeitung des Konzepts von Fall zu Fall unterschiedlich, am geringsten wohl bei "Das Weizenkorn muss sterben", am größten bei "Gehet hin in alle Welt". Interessanterweise sind das genau die beiden Kinderwortgottesdienste, die ich insgesamt am gelungensten fand. "Woran erkennt man ein Wunder?" war auch sehr schön, litt aber an der sehr schwachen Beteiligung. Bei "Wo wohnst du?" ging in der Durchführung zwar so ziemlich alles schief, was nur schiefgehen konnte, aber trotzdem (oder zum Teil auch gerade deswegen) hat dieser KiWoGo einen speziellen Platz in meinem Herzen: Ich bin überzeugt, dass das Konzept an und für sich gut war und dass das, was daran nicht funktioniert hat, lediglich durch eine Verkettung ungünstiger äußerer Umstände bedingt war. Insgesamt bin ich der Meinung, dass alle acht Kinderwortgottesdienste der Saison konzeptionell so gut waren, dass man diese Konzepte wiederverwenden kann und auch sollte, wenn die entsprechenden Bibeltexte wieder "drankommen", aber auch, dass man an allen noch etwas verbessern könnte. Und jetzt bin ich gespannt, was die nächste Saison bringt! 

Was auch noch zur Sprache kam, war die Idee eines gemeinsamen "Gebets-Retreats" für die Teammitglieder, die beim Vorbereitungstreffen für den letzten KiWoGo der Saison aufgekommen war. Es wurde angedacht, dabei vielleicht auch die Erstkommunion-Katecheten und die Pfadfinderleiter mit einzubeziehen, zumal es zwischen diesen Personenkreisen sowieso Überschneidungen gibt. "Wir müssen dafür ja nicht unbedingt ins Gebetshaus Augsburg fahren, es gäbe bestimmt auch was, was näher dran ist", merkte ich dazu an – und kaum hatte ich das ausgesprochen, da kam mir der Gedanke: Wie wär's denn mit dem Achorhof? – Ich werde das mal im Auge behalten. 

Über Perspektiven für die Zukunft der Wichtelgruppe sprachen wir am Rande dieses Treffens ebenfalls, aber das ist ein Thema für sich, darauf komme ich ein andermal zurück. 


Neues vom Schulkind: Das erste Schuljahr ist geschafft! 

Es ist kaum zu glauben, wie die Zeit vergeht: Noch vor kurzem, so scheint es, war unsere Tochter ein Baby, das man zum Mittagsschlaf auf dem Sofakissen ablegen konnte und das mal einen ganzen Nachmittag damit verbrachte, zu üben, kleine Gegenstände von einer Hand in die andere zu nehmen – und nun hat sie ihr erstes Schuljahr erfolgreich abgeschlossen! Zeugnisse gibt es an ihrer Schule zwar nicht (außer auf Wunsch, z.B. bei einem Schulwechsel), dafür aber einen sogenannten "Jahresbrief"; das heißt, die Beurteilung über den Lernfortschritt des Kindes, besondere Fähigkeiten und Neigungen usw. wird als Brief der jeweiligen Vertrauenslehrkraft an das Kind selbst formuliert, dazu gibt's ein Fotoalbum mit Impressionen aus dem Schuljahr und einen Interview- bzw. Fragebogen, in dem das Kind sich dazu äußert, was ihm im zurückliegenden Schuljahr besonders gut oder weniger gut gefallen hat oder Schwierigkeiten bereitet hat, an welchen Lernangeboten es bevorzugt teilgenommen hat und so weiter. Ich find's super. In dem Brief an unsere Tochter wird ihre Kreativität und Phantasie hervorgehoben, ihr ausgeprägter Gerechtigkeitssinn – und ihr Talent, Freundschaften zu schließen; um letzteres beneide ich sie ziemlich, denn darin war ich nie so besonders gut. – Weiterhin enthielt der Jahresbrief die Einschätzung, unser Tochterkind sei "sehr gut an der Schule angekommen" und komme mit den Schulregeln und Abläufen gut zurecht. Mehr kann man im ersten Schuljahr eigentlich nicht verlangen, oder? Ich jedenfalls bin stolz auf meine Tochter. 


Geistlicher Impuls der Woche 

Wie bereits erwähnt, waren wir am vergangenen Sonntag in Herz Jesu Tegel in der Abendmesse, die von dem nigerianischen Pfarrvikar zelebriert wurde. Nach dem Evangelium gab er kund, er werde in dieser Messe nicht predigen, aber stattdessen werde es einen Impuls nach der Kommunion geben. Nanu, dachte ich, das ist ja mal ganz was Neues. Der besagte Impuls war dann gerade mal eineinhalb Minuten lang, knüpfte an das Evangelium vom Tag (Markus 6,7-13, die Aussendung der Jünger) an, bildete im Grunde aber nur die Einleitung zu einem Gebet, das die Gemeinde gemeinsam sprechen sollte und das daher, auf lose Blätter gedruckt, vorsorglich in den Bankreihen ausgelegt worden war. Ich habe mich bemüht, mit Hilfe von "St. Internet" eine Quelle für diesen Gebetstext ausfindig zu machen, jedoch sonder Erfolg; trotzdem, oder eigentlich gerade deshalb, möchte ich diesen Text gern als meinen Geistlichen Impuls der Woche verwenden. Hier ist er: 

"Herr Jesus, du hast deine Jünger zu den Menschen gesandt. Nichts anderes gabst du ihnen mit als die Kraft deines Geistes. Du selbst warst mit ihnen, dass sie andere zu einem neuen, heilen Leben rufen konnten. 

Sieh, Herr, ich kann nicht gehen wie sie; ich kann nicht predigen wie sie; ich kann nicht heilen wie sie; und doch kommst du in dieser heiligen Speise zu mir, nicht nur, um mich durch deine Gegenwart froh zu machen, sondern auch durch mich andere zu einem neuen Leben zu führen. Ich weiß nicht, wie du dies machen willst. So magst du selber handeln durch das, was ich tun muss. Und gerade dies hilf mir tun: dass ich mein Kreuz nehme und dir nachgehe; dass ich zu den Geringsten gehören will, denen das Reich verheißen ist; und dass ich vor Gott und den Menschen nicht klage, weil ich weiß um die Liebe des Vaters, der auch im Leid seine Nähe nicht entzieht. 

Herr, wenn dies dein Auftrag ist, dann will ich es tun, denn du selbst hast dich mir zugesagt in der heiligen Speise, um bei mir zu sein an jedem Tag. 

Dir sei die Ehre heute und in Ewigkeit. Amen."


Ohrwurm der Woche 

Esco: Alle dabei 

Das ist er, der Ohrwurm, den ich dem Besuch des "Heatwave"-Festivals auf der Wiese am Borsigturm verdanke. Gemessen daran, dass die Gruppe selbst ihren Stil als Alternative Trigger Rap bezeichnet, klingt die Nummer für mich ziemlich nach Punk bzw. Alternative Rock. Man kann stellenweise den Eindruck haben, die Rhythmusmaschine holpere ein bisschen, aber man muss wohl davon ausgehen, dass das so soll. Live rockt die Nummer übrigens noch mehr; und dass sie von einer Gruppe kommt, die (noch) so unbekannt ist, dass sie auf Mini-Festivals um die Ecke vor ein paar Handvoll Leuten spielt, macht sie mir nur umso sympathischer. 

Wenn ich sage, dass mich auch der Text des Liedes anspricht, lädt das natürlich erst mal zu Missverständnissen ein, da es vor allem in der ersten Strophe augenscheinlich nur ums Saufen geht; man könnte kritisieren, Alkoholkonsum werde da geradezu glorifiziert. Aber wenn man eine Antenne dafür hat, kann man selbst da schon bemerken, dass es eigentlich nicht so sehr ums Saufen an sich geht, sondern um das damit verbundene Lebensgefühl. In der zweiten Strophe wird das noch deutlicher: 

"Weißt du noch, als wir zu cool für nine to five waren 
Und als wir uns damals mal geschworen haben: 
Wir machen nie den Fehler 
So zu sein wie jeder 
Und jetzt sind wir Ingenieure, Verkäufer und Lehrer 
Auch wenn wir 30 sind, wir können das noch dreh'n 
Wer sagt, dass wir zu alt für sowas sind? – Nur das System! 
Komm, wir gründen 'ne WG irgendwo im Dachgeschoss 
Schreiben uns wieder ein und leben nur von unser'n Minijobs..."

Ich kann mir nicht helfen, Leser: Mir sagt das was. 


2 Kommentare:

  1. Gut, ich kann ja mittlerweile einigermaßen ehrlich sagen, daß ich von der Beschreibung „bürgerlich-konservativ“ eher weniger getroffen werde (auch wenn mich das dann doch bisweilen noch wundert), aber trotzdem: was hätte da der Schocker sein sollen?

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  2. Hochzeitszombies in Zombie City.
    Mein Rat als jahrzehntelanger Bahnpendler: Nächstes Mal sofort den Wagen wechseln.

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