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Samstag, 27. April 2024

Creative Minority Report Nr. 27

Herzlich willkommen zur neuesten Ausgabe des "Creative Minority Report"! Wie mir letzte Woche aufgefallen ist, läuft diese Wochenbriefing-Reihe nun schon ein halbes Jahr; anders ausgedrückt: Wenn diese Reihe, wie das Vorgänger-Format "Ansichten aus Wolkenkuckucksheim", 52 Folgen lang laufen soll, dann beginnt mit der aktuellen Folge sozusagen die zweite Halbzeit. Eine Idee für den nächsten Reihentitel hatte ich auch schon, aber die wird noch nicht verraten... 

Das Top-Thema der aktuellen Ausgabe ist der Kinderwortgottesdienst zum 4. Sonntag der Osterzeit zum Thema "Der gute Hirte"; aber auch bei den "Nebenthemen" ergeben sich einmal mehr, ganz ohne bewusste Absicht, einige verbindende Motive: So geht es u.a. um weniger bekannte Mitarbeiter des Apostels Paulus und um die Verwendung von Quizfragen in der Katechese. 

Und damit genug der Vorrede! 

Frühling in Siemensstadt (im Hintergrund die Kirche St. Joseph) 

Was bisher geschah 

Am vergangenen Samstag hatte ich ein bisschen "sturmfrei", während meine Liebste mit den Kindern – einschließlich einer Schulfreundin unserer Großen, die bei uns übernachtet hatte – zum Frühlingsfest im Bahnbetriebswerk Schweineöde fuhr. Am Sonntag war in St. Joseph Siemensstadt Kinderwortgottesdienst (s. unter "Schwarzer Gürtel in KiWoGo"); am Montag war "Omatag", der diesmal deutlich anders ablief als sonst meist: Anstatt dass wir zu meinen Schwiegermüttern fuhren, holten sie die Kinder ab (den Kleinen bei uns, die Große von ihrer Schule) und beschäftigten sie, bis wir uns alle zum Abendessen trafen. Gut war daran für mich nicht zuletzt, dass es mir den nötigen Freiraum verschaffte, auf die Schnelle einen Beitrag für die Online-Ausgabe der Tagespost zu verfassen, der schon tags darauf veröffentlicht wurde. Am Dienstag hatte meine Liebste keinen Unterricht und nutzte dies dazu, mit unserem Jüngsten einen Ausflug zu machen; am Abend fand dann im Gemeindehaus von Maria, Hilfe der Christen ein Vorbereitungstreffen für die diesjährige Spandauer Fronleichnamsfeier statt, an dem ich als Vertreter des Arbeitskreises Kinderwortgottesdienst von St. Joseph Siemensstadt teilnahm. Es war eine recht überschaubare Runde, aber immerhin waren alle drei ehemaligen Pfarreien, die in der Großpfarrei Heilige Familie aufgegangen sind, vertreten. Die Sitzung dauerte eine knappe Stunde, und was den konkreten Grund und Anlass meiner Teilnahme betrifft, wurde der Vorschlag bzw. das Angebot, dass der KiWoGo-Arbeitskreis einen Programmbeitrag zu dem an die Fronleichnamsprozession anschließenden Pfarrfest beisteuert, sehr positiv aufgenommen, insofern war meine Mission von Erfolg gekrönt. Viel mehr möchte ich über den Inhalt der Sitzung nicht verraten, oder jedenfalls noch nicht; zu einem späteren Zeitpunkt, zum Beispiel wenn die Veranstaltung gelaufen ist, könnte es sich durchaus ergeben, dass ich auf den einen oder anderen Punkt zurückkomme. 

Was am Mittwoch, dem Gedenktag des Hl. Fidelis von Sigmaringen, so alles los war, ergibt ausreichend Stoff, um die im vorigen Wochenbriefing eingeführte Rubrik "Immer wieder mittwochs" auch diesmal wieder zum Einsatz zu bringen. Am Donnerstag, dem Fest des Evangelisten Markus, fuhr ich mit dem Jüngsten, nachdem wir das Tochterkind zur Schule gebracht hatten, zur unlängst ins Leben gerufenen #kindergartenfrei-Spielgruppe; auf dem Weg dorthin trafen wir in der S-Bahn die ehemalige Pastoralreferentin von Herz Jesu Tegel, die jetzt in der Pfarrei St. Mauritius (Lichtenberg/Friedrichshain) tätig ist. Sie erzählte uns, sie habe für eine Gruppe von Interessierten eine Fahrt zum Adoratio-Kongress in Altötting geplant, und schwärmte uns vor, wie toll es da im vergangenen Jahr gewesen sei. Im Prinzip würde ich da ja auch ganz gern hinfahren, aber der Weg ist weit und der Termin ungünstig; zudem steht zu befürchten, dass, was die Unterbringungssituation angeht, schon so ziemlich ganz Altötting ausgebucht ist. – Am gestrigen Freitag gingen wir wieder zur Eltern-Kind-Gruppe in der Gemeinde auf dem Weg; irgendwann, denke ich, werde ich mal näher darauf eingehen müssen, was mir da gut gefällt und was nicht ganz so – aber nicht hier und jetzt. Und heute vormittag war wieder Wichtelgruppentreffen, diesmal in Siemensstadt; darüber berichte ich aber (wie üblich) erst im nächsten Wochenbriefing. 


Was ansteht 

Ob ich, wenn dieses Wochenbriefing online geht, in Spandau beim musikalisch von der mir bislang unbekannten "Taufstein-Band" mitgestalteten Jugendgottesdienst bin, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest, und auch nicht, ob ich danach mit der ganzen Familie zur Community Networking Night im Baumhaus gehe. Ich hoffe aber, beides bejahen zu können. Morgen ist dann in Siemensstadt Erstkommunion – der erste von zwei Terminen, da die Kirche vermutlich aus allen Nähten platzen würde, wenn man alle 23 Kinder des aktuellen Jahrgangs innerhalb einer einzigen Messe zur Erstkommunion gehen lassen wollte. Am Mittwoch ist das Fest Hl. Josef der Arbeiter, da ist schulfrei und es bieten sich gleich mehrere Möglichkeiten für eine interessante Gestaltung des Tages: In St. Joseph Siemensstadt ist um 11 Uhr Messe, und anschließend feiert der örtliche Pfarrvikar mit der Gemeinde seinen Geburtstag nach; da sollte man sich wohl mal sehen lassen. Allerdings feiert auch die Kirche St. Joseph Tegel an diesem Tag ihr Patronatsfest; da besteht zwar die Aussicht, Leute zu treffen, die uns nicht wohlgesonnen sind (und umgekehrt), aber andererseits gibt es da eine Hüpfburg, also schätze ich, dass ich da mindestens mit den Kindern werde hingehen müssen, auch wenn meine Liebste eher keine Lust haben wird, mitzukommen. Na, vielleicht schaffen es die Kinder ja, sie zu überreden; und vielleicht tut das Coffee-Bike ein Übriges. JAM fällt derweil wegen des Feiertags aus, was ein weiteres Argument dafür sein könnte, sich das Patronatsfest in St. Joseph nicht entgehen zu lassen. – Richtig spannend wird es dann am Freitag: Da beabsichtige ich, unsere Große ein paar Stunden früher als sonst von der Schule abzuholen, um mit ihr (und ohne die andere Hälfte der Familie) an die Ostsee zu fahren. Nach Zinnowitz, genauer gesagt. Da findet nämlich in der vom Erzbistum Berlin betriebenen Begegnungsstätte "Haus St. Otto" ein "Väterwochenende" statt, das für Väter mit schulpflichtigen Kindern konzipiert ist; und ich habe uns da spontan angemeldet, weil ich fand, das sei eine willkommene Gelegenheit, mal wieder etwas exklusive Vater-Tochter-Zeit zu verbringen, nachdem ich, seit das Tochterkind zur Schule geht, im normalen Alltag sehr viel mehr Zeit mit dem kleinen Bruder verbringe. Ich bin gespannt, wie das wird... Du wirst es erfahren, Leser! 


Schwarzer Gürtel in KiWoGo 

Wie bereits erwähnt, stand am vergangenen Sonntag, dem 4. Sonntag der Osterzeit, im Rahmen der 11-Uhr-Messe in St. Joseph Siemensstadt wieder der monatliche Kinderwortgottesdienst an; für mich war es der fünfte, den ich mitgestalten durfte. Anlässlich der Schilderung des Vorbereitungstreffens habe ich bereits in der vor zwei Wochen, also im Creative Minority Report Nr. 25, ein wenig über den Inhalt und die Gestaltung dieses KiWoGo verraten: Das Thema, vorgegeben durch das Evangelium vom Tag (Johannes 10,11-18), lautete "Der gute Hirte", und beim Vorbereitungstreffen hatte der Gemeindereferent vorgeschlagen, dass wir nach einem gemeinsamen Beginn die Kinder ihrem Alter entsprechend in zwei Gruppen einteilen; die Katechese für die Erstkommunionkinder sollte/wollte der Gemeindereferent leiten und die für die jüngeren Kinder ich. Ebenfalls schon erwähnt hatte ich meine Absicht, das Bilderbuch "Mein guter Hirte" von Sally Lloyd-Jones und Jago zum Einsatz zu bringen. 

Viel präziser waren meine Vorstellungen bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gewesen, aber nachdem meine Wichtelgruppen-Co-Leiterin sich bereit erklärt hatte, ihre Gitarre mitzubringen und ein paar Lieder zu spielen, und die Teamkollegin, die den März-KiWoGo (zum Thema "Wenn das Samenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt...") gestaltet hatte, es diesmal aber nicht zum Vorbereitungstreffen geschafft hatte, ihre Bereitschaft signalisiert hatte, trotzdem mitzumachen (wir sollten ihr einfach eine Aufgabe zuweisen, meinte sie), entwickelte ich den folgenden Plan: 

  • Alle Kinder werden gemeinsam in den Pfarrsaal geführt; kurze Begrüßung; dann das Lied "Sei mutig und stark", mit Bewegungen. (Das hatten wir beim letzten Mal schon, man durfte also davon ausgehen, dass ein Teil der Kinder es schon kennt, und Wiederholung verfestigt; außerdem passt es einigermaßen zum Thema.) 
  • Dann geht der Gemeindereferent mit den Erstkommunionkindern ins kleine Pfarrzimmer, die verbleibenden (jüngeren) Kinder werden aufgefordert, näher zusammenzurücken. 
  • Ich lese das Buch "Mein guter Hirte" vor und zeige die Bilder. 
  • Danach sollen sich die Kinder zu ihren Eindrücken vom Bilderbuch und/oder dem Lied äußern: was ihnen dazu einfällt, wo sie einen Bezug zu ihrem eigenen Leben sehen usw.; die "Moderation" dieses Teils hoffte ich irgendwie spontan-intuitiv zwischen der Teamkollegin und mir aufteilen zu können. 
  • Als "weglassbares Element" – solche sollte man immer in petto haben, wenn nicht vollständig planbar ist, wie viel Zeit man zur Verfügung hat – plante ich eine drei Minuten lange Geschichte aus dem Buch "Voll cool – Noch mehr Andachten für dich" ein, die sich auch auf Johannes 10 bezieht und in der es auch um Schafe geht. Dieses Buch war mal eine Spende für unser Büchereiprojekt, und ich habe ehrlich gesagt schon länger auf eine Gelegenheit gewartet, es für die KiWoGo-Gestaltung zu verwenden. 
  • Zum Abschluss ein frei formuliertes Gebet, das die Ergebnisse der Katechese aufgreift und zusammenfasst. Und dann zurück in die Kirche! 

Soweit also die Theorie. In der Praxis lief wie so oft Manches anders als geplant; das ging in diesem Fall damit los, dass meine Wichtelgruppen-Co-Leiterin mitsamt ihrer Gitarre nicht auftauchte. Ich glaubte zunächst, möglicherweise wäre das meine Schuld, weil ich auf ihre letzte Mail nicht geantwortet hatte; ich hatte gedacht, es sei alles klar und die Mail bedürfe keiner Antwort, aber möglicherweise hat sie das anders empfunden – Kommunikationspannen dieser Art habe ich schon öfter erlebt, auch mit anderen Leuten. Tatsächlich war sie aber nur kurzfristig verhindert und hatte mir die Mitteilung darüber an meine alte Handynummer geschickt, die ich kaum noch benutze, weshalb ich die Nachricht erst Tage später sah. – Wie dem auch sei: Auf die beiden Lieder wollte ich nicht verzichten und dachte mir, was soll's – die kann ich auch vom Handy einspielen, die Lautsprecherbox liegt ja noch im Korb des Kinderwagens. Aber ach: Die hatte meine Liebste ausgepackt, als sie tags zuvor mit den Kindern zu diesem Eisenbahnfestival gefahren war. Glücklicherweise erwies sich der interne Lautsprecher des Handys als einigermaßen ausreichend für den Pfarrsaal. 

Die nächste Unwägbarkeit war, dass die KiWoGo-Teamkollegin, mit der ich mir die "Moderation" des Gesprächs mit den Kindern teilen wollte, zwar kam, aber erst so kurz vor Beginn der Messe, dass ich keine Gelegenheit mehr hatte, den Ablauf noch einmal mit ihr durchzusprechen. Den Part, den ich ihr zugedacht hatte, übernahm sie trotzdem, spontan und intuitiv. So gesehen kann man eigentlich sagen, dass trotz unvorhergesehener Komplikationen alles recht gut klappte. Es nahmen nicht ganz so viele Kinder teil wie die letzten Male – etwas weniger als zwanzig, würde ich schätzen, und davon waren gut die Hälfte Erstkommunionkinder. Nach der Teilung der Gruppe hatte ich es also mit einer überschaubaren Runde von sieben oder acht Kindern zu tun. Ungewöhnlich und unerwartet war es, dass wir am Ende mehr Zeit hatten, als wir eigentlich gebraucht hätten; zum Teil lag das wohl daran, dass die Antworten der Kinder im "Gesprächsteil" recht knapp ausfielen. Ich würde das nicht unbedingt als Mangel an Resonanz betrachten: Die Kinder waren durchaus gewillt, sich einzubringen, insbesondere ein schätzungsweise achtjähriger Junge zeigte sich ausgesprochen engagiert; aber meist sagten die Kinder nur jeweils einen Satz und waren dann schon wieder fertig mit dem, was sie hatten beitragen wollen. Das ist auch okay so, denke ich: Man kann eine schlichte Aussage ruhig auch einfach mal stehen lassen, ohne immer alles bis ins Letzte ausdeuten und durchdeklinieren zu müssen. Generell, scheint mir, wird in Kinderkatechesen oft eher zu viel als zu wenig geredet. – Das freie Gebet zum Abschluss überließ ich spontan meiner Liebsten; ich finde, sie kann so etwas einfach besser als ich. 

Der nächste Kinderwortgottesdienst in St. Joseph steht erst Ende Mai, am Dreifaltigkeitssonntag, an; und zwei Wochen später ist dann schon die Spandauer Fronleichnamsfeier. Darüber, was genau wir da eigentlich beitragen wollen, werden wir uns wohl bei unserem nächsten Arbeitskreistreffen Mitte Mai verständigen müssen... Ich werde berichten! 


Immer wieder mittwochs 

Auch an diesem Mittwoch gingen mein Jüngster und ich wieder, nachdem wir das Tochterkind zur Schule gebracht hatten, in St. Marien Maternitas in Heiligensee zur Messe; und diesmal wurde die Messe wirklich, wie ich es eigentlich schon vorige Woche erwartet hatte, vom Pfarrer der Großpfarrei St. Klara Reinickendorf-Süd geleitet. Zum Einzug wurde das Lied "Die ganze Welt, Herr Jesu Christ" (GL 332) von Friedrich Spee gesungen, und anschließend fragte der Pfarrer, ob denn von den Anwesenden jemand wisse, was "Urständ" bedeute. Es wurden ein paar Antworten hereingerufen, aber die richtige war nicht dabei – was ich insofern leicht tragikomisch fand, als man sie direkt aus dem Gotteslob hätte ablesen können: "'Urständ': Auferstehung" steht da im "Kleingedruckten" unter dem Liedtext. Mindestens ebenso bemerkenswert fand ich, dass – wie sich beim Gemeindefrühstück nach der Messe zeigte – diese "Quiz-Einlage" des Pfarrers bei den alten Leutchen in der Gemeinde einigen Unmut auslöste. "Das kann der mit seinen Kommunionkindern machen, aber nicht mit uns Über-80-jährigen", brummte einer der alten Herren und stieß damit auf breite Zustimmung; ein anderer fügte hinzu: "Ich fühl' mich bei ihm immer, als säße ich wieder in der Schulbank in der 4. Klasse." Aus diesen Äußerungen schien mir recht deutlich die Wahrnehmung zu sprechen, dass derartige Ratespielchen charakteristisch für diesen Geistlichen seien, und ich kann den Ärger darüber teilweise nachvollziehen: Es steckt schon irgendwie ein Element von "Ich weiß etwas, was ihr nicht wisst" darin, und das unterstreicht einmal mehr, in welchem Maße der Pfarrer von St. Klara mit seinem eigenen Ego beschäftigt ist. Gleichzeitig hat aber auch mein Verständnis für die Position der Senioren Grenzen; präzise gesagt: dafür, dass sie in der Kirche lieber Lieder singen, deren Text sie nicht verstehen, als in ihrem Alter noch etwas dazuzulernen. So als meinten sie, sie hätten ein Recht darauf, ihre Wissenslücken mit ins Grab zu nehmen. 

Auf den (nicht gebotenen) Gedenktag des Hl. Fidelis von Sigmaringen, eines Märtyrers der sogenannten Gegenreformation, wurde in der Messe nicht eingegangen; stattdessen sprach der Pfarrer in seinem üblichen "Begrüßungsimpuls statt Predigt" mit Blick auf die 1. Lesung vom Tag (Apostelgeschichte 12,24-13,5, die Aussendung des Barnabas und des Saulus) hauptsächlich über den Hl. Barnabas, für den er bekanntermaßen ein besonders Faible hat: Wäre es nach ihm gegangen, hieße die Großpfarrei St. Klara heute St. Barnabas. Warum? Weil der in der Apostelgeschichte zwar fast durchweg im Schatten des Apostels Paulus steht, aber dennoch ersichtlich Wichtiges für die frühe Kirche geleistet hat. Insofern – so könnte man die Sicht des Pfarrers auf diese biblische Gestalt wohl zusammenfassen – eignet sich der Hl. Barnabas als Vorbild, Schutzpatron oder Identifikationsfigur für alle, die unauffällig in der zweiten Reihe stehen und dort, ohne dass ihnen dafür besondere Aufmerksamkeit zuteil würde, im Dienst am Reich Gottes ihr Möglichstes tun. – "Dienst am Reich Gottes" ist natürlich keine Formulierung, die dieser Priester in den Mund nehmen würde, aber ich habe das mal so paraphrasiert, wie ich es gern verstehen möchte und zustimmungsfähig finde. Man könnte, wenn man den Pfarrer kennt, natürlich auch argwöhnen, der Hl. Barnabas sei für ihn vor allem eine Projektionsfläche für seine eigenen Minderwertigkeitsgefühle bzw. das Gefühl, "underappreciated" zu sein, aber man sollte es mit der negativen Voreingenommenheit wohl auch nicht übertreiben. 

Zurück in Tegel, trafen wir weder auf unserem bevorzugten Spielplatz noch an der Eckkneipe Bekannte (das mit der Eckkneipe müsste ich jetzt wohl erläutern, finde es aber gerade witziger, das nicht zu tun); also machte ich dem Knaben ein paar Vorschläge, was wir nun tun könnten, und er entschied sich ohne langes Zögern dafür, noch in "die andere Kirche" zu gehen – also nach St. Joseph Tegel. Wir kamen dort ziemlich genau pünktlich zum Mittagsläuten an, sangen "Freu dich, du Himmelskönigin" (okay, hauptsächlich sang ich es, aber mein Herr Sohn sang ein bisschen mit, vor allem das "Halleluja"), zündeten eine Kerze an und hielten dann eine Lobpreisandacht ab – bei der der Junior so oft und beharrlich "Noch'n Lied!" forderte, dass die Andacht schließlich acht Lieder umfasste (das dürfte neuer Rekord sein!) und wir alles in allem fast eine Stunde in der Kirche verbrachten. Ganz nebenbei verschaffte mir das einen ordentlichen Motivationsschub, das Projekt "Kinder-Lobpreis-Disco in Siemensstadt" weiterzuverfolgen bzw. voranzubringen. Muss wohl mal ein Konzeptpapier entwerfen... 

Beim JAM herrschte diesmal krankheitsbedingt erheblicher Mitarbeitermangel, was u.a. dazu führte, dass es für den katechetischen Teil keine Aufteilung nach Altersgruppen gab. Das war mir aus bekannten Gründen nur recht; auf diese Weise kamen wir alle in den Genuss der für die größeren Kinder konzipierten Version der Katechese, unter der kompetenten Leitung der hauptamtlichen Mitarbeiterin für den Aufgabenbereich "Kinderkirche" in dieser Gemeinde. Und um mal zu zitieren, was ein schätzungsweise zehnjähriger Junge mal zu mir sagte: "Wenn Jenny das macht, ist es immer super." Zwar bestand die Katechese auch hier größtenteils aus einer reinen Nacherzählung des biblischen Texts, aber diese geriet erheblich lebendiger, unterhaltsamer und fesselnder als vorige Woche bei den "Kleinen" und wurde außerdem durch Spiele aufgelockert. Inhaltlich war eine auffällige Korrespondenz zwischen der Leseordnung des katholischen Kirchenjahres und der Themenauswahl beim JAM festzustellen: Hier wie dort ist nach Ostern die Apostelgeschichte dran. Nachdem es vorige Woche beim JAM um die Bekehrung des Paulus gegangen war, wurde diesmal erzählt, wie es mit Paulus weiterging, bis hin zum Beginn seiner ersten Missionsreise; und das stimmte ja nun sehr deutlich mit den Werktags-Lesungen dieser Woche überein. 

Übrigens wurde zu Beginn der Katecheseeinheit noch einmal kurz rekapituliert, worum es in der vorigen Woche gegangen war, und das beinhaltete, dass ein paar Fragen gestellt wurden, damit die Kinder demonstrieren konnten, was bei ihnen "hängen geblieben" war; für die richtige Beantwortung der Fragen gab es sogar Preise, oder genauer gesagt: hätte es Preise gegeben, nämlich Überraschungseier; da sich aber niemand erinnern konnte, wie der Lehrer des Saulus hieß (richtige Antwort: Gamaliel), nahm die Leiterin die Überraschungseier einfach wieder mit. Das muss man erst mal bringen. Andere Katecheten hätten vielleicht ersatzweise eine einfachere Frage gestellt und dann nötigenfalls noch einfachere, solange, bis sie die Preise 'raushauen könnten; aber hier: denkste. Ich muss wohl noch ein bisschen in mich gehen, um abschließend zu entscheiden, wie ich das finde, aber spontan fand ich es irgendwie gut. (Abgesehen davon, dass diejenigen Kinder, die – wie mein Tochterkind – vorige Woche bei den "Kleinen" mitgemacht hatten, bei diesem Quizspiel benachteiligt waren, denn bei ihnen war der Name Gamaliel gar nicht erwähnt worden.) 


Neues aus Synodalien: Die Diakoninnen haben ihre Tage 

Auweia, das gibt Ärger. Diese Überschrift, meine ich. Aber du musst zugeben, Leser: Der Witz lag auf der Straße wie eine überdimensionierte, quietschgelbe Bananenschale. Man weiß, man wird, wenn man drauftritt, mit hoher Wahrscheinlichkeit ausrutschen; aber nicht draufzutreten, ist irgendwie auch keine Option. 

Also, worum geht's? – Am kommenden Montag, dem 29. April, ist das Fest der Hl. Katharina von Siena; seit 1998 feiern die Frauenverbände kfd und KDFB, das "ZdK" und das "Netzwerk Diakonat der Frau" den "Tag der Diakonin" – einen "Aktions- und Empowerment-Tag", der, wie man auf der Website des "ZdK" lesen kann, "stetig weiterentwickelt" wird, "weswegen er mittlerweile Tag der Diakonin +plus heißt". Zu diesem "Plus" gehört es wohl auch, dass die kfd heuer ab dem 29. April zu einem "Tag der Predigerinnen" einlädt. Jawohl, "ab" dem 29. April; denn trotz seines Namens unfasst der "Tag der Predigerinnen" nicht nur einen Kalendertag, sondern fast volle drei Wochen, bis zum 17. Mai – dem Gedenktag der im Römerbrief (16,7) als "angesehen unter den Aposteln" erwähnten Andronikus und Junia, der im Sprachgebrauch der kfd gern zum "Fest der Apostelin Junia" aufgewertet wird. Dazu sei beiläufig angemerkt: Mag man schon die Vereinnahmung der Hl. Katharina von Siena durch die Verfechterinnen der Frauenweihe schräg finden – die große Mystikerin und Kirchenlehrerin des 14. Jhs. würde den Damen zweifellos was husten –, so ist der Kult, der um die "Apostelin Junia" getrieben wird, vollends bizarr. Schließlich ist die zitierte Stelle aus dem Römerbrief buchstäblich die einzige Quelle über das Leben dieser Junia; mit anderen Worten: Hätte der Apostel Paulus nicht Grüße an sie bestellt, wüssten wir überhaupt nichts von ihr. Dass sie für die kirchlichen Frauenverbände so eine Kultfigur ist (auch die Verbandszeitschrift der kfd, ehemals "Frau und Mutter", trägt seit 2020 ihren Namen), hat also weniger mit ihrer Bedeutung für die frühe Kirche zu tun – da hätten sich andere Frauengestalten angeboten – als vielmehr damit, dass sich seit dem Mittelalter die Auffassung durchsetzte, Junia sei ein Mann namens Junias gewesen. (Tatsächlich lässt der griechische Originaltext des Römerbriefs beide Lesarten zu – wer's genau wissen will, findet hier eine fundierte Darstellung –, aber für die Kirchenväter, allen voran den Hl. Johannes Chrysostomus, war es noch unstrittig, dass Junia eine Frau war.) Aus feministischer Sicht erscheint die Ersetzung der Junia durch einen Junias somit als Paradebeispiel dafür, "was die Kirchenmänner im Laufe der Jahrhunderte getan haben, um die Frauen der Kirche unsichtbar zu machen", und im Umkehrschluss als "Patronin der Frauen, die sichtbar werden". Aha. 

Aber mal zurück zum "Tag der Predigerinnen", mit dem die kfd "ein starkes Zeichen für die Forderung nach Gleichberechtigung in der römisch-katholischen Kirche" zu setzen beabsichtigt und dazu "in diesem Jahr ausdrücklich auch Frauen aus anderen Verbänden und Organisationen" zur Teilnahme auffordert. "Mehr als 130 Frauen mit über 170 Predigten sind bereits bei der kfd gemeldet", heißt es in der Pressemitteilung der kfd, und weiter: "Im Jahr 2024 setzen engagierte Christinnen mit ihrer Predigt ein kirchenpolitisches Signal für die Aufhebung des Predigtverbots für Lai*innen in der Eucharistiefeier und für die Umsetzung der Beschlüsse des Synodalen Weges". Kalkulierte Regelverletzung als Form des Protests gegen ebendiese Regel, heißt hier also die Strategie. Man sollte in diesem Zusammenhang allerdings erwähnen, dass es Frauen in der katholischen Kirche – anders als vielfach der Eindruck erweckt wird – durchaus nicht grundsätzlich verboten ist, zu predigen: Überall da, wo das Kirchenrecht Laienpredigten erlaubt, gilt diese Erlaubnis ebenso für weibliche wie für männliche Laien. Ein besonderer Fall ist indes die Homilie im Rahmen der Heiligen Messe, denn diese ist Bestandteil des priesterlichen Dienstes. In letzter Konsequenz geht es beim "Tag der Predigerinnen" also doch wieder um die Frage des Zugangs von Frauen zum Weihesakrament. 

Derweil hat das "Netzwerk Diakonat der Frau" 13 Frauen zu Diakoninnen ausgebildet. Im Ernst? Allerdings: Mit einem feierlichen Gottesdienst in der Mutterhauskirche der Waldbreitbacher Franziskanerinnen ging am 13. April eine "Fortbildung Diakonische Leitungsdienste für Frauen in der Kirche" zu Ende, die, man höre und staune, dreieinhalb Jahre in Anspruch genommen hat. Eine solche Ausbildung zu absolvieren, obwohl es, wie die Fortbildungsleiterin Irmentraud Kobusch einräumt, "nicht abzusehen" ist, "wann oder ob überhaupt jemals Frauen von der katholischen Kirche zur Diakonatsweihe zugelassen werden", verrät ein Maß an Entschlossenheit, bei dem ich mich nicht recht entscheiden kann, ob ich darauf mit Bewunderung oder Befremden reagieren soll. Die Messfeier, in deren Rahmen den 13 Absolventinnen ihre Zertifikate überreicht wurden, zelebrierte der Essener Weihbischof Ludger Schepers. Die betreffenden Damen bei der Gelegenheit auch gleich zu weihen, traute er sich dann doch nicht, aber immerhin "segnete er zusammen mit den Kursleiterinnen jede einzelne Frau bei der Übergabe ihres Zertifikats" – was nach Einschätzung der Veranstalterinnen "[a]ls politisches [!] Zeichen [...] nicht zu unterschätzen" sei, und "die Absolventinnen freuen sich sehr darüber". Ich würde dazu die These wagen, die Segnung der Absolventinnen verhalte sich zu einer gültigen Diakonenweihe etwa so wie die vieldiskutierten "Segensfeiern für Paare, die sich lieben" zum Ehesakrament. Ob's auch Ehevorbereitungskurse für Paare gibt, von denen man genau weiß, dass sie nach geltendem Kirchenrecht nicht heiraten können? Und kommt da dann auch ein Bischof, um die Absolventen zu segnen? Vielleicht auch wieder Weihbischof Schepers, der u.a. auch der LGBTQ*-Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz ist? – Ich würde ja denken, die Strategie, dort, wo man ein Sakrament nicht gültig spenden kann und darf, ersatzweise eine unverbindliche "Segnung" anzubieten, dabei durch die Blume zu verstehen zu geben, man würde ja eigentlich schon wollen, wenn man nur dürfte, aber vor einem eklatanten Bruch des Kirchenrechts dann doch zurückzuschrecken, müsste gerade für die Empfänger solcher Segnungen eine Zumutung sein und die Spender nach allen Seiten hin unglaubwürdig machen; but that's none of my business, wie Kermit der Frosch sagen würde. 


Geistlicher Impuls der Woche 

Unser Herr und Meister selbst hat katechetisiert. Andere mögen ihre Arbeiten vorschützen, sie mögen nach höheren Funktionen trachten, welche der Kirche größeren Gewinn eintragen, sie mögen diesen Dienst als geringfügig und mühselig bezeichnen, sie mögen sich auch damit herausreden, dass sie nicht mit den Kindern selber zu Kindern werden wollten. 

Christus, die Weisheit Gottes selber, hat sich nicht gescheut, mit den Kindern ganz vertraulich umzugehen ...

Wollen wir Christus und seinen hl. Evangelisten glauben, so ist es von solcher Bedeutung, sich um die Kleinen verdient zu machen und sich abzumühen bei ihrem Unterricht und mit deren Anleitung zur Frömmigkeit, wie bewährte Katecheten tun, dass wir dabei nicht nur ein christliches, sondern sozusagen ein Engelsamt ausüben. 

(Petrus Canisius, Brief an den Bischof von Würzburg, 1576


Ohrwurm der Woche 

Blue Öyster Cult: (Don't Fear) The Reaper 

This song needs more Cowbell


1 Kommentar:

  1. Dem einen oder anderen der "alten Leutchen in der Gemeinde" kräuseln sich die Zehnägel bei einer solchen gedankenlosen Verniedlichung oder Verzwergung. Es leben die Stereotype, Pauschalisierungen und Vorurteile!

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