Es ist mal wieder an der Zeit, die Bücher vorzustellen, die ich meiner sechsjährigen Tochter in den zurückliegenden Wochen zum Schlafengehen vorgelesen habe; aber bevor ich auf die einzelnen Bücher eingehe, möchte ich zunächst eine Beobachtung festhalten, die auf den ersten Blick kontraintuitiv wirken mag: Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es ein Qualitätsmerkmal für ein Buch darstellt, wenn mein Tochterkind während des Vorlesens einschläft. Und zwar nicht nur, weil das aus Elternsicht der erwünschte Effekt einer Gutenachtgeschichte ist. – Wir Erwachsenen neigen dazu, Adjektive wie "ermüdend" oder "einschläfernd" mit "langweilig" gleichzusetzen; das ist geradezu ein Cartoon-Klischee: Person A erzählt Person B ausführlich von etwas, was diese nicht interessiert, und Person B schläft dabei ein. Ich glaube, dass dieses Bild eine falsche Vorstellung transportiert – wahrscheinlich sogar auf Erwachsene bezogen, auf Kinder bezogen aber ganz bestimmt.
Wenn meine Tochter abends Schwierigkeiten hat, zur Ruhe zu kommen – und ich vermute, das gilt für viele Kinder –, liegt das in der Regel daran, dass sie in Gedanken noch zu sehr mit den Eindrücken des Tages beschäftigt ist. Wenn man ihr dann mit einer Gutenachtgeschichte kommt, die sie nicht fesselt, äußert sich dies in häufigem Dazwischenreden oder auch darin, dass sie unaufhörlich an ihren Haaren oder ihren Fingern herumfummelt. Wenn eine Gutenachtgeschichte sie jedoch so sehr in ihren Bann zieht, dass sie darüber alles andere vergisst, dann vergisst sie auch das, was sie am Einschlafen hindert, und schwupps nimmt sie die nächste Ausfahrt ins Schlafi-Traumland.
Nicht selten ist es so, dass sie am Ende eines Kapitels bittet und bettelt, ich solle ihr das nächste Kapitel auch noch vorlesen, weil es gerade so spannend ist; und wenn ich mich erweichen lasse, ist sie wenige Sätze später eingeschlafen. – Bei dem Buch "Lola und die einzige Zeugin" von Isabel Abedi ist sie dreimal hintereinander an derselben Stelle eingeschlafen, und zwar an der vielleicht spannendsten Stelle des ganzen Buches: als Lola glaubt, durch das Fenster zum Innenhof einen Mord oder Mordversuch zu beobachten.
Insgesamt habe ich in dieser Hinsicht die besten Erfahrungen mit Büchern gemacht, von denen wohl manch einer meinen würde, das sprachliche Niveau oder die Komplexität der Handlung (oder beides) wäre zu anspruchsvoll für ein sechsjähriges Kind. Ich führe das darauf zurück, dass anspruchsvollere Geschichten höhere Konzentration erfordern und dadurch eher geeignet sind, Ablenkungen auszublenden; hinzu kommt möglicherweise, dass ich einfach besser vorlese, wenn ich das Buch selbst interessant finde.
Was den letzteren Punkt betrifft, kann ich mich über die vier Bücher, die ich im Folgenden zu besprechen gedenke, durchweg nicht beklagen; aber ich will mir nicht vorgreifen. Mal der Reihe nach:
- Kira Gembri: Ruby Fairygale – Das Geheimnis der Tierwandler. Bindlach: Loewe, 2021.
Es ist kein Geheimnis, dass mein Gesamteindruck von den beiden ersten Bänden der "Ruby Fairygale"-Reihe ausgesprochen durchwachsen war. Beide Bände hatten ihre starken Momente, und vor allem mochte ich die Charaktere; gleichzeitig erschien mir der Handlungsaufbau in vielen Punkten unreif und unausgegoren, die Erzählweise vielfach oberflächlich und das sprachliche Ausdrucksvermögen der Autorin mangelhaft. Gleichwohl war es der Autorin gelungen, am Ende jedes der beiden Bände ausreichend Spannung aufzubauen, dass man wissen wollte, wie die Geschichte weitergeht. Tatsächlich dauerte es, nachdem wir den zweiten Teil durch hatten, eine Weile, bis wir den dritten zu fassen kriegten; und ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass meine Liebste der Fortsetzung noch ungeduldiger entgegenfieberte als unser Tochterkind.
Übrigens muss ich meinen weiteren Ausführungen vorausschicken, dass es praktisch unmöglich ist, irgend etwas über die Handlung des dritten "Ruby Fairygale"-Bandes zu sagen, ohne dass es Spoiler in bezog auf die vorherigen Bände enthielte. Dieser dritte Band knüpft nämlich so eng sn den zweiten an, dass das, was im zweiten Band die zentrale überraschende Enthüllung war, nun die Voraussetzung für die gesamte weitere Handlung bildet. Konkret gesagt handelt es sich dabei (***Trommelwirbel, riesengroßer Spoiler-Alarm!!!***) um die Enthüllung, dass Ruby selbst ein Fabelwesen ist, nämlich ein Pooka – was bedeutet, dass sie die Gestalt aller möglichen Tiere annehmen kann; allerdings hat sie diese Fähigkeit zunächst überhaupt nicht und später dann immer noch nicht vollständig unter Kontrolle, was zu allerlei potentiell gefährlichen Komplikationen führt.
Für Rubys Tätigkeit als Pflegerin magischer Wesen könnte ihre Gabe indes durchaus nützlich sein; als jedoch die Meerjungfrau Fiona erfährt, dass Ruby eine Pooka ist, erschrickt diese und zitiert eine düstere Prophezeiung, derzufolge "der Pooka ein Feind alles Magischen ist". Tags darauf ist die magische Pflegestation leer: Offenbar sind die Patienten geflüchtet, weil sie Ruby nicht mehr trauen.
Dass die magische Pflegestation bis auf Weiteres keine Patienten mehr hat, verschafft Ruby und ihrem Freund Noah aber immerhin den nötigen Freiraum, um, während Rubys "Nana" nach ihrer Herzoperation noch in der Reha ist, das am Ende des zweiten Bandes ins Auge gefasste Vorhaben anzugehen, nach Rubys Eltern zu suchen. Schon die erste Spur, der sie nachgehen, führt sie zu einer ganzen Kolonie von Pookas, die zurückgezogen in einer Art Landgasthof leben; allerdings werden sie dort nicht gerade freundlich aufgenommen und kehren daher erst einmal nach Patch Island zurück. Dort verdichten sich die schon zu Beginn des Bandes angeklungenen Anzeichen dafür, dass die ortsansässigen Fabelwesen ihre magischen Fähigkeiten zu verlieren beginnen; mit Hilfe eines jugendlichen Pooka namens Flynn, den sie auf ihrer Suche nach Rubys Eltern kennengelernt haben, kommen sie dahinter, dass die Ursache dafür offenbar an Bord eines geheimnisvollen Kutters zu suchen ist, der vor der Küste von Patch Island ankert...
Frei heraus gesagt: Was Spannung und geschickten Handlungsaufbau angeht, spielt der dritte "Ruby Fairygale"-Band in einer ganz anderen Liga als die beiden ersten. Bei diesen hat mich wieder und wieder der Eindruck beschlichen, die Autorin schreibe ziemlich planlos drauflos und überlege sich erst beim Schreiben, wie die Geschichte weitergehen soll; sollte dieser Eindruck stimmen, müsste man ihr immerhin Respekt dafür zollen, dass sie es geschafft hat, sich nicht in eine Sackgasse zu manövrieren. Im Laufe des dritten Bandes indes kommt man nach und nach dahinter, dass die Handlung tatsächlich sehr gut durchdacht ist. Selbst Handlungselemente des zweiten Teils, die vermeintlich keinen Bezug zur Fabelwesen-Thematik der Buchreihe hatten, erfahren eine nachträgliche Umdeutung – "retcon" nennt man das wohl heutzutage. Die Entwicklung des Verhältnisses zwischen Ruby und Noah wird akzentuiert durch Noahs Eifersucht auf Flynn, und außerdem stellt sich heraus, dass nicht nur Ruby nach ihren Eltern sucht, sondern diese auch nach ihr. Mehr sei hier noch nicht verraten – außer dass dieser dritte Band an einem Punkt endet, an dem man die Handlung der gesamten Buchreihe als abgeschlossen betrachten könnte. Tatsächlich sind aber nach jetzigem Stand noch drei weitere Bände der Reihe erschienen und Band 4 liegt bei uns schon bereit, um demnächst vorgelesen zu werden. Mal sehen, was uns da erwartet...
- James Krüss: Mein Urgroßvater und ich. Mit Zeichnungen von Jochen Bartsch. Hamburg: Oetinger, 1986 [erstmals 1959].
Ein Fundstück aus einer Büchertelefonzelle. Wir hatten es vor längerer Zeit schon einmal zusammen gelesen, und es hatte sowohl mir als auch dem Tochterkind so gut gefallen, dass wir uns einig waren, wir würden es in absehbarer Zeit noch einmal lesen müssen. Als wir nun Anfang Februar für eine knappe Woche in Urlaub fahren wollten, erklärte ich meiner Tochter, im Gepäck sei nur Platz für ein Vorlesebuch; und ich war entzückt, dass sie sich unter den vier Büchern, die ich ihr vorschlug, für "Mein Urgroßvater und ich" entschied.
Wie die meisten Bücher von James Krüss, die ich kenne, enthält es zahlreiche meist humoristische Gedichte und teils märchenhafte, teils satirische Erzählungen, eingebettet in eine Rahmenhandlung. Im vorliegenden Fall geht es in der Rahmenhandlung darum, dass der Ich-Erzähler – ein zehnjähriger Knabe, der in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts auf der Insel Helgoland aufwächst und von allen "Boy" gerufen wird – für eine Woche aus seinem Elternhaus ausquartiert wird, weil seine Schwestern die Masern haben und er sich nicht anstecken soll. Er wird daher im Haus einer seiner Großmütter untergebracht – der "Ober-Großmutter", wie sie genannt wird, weil sie oben auf dem Inselfelsen wohnt, im Gegensatz zur "Unter-Großmutter", deren Haus im Unterland liegt –, aber mit Vorliebe hält er sich in der Werkstatt seines Urgroßvaters auf. Dieser, der Vater der "Ober-Großmutter", war früher Hummerfischer, hat sich aber schon vor etwa zwanzig Jahren zur Ruhe gesetzt, um fortan Holzspielzeug zu drechseln und zu dichten. In der Woche, in der "Boy" bei der "Ober-Großmutter" wohnt, erzählt der Urgroßvater ihm allerlei Geschichten, und die beiden verfassen – gemeinsam oder auch um die Wette – Gedichte. Dass sie diese mit Zimmermannsbleistiften auf Holzbretter schreiben, zählt zu den liebevoll ausgemalten Details, die der Rahmenhandlung eine reizend skurrile Atmosphäre verleihen; ebenso auch, dass es in der Straße, in der die "Ober-Großmutter" wohnt, so windig ist, dass Urgroßvater und Urenkel sich jedesmal ihre Mützen aufsetzen, wenn sie vom Wohnhaus zur Werkstatt oder zurück gehen, obwohl es nur vier Schritte sind. Lehrreich ist das Buch im Übrigen auch noch: Am ersten Tag schlägt der Urgroßvater vor, in allen Geschichten, die er "Boy" in dieser Woche erzählt, und allen Gedichten, die die beiden schreiben, solle es um das Thema Sprache gehen. Zwar ist der Knabe von dieser Idee zunächst nicht begeistert, weil er fürchtet, das werde so "langweilig" werden "wie Grammatik in der Schule" (S. 25); aber dann lernt er – und mit ihm der Leser – durch die Erzählungen seines Urgroßvaters auf unterhaltsame Weise doch so allerlei über Sprachentwicklung, Wortbildung und Satzbau, über das grammatische Geschlecht in verschiedenen Sprachen, über die Schwierigkeiten des Übersetzens und über soziale Aspekte der Sprache. Ein unmittelbarer Erfolg der Lektüre war es, dass das Tochterkind angefangen hat, sich selbst Gedichte auszudenken. Derzeit lese ich es ihr, auf ihren ausdrücklichen Wunsch hin, zum dritten Mal vor; ich würde mal sagen, das spricht für sich.
- Matthias von Bornstädt: Die drei Magier – Das gestohlene Drachenfeuer. München: arsEdition, 2018.
Nachdem wir aus der "Drei Magier"-Reihe zuerst den zweiten Band, "Geheimnis im Geisterwald", gelesen hatten und dieses Buch bei beiden Kindern enorm gut angekommen war, stand es im Grunde außer Frage, dass wir noch mehr Bücher aus dieser Reihe würden lesen müssen; da traf es sich gut, dass uns bei unserem jüngsten gemeinsamen Büchereibesuch prompt der dritte Band, nämlich eben "Das gestohlene Drachenfeuer", in die Hände fiel. Um das Gesamturteil gleich mal vorwegzunehmen: Den Kindern gefällt dieser Band fast so gut wie "Geheimnis im Geisterwald" – "fast" deshalb, weil die lustigen Gespenster Glotzer und Heuler, die für sie absolute Sympathieträger waren, hier nicht erneut auftreten; dafür gibt es aber ein niedliches Drachenküken namens Zapfi –, und ich finde es sogar deutlich besser: Die Handlung ist spannender und besser konstruiert, außerdem mehren sich die Anzeichen, dass es zwischen der magischen Welt von Algravia und der Welt, in der die Protagonisten "normalerweise" leben, einen tieferen Zusammenhang gibt, als es zunächst den Anschein hatte. Ein klarer Pluspunkt ist auch, dass hier wieder der schon im ersten Band (den wir ja noch nicht gelesen haben) eingeführte böse Zauberer Rabenhorst als Gegenspieler mit von der Partie ist, während es in "Geheimnis im Geisterwald" gar keinen echten Antagonisten gab.
Aber mal von vorne: Mühlfeld, der Wohnort des Protagonistentrios Vicky, Conrad und Mila, wird von einem vorzeitigen Wintereinbruch heimgesucht, weshalb Conrads und Milas Tante Antonia, die eine Pflegestation für Igel betreibt, die Kinder beauftragt, im Wald nach Igeln zu suchen, die Hilfe brauchen. (Vgl. übrigens auch die Folge "Wie kommt der Igel durch den Winter?" aus der Tierdoku-Reihe "Anna und die wilden Tiere"!) Mitten in dieser Igelrettungsaktion werden Vicky, Conrad und Mila aber nach Algravia gerufen – wo es ebenfalls einen extremen Kälteeinbruch gegeben hat: In den Wäldern Algravias leben große Drachen, die mit ihrem inneren Feuer die ganze Umgebung erwärmen; und ein solcher Drache ist spurlos verschwunden. Zunächst müssen die drei Magier helfen, ein im Drachennest zurückgelassenes Ei auszubrüten, dann machen sie sich zusammen mit dem Drachenküken auf die Suche nach dessen Mutter – die, man ahnt es bereits, vom bösen Zauberer Rabenhorst entführt wurde.
Bemerkenswert und originell erscheint es mir – angesichts der Tatsache, dass das Thema Klimawandel heutzutage vielfach schon in Kinderbüchern zur Sprache gebracht wird –, dass hier gerade nicht die Erderwärmung als Problem bzw. Gefahr dargestellt wird, sondern gerade das Gegenteil. Interessant ist auch, dass, nachdem in "Geheimnis im Geisterwald" die freche und draufgängerische Vicky das profilierteste Mitglied des Heldentrios war, in "Das gestohlene Drachenfeuer" eher die sanfte und fürsorgliche – man könnte sagen: "traditionell feminine" – Mila im Mittelpunkt steht.
Insgesamt muss man allerdings konstatieren, dass die "Drei Magier"-Reihe Vergleich zu den anderen hier besprochenen Büchern eher simpel gestrickt und auch stilistisch eher anspruchslos ist; folgerichtig ist "Das gestohlene Drachenfeuer" unter den Gutenachtlektüren der letzten Wochen das einzige Buch, bei dem das Tochterkind nie eingeschlafen ist. Macht aber nichts: Die Buchreihe macht Laune, und ich denke, wir werden den ersten und den vierten Band auch noch lesen. Mehr sind meines Wissens nicht erschienen, und da die Veröffentlichung des bislang letzten Teils schon fast sechs Jahre her ist, ist mit einer weiteren Fortsetzung wohl nicht unbedingt zu rechnen.
- Narinder Dhami: Alice Fernsehsuperstar. Aus dem Englischen von Hanna Hammer. Hamburg: Carlsen, 2001.
Ein weiterer Fund aus einer Büchertelefonzelle, oder vielleicht sogar aus dem von uns selbst installierten Büchertauschregal im Vorraum der Besuchertoilette von Herz Jesu Tegel. Dass ich mich daran nicht mehr so genau erinnere, hat auch damit zu tun, dass es ewig bei uns herumlag, ehe wir mal dazu kamen, es zu lesen. In dem Buch geht es um Reality-TV; das ist nicht zuletzt deshalb interessant, weil die deutsche Fassung erstmals 1998, die britische Originalausgabe 1996 erschien – zu einer Zeit also, als das Reality-TV noch in den Kinderschuhen steckte: Vieles, was zur Entstehungszeit des Buches noch arg dick aufgetragen wirken mochte, ist inzwischen längst von der Realität überholt worden.
Titelheldin und Ich-Erzählerin des Buches ist die 11jährige Alice Mackenzie aus Wolverhampton, die als das einzige "normale", unauffällige Mitglied einer exzentrischen Familie vorgestellt wird: Der Vater ist Busfahrer, wollte in seiner Jugend aber eigentlich Fußballprofi werden und trauert dieser verpassten Karriere immer noch hinterher; die Mutter führt mit einer Laienspielgruppe Musicals auf; die ältere Schwester will Model werden, der Bruder Rockstar. Als die Mackenzies aus dem Radio erfahren, dass für ein Reality-TV-Format eine "ganz normale britische Familie" gesucht wird, die bereit ist, sechs Wochen lang ihren Alltag filmen zu lassen, sind die Mackenzies Feuer und Flamme – nur Alice hat Bedenken. Als die Mackenzies dann tatsächlich aus rund 500 Familien, die sich für die Sendung beworben haben, ausgewählt werden und ein Fernsehteam bei ihnen einzieht, versucht Alice sich zunächst unauffällig im Hintergrund zu halten, ist dann aber doch irgendwie enttäuscht, dass sie in den ersten beiden Folgen der Sendung fast gar nicht vorkommt und das Publikumsinteresse sich auf ihre Geschwister konzentriert. Und dann avanciert Alice – ausgerechnet durch eine Szene, von der sie gehofft hatte, sie würde aus der Sendung herausgeschnitten – unverhofft zum Publikumsliebling...
Das Interesse des Tochterkindes an diesem Buch hielt sich zunächst deutlich in Grenzen, während mir die ersten Seiten den Eindruck vermittelten, es mit einer turbulenten und witzigen, ansonsten aber nicht besonders bemerkenswerten Geschichte zu tun zu haben. Im weiteren Verlauf gelang es dem Buch dann aber, uns beide positiv zu überraschen: Je weiter die Handlung voranschritt, desto besser fanden wir das Buch; turbulent und witzig war es durchaus, aber eben nicht nur. Das Verhältnis der Familienmitglieder zueinander, und wie dieses durch die permanente Beobachtung durch Fernsehkameras beeinflusst (um nicht zu sagen beeinträchtigt) wird, wird eindringlich und überzeugend dargestellt, und auf diese Weise transportiert die Romanhandlung – was vom ersten Eindruck her nicht unbedingt zu erwarten gewesen war – eine durchaus ernstzunehmende Medienkritik. Dass das Geschehen konsequent aus der Sicht eines elfjährigen Mädchens geschildert wird, das lange Zeit nicht durchschaut, wie die Regisseurin der Sendung, um den Zuschauern eine spannungsreiche Handlung bieten zu können, die Familienmitglieder manipuliert und gegeneinander ausspielt, erweist sich dabei als besonders wirkungsvoll.
Soviel für diesmal; in der nächsten Folge dieser Reihe wird es u.a. um den ersten Teil der "Ostwind"-Reihe und wahrscheinlich auch um den vierten "Ruby Fairygale"-Band gehen.
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