Samstag, 28. Oktober 2023

Creative Minority Report Nr. 1

Herzlich willkommen beim neuen Wochenbriefing, Leser! Heute ist das Fest der Apostel Simon und Judas, und das ist für meine Liebste und mich insofern ein bedeutsames Datum, als wir heute vor zwei Jahren einvernehmlich den Entschluss gefasst haben, hinsichtlich unseres Engagements in Sachen Laienapostolat den Staub der Pfarrei Herz Jesu Tegel (jetzt St. Klara Reinickendorf-Süd) von unseren Schuhen zu schütteln und uns ein neues Feld für unsere Aktivitäten zu suchen. Darüber, wie viel wir damit in den seither ins Land gegangenen zwei Jahren erreicht haben, mag sich der geneigte Leser selbs8t ein Urteil bilden; unabhängig davon habe ich seit Beginn des Rosenkranzmonats so eine eigentümliche Vorahnung, dass große Dinge bevorstehen, und da trifft es sich ja wohl ganz gut, unter einem neuen Reihentitel eine neue Ära der Wochenbriefings einzuläuten. Also zur Sache! 


Was bisher geschah 

Am Sonntag wurde unser Tochterkind sechs Jahre alt, und die Vorbereitungen auf diesen großen Tag hielten uns schon einige Tage vorher ordentlich auf Trab (s. "Ein offenes Haus – reloaded"). Am selben Tag hatten meine Liebste und ich äußerdem Kupferne Hochzeit, aber das ging im Kindergeburtstags-Trubel ein bisschen unter. Ist aber nicht schlimm: Eh' man sich's versieht, sind die Kinder so groß, dass sie ihren Geburtstag lieber ohne die Eltern feiern wollen, und dann werden wir unsere Hochzeitstage in trauter Zweisamkeit feiern, wie sich das gehört. – Im Übrigen sind in Berlin und Brandenburg jetzt erst mal Herbstferien, das heißt, meine Liebste muss nicht zur Arbeit und das Tochterkind nicht zur Schule (wobei von "zur Schule müssen" bei ihr ja eigentlich gar keine Rede sein kann, im Gegenteil, wir können schon froh sein, wenn sie nicht allzu traurig darüber ist, in den Ferien nicht zur Schule zu dürfen). Wir haben in den zurückliegenden Tagen also ziemlich viel "Familienzeit" gehabt; zu besonders herausragenden Aktivitäten waren wir nach der großen Kindergeburtstags-Action erst mal nicht aufgelegt, außer dass die Liebste und die Kinder am Mittwoch in den Zirkus gingen – da ging ich aber nicht mit. Am Donnerstag vormittag war ich mit dem Tochterkind in Prenzlauer Berg (Schönhauser Allee/Eberswalder Straße/Kastanienallee) unterwegs und sah dabei erstmals im öffentlichen Raum ein Rekrutierungsplakat der "Letzten Generation" (vulgo "Klima-Kleber") – woran wohl deutlich wird, dass ich nicht mehr so oft in solchen Gegenden unterwegs bin wie früher... Auf einige Gedanken, die sich mir beim Anblick dieses Plakats aufdrängten, werde ich aus Platz- und Zeitgründen wohl nächste Woche zurückkommen müssen. – Am Freitag, also gestern, stand dann mal wieder etwas Spannendes in meinem Terminkalender: In Herz Jesu Tegel gibt es – ich bin geneigt zu sagen: wieder einmal – Streit um die Ausrichtung des Pfarrbriefs; nun war ein Krisengespräch anberaumt worden, und eine der Konfliktparteien hatte mich eingeladen, daran teilzunehmen, da sie sich von mir Unterstützung für ihre Position erhoffte. Da ich ja nun auch so meine Erfahrungen mit dieser Pfarrbriefredaktion habe, nahm ich diese Einladung gern an; aber auch darauf werde ich aus den besagten Platz- und Zeitgründen im nächsten Wochenbriefing zurückkommen müssen, und auf die tieferen Hintergründe vielleicht sogar in einem separaten Artikel. Vorerst nur soviel: Das Ergebnis der Sitzung war zwar vorhersehbar – die Pfarrbriefredaktion ist überzeugt, dass sie alles richtig macht und sich von niemandem reinreden zu lassen braucht –, aber der Verlauf der Debatte war absurdes Theater vom Feinsten, einschließlich eines Auftritts des Pfarrers als Springteufelchen aus der Kiste. (Das kann ich umso ungenierter schreiben, als der Pfarrer mir bei dieser Gelegenheit versicherte, er lese meinen Blog "sowieso nicht". Dass er diese Mitteilung so wichtig fand, dass er dafür mitten in seinem dramatischen Abgang noch einmal umkehrte, wirft nun auch wieder Fragen auf, aber dazu, wie gesagt, demnächst mehr.) 


Was ansteht 

Im Baumhaus, wo wir schon wieder allzu lange nicht mehr waren, ist heute "Community Day & Night", und es steht durchaus die Möglichkeit im Raum, dass wir da nach der Veröffentlichung dieses Artikels noch hinfahren, zum Abendessen und um an der "News You Can Use"-Runde teilzunehmen; vielleicht aber auch nicht – in den nächsten Wochen folgen noch ein paar weitere interessante Gelegenheiten für einen Besuch dieser Location. Ansonsten ist die kommende Woche geprägt vom "Herbst-Triduum" (Halloween, Allerheiligen, Allerseelen); detaillierte Pläne haben wir noch nicht gemacht, allerdings hoffe ich, dass wir es schaffen werden, an mindestens zwei dieser drei Tage in Haselhorst und/oder Siemensstadt zur Messe zu gehen. Im Übrigen sei hier einmal mehr auf die Bedingungen zur Erlangung des Allerseelenablasses hingewiesen. – Was die Woche sonst noch bringt, wird sich zeigen; aber dass mir der Stoff zum Bloggen ausgehen könnte, steht definitiv nicht zu befürchten... 


Ein offenes Haus – reloaded 

Langjährige Leser werden sich vielleicht noch an den Artikel über unsere Wohnungseinweihung vor über sechs Jahren erinnern; darin bezeichnete ich es gleich einleitend als eine besonders erfreuliche Eigenschaft unserer damals neuen Wohnung, dass wir darin "Besuch empfangen können", was "in der alten Wohnung schon aus Platzgründen schlechterdings nicht möglich" gewesen sei. Im weiteren Verlauf des Artikels folgten dann noch einige Anmerkungen dazu, dass Gastfreundschaft nicht von ungefähr ein wichtiger Bestandteil der Benedikt-Option sei und wie sehr wir uns, nachdem uns der "Wohnungseinweihungs-Tag ausgesprochen viel Freude bereitet" habe, darauf freuten, in Zukunft öfter Gäste zu empfangen. Gemessen daran muss man feststellen, dass wir in den zurückliegenden Jahren längst nicht so viel Besuch in unserer Wohnung empfangen haben, wie man denken könnte und wie wir uns das wohl auch selbst vorgestellt hätten. Zum Teil lag das sicherlich daran, dass ein nicht ganz geringer Teil dieser Zeitspanne von der Corona-Pandemie geprägt war; zu einem anderen und vielleicht noch entscheidenderen Teil aber daran, dass weder meine Liebste noch ich besonders gut darin sind, die Unordnung, die in einem Haushalt mit zwei kleinen Kindern nahezu unvermeidlich entsteht, in annähernd demselben Tempo, wie sie entsteht, wieder zu beseitigen – und infolgedessen befand sich die Wohnung schon seit längerer Zeit in einem Zustand, den man Gästen nicht gern zumuten möchte. 

Aber dann stand, wie oben erwähnt, der 6. Geburtstag unseres Tochterkindes an. Zeitweilig überlegten wir, die ganze Feier auf den Waldspielplatz Hermsdorf zu verlegen; aber dann wurde es ab ca. Mitte Oktober so kalt und regnerisch, dass wir diese Idee fallen ließen und die Gäste doch zu uns nach Hause einluden. Was bedeutete, dass wir im Vorfeld erst mal gründlich aufräumen und putzen mussten. Damit beschäftigten wir uns in der Woche vor dem Kindergeburtstag immer dann, wenn gerade etwas Zeit war, und am Samstag dann den ganzen Tag und mit Unterstützung meiner Schwiegermütter. Mitten in der Arbeit stellte ich zu meiner großen Überraschung fest, dass ich sogar Spaß daran hatte. Und ich darf sagen, das Ergebnis kann sich im wahrsten Sinne des Wortes sehen lassen

Gut sortiert ist auch das Regalfach für großformatige Kinderbücher.

Diese Flyer-Kombination habe ich tatsächlich so beim Aufräumen gefunden und erst auf den zweiten Blick bemerkt, dass das "nicht so gehört". 

Diese hier habe ich daraufhin allerdings absichtlich so arrangiert. 

Schön am Aufräumen ist ja auch, dass man in der Wohnung Dinge wiederfindet, von denen man allenfalls noch dunkel ahnt, dass man sie mal besessen hat. Dazu gehörten bei dieser Aufräumaktion etwa: 
Ich schätze, diese Dinge werde ich – vielleicht mit Ausnahme des Besucherzählers, aber warten wir's mal ab – in naher Zukunft gut gebrauchen können; das Arbeitsbuch zum Thema Leiterschaft stammt offenbar aus der charismatischen Ecke, aber das spricht ja nicht unbedingt gegen seine Brauchbarkeit. 

Beim Kindergeburtstag tummelten sich in unserer Wohnung jedenfalls, uns selbst eingeschlossen, sieben Kinder und fünf Erwachsene; von drei weiteren Freundinnen unserer Tochter war eine krank, eine verreist und eine anderweitig verhindert, aber jedenfalls war es eine sehr fröhliche Feier, alle verstanden sich gut miteinander – auch die Erwachsenen –, und wir haben definitiv Lust bekommen, uns demnächst öfter Gäste nach Hause einzuladen. 

Als schwierig erwies sich inmitten des ganzen Kindergeburtstags-Trubels allerdings die Erfüllung der Sonntagspflicht. Zwischenzeitlich hatten wir erwogen, es wäre wohl am praktischsten, am Samstag zur Vorabendmesse zu gehen, aber dann ließ uns der Großputz keine Zeit dazu; am Sonntagvormittag standen dann noch letzte Vorbereitungen für die Party an, wozu es u.a. gehörte, zusammen mit den Kindern einen Kuchen zu backen. Richtige Frühmessen – um 8 Uhr oder früher – scheint es nicht mehr zu geben, wahrscheinlich weil es keine Dienstboten mehr gibt, die ihren Kirchgang vor der Herrschaft erledigen mussten, damit, wenn die Herrschaft aus der Kirche nach Hause kommt, der Sonntagsbraten auf dem Tisch steht. Zeitweilig erwog ich als Notlösung, nach der Geburtstagsfeier zur Abendmesse in Herz Jesu Tegel zu gehen; immerhin standen die Chancen nicht schlecht, dass die üblichen Verdächtigen aus der Gemeinde, denen man lieber nicht begegnen wollte, schon morgens gegangen sein würden. Ein Minuspunkt war es hingegen, dass, wie der online veröffentlichte Zelebrationsplan verriet, der leitende Pfarrer der Großpfarrei St. Klara diese Messe hielt. Na gut, sagte ich mir, schauen wir erst mal, welche Lesungen diesen Sonntag dran sind. Aber ach – wie sich zeigte, sah die Leseordnung für diesen Sonntag Matthäus 22,15-21 als Evangelium vor: "Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist". Und so leid es mir tut: Eine Predigt dieses Pfarrers über diese Perikope tue ich mir nicht an. Ich kann mir nur allzu lebhaft vorstellen, was er daraus machen würde. – Zur selben Zeit hätte es auch in St. Clemens am Anhalter Bahnhof eine Abendmesse gegeben, aber letzten Endes ging die Geburtstagsfeier so lange, dass wir es in überhaupt keine Kirche mehr schafften. So bedauerlich ich das finde, bin ich aber doch immerhin der Meinung, man kann uns nicht nachsagen, wir hätten die Sonntagspflicht leichtfertig und schuldhaft missachtet... 


Wenn der Vater mit dem Sohne 

Wer hätte gedacht, wie schwer es ist, in Berlin gebrauchte, gut erhaltene Kinderkleidung loszuwerden? Beim JAM hatte man uns den Tipp gegeben, es beim "Fairkaufhaus" in Spandau zu versuchen; ich erkundigte mich also online nach den Öffnungs- bzw. Warenannahmezeiten und brach am Donnerstag vor der großen Kindergeburtstags-Action mit einem Wanderrucksack voller Kinderklamotten dorthin auf. Unseren Jüngsten nahm ich mit, damit meine Liebste, die noch krankgeschrieben war, zu Hause etwas Ruhe hatte. Es war früher Nachmittag, das Wetter war mies und der Bus kämpfte sich quälend langsam durch den Verkehr; zudem war der Jüngste einmal mehr in recht rebellischer Stimmung. Ich war also schon reichlich gestresst, als ich an der Haltestelle Rathaus Spandau ankam; und als wir nach knapp zehn Minuten Fußweg im Regen schließlich vor einem Aushang stand, der darüber informierte, dass der Laden (einschließlich der Spendenannahme) an ausgerechnet diesem Tag geschlossen war, hatte ich do richtig den Kanal voll. Wir traten sofort den Rückweg an, aber während der Busfahrt regte sich bei mir dann doch der Wunsch, wenigstens noch einen Versuch zu unternehmen, nicht unverrichteter Dinge nacu Hause zurückzukehren. Quasi gerade noch rechtzeitig fand ich mittels einer raschen Online-Recherche heraus, dass der Kiezladen der Stadtmission in Tegel-Süd so gut wie auf dem Weg lag, also unterbrachen Sohnemann und ich unsere Heimfahrt, um diesem Laden die Klamotten aus meinem Rucksack anzubieten. – 

Der Weg von der Bushaltestelle Kamener Weg zum Kiezladen der Stadtmission führte geradewegs durch die Hinterhöfe einer Plattenbausiedlung, vorbei an einem "Stadtteilladen" (mit Büchertauschregal) und einem "Nahkauf", und mir ging wieder durch den Kopf, was ich vor gut zwei Jahren schon einmal festgehalten hatte: "Gegenüber dem von Altbauten geprägten, fast kleinstädtisch anmutenden Alt-Tegel wirkt Tegel-Süd wirklich wie eine andere Welt". Bei dieser Gelegenheit hatte ich auch die Einschätzung festgehalten, das Plattenbau-Ghetto von Tegel-Süd könnte "[e]igentlich ein ganz interessantes Pflaster für Neuevangelisierung" sein. Die Stadtmission scheint das ja durchaus ähnlich zu sehen, aber was macht eigentlich die inzwischen zur Großpfarrei St. Klara gehörende Gemeinde St. Bernhard in dieser Hinsicht? Ehrlich gesagt weiß ich es nicht; was ich hingegen weiß, ist, dass im ehemaligen Pfarrhaus von St. Bernhard eine Wohnung frei sein müsste, da der Pfarrvikar, der dort bisher seine Dienstwohnung hatte, sich gerade ans andere Ende Berlins hat versetzen lassen. Theoretisch wäre da also wohl Platz für einen "Kiezpastoral"-Standort (wie ich das mal so ad hoc nennen würde); aber unter dem derzeitigen Pfarrer wird das wohl nichts... 

Das aber mal nur zwischendurch. Im Kiezladen der Stadtmission empfingen uns zwei ältere Damen, die mir bedauernd mitteilten, der Laden nehme keine Kinderkleidung mehr an, denn die Erfahrung habe gezeigt, dass sie sich nicht verkaufe: "Die Leute kaufen lieber neue Sachen billig bei Kik." Immerhin gaben sie mir noch den Tipp, ich solle es mal bei der NochMall in der Auguste-Viktoria-Allee versuchen; dorthin schaffte ich es aber nicht mehr sm selben Tag, denn ich musste das Tochterkind von der Schule abholen. 

Am Freitagvormittag, während das Tochterkind in der Schule und die Liebste bei einer Fortbildung war, erledigte ich zusammen mit dem Jüngsten eine Reihe von Besorgungen, die mehr oder weniger direkt mit dem bevorstehenden Kindergeburtstag zusammenhingen, und als letzten Punkt unserer "Zu-erledigen-Liste" steuerten wir die NochMall an. Dort ging es anders zu als bei den Läden, die wir tags zuvor vergeblich aufgesucht hatten: Bei der Warenannahme waren zwei Mitarbeiter beschäftigt, von denen einer mich ohne Umschweife fragte, ob ich etwas abgeben wolle; als ich bejahte und erklärte, ich hätte den Rucksack voll mit Kinderkleidung, reichte er mir eine Plastikbox, in die der Inhalt des Rucksacks bemerkenswert exakt hineinpasste; dann fragte er mich, ob ich einen Einkaufsgutschein möchte, ich bejahte, er gab mir einen, und damit war die Transaktion erfolgreich abgeschlossen. Cool, ich glaube, da gehe ich bei Gelegenheit nochmal(l) hin. Höhö. 

Übrigens ist es von der NochMall nicht weit nach St. Rita, daher dachte ich mir, man könnte zum feierlichen Abschluss der erfolgreich erledigten Besorgungen des Tages in der dortigen Kapelle eine kleine Lobpreisandacht abhalten. 


Der Jüngste war dieser Idee auch durchaus nicht abgeneigt, nur leider in allzu aufgekratzter Stimmung: Nachdem er es trotz mehrfacher Ermahnung nicht lassen konnte oder wollte, auf den Kirchenbänken herumzuklettern, sah ich mich genötigt, die Andacht nach zwei Liedern und zwei Psalm-Abschnitten abzubrechen. Eine recht frustrierende Erfahrung – aber ehrlicherweise muss man sagen, angesichts der Tatsache, dass der junge Mann gerade im klassischen Trotzalter ist, kann man froh sein, dass dieses Benehmen bei ihm nicht öfter vorkommt. 


Neues aus Synodalien 

Während von der Weltsynode über Synodalität nur wenig Berichtenswertes an die Öffentlichkeit dringt, sorgt häretisch.de sich um die vakanten deutschen Bistümer. "Keine neuen Bischöfe – Der Papst lässt Deutschland zappeln" ist ein "Standpunkt"-Kommentar des Redaktionsmitglieds Tobias Glenz überschrieben, den man wohl als vorläufigen Höhepunkt der Befassung des umstrittenen Portals mit diesem Thema bezeichnen darf. "Verdächtig viel Zeit", meint Glenz, lasse der Papst sich mit der Neubesetzung verwaister deutscher Bischofsstühle. Dass Glenz hier das Wort "verdächtig" benutzt, ist nicht nur eine Redensart; er meint das tatsächlich so. Wessen genau der häretisch.de-Redakteur den Nachfolger Petri verdächtigt, ist durchaus eine nähere Betrachtung wert; dasselbe gilt für einen Leitartikel von Pater Manfred Kollig SSCC, dem Generalvikar des Erzbistums Berlin, in der Oktober-Ausgabe der Zeitschrift "Auf dem Weg – Das Magazin für die Pfarreien und Pastoralen Räume", die ich unlängst in Herz Jesu Tegel habe ausliegen sehen. Zu diesen beiden Themen folgt also demnächst – erstmals! – eine aus dem Wochenbriefing ausgegliederte Folge von "Neues aus Synodalien"...! 


Aktuelle (Bett-)Lektüre 

Diese Rubrik böte sich eigentlich mehr als jede andere dazu an, aus dem Wochenbriefing ausgegliedert zu werden, aber erst einmal bin ich meinen Lesern noch ein abschließendes Urteil zu dem Buch "Ruby Fairygale – Der Ruf der Fabelwesen" von Kira Gembri schuldig. Nachdem ich das Buch zu Ende gelesen habe, muss ich sagen, dass ich dieses Buch nicht ganz so gut finde, wie ich eigentlich möchte; oder andersherum ausgedrückt, ich finde es gut genug, um mir zu wünschen, es wäre noch etwas besser. Wie sich wohl schon in meiner Teil-Besprechung von voriger Woche abgezeichnet hat, entzündet sich meine Kritik – einmal abgesehen von Kleinigkeiten wie etwa, dass die (österreichische) Autorin "ekelig" und "nebelig" schreibt und wiederholt das Wort "Gehorsamkeit" benutzt, das es schlichtweg nicht gibt – hauptsächlich an dem unausgewogenen Verhältnis zwischen den realistischen und den phantastischen Elementen der Handlung. Ich erwähnte ja bereits, dass die Entwicklung der Freundschaft zwischen Ruby und Noah der Teil der Handlung ist, der mich am meisten interessiert und der mir auch am gelungensten erscheint; der Umstand, dass es in einer kleinen Bucht am nördlichen Ufer der Insel eine "magische Pflegestation" gibt, in der Ruby und ihre "Nana" kranke und verletzte Fabelwesen betreuen, ist mit dieser Handlung durchaus sinnvoll verknüpft, aber ich werde dennoch den Eindruck nicht los, man hätte dieses Element getrost weglassen bzw. hinsichtlich seiner dramaturgischen Funktion im Handlungsverlauf durch etwas Anderes ersetzen können, und das wäre unter dem Strich besser für das Buch gewesen. 

Das heißt nicht, dass ich grundsätzlich etwas gegen phantastische Elemente in Kinder- und Jugendbüchern hätte. Vom Großmeister des Genres, Michael Ende, gibt es mehrere fulminante Essays zur Verteidigung des Phantastischen in der Kinder- und Jugendliteratur, aber die brillanteste und zitierwürdigste Apologie findet sich in seiner Unendlichen Geschichte – wo er seinen Protagonisten Bastian Balthasar Bux sinnieren lässt: 

"Er mochte keine Bücher, in denen ihm auf eine schlechtgelaunte und miesepetrige Art die ganz alltäglichen Begebenheiten aus dem ganz alltäglichen Leben irgendwelcher ganz alltäglichen Leute erzählt wurden. Davon hatte er ja schon in Wirklichkeit genug, wozu sollte er auch noch davon lesen? Außerdem hasste er es, wenn er merkte, dass man ihn zu was kriegen wollte. Und in dieser Art von Büchern sollte man immer, mehr oder weniger deutlich, zu was gekriegt werden.

Was ich an "Ruby Fairygale – Der Ruf der Fabelwesen" kritisiere, ist nicht, dass darin Kobolde und Feen vorkommen, sondern dass sie so unnötig, so verzichtbar wirken. Um es paradox auszudrücken: Gerade die phantastischen Elemente des Romans wirken wenig phantasievoll; es hätte erheblich mehr Kreativität erfordert, die Geschichte ohne sie zu erzählen. Dabei bringt der Roman eigentlich alle Voraussetzungen mit, um auch ohne übernatürliche Elemente eine spannende, anrührende und amüsante Handlung in malerischer Kulisse und mit skurrilen, liebevoll gezeichneten Charakteren zu bieten – ähnlich wie es, da wiederhole ich mich gern, in "Ein Baum voller Geheimnisse" von Natalie Standiford oder "Dumme Ideen für einen guten Sommer" von Kiera Stewart der Fall ist. An dieser Stelle sei daran erinnert, dass es im "Baum voller Geheimnisse" effektvoll in der Schwebe bleibt, ob in dem titelgebenden Baum tatsächlich ein Geist lebt, der sich von den Geheimnissen der Leute ernährt, oder ob das nur ein lokaler Aberglaube ist. So etwas wäre in "Ruby Fairygale" auch möglich gewesen; in gewissem Sinne gehört der Glaube an Feen und Kobolde im ländlichen Irland ja zum Lokalkolorit. 

Bei aller Kritik muss man aber doch sagen, dass das Buch nicht nur dem Tochterkind, sondern auch mir gut genug gefallen hat, dass wir uns demnächst mal in der Bücherei nach der Fortsetzung "Ruby Fairygale – Die Hüter der magischen Bucht" umschauen wollen. Zum Ende von Band I hin hat nämlich der Verdacht, Ruby besitze selbst magische Fähigkeiten, von denen sie nichts weiß, neue Nahrung erhalten... 


Geistlicher Impuls der Woche 

"Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch." (Joh 20,21) Mit diesen Worten erwählte unser Herr Jesus Christus die Führer und Lehrer des Erdkreises, die Verwalter seiner göttlichen Mysterien. Er befahl ihnen, wie Lampen zu leuchten. Unser Herr Jesus Christus berief zu der ruhmvollen Sendung vor allen andern seine Jünger. Von ihnen sagt der Herr, er sende sie, wie ihn der Vater gesandt hat. Damit betont er die Würde der Sendung und den makellosen Glanz der ihnen verliehenen Vollmacht. Zugleich deutet er ihnen damit offenbar den Weg der apostolischen Aufgabe an. Denn wenn er es für gut hielt, seine Jünger so auszusenden, wie ihn der Vater gesandt hat, mussten sie dann nicht notwendig beachten, mit welchem Auftrag der Vater den Sohn sandte, da sie doch zu dem nämlichen Tun bestimmt waren? Der Herr hat uns die Art seiner Sendung auf vielerlei Weise erklärt. Einmal sagt er: "Ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten" (Mt 9,13), ein andermal: "Ich bin nicht vom Himmel herabgekommen, um meinen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat" (Joh 6,38). Und wieder: "Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird" (Joh 3,17). In wenigen Worten fasst er das Ziel der Sendung zusammen, wenn er sagt, er sende sie so wie der Vater ihn. Von da aus sollten die Jünger die Pflicht erkennen, die Sünder zur Umkehr zu rufen, alle zu heilen, die an Leib und Geist erkrankt sind, in der Ausübung ihres Amtes nicht ihren eigenen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, der sie gesandt hat, und, soweit wie möglich, durch ihre Lehre die Welt zu retten. Wir werden finden, wie sich die heiligen Jünger in all dem durch Eifer auszeichneten.  

(Cyrill von Alexandrien, Kommentar zum Johannesevangelium) 


Ohrwurm der Woche 

Georgia Satellites: Keep Your Hands to Yourself

Auch ein bemerkenswertes Fundstück bei der großen Aufräumaktion war eine knapp 30 Jahre alte Audio-Kassette, auf deren einer Seite ein Mitschnitt einer Probe meiner damaligen Band zu hören war (u.a. mit drei noch sehr unausgereiften Eigenkompositionen, die wir, soweit ich mich erinnere, nie so richtig ausgearbeitet haben, was schade ist, da ich finde, sie hätten durchaus Potential gehabt), und auf der anderen Seite "Inspirationsmusik", die unser Gitarrist zusammengestellt hatte, gewissermaßen als Muster für seine Vorstellungen davon, in welche Richtung sich unsere Musik stilistisch entwickeln sollte. Neben ein paar Stücken vom damals aktuellen Aerosmith-Album "Get a Grip" und älteren Bon-Jovi-Nummern (aus der Zeit, "als die noch cool waren") findet sich in dieser Sammlung auch dieser überraschend countrymäßig tönende Song. Na ja, sagen wir: country-punkig. Sofern es so etwas überhaupt geben kann. Ich hatte den Song inzwischen total vergessen, was dafür spricht, dass ich ihn in den letzten drei Jahrzehnten weder in Bars oder auf Partys noch im Radio gehört habe; dabei war er zu seiner Zeit ein Riesenhit, der es in den US-Singlecharts anno 1986 bis auf den zweiten Platz brachte. Hinter Bon Jovi, übrigens. 


3 Kommentare:

  1. Mindestens "ekelig" (gerne auch, insbesondere bei weiblichen Teenagern, "e! ke! lick!") ist ein völlig normales Wort... (S. c. n. r.)

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  2. Service: Sonntagabendmesse in Spandau regelmäßig um 18.00 Uhr in St. Markus, Am Kiesteich 50, 13589 Spandau, Pfarrrei St. Johannes der Täufer (https://www.st-markus-berlin.de/termine/gottesdienstordnung.html), Buslinien ab Rathaus Spandau: X 37, M 37, 137.

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  3. "und wiederholt das Wort "Gehorsamkeit" benutzt, das es schlichtweg nicht gibt"

    https://www.dwds.de/wb/Gehorsamkeit

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