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Dienstag, 29. September 2015

Meine Liebste ist so hardcore... [*]

[* Eigentlich wollte ich meine Liebste überreden, zum im Folgenden geschilderten Social-Media-Scharmützel etwas auf ihrem eigenen Blog zu schreiben. Aber sie war der Meinung, sie habe auf Facebook schon genug zur Sache gesagt, und wollte die ganze Angelegenheit nicht noch einmal von vorn aufdröseln. Na gut - dann also ich! :) ] 

Die Katholische Kirche hat in Deutschland 27 Bistümer, darunter sieben Erzbistümer; soweit ich es auf die Schnelle eruiert habe, betreiben 20 davon, darunter vier Erzbistümer, eine Facebook-Seite. (Wie viele obendrein oder stattdessen auf Twitter aktiv sind, habe ich nicht überprüft, möchte bei dieser Gelegenheit aber mal zu Protokoll geben, dass der Twitter-Account des Bistums Trier mich geblockt hat, weil ich angeblich "beständig getrollt" habe und mich "unsachlich und beleidigend" geäußert haben soll. Ich kann mich gar nicht daran erinnern, was ich den Leuten Böses getan habe, mag aber auch nicht mein gesamtes Tweet-Archiv danach durchforsten. Egal - zurück zum Thema Facebook.) - Sieben der 20 Bistumsseiten habe ich mit "gefällt mir" markiert und somit deren Aktualisierungen abonniert; warum nur diese und die anderen nicht, kann ich gar nicht so genau sagen - das hat sich in den meisten Fällen wohl einfach "so ergeben". Bei zweien allerdings lässt sich der Grund recht eindeutig benennen: Die Seite des Erzbistums Berlin habe ich abonniert, weil ich dort lebe, und die des Bistums Münster, weil ich dort geboren und aufgewachsen bin. Letzteres ist für die Social-Media-Redakteure des Bistums Münster vermutlich kein allzu großer Grund zur Freude - denn ich lege mich mit einer gewissen Regelmäßigkeit mit ihnen an. Anlass hierfür sind praktisch stets die Tagesimpulse der Bistumsseite, die in der Regel gegen 7 Uhr morgens gepostet werden und für gewöhnlich aus einem postkartentauglichen Landschafts- oder Blumenbild und einem mittelprächtigen Poesiealbenspruch bestehen. - Gegen schöne Bilder auf Facebook hat im Grundsatz wohl so gut wie niemand etwas, und auch die Verslein sind durchaus nicht immer ausgesprochen schlecht. Allerdings haben sie nur in den seltensten Fällen etwas mit dem christlichen Glauben zu tun - umso mehr dafür mit modischer Wellness-Spiritualität und esoterischem Klumpatsch. Und das finde ich für die Facebook-Präsenz eines katholischen Bistums dann doch etwas schwach; und übrigens, wie sich noch zeigen wird, nicht nur ich

Am Montag, dem Tag der Hl. Lioba, des Hl. Wenzel und des Hl. Lorenzo Ruiz samt Gefährten, beglückte das Bistum Münster seine Facebook-Fans mit dem Bild eines Sonnenauf- oder vielleicht auch -untergangs hinter einem malerischen Ensemble von Birken, garniert mit einem Gedicht von Susanne Niemeyer. Die Autorin war mir bis dato unbekannt, aber Onkel Google wusste Rat: Susanne Niemeyer, geboren 1972, lebt und arbeitet in Hamburg, war mal Pressereferentin bei der Evangelischen Kirche, dann Redakteurin bei der Zeitschrift Andere Zeiten und ist heute Kolumnistin, Buchautorin - und Bloggerin. Außerdem designt sie Postkarten. Das passt ja. -- Was die Frau so schreibt, erinnerte mich insgesamt ein wenig an die württembergische Pastorin und Bloggerin Frau Auge, deren dichterisches Schaffen ich unlängst etwas übellauning als "Hausfrauenlyrik" qualifizierte; im direkten Vergleich muss ich Frau Auge nun aber ein Stück weit Abbitte leisten, denn in Sprache und Form sind ihre Werke denn doch um einige Grade kunstvoller als die der Kollegin Niemeyer. Gemeinsam ist beiden jedoch eine gewisse Grundstimmung, die mich immer ein wenig an postfeministische Frauenromane erinnert: ein Lebensgefühl, das - so mein ganz subjektiver und sicher nicht vorurteilsfreier Eindruck - darin kulminiert, das höchste Glück auf Erden sei es, sich neue Schuhe zu kaufen und abends in der Badewanne ein Glas Wein zu trinken. 

Das Gedicht, das das Bistum Münster am Montag brachte, zitiere ich hier - um Scherereien mit dem Urheberrecht aus dem Weg zu gehen - nicht in voller Länge, sondern verlinke es nur. Es findet sich gleichlautend auch auf dem Blog der Autorin, dort unter dem Titel Beim Scheitern zu sagen

Jede der vier Strophen des Gedichts beginnt mit den Worten "ich glaube"; man kann also sagen, es ist ein Glaubensbekenntnis - aber eines, das mit dem Nicäno-Konstantinopolitanum, dem Apostolischen oder auch dem Athanasianischen Glaubensbekenntnis nichts gemein hat. Nicht der Glaube an den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist wird hier bekannt, sondern an "den Morgen", "den Schlaf", "die Kraft aller Anfänge" und zu guter Letzt dann wohl doch an so etwas Ähnliches wie Gott: "jenen freundlichen Blick, / der mich jeden Tag von neuem ansieht / und nicht aufhört, an mich zu glauben". -- Also, theoretisch könnte damit auch ein Mensch gemeint sein, der da freundlich blickt, aber nehmen wir mal an, Gott wäre gemeint. Dann fällt es umso mehr auf, welche Eigenschaft dieses Gottes hier hervorgehoben wird: dass Er "nicht aufhört, an mich zu glauben". 

Mich erinnerte das stark an einen Artikel, den ich kürzlich gelesen hatte - über den so genannten Moralistisch-Therapeutischen Deismus, eine moderne Pseudoreligion, die dort als "missratener Stiefcousin des Christentums" bezeichnet wurde. Den Begriff Moralistic Therapeutic Deism haben die Soziologen Christian Smith und Melinda Lundquist Denton im Jahr 2005 eingeführt und festgestellt, dies sei der verbreitetste Glaube unter US-amerikanischen Jugendlichen (wohlgemerkt auch und gerade solchen, die sich selbst als Christen verstehen). Die englischsprachige Wikipedia widmet diesem Phänomen sogar einen eigenen Eintrag. Die (offenbar evangelikal geprägte) Website Adam4d.com, die Fragen des christlichen Glaubens in Comicform behandelt, beschreibt das Gottesbild des Moralistisch-Therapeutischen Deismus wie folgt (freie Übersetzung von mir): 
"Der Gott dieser Religion ist leidenschaftlich darauf bedacht, uns zu dienen und dafür zu sorgen, dass wir uns selbst richtig prima finden. Er kümmert sich solange um seinen eigenen Kram, bis wir irgend etwas brauchen; dann tritt er prompt in Aktion. Es dreht sich nicht um ihn, er verlangt nichts von uns. Es dreht sich alles um uns." 
Ich fand das derart passend, dass ich den Adam4d-Artikel ohne weitere Anmerkungen im Kommentarfeld des Bistum-Münster-Postings verlinkte. Mehr wollte ich dazu eigentlich gar nicht sagen. Wofür hat man schließlich Bloggerkollegen unter seinen Facebook-Freunden? - Einige davon freuen sich immer schon, wenn ich einen Beitrag vom Bistum Münster teile ("Da gibt es immer was zu lachen"); andere fragen mich, warum ich mir die Auseinandersetzung damit überhaupt antue ("Ist das eine Bußübung?"). Und dann gibt es da noch meine ebenso aufgeweckte wie scharfzüngige Liebste. Und die war in diesem Fall überhaupt nicht zu bremsen. 

"Interessant, woran Sie alles glauben", schrieb sie den Münsteraner Social-Media-Redakteuren ins Stammbuch. "Ich glaube immer noch an Gott. Übrigens einen Gott, der Sünden vergibt, statt sie einfach zuzudecken." (Dies als Kommentar zu den Versen "Ich glaube an den Schlaf, / der behutsam zudeckt, / was nicht gelungen war".) "Bisschen komisch finde ich das aber schon, dafür, dass es auf der Seite eines katholischen Bistums auftaucht..." Von Münsteraner Seite folgte zunächst keine Reaktion, dafür fanden sich andere Facebook-Nutzer, die sich nun auch kritisch-distanzierend zu diesem Tagesimpuls äußerten - oder ihn kurzerhand veralberten, wobei Bloggerkollegin Claudia mit einer spontanen Umdichtung des Niemeyer-Gedichts den Vogel abschoss: 
"Ich glaube an die Bildchen,
die jeden Poesiealbumvers zur Dichtung machen,
obwohl der gute Geschmack dagegenspricht.
Ich glaube an die Geistesträgheit,
die watteweich erstickt,
was sonst vielleicht was geworden wäre.
Ich glaube an die Kraft aller Anfänge,
auch wenn es sich um die Kraft
einer beginnenden Angina pectoris handelt.
Ich glaube an jenes dümmliche Lächeln,
mit der mir das Bistum Münster täglich
einen neuen Albumspruch präsentiert,
statt meinen Glauben zu stärken." 
[Für die vollständige Wiedergabe dieses Gedichts setze ich die Zustimmung der Autorin tapfer voraus.] 

Hierauf nun erfolgte seitens des Bistums Münster eine Antwort, die die Kritik jedoch souverän ignorierte und sich betont huldvoll gab: "[G]anz hoffensichtlich [sic!] sind Sie ein sehr gläubiger Mensch. […] In diesem Sinn: auch Ihnen einen gesegneten Abend!" - Das brachte meine Liebste nun aber erst richtig auf die Palme. "Ganz ehrlich: ich - und viele andere - verstehe einfach nicht, was dieses andauernde Esoterikgewäsch auf einer Bistumsseite soll", polterte sie. In Münster reagierte man verstockt: "[W]ir - und ganz viele andere - finden die morgendlichen Posts auf dieser Seite weder 'dümmlich' noch 'Esoterikgewäsch'." (Man beachte, dass die Bezeichnung "dümmlich" nicht aus dem Kommentar meiner Liebsten, sondern aus dem Gedicht von Claudia stammte. Der Ärger darüber hatte wohl eine Weile vor sich hin geköchelt.)  

Bei meiner Liebsten jedenfalls war nun der Punkt erreicht, an dem es ihr geraten schien, dem Social-Media-Team des Bistums Münster ein bisschen Nachhilfe in den Basics des christlichen Glaubens zu erteilen. 
"1. 'Ich glaube an den Morgen' und jedes weitere 'Ich glaube an ...' widerspricht der christlichen Lehre, da es Glauben an Dinge propagiert. Wir glauben an den einen Gott, Vater Sohn und Heiliger Geist [...]. An nichts sonst.
2. 'Schlaf, der ... zudeckt, was nicht gelungen war': Nach der christlichen Lehre sollen wir unsere Sünden (=> = christlicher Begriff für das, was nicht gelungen war!) keineswegs mit in den Schlaf nehmen (vgl. "die Sonne soll über eurem Zorn nicht untergehen... Eph 4,26). Stattdessen sind wir aufgerufen, Versöhnung zu suchen mit unserem Nächsten und mit Gott (=> = Beichte, das kath. christliche Sakrament der Versöhnung). Deswegen beten Christen von alters her das Schuldbekenntnis vor dem Schlafengehen (=> = ist z.B. Teil der Komplet = das traditionelle Nachtgebet der Christenheit).
3. '...an mich zu glauben...' An was Christen glauben hatten wir schon.
Narzisstische Selbstverliebtheit ist außerdem dem Christentum fremd. Wir sollen Gott und dem Nächsten in Liebe verbunden sein, nicht uns selbst (vgl. auch "Wer an seinem Leben hängt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, der wird es bewahren bis ins ewige Leben" - Joh 12,25 - und "Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt" - Lk 18,14)." 
(Man könnte hier sicherlich noch Manches präzisieren, aber das überlasse ich meinen kundigen und aufmerksamen Lesern. Natürlich könnte man beispielsweise gegen Punkt 3 einwenden, das Gebot "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" (Leviticus 19,18b) setze auch ein gesundes Maß an Selbstliebe voraus, aber das soll hier ja auch gar nicht bestritten werden. Zieht man den ad-hoc-Charakter dieser Ausführungen und ihre gedrängte Kürze in Betracht, dann finde ich sie schon sehr beachtlich.) Beim Bistum Münster jedoch wich man einer inhaltlichen Auseinandersetzung weiterhin aus und griff stattdessen erneut zum Mittel der huldvollen Beschwichtigung: 
"Wäre ja doch schade, wenn Gott im Anderen noch nicht sein Auge auf Sie geworfen hätte, um Ihnen zu sagen: ja, Mensch, ich glaube an Dich!! (Wir glauben an Sie!)
Bleibt uns Ihnen zu wünschen, dass Sie trotz scheinbarer Esoterik versöhnt mit sich und der Welt schlafen können, auf dass Sie morgen in österlicher Zuversicht erwachen, dass der Gott, an den Sie (und wir) glauben, Sie neu ins Leben führt (auch wenn vieles vielleicht dagegen spricht)." 
So leicht ließ sich meine Liebste aber nicht einwickeln. 
"Es geht nicht darum, ob Gott an mich glaubt, sondern darum, dass Er mich trotz meiner Sündhaftigkeit liebt und genau deswegen für meine und Aller Erlösung Mensch wurde und sich kreuzigen ließ. [...]
Ich kann in österlicher Zuversicht leben, weil ich den christlichen Glauben bekenne. Aus Ihren Posts hingegen könnte ich keine solche österliche Zuversicht entnehmen, da sie zwar Esoterik, aber keinen christlichen Gehalt vermitteln.  
P.S. Das ärgert mich deswegen, weil Sie damit der Verantwortung des Hirtenamtes, das Sie als Bistumsseite vertreten, nicht gerecht werden.
(Vgl. 'Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen?' - Mt 5,13)"
Exakt so sehe ich das übrigens auch. Wort für Wort. 

Eine weitere Antwort darauf folgte nicht - es war auch schon spät am Abend -, aber am nächsten Morgen, am Tag der Heiligen Erzengel Michael, Gabriel und Raffael, präsentierte die Facebook-Seite des Bistums Münster als Tagesimpuls... erneut einen Text von Susanne Niemeyer! Dazu übrigens ein Bild von einem Eimer. Ohne Scheiß. 

Der Text drehte sich darum, ob es entgegen der verbreiteten Lebensweisheit, man solle jeden Tag so leben, als ob es der letzte wäre, nicht schöner wäre, jeden Tag so zu leben, als wäre es der erste. Von der unglaublichen Plattheit des Texts einmal abgesehen: Natürlich kann man den Satz mit dem "letzten Tag" - wie Bloggerkollegin Andrea in einem späteren Kommentar anmerkte - durchaus sehr "weltlich" verstehen, als Aufforderung, möglichst viel aus seinem Leben "'rauszuholen", an Spaß, an Spannung, an kurzfristiger Bedürfnisbefriedigung. Man kann ihn aber auch im Sinne des memento mori verstehen - im Sinne eines verantwortungsvollen Bewusstseins der Endlichkeit des Lebens. In diesem Sinne verlinkte ich einen Blogartikel aus dem Jahr 2012 im Kommentarfeld; und auch meine Liebste griff diese Deutung auf und schrieb - ihre Kritik vom Vorabend über den Mangel an christlicher Verkündigung in den Beiträgen der Seite wiederholend -: "In diesem Fall z.B. fehlt offensichtlich das Verständnis der christlichen Lehre von den letzten Dingen und unserer Verantwortung vor Gott." Und nun passierte etwas Unerwartetes: Eine andere Facebook-Nutzerin fragte betont höflich und interessiert, wie dieser Einwand zu verstehen sei. Meine Liebste war um eine Antwort nicht verlegen: 
"Weil man aufgrund dieser Verantwortung eben so leben soll, als wäre jeder Tag der letzte: die Idee dabei ist, nicht mit 'offenen Rechnungen' sterben zu wollen und deshalb alles gleich klären/beichten bzw. Fehler/Sünden möglichst vermeiden möchte.
Dies ist nicht als Aufruf zur Lebensabgewandtheit gemeint, sondern man soll bewusst leben...
Aus diesem Grunde denke ich, dass Zeilen wie 'jeden Tag so leben als sei er der erste' dem christlichen Glauben widersprechen.
Genauer:
1. Die zitierte Zeile missversteht die christliche Lehre als Lebensabgewandtheit.
2. Die zitierte Zeile ignoriert die noch schöneren Aussichten, die uns nach christlichem Glauben nach dem Tode erwarten.
3. Die zitierte Aussage stellt das Sich-Wohlfühlen in den Mittelpunkt, was nach christlichen Verständnis falsch ist - nach welchem es im Leben des Einzelnen nicht um den Einzelnen geht, sondern um die Einheit mit Gott durch die Nachfolge Jesu in einem verantwortungsvollen Leben. Nach dieser Lehre macht eben ein Leben dann glücklich, wenn es gelingt, sich an Gottes Willen auszurichten (auch und gerade dann wenn man dafür seine Comfort Zone verlassen muss).
Da ich der Meinung bin, dass es Aufgabe einer Bistumsseite wäre, den christlichen Glauben in seiner Fülle zu verkünden und auch zu erklären (was sie ggf. besser können sollten als ich es hier gerade tue), bin ich mit Posts dieser Art sehr unzufrieden."
Bäm! - Von den Seitenbetreibern erfolgte übrigens keine Antwort mehr. Und ich rechne durchaus damit, dass die kommenden Tagesimpulse aus dem Bistum Münster erneut auf dem Niveau der hier angesprochenen liegen werden. Was natürlich die Gefahr in sich birgt, dass der Schlagabtausch eine Fortsetzung finden wird... 

Meine Liebste ist so hardcore. Wer sich mit ihr auf einen Streit einlässt, muss sich warm anziehen. Besonders, wenn es um Glaubenssachen geht. Ich meine, ich bin ja schon ganz gern mal streitlustig, wenn es gilt, Lauheit, Wischiwaschi-Tüdelüdüt, Esoterik-Quatsch und spirituelles Konsumdenken in der christlichen Glaubenspraxis zu rügen. Aber meine Liebste ist da noch einen ganzen Zacken schärfer. Was bestimmt damit zu tun hat, dass sie erst im Erwachsenenalter zum Katholizismus (und überhaupt zum Christentum) gefunden hat. "Das kommt nur daher, dass du nicht durch die harte Schule der Kindergottesdienste gegangen bist", sage ich ihr gern. Dann lacht sie. 

Ich habe sie sehr lieb. 


(Und kochen kann sie auch...) 

4 Kommentare:

  1. 1. Gedichte von mir - gleich ob die furchtbar ernsthaften oder die spontan geknüttelten - darfst Du selbstverständlich immer zitieren, das setzt Du vollkommen richtig voraus.
    2. Ich habe andernorts auf fb bereits zu dem Artikel mit dem ersten Tag gesagt: An einem ersten Tag habe ich gebrüllt und hatte Hunger. Was Peter Esser treffend berichtigte: An deinem ersten Tag hat das Spermium "Gotcha" gerufen.
    3. Den Aussagen über Deine Liebste ist zwar eine Menge hinzuzufügen, aber es geht alles in die gleiche Richtung.

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  2. Zu dem Thema mit dem "an mich glauben": Es ist hier nicht so schlimm, weil hier jemand anderes an einen glaubt, nicht man selber an sich - aber trotzdem zitiere ich da immer gern Chesterton - in diesem Fall auf deutsch, weil mir mein Einfall, wie man einen bestimmten Ausdruck übersetzt, so gefällt^^

    "Die völlig weltlichen Leute verstehen niemals etwas, nicht einmal die Welt; sie stützen sich zur Gänze auf einige wenige zynische Prinzipien, welche gar nicht stimmen. - Einmal, erinnere ich mich, ging ich mit einem erfolgreichen Verleger spazieren, der eine Bemerkung machte, welche ich oft zuvor oft schon gehört hatte; sie ist ja fast schon eine Art Motto der modernen Welt. Aber ich hatte sie einmal zu oft gehört; und plötzlich sah ich, daß da überhaupt nichts drinsteckt.

    Der Verleger sagte von jemanden: 'Dieser Mensch wird es zu etwas bringen; er glaubt an sich.' Und - erinnere ich mich - als ich meinen Kopf hob, um zuzuhören, streifte mein Auge ein Berliner Auto mit dem Kennzeichen B-KH 4711.

    Ich sagte zu ihm: 'Soll ich Ihnen sagen, wo die Menschen sind, die am meisten an sich glauben. Denn ich weiß es. Ich kenne Menschen, die großartiger an sich glauben als Napoleon oder Cäsar. Ich weiß, die die Fixsterne von Sicherheit und Erfolg flammen; ich kann Sie vor die Throne der Übermenschen führen. Die Menschen, die wirklich an sich glauben, befinden sich sämtlich in Nervenheilanstalten.

    Er meinte milde, daß es doch eine hübsche Menge Menschen gebe, die an sich glaubten, aber nicht in Nervenheilanstalten seien. "Wohl wahr", entgegnete ich, "und haarakkurat Sie sollten sie kennen. Der betrunkene Dichter da, von dem Sie eine trostlose Tragödie nicht entgegennehmen wollten, der glaubt an sich. Der ältliche Geistliche mit einem Epos, vor dem Sie sich im Hinterzimmer versteckt haben, der glaubt an sich. Ziehen Sie doch einmal, statt Ihrer häßlichen individualistischen Philosophie, Ihre Geschäftserfahrung zu Rate: Dann würden Sie wissen, an sich selbst zu glauben ist eins der geläufigsten Anzeichen von Versagen. Schauspieler, die nicht spielen können, glauben an sich, und Schuldner, die nicht zahlen wollen, auch. Es wäre viel wahrer zu sagen, daß ein Mensch ganz sicher *scheitern* wird, weil er an sich glaubt. Völliges Selbstvertrauen ist nicht nur Sünde; völliges Selbstvertrauen ist eine Schwäche. Zur Gänze an sich selbst zu Glauben ist exakt so hysterisch und abergläubisch wie an Joanna Southcott zu glauben: der Mensch, der das tut, auf dessen Stirne steht 'BKH' so deutlich wie auf diesem Auto hier.'

    Und zu all diesem gab mein Freund, der Verleger, diese sehr tiefe und effektive Antwort: 'Nun, wenn ein Mensch nicht an sich glauben soll, woran soll er denn bitte dann glauben?'

    Nach einer langen Pause antwortete ich: 'Ich geh jetzt heim und schreib ein Buch als Antwort.' Und dieses ist das Buch, das ich als Antwort geschrieben habe."

    (Einleitung zu "Orthodoxy")

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    1. Die Sache mit dem Berliner Autokennzeichen ist ein origineller Einfall - aber ob dem durchschnittlichen Leser zur Abkürzung "BKH" wirklich sogleich die Deutung "Bundeskrankenhaus" einfällt? Nun ja, den Versuch ist es allemal wert ;-)

      (In "meiner" Ausgabe - übersetzt von Monika Noll und Ulrich Enderwitz - steht wie im Original "Hanwell", und das wird durch eine Fußnote erläutert. Da kann man natürlich finden, die Übersetzer hätten es sich etwas leicht gemacht...)

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  3. "Ich glaube an jenen freundlichen Blick,
    der mich jeden Tag von neuem ansieht
    und nicht aufhört an mich zu glauben."

    Das nennt man Lyrik oder "indirekte Sprache". Kinder, habt ihr das verlernt? Ich dachte, das wäre die Sprache des Glaubens und nicht das exakte und abgeschnürrte, das dem Leben entgegensteht.

    Ich jedenfalls habs verstanden.

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