...oder: Porno-Rolf is at it again
Vor einiger Zeit kriegte ich mal eher zufällig mit, wie jemand auf Twitter die Frage stellte, was denn im christlichen Kontext unter der Bezeichnung "emergent" zu verstehen sei. Mir war diese Vokabel als Selbstbezeichnung einer Bewegung bzw. eines "Trends" in Gottes buntem Zoo erst relativ kurz zuvor in einigen Blogs begegnet, auf die mich Theoradar, der alte Westgotenhäuptling, aufmerksam gemacht hatte -- zuerst, wenn ich mich nicht irre, auf "Gott ist links"; der ist sowas von weird, dass ich ihn nur empfehlen kann, wenn auch in vorsichtiger Dosierung. Jedenfalls antwortete ich dem vorgenannten Twitterer, meinem bisherigen Eindruck zufolge sei "emergent" eine Eigenbezeichnung von "Ex-Evangelikalen, die sich von ihrer bisherigen Glaubensrichtung abgewandt haben, um endlich Sex haben zu dürfen". Ein bisschen überrascht war ich von den Reaktionen auf meine sarkastisch-polemische Einlassung: Der Fragesteller meinte nur "Klingt ja schon mal nicht schlecht", und ein Dritter, der sich offenbar angesprochen fühlte, präzisierte lediglich, die emergente Bewegung sehe sich nicht als "ex-evangelikal", sondern als "postevangelikal".
Nun räume ich gern ein, dass beispielsweise Tante Wiki unter "Emerging Church" ein erheblich vielschichtigeres und heterogeneres Phänomen versteht, als meine aus dem Ärmel geschüttelte Arbeitsdefinition es vermuten lassen mag; aber wie dem auch sei: Die Existenz und offenbar zunehmende Publizität einer ex- oder postevangelikalen Bewegung bzw. "Szene" finde ich als Phänomen ausgesprochen interessant. Mein Interesse daran hat zu einem nicht unerheblichen Teil damit zu tun, dass ich seit meinen frühen Teenagerjahren allerlei Begegnungen mit unterschiedlichen Ausprägungen des evangelikalen Christentums gehabt habe; die Eindrücke, die ich davon "mitgenommen" habe, waren zwar ausgesprochen durchwachsen, haben mich insgesamt aber in einem Maße geprägt, dass ich nicht direkt widersprechen könnte, wenn jemand auf die Idee käme, den Begriff "evangelikaler Katholizismus", der in jüngerer Zeit immer mal wieder durch die Debatte geistert, auf mich zu beziehen. Darüber gäbe es eine Menge zu sagen, wofür hier aber nicht der Platz ist; hingegen scheint mir, dass das um sich greifende Phänomen eines Ex- oder Postevangelikalismus meinen (zugegebenermaßen primär auf anekdotischer Evidenz basierenden) Eindruck unterstreicht, dass das evangelikale Christentum ein Nachhaltigkeitsproblem hat.
Was meine ich damit? -- Dass die Begeisterung und der Glaubenseifer, die typischerweise Neu- oder Wiederbekehrte auszeichnen, nach einer gewissen Zeit abflachen oder sogar in eine Art Ernüchterung und Erschöpfung umschlagen, ist sicherlich ein ganz normaler Vorgang -- eine Art "geistlicher Jojo-Effekt", könnte man sagen. Allerdings habe ich den Eindruck - wie gesagt: Vorsicht, anekdotische Evidenz! -, dass Evangelikale eher als andere Christen dazu neigen, in solchen Zeiten geistlicher Dürre gleich ganz vom Glauben abzufallen. Kann es sein, dass es dem evangelikalen Glaubensverständnis schlichtweg an Ressourcen mangelt, die geeignet wären, die Gläubigen durch solche Krisen hindurchzutragen? Hat es vielleicht damit zu tun, dass vom evangelikalen Gläubigen - mehr oder weniger unterschwellig - erwartet wird, permanent "hochengagiert" zu sein?
Dafür, dass das nicht nur mein persönlicher Eindruck ist, spricht es, dass auch in der "Benedikt-Option" darauf eingegangen wird. Dort weist Freund Rod darauf hin,
"dass die evangelikale Bewegung sich, historisch gesehen, nicht auf die Etablierung von Institutionen konzentriert, sondern auf Erweckungsbewegungen – was zu einer inhärenten Instabilität führt. Obendrein neigen Evangelikale zu einem individualistischen Zugang zum Glauben, was sie anfällig für popularkulturelle Trends macht."
Rod verweist in diesem Zusammenhang auf den in Singapur ansässigen pfingstkirchlichen Theologen Simon Chan, der meint, "dass ein Gottesdienstverständnis, das das Streben nach spirituellen Hochgefühlen ins Zentrum stellt – Kirche als Motivationsseminar –, nicht dauerhaft tragfähig ist." (BenOp S. 179f. / Paperback-Ausgabe S. 191f.) -- Und dann natürlich der Sex. Auch wenn ich in meiner eingangs erwähnten Einschätzung der "emergenten" Bewegung übertrieben haben mag, fällt es schon sehr auf, dass Sex für die Postevangelikalen ein Riesen-Thema ist. Und das ist ja an sich auch nicht überraschend, denn für den Rest der Welt ist es das ja auch -- auf die eine oder andere Weise. Werfen wir dazu abermals einen Blick in die "Benedikt-Option":
"Es ist unschwer einzusehen, dass die säkulare Welt die Gründe für die christliche Einstellung zum Sex nicht versteht: Viele Christen verstehen sie ebenso wenig. Seit Generationen hat die Kirche es weitgehend kampflos zugelassen, dass die säkulare Kultur die Jugendlichen in ihrem Sinne katechisiert hat." (BenOp S. 310 / Paperback-Ausgabe S. 322)Und weiter:
"Eine in rechter Weise geordnete Sexualität ist in sich selbst nicht das Herzstück des christlichen Glaubens, aber [...] nah genug an dessen Zentrum, dass der Verlust der klaren biblischen Lehre zu diesen Fragen die Gefahr in sich birgt, dass der Glaube seine fundamentale Integrität einbüßt. Das zeigt sich darin, dass Christen, die damit anfangen, die kirchlichen Lehren über Sexualität abzulehnen, entweder damit enden, sich ganz vom Christentum abzuwenden, oder die Grundlagen dafür legen, dass ihre Kinder es tun." (BenOp S. 323 / Paperback-Ausgabe S. 335)
Symbolbild, Quelle: Flickr |
Im Ernst? Ja, im Ernst. Auf Twitter habe ich neulich einen Ausschnitt aus einem Psychology Today-Artikel zu sehen bekommen, in dem Pornokonsum als Weg zu mehr "open-mindedness" ausdrücklich empfohlen wurde. Pornokonsum, so heißt es da, fördere die Wertschätzung der Gleichberechtigung von Mann und Frau am Arbeitsplatz (!) und verringere die Akzeptanz gender-basierter Diskriminierung; zudem zeigten Pornokonsumenten größere Akzeptanz gegenüber "sexueller Diversität" und neigten weniger zur Stigmatisierung von Homosexualität. Weiter heißt es in dem Artikel - und nun wird es richtig interessant -, dass der Konsum von Pornographie "weniger religiös" mache und unter Umständen Glaubenskrisen auslösen könne: "Der Genuss von Pornos führt Menschen dazu, ihre Glaubensüberzeugungen in Bezug auf Sex und Gender zu verändern und in einigen Fällen die rigiden dogmatischen Wertvorstellungen in Bezug auf Sex und Gender abzulehnen, die ihnen in ihrer Kirche vermittelt werden." (Der Artikel verrät übrigens auch, dass Sexualtherapeuten aus den genannten Gründen zu Fortbildungen verpflichtet werden, bei denen sie Pornos anschauen müssen.)
Dass ich bei diesem Psychology Today-Artikel an Rolf Krüger denken musste - den ich zuvor fast völlig vergessen hatte -, hat zu tun mit seiner Reaktion auf einen Facebook-Beitrag von Johannes Hartl, in dem dieser davor warnte, dass Pornokonsum schwach, süchtig und impotent mache, die Phantasie vergifte und die Seele verdunkle. Rolf Krüger widersprach: "Sorry, Johannes, das finde ich totalen Unfug. Pornos machen weder schwach noch süchtig und schon gar nicht impotent." Zwar räumte er ein, es gebe "viele Probleme an Pornografie, zum Beispiel die Arbeitsbedingungen von Pornostars und dass sie bei unreflektiertem Konsum ein Frauenbild vermitteln, das ganz und gar nicht gut ist"; dennoch beharrte er, es gebe auch "gute, ethisch saubere und sehr anregende Pornographie [...]. Sie kann stimulieren, Paare auf neue Gedanken bringen, und einfach schön sein." Hier spricht offenkundig jemand, der sich auskennt; zudem meint Krüger, die negativen Folgen des Pornokonsums, vor denen Hartl warnt, träfen allenfalls dann ein,
"wenn man selbst ein ungesundes Bild von Sexualität hat. Deine Liste liest sich für mich nach einem sehr unentspannten Bild von Sexualität. Das ist sicher nicht hilfreich für einen gesunden Umgang damit. [...] Also, ich habe ein anderes Bild von Sexualität - ein sehr viel positiveres."
Nun, gewiss: Das ist ja ein Standard-Topos aus dem propagandistischen Arsenal der Sexuellen Revolution, dass die "freiere", "offenere" - sprich: permissivere - Einstellung zur Sexualität immer auch die "positivere" und damit auch gesündere sei; die totale sexuelle Befreiung kritisch zu sehen, erscheint folglich als ein sicheres Anzeichen dafür, dass man irgendwo einen Knoten in der Psyche hat.
Ich will an dieser Stelle nicht bestreiten, dass möglicherweise viele, die von einem christlichen Hintergrund kommend auf den Zug der Sexuellen Revolution aufgesprungen sind, diesen Weg deshalb eingeschlagen haben, weil sie die traditionelle christliche Lehre zur menschlichen Sexualität tatsächlich stets nur als eine rein negative Haltung erlebt haben. Und es kann durchaus sein, dass auch dieses Problem im evangelikalen Zweig des Christentums besonders ausgeprägt ist. Wobei ich einräumen muss: Dass die katholische Lehre zur Sexualität gerade von einer hohen Wertschätzung derselben ausgeht, hat sich, Theologie des Leibes hin oder her, auch noch nicht in alle Winkel der katholischen Welt herumgesprochen, und "nach draußen" erst recht nicht. Aber das ist ein Thema für sich.
Krüger jedenfalls hat so sehr die Auffassung verinnerlicht, das einzige relevante Kriterium für ethische Legitimität in sexualibus sei die Frage, ob "es freiwillig geschieht und alle damit glücklich sind", dass er gar nicht auf die Idee kommt, es könnte - zumindest aus Sicht seiner Debattengegner - auch noch andere Kriterien geben. Somit kommt er zu dem Schluss, es gäbe an Pornos grundsätzlich nichts auszusetzen, sofern gewährleistet sei, dass die Beteiligten "freiwillig und gerne" daran mitwirkten; in diesem Fall könne auch der Konsument
"die Person(en) auf dem Bildschirm wertschätzend ansehen, [s]ich an ihrer Schönheit freuen, [s]ich erregen lassen."
Tatsächlich schreibt Krüger, wie ich durch die eckigen Klammern angedeutet habe, an dieser Stelle nicht "sich", sondern ganz konkret "dich". Er meint nämlich:
"Das tust du in deiner Fantasie auch, Johannes. Erzähle mir nicht, dass du nicht bei der Selbstbefriedigung an andere Menschen denkst - und zwar auch an real existierende Frauen oder Männer aus deinem Umfeld oder Freundeskreis. Das tut jeder Mensch - Männer wie Frauen. Würdest du sagen, du machst das nie, dann würde ich dir das nicht abnehmen."
Also, ich würde es ja schon eklig genug finden, von so einem Schmierlappen derart kumpelhaft geduzt zu werden, aber wenn der dann auch noch öffentlich Einschätzungen über mein putatives Masturbationsverhalten abgäbe, wäre bei mir nun endgültig der Ofen aus. Allerdings will ich an dieser Stelle nicht verschweigen, dass es - wie ich ebenfalls via Twitter erfahren habe - im Rolling Stone neulich einen Artikel gab, der davor warnte, nicht zu masturbieren, unter anderem deshalb, weil man davon zum Nazi werden könnte. So gesehen ist es vielleicht sogar als ein Zeichen von Wohlwollen zu verstehen, dass der Krüger sich so sicher ist, dass der Hartl selbstverständlich auch wichst wie jeder normale Mensch. Dass der Hartl das aber, weil er ja so ein "unenspanntes Bild von Sexualität" (und wahrscheinlich genau deshalb vier Kinder) hat, nicht zugeben will oder kann, das freut den Krüger, deshalb reibt er's ihm so richtig rein:
"Das steht meines Empfindens aufgrund der fehlenden Freiwilligkeit dieser Menschen viel eher in der Gefahr der Objektivierung als wenn du Menschen hast, [d]ie dich gerne und freiwillig anregen."
Mit anderen Worten: Pornos sind ethisch weniger problematisch als selbst ausgedachte Masturbationsphantasien, denn diese beziehen oft auch Menschen ein, die darin nicht eingewilligt haben und sich auch nicht dagegen wehren können. Nun gut, immerhin eine originelle These. Nur dass sie bei jemandem, der beides nicht okay findet, gar nicht verfängt. Aber das überschreitet Rolf Krügers Vorstellungsvermögen. Dem Reinen ist alles rein, dem Porno-Rolf ist alles Porno.
Ungefähr zeitgleich mit dieser Porno-Debatte auf der Facebook-Wall von Johannes Hartl startete Rolf Krüger auf seiner eigenen Wall eine Anfrage in anderer Angelegenheit:
"Wer von euch hat ne Vulva und zockt gerne? Ich bin für eine Podiumsdiskussion beim CVJM angefragt, da sitzen aber schon drei Penisträger."Man könnte nun vielleicht denken, hinter einer derart reduktionistischen Darstellung von Männlichkeit und Weiblichkeit, wie sie sich in der Gegenüberstellung von Menschen mit Vulva einerseits und Penisträgern andererseits äußert, müsse sich irgendeine provokante oder sogar augenzwinkernde Intention verbergen. Insofern war ich nicht überrascht, in den Kommentaren den pedantischen Hinweis "Es gibt auch Frauen* mit Penis" zu finden. Erheblich mehr überraschte mich Krügers Reaktion darauf. Anders als ich kannte der den Urheber des Kommentars nämlich, hatte anscheinend schon früher einschlägige Debatten mit ihm geführt und war nun seinerseits (offenbar nicht ganz zu Unrecht) überzeugt, dieser Hinweis auf "Frauen* mit Penis" könne nur ironisch bzw. polemisch gemeint sein. Krügers Erwiderung lautete folgerichtig:
"[K]omm, mach dich bitte nicht darüber lustig. Ich weiß, dass du ein Problem damit hast."(Merke: "Probleme" mit etwas haben immer nur die Anderen. Die bösen Konservativen.)
"Lass es nicht an anderen aus."
Der Kommenator stellte daraufhin klar, er wolle seine Anmerkung "nicht als lustig machen verstanden wissen, sondern als subtile Kritik an bzw. Irritation darüber, dass Identitätspolitik mittlerweile auch im christlichen Bereich angekommen ist". Im Anschluss an diese Klarstellung führt er recht ausführlich und (wie ich finde) plausibel aus, was er an den Prinzipien der "Identitätspolitik" problematisch findet; ich präsentiere hier mal ein paar exemplarische Auszüge:
"Natürlich ergibt es wenig Sinn eine Podiumsdiskussion zum Thema Rassismus nur mit weißen Menschen zu besetzen, eine Diskussionsrunde zum Thema Sexismus am Arbeitsplatz nur mit männlichen Führungskräften und zum Thema Antisemitismus nur Buddhisten einzuladen.
Wenn dagegen eine kapitalismuskritische Podiumsdiskussion veranstaltet wird und irgendjemand darauf hinweist, dass drei von vier vergebenen Plätzen schon mit Juden besetzt wären oder mit Homosexuellen, dann würde mich das schockieren."
Und dann:
"Diversität an sich ist ja kein Wert. Diversity und Identität funktioniert nicht nur in progressiver, sondern auch in umkehrter Richtung."Das wird jetzt heikel.
"Es gibt eben mittlerweile gute Argumente dafür, dass ein Grund für das Erstarken des Rechtsextremismus und ganz allgemein separatistischer Bewegungen (Spanien, Schottland, Baskenland etc.), das Denken in Identitäten ist. Die identitäre Bewegung heißt nicht zufällig so."Anschließend betont der Kommentator, ihm selbst sei "das alles fremd":
"Ich möchte nicht in einer Gesellschaft leben in der ich oder du als ein alter, weißer Mann gelten oder wir über unser Geschlecht als Gruppe wahrgenommen werden."
Und daraufhin rastet Krüger komplett aus.
"Das ist völliger Bullshit, [...] verzeih die harten Worte, aber das muss ganz klar so benannt werden - sonst glaubt irgendwer noch, du hättest damit Recht."
Und das wäre ja ganz furchtbar!
"Ich erkläre es mal für das Publikum" --
-- denn das ist ja bekanntlich zu blöd zum Selberdenken und liefe darum Gefahr, zu glauben, der Diskussionspartner hätte Recht! --
"Das, was die Neue Rechte mit "Identitätspolitik' bezeichnet, ist in Wirklichkeit Rassismus, ummantelt mit heute gesellschaftlich akzeptierten Begrifflichkeiten. Sie deuten Identität um und an deiner Argumentation merkt man, dass sie offensichtlich Erfolg damit haben, weil du das nachplapperst."
Wohingegen er selbst natürlich nie, nie, nie etwas "nachplappern" würde!
"Damit nutzen sie linke Argumentationen" --Total wichtig ist es offenbar auch, Priorität einzuklagen: "Wir", d.h. die Linken, haben's erfunden, die bösen Rechten sind bloß Plagiatoren --
"nämlich dass es gut ist, wenn alle Menschen ihre jeweils ganz eigene Identität finden und wir sie darin bestärken sollten.
Diversität ist dann gerade die Haltung, dass alle diese Identitäten gleichwertig sind und eine gemeinsame Gesellschaft bilden können, ohne das man sie voneinander trennt und einzelne Menschen diskriminiert werden. Diversität ist ein Wert in sich! Ein großer!
Identitär ist dagegen die Haltung, dass diese Identitäten jeweils eigene Gesellschaften bilden sollen, meist gepaart mit einer Minderbewertung von Identitäten, denen man nicht selbst angehört. Das ist Nazilehre."
Das ist sehr schön idealtypisch schwarzweißgemalt; stimmt halt bloß nicht: Spätestens seit Orwells "Animal Farm" wissen wir, dass immer manche Tiere gleicher sind als andere. Aber selbst wenn diese Gegenüberstellung der Standpunkte korrekt wäre, bewiese das letztlich bloß genau das, was der Herr Krüger so hysterisch abzustreiten versucht: dass beiden Positionen prinzipiell dasselbe Denkmuster zugrunde liegt. Dass sie sich überhaupt nicht voneinander unterscheiden, hat sein Kontrahent schließlich gar nicht behauptet. Nichtsdestoweniger resümiert Krüger:
"Das zu vermischen ist richtig übel [...]! Ein lautes NEIN dazu von mir - und damit ist die Diskussion von meiner Seite hier auch beendet. Sorry, aber so geht das echt nicht."
Man sieht so richtig vor sich, wie er sich die Ohren zuhält und "Lalala" singt, um die Argumente seines Gegners nur ja nicht zu hören, oder? Er versteht zwar nicht, was sein Kontrahent sagen will, ist sich aber trotzdem sicher, dass er Unrecht hat, ja, Unrecht haben muss. Dieses Reaktionsschema ist durchaus typisch für (laut Selbstwahrnehmung) "Linke", wenn sie darauf hingewiesen werden, dass ihr Denken sich gar nicht so grundlegend von dem der "Rechten" unterscheidet, wie sie meinen. Auf so einen Anwurf antwortet man nicht mit Argumenten, sondern der, der so etwas sagt, wird kurzerhand gesteinigt. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Die Linken sind schließlich die Guten und die Rechten die Bösen, also kann es überhaupt keine Übereinstimmungen zwischen ihnen geben.
Ich persönlich halte es ja schon allein deshalb für unglücklich, in politischen Fragen mit den Begriffen "links" und "rechts" zu operieren, weil das den Eindruck erweckt, es handle sich um zwei einander diametral entgegengesetzte Ideologien. Tatsächlich würde ich sie eher als zwei unterschiedliche Varianten derselben Ideologie betrachten. Dass die, die sich selbst einer dieser beiden Richtungen zurechnen, das nicht so sehen, ist aber auch klar: Man nimmt immer diejenigen seiner Gegner, die einem selbst weltanschaulich noch vergleichsweise am nächsten stehen, als seine schärfsten Gegner wahr. Das ist bei mir auch so. Ich streite mich auch sehr viel mehr und heftiger mit anderen Katholiken als mit Christen anderer Konfessionen, und mit Nichtchristen noch viel weniger. Trotzdem wird es für einen Unbeteiligten, der von außen draufschaut, offensichtlich sein, dass die Gemeinsamkeiten zwischen den streitenden Parteien viel größer sind als die Unterschiede, und genauso ist es auch mit den Positionen, die heutzutage als "rechts" und "links" bezeichnet werden. (Das war wohlgemerkt nicht immer so. Von, sagen wir mal, 1848 bis 1918 bedeutete "rechts" in der Politik etwas völlig anderes als heute - das gibt es heute überhaupt nicht mehr. Aber das ist ein Thema für sich und würde hier zu weit führen.)
Jedenfalls: Darin, dass Rolf Krüger sich mit Leib und Seele einer Ideologie verschrieben hat, die er selbst nicht versteht, stellt er keinen Einzelfall dar. Es gehört geradezu zur Erfolgsstrategie dieser Ideologie, dass man sie nicht versteht. Möglicherweise versteht sie niemand. Es handelt sich um eine neue Qualität von Totalitarismus, die gerade deshalb, weil sie so neu ist, vielfach nicht als totalitär erkannt wird. Das Neue dieser Art von Totalitarismus besteht nicht zuletzt darin, dass sie nicht mit den Mitteln einer diktatorischen Staatsgewalt durchgesetzt wird, sondern auf einem "Langen Marsch durch die Institutionen" die Medien, das Bildungs- und Gesundheitswesen unterwandert hat -- und damit, zumindest mittelbar, auch die Kirchen.
Im Prinzip tun all diese Queerdenker, Vulvenmaler, Gendersternchen-Verwender und LGBT-Brückenbauer in den Reihen der christlichen Kirchen nichts anderes, als was die "Deutschen Christen" unter der NS-Herrschaft und die Verfechter des Konzepts "Kirche im Sozialismus" in der DDR getan haben: Sie versuchen das Christentum der säkularen Heilslehre du jour anzupassen und unterzuordnen. Natürlich fühlen sie sich dabei im Recht, natürlich glauben sie, sie täten damit etwas Gutes. Das haben ihre Vorgänger auch geglaubt.
Jedenfalls: Darin, dass Rolf Krüger sich mit Leib und Seele einer Ideologie verschrieben hat, die er selbst nicht versteht, stellt er keinen Einzelfall dar. Es gehört geradezu zur Erfolgsstrategie dieser Ideologie, dass man sie nicht versteht. Möglicherweise versteht sie niemand. Es handelt sich um eine neue Qualität von Totalitarismus, die gerade deshalb, weil sie so neu ist, vielfach nicht als totalitär erkannt wird. Das Neue dieser Art von Totalitarismus besteht nicht zuletzt darin, dass sie nicht mit den Mitteln einer diktatorischen Staatsgewalt durchgesetzt wird, sondern auf einem "Langen Marsch durch die Institutionen" die Medien, das Bildungs- und Gesundheitswesen unterwandert hat -- und damit, zumindest mittelbar, auch die Kirchen.
Im Prinzip tun all diese Queerdenker, Vulvenmaler, Gendersternchen-Verwender und LGBT-Brückenbauer in den Reihen der christlichen Kirchen nichts anderes, als was die "Deutschen Christen" unter der NS-Herrschaft und die Verfechter des Konzepts "Kirche im Sozialismus" in der DDR getan haben: Sie versuchen das Christentum der säkularen Heilslehre du jour anzupassen und unterzuordnen. Natürlich fühlen sie sich dabei im Recht, natürlich glauben sie, sie täten damit etwas Gutes. Das haben ihre Vorgänger auch geglaubt.
Ich finde eines lustig: Was am Evankelikalen so aufstößt, sind ja nicht die Inhalte (zumindest für mich nicht), sondern die Erzählung: Früher war ich Sünder und habe alles falsch gemacht, dann habe ich mich bekehrt und jetzt..... Augenscheinlich findet sich dieselbe Erzählung bei Postevangelikalen: Früher war ich (z.B.) sexuell verklemmt oder unpolitisch oder ... oder...
AntwortenLöschenGeändert hat sich an der Lebens- und Weltsicht also garnicht so viel.