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Donnerstag, 13. Juli 2017

The KjGay took my Baby away

Nach dem Bistum Münster hat nun auch das Erzbistum Berlin mit der irrtümlichen, voreiligen oder redaktionell nicht abgesprochenen Veröffentlichung eines Beitrags auf Facebook, der bald darauf wieder gelöscht wurde, einen Bock geschossen - was insofern vielleicht verzeihlicher ist, als die Hauptstadtdiözese sich, anders als Münster, keine personell und somit wohl auch finanziell gut ausgestattete Social-Media-Redaktion leistet, sondern, wie Pressesprecher Stefan Förner auf Anfrage mitteilte, ihren Facebook- und Twitter-Auftritt nebenamtlich von rund 30 Personen betreuen lässt, die eigentlich andere Aufgaben innerhalb der Diözese haben - "PGR- und Diözesanratsmitglieder, Priester und Diakone, Menschen aus der Berufungspastoral, etc.". Geschenkt. Viel interessanter als die Frage, wie genau es zu dem umstrittenen Facebook-Posting gekommen ist, ist es allemal, was da "geleakt" (und alsbald wieder gelöscht) wurde: Beim Bistumsjugendtag im vorpommerschen Badeort Zinnowitz hatte die KjGay, eine Gruppe innerhalb des Jugendverbands "Katholische junge Gemeinde" (KjG), Kondome verteilt, deren Verpackungen mit "frechen" Slogans geschmückt waren. 

Ich vermute mal, ziemlich viele Leute - darunter ich - haben durch das Facebook-Posting des Erzbistums erstmals überhaupt von der Existenz einer Gruppe namens KjGay erfahren. Die hat allerdings auch eine eigene FB-Seite, und auch auf der Website der KjG ist diese Untergruppe zu finden. Wieder was gelernt. 

Und was macht die KjGay so, wenn sie nicht gerade in Zinnowitz Kondome verteilt? - Der Name der Gruppe lässt darauf schließen, dass sie sich speziell an Homosexuelle wendet, und das ist ja zunächst mal - jedenfalls potentiell - etwas Gutes. Die Kirche hat von Jesus Christus schließlich einen klaren Auftrag bekommen, der da lautet: "Macht alle Menschen zu meinen Jüngern" (Mt 28,19). Alle Menschen - das verbietet es, irgendeine Gruppe von vornherein auszuschließen. Zudem betont auch der Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 2358, homosexuell veranlagte Menschen seien in keiner Weise "ungerecht zurückzusetzen": "Auch diese Menschen sind berufen, in ihrem Leben den Willen Gottes zu erfüllen". Gleichzeitig betont der Katechismus aber unter Nr. 2357, homosexuelle Handlungen - also sexuelle Kontakte zwischen Menschen desselben Geschlechts - seien "in keinem Fall zu billigen". Und da fangen im Verhältnis zwischen Homosexuellen und Katholischer Kirche üblicherweise die Probleme an. 

Was kann man "als Kirche" tun, um homosexuell empfindenden Menschen Wertschätzung zu zeigen und sie willkommen zu heißen, während man sich gleichzeitig dazu bekennt, dass praktizierte Homosexualität - um nochmals den Katechismus zu zitieren - "in sich nicht in Ordnung" ist? Die sexualethischen Positionen der Katholischen Kirche mögen auch in vielen anderen Punkten unpopulär sein, aber da hätte ich keine Schwierigkeiten, aus dem Stand einen Vortrag darüber zu halten, dass die diesbezügliche Lehre der Kirche dennoch richtig und gut für die Menschen sei. Wenn ich jedoch - als jemand, der glücklich kirchlich verheiratet ist und den somit nichts daran hindert, ein erfülltes Sexualleben mit dem Segen der Kirche zu führen - einem Homosexuellen erklären sollte: "Tja, sorry, für dich bleibt nur sexuelle Enthaltsamkeit", dann hätte ich damit rein vom Gefühl her durchaus Schwierigkeiten. Glücklicherweise gibt es Leute, die in einer wesentlich besseren Position für solche Erklärungen sind als ich: nämlich Menschen, die selbst homosexuell und gleichzeitig gläubige und praktizierende Katholiken sind und den Konflikt zwischen ihren sexuellen Neigungen und der Lehre der Kirche somit buchstäblich am eigenen Leibe erfahren. Und darüber schreiben. Es gibt da zum Beispiel Daniel Mattson, der ein Buch mit dem Titel "Why I don't call myself gay" veröffentlicht hat, aber auch Joseph Prever - übrigens der Bruder der wundervollen Simcha Fisher -, der sich selbst sehr wohl als "gay" bezeichnet. 

Ich möchte annehmen, dass es auch im deutschen Sprachraum Gruppen und Einzelpersonen gibt, die sich darum bemühen, als Homosexuelle im Einklang mit der Lehre der Katholischen Kirche zu leben - und die zu diesem Thema einiges zu sagen haben dürften. Die KjGay allerdings scheint ihre Aufgabe - den oben genannten Informationsquellen nach zu urteilen - eher nicht in diesem Sinne zu verstehen. Wenn diese Gruppe über sich selbst sagt, sie wolle sich "stark machen für eine Vielfalt der Geschlechter und der Sexualitäten", dann sieht das vielmehr danach aus, dass sie die LGBTTIQ-Agenda in die Kirche hineintragen will. 

Schon mal verwendetes Symboldbild; Quelle hier
Bei der Kondomverteilung in Zinnowitz allerdings ging es ja offensichtlich gar nicht speziell um Homosexualität. Auf der Facebook-Seite der Gruppe findet sich ein Video mit einem auf der Bühne des Bistumsjugendtages abgegebenen Statement eines KjGay-Vertreters; ich fasse es mal kurz und dreckig zusammen: 

  • Die Kirche lehrt gar nicht das, was sie lehrt, "sonst würde ich hier ja wohl nicht stehen". 
  • "Sogar Papst Benedikt hat gesagt...", und was er tatsächlich gesagt hat, verstehen wir einfach mal so, wie es uns passt, auch wenn er's ganz anders gemeint hat. 
  • Die Kondome sind übrigens lange haltbar, ihr könnt also auch erst mal heiraten, ehe ihr... höhö... Ihr wisst schon: Kein Sex vor der Ehe... höhö. 
  • Und übrigens, die Kirche lehrt natürlich doch das, was sie lehrt, aber wir sind jung und wissen es besser, und mit ein bisschen Glück erleben wir es noch, dass die Kirche das auch endlich einsieht. 

Angesichts dieses dummdreisten Statements könnte man Lust bekommen, in die Tischkante zu beißen; aber mich erinnert es vor allem an eine Passage aus Rod Drehers The Benedict Option
"Dies sind keine schlechten Leute. Vielmehr sind es junge Erwachsene, die von ihrer Familie, ihrer Kirche und anderen Institutionen, die ihr Gewissen und ihre Vorstellungskraft gebildet oder vielmehr gerade nicht gebildet haben, furchtbar im Stich gelassen wurden." 
Kann man den jungen Leuten wirklich einen Vorwurf daraus machen, dass sie das, was die Kirche zum Thema Sexualität lehrt, weder verstehen noch auch nur einsehen, weshalb es für sie relevant sein sollte? Hat überhaupt mal jemand versucht, es ihnen zu erklären, oder hat die Katechese dieses Thema nicht vielmehr verschämt ausgeklammert, um nur ja nicht anzuecken, oder den Jugendlichen allenfalls vermittelt "Na ja, so und so ist halt die offizielle Lehre, wie sie von zölibatär lebenden (oder zumindest so tuenden) alten Männern vertreten wird, aber ihr müsst das nicht so ernst nehmen - folgt einfach eurem Herzen, dann macht ihr's schon richtig"? 

Tja, und das kommt dann eben dabei raus. 

Zur "Katholischen jungen Gemeinde" (KjG), unter deren organisatorischen Dach sich die KjGay tummelt, möchte ich übrigens so nebenbei auf etwas hinweisen, was ich schon in einem früheren Artikel mal schrieb - ich zitiere der Einfachheit halber mal mich selber: 
1983 löste das "Rote Songbuch" der KjG eine heftige kircheninterne Kontroverse aus, an die der Verband auf seiner Website mit erkennbarem Stolz erinnert: Die Liedersammlung
"enthielt u.a. Lieder, die sexuelle Verfehlungen von Geistlichen thematisierten (z.B. das Lied "Es wollt' ein Bauer früh aufstehn"), dazu Lieder aus der Arbeiterbewegung ("Brüder, zur Sonne, zur Freiheit"), aber auch moderne Lieder, die sich kritisch mit Religion auseinandersetzen ("Wenn et Bedde sich lohne dääd" von BAP) oder eine befreite Sexualität fordern ("Denn ich will" von André Heller),
womit die Redaktoren des Songbuchs neben einem entschiedenen Willen zur Provokation auch einen ausgeprägt schlechten Geschmack unter Beweis stellten. Die Deutsche Bischofskonferenz, allen voran der erst kurz zuvor neu ins Amt gekommene Bischof von Fulda, Johannes Dyba, forderte nach wenigen Wochen einen Verkaufsstopp des Songbuchs, "begleitet von der Drohung, die KjG andernfalls aufzulösen bzw. nicht mehr als katholische Jugendorganisation anzuerkennen". Tatsächlich wurde die Liedersammlung vom Markt genommen, konnte sich jedoch "als Schwarzkopie rasch verbreiten". -- Der Name "Rotes Songbuch" bezog sich vordergründig sicherlich auf die Einbandfarbe, ist aber wohl - nicht zuletzt in Hinblick auf die darin enthaltenen "Lieder aus der Arbeiterbewegung" - auch in anderer Hinsicht durchaus passend; etwas heikel ist es in diesem Zusammenhang allerdings, dass nach dem Verkaufsstopp des "Roten Songbuchs" als entschärfte Ersatzversion ein "Braunes Songbuch" veröffentlicht wurde. 
Aber das, wie gesagt, nur am Rande. -- Der Umstand, dass die Kondomverteilaktion in Zinnowitz durch das redaktionell nicht abgestimmte Teilen eines KjGay-Facebook-Eintrags auf der Seite des Erzbistums Berlin erhebliche - sagen wir mal - kritische Aufmerksamkeit auf sich zog, veranlasste den Pressesprecher des Erzbistums schließlich zu einer Stellungnahme, und zwar wiederum auf Facebook
"In eigener Sache zu Kondomen, KJGay etc.: Beim Bistumsjugendtag 2017 hat eine Gruppe mit dem Namen 'KjGay Berlin' eine Verteilaktion von Kondomen vorgenommen. Diese Aktion war mit den Organisatoren des Bistumsjugendtages nicht abgesprochen und wird von ihnen abgelehnt. Eine Fortführung der Verteilung wurde vor Ort unterbunden. Ein verantwortungsvoller Umgang mit den Themen Sexualität und Diskriminierung ist eines der Anliegen in der Jugendarbeit im Erzbistum Berlin. Dafür werden auch sexualpädagogische Veranstaltungsformate angeboten. Das Verteilen von Kondomen gehört nicht dazu. Grundlage ist das 'Sexualpädagogische Konzept für die Kinder- und Jugendarbeit im Erzbistum Berlin'. Stefan Förner, Pressesprecher, verantwortlich für diese fb-Seite." 
Die KjGay selbst veröffentlichte derweil ein "Positionspapier", das darauf schließen lässt, dass die Gruppe doch ein bisschen Angst vor der eigenen Courage bekommen hat: Der Text wiederholt zwar weitgehend den Quatsch aus dem Bühnenstatement (s.o.), jedoch in erheblich defensiverem Tonfall. Der Aussage des Erzbistums-Pressesprechers Förner, die Kondomverteilungsaktion sei "unterbunden" worden, widerspricht die KjGay allerdings. 

Für die bei dieser Aktion verteilten Kondome, so betont die KjGay in ihrem "Positionspapier", seien "keine Gelder der Kirche" ausgegeben worden. Ich schätze allerdings, auch über dieses Detail hinaus dürfte es viele Katholiken interessieren, ob und in welchem Umfang die Tätigkeit der KjGay aus Kirchensteuermitteln gefördert wird. Aber reden wir nicht nur über Geld. Es bleiben auch noch andere Fragen offen - einige davon hat ein Bloggerkollege in einer nichtöffentlichen Facebook-Diskussion zusammengestellt: 
"Wenn die Verteilaktion abgelehnt und unterbunden wurde, warum feiert die KJGay sich für diese Aktion? Gibt es Konsequenzen seitens des Bistums?Wenn die Aktion abgelehnt und unterbunden wurde, warum wurde diese Aktion dann auf der offiziellen FB-Seite des Bistums beworben? Gibt es ein Gespräch mit dem Verantwortlichen und gibt es Konsequenzen?
Ist die KJGay regelmäßig auf den Jugendveranstaltungen des Bistums präsent? Ist die Zielrichtung der KJGay mit der Linie des Bistums vereinbar?"
Da besteht also noch erheblicher Klärungsbedarf. Schauen wir mal, was man zukünftig noch über diese Sache hören wird. Einstweilen noch ein persönliches Wort: Mich langweilt es ja eher, wenn kirchliche Jugendverbände den der Jugend eigenen Hang zur Rebellion in der Form ausleben, dass sie sich innerkirchlich als Rebellen gerieren, während sie mit den herrschenden Anschauungen ihrer säkularen Umwelt  völlig konform gehen. Umgekehrt fände ich's spannender. Und mutiger. 

Abschließend noch ein erklärender Hinweis an diejenigen meiner Leser, die womöglich - das soll's ja geben - die Überschrift dieses meines Artikels nicht recht einordnen können: 

Nehmt dies! 



13 Kommentare:

  1. >> Mich langweilt es ja eher, wenn kirchliche Jugendverbände den der Jugend eigenen Hang zur Rebellion in der Form ausleben, dass sie sich innerkirchlich als Rebellen gerieren, während sie mit den herrschenden Anschauungen ihrer säkularen Umwelt  völlig konform gehen. Umgekehrt fände ich's spannender. Und mutiger.

    Tja. Wie einen Artikel weiter hinten erwähnt: es ist ein Gerücht und zwar ein falsches, daß die heutige Jugend von sich aus Lust auf Heldentum hätte. Eine wohldosierte, ja nicht zu große Dosis Rebellion, für die es keinerlei Mut braucht... kommt da geradezu ideal.

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    1. Um noch weiterzugehen: Das wohlige Gefühl der Rebellion zu wollen, aber abgetrennt vom Preis des Risikos, den die Natur darauf gesetzt hat,

      hat irgendwo mit Verhütung zu tun, nicht? Oder ist das dann doch zu weit hergeholt?

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    2. Nein, weit hergeholt finde ich das gar nicht.

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  2. Das klingt nicht besonders originell, zumal es ja heute kaum noch eine Jugendveranstaltung gibt in der nicht Kondome in irgendwelcher Form - mit mehr oder weniger lustigen Aufdrucken verteilt werden. Die Sexualethik der katholischen Kirche ist nicht nur Homosexuellen schwer vermittelbar - offensichtlich auch den gläubigen heterosexuellen Katholiken. Sonst hätte es wohl keine Königssteiner Erklärung gebraucht. Der Konflikt, den Sie im vierten Absatz anreißen, also die Unterscheidung zwischen Person und Handlung ist wohl kaum möglich. Sexualität und Partnerschaft sind ein so integrativer Teil der Persönlichkeit, dass Sie automatisch die Person als solche ablehnen. Nicht zuletzt deshalb war Homosexualität - mit voller Billigung der Kirche - lange unter Strafe gestellt. Im fünften Satz hat sich ein Denkfehler eingeschlichen. Sie können keinen Vortrag darüber halten, warum die Lehre der katholischen Kirche in diesem Zusammenhang gut für den Menschen ist, Sie können nur einen Vortrag darüber halten warum Sie GLAUBEN, dass dem so sei. Das ist ein großer Unterschied.

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    1. Nein, ganz und gar nicht.

      Ich bin - ob sie's glauben oder nicht - sogar überzeugt, dass die Sexualethik der Katholischen Kirche zu den Teilen ihrer Lehre gehört, deren Richtigkeit am einfachsten - weil am voraussetzungslosesten - einzusehen ist. Man braucht dafür noch nicht mal unbedingt an Gott zu glauben.

      Die Behauptung, etwas sei "schwer vermittelbar", dient in aller Regel nur dazu, es gar nicht erst zu versuchen. Im Ergebnis ist das dann eine Art "self-fulfilling prophecy".

      Die Schwierigkeit der kirchlichen Sexualethik liegt nicht darin, die Richtigkeit dieser Lehre einzusehen, sondern sich gemäß dieser Einsicht zu verhalten. Einfach weil die Versuchung zur Sünde in diesem Bereich besonders groß ist.

      In diesem Zusammenhang noch eine Randbemerkung: Die Behauptung, es sei nicht möglich, zwischen der Person und ihrem Handeln zu unterscheiden, offenbart ein Menschenbild, das ich offen gestanden gruselig finde.

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    2. Och, die Sexualmoral ist durchaus einfach *vermittelbar* an Heterosexuelle. Sie wollen sich nur nicht dran halten; das ist was anderes. Gerade das Beispiel "Königsteiner Erklärung" zeigt, daß ja offensichtlich noch in dem letzten Winkel angekommen ist, daß die katholische Kirche keine Verhütung erlaubt, und nicht etwa das Königsteiner Gegenteil.

      Man will sich nicht dran halten; das ist das Problem. Eine Einsicht, daß das an und für sich richtig wäre, ist durchaus vorhanden, sogar beim Verhütungsverbot; wenn auch vielleicht noch *mehr* Motivation, warum es gut und machbar ist, sich daran zu halten, vermittelt werden könnte.

      - Ausrutscher interessieren hier übrigens niemanden außer Gott und den Beichtvater. Das könnten übrigens alle die, die bei dem Thema mit Statistiken kommen, wie viele Leute denn *ausnahmslos* die voreheliche Keuschheit gehalten hätten, endlich mal einsehen. -

      Bei Homosexuellen (und wohl beim speziellen Problem Masturbation) ist hingegen ein echtes Vermittlungsproblem vorhanden, das muß man klar so sehen.

      - Zum Thema Homosexualität und Strafrecht: Homosexual*ität* war nie oder so gut wie nie strafbar (sogar die Nazis dürften in dem Fall eher auf außergesetzliche KZ-Einweisung etc. zurückgegriffen haben). Strafbar waren homosexuelle Handlungen, von einer Ablehnung der Person als solcher als Grund kann also gar keine Rede sein.

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  3. Auf Ihre Erklärung dazu wäre ich zwar gespannt - insbesondere auf die Erläuterung, warum z.B. eine homosexuelle Beziehung dem "Gemeinwohl" schaden sollte - ich denke aber das führt zu wenig. Sie haben Ihren Glauben und den habe ich zu respektieren. Im letzten Absatz drehen Sie mir ziemlich schlau das Wort im Mund um. Ich habe nicht behauptet, dass man nicht zwischen einer Tat und einem Täter unterscheiden kann - das wäre auch widersinnig. Ich kann die Straftat eines Diebes verurteilen und ihn trotzdem als wertvollen Menschen schätzen. Eine einvernehmliche Beziehung zu führen ist aber kein Diebstahl sondern ein grundlegendes Menschenrecht. Sehen Sie es mal praktisch und nehmen Sie an Sie haben einen homosexuellen Sohn, der Sie zu seiner Hochzeitsfeier einlädt. Auch da wird es sehr schwer oder unmöglich fallen, ihm glaubhaft zu machen, dass Sie ihn zwar lieben ober seine Beziehung ablehnen. Ihr Thema hier scheint aber nicht Homosexualität zu sein sondern die Frage ob sich Mitgliedsorganisationen der katholischen Kirche ihre Lehre aus dem Baukasten zusammenstellen können. Und das schein mir weitgehend treffend argumentiert.

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    1. >>Ich kann die Straftat eines Diebes verurteilen und ihn trotzdem als wertvollen Menschen schätzen.

      Exakt.

      Und ebenso wie mit der Straftat Diebstahl, so auch mit der Straftat Inzest (bei der es kein Opfer geben muß), der Straftat einvernehmlicher Drogenhandel ohne Verführung (bei der es kein Opfer gibt), der Straftat einvernehmliche Beziehung eines 21-Jährigen aus der K13 (einmal durchgefallen) mit einer normal entwickelten 15-Jährigen aus der zehnten Klasse (bei der es kein Opfer gibt) und der nicht-Straftat-aber-Sünde Beischlaf Mann mit Mann bzw. Frau mit Frau.

      (Daß Sie das nicht für eine solche *halten*, ist mir schon klar. Aber Sie sollten doch sehen, daß egal wie Sie diese Tat beurteilen, sie eine Tat ist, die von einem Täter unterschieden werden kann.)

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    2. Sie behaupten, bei der Straftat einvernehmlicher Drogenhandel givt es kein Opfer? Dann halten Sie Drogen für eine Medizin?

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    3. Hier dürfte wohl ein Missverständnis vorliegen.
      Ein "Opfer" im Sinne eines "Geschädigten" gibt es durchaus, insofern als Drogenkonsum schädlich für den Konsumenten ist.
      Bei einvernehmlichem Drogenhandel ist der Käufer aber insofern nicht "Opfer" der Straftat, als ihm ja nichts "angetan" wird, was er nicht selbst gewollt hat.

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    4. Nö, keine Medizin, sondern ein Rauschmittel, das einzunehmen (arguably) vom katholischen Standpunkt unmoralisch und dessen Verbot deswegen (und allenfalls deswegen) gerade noch so gerechtfertigt werden kann. Drogen nehmen verstößt arguably gegen das moralische Gebot "man dröhne sich nicht voll zu" und sicher gegen den den Staatsgesetzen geschuldeten Gehorsam, bringt aber *sonst*, davon aber abgesehen wäre gesundheitlich etc. (außer wohl bei Heroin etc.) durchaus ein maßvoller Genuß denkbar.

      (Bei Kokain, Amphetaminen etc. kommt noch eine Art "Dopingproblematik" in bezug auf die Teilnahme am Wirtschaftsleben dazu.)

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  4. Bezüglich der Problematik des einvernehmlichen Drogenhandels kann man sicher das in der katholischen Soziallehre verankerte Prinzip der Solidarität heranziehen. Dieses gebietet dem Gläubigen auch, den Anderen davon abzuhalten sich selbst zu schaden.

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    1. Nun, natürlich schadet sich jeder Sünder insbesondere selbst. Dies trifft aber auch auf die praktizierenden Schwulen zu, um die es hier eigentlich geht, und auch auf die Sonntagsnichtkirchgänger, die krasseren Gewohnheitsflucher usw.

      Von dieser "moraltheologischen" Ebene einmal abgesehen und auf die gesundheitliche, auf die Sie ja vermutlich anspielen, eingehend:

      davon abgesehen schaden sich (jedenfalls) die uns so bekannten allgemeinen Kiffer nicht.

      (Auch wenn ich mit so einer Aussage vermutlich in einem anderen politischen Spektrum landen würde als mit denen weiter vorne. Es stimmt aber nunmal.)

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