Herzlich willkommen, Leser, zur letzten Folge der Artikelserie "Kaffee & Laudes"! -- Zur letzten? Ja, ganz richtig: Seit Beginn dieser Reihe ist zwar noch kein ganzes Kalenderjahr vergangen, aber durchs Kirchenjahr sind wir einmal durch: Die Fastenzeit steht vor der Tür, und das scheint mir ein sinnvoller Anlass zu sein, eine Zäsur zu setzen. Zumindest was den Reihentitel angeht, da es sich sonst wohl nicht vermeiden ließe, dass Artikelüberschriften sich wiederholen. Aber keine Sorge, "Wochen-Briefings" wird es auf diesem Blog auch weiterhin geben, unter einem neuen Reihentitel und mit einigen weiteren kleinen Änderungen. Genaueres dazu erfahrt Ihr nächste Woche!
Was bisher geschah: Während des größten Teils der zurückliegenden Woche habe ich mich immer dann, wenn das Kind mit der Mama und/oder den Omas unterwegs war, darum bemüht, meinen Lektüre-Rückstand aufzuarbeiten und außerdem an ein paar schon seit längerer Zeit geplanten Blogartikeln weiterzuarbeiten, und ich darf sagen, ich bin recht zufrieden mit den Ergebnissen. Mit der im engeren Sinne journalistischen Arbeit geht es weniger gut voran, was, wie ich glaube, vor allem mit einem gewissen Widerwillen meinerseits zu tun hat, mich mit derzeit tagesaktuellen Themen auseinanderzusetzen. Nachrichten, insbesondere politische, konsumiere ich nur in sehr vorsichtiger Dosierung und kann mich dabei des Eindrucks nicht erwehren, es seien ausnahmslos alle bekloppt geworden. Erholung vom täglichen Wahnsinn bot am Donnerstagabend ein erneuter Besuch der Community Networking Night im Baumhaus, wohin ich aufbrach, nachdem ich gerade einen Blogartikel über diese zauberhafte Location fertiggestellt hatte. Ich unterhielt mich dort ausgesprochen gut, warb in der "News You Can Use"-Runde für unser offenes Büchertauschregal, und außerdem machte ich ein paar Beobachtungen, die ein interessantes Licht auf die Frage "Wie christlich ist eigentlich das Baumhaus?" werfen (eine Frage, die im just erwähnten Blogartikel teils explizit, teils implizit eine gewisse Rolle spielt). Beobachtung 1: An der "Ressources & Needs"-Pinnwand suchte jemand Partner für ein "Bibel-Tandem". Beobachtung 2: Baumhaus-Co-Initiator Scott, der unter anderem auch DJ ist, legte eine Instrumentalversion des Titelsongs von "Jesus Christ Superstar" auf und zeigte sich entzückt, dass ich das Stück erkannte. -- Am Freitagnachmittag druckte ich in Berlins preisgünstigstem Copyshop neue Flyer für "Dinner mit Gott", Krabbelbrunch und unsere wöchentliche Lobpreis-Andacht, am Abend hatte meine Liebste dann mal wieder einen Foodsaving-Einsatz in einem Biomarkt, der uns neben allerlei Backwaren diverse Blattsalate sowie Äpfel, Weintrauben, Möhren, Zucchini und Paprika bescherte. Am Sonntag hatte ich Lektorendienst, und nach der Messe fand wieder unser "Büchertreff" statt; wir waren diesmal nicht sehr gut vorbereitet und die Veranstaltung war vergleichsweise schwach besucht, aber immerhin unterhielten wir uns gut mit einem Ehepaar aus Heiligensee, das eigens für den Büchertreff nach Tegel gekommen war. Außerdem fanden wir eine Bücherspende vom "Freundeskreis Maria Goretti" für unser Büchereiprojekt vor; eine erste flüchtige Durchsicht hat mir den Eindruck vermittelt, dass es sich überwiegend um Heiligenbiographien in jugendgerechter Darstellung handelt. Durchaus interessant!
Was ansteht: Für heute Abend ist ein Treffen mit einem befreundeten Journalisten- und Bloggerkollegen und seiner Familie geplant; und zwar treffen wir uns zum Abendessen bei mir zu Hause, und meine Frau kocht. Ganz altmodisch. Am Dienstag gilt es, bei der Lobpreis-Andacht noch einmal möglichst viele Lieder mit "Halleluja" zu singen, bevor die Fastenzeit anfängt; dann kommt der Aschermittwoch, da ist im unserer Kirche um 19 Uhr Messe mit Spendung des Aschenkreuzes. Für den Rest der Woche ist nicht viel geplant. Am Samstag gibt es in Heiligensee einen "Tag der liturgischen Dienste" für Ministranten, Lektoren, Küster und Gottesdienstbeauftragte; ich habe der Veranstaltungsankündigung in den Vermeldungen nicht eindeutig entnehmen können, ob sich die Einladung an die ganze Pfarrei oder nur den Heiligenseer Gemeindeteil richtet, aber ich hoffe mal, das finde ich bis dahin noch heraus.
aktuelle Lektüre: Was lange währt, wird endlich gut, ich habe - fünf Tage später, als mein Zeitplan es eigentlich vorgesehen hatte - Leseetappe 4 meiner "100-Bücher-Challenge" endlich abgeschlossen und mit Etappe 5 begonnen. Da der dazugehörige Auswertungs-und Vorschauartikel noch einiges an Zeit und Arbeit beanspruchen wird, will ich erst mal nicht zu viel verraten, aber eins kann ich doch schon mal sagen: Im Unterschied zu Etappe 4 ist mein erster Eindruck von praktisch allen Büchern, die in Etappe 5 auf meiner Leseliste stehen, besser als erwartet. Einige deutlich besser, einige immerhin ein bisschen.
Linktipps:
Donal McKernan lebt mit seiner Familie in Danthonia, einer Niederlassung der neutäuferischen "Bruderhof"-Bewegung im ländlichen Australien. Das Leben dort, sagt er, sieht in etwa so aus, wie sich wahrscheinlich viele Leute eine #BenOp-Community vorstellen: Man betreibt Selbstversorger-Landwirtschaft, verbringt viel Zeit unter freiem Himmel, die Kinder werden von anderen Mitgliedern der Gemeinschaft unterrichtet. Vor diesem Erfahrungshintergrund setzt er sich mit Rod Drehers "Benedikt-Option" und den gängigen Topoi der Kritik an dieser auseinander - und weist darauf hin, dass die "Bruderhof"-Bewegung schon seit 100 Jahren ein Konzept dezidiert christlichen Gemeinschaftslebens praktiziert, das mit den Ideen der #BenOp vieles gemeinsam hat. (Übrigens verweist Rod Dreher in seinem Blog wiederholt sehr wohlwollend auf den "Bruderhof".) -- McKernan räumt ein, dass Dreher in seinem Buch kein "detailliertes Bild davon zeichnet, wie die Benedikt-Option [in der Praxis] aussehen könnte", meint aber, sinnvoller, als vermeintliche oder tatsächliche Schwächen von Drehers Buch zu attackieren, sei es - wie etwa Leah Libresco es in ihrem Buch "Building the Benedict Option" tue - eigene Antworten auf die Frage zu finden, wie christliche Gemeinschaft aussehen könne. Weiterhin verweist er auf die Catholic Worker-Bewegung, die lateinamerikanischen Basisgemeinden und L'Arche und hebt hervor, dass all diese Bewegungen mit wenig oder gar keinem Geld angefangen hätten -- was ein gewichtiges Argument gegen das Vorurteil darstelle, die #BenOp sei nur für Christen aus der oberen Mittelschicht realisierbar, die genug Geld für so etwas übrig hätten. Die genannten Gemeinschaften, so McKernan, hätten "durch Gebet, harte Arbeit und Wunder überlebt, nicht durch ausgeklügelte Businesspläne. Das mag verrückt klingen und ist es wohl auch, aber es scheint, dass Gott über derartige verrückte Unternehmungen freundlich lächelt."
Vorige Woche habe ich in der Rubrik "Heilige der Woche" darauf hingewiesen, dass der Tagesheilige vom 21. Februar, Petrus Damiani, für "scharfe Kritik an moralischen Missständen im Klerus (insbesondere Päderastie)" bekannt gewesen sei. Dass gerade dieser Umstand sein Werk heute wieder ausgesprochen aktuell erscheinen lässt, wollte ich damit implizit angedeutet haben. Derweil bezeichnete ein als "Whisky-Priester" bekannter Geistlicher das "Liber antigomorrhanius" des Hl. Petrus Damiani (das allerdings eigentlich "Liber Gomorrhianus" heißt, aber wer wird so kleinlich sein) auf seiner Facebook-Wall als "eines der wirkmächtigsten homophoben Pamphlete der Kirchengeschichte"; nun gut, so kann man den Sachverhalt wohl auch ausdrücken. Der Catholic World Report dagegen holte am Gedenktag des Heiligen einen erstmals am 27.09.2018 veröffentlichten Artikel von Matthew Cullinan Hoffman aus dem Archiv hervor, in dem es, na guck, um die Aktualität des Werks Petrus Damianis (den der Autor den "Cheftheoretiker der Konterrevolutionäre gegen das korrupte kirchliche Establishment" des 11. Jhs. nennt) vor dem Hintergrund der Missbrauchskrise geht. Der Autor weiß, wovon er spricht, denn er ist der Übersetzer und Herausgeber einer 2015 erschienenen englischsprachigen Ausgabe des "Liber Gomorrhianus".
Ja, ich weiß: Der FOCUS. Ich gehöre gewissermaßen zu der Generation, die gelernt hat, diesem Nachrichtenmagazin zu misstrauen, seit es existiert, und oftmals hst dieses Misstrauen wohl auch seinen guten Grund. Aber manchmal ist man doch froh, dass es den FOCUS gibt, nämlich dann, wenn dort Stimmen zu Wort kommen, denen man im linksliberalen Mainstream der deutschen Medienlandschaft eher kein Gehör geben würde. Im vorliegenden, recht umfangreichen Beitrag stellt der "Kindheitsforscher" Michael Hüter die provokante These auf, "seelisch und emotional" gehe es der Mehrzahl der Kinder in unserer modernen Gesellschaft so schlecht wie nie zuvor, jedenfalls "außerhalb von Kriegszeiten". Warum? Weil sie zu wenig Liebe erfahren, insbesondere von ihren Eltern. -- Es überrascht mich nicht im geringsten, dass Johannes Hartl diesen Artikel auf Facebook und Twitter empfohlen hat, denn einige Aussagen Michael Hüters weisen ein hohes Maß an Übereinstimmung mit Thesen auf, die Hartl in seinen Vorträgen (z.B. "Ökologie des Herzens") vertritt. Diese Übereinstimmung sehe ich z.B. in Passagen wie diesen:
"Totalitarismus, Krieg, gesellschaftliche Polarisierung und generell alle Formen von Missachtung und Zerstörung wären ohne den frühen (auch elterlichen) Liebesmangel unmöglich. Wer nicht früh Liebe erfahren und somit lieben gelernt hat, der wird später auch nichts lieben und bewahren. [...]
Auch die [...] maßlose Zerstörung unserer natürlichen Lebensräume lässt sich auf diesen frühen und seit langem zur Norm gewordenen frühkindlichen Liebesmangel zurückführen. Wir brauchen nicht das Klima oder die Natur retten, sondern lediglich die hohe Entfremdung von unserer eigenen Natur beenden."
Vor diesem Hintergrund betrachtet Hüter den Trend zur "Fremdbetreuung des Kindes vom 1. bis zum 18. Lebensjahr, 38 Stunden die Woche und das am besten auch noch in den Ferien" als eine dramatische Fehlentwicklung mit katastrophalen Folgen: "Mit Ganztageskrippen, Ganztages-Kitas und Ganztages-Schulen, weggesperrt vom 1. bis zum 18. Lebensjahr, wird der Mensch nicht gebildeter, nicht kompetenter, und schon gar nicht humaner werden."
Heilige der Woche:
Heute, Montag, 24. Februar: Hl. Matthias, Apostel. Im 1. Kapitel der Apostelgeschichte wird geschildert, wie die Elf Apostel nach der Himmelfahrt Jesu einen Nachfolger für dem abtrünnig gewordenen Judas Iskariot bestimmen, um die symbolträchtige Zahl von Zwölf Aposteln wiederherzustellen: Zwischen zwei für das Apostelsmt infrage kommenden Kandidaten aus dem weiteren Kreis der Jünger Jesu entscheidet das Los und fällt auf Matthias. Diese Episode ist deshalb so bedeutsam, weil sie gewissermaßen den ersten administrativen Akt der jungen Kirche schildert, und sie gilt als grundlegend für das Prinzip der Apostolischen Sukzession, das in der kirchlichen Hierarchie bis heute Gültigkeit hat. Darüber hinaus berichtet die Bibel nichts über den Apostel Matthias; der außerbiblischen Tradition zufolge soll er im Jahr 63 das Martyrium erlitten haben. Seine Gebeine sollen im 4. Jh. nach Trier gelangt sein, ihre Verehrung in der dortigen Abteikirche St. Matthias ist seit dem Jahr 1127 nachgewiesen. Es handelt sich um das einzige Apostelgrab nördlich der Alpen.
Dienstag, 25. Februar: Hl. Walburga (ca. 710-779), Äbtissin. Stammte der Überlieferung zufolge aus dem angelsächsischen Königshaus von Wessex, war die Schwester der Hll. Willibald und Wunibald und mütterlicherseits eine Nichte des Hl. Bonifatius, der sie, nachdem sie im Kloster Wimborne in Dorsetshire erzogen worden war, als Missionarin ins Frankenreich berufen und wurde 761 Äbtissin des Klosters Heidenheim in Mittelfranken. Der 25. Februar ist ihr Todestag; daneben wurde und wird ihrer auch am Tag der Übertragung ihrer Gebeine nach Eichstätt, dem 1. Mai, gedacht -- daher rührt der Name "Walpurgisnacht" für die Nacht zum 1. Mai.
Aus dem Stundenbuch:
Ihr seid jetzt nicht mehr Fremde ohne Bürgerrecht, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes. (Epheser 2,19)
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