Gesamtzahl der Seitenaufrufe

Montag, 17. Februar 2020

Kaffee & Laudes - Das Wochen-Briefing (6. Woche im Jahreskreis)

Was bisher geschah: Fangen wir mal mit dem Positiven an: Ichgabe in der zurückliegenden Woche sehr viele schöne Momente mit meiner Tochter erlebt, die - so kommt es dem stolzen Papi zumindest vor - in jüngster Zeit rasante Fortschritte in ihren kognitiven Fähigkeiten und ihrem sprachlichen Ausdrucksvermögen macht. Tag für Tag schafft sie es, mich zu verblüffen. Wenn ich daran denke, wie viel davon ich verpassen würde, wenn ich einen handelsüblichen 38,5-Stunden-Job in irgendeinem Büro oder dergleichen hätte, dann bin ich ausgesprochen glücklich über mein Leben als "Stay-at-Home-Dad". Die Kehrseite der Tatsache, dass mein Kind - auch durch einen wohl zumindest teilweise durch Erkältung und einen kurz vor dem Durchbruch stehenden Backenzahn bedingten unregelmäßigen Schlafrhythmus - meine Zeit, Aufmerksamkeit und Energie derzeit sehr stark beansprucht, besteht indes darin, dass ich in dieser Woche in Hinblick auf meine Tätigkeit als Journalist, Essayist, Blogger und #BenOp-/Punkpastoral-Aktivist nicht halb so viel geschafft habe, wie mir lieb gewesen wäre. 

Wobei, immerhin: Am Montag habe ich einen befreundeten Ordenspriester besucht und ihm dabei geholfen, seinen persönlichen Bücherbestand zu reduzieren -- mit anderen Worten, ich habe von ihm einige Bücher als Spende für das Büchereiprojekt entgegengenommen. Habe mich dabei auf 20 Bände beschränkt: überwiegend Theologisches, aber auch ein paar Werke aus den Bereichen Philosophie, Geschichte und Archäologie sowie einige Literaturklassiker (Boccaccio, Cervantes u.a.); besonders gespannt bin ich indes auf das Buch "Apokalypse jetzt!" von Greta Taubert. Könnte mir vorstellen, dass sich das als hochgradig #BenOp-relevant herausstellt -- wobei es angesichts meiner umfangreichen Leseliste vorerst noch nicht abzusehen ist, wann ich wohl mal dazu kommen werde, es zu lesen. 

Am Donnerstag hatte ich dann mein erstes Firmkurs-Modul, unter der Überschrift "Der Schatz im Acker - Jesus erzählt vom Reich Gottes". Sechs Jugendliche nahmen daran teil, und von diesen machte einer auf mich den Eindruck, es sei etwas bei ihm angekommen. Leute, die Erfahrung mit so etwas haben, sagen mir allerdings, das sei gar keine so schlechte Quote; und dass die anderen fünf Jugendlichen eher wenig Reaktion zeigten, muss auch nicht zwingend etwas Schlechtes bedeuten. Mein Modul war allerdings auch anspruchsvoll: Es mutete den Teilnehmern zu, eine Reihe von Impulsen selbständig weiterzudenken, und vor allem im ersten Drittel setzte es methodisch stark auf paradoxe Intervention. Es würde mich daher nicht unbedingt wundern, wenn der eine oder andere den Eindruck gewonnen haben sollte, ich hätte ihnen nahe legen wollen, sich lieber nicht firmen zu lassen. Wenn sie das allerdings ihren Gruppenleitern erzählen, bekomme ich womöglich Mecker... na, ich werd's überleben. Eventuell arbeite ich mein in Stichworten gehaltenes Konzeptpapier für dieses Modul noch zu einem eigenständigen Blogartikel aus, damit auch noch Andere etwas davon haben. Falls ich im Laufe der Woche Zeit dafür finde, haha. 

Davon abgesehen war ich diese Woche recht aktiv auf Twitter, was ja etwas ist, was sich gut "nebenbei" erledigen lässt; das große Thema war hier natürlich das nachsynodale Schreiben "Querida Amazonia" von Papst Franziskus, oder genauer gesagt, die Reaktionen darauf. Noch genauer gesagt waren es ja weniger die Reaktionen darauf, was in dem Schreiben drinsteht, als vielmehr darauf, was zur Enttäuschung der Einen und Erleichterung/Befriedigung der Anderen nicht drinsteht. Mit dem tatsächlichen Inhalt des Schreibens  habe ich mich noch nicht groß befassen können, aber das geht wohl den meisten anderen Kommentatoren genauso. Schade ist es aber doch, denn ich habe die vage Ahnung, "Querida Amazonia" könnte durchaus einige #BenOp- bzw. Punkpastoral-relevante Impulse enthalten. Aber okay, das läuft ja nicht weg. Von Mittwoch bis Freitag war es erst einmal vorrangig, sich am Heulen und Wehklagen der üblichen Verdächtigen von "ZdK", kfd, Maria Zwonull, häretisch.de etc. zu weiden. (Mehr dazu unten in den Linktipps.)  

Am Samstag war eigentlich Krabbelbrunch, und da zwei Mütter, die sich mit ihren Kindern in den letzten Monaten zu Stammgästen dieses Veranstaltungsformats gemausert hatten, diesmal schon im Vorfeld aus unterschiedlichen Gründen hatten absagen müssen, waren wir etwas in Sorge, ob überhaupt jemand kommen würde. Tatsächlich fand sich dann aber eine Familie ein, die wir im November letzten Jahres bei der Tauferinnerungsfeier in St. Rita getroffen hatten, und das war sehr erfreulich. Parallel zum Krabbelbrunch traf sich im Nebenraum der Erstkommunion-Vorbereitungskurs, und auch das fand ich im Prinzip gut: Dann sehen die mal, was wir hier veranstalten, dachte ich mir, und vielleicht haben einige der Erstkommunionkinder ja noch jüngere Geschwister. Der Haken an dieser Überlegung ist allerdings die (wahrscheinlich nicht nur) in dieser Gemeinde tief verwurzelte Angewohnheit, dass jeder sich nur um seinen Kram kümmert und sich nicht dafür interessiert, was andere Gruppen machen. --  Am Sonntag schliefen wir erst einmal gründlich aus, umgingen so den monatlichen Familiengottesdienst und gingen lieber in die Abendmesse. Ob das, mal abgesehen vom Ausschlafen, eine kluge Entscheidung war, erscheint allerdings fraglich. Ich will hier gar nicht auf alle Ärgernisse dieser Messe eingehen, aber die Fürbitten kann ich nicht unkommentiert stehen lassen: Da wurde für all jene gebetet, "die sich nach der Amazonas-Synode deutlichere Signale für eine Erneuerung der Kirche erhofft hatten", für jene, "die im Zuge des Synodalen Weges aufeinander zugehen wollen" -- und das alles in einer so heimtückisch manipulativen Wortwahl... Bisher, so schien es, hatte in unserer Pfarrgemeinde - bei allen sonstigen Konflikten - an dieser kirchenpolitischen Front Waffenstillstand geherrscht, aber das ist nun wohl vorbei. Zum Auszug wurde "Maria Zwonull, du bist allzeit mein Sinn" gesungen. Nein, nicht wirklich; aber unterschwellig drängte sich der Eindruck auf, dass es so gemeint war. 
Was ansteht: Heute Nachmittag hat meine Tochter ihren "Oma-Tag", was für mich bedeutet, dass ich diese Zeit tunlichst nutzen sollte, liegengebliebene Arbeit zu erledigen. Dienstag und Mittwoch sind aller Voraussicht nach mehr oder weniger "business as usual"; am Donnerstag wird in der Schönstatt-Kapelle in Frohnau eine Heilige Messe anlässlich der bevorstehenden offiziellen Eröffnung des Pastoralen Raums Reinickendorf-Süd gefeiert, und da könnte man natürlich hingehen. Man könnte aber stattdessen auch mal wieder zur "Community Networking Night" im Baumhaus gehen. (Ein mehrfach angekündigter Blogartikel darüber, was am Baumhaus so toll ist, ist übrigens in Arbeit und gehört zu den Dingen, die ich in der vergangenen Woche nicht fertig gekriegt habe.) Am Freitag hat meine Liebste, wenn ich richtig informiert bin, mal wieder einen Foodsaving-Einsatz in einem Biomarkt; am Sonntag ist dann Büchertreff, und dazu fehlt uns noch ein "thematischer Beitrag". Okay, irgendwas wird uns schon einfallen, aber das will dann ja auch noch vorbereitet sein. Kurz, es gibt schon wieder mehr als genug zu tun für eine Woche...


aktuelle Lektüre: Laut dem ursprünglichen Zeitplan meiner "100-Bücher-Challenge" hätte ich heute mit der 4. Etappe fertig sein müssen. Bin ich aber noch nicht, und es wird wohl noch ein paar Tage länger dauern. Mit der Auswertung der 3. Etappe bin ich in der zurückliegenden Woche auch nicht großartig vorangekommen. Aber es besteht Hoffnung: Die Bücher, die ich mir für die fünfte Etappe vorgenommen habe, sind zum größten Teil erheblich weniger umfangreich als die zuletzt gelesenen. Es handelt sich - so viel sei schon mal verraten - um einen auf historischen Tatsachen basierenden Roman über Widerstandskämpfer in Odessa während der deutschen Besatzung im II. Weltkrieg, Memoiren eines Klatsch-, äh, Pardon: Gesellschaftskolumnisten, ein Jugendbuch über Liebe im Internet, einen unter Genre-Kennern hoch geschätzten Science-Fiction-/Fantasy-Roman und eine Edition vin Tagebuchnotizen, Briefauszügen und anderen Kleinschriften der Hl. Mutter Teresa. Fast unnötig zu sagen, dass ich mir vom erst- und letztgenannten Buch am meisten verspreche, aber warten wir's mal ab. 

Linktipps: 
Weiter oben war bereits die Rede davon:  Das nachsynodale Schreiben zur Pachamama- Amazonas-Synode war im Vorfeld - und zwar allem Anschein nach besonders hierzulande - mit allerlei sensationellen Erwartungen befrachtet worden; dann kam es am vergangenen Mittwoch endlich raus, und die Öffentlichkeit rieb sich verwundert die Augen: Na sowas, der Papst ist immer noch katholisch, der Rhein fließt doch nicht in den Amazonas (oder umgekehrt); es bleibt beim Nein zur Frauenweihe, und viri probati (Gesundheit!) sind überhaupt kein Thema. Die zwischen Ratlosigkeit und blankem Entsetzen schwankenden Reaktionen der liberal-progressiven "Reformkatholiken", besonders in Deutschland, betrachtet der Theologieprofessor und Catholic Herald-Kolumnist Pecknold mit Gelassenheit und sardonischem Humor. Sehr hübsch auch, wie nonchalant er das im Gefühl seiner angemaßten Wichtigkeit oft etwas angeschwollen wirkende "ZdK" auf Normalmaß zurückstutzt, indem er es schlicht als "a lay group" bezeichnet. Auch die deutschen Bischöfe, namentlich Kardinal Marx, fasst Pecknold nicht mit Samthandschuhen an. Sein Fazit: Im Zweifel ist immer noch darauf Verlass, dass der Heilige Geist die Geschicke der Kirche lenkt und nicht das dicke Scheckbuch der deutschen Teilkirche. 

Eine 13jährige Schülerin fragt den Pastor ihrer (anglikanischen) Kirchengemeinde, ob es verhältnismäßig sei, einem Jungen "einen zu blasen", wenn dieser ihr dafür ein Menü bei McDonalds  ausgibt, oder ob sie eine teurere Gegenleistung verlangen könne. Ärzte berichten von Ehepaaren mit Kinderwunsch, die erst einmal an "normalen" (d.h. penil-vaginalen) Geschlechtsverkehr gewöhnt werden müssen. Sind das extreme Einzelfälle? Sicherlich. Wahrscheinlich. Möchte man annehmen. Aber solche Extrembeispiele existieren ja nicht im luftleeren Raum; stellt man sie sich als Gipfel vor, dann impliziert das, dass sich unter ihnen ein ganzes Gebirgsmassiv befindet -- das heißt, eine unüberschaubare Masse jeweils für sich betrachtet weniger spektakulärer, dafür aber umso verbreiteterer Symptome einer krankhaften Übersexualisierung der Gesellschaft, die sich in der Summe zu einer ernsthaften Gefahr für den Fortbestand der Zivilisation auswachsen. Das mal als Mahnung an die Adresse all derer, die meinen, mit der Sexualmoral der katholischen Kirche stimme etwas nicht, weil sie sich zu weit "von der Lebenswirklichkeit der Menschen entfernt" habe, sowie auch aller anderen, die meinen, was unsere Gesellschaft ganz dringend brauche, sei noch mehr "Offenheit" in sexualibus. Freund Rod meint, angesichts solcher Entwicklungen verspüre er den Drang, ein neues Buch namens "The Benedict Option II: Head for the Hills!" zu schreiben. Also, ich würd's kaufen. Vielleicht muss ich es aber auch selber schreiben. (Wenn ich mal Zeit habe, haha.) 

So, und dann habe ich diese Woche ungewöhnlicherweise noch einen dritten Linktipp. Ich habe überlegt, den folgenden Pressebericht zum Anlass für einen eigenständigen Artikel zu nehmen, aber angesichts der sehr realen Gefahr, dass ich dazu doch nicht komme, handle ich ihn mal kurz und bündig hier ab:

Eine Filmproduktion eines südkoreanischen Fernsehsenders mit dem Titel "I Met You" hat weltweit für Aufsehen gesorgt: In dem Film wird die "Begegnung" einer Frau mit einer mit modernster Computertechnik "erschaffenen" virtuellen Projektion ihrer 2016 im Alter von sechs Jahren an Leukämie gestorbenen Tochter in Szene gesetzt. Der Fall wirft natürlich allerlei Fragen auf, wie zum Beispiel: "Haben diese Leute alle nicht 'Friedhof der Kuscheltiere' gelesen?!?" Aber mal im Ernst: Was ich an der Art, wie die Berliner Zeitung, das alte SED-Blatt, den Vorgang schildert, am frappierendsten finde, sind Formulierungen, die komplett auszublenden scheinen, dass die Frau nicht wirklich ihre verstorbene Tochter trifft. Das fängt mit der Überschrift an und zieht sich durch den ganzen Artikel. Natürlich wiry nicht verschwiegen, dass es sich um eine computergenerierte Simulation handelt, aber unterschwellig wird der Eindruck vermittelt, es gäbe da keinen entscheidenden qualitativen Unterschied. Wir haben es hier gewissermaßen mit einer "technologically enhanced version" der Idee zu tun, dass Verstorbene "in der Erinnerung ihrer Lieben weiterleben" -- was ich schon immer als bekloppte Aussage empfunden habe. Stellt es nicht eine eklatante Missachtung der Würde der verstorbenen Person dar, wenn man sie zu einem bloßen Hirngespinst ihrer Hinterbliebenen degradiert? -- Nun ist es zugegebenermaßen nicht so, dass in der Zeitungsmeldung überhaupt keine Kritik an dieser TV-Produktion laut würde. Doch, die gibt es schon: 
"Während viele Zuschauer starkes Mitgefühl mit der trauernden Mutter zeigten und die Dokumentation lobten, warfen andere den Machern Ausbeutung des Leids der Familie vor."
Ah ja. Dass in einer kapitalistischen Gesellschaft das Streben nach Gewinn als moralisch anrüchig gilt - während dieselbe Gesellschaft ansonsten kaum noch verbindliche moralische Maßstäbe kennt bzw. anerkennt -, wird wohl nie aufhören, mich zu faszinieren. Und sonst so? Auf der Facebook-Seite der Berliner Zeitung kommentierte eine Leserin: 
"Wenn es für die Beteiligten ok und aufarbeitend ist, warum nicht. Kann jeder selbst entscheiden. Ich finde es gut, dass es solch eine möglichkeit gibt..." 
Nun gut, das ist ja heutzutage quasi der Standard-Kommentar zu so ziemlich allem. Aber mal im Ernst: Immer wenn ich so etwas lese oder höre, verspüre ich den Drang, mich auf ein hohes Gebäude zu stellen und in die Welt hinauszurufen "EBEN NICHT!!!". 


Heilige der Woche: 

Heute, Montag, 17. Februar: Hll. Gründer des Servitenordens. Sieben wohlhabende Bürger aus Florenz - Bonfilius Monaldi (1176-1262), Bonajunkta Manetti (1206-1267), Manettus dell'Antella (†1268), Amadeus von Amidei (†1266), Hugo Lippi-Ugoccioni (†1282), Sosteneus di Sostegno  (1205-1282) und Alexis Falconieri (ca. 1200-1310) -, die sich im Jahre 1233 zusammentaten, um den "Orden der Diener Mariens" (Ordo Servorum Mariae, daher kurz "Serviten" genannt) zu gründen. Sie verzichteten auf ihren Besitz, lebten auf dem Monte Senario nach der Ordensregel der Augustiner, sorgten für Arme und Kranke und standen schon zu Lebzeiten im Ruf der Heiligkeit. 

Freitag, 21. Februar: Hl. Petrus Damiani (ca. 1007-1072),  Bischof und Kirchenlehrer. Benediktinermönch und Kirchenreformer, übte scharfe Kritik an moralischen Missständen im Klerus (insbesondere Päderastie); wurde 1057 von Papst Stephan IX. zum Bischof von Ostia und zum Kardinal ernannt, wichtiger Berater mehrerer Päpste. 1828 von Papst Leo XII. zum Kirchenlehrer ernannt, auch Schutzheiliger gegen Kopfschmerzen. 

Am Samstag, dem 22. Februar, ist das Fest Kathedra Petri, auf Deutsch auch "Petri Stuhlfeier" genannt. An diesen Tag erinnert die katholische Kirche an die Übertragung des obersten Hirtenamtes an den Apostel Petrus.


Aus dem Stundenbuch: 

Rette uns, Herr, Du Gott des Alls, *
und wirf Deinen Schrecken auf alle Völker! (Sir 36,1f.)


1 Kommentar:

  1. "Mein Modul war allerdings auch anspruchsvoll: Es mutete den Teilnehmern zu, eine Reihe von Impulsrn selbständig weiterzudenken,"

    Keine Sorge, es ist nicht anspruchsvoll jemanden zum selbstständigen Weiterdenken zu animieren. Das ist vollkommen normal.

    AntwortenLöschen